Mittagsjournal 1985.06.01

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    Rechtliches

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    Die Zeit, in fünf Sekunden ist es zwölf Uhr.
    Zwölf Uhr.
    Hier ist der österreichische Rundfunk.
    Guten Tag beim Mittag-Journal, sagt mir der Fritz Wendl als Redakteur im Studio.
    Die Themen der nächsten 60 Minuten sind die Überführung der Leichen der italienischen Opfer des Massakers im Brüsseler Heyselstadion vor dem Europacup-Finale am Mittwoch nach Italien, der um 13 Uhr beginnende Programmparteitag der FPÖ.
    Aus diesem Anlass ist auch der ehemalige und Alexander Götz, Generalsekretär der FPÖ und derzeitige Vorstandsdirektor der zum CA-Konzern gehörenden Baustofffirma Wienerberger, Helmut Krünes, im Journal zu Gast.
    In weiteren Beiträgen geht es um eine Konferenz des ÖVP-Wirtschaftsbundes in Schladming, bei der auch die Wiederwahl von Rudolf Salinger an der Spitze dieser Organisation auf dem Programm steht, eine Aktionswoche gegen Tiefflieger in der Bundesrepublik Deutschland, die morgen stattfindenden griechischen Parlamentswahlen und die Kulturredaktion informiert über ein neues Buch von Hans Weigl.
    Vor all dem jetzt aber eine von Georg Schalgruber zusammengestellte Meldungsübersicht, die Josef Ensl Nattek liest.
    Österreich.
    Im Salzburger Kongresshaus beginnt heute der zweitägige Programmparteitag der FPÖ.
    Einziger Tagesordnungspunkt ist ein Programmentwurf, der von der Bundesparteileitung fast einstimmig genehmigt worden ist.
    Innerparteiliche Diskussionen gab es in den vergangenen Tagen um die Linie der Partei in der Frage Kernkraft und Zwentendorf.
    Ob und inwieweit diese Diskussion in Salzburg eine Rolle spielen wird, lässt sich noch nicht absehen.
    In Schladming in der Steiermark hält der österreichische Wirtschaftsbund die Generalversammlung ab.
    In einem Referat vertrat ÖVP-Bundesparteiobmann Alois Mock die Ansicht, die Volkspartei werde von der Bevölkerung als die Alternative zur Regierungspolitik gesehen.
    Das Wirtschaftskonzept der ÖVP basiere auf Leistung, Eigentum und Eigeninitiative.
    Immer mehr Menschen erkennen, dass es für eine positive wirtschaftliche Entwicklung notwendig und richtig sei, sagte Mock.
    Italien.
    Nach wie vor steht die italienische Öffentlichkeit im Bann der blutigen Ereignisse vor dem Europacup-Finale Liverpool gegen Juventus Turin im Heidel-Stadion in Brüssel.
    Nachdem gestern neun Leichen nach Rom und Mailand übergeführt worden sind, werden heute die übrigen 22 aus Italien stammenden Toten in ihre Heimat gebracht.
    Ministerpräsident Petino Craxi hat bereits angekündigt, dass Rom in London und Brüssel Aufklärung über die Ursachen der Katastrophe verlangen werde.
    Insgesamt sind 38 Menschen ums Leben gekommen.
    Griechenland.
    In Griechenland finden morgen vorgezogene Parlamentswahlen statt.
    Etwa siebeneinhalb Millionen Menschen wählen 300 Abgeordnete.
    Allgemein wird mit einem knappen Rennen zwischen den beiden Großparteien gerechnet.
    Es sind dies die panhellenische sozialistische Bewegung unter Ministerpräsident Andreas Papandreou und die neue Demokratie unter Konstantin Mitsotakis, die konservativ bis liberal orientiert ist.
    Innenpolitische Spannungen haben sich vor allem an der Wahl des neuen Staatspräsidenten im Parlament entzündet.
    Diese Wahl wird von der bürgerlichen Opposition als illegal bezeichnet.
    Auch Wirtschaftsthemen spielten im Wahlkampf eine Rolle.
    USA.
    Die Vereinigten Staaten und Jordanien sind sich nach wie vor nicht über die wichtigsten Punkte eines Friedensprozesses im Nahen Osten einig.
    Dies bestätigte Außenminister George Shultz nach einem viertägigen Besuch von König Hussein von Jordanien.
    Shultz sprach zwar von deutlichen Fortschritten, schränkte aber ein, dass man sich über die arabische Förderung nach einer internationalen Konferenz unter Beteiligung der Sowjetunion nicht einigen konnte.
    Auch der israelische Außenminister Yitzhak Shamir lehnt Husseins Vorschlag einer internationalen Nahostkonferenz entschieden ab.
    In New York hat der UNO-Weltsicherheitsrat zur Krise im Libanon einstimmig eine Resolution verabschiedet.
    Alle Beteiligten werden aufgerufen, Gewalttätigkeiten gegen die Zivilbevölkerung im Libanon, insbesondere in den Palästinenserlagern, zu beenden.
    Eine Aufforderung zu einem Waffenstillstand enthält die Entschließung nicht.
    Irak
    Im Krieg am Persischen Golf dauern die Bombenangriffe auf zivile Ziele offenbar an.
    Bagdad meldete, die irakische Luftwaffe habe den im Zentrum Teherans liegenden internationalen Flughafen heute Nacht bombardiert.
    Weiters will der Irak am östlichen Tigris eine ausgedehnte Blitzoffensive vorgetragen haben.
    Teheran ließ verlauten, der internationale Flughafen sei nicht getroffen worden.
    Polen.
    Der Sloty, die Landeswährung, ist mit Wirkung von heute abgewertet worden.
    Die Regierung in Warschau will mit dieser Maßnahme die Exporte ankurbeln und die Importe begrenzen.
    Gegenüber dem Dollar und anderen westlichen Währungen beträgt die Abwertung fast 17 Prozent.
    Weiters wird heute die Rationierung von Butter und Speisefett in Polen aufgehoben.
    Bei Butter werden Preisanhebungen zwischen 12 und 22 Prozent wirksam.
    Die Butterrationierung ist schon einmal vor zwei Jahren aufgehoben worden, musste aber wegen Versorgungsengpässen wieder eingeführt werden.
    USA.
    Jugoslawien und die Vereinigten Staaten werden in Zukunft versuchen, die Handelsbeziehungen auszubauen.
    Anlass für entsprechende Ankündigungen war der Besuch der jugoslawischen Ministerpräsidentin Milka Planins in Washington.
    Jugoslawien will unter anderem den Kleinwagen Jugo 55 in den USA verkaufen.
    Er wäre mit einem Preis von umgerechnet knapp 90.000 Schilling das billigste Auto auf dem amerikanischen Markt.
    Schweiz.
    An den österreichisch-schweizerischen Grenzübergängen wird es für Reisende im Auto wahrscheinlich demnächst Erleichterungen geben.
    Eine raschere und unproblematischere Abfertigung stand im Mittelpunkt von Gesprächen, die Staatssekretär Franz Löschner in Zürich mit Schweizer Verwaltungsstellen führte.
    Österreich.
    Bei einer wissenschaftlichen Enquete in Wien wurde neuerlich deutlich, wie groß der Anteil von Autoabgasen an den Schadstoffemissionen ist.
    Hans-Peter Lenz, der Institutsvorstand an der Technischen Universität Wien, begrüßt in diesem Sinne die in Österreich ergriffenen gesetzlichen Maßnahmen.
    Über die Auswirkungen etwa der ständigen Abgaskontrollen ist Lenz optimistisch.
    Er erwartet, dass in den kommenden zehn Jahren die schädlichen Emissionen um etwa 50 Prozent zurückgehen.
    Nicht viel ist nach Meinung des Universitätsprofessors von einer Senkung der Höchstgeschwindigkeit oder von einem autolosen Tag zu erwarten.
    Es gelte vielmehr, die bestehenden Tempolimits einzuhalten und den Straßenverkehr in den Ballungsweimern flüssiger zu machen, sagte Lenz.
    Die österreichische Krebsgesellschaft feiert heute mit mehreren Veranstaltungen in Salzburg ihr 75-jähriges Bestehen.
    Am Vormittag fand im Festsaal der Landeskrankenanstalt ein Festakt statt.
    Der Nachmittag steht im Zeichen einer wissenschaftlichen Tagung.
    Schwerpunkt ist das Thema Krebs bei Kindern.
    Wissenschaftler referieren unter anderem über die Bekämpfung von Leukämie und von Tumorerkrankungen bei jungen Menschen.
    In Oberösterreich gab es neuerlich mehrere schwere Unwetter.
    Im Bezirk Kirchdorf an der Krems verschüttete eine Mure einige landwirtschaftliche Gebäude.
    Die Höhe des Sachschadens ist beträchtlich.
    Verletzt wurde niemand.
    USA, Kanada.
    Nordamerika ist in den vergangenen Tagen von mehreren Wirbelstürmen heimgesucht worden.
    Besonders schwer sind die Schäden in den amerikanischen Bundesstaaten Pennsylvania, Ohio, sowie in der kanadischen Provinz Ontario.
    Verschiedentlich wurden Autos, Spielbällen gleich, durch die Straßen gefegt und Häuser völlig demoliert.
    Nach bisher vorliegenden Meldungen kamen mindestens 70 Menschen ums Leben.
    Argentinien.
    Extreme Wetterverhältnisse herrschten auch in Argentinien.
    Heftige Gewitter und Wolkenbrüche forderten mindestens zehn Menschenleben.
    Das öffentliche Leben in Buenos Aires ist vorübergehend fast völlig zusammengebrochen.
    Die Wetterlage.
    An der Ostflanke eines Hochs mit Zentrum über der Nordsee fließen feuchte Luftmassen gegen die Ostalpen.
    Die Wetteraussichten bis morgen früh.
    Im Westen und teilweise im Süden aufgelagert oder gering bewölkt.
    Am Nachmittag hier lokale Gewitter.
    Im Norden und Osten vorübergehend aufgeheitert, im Tagesverlauf erneut zunehmende Bewölkung, strichweise Aufkommen von Regen und Regenschauern.
    Mäßige bis lebhafte nördliche Winde, Nachmittagstemperaturen 18 bis 25, Frühtemperaturen morgen 10 bis 16 Grad.
    Wetteraussichten für morgen Sonntag.
    Im Westen und Süden regional heiter, sonst veränderlich oder stark bewölkt, einige teils gewittrige Schauer.
    Wind aus Nordwest bis Nordost, Tageshöchsttemperaturen am Sonntag 19 bis 25 Grad.
    Das Wetter übermorgen Montag, allgemein sonnig und warm.
    Hier die Messwerte von 12 Uhr Mittag.
    Wien, Heiter 21°, Nordwestwind 20 km in der Stunde.
    Eisenstadt-Wolkig 21°, Nordwind 20.
    Linz, Wolkig 21°, Nordwestwind 20.
    Salzburg-Heiter 20°, Nordwind 10 km in der Stunde.
    Innsbruck-Wolkig 21°, Bregenz-Heiter 17°.
    Graz-Heiter 23°, Nordwind 20 km in der Stunde.
    Und Tragenfurt-Wolkig bei 22°.
    Das waren die Nachrichten und das Wetter, es ist 12.10 Uhr, wir kommen zum Beitragsteil des Mittagsschanals.
    Zu Beginn gleich wieder zum Massaker im Brüsseler Heselstadion, bei dem am Mittwoch vor Beginn des Fußball-Europacup-Finales 38 Menschen starben.
    Nun konnten alle Opfer identifiziert werden.
    31 sind Italiener, 4 Belgier, 2 Franzosen und einer der Toten kam aus Liverpool.
    Als erste Konsequenz der blutigen Ereignisse beschloss der englische Fußballverband gestern, dass in der kommenden Saison kein englischer Verein an den Europacup-Bewerben teilnehmen wird.
    Die schottischen, nordirischen und walisischen Klubs sind von dieser Entscheidung nicht betroffen.
    Der europäische Fußballverband, die UEFA, hat noch keine Sanktionen oder anderen Maßnahmen beschlossen.
    Noch im Juni werden in Amsterdam die Sportminister von mindestens fünf westeuropäischen Ländern Möglichkeiten des effektiven Vorgehens gegen das Fußballrauditum beraten.
    Die ersten neun Leichen der italienischen Todesopfer waren gestern nach Italien gebracht worden.
    Die weiteren 22 werden heute überführt.
    Aus Rom berichtet Rolf Gallus.
    Turin, Mailand, Udine, Pisa und Rom wachten die Behördenvertreter von Kommunen und Staat sowie die geistlichen Amtsträger auf die Ankunft der drei Militärmaschinen, die die Leichen der in Brüssel vor dem Spiel Juventus-Liverpool umgekommenen italienischen Schlachtenbummler nach Italien bringen.
    Neun Leichen waren bereits gestern am späten Abend ebenfalls mit Flugzeugen der italienischen Luftwaffe eingetroffen.
    Und wie schon am gestrigen Abend wird auch heute wieder Staatspräsident Sandro Perstini am römischen Flugplatz Ciampino sein, um bei der Landung der direkt aus Brüssel nach Rom kommenden Maschine die mitfliegenden Angehörigen der Verstorbenen begrüßen und trösten zu können, sich mit ihnen zu solidarisieren.
    Sie hatten sich mit den gleichen Maschinen in die belgische Hauptstadt zur gesetzlichen Identifizierung der Toten begeben.
    Vor dem Abflug vom Militärflughafen Brüssel wurde dort in der Kapelle des Flugplatzes selber eine gemeinsame italienisch-belgische religiöse Gedenkfeier für die Opfer des grausamen Massakers vom Mittwochabend abgehalten, der unter anderem auch Belgiens Ministerpräsident Mertens beigewohnt hat.
    Anschließend wurden die mit der italienischen Tricolore bedeckten Särge auf die Militärmaschinen aus Italien geladen.
    In Brüssels Krankenhäusern befinden sich noch ca.
    60 verletzte Italiener.
    Der Zustand von 10 von ihnen ist bedenklich und einige schweben sogar noch immer in Lebensgefahr.
    Im Laufe des heutigen Tages wird sich eine Delegation des FC Juventus Turin mit der Sondermaschine des FIAT-Chefs Agnelli, der Ehrenpräsident des Klubs ist,
    nach Brüssel begeben.
    Es sind dies unter anderem der Vorsitzende des italienischen Fußballverbands, der Direktor, der Cheftrainer und mehrere Spieler der Turiner Elf.
    Sie werden in der belgischen Hauptstadt zunächst die Verletzten in den Spitälern besuchen, so dann mit den belgischen Sportbehörden Fragen der Betreuung derselben auch durch die eigenen Familienangehörigen besprechen.
    Unterdessen schickt sich die italienische Regierung an, gemäß dem gestrigen Kabinettsbeschluss offizielle diplomatische Schritte sowohl bei der britischen als auch bei der belgischen Exekutive zu betreiben, um Rechenschaft für die Katastrophe von Brüssel zu fordern.
    Das blutige Geschehene im Brüsseler Heselstadion ist nach wie vor das europäische Thema Nummer eins, was natürlich auch in den österreichischen Zeitungen seinen Niederschlag hat.
    Das zeigt auch die folgende von Leopold Esterle ausgewählte Presseschau, in der sich aber auch Kommentarzitate aus einem österreichischen wirtschaftspolitischen Thema finden.
    Unter dem Titel Gewissenserforschung kritisiert Thomas Koherr in der Wiener Tageszeitung Die Presse die Medienberichterstattung über das Drama von Brüssel.
    Koherr schreibt,
    Es sind die gleichen Medien, die solchen Massensport erst zu seiner hysterisierenden Wirkung verholfen haben.
    Es sind die gleichen Menschen, die bei Autorennen die gefährlichsten Kurven umlagern, und zwar nicht, um mitzuerleben, mit welch eleganter Aussteuerung die Piloten ihre Boliden in die Gerade lenken, sondern in der Wagenhoffnung auf das Dabeisein, wenn es kracht.
    Früher umlagerten sie den Galgen bei öffentlichen Hinrichtungen.
    Dies sei, so Thomas Keuer in der Presse weiter, die uralte Fratze der bestie Mensch.
    Der Grund hinter all dem sei aber, so Thomas Kocher, eine Umkehrung der Werte, eine Umkehrung ethischer Prioritätenlisten.
    Wir merken diese neue Reihung, diese Neuqualifikation dessen, was als wertvoll zu gelten hat, in allen Lebensbereichen.
    Wir merken diese Umwertung der Werte auch in der Anarchisierung des Alltags, die wir erst dann zur Kenntnis nehmen, wenn sie so elementar ausbricht wie in Brüssel.
    Massive Kritik an der Sportberichterstattung übt auch Gerfritz Sperrl in der ÖVP-nahen steirischen Südost-Tagespost.
    Ich wette, in einigen Wochen ist alles vergessen.
    Da werden auf den Sportzeiten wieder andere Mannschaften niedergewalzt.
    Da wird wieder umgemäht.
    Da schwören sich so manche Sportfans wie der Journalismus gegenseitig Rache.
    Die Ereignisse von Brüssel können nur bewältigt werden, wenn sich alle Medien um Selbstbeschränkung bemühen, wenn sie davon absehen, durch Gewalt in der Sprache Auflage zu machen, durch besonders blutige Bilder den Schrecken zur Alltäglichkeit zu machen.
    Wir wissen, dass die Sensationslust und die Neugier moralische Dämme bricht, dass sie aber auch die inneren Barrieren der Menschen niederreißt, wenn sie sich an die Gewalt gewöhnen.
    Soweit Auszüge aus Kommentaren zum Fußball-Drama von Brüssel.
    Themenwechsel.
    Mehrere Leitartikler haben heute den 75-prozentigen Verkauf der Reifenfirma Semperit an den deutschen Couchshop-Konzern Continental zum Anlass genommen, die wirtschaftspolitischen Hintergründe dieser Entscheidung zu interpretieren.
    So schreibt Erwin Frasl im Kurier, mit der Rückführung der verstaatlichten CA Dr. Semperit in den Sektor der Privatwirtschaft sei ein Schritt in die richtige Richtung gesetzt worden.
    War für die SPÖ und weite Teile der Gewerkschaft der Begriff Entstaatlichung über viele Jahre negativ besetzt, ist nunmehr diese ideologische Fessel abgeworfen.
    Der von Semperit vorskizierte Weg erscheint auch als brauchbares Modell für die verstaatlichte Industrie im engeren Sinn.
    Hier sollten nicht Dauersubventionen zur Verlustabdeckung vom Staat erteilt, sondern vielmehr Unternehmen finanziell so aufgepäppelt werden, dass sie an private Wirtschaftstreibende verkauft werden können oder aus eigener Kraft lebensfähig sind.
    Gegenteiliger Meinung ist Judith Gruber in der kommunistischen Volkstimme.
    Sie schreibt wörtlich von einem großen Ausverkauf und meint, dass das Argument, die Semperit Gesembeh sei allein nicht lebensfähig, auch dann nicht glaubwürdiger werde, wenn man es noch so oft wiederhole.
    Der Ausverkauf der österreichischen direkt und indirekt verstaatlichten Industrie ist damit in ein neues Stadium getreten.
    Die Wirtschaftspolitik der Regierung hat es möglich gemacht und somit wird Semperit wohl nicht das erste und zugleich letzte Beispiel dafür sein, wie ein österreichischer verstaatlichter Betrieb an einem Multi verschachert wird.
    Für Ronald Barazon in den Salzburger Nachrichten wiederum war der Verkauf von Semperit unter den gegebenen Verhältnissen der einzig mögliche Schritt.
    Barazon vertritt die Ansicht, dass es nirgends geschrieben stehe, dass nicht auch ein österreichisches Unternehmen zu einem Weltkonzern avancieren könnte.
    Bei allem Respekt vor Klein- und Mittelbetrieben, bei aller Anerkennung für angesehene Bestandteile von Großkonzernen, sollte es doch möglich sein, dass auch österreichische Unternehmungen zumultis werden.
    Die Unternehmensleiter seien aufgerufen, die Ursachen zu untersuchen, warum dies bisher nicht gelungen ist.
    Diesen Bemühungen sei die Überzeugung mit auf den Weg gegeben, dass die Österreicher nicht dümmer sind als andere Völker.
    Das war eine von Leopold Esterle zusammengestellte Presseschau, mit der wir auch schon bei Österreich-Themen im Mittagschanal wären.
    In Salzburg beginnt in rund einer Dreiviertelstunde um 13 Uhr ein Programmparteitag der kleinen Regierungspartei FPÖ.
    Formell hat bis jetzt noch immer das 1968 erstellte Bad Ischler-Programm Gültigkeit, in dem es einige immer wieder heftig kritisierte Passagen gibt.
    Da heißt es nämlich etwa,
    Die Erhaltung der Volksgesundheit ist eine vorrangige Aufgabe des Staates, der insbesondere durch eine Erbgesundheitspflege nach dem Vorbild anderer demokratischer Staaten zu sorgen hat.
    Dieses Programm wurde Anfang der 70er Jahre durch ein sogenanntes gesellschaftspolitisches Manifest zwar entschärft, ist aber, wie gesagt, noch immer gültig.
    Das neue Programm, das nun an diesem Wochenende beschlossen werden soll, trägt nach den Worten seiner Verfasser, zu denen vor allem der dritte Nationalratspräsident Gerolf Stix und Verteidigungsminister Friedhelm Frischenschlag erzählen, verstärkt liberale Züge.
    Details aus diesem Programmentwurf fasst Roland Adrowitzer zusammen.
    Eines der Reizthemen bei Diskussionen über freiheitliche Ideologie ist ständig das Verhältnis der Partei zum Begriff Deutsch.
    Im Bad Ischler Parteiprogramm aus dem Jahr 1968, in dem das Wort liberal übrigens nicht vorgekommen ist, konnte man dazu lesen.
    Wir bekennen uns zur Demokratischen Republik Österreich und zur deutschen Volks- und Kulturgemeinschaft.
    Im Entwurf der Parteispitze für ein neues FPÖ-Parteiprogramm, der generell viel umfangreicher ist als das alte Programm, umfasst das Kapitel Volk und Heimat eine ganze DIN-A4-Seite.
    Einleiten steht da zu lesen.
    Wir bekennen uns zur Demokratischen Republik Österreich als unserem Vaterland, in dem die Werte des Volkstums und der Heimatliebe hochgehalten werden.
    Und weiter unten auf Seite 3 des Programmentwurfs liest man dann.
    Nationale Überheblichkeit lehnen wir ab.
    Wir verurteilen jeden Missbrauch nationaler Gefühle für totalitäre oder imperialistische Ziele.
    Die tragischen Folgen des Missbrauchs nationaler Ideen, insbesondere in diesem Jahrhundert, sind abschreckende Beispiele und müssen uns und allen Völkern in der Welt zur Lehre dienen.
    Dann kommen die Verfasser des neuen FPÖ-Programms auf den Begriff Deutsch zu sprechen.
    Man liest da
    Die bei weitem überwiegende Mehrheit der Österreicher gehört der deutschen Volks- und Kulturgemeinschaft an.
    Diese Tatsache bleibt bestehen, obwohl sie als Folge eines verhängnisvollen Kapitels deutscher Geschichte in Österreich vielfach verdrängt wird.
    Wir wollen, dass Österreich, eingebettet in den deutschen Volks- und Kulturraum, auch in Zukunft dessen Entwicklung eigenständig mitgestaltet.
    Im Programmentwurf heißt es außerdem, als nationale würdigten die Freiheitlichen die Existenz und das Wirken ethnischer Minderheiten, also etwa der Kärntner Slowenen.
    Diese Minderheiten werden als wertvolle kulturelle Bereicherung unserer Heimat bezeichnet.
    Die FPÖ sei außerdem für einen großzügigen Minderheitenschutz auf der Grundlage des Volksgruppenrechts.
    Ob auf dem Programmparteitag das von der Kärntner FPÖ unterstützte Volksbegehren des Kärntner Heimatdienstes über getrennte Schulen für Deutsch-Kärntner und Slowenisch-Kärntner Kinder zur Sprache kommen wird, bleibt abzuwarten.
    Die kleine Regierungspartei legt ihren Delegierten auch Forderungen und Ziele, die über die Grenzen Österreichs hinausreichen, zur Diskussion vor.
    Zum Thema Europa heißt es da etwa unter anderem
    Ungeachtet aller Schwierigkeiten des Einigungsprozesses bleibt ein geeintes und starkes Europa das Ziel, zu dem es keine vernünftige Alternative in Freiheit gibt.
    Auch der eiserne Vorhang soll eines Tages im Rahmen einer friedlichen Lösung des Ost-West-Konflikts einen Brückenschlag zwischen West- und Osteuropa Platz machen.
    Beim Themenbereich Kultur tritt die Freiheitliche Partei für volle innere und äußere Freiheit, also für Kunst ohne Zensur ein.
    Auch bei diesem Kapitel findet sich eine Passage zum Stichwort Deutsch.
    Im Sinne der Zugehörigkeit Österreichs zum deutschen Kulturraum liegt uns die Pflege der deutschen Kultur und Sprache besonders am Herzen.
    Wir erachten es als Aufgabe, bewusst einen österreichischen Beitrag zur Entwicklung der deutschen Kultur zu leisten.
    Ungeachtet dessen würdigen wir aus nationaler Sicht die kulturelle Identität aller ethnischen Minderheiten und wollen diesen ihren kulturellen Bestand und dessen Entfaltung großzügig sichern.
    Beim Kapitel Soziales fordern die Freiheitlichen eine Gesellschaft ohne Unterdrückung, die den Menschen die Entfaltung ihrer Möglichkeiten bietet und die den Schwachen vor dem Mächtigen schützt.
    Gleichmacherei wird mit der Begründung, sie sei der Feind der Freiheit, abgelehnt.
    Die FPÖ will laut Programmentwurf mehr Freiheit und weniger Staat, will damit aber nicht den Rückzug des Staates aus seiner sozialen Verantwortung wie etwa der Privatisierung der Armut verstanden wissen.
    Beim Stichwort Leistung findet sich ein bemerkenswerter Unterschied zum Bad Ischler Parteiprogramm aus dem Jahr 1968.
    Die FPÖ bekennt sich zwar nach wie vor zur Leistung, aber hat nun eine offensichtlich differenziertere Haltung zum Reizthema Eliten.
    Hatte es im Bad Ischler Programm noch geheißen, die für den Bestand der Demokratie entscheidende Schaffung von Eliten muss bei der Jugend einsetzen, so lautet die entsprechende Passage im neuen Programm,
    Die Bildung von offenen Eliten aufgrund tatsächlich erbrachter bedeutender Leistungen sichert die Lebensfähigkeit großer menschlicher Gemeinschaften.
    Eliten müssen sich jedoch immer wieder aufs Neue bewähren.
    Privilegien lehnen wir ab.
    Gegen Privilegien spricht man sich auch im politischen bzw.
    halbstaatlichen Bereich, also etwa der E-Wirtschaft aus.
    Politiker müssten anständig verdienen, heißt es da etwa, ungerechtfertigte Privilegien seien jedoch abzulehnen.
    Ebenso abgelehnt wird im Parteiprogramm die Parteibuchwirtschaft und die Ausdehnung des Einflussbereichs der politischen Parteien auf Lebensbereiche, die mit den eigentlichen Aufgaben nichts zu tun haben.
    Da sich die ÖVP in ihrem Zukunftsmanifest ähnlich geäußert hat und die SPÖ über ihrer Perspektivendiskussion sicher nicht nachstehen will, steht ja Österreich offensichtlich eine Zukunft ohne Parteibuch und ohne Freundalwirtschaft bevor.
    Abzuwarten bleibt, ob es auf dem FPÖ-Programmparteitag zu einer heftigen Atomdiskussion kommen wird.
    Denn bekanntlich hat Klubobmann Friedrich Peter vor einer Woche angekündigt, auf dem Parteitag einen Vorstoß zu einer Änderung der FPÖ-Zwendendaufhaltung zu unternehmen.
    Aber fast die gesamte Parteispitze sprach sich inzwischen für eine Beibehaltung des strikten FPÖ-Nein zur friedlichen Nutzung der Kernkraft aus.
    Und um die Politik der FPÖ geht es heute auch in unserer Samstag-Serie
    im Journal zu Gast.
    Das ist heute Helmut Grünes.
    Er war Ende der 70er Jahre und der Parteichef Alexander Götz Generalsekretär.
    Schiet im November 1979 aus dieser Funktion und aus dem Nationalrat, ein Monat ehe Alexander Götz als Parteichef zurück trat aus.
    Grünes, studierter Chemiker, der bereits Anfang der 70er Jahre über Vermittlung des damaligen Parteivorsitzenden Friedrich Peter zur Wienerberger Baustoffindustrie kam, ist jetzt in der Vorstandsetage dieses Unternehmens tätig.
    Der nun 44-Jährige war erstmals in den 60er Jahren im Ring freiheitlicher Studenten politisch aktiv, gehörte dann zum liberalen Atterseekreis und hat bisher praktisch in allen Parteiprogrammformulierungen mitgearbeitet.
    Mit Helmut Gröne sprach Erich Aichinger.
    Herr Dr. Gröne, Sie waren unter Parteichef Götz Generalsekretär.
    Das war eine Zeit, in der die Partei, wenn man so will, ein bisschen nach rechts geschwenkt wurde, als es so österreichweit hieß und es auch Modelle dafür gab.
    Es wäre eine Koalition auch mit der ÖVP denkbar.
    Jetzt gibt es eine Zuneigung der FPÖ zur Linken.
    Regierungskoalition.
    Damit ist also ein Teil des alten Traumes auch von der Macht erfüllt.
    Gefällt Ihnen eigentlich der Weg oder muss er Ihnen gefallen, weil er Erfolg gebracht hat?
    Ich wüsste derzeit keinen anderen Weg, den ich der Partei vorschlagen könnte.
    Darüber hinaus glaube ich, dass die Freiheitliche Partei viel weniger Rechts-Links-Bewegungen durchgeführt hat, als es in der Öffentlichkeit dargestellt wird.
    Das heißt, für Sie ist auch denkbar, dass man heute schon daran denkt, wie es ja auch der Parteichef getan hat, zu sagen, auch nach den nächsten Wahlen kommt durchaus eine Koalition mit der Sozialistischen Partei in Frage?
    Ich glaube nicht, dass es für die Vereintliche Partei nach einer Regierungserfahrung von zwei Jahren bereits eine Entscheidung in politischen Gremien geben darf über die Frage der Fortsetzung einer Koalition.
    Ich bin andererseits über die mangelnden Kontakte zwischen FPÖ und ÖVP besorgt.
    Ich selbst habe eine Reihe von Freunden innerhalb der ÖVP.
    Ich bedauere daher diese Entwicklung.
    Im Zusammenhang mit der ÖVP hingegen muss ich der derzeitigen Parteiführung in einem Punkt entscheidend Recht geben.
    Die ÖVP ist derzeit für die FPÖ kein fairer Vertragspartner.
    Ich erwähne hier nur den Tragenfall, wo eine Drei-Parteien-Einigung gegeben ist und wo dennoch die Partei aus rein taktischen Erwägungen eine Grundsatzentscheidung, die sie mitgetragen hat, praktisch in der Öffentlichkeit widerruft.
    Das führt sicher nicht zu guten Kontakten, auch zwischen wohlwollenden Vertretern beider Parteien.
    Nun gibt es auch starke innerparteiliche Kritiker an Stegers Plädoyer für eine Fortsetzung der rot-blauen Koalition, wenn es das Wahlergebnis das nächste bei den Nationalratswahlen zulässt.
    Da ist zum Beispiel der Oberösterreicher Schender, der hat kipp und klar gesagt, das ist verfrüht und der sagt, da wird man ja vor vollendete Tatsachen gestellt, das ist ein schlechter Stil wie unter Götz.
    Ich glaube nicht, dass Diskussionen über Aussagen eines Parteiobmannes in der Öffentlichkeit geführt werden sollen und ich werde mich sicher zu diesem Thema nicht
    Ebenfalls äußern, noch dazu, wo ich weder Mitglied des Parteivorstandes noch des Präsidiums bin.
    Wir sitzen da jetzt im Salzburger Kongresshaus.
    Das ist der Ort, an dem dieser Programmparteitag abgehalten wird.
    Das Motto heißt, Freiheit ist unser höchster Wert.
    Ist das nicht ein bisschen lapidar für einen Programmparteitag?
    Wir leben in einer Zeit, wo man dazu neigt, die Freiheit als ein sicheres Gut zu betrachten.
    Wenn man das tut, dann ist dieser Titel, diese Überschrift über diesen Parteitag vielleicht wirklich lapidar.
    Wenn man etwas über die Landesgrenzen von Österreich hinaus sieht, stellt man fest, dass der Großteil der Menschheit weit ab von jenem sicheren Freiheitsbesitz ist, wie wir es als Selbstverständlichkeit betrachten.
    Ich bin daher sehr froh, dass es weiterhin ein sehr liberales, freiheitsbewusstes politisches Element für uns gibt.
    Und ich glaube, dass wir stolz sein sollten, dass wir es nicht mit wesentlich härteren Mitteln verteidigen müssen, wie in vielen anderen Teilen der Welt.
    Na gut, nur dieses Motto steht ja in Österreich, wo die Freiheit ja nicht zur Disposition steht, wo sie ja unangetastet ist.
    Zumindest nach den öffentlichen Worten.
    Wenn wir die gesamte Entwicklung der Elektronik, wenn wir die Abhängigkeit der Menschen in einem immer subtileren Sozialgefüge sehen, dann bezweifle ich, ob die Freiheit, wenn man sie etwas näher untersucht, tatsächlich so groß ist, wie wir sie uns alle vorstellen.
    Sie sind, wenn ich so formulieren darf, als Kompliment gemeint, was Erstellung von Parteiprogrammen anlangt, ein alter Hase.
    Sie haben schon da x-mal mitgearbeitet.
    Finden Sie gar nicht einen wesentlichen Fortschritt in den Formulierungen?
    Oder ist das, was da jetzt passiert ist, wieder mal so schnelle Küche?
    deutsche Kultur und Volksgemeinschaft, ein bisschen Heimatbegriff für die einen, die also die bodenständige, deftige Küche lieben und für die liberalen Feinschmecker nehmen wir ein bisschen Marktwirtschaft, ein bisschen Freiheitsbegriff und es wird schon irgendwie schmecken.
    Ich habe seit wirklich vielen Jahren an einem liberalen Profil dieser politischen Bewegung mitgearbeitet, genau gesprochen seit dem Jahr 1959, wo ich in die freiheitliche Studentenbewegung eingetreten bin.
    Und für mich ist das daher ein Abschluss eines langjährigen Traumes.
    Daher ist es natürlich nicht Lapetat.
    Darüber hinaus haben wir in ähnlicher Besetzung seit dem Anfang der 70er-Jahre im Attersee-Kreis die Vorbereitung für ein solches Programm gemacht, das dann eben nur als ein Manifest erstellt worden ist.
    Für mich ist es daher der endgültige Abschluss.
    Dieser Attersee-Kreis, der hat so sein eigenes Flair.
    Das waren so die jungen Liberalen, die Bewegung hineinbringen wollten in eine
    alte, gestandene Partei.
    Und da scheint es auch wieder Kritiker zu geben.
    Da lese ich heute in den Salzburger Nachrichten, der ehemalige Rechnungshof-Präsident und profilierte freiheitliche Kandutsch denkt an Parteiaustritt.
    Er hat es wörtlich so formuliert,
    Der Parteidenker Stix hat schon die Tiroler Freiheitliche Partei auf eine Sekte reduziert.
    Mit diesem Programm wird das auch mit der Bundes-FPÖ gelingen.
    Der gesamten FPÖ-Führung mangelt es an Respekt gegenüber der Generation, die den Verband der Unabhängigen gegründet hat.
    Ich denke an Parteiaustritt.
    Was sagen Sie zu dieser Kritik sozusagen von dieser Ecke?
    Ich bedauere, wenn ein Mann wie Jörg Kandutsch, der wirklich eine der Säulen der Vereidlichen Partei und der Vorgängerpartei des VDU war und ist, an einen Parteiaustritt denkt.
    Ich nehme es nicht ganz so wörtlich.
    Möglicherweise sind Fehler passiert, dass man ihn nicht zu Gesprächen über das Parteiprogramm eingeladen hat.
    Es liegt aber auch zum Teil an einem sehr starken Rückzug von Kandutsch aus dem politischen Agieren.
    was ich ebenfalls zutiefst bedauere.
    Andererseits muss ich sagen, dass dieses Programm sicher nicht ein Signal für einen Abstieg der Freiheitlichen Partei ist.
    Und wenn Kandutsch so eine Äußerung in der Öffentlichkeit macht, dann ist das etwas, was nicht unbedingt seine Zugehörigkeit zu diesem Lager besonders unterstreicht.
    Das heißt also, für Sie, der Sie sich als von liberaler Herkunft präsentieren, ist auch der, wenn man so will, nationale Flügel, ich weiß schon wie flech die Zuordnungen sind, genügend im neuen Parteiprogramm vertreten?
    Ich bezweifle nicht, dass sich jeder Mensch, der seit Jahren zur vereidlichen Partei gehört, auch nach dem neuen Parteiprogramm in dieser Partei wohlfühlen kann.
    Es hat sehr unfreundlich in eine andere Richtung eine der großen Zeitungen des Auslands beispielsweise geschrieben, die Weltwoche.
    Ich zitiere da wörtlich zwei Sätze.
    Auch im nunmehr fünften Stegerjahr stellt die FPÖ die zweifellos rechterste aller politischen Gruppierungen dar, mit denen eine sozialdemokratische Partei bislang koaliert hat.
    Nach weitgehend akzeptierter Schätzung gelten mindestens 40 Prozent als alte oder neue Nazis.
    Sätze werden auch dann nicht richtig, wenn sie in Zeitungen publiziert werden.
    Diese Aussage ist weder belegbar noch irgendwann für die Freiheitliche Partei begründet gewesen.
    Sie ist schlicht falsch.
    Diese Äußerung ist zu einer Zeit geschrieben worden, als die
    Diskussionen über die Affäre Frischenschlager-Räder oder wie man das jetzt schlagortartig nennen will, auf ihrem Höhepunkt war.
    Wie denken Sie eigentlich an den Empfang des SS-Sturmbahnführers Räder durch den Verteidigungsminister Frischenschlager, der ja auch so wie sie zum liberalen Attersee-Kreis gehört etc.? ?
    Es ist über dieses Thema sehr viel gesprochen worden und ich bedauere ebenfalls, dass dieses Ereignis überhaupt eingetreten ist und vor allem einen Stellenwert verliehen bekommen hat durch die nachträglichen Diskussionen, der ihm ursprünglich keinesfalls zugestanden ist.
    Wenn man die Partei
    wie in diesem Artikel offensichtlich nach einem solchen Ereignis beurteilt, dann zeigt es, dass man nicht gewillt ist, wirklich die politischen Tiefen einer Partei auszuloten.
    Glauben Sie, dass eigentlich ein neues Parteiprogramm sowas Mitreißendes ist, dass man das braucht, um Wahlen zu gewinnen, oder ist das ein bisschen so das intellektuelle Alibi für eine Führungsschicht für die Denker, Leser etc.? ?
    Parteiprogramme sind häufig Papiere, die nur in Regalen stehen.
    Die starke Diskussion über dieses Parteiprogramm, die wirklich vielen Abänderungsvorschläge, die gekommen sind, zeigen, dass das Parteiprogramm nicht an den Parteifunktionären und an den Mitgliedern vorbeigemacht worden ist.
    Und insofern ist es mehr als eine intellektuelle Spielerei.
    Es wird aber hoffentlich auch so viel Intellektualität besitzen, dass es durch viele Jahre hält.
    Parteiobmann Steger, der ja gesagt hat, wenn nicht mehr Liberalität hineinkommt, dann stehe ich zur Disposition ungefähr sinngemäß, kann zufrieden sein.
    Er kann es und es ist auch für die Partei entscheidend, denn eine Partei in einer wandelnden Gesellschaft muss auch in ihren Grundsätzen diesen Wandel Rechnung tragen.
    Eine persönliche Zwischenfrage, wie kommen Sie mit Parteiobmann Steger aus?
    Ich erinnere mich, als Sie damals als Generalsekretär gingen, hat er wenig freundlich gesagt, Grünes, das ist der, den vor einem Jahr niemand gekannt hat und den in einem Jahr wieder niemand kennen wird.
    Wir sind viele Jahre befreundet gewesen.
    Es hat sicher Krisen in unserer Freundschaft gegeben.
    Die Krisen sind längst vorbei und ich bin sehr froh, dass wir zu einer alten, guten Zusammenarbeit gefunden haben.
    Zieht es wieder ein bisschen zurück in die Politik?
    Ich habe eine interessante Aufgabe in der Wirtschaft und ich denke nicht daran, diese Aufgabe aufzugeben.
    Es ist ja an sich fast geschichtsträchtig, dass wir hier in Salzburg sitzen und darüber reden.
    Da war mal eine sehr bedeutende freiheitliche Partei und dann ist in der Stadt Salzburg plötzlich
    etwas grün-alternatives Bürgerlisten dahergekommen und war die drittstärkste Kraft.
    Ist das, glauben Sie, schon auf dem Höhepunkt gewesen oder ist das nach wie vor eine Gefahr für das Protestpotenzial, das ja auch zum großen Teil die freiheitlichen Wähler ausmacht?
    Die Freiheitliche Partei hat sicher auch das Schicksal, dass sie sehr stark nach den agierenden Personen beurteilt wird.
    Es ist in der Zeit der jüngeren Bürgerinitiativen diesen Gruppierungen teilweise gelungen, attraktive Personen in ihre Reihen zu bekommen und damit allein von den Personen her sehr ansprechbar zu sein.
    Das ist eine Aufgabe, die die Freiheitliche Partei ebenfalls bewältigen muss.
    die vielleicht unbequem sind, die aber der Partei Gesicht verleihen.
    Ein wenig wird dieser ganze Programm Parteitag, man kann ruhig sagen, überraschenderweise überschattet von einer Atomdiskussion, von einer Zwentendorf-Diskussion.
    Hat da nicht eigentlich der Vorschlag des Kärntners, Herr Keiter, nach einer Urabstimmung
    innere Logik, gerade in einer freiheitlichen Partei, die sich doch immer wieder um mehr Elemente der direkten Demokratie etc.
    bemüht?
    Die Meinungsbildung in Sachen Kernenergie ist eine, die in der freiheitlichen Partei seit vielen Jahren läuft und selbstverständlich kann sie immer wieder neu aufgerollt werden.
    Für die Parteiprogramm-Diskussion ist Zwentendorf kein Thema, denn das Programm kann nur die zukünftigen Grundlagen schaffen für die Haltung der Partei
    Ich bin selbst in einem persönlichen Dilemma.
    Ich bin als Privatperson Grünes oder als kleines Parteimitglied ein Anhänger von Zwentendorf.
    Ich bin also für Zwentendorf.
    Als ehemaliger Generalsekretär und damit seinerzeitiger Spitzenverantwortlicher
    bin ich froh um die harte Haltung der derzeitigen Parteiführung.
    Es gibt Beschlüsse, es hat ein Wahlprogramm gegeben und es hat auch politische Festlegungen im Zusammenhang mit der Regierungskoalition gegeben.
    Ich kann mir daher auch nicht vorstellen, dass die Parteibasis
    der Regierungsfraktion die Schwierigkeiten antut, die Gesamthaltung zur Frage Zwentendorf während einer Regierungskoalition zu verändern.
    Vielen Dank für dieses Gespräch.
    Im Journal zu Gast war Ex-FPÖ-Generalsekretär Helmut Grünes.
    Und jetzt zwischendurch wieder Auslandsthemen im Mittagsjournal.
    In der Bundesrepublik Deutschland findet derzeit eine Aktionswoche gegen Tiefflüge statt.
    In unserem Nachbarland gibt es nämlich durch die Bundesdeutsche und die NATO-Luftwaffe pro Jahr 100.000 Tiefflüge, zum Teil nur 75 Meter über dem Boden, was enorme Lärmbelästigungen der betroffenen Bevölkerung verursacht.
    Noch gut in Erinnerung sind vielleicht Fernsehbilder von den Trümmern einer Kirche in Oberbayern, die Mitte Mai durch die von einem Militärflugzeug verursachten Schallwellen schlicht und einfach in sich zusammenfiel.
    Es handelte sich dabei übrigens nicht um die erste derartige Ereignisse in der Bundesrepublik Deutschland.
    In Österreich wurde im Zug der Diskussion um die künstlichen Standorte der Drakenabfangjäger beschlossen, deren Flugbewegungen möglichst gerecht über das Land zu verteilen.
    Und eine Aufteilung der Lärmbelästigung durch Militärflugzeuge verlangt nun auch die SPD in der Bundesrepublik, berichtet Michael Kerbler aus Bonn.
    Grüne, blaue und orangefarbene Luftballons schweben in den blauen Sommerhimmel.
    Erwachsene wie Kinder klatschen Beifall.
    Die Feststimmung in dem kleinen Örtchen Michelstadt im Odenwald trügt.
    Hier wird nicht gefeiert, hier wird demonstriert.
    Mit kleinen Fesselballons gegen tief fliegende Jagdbomber.
    Denn die brausen vor allem bei Schönwetter nur wenige Meter über die Dächer der Gemeinde.
    Die Schallschmerzgrenze, diese liegt bei 128 Dezibel, wird bei solchen Überflügen oft erreicht.
    In 40 Ortschaften der Bundesrepublik Deutschland wurde so wie in Michelstadt in dieser Woche demonstriert.
    Eine Woche gegen Tiefflieger wurde ausgerufen, weil die Bewohner jener sieben Regionen, wo Tiefstflüge bis auf 75 Meter über Boden erlaubt sind, die Lärmbelastung nicht länger ertragen wollen.
    An die 100.000 Tiefflüge werden pro Jahr in der Bundesrepublik Deutschland durchgeführt.
    Insgesamt 900.000 Flugbewegungen militärischen Fluggeräts registriert.
    Die Düsenjets der Luftwaffe, aber auch jene der befreundeten Alliierten unterliegen keiner Flugüberwachung.
    So ist der von Betroffenen geäußerte Verdacht, Piloten hielten sich oft nicht an Flughöhen und Geschwindigkeiten, zwar ein subjektiver, aber trotzdem nur schwer zu widerlegen.
    Nicht wegzudiskutieren war in einer von den Grünen im Deutschen Bundestag beantragten Debatte, dass Mitte Mai eine Kirche im oberbayerischen Weypratshausen eingestürzt ist.
    Drei Düsenjäger unbekannter Nationalität sollen die Schallmauer über der Kirche durchbrochen haben.
    Ähnliche Schäden an einem gotischen und einem Rokokosakralbau in Bayern wurden im vergangenen Jahr durch Tiefflieger verursacht.
    Die Grünen verlangten wegen der Gefährdung von Mensch- und Kulturbauten deshalb ein Verbot für Tiefflüge.
    In der Parlamentsdebatte verwiesen die Grünen auf medizinisches Beweismaterial, aus dem hervorgeht, dass starker, überfallartiger und häufiger Lärm, Angstvorstellungen, Ein- und Durchschlafstörungen, Nervosität, Bluthochdruck bis hin zu Herz-Kreislaufstörungen führen kann.
    Im Verteidigungsministerium auf der Bonner Harthöhe betont man, dass die Übungsflüge und damit auch die Tiefflüge unverzichtbar für das Training der Düsenjet-Piloten seien.
    Nicht jeder Flugvorgang könne im Simulator geübt werden.
    Ein hoher Offizier erklärte auf Befragen, dass die Piloten den, wie er sagte, emotionellen Stress bräuchten, wenn sie mit hoher Geschwindigkeit in Bodennähe einem Hindernis, etwa einem Berg, ausweichen müssten.
    Dieser Stress sei nicht zu simulieren.
    Die deutschen Sozialdemokraten forderten zusätzlich zu den bereits existierenden zwei mobilen Radareinheiten, mit denen das Flugverhalten der Piloten, ähnlich wie Radarkontrollen auf Autobahnen, überprüft wird, weitere solche Anlagen anzukaufen.
    Außerdem müsse das Übungsgebiet mit dem Ziel erweitert werden, die Lärmbelastung gleichmäßiger auf die Bevölkerung zu verteilen.
    Es dürften auf Dauer nicht immer ein und dieselben Bundesbürger dem Düsenlärm und dem Überschallknall ausgesetzt werden.
    Der Protest gegen den Fluglärm, der an die Regierung Kohl und im Besonderen an Verteidigungsminister Wörner adressiert ist, geht aber bereits ins Grundsätzliche.
    Die Menschen verlieren die Freiheit, über ihr Verhalten selbst zu bestimmen.
    Die Lärmverursacher sind es, so wird argumentiert, die darüber entscheiden, ob es zu einer bestimmten Zeit in einer Wohnung möglich ist, zu lesen, zu lernen, Musik zu hören, nachzudenken, zu plaudern oder zu schlafen.
    Das mag auch der Grund sein, warum sich an der Aktionswoche gegen Tiefflieger nicht nur Natur- und Umweltschützer, Grüne oder Alternative beteiligen, sondern Betroffene aus allen Gesellschaftsschichten mit den verschiedensten Parteipräferenzen.
    Kein Wunder, Fluglärm macht vor keinem Parteibuch Halt.
    In der ältesten Demokratie der Welt, in Griechenland, wird morgen ein neues Parlament gewählt.
    Die Ausgangslage der Wahl sieht so aus, dass sich niemand vorherzusagen getraut, ob die panhellenistische sozialistische Bewegung PASOK des Ministerpräsidenten Andreas Papandreou ihre absolute Mehrheit halten kann.
    Die PASOK hat im Oktober 1981 die jahrzehntelange Herrschaft der Rechtsparteien in Griechenland gebrochen und mit einem Stimmanteil von 48 Prozent 172 der insgesamt 300 Parlamentssitze erobert.
    In Griechenland hält man es für ebenso möglich, dass Andreas Papandreou morgen wieder gewinnt, wie dass er die Macht an die Konservativen abtreten muss, als auch, dass er künftig auf die Unterstützung der Kommunisten angewiesen ist.
    Näheres im folgenden Beitrag von Brigitte Fuchs.
    Vor vier Jahren, als Andreas Papandreos sozialistische Partei PASOK zum ersten Mal stärkste Parlamentspartei Griechenlands wurde, hatte der meistgehörte Wahlkampf-Slogan «Alaji» zu Deutsch «Wechsel» geheißen.
    Alles oder zumindest fast alles sollte anders werden im Neuen im sozialistischen Hellas.
    Auf den Wahlplakaten für die morgige Wahl versprechen Griechenland-Sozialisten nicht mehr, dass alles anders werden wird, sondern dass alles, Zitat, noch besser werden wird.
    Vorausgesetzt natürlich, die Wähler schenken wieder dem 66-jährigen Andreas, wie er von allen seinen Anhängern ganz einfach gerufen wird, wieder ihr Vertrauen.
    Den Wechsel wünschen sich diesmal die Konservativen, der Neodemokratia.
    Diese Partei zieht mit einem neuen Spitzenkandidaten in die Wahlschlacht, mit Konstantin Mitsotakis, ein Mann aus Kreta, dem es gelungen ist, seiner konservativen Partei ein liberaleres Image zu geben.
    Mitsotakis hat in früheren Regierungen als Wirtschafts- und als Außenminister politische Erfahrungen gesammelt.
    Ihm werden gute Chancen eingeräumt, den noch vor wenigen Monaten unschlagbar scheinenden Papandreou zu besiegen.
    Voraussagen lässt sich allerdings weder der Sieg der einen noch der anderen Partei.
    Die beiden Spitzenkandidaten liegen in den Meinungsumfragen Kopf an Kopf.
    Die Wahlauftritte der letzten Tage könnten allerdings Papandreou entscheidende Prozente gebracht haben.
    Im Gegensatz zu seinem konservativen Gegenspieler Mitsotakis liebt es der Sozialist in der Menge zu baden und genoss die vielen Wahlkundgebungen mit hunderttausenden Fans.
    Die Erfolge seiner Amtszeit wurden bei diesen Kundgebungen mit meist jungen Teilnehmern immer wieder betont.
    Es wurde das Wahlalter auf 18 Jahre herabgesetzt.
    Die Hochschulen und Universitäten bekamen neue Förderungsgelder.
    Junge Akademiker können mit finanzieller Starthilfe vom Staat rechnen.
    Auch die Arbeitnehmer wurden von der sozialistischen Regierung begünstigt.
    Der gesetzliche Mindestlohn wurde in den letzten vier Jahren mehr als verdoppelt.
    Allein im vergangenen Jahr stieg der durchschnittliche Lohn eines Industriearbeiters um 26 Prozent.
    Das Bildungswesen wurde praktisch verstaatlicht, die staatliche Sozial- und Krankenfürsorge stark verbessert.
    Nicht völlig in den Griff bekommen hat der frühere Wirtschaftsprofessor Papandreou allerdings die ökonomischen Schwierigkeiten Griechenlands.
    Die Inflationsrate liegt bei offiziellen 18 Prozent im Jahr.
    Hausfrauen und Opposition sprechen aber von mindestens 25 Prozent Kaufkraftverlust.
    Die Produktivität der Betriebe ist niedrig, die Arbeitslosigkeit hoch und private Investitionen gibt es so gut wie gar keine.
    Hier liegen auch die Hauptansatzpunkte der Kritik der konservativen Opposition.
    Das zu viel an Staat, die zu hohen Steuern und das Gerede von einem sozialistischen Griechenland würden die Investitionslust der Unternehmer bremsen, meint Mitsotakis.
    Die direkte Auseinandersetzung der beiden Spitzenkandidaten spielte sich allerdings weniger auf der Ebene solcher Sachprobleme ab, man bewegte sich eher in den Tiefen von Schlammschlachten.
    Papandreou bezichtigte seinen Widersacher Mitsotakis, Kontakte zur SS gehabt zu haben, was eindeutig nicht stimmt, dann wieder dem früheren Königshaus verbunden zu sein, was zumindest nicht mehr stimmt.
    Mitsotakis schlug zurück, indem er dem Sozialisten vorhielt, gleich zweimal die amerikanische Staatsbürgerschaft angenommen zu haben.
    Das stimmt zwar, aber einmal war der Grund dafür die Professur, die Papandreou an einer amerikanischen Universität hatte.
    Das zweite Mal musste Papandreou während der Militärregierung ins Exil.
    Dritte Kraft im neu gewählten griechischen Parlament werden mit Sicherheit die nach Moskau orientierten Kommunisten werden.
    Sie könnten bei einem sehr knappen Wahlausgang, mit dem ja allgemein gerechnet wird, bei der Zusammensetzung der nächsten Regierung das Zünglein an der Waage spielen.
    Trotz heftiger Attacken auf die Sozialisten im Wahlkampf liegen die Sympathien der KP eindeutig auf Seiten der PASOK.
    Und nun noch einmal zu Österreich-Themen im Mittagsjournal.
    Im steirischen Schladming hält der Wirtschaftsbund der ÖVP seine Generalversammlung ab.
    Bei der Tagung, bei der die gesamte Führungsspitze der Opposition vertreten ist, wollen die Wirtschaftsdenker der Volkspartei zukunftsorientierte Wirtschaftsstrategien ausarbeiten.
    Selbstverständlich geht es bei dieser Generalversammlung des Wirtschaftsbundes aber auch um Personalentscheidungen an der Spitze dieser ÖVP-Teilorganisation.
    Aus Schladming berichtet Manfred Steinhober.
    Die Spekulationen um Bundeskammerpräsident Rudolf Sallinger, die es vor der heutigen Generalversammlung des ÖVP-Wirtschaftsbundes hier in Schladming gegeben hatte, klangen bereits in den Begrüßungsorten an.
    Denn aus der Steiermark vom ÖVP-Klubobmann Bernd Schilcher war der Wunsch nach einer Ablöse Salingers an der Spitze des Wirtschaftsbundes gekommen.
    Der steirische Landeshauptmann Josef Krainer ging in seinen Begrüßungsworten auch gleich darauf ein.
    Und Herr Präsident Salinger, weil uns heute schon über den Semmering ein prominenter Journalist in seinem Leitartikel, den ich gerade früher begrüßt habe, mitgeteilt hat, was er sich von uns denkt, indirekt, wie das in Wien meistens üblich ist.
    möchte ich, die Leute hier sind, wie man so schön steirisch sagt, etwas more outspoken than somewhere else in the world, möchte ich dir sagen, wie sehr wir gerade auch dich persönlich deine Leistungen für den Wirtschaftsbund und für die österreichische Volkspartei in unserer Steiermark schätzen,
    Und wie sehr wir deine Arbeit respektieren.
    Auch wenn die Männer und Frauen von Wien aus gesehen hinter dem Semmering angesiedelt, nicht nur direkter, sondern manches Mal auch kritischer sind als anderswo in Österreich.
    Nicht ganz so direkt, aber doch kritisch setzte Kreiner fort und lobte vorerst den Wirtschaftssprecher der ÖVP, Robert Graf, überschwänglich.
    Und zwar vor allem deshalb, weil Graf den heutigen Wiener Vizebürgermeister Erhard Busek in den Wirtschaftsbund geholt hatte.
    Beide, Graf und Busek, kandidierten heute als Vizepräsidenten des Wirtschaftsbundes.
    Und dann noch ein kleiner, vielleicht typisch steirischer Aspekt.
    Krainer beendete seine Rede mit einer Variation der Landeshymne.
    Auch Wolfgang Schüssel, der Generalsekretär des Wirtschaftsbundes, stellte die Rolle des Unternehmers für die ÖVP in den Vordergrund.
    Der Mittelstand sei die Kernschicht und die wichtigste Stütze der ÖVP.
    Von der Regierung forderte Schüssel die schrittweise Privatisierung öffentlicher Unternehmungen, um eine Renaissance der sozialen Marktwirtschaft zu schaffen.
    ÖVP-Obmann Alois Mock ging auch nicht auf personelle Andeutungen ein in seinem Referat.
    Er kritisierte die Wirtschaftspolitik der Regierung und deutete eine Strategie für kommende Wahlen an.
    Liebe Freunde, ich bitte Sie abschließend,
    auch ihre Mitarbeiter über unsere gesellschaftspolitischen und speziellen wirtschaftspolitischen Zielsetzungen zu informieren.
    Dass wir nur mit der Anerkennung der persönlichen Leistung des ertragsreichen Betriebes wirtschaftlichen, sozialen, ökologischen Fortschritt sicherstellen und damit auch die politische Stabilität unseres Landes in Zukunft garantieren können.
    Dieses Gespräch mit den Mitarbeitern in den Betrieben, um das ich Sie wirklich sehr herzlich bitte, ist ein wesentlicher Teil unserer politischen Arbeit und eine wesentliche Voraussetzung, dass wir wieder die Gesamtverantwortung in unserem Lande eines Tages übernehmen.
    Und soeben bekomme ich auch das Wahlergebnis auf den Tisch.
    Rudolf Salinger wurde mit der überwältigenden Mehrheit von 86,3% der Stimmen wiedergewählt.
    Und die Stimmen für Graf und Busek als Vizepräsidenten spiegeln genau wieder, was Greiner in den Begrüßungsworten bereits angedeutet hatte.
    Graf erreichte sogar um einige Stimmen mehr als Salinger.
    Busek dagegen schaffte die Wahl nur ganz knapp, bekam aber etwas mehr als 50% der Stimmen und ist deshalb als Vizepräsident wiedergewählt.
    Und damit gebe ich zurück nach Wien an Fritz Wendl.
    Aus Schladming berichtete Manfred Steinhuber.
    Der prominente Schriftsteller, Publizist, Kritiker und Literaturförderer Hans Weigl hat ein neues Buch herausgebracht mit dem Titel Nach wie vor Wörter, literarische Zustimmungen, Ablehnungen, Irrtümer.
    Volkmar Parschalk hat mit Hans Weigl über die Entstehung dieses Buches gesprochen und den folgenden Beitrag gestaltet.
    Dass man älter wird, kann sich auf vielerlei Manier äußern.
    Man hört schlechter.
    Ich noch nicht.
    Man sieht schlechter.
    Ich schon lange.
    Man wird ungeduldig und rechthaberisch.
    Ich schon lange.
    Man geht langsamer.
    Ich seit kurzem.
    Gegner von einst werden freundlich.
    Das amüsiert mich.
    Man wird ununterbrochen gebeten, ein Vorwort zu schreiben.
    Das meint Hans Weigl, der vor wenigen Tagen 77 Jahre alt wurde und der die österreichische Literatur nach 1945 repräsentiert und beeinflusst hat wie kaum ein anderer Autor, in der Einleitung zu seinem neuen Buch nach wie vor Wörter, dem 10.
    Weigl-Buch, das der Styria Verlag herausgebracht hat.
    Der Grazer Verlag und seine Lektorin Elke Wujica konnten Weigl nach Büchern über die Themen Satire, Kabarett, Musik und Theaterkritik zur Herausgabe seiner Texte zur Literatur bewegen.
    Es liegt natürlich nahe, dass ich aus dem sehr, sehr vielen, was ich über Literatur in jedem Zusammenhang geschrieben habe, nicht nur Buchkritiken, sondern auch Würdigungen etwa,
    Karl Graus, Arthur Schnitzler und andere, auch über den schwierigen von Hofmannstag, bis zur polemischen Befassung mit Fragen der Literatur, wie ein sehr böser Aufsatz über die Verleger.
    Und das habe ich alles, nicht diese speziellen Texte, sondern alle Texte, die nur entfernt geeignet gewesen wären, dem Verlag hingegeben.
    Und der Verlag hat daraus ein Buch gemacht, hat das ausgesucht, was ihm geeignet schien.
    Es gibt keinen schöneren Beruf als diesen ärgsten aller Berufe, der nachweisbar ärger ist als alle anderen ärgsten aller Berufe, die von ihren in Hassliebe sich verzehrenden Angehörigen als solche ausgegeben werden.
    meint Hans Weigl unter dem Titel »Segen des Schriftstellerberufes«.
    Und mit grundsätzlichen Marginalien zur österreichischen Literatur beschäftigt er sich im ersten Kapitel.
    Ich bin hierher gekommen und kaum war ich da, hat man gefragt, gibt es eine österreichische Literatur.
    Das war an sich eine ganz selbstverständliche Tatsache, dass es diese Literatur gibt.
    Aber man wird immer wieder, vielleicht sogar heute noch hier und da,
    vor diese Frage gestellt.
    Und da sind wir einige gewesen, vor allem mein Kollege Friedrich Thorberg und ich, die es uns zur Aufgabe gestellt haben, gegen alle gegenteiligen Meinungen
    die österreichische Literatur zu postulieren, anzuerkennen, als vorhanden darzustellen.
    Von Vor- und Nachwörtern war schon die Rede.
    Nachrufe gibt es nur vier.
    Buchbesprechungen zu Büchern von Peter Altenberg, Eisenreich, Innerhofer, Mauthe, Schäbestien und Jutta Schutting.
    Theateraufsätze zu Werken von Hoffmannsthal, Horvath, Lessing, Molière, Roussin und Oscar Wilde.
    Geburtstagsartikel von Anouy bis Thorberg.
    Zustimmung und Ablehnung.
    Für Weigls großes, kritisches und polemisches Talent ein bisschen zu wenig Ablehnung.
    Ja, das stört mich insofern, als ich manchmal Dinge gerne aufbewahrt wüsste, die von Interesse sind, nicht um der Freude am Zerstören und am Negativen willen.
    Einmal hat Hans Weigl in seiner Liebe zur österreichischen Literatur sogar zu Wirtinnenversen gegriffen und daraus möchte ich am Schluss des Beitrages zitieren.
    Zu einer Wirtin an der Wien, da kamen die Autoren hin und auch die Autorinnen.
    Man bat mich um ein paar Porträts, die will ich nun beginnen.
    Dort saß oft grimmig Thomas Bernhard, der Tod und Sterben riesig gern hat.
    Sein Stil ist großkalibrig.
    Er schimpft, er schießt, er schlägt um sich.
    Ich hab viel für ihn übrig.
    Dort saß auch manchmal Peter Handke, den laut zu rühmen ich durchs Land geh, weil er das Schreiben meistert, auch er hält es ganz so wie ich, er ist von sich begeistert.
    Dort saß oft freundlich der Turini, der ist so fruchtbar wie Rossini, er schrieb seit vielen Jahren Komödien, die von Beaumarchais und anderen Dichtern waren.
    Auch ich sitze oft in dem Lokal und freue mich kindisch jedes Mal der zahlreichen Kollegen.
    Ich frage mich nur sorgenvoll, wer wird all das verlegen?
    und von der österreichischen Literatur jetzt wieder zur Tagesaktualität in Kurzmeldungen.
    Österreich.
    Die Vereinigte Partei hält in Salzburg ihren zweitägigen Programmparteitag ab.
    Der Entwurf des neuen Parteiprogramms ist von der Bundesparteileitung fast einstimmig genehmigt worden.
    Innerparteiliche Diskussionen gab es in den vergangenen Tagen über die Linie der FPÖ in der Frage Zwentendorf.
    Der ehemalige Generalsekretär der FPÖ, Helmut Grünes, hat die Diskussion um mögliche Koalitionen nach den nächsten Wahlen für nicht zielführend bezeichnet.
    In der Radioreihe im Journal zu Gast sagte Grünes, seiner Meinung nach sollte man sich zur Halbzeit einer Legislaturperiode nicht auf eine künftige rot-blaue Koalition festlegen.
    Er bedauere zwar das derzeit schlechte Verhältnis der Freiheitlichen zur Volkspartei, sagte Grünes, doch habe diese gerade in der Abfangjägerfrage gezeigt, dass sie gegenwärtig kein fairer Partner wäre.
    In Schladming in der Steiermark hält der ÖVP-Wirtschaftsbund die Generalversammlung ab.
    ÖVP-Obmann Alois Mock betonte, das Wirtschaftskonzept der Volkspartei basiere auf Leistung, Eigentum und Eigeninitiative.
    Die ÖVP, so meinte er, werde von der Bevölkerung als Alternative zur Regierungspolitik gesehen.
    Italien.
    Die italienische Öffentlichkeit steht nach wie vor im Bann der blutigen Ereignissen vor dem Europacup-Finale in Brüssel.
    Gestern sind neun Todesopfer nach Rom und Mailand übergeführt worden.
    Heute werden die übrigen 22 aus Italien stammenden Toten in ihre Heimat zurückgebracht.
    Griechenland.
    In Griechenland finden morgen vorgezogene Parlamentswahlen statt.
    Man erwartet ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen den beiden Großparteien.
    Die Wetteraussichten für Österreich bis zum Abend.
    Teilweise sonnig, im Tagesverlauf im Norden und Osten wieder Wetterverschlechterung.
    Nachmittagstemperaturen heute Samstag 18 bis 25 Grad.
    Nachrichten und das Wetter standen am Ende des Mittagschanals.
    Auf Wiederhören sagt Ihnen im Namen von Redaktion und Technik Fritz Wendl.
    Untertitel der Amara.org-Community

    Beiträge dieses Journals

    Nachrichten
    Datum: 1985.06.01 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Wetterbericht
    Datum: 1985.06.01 [Sendedatum]
    Schlagworte: Natur ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Leichen der Brüsseler Todesopfer nach Italien überführt
    Mitwirkende: Gallus, Rolf [Gestaltung]
    Datum: 1985.06.01 [Sendedatum]
    Ort: Rom [Aufnahmeort]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Inlandspresseschau (Brüssel und Semperit)
    Mitwirkende: Esterle, Leopold [Gestaltung]
    Datum: 1985.06.01 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Vergleich altes und neues FPÖ-Programm anläßlich des heutigen Salzburger Parteitages
    Mitwirkende: Adrowitzer, Roland [Gestaltung]
    Datum: 1985.06.01 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Im Journal zu Gast: Ex-FPÖ-Generalsekretär Krünes
    Interview: Ex-FP-Generalsekretär Krünes
    Mitwirkende: Eichinger, Erich [Gestaltung] , Krünes, Helmut [Interviewte/r]
    Datum: 1985.06.01 [Sendedatum]
    Ort: Salzburg [Aufnahmeort]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Protestwoche gegen Tiefflieger in der BRD
    Mitwirkende: Kerbler, Michael [Gestaltung]
    Datum: 1985.06.01 [Sendedatum]
    Ort: Bonn [Aufnahmeort]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Morgen wählt Griechenland
    Mitwirkende: Fuchs, Brigitte [Gestaltung]
    Datum: 1985.06.01 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Konferenz des Wirtschaftsbundes in der Steiermark / Schladming, Sallinger mit 86,3 % wiedergewählt
    Einblendung: Landeshauptmann Krainer, ÖVP-Obmann Mock
    Mitwirkende: Steinhuber, Manfred [Gestaltung] , Krainer, Josef junior [Interviewte/r] , Mock, Alois [Interviewte/r]
    Datum: 1985.06.01 [Sendedatum]
    Ort: Schladming [Aufnahmeort]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Kultur: Präsentation des neuen Weigel-Buches "Nach wie vor Wörter"
    Einblendung: Autor Weigel
    Mitwirkende: Parschalk, Volkmar [Gestaltung] , Weigel, Hans [Interviewte/r]
    Datum: 1985.06.01 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten

    Katalogzettel

    Titel Mittagsjournal 1985.06.01
    Spieldauer 00:59:45
    Mitwirkende Wendl, Fritz [Moderation] [GND]
    Bachmair, Udo [Regie]
    ORF [Produzent]
    Datum 1985.06.01 [Sendedatum]
    Schlagworte Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt
    20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ audio
    Format TKA [Tonband auf Kern (AEG)]
    Sprache Deutsch
    Rechte Mit freundlicher Genehmigung: ORF
    Signatur Österreichische Mediathek, jm-850601_k02
    Medienart Mp3-Audiodatei
    Gesamtwerk/Reihe Mittagsjournal

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    Gesellschaft , Radiosendung-Mitschnitt
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