Mittagsjournal 1986.02.08

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    Rechtliches

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    KI-generiertes Transkript

    Die Zeit in 5 Sekunden ist es 12 Uhr.
    12 Uhr.
    Hier ist der österreichische Rundfunk.
    Guten Tag meine Damen und Herren, aus dem Studio des Mittagsschonals begrüßt Sie Werner Löw.
    Auf unserem Programm für die kommende Stunde stehen nach den Weltnachrichten folgende Beiträge.
    Auf den Philippinen beanspruchen nach den gestrigen Präsidentenwahlen beide Kandidaten den Sieg für sich.
    Auf Haiti geben nach der Flucht von Diktator Jean-Claude Duvalier jetzt die neuen Machthaber ihre erste Pressekonferenz.
    Peru steht zunehmend im Zeichen des Terrors, über die Hauptstadt Lima wurde der Ausnahmezustand verhängt.
    Unser wichtigstes Inlandsthema sind die Argumente Pro und Contra in der jetzt wieder angelaufenen Diskussion über eine Verlängerung der Legislaturperiode, also der Zeit zwischen den Nationalratswahlen.
    Wir sprachen darüber mit dem Politikwissenschaftler Professor Gerlich.
    Im Journal zu Gast ist heute die neue ÖVP-Familiensprecherin Rosemarie Bauer.
    Außerdem erwarten wir aus Paris einen Abschlussbericht nach der ersten internationalen Konferenz für Wald und Baum.
    Und im Kulturteil stellen wir Federico Fellinis neuesten Film vor, Ginger und Fred.
    So weit also der Programmüberblick für dieses Mittagsschonal.
    Zunächst aber die Nachrichten.
    Zusammengestellt hat sie Robert Stoppacher, Nachrichtensprecherin ist Maria Piffl.
    Philippine.
    Bei der Stimmenauszählung nach der gestrigen Präsidentenwahl zeichnet sich trotz offenkundiger Manipulationen seitens der Regierung ein Vorsprung der Opposition ab.
    Nach Auswertung von 4% der abgegebenen Stimmen ergab sich zunächst eine Mehrheit von 51,4% für die Oppositionsführerin Corazon Aquino.
    Aber auch Staatschef Ferdinand Marcos beansprucht für sich den Sieg.
    Die staatliche Wahlkommission hatte bis vor kurzem noch einen Vorsprung für Marcos behauptet.
    Die Auszählung der Stimmen ist von Gewalttätigkeiten und Zwischenfällen überschattet.
    In Manila wurde ein Haus überfallen, das zur Aufbewahrung von Wahlurnen diente.
    Der Leiter einer amerikanischen Beobachterdelegation, Senator Richard Lugar, sprach von einer undurchsichtigen Stimmenauszählung.
    Die rasche Auswertung in den einzelnen Wahlbezirken kann über den Wahlausgang entscheiden.
    Viele Wahlurnen könnten auf den Weg aus der Provinz in die Hauptstadt entwendet oder mit gefälschten Stimmzetteln gefüllt werden.
    Corazon Aquino hat machtvolle Protestkundgebungen angekündigt, sollte sie um den Sieg betrogen werden.
    Präsident Marcos drohte mit der Anwendung des Anti-Aufruhr-Gesetzes.
    Haiti, Frankreich.
    Nach der Flucht von Diktator Jean-Claude Duvalier kommt es auf Haiti zu Gewalttätigkeiten und Plünderungen.
    Neuerlich wurden zahlreiche Menschen getötet.
    Die neu von Militärs und Zivilisten gebildete Regierung hat eine Ausgangssperre verhängt.
    Die Sowjetunion schließt eine Intervention der USA, ähnlich der Landung auf der Karibikinsel Grenada im Herbst 1983, nicht aus.
    Die Nachrichtenagentur TASS schreibt, eine solche Aktion würde den Freiheitskampf der Bevölkerung von Haiti im Keim ersticken.
    Der amerikanische Verteidigungsminister Caspar Weinberger hatte gestern angekündigt, die amerikanischen Truppen seien zum Einsatz bereit, sollte amerikanischen Bürgern auf Haiti Gefahr drohen.
    Ex-Diktator Duvalier befindet sich seit gestern Abend in Frankreich.
    Von Grenoble reiste er in den Alpenort Taloire.
    Innerhalb von acht Tagen muss er ein anderes Asylland gefunden haben.
    Zahlreiche Staaten haben Asylgesuche Duvaliers bereits abgelehnt.
    Österreich Sozialminister Alfred Dallinger hat im Zusammenhang mit den jüngsten Arbeitslosenzahlen von menschenverachtendem Zynismus konservativer Politiker gesprochen.
    In der sozialistischen Korrespondenz bezieht sich Dallinger auf Aussagen von Bundeskammer-Generalsekretär Karl Kehrer.
    Wer wie Kehrer meine, dass durch die Kürzung des Arbeitslosengeldes die Arbeitslosigkeit verringert werden könnte, beweise wenig Verständnis für die soziale Wirklichkeit der Arbeitslosen, erklärt der Sozialminister.
    Es dränge sich die Frage auf, warum von Seiten der Wirtschaft lieber demagogische Reden geführt als Arbeitsplätze angeboten werden.
    Eine Stellungnahme der Wirtschaft zu den Vorwürfen Dallingers liegt bisher nicht vor.
    ÖVP-Bautensprecher Otto Keimel hat eine umfassende Bauoffensive zur Bekämpfung der Rekordarbeitslosigkeit verlangt.
    Außenminister Leopold Graz ist von seiner 18-tägigen Südostasien-Reise nach Wien zurückgekehrt.
    Als Vorsitzender der UNO-Kambodscha-Konferenz hat Graz Möglichkeiten zur Lösung des Kambodscha-Problems erörtert.
    Zum Abschluss seiner Reise in Hanoi hatte Graz gesagt, Vietnam sei ohne Vorbedingungen zu Gesprächen bereit.
    Frankreich.
    Der Regimekritiker Andrei Sakharov darf weiterhin nicht aus der Sowjetunion ausreisen.
    In einem französischen Zeitungsinterview bekräftigt der sowjetische Parteichef Mikhail Gorbatschow, Sakharov gelte nach wie vor als Träger von Staatsgeheimnissen.
    Der Bürgerrechtler habe gesetzwidrig gehandelt, die Massnahmen gegen ihn stünden im Einklang mit den sowjetischen Gesetzen, betont Gorbatschow.
    Der Friedensnobelpreisträger lebe unter normalen Bedingungen in Gorki, setze seine wissenschaftlichen Arbeiten fort und sei unverändert Mitglied der Akademie der Wissenschaften.
    Staatspräsident François Mitterrand will unabhängig vom Ausgang der Parlamentswahl am 16.
    März für die verbleibenden zwei Jahre seiner Amtszeit Staatsoberhaupt bleiben.
    Dies versicherte Mitterrand bei einer Massenkundgebung der Sozialisten in Lille.
    Der Präsident appellierte an die Wähler, den Sozialisten in der Nationalversammlung die Mehrheit zu erhalten.
    Den bürgerlichen Parteien warf er vor, sie würden die alten sozialen Spannungen wieder heraufbeschwören.
    Kuba.
    Staats- und Parteichef Fidel Castro ist vom Parteitag in Havanna in seinem Amt als Parteivorsitzender bestätigt worden.
    In der Zusammensetzung des Politbüros gab es eine Reihe von Veränderungen.
    Mehrere sogenannte Veteranen der kubanischen Revolution wurden durch jüngere Kräfte ersetzt.
    Peru.
    Präsident Alan García hat den Ausnahmezustand und eine Ausgangssperre über die Hauptstadt Lima verhängt.
    Diese Maßnahme soll angesichts zunehmender Tätigkeit von Untergrundkämpfern die öffentliche Ordnung aufrechterhalten.
    Bisher hatte der Ausnahmezustand in vier von der Guerilla besonders betroffenen Städten gegolten.
    Die maoistische Untergrundorganisation Leuchtende Pfad hat seit Jahresbeginn zahlreiche Terrorakte in Peru verübt.
    USA
    Wegen Spionage für die Volksrepublik China ist ein ehemaliger amerikanischer Geheimdienstagent zu lebenslangem Kerker verurteilt worden.
    Der 63-jährige Larry Wutai Chin hat nach Erkenntnis des Gerichtes zahllose streng geheime Dokumente an die Chinesen geliefert.
    Der Angeklagte erklärte, er habe die Unterlagen weitergegeben, um die amerikanisch-chinesischen Beziehungen zu verbessern.
    Gegen das Urteil meldete er Berufung an.
    Frankreich.
    Die zweite Weltcup-Herrenabfahrt gewann heute der Schweizer Peter Müller vor dem Österreicher Leonhard Stock und dem Norweger Arne Skordal.
    Die Plassierung der weiteren Österreicher, vierter Gerhard Pfaffenbichler, sechster Erwin Resch und zehnter Helmut Höflener.
    Der gestrige Sieger Anton Steiner landete auf Rang 17.
    Nun zur Wetterlage.
    Die Kaltluftzufuhr aus Nordost hat ihren Höhepunkt erreicht.
    Eine Tiefdruckentwicklung über dem westlichen Mittelmeer wird in weiterer Folge für den Alpenraum zum wetterbestimmenden Aktionszentrum.
    Die Aussichten bis morgen früh, im Osten teilweise noch aufgeheitert, sonst vielfach starke Bewölkung, gebietsweise leichter bis mässiger Schneefall.
    Im Tagesverlauf auch im Osten Wetterverschlechterung.
    Schwache bis mässige Winde.
    Nachmittagstemperaturen minus 9 bis minus 5, Frühtemperaturen morgen minus 14 bis minus 6 Grad.
    Die Prognose für morgen Sonntag, vielfach stark bewölkt, verbreitet Schneefall, schwache Winde aus Ost bis Süd, allgemeine Frostabschwächung, Tageshöchsttemperaturen minus 7 bis minus 3 Grad, eine Vorschau auf Montag, weiterhin winterlich mit einigen Schneefällen.
    Das Wetter um 12 Uhr.
    Wien wolkig, minus 10 Grad, Eisenstadt stark bewölkt, minus 10, Linz heiter, minus 9, Südostwind mit 10 km pro Stunde, Salzburg stark bewölkt, minus 8 Grad, Innsbruck wolkig, minus 6 Grad, Ostwind mit 10 km pro Stunde, Bregenz bedeckt minus 7, Graz bedeckt Schneefall, minus 10 und Klagenfurt bedeckt minus 9 Grad, Ostwind mit 15 km pro Stunde.
    Soweit Nachrichten und Wetter im Mittagsjournal.
    Es ist jetzt genau zehn Minuten nach zwölf und wir beginnen unsere ausführliche Berichterstattung mit Auslandsthemen.
    Nach den gestrigen Präsidentenwahlen auf den Philippinen ist nach wie vor erst ein Bruchteil der abgegebenen Stimmen offiziell ausgezählt, aber schon beanspruchen sowohl der amtierende Staatschef Ferdinand Marcos als auch die Gegenkandidatin Corazon Aquino, die Witwe des ermordeten Oppositionspolitikers, den Sieg für sich.
    Wie von vielen Beobachtern von vornherein erwartet, scheint es jetzt nach dem harten, blutigen Wahlkampf zu einem nicht minder harten Kampf um eine reguläre oder manipulierte Auszählung der Stimmen zu kommen.
    Von mindestens einem Überfall auf ein Haus, in dem versiegelte Wahlurnen aufbewahrt wurden, ist die Rede.
    Der US-Senator Richard Lugar, der eine amerikanische Beobachterdelegation leitet, sprach wörtlich von einer äußerst undurchsichtigen Stimmenauszählung.
    Auf dem langen Weg nach Manila, so meinen viele Beobachter, könnte so manche Urne zu einem neuen Inhalt kommen.
    Soeben gibt Präsident Markus wieder eine Pressekonferenz.
    Direkt aus Manila dazu ein Telefonbericht von Michael Brauner.
    Statements einer Reihe hoher Regierungsbeamte seien die jüngsten Meldungen über massiven Wahlschwindel und Gewalttaten sowie auch die seit Jahren intensivierten Berichte über die krassen Missstände auf den Philippinen schlicht und einfach Fabrikationen der internationalen Massenmedien.
    Es mag für den Realitätsbezug der Marcos Regierung charakteristisch sein, wenn Presse- und Fernsehkorrespondenten sogar für die schwere Wirtschaftskrise verantwortlich gemacht werden.
    Nicht die maßlose Korruption und Kapitalflucht, sondern, so Handelsminister Ong Pin heute in einem Interview mit Regierungsmedien, die internationalen Medien haben das Land in den Ruin gestürzt.
    Exporte zum Beispiel seien nur deshalb zurückgegangen, weil so schlecht über die Philippinern berichtet wird.
    Auch die zur Zeit eskalierenden Spannungen über widersprüchliche Hochrechnungsergebnisse, nach denen anfänglich Oppositionskandidatin Aquino führte, dann nach einer mysteriösen Verzögerung Marcos auf eine klare Mehrheit zusteuert, auch diese Ungereimtheiten sind Manipulationen der Weltpresse.
    Laut Marcos habe sogar eine staats- und sicherheitsgefährdende Konspiration zwischen Weltmedien und philippinischer Opposition stattgefunden, als eine Stellungnahme der Gegenkandidatin Aquino veröffentlicht wurde, nach der sie den Sieg für sich beansprucht und Marcos zur Übergabe der Regierungsautorität auffordert.
    Laut Marcos sei die voreilige Vorwegnahme des Wahlergebnisses durch Aquino ein Akt der Subversion, der Recht, Ordnung und sogar die Verfassung bedrohe.
    Im gleichen Atemzug prognostiziert Markus seinen Sieg.
    Wenn die Widersprüche und Unkorrektheiten der Stimmauszählung zu gegensätzlichen Ergebnissen führen und sich Teile der Bevölkerung betrogen fühlen sollten, dann sei auch das Schuld von Aquino und der Weltmedien.
    Auf einer Pressekonferenz prägt Markus soeben die Argumente, die, sollte es zu Unruhen kommen, drastische Aktionen von Regierung und Militär rechtfertigen sollen.
    Markus betont, dass sogar die vom US-Präsident geschickte US-Delegation und der Senator Lugar eindeutig bestätigt, dass die gestrigen Wahlen die saubersten und friedlichsten der philippinischen Geschichte gewesen sein sollen.
    Es muss wohl ein weiteres Missverständnis sein, dass ABC, CBS, Voice of America und alle anderen amerikanischen Medien, so wie die rund 600 internationalen Journalisten, Lugars Zweifel zitieren.
    Der Senator selbst habe bei Überraschungsbesuchen in Wahllokalen gesehen, wie Wähler ausgeschlossen wurden und dass es Gewalt gab.
    Die sechsstündige Verzögerung des Auszählungsbeginns sei auch für Lugar unerklärlich.
    Von seiner Krankheit gezeichnet fällt es dem Präsidenten bei seiner im Augenblick noch andauernden Pressekonferenz schwer, überzeugend zu wirken.
    Der Schwung des eloquenten Marcos aus vergangenen Zeiten, aus 20 Jahren uneingeschränkter Herrschaft, ist vorbei.
    Das zeigt schon seine Körpersprache.
    Doch trotz der gegensätzlichen Hochrechnungsergebnisse ist eines klar.
    Marcos wird den Weg zu einer politischen Verjüngung und Gesundung der Philippinen
    Ein Bericht von Michael Brauner aus Manila.
    Während also die Wählerentscheidung über den mit harter Hand regierenden Präsidenten der Philippinen noch aussteht, ist das politische Schicksal des bisherigen Diktators von Haiti seit gestern entschieden.
    Jean-Claude Duvalier, genannt Baby Doc, hat mit einer amerikanischen Maschine das Land verlassen, hält sich derzeit in Frankreich auf und ist auf der Suche nach einem Exilland.
    Mit der Flucht von Baby Doc ist die insgesamt fast 30-jährige Herrschaft von Vater und Sohn Duvalier auf Haiti zu Ende gegangen.
    Aus dem Karibikstaat werden Freudenfeiern der Bevölkerung, aber auch Übergriffe gegen alles, was mit dem Namen Duvalier zu tun hat, gemeldet.
    In Port-au-Prince hat mittlerweile eine aus Militärs und Zivilisten gemischte Junta die Macht übernommen und sie hat mittlerweile auch ihre ersten öffentlichen Erklärungen abgegeben.
    Eine Reportage von dieser Pressekonferenz haben uns vor wenigen Minuten die Kollegen vom Norddeutschen Rundfunk überspielt.
    Die Pressekonferenz wird direkt ins Land übertragen.
    Die erste offizielle Nachricht an die Nation.
    General Nancy, Chef des Generalstabs, ist an die Spitze der neuen Regierung getreten.
    Er verspricht die politische Zurückhaltung der Militärs und Einhaltung der Menschenrechte.
    Die Zeit war knapp, feierliche Proklamation noch unter dem Konterfei des geflüchteten Herrscherpaares.
    Zögernd noch sammeln sich auf dem Platz vor dem Palast die Menschen.
    Im Hof ist eine Kompanie angetreten, die den Machtwechsel mit militärischen Ehren absignet.
    Salutböller dröhnen über die Stadt.
    Die neue Regierung wird von drei Militärs und zwei Zivilisten gebildet, darunter der angesehene Präsident der Liga für Menschenrechte.
    Minuten später versinkt der Platz vor dem Palast in Freudentorne.
    Die Menschen, die so lange schweigen mussten, stürzen sich auf jedes Mikrofon.
    Nieder mit Duvalier, nieder mit den Tonton Macou.
    Sie zerfetzen die Uniformen ihrer Peiniger.
    Die Ordnungskräfte bleiben in diesen ersten Stunden zurückhaltend.
    Plünderungen und Vandalismus.
    Die Ausschreitungen richten sich gegen alles, was mit dem Namen Duvalier verbunden ist.
    Soweit diese Reportage, offensichtlich ein Fernsehton von der ersten Pressekonferenz der neuen Machthaber in Haiti.
    Was nun das Ende der Ära Duvalier für Haiti, eines der ärmsten Länder der Welt, bedeutet, das analysiert im folgenden Jörg Hafkemaier.
    Abgewirtschaftet und abgedankt hat der haitianische Jungpräsident auf Lebenszeit Jean-Claude-Baby-Doc Duvalier.
    Er hat nach 15 Jahren schlimmster Diktatur das Land verlassen und es in einem Freudentaumel zurückgelassen.
    Die Menschen freuen sich nicht nur, sie sind außer sich vor Erleichterung, was allein genügend darüber aussagt, wie unterdrückt sie von einem diktatorischen Regime waren, das durch Missmanagement, Gewalt, epidemische Korruption und ausländische Unterstützung in der Lage war, sich so lange zu halten.
    Politiker werden für ihre Verbrechen nur selten bestraft und Jean-Claude Duvalier wird voraussichtlich zur großen Mehrheit derjenigen gehören, die nicht nur mit internationaler Unterstützung, sondern auch noch mit ihren milliardenschweren Checkbüchern davongekommen sind.
    Es gibt nicht wenige Haitianer, die sich besonders trotz aller Erleichterung und Freude über zwei Sachverhalte aufregen und ich finde, sie tun es zu Recht.
    Warum hat die Familie Duval je nach all dem, was sie diesem Land und seiner Bevölkerung angetan hat, auch noch jene Reichtümer mitnehmen dürfen, die sie fast 30 Jahre schon unter dem Vater aus Saiti und seinen mehrheitlich schwarzen Einwohnern herausgepresst hat?
    Und warum hat die internationale Staatengemeinschaft nicht dafür gesorgt, da es die Haitianer aus eigener Kraft nicht zu schaffen vermochten, dass diesem Regime nicht eher ein Ende bereitet wurde?
    Mehr als 56 Millionen Dollar pro Jahr aus den USA, Zuwendung aus Frankreich und Kanada, Unterstützung durch die israelische Regierung und Geldgeschenke, Kredite sowie Kooperationsverträge der Bundesrepublik Deutschland mit dem Duvalier-Regime heißen die Beispiele für eine Politik, die sich wenig oder gar nicht darum gekümmert hat, was den Haidianern von Menschenfeinden in Regierungsgewändern angetan wurde.
    Darauf hat nicht zuletzt immer wieder der oppositionelle christlich-soziale haitianische Politiker Professor Grégoire Eugéne hingewiesen.
    Man muss nicht nach Schuld fragen und man braucht auch keine wie auch immer gearteten politischen Standpunkte zu beziehen, um zu erkennen, dass lediglich die katholische wie die evangelische Kirche im Fall Haiti gezeigt haben, was es heißt, auf der Seite derjenigen zu stehen, die ertragen und erleiden und nicht diejenigen zu unterstützen, die sich immer wieder bereit finden, dafür zu sorgen, dass es anderen schlecht geht.
    Die Haitianer erhoffen sich, das hat bereits der erste Tag nach Duvalier gezeigt, zwei Dinge, Frieden und Lebensmittel.
    Die internationale Staatengemeinschaft hat allen Grund, den Menschen dieses Karibikstaates zu zeigen, dass es auch noch etwas anderes als politische und strategische Interessen gibt, Menschenfreundlichkeit nämlich.
    Es ist 19 Minuten nach 12 und wir kommen zunächst zu einem Verkehrshinweis.
    Im Urlauberschichtwechsel kommt es derzeit zu erheblichen Verkehrsbehinderungen.
    Auf der Zufahrt zum Steinpass etwa 20 Kilometer Stau.
    Die Stauungen beginnen bereits nach Saalfelden.
    Rund 15 Kilometer Stau derzeit im Salzachtal auf der B311 der Pinzgauer Bundesstraße zwischen Bischofshofen und Schwarzach in Fahrtrichtung Stadt Salzburg.
    Ebenfalls in Fahrtrichtung Stadt Salzburg ausgedehnte Stauungen auf der A10 der Tauernautobahn vor einer Unfallstelle bei Werfen.
    Und wir setzen jetzt fort im Mittagsjournal mit unserem Inlandsbeitrag.
    Seit sich kürzlich der oberösterreichische Landeshauptmann Josef Ratzenböck für eine Verlängerung der Gesetzgebungsperiode von vier auf fünf Jahre ausgesprochen hat, mehren sich die Stellungnahmen in diese Richtung.
    Bundeskanzler Sinovac reagierte grundsätzlich positiv auf den Ratzenberg-Vorschlag und gestern meinte Nationalratspräsident Anton Benja, er könne sich einen Beschluss über eine Verlängerung der Legislaturperiode von vier auf fünf Jahre noch vor den nächsten Nationalratswahlen vorstellen.
    Im morgenschen All trat heute auch der Generalsekretär der Freiheitlichen Partei, Günther Grabherr-Meyer, für eine Verlängerung der Wahlperiode ein.
    Vier Jahre reichen nicht mehr aus, um bestimmte Probleme zu bewältigen, meinte Grabherr-Meyer.
    Aus allen drei Parlamentsparteien also positive Stellungnahmen zum Vorschlag Ratzenbergs.
    Wie sieht nun einer, der die Politik als Wissenschaftler betrachtet, die mögliche Verlängerung der Legislaturperiode?
    Mit Professor Peter Gerlich, Politikwissenschaftler an der Universität Wien, führte Ernest Hauer heute Vormittag das folgende Telefoninterview.
    Herr Professor Gerlich, in letzter Zeit mehren sich die Stimmen für eine Verlängerung der Legislaturperiode des Nationalrats von vier auf zumindest fünf Jahre.
    Gibt es in der Politikwissenschaft dazu eine einheitliche Meinung?
    Man könnte sagen, dass es Argumente dafür und dagegen diese Lösung gibt.
    Die Argumente, die dafür sprechen, hängen mit dem Umstand zusammen, dass in schwierigen Zeiten Politiker, die für eine längere Zeit sicher eingesetzt sind,
    sich mit den Problemen vielleicht erfolgreicher auseinandersetzen können.
    Die negativen Argumente hängen damit zusammen, dass die Tradition des Parlamentarismus, soweit sie die demokratischen Aspekte betont, eher darauf hin zielt, kurze Wahlperioden vorzusehen.
    Wegen der Kontrollmöglichkeit durch den Wähler, wegen der häufigeren Möglichkeit des Wählers, den Regierenden ein Erzeugnis auszustellen.
    Richtig, ja, so könnte man das sagen.
    Es ist vielleicht ganz interessant, das in historischer Perspektive zu sehen.
    1920 war es etwa so, dass die Sozialdemokraten bei den Beratungen über die Bundesverfassung darauf gedrängt haben, eine nur dreijährige Funktionsperiode des Nationalrats vorzusehen.
    Die Christlich-Sozialen, die stärker die Autorität des Staates betont wissen wollten, waren für eine fünfjährige Periode, man hat sich damals auf vier Jahre geeinigt,
    Und ich glaube im Großen und Ganzen ist das Sinnvollste in solchen Fragen wahrscheinlich auch einen Kompromiss zu erzielen.
    Manche Verfassungen versuchen die beiden Prinzipien zu mischen.
    Es ist etwa in den Vereinigten Staaten so, dass der Senat als das auf Kontinuität bedachte Gremium alle sechs Jahre gewählt wird, obwohl das im Konkreten dann etwas komplizierter ist.
    und das Repräsentantenhaus nur alle zwei Jahre, sodass sozusagen ein lang gewähltes Gremium einem kurz gewählten Gremium gegenübersteht und damit sozusagen Kontinuität und demokratische Kontrolle zugleich verwirklicht erscheinen.
    Nationalratspräsident Peña hat gestern gemeint, von einer vierjährigen Legislaturperiode bleiben durch die Anlaufphase einer Regierung einerseits und durch den Frühjahr beginnenden Wahlkampf andererseits ja nicht einmal drei Jahre zum Regieren.
    Kann man das aus der Sicht eines Politologen bestätigen?
    Es ist sicher so und das haben auch Untersuchungen immer wieder gezeigt, dass es eben eine Periode des ruhigen Regierens unter Anführungszeichen gibt und dann eine Periode
    der Wahlkämpfe und es gibt eine lange Tradition, vor allem in der Zweiten Republik, von denjenigen Repräsentanten der Politik, den Beamten, den Sozialpartnern, die sich durch die Wahlkämpfe irritiert fühlen, diese möglichst einzuschränken und zurückzudrängen.
    Und man kann sich diesen Argumenten natürlich angesichts der Belastung der Politik mit neuen großen Problemen nicht vollkommen verschließen.
    Andererseits würde ich das Problem vielleicht doch so sehen, dass man auch bei uns an eine Mischung der Elemente denken könnte, dass eben einerseits in der Kontinuität des Beamtentums und in der Stabilität der Sozialpartnerschaft bei uns ohnehin Elemente einer großen politischen Stabilität gegeben sind.
    Das kann man sicher im Vergleich zu anderen Ländern sagen.
    Und dass daher eine Verkürzung der Wahlperioden
    zusätzlich vielleicht die Möglichkeiten demokratischer Kontrolle doch stärker reduzieren würde, als das zweckmäßig erscheinen mag.
    Man muss ja auch sehen, dass manche Länder durchaus sehr kurze Wahlperioden haben.
    Etwa Schweden, das ja in mancher Hinsicht für Österreich immer als Vorbild angesehen wird, hat seit längerer Zeit nur dreijährige Wahlperioden des Parlaments.
    Ein Argument, das im Zusammenhang mit dem Aufkommen von grünen oder alternativen Bewegungen immer wieder geäußert wird, auch von Politologenseite, ist, dass der Eindruck verstärkt wird in der Bevölkerung, dass Politik verkrustet, erstarrt sei.
    Könnte durch eine Verlängerung der Legislaturperioden dieser Eindruck nicht weiter verstärkt werden?
    Ich glaube, der Eindruck über sozusagen die allgemeine Einschätzung der Politik durch die
    Bevölkerung hängt nicht unbedingt von dieser Wahl, von der Länge der Wahlrhythmen ab, sondern von dem Eindruck, den die Politiker halt generell machen.
    Und ich würde da nicht unbedingt einen Zusammenhang dabei sehen, obwohl ich verstehen kann, dass manche Kommentatoren diesen Eindruck gewinnen.
    soweit Professor Peter Gerlich, Politikwissenschaftler an der Universität Wien, zur aktuellen Diskussion über eine Verlängerung der Gesetzgebungsperiode in Österreich.
    Es ist vier Minuten vor halb eins und wir kommen zu unserer Serie im Journal zu Gast.
    Das ist heute die Generalsekretärin der ÖVP-Frauenbewegung Rosemarie Bauer.
    Die 42-jährige ÖVP-Politikerin hat ihre politische Karriere im Gemeinderat der niederösterreichischen Kleinstadt Hollabrunn begonnen.
    Seit 1980 ist sie Landesparteiobmann-Stellvertreter der ÖVP Niederösterreich und seit Juli vorigen Jahres ist sie Mitglied des Nationalrates, wo sie die Nachfolge des verstorbenen Christgewerkschafters Johann Gassner antrat.
    Vor kurzem hat Rosemarie Bauer außerdem Marga Hubinek als Familiensprecherin der ÖVP abgelöst.
    Mit Rosemarie Bauer sprach Ulrich Brunner.
    Frau Bauer, Sie gelten in der österreichischen Volkspartei als eine sehr emanzipierte Frau.
    Verstehen Sie selbst sich auch so?
    Und was verstehen Sie überhaupt unter Emanzipation?
    Ich verstehe mich sehr wohl als emanzipierte Frau, möchte aber vielleicht in diesem Bereich trennen, Feminismus und Emanzipation.
    Ich glaube, dass der extreme Weg der Frauenrechtlerin als Feminismus bezeichnet werden kann.
    Und ich selber habe vieles erreicht, was ich für mich und für die Frauen erreichen wollte.
    Und glaube, dass der Weg, den ich beschritten habe, dies zu erreichen, der Weg der Emanzipation an sich ist.
    Kann man aus Ihren Worten entnehmen, dass Sie den Feminismus ablehnen?
    Der Feminismus ist mir persönlich etwas zuwider.
    Ich verabscheue an sich radikale
    Ideen bzw.
    Aggressionen.
    Aber ich möchte nicht ausschließen, dass der Feminismus auch seine guten Seiten hat.
    Nämlich dort, wo er dann wirklich für die Frauen tatsächlich auch etwas bringt.
    Sie meinen in jenen Bereichen, wo man ganz einfach mehr fordern muss, um ein bisschen was zu erreichen?
    Ja, so verstehe ich das.
    Ein Beispiel aus der konkreten Innenpolitik.
    Die Art und Weise, wie Frau Staatssekretär Donal für die Emanzipation der Frauen eintritt.
    Würden Sie das schon als Feminismus bezeichnen?
    Eher ja.
    Es gibt natürlich noch eine radikalere Form des Feminismus als der Weg, den die Frau Donal vertritt, aber dennoch würde ich sagen, dass sie eher eine feministische Linie einschlägt, weil diese Linie meines Erachtens nach jede Partnerschaft ausschließt.
    Ist es aber nicht so, dass die Frau Donald doch einiges erreicht hat im Bewusstseinsprozess?
    Das möchte ich absolut bestätigen.
    Wo sehen Sie denn die Grenzen der Gleichberechtigung?
    Ja, wenn wir gleichberechtigt sagen, dann meinen wir das auch so vom gesellschaftlichen her, von den Rechten an sich her, aber auch natürlich von den Pflichten.
    Aber ich möchte also da noch ein zweites Wort ins Spiel bringen, nämlich die Gleichwertigkeit, die können wir nicht erreichen.
    Es ist nun einmal so, dass Mann und Frau doch unterschiedliche Aufgaben im Leben haben, dass sie von der Natur aus einfach nicht gleichwertig sein können und dort sehe ich die Grenzen.
    Vor kurzem ist das Ergebnis einer Untersuchung bekannt geworden, wonach die Gleichberechtigung am Land weitaus weniger entwickelt ist als in der Stadt.
    Sie selbst stammen aus Niederösterreich, aus einer Kleinstadt in Niederösterreich, also kommen aus dem ländlichen Bereich.
    Können Sie das mit Ihrer Erfahrung bestätigen?
    Diese Untersuchung bestätigt meine Erfahrungen auch, weil ich als Mandatar mit vielen Problemen, die aus diesem Bereich kommen, befasst bin.
    Zum Beispiel?
    Zum Beispiel im Bereich der Bauernpension, dass also hier viele Frauen zu mir kommen und sich darüber beschweren, dass die Männer ihnen den
    in den Zuständen Pensionsanteil nicht übergeben und dass sie plötzlich ohne Geld dastehen.
    Es sind natürlich nicht sehr viele Fälle, aber am Anliegen und am Anwachsen der Fälle merkt man, dass das zunehmend ein Problem ist.
    Aber was kann man dagegen tun?
    Ich habe die Forderung gestellt und habe mich mit den zuständigen Stellen in Verbindung gesetzt und wir haben auch einen ersten Schritt in dieser Richtung erreicht.
    Gemeinsam mit der Landesbäuerin von Salzburg, der Frau Nationalrat Wieser, dass hier den Frauen der Anteil einfach zuzuerkennen ist, der ihnen zusteht.
    Es ist eine Übergangsform gefunden worden, dass der Mann mit seiner Unterschrift diesen Teil abtritt.
    Für mich ist aber, das muss ich gleich dazu sagen, auch diese Lösung nicht befriedigend, weil ich glaube,
    Bäuerin, die ihr ganzes Leben am Hof mitgearbeitet hat, ja oft auch Mitbesitzerin ist.
    Und allerdings mitversichert mit dem Mannes, dass ihr der Teil dieser Pensionsanteil so selbstverständlich zusteht, dass ihr so hier wirklich nicht die Unterschrift des Mannes brauchen darf.
    Also man müsste schon die Auszahlung, den Auszahlungsmodus ändern.
    Derzeit bekommt das der Mann.
    Ja, es geht hier wirklich nur um den Auszahlungsmodus.
    Es ist eine Kleinigkeit, aber wenn man sieht, wie diese Frauen traurig verbittert sind und oft so hilflos, dann ist das wirklich ein Anliegen, für das man sich stark machen muss.
    Man hört aus Ihrer Partei, dass Sie selbst in Ihrer politischen Karriere in der ÖVP Niederösterreich auch ein paar Rückschläge hinnehmen mussten gegen die männerdominierten Parteiorganisationen.
    Stimmt das?
    Ja, ich habe also in meiner politischen Laufbahn schon einige Rückschläge hinnehmen müssen.
    Ich weiß nicht und habe also jetzt keinen Vergleich, ob das nicht auch schon andere Männer hinnehmen mussten.
    Ich glaube, es ist nicht frauenspezifisch, aber es war für mich persönlich sehr hart.
    Die Tatsache, dass Sie eine Frau sind, hat dabei keine Rolle gespielt?
    In diesem Fall schon, weil man ja versucht hat, mich als Frau zu diffamieren.
    Das hat in dem Fall schon eine Rolle gespielt.
    Frau Bauer, die SPÖ hat noch immer mehr Mandatarinnen im Nationalrat als die österreichische Volkspartei.
    Immer gehabt, noch immer.
    Warum ist das so?
    Ich kann es mir auch nicht erklären.
    Und ich bin auch ganz traurig darüber.
    Wir haben jetzt bereits im Bundesrat eine Annäherung gehabt.
    Durch mein Ausscheiden und Überwechseln in den Nationalrat haben wir also dieses Kopf-an-Kopf-Rennen wieder einmal verloren sozusagen.
    Ich kann es mir nicht erklären.
    Ich bin überzeugt davon, dass wir genauso viele tüchtige Frauen einfach hätten.
    Und vielleicht ist das aber wirklich ein Anreiz für meine Partei, das einmal zu ändern.
    Der Themenwechsel zur Frauen- und Familienpolitik allgemein hängt das Wohl der Familie nach ihrer Meinung davon ab, ob die Frau zu Hause ist oder berufstätig.
    Ich würde das nicht so sehen.
    Ich glaube, das kann man nicht ausschließen.
    Es gibt sicherlich genauso gute berufstätige Mütter wie jene, die also nur innerhalb des Haushaltes tätig sind.
    Das glaube ich nicht.
    Aber meiner Meinung nach sollte man den Familien die Möglichkeit geben zu wählen, ob jetzt die Frau zu Hause bleibt oder ob sie nicht zu Hause bleibt oder weiter berufstätig ist.
    Diese Wahl hat ja jeder.
    Zurzeit ist es nicht so, weil also im Bereich des Arbeitsplatzes und weil auch im Bereich der Finanzen es nicht allen Frauen möglich ist zu wählen, sondern gerade die jungen Frauen müssen heute arbeiten gehen.
    In vielen Fällen ist es dann so, dass sie eigentlich aufs Kind verzichten müssen und auf ein weiteres Kind, um also einen Doppelverdienst sozusagen nach Hause zu bringen, um überhaupt den Lebensstandard aufrechtzuerhalten.
    Sie deuten da jetzt an Ihre Forderung nach einem Erziehungsgeld für nicht berufstätige Mütter.
    Ist das nicht genau jene Forderung, die dann die Frauen eher sehen will als Heimchen am Herd?
    Nein, ich sehe da eigentlich das Wohl des Kindes im Vordergrund, weil ich habe mich immer für die Kinder eingesetzt, weil ich den Eindruck habe, dass in unserer Gesellschaft das Kind an sich an Stellenwert sehr stark verloren hat.
    Die Situation des Kindes sieht keiner und die Entwicklung am Arbeitsmarkt war ja bis jetzt so, dass man zuerst den Vater aus der Familie herausgeholt hat.
    Jetzt geht also auch noch die Mutter arbeiten, weil sie arbeiten muss oder will.
    Und das Interesse des Kindes bleibt unberücksichtigt.
    Die Kinder haben eigentlich keine Lobby.
    Und das Erziehungsgeld ist auf freiwilliger Basis und schafft wirklich nur die Möglichkeit zu wählen für eine kurze Zeit, nämlich bis das Kind in den Kindergarten gehen kann, doch dieses Erziehungsgeld in Anspruch zu nehmen, um also beim Kind zu bleiben und das Kind hätte halt eine feste Bezugsperson in den wichtigsten Lebensjahren.
    Bleibt die Frage der Finanzierung.
    Die Frage der Finanzierung, es wird also momentan an diesem Modell gearbeitet und ich werde es in einigen Wochen vorstellen.
    Sie haben auch schon radikalere Forderungen gestellt, Frau Bauer.
    Sie haben eine extra Lohnerhöhung für Frauen verlangt.
    War das nicht ein bisschen eine utopische Forderung?
    Ja, das macht gar nichts, aber ich glaube, es plakatiert so wenigstens auf die Art und Weise das Schicksal der Frauen, weil man kann einfach nicht so hinnehmen, dass Frauen um ein Drittel weniger verdienen als Männer, zum Teil also vielleicht sogar noch
    noch viel mehr weniger.
    Und auch bei gleicher Leistung und Qualifikation verdienen Frauen weniger.
    Und diese Schere klafft immer stärker auseinander.
    Jetzt gibt es natürlich verschiedene Maßnahmen, die eingeleitet werden müssten.
    Nur ist das halt auch ein langfristiges Konzept und diese Schere wird sich nie ganz schließen.
    Wenn man wirklich hier den Frauen helfen will, dann müsste man ein Signal setzen.
    Und ein Signal wäre halt einmal bei einer Lohnrunde die Frauengehälter
    höher anzuheben als die der Männer.
    Die Gleichberechtigung hat nicht immer nur angenehme Seiten.
    In der ÖVP ist vor kurzem auch die Forderung laut geworden, wenn die Gleichstellung so kommen soll, dann müsste man auch diskutieren über ein gleiches Pensionsalter für Frau und Mann, noch dazu, wo die Frauen eine höhere Lebenserwartung haben.
    Könnten Sie sich das vorstellen, dass man das angleicht, das Pensionsalter?
    Ich kann es mir nicht vorstellen.
    Sicherlich liegen Untersuchungen vor über den Gesundheitszustand der Frauen.
    Nur glaube ich hat das niedere Pensionsalter der Frau seine Berechtigung, nachdem die Frauen von der biologischen Funktion her doch stärker belastet sind durch die Geburt des Kindes und dergleichen mehr.
    Vielleicht leben die Frauen gesünder und werden daher älter.
    Sie sind etwas mehr als ein halbes Jahr im Nationalrat.
    Man hat bisher immer von den grünen Abgeordneten Hubinik, Heinzinger, Karas gesprochen.
    Kann man Sie zu diesen sogenannten grünen Abgeordneten der ÖVP dazurechnen?
    Zum Teil wahrscheinlich schon, weil ich also an sich ein Mensch bin, der die Natur sehr liebt und der sich also sehr mit diesen Dingen beschäftigt.
    Ich habe also in dieser Richtung auch schon sehr viele Aktivitäten gesetzt, vor allem also im Bereich des Umweltschutzes, Aufklärung, Hausmüll und dergleichen mehr.
    Ich glaube also schon, dass ich zu diesen Abgeordneten gehöre.
    Vielleicht nicht so plakativ mit meinen Aussagen wie meine Kollegen.
    Würden Sie etwa in der Frage Zwentendorf und Hamburg die Meinung von Heinzinger-Hobeneck teilen?
    Ich habe schon einmal erklärt, und zwar ist es also schon wesentlich länger her als ein halbes Jahr, ich war damals noch nicht im Nationalrat, dass ich es an sich verabscheue auf die Straße zu gehen, nur bei der Frage Zwentendorf würde ich sogar mit meinem Kind demonstrieren gehen.
    Eine ÖVP-Funktionärin hat vor kurzem bei einer ÖVP-Veranstaltung gesagt, als Frau in der Politik brauche man die Haut eines Elefanten, die Würde eines Kardinals und das Lächeln eines Filmstars.
    War das eine Übertreibung oder können Sie aus Ihrer Erfahrung das bestätigen?
    Ja, das kann ich vollinhaltlich bestätigen.
    Warum ist das so?
    Ich kann es natürlich nur von meiner persönlichen Sicht her beleuchten.
    Ich glaube, die Elefantenhaut, die musste mir wachsen, sonst wäre ich nie in jene Kräme eingezogen, in denen ich jetzt bin.
    Es ist vielleicht nicht nur frauenspezifisch, aber Männer sind vielleicht von der Natur aus mehr gewohnt, manches hinzunehmen.
    Wir Frauen sind etwas sensibler und diese Sensibilität, die tut halt dann weh.
    Da verkraftet man das eine oder andere weniger und es braucht eine geraume Zeit, bis man lernt, Angriffe wegzustecken und nicht so tief persönlich gekränkt zu sein, sondern das einfach hinzunehmen und sagen, also so ist das.
    Es ist andererseits so üblich, dass eine Frau, ich höre es ja immer wieder, wenn Männer miteinander sprechen, doch auch von der Erscheinung her angenehm sein muss.
    Ich finde das natürlich eine krasse Benachteiligung, dass man zuerst das äußere Erscheinungsbild anschaut und dann nicht den wahren Menschen.
    Aber es ist nun einmal so.
    Das Wesen ist erst in zweiter Linie gefragt.
    Das ist also eine Erfahrung, die ich gemacht habe.
    Und so stimmt also das Lächeln des Filmstars natürlich dann schon.
    Dass man haben muss, um den Erfolg zu haben.
    Ja, und natürlich, also Dame soll man ja auch immer sein.
    Man darf nicht ausflippen oder man darf also nicht sehr deftig in den Aussagen sein.
    Das ist dann die Würde des Kardinals, die man auch noch braucht.
    Sie meinen, das sind alles Anforderungen an eine Frau in der Politik, die man an Männer normalerweise nicht stellt?
    Ja, mich reizt es ja jetzt das wirklich einmal umzudrehen und einmal mich zu fragen, also wie schaut es denn dann mit den Männern aus?
    Warum beurteilen wir sie nicht auch so, wie sie uns beurteilen?
    Das stört mich schon sehr, dass wenn eine Frau etwas sagt, wenn Frauen Beiträge liefern zu verschiedenen Themen, und hier gibt es ja natürlich stark gravierende Unterschiede in manchen Betrachtungsweisen, weil uns Frauen vielleicht wir doch sensibler sind für manches.
    Das Unverständnis schlägt sich dann dadurch nieder, dass man sagt, na, die ist blöd.
    Also das ist etwas, was mich persönlich immer gestört hat.
    Wenn man nicht verstanden wird als Frau, dann wird man einfach abqualifiziert als blöd, weil das war ein Blödsinn, das sie gesagt hat.
    Und da stört mich dann die Feigheit der anderen Kollegen, die vielleicht schon gemerkt haben, worum es geht, und die eigentlich dann nicht offen ihre Meinung dazu sagen.
    Sollten Frauen als Politikerinnen mit der Sensibilität, die Sie jetzt für Frauen in Anspruch genommen haben, bei bestimmten Themen mehr Einfluss haben?
    Ja, das glaube ich schon.
    Wir sprechen heute von Werteverlusten, von Wertewandel.
    Ich glaube, man sollte hier auf uns Frauen viel mehr hören, auch im Bereich der Kommunalpolitik, weil wir Frauen sind es eigentlich, die die Politik der Männer leben müssen.
    In den Gemeindestuben sitzen Männer, machen Politik, aber vollziehen, leben müssen wir Frauen sie.
    Das beginnt beim Einkaufen, beim Kindergarten.
    Das berührt uns alles.
    Wir leben diese Politik.
    Und ich glaube daher wäre es auch gerade hier sehr wichtig, dass die Frauen viel mitreden können.
    Sehen Sie eine zeitliche Perspektive, wo das so ist, dass die Frauen sagen können, jetzt haben wir es geschafft?
    Im Moment sehe ich das nicht.
    Das wäre nämlich der Zeitpunkt, wo wir sagen, jetzt hätten wir es geschafft.
    Das wäre eigentlich der Zeitpunkt, in dem sich die Frauenbewegung auflösen müsste.
    Ich danke für das Gespräch.
    Im Journal zu Gast war heute Rosemarie Bauer, Generalsekretärin der ÖVP-Frauenbewegung und im Nationalrat Familiensprecherin ihrer Partei.
    Das Gespräch führte Ulrich Brunner.
    Es ist zwölf Minuten nach halb eins und wir
    bringen ein weiteres Auslandsthema in diesem Mittagsjournal.
    In der peruanischen Hauptstadt Lima herrscht seit heute Nacht Ausnahmezustand und Ausgangssperre.
    Für die innere Sicherheit des Landes sind nun die Streitkräfte zuständig, die in der Verfassung garantierten Grundrechte sind weitgehend eingeschränkt.
    Als Grund für diese harten Maßnahmen nannte der erst seit einem halben Jahr regierende sozialdemokratische Präsident Alain Garcia die zunehmende Welle der Gewalt in Peru, Brigitte Fuchs informiert.
    Seit Anfang des Jahres ist in Peru kein Tag vergangen, an dem es nicht Meldungen über politische Gewalttaten gegeben hat.
    In dieser Woche war es ganz besonders schlimm.
    40 Sprengstoffanschläge in der Hauptstadt Lima, von denen vor allem die Parteilokale der regierenden Sozialdemokraten betroffen waren.
    Ein durch Brandbomben ausgelöstes Großfeuer in der unmittelbaren Nähe des Präsidentenpalastes, wobei Kaufhäuser und Geschäftslokale vernichtet wurden, die Sprengung von Hochspannungsmasten, worauf es in der 5-Millionen-Stadt Lima stundenlang keinen elektrischen Strom gab, aber auch politische Morde und Entführungen.
    Eines der Entführungsopfer ist ein Marinekapitän, der einer der Kommandanten in der schon seit Jahren unter Ausnahmerecht stehenden Anden-Provinz Ayacucho war.
    In der kommenden Woche hätte sich der Offizier vor einem Gericht in Lima verantworten sollen.
    Ihm wird das bis heute ungeklärte Verschwinden eines peruanischen Journalisten aus seiner Kaserne zulast gelegt.
    Zusammen mit anderen HONO-Offizieren der peruanischen Armee wurde der jetzt Entführte nach dem Wahlsieg des Sozialdemokraten Alan García im vergangenen Sommer aus den Streitkräften entlassen.
    Der Präsident wollte damit einen Zustand beenden, in dem die Streitkräfte bei der Bekämpfung linksgerichteter Guerrilleros ohne Rücksicht auf die Zivilbevölkerung vorgingen.
    Zahlreiche Menschenrechtsverletzungen durch die Armee in den letzten Jahren kommen erst jetzt nach und nach ans Tageslicht.
    So schrieb die, den Sozialdemokraten nahestehende Zeitung La Repubblica diese Woche von einem Massaker, bei dem mehr als 3000 Kleinbauern im Hochland von Ayacucho ums Leben gekommen sein sollen.
    Überlebende gaben an, dass im Sommer 1984 insgesamt 24 kleinere Ortschaften dieser Provinz von Militärhubschraubern aus bombardiert und völlig vernichtet wurden.
    Dieser bisher schwerste Fall von Massenmord, der den Sicherheitskräften der früheren Regierung unter Béla Houndé Théry vorgeworfen wird, wird jetzt von einer Regierungskommission untersucht.
    Insgesamt soll der Krieg zwischen Guerrilleros und Streitkräften in den letzten fünf Jahren weit mehr als 7000 Todesopfer, zum größten Teil unbeteiligte Zivilisten, gefordert haben.
    Die jüngste Terrorwelle in der peruanischen Hauptstadt dürfte aber nicht zur Gänze auf das Konto der beiden traditionellen linksgerichteten Untergrundgruppen Sendero Luminoso und Tupac Amaro gehen, denn diese Attentatsserie trägt eine ganz andere Handschrift.
    Präsident Alain Garcia sprach in seiner Begründung für das Ausnahmerecht von einer sehr professionellen neuen Gewalt, die darauf abziele, die sozialdemokratische Regierung zu destabilisieren.
    Möglicherweise gäbe es völlig neue paramilitärische Gruppen in Peru, die dieses Ziel verfolgten.
    Angespannte innenpolitische Situation in Peru Brigitte Fuchs informierte.
    Gestern ist in Paris die erste internationale Konferenz für Wald und Baum, genannt Silva, zu Ende gegangen.
    Drei Tage lang diskutierten Regierungsvertreter aus über 60 Staaten, dass Waldsterben und zwar getrennt nach den großen geografischen Bereichen Europa und Afrika.
    In Europa wird ja vor allem der sogenannte saure Regen für das Waldsterben verantwortlich gemacht.
    An der Versteppung der afrikanischen Wälder ist dagegen vor allem der Mangel an Niederschlägen überhaupt und der intensive Raubbau am Waldboden schuld, meinen die Experten.
    Die Pariser Großkonferenz verabschiedete insgesamt 19 Resolutionen über Maßnahmen gegen das Waldsterben.
    Ihre politische Umsetzung in die Praxis, die steht freilich auf einem anderen Blatt.
    Thomas Fuhrmann berichtet aus der französischen Hauptstadt.
    vier Premierminister und 50 Landwirtschafts- oder Umweltminister aus West- und Osteuropa sowie aus Afrika.
    Die Anwesenheit hochrangiger Politiker bei der ersten Konferenz zum Schutz von Wald und Baum in Paris war ein Zeichen für den Ernst der Lage.
    Die Gefährdung der Wälder in Europa und in Afrika ist in das politische Bewusstsein eingetreten.
    Die von Frankreich organisierte SILVA-Konferenz stellte nach Überzeugung aller Teilnehmer einen Durchbruch auf diesem Gebiet dar.
    Die verabschiedeten Resolutionen werden dem Waldsterben zwar kein rasches Ende bereiten, aber es zeichnen sich größere Anstrengungen zur Lösung der gewaltigen Probleme ab.
    Bessere Koordination in der Schadenserhebung, in der Forschung und im Einsatz der finanziellen Mittel.
    Die Konferenz tagte in zwei Gruppen unter den Titeln Eiche und Akazie.
    Die Eiche stand als Symbol für den europäischen Wald, die Akazie für die von Verwüstung und Versteppung bedrohte Sahelzone in Afrika.
    Über die Ursachen des Rückgangs der Waldflächen in der Sahelzone bestand weitgehende Übereinstimmung.
    Wassermangel, Trockenheit, Abholzung der Bäume fast ausschließlich zur Verwendung als Brennstoff.
    Die afrikanischen Teilnehmerstaaten erwarteten sich eine größere finanzielle und materielle Hilfe von den europäischen Ländern.
    Frankreich, die Bundesrepublik und Holland sagten gleich in Paris eine Verdoppelung der Beträge in den kommenden fünf Jahren zu.
    Auch die skandinavischen Staaten und Japan wollen ihre Hilfe stark erhöhen.
    Schließlich hat auch EG-Kommissionspräsident Jacques Delors zugesagt, diese Anstrengungen aus Mitteln der Gemeinschaft zu unterstützen.
    Delors hat zum Abschluss der Silberkonferenz die Idee eines europäischen Zivildienstes für den afrikanischen Wald in die Diskussion gebracht.
    Jugendliche aus Europa und Afrika sollten gemeinsam bei der Aufforstung in der Sahelzone arbeiten.
    Die europäische Gemeinschaft würde diese Projekte finanzieren.
    Lebhafter wurde nach Aussagen mehrerer Tagungsteilnehmer in der europäischen Gruppe Eiche debattiert.
    Denn noch immer gibt es über die Ursachen des Waldsterbens keine völlige Übereinstimmung.
    Sind nun in der Hauptsache Abgase von Industrieanlagen und Autos verantwortlich oder sind auch Insekten und Schwämme ebenso schädliche Faktoren?
    Um hier rascher Klarheit zu bekommen, soll die Ursachenforschung forciert werden.
    Datenbanken, Beobachtungsmethoden und Ergebnisse, Informationsaustausch sollen unter dem Schlagwort Euro-Silver koordiniert betrieben werden.
    Wobei sich daran sowohl EG-Mitglieder wie auch andere Länder aus West- und Osteuropa beteiligen wollen.
    Denn die DDR, Ungarn und Polen haben durch ihre Vollmitgliedschaft bei Silver gezeigt, wie grenzüberschreitend und ideologiefrei das Waldsterben ist.
    Ein eigenes Kapitel stellte das Problem der Waldbrände in Südeuropa dar.
    Die Mittelmeerländer wollen hier ein gemeinsames System entwickeln, um die vorhandenen Mittel im Ernstfall konzentriert einzusetzen.
    Die Anregung dazu ging von Portugal aus.
    Silva soll vor allem eine Signalwirkung für die breite Öffentlichkeit gehabt haben.
    Dass die Tagung von Frankreichs Staatspräsident François Mitterrand sechs Wochen vor der französischen Parlamentswahl angesetzt worden war, ist sicher kein Zufall gewesen.
    Damit sollen offenbar umweltschutzbewusste französische Wählerschichten angesprochen werden.
    Den ausländischen Teilnehmern waren diese innenpolitischen Beweggründe durchaus bewusst.
    Das Überleben des Waldes ist ihnen aber wichtiger gewesen als das Gefühl für die französische Innenpolitik.
    Ein Bericht von Thomas Fuhrmann aus Paris.
    Thema des heutigen Kulturbeitrags ist der neueste Film von Federico Fellini, sein 25.
    Film übrigens.
    Der Titel Ginger und Fred.
    Er handelt von einem italienischen Schautänzepaar, das sich die Namen der großen Vorbilder Ginger Rogers und Fred Astaire ausgeborgt hat.
    Die Uraufführung des Films vor einigen Tagen in Paris, im Palais Chaillot, wurde zum jubelnden Erfolg für Fellini und seine Hauptdarsteller Giulietta Masina und Marcello Mastroianni.
    Brigitte Hofer hat den Film in der Eurofassung gesehen.
    Diese melancholische Melodie beschwört für Ginger und Fred die Vergangenheit.
    Vor mehr als 30 Jahren tanzten sie in den Varietés der italienischen Provinz.
    Illusion und den unerreichbaren Glanz des Hollywood von Ginger Rogers und Fred Astaire vor schwärmerischen Augen.
    Jetzt sind beide über 60, Ginger, Giulietta Massina, ist Witwe, schrullig, komisch, bürgerlich.
    Fred Marcello Maestroianni scheint Fellini sogar physisch zu gleichen.
    Er trägt glatze und längere Haare, die gleichen Anzüge und Schals wie Fellini, eine Figur halb umstürzlerischer Prophet, halb charmanter Gammler.
    Vor mehr als 30 Jahren waren die beiden ein Paar.
    Seit ihrer Trennung haben sie einander nicht mehr gesehen.
    Jetzt sind sie nach Rom zu einer Fernsehshow, zu einem gemeinsamen Auftritt geladen.
    Die Szene ihres Wiedersehens, Ginger, vielmehr Ella, klopft wütend am benachbarten Hotelzimmer, weil lautes Schnarchen sie am Schlafen stört.
    Heraus kommt Fred, Pipo, lang erwartet, desillusionierend gealtert.
    Eine Szene voll bitterer Komik, voll Staunen und Verlegenheit.
    Bist du es?
    Ja.
    Wann bist du gekommen?
    Du hast gesagt, dass du mich nennen würdest.
    Jetzt bist du es.
    Und jetzt gehst du mit.
    Ja, klar.
    Komm her.
    Was ist?
    Ich dachte, du hättest es geschafft.
    Berührend zärtliche Szenen wechseln mit greller, plakativer Satire.
    Neben der tragischen Geschichte um das alternde Tänzerpaar ist Ginger und Fred eine raffinierte, geistreiche Parodie auf den Fernsehbetrieb.
    Ein Fernsehstudio am Sonntagnachmittag ist für Fellini, ebenso wie die Via Veneto in La Dolce Vita oder die Termen in Achtenhalb, ein exemplarischer Ort, der zu dem Versuch einlädt, Freuden und Schrecken, Eitelkeit und Dummheit, Grausamkeit und Zynismus der Gesellschaft, der wir angehören, aufs Korn zu nehmen.
    Der Transvestit, die Tango-tanzenden Zwerge, die Doppelgängerparade von Clark Gable bis Ronald Reagan, die Genießer essbarer Unterhöschen mit Pfirsich- oder Erdbeergeschmack, der Schönheitschirurg, der seine Patientinnen zeigt, der reumütige Terrorist.
    Sie alle treten mit schamlosen Bekenntnissen auf.
    In ihrer Mitte der Showmaster.
    Falsche Güte, falsche Sentimentalität und echte Geschmacklosigkeit.
    Bei Fellini.
    Auch als Ginger und Fred ihren großen ungeprobten Auftritt haben.
    Sie, unvergesslich mädchenhaft mit weißem Kleid und Sternenaugen.
    Er zu Beginn zitternd und schwach, kurz fällt Fred zu Boden.
    Dann plötzlich mitreißend und stark der letzte große gemeinsame Tanz ihres Lebens.
    Gleich nach dem Auftritt gehen die beiden wieder auseinander.
    Und Sonntagabend, an der Statione Termini, endet die simple Geschichte von Ginger und Fred.
    Auch Daniel Kehl, in dessen Diogenes Verlag ein Buch mit Treatments, Standfotos und Fellini-Interviews herauskommt, hat den Film schon gesehen.
    Ich finde, es ist einer der besten Filme von Fellini.
    Es war ganz anders als der letzte.
    El Anarbe Va ist ein viel abstrakterer, etwas originellerer Film, aber der neue ist eher wie die Orchesterprobe realistischer im Stil und ungeheuer rührend.
    Eine ganz einfache Geschichte, die aber wie ein
    Gedicht in Prosa auf mich wirkt.
    Beschwingt, wehmütig, berührend.
    Ein bisschen kitschig.
    Sehr realistisch und komödiantisch, dieser neue Fellini, der ab Ende Februar in den österreichischen Kinos gezeigt werden soll.
    Brigitte Hofer hat diesen Beitrag über Ginger und Fred gestaltet.
    Und bevor wir ins Nachrichtenstudio zu den Schlussnachrichten schalten, noch ein kurzer Programmhinweis.
    Das Thema im Brennpunkt heute um 14.45 Uhr im Programm Österreich 1 ist die Abrechnung und gemeint ist damit die Vergangenheitsbewältigung in Argentinien.
    14.45 Uhr Österreich 1 im Brennpunkt.
    Vier Minuten vor eins, wir schalten ins Nachrichtenstudio.
    Philippinen.
    Trotz offenkundiger Manipulationen seitens der Regierung zeichnet sich bei der Stimmenauszählung nach der gestrigen Präsidentenwahl ein Vorsprung der Opposition ab.
    Nach Auswertung von 4% der abgegebenen Stimmen ergab sich zunächst eine Mehrheit von 51,4% für die Oppositionsführerin Corazon Aquino.
    Aber auch Stadtschef Ferdinand Marcos beansprucht für sich den Sieg.
    Bis vor kurzem hatte die staatliche Wahlkommission noch einen Vorsprung für Marcos geltend gemacht.
    Die Stimmenauszählung wird von Gewalttätigkeiten und Zwischenfällen überschattet.
    Haiti, Frankreich.
    Nach der Flucht von Diktator Jean-Claude Duvalier kommt es auf Haiti zu gewalttätigen Auseinandersetzungen und Plünderungen.
    Die neue Regierung hat eine Ausgangssperre verhängt.
    Duvalier befindet sich seit gestern Abend in Frankreich.
    Allerdings muss er innerhalb von acht Tagen ein anderes Asylland gefunden haben.
    Österreich.
    Im Zusammenhang mit den vor kurzem veröffentlichten Arbeitslosenzahlen hat Sozialminister Dallinger den Unternehmern vorgeworfen, von der Arbeitslosigkeit profitieren zu wollen.
    Dallinger kritisierte vor allem die Aussage des Generalsekretärs der Bundeswirtschaftskammer, Kehrer, wonach das Arbeitslosengeld gekürzt werden solle.
    Der Sozialminister meinte dazu die Erklärung, man könne mit einer Kürzung des Arbeitslosengeldes die Arbeitslosenrate verringern, sei gewenig Verständnis für die soziale Wirklichkeit.
    Offensichtlich sollten Beschäftigungslose zur Annahme jeder beliebigen Arbeit geradezu gezwungen werden.
    Eine Stellungnahme der Wirtschaft zu den Vorwürfen Dallingers liegt derzeit nicht vor.
    Die neue Familiensprecherin der ÖVP, Rosemarie Bauer, hat die Vorlage eines Finanzierungsmodells für das sogenannte Erziehungsgeld für Mütter angekündigt.
    Bauer meinte, dieses Erziehungsgeld solle die Wahlmöglichkeiten der Frauen erweitern.
    Zumindest bis die Kinder im Kindergartenalter sind, sollten die Mütter die Chance haben, ihrem Beruf nicht nachgehen zu müssen.
    In der Diskussion um eine mögliche Verlängerung der Gesetzgebungsperiode des Nationalrates hat sich der Wiener Politikwissenschaftler Peter Gerlich eher skeptisch geäußert.
    Gerlich meinte, in der Politikwissenschaft gäbe es Argumente für und gegen diese Lösung.
    Bei längeren Wahlperioden könne man einerseits erfolgreiche Probleme bewältigen, andererseits müssten unter dem demokratischen Aspekt kürzere Wahlperioden befürwortet werden.
    Der Vorschlag, die Legislaturperiode auszuweiten, ist zuletzt von Politikern aller drei Nationalratsparteien unterstützt worden.
    Bedingt durch den Urlauberschichtwechsel hat sich die Verkehrssituation auf den österreichischen Straßen verschlechtert.
    Auf der Zufahrt zum Steinpass gibt es einen 20 Kilometer langen Stau.
    Im Salzachtal auf der Pinzgauer Bundesstraße zwischen Bischofshofen und Schwarzach in Fahrtrichtung Stadt Salzburg hat sich ebenfalls ein Stau von etwa 15 Kilometern Länge gebildet.
    Verkehrsbehinderungen werden auch von der A10 der Tauernautobahn gemeldet.
    Nur noch die Wetteraussichten bis heute Abend.
    Im Osten noch sonnig, sonst stark bewölkt und Schneefall.
    Kalt.
    Nachmittagstemperaturen minus neun bis minus fünf Grad.
    Die von Maria Piffel gelesenen Schlussmeldungen waren der letzte Programmpunkt im Mittagsschanal.
    Im Namen von Redaktion und Technik verabschiedet sich Werner Löw auf Wiederhören morgen um 17 Uhr beim Sonntagsschanal.
    Untertitel der Amara.org-Community

    Beiträge dieses Journals

    Nachrichten
    Datum: 1986.02.08 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Wetterbericht
    Datum: 1986.02.08 [Sendedatum]
    Schlagworte: Natur ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Philippinen nach Präsidentenwahlen
    Mitwirkende: Brauner, Michael [Gestaltung]
    Datum: 1986.02.08 [Sendedatum]
    Ort: Manila [Aufnahmeort]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Haiti nach dem Sturz von Duvalier: Pressekonferenz der neuen Regierung
    Einblendung: Atmo, O-Töne
    Datum: 1986.02.08 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Haiti nach dem Sturz von Duvalier: Situationsbericht
    Mitwirkende: Hafkemeyer, Jörg [Gestaltung]
    Datum: 1986.02.08 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Verkehrshinweis
    Mitwirkende: Löw, Werner [Sprecher/in]
    Datum: 1986.02.08 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Politikwissenschaftler Professor Peter Gerlich zu Verlängerung der Legislaturperiode
    Einblendung: Politologe Gerlich
    Mitwirkende: Hauer, Ernest [Gestaltung] , Gerlich, Peter [Interviewte/r]
    Datum: 1986.02.08 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Im Journal zu Gast: ÖVP-Familiensprecherin Rosemarie Bauer
    Interview: VP-Familiensprecherin Bauer
    Mitwirkende: Brunner, Ulrich [Gestaltung] , Bauer, Rosemarie [Interviewte/r]
    Datum: 1986.02.08 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Peru: Ausnahmezustand in Lima
    Mitwirkende: Fuchs, Brigitte [Gestaltung]
    Datum: 1986.02.08 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Paris: Ende der Konferenz über Waldsterben
    Mitwirkende: Fuhrmann, Thomas [Gestaltung]
    Datum: 1986.02.08 [Sendedatum]
    Ort: Paris [Aufnahmeort]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Kultur: Fellini - Film "Ginger & Fred" in Österreich
    Einblendung: Film-Szenenausschnitte, Verleger Kehl
    Mitwirkende: Hofer, Brigitte [Gestaltung] , Kehl, Daniel [Interviewte/r]
    Datum: 1986.02.08 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten

    Katalogzettel

    Titel Mittagsjournal 1986.02.08
    Spieldauer 01:00:16
    Mitwirkende Löw, Werner [Moderation]
    Oberhofer, Ilse [Regie]
    ORF [Produzent]
    Datum 1986.02.08 [Sendedatum]
    Schlagworte Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt
    20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ audio
    Format TKA [Tonband auf Kern (AEG)]
    Sprache Deutsch
    Rechte Mit freundlicher Genehmigung: ORF
    Signatur Österreichische Mediathek, jm-860208_k02
    Medienart Mp3-Audiodatei
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