Mittagsjournal 1988.04.09

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    Rechtliches

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    KI-generiertes Transkript

    Die Zeit, in fünf Sekunden ist es zwölf Uhr.
    Zwölf Uhr.
    Hier ist der österreichische Rundfunk.
    Die Entführer des sowjetischen Jumbo-Jets in Larnaka haben ihre Drohung wahrgemacht.
    Sie haben ihre erste Geisel wahrscheinlich erschossen.
    Und das ist die erste Meldung, der erste Bericht im Mittagsjournal, bei dem sie Werner Löw begrüßt.
    Entschuldigen Sie, Ferdinand Hennebichler berichtet direkt aus Zypern.
    ist passiert.
    Die Terroristen von Lanarka haben erstmals auf eine Geisel geschossen.
    Die Kidnapper kamen vor wenigen Minuten an den Bordfunk und sagten, sie hätten eine Geisel ermordet, weil sich die zyklotischen Behörden geweigert hätten, einem bislang letzten Ultimatum nachzukommen und die geklapperte Boeing 747 aufzudanken.
    Die Geiselnehmer teilten ferner mit.
    Bei dem Opfer handelt es sich um einen kuwaitischen Sicherheitsbeamten.
    Unmittelbar nach dieser Erklärung der Entführer rasten Ambulanzen auf die Rollbahn.
    Die Kidnapper öffneten die vordere Tür der Boeing.
    An ihr wurde ein Mann präsentiert, der wie eine Leiche aussah.
    Diese Leiche ist auch vor ein paar Minuten in einer Rettung abtransportiert worden.
    Ob das Opfer in diesem Augenblick bereits tot ist, lässt sich nicht mit Sicherheit sagen.
    Die Terroristen sind auf jeden Fall überzeugt davon, eine Geisel erschossen zu haben.
    Letzte Informationen vom Flughafen Larnaca selbst, von Augenzeugen,
    und von zypriotischen Quellen besagen jedoch, der Mann wäre lediglich äußerst schwer verletzt.
    Unter Umständen könnte er überleben.
    Die Ärzte ringen im Augenblick noch um sein Leben.
    Es wird sich daher erst in ein paar Stunden endgültig herausstellen, ob der Mann wirklich tot ist.
    Soweit Ferdinand Hennerbichler mit dem sicher aktuellsten Mittagsthema über die Vorgeschichte dieser vermutlichen Erschießung einer Geisel auf Larnaka wollen wir in wenigen Minuten berichten.
    Auf unserem Programmzettel stehen aber außerdem ein Rückblick auf den Afghanistankrieg, der Präsidentenwahlkampf in Frankreich, die unsichere US-Außenpolitik in Zentralamerika,
    und ein Giftschiff auf Grund vor der jugoslawischen Urlauberküste.
    Aus dem Inland ÖBB-Generaldirektor Übleis zum neuen Bahnkonzept, Österreichs Song Contest-Teilnehmer Wilfried und im Journal zu Gast der burgenländische Landeshauptmann Johann Schiepetz.
    Vor alldem aber der Überblick über weitere wichtige Meldungen, zusammengestellt von Josef Schweinze, gelesen von Erich Oberlechner.
    USA, Panama.
    Die Regierung in Washington verschärft die wirtschaftlichen Sanktionen gegen Panama, um den Rücktritt des Militärmachthabers Noriega zu erzwingen.
    Präsident Reagan hat das Gesetz über wirtschaftliche Vollmachten in internationalen Notfällen in Kraft gesetzt.
    Damit verfügte Reagan ein Zahlungsverbot für amerikanische Unternehmen an Panama und die Blockierung panamesischen Vermögens in den USA.
    Mehrere amerikanische Unternehmen hatten vor kurzem Steuern an die Regierung Panamas entrichtet und diese damit in die Lage versetzt, einigen ihrer Beamten die Gehälter zu bezahlen.
    Ein Armeesprecher beschuldigte unterdessen die Vereinigten Staaten, bisher beispiellose Militärmanöver in der Region des Panama-Kanals abzuhalten.
    Honduras.
    Mit scharfen Sicherheitsvorkehrungen versucht die Regierung von Honduras nach den jüngsten schweren antiamerikanischen Ausschreitungen der Lage Herr zu werden.
    Über die Hauptstadt Tegucigalpa und die Stadt San Pedro Sula ist für zwei Wochen der Ausnahmezustand verhängt worden.
    Hunderte Soldaten und Panzer sind in den Straßen postiert worden, um neue Proteste im Keim zu ersticken.
    Bei den schweren Zusammenstößen vor der amerikanischen Botschaft in Degoutik-Alpka waren am Donnerstag fünf Menschen ums Leben gekommen.
    USA, Schweiz Die amerikanische Regierung hat das gestern vereinbarte Afghanistan-Abkommen mit Vorbehalten begrüßt.
    Ein Sprecher des Weißen Hauses betonte, vor einer abschließenden Bewertung durch die USA müsste die Frage der Militärhilfe an die jeweiligen Verbündeten der Großmächte in Afghanistan geklärt sein.
    Zugleich versicherte der Sprecher, die Vereinigten Staaten würden ihre Unterstützung für die muslimischen Rebellen nicht aufgeben.
    Mit dem Abkommen von Genf ist der Weg für den sowjetischen Truppenabzug frei.
    Offen bleiben aber wichtige Fragen, wie etwa die Bildung einer neuen Regierung und ein Waffenstillstand in Afghanistan.
    Auch ein Termin für die Unterzeichnung des Vertrages steht noch nicht fest.
    Österreich.
    Mehrere Mitglieder der OPEC, der Organisation Erdöl-Exportieren der Länder, nehmen heute in Wien Beratungen auf.
    Zur Debatte stehen Massnahmen, um den Erdölpreis zu stabilisieren.
    An der Konferenz beteiligen sich allerdings nur fünf Minister der insgesamt 13 OPEC-Staaten.
    Die im Dezember beschlossene Förder-Obergrenze wurde bedeutend überschritten.
    Dadurch und bedingt durch den milden Wind in Europa ist der Ölpreis Anfang März auf den niedrigsten Stand seit 16 Monaten gefallen.
    Italien
    In der seit Mitte März dauernden Regierungskrise ist ein Ende abzusehen.
    Bei einer ersten gemeinsamen Sitzung einigten sich die künftigen Koalitionspartner gestern Abend grundsätzlich auf einen Entwurf für das Regierungsprogramm.
    Ein offener Punkt ist noch die Gestaltung des italienischen Zeitungs- und Fernsehwesens.
    Designierter Ministerpräsident ist der Christdemokrat Ciriaco de Mita.
    Tschechoslowakei.
    Parteichef Milos Jakes hat Regimegegner vor Versuchen gewarnt, sich zur Opposition zusammenzuschließen.
    Jakes sprach in diesem Zusammenhang von einer Hetze antikommunistischer Kräfte.
    In Anspielung auf eine Demonstration für mehr Religionsfreiheit vor zwei Wochen meinte er, man habe sich sogar hinter religiösen Motiven versteckt.
    Grundsätzlich bekannte sich Jakes allerdings zur Politik der Umgestaltung ähnlich der Sowjetunion.
    In Prag ist gestern das Zentralkomitee der Partei zu einer zweitägigen Sitzung zusammengetreten.
    Von den Beratungen werden Veränderungen an der Spitze der Kommunistischen Partei der GSSR erwartet.
    China Der Nationale Volkskongress, das Parlament der Volksrepublik, hat eine umfangreiche Neuordnung der Regierung gebilligt.
    Demnach werden zwölf Ministerien aufgelöst und an ihrer Stelle neun neue Ressorts geschaffen.
    Damit soll die Bürokratie flexibler gestaltet werden.
    Eine besonders wichtige Position wird künftig die staatliche Planungskommission einnehmen.
    Diese Instanz wird aus den verschiedenen bisherigen Planungs- und Wirtschaftskommissionen gebildet.
    Die Wetterlage
    Eine Kaltfront überquert heute von Nordwesten hier unser Land.
    Nach Störungsdurchzug wird morgen wieder schwacher Hochdruckeinfluss wirksam.
    Die Wetteraussichten bis morgen früh.
    Überwiegend stark bewölkt und strichweise etwas Regen.
    Während der Nacht langsam einsetzende Wetterbesserung.
    Wind aus Nordwest bis West.
    Nachmittagstemperaturen 6 bis 13 Grad.
    Tiefstemperaturen der kommenden Nacht 2 bis 7 Grad.
    Die Wetteraussichten für morgen.
    Übergang zu wechselnd aufgelockerter Bewölkung.
    An der Alpen-Nordseite und im Osten auch längere sonnige Abschnitte.
    Im Süden vielfach noch stark bewölkt und etwas Regen.
    Im Laufe des Tages auch hier Wetterbesserung.
    West- bis Nordwestwind.
    Tageshöchsttemperaturen 8 bis 14 Grad.
    Die Vorschau auf Montag.
    Räumlich und zeitlich recht unterschiedliche Bewölkungsverhältnisse.
    Im Süden etwas Regen.
    Tageshöchsttemperaturen 9 bis 15 Grad.
    Noch die Misswerte von 12 Uhr.
    Wien bedeckt 8 Grad.
    Eisenstadt stark bewölkt 11 Grad.
    Nordwestwind mit 20 Kilometern in der Stunde.
    Sankt Pölten stark bewölkt, leichter Regenschauer 9 Grad, Linz bedeckt 10 Grad, Nordwest 20, Salzburg bedeckt Regen 7 Grad, Innsbruck Wolkig 12, Bregenz Wolkig 11 Grad, Graz Heiter 16 und Klagenfurt Heiter 14 Grad.
    Es ist gleich neun Minuten nach zwölf und wir kommen noch einmal zurück zu unserem Spitzenthema, zu unserem Aufmacher, dem Geiseltrama von Larnaca, wo ja die Entführer des kuvetischen Jumbojets offenbar ihre Drohung wahrgemacht haben und eine Geisel erschossen oder doch schwer verletzt haben.
    Auf dem Flugplatz von Larnaca in Zypern steht die Maschine seit dem gestrigen späten Abend, nachdem ihr sowohl in Damaskus als auch in Beirut zum Teil mit Einsatz von Waffen, mit Einsatz von Warnschüssen die Landung verweigert worden war.
    Über die Vorgeschichte der Ereignisse in Larnaca jetzt noch einmal Ferdinand Hennerbichler.
    Der Hintergrund der heutigen Tragödie selbst ist ein stundenlanger Poker um das Auftanken der Boeing 747.
    Dieser Poker zieht sich bereits seit vergangener Nacht hin.
    Die Zyperoten spielten immer wieder auf Zeit, verzögerten Verhandlungen, verweigerten bisher aber nie endgültig ein Auftanken.
    Die Zyprioten stellten zuerst Bedingungen und verlangten, die Kidnapper sollten guten Willen zeigen und zumindest einige, der noch rund 55 Geiseln an Bord der Boeing freilassen.
    Das lehnten die Terroristen ab.
    Daraufhin fanden die Zyprioten immer wieder Ausreden.
    Es wäre Ostersamstag nach dem Ritus der griechisch-orthodoxen Kirche und kein Mensch erreichbar.
    Später argumentierten sie, die Benzinfirmen hätten Probleme, Sprit für den Jumbo anzuliefern, weil die Angestellten Angst hätten,
    sich der Maschine zu nähern, um sie aufzudanken.
    Die Folge, das Terrorkommando verlor allmählich die Geduld und auch die Nerven.
    Die Kinder versetzten ein erstes Ultimatum für das Aufdanken der Maschine.
    Dieses Ultimatum verstrich, die Zyperoten blieben hart.
    Dann kam der Pilot an den Bordfunk und sagte, die Terroristen hätten begonnen, Geiseln zu schlagen und zu verprügeln.
    Weitere Details gab der Pilot nicht.
    Es ist daher auch zur Stunde nicht klar, ob Geiseln verletzt sein könnten.
    Die Situation verschlechterte sich dann zusehends, die Spannung stieg, die Lage wurde immer ernster, die Entführer drohten auch, die Boeing samt Geiseln in die Luft zu jagen, sollten die Zyprioten die Maschine nicht auftanken.
    Bisher ging die Boeing aber nicht hoch.
    Die Terroristen wechselten in der Folge kurzfristig den Ton und luden arabisch sprechende Journalisten ein, aber keine Fernsehteams, an Bord der Maschine zu kommen und weitere Erklärungen der Führer festzuhalten.
    Dies ist bisher nicht geschehen.
    In der vergangenen Nacht haben aber die Terroristen bereits ein erstes Statement abgegeben.
    Darin sprachen sie davon, bis zum Letzten durchhalten zu wollen, bis zum Märtyrertod oder bis zum Endsieg, wie sie sagten.
    Von einem Endsieg kann derzeit allerdings keine Rede sein.
    Die Verhandlungen sind tot.
    Es läuft kein Deal.
    Im Grunde genommen gibt es überhaupt keine substanziellen Verhandlungen.
    Die Entführer wollen weiterhin 17 Schia-Terroristen aus kuwaitischen Gefängnissen freipressen.
    Kuwait weigert sich und zeigt keinerlei Anzeichen zum Nachgeben.
    Die Kuwaitis setzen hier in Larnaca auch die Zybioten wie vor dem Tijeraner enorm unter Druck, die Boeing weder auftanken noch ausfliegen zu lassen.
    Noch kurz ein Wort zu den Entführern.
    Ich konnte mir ein erstes Bild von ihren Stimmen über den Bordfunk am Flughafen in Larnaca machen.
    Der vorläufige Eindruck, die Terroristen sind cool, ruhig, bestimmt, freundlich, beinhart, manchmal auch betont höflich.
    Sie sprechen perfekt Englisch.
    zum Teil besser als die Crew am Tower in Lanarka.
    Die sagen immer bitte, danke, würden Sie so freundlich sein, könnten Sie die Güte haben usw.
    Mit anderen Worten, die Terroristen von Lanarka erwecken den Eindruck, als wären sie locker in der Lage, noch einiges durchzustehen.
    Von aufgeben kann keine Rede sein.
    Ferdinand Hennerbichler aus Zypern.
    Nach acht Jahren sowjetischer Besatzung dürfte Afghanistan nun das erste Land nach Österreich sein, aus dem die Rote Armee wieder abzieht.
    Seit 1982 wurde in Genf über den Abmarsch der 115.000 russischen Soldaten verhandelt.
    Vor zwei Tagen sprach man von einem entscheidenden Durchbruch und gestern wurde die Unterzeichnung des Abkommens bis spätestens kommenden Donnerstag angekündigt.
    Gespießt hatten sich die Verhandlungen in den letzten Wochen zuerst an der Frage, welche Regierung nach bzw.
    schon während dem sowjetischen Abzug in Kabul die Geschäfte führen soll.
    Das kommunistische Regime wollte an der Macht bleiben.
    Pakistan, das auch für die islamischen Rebellen am Verhandlungstisch saß, forderte eine Koalitionsregierung der Widerstandskämpfer.
    Dann stritt man über den Verlauf der Grenze zwischen Afghanistan und Pakistan.
    Und zuletzt, als schwerster Brocken, wurde über die Einstellung der Waffenlieferungen durch die Sowjetunion an das Regime in Kabul und durch die USA an die Rebellen diskutiert.
    Alle drei Fragen konnten in Wahrheit nicht geklärt werden.
    Das jetzt gefundene Abkommen spart sie einfach aus.
    Moskaus Parteichef Michael Gorbatschow hat angekündigt, nach dem Abschluss des Genfer Vertrages werde der sowjetische Abzug am 15.
    Mai beginnen.
    Warum aber überhaupt sowjetische Soldaten in Afghanistan stehen und warum es in diesem jahrelangen Konflikt ging, das schildert im folgenden Armin Wolf.
    Die ersten sowjetischen Soldaten kommen am 24.
    Dezember 1979.
    Während die westliche Welt Weihnachten feiert, landet die 1.
    Einheit der 105.
    Gardeluftlandedivision der Roten Armee in Begam.
    An den beiden nächsten Tagen folgen fünf weitere Divisionen.
    Und am 27.
    Dezember marschiert dann das Kro der russischen Truppen.
    Die Weltöffentlichkeit wird aufmerksam, die sowjetische Invasion in Afghanistan beherrscht die Titelblätter am nächsten Tag.
    In Moskauer Zeitungen liest man das natürlich anders.
    Man habe auf eine Bitte des afghanischen Brudervolkes reagiert, heißt es, und der Absender sei Ministerpräsident Hafizullah Amin gewesen.
    Dieser hatte nur wenige Wochen vorher feierlich versichert, Afghanistan wird nie seine ausländischen Freunde und Brüder fragen, ihr Blut für uns zu vergießen.
    Amin überlebt den russischen Einmarsch nicht.
    Am 27.
    Dezember wird er hingerichtet.
    Babrak Karmal übernimmt die Macht.
    Amin und Karmal, das waren schon vorher die Gegner in einem Kampf, der schließlich zur sowjetischen Invasion führte.
    Sie waren beide Führer der Demokratischen Volkspartei, der Kommunistischen Partei Afghanistans.
    Diese hatte sich gleich nach ihrer Gründung 1965 in zwei Fraktionen gespalten, in die Kalk und in die Parcham.
    1977 fanden die beiden Gruppen wieder zusammen und organisierten den Sturz des damaligen Regimes von Prinz Daud im April 78.
    Aber bald brachen die Fronten wieder auf.
    Babak Karmal als Führer der Parcham-Fraktion wird als Botschafter nach Prag abgeschoben.
    Die Kalkis übernehmen die Regierung.
    Erst Mohammad Taraki und dann Hafizullah Amin werden Staatschefs.
    Für Moskau sind beide zu nationalistisch.
    Karmal wird aus Prag zurückgeholt und Partei und Staatschef in Kabul.
    1986 folgt ihm Dr. Najibullah nach, bis dahin Chef der afghanischen Abteilung des sowjetischen Geheimdienstes KGB.
    Wie Karmal kommt er aus der Parcham-Fraktion.
    Und allzu lange wird sich auch Najibullah nicht mehr an der Macht halten können, glauben viele Beobachter.
    Aber nicht Flügelkämpfe innerhalb der kommunistischen Partei könnten ihn Ämter und Leben kosten, sondern der seit Jahrzehnten andauernde Krieg mit den islamischen Widerstandskämpfern im Land, den Mujaheddin.
    Sie haben eine Nacht der 30.000 durchschnitternen Hälse nach dem Abzug der sowjetischen Truppen angekündigt.
    Die Mujahedin gibt es nicht erst seit die Sowjets im Land stehen.
    Seit dem Sturz des Königs im Jahr 1973 kämpfen sie für eine islamische Republik Afghanistan und gegen das jeweilige Regime in Kabul.
    Aber einig sind sie genauso wenig wie die Kommunisten.
    Einige Dutzend verschiedene Gruppen gibt es unter den Rebellen.
    Die sieben wichtigsten schlossen sich vor drei Jahren zur sogenannten Siebener Allianz zusammen.
    Bei den gemeinsamen Sitzungen der Fraktionsführer wird schon mal eine Pistole gezogen.
    Einig ist man nur gegen den gemeinsamen Feind.
    Beobachter fürchten nun, mit dem Abzug des Sowjets könnte das große Blutvergießen in Afghanistan weitergehen.
    Vor allem, da im gestern bekannt gewordenen Genfer Abkommen kein Ende der Waffenlieferungen von Moskau nach Kabul und aus den USA für die Rebellen vorgesehen ist.
    Das blutige Szenario könnte so aussehen.
    Die Rebellen greifen erst die abziehenden russischen Soldaten an.
    Nach deren Abzug folgt die Rache an den kommunistischen Machthabern in Kabul und wenn der gemeinsame Feind schließlich aus dem Land gejagt worden ist, beginnen die Kämpfe unter den Mujahedin-Gruppen.
    Denn Afghanistan hat wenig demokratische Tradition.
    Ein Staatsbewusstsein ist kaum vorhanden.
    Die eigentliche historische Organisationsform des Landes sind Volksstämme, von denen es Dutzende gibt.
    Und die Blutrache, die hat Tradition.
    Rund 40.000 sowjetische Soldaten und fast eine Million Afghanen sind seit 1979 im Krieg am Hindukusch gefallen.
    Die Sowjets werden jetzt abziehen.
    Der Krieg wird weitergehen.
    Ein Beitrag von Armin Wolf.
    Die amerikanische Außenpolitik und namentlich der zuständige Ressortchef George Shultz scheinen derzeit unter keinem guten Stern zu stehen.
    Der Durchbruch in der Afghanistan-Frage gilt weniger als ein Erfolg von Shultz als einer des UNO-Vermittlers Cordobes.
    Aus dem Nahen Osten musste Shultz jetzt zum zweiten Mal mit praktisch leeren Händen zurückkehren.
    Die Europäer fühlen sich im Rahmen der Supermächte-Verhandlungen über einen Atomwaffenabbau vernachlässigt und zum Teil verunsichert.
    Und in Zentralamerika verschärft sich offenbar wieder das Bild vom Ugly American, vom hässlichen Amerikaner.
    Vorgestern wurde vor der US-Botschaft in der Hauptstadt von Honduras, einem engen Freund und Verbündeten Amerikas, demonstriert.
    Und auch die Ankunft einer Verstärkung der amerikanischen Truppen in der Panama-Kanalzone wird dort mit Sorge beobachtet, wie Antonia Rados berichtet.
    Kampfhubschrauber, Transportflugzeuge, Ledernachsen und ein Sonderplatz für die Presse, die diese Bilder zurück in die Heimat bringt.
    Als die erste Gruppe von insgesamt 800 US-Marines auf der Flughafenbasis Howard in Panama City eintraf, erinnerte die Szene an amerikanische Kanonenbootpolitik in ihren besten,
    vergangenen Zeiten in Zentralamerika.
    Und vor den Toren der Basis wurde zwei Stunden zuvor sogar Stacheldraht ausgerollt.
    Wir beschützen unsere Basen, erklärte ein Major den Journalisten mit Stolz.
    Die Ankunft der neuen Marines in Panama für so offiziell lang geplante Manöver erfolgt einen Tag nach Beginn der antiamerikanischen Ausschreitungen in Tegucigalpa in Honduras.
    Ungefähr zur selben Stunde, als die Marines in Panama eintrafen, verhängte Präsident Reagan ein totales US-Handelsboykott gegen das Land.
    Beides, die Proteste gegen die Gringos in Honduras und die Panama-Krise, sind fast logische Folgen der Zentralamerikapolitik des Weißen Hauses.
    Einer Politik, die Aufsehen erregt, aber wenig sichtbare Erfolge gebracht hat.
    Denn seit 1980 hat die amerikanische Administration Schritt für Schritt
    in der südlichen Hemisphäre an Einfluss nur verloren.
    1982, indem sie im Falkland-Krieg sich nicht auf die Seite des eigentlichen Verbündeten Argentinien, sondern hinter Großbritannien stellte.
    1983, indem sie die Insel Grenada militärisch eroberte.
    Und vor allem, indem Washington rund fünf Jahre lang die Contras gegen die Sandinisten in Nicaragua unterstützte.
    Mit 500 Millionen Dollar
    und illegalen Geheimdienstaktionen, die im Laufe der Iran-Gate-Affäre nur teilweise ans Licht kamen.
    Heute sind die marxisten Leninisten in Managua immer noch an der Macht und verhandeln mit der Contra ohne Hilfe und Zustimmung der Amerikaner.
    Die Vereinigten Staaten, die im Zuge von Einsparungen nun auch ihre Wirtschaftshilfe an den Süden Amerikas kürzen, der Großteil davon geht immer noch nach Zentralamerika,
    haben nach acht Jahren Regen dabei kaum einen der Krisenherde beruhigt.
    Neue sind dazugekommen.
    Panama und Noriega zum Beispiel.
    Bei einer Pressekonferenz in Panama City wettete am Donnerstag die Nummer zwei des Regimes, Oberst Wong, laut wie noch nie gegen die Yankees.
    Mit dem recht sichtbaren Hintergedanken, den Druck auf Noriega in Nationalismus umzulenken.
    Die Panamesen, die wohl am stärksten antikommunistische und proamerikanische Nation der Region, folgen den Wünschen der Noriega-Kicke im Moment noch nicht.
    Aber wenn die Wirtschaftskrise wirklich ernst wird, und das wird sie nach dem US-Boykott, dann wird die Propaganda der Militärs vielleicht auch in Panama auf fruchtbarem Boden fallen.
    General Noriega ist doch ein Ex-Verbündeter der USA, sagen die Leute verständnislos, und zahlen müssen wir.
    Auch Honduras ist ein Enger und der nicht der beste Verbündete Regens in Zentralamerika.
    Aber bei den Ausschreitungen Donnerstagnacht verstrichen zwei Stunden, bis die, auch von den USA ausgerüsteten Soldaten von Honduras, der US-Botschaft zur Hilfe kamen.
    Wir verstehen das alles nicht, knarkte die Sprecherin des Außenministeriums in Washington.
    Antonia Rados aus Panama.
    Und während ihr Beitrag lief, hat sich Ferdinand Hennerbecher nochmals aus Zypern gemeldet, mit neuen Entwicklungen im Geiseldrama von Larnaca.
    Ja, ich habe eine traurige Entwicklung zu bestätigen.
    Die angeschossene Geisel ist tot.
    Sie hat nicht überlebt.
    Die Ärzte haben versucht, rund 45 Minuten lang den Wettlauf gegen den Tod zu gewinnen.
    Sie haben ihn verloren.
    Vor rund zwei, drei Minuten hat das Ärzteteam, das sich um diese Geisel gekümmert hat,
    offiziell verkündet, dass der Mann verstorben ist.
    Die erste Geisel ist damit zu beklagen.
    Heiner Bichler, es handelt sich dabei um einen kovetischen Sicherheitsbeamten, ist das richtig?
    Ja, so sagen zumindest die Geiselnehmer.
    Ich danke Ihnen für diesen Zwischenbericht.
    Ja, wir werden Sie selbstverständlich weiter am Laufenden halten über die Entwicklungen in Zypern.
    Wechseln aber jetzt nach Mitteleuropa, nach Frankreich.
    Morgen in 14 Tagen, am 24.
    April, findet da in Frankreich der erste Durchgang der Präsidentenwahlen statt.
    Die zu erwartende Stichwahl im zweiten Durchgang ist dann für den 8.
    Mai angesetzt.
    Übrigens der Muttertag.
    Um die Nachfolge von François Mitterrand für die nächsten sieben Jahre bewirbt sich zunächst einmal er, Mitterrand selbst, nachdem er die Bekanntgabe seiner Kandidatur praktisch bis zum letztmöglichen Zeitpunkt hinausgezögert hat.
    Der wohl wichtigste Herausforderer des Sozialisten Mitterrand ist der Gollist Jacques Chirac, derzeit Premierminister, aber auch Ex-Premier Raymond Barre und der Chef der ultra-rechten Nationalen Front Jean-Marie Le Pen werden, jedenfalls im ersten Wahlgang, noch ein wichtiges Wort mitzureden haben.
    Wie schon jetzt natürlich im Wahlkampf, der auf Hochtouren läuft und in dem sich namentlich die Kohabitationspartner Mitterrand und Chirac keineswegs mit Glaceh-Handschuhen anfassen.
    Lorenz Gallmetzer berichtet.
    Zur Melodie des Wahlkampfliedes »Mein Liebes Frankreich« im Scheinwerferlicht und in die Nationalfarben Blau, Weiß, Rot gedaucht, hatte François Mitterrand gestern Abend seinen ersten Wahlkampfauftritt vor etwa 15.000 Anhängern.
    Für den vom Präsidenten zum Kandidaten gewordenen Mitterrand die erste Gelegenheit, den Puls seiner Wählerschaft zu fühlen und zugleich den Ton für die Endphase des Wahlkampfs anzugeben.
    Ihr und die anderen und alle anderen in ganz Frankreich!
    In einer fast zweistündigen, freigehaltenen Rede trug François Mitterrand die großen Leitlinien seiner Politik vor, wie er sie erst vor zwei Tagen in einem 60 Seiten langen Brief an alle Franzosen dargelegt hatte.
    Der scheidende Präsident sieht sich als derjenige, der am besten die Franzosen vereinen und das Land für die großen Anforderungen der Zukunft rüsten kann.
    Die Mobilisierung aller Kräfte, um die Wirtschaft und Gesellschaft zu modernisieren, könne nur dann gelingen, wenn der innere Zusammenhalt und der soziale Friede gewährleistet seien, lautet die Grundaussage Mitterrands.
    Das aufgeheizte und applaudierwillige Publikum, immer wieder einbremsend, widmete Mitterrand dann die erste Hälfte seiner Rede den Zukunftsperspektiven eines geeinten Europas und den Fragen der Abrüstung.
    Ein Europa, zu dessen Einigung er selbst wesentlich beigetragen hat,
    und in dem der scheidende Präsident die einzige Möglichkeit sieht, einen Gegenpol zur wirtschaftlichen und politischen Übermacht der großen Blöcke in Ost und West sowie Japans zu schaffen.
    Auf ein leidenschaftliches Plädoyer für die technologische Erneuerung, die wissenschaftliche Forschung und die Verbesserung der Ausbildung für die Jugend folgt er die Anklage des ungerechten Verhältnisses zwischen den industrialisierten Ländern und der dritten Welt.
    Mitterrand fordert einen Marschallplan der Reichen für die unterentwickelten Länder,
    Nicht als Kandidat der Sozialisten, sondern als ein von den Sozialisten unterstützter Kandidat, der weit über seine eigene Partei hinaus die Franzosen vereinen will, vermied Mitterrand jede offene Polemik mit seinen bürgerlichen Rivalen Jacques Chirac und Raymond Barr, auch in Fragen der Innenpolitik.
    Zumindest fünf Jahre lang will Mitterrand die von den Konservativen durchgeführten Privatisierungen der Großbetriebe unangedachtet lassen, seine Pläne seiner Steuerreform
    sollen bestenfalls die rund 100.000 vermögensten Franzosen zur Kasse bitten, um den Ärmsten ein Mindesteinkommen zu garantieren.
    Von den Vorstellungen des Sozialisten Mitterrand des Jahres 1981, etwa hinsichtlich der staatlichen Lenkung der Wirtschaft, ist heute nicht mehr viel übrig geblieben.
    Trotzdem besont Mitterrand seine Differenz, wenn er zum Beispiel dem in Frankreich stärker gewordenen Rassismus und der konservativen Politik gegenüber den Gastarbeitern und Einwanderern entgegentritt,
    Die in Frankreich geborenen Kinder der Immigrés sollen weiterhin automatisch französische Staatsbürger werden.
    Und bei Lokalwahlen will der Präsident den Gastarbeitern sogar das Wahlrecht einräumen.
    Denn es sei eine jahrhundertealte Tradition, Frankreich, sagt er, jene, die man ins Land gerufen habe, anständig zu behandeln, als Brüder.
    Die Tochter und die Tochter der Immigrés, die in Frankreich geboren sind, sind keine Immigrés.
    Sie sind Franzosen.
    Ein vitaler und kämpferischer Mitterrand, der offensichtlich das Massenbad genossen hat und sich als der Kandidat der Mitte profilieren will, ohne seine sozialistischen Grundsätze, vor allem was die soziale Gerechtigkeit betrifft, zu verleugnen, so ist der 71-Jährige ziegesbewusst in die Wahlkampfarena gestiegen.
    Nicht mehr die rote Rose, sondern blau-weiß-rote Fahnen im Hintergrund.
    Lorenz Galmetzer aus Paris.
    Es ist eine Minute vor halb eins und wir wechseln nach Österreich.
    Die österreichischen Bundesbahnen nehmen jetzt einen kräftigen Anlauf, um das Projekt Neue Bahn im Bewusstsein der Öffentlichkeit zu verankern.
    Das 60-Milliarden-Programm soll ja bis zum Jahr 2000 verwirklicht sein.
    Geplant sind unter anderem Hochleistungsstrecken, auf denen die Züge Geschwindigkeiten bis zu 250 Stundenkilometern erreichen können.
    Insgesamt soll die Bahn in Österreich attraktiver gemacht werden.
    In Zell am See findet dazu heute ein Seminar der ÖBB statt und von dort berichtet Herbert Huttar.
    Kernstück der Modernisierung der Bahn ist ein völlig neuer Taktfahrplan, der in der Endphase umfassend sein soll, wobei auch Busse einbezogen werden also.
    Der Zug kommt an und der Anschluss ist weg, das soll es nicht mehr geben.
    In sogenannten Knotenbahnhöfen sollen sich zur gleichen Zeit die Züge aus allen Richtungen und in alle Richtungen treffen.
    Fünf bis zehn Minuten bleiben zum Umsteigen und beim nächsten Takt, ein oder zwei Stunden später, spielt sich dasselbe ab.
    Diese Knotenbahnhöfe werden sein Salzburg, Linz, Leoben, Selztal oder Rottenmann, Bischofshofen und Wörgl.
    Die Fahrzeit der Züge orientiert sich am Stundenrhythmus zwischen den Stationen.
    Wie in Salzburg etwa zweieinhalb Stunden, wobei man eine halbe Stunde bis St.
    Pölten braucht, eine weitere halbe Stunde bis am Stetten, nach zwei Stunden ist man in Linz und so weiter.
    Die Vorteile
    Verbesserte Anschlüsse, kaum Wartezeiten, insgesamt kürzere Reisezeiten, ein vermehrtes Angebot von Zügen.
    Nachteile gibt es aber auch.
    Man muss öfter umsteigen, das Gebäck kann in den fünf Minuten Aufenthalt nicht sofort umgeladen werden, man muss es früher aufgeben oder später abholen.
    Anfangs dürfte es auch nicht ganz leicht sein, in der Eile den richtigen Anschlusszug beim Umsteigen zu finden, wenn alle Züge auf einmal am Bahnhof stehen.
    Dieser totale Taktfahrerplan wird von einer Schweizer Firma gemacht, die schon einschlägige Erfahrungen bei den Schweizerischen Bundesbahnen sammeln konnte.
    Unter dem Strich, so die Schweizer Erfahrungen, ist das Ergebnis eines solchen integrierten Taktfahrerplanes positiv.
    Die Erträge aus dem besseren Angebot steigen stärker als die Kosten, wenn mehr Züge fahren müssen.
    Um die nötigen Fahrzeiten zu erreichen, ist das Hochleistungssystem mit Neubaustrecken nötig, die zum Beispiel auf der Westbahnstrecke in Angriff genommen wurden.
    Und nächstes Jahr soll ja der Semmering-Tunnel begonnen werden.
    Insgesamt, einschließlich etwa Bahnhofsverbesserungen, sind es 13 Projekte, die vordringlich sind.
    ÖBB-Generaldirektor Heinrich Übleis zur Finanzierung, da ja das Tauziehen um Geld für Bahn und Straße außerhalb des Budgets noch nicht ausgestanden ist.
    Wir haben ein Hochleistungsprogramm für die Jahre 88 bis 92 erstellt.
    das rund 22 Milliarden Schilling an Mitteln vorsieht.
    Es ist so, dass heuer die Mittel im Budget vorhanden sind, beziehungsweise werden wir Wagenkäufe durch Eurofima-Kredite finanzieren, ansonsten brauchen wir heuer noch keine Fremdmittel.
    Zum Teil verwenden wir die Mittel aus Grundverkäufen dazu, aber ab dem nächsten Jahr soll ja über die ASFINAG ein
    Finanzierungsvolumen noch festgelegt werden.
    Und es ist auch beabsichtigt vom Bundesminister Dr. Streicher, dass eine eigene Planungs- und Errichtungsgesellschaft kommen soll, der Großprojekte des Hochleistungsprogrammes übertragen werden, die dann ab dem nächsten Jahr dann auch anlaufen werden.
    Das heißt, die ersten Baubeginne für Neubaustrecken sind im nächsten Jahr vorgesehen.
    Rundum positiv zur neuen Bahn äußert sich auch die Personalvertretung.
    Der stellvertretende Vorsitzende der Eisenbahner-Gewerkschaft, Franz Hums, auf die Frage, was der Eisenbahner von der neuen Bahn hat.
    Der Eisenbahner von der neuen Bahn ist ja eigentlich nicht zweifach betroffen.
    Als Teil der Bevölkerung hat er den Nutzen, dass er von der Umweltschonung
    der Verkehrsverlagerung von der Straße zur Schiene profitiert, weil die Lebensqualität aller Österreicher und damit auch der Eisenbahn als Bevölkerungsteil damit gesteigert wird.
    Er hat aber gleichzeitig den Vorteil, dass er künftig noch mehr in einem anerkannten Betrieb tätig sein kann und dass auch die Arbeitsplätze der Eisenbahner Anerkennung finden.
    obwohl natürlich gleichzeitig damit sehr viele Rationalisierungen verbunden sein werden.
    Das weiß die Gewerkschaft der Eisenbahner.
    Wir haben aber derartige Rationalisierungen auch in der Vergangenheit immer akzeptiert.
    Wenn sie vernünftig waren, weil die Bahn immer ein hochtechnisierbarer Betrieb ist, wird es diese Rationalisierungen auch in Zukunft geben.
    Die Gewerkschaft der Eisenbahner ist sich dessen voll bewusst und unterstützt aber trotzdem in aller Vehemenz das Projekt Neue Bahn.
    Und damit im Zusammenhang fordert die Gewerkschaft, dass die ÖBB mithilfe des neuen Taktfahrplanes alle öffentlichen Verkehrsmittel künftig zentral koordinieren sollen.
    Ein Bericht von Herbert Huttar.
    Es ist jetzt vier Minuten nach halb eins.
    im Journal zu Gast.
    Das ist heute Johann Schiepetz, seit vergangenem Herbst Landeshauptmann des Burgenlandes.
    Aber erst seit Mitte dieser Woche hat Schiepetz auch höchstamtlich, dass bei seiner Wahl rechtlich alles mit rechten Dingen zugegangen ist.
    Politisch hatte diese burgenländische Oktoberwahl ja für einige Überraschung und Aufregung gesorgt.
    Der Sozialist Schiepötz war nämlich mit einer Stimme mehr gewählt worden, als es sozialistische Abgeordnete im Eisenstädter Landtag gibt.
    Es musste also einer aus dem Lager von ÖVP oder FPÖ umgefallen sein, obwohl sich diese beiden Parteien darauf geeinigt hatten, gemeinsam den ÖVP-Kandidaten Franz Sauerzopf zum Nachfolger von Langzeitlandeshauptmann Theodor Kehry zu küren.
    Als Umfaller verdächtigt wurde alsbald der freiheitliche Landtagsabgeordnete Munzenrieder, der aber diesen sogenannten Verrat stets bestriet.
    Mathematisch hatte dieser eine Abweichler für den Sieg von Schiepötz deshalb gereicht, weil die burgenländische Landesverfassung eine Besonderheit hat.
    Für den Kandidaten der Mandatsstärksten Partei, und das war Schiepitz, reicht auch die Hälfte der Stimmen.
    Jeder andere bräuchte wenigstens eine Stimme Mehrheit.
    Diese Ungleichheit fochten einige ÖVP-Abgeordneten beim Verfassungsgerichtshof an, aber das Höchstgericht entschied jetzt, die burgenländische Sonderregelung sei absolut zulässig und die Wahl von Schiepitz war damit also, wie gesagt, juristisch in Ordnung.
    Begonnen hat der 46-jährige Landeshauptmann von Beruf Lehrer seine politische Laufbahn in seinem Geburtsort Palmhagen.
    1974 zog er in den Burgenländischen Landtag ein, zehn Jahre später in die Landesregierung, in der er zuletzt das Kulturressort betreute.
    Mit dem immer noch neuen burgenländischen Landeshauptmann sprach Ulrich Brunner.
    Herr Landeshauptmann Schippet, seit knapp einem halben Jahr sind Sie Landeshauptmann.
    Leben Sie als Landeshauptmann mit der Gefahr, dass der Verfassungsgerichtshof die Wahl für ungültig erklärt?
    Seit dieser Woche steht fest, die Wahl ist gültig.
    Sie sind jetzt wirklich Landeshauptmann.
    Wie fühlen Sie sich denn jetzt erleichtert?
    Ich habe eigentlich damit gerechnet, dass diese Entscheidung in der Richtung ausgeht.
    Nicht ich bin erleichtert.
    Ich glaube, es ist eine gewisse Sicherheit eingetreten jetzt.
    Die Menschen wissen, was los ist und wir können jetzt beruhigt weiterarbeiten.
    Ist es nicht doch ein kleiner Schönheitsfehler, dass Sie quasi durch einen Zufall Landeshauptmann geworden sind?
    Schönheitsfehler mag sein, aber umgekehrt muss man eben Entscheidungen, die in einem Landtag gefällt werden, zur Kenntnis nehmen.
    Wäre es anders ausgegangen, hätten wir es auch zur Kenntnis nehmen müssen.
    Wissen Sie heute, ein halbes Jahr später schon, wer Sie gewählt hat, wer umgefallen ist?
    War es Munzenrieder oder war es ein anderer?
    Ich habe immer, und ich sage das auch jetzt wieder, nie eine Zusage gehabt, ob mich irgendjemand wählen wird.
    Ich habe auch in diesen Monaten niemand gefragt, ob er es war.
    Ich kann es daher nicht sagen.
    Man hört, dass es zwischen dem SPÖ-Club und Munzenrieder jedenfalls ein ganz gutes Verhältnis gegeben hat in der letzten Zeit.
    Er durfte sogar seinen Mantel im Klub abgeben.
    Kann man daraus gewisse Schlüsse ziehen?
    Ich glaube, es ist verständlich, wenn ein Abgeordneter wie der Abgeordnete Munzenrieder sowohl von seiner eigenen Partei, der freiheitlichen Partei aus dem Klub ausgeschlossen wird,
    in aller Öffentlichkeit beschimpft wird.
    Genauso von der österreichischen Volkspartei, dass dieser Abgeordnete, der ja nahe im Landtag ist, versucht, sich Informationen zu holen, nachzufragen, wie das Ganze eigentlich läuft und dass wir ihm natürlich diese Informationen gegeben haben.
    Ich glaube, das ist an sich ein ganz normaler Angelegenheit.
    Das hätten wir bitte auch mit jedem anderen gehabt.
    Und wir haben auch in allen anderen Bereichen, wenn die Freiheitliche Partei mit Fragen an uns herangetreten ist, ihnen Auskunft gegeben.
    Herr Landesabmann Schippets, man weiß über Sie relativ wenig, jedenfalls außerhalb des Burgenlandes.
    Ein Faktum ist bekannt, Sie haben eine Klosterschule besucht.
    Hat das Ihr Leben geprägt irgendwie?
    Ich glaube, dass sehr viele Burgenländer in meiner Generation, nachdem damals das Schulwesen im Land nicht in dem Ausmaß ausgebaut war, in Wien eine Schule besucht haben.
    Ich war zufälligerweise in Strebersdorf.
    Das hat mein Leben sicherlich zum Teil insofern beeinflusst, dass ich heute doch ein relativ gutes Verhältnis zu beiden Kirchen habe.
    Wir haben ja im Burgenland nicht nur die katholische,
    eine starke evangelische Kirche und dass es ja eigentlich für mich keine Probleme gibt.
    Sie selbst sind katholisch?
    Ich bin katholischer.
    Praktizierender Katholik?
    Praktizierend ja, wobei ich ohne weiteres sage, dass ich nicht alle Vorschriften einhalte, weil es ja zum Teil gar nicht geht.
    Ich kann gar nicht jeden Sonntag beispielsweise in der Kirche sein, weil ich ja fast jeden Sonntag unterwegs bin.
    Herr Landeshauptmann, eine Zeitung hat sich als einen gelungenen Verschnitt von Cary und Sinowatz bezeichnet.
    Ist das für Sie ein Kompliment?
    Ja, ich würde es sogar anstreben.
    Wenn es mir gelingen würde, auf der einen Seite die Kreativität und die menschlichen Vorzüge des Fred Sinowatz und auf der anderen Seite die Entscheidungsfreudigkeit und den Punch des Theodor Kery zu vereinigen, dann wäre ich eigentlich sehr zufrieden.
    Na ja, nun Kery hat man ja nicht nur Positives nachgesagt.
    Wie sehen denn Sie jetzt rückblickend die Tätigkeit Kerys?
    Ich habe ja gesagt, die Entscheidungsfreudigkeit und den politischen Punch des Theodor Kery, den möchte ich haben.
    Rückblickend gesehen bin ich der Meinung, dass Theodor Kerry für das Land unheimlich viel geleistet hat, dass er eigentlich das Burgenland in diesen letzten zwei Jahrzehnten wirklich empor gepusht hat, dass am Ende mit verschiedenen innerparteilichen Streitigkeiten auch mit Angriffen
    aus der Bundesseite herunter, zum Teil auch die Tatsache, dass er nicht bereit war, sich mit Medien entsprechend auseinanderzusetzen, ihm das ohne Zweifel gewisses Vertrauen gekostet hat.
    Also er war zu selbstherrlich in den letzten Jahren, sagt man ihm nach.
    Das wird gesagt, ich weiß nicht, zu selbstherrlich.
    Sie müssen das ja miterlebt haben in Parteisitzungen.
    Ich bin überzeugt, dass sehr, sehr viele andere Spitzenpolitiker, ich will es gar keinen Namen nennen,
    die eine führende Position innen haben und die so lange diese führende Position innen haben und die sich natürlich mit ihren Wünschen in der Partei durchsetzen wollen, dass sie wahrscheinlich in einer ähnlichen Art und Weise regieren.
    Und Sie haben das ja selbst miterlebt, die letzten Jahre Keris, eine gewisse Überheblichkeit, Selbstherrlichkeit, haben Sie für sich selbst Schlüsse gezogen,
    das, was sie tun müssen, damit es nicht so weit kommt, wie es bei Kerry in den letzten Jahren gekommen ist?
    Die Schlüsse, die ich gezogen habe, waren eher in der Richtung, dass wir, wenn wir eine Politik machen, wenn wir eine gute Politik machen, diese Politik auch entsprechend transparent gestalten müssen.
    Das heißt, wir müssen an die Öffentlichkeit gehen, wir müssen über die Medien diese Politik den Menschen verständlich machen.
    Es war sicherlich falsch, dass wir das in den letzten fünf Jahren nicht in dem Ausmaß getan haben.
    Also Sie haben kein gestörtes Verhältnis zu den Medien?
    Ja, ich glaube nicht.
    Bis jetzt habe ich auch nicht den Eindruck gehabt.
    In Portraits über Sie gibt es immer wieder einen Vorwurf, der ständig wiederkommt.
    Es wird da ein Vorfall bei einer Jagd zitiert.
    Sie hätten da einen Treiber mit einer Schrottladung ins Auge geschossen.
    Und es sei damals, und das ist der Vorwurf, zu keiner Anzeige gekommen.
    Das Ganze sei verduscht worden.
    Was hat es denn damit für eine Bewahrtnis?
    Ich habe das bereits etliche Male aufgeklärt.
    Es ist gar nicht sicher, ob der Schrotkorn von mir war oder von einem anderen Jäger.
    Ich habe den Kollegen nur wegen der Unverambulanz gebracht.
    Von einer Schrotladung war überhaupt keine Rede.
    Es ist selbstverständlich eine Anzeige gemacht worden, nur die Anzeige ist zurückgelegt worden.
    Solche Dinge passieren im Herbst in der Jagdzeit zu Dutzenden.
    Nur wenn zufälligerweise einer Politiker und Landesrat ist, dann steht er in der Zeitung und alle anderen werden nicht einmal den Mühe wert befunden, dass man sie erwähnt.
    Sind Sie noch aktiver Jäger?
    Ich bin noch aktiver Jäger, nur komme ich leider Gottes nicht dazu.
    Ich war im letzten Herbst, glaube ich, nicht einmal zweimal bei einer Jagd dabei.
    Und jetzt frage ich noch, wie viele Gewehre Sie haben.
    Ich frage das deshalb, weil bei Ihrem Vorgänger war das ja ein politisches Problem.
    Das Mindestmaß, das ein Jäger haben muss, nämlich ein Schrotflint in den Kuhl stutzen.
    Mehr habe ich nicht.
    Herr Schippert, Sie sind jetzt Landeshauptmann des jüngsten Bundeslandes.
    Wenn man das mit den anderen Bundesländern vergleicht, glauben Sie, dass das Burgenland schon seine Identität gefunden hat?
    Ich glaube, dass das Burgenland in den letzten 20 Jahren seine Identität gefunden hat, dass die Burgenländer wirklich selbstbewusst geworden sind.
    Das merken sie auch daran, dass heute jene Burgenländer, die einer sprachigen Minderheit angehören, zum Beispiel Kroaten oder Ungarn, ganz selbstbewusst diese Sprache wieder vertreten.
    Das haben sie vor 30 Jahren nicht gemacht.
    Das ist für mich ein Indikator dafür.
    Umgekehrt natürlich haben wir sehr, sehr große Probleme, weil eben in unserem Land ein Drittel der Arbeitnehmer, der unselbstständigen Arbeitnehmer, nicht im Land arbeitet, sondern eigentlich im Großraum Wien zum überwiegenden Teil.
    Und dass daher natürlich hier ganz andere Probleme auftreten als zum Beispiel in Vorarlberg oder Tirol, das ist ganz klar.
    Das heißt, der Einfluss der Großstadt Wien auf das Burgenland
    auf die Lebensweise der Burgenländer ist natürlich wesentlich größer als der Einfluss in Vorarlberg oder in Tirol.
    Andererseits ist es so, dass das Burgenland im Rest von Österreich nicht immer ganz ernst genommen wird.
    Es gibt da ein paar Schlagworte, wie zum Beispiel das Wort panonische Zustände für die Umschreibung eines Missstandes.
    Dann gibt es die Burgenländerwitze.
    Wenn Sie das als Landeshauptmann hören, so Burgenländerwitze, tragen Sie das mit Humor oder kränkt Sie das?
    Es gibt Witze, die kann man mit Humor tragen, es gibt Witze, die kränken, wie immer in solchen Bereichen.
    Weil das natürlich gewisse Vorfälle uns nicht gut getan haben, ob das jetzt vor der Wahl war, Auseinandersetzungen innerhalb der Parteien, auch Skandale.
    beginnend von WBO, dann auch in unserer Partei, sage ich ganz offen hier.
    Dass natürlich auch die Wahl des Landeshauptmannes und die Vorgangsweise der Freiheitlichen Partei und der österreichischen Volkspartei bei der Wahl mit gegenseitiger Kontrolle, mit Stimmzettelmarkierungen und ähnlichem mehr,
    dazu geführt hat, dass wir dann einen Teil des Faschingsprogramm in Villach gestaltet haben.
    Das gebe ich ohne weiteres zu.
    Und wir müssen daher, glaube ich, sehr ernst daran gehen, hier dieses Manko entsprechend aufzuarbeiten.
    Ich habe ja auch bereits einen Vorschlag gemacht, wie wir unsere Landesverfassung und die Geschäftsordnung ändern können, damit solche Vorfälle nicht mehr vorkommen.
    Also eine echte geheime Wahl?
    Eine echte geheime Wahl.
    Und die Burgenländer-Witze, dagegen kann man natürlich nichts tun?
    Dagegen kann man nichts tun.
    Wir müssen damit leben, aber wir hoffen, dass wir doch aufgrund unserer Arbeit in den nächsten Jahren diesen Witzen einen Teil des Nährbodens entziehen.
    Weg von diesen Witzen zu Fakten.
    Das Burgenland steht natürlich bei den Wirtschaftszahlen noch immer an letzter Stelle.
    beim Pro-Kopf-Einkommen, bei vielen anderen Zahlen.
    Ist das Burgenland immer noch das Armenhaus Österreichs?
    Sie müssen bedenken, dass das Burgenland in den letzten 30 Jahren ungefähr ein Drittel seiner Arbeitskräfte in der Landwirtschaft verloren hat.
    Das ist natürlich gigantisch.
    dass wir nicht in der Lage waren, obwohl wir doch in den letzten 20 Jahren ungefähr 20.000 zusätzliche Arbeitsplätze geschaffen haben, dieses Wandern von der Landwirtschaft zum selbstständig Beschäftigten aufzufangen.
    Und daher ist für uns natürlich der Großraum Wien, die Möglichkeit, dass dort Arbeitsplätze zur Verfügung stehen, unheimlich wichtig.
    Unser Ziel muss sein, dass wir zum einen versuchen Arbeitsplätze im Land zu schaffen, dass wir versuchen Betriebe anzusiedeln.
    Erst vor wenigen Wochen ist uns das wiederum gelungen mit einer großen Druckerei.
    Es ist uns auch gelungen in allen Problembereichen, also dort wo Betriebe stillgelegt wurden, ich denke hier nur an Scholl in Großbeetersdorf, Ersatzbetriebe hinzubekommen.
    Ersatzbetriebe, die heute eine Produktion haben, die wirklich auf dem Markt zu verkaufen ist und die, wie ich glaube, auch entsprechend krisenfest sind und dort heute mehr Menschen beschäftigt sind als sonst irgendwo.
    Die letzte Statistik sagt, dass wir um dreieinhalb Prozent weniger Arbeitslose zum Stichtag haben als vor einem Jahr und um dreieinhalb Prozent mehr Beschäftigte als vor einem Jahr.
    Ja, aber immer noch weniger.
    Immer noch eine sehr hohe Arbeitslosenzahl.
    Nicht im Sommer, sondern nur im Winter.
    Das ist aber bedingt dadurch, dass, wie gesagt, das Burgenland ein Land der Bauarbeiter und der Pendler ist.
    Solange wir einen so großen Anteil an Bauarbeitern haben, werden wir im Winter automatisch eine große Arbeitslosenzahl.
    Das sind nämlich die Bauarbeiter, die in Wien arbeiten, die dann im Winter bei uns gezählt werden.
    Das heißt, nachdem es ganz sicher unrealistisch wäre zu glauben, man könnte in absehbarer Zeit für einen Drittel der Burgenländer Arbeitsplätze hier schaffen, glaube ich, dass wir trachten müssen, dass wir das Pendeln so rasch und so angenehm machen, als nur irgendwie möglich.
    Sonst laufen wir tatsächlich Gefahr, dass die Prognosen wahr werden.
    und dass Burgenland im Laufe der nächsten 30, 40 Jahre einen großen Prozentsatz seiner Einwohner verliert.
    Wir hoffen ja, und ich sage das hier auch ganz deutlich, wir hoffen, dass durch eine Öffnung der Grenzen mit unseren östlichen Nachbarn, mit Ungarn, mit der Tschechoslowakei,
    hier eine Belebung der ganzen Ostregion eintritt, denn das ist ja unser Nachteil, warum der Westen, warum Vorarlberg derartig expandiert und wir das nicht gekonnt haben.
    Die haben im Norden Bayern, im Osten die Schweiz und im Süden Norditalien.
    Das sind jene Industriereime Europas, die in den letzten 30 Jahren die größte Prosperität aufgewiesen haben.
    Wir haben die Tschechoslowakei, Ungarn und Jugoslawien.
    Und daher glauben wir, dass eine positive Entwicklung des gesamten ostösterreichischen Raumes, dazu sehe ich auch Niederösterreich und zum Teil Wien, von einer Öffnung der Grenzen nach dem Osten abhängig ist.
    Daher brauchen wir das.
    Der Vorarlberger Landeshauptmann Burca war vor zwei Wochen im Journal zu Gast und auf meine Frage, wenn er einen Wunsch an die Bundesregierung hätte, was das wäre, hat er gemeint, den Anschluss Österreichs an die europäische Gemeinschaft.
    Wenn Sie so einen Wunsch hätten, so einen sehr globalen, an die Bundesregierung, was wäre denn das?
    Ich bin keineswegs gegen einen Anschluss Österreichs an die europäische Gemeinschaft.
    Nur wenn es nicht gelingt, die Grenzen nach dem Osten zu öffnen, bleiben wir weiterhin in einer Randlage.
    Und der Vorteil wird wieder nur in den westlichen Bundesländern vor allem zum Tragen kommen und der Nachteil wird wieder bei uns sein.
    Und ich glaube, es gibt Bestrebungen, auch unserer östlichen Nachbarn hier ins Geschäft zu kommen.
    Und wir merken es ja.
    Wir merken, dass seit dem 1.
    Jänner die Ungarn wirklich verstärkt nach Österreich kommen, leider Gottes zugegebenermaßen, vor allem nach Wien, dort einkaufen.
    Und die ganze Diskussion, die wir Jahre hindurch geführt haben, dass Burgenländer in Ungarn einkaufen, dass Wiener, Steirer, Niederösterreich in Ungarn einkaufen und sozusagen unser Geld hinüberbringen, zeigt sich jetzt, dass die Ungarn dieses Geld garantiert wiederum nach Österreich zurückbringen.
    Ich bin sogar überzeugt, sie bringen ein bisschen mehr sogar zurück.
    Also für Sie steht im Vordergrund oder hat Vorrang die Öffnung gegenüber dem Osten?
    Ja.
    Herr Landeshauptmann, haben Sie schon einmal nachgeforscht, Ihr Name schippelt welche Vorfahren Sie haben?
    Ich habe einen angeblich ungarischen Namen.
    Ich habe eine kroatische Urgroßmutter sogar, wie ich weiß.
    Der Rest dürfte aber deutsch sein.
    Aber ich glaube, das ist im Burgenland eigentlich überall der Fall.
    Wir waren jahrhundertelang ein Grenzland und es gibt wahrscheinlich kaum einen Burgenländer, der nicht in irgendeiner Vorfahrenlinie einen Ungarn oder einen Kroaten hat.
    Das, glaube ich, spielt auch überhaupt keine Rolle.
    Gehört das auch zur burgenländischen Identität ein bisschen dazu?
    Das gehört zur burgenländischen Identität, dass man verschiedene Sprachen hier spricht, dass man unterschiedliche Religionen hat.
    Wir haben ja den größten Anteil an evangelischer Minderheit.
    Wir haben auch eine reformierte Kirche in Oberbarthunden.
    Und es gehört auch zum Burgenland bitte, dass hier offensichtlich eine so große Toleranz herrscht, dass wir eigentlich in dem Bereich keine Probleme haben.
    Dieses jahrhundertelange Zusammenleben in diesem Grenzstreifen hier hat offensichtlich dazu geführt, dass man sich gegenseitig respektiert.
    Ich danke für das Gespräch.
    Im Journal zu Gast war heute der Landeshauptmann des Burgenlandes, Johann Schiepertz.
    Die Fragen an ihn richtete Ulrich Brunner.
    Im Wiener Metropol wird heute Abend der österreichische Beitrag für den heurigen Eurovisions Song Contest erstmals live präsentiert.
    Mit seinem Lied Lisa Mona Lisa wird der Ostro-Pop-Sänger Wilfried am 30.
    April in Dublin sein Glück versuchen.
    Der Interpret rechnet sich durchaus gute Chancen aus.
    Hören Sie den Rest von Martin Traxl.
    Lisa Mona Lisa Lisa
    Mona Lisa, Lisa Mona Lisa, Lisa
    Lisa Mona Lisa, der österreichische Beitrag zum diesjährigen Songcontest, ist das gemeinsame Produkt dreier Musiker, die im Showgeschäft keine Neulinge mehr sind und bereits mehrfach zusammengearbeitet haben.
    Klaus Kofler und Ronny Herpolzheimer, besser bekannt als Hexenmacher Echo, und der oberösterreichische Pop-Barde Wilfried bilden das Gespann, das dem Schattendasein Österreichs beim alljährlich stattfindenden Wettzingen ein Ende bereiten soll.
    Man setzt dabei vor allem auf die Erfahrung des Interpreten Wilfried, der bereits seit 15 Jahren als Musiker, Schauspieler und Produzent tätig ist.
    Er gilt als einer der Begründer des Austropop, war am Anfang seiner Karriere als Jodelrocker erfolgreich und brachte neben seinen Hits Heidelbeeren, Orange oder Mir san alle froh insgesamt 14 Langspielplatten heraus.
    Außerdem war er Produzent der Ruki-Zuki-Palmen-Kombo und von Tom Pettings Herzattacken sowie Gründungsmitglied der heute so erfolgreichen ersten allgemeinen Verunsicherung.
    Was bewegt nun einen derart erfahrenen Musiker dazu, sich auf das glatte Terrain eines Song Contests zu begeben?
    Ich tue mir es an, weil ich nicht glaube, dass man von Österreich aus so wahnsinnig viele Chancen hat, auch mal im Ausland was zu machen.
    Und für mich ist das eine riesige Veranstaltung, es ist eine riesige Herausforderung, es gibt viel zu gewinnen.
    Und eigentlich, von meiner Sicht, wenn ich mir das so durchüberlege, relativ wenig zu verlieren.
    Was soll ich dort verlieren?
    Es gibt im Moment nicht so viele Möglichkeiten in Deutschland oder überhaupt im deutschsprachigen Raum.
    Ich bin ja einer, der sehr gern mit seiner eigenen Sprache umgeht und nicht auf den sogenannten internationalen Markt loszielt, indem er sich als Engländer verkleidet.
    Also für mich ist das eine lustige Abwechslung.
    Es glaubt mir zwar kaum jemand, aber ich mache das aus Abenteuerlust.
    Der Song Lisa Mona Lisa, der heute Abend im Rahmen des neuen Wilfried-Programms erstmals live präsentiert wird, ist eine Kompromisslösung.
    Einerseits will Wilfried seinen persönlichen Stil nicht verleugnen, andererseits gilt es, sich nach ganz spezifischen Regeln zu halten, um beim Song Contest überhaupt eine Chance zu haben.
    Also es ist schon so, dass wir uns irgendwie gedacht haben, es wäre ganz gut, wenn man die große Oper macht dort, also in drei Minuten verpackt das ganze Leben.
    Also es muss klingen, in diesen drei Minuten muss ich alles abspielen, was man zu bieten hat.
    Das heißt, ich singe gern sanfte Töne, ich schreie gern, beides tue ich gern, beides kommt in dem Lied vor.
    Es gibt dort ein riesiges Orchester, das wir verwenden.
    Wir verwenden die Streicher, wir verwenden einige Bläser und wir machen in der Mitte einen großen Chorteil.
    Die Nummer besteht quasi aus drei Sätzen und wir haben
    versucht so groß wie möglich zu denken und trotzdem ist es eine Wilfried-Nummer geworden, die jederzeit auch hier erscheinen könnte, ohne dass ich zum Song Contest fahre.
    Nachdem Österreich mit relativ anspruchsvollen Liedern in den vergangenen Jahren immer wieder durchgefallen ist, soll heuer das internationale Publikum nicht überfordert werden.
    Bewusst setzt man auf Einfachheit und Gefälligkeit.
    Es ist eine kommerzielle Veranstaltung und was anderes dort zu machen als ein kommerzielles Lied halte ich für einen Blödsinn.
    Es muss ein Titel sein, der zumindest Single-Qualität hat.
    Es gibt ja Nummern, die sind schöner als Single-Nummern, aber die sind dann am vierten Platz auf der zweiten Seite auf einem Album.
    Mit so einem Lied dort hinzufahren, würde ich einfach für einen Unsinn halten.
    Es muss etwas sein, was man auch hier
    jederzeit als Single auskoppeln würde.
    Wir haben fünf Nummern vorgeschlagen und es gab Nummern, die waren ganz anders gedacht, aber alles in einen Topf geworfen, was dort gut sein könnte, haben wir uns ziemlich einstimmig für dieses Lied entschieden.
    Wilfrieds Mona Lisa heute Abend im Wiener Metropol und in drei Wochen beim Song Contest in Dublin.
    Vier Minuten vor eins die Schlussnachrichten.
    Zypern.
    Die Entführer der kuwaitischen Boeing 747 haben ihre Drohung wahrgemacht und eine der Geiseln erschossen.
    Der Tote ist ein kuwaitischer Sicherheitsbeamter.
    Der Mann wurde tödlich getroffen und in ein Tuch gehüllt, aus dem Jumbo Jet geworfen.
    Die Ärzte bemühten sich vergeblich, das Leben des Mannes zu retten.
    Die Verbrecher verlangen nach wie vor die Freilassung von inhaftierten Terroristen und das Auftanken der Maschine.
    Die kuwaitische Regierung und auch die Behörden Zyperns sind bis jetzt hart geblieben.
    USA Panama Die Regierung in Washington verschärft die wirtschaftlichen Sanktionen gegen Panama, um den Rücktritt des Militärmachthabers Daniel Noriega zu erzwingen.
    Präsident Reagan hat das Gesetz über wirtschaftliche Vollmachten in internationalen Notfällen in Kraft gesetzt.
    Damit verfügte Reagan ein Zahlungsverbot für amerikanische Unternehmen an Panama und die Blockierung von Vermögen Panamas in den USA.
    Honduras Mit scharfen Sicherheitsvorkehrungen versucht die Regierung in Tegucigalca nach den jüngsten anti-amerikanischen Ausschreitungen der Lage Herr zu werden.
    Über die Hauptstadt und über die Stadt San Pedro Sula ist für zwei Wochen der Ausnahmezustand verhängt worden.
    Am Donnerstag sind bei den schweren Zusammenstößen vor der amerikanischen Botschaft fünf Menschen ums Leben gekommen.
    USA Washington hat das gestern vereinbarte Afghanistan-Abkommen mit Vorbehalten begrüßt.
    Vor einer abschließenden Bewertung müsste noch die Frage der Militärhilfe an die jeweiligen Verbündeten der Großmächte in Afghanistan geklärt werden, erklärte ein Sprecher des Weißen Hauses.
    Er versicherte auch, die USA würden ihre Unterstützung für die muslimischen Rebellen nicht aufgeben.
    Österreich Mehrere Mitglieder der OPEC, der Organisation Erdöl exportierender Länder, nehmen heute in Wien Beratungen auf.
    Erörtert werden Maßnahmen, um den Erdölpreis zu stabilisieren.
    An der Konferenz beteiligen sich allerdings nur fünf Minister des Kartells, das 13 Staaten umfasst.
    Der Ölpreis ist Anfang März auf den niedrigsten Stand seit 16 Monaten gefallen.
    Hans Schipötz, der Landeshauptmann des Burgenlandes, will die Politik in diesem Bundesland transparenter gestalten.
    Dies sei in den vergangenen fünf Jahren ungenügend geschehen, kritisierte Schipütz.
    Gewisse Ereignisse hätten dem Burgenland nicht gut getan.
    Zu seiner eigenen Rolle, sagte er, er wolle die Entscheidungsfreudigkeit seines Vorgängers Theodor Kehry und die Kreativität des noch amtierenden SPÖ-Vorsitzenden Fred Sinowatz vereinigen.
    Verteidigungsminister Lichal sagte heute, Werte wie Leistung, Ehre, Treue, Anstand und Familie würden in Österreich wieder an Bedeutung gewinnen und daran habe die ÖVP Anteil.
    Anlass war eine Veranstaltung des Kartellverbandes zum Thema Wertewandel und aktuelle Politik.
    Ein wichtiger Beitrag zu einer Wende in der Gesellschaftspolitik sei sicherlich die Vereinbarung der Regierungsparteien gewesen, Ehe und Familie in der Verfassung zu verankern, ergänzte Lichal.
    Noch die Wetteraussichten für Österreich bis heute Abend.
    Meist stark bewölkt und etwas Regen.
    Nachmittagstemperaturen bis 13 Grad.
    Erich Oberlechner mit den von Georg Schalgruber zusammengestellten Schlussnachrichten.
    Das war der letzte Programmpunkt in diesem Samstag-Mittag-Journal, durch das Sie Werner Löw geführt hat.
    Ich verabschiede mich im Namen aller Mitarbeiter.
    Auf Wiederhören morgen beim Sonntag-Journal und 5.
    Untertitel der Amara.org-Community

    Beiträge dieses Journals

    O-Ton Flugzeugentführer
    Mitwirkende: Hennerbichler, Ferdinand [Gestaltung] , Anonym, Flugzeugentführer [Interviewte/r]
    Datum: 1988.04.09 [Sendedatum]
    Ort: Larnaca [Aufnahmeort]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Flugzeugentführung: Eine Geisel erschossen ? Neuester Stand
    Mitwirkende: Hennerbichler, Ferdinand [Gestaltung]
    Datum: 1988.04.09 [Sendedatum]
    Ort: Nikosia [Aufnahmeort]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Nachrichten
    Mitwirkende: Schweinzer, Josef [Gestaltung] , Oberlechner, Erich [Sprecher/in]
    Datum: 1988.04.09 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Wetterbericht
    Mitwirkende: Oberlechner, Erich [Sprecher/in]
    Datum: 1988.04.09 [Sendedatum]
    Schlagworte: Natur ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Ausführlicher Bericht über Situation Flugzeugentführung
    Mitwirkende: Hennerbichler, Ferdinand [Gestaltung]
    Datum: 1988.04.09 [Sendedatum]
    Ort: Nikosia [Aufnahmeort]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Afghanistan-Abkommen unter Dach und Fach
    Mitwirkende: Wolf, Armin [Gestaltung]
    Datum: 1988.04.09 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    US-Außenpolitik in der Krise: "The Ugly American" in Zentralamerika
    Mitwirkende: Rados, Antonia [Gestaltung]
    Datum: 1988.04.09 [Sendedatum]
    Ort: Panama City [Aufnahmeort]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Flugzeugentführung: Die Geisel ist tot
    Mitwirkende: Hennerbichler, Ferdinand [Gestaltung]
    Datum: 1988.04.09 [Sendedatum]
    Ort: Nikosia [Aufnahmeort]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Französischer Präsidentschaftswahlkampf in der Endphase
    Einblendung: Wahlkampfatmo, Präsident Mitterrand
    Mitwirkende: Gallmetzer, Lorenz [Gestaltung] , Mitterrand, Francois [Interviewte/r]
    Datum: 1988.04.09 [Sendedatum]
    Ort: Paris [Aufnahmeort]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    ÖBB-Seminar in Zell am See
    Einblendung: ÖBB-Generaldirektor Übleis
    Mitwirkende: Hutar, Herbert [Gestaltung] , Übleis, Heinrich [Interviewte/r]
    Datum: 1988.04.09 [Sendedatum]
    Ort: Zell am See [Aufnahmeort]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Im Journal zu Gast: der burgenländische Landeshauptmann Sipötz
    Interview: Landeshauptmann Sipötz
    Mitwirkende: Brunner, Ulrich [Gestaltung] , Sipötz, Hans [Interviewte/r]
    Datum: 1988.04.09 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Kultur: Österreichs Song-Contest-Teilnehmer Wilfried
    Einblendung: Musikausschnitte ("Lisa, Mona Lisa"), Sänger Wilfried
    Mitwirkende: Traxl, Martin [Gestaltung] , Wilfried [Interviewte/r]
    Datum: 1988.04.09 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten

    Katalogzettel

    Titel Mittagsjournal 1988.04.09
    Spieldauer 00:59:49
    Mitwirkende Löw, Werner [Moderation]
    Kerbler, Michael [Regie] [GND]
    ORF [Produzent]
    Datum 1988.04.09 [Sendedatum]
    Schlagworte Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt
    20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ audio
    Format TKA [Tonband auf Kern (AEG)]
    Sprache Deutsch
    Rechte Mit freundlicher Genehmigung: ORF
    Signatur Österreichische Mediathek, jm-880409_k02
    Medienart Mp3-Audiodatei
    Gesamtwerk/Reihe Mittagsjournal

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    Nachrichten

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    Schlagworte

    Gesellschaft , Radiosendung-Mitschnitt
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