Mittagsjournal 1988.06.18

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    Rechtliches

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    KI-generiertes Transkript

    Die Zeit in fünf Sekunden ist es 12 Uhr.
    12 Uhr.
    Hier ist der österreichische Rundfunk.
    Guten Tag meine Damen und Herren, aus dem Studio des Samstag-Mittag-Journals meldet sich Werner Löw.
    Folgende Themen stehen auf unserem Programm.
    Der Landesparteitag der SPÖ vor Adelberg, er steht im Zeichen der zuletzt schwierigen Suche nach einem Kandidaten für einen neuen Landespartei-Vorsitzenden.
    Zweites Inlandsthema, ein Gespräch mit dem neuen Vorsitzenden der Gewerkschaft Metall-Bergbau-Energie, Rudolf Nürnberger.
    Aus dem Ausland dann eine Vorschau auf den Weltwirtschaftsgipfel von Toronto, der morgen beginnt.
    Eine Analyse der französischen Parteienlandschaft nach den Parlamentswahlen, besonders im konservativen Lager, brachte die Pappstellung, die da jetzt herrscht, einige Verwirrung.
    Und Zwentendorf in Amerika.
    Auch in den USA gibt es ein Atomkraftwerk, das betriebsfertig ist, aber seit Jahren schon nicht in Betrieb gehen konnte.
    Im Kulturteil das niederösterreichische Donau-Festival.
    Vor alldem aber die Nachrichten, zusammengestellt von Wolfgang Wittmann, gelesen von Erich Oberlechner.
    Österreich.
    Die Fadlberger Sozialisten halten heute in Lauterach ihren Landesparteitag ab.
    Landesvorsitzender Fritz Mayer stellt sich nicht mehr der Wiederwahl.
    Zu seinem Nachfolger wurde der 42-jährige Mittelschullehrer Arnulf Hefele vom Parteivorstand vorgeschlagen.
    Der bis vor kurzem als aussichtsreichster Kandidat für den Vorsitz geltende Landtagsabgeordnete Günter Keckheiß hat vor wenigen Tagen seine Bewerbung überraschend zurückgezogen.
    Die wichtigsten Anträge an den Parteitag befassen sich mit den Schwerpunkten Umweltschutz und Einkommensgerechtigkeit.
    Am Nachmittag hält SPÖ-Vorsitzender Franitzski ein Referat.
    In seiner Abschiedsrede sagte Vorsitzender Maier, die Vorarlberger Sozialisten müssten mehr Einigkeit beweisen.
    Maier betonte, er habe in den vergangenen Jahren unter den Zwisten innerhalb der Landes-SPÖ gelitten.
    Jugoslawien.
    In einer friedlichen Kundgebung haben mehr als 10.000 Menschen in Belgrad gegen Korruption in Partei- und Staatsführung protestiert.
    Die Demonstranten übten scharfe Kritik an der Sparpolitik der Regierung.
    In Sprechchören forderten sie den Rücktritt von Ministerpräsident Mikulic.
    Die Protestversammlung dürfte die größte in der Geschichte des modernen Jugoslawien gewesen sein.
    Polen Die Regierung hat im Parlament in Warschau erstmals eine Abstimmung verloren.
    Auf Wunsch der Regierung sollte durch einen Beschluss der Präsident der obersten Kontrollkammer abgelöst werden.
    Der Präsident hatte mehrmals scharfe Kritik an der politischen Führung geübt.
    Er wurde jedoch nach heftigen Kontroversen von den Abgeordneten in seinem Amt bestätigt.
    Tschechoslowakei.
    Elf führende Mitglieder der Bürgerrechtsbewegung Carta 77 sind gestern von der Polizei in Prag festgenommen worden.
    Die Regimekritiker wollten an einem zweitägigen Seminar über Menschenrechtsfragen in einer Privatwohnung teilnehmen.
    Mehreren Personen, unter ihnen auch Ausländern, wurde der Zugang zur Wohnung verwehrt.
    Der katholische Menschenrechtskämpfer Ivan Polanski ist in der Slowakei zu vier Jahren Haft verurteilt worden.
    Dem 52-Jährigen wurden subversive Handlungen vorgeworfen.
    Sowjetunion Die armenische Bevölkerung von Stjepanjakert, der Hauptstadt der Region Pjerkarabakh in Aserbaidschan, ist weiterhin im Generalstreik.
    Ein Journalist in Sierbanakert berichtete, in den Betrieben werde nicht gearbeitet, nur lebensnotwendige Dienstleistungen würden erbracht.
    Die Armenier treten unterstützt von der armenischen Sowjetrepublik dafür ein, die vor 65 Jahren verfügte Angliederung Pjerkarabakhs an Aserbaidschan rückgängig zu machen.
    Das Parlament von Aserbaidschan hat dies gestern kategorisch abgelehnt.
    Eine Entscheidung über Birkerer Bach obliegt nun dem obersten Sowjet in Moskau.
    USA Die Betrugs- und Bestechungsaffäre im Zusammenhang mit der Vergabe von Rüstungsaufträgen weitet sich aus.
    Mehreren amerikanischen Rüstungsfirmen wird vorgeworfen, Beamte im Verteidigungsministerium in Washington bestochen zu haben, um geheime Informationen über Aufträge zu bekommen.
    Unter anderem wird das Flugzeug- und Rüstungsunternehmen McDonnell Douglas verdächtigt, sich Unterlagen aus dem Pentagon über Milliardenaufträge verschafft zu haben.
    Nun wird auch gegen Abgeordnete des Repräsentantenhauses ermittelt.
    Der amerikanische Vizepräsident und Präsidentschaftskandidat der Republikaner Bush zeigte sich über das Ausmaß des Skandals bestürzt.
    Er forderte eine vollständige Aufklärung der Vorfälle.
    Präsident Reagan reagiert in einem Fernsehinterview auf die Affäre relativ gefasst.
    Insgesamt hätten etwa sechs Millionen Amerikaner mit der Rüstungsindustrie zu tun.
    Man könne nicht annehmen, dass alle von ihnen Helden seien, sagte Reagan.
    Italien
    In Bozen sind in der vergangenen Nacht zwei Bombenanschläge verübt worden, bei denen niemand verletzt wurde.
    Die Sachschäden sind nur gering.
    Die Sprengsätze wurden in der Nähe des Landesgerichts von Südtirol und in einem überwiegend von Italienern bewohnten Stadtviertel gezündet.
    Sie enthielten nur wenig Sprengstoff.
    Flugblätter oder Bekennerschreiben wurden nicht gefunden.
    Es wird angenommen, dass die Anschläge als Protest gegen die jüngsten Beschlüsse der italienischen Regierung zur Erfüllung des Südtirol-Pakets zu verstehen sind.
    Österreich
    Mit einem Stadtfest in Krems hat das erste niederösterreichische Donaufestival begonnen.
    Bis Ende Juli werden an etwa 60 Orten etwa 200 Veranstaltungen geboten, darunter Ausstellungen, Theateraufführungen, Konzerte und Symposien.
    Das Programm umfasst sowohl traditionelle Kultur als auch Avantgarde.
    Die offizielle Eröffnung wird am Nachmittag im Kloster von Bundespräsident Waldheim und Landeshauptmann Ludwig vorgenommen werden.
    Die Wetteraussichten bis morgen früh.
    Im Südwesten teilweise stärker bewölkt, sonst meist aufgelockert bewölkt bis heiter, vor allem über dem Bergland lokale, teils gewittrige Regenschauer.
    Mäßiger Nordwestwind.
    Nachmittagstemperaturen 19 bis 24 Grad, Tiefstemperaturen der kommenden Nacht 6 bis 14 Grad.
    Die Wetteraussichten für morgen Sonntag.
    Meist aufgelockert bewölkt bis heiter.
    In der zweiten Tageshälfte lokal teils gewittrige Regenschauer, besonders über dem Bergland.
    Mäßiger Nordwestwind.
    Frühtemperaturen 6 bis 14 Grad, Tageshöchsttemperaturen 20 bis 25 Grad.
    Die Vorschau auf Montag.
    Teilweise sonnig, besonders am Vormittag.
    In der zweiten Tageshälfte örtlich teils gewittrige Regenschauer.
    Mäßig warm.
    Noch die Messwerte von 12 Uhr.
    Wien Heiter 22 Grad, Eisenstadt Heiter 22, St.
    Pölten stark bewölkt 20 Grad, Linz Heiter 20, Salzburg Heiter 20, Innsbruck Heiter 19 Grad, Bregenz Heiter 22, Graz Heiter 22 und Klagenfurt-Wolkig 19 Grad.
    Es war gerade acht Minuten nach zwölf.
    Die SPÖ vor Arlberg hält heute in Lauterach bei Bregenz ihren 30. ordentlichen Landesparteitag ab.
    Es ist gleichzeitig die Abschiedsveranstaltung für den Bregenzer Bürgermeister Fritz Mayer, der zwölf Jahre lang die rund 4700 Mitglieder zählende SPÖ im Ländle geführt hat.
    Die zentrale Entscheidung dieses Parteitags, nämlich die Wahl des neuen Landesvorsitzenden, hat in den letzten Tagen einigen Staub aufgewirbelt.
    Denn der vom Landesparteirat schon im vergangenen November zum Spitzenkandidaten für die Landtagswahl im nächsten Jahr designierte Landtagsabgeordnete Günter Keckeis aus Feldkirch, der heute zum Landesvorsitzenden hätte gewählt werden sollen, hat sich in vorletzter Minute, nämlich vor etwas mehr als einer Woche, von der Maier-Nachfolge wieder abgemeldet.
    Erst letzten Montag einigte man sich in den Spitzengremien der SPÖ vor Arlberg, einstimmig darauf, den Hohenemser Volksschullehrer und Landtagsabgeordneten Arnulf Hefele heute für dieses Amt vorzuschlagen.
    Vom Landesparteitag der SPÖ vor Arlberg meldet sich Erik Sandner.
    Nur ja, kein Streit.
    Das scheint die intern ausgegebene Devise dieses Parteitags zu sein, auf dem am Vormittag jedenfalls Vergangenheitsbewältigung sorgsam vermieden wurde.
    Streit gab es in der SPÖ vor Adlberg in den letzten Jahren wahrlich genug.
    Namentlich die starken roten Bezirke Bregens und Bludens lagen mit den schwächer organisierten Bezirken Dornbirn und Feldkirch immer wieder in heftigem Clinch um Posten und Positionen.
    Bei der Landtagswahl 1984 verzichtete die SPÖ für Adelberg nicht zuletzt deshalb auf einen landesweiten Spitzenkandidaten, schickte vier Bezirkskandidaten ins Rennen und sackte prompt auf 24 Prozent der Stimmen ab.
    Der Landesparteirat nominierte dann im November des Vorjahres Günter Kekais, Wirtschaftsprecher der Landtagsfraktion aus Feldkirch, zum Spitzenkandidaten für die Landtagswahl im Herbst 1989.
    Er hätte, nach Mayers im April bekanntgegebenem Verzicht auf eine weitere Kandidatur zum Landesvorsitzenden, heute auch für dieses Amt gewählt werden sollen.
    Vor einem halben Jahr hatte Mayer Keckers noch zugestanden, die Leitlinien der Politik der Vorarlberger SPÖ vorgeben zu können.
    Kekais tat das auch.
    Er wollte in seinem Positionspapier die Passage aufgenommen wissen, die SPÖ für Adlberg, Stimme der geplanten Kraftwerkskette an der unteren Il, das ist im Raum Feldkirch, wo Kekais auch als Kommunalpolitiker werkt, nur dann zu, wenn die betroffenen Gemeinden ebenfalls dafür sind, was zumindest derzeit nicht der Fall ist.
    Noch Landesvorsitzender Fritz Mayer, er ist auch Illwerke-Aufsichtsrat und mit ihm eben die Bezirke Pregens und Bludens, beharrten aber darauf, dass Keckheiß diese Formulierung aus seiner Leitresolution herausstreicht.
    Schließlich habe sich der SPÖ-Vorstand vor zwei Jahren mit großer Mehrheit für den weiteren Ausbau der Wasserkräfte entschieden.
    Keckheiß unterlag also in einer simplen innerparteilichen Machtprobe dem scheidenden Parteivorsitzenden.
    Keckheis' öffentliches Argument für seinen Rückzug, in der Ökologiepolitik müsse die SPÖ mehr sein als nur der verlängerte Arm der Illwerke Vorstandsetage.
    Keckheis warf in einem Schreiben an SPÖ-Funktionäre vor wenigen Tagen noch Landesobmann Mayer dann auch unverhohlen vor, es sei dessen Absicht gewesen, ihm schon vor der Obmannwahl zu zeigen, wer in der Partei wirklich das Sagen hat, gemeint wieder die Bezirke Pregens und Bludens.
    Der erscheidende Vorarlberger SPÖ-Vorsitzende Fritz Mayer ging auf diese in den letzten Tagen wieder deutlich aufgebrochenen parteiinternen Querellen in seiner Abschiedsrede vor dem Parteitag am Vormittag nur kurz ein.
    Einigkeit ist nicht alles, aber alles ist ohne Einigkeit nichts.
    Das habe ich am Parteirat im vergangenen November gesagt und möchte es im Lichte der jüngsten Ereignisse ergänzen und erläutern.
    Selbstverständlich kann diese Einigkeit niemals in einer sozialdemokratischen Partei bedeuten, dass sachliche Meinungen einzelner Funktionäre und Mitglieder nicht öffentlich ausgesprochen werden dürfen, auch dann, wenn sie im Gegensatz zur offiziellen Parteilinie stehen.
    Das wäre nicht Einigkeit, sondern Friedhofsruhe, die eine demokratische und transparent arbeitende Partei als letztes brauchen kann.
    Aber ein wenig Einigkeit täte uns doch gut, meine ich.
    Und das meine ich, der ich am meisten unter der Uneinigkeit der letzten Jahre mit vielen von euch gelitten habe.
    Mayer gab nun auch offiziell bekannt, dass er die Wahl zum Ehrenvorsitzenden der SPÖ für Adelberg ablehnen wird.
    Zu Mayers Nachfolger soll am Nachmittag, nach dem politischen Referat von Bundesvorsitzendem Franitzki, der 42-jährige Mittelschullehrer Dr. Arnulf Häfele aus Hohenems gewählt werden.
    Auf ihn hat sich der Parteivorstand letzten Montag einstimmig geeinigt.
    Häfele ist Umwelt- und Kultursprecher der neunköpfigen Roten Landtagsräge und er wird wohl bald auch Spitzenkandidat für die Landtagswahl 89 werden.
    Für Neolandeshauptmann Purtscher, der dann seine erste Wahl zu schlagen haben wird, hat sich nicht viel geändert.
    Statt des vehementen, untere Illkraftwerke Gegners Kekais sieht er sich jetzt halt mit einem ebenso vehementen Flugplatzausbau-Gegner Häfele konfrontiert.
    So heißt Erik Sandner aus dem Landesstudio Vorarlberg.
    In diesen Minuten beginnt übrigens in Vorarlberg eine Pressekonferenz des SPÖ-Bundesparteichefs Kanzler Franitzski.
    Vielleicht können wir noch im Verlauf dieses Journals davon berichten.
    Es ist jetzt 14 Minuten nach 12.
    Im Journal zu Gast ist heute Rudolf Nürnberger, der neue Vorsitzende der Gewerkschaft Metall-Bergbau-Energie.
    Rudolf Nürnberger ist gelernter Werkzeugmacher, seit fast 16 Jahren Gewerkschaftssekretär, seit dem letzten Bundeskongress Vizepräsident des ÖGB und seit einigen Jahren SPÖ-Abgeordneter zum Nationalrat.
    Die größte Arbeitergewerkschaft des ÖGB hat in dieser Woche bei ihrem Gewerkschaftstag einen ähnlichen Generationswechsel vorgenommen, wie das im vorigen Jahr beim ÖGB-Kongress mit der Ablöse von Anton Begna durch Fritz Ferzethnitsch geschehen ist.
    Sepp Wille wurde vom 42-jährigen Rudolf Nürnberger abgelöst und mit ihm führte Manfred Steinhuber das folgende Gespräch.
    Herr Nürnberger, vor etwas mehr als 25 Jahren haben Sie da in Wien, in Simmering, den Beruf des Werkzeugmachers gelernt.
    War das eine Lehrzeit, so wie man sich das manchmal klischeehaft vorstellt, das erste Jahr bohren, das zweite Jahr pfeilen und die Zeit dazwischen Jausen holen und Hof zusammenkehren?
    Hat es dem Klischee entsprochen?
    Wir haben zwar alles gelernt.
    Pfeilen drehen.
    Aber wir mussten nicht, weil wir einen starken Betriebsrat hatten und auch einen Jugendvertrauensrat, auch die Lehrlinge hatten eine Interessensvertretung, so mussten wir nicht Werkstatt zusammenräumen, Jasen holen und ähnliche Dinge mussten wir nicht tun.
    Wir sind alle Lehrlinge, ist jeder einem Gesellen zugeordnet worden.
    Den hat er in der Regel die ganzen dreieinhalb Jahre Lehrzeit diesem Gesellen gehabt.
    Und das Wissen, was der Geselle gehabt hat, hat er uns weitergegeben.
    Ist das heute anders?
    Wenn ich denke an unsere Lehrlinge, die in den Kleinstbetrieben, Gewerbebetrieben tätig sind, können sie auch nur das lernen, was ihm der Meister, der Lehrherr vermitteln kann.
    Daher verlangen ja wir eine sehr große Reform der beruflichen Ausbildung, weil wenn ich wieder aus meiner eigenen Erfahrung zitieren darf, ich bin jetzt etwa 20 Jahre vom Beruf weg, von der Werkbank weg, wenn sie so wollen, und ich möchte ehrlich gestehen, wenn ich heute wieder in meinem Beruf als Werkzeugmacher tätig sein müsste, dann müsste ich von vorne zum Lernen beginnen.
    Noch einmal zurück an die Werkbank, können Sie sich das vorstellen?
    Ich kann es mir sicherlich vorstellen, hin und wieder würde es mich sogar reizen, wieder etwas zu produzieren.
    Ich komme noch hin und wieder in den Betrieb, in dem ich dann nach meiner Lehrzeit einige Jahre gearbeitet habe, wo ich Betriebsrat, Betriebsratsvorsitzender war.
    Und es freut mich, wenn es dort noch Werkzeuge gibt, die ich angefertigt habe vor vielen, vielen Jahren.
    Gewisse proletarische Nostalgie.
    Wenn Sie es so verzeichnen wollen.
    Sie sind dann noch relativ jung für diese Funktion, mit 27 ungefähr, Gewerkschaftssekretär geworden und später dann auch relativ bald die rechte Hand vom damaligen Obmann von Krause-Kanina.
    Wie war Ihr Verhältnis zum Obmann damals?
    Wir haben eigentlich ein sehr inniges, persönliches Verhältnis gehabt.
    Das kann man schließen, dass es auch für Sie dann doch eine große Enttäuschung war, was nachher geschehen ist.
    Die Vorfälle, die man mit dem Griff in die Kasse umschreibt.
    Es ist richtig, es war für mich persönlich eine sehr große menschliche Tragödie.
    Im Unterschied zu Ihrem Vorgänger Sepp Wille, der sich immer einen eher intellektuellen Anstrich gibt, hat man den Eindruck, dass jetzt wieder mehr der klassische gestandene Arbeiter womöglich mit der geballten Faust am Zug ist in der Gewerkschaft.
    Ist dieser Eindruck richtig?
    Der Eindruck ist so nicht ganz richtig.
    Ich persönlich wäre sicherlich sehr schlecht beraten, würde ich jetzt versuchen Sepp Wille zu kopieren.
    Sepp Wille kann man nicht kopieren, sondern ich werde versuchen, hier meinen eigenen Weg zu gehen.
    Aber der Weg wird sicherlich nicht so sein, dass jetzt, wie Sie es formuliert haben, wieder die Faust in der Hand in der Gewerkschaftspolitik einziehen wird.
    Bin sicherlich hin und wieder, bekomme ich ein bisschen einen Temperamentsausbruch, das ist richtig, aber sicherlich kein Polterer, der gleich mit Streikdrohungen und ähnliches zur Hand ist.
    Sepp Wille hat am Gewerkschaftstag einen Satz gesagt, bei dem auch der eine oder andere Delegierte einen Temperamentsausbruch bekommen hat, so sinngemäß, der Kapitalismus ist überwunden, wir können heute nicht mehr von Heimat reden.
    Wie verstehen Sie diesen Satz?
    Er wollte damit zum Ausdruck bringen, dass es eigentlich den richtigen Klassenkampf, hier Kapitalismus, hier Arbeitnehmerschaft,
    nicht gibt, wie sich das manche vorstellen.
    Kapitalismus überwunden würde ich nicht hundertprozentig sagen, aber die Arbeitnehmerschaft in Österreich hat ihren Stellenwert in diesem Land, der ist durch nichts mehr wegzudiskutieren.
    Der Gedanke taucht vielleicht bei der Metallgewerkschaft am ehesten auf, weil es hier ja große Betriebe gibt, dadurch automatisch mit starken Betriebsräten.
    Und da kommt dann das Etikett von den Betriebskaisern.
    Also für mich gibt es prinzipiell kein Betriebskaisertum.
    einigen Kollegen vielleicht angedichtet worden.
    Man kann natürlich auch Betriebskaiser oder wie man in der Gewerkschaft eher sagt, starke Betriebsräte, auch ganz positiv definieren.
    Die großen gewerkschaftspolitischen Anstöße der letzten Jahre, die sind alle von Betriebsräten gekommen.
    Etwa Nachtschichtschwerarbeitergesetz, die Arbeitsgemeinschaft der Betriebsräte in der Verstaatlichen, die ja zu Konzernbetriebsräten führen soll,
    Überhaupt haben die Linzer dann auch Massenaktionen auf die Füße gestellt mit 40.000 Leuten und so.
    Sie haben die Stahlstiftung initiiert.
    Die Stahlstiftung.
    Es fällt dabei nur auf, diese Anstöße und diese Ideen, die sind alle aus der Verstaatlichten und eigentlich aus Linz gekommen und nicht von der Wiener Zentrale.
    Wenn Sie wollen, ist das Herz der Gewerkschaftsbewegung, sind die Betriebsräte.
    In der Gewerkschaftszentrale selbst gibt es nur eine geringe Anzahl von Mitarbeitern.
    Wir haben bei uns im Haus hauptamtliche Sekretäre inklusive dem Vorsitzenden der Zentralsekretäre 50 Kolleginnen und Kollegen.
    Mit denen könnten wir die Aufgaben nicht bewältigen, könnten wir unsere Betriebemitglieder nicht betreuen.
    Und es gibt bei uns keinen Konkurrenzkampf, wer jetzt eine Idee hat, wie zum Beispiel
    in der Frage der Stahlstiftung, dann sind all diese Probleme im engsten Einvernehmen mit uns gelöst worden.
    Aber wir haben kein Konkurrenzdenken, nur wir dürfen gute Ideen haben und nur was wir entwickeln ist gut, sondern wir sind sehr froh, dass gute Ideen von den Betriebsräten kommen.
    Herr Nürnberger, am Gewerkschaftstag, bei dem Sie gewählt worden sind, da war die Kritik am ÖGB sozusagen schon Bestandteil der Tagesordnung.
    Und zum Beispiel der Pater Büchele, der hat dann gesagt, der ÖGB ahmt das Vatikan-System mit seinen Ritualen nach.
    Kann man diese Kritik nicht gleichzeitig auch schon als Kritik an diesem konkreten Gewerkschaftstag verstehen?
    Und ich glaube, dass gerade diese Kritik für uns als Metallgewerkschaft nicht ganz zutreffend ist, obwohl Sie vielleicht in einigen Punkten berechtigt Kritik geübt haben.
    Nun, der Gewerkschaftstag war durchgeplant von der ersten bis zur letzten Minute.
    Bei der Wahl hat es nur einen Kandidaten gegeben.
    Im Vatikan ist es wenigstens noch spannend, auf den weißen Rauch zu warten.
    Das ist richtig, dass es am Gewerkschaftstag nur einen Kandidaten gegeben hat, aber bereits ein Dreivierteljahr vorher, nämlich bereits September, Oktober des Vorjahres, hat in unseren Gremien die Diskussion über diesen einen Kandidaten, der im Juni kandidiert werden soll, stattgefunden.
    Aber um auf die Kritikpunkte zurückzukommen.
    Wir haben doch gezeigt, gerade bei diesem Gewerkschaftstag,
    indem wir drei Universitätsprofessoren zur Diskussion eingeladen haben, damit wir ihre Meinung hören und damit sie ihre Gedanken von einer Gewerkschaftsbewegung von der Zukunft unserer rund 1.000 Delegierten vorlegen können.
    Also ich glaube, wir haben als Gewerkschaft Metall hier doch Mut bewiesen, Mut zur Öffnung, Mut zur freien Diskussion, Bereitschaft sich mit Kritik auseinanderzusetzen.
    Es war sehr interessant zu beobachten am Gewerkschaftstag, gerade als der Pater Bücherle seine Kritik da Punkt für Punkt vorgetragen hat.
    Da war es zeitweilig mucksmäuschenstill im Saal.
    Einmal hat es auch Zwischenapplaus gegeben.
    Wie haben Sie denn da persönlich reagiert?
    Ich habe persönlich ebenfalls sehr aufmerksam allen zugehört und wie der Applaus zum Beispiel auch für Pater Bücherle
    gekommen ist, habe auch ich applaudiert.
    Man muss immer diskutieren, nicht nur mit den Mitgliedern, nicht nur mit den Funktionären, auch mit Außenstehenden, über Fragen, weil die Gewerkschaftsbewegung von unserem Leben in Österreich nicht wegzudenken ist und man sich mit allen Problemen auseinandersetzen muss und soll und wir haben dies getan in der Vergangenheit und ich verspreche, dass wir werden dies auch verstärkt in der Zukunft tun.
    Aber Auseinandersetzung heißt ja Diskussion.
    Warum haben Sie sich als fast schon gewählter neuer Obmann der Gewerkschaft bei der Diskussion dann nicht zu Wort gemeldet?
    War das eingeplant schon?
    Das war eigentlich eingeplant.
    Ich wollte mich hier in der Diskussion nicht zu Wort melden.
    nachdem ich als Kandidat vorgesehen war und ich wollte eigentlich meine Ideen, Vorstellungen im Rahmen meines Schlusswortes den Delegierten dann darlegen.
    Herr Nürnberger, die zentrale Forderung des Kongresses ist die 35-Stunden-Woche.
    Und Sie haben dazu gesagt, es sei für Sie unvorstellbar, dass man das ohne vollen Lohnausgleich macht.
    Zu diesem Punkt gibt es ja schon eine grundsätzliche Diskussion, etwa in der Bundesrepublik Deutschland.
    Und beim Kongress hat der Professor Pellinker das auf einen Kernsatz reduziert, das Problem.
    Nämlich auf den, warum sollen wir für die, die ein Vielfaches des Durchschnittseinkommens verdienen, den vollen Lohnausgleich erkämpfen?
    Ja, warum eigentlich?
    Auch die Arbeitszeitverkürzungen in der Bundesrepublik Deutschland bei unserer Brudergewerkschaft IG Metall sind mit vollem Lohnausgleich erfolgt.
    Unser erster Schritt ist ebenfalls mit vollem Lohnausgleich erfolgt und jetzt kommt das Aber und zu dem stehen wir.
    Das habe ich auch öffentlich erklärt.
    Wir sind natürlich bereit, diesen vollen Lohnausgleich, weil ja Arbeitszeitverkürzung meistens gekoppelt ist mit dem Krafttreten einer Lohnerhöhung, sind bereit dann bei den Ist-Lohn-Abschlüssen dem vollen Lohnausgleich Rechnung zu tragen.
    Das trifft aber wieder alle.
    Das trifft die, die unter dem Durchschnitt verdienen, das trifft die Durchschnittseinkommen und das trifft die, die zum Teil weit über dem Durchschnitt liegen.
    Also der Unverteilungsaspekt, der in dieser Frage ja diskutiert wird, ist damit nicht berücksichtigt.
    Wenn wir uns die Verdienste ansehen und wir erheben das jedes Jahr sehr genau, wie in unseren einzelnen Branchenbetrieben die Durchschnittsverdienste liegen,
    Dann hat meine Gewerkschaft, gibt es in unserem Bereich, nicht so hohe Spitzenverdienste, dass wir hier irgendwie in einer Art und Weise umverteilen könnten.
    Ich glaube schon, dass das nicht innerhalb der Metallgewerkschaft gemeint ist, dieser Gedanke.
    Aber es gibt natürlich auch Angestellte, die durchaus das Vier-, Fünffache des Durchschnittseinkommens selbst eines Angestellten in Österreich verdienen.
    Es ist sicher ein Problem, das man größer sehen muss im ganzen ÖGB.
    Das können aber wir im Rahmen unserer Kollektivvertragsverhandlungen, die wir als Gewerkschaft Metall führen, nicht beeinflussen.
    Eine andere Forderung ist das Industriegruppenprinzip.
    Also ein Prinzip, dass in einem Betrieb nur mehr eine Gewerkschaft zuständig sein soll, nicht so wie jetzt mindestens zwei.
    Eine Arbeiter- und eine Angestelltengewerkschaft, manchmal auch noch mehr.
    Warum streben Sie dieses Industriegruppenprinzip so intensiv an?
    Es ist etwas vereinfacht, wenn man nur sagt, wir wollen das Industriegruppenprinzip.
    Das heißt, im Grunde geht es uns darum, zu einem einheitlichen Arbeitnehmerbegriff mit den gleichen Rechten zu kommen.
    Einhergehend sagen wir auch, dann müssten wir uns überlegen und dies diskutieren wir jetzt, dass wir zu einer innerhalb des ÖGB dann angepassten Organisationsstruktur kommen.
    Ich möchte mich jetzt gar nicht festlegen, ob das das Industriegruppenprinzip im klassischen Sinn sein wird, sein muss, sein kann.
    Wir wollen hier nicht in eine Auseinandersetzung kommen mit unseren Freunden aus der Gewerkschaft der Privatangestellten, wie das da oder dort
    uns hineininterpretiert wird.
    Das wollen wir nicht.
    Wir kennen dort deren Probleme, deren Schwierigkeiten.
    Kann man aus Ihren Worten schließen, dass Sie es nicht für zumutbar halten, wenn man das Industriegruppenprinzip radikal einführt, dass dann ja automatisch die angestellten Gewerkschaft zerbröselt oder sich auflöst?
    Das ist richtig.
    Wir werden auch in dieser Frage keine Horuk-Politik betreiben, sondern wir werden, wie ich schon sagte, versuchen,
    im Konsens mit all unseren Freunden in den anderen Fachgewerkschaften im Rahmen des ÖGB diese Frage zu einer einvernehmlichen Lösung zu bringen.
    Ist es nicht ein bisschen so wie bei Gemeindezusammenlegungen?
    Da gibt es zwei Bürgermeister und nachher gibt es nur mehr einen und der zweite kann höchstens noch Vizebürgermeister werden.
    Das ist richtig, denn wenn es theoretisch, ich sage absichtlich, theoretisch dann nur eine Gewerkschaft gäbe, kann es nur einen Vorsitzenden geben und die anderen sind die Stellvertreter.
    Es gibt eine Reihe von Problemen.
    die man nicht mit einem Federstrich lösen kann.
    Zum Schluss eine persönliche Frage.
    Ihr Vorgänger Sepp Wille, von dem weiß man, dass er gerne alte Philosophen liest.
    Wie ist das bei Ihnen?
    Wie schaut der Privatmensch Rudolf Nürnberger aus?
    Der Privatmensch Rudolf Nürnberger, ich bedauere das sehr, hat sehr wenig
    Private Zeit, dadurch auch sehr wenig Zeit zum Lesen, hin und wieder gelingt es mir ein wenig, Sport zu betreiben, ist sicherlich viel zu wenig, wenn Sie meine äußere Statur sich ansehen.
    Wenn Sie wollen, sind meine Hobbys die Gewerkschaftsbewegung und die Politik.
    Und wie werden Sie die zusätzliche Freizeit nützen, die, wenn die 35-Stunden-Woche mal erkämpft ist, da sein wird?
    Das ist eine gute Frage, aber ich glaube kaum, dass für mich persönlich und für viele andere Spitzenfunktionäre die Arbeitszeitverkürzung sich unmittelbar in mehr Freizeit zu Buche schlagen wird.
    Ich habe einen 12, oft 13, 14-Stunden-Tag und wenn Sie wollen, verstoße ich mit dieser Arbeitszeit gegen alle arbeitszeitrechtlichen Bestimmungen.
    Gut, ich werde Sie nicht beim Arbeitsinspektorat anzeigen.
    Ich danke.
    Danke für das Gespräch.
    Rudolf Nürnberger, der neue Vorsitzende der Gewerkschaft Metall-Bergbau-Energie, war heute im Journal zu Gast.
    Mit ihm gesprochen hat Manfred Steinhuber.
    Morgen beginnt in Toronto ein sogenannter Weltwirtschaftsgipfel, der bis zum Dienstag, den 21. dauern wird.
    Zum 14.
    Mal treffen die Staatschefs der USA, Großbritanniens, Kanadas, Frankreichs, Deutschlands, Italiens und Japans zusammen, um über Grundzüge einer möglichst konzertierten Wirtschaftspolitik der wichtigsten Industriestaaten des Westens zu beraten.
    Mit dabei ein Heer von Beratern und natürlich auch von Journalisten und Fotografen, die kräftig mithelfen, dass diese Konferenz wieder das wird, was sie auch in der Vergangenheit immer wieder war, neben einer Diskussion über Sachprobleme auch eine große Politshow.
    Warum es beim Weltwirtschaftsgipfel diesmal geht bzw.
    nicht geht, darüber informiert im folgenden Beitrag Hans-Christian Unger.
    Die Themenliste für den 14.
    Weltwirtschaftsgipfel in Toronto unterscheidet sich kaum von jenen der vorangegangenen Treffs der Großen Sieben.
    Da will man wieder einmal den Protektionismus abbauen und einem freien Welthandel das Wort reden.
    Da geht es nach wie vor um den Abbau der drückend gewordenen Schuldenlast der Dritten Welt.
    Und da steht wie immer die Frage im Konferenzraum, wie man mittels einer möglichst koordinierten Wirtschafts- und Währungspolitik gemeinsamen ökonomischen Fortschritt erzielen und Ungleichgewichte zwischen den einzelnen Ländern beseitigen kann.
    Ebenfalls wieder auf dem Programm natürlich die speziellen Dauerbrenner, die wildwuchenden Agrarsubventionen und Umweltschutzprobleme.
    Darüber sollten die Chefs bzw.
    die Chefin der sieben größten Industriestaaten des Freien Westens ausgiebig beraten.
    Tatsächlich jedoch hat sich die Lösung konkreter Probleme respektive der Streit darüber während der letzten Jahre zunehmend auf die Ebene der Ressortminister und der Beamten verlagert.
    Und so wird in Toronto genug Zeit bleiben, auch andere, vor allem politische Fragen zu erörtern.
    Wie etwa weltweit konzertierte Aktionen gegen den Terrorismus und den ausufernden Drogenhandel.
    Und nicht zuletzt wird US-Präsident Ronald Reagan vermutlich ausführlich über das Treffen mit Gorbatschow berichten, sowie darüber hinaus Toronto ausgiebig als Bühne für sein letztes gemeinsames Auftreten mit den Kollegen Staatschefs nützen.
    Der Höhepunkt, auf den rund 300 Fotografen warten, das erscheinende Sieben für das gemeinsame Foto.
    Lächeln trotz vieler gegensätzlicher Meinungen in Einzelfragen, die auf dem Gipfel, wie bereits gesagt, nicht allzu deutlich im Mittelpunkt stehen werden.
    und lächeln, dass durchaus seine Berechtigung hat.
    Denn alle beteiligten Nationen können auf zufriedenstellende wirtschaftliche Ergebnisse zurückblicken, die durch den Börsenkrach im Herbst 87 kaum beeinträchtigt worden sind.
    Und auch die Aussichten für heuer und das kommende Jahr sind als positiv einzuschätzen.
    Umso demonstrativer die sieben in Toronto Einigkeit demonstrieren werden, umso hektischer allerdings werden die 1500 von ihnen mitgebrachten Berater im Hintergrund über die Lösung anstehender Probleme diskutieren.
    Problem 1, Protektionismus.
    In dieser Frage müssen Europas Staatschefs die USA und Japan überzeugen, dass der kommende EEG-Binnenmarkt keinesfalls zu einer Abschottung und zur Aufrichtung neuer Handelsschranken führen wird.
    Japan wird sich, wie schon so oft, für einen freien Welthandel stark machen und wird sich wieder einmal den Vorwurf eines allzu schleppenden Abbaus, sogenannter nicht-tarifarischer Handelshemmnisse, gefallen lassen müssen.
    Ronald Reagan wiederum, als wackerer Vorkämpfer für den freien Wellhandel, darf daran erinnern, dass erst kürzlich durch sein Veto ein neues und recht protektionistisches Handelsgesetz abgeschmettert worden ist.
    Und im gleichen Atemzug vermutlich das leidige Thema der Agrarsubventionen auf den Verhandlungstisch legen.
    Zwischen den USA und der IG beobachtet man auf diesem Gebiet derzeit ein besonders heftiges Kingen-Kreuzen.
    Jeder will von anderen Vorleistungen und beschuldigt gleichzeitig das Gegenüber, bisher mit der jeweiligen Strategie versagt zu haben.
    In der EG, so meint man in den USA, habe man durch das Hochhalten der Produzentenpreise die Erzeugung von Überschüssen eskalieren lassen und mit Hilfe öffentlicher Mittel auf Kosten der Steuerzahler auf den Weltmarkt verschleudert, während Washington umfangreiche Flächenstilllegungsprogramme durchgezogen habe.
    Die EG-Agrarpreisverhandlungen sind übrigens gestern gescheitert.
    Die Drohung der Amerikaner?
    Sollten die laufenden Verhandlungen in Genf keinen Erfolg bringen, werde man Preisunterbietungen der Europäer mit ebensolchen Maßnahmen in den USA beantworten.
    Neben dem Agrarkrieg dann Problem Nummer zwei, die Verschuldung der Entwicklungsländer.
    Ein heikles Problem, für das jedes Land andere Vorstellungen einer Lösung präsentiert.
    Frankreichs François Mitterrand schlägt verschiedene Möglichkeiten vor, die von der Streichung eines Teils der Schulden bis zu verlängerten Laufzeiten von Krediten mit Zinsverbilligung reichen.
    Ein Plan, der auf wenig Gegenliebe in den USA stößt.
    Deutschlands Kohl plädiert für individuelle Regelungen von Land zu Land.
    Und alle gemeinsam werden nicht müde zu betonen, dass die Rückzahlung bedeutender Darlehenssummen ohnehin bereits abgeschrieben worden ist.
    Konkrete Lösungen sind auch in Toronto also wieder nicht zu erwarten.
    Im Gegenteil, man verlässt sich auf die immer raffinierteren Kreditkonstruktionen der kommerziellen Banken und betont gleichzeitig immer wieder, dass die Regierungen der kreditgebenden Länder und die internationalen Finanzierungsinstitute nur mehr sehr begrenzt Rückendeckung bieten können.
    In Toronto wird das Problem also größtenteils, wie viele andere, wieder nur fortgeschrieben.
    Aber Probleme hin, Probleme her und Lösungen ja oder nein.
    Das Ziel des Weltwirtschaftsgipfels hat Deutschlands Kanzler Helmut Kohl bereits vorprogrammiert.
    Schon vor drei Tagen stellte er nämlich fest, die Konferenz könne gar nicht anders enden, als eine Botschaft des Optimismus auszustrahlen.
    Soweit Hans-Christian Unger mit einer Analyse, was von den kommenden drei Tagen des morgen beginnenden Weltwirtschaftsgipfels in Toronto zu erwarten ist.
    Und wir wechseln in eines der Teilnehmerländer dieses Gipfeltreffens nach Frankreich.
    Die letzten vom wiedergewählten sozialistischen Präsidenten Mitterrand ausgeschriebenen Parlamentswahlen brachten bekanntlich nicht nur nicht das von Mitterrand erhoffte Ergebnis einer klaren Mehrheit für seine Sozialisten, sondern insgesamt eine für Frankreich seit vielen Jahren nicht mehr gewohnte Situation.
    Eine Patschstellung der beiden großen Parteienblöcke, der Linken und der Konservativen.
    Während es mit Tron einstweilen mit einer Minderheitsregierung unter Premierminister Michel Rocard versuchen will, herrscht im konservativen Lager Verwirrung.
    Aus der von Giscard d'Estaing geformten Allianz aller Nicht-Koalistischen Rechtsparteien, der Union für Französische Demokratie, UDF, sind jetzt die Zentrumsdemokraten ausgebrochen.
    Lorenz Galmezza beginnt seine Analyse der französischen Parteilandschaft im Umbruch mit einer kleinen Lektion in Politfranzösisch, nämlich mit der Erklärung des Parteichefs der Zentrumsdemokraten.
    Je suis et le CDS est dans l'UDF.
    Je suis et le CDS est dans l'URC.
    Je suis et le CDS est dans l'opposition.
    Ich bin und die CDS ist Teil der ÜDF.
    Ich bin und die CDS ist Teil der ÜRC.
    Ich bin und die CDS ist klar in der Opposition.
    Aber wir bilden unsere eigene Parlamentsfraktion.
    Diese Erklärung von Ex-Minister Pierre Meyer-Nyeri beinhaltet die ganze Komplexheit der Umstrukturierung innerhalb der konservativen Parteienlandschaft Frankreichs.
    Einmal gibt Mirjana Ryserklärung ein bildhaftes Beispiel der Verknotung bisheriger Bündnisse.
    Die kleine christlich-soziale Zentrumspartei, vor zwölf Jahren gegründet und immer als schwaches Glied innerhalb der Rechten angesehen, ist eine der vier wichtigen Komponenten der von Ex-Präsident Giscard d'Estaing gebildeten und angeführten Sammelbewegung aller nicht-golistischen konservativen Parteien ÜDF.
    Diese ÜDF ist wiederum mit der neogolistischen RPR Jacques Chirac's wiederholt Wahlpünktnisse eingegangen, zuletzt unter dem Etikett ÜRC oder Vereinigung der Einheit und des Zentrums.
    Obwohl wie russische Puppen verschachtelt, will doch jede Partei ihren eigenen Charakter
    und ihren politischen Spielraum bewahren.
    Deshalb hat die Ankündigung der christlich-sozialen CDS, sie werde mit ihren rund 50 Abgeordneten eine eigene Parlamentsfraktion bilden, weiterhin aber alle Bündnisse einhalten und in der Opposition bleiben, innerhalb der Rechten ein kleines Erdbeben ausgelöst.
    Diese Unabhängigkeitsbestrebungen setzen die schon so täglich gefährdete Einheit der Konservativen auf eine weitere Probe und könnten zweifellos als erster Schritt einer allmählichen Auflösung der bestehenden Strukturen interpretiert werden.
    Zumal die stärkste Kraft in der ÜDF, die vom ehemaligen Kulturminister Leotard angeführte rechtsliberale Partei der Republikaner, seit langem von den Gollisten Schirachs umworben wird, mit dem Ziel, eine große konservative Volkspartei zu bilden.
    Berücksichtigt man, dass alle zählenden Parteien der Rechten, Chiracs RPR mit einbegriffen, erst während der letzten 10 bis 12 Jahre gegründet wurden, versteht man die Anfälligkeit für Auflösungsprozesse.
    In der Tat sprechen die Franzosen viel lieber von einer politischen Familie, der sie angehören, als von einer Partei.
    Denn im Unterschied zu den europäischen Schwesterparteien sind die französischen Organisationen sehr häufig auf Initiative einzelner Politiker entstanden, nachdem diese schon an der Spitze ihrer Karriere angelangt waren, zur Absicherung einer Hausmacht sozusagen.
    Leute wie Giscard d'Estaing oder Chirac haben sich ihre Partei einfach gebildet, sie sind nicht aus einer jahrzehntealten gewachsenen Struktur hervorgegangen.
    Es scheint sich nun wieder einmal eine Anpassung der Parteienlandschaft
    an die Gegebenheiten der Wählerwirklichkeit und der Machtausübung in Frankreich anzupanen.
    Dem erfolgreich wiedergewählten Präsidenten Mitterrand ist die Verwirrung im konservativen Lager nur willkommen, ja mehr noch, er setzt alles daran, den Hader unter den Konservativen zu schüren, um die gemäßigten Kräfte aus ihren bisherigen Bündnissen herauszulösen und mit ihnen eine stabile Regierungsmehrheit bilden zu können.
    Als unbestrittener Hauptgesprächspartner Mitterrands hat sich Ex-Premierminister Raymond Barr entpuppt.
    Der immer parteiunabhängige Wirtschaftsprofessor ist die eigentliche Autoritätsfigur der Zentristen.
    Von seinem Bündnis mit Jacques Chirac ist Barr spätestens seit dem Präsidentschaftswahlkampf im Frühjahr enttäuscht.
    Im ersten Wahldurchgang seinem Rivalen Chirac unterlegen, ließ Barr öffentlich erkennen, dass er den Bürgermeister von Paris unloyaler, interner Wettbewerbsmethoden beschuldigt.
    Und auch politisch gibt es zwischen Chirac und Barr nicht viel mehr Gemeinsamkeiten als zwischen Raymond Barr und Präsident Mitterrand.
    Im Gegenteil.
    Die kompromisslose Ablehnung Le Pens, die eindeutige Bejahung eines geeinten Europas, die Betonung der sozialen Aspekte in der Innenpolitik und vor allem die Kritik gegen die Vetternwirtschaft Jacques Chiracs als Premierminister haben Bas und Mitterand in vieler Hinsicht weiter angenähert.
    Heute ist Rimón Bá der einzige Konservative, der sich nicht auf eine Oppositionsrolle festgelegt hat.
    Er wusste offensichtlich, warum.
    Regierungschef Michel Rocard hat ihn schon zur Mitarbeit bei der Lösung der Neu-Kaledonien-Krise aufgerufen.
    Die beiden Männer haben in der vergangenen Woche wiederholt miteinander gesprochen, sicher nicht nur über Neu-Kaledonien.
    Viele französische Kommentatoren sehen in Bá schon den möglichen Führer einer liberalen Koalitionspartei nach dem Vorbild der bundesdeutschen FDP.
    Umbruch in der Parteienlandschaft Frankreichs, Lorenz Galmez zu berichtete.
    Vor zehn Jahren, genau im November 1978, entschied sich eine knappe Mehrheit der Österreicher gegen die Inbetriebnahme des praktisch betriebsbereiten Kernkraftwerkes bei Zwentendorf im niederösterreichischen Tullnerfeld.
    Seither gilt die sogenannte Atomruine, in Wahrheit eine sehr pfleglich konservierte technische Anlage, als internationales Kuriosum ersten Ranges, als das einzige Modell eines Atomkraftwerkes im Maßstab 1 zu 1,
    als technisches Museum seiner selbst sozusagen.
    Die Verwendung des auch nur in der Erhaltung teuren Großbaus eben als Museum ist dann auch eine der Zukunftsvarianten für Zwentendorf, die derzeit diskutiert werden.
    Eine andere ist der Umbau auf ein mit Erdgas betriebenes kalorisches Kraftwerk.
    Wie immer die Entscheidung lauten wird, als jahrelang stillliegendes, fabriksneues Atomkraftwerk ist Zwentendorf gar nicht so ein Einzelstück.
    Zwentendorf ist zwar nicht überall, aber zumindest doch auch in den USA.
    Seit 1984 ist das Atomkraftwerk Shoreham auf Long Island bei New York einschaltbereit, aber bis heute hat es noch kein Watt Strom geliefert.
    Denn erst nach der Fertigstellung entdeckte man, dass bei einem eventuellen Störfall im Atommeiler die Evakuierung der Umgebung kaum möglich wäre.
    Und das war bisher auch in den überwiegend atom- und technikgläubigen USA Grund genug, das Werk nicht ans Netz gehen zu lassen.
    Jetzt überlegt man, was mit dem vier Jahre alten Milliardenbauwerk zu tun ist.
    Aus Long Island meldet sich Brigitte Fuchs.
    Die Geschichte des Atomkraftwerks Shoreham geht auf die Mitte der 60er Jahre zurück.
    Damals am Höhepunkt des Kernkraftwerke-Booms wurde die Planung des Siedewasser-Reaktors begonnen.
    Der Ort schien geradezu ideal, nur rund 100 Kilometer von New York City entfernt, direkt am Meer gelegen.
    Kosten sollte das Kraftwerk 70 Millionen Dollar.
    Zum damaligen Währungskurs waren das 17,5 Milliarden Shilling.
    Der Baubeginn wurde mehrmals verzögert und es dauerte schließlich bis 1984, bis der 820 Megawatt-Reaktor endlich fertiggestellt wurde.
    Nach einem Probebetrieb wurde das Atomkraftwerk Shoreham wieder abgeschalten, denn die Betriebsgenehmigung durch die Washingtoner Kontrollbehörde wurde nie erteilt.
    Nach dem Reaktorunfall von Three Mile Island 1979 hatte diese Behörde die Auflagen für Evakuierungspläne verschärft und Shoreham konnte diese neuen Auflagen nicht erfüllen.
    Die lokale Bevölkerung und die Kreisbehörden wollten weder mit dem Evakuierungsplan noch mit dem Kraftwerk selbst irgendetwas zu tun haben.
    Sie wollten, dass der Reaktor geschlossen bleibt.
    In einem letzten Anlauf doch noch eine Betriebsgenehmigung zu bekommen, wurde in der vergangenen Woche eine Störfallübung durch die Kraftwerksbetreiber durchgeführt.
    Die Übung selbst verlief nach Ansicht des Sprechers des Atomkraftwerks Golden erfolgreich.
    bis auf die Tatsache, dass nur ein Teil der Alarmsirenen funktionierte.
    Wir hatten einen Sirenentest, bei dem 57 von 89 Sirenen stumm geblieben sind.
    Bei einem echten Störfall würde man die Bevölkerung aber auch mit Lautsprecherwagen und über die lokalen Radiostationen warnen.
    Zu einem solchen Störfall wird es aber kaum kommen.
    Nachdem die Kosten für das Kernkraftwerk mittlerweile auf über 5 Milliarden Dollar, das sind rund 60 Milliarden Schilling, gestiegen sind, musste die Lilco, die private Firma, die das Kraftwerk betreibt, Shorheim an den Bundesstaat New York verkaufen, um dem Bankrott zu entgehen.
    Der symbolische Kaufpreis für das Atomkraftwerk betrug 1 Dollar.
    Der neue Eigentümer will den Atommiler aber keineswegs ans Netz gehen lassen.
    Als Lösung bleiben, entweder das Kraftwerk abreißen oder einmodden.
    Ray Golden, der Kraftwerksprecher, glaubt eher Letzteres.
    Persönlich glaube ich, dass das Kraftwerk eingemottet wird.
    Denn vielleicht kommt man in zehn Jahren drauf, dass man es doch braucht.
    Entweder weil es eine neue Elbkrise gibt, oder auch wenn die Politiker in New York ihre Meinung über die Öffnung des Kraftwerks ändern.
    Ein völlig fertig gebautes Kraftwerk jetzt Stück für Stück auseinanderzunehmen und etwas anderes dafür zu bauen, halte ich für absurd.
    Im Augenblick werden die verschiedenen Varianten, stehen lassen oder abreißen, noch durchdiskutiert und durchgerechnet.
    Für den Gouverneur von New York, Mario Cuomo, scheint der Fall Shorheim mit der Übernahme durch den Staat New York aber endgültig beendet.
    Er sagt...
    Soweit wir betroffen waren, war es von Anfang an unser Ziel, das Projekt Shoreham zu beenden.
    Shoreham ist für Millionen von New Yorkern und anderen Leuten, die sich auf der Insel aufhalten, eine Gefahr für ihre Gesundheit.
    Deshalb musste Shoreham sterben und es wird sterben.
    Für die Einwohner Long Islands bedeutet das, dass sie weiterhin ohne Atomstrom leben werden.
    Die enormen Kosten für die Kraftwerksruine werden sie über den Strompreis aber trotzdem zu zahlen haben.
    Atomzweifel also doch auch in den USA.
    Es gibt ein amerikanisches Zwentendorf, es heißt Shawham.
    Und bevor wir zu unserem Kulturbeitrag wechseln, ein paar Takte Musik.
    Untertitel der Amara.org-Community
    Untertitel im Auftrag des ZDF, 2021
    Eine musikalische Schwarzwaldfahrt, die uns allerdings nicht in den Schwarzwald führt, sondern eher in den Wienerwald.
    Rund 200 Veranstaltungen in nahezu 60 Orten Niederösterreichs, von Amstetten bis Hainburg und von Ternitz bis Gmünd, stehen nämlich auf dem Programm des ersten Donaufestivals, das heute Vormittag mit einem Altstadtfest in Krems begonnen hat.
    Offiziell eröffnet wird die Veranstaltungsreihe am Nachmittag von Bundespräsident Waldheim und Niederösterreichs Landeshauptmann Ludwig.
    Einen Monat lang, bis zum 24.
    Juli, wird dann im gesamten Bundesland Niederösterreich eine Fülle von Ausstellungen, Theateraufführungen, Konzerten und Symposien geboten, wobei sowohl traditionellem als auch zeitgenössischem Platz eingeräumt wird.
    Zu einem der Höhepunkte des Festivals zählt sicherlich die Uraufführung der Oper 1000 Airplanes on the Roof, also 1000 Flugzeuge auf dem Dach, des amerikanischen Komponisten Philip Glass.
    Von Beginn heute Vormittag mit dem Altstadtfest in Krems berichtet Wolfgang Ritzberger vom Landesstudio Niederösterreich.
    Es bleibt einem einfach die Luft weg, wenn der Clown und Künstler Palino auf dem Seil seine Kunststücke vorführt.
    Auf einem Seil, das von einem Gerüst vor dem Kreisgericht zum Steiner Tor gespannt ist, in luftiger Höhe, ohne Netz.
    Tanz am Seil, das ist auch das Motto des Kremser Altstadtfestes, das heute als Auftakt des Donaufestivals, das ja ganz Niederösterreich zur Bühne machen soll, hier in Krems stattfindet.
    Schon die Aufzählung der einzelnen Programmpunkte des Auftaktes liest sich gewaltig.
    Jazz auf der Bühne beim Hohen Markt, das ist bei der Gottsuburg, einem mittelalterlichen Wohnhaus.
    Rock im Stadion, der
    rumreichen Kremser Fußballmannschaft, ein Zauber- und Gauklerkarten im Stadtpark, dort liegt auf der Wiese ein Clown, gefesselt wie einst Gulliver im Reich der Zwerge.
    Alf Kraulitz, ehemaliger Sänger der Gruppe Misthaufen in den 70er Jahren und Kulturmanager der 80er Jahre, Stichwort Metropol in Wien, Wiener Stadtfest oder Festival der Clowns bei schon vergangenen Wiener Festwochen, ist auch hier beim Kremser Altstadtfest der Spiritus Rektor.
    Es ist uns, glaube ich, gelungen, das Städtische mit dem Ländlichen zu verbinden und die Künstler aus ganz Niederösterreich, aber auch aus anderen Bundesländern und aus dem Ausland zu integrieren.
    Also es zählt genauso die Dichterin, die in einem kleinen Kaffeehaus sitzt und liest, wie das große Spektakel im Stadion, wo der Roger Chapman heute um halb fünf spielen wird.
    oder Theater auf der Straße, Theater in Zelten, ein bayerisch-österreichischer Kabarettreff in einem Spiegelzelt im Park.
    Wir versuchen Kultur unterhaltsam und spannend zu gestalten und Regionalkultur zu machen.
    Das heißt, ich glaube, das ist einzigartig in Österreich, dass man ein Festival für eine Region konzipiert, wie das das Donaufestival tut und nicht Großstadtkultur imitiert.
    Das Kremser Altstadtfest als Auftakt, Tanz am Seil und dann gegen den Strom, das Wachauer Theaterfestival.
    Das Motto, Begegnung zwischen Ost und West, auch hier der künstlerische Leiter Alf Kraulitz.
    Es kommt zum Beispiel die berühmte Laterna Magica aus Prag.
    Und diesen Gruppen stellen wir interessante Entwicklungen aus Österreich und aus Westeuropa gegenüber.
    So wird zum Beispiel aus London Images Dance Company gastieren, aus Österreich das Vienna Art Orchestra und aus Holland ein Märchentheater mit Josef van den Berg.
    Wir versuchen anschließend die ganze Wachau mit einem Theaterkarren zu bereisen, wo auf den Marktplätzen für die Leute
    aber sehr kritische Stücke gespielt werden.
    Das möchte ich dazu sagen.
    Wir wollen keine Löwinger Bühne installieren, sondern wir wollen wirklich Zeittheater spielen.
    Bis 24.
    Juli ist also ganz Niederösterreich Bühne.
    Bühne für Literatur, für Filme.
    Neben dem Strom Streifzüge durch das Kino der Donauländer.
    So heißt die Filmschau, die in Wiener Neustadt stattfindet.
    Bühne aber auch für Diskussionen, Raumplanung, Musik, Archäologiepark, da sind einige Themen.
    Aber man diskutiert auch über die Bedeutung der Berufung von Professoren der letzten zwei Jahrhunderte für das wissenschaftliche, kulturelle und soziale Leben Europas.
    Und zwar kommende Woche im Kloster Neuburg.
    Aber man diskutiert ja nicht nur, man stellt auch aus und musiziert vom Orgelfest in Zwettl bis zur Chorakademie in Krems, von den Konzerten der niederösterreichischen Kulturpreisträger Gottfried von Einem, die Tonkünstler oder Paul Angerer bis zur Fockmusik und zu harten Rockklängen.
    Offiziell eröffnet wird das Donaufestival erst in knapp zwei Stunden.
    Im Programmheft schreibt der niederösterreichische Landeshauptmann Siegfried Ludwig von einem Fest, das den Anspruch erhebt auf der Höhe der Zeit zu sein.
    Und daran wird man es messen müssen.
    Eine Vorschau auf das vielfältige, gesamt niederösterreichische Donaufestival, das bis 24.
    Juli dauern wird, von Wolfgang Ritzberger.
    Fünf Minuten vor eins die Schlussnachrichten.
    Türkei.
    Ministerpräsident Türget Özal ist heute in Ankara einem Attentatsversuch entgangen.
    Der Täter feuerte beim Kongress der regierenden Mutterlandspartei in Ankara mehrere Schüsse auf Özal ab, verfehlte aber offenbar sein Ziel.
    Nach Angaben der halbamtlichen Nachrichtenagentur ANADOLU wurde allerdings mehrere Personen verletzt.
    Der Attentäter wurde von Sicherheitsbeamten überwältigt.
    Sowjetunion Die armenische Bevölkerung von Stepanakert, der Hauptstadt der Region Pjerkarabakh in Aserbaidschan, ist weiterhin im Generalstreik.
    Ein Journalist in Stepanakert berichtete, in den Betrieben ruhe die Arbeit, nur lebensnotwendige Dienstleistungen würden erbracht.
    Die Armenier fordern, dass die vor 65 Jahren verfügte Angliederung Pierre Karabachs an Aserbaidschan rückgängig gemacht wird.
    Der oberste Sowjet von Aserbaidschan hat dies gestern kategorisch abgelehnt.
    Die Entscheidung liegt nun beim obersten Sowjet in Moskau.
    Jugoslawien
    In einer friedlichen Kundgebung haben mehr als 10.000 Menschen in Belgrad gegen Korruption in der Partei- und Staatsführung und gegen das wirtschaftspolitische Versagen der Regierung protestiert.
    Die Demonstranten kritisierten vor allem die Sparpolitik Belgrads.
    In Sprechchören forderten sie den Rücktritt von Ministerpräsident Mikulic.
    Österreich.
    Die Verarlberger Sozialisten halten heute in Lauterach ihren Landesparteitag ab.
    Landesvorsitzender Fritz Mayer stellt sich nicht mehr der Wiederwahl.
    Zu seinem Nachfolger wurde der 42-jährige Mittelschullehrer Arnulf Hefele vorgeschlagen.
    In seiner Abschiedsrede sagte Vorsitzender Mayer, die Varlberger Sozialisten müssten mehr Einigkeit beweisen.
    Mayer betonte, er habe in den vergangenen Jahren unter der Uneinigkeit der Landes-SPÖ gelitten.
    Am Nachmittag wird Bundeskanzler Wranicki beim Landesparteitag der Vardelberger SPÖ ein Referat halten.
    Die 35-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich bleibt weiterhin eine zentrale Forderung der Gewerkschaft Metall-Bergbau-Energie.
    Dies erklärte heute der neue Vorsitzende der Metaller Gewerkschaft, Rudolf Nürnberger.
    Sollte diese Arbeitszeitverkürzung mit vollem Lohnausgleich erfolgen, so werde man dies in die Lohnforderungen bei den Ist-Lohnabschlüssen einrechnen, kündigte Nürnberger an.
    Österreich, USA.
    Das Innenministerium in Wien hat Kontakte der Staatspolizei zu dem in Belgien wegen Massenmordes zum totverurteilten früheren SS-Offiziers Verbeelen bestätigt.
    Nach einem Bericht des amerikanischen Justizministeriums war Verbellen in den Nachkriegsjahren als Agent für den Geheimdienst der amerikanischen Armee in Wien tätig.
    Verbellen lebt heute als österreichischer Staatsbürger in der Nähe von Wien.
    Ein Sprecher der österreichischen Botschaft in Washington erklärte, der ehemalige SS-Sturmbahnführer habe seinerzeit auf amerikanischen Druck die österreichische Staatsbürgerschaft erhalten.
    Bundesrepublik Deutschland.
    Giftgasalarm gab es in der vergangenen Nacht bei einem Großbrand in einem Kunststofflager in Aachen.
    Mehr als 1000 Anrainer mussten vorübergehend in Sicherheit gebracht werden.
    Beim Löscheinsatz erlitten sieben Feuerwehrleute Rauchgasvergiftungen und Verbrennungen.
    Während des Europameisterschaftsfußballspiels Bundesrepublik Deutschland gegen Spanien hat die Polizei gestern in München 120 Fußballrowdies festgenommen.
    Es wurden 2000 Getränkedosen und Flaschen sowie 360 Fahnenstangen beschlagnahmt.
    In Frankfurt, wo heute das Spiel England gegen Sowjetunion ausgetragen wird, ist die Polizei in höchster Alarmbereitschaft, weil Wiederausschreitungen englischer Jugendlicher befürchtet werden.
    noch die Wetteraussichten für Österreich bis heute Abend.
    Meist aufgelockert bewölkt bis heiter, über dem Bergland lokal teils gewittrige Regenschauer.
    Nachmittagstemperaturen 19 bis 24 Grad.
    In wenigen Sekunden ist es 13 Uhr, das Mittagsschornal geht zu Ende.
    Im Namen aller Mitarbeiter verabschiedet sich Werner Löw.
    Auf Wiederhören morgen beim Sonntagsschornal um 17 Uhr.
    Musik

    Beiträge dieses Journals

    Nachrichten
    Datum: 1988.06.18 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Wetterbericht
    Datum: 1988.06.18 [Sendedatum]
    Schlagworte: Natur ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Landesparteitag der SP-Vorarlberg in Lauterach
    Einblendung: scheidender SP-Vorsitzender Maier
    Mitwirkende: Sandner, Erik [Gestaltung] , Mayer, Fritz [Interviewte/r]
    Datum: 1988.06.18 [Sendedatum]
    Ort: Lauterach [Aufnahmeort]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Im Journal zu Gast: Rudolf Nürnberger
    Interview: neuer Metaller-Gewerkschaftsvorsitzender Nürnberger
    Mitwirkende: Steinhuber, Manfred [Gestaltung] , Nürnberger, Rudolf [Interviewte/r]
    Datum: 1988.06.18 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Vorschau auf den Weltwirtschaftsgipfel in Toronto
    Mitwirkende: Unger, Hans Christian [Gestaltung]
    Datum: 1988.06.18 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Frankreichs Parteienlandschaft
    Einblendung: ehemaliger Minister
    Mitwirkende: Gallmetzer, Lorenz [Gestaltung]
    Datum: 1988.06.18 [Sendedatum]
    Ort: Paris [Aufnahmeort]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Bürgerprotest gegen US-Atomkraftwerk Shoreham
    Einblendung: Kraftwerkssprecher Ray Golden, Gouverneur Cuomo
    Mitwirkende: Fuchs, Brigitte [Gestaltung] , Golden, Ray [Interviewte/r] , Cuomo, Mario [Interviewte/r]
    Datum: 1988.06.18 [Sendedatum]
    Ort: Long Island [Aufnahmeort]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Musik: 22 Golden Piano Greats: Black Forest
    Datum: 1988.06.18 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Vorschau auf Niederösterreichisches Donaufestival
    Einblendung: Künstlerischer Leiter Kraulitz
    Mitwirkende: Ritzberger, Wolfgang [Gestaltung] , Kraulitz, Alf [Interviewte/r]
    Datum: 1988.06.18 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten

    Katalogzettel

    Titel Mittagsjournal 1988.06.18
    Spieldauer 00:59:51
    Mitwirkende Löw, Werner [Moderation]
    ORF [Produzent]
    Datum 1988.06.18 [Sendedatum]
    Schlagworte Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt
    20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ audio
    Format TKA [Tonband auf Kern (AEG)]
    Sprache Deutsch
    Rechte Mit freundlicher Genehmigung: ORF
    Signatur Österreichische Mediathek, jm-880618_k02
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