Mittagsjournal 1982.10.02

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    Rechtliches

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    KI-generiertes Transkript

    Die Zeit in 5 Sekunden ist es 12 Uhr.
    12 Uhr.
    Hier ist der österreichische Rundfunk.
    Grüß Gott, sage ich beim Mittagsjournal des aktuellen Dienstes im Studio.
    Begrüßt Sie, Ilse Vögel.
    Auch in dieser Journalsendung ist der Kanzler-, Regierungs- und Machtwechsel in der Bundesrepublik Deutschland ein zentrales Thema.
    Wir berichten aus Bonn und bringen Reaktionen der internationalen Presse.
    Was erwartet man sich von der bürgerlich-liberalen Koalition, von einer Regierung, die erstmals in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland nicht durch Wahlen, sondern über einen Kanzlersturz im Parlament durch ein konstruktives Misstrauensvotum zustande
    gekommen ist.
    Schwerpunktthema aus dem Inland, der kleine Wahlsonntag morgen in Österreich.
    Wir berichten nochmals über die Ausgangspositionen der Parteien für die Landtagswahl im Burgenland und die Gemeinderatswahl in der Stadt Salzburg.
    Geplant ist dann auch ein Bericht von der Grazer Messe.
    Unser Gast heute im Mittagsschanal schließlich ist Anton Benja, ÖGB-Präsident und Präsident des Nationalrates, der am kommenden Freitag 70 Jahre alt wird.
    Im Gespräch mit Rudolf Nagilla erklärt er unter anderem, warum ihm gerade die Bekämpfung der Arbeitslosigkeit Anliegen Nummer 1 ist.
    Und schließlich Kultur im Mittagsschanal, da gibt es heute einen Beitrag über die Jugend Biennale in Paris.
    Zunächst aber wie immer Nachrichten, Chefin vom Dienst Elisabeth Manas, Sprecher Wilfried Schirlbauer.
    Die aus Unionspolitikern und Freien Demokraten bestehende Regierung soll noch am selben Tag vereidigt werden.
    Kohl hat gestern erklärt, wichtigste Aufgabe seines Kabinetts sei es, die Arbeitslosigkeit zu bekämpfen und die Wirtschaft wiederzubeleben.
    Die Freien Demokraten in Hamburg haben den Rücktritt des FDP-Vorsitzenden Genscher gefordert.
    Der Hamburger Landesausschuss der FDP missbilligte die Art und Weise, in der Genscher die Koalition mit der SPD aufgekündigt und Koalitionsgespräche mit der CDU aufgenommen hat.
    Der SPD-Bundestagsabgeordnete Klaus Immer hat schwere Bedenken gegen die geplante Ernennung des CSU-Politikers Friedrich Zimmermann zum Innenminister.
    In einem offenen Brief an Bundespräsident Carstens weist Immer darauf hin, dass Zimmermann Anfang der 60er-Jahre in die sogenannte bayerische Spielbankenaffäre verwickelt gewesen sei.
    Der SPD-Abgeordnete Immer will einer Vereidigung Zimmermanns als neuer Innenminister fernbleiben.
    USA, Sowjetunion.
    Präsident Reagan erwartet nach dem Regierungswechsel in Bonn eine ebenso enge Zusammenarbeit mit dem neuen Bundeskanzler Kohl wie mit dessen Vorgänger Schmidt.
    In Washington verlautete die amerikanische Regierung Rechne mit keinen grundlegenden Änderungen der deutschen Außenpolitik.
    Aus der Sowjetunion liegt derzeit keine offizielle Stellungnahme vor.
    Die amtliche Nachrichtenagentur TASS und die Nachrichtenagentur der DDR haben die Wahl Kohls zum Bundeskanzler gestern ungewöhnlich schnell, jedoch ohne Kommentar gemeldet.
    Iran.
    Eine verheerende Bombenexplosion im Zentrum der Hauptstadt Teheran hat nach Meldungen des iranischen Rundfunks hunderte Menschenleben und Verletzte gefordert.
    Der Sprengkörper war in einem Lastwagen versteckt und zerstörte bei seiner Explosion ein Hotel und drei Autobusse völlig.
    Die genaue Zahl der Opfer ist noch nicht abzusehen.
    Die Teheraner Krankenhäuser sind nach Radiomeldungen mit Verletzten überfüllt.
    Die Sprengladung, nach Schätzungen der Polizei etwa 150 Kilogramm schwer, riss einen drei Meter tiefen Krater in der Straßenpflaster.
    In einem Kommentar machte Radio Teheran sogenannte Söldner der USA für den Anschlag verantwortlich.
    Irak.
    Die irakische Armee hat nach eigener Darstellung neuerlich eine Großoffensive der Iraner im Krieg am persischen Golf zurückgeschlagen.
    Schauplatz der Kämpfe war der Mittelabschnitt der Front in der Umgebung der Stadt Mandeli, etwa 200 Kilometer östlich der irakischen Hauptstadt Bagdad.
    Bereits gestern meldete die irakische Nachrichtenagentur Erfolge der eigenen Truppen im Kampf gegen die Perser.
    Die Iraner haben ihrerseits große Erfolge bei der Offensive behauptet.
    Vereinte Nationen.
    Die zehn Mitgliedsländer der Europäischen Gemeinschaft sind bereit, ihre Kontakte zur PLO auszubauen, falls die Palästinenser-Organisation auf eine Politik der Gewalt verzichtet.
    Der dänische Außenminister Ellemann Jensen hat dieses Angebot am Rande der UNO-Vollversammlung in New York dem Mitglied der PLO-Führung Kadumi gemacht.
    Khadoumi gilt als Außenminister der PLO.
    Ellemann Jensen, er ist derzeit IG-Ratspräsident, betonte jedoch, die europäische Gemeinschaft habe die PLO nicht als alleinige Vertreterin des palästinensischen Volkes anerkannt.
    Man erwarte von der Palästinenser Organisation, dass sie das Existenzrecht Israels anerkenne.
    Nahe Osten.
    Der amerikanische Nahostsonderbeauftragte Habib setzt heute in der syrischen Hauptstadt Damaskus seine Vermittlungsmission im Libanon-Konflikt fort.
    Auf seiner Rundreise durch mehrere Nahoststaaten bemüht sich Habib um den Abzug aller fremden Truppen aus dem Libanon.
    Jugoslawien.
    Aufgrund der schweren Versorgungskrise auf dem Treibstoffsektor ist gestern in der Teilrepublik Slowenien eine Benzinrationierung angeordnet worden.
    Nach Angaben der Nachrichtenagentur TANJUK dürfen die Tankstellen nur noch 15 Liter je PKW abgeben.
    Ähnliche Rationierungsmaßnahmen werden auch in anderen Landesteilen Jugoslawiens vorbereitet.
    Ungarn.
    Die Regierung in Budapest hat drastische Mieterhöhungen für staatseigene Wohnungen bekannt gegeben.
    Demnach werden die Mieten in diesem Bereich um 130 Prozent angehoben.
    Familien mit niedrigem Einkommen sollen allerdings von der Maßnahme ausgenommen bleiben.
    Bundesrepublik Deutschland.
    Auf dem Marktplatz in Kalkar am Niederrhein haben Umweltschützer, Grüne und Bürger Initiativen mit ihrer Protestaktion gegen das Atomkraftwerk begonnen.
    Bisher haben sich etwa 5.000 Menschen zu der Kundgebung versammelt.
    An der Großdemonstration am Nachmittag in der Nähe des Schnellen Brüters in Kalkar sollen nach Vorstellungen der Veranstalter etwa 50.000 Menschen teilnehmen.
    Die Polizei hat erhebliche Sicherheitsmaßnahmen ergriffen.
    Das Baugelände ist durch einen Betonzaun und einen Wassergraben geschützt.
    Österreich.
    In Graz ist heute Vormittag die diesjährige Herbstmesse eröffnet worden.
    Die bis zum 10.
    Oktober dauernde Veranstaltung steht im Zeichen eines neuen Ausstellerrekordes.
    Etwa die Hälfte der mehr als 2200 Aussteller kommt aus dem Ausland.
    Handelsminister Staribacher bedauerte in einer Rede, dass die jüngsten Prognosen der Wirtschaftsforscher für 1983 deutlich unter den bisherigen Erwartungen liegen.
    Auch der Sommertourismus habe nicht das gewünschte Ergebnis gebracht, meinte Staribacher.
    Der Handelsminister erwartet einen Rückgang der Leistungsbilanz um 6 Milliarden Schilling.
    Er äußerte aber die Hoffnung auf die Wirkung des Beschäftigungsprogramms der Bundesregierung.
    Der steirische Landeshauptmann Kreiner appellierte an alle, bei der Bewältigung der andauernden wirtschaftlichen Schwierigkeiten zusammenzuarbeiten.
    Leopold Fiegl, der erste gewählte Bundeskanzler der Zweiten Republik und langjährige Außenminister, wäre heute 80 Jahre alt geworden.
    Aus diesem Anlass wurden bereits gestern im Geburtshaus Fiegls in Rust im Tullner Feld und im niederösterreichischen Landhaus Gedenkfeiern abgehalten.
    Außerdem wurde zum Gedenken Leopold Fiegls eine neue 500 Schilling Münze aufgelegt.
    Leopold Fiegl ist am 9.
    Mai 1965 gestorben.
    Die Wetterlage?
    Das Tief über Oberitalien steuert ein weiteres zur Zeit noch über Jugoslawien gelegenes Niederschlagsfeld nach Norden, sodass teilweise auch in Österreich erneut Niederschläge auftreten.
    Die Aussichten bis morgen früh?
    Im Südosten später auch im Osten strichweise Regen, sonst unterschiedliche, im Westen zum Teil auch geringe Bewölkung.
    Mäßige Winde.
    Tageshöchsttemperaturen 15 bis 20, Frühtemperaturen morgen 9 bis 15 Grad.
    Die Prognose für morgen, im Westen und Südwesten häufig sonnig, sonst anfangs noch eher reichliche Bewölkung und gebietsweise Regen, später aber Bewölkungsauflockerung.
    Mäßige Winde, Tageshöchsttemperaturen 17 bis 22 Grad.
    Das Wetter übermorgen Montag, im Westen eher stärkere, sonst geringe Bewölkung.
    Mäßig warm.
    Die Messwerte von 12 Uhr.
    Wien stark bewölkt, 17° Nordostwind, 5 km in der Stunde.
    Eisenstadt stark bewölkt, 18° Nordost, 5.
    Linz stark bewölkt, 15° Ost, 10.
    Salzburg stark bewölkt, 16° Windstill.
    Innsbruck heiter, 16° Ost, 10.
    Pregens stark bewölkt, 15° West, 3.
    Graz bedeckt, 15° Nordostwind, 5 km in der Stunde.
    Und Klagenfurt bedeckt, 14° Windstill.
    Neun Minuten nach zwölf Uhr ist es jetzt.
    Ich nehme die Wahl an.
    Mit diesen knappen Worten übernahm gestern Nachmittag genau um 15.15 Uhr im Deutschen Bundestag Helmut Kohl sein neues Amt als sechster Bundeskanzler in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland.
    Eine Ära ist zu Ende gegangen.
    Die Ära der 13-jährigen sozialliberalen Koalition, der Regierungskanzler und Machtwechsel in Bonn leitet ein neues Kapitel deutscher Geschichte ein.
    Die neue Regierung, ein Mitte-Rechtsbündnis aus CDU, CSU und Freien Demokraten, wird am Montag vorgestellt und vereidigt werden.
    Als wichtigste Aufgaben bezeichnete Kanzler Kohl die Bekämpfung der Arbeitslosigkeit und die Wiederbelebung der Wirtschaft.
    Neuer, alter Wirtschaftsminister wird der Freidemokrat Lambsdorff sein, dessen Thesen zur Wirtschaftsreform ja Sprengsatz für das sozialliberale Bündnis waren.
    Ein Sprengsatz, der weiter tickt, zumindest innerhalb der FDP selbst, wo die Zerreißprobe noch nicht ausgestanden ist zwischen jenen, die Kohl unterstützen, und jenen Freidemokraten, die glauben, dass es keine Legitimation durch den Wähler gegeben hat, die Regierung Schmidt zu verlassen.
    Dieser Regierungswechsel hat das Odium des verletzten Anstandes, erklärte die FDP-Abgeordnete Hildegard Hambrücher gestern im Bonner Bundestag.
    Noch Freitagabend forderte der Landesverband der Freien Demokraten den Rücktritt von Hans-Dietrich Genscher, der im Übrigen nahtlos als Vizekanzler und Außenminister vom Kabinett Schmid in ein Kabinett Kohl gewechselt ist.
    Wie es weitergeht in Bonn, das erfahren Sie von Gottfried Zmeck.
    Am Wochenende wird der neue Bundeskanzler Helmut Kohl über die letzten Personalfragen entscheiden.
    Die wichtigsten Posten, das heißt die Ministerien, sind ja schon fest vergeben.
    Die seit Tagen kolportierten Kabinettslisten bestätigen sich als richtig.
    Wenn am Montagnachmittag nach der Vereidigung der Minister erstmals die neue Regierungsmannschaft zusammentritt, werden mit Außenminister Genscher, Wirtschaftsminister Lambsdorff und Ernährungsminister Erdl drei altbekannte Gesichter am Kabinettstisch sitzen.
    Als vierter FDP-Minister übernimmt Hans Engelhardt das Justizressort.
    Die CSU ist ebenfalls mit vier Kabinettsmitgliedern vertreten.
    Friedrich Zimmermann übernimmt das Innenministerium.
    Werner Dollinger wird Verkehrsminister.
    Ins Bautenministerium zieht Oskar Schneider ein.
    Das Ressort für wirtschaftliche Zusammenarbeit geht an Jürgen Warnke.
    Auch die acht Minister der CDU standen schon seit Tagen fest, wie Gerhard Stoltenberg, Finanzen, Norbert Blüm, Arbeit und Soziales und Manfred Wörner, Verteidigung.
    Heiner Geißler übernimmt das Familienressort, für die Bundespost ist Christian Schwarz-Schilling verantwortlich.
    Die weiteren CDU-Minister, Rainer Batzel für innerdeutsche Beziehungen, Heinz Riesenhuber Forschung und Dorothee Wilms Bildung, die einzige Frau im Kabinett.
    Auf Versuchen von Bundespräsident Carstens führen alle SPD-Minister bis Montag ihre Ressorts kommissarisch weiter.
    Eine einmalige Situation.
    Bis Montag gibt es SPD-Minister unter einem CDU-Kanzler.
    Ebenfalls am Montag wird die CDU-CSU-Fraktion einen neuen Vorsitzenden wählen.
    Bundeskanzler Kohl hat Alfred Dreckal seine Nachfolge in diesem Amt vorgesehen, jenen Mann, der aufgrund der Entwicklung in Bonn den greifbaren Sieg in Hessen knapp verfehlte.
    Positive Reaktionen auf den Regierungswechsel kamen aus Industrie und Wirtschaft.
    Der Präsident des Bundesverbandes der Industrie, Rothenstock, bot der neuen Regierung konstruktive Mitarbeit an.
    Als einen ersten Schritt in einer schwierigen wirtschafts- und finanzpolitischen Ausgangslage bezeichnete der Bundesverband Deutscher Banken die wirtschaftspolitischen Pläne der neuen Koalition.
    Möglicherweise kommt es bald zu einer weiteren Zinssenkung.
    Die hohen Zinsen waren ja nach Meinung der alten Regierung einer der Hauptgründe für die wirtschaftliche Krise.
    Eine nun zu erwartende weitere Senkung könnte das Investitionsklima verbessern.
    Helmut Schmitz, der den Gesamtansatz der neuen Finanz- und Wirtschaftspolitik für verfehlt hält,
    meinte, unter der neuen Regierung könnte es bestenfalls zu einer vorübergehenden Scheinblüte kommen.
    Nicht nur in der Wirtschaftspolitik steht Kohl vor einem schwierigen Start.
    Das Klima der politischen Auseinandersetzung könnte sich allgemein verschärfen.
    So hat die SPD, wie zum Beispiel Fraktionschef Wehner, bereits eine harte Oppositionspolitik angekündigt.
    Auf einem kleinen Parteitag am 19.
    November wollen die Sozialdemokraten über die künftigen Leitlinien ihrer Politik entscheiden.
    Zur Debatte stehen einerseits ein Kurs der Öffnung gegenüber den Grünen und der Friedensbewegung, wie etwa von Brandt angedeutet, und andererseits die von konservativeren Parteitheoretikern vertretene Linie, sich auf die Arbeitnehmer zu konzentrieren.
    Hinweise auf die künftige Richtung könnten die Gespräche zwischen der SPD und der Grünen-Alternativenliste in Hamburg geben, die heute fortgesetzt wurden.
    Ob Helmut Schmidt bei Neue Wahlen als Spitzenkandidat zur Verfügung steht, ist noch nicht entschieden.
    Sollte er ablehnen, dürfte wahrscheinlich Hans-Jochen Vogel, der Berliner Oppositionsführer, die SPD in den Wahlkampf führen.
    Bei den Liberalen gehen die innerparteilichen Auseinandersetzungen weiter.
    Die Hamburger FDP hat den Rücktritt Genschers gefordert.
    Auch das ist eine Belastung für die neue Regierung.
    Helmut Kohl steht also mehr schwierigen Problemen gegenüber, als das zunächst von einem neuen Anfang oder der Wende der
    Im Ausland ist die Kanzlerablöse in Bonn im Allgemeinen mit Gelassenheit und Zurückhaltung aufgenommen worden.
    Vor allem rechnet man offensichtlich nicht mit einer grundlegenden Änderung der westdeutschen Außenpolitik, da ja das Ressort in den Händen von FDP-Chef und Vizekanzler Genscher bleibt.
    US-Präsident Reagan, so erfährt man aus Washington, erwartet nach dem Regierungswechsel in Bonn eine ebenso enge Zusammenarbeit mit Bundeskanzler Kohl wie mit dessen Vorgänger Schmidt.
    Auch in London und Paris, so signalisierte man, glaubt man an keine Veränderung in den Beziehungen zur Bundesrepublik Deutschland.
    Die amtlichen Nachrichtenagenturen der UdSSR und der DDR haben über die Wahl Kohls gestern ungewöhnlich schnell berichtet, jedoch ohne Kommentar.
    An diesem Wochenende werden auch die NATO-Außenminister bei ihrem Treffen im kanadischen Montreal ausführlich über den Kanzlerwechsel in Bonn und dessen mögliche Auswirkungen auf das Bündnis diskutieren.
    Was ist also von dieser neuen Mitte-Rechts-Regierung in der Bundesrepublik Deutschland zu erwarten?
    Nicht nur in ihren Außenbeziehungen jetzt, sondern auch was Sozialwirtschafts und die übrige Innenpolitik betrifft.
    Franz Köstler hat dazu Meinungen von Journalisten in der internationalen Presse zusammengestellt.
    Ungetrübte Freude über den Machtwechsel in Bonn beherrscht die Kommentare der Deutschen Zeitung in der verschiedensten politischen Tendenzen heute nicht.
    Die Süddeutsche Zeitung schreibt, In diesem unserem Lande, Kohls gern gebrauchte Beschwörungsformel, greift kaum Hochstimmung oder auch nur ein großes Aufatmen um sich.
    Schon geht das Gerede um, ob dies alles nicht doch hätte anders gemacht werden können, würdiger, glaubwürdiger.
    Auch bei der Union fragen sich manche, ob dies der richtige Zeitpunkt und die optimalen Bedingungen für den Machtwechsel waren.
    Ob man sich nicht doch gleich Neuwahlen hätte stellen sollen?
    Zuversichtlicher die Frankfurter Allgemeine.
    Das Zwischenspiel, da es in Bonn keine Koalition und keine handlungsfähige politische Führung gab, ist vorüber.
    Im Leben der Bundesrepublik beginnt ein neuer Abschnitt.
    Die neue Koalition darf nur nicht vergessen, dass sie nicht um ihres eigenen Bestehens willen existiert, sondern dass ihr Daseinszweck ist, im Lande eine Wende zum Besseren zu bewirken.
    Die dem neuen Kanzler bevorstehenden Schwierigkeiten nehmen in den Kommentaren einen breiten Raum ein.
    Der Bonner Generalanzeiger schreibt,
    Nicht nur in Sachfragen tritt Kohl ein schweres Erbe an.
    Persönlich wird er auf Schritt und Tritt mit seinem Vorgänger verglichen werden.
    Die meisten westeuropäischen Leitartikler hoffen auf Kontinuität in der deutschen Außen- und Wirtschaftspolitik.
    Ein Wechsel der Führungsmannschaft darf an sich keinerlei Panik auslösen.
    Nichts an der Person Helmut Kohls sollte große Besorgnis auslösen.
    Eine schwedische Zeitung, Dagens Nyheter, schreibt, die Verträge mit dem Osten haben das Fundament des gegenwärtigen Europa geschaffen, das man als eine relativ friedliche Weltregion betrachten kann.
    Für uns, die wir an der Grenze beider deutscher Staaten leben, ist es wünschenswert, dass die Ostpolitik auch von der Regierung Kohl-Genscher fortgeführt wird.
    Besorgt, äußert sich der der sozialistischen französischen Regierung nahestehende Matin.
    Die Politik des Haushaltsrigorismus, für den die CDU eintritt, wird Deflation und Rezession verstärken, in die die Gesamtheit der westlichen Wirtschaft geraten ist.
    Le Monde würdigt Kohl hingegen als Vertreter einer neuen deutschen konservativen Kultur.
    Ist er nicht in der Tat der erste Kanzler, dessen Alter ihn der Pflicht enthebt, seine Vergangenheit auch nur zu erwähnen?
    Er gehört zu jenen Rechten, die weder dogmatisch die Unfehlbarkeit der Arbeitgeber postulieren, noch alle gewerkschaftlichen Forderungen als Manöver der Marxisten abqualifizieren.
    Diese Rechte macht sich anheischig, die deutsche Gesellschaft zu einem Unternehmen zu machen, das aus der Weltkrise genauso gut oder besser als andere hervorgehen wird.
    Sie nimmt für sich in Anspruch, den heutigen Realismus wiederzuspiegeln, ohne die Suche nach geistigen Werten aufzugeben.
    Mit großem Interesse wartet man auf die Kommentare in den Vereinigten Staaten und in der Sowjetunion.
    Bisher liegt aus Amerika nur der Kommentar der Washington Post vor, die sich eine Periode der Parteimanöver und der Instabilität erwartet.
    In der Sowjetunion und in der Deutschen Demokratischen Republik haben die Nachrichtenagenturen mit ungewohnter Eile über die Ereignisse in Bonn berichtet, ohne sie jedoch zu kommentieren.
    Allein die tschechoslowakische Nachrichtenagentur CTK spricht von einer Machtergreifung durch die Rechte.
    Äußerungen Kohls und des bisherigen Außenministers Genscher zeugen von ihren Bestreben, auf die Linie der Konfrontation und der Aufrüstung der NATO und des amerikanischen Präsidenten Reagan einzuschwenken und damit die internationale Spannung zu verstärken.
    Und zum Abschluss noch ein gutes Wort, das die auflagenstärkste deutsche Zeitung, die Bild-Zeitung, für den abgewählten sozialdemokratischen Kanzler findet.
    In der Stunde des Abschieds ein Wort des Dankes an Helmut Schmidt.
    Er war ein guter Kanzler.
    Soviel also zum Regierungswechsel in Bonn.
    12 Uhr und 19 Minuten ist es jetzt nach Österreich.
    Dort gibt es ja morgen so etwas wie einen kleinen Wahlsonntag.
    Im Burgenland finden Landtagswahlen statt, in Salzburg-Krems und in der Gemeinde Obersiebenbrunnen NÖ werden Gemeinderäte gewählt.
    Insgesamt sind morgen ungefähr 315.000 Menschen in drei Bundesländern wahlberechtigt.
    Allein davon im Burgenland 198.000.
    Im Landtag in Eisenstadt lautet die Mandatsverteilung bisher 20 für die SPÖ und 16 für die ÖVP.
    Überschattet war der Wahlkampf im Burgenland von der Affäre rund um die WBO, die Wohnbaugesellschaft Ost, Robert Heger berichtet.
    Nach einem ebenso kurzen wie intensiven, aber auch überaus ruhig verlaufenden Wahlkampf – heute bestreitet nur mein VP-Spitzenkandidat Krodolski in Güssing eine Veranstaltung – sorgten in der Endphase einige Presseartikel für Aufregung und Emotionen.
    Landeshauptmann Keri, der SPÖ-Spitzenkandidat, verurteilte gestern Abend bei zwei Schlusskundgebungen in Oberwart und Güssing diese wörtlich «Diffamierungskampagne scharf».
    Im Wahlaufruf der burgenländischen Sozialisten heißt es, dass sich das Burgenland durch den Fleiß und die Tüchtigkeit seiner Bevölkerung hochgearbeitet habe.
    Die SPÖ repräsentiert den geraden Weg, den die Burgenländer weitergehen sollen mit Landeshauptmann Kehry an der Spitze, der seit über 30 Jahren in der Landespolitik tätig und seit 16 Jahren Landeshauptmann ist.
    Auf ihn, ausgestattet mit einem fast 100-prozentigen Bekanntheitsgrad, war auch die Werbung ausgerichtet.
    Er hat 117 Gemeinden besucht.
    Seine Sorge galt in den Wahlreden den allzu hochgeschraubten Erwartungen.
    Es genügen etwas mehr als 300 Stimmen, die von uns zur ÖVP wandern, damit das 20.
    Mandat verloren geht.
    Das heißt, das 20.
    Mandat ist kaum bei uns.
    Das müssen wir absichern.
    Es genügt aber auch, und das ist die größte Gefahr, weil ja die Meinung da ist, na ja, die Wahl ist schon gewonnen.
    Es genügt, wenn pro Ortsteil im Burgenland, wir haben 319 Ortsteile, nur zwei Menschen, die uns sonst wählen würden, nicht zur Wahl gehen, würde das auch eine Verschiebung von 2016 auf 1917 bedeuten.
    Ich glaube, das würde kaum ein Mensch in dieser Situation verstehen.
    Das 21.
    Mandat zu erhalten, ist unrealistisch.
    1977 erhielt die SPÖ 51,9 Prozent der Stimmen, die ÖVP 45,1 Prozent.
    Das bisherige Mandatsverhältnis im Landtag, 20 SPÖ- und 16 ÖVP-Abgeordnete beizubehalten, das ist eigentlich das Ziel beider Parteien.
    Landeshauptmann-Stellvertreter Dr. Rudolf Grodolski, erst seit drei Monaten nach Dr. Sauerzopf Landesparteiobmann und Spitzenkandidat, wies immer wieder, er besuchte 84 Gemeinden, darauf hin, dass die ÖVP reinen Tisch gemacht habe.
    Im Wahlaufruf der Volkspartei heißt es, dass ihre Politik an klaren Zielvorstellungen orientiert sei.
    Die Schwerpunkte Steigerung der Lebensqualität, Sicherung der Arbeitsplätze, Stärkung der heimischen Wirtschaft.
    Dr. Grodolski, seit 21 Jahren Regierungsmitglied, wies vor allem auf die Leistung aller Burgenländer hin.
    und zur WBO-Affäre die Landeshauptmannkirche als reine VP-Affäre bezeichnet.
    Ich will keinen WBO-Wahlkampf führen in diesem Lande, weil ich weiß, dass Sachprobleme wesentlich wichtiger sind, die gelöst werden müssen, wenn wir auch sehr froh und glücklich sind darüber, dass vieles in gemeinsamen Leistungen vollbracht worden ist und viele Fremde, die heute in dieses Burgenland kommen, voll des Lobes sind angesichts dieser Leistungen.
    Wir haben Ihnen das Modell Burgenland ins Haus geschickt.
    Sie können sich davon überzeugen, welchen Weg wir in diesem Land in Zukunft gehen wollen als österreichische Volkspartei, was wir tun wollen in diesem Lande als Alternativlösungen, von denen wir sehr wohl wissen, dass es noch sehr ernste Probleme sind, die ungelöst bleiben mussten.
    Die KPÖ kandidiert als Liste 3.
    Gestern Abend forderte der Vorsitzende Franz Muri bei einer Veranstaltung in Eisenstadt den Abbau der Politikerprivilegien.
    Spitzenkandidatin Burgenland ist Eduard Tanzinger.
    Die KPÖ erreichte 1977 0,4 Prozent der Stimmen.
    Liste 4, diesmal die Freiheitlichen, seit 1977 nicht mehr im Landtag vertreten.
    Sie müssten ihren Anteil an Stimmen etwa 4.000 verdoppeln.
    Der FPÖ-Spitzenkandidat Wolfgang Pellekan führte einen WBO-Wahlkampf.
    Sein Slogan, der blaue Pellekan, hat eine weiße Weste an.
    Er ist übrigens auch Bundessprecher der grünen Plattform.
    Schließlich kandidiert in einem Wahlkreis die NTP, und zwar im Bezirk Oberwart.
    Ihr Ergebnis 1977 493 Stimmen.
    Eine allen Parteien gemeinsame Sorge, die Wahlbeteiligung.
    1977 waren es 93,1 Prozent.
    Morgen wird diese nicht nur vom Wetter abhängen, sondern vor allem davon, ob sich eine von vielen Funktionären festgestellte und befürchtete Politikmüdigkeit auch auf den Gang zu den Uhren niederschlägt.
    Das letzte Wahllokal schließt in Burgenland morgen um 17 Uhr.
    Zu diesem Zeitpunkt steht auch die erste Hochrechnung fest.
    soviel zur Situation im Burgenland.
    In Salzburg stimmen mehr als 97.000 Wahlberechtigte über die Zusammensetzung des neuen Gemeinderates ab.
    Mandat stand bisher 16 SPÖ, 14 ÖVP, 8 FPÖ und 2 Bürgerliste.
    Ein hoher Prozentsatz unentschlossener Wähler und die Frage, ob die Grünen die Bürgerliste also tatsächlich noch besser abschneiden als zuletzt vor fünf Jahren, diese beiden Faktoren kennzeichnen die Situation in der Landeshauptstadt Salzburg.
    24 Stunden vor der Gemeinderatswahl.
    Werner Mück berichtet.
    Alle Parteien hoffen bei der Salzburger Gemeinderatswahl am Sonntag auf eine höhere Wahlbeteiligung, als dies zuletzt vor fünf Jahren der Fall war.
    Damals waren über 25 Prozent der Salzburger der Wahl ferngeblieben.
    Diesmal, so glaubt man, sei es gelungen, die Salzburgerinnen und Salzburger wieder stärker für Kommunalpolitik zu interessieren.
    Eine Meinungsumfrage wenige Tage vor der Wahl hat dies weder bestätigt noch widerlegt, allerdings einen unerwartet hohen Anteil von unentschlossenen Wählern ausgewiesen.
    25 Prozent der wahlwilligen Salzburger hatten sich demnach bis Mitte dieser Woche noch nicht entschieden.
    Somit bleibt für die Großparteien bis zur letzten Stunde die Frage offen, ob sie den von Demoskopen vorausgesagten Vormarsch der Bürgerliste tatsächlich hinnehmen müssen oder aber den Angriff der Grünen abwehren können.
    Die Grünen, das sind in Salzburg eben die Anhänger jener Bürgerliste, die derzeit mit dem Richter Ekehard Ziesel und dem Schauspieler Herbert Fuchs bereits zwei Sitze im Rathaus inne hat, wobei ihnen der Gewinn von weiteren zwei Mandaten zugetraut wird.
    Eine höhere Wahlbeteiligung darin liegen aber auch die Hoffnungen der Großparteien, die im Salzburger Rathaus nach dem Prinzip einer Konzentrationsregierung alle an der politischen Führung der Stadtverwaltung mitwirken.
    Im Gegensatz zu den Grünen, die auf Zuspruch durch notorische Nichtwähler hoffen, erwarten die Großparteien die Rückkehr möglicherweise vergrämter Sympathisanten und Mitglieder zu den Urnen.
    So glaubt dann auch die sozialistische Partei, die derzeit mit 16 Mandaten und Josef Reschen den Bürgermeister stellt, bei höherer Wahlbeteiligung selbst auch stärker zu werden.
    Die ÖVP mit ihren 14 Mandaten und dem Vizebürgermeister Gerhard Macher denkt ebenso.
    Für die Freiheitlichen geht es wie bei jeder Wahl in der Landeshauptstadt um die Position des Vizebürgermeisters.
    Bereits geringe Stimmenverluste hätten zur Folge, dass aus dem Vizebürgermeister Waldemar Steiner ein Stadtrat wird.
    Die Großparteien wollen also verteidigen, die Grünen stärker werden.
    Überraschungen sind durchaus denkbar, denn gerade die Salzburger sind gegenüber Demoskopen zurückhaltend und nehmen den Begriff der geheimen Wahl offenbar wörtlich und ernst.
    Prognosen waren in dieser Stadt stets von fragwürdiger Bedeutung.
    Über diesen kleinen Wahlsonntag in Österreich berichten wir natürlich morgen sowohl in den Nachrichten als auch in unserem Sonntagsschanal um 17 Uhr in den Programmen Österreich 1 und Ö3.
    Dieses Schanal wird vermutlich um fünf Minuten verlängert und dauert dann bis 17.20 Uhr.
    Wir planen dann eventuell auch für 18 Uhr einen weiteren Einstieg.
    im Programm Österreich 3, falls um 17 Uhr noch nichts genaueres von der Gemeinderatswahl in Salzburg vorliegt.
    Soweit ein Programmhinweis und Markus Sommersacher hat jetzt auch noch Stimmen der Inlandspresseschau von diesem morgigen kleinen Wahlsonntag zusammengestellt.
    Der Kommentator der Salzburger Nachrichten, Gerhard Neureiter, sieht die Ausgangsposition für den morgigen kleinen Wahlsonntag so.
    Burgenland an diesem Sonntag gilt als Prüfstein dafür, ob die Stimmen in Österreich fix verteilt sind.
    So fix, dass nicht einmal der Betrug an kleinen Wohnungswerbern daran etwas ändern kann.
    In der Stadt Salzburg besteht die Gefahr nicht, dass bei völlig anderer Ausgangslage der Protest zu kurz käme.
    Bei der Ausdeutung des Wahlergebnisses wird man sich allerdings vor dem Versuch hüten müssen, Proteststimmen als Aufbruch zu einer grünen Welle in Österreich nach dem deutschen Muster auszulegen.
    Soweit die Salzburger Nachrichten.
    Ähnliche Schlüsse zieht Josef Nowak in der Tiroler Tageszeitung, wenn er zur Ausgangslage in Burgenland und in Salzburg schreibt.
    Oder bleibt der WBO-Skandal ohne Folgen?
    Näheres wird man am Sonntagabend wissen.
    Dann wird man auch anhand des Salzburger Wahlergebnisses besser beurteilen können, wie groß in einem städtischen Ballungsraum das Potenzial an Protestwählern ist, die eine alternative Liste den etablierten Parteien vorzieht.
    heißt es in der Tiroler Tageszeitung.
    Manfred Scheuch im Zentralorgan der Regierungspartei, der Arbeiterzeitung, vertritt den Standpunkt, dass der Machtwechsel in Bonn keinerlei Auswirkungen auf den morgigen kleinen Wahlsonntag in Österreich haben dürfte.
    Mit deutschen Zuständen wird vieles umschrieben.
    Dazu gehört nicht nur die Charakterlosigkeit des bisherigen kleinen Partners der Sozialdemokratie, gehört nicht nur die zwar verfassungsrechtlich einwandfreie, aber viele Österreicher putschartig anmutende Machtübernahme durch Kohl, dazu gehören Arbeitslosigkeit und innerparteiliche Streitereien.
    Und die Lehre daraus, wenn man das alles nicht will, dürfte für die Mehrheit der Österreicher letzten Endes doch sein, bei den klaren Verhältnissen zu bleiben, mit denen Österreich ein rundes Dutzend Jahre nun so gut gefahren ist.
    Aber für den kleinen Wahlsonntag dürfte das höchstens für Einzelne ein letzter Anstoß sein.
    Nach diesem Zitat aus der AZ abschließend ein Blick in die Tageszeitung Die Presse.
    Dort liest man zu den morgigen regionalen und lokalen Wahlentscheidungen,
    In allen Fällen sieht es so aus, als ob die Regierenden in ihren Ämtern bestätigt werden würden.
    Einziger Indikator für eine Bewegung im Wählervolk könnte demnach das Abschneiden der Bürgerliste in Salzburg werden.
    Hier hat eine alternative und mit den etablierten Parteien unzufriedene Gruppierung vor vier Jahren den Einzug in den Gemeinderat geschafft.
    Und sie scheint nicht so schlecht gearbeitet zu haben, sonst würden ihr nicht jetzt neue Lichtgewinnchancen attestiert werden.
    So interessant daher die Wahl am Neusiedlersee werden wird, Salzburg könnte allen die Schau stehlen.
    Und jetzt ein Verkehrshinweis, er betrifft die A10 Tauernautobahn Fahrtrichtung Kärnten.
    Nach einem Verkehrsunfall ist die Tauernautobahn bei Hallein blockiert.
    Der Verkehr wird über die Salzachtalbundestraße umgeleitet.
    Und weiter gleich jetzt zu unserer Samstag-Mittagsschonalserie.
    Im Journal zu Gast.
    ist heute Anton Benja, Präsident des Gewerkschaftsbundes und Präsident des Österreichischen Nationalrats, einer der führenden österreichischen Politiker.
    Er wird am kommenden Freitag 70 Jahre alt.
    Anton Benja wurde am 8.
    Oktober 1912 in Wien geboren.
    1927 begann er eine Elektromechanikerlehre.
    In den 30er Jahren wechselten einander Arbeit, Arbeitslosigkeit und politische Gefängnisstrafen ab.
    Im Krieg arbeitete Benja in der Rüstungsindustrie.
    Nach dem Krieg erlebte er einen stetigen Aufstieg als Arbeiterfunktionär, zuerst als Betriebsrat bei der Radiofirma Ingelem, dann als Gewerkschafter bei den Metallarbeitern, deren Obmann er wurde.
    1963 wurde Benja schließlich Gewerkschaftsbundpräsident, als Nachfolger von Franz Ola und 1971 Nationalratspräsident.
    Er begleitet damit das zweithöchste Amt im Staat.
    Benja gehört zusammen mit Bruno Kreisky zu den beiden führenden Männern in der SPÖ.
    Wichtige Entscheidungen können in der Partei nur mit ihm getroffen werden, vor allem wenn es die Wirtschafts- und Sozialpolitik betrifft.
    Seit Mitte dieses Jahres steht auch fest, dass das Führungsduo Kreisky-Benja die SPÖ auch in die nächste Wahl führen wird.
    Rudolf Nagiller sprach mit Anton Benja.
    Herr Präsident, als Anton Benja Ende der 20er Jahre
    Als Lehrling begonnen hat bei der Firma Scheiber und Kweißer und später dann bei Ingelin als Elektromechaniker haben sie da gearbeitet, da war jeder Dritte arbeitslos.
    Jetzt an ihrem 70.
    Geburtstag ist zwar nur jeder Dreißigste ungefähr arbeitslos, aber die Tendenz ist steigend und niemand glaubt mehr, dass es nur eine kurze Wirtschaftsrezession ist.
    Niemand weiß, wo das hingehen wird.
    Beunruhigt sie diese Entwicklung.
    Ja, sicherlich und daher die Bemühungen und dass ich immer bereit bin, jedes Programm, jede wirtschaftliche Entwicklung genau zu analysieren und mich auch dementsprechend zu melden, damit eben das, dass die Arbeitslosigkeit abgewendet wird, denn wenn ich daran denke, dass
    Ich habe ja damals in einem Fußballverein gespielt und von der ersten Mannschaft waren etwa sechs bis sieben arbeitslos und der Rest hat nur gearbeitet.
    Dann weiß man, wie das damals gewesen ist.
    Also da war rund die Hälfte dann arbeitslos in diesem Fußballverein?
    Ja, das war halt so.
    Nicht immer das Gleiche, aber immerhin bei uns war es so.
    Sie waren ja auch häufig arbeitslos in den 30er Jahren.
    Ja, ich hatte nur das große Glück, dass ich nach kurzen Unterbrechungen, kurz oder längeren Unterbrechungen, doch wieder in einem Betrieb arbeiten konnte und damit so meine 26 Wochen zusammengebracht habe, um wieder Arbeitslosengeld zu beziehen.
    Kann man sagen, dass diese persönlichen Erfahrungen der Grund dafür sind, dass für Sie der Kampf gegen die Arbeitslosigkeit die Aufgabe Nummer eins jeder Regierung ist?
    Das haben Sie ja schon öfter gesagt.
    Das ist sicherlich sehr stark mitbestimmend.
    und dass andere Sachen zurückstehen müssen?
    Ja, man muss sich ja die Beschäftigung und dass man viele Menschen in Beschäftigung hat, ist glaube ich das Wesentliche und daher, wenn Vollbeschäftigung Vorrang hat, müssen andere Dinge etwas zurückstehen, denn die Entwicklung hat von der Massenarbeitslosigkeit in Europa, in der Bundesrepublik war es ja sehr sichtbar, in Österreich das gleiche, von dem Heer von Millionen Arbeitslosen und bei uns von
    Einigen hunderttausend Arbeitslosen hat es dann zu Auseinandersetzungen gekommen.
    Da kommt die Gewalt, das war dann der Bürgerkrieg, das war ein autoritäres System, faschistisches System, der Krieg.
    Also das war die Entwicklung.
    Die Ursache war die Verelendung der Menschen in den einzelnen Ländern.
    Glauben Sie, dass solche politischen Gefahren, wenn die Arbeitslosigkeit anhält und vor allen Dingen, wenn sie weiter steigen würde, dass solche politischen Gefahren dann heute wieder drohen würden?
    Sie können sich entwickeln.
    Sehen Sie solche politische Gefahren als Folge der Arbeitslosigkeit in Westeuropa schon konkret auch?
    Naja, ich möchte nicht sagen, dass das, was wir heute so genannt bei verschiedenen demonstrierenden Gruppen sehen, aus einer Notlage heraus, sondern es sind ja in den letzten Jahren
    auch sogenannte Wohlstandsexzesse entstanden wollen.
    Ganz einfach, man ist nicht zufrieden, man will sich nicht einfühlen, man will es anders machen und daher ganz gleich wie mit dem was derzeit ist, sind wir nicht zufrieden.
    Das ist aber derzeit nicht aus der Not heraus, sondern
    Interesse an anderen Dingen.
    Man wendet sich irgendwo hin, man kämpft einmal gegen das, man kämpft einmal gegen das.
    Aber das ist nicht die, meine Auffassung, nicht aus einer wirtschaftlichen Notlage heraus.
    Eher aus dem Überfluss heraus, meinen Sie so gern?
    Kann man auch nicht sagen, sondern eine Abneigung gegen das, was heute überhaupt ist.
    Also ein gewisses Wohlstandsleben, auch wenn sie teilweise aus begüteteren Kreisen kommen.
    Sie wollen das ablehnen und versuchen eben damit zu ressieren.
    Herr Präsident, wenn wir schon von diesem Thema reden, was sagen Sie zum Zustand der SPD in der Bundesrepublik Deutschland?
    Also zu einem Zustand, der sich vor allen Dingen in Flügelkämpfen in den letzten zwei, drei Jahren stark präsentiert hat.
    Linker Flügel gegen rechter Flügel, vereinfacht gesagt.
    Naja, ich glaube, man hat in der Bundesrepublik natürlich mit einem gewissen Recht im demokratischen System über die Probleme diskutiert werden.
    Nur haben dort eben dann Gruppen, die wenig Leistungen gezeigt haben, allmählich in den Einzelorganisationen
    das Ruder in die Hand genommen und das, was sie dann zustande gebracht haben, wo sie Mehrheiten gegen die älteren Funktionäre erreicht haben, haben sie nichts Positives gebracht.
    Das hat sich gezeigt in den großen Städten München, Frankfurt, Berlin.
    Also der Mensch wird dann geprüft, was er leistet und nicht nur, was er in großen Worten spricht.
    Um es jetzt auszusprechen, das richtet sich eher gegen die Linke in der SPD.
    Naja, links und rechts kann man da schwer sagen.
    Ich sage vereinfacht.
    Diese intellektuelleren Gruppen.
    Ja, das sind die intellektuelleren Gruppen, die sich von der Arbeiterschaft getrennt haben.
    Naja, mehr oder weniger.
    Die Arbeiter sind ganz einfach nicht mehr hingegangen.
    Sie haben gesagt, das ist nicht der Weg.
    Denn wir wissen sehr wohl, wie es in einem Betrieb ausschaut.
    Wir wissen, wie die Wirtschaft ausschaut.
    Und wir sind nicht da zu theoretisieren.
    Wir sind Praktiker.
    Und daher ist eben mehr oder weniger die große Gruppe der Arbeitenden
    Denn hat sich von diesem Teil zurückgezogen.
    Zum Teil nicht zur Wahl gegangen.
    Sie haben sicherlich nicht oder sehr wenig anders gewählt, aber zum Teil Wahlenthaltungen geübt.
    Die SPÖ ist viel geschlossener, dennoch gibt es solche Bewegungen so irgendwo in Spurenelementen zumindest in der SPÖ auch?
    Das muss immer geben.
    Eine Partei muss für verschiedene Gruppen offen sein.
    Aber in der sozialistischen Partei in Österreich sind doch die tragenden Elemente nach wie vor die Unselbstständigen, die Arbeitnehmer.
    Die Arbeitnehmer, die Arbeiter sind in der SPÖ stärker als in der SPD, ist das so?
    Ich möchte sagen ja.
    Glauben Sie, dass das der SPÖ nicht passieren könnte, was da der SPD passiert ist?
    In dieser Form nicht, weil wir geschlossener sind.
    Herr Präsident, ein Interview zum 70.
    Geburtstag muss auch einige persönliche Fragen enthalten.
    Daher im zweiten Teil des Interviews also einige persönliche Fragen.
    Ich zitiere Sie aus einer Zeitung vom 30.
    Dezember 78 nun.
    Sie sagten damals, Sie werden 1983, also nächstes Jahr wäre das, aus der Politik ausscheiden.
    Und dann wörtlich, dann ist's aus, dann bin ich 70, sagten Sie.
    Jetzt sind Sie 70, aber Sie bleiben.
    Was war eigentlich da für Ausschlaggebung?
    Bitte sehr.
    Ich bestreite nicht, dass das mein fixer Vorsatz war.
    Ich muss aber zugeben, dass viele Kollegen und Genossen, sei es in der Partei oder in der Gewerkschaft, gemeint haben, mal schauen warum.
    Ausschlaggebend war dann vielleicht noch, dass der Herr Bundeskanzler, den Sie ebenfalls gebeten haben oder den wir gebeten haben, er möge sein Wissen, sein Können, seine Person weiter zur Verfügung stellen.
    dann mehr oder weniger gemeint hat, es wäre ihm angenehm, ich möchte nicht sagen, direkt verpflichtend.
    wenn auch ich in meinen Funktionen noch bereit bin, in den Funktionen zu bleiben.
    Das war das Entscheidende?
    Ich möchte fast sagen, es war dann mehr oder weniger das Entscheidende.
    Aber ich möchte auch gleichzeitig dazu sagen, dass mir die Arbeit nach wie vor Freude macht, dass ich eigentlich das Gefühl habe, dass ich noch gefordert werden kann in verschiedenen Bereichen.
    Gesundheitlich okay?
    Gesundheitlich okay.
    Überhaupt keine Probleme?
    Keine Probleme.
    Also daher
    Es wäre mir nicht ganz schwer gefallen, dem Wunsch meiner Freunde zu entsprechen.
    Wüssten Sie überhaupt etwas mit sich anzufangen als Pensionist?
    Na ja, sicherlich.
    Als Pensionist wird man dann dort noch in einem Verein, in einer politischen Gruppe eben unten mitarbeiten und man wird Reisen machen und man wird wandern.
    Also zum Anfangen ist es schon etwas.
    Lesen kann man so viele Dinge.
    Bilder sortieren, man wird Filme richten und weiterfilmen, also Möglichkeiten gibt es schon.
    Ich habe gestern Ihre Frau angerufen und habe sie gefragt, was sie davon hält, dass Sie jetzt weiterbleiben.
    Sie hat sich, hat sie gesagt, sie hat sich damit abgefunden, aber freuen tut sie es nicht.
    Ja, ja, das ist zugegeben.
    Es ist sicherlich nicht unbedingte Freude, mit einem Politiker verheiratet zu sein, weil doch die Zeiten, die Freizeiten etwas geringer sind wie normal.
    Da haben Sie Ihrer Frau eigentlich seit ihrer Heirat, das war 1935, ganz schön was zugemutet.
    Naja, bitte, aber man gewöhnt das.
    Für viele Frauen wäre das unerträglich.
    Naja, aber ich glaube, es kann einem Politiker dann nur Leistungen erbringen, wenn da nicht dauernd Diskussionen darüber sich entwickeln.
    Zuhause.
    Das ist die Voraussetzung.
    Hätten Sie dieses Politiker-Dasein sozusagen führen können, ohne dass Ihre Frau so hinter Ihnen gestanden ist?
    Haben Sie da was zu verdanken?
    Ja, sicherlich.
    Es wäre sicherlich viel schwerer gewesen, weil man ja tägliche Diskussionen seine Nerven aufreiben.
    Man ist froh und man ist auch dankbar, dass der Weg möglich gewesen ist.
    Hat es irgendwas gegeben, bevor Sie sich jetzt entschlossen haben zu bleiben?
    Ich frage jetzt sehr persönlich, hat es eine Diskussion zu Hause gegeben?
    Meinetwegen natürlich den Wunsch, aber auf der anderen Seite, wenn man so lange beisammen ist, weiß man auch den anderen einzuschätzen.
    Herr Präsident, wenn man so alte Zeitungsartikel liest, über Anton Peña mit Porträts über sie und so ein bisschen auch was Negatives suchen will, das ist gar nicht leicht, was zu finden.
    Es werden da lauter positive Eigenschaften zitiert, fast ein bisschen hymnisch.
    Bei Geburtstagen und bei Begräbnissen wird immer nur Feindlichkeit.
    Also Bescheidenheit liest man da, Entscheidungsfreude, klarer Blick für das, was Not tut, maßvoll, gute Nerven, Mut und so weiter und so weiter.
    Also es ist, wie gesagt, gar nicht leicht, etwas weniger Positives, ich sag's mal so, zu finden.
    Etwa am ehesten noch Machtmensch, der manchmal auch grob sein kann.
    Also es ist sicherlich so, dass ich nicht die Macht suche, sondern meiner Funktion als Ausgleichender, aber in der Gesamtpolitik im Interesse aller zu wirken, nachzukommen.
    Aber, Entschuldigung, um so etwas zu erreichen, so eine Position und sie zu halten, muss man auch ein, ich sag's jetzt mal positiv, ein gesundes Verhältnis zur Macht haben.
    Ja gut, man darf sich von der Macht nicht fürchten, man darf aber nicht die Macht als Macht wirklich verwenden, sondern man braucht das Gewicht.
    Kann nicht diktieren, die Gewerkschaften haben ihre Körperschaften, der Bundesvorstand entscheidet, aufgrund der Entscheidungen ist die Linie gegeben.
    Für die Linie habe ich zu kämpfen, wenn sie nicht die allgemeine Linie ist, das ist schon klar.
    Wenn sie entschieden wird, bin ich ihm recht und habe die Linie zu vertreten.
    Aber Sie setzen sich sicher in 99 Prozent der Fälle durch?
    Ich setze mich sehr oft durch.
    Ist 99 Prozent untertrieben?
    Ja, ich möchte ja nicht in Prozenten arbeiten.
    Ich überlege ja vorher, was kann man den Kollegen zumuten in den einzelnen Sparen?
    Was kann man zumuten?
    Und eben dann schon abzuklären, nicht ganz einfach zu sagen, ich brauche, ich setze mit 150 an und gehe dann zurück auf 70, das ist falsch, sondern schon ein Paket auf den Tisch legen, wo man annehmen kann, nach Absprache.
    Das ist ja nicht so, dass ich allein entscheide.
    Das ist einmal ein engerer Kreis, dann ist das Präsidium und dann geht man in den Bundesvorstand.
    Also da ist schon die Siebung vorhanden und man muss beweglich sein.
    Aber die Grundlinie nicht verlieren.
    Wir haben jetzt über die Macht geredet.
    Das Zitat hat noch einen zweiten Teil gehabt.
    Ein Machtmensch, der auch manchmal ganz schön grob sein kann.
    Ich kann mich erinnern, dass Sie einige Male die Journalisten sehr gescholten haben.
    Zu Recht oder zu Unrecht, das lasse ich jetzt mal dahingestellt.
    Und ich würde Sie bitten, können Sie mal Ihre Meinung ganz offen über den österreichischen Journalismus sagen?
    Ich möchte sagen, die Journalisten haben, wenn man ihnen eine Gegenfrage stellt, die sie selbst nicht beantworten können, meist schon ein ungutes Gefühl.
    Sie sind gewohnt, stark anzugreifen.
    Wenn man dann eine gegenteilige Meinung hat und sie auch deutlich ausspricht, dann sind sie eigentlich sehr angerührt.
    Ich möchte sagen, sie stellen sich manchmal oft auf einen Sockel in einem Glaskasten.
    Sie können den Politiker, Sie können den Gewerkschafter, Sie können den Menschen, nicht alle, aber es ist so.
    Angreifen, das klingt
    gut und noch und noch und wenn, der dann sagt ja bitte aber.
    Manchmal auch recherchieren sie zu wenig und wenn man sie dann aufmerksam macht auf eine Sache oder sie legen einem was im Mund, was man nicht gesprochen hat, dann ziehen sie sich zurück, lassen sich Zeit mit der Entgegnung, lassen sich klagen, die Klage dauert bis sie fertig ist eineinhalb Jahre, dann stellt sich heraus, nein, kommt in der Zeitung ein kleines Gesetz zur Ungleichheit.
    Und das ist eigentlich das, was im österreichischen Journalismus
    etwas stärker geworden ist.
    Ich darf sagen, das Negativ ist stärker geworden.
    Man sucht mehr.
    kurze, schreiende Titel.
    Im Inhalt schaut es dann etwas mäßiger aus.
    Aber das ist das, was ich eigentlich sagen möchte.
    Aber das ist ihre Arbeit, ihr Geschäft.
    Die Herausgeber versuchen durch Titel mehr Zeitungen zu verkaufen.
    Auch ihre Möglichkeit.
    Nur wenn man das gewohnt ist, sagt man halt dann, mein Gott, was kannst du machen?
    So ist die Welt.
    Nur wenn es bunt wird, sagt man halt wieder einmal seine Meinung.
    Jetzt drehe ich den Spieß ein kleines bisschen um und ergänze noch ganz am Schluss.
    Sie sind ja auch andererseits wieder so weit oben schon und so gesichert, dass Ihnen das eigentlich alles nichts anhaben kann.
    Nein, ich möchte sagen, es geht nicht spurlos vorbei.
    Aber es hat auch wenig Sinn, sich damit lange zu beschäftigen.
    Das kostet Nerven und die Nerven braucht man für positive Sachen und nicht für negative.
    Danke für das Gespräch.
    Gast im heutigen Mittagsschanal war Anton Benja, ÖGB-Präsident, Nationalratspräsident und auch Ehemann, wie wir gehört haben.
    Uns Journalisten sieht er recht kritisch, auch das haben wir gegen Schluss zu ausführlich gehört.
    Ein Gespräch mit Rudolf Nagila war das.
    In Zeiten wirtschaftlicher Schwierigkeiten kommt Messeveranstaltungen eine besondere Rolle zu.
    Dies trifft vor allem auch auf die Grazer Herbstmesse zu, die im Reigen der österreichischen Messen den Schlusspunkt bildet und die bedeutendste Wirtschaftsveranstaltung mit Ausstrahlung in den südosteuropäischen Raum ist.
    Die Grazer Herbstmesse ist heute von Bundespräsident Dr. Kirchschläger eröffnet worden.
    Sie ist bis zum 10.
    Oktober geöffnet.
    Für uns berichtet Günther Ziesl.
    Die Grazer Herbstmesse 1982 ist ausverkauft.
    Die Gesamtausstellerzahl liegt um rund 100 höher als bei der Herbstmesse des vergangenen Jahres.
    Und insgesamt gibt es 2200 Aussteller auf der diesjährigen Grazer Herbstmesse.
    Davon kommt fast die Hälfte aus dem Ausland.
    Bei den ausländischen Ausstellern führt die Bundesrepublik Deutschland mit 342 Ausstellern vor Italien, Jugoslawien, der Schweiz und den Vereinigten Staaten von Amerika.
    Es ist kein Zufall, dass gerade Italien und Jugoslawien so besonders stark und prominent auf dieser Grazer Herbstmesse vertreten sind.
    Denn letzten Endes ist die Grazer Messe die zentrale Wirtschaftsveranstaltung des Alpenadria-Raums.
    Und jene Unternehmer, die im Alpenadria-Raum angesiedelt sind, bemühen sich natürlich darum, ihre Produkte auf dieser Grazer Herbstmesse zur Schau zu stellen.
    Denn die Grazer Messe gilt ja als Bindeglied zwischen der mitteleuropäischen Wirtschaft und der Wirtschaft des Südostens und des Süden Europas.
    Das heißt, dass die Grazer Messe ja immer wieder als das große Wirtschaftstor zum Süden Europas bezeichnet wird.
    Die Tatsache, dass das Ausstellerinteresse so groß ist für diese Grazer Herbstmesse, ist aber auch ein Zeichen dafür, dass die Grazer Messe als Wirtschaftsbarometer angesehen wird.
    Und in Zeiten wirtschaftlicher Schwierigkeiten bemühen sich die Unternehmen natürlich besonders präsent zu sein und mit ihren Produkten auch das entsprechende Echo finden zu können.
    Der österreichische Bundespräsident Dr. Rudolf Kirchschläger, der die Grazer Herbstmesse 1982 eröffnet hat, hat in seiner Eröffnungsrede auch darauf hingewiesen und gemeint, dass man nur gemeinsam mit einer Fortsetzung der wirtschaftlichen und sozialen Partnerschaft in Österreich die Probleme der gegenwärtigen Wirtschaftssituation in Österreich lösen könne.
    Es ist nicht allein der Messeplatz, es ist nicht allein die vorzügliche Organisation, die die Grazer Messe anbietet,
    Es sind nicht allein die Wirtschaftstreibenden der Steiermark, sondern es ist vor allem auch die gegenwärtige wirtschaftliche Situation, die es mit sich bringt, dass immer mehr Unternehmen versuchen, sich im Konkurrenzkampf zu präsentieren und ihre Waren darzustellen.
    Und das finde ich vor allem als ein erfreuliches Zeichen.
    Das ist jener Schimmer am Horizont, nach dem wir immer Ausschau halten.
    Der Wille der Unternehmen, sich durchzusetzen, sich auch in schweren Zeiten einen Markt und einen Absatz zu finden.
    Und mit all meinen guten Wünschen
    Und mit einem herzlichen Glückauf erkläre ich die Grazer Südostmesse im 200.
    Jahr der Geburt des Erzherzogs Johann für eröffnet.
    Bundespräsident Kirchschläger hat heute die Grazer Messe eröffnet und uns bleibt noch Zeit für einen Beitrag der Kulturredaktion.
    Von heute bis 14.
    November dauert die 12.
    Biennale für junge Künstler, die in Paris im Centre Pompidou und im Museum für moderne Kunst veranstaltet wird.
    Teilnehmer sind Künstler unter 35 Jahren aus 42 Nationen.
    Die österreichischen Teilnehmer sind Brigitte Kovanz, Franz Graf, Alfred Klinkan und Peter Markau.
    Thomas Fuhrmann berichtet über die Biennale.
    Die Veranstalter der 12.
    Pariser Biennale für junge Künstler haben der vielfachen Kritik anlässlich der letzten Biennale vor zwei Jahren Rechnung getragen.
    Sie betraf in erster Linie die Enge der räumlichen Verhältnisse im Musée d'Art Moderne, wo es zwischen den 300 Künstlern damals zu regelrechten nächtlichen Kämpfen um jeden Zentimeter breit Ausstellungsfläche gekommen war.
    Durch eine Verringerung der Teilnehmerzahl durch die Errichtung zweier Zeltpavillons neben dem Museum
    ist es heuer gelungen, die ausgestellten Werke besser zur Geltung zu bringen, wovon sowohl die Künstler selbst als auch vor allem das Publikum profitieren werden.
    Vor allem in der bildenden Kunst, die nach wie vor den Hauptpfeiler der Biennale darstellt, wurde die Zahl der Teilnehmer kräftig gekürzt.
    Statt nahezu 300 sind es diesmal nur 130.
    Ein weiteres Merkmal der 12.
    Jugendbiennale sind diesmal weniger Bildhauer und Objektkünstler vertreten,
    die Malerei überwiegt und beherrscht das Bild der Ausstellung.
    In der Malerei wiederum zeichnet sich zumindest bei den von den 42 nationalen Komitees ausgewählten Künstlern eine ausgeprägte Tendenz zur Rückkehr zum Gegenständlichen aus.
    Die abstrakte Malerei befindet sich auf dem Rückzug.
    Die Gruppe der sogenannten Neuen Wilden, die grobschlechtig figural und mit äußerst grellen, leuchtenden Farben arbeiten, ist weniger stark vertreten als erwartet und vielleicht von manchen befürchtet.
    Das Hauptgewicht liegt auf einer Art Rückbesinnung, auf der Betonung gewisser Eigenständigkeiten, auf dem Ausdruck regionaler Merkmale.
    Im Ansatz ist auch die Richtung zu erkennen, die die Veranstalter bei der nächsten Biennale einschlagen wollen.
    Eine stärkere Einbeziehung der außereuropäischen Kunst, insbesondere der latein- und südamerikanischen sowie der afrikanischen und asiatischen.
    Ein Zeichen dafür ist bereits diesmal die Ausstellung von Werken aus Kolumbien, Bolivien, Chile, Mexiko
    der Karibikinseln St.
    Lucie und Santo Domingo aus Marokko, Tunesien und der Volksrepublik China.
    Diese Widerspiegelung des Nord-Süd-Dialogs in der Kunst gehört zum neuen Programm der Veranstalter.
    Was die vier österreichischen Künstler betrifft, so sind sie mit den ihnen gebotenen Ausstellungsplätzen weitgehend zufrieden.
    Alfred Kinkanz große farbenschreiende plakative Bilder kommen wie ein Wandteppich gehängt gut zur Geltung.
    Ihm gegenüber hat Peter Marcaux mit seinen ruhigen, in Braun und Grün Tönen, flächig gemalten Bildern ebenfalls einen guten Platz gefunden.
    Nur Franz Graf und Brigitte Kowanz sind mit ihrem Winkel in einem der beiden Zelte nicht ganz glücklich, denn die Feuchtigkeit setzt den mit Leuchtfarben bestrichenen Wänden zu, wodurch sich ein beißender Geruch entwickelt.
    Österreichs Kommissär Hans Widrich findet die eigene Auswahl diesmal besonders repräsentativ und zeigt sich nach den chaotischen Zuständen, die bei der letzten Biennale geherrscht hatten, auch mit dem allgemeinen Ergebnis zufrieden.
    Es scheint so, als ob die Jugendbiennale sich nach einem Tief, nach einer Periode des Schwankens und der Verunsicherung wiedergefunden hätte.
    Ob sich das auf die Tendenz in der Kunst generell übertragen lässt, bleibt abzuwarten.
    Die 12.
    Biennale für junge Künstler findet derzeit in Paris statt, Thomas Fuhrmann hat berichtet.
    Und am Ende dieses Mittagsschanals steht wieder eine Zusammenfassung der wichtigsten Meldungen.
    Iran.
    Eine verheerende Bombenexplosion im Zentrum von Teheran hat nach Meldungen des iranischen Rundfunks 60 Menschenleben und 700 Verletzte gefordert.
    Der Sprengkörper war in einem Lastwagen versteckt.
    Durch die Explosion wurden ein Hotel und drei Autobusse völlig zerstört.
    Die Sprengladung riss einen drei Meter tiefen Krater in der Straßenpflaster.
    Die Krankenhäuser sind mit Verletzten überfüllt.
    Radio Teheran erklärte, die Attentäter seien Söldner der USA.
    Bundesrepublik Deutschland.
    Der neue Bundeskanzler Kohl will am Montag seine Regierung vorstellen.
    Die aus Unionspolitikern und Freien Demokraten bestehende Regierung soll noch am selben Tag vereitigt werden.
    Die Freien Demokraten in Hamburg haben den Rücktritt des FDP-Vorsitzenden Genscher gefördert.
    Der Landesausschuss missbilligte die Art und Weise, in der Genscher die Koalition mit der SPD aufgekündigt und Koalitionsgespräche mit der CDU aufgenommen hat.
    Der SPD-Bundestagsabgeordnete Immer hat Bedenken gegen die geplante Ernennung des CSU-Politikers Zimmermann zum Innenminister erhoben.
    In einem Brief an Bundespräsident Karstens weist Immer darauf hin, dass Zimmermann Anfang der 60er Jahre in einem Prozess im Zusammenhang mit einer bayerischen Spielbankenaffäre verwickelt gewesen sei.
    Österreich
    Nach Ansicht von ÖGB-Präsident Benja könnte eine Spaltung der SPÖ, wie sie die SPD in jüngster Zeit erlebt hat, nicht passieren.
    Benja sagte, die tragenden Elemente der SPÖ, nämlich die Arbeitnehmer, seien geschlossener als in der SPD.
    Die Konflikte innerhalb der SPD führte er darauf zurück, dass sich intellektuelle Gruppen mehr oder weniger von der Arbeiterschaft getrennt hätten.
    Im Burgenland finden morgen Landtagswahlen statt, in Salzburg, Krems und in der niederösterreichischen Gemeinde Ober-Siebenbrunn Gemeinderatswahlen.
    Insgesamt sind an diesem kleinen Wahlsonntag 315.000 Menschen wahlberechtigt.
    Im Burgenland hoffen die beiden Großparteien, ihre Mandate zu halten.
    Derzeit hat die SPÖ 20 Mandate, die ÖVP 16 Sitze.
    In Salzburg hoffen alle Parteien auf größere Wahlbeteiligung und damit auf Stimmengewinne.
    Besonderes Interesse gilt dem Abschneiden der Bürgerliste, die derzeit zwei Mandate hat.
    Leopold Fiegl, der erste gewählte Bundeskanzler der Zweiten Republik und langjährige Außenminister, wäre heute 80 Jahre alt geworden.
    Aus diesem Anlass wurden im Geburtshaus Fiegls in Rust im Tullner Feld sowie im niederösterreichischen Landhaus Gedenkweihern abgehalten.
    Leopold Fiegl ist am 9.
    Mai 1965 gestorben.
    In Graz ist heute Vormittag die Herbstmesse eröffnet worden.
    Handelsminister Starrybacher bedauerte in einer Rede, dass die jüngsten Prognosen der Wirtschaftsforscher deutlich unter den Erwartungen liegen.
    Er beklagte auch, dass der Sommertourismus nicht das gewünschte Ergebnis gebracht habe.
    Der steirische Landeshauptmann Kreiner appellierte an alle, bei der Bewältigung der wirtschaftlichen Schwierigkeiten zusammenzuarbeiten.
    Jugoslawien.
    Wegen einer schweren Versorgungskrise ist in der Teilrepublik Slowenien eine Benzinrationierung angeordnet worden.
    Die Tankstellen dürfen nur noch 15 Liter je PKW abgeben.
    Ähnliche Rationierungsmaßnahmen werden auch in anderen Landesteilen Jugoslawiens vorbereitet.
    Nun noch die Wetteraussichten bis heute Abend für ganz Österreich.
    Im Westen teilweise sonnig, sonst bewölkt, im Südosten auch Regen.
    Nachmittagstemperaturen 15 bis 20 Grad.
    Und das war wieder ein Mittagsjournal des aktuellen Dienstes.
    Wir melden uns ausführlich morgen wieder um 17 Uhr in den Programm Österreich 1 und Ö3 für heute verabschiede ich mich von Ihnen.
    Auf Wiederhören.
    Untertitel der Amara.org-Community

    Beiträge dieses Journals

    Nachrichten
    Datum: 1982.10.02 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Wetterbericht
    Datum: 1982.10.02 [Sendedatum]
    Schlagworte: Natur ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    BRD - Vor Regierungsbildung in Bonn
    Mitwirkende: Zmeck, Gottfried [Gestaltung]
    Datum: 1982.10.02 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    BRD - Auslandspresseschau zu Bonner Machtwechsel
    Mitwirkende: Kössler, Franz [Gestaltung]
    Datum: 1982.10.02 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Vorschau auf die Landtagswahlen im Burgenland
    Einblendung: Landeshauptmann Kery, Landeshauptmannstellvertreter und ÖVP-Spitzenkandidatz Grohotolsky
    Mitwirkende: Heger, Robert [Gestaltung] , Kery, Theodor [Interviewte/r] , Grohotolsky, Rudolf [Interviewte/r]
    Datum: 1982.10.02 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Vorschau auf die Gemeinderatswahlen in Salzburg
    Mitwirkende: Mück, Werner [Gestaltung]
    Datum: 1982.10.02 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Inlandspresseschau: "Kleiner Wahlsonntag"
    Mitwirkende: Sommersacher, Markus [Gestaltung]
    Datum: 1982.10.02 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Verkehrshinweis - A 10
    Mitwirkende: Oberhofer, Ilse [Moderation]
    Datum: 1982.10.02 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Im Journal zu Gast: Nationalrats- und ÖGB-Präsident Anton Benya
    Interview: Anton Benya
    Mitwirkende: Nagiller, Rudolf [Gestaltung] , Benya, Anton [Interviewte/r]
    Datum: 1982.10.02 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Grazer Herbstmesse eröffnet: Bedeutung und Rolle
    Einblendung: Bundespräsident Kirchschläger
    Mitwirkende: Ziesel, Günther [Gestaltung] , Kirchschläger, Rudolf [Interviewte/r]
    Datum: 1982.10.02 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Frankreich - Jugendbiennale in Paris
    Mitwirkende: Fuhrmann, Thomas [Gestaltung]
    Datum: 1982.10.02 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten

    Katalogzettel

    Titel Mittagsjournal 1982.10.02
    Spieldauer 01:00:05
    Mitwirkende Oberhofer, Ilse [Moderation]
    Bachmair, Udo [Regie]
    ORF [Produzent]
    Datum 1982.10.02 [Sendedatum]
    Schlagworte Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt
    20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ audio
    Format TKA [Tonband auf Kern (AEG)]
    Sprache Deutsch
    Rechte Mit freundlicher Genehmigung: ORF
    Signatur Österreichische Mediathek, jm-821002_k02
    Medienart Mp3-Audiodatei
    Gesamtwerk/Reihe Mittagsjournal

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    Nachrichten

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    Schlagworte

    Gesellschaft , Radiosendung-Mitschnitt
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