Mittagsjournal 1982.12.21

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    KI-generiertes Transkript

    Die Zeit in 5 Sekunden ist es 12 Uhr.
    12 Uhr.
    Hier ist der österreichische Rundfunk.
    Eine angenehme Mittagsstunde, meine Damen und Herren.
    Hier meldet sich Herbert Dobrowolny mit dem Mittagsschonal des aktuellen Dienstes.
    Ein Mittagsschonal, das Sie aufgrund einer Skiübertragung nur im Programm Österreich 1 in der vollen Länge hören können.
    In 25 Minuten beginnt in Ö3 nämlich die Übertragung des zweiten Durchgangs des Herrenslaloms aus Madonna di Campio.
    Nach dem ersten Lauf führt, wie könnte es anders sein, Ingemar Stenmark, bester Österreicher ist Christian Orleinsky auf Platz 5.
    Nun aber zu unserem Programm, das heute folgende Inhalte hat.
    Aus Österreich berichten wir von der letzten Regierungssitzung vor Jahresende.
    Bundeskanzler Kreisky gab nach der Sitzung im üblichen Pressefoyer am Dienstag erste Details der Finanzierung des österreichischen Konferenzzentrums in Wien bekannt.
    Und wir informieren Sie über die Schwierigkeiten bei der Finanzierung des Zellstoffwerkes in Pölz.
    Der italienische Partner, der das Werk betreiben soll, ist in Zahlung Schwierigkeiten und so muss die Voest einstweilen mit 144 Millionen in die Bresche springen.
    Pölz wird aber notfalls auch mit anderen Partnern fertig gebaut.
    Der kranke Konzern Semperit gab heute Vormittag anlässlich der Hauptversammlung eine überraschend einberufene Pressekonferenz.
    Den Aktionären wurde dabei jenes Maßnahmenpaket präsentiert, das als Voraussetzung für Semperit notwendig ist, um die versprochenen Zuschüsse der öffentlichen Hand für eine Umstrukturierung des Konzerns zu erhalten.
    Nachdem der Beschäftigtenstand bei Semperit heuer um 15 Prozent gesunken ist, soll auch im kommenden Jahr die Belegschaft reduziert werden.
    Unsere Beiträge aus dem Ausland beschäftigen sich heute mit zwei Jahrestagen.
    Vor 60 Jahren wurde die Union der sozialistischen Sowjetrepubliken gegründet.
    Noch vor der Gründung des Sowjetstaates wagte Wladimir Ilić-Lenin folgende Prognose.
    Die Arbeitgeber, die von ihren Kapitalen verlassen wurden, nennen sich Kommunisten.
    Überall wächst der Union der Kommunisten.
    In einigen Ländern hat die sowjetische Regierung bereits gewonnen.
    Bald sehen wir den Sieg des Kommunismus auf der ganzen Welt.
    Wir werden die Grundlage einer weltweiten sozialistischen Republik sehen.
    Es wird nicht lange dauern, meinte Lenin, und wir werden den Sieg des Kommunismus in der ganzen Welt sehen.
    Wir werden die Gründung der föderativen Weltrepublik der Sowjets erleben.
    Eine Prophezeiung, die sich bis heute ja nicht bewahrheitet hat.
    50 Jahre später, nämlich am 21.
    Dezember 1972, setzten Egon Bahr und Michael Kohl ihre Unterschriften unter den sogenannten Grundlagenvertrag zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Deutschen Demokratischen Republik.
    Ein Vertragswerk, mit dem die Normalisierung der deutsch-deutschen Beziehungen in Angriff genommen werden sollte.
    Paul Schulmeister untersucht, was man bis heute zustande gebracht hat.
    Die Kulturredaktion gedenkt in einem Nachruf dem heute nachtverstorbenen Pianisten Arthur Rubinstein und setzt sich mit dem einzigen deutschsprachigen Literaturnobelpreisträger Heinrich Böll auseinander, der heute seinen 65.
    Geburtstag feiert.
    Zu Beginn stehen aber wie immer die Nachrichten, für die Raimund Heller verantwortlich zeichnet.
    Gelesen werden die Meldungen von Maria Piefel.
    Sowjetunion.
    Aus Anlass der Feiern zum 60.
    Gründungstag der Sowjetunion hat heute Parteichef Andropow die Abrüstungsvorschläge der Sowjetunion präzisiert.
    Bei einer Festsitzung im Kreml vor den Mitgliedern des Obersten Sowjet- und des Zentralkomitees der KPDSU sagte Andropow, die Sowjetunion sei zur Kürzung ihres Potenzials an Mittelstreckenwaffen in Europa auf den von Großbritannien und Frankreich gemeinsam erreichten Bestand bereit.
    Dieses Angebot schließe auch eine Reduzierung des sowjetischen Arsenals um mehrere Dutzend SS-20-Raketen ein.
    Den USA habe die Sowjetunion bei den Genfer Verhandlungen eine gegenseitige Kürzung des Arsenals an Mittelstreckenwaffen um jeweils zwei Drittel vorgeschlagen, gab der sowjetische Parteichef bekannt.
    Ferner bestätigte er, dass die Sowjetunion bei den Genfer Verhandlungen den USA die Verminderung der strategischen Waffen um mehr als 25% angeboten habe.
    Es ist dies das erste Mal, dass Andropov öffentlich zu den sowjetischen Angeboten an die Vereinigten Staaten Stellung genommen hat.
    Österreich.
    Die österreichische Industrie befindet sich in einer schweren Absatzkrise.
    Wie die Industriellenvereinigung in einer Aussendung mitteilt, ist die Situation der Industrie zum Jahreswechsel in allen Branchen von einer stark verringerten Kapazitätsauslastung, geringeren Auftragsständen für das kommende Jahr und einem nachlassenden Export nach Frage gekennzeichnet.
    Im abgelaufenen Jahr war die Produktion in fast allen Branchen rückläufig, heißt es in der Meldung.
    Als Folge der seit drei Jahren anhaltenden Konjunkturschwäche mussten alle Zweige der österreichischen Industrie ihren Beschäftigtenstand reduzieren.
    Der Verbundkonzern sieht zurzeit keine Notwendigkeit zur Einbringung eines Antrages auf Strompreiserhöhung.
    Generaldirektor Fremuth begründete dies vor Wirtschaftsjournalisten mit dem Hinweis, dass der Verbundkonzern für heuer sein bisher bestes betriebswirtschaftliches Ergebnis erwartet.
    Ausschlaggebend für dieses günstige Abschneiden sei die ausordentlich gute Wasserführung der Flüsse gewesen, betonte Fremuth.
    Sorgen bereitet der Elektrizitätswirtschaft, nach seinen Worten, der wachsende Widerstand bestimmter Gruppen gegen Kraftwerksprojekte.
    Diese Ablehnung bezieht sich nicht nur auf die Kernkraft, meinte Fremuth, sondern richte sich auch in zunehmendem Maße gegen kalorische Kraftwerke, ja sogar gegen den Ausbau der Wasserkraft.
    Das Verteidigungsministerium wird nach eigenen Angaben in der nächsten Zeit geeigneten Österreichern, die ihren Grundwehrdienst bereits abgeleistet haben, die Möglichkeit bieten, auf die Dauer bis zu neun Jahren Soldat auf Zeit im Bundesheer zu werden.
    Meldungen sind ab sofort bei allen militärischen Dienststellen möglich.
    Geboten wird im kommenden Jahr bei einer einjährigen Übergangsphase eine Bezahlung von circa 4.000 bis 5.000 Schilling netto monatlich, sowie zusätzlich gegebenenfalls Familien- und Wohnungsbeihilfe.
    Daneben erhält der Soldat auf Zeit kostenlose Verpflegung, Unterkunft und Bekleidung.
    Die Aktion für 0,0 Promille appelliert an alle Kraftfahrer, besonders während der kommenden Feiertage sich nicht alkoholisiert ans Steuer zu setzen.
    Im vergangenen Jahr wurden zwischen 24.
    Dezember und 1.
    Jänner 34 Menschen durch Verkehrsunfälle getötet.
    Mehr als 800 Personen wurden bei etwa 4.700 Verkehrsunfällen verletzt.
    81 an Verkehrsunfällen beteiligten Fahrzeuglenkern konnten erhebliche Mengen konsumierten Alkohols nachgewiesen werden.
    Die Aktion appelliert darüber hinaus an die Österreicher, zu den kommenden Feiertagen keinen Alkohol zu schenken.
    Nach ihrer Meinung gibt es bessere Geschenke.
    Bundesrepublik Deutschland, Deutsche Demokratische Republik.
    Heute jährt sich zum zehnten Mal die Unterzeichnung des sogenannten Grundlagenvertrages zwischen den beiden deutschen Staaten.
    In einer Erklärung weist die Regierung in Bonn darauf hin, dass dieser Vertrag positive Entwicklungen, aber auch schwerwiegende Rückschläge gebracht habe.
    Von Normalität und guter Nachbarschaft sei man noch weit entfernt.
    In dem Dokument bekräftigt Bonn seine Absicht, zu allen Verpflichtungen aus dem Grundlagenvertrag zu stehen.
    Als Ziel und Auftrag deutscher Politik wird von Seiten Bonds die Einheit des geteilten Deutschlands genannt.
    Das SED-Parteiorgan Neues Deutschland schreibt heute zum 10.
    Jahrestag zur Unterzeichnung des Grundlagenvertrages, trotz bestehender Probleme und Schwierigkeiten seien Fortschritte bei der Normalisierung der Beziehungen der beiden deutschen Staaten erreicht worden, die vorher undenkbar gewesen wären.
    Das ostdeutsche Parteiorgan fordert in diesem Zusammenhang die Regelung noch offener Fragen.
    Dazu gehören nach Ansicht Ostberlins die Respektierung der Staatsbürgerschaft und Personalhoheit der DDR und die Umwandlung der ständigen Vertretungen in Botschaften.
    Der Schriftsteller und einzige deutsche Nobelpreisträger für Literatur seit 1945, Heinrich Böll, feiert heute seinen 65.
    Geburtstag.
    Zu seinen bekanntesten Werken zählen »Das Brot der frühen Jahre«, »Das irische Tagebuch«, »Gruppenbild mit Dame« und der Roman »Die verlorene Ehre der Katharina Blum«.
    In seinen Werken kritisiert Böll »Scheinheiligkeit, Scheinmoral und Oberflächlichkeit« sowie »Lauheit und Sattheit der Gesellschaft des sogenannten Wirtschaftswunders«.
    Schweiz.
    Der weltberühmte Pianist Arthur Rubinstein ist gestern Abend im 96.
    Lebensjahr nach kurzer Krankheit in Genf gestorben.
    Der aus Polen stammende Virtuose galt als bedeutendster Chopin-Interpret unseres Jahrhunderts.
    Er hatte bereits als Sechsjähriger sein erstes Konzert in Warschau gegeben.
    Erst im Alter von 90 Jahren zog er sich aus dem aktiven Musikleben zurück.
    Rubinstein erhielt für seine musikalischen Leistungen zahlreiche Ehrungen.
    Italien.
    In der Nacht der Feute sind in Norditalien drei Menschen entführt worden.
    In der Stadt Biella wurden die beiden Kinder eines Geschäftsmannes von vier Gangstern aus der Wohnung verschleppt.
    Die Mutter wurde von den Entführern gefesselt und geknebelt zurückgelassen.
    In der Stadt Vicenza entführten fünf bewaffnete und maskierte Männer die Tochter eines bekannten Anwaltes.
    Die Fälle von Menschenraub erhöhten sich in diesem Jahr in Italien damit auf 47.
    Zwei der Opfer wurden von ihren Entführern ermordet, 27 wieder freigelassen.
    Über das Schicksal der 18 anderen herrscht Ungewissheit.
    Venezuela.
    Die Explosion von drei Erdöltanks auf dem Gelände eines Elektrizitätswerkes bei Caracas hat mehr als 100 Menschenleben gefordert.
    Bis in die gestrigen späten Abendstunden wurden nach Angaben der Polizei auf dem Werksgelände und seiner Umgebung 103 Leichen geborgen.
    Die Zahl der Verletzten liegt mit mehr als 500 weit höher als ursprünglich angenommen.
    Der nach der Explosion ausgebrochene Brand war bei Einbruch der Dunkelheit noch nicht unter Kontrolle.
    Wegen der Katastrophe haben die Behörden die Bevölkerung aufgerufen, den Stromverbrauch einzuschränken.
    Die Regierung hat drei Tage Nationaltrauer angeordnet.
    USA.
    Der Schauspieler Jerry Lewis ist in der vergangenen Nacht in ein Krankenhaus in Las Vegas eingeliefert worden.
    Nach Angaben der Klinik leidet der Künstler an einer Erkrankung der Herzkranzgefäße.
    Weitere Einzelheiten sind nicht bekannt.
    Italien.
    Mehr als neun Jahre nach Inkrafttreten eines Sondergesetzes zur Rettung Venedigs soll nun mit dem Bau von Deichen begonnen werden.
    Die Behörden haben mit einem Baukonsortium die Verhandlungen abgeschlossen.
    Der Firmengruppe gehören staatliche und private Unternehmen an.
    Am Wochenende sind Kopien der vier berühmten Bronzepferde über dem Mittelportal des Markusdoms aufgestellt worden.
    Die Originale mussten wegen Luftverschmutzungsschäden restauriert werden und können in Zukunft wahrscheinlich nur noch in Museen und Ausstellungen besichtigt werden.
    Nun zur Wetterlage.
    Der Kern des wetterbestimmenden Tiefs liegt vor der skandinavischen Küste.
    In seinem Randbereich strömt von Nordwesten kältere Luft nach Mitteleuropa und bringt winterliches Wetter.
    Über Oberitalien und der nördlichen Adria hat sich ein kleinräumiges Tief gebildet.
    Die Wetteraussichten bis morgen früh, meist stark bewölkt oder bedeckt, häufig Niederschläge, meist Schneefall, in tiefen Lagen teilweise mit Regen vermischt.
    Mäßiger Wind aus westlichen Richtungen.
    Nachmittagstemperaturen 0 bis 5, Tiefstemperaturen der kommenden Nacht minus 5 bis plus 1 Grad.
    Die Wetteraussichten für morgen Mittwoch.
    Meist stark bewölkt und häufig Schneefall, sowohl im Norden als auch im Süden Österreichs.
    Im Flachland einzelne Schneeschauer.
    Mäßiger bis lebhafter Wind aus West bis Nordwest.
    Tageshöchsttemperaturen minus 3 bis plus 3 Grad.
    Das Wetter übermorgen Donnerstag, stark bewölkt, im Gebirge zeitweise Schneefall, in freien Lagen lokale Schneeschauer.
    Temperaturen minus 4 bis plus 1 Grad.
    Nun die Messwerte abgelesen um 12 Uhr.
    Wien bedeckt leichter Regen, 4 Grad, Westwind mit 15 Kilometern pro Stunde.
    Eisenstadt bedeckt Regen, 3 Grad, Windstille.
    Linz bedeckt leichter Regen, 1 Grad, Ost 3.
    Salzburg bedeckt Nieselregen, 1 Grad, Südost 15.
    Innsbruck bedeckt Schneefall 1 Grad Windstille, Bregenz wolkig 5 Grad, Süd 15, Graz bedeckt Schneeregen 2 Grad, Ost 10 und Klagenfurt starker Schneefall 0 Grad Windstille.
    Soweit also die Nachrichten und der Wetterbericht im Mittagsjournal.
    Bei der letzten Ministerratssitzung des heurigen Jahres standen erwartungsgemäß wirtschaftspolitische Fragen der Journalisten an Bundeskanzler Kreisky im Vordergrund.
    Der Kanzler hatte bei seiner letzten Pressekonferenz am vergangenen Freitag angekündigt, die Regierung werde den Österreichern rechtzeitig vor den nächsten Nationalratswahlen sagen, welche Maßnahmen und Belastungen aufgrund der schlechten Wirtschaftssituation und der gestiegenen Arbeitslosenzahlen notwendig sein würden.
    Bundeskanzler Kreisky gab sich heute zu diesem Thema aber weiterhin zugeknöpft und wollte, wie schon am Freitag, keine Einzelheiten bekannt geben.
    Ausschließlich die Erhöhung der Arbeitslosenversicherung um 0,8 Prozent werde vor den Wahlen noch kommen, meinte Kreisky, ebenso wie übrigens gestern Finanzminister Herbert Salcher.
    Etwas deutlicher wurde der Kanzler dann bei den Problemen rund um die Finanzierung des österreichischen Konferenzzentrums bei der UNO-City in Wien.
    Hören Sie dazu den folgenden Bericht von Erich Aichinger.
    Sehr bald soll die österreichische Öffentlichkeit erfahren, wie die Finanzierung des Konferenzzentrums bei der Wiener UNO-City aussehen wird.
    Dies kündigte Bundeskanzler Kreisky heute auf Fragen im Zusammenhang mit dem von der Opposition abgelehnten Bauwerk an.
    Ein Bauwerk, gegen dessen Errichtung sich 1,3 Millionen Österreicher im größten Volksbegehren der Zweiten Republik ausgesprochen haben.
    Die Verhandlungen würden geführt, sagte Bundeskanzler Kreisky, wenn ein besseres Verhandlungsergebnis zu erwarten sei, werde er auch bis Februar mit der Veröffentlichung von Einzelheiten warten.
    Arabisches Geld werde für die Errichtung zur Verfügung stehen, sagte Kreisky heute nach der Regierungssitzung.
    Bis jetzt ist es ja so, dass der Bund und die Gemeinde alles zahlen müssten.
    Unsere Lösung sieht vor, dass der Bund und die Gemeinde einen Teil der Verpflichtungen
    nicht aus der Richtung ergeben.
    Und wie viel ersparen wir uns eigentlich dadurch, dass wir von den Arabern das Geld nehmen und nicht selber, da wir doch das Triple A sind, selber einen Kredit auftreiben in der Welt?
    Das würde ich Ihnen dann sagen, wenn die Sache aktuell ist.
    Also die Ersparnis ist groß?
    Beträchtlich, sehr beträchtlich, ja.
    Kann jetzt eine ganz neue Konstruktion sein, wie es kaum ein Konferenzzentrum auf der Welt gibt mit ähnlicher Konstruktion.
    Aber uns gehört es dann nicht mehr?
    Das gehört uns zu dem Teil, zu dem wir es errichten.
    Kann man daraus jedenfalls schließen, dass das keine... Erst wollen Sie kein Konferenzzentrum haben und jetzt haben Sie Angst, dass es uns nicht kehren wird.
    Das ist doch wieder einmal sehr österreichisch.
    Bedeutet diese Variante, die Sie nun anstreben, eine ausdrückliche Beteiligung anderer ausländischer Geldgeber oder gewähren die einen Kredit, den Österreich später zurückzahlen muss?
    Wir wollen einen Joint-Venture anvisieren, wenn es geht.
    Mit Beteiligung natürlich.
    Joint Venture also ein Unternehmen, bei dem mehrere gemeinsam das Risiko tragen.
    Das alles werde von Kennern des österreichischen Gesellschaftsrechts geprüft, sagte Kreisky.
    Mehr oder minder hinausgeschoben wurde auch eine andere Antwort, nämlich die auf die Frage, wer Kanzlerkandidat der SPÖ sei, falls diese bei den Nationalratswahlen im April die absolute Mehrheit verfehlen sollte.
    Er, Kreisky, lehne ja Koalitionen vorzustehen ab.
    Die Antwort heute, ich gebe keine Antwort, da ich mich als Vorsitzender der Sozialistischen Partei und das Vertrauen der Österreicher bewerbe.
    Und damit wieder zurück zum Studio.
    Reporter war Erich Aichinger.
    Heute und morgen fallen wichtige Entscheidungen im Zusammenhang mit einer geplanten Zellstofffabrik in Pölz.
    Der kleine Ort Pölz in der obersteirischen Krisenregion Eichfeld-Murboden ist als Standort für eine moderne Zellstofffabrik von der Voest vorgesehen und der dort aus Holz erzeugte Zellstoff ist ein Zwischenprodukt für die Papiererzeugung.
    In Pölz steht schon jetzt eine Zellstofffabrik, die zum italienischen Papier- und Chemiekonzern Cartiere Burgo gehört.
    Die veraltete Anlage soll durch eine völlig neue Fabrik von der Föst ersetzt werden, wobei sich die Föst nach dem Bau dieser Muster-Zellstofffabrik Hoffnungen auf Aufträge für andere solche Zellstofffabriken macht.
    Die neue Zellstofffabrik soll nämlich nach dem sogenannten Sulfatverfahren arbeiten und diese für Österreich völlig neue Form der Herstellung ergibt wesentlich reißfestere Papiere, wie sie für den heutigen schnellen Rotationsdruck benötigt werden.
    Man erspart sich also den Import von Sulfatzellstoff oder von entsprechenden Papiersorten.
    Darüber hinaus benötigt man weniger Holz und auch die Umweltverschmutzung ist wesentlich geringer als bei den herkömmlichen Zellstoffproduktionen auf Sulfidbasis.
    Das ganze lang diskutierte Projekt steht aber jetzt wieder einmal auf des Messers Schneide, denn die Italiener haben kein Geld und deshalb musste sich heute der Ministerrat mit dem Zellstoffwerk befassen.
    Helmut Gezander informiert sie.
    Der Spatenstich für die neue Zellstofffabrik in Pölz fand zwar bereits am 9.
    Juni statt, aber die Debatte um das Werk reißt nicht ab.
    Hat doch der italienische Catia-Burgo-Konzern gerade jetzt das alte Zellstoffwerk in Pölz stillgelegt und einen Großteil der dort beschäftigten 520 Mitarbeiter für 14 Tage auf Urlaub geschickt, weil, wie die Italiener sagen, das Rohprodukt für die Papiererzeugung auf dem Weltmarkt billiger zu bekommen sei, als sie es in dieser Fabrik produzieren können.
    Und die Italiener leiden ganz allgemein unter Finanznot, denn die vorige Rate von 61 Millionen Schilling für die neue Zellstofffabrik konnte nicht wie vereinbart Anfang November überwiesen werden, sondern traf erst nach mehreren Urgänzen am 9.
    Dezember aus Italien ein.
    Nun geht es um den nächsten Betrag von 144 Millionen Schilling, der jetzt von Cartier-Burgo zu zahlen wäre.
    Die Italiener haben wissen lassen, dass sie diese 144 Millionen nicht haben und deshalb hat man ihnen eine neue Frist bis Ende März 1983 gesetzt.
    Das alles wäre kaum von großem öffentlichem Interesse, wenn nicht gewaltige Stützungen aus Steuergeldern für die neue Fabrik im Pölz vorgesehen wären.
    Der Bund beteiligt sich nämlich an der neuen Fabrik mit 100 Millionen Schilling, das Land Steiermark mit 110 Millionen und die Voest als Erbauer der Anlage mit 60 Millionen Schilling.
    Dazu kommen noch Kredite, nämlich rund 900 Millionen Schilling aus dem Wasserwirtschaftsfonds mit einer bloß 3-prozentigen Verzinsung und gleichfalls rund 900 Millionen aus der Papierförderungsaktion, die mit einem 4-prozentigen Zinsenzuschuss ausgestattet ist.
    Der Wirtschaftsforscher Karl Aiginger hatte errechnet, dass die neue Zellstofffabrik die österreichischen Steuerzahler mit jährlich rund 100 Millionen Schilling belastet und damit würden lediglich die bestehenden etwa 500 Arbeitsplätze impuls gesichert.
    Damit wird die Deferte um Pölz verständlich, denn die italienische Catia Burgo-Konzernherren als Abnehmer von 70 Prozent des Zellstoffs sollen an Barmitteln nur 330 Millionen Schilling leisten.
    Weitere 200 Millionen Schilling ist das alte Werk im Pölz wert, das in die neue Gesellschaft eingebracht wird.
    Diese 330 Millionen sind aber jetzt fraglich geworden, denn wie gesagt, bei der fälligen Überweisung von 144 Millionen gibt es wieder einmal Probleme.
    Deshalb ist jetzt die Föst eingesprungen und hat die 144 Millionen treuhändig für die Italiener erlegt.
    Da aber die VÖST nicht zum Mehrheitseigentümer einer Papierfabrik werden will, soll diese Summe zwischen den drei österreichischen Partnern, also VÖST, Bund und Land, aufgeteilt werden.
    Und genau darum ist es bei der heutigen Ministerratsentscheidung gegangen, dass also der Bund dieser Neuaufteilung zustimmt.
    Handelsminister Staribacher erläutert diese Entscheidung so.
    Ich selbst kann nur sagen, dass die Bundesregierung neuerdings bekräftigt hat, dass das Werk in Böls unbedingt errichtet werden muss.
    Nicht allein nur wegen der Sulfat-Zellstoffproduktion, die wir dringend brauchen, sondern auch um die Wasserverhältnisse dort endlich zu bessern.
    Es wurden ja daher eben die notwendigen Vorkehrungen getroffen.
    Und es wird jetzt, falls die Italiener nicht einzahlen, der Betrag von 144 Millionen Schilling, den die Föstalpine in der Zwischenzeit übernimmt, dann zwischen Föst und zwischen Land und Bund aufgeteilt.
    Sie haben angedeutet, man beschäftigt sich mit dem Gedanken, dass die Italiener aus dem Projekt aussteigen, weil sie kein Geld haben.
    Hat man neue Partner oder würde dann das neue Zellstoffwerk Impulse zur Gänze in österreichischer Hand sein?
    Ich kann vor allem nicht sagen, ob die Italiener wirklich aussteigen.
    Das ist ja noch nicht endgültig beschlossen und die bisherigen Verhandlungen, die wir im Handelsministerium mit der italienischen Seite geführt haben, haben zu keinen endgültigen Entscheid
    geführt.
    Also ich kann nicht sagen, dass die Italiener garantiert aussteigen werden.
    Sicher ist aber, dass die Vöstalpine dieses Werk schon allein als Referenzwerk braucht, dass übrigens auch schon Milliardenaufträge vergeben wurden, also der Bau ja theoretisch und praktisch schon begonnen hat, sodass man ihn jetzt nicht mehr unterbrechen kann, auch nicht unterbrechen will, das möchte ich auch mit aller Deutlichkeit sagen, sondern dass eben jetzt Vorsorge getroffen werden muss, wer dann anstelle der Italiener gegebenenfalls also einsteigt.
    Die neuen Interessenten für dieses Zellstoffwerk wollte der Handelsminister auch auf mehrfaches Befragen nicht nennen.
    Die Gespräche seien hier noch in einem sehr frühen Stadium und die Verhandlungen könnten durch Bekanntgabe der Namen gestört werden, sagte Staribacher.
    Vielleicht wird man aber schon morgen mehr wissen, denn morgen beginnt um 11 Uhr eine außerordentliche Hauptversammlung des Pölser Papier- und Zellstoffwerks, wo die Weichen für den Weiterbau gestellt werden sollen.
    So weit der Bericht hier aus dem Bundeskanzleramt und damit zurück zum Studio des Mittagschanals.
    Helmut Glitzander informierte Sie über die Situation rund um die Finanzierungsschwierigkeiten für die geplante Zellstofffabrik in Pölz.
    Im Programm Österreich 1 wird jetzt das Mittagsjournal fortgesetzt.
    Kurz noch ein Blick auf das Programm, das Sie dort hören können.
    Wir informieren Sie über eine Pressekonferenz der Firmenleitung von Semperit.
    Wir analysieren 60 Jahre Sowjetunion und wir gehen den Entwicklungen, die der deutsch-deutsche Grundlagenvertrag, der vor zehn Jahren abgeschlossen wurde, gebracht hat, auf den Grund.
    Die Kulturredaktion berichtet schließlich über den 65.
    Geburtstag des Schriftstellers Heinrich Böll und bringt einen Nachruf auf den in der vergangenen Nacht verstorbenen Klaviervirtuosen Arthur Rubinstein.
    In Ö3 gibt es jetzt aber die Übertragung des zweiten Durchgangs des Torlaufs der Herren aus Madonna di Campio.
    Mittlerweile ist es 12 Uhr und 25 Minuten geworden.
    Semper It, das heißt auf Deutsch, es geht immer.
    Und dass es bei dem schwer angeschlagenen Gummiriesen, der österreichischen Semper It AG, noch immer weitergeht, darüber wurden heute die Aktionäre auf einer Hauptversammlung informiert.
    Der Konzern, der sich im Mehrheitsbesitz der Kreditanstalt Bankverein befindet, hat seit Jahren mit wirtschaftlichen Schwierigkeiten zu raufen und wird heuer weiter in die Verlustzone rutschen.
    Um aus ihr heraus zu geraten, hat man ein Umstrukturierungsprogramm gestartet, das aus Zuschüssen des Bundes finanziert wird.
    Eine Umgliederung des Konzerns in einzelne Unternehmensbereiche und eine Erhöhung des Aktienkapitals standen heute auf der Tagesordnung der Hauptversammlung.
    Vor dem Treffen der Aktionäre informierten Semperit-Vorstand und Hannes Androsch als Sprecher des Hauptaktionärs die Journalisten.
    Hans-Christian Unger informiert sie näher.
    Die Hauptversammlung der Semperit-Aktionäre wurde heute mit Berichten über zwei Maßnahmen konfrontiert, mit denen die Basis für den Abbau der gewaltigen Verluste des Konzerns gelegt werden soll.
    Beide Maßnahmen waren als Voraussetzung dafür notwendig, um die von der öffentlichen Hand zugesicherten Zuschüsse in der Gesamthöhe von 1,8 Milliarden Schilling für die Umstrukturierung während der nächsten Jahre zu erhalten.
    Maßnahme Nummer 1.
    Der Konzern, bisher ein einheitliches Gebilde, in dem vom Gartenschlauch über Operationshandschuhe und Reifen so ziemlich alles erzeugt wird, was es auf dem Gummisektor gibt, wird in rechtlich selbstständige Unternehmen aufgegliedert.
    In Hinkunft wird es dann die Semperit Reifen GmbH, die Semperit Technische Produkte GmbH sowie das Schaum- und Kunststoffwerk Linz-Wegscheid samt den jeweiligen Tochtergesellschaften geben.
    Die Dachgesellschaft wird die Semperit AG bilden.
    Was man sich von diesem Schritt erhofft, erläuterte heute Generaldirektor Franz Leibenfrost.
    Wir erwarten also eine stärkere Flexibilität, ein rascheres und wirksameres Reagieren auf Marktveränderungen.
    Wir erwarten davon die besprochene Freisetzung von unternehmerischer Dynamik auf der Ebene dieser Geschäftseinheiten.
    Wir erwarten davon,
    Selbstverständlich auch ein leichteres Durchführen und Andocken von Zusammenarbeiten mit Geschäftspaten auf Einzelgebieten.
    Und selbstverständlich erwarten wir davon auch eine leichtere Finanzierbarkeit des Konzerns.
    Die zweite Maßnahme.
    Das Eigenkapital der Semperit AG wird um 570 Millionen Schilling auf eine Milliarde 425 Millionen aufgestockt und wird damit die Bilanzziffern eindeutig verbessern.
    Wenn man bei der Semperit zwar glaubt, dass man heuer aufgrund der Kapitalzuführung ausgeglichen bilanzieren kann, darf dies nicht über die tatsächliche, triste Situation des Konzerns hinweg täuschen.
    Der Gummiriese wird heuer wieder Verluste schreiben.
    Und zwar 650 Millionen Schilling.
    Die Ursache dafür sieht der Vorstand im anhaltenden Konjunkturtief, das sowohl auf dem Auto als auch auf dem Bausektor voll durchschlägt, sowie dem enormen Preisdruck im Reifenbereich.
    Und heuer haben, so Leibenfrost, alle Produktbereiche zu dem Minus beigetragen.
    Um gegenzusteuern und 1985, so hofft man, wieder in die Gewinnzone zu kommen, hat man ein Rationalisierungsprogramm gestartet, das mit dem bereits erwähnten Bundeszuschuss finanziert werden soll.
    Die Strategie?
    Geringere Herstellkosten, die Konzentration auf industriell gefertigte Großserien, das Auflassen verlustbringender Produktionsbereiche und die Hereinnahme erfolgversprechender Produkte.
    In diesem Zusammenhang wurde ein neues Projekt heute vorgestellt.
    Gemeinsam mit einem amerikanisch-kanadischen Konzern wird Semparit in Wimpassing ein Werk für Weizenbeschichtungen errichten.
    Aber auch die Belegschaft wird von den Rationalisierungsmaßnahmen nicht ungeschoren bleiben.
    Heuer hat sich der Mitarbeiterstand in der Semperit-Gruppe um 15% auf 9000 vermindert.
    Und Semperit-General Leibenfrost kündigt einen weiteren Abbau an.
    Weitere Personalreduzierungen bitte.
    Selbstverständlich gehen Rationalisierungen laufend weiter.
    Müssen laufend weitergehen, wenn wir die Ziele erreichen wollen, die wir Ihnen präsentiert haben.
    Von der Misere bei Semperit ist natürlich auch der Hauptaktionär, die Kreditanstalt Bankverein, betroffen.
    CA-General Hannes Andrusch nahm dazu heute Stellung.
    Sein Rückblick und die Prognose?
    Semperit hat für die Kreditanstalt, also den Haupteigentümer,
    schon große Lasten bedeutet und wir sind uns klar, dass auch für die Zukunft uns noch Lasten erwachsen, etwa durch die Vorfinanzierung dieser Umstrukturierungshilfe, aber auch dem Umstand, dass natürlich kurzfristig
    Dividenden auf die Kapitalerhöhung, die ihrerseits wieder eine Bedingung für die Umstrukturierungshilfe des Bundes ist, auch Erträge nicht erwartet werden können.
    Aber mit der Überzeugung, dass in absehbarer Zeit auch, wenn alle diese Dinge zusammenwirken, auch eine Bedienung
    wieder gewährleistet sein wird.
    Ob die neue Konzernstrategie allein für den Einzug in die Gewinnzone ausreichen wird, ist allerdings zweifelhaft.
    Denn bereits im Juli dieses Jahres hatte Semperit-Chef Leibenfrost Folgendes erklärt.
    Sollte die Nachfrage nach Reifen weiter zurückgehen und ihre Preise weiter verfallen, dann wäre der bedeutendste Teil der Semperit nicht mehr lebensfähig.
    Soviel von Hans-Christian Unge über die Situation bei Semperit.
    In die laufende Diskussion um die Neugestaltung der Arbeitszeiten hat sich heute ÖVP-Abgeordneter Heinrich Neisser mit einem ungewöhnlichen Vorschlag eingeschaltet.
    Nicht als Wissenschaftssprecher seiner Partei, sondern als Obmann des industrienahen Instituts für angewandte Sozial- und Wirtschaftsforschung präsentierte Neisser eine Studie, die drei Vorschläge zur Arbeitszeitreform enthält.
    Zwei dieser Modelle laufen auf eine Arbeitszeitverlängerung hinaus.
    Die Erweiterung der wöchentlichen Normalarbeitszeit auf 42 Stunden und der bereits bekannte Vorschlag, insgesamt sechs Feiertage auf Samstage zu verlegen.
    Nach Ansicht der Autoren der Studie berechten beide Maßnahmen den Unternehmen Personalkostenersparnisse um die 9 Prozent.
    Das dritte Modell, mit dem sich Neisser auch als Politiker identifiziert, sieht vor, die wöchentliche Arbeitszeit je nach saisonaler und branchenmäßiger Auslastung auf zwischen 35 und 45 Stunden zu fixieren.
    Über die politischen Implikationen dieser Vorschläge führte Hans Langsteiner mit Heinrich Neisser das folgende Gespräch.
    Herr Abgeordneter Dr. Neisser, in der politisch schon heiklen Vorwahlzeit melden Sie sich zum politisch brisanten Thema Arbeitszeit zu Wort und zwar mit einem Bündel von Vorschlägen, das mehrheitlich auf eine Verlängerung der Arbeitszeit hinausläuft.
    Warum?
    Die Flexibilität bzw.
    die erhöhte Flexibilität der Arbeitszeit ist ja ein wesentliches Element in der arbeitszeitpolitischen Diskussion.
    Es gibt vieles, was dafür spricht und wir haben nun in dieser Studie eben die Auswirkung auf die Kostensituation eines Betriebes
    untersucht und sind also hier zur Erkenntnis gekommen, dass die verschiedenen Modelle der flexiblen Arbeitszeit für den Betrieb, ich darf das jetzt global sagen, kostengünstiger sind.
    Für den Betrieb vielleicht.
    Dem Arbeitnehmer bringt eine flexiblere Arbeitszeit unter Umständen nicht viel.
    Wenn er vom Unternehmen vorgeschrieben bekommt, wann er 45 Wochenstunden zu leisten hat ohne Überstunden, dann ist das für ihn keine günstige Regelung.
    Ich glaube nicht, dass das für den Arbeitnehmer ungünstig ist, denn er hat hier ja eine ganz andere Zeitdisposition.
    Er bekommt das auch nicht vom Unternehmer
    vorgeschrieben aus einer willkürlichen Entscheidung des Unternehmers her, sondern je nach der Auftragslage.
    Es ist also ein Modell, das sich an die Auftragslage anpasst, das auch verhindert, dass der Arbeitnehmer im Betrieb sitzt und nichts zu tun hat.
    Wenn er im Betrieb ist, dann arbeitet er.
    Und wenn er nichts im Betrieb zu tun hat, so hat er Freizeitmöglichkeiten.
    Dieses Modell der flexiblen Arbeitszeitregelung ist aber nur eines von drei heute präsentierten Modellen.
    Ein anderes, politisch weitheitleres, läuft auf eine 42-Stunden-Woche hinaus, also auf eine Verlängerung der derzeitigen Arbeitszeit von 40 Stunden.
    Können Sie sich mit diesem Modell auch politisch als ÖVP-Mandatar anfreunden?
    Die Arbeit ist von Wissenschaftlern erstellt worden, die verschiedene Modelle vorgestellt haben.
    Ich persönlich habe eine Präferenz für jenes Modell, das eine Flexibilität zwischen einer 35- und 45-Stunden-Woche vorsieht.
    Verschanzen Sie sich hier nicht ein bisschen hinter der Wissenschaftlichkeit Ihres Instituts, um nicht als Politiker die politische Kritik vom Gegner einstecken zu müssen?
    Ich glaube, man muss hier ganz klar trennen, ich bin Obmann eines Forschungsinstituts und es sind in diesem Institut eine Reihe von Arbeiten erschienen, die ich als Politiker gar nicht in die Diskussion einbringen würde.
    Aber generell ist für Sie als ÖVP-Politiker die Arbeitszeitverlängerung ein probates Mittel zur Beseitigung der momentanen Krisensituation?
    Schauen Sie, ich gehe davon aus, dass wir in der Arbeitszeit, glaube ich, ein sehr differenziertes System anbieten sollten und im Rahmen dieses differenzierten Systems würde ich also auch eine 42-Stunden-Woche für vertretbar halten.
    Also im Zweifel nicht Arbeitszeitverkürzung, sondern Arbeitszeitverlängerung?
    Wenn es sinnvoll ist, in bestimmten Bereichen ja.
    Das war ein Beitrag von Hans Langsteiner.
    Er sprach mit Heinrich Neisser über mögliche Arbeitszeitverkürzungs- oder Verlängerungsmodelle.
    Es ist jetzt 12.35 Uhr, fünf Minuten nach halb eins, zwei Beiträge aus dem Ausland.
    In diesen Tagen feiert die Sowjetunion den 60.
    Jahrestag ihrer Gründung.
    Das genaue Datum ist zwar der 30.
    Dezember, aber das hindert Moskau nicht daran, schon jetzt die verschiedensten Feiern abzuhalten.
    So begann heute eine für zwei Tage anberaumte Festsitzung des Zentralkomitees und des Obersten Sowjet, an der 135 Delegationen aus dem Ausland teilnehmen.
    Die einzelnen Mitglieder aus den Warschauer Paktstaaten trafen zum Teil schon am Wochenende ein und nutzten die Zeit zu bilateralen Gesprächen.
    NATO-Staaten waren nicht eingeladen worden und auch Peking entsandte ungeachtet der sich langsam verbesserten Beziehungen keine Delegation nach Moskau.
    Die sowjetische Hauptstadt ist seit Tagen herausgeputzt.
    Rote Fahnen, Spruchbänder und Riesenportraits von Marx und Lenin sind, wo es nur geht, angebracht worden.
    Aber Moskau ist auch eine gleichsam gesperrte Stadt.
    Denn Sowjetbürger aus der Provinz dürfen in diesen Tagen nicht in ihre Hauptstadt kommen.
    Die Feiern werden morgen mit einem Friedensaufruf an die Völker der Welt beendet werden.
    Für heute ist eine Rede von Parteichef Yuri Andropov angesetzt, darüber werden wir Sie im Abendjournal informieren.
    Im folgenden lässt aber Wolfgang Nette 60 Jahre Entwicklung der Sowjetunion Revue passieren.
    Lenin war bereits ans Bett gefesselt, hatte den Brief an den Parteitag, bekannt als das Testament, schon geschrieben, doch zur Jahreswende 1922-23 erlebte er noch den ersten Sowjetkongress der UdSSR, besser bekannt als Vertrag über die Bildung der Union der sozialistischen Sowjetrepubliken.
    Der staatliche Zusammenschluss gleichberechtigter Republiken war damals aktenkundig gemacht worden, im staatsrechtlichen Sinne
    gab es vom 30.12.1922 an die UdSSR.
    60 Jahre sind mittlerweile verstrichen, sechs Jahrzehnte, die nach Lenins Visionen den Aufbruch zu neuen Ufern zur Verwirklichung des Sozialismus bringen sollten.
    In diesen Tagen, da sich nach Lenin Stalin, Khrushchev und Brezhnev mit Yuri Andropov, der fünfte Machtträger im Gremmel, anschickt,
    Leninistische Politik weiter zu realisieren, wird allüberall im riesigen Staatenbund des Sowjetimperiums Bilanz gezogen.
    Der späte Jubel, der in einem fast unvorstellbaren Ausmaß noch immer Vladimir Ilyich Lenin gilt, nimmt sich, bildlich gesprochen, wie ein parteioffizielles Ruhekissen aus.
    Lenins Nachfahren hat eine Mischung aus Stolz und Mystik ergriffen, Zuversicht und auch Enttäuschung, weil man die Ziele des Revolutionärs bis auf den heutigen Tag nicht völlig zu verwirklichen verstand.
    Heutzutage ist es gewiss müßig zu fragen, ob sich die Revolutionäre der ersten Stunde nicht zu viel vorgenommen hatten, als sie die schnelle Umwandlung einer feudalistisch ausgerichteten Gesellschaft in ein kommunistisches Land verfügten.
    Die UdSSR war in ihrer jetzigen Form völkerrechtlich seit 1922 vorhanden, die von Lenin proklamierte Umwandlung eines Agrarlandes in eine Industriestadt schon fünf Jahre vorher beschlossene Sache.
    Die wirtschaftlichen, sozialen oder politischen Einwände, meist aus dem Westen kommend, die gegen diesen rabiaten Umschwung Stellung bezogen, mögen richtig gewesen sein, nur sie drängten das Rad der Geschichte nicht zurück.
    Was sie hingegen auch mit bewirkten, und die Russen taten das ihre noch dazu, war eine unterschwellige Antipathie gegen diesen Staat, der sich in seinen Auswüchsen zeitweilig nur wenig von zaristischen Herrschaftsmethoden unterschied,
    sich allerdings modern und neuzeitlich nannte und anderen Völkern darüber hinaus als Muster dienen sollte.
    Es muss freilich objektiv festgestellt werden, dass die Zustände des Jahres 1922 mit heute nicht verglichen werden können.
    Hungersnot und Arbeitslosigkeit, Währungsdurcheinander und nachbürgerkriegsähnliche Zustände, Wirtschaftschaos samt Mangel an ganz simplen Bedarfsgütern, das alles gehört weitgehend der Vergangenheit an.
    Das Sowjetreich der 80er Jahre, so stark es in seinem Inneren auch knirscht, so unzulänglich es wirkt, hat sich gleichwohl zu einem Wirtschaftsimperium gemausert, das nicht mit westlichen Maßstäben, wohl aber in russischen Augen mit dem Blick auf 60 Jahre zurück, betrachtet werden muss.
    Gemessen auch daran,
    dass man vor gut 60 Jahren noch mit der Pferdekutsche zum Hofe des Zaren fuhr, nehmen sich, jedenfalls für den Sowjetmenschen, die zwischenzeitlich eben innerhalb von sechs Jahrzehnten erbauten Staudämme, Atomkraftwerke, zusätzliche Straßen- und Eisenbahnlinien, modernste Raumfahrtstationen, eigene Flugzeuge und nicht zuletzt ein gigantisches Raketen- und Nuklearpotential wie ein kleines Wunder aus.
    Vor 60 Jahren begann mit der Unterzeichnung des Rapallo-Vertrages zwischen der Sowjetunion und Deutschland der außenpolitische Aufstieg der UdSSR.
    Zwei im Kriege Geschlagene nahmen diplomatische Beziehungen zueinander auf.
    Deutschland war damals das erste große kapitalistische Land, das die UdSSR de jure anerkannte.
    In den beiden nächsten Jahren vollzogen mit Ausnahme Amerikas, das erst 1930 diplomatische Beziehungen herstellte, die übrigen westlichen Staaten die gleichen Schritte.
    Was sich dann innerhalb eines guten halben Jahrhunderts auf diplomatischem außenpolitischem Parkett vollzog, auch das ist in den Augen unzähliger Sowjetbürger, von Funktionären ganz zu schweigen, schon einem Mirakel gleichzusetzen.
    Der Aufbruch eines von Krisen und Unzulänglichkeiten geschüttelten Landes zu einer globalen Weltmacht, ohne deren Votum oder Mietspracherecht, weltweit heutzutage nichts mehr zu erreichen ist.
    Die teilweise schon arrogant wirkende Sicherheit sowjetischer Politiker und Menschen kann jedoch in Sekundenschnelle umschlagen in ein frappierendes Unsicherheitsgefühl, das sich dann wiederum in einem übertriebenen Sicherheitsdenken ausdrückt.
    Die Furcht eingekreist zu sein, einer Welt antirussischer Gefühle und Überlegungen ausgesetzt zu sein, spiegelt sich in einer überdimensionierten Rüstung wider.
    Dieser Stachel des Misstrauens sitzt so tief, dass selbst die Feiern zum 60.
    Jahrestag der Staatsgründung ein wenig überschattet werden vom leisen Zweifel, ob man als Weltmacht Sondersgleichen nicht doch damit rechnen müsse, dass die kapitalistische Welt das eigentlich Undenkbare dennoch Realität werden lasse.
    Fast noch schlimmer, für einen solchen weltpolitischen Konstellationsfall kann man sich per Lenin keine Auskunft holen.
    Wolfgang Knette analysierte 60 Jahre Sowjetunion.
    Seit Egon Barr und Michael Kohl vor zehn Jahren am 21.
    Dezember 1972 in Ostberlin ihre Unterschriften unter den Vertrag über die Grundlagen der Beziehungen zwischen den beiden Staaten in Deutschland setzten, ist ein ganzes Geflecht von deutsch-deutschen Vereinbarungen entstanden.
    Vereinbarungen, die zum Teil schon Realität geworden sind oder noch auf ihre Praxisumsetzung warten.
    Im folgenden Beitrag analysiert Paul Schulmeister diese Beziehungen vor dem Hintergrund des Jahrestags der Vertragsunterzeichnung.
    Von deutschem Boden aus darf nie wieder ein Krieg ausgehen.
    Diese beschwörende Formel gehört seit der Ost-West-Verhärtung, spätestens seit dem für Bonn so enttäuschenden Gipfeltreffen am Werbelinsee vor einem Jahr, zum Standard-Repertoire der zwei deutschen Regionen.
    Darin drückt sich das gewachsene Bewusstsein für die besondere Friedensverantwortung aus.
    Am heutigen 10.
    Jahrestag des deutsch-deutschen Grundlagenvertrages ist es für viele Menschen noch deutlicher geworden, dass das Bemühen um ein geregeltes Nebeneinander der zwei Staaten von fundamentaler Bedeutung für Frieden und Sicherheit in ganz Europa ist.
    So viele Hoffnungen dieser Vertrag auch unerfüllt gelassen hat.
    Entscheidend ist, dass dieses wichtigste Schlüsselelement für die Lage im geteilten Deutschland viele Rückschläge überstanden, ja mehr noch verhindert hat, dass eine deutsch-deutsche Eiszeit ausbrach,
    wie sie von manchen nach Afghanistan und Polen befürchtet worden war.
    Gewiss von guter Nachbarschaft und Normalität ist man weit entfernt.
    Nach wie vor gibt es den Schießbefehl, die mörderische Grenze, keine Freizügigkeit für DDR-Bürger in Richtung Westen.
    Doch die Lage in und um Berlin blieb ruhig.
    Für Bonn war und ist es der Grundgedanke, dass auf Dauer die postulierte Einheit der deutschen Nation nur durch den Zusammenhalt der Menschen in Ost und West aufrechterhalten werden kann.
    sich unter Ausklammerung des für lange Zeit unmöglichen, also Wiedervereinigung, freie Wahlen in der DDR etc., um das Mögliche zu bemühen.
    Unter diesem Motto vollzog die Regierung Brandt vor zehn Jahren mit dem Grundvertrag die Anerkennung der Realität zweier deutschen Staaten nach einer langen Phase eines steril gewordenen Alleinvertretungsanspruchs.
    Von der damaligen CDU-CSU-Opposition jahrelang heftig bekämpft, wurde die Vertragspolitik mit der DDR später halbherzig akzeptiert und nun von der neuen Bonner Regierung voll übernommen.
    Die Bundesrepublik, so hat die Regierung heute betont, strebe ein vernünftiges, kooperatives Verhältnis zur DDR an und sei an umfassenden, längerfristigen Abmachungen zum Nutzen der Menschen interessiert.
    Der Grundlagenvertrag eröffnet dazu die Möglichkeiten, auch wenn es schwerwiegende Rückschläge gegeben habe und sich niemand mit den menschenverachtenden Grenzsperranlagen der DDR abfinden könne.
    Wie schon in der Regierungserklärung von Bundeskanzler Kohl versichert das Bonner Kabinett abermals, dass es zu allen Verpflichtungen aus dem Grundlagenvertrag stehe.
    Dass der neue Minister für innerdeutsche Beziehungen, Rainer Barzl, einen sehr behutsamen Kurs der Kontinuität steuert, zum Ärger der CSU übrigens, wird von der SPD, aber auch von der DDR anerkannt.
    In den elf Wochen der Regierung Kohl gab es fast beispiellos intensive deutsch-deutsche Ministerkontakte.
    Bei der jüngsten ZK-Sitzung hat auch die SED-Führung ihr Interesse an einer Weiterentwicklung der Beziehungen bekundet.
    Allerdings ist auch in Bonn der finanzielle Spielraum so eng geworden, dass Fortschritte nicht mehr unbegrenzt erkauft werden können.
    So viele Teilbereiche auch ungeregelt blieben, der Grundlagenvertrag hat doch bisher zahlreiche Abmachungen über Verkehrs-, Post-, Wirtschafts- und Gesundheitsfragen ermöglicht.
    1969 gab es nur 34 Telefonleitungen zwischen den beiden deutschen Staaten.
    Heute gibt es 1421.
    Damals gab es eine halbe Million Telefongespräche, im Vorjahr mehr als 23 Millionen.
    Wenn auch der erhöhte Zwangsumtausch zu einem Rückgang des Besucherverkehrs um 20 Prozent, in West-Berlin sogar um fast 50 Prozent geführt hat,
    So sind es doch immer noch knapp 5 Millionen Westdeutsche und Westberliner, die jährlich in die DDR reisen.
    Umgekehrt freilich gibt es, von den DDR-Rentnern abgesehen, die seit 1964 in den Westen reisen können, kaum Freizügigkeit.
    Jährlich gibt es nur etwa 40.000 Genehmigungen für Westreisen in dringenden Familienangelegenheiten.
    Im Vorjahr übersiedelten rund 11.000 DDR-Bürger in die Bundesrepublik, fast 3.000 flüchteten und rund 1.500 Häftlinge wurden von der Bonner Regierung freigekauft.
    Kurz gesagt, die Wunde der deutschen Teilung besteht weiter, aber sie ist für Millionen Menschen nicht mehr so schrecklich spürbar wie vor einem Jahrzehnt.
    Der Grundlagenvertrag hat sich als tragfähige Basis
    Für die, das muss man heute betonen, anhaltende, deutsch-deutsche Entspannung erwiesen.
    Und jetzt um 12.46 Uhr zurück nach Österreich und genau gesagt nach Wien, wo heute Bürgermeister Kratz eine Pressekonferenz gab und zwar zum Thema Entscheid des Verfassungsgerichtshofes zum Ergebnis der Volkszählung.
    Graz hat heute den Standpunkt der Stadt Wien präsentiert und darüber hinaus bemerkt, Wien werde die neuliche Überprüfung der Daten durch das Statistische Zentralamt genau verfolgen und auch nicht kritiklos hinnehmen.
    Hören Sie näheres darüber im folgenden Bericht von Josef Brokkal.
    Bisher hat es so ausgesehen, als ob die Reparatur des vom Verfassungsgerichtshof aufgehobenen Volkszählungsergebnisses 1981 in einigen wenigen Monaten erledigt sein würde.
    Damit schien die Durchführung der Nationalratswahl im April 1983 aufgrund der neuesten Bürgerzahlen gesichert.
    Die Stadt Wien hat aber heute klargemacht, dass sie die jetzt vom Statistischen Zentralamt durchzuführende neuerliche Zuordnung der Staatsbürger auf einzelne Gemeinden und Länder nicht so ohne weiteres hinnehmen würde, wenn sie nicht in fast allen ihrer 30.000 Klagsfälle recht bekommen würde.
    Das würde heißen, dass letztendlich der Verfassungsgerichtshof jeden einzelnen umstrittenen Bürger in letzter Instanz einem Bundesland und einer Gemeinde zusprechen müsste.
    Und dieses Verfahren könnte sehr wohl bis über den Zeitpunkt der Nationalratswahl hinausdauern, meinte heute der Wiener Finanzstatter Hans Maier.
    Man möge die Schuld aber dann nicht bei der Stadt Wien suchen, setzte Maier fort, denn Wien habe im Falle jedes einzelnen der 30.000 von ihm reklamierten Bürger hieb- und stichfeste Unterlagen vorgelegt.
    Wir werden bitte nicht hinnehmen, dass also diese Objektivierung nicht wirklich nach den von Verfassungsgerichtshof gegebenen Gesichtspunkten erfolgt.
    Ich weiß um welche staatspolitischen Probleme da vom Wahltermin her hier gegeben sind, aber auch diese Notwendigkeiten können nicht rechtfertigen, dass nicht entsprechend der Verfassung vorgegangen wird.
    War ja gar kein Problem.
    Bitte um Entschuldigung, Sie machen jetzt demjenigen, dem ein Unrecht angetan wurde, dafür verantwortlich, dass es viel Arbeit ist, Recht herzustellen.
    Also ich kann das vom Prinzip her bitte nicht akzeptieren, denn mir geht es nicht, bitte, und es ist der Wiener Landesregierung nicht darum gegangen, irgendwelche unrechtmäßigen Vorteile zu bekommen, sondern es ist uns darum gegangen,
    Gesetz ordnungsgemäß, verfassungsgemäß zu vollziehen.
    Und das Volkszählungsgesetz setzt eben bestimmte Kriterien fest, die ganz einfach in den Verordnungen nicht entsprechend zum Ausdruck gekommen sind.
    Und niemand kann uns dafür verantwortlich machen, dass also bisher
    nach Kriterien vorgegangen sind, die nicht dem Gesetz entsprochen haben.
    Es könnte also doch entgegen den Hoffnungen von Politikern aller Parteien so sein, dass die Nationalratswahl 1983 mit zwölf Jahre alten Bürgerzahlen durchgeführt werden muss, was natürlich allgemeinen Anlass zur Unzufriedenheit gebe.
    Soweit mein Bericht aus dem Wiener Rathaus und damit wieder zurück zum Moderator des Mittagschanals.
    Reporter war Josef Brockerl, nun zehn Minuten vor 13 Uhr Kulturberichte im Mittagschanal.
    Gestern starb der berühmte Pianist Arthur Rubinstein im Alter von 95 Jahren in Genf.
    Rubinstein, der wegen seines schlechten Gesundheitszustandes fast das ganze Jahr seine Wohnung kaum verlassen hat, erlag einer Grippeinfektion.
    Der Pianist war bis ins hohe Alter aktiv gewesen.
    Den folgenden Nachruf auf Arthur Rubinstein hat Walter Gellert gestaltet.
    Arthur Rubinstein, das war eine Ausnahmeerscheinung unter den großen Pianisten des 20.
    Jahrhunderts.
    Der Lebenskünstler am Klavier, der nach eigenen Worten am 28.
    Jänner 1887 in Lodz in Polen als Sohn eines kleinen Textilfabrikanten geboren wurde, war nicht nur der wahrscheinlich wichtigste Interpret des Klavierwerks seines Landsmannes Frédéric Chopin, dessen Unterbewertung als Salonkomponist, der er mit seiner Spielweise entgegenwirkte,
    Er war auch ein berufener Interpret der Werke zeitgenössischer Komponisten.
    Waren es die seines Freundes Stravinsky oder von Szymanowski, Poulenc, de Fallia und Wilier Lobusch.
    Alle diese Komponisten zeigten sich fasziniert von der technischen Brillanz Rubinsteins.
    Als Pianist, der die größten Schwierigkeiten meisterte, ohne allerdings in die Tiefe zu gehen, war Rubinstein in den 20er Jahren bekannt geworden.
    Nach seiner Heirat, Anfang der 30er Jahre, unterbrach er seine Karriere, um seine Technik zu vervollständigen und um sich eingehender mit Interpretationsproblemen auseinanderzusetzen.
    Rubinstein war kein intellektueller Musiker.
    Er selbst sagte, man muss, so seltsam es klingt, mit dem Bauch musizieren.
    Der sinnliche Klang seines Anschlags und der Sinn für musikalische Entwicklungen machten die Faszination des Spiels von Arthur Rubinstein aus, was sicherlich auch mit ein Grund dafür war, dass man ihn den Pianisten des Jahrhunderts nannte.
    Bereits als Sechsjähriger gab der Pianist sein erstes Konzert.
    Er kam dann nach Berlin unter die Obhut des berühmten Geigers Josef Joachim und des Liszt-Schülers Heinrich Barth.
    1901 debütierte er in Berlin mit einem Mozart-Konzert.
    Konzerte in Europa, aber auch in den USA folgten.
    1914 leistete Rubinstein, der in der deutschen Musiktradition erzogen worden war, aufgrund angeblicher Gräueltaten deutscher Soldaten in Belgien und Polen den Schwur, nie wieder in Deutschland aufzutreten.
    1973 kam Rubinstein in die Bundesrepublik Deutschland nach Frankfurt zur Präsentation seines ersten autobiografischen Bandes, die frühen Jahre.
    Inzwischen ist auch der zweite Teil mit dem Titel Mein glückliches Leben erschienen.
    Damals sagte er über die Mammutkonzerte, die er in den USA gegeben hat und in denen er oft bis zu drei Klavierkonzerte spielte.
    Das ist etwas sehr merkwürdiges, dass man jetzt in unserer Zeit es als
    extravagant betrachtet, dass man drei Konzerte an einem Abend spielt.
    Ich habe als 17-jähriger Junge in Wien mein Debüt mit dem Turmpinzler-Orchester.
    Nicht bald, der Dirigent sollte mich begleiten, aber er wurde krank und er wollte es vielleicht nicht.
    Also er hat seinen zweiten Dirigenten dazu gestellt, mir zur Verfügung gestellt.
    Ich habe damals drei Konzertchen gespielt, unter ihnen das Brahmschen, das für 50 Minuten dauert alleine, dann ein Beethovenchen-Konzertchen und dann am Schluss mein Liebes-Zeisshaus-Konzertchen.
    Und ich war gar nicht müde danach, nein.
    Arthur Rubinstein in einer historischen Aufnahme, für deren schlechte Tonqualität wir Sie um Entschuldigung bitten.
    Der deutsche Schriftsteller Heinrich Böll, der Literaturnobelpreisträger des Jahres 1972, feiert heute seinen 65.
    Geburtstag.
    Wolf-Christoph Schönburg gestaltete den folgenden Beitrag über Heinrich Böll, der vor kurzem, übrigens zum Ehrenbürger seiner Geburtsstadt Köln, gewählt wurde.
    Äußerst populäre und zugleich sozial engagierte Schriftsteller müssen mit dem Widerspruch, kritisches Bewusstsein hier, millionenfache Tantiemen dort leben.
    So auch Jubiläer Heinrich Böll, am heutigen 21.
    Dezember stolze 65 Jahre alt.
    Es gibt jedoch sicher nur wenige, die dem bescheiden wirkenden Nobelpreisträger seinen internationalen Erfolg nicht gönnen.
    Für den Schriftstellerkollegen Karl Zugmeier zum Beispiel ist Böll zwar nicht gerade der wortgewandteste, brillanteste, aber immerhin der reinste, sauberste, eindringlichste Erzähler in der deutschen Nachkriegsliteratur.
    Auch andere Kollegen und Kritiker sehen in Böll hauptsächlich den moralisch motivierten Handwerksmeister, der sich nicht krampfhaft eitel anstrengt, die Mannerismen experimenteller Literatur mitzumachen.
    Mir hat neben vielem anderen immer gefallen, dass aus Bölls Kurzgeschichten, Romanen, Zeitungsartikeln, argwohnen gegen feine Pinkel sowieso, aber auch gegen professionelle Kulturklugscheißer durchblickte.
    Böll, Zitat, sie sind so elitär und eingebildet, dass sie sich schämen, wenn sie verstanden werden.
    Der Sohn eines schlichten Kölner Handwerksmeisters hat sich menschlich und literarisch seine Einfachheit, seinen Sinn für Realitäten bewahrt.
    Zwar verblüffte Böll immer wieder mit dem Hinweis, ich brauche nicht viel sogenannte Wirklichkeit, zumindest brauchte er sie aber für seinen Roman »Die verlorene Ehre der Katharina Blum«, eine Abrechnung mit skrupellosem Sensationsjournalismus.
    Auch für seinen Roman »Ansichten eines Clowns« eine bitterböse Demaskierung bürgerlich-christlicher Doppelmoral.
    ebenso generell für die Aufarbeitung von Schuld und Leiden des Kriegs- und Nachkriegsdeutschlands, für seine massive Kritik am Adenauerstaat und an der Kirche, Beispiel sein Brief an einen jungen Katholiken, ebenso für seine vielen Stellungnahmen zu reaktionären östlichen wie westlichen Diktaturen.
    Böll ärgerten seit jeher Slogans, ideologische Patentrezepte.
    Gleichwohl wurde er als geistiger Ziehvater des Linksterrorismus verunglimpft.
    Dabei war und ist Böll immer gegen Dogmen.
    Hauptsächlich interessieren ihn Individuen, die natürlich gesellschaftlichen Zwängen ausgesetzt sind.
    In diesem Sinn und nur in diesem warb er auch um Verständnis für Terroristen.
    Jede Gesellschaft, das ist ein Grundsatz der Kriminologie, hat die Verbrecher,
    die sie gebehrt, möchte ich sagen, die aus ihrer Gesellschaft entstehen.
    Und unsere Terroristen in der Bundesrepublik gehören zu unserer Gesellschaft, kommen aus ihr heraus.
    Und ich zeige die, sagen wir, höheren Gesellschaftsschichten, die auch zu uns gehören.
    Böll wurde auch gern als wunderlicher Anarchist abgestempelt.
    Er sei zwar menschenfreundlich gelassen, aber habe doch einen Hang zu radikaler, seelenrettender Anarchie.
    Dabei hat Böll versucht, nicht nur die Außenseiter, sondern auch die Mächtigen dieser Welt zu verstehen.
    Ihre Zwänge, ihre Unfreiheiten.
    Ich glaube, dass die Bewachten, nennen wir sie so,
    auch eine internationale Gruppe sind, von hohen Politikern bis Industriellen, die auf eine bestimmte Art gefangen sind.
    Notwendigerweise.
    Und ich wollte auch denen gerecht werden.
    Auch denen.
    Denn durch diese dauernde Bewachung und diese Gefangenschaft in der irrsinnigen Bewachung verlieren sie auch das Gefühl für Wirklichkeit.
    Bölls Schriften zeigten zu oft den moralischen Zeigefinger, vernachlässigten dadurch subtile Ästhetik, das Bemängeln Literaturgourmets.
    Nun liegt aber Bölls Erfolg sicher zu einem Großteil gerade in seiner einfachen, ehrlichen, direkten Schreibweise.
    Subtile, dafür aber oft unverbindliche Literaturschwärzer gibt es ohnehin schon genug.
    Feinnervig schreibt Böll trotz aller Einfachheit übrigens auch.
    Wir schließen nun das Mittagsschanal nach diesem Beitrag über Heinrich Böll mit einigen Kurzmeldungen.
    Österreich.
    Bundeskanzler Kreisky kündigte nach dem heutigen Ministerrat an, er werde beim Parteirat der SPÖ im Jänner jene Maßnahmen der Öffentlichkeit vorlegen, die zur Sicherung der Arbeitsplätze und zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit ergriffen werden sollen.
    Einzelheiten gab Kreisky nicht bekannt, meinte aber, so gut wie sicher sei eine Erhöhung der Arbeitslosenversicherung.
    Zum österreichischen Konferenzzentrum bei der Wiener UNO-Cities sagte der Bundeskanzler, es werde teilweise mit arabischem Geld finanziert werden.
    Österreich werde nur jener Teil des Konferenzzentrums gehören, den es selber finanziere.
    Der Verbundkonzern sieht zurzeit nicht die Notwendigkeit, einen Antrag auf Strompreiserhöhung einzubringen.
    Für das heurige Jahr erwartet der Verbundkonzern sein bisher bestes betriebswirtschaftliches Ergebnis.
    Nach tagelangen Suchaktionen konnte heute die Leiche des Rechtsanwaltes Viktor Patzner in der Wiener Lobau gefunden werden.
    Der Mitarbeiter des Rechtsanwaltes, der ehemalige Richter Wilhelm Kremzow, hat in der vergangenen Woche gestanden, seinen Dienstgeber mit zwei Schüssen aus seiner Pistole getötet zu haben.
    Nun die Wetteraussichten für Österreich bis heute Abend.
    Meist stark bewölkt und häufig Niederschläge, größtenteils Schneefall, in tiefen Lagen mit Regen vermischt.
    Nachmittagstemperaturen 0 bis 5 Grad.
    Mit diesen Kurzmeldungen und dem Wetterbericht ist das heutige Mittagsjournal beendet.
    Für Redaktion und Technik verabschiedet sich Herbert Dobrowolny.
    Untertitel der Amara.org-Community

    Beiträge dieses Journals

    Lenin verkündet 1922 den baldigen weltweiten Sieg des Kommunismus
    Einblendung: Lenin
    Mitwirkende: Lenin, Wladimir Illitsch [Interviewte/r]
    Datum: 1982.12.21 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Marxismus und Kommunismus ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre ; Sowjetunion
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Nachrichten
    Datum: 1982.12.21 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Wetterbericht
    Datum: 1982.12.21 [Sendedatum]
    Schlagworte: Natur ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Pressefoyer nach dem Ministerrat: Bundeskanzler Kreisky zu Details für Finanzierung des UNO-Konferenzzentrums in Wien
    Einblendung: Bundeskanzler Kreisky
    Mitwirkende: Eichinger, Erich [Gestaltung] , Anonym, Journalistin, Journalist [Gestaltung] , Kreisky, Bruno [Interviewte/r]
    Datum: 1982.12.21 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Pressefoyer nach dem Ministerrat: Schwierigkeiten bei Finanzierung des Zellstoffwerkes Pöls
    Einblendung: Handelsminister Staribacher
    Mitwirkende: Kletzander, Helmut [Gestaltung] , Staribacher, Josef [Interviewte/r]
    Datum: 1982.12.21 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Pressekonferenz von Semperit: Der Konzern wird weiter aufgegliedert, weiterer Personalabbau geplant
    Einblendung: Semperit-Generaldirektor Leidenfrost, CA-Generaldirektor Androsch
    Mitwirkende: Unger, Hans Christian [Gestaltung] , Leibenfrost, Franz [Interviewte/r] , Androsch, Hannes [Interviewte/r]
    Datum: 1982.12.21 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    ÖVP-Pressekonferenz zu Arbeitszeitstudien - Interview mit ÖVP-Abgeordnetem Heinrich Neisser
    Interview: ÖVP-Abgeordneter Heinrich Neisser
    Mitwirkende: Langsteiner, Hans [Gestaltung] , Neisser, Heinrich [Interviewte/r]
    Datum: 1982.12.21 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    UdSSR - Feiern zu 60 Jahren Sowjetunion
    Mitwirkende: Nette, Wolfgang [Gestaltung]
    Datum: 1982.12.21 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Pressekonferenz von Wiens Bürgermeister Gratz zu Entscheid des Verfassungsgerichthofes über Ergebnis der Volkszählung von 1981
    Einblendung: Wiens Finanzstadtrat Hans Mayr
    Mitwirkende: Broukal, Josef [Gestaltung] , Mayr, Hans [Interviewte/r]
    Datum: 1982.12.21 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    10 Jahre Grundlagenvertrag BRD - DDR
    Mitwirkende: Schulmeister, Paul [Gestaltung]
    Datum: 1982.12.21 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Nachruf auf Arthur Rubinstein (Beitrag mit Musik unterlegt)
    Einblendung: Arthur Rubinstein
    Mitwirkende: Gellert, Walter [Gestaltung] , Rubinstein, Arthur [Interviewte/r]
    Datum: 1982.12.21 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Heinrich Böll wird 65
    Einblendung: Heinrich Böll
    Mitwirkende: Schönburg, Wolf Christoph [Gestaltung] , Böll, Heinrich [Interviewte/r]
    Datum: 1982.12.21 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten

    Katalogzettel

    Titel Mittagsjournal 1982.12.21
    Spieldauer 01:00:04
    Mitwirkende Dobrovolny, Herbert [Moderation]
    Jirkovsky, Karl [Regie] [GND]
    ORF [Produzent]
    Datum 1982.12.21 [Sendedatum]
    Schlagworte Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt
    20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ audio
    Format TKA [Tonband auf Kern (AEG)]
    Sprache Deutsch
    Rechte Mit freundlicher Genehmigung: ORF
    Signatur Österreichische Mediathek, jm-821221_k02
    Medienart Mp3-Audiodatei
    Gesamtwerk/Reihe Mittagsjournal

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    Gesellschaft , Radiosendung-Mitschnitt
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