Mittagsjournal 1984.02.21

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    Rechtliches

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    KI-generiertes Transkript

    Die Zeit?
    In fünf Sekunden ist es 12 Uhr.
    12 Uhr.
    Hier ist der österreichische Rundfunk.
    Hier meldet sich Udo Bachmeier mit dem Mittagjournal.
    Guten Tag, meine Damen und Herren.
    Gleich zum Programm der folgenden Stunde ausführlicher Information.
    Rigorose Steuerfahndung und die Folgen.
    Dieses Thema nimmt immer deutlichere Konturen an.
    Vor dem Hintergrund des Selbstmordes eines Gastwirtes, der sich von Steuerfahndern in die Enge getrieben sah, beschäftigt es sich heute auch die Bundesregierung in ihrer traditionellen Dienstagssitzung mit dem suizidfördernden Fall.
    Finanzminister Salcher kündigt eine strenge Untersuchung der angeblichen Beamtenwillkür an.
    Schwerpunkt der außenpolitischen Berichterstattung ist der eskalierende Krieg am Persischen Golf.
    Ein Konflikt, der auch immer größere internationale Auswirkungen haben dürfte.
    Die USA sollen ihren Flugzeugträger Midway und mehrere Begleitschiffe in den Golf von Oman in Marsch gesetzt haben, um eine befürchtete Blockade der Straße von Hormuz zu verhindern.
    Wir bringen eine ausführliche Hintergrundanalyse des Konflikts am persischen Golf.
    Der nicaraguanische Freiheitsheld Santino ist auf den Tag genau seit 50 Jahren tot.
    Aus diesem Anlass zeichnet Brigitte Fuchs ein Porträt des Mannes, auf den sich die Revolutionsregierung von Nicaragua beruft.
    In unserer Journalextra-Serie über die Wirtschaftslage in verschiedenen europäischen Staaten geht es heute um die JSSR.
    Der sowjetische Nobelpreisträger Sholokhov, weltweit bekannt geworden durch sein Werk Der Stille Ton, ist heute gestorben.
    Sie hören einen Nachruf.
    Die Kulturredaktion berichtet darüber hinaus über die Wiederentdeckung einer verschollenen Messe von Josef Haydn.
    Erster Programmpunkt vor dem Wetterbericht sind jetzt die Nachrichten.
    Verantwortlicher Redakteur ist Fedor Holi und gelesen werden die Meldungen von Herbert Slavik.
    Österreich-Italien.
    An den österreichisch-italienischen Grenzübergängen wird für heute Nachmittag neuerlich eine Verschärfung des italienischen Zöllner Streikes befürchtet.
    Am Brenner in Tirol wurden die ganze Nacht über keine Gütertransporte abgefertigt.
    Zurzeit warten etwa 1000 Lastwagen auf eine Weiterfahrt nach Italien.
    Nach Angaben der Tiroler Gendarmerie ist der Zollamtsplatz am Brenner überfüllt, auch der Abstellplatz in Nösslach ist voll belegt.
    Aus der Bundesrepublik Deutschland sollen noch etwa 300 Fernlastzüge nach Österreich gelassen werden.
    Dann sind auch alle Parkplätze und die Pannenstreifen entlang der Unterinntal-Autobahn zwischen Kufstein und dem Brenner total ausgelastet.
    Die Tiroler Landesregierung hat eine Krisensitzung einberufen und will mithilfe des Roten Kreuzes eine Essensaktion für die Fernfahrer organisieren.
    Am Brenner wollen die italienischen Zöllner ab 14 Uhr ihren Bummelstreik oder Dienst nach Vorschrift in einen totalen Streik umwandeln.
    Sie verlangen die rasche Auszahlung von Überstundengeldern.
    Am Grenzübergang Törl Maglern in Kärnten gab es bisher keine besonderen Schwierigkeiten.
    Dort wurden Lastwagen gestern und heute normal abgefertigt.
    Allerdings haben die italienischen Zöllner auch in diesem Bereich angekündigt, sie wollten ab 14 Uhr dem Beispiel ihrer Kollegen am Brenner folgen und ebenfalls einen Streik durchführen.
    Frankreich
    Im Verkehrsministerium in Paris begannen heute Vormittag Verhandlungen zwischen der Regierung und den Transportunternehmern zur Beilegung der seit Tagen dauernden Lastwagenblockaden auf wichtigen französischen Straßen.
    Heute früh waren noch immer 29 meist im Alpengebiet liegende Straßenverbindungen durch Lastkraftwagen blockiert.
    Die Verhandlungen in Paris führt Verkehrsminister Charles Viterbin.
    Die Vertreter der etwa 28.000 französischen Transportunternehmen wollen raschere Grenzabfertigungen, eine Senkung der Treibstoffsteuer und Entschädigungen für die Verluste erreichen, die ihnen durch den Fernfahrerstreik entstanden sind.
    Die Lastwagenfahrer erklärten heute, sie wollten die Blockaden so lange aufrechterhalten, bis ein Ergebnis der Gespräche in Paris vorliege.
    Nahe Osten.
    Die israelische Luftwaffe hat heute neuerlich Stellungen muslimischer Milizen und palästinensischer Freischädler in den Bergen südlich von Beirut angegriffen.
    Der rechtsgerichtete Radiosender Stimme des Libanons meldete, die Bombardements seien von zehn israelischen Flugzeugen in vier Angriffswellen durchgeführt worden.
    Weitere israelische Maschinen hätten Begleitschutz gegeben.
    Ein Militärsprecher in Tel Aviv bestätigte die Aktion und sagte, die Angriffe hätten sich gegen Terroristenstützpunkte gerichtet.
    Alle Kampfflugzeuge seien unversehrt an ihre Stützpunkte zurückgekehrt.
    Ein Drusensender meldete, eine starke israelische Militärpatrouille sei gestern Abend auf dem Landweg bis 25 Kilometer vor Beirut vorgedrungen.
    Israelische Einheiten hätten in den vergangenen Tagen mehrmals den Süd-Libanon verlassen, den Awali-Fluss überschritten und seien in den Nord-Libanon vorgedrungen.
    Dies wurde allerdings von der Führung in Jerusalem dementiert.
    Unterdessen dauern die diplomatischen Bemühungen um eine Lösung der Libanon-Krise an.
    Die Regierung in Damaskus hat dem libanesischen Präsidenten Amin Shemael drei Bedingungen für den Abzug der syrischen Truppen aus dem Libanon gestellt.
    Es wird verlangt, dass der Rückzug der 40.000 im Libanon stationierten syrischen Soldaten nicht mit dem Rückzug der israelischen Einheiten aus dem Südlibanon verknüpft werden dürfe.
    der libanesisch-israelische Truppenabzugsvertrag annulliert werden müsse und in Beirut eine Koalitionsregierung zu bilden sei, in der alle Volks- und Religionsgruppen des Libanons vertreten sein sollen.
    Der israelische Ministerpräsident Yitzhak Shamir sprach sich für die Ablösung der multinationalen Friedenstruppe in Beirut durch UNO-Einheiten aus.
    Iran-Irak.
    Die seit dreieinhalb Jahren dauernden militärischen Auseinandersetzungen zwischen den beiden Ländern am Persischen Golf scheinen jetzt eine entscheidende Phase zu erreichen.
    Es wird von einer bevorstehenden Entscheidungsschlacht gesprochen, für die der Iran und der Irak insgesamt 500.000 Soldaten zusammengezogen haben.
    Die Kämpfe werden als die größte Landschlacht in diesem Jahrhundert gewertet.
    Offenbar wegen der Zuspitzung im Golfkrieg operiert derzeit der amerikanische Flugzeugträger Midway mit acht Begleitschiffen im Arabischen Meer.
    Die Vereinigten Staaten haben mehrmals betont, sie würden einer vom Iran angedrohten Sperre der Meerenge von Hormuz gegebenenfalls mit Gewalt begegnen.
    Die Wasserstraße zwischen dem Persischen Golf und dem Arabischen Meer ist die für den Westen wichtigste Verbindung für Öltransporte.
    In Doha, der Hauptstadt des Scheichturms Katar, haben die Verteidigungsminister der sechs Mitgliedsländer des sogenannten Golfrates Beratungen über eine gemeinsame Sicherheitspolitik vor dem Hintergrund des Krieges zwischen dem Iran und dem Irak aufgenommen.
    USA.
    Der frühere Vizepräsident Walter Mundale hat die erste Runde der Vorwahlen für die Präsidentschaftskandidatur der Demokratischen Partei für sich entschieden.
    Bei der Testabstimmung im Bundesstaat Iowa votierten 46 Prozent der Parteimitglieder für Mundale als Kandidaten bei den Präsidentenwahlen im kommenden November.
    Senator Gary Hart aus Colorado konnte 14 Prozent der Stimmen auf sich vereinigen, gefolgt vom früheren Senator George McGovern mit 12 Prozent.
    Überraschend schwergeschlagen wurde der farbige Geistliche Jesse Jackson.
    Er erhielt nur drei Prozent der Stimmen.
    Jackson wurden wesentlich größere Chancen eingeräumt, nachdem er bei einer Nahostreise die Freilassung amerikanischer Luftwaffenpiloten aus syrischer Gefangenschaft erreicht hatte.
    Walter Mundell erklärte nach, bekannt werden die Ergebnisse der Testabstimmung, dies sei der Anfang vom Ende der Regierung Reagan.
    Mundell kann sich auf starke Unterstützung von Seiten der amerikanischen Gewerkschaften berufen.
    Österreich.
    Landwirtschaftsminister Heiden und Finanzminister Salcher haben sich über eine Senkung des maximalen Einheitswertsatzes für Weingärten geeinigt.
    Rückwirkend ab Jahresbeginn können Weingärten pro Hektar nur bis zu 126.000 Schilling Einheitswert haben.
    Bisher lag die Grenze bei 152.200 Schilling.
    Da der Einheitswert eine wesentliche Grundlage für die Steuerberechnung bei bäuerlichen Betrieben ist, entspricht diese Maßnahme, wie Landwirtschaftsminister Heiden in einem Gespräch mit Bauernvertretern sagte, einer Steuersenkung.
    Davon sind von den rund 90.000 Weinbautreibenden landwirtschaftlichen Betrieben etwa 32.000, also rund mehr als ein Drittel, betroffen.
    Jeder zwanzigste Fahrzeuglenker, der in einen Unfall mit Personenschaden verwickelt wird, begeht Fahrerflucht.
    Bei zahlreichen Verkehrsunfällen mit anschließender Fahrerflucht ist nach Mitteilung des Kuratoriums für Verkehrssicherheit Alkohol im Spiel.
    Verkehrspsychologen unterscheiden zwei Arten von Fahrerflucht.
    Jene nach Unfällen mit Sachschäden, wobei die Fahrer zumeist bewusst flüchten, um materielle Nachteile zu vermeiden, und die Fahrerflucht nach einem Unfall, bei dem es Verletzte gibt.
    In diesem Zusammenhang wird häufig von einer völlig unkontrollierten Reaktion des Lenkers gesprochen, der den Ort des Schreckens so rasch wie möglich verlassen will.
    Nach der aufsehenerregenden Serie von schweren Skiunfällen am vergangenen Wochenende ist der Ruf nach einer sogenannten Pistenpolizei wieder laut geworden.
    Für eine solche Pistenpolizei hat sich der Salzburger Skilehrerverband ausgesprochen.
    Der Verband kritisiert vor allem den Umstand, dass auf den Pisten häufig das Faustrecht des Stärkeren gelte.
    Zurückhaltend äußerte sich hingegen der Alpin-Referent des Landesgendarmeriekommandos Salzburg.
    Er betonte gegenüber der Austria-Presseagentur, die Gendarmerie könne nicht für jeden Skifahrer einen Gendarmen beistellen.
    Außerdem werde das Pistenrauditum etwas überbewertet.
    Sowjetunion.
    Der Schriftsteller und Literaturnobelpreisträger Michael Sholokhov ist im Alter von 78 Jahren gestorben.
    Der im Don-Gebiet geborene Sholokhov gilt als einer der angesehensten Schriftsteller der UdSSR und war während des Zweiten Weltkrieges als Frontberichterstatter tätig.
    Zu seinen bekanntesten Werken zählen Die flimmernde Steppe, Erzählungen vom Don, Aljoschkas Herz, vor allem aber das Romanepos Der stille Don, das auch ins Deutsche übersetzt wurde.
    Der Roman wurde auch verfilmt.
    Michael Schorlochow erhielt 1965 den Nobelpreis für Literatur.
    Nun der Wetterbericht.
    Ein kräftiges Tiefdruckgebiet liegt über Irland.
    Sein Frontensystem wird von Westen her auf den Alpenraum übergreifen.
    Die Wetteraussichten bis morgen früh.
    Zunächst recht unterschiedliche Bewölkungsverhältnisse, teils aufgelockert bewölkt und heiter, teils starke, hochnebelartige Bewölkung.
    Vom Abend an im Westen und Südwesten Bewölkungsverdichtung und nachfolgend gebietsweise Schneefall.
    In tiefen Lagen auch Regen.
    Winde aus Südost bis Südwest.
    Nachmittagstemperaturen meist 0 bis plus 5 Grad, nur in inneralpinen Lagen Frost.
    Frühtemperaturen morgen minus 8 bis 0 Grad.
    Die Aussichten für morgen Mittwoch.
    Unterschiedliche, vielfach auch starke Bewölkung und gebietsweise Niederschlag, vor allem an der Alpen-Südseite.
    Schneefallgrenze im Tagesverlauf auf 700 Meter steigend.
    Auf den Bergen merkliche Frostabschwächung.
    Winde aus Südost bis West.
    Tageshöchsttemperaturen minus ein bis plus fünf Grad.
    Übermorgen Donnerstag unbeständig einige Niederschläge in tiefen Lagen Regen.
    Temperatur allgemein steigend.
    Die Messwerte abgelesen um 12 Uhr.
    Wien stark bewölkt, 1°, Südostwind 15 km in der Stunde.
    Eisenstadt bedeckt 0°, Südostwind 10, Linz heiter 1°, Salzburg heiter 3, Innsbruck heiter minus 1°, Bregenz heiter plus 1°, Graz heiter 0 und Klagenfurt wolkenlos plus 1°.
    Zwölf Uhr und zwölf Minuten ist es nun.
    Seit einigen Tagen beschäftigt die österreichische Öffentlichkeit also wieder einmal die Steuerfahndung.
    Der Selbstmord eines Gastwirtes aus Altlengbach im Zuge oder nach einer Steuerfahndung hat diesen Teil der Steuerbehörde wieder einmal in den Blickpunkt des Interesses gerückt.
    Auf der politischen Ebene sprach etwa ÖVP-Abgeordneter Wolfgang Schüssel von einem Steuerfahndungsskandal und forderte in einer parlamentarischen Anfrage Finanzminister Herbert Salcher auf, das Vorgehen der Steuerfahndung sofort und rasch aufzuklären.
    Der Besitzer des Hotels, Johann Böswart, sei mit Methoden des psychischen Terrors in die Enge getrieben worden.
    Und der Präsident der Kammer der Wirtschaftstreuhänder Burkhardt meinte, die Tragödie von Alt Lengbach sei ein besonders besorgniserregendes Beispiel für ein kritisch gewordenes Besteuerungsklima in Österreich.
    Und der Präsident der niederösterreichischen Handelskammer Höfinger hat Strafanzeige mittlerweile gegen die Steuerfahnder von Alt Lengbach erstattet.
    Anzeige erstattet hat auch der Verein der Steuerzahler des ehemaligen Volksanwalts und FPÖ-Nationalratsabgeordneten Gustav Zeilinger.
    Finanzminister Salcher kündigte eine strenge Untersuchung des Falls an.
    Wir haben die Tragödie des Gastwirtes von Altlenkbach zum Anlass genommen, zunächst einmal in Gesprächen mit Zeugen und Betroffenen die Ereignisse nachzuzeichnen und auch dann die Reaktion der Behörden einzuholen.
    Hören Sie folgenden Bericht von Roland Adrovice.
    Die Notwendigkeit der Steuerfahndung an sich wird praktisch von niemandem bestritten.
    Sie geschieht nicht zuletzt im Interesse aller Steuerzahler.
    Die Höhe der Abgabenhinterziehung schätzen Österreichs Finanzbeamte pro Jahr auf 30 bis 50 Milliarden Schilling, wobei konkrete Zahlen allerdings nur schwer nachprüfbar sind.
    Die Erfolge der Steuerfahndung und in deren Folge der Betriebsprüfung liegen nach Auskunft des zuständigen Ministerialrates im Finanzministerium im Milliardenbereich.
    Trotzdem kommt es immer wieder zu angeblichen oder tatsächlichen Übergriffen im Zuge von Steuerfahndungsaktionen, über die die Kammer der Wirtschaftstreuhänder bereits vor vier Jahren geklagt hat.
    Die Ereignisse von Altlenkbach stellen nun einen traurigen Höhepunkt dar, denn zum ersten Mal verübte ein Staatsbürger im Anschluss an eine Steuerfahndung Selbstmord, während die Finanzbeamten noch in seinem Haus waren.
    blenden wir auf den vergangenen Donnerstag zurück, als ein Trupp von Steuerfahndern ab 6 Uhr morgens die Geschäftsgebahrung des Lenkbachhofes in Altlenkbach, 25 Kilometer von Wien entfernt, überprüfte.
    Es bestand der Verdacht auf Steuerhinterziehung von einigen Millionen Schilling.
    In dem Haus nahmen an diesem Tag 40 Sparkassenangestellte aus ganz Österreich an einem Seminarteil.
    Die Wiener Bankbeamtin Sigrid Januszke schildert, wie sie die Vorgänge in dem Hotel erlebt hat.
    Um halb drei, bevor unser Nachmittagskurs begonnen hat, ist der Wirt in die Vorhalle gekommen, begleitet von einem Steuerfahnder und hat gerufen, ich kann nicht mehr, ich bin fertig, seit sechs Uhr früh bin ich auf den Beinen, seit sie mich rausgeholt haben.
    Ich habe nicht einmal was zu essen bekommen, nur einen Kaffee haben sie mir gegönnt und telefonieren darf ich auch nicht.
    Die nächste Pause hatten wir um 15.20 Uhr.
    Um 15.30 Uhr ging der Kurs weiter.
    Wir sind alle hineingegangen, ich habe bemerkt, dass ich meine Handtasche vergessen hatte, ging in den Gastraum zurück.
    Als ich in die Vorhalle kam, sah ich, wie ein Steuerfahnder den Wirt getreten hat und gesagt hat, schau, dass du dort reinkommst.
    Und ich habe gesagt, bravo, das sind aber feine Methoden, dürfte ich bitte Ihr Gesicht sehen?
    Und dieser Mann hat mich also überhaupt nicht beachtet.
    Ich bin in den Kurs zurück, war nervös, aufgebracht, empört und war also kaum mehr fähig zuzuhören.
    Um halb fünf Uhr, also am Nachmittag um 16.30 Uhr, hörten wir einen gellenden, markerschütternden Schrei.
    Wir waren momentan erstarrt, sind dann hinausgeschossen in die Vorhalle und haben dort die Frau
    von dem Wirt, die Frau Böswart, am Boden liegend vorgefunden, die Tochter über sie gebeugt, die also furchtbar geweint hat.
    Ich bin hingestürzt, hab sie gefragt, was los ist, hat sie gesagt, der Papa hat sich in der Mansarde eingeschlossen, hat sich selbst angezündet.
    Wir mussten dann die Frau mit Gewalt in den Gastraum schleppen, haben sie zuviert, also kaum bändigen können, sie hat sich gewehrt, sie hat uns getreten, sie hat Tische und Stühle umgerissen, war also total fertig.
    Und wir haben dann veranlasst, dass erstens ein Arzt gerufen wird, die Feuerwehr benachrichtigt wird, die Gendarmerie benachrichtigt wird.
    Die kamen dann alle sukzessive und dann haben sich die Ereignisse überstürzt und es wurde dann gelöscht.
    Der Mann, der tote Wirt, wurde also geborgen, verkohlt.
    Die Familie war fertig, die Frau wurde inzwischen von einem Arzt behandelt.
    Es waren einfach grauenhafte Zustände.
    Um sechs Uhr wurde dann der Kurs offiziell abgebrochen und die Kursteilnehmer wurden dann nach Hause geschickt und haben versucht, irgendwelche Möglichkeiten zu finden, nach Hause zu kommen.
    Seitens des Finanzministeriums hielt der zuständige Ministerialrat Koller gegenüber dem ORF fest, eine erste Untersuchung habe ergeben, dass kein Fehlverhalten der Beamten vorliege.
    Allerdings wird jetzt eine genauere Untersuchung vorgenommen, deren Ergebnis man allerdings nicht abschätzen könne.
    Die Steuerfahndungsbeamten verrichten bis auf Weiteres keinen Außendienst.
    Johann Böserwart verkörperte das Musterbeispiel des viel zitierten Klein- und Mittelunternehmers.
    Er baute das Bauernwirtshaus seiner Eltern mit großem persönlichen Einsatz zu einem 200-Betten-Betrieb aus, der vor allem von holländischen Reisegruppen frequentiert wurde.
    Die 2000-Seelen-Gemeinde Altlenkbach ist erschüttert über den tragischen Tod des Unternehmers, der für die Gemeinde große wirtschaftliche Bedeutung hatte.
    Bürgermeister Karl Leidenfrost... Für uns, er beschäftigt 18 Arbeitnehmer,
    und ist eigentlich in seiner Rangordnung Spitze gewesen.
    Und für uns, der Marktgemeinderat Lenkbach war das eigentlich so, durch seine großen Holländer-Verträge hat er ein Leben in die Gemeinde hineingebracht.
    Das war vom Fleischhocker, vom Kaffeehaus bis alles, von den Spaziergängen, von den Wanderwegen, die haben praktisch alles belebt.
    Und wir sind tiefst erschüttert, dass dieser rührige Mann eigentlich so tragisch aus dem Leben scheiden hat müssen.
    Einige Ortsbewohner mussten nach dem Selbstmord Pöswarz daran gehindert werden, an den Steuerfahndern Löhnjustiz zu üben.
    Das Begräbnis am Freitag dürfte, wie ein Ortsbewohner heute wörtlich sagte, eine Demonstration werden.
    Unabhängig davon, ob der Hotelier nun hohe Steuerschulden hatte oder nicht, steht der schwere Vorwurf gegen die Steuerprüfer im Raum, widerrechtliche Methoden angewendet zu haben.
    Der Präsident der Kammer, der Wirtschaftstreuhänder Franz Burkert, meint generell zu Übergriffen von Steuerfahndern.
    Übergriffe sind mehrfach vorgekommen, nicht alleine von Seiten der Finanzverwaltung.
    Es ist das bedauerlicherweise auch geschehen in Form von mangelhaften Ausstellen oder Nicht-Ausstellen von Hausdurchsuchungsbefehlen durch Gerichte oder durch verspätetes Ausstellen.
    Und ich vermeine, dass man richtigerweise von jedem Staatsbürger die Einhaltung der Gesetze verlangt, aber in erster Linie auch von den Gerichten und von jenen Beamten, die derartige schwerwiegende Amtshandlungen durchführen.
    Selbst dann, wenn die Verfehlungen nur formeller Art sind, so betrachte ich sie als schwerwiegend.
    Der Selbstmordfall von Alt Lengbach angesichts seiner rigorosen Steuerfahndung war Hauptthema auch der Sitzung des heutigen Ministerrates.
    Aus dem Bundeskanzleramt meldet sich Erich Aichinger.
    Das Thema hat offenbar die Regierung auch in der Vorbesprechung des wöchentlichen Ministerrates beschäftigt.
    Finanzminister Herbert Salcher sagte anschließend im Pressefoyer, die Untersuchung würde mit aller Strenge geführt unter Beiziehung aller Zeugen, die uns genannt werden.
    Jeder, der glaubt, zur Aufklärung des Sachverhaltes beitragen zu können, solle sich an ihn Salcher wenden.
    Dann erklärte der Finanzminister.
    Ich habe diesen Fall menschlich sehr getroffen, denn letztlich ist es ja keine Kleinigkeit,
    wenn ein Familienvater aus welchen Gründen immer freiwillig aus dem Leben scheidet und das während einer Steuerfahndung.
    Und in einer solchen Situation muss man ganz einfach unverzüglich tätig werden.
    Ich habe die Steuerfahnder bei mir im Ministerium gehabt.
    Ich habe unverzüglich die erforderlichen Einvernahmen durchgeführt.
    Das erste Ergebnis lässt darauf schließen, dass sich die Beamten des Ministeriums haben das festgestellt, dass sich die Steuerfahnder korrekt verhalten haben.
    Aber am Rande sei etwas erwähnt,
    Es ist ja nicht so, dass die Steuerfahnder aus reiner Willkür irgendwo auftauchen.
    Der konkrete Anlassfall war so gelagert, dass der Steuerpflichtige
    zu Protokoll gegeben hat, dass er einen zweistelligen Millionenbetrag von Einnahmen steuerlich nicht einbekannt hat.
    Es ist also sicherlich ein Fall einer nicht unbeträchtlichen Steuerhinterziehung.
    Ich sage das nicht, um nachträglich einen Vorwurf zu erheben, sondern nur, um darzustellen, dass die Erhebungen nicht ohne Grund von der Steuerfahndung durchgeführt werden mussten.
    Zur Präzisierung, wann war denn letzten Donnerstag das Geständnis?
    Erst am Ende der Steuerfahndung oder wann?
    Die ersten Ergebnisse waren schon zu Beginn der Ermittlungen, also kurz nach sieben Uhr früh.
    Daraufhin wurden natürlich die Belege geprüft.
    Es ist dazu gekommen,
    dass irgendjemand versucht hat, während dieser Amtshandlung einen Ordner zu verbrennen.
    Das werden wir bei der endgültigen Darstellung schon deutlich aufzeigen.
    Und im Zuge der Belegrevision war festzustellen, dass eben die erste Angabe, die schon ein Schuldbekenntnis beinhaltet hat, in der Größenordnung weit untertrieben war.
    Ich sage auch deutlich, dass die Beamten der Steuerfahndung auch mit dem Steuerberater Fühlung aufgenommen haben, der in etwa, nicht wörtliches Zitat, sondern inhaltliches gemeint hat, er wisse schon, warum die Steuerfahnder kommen und er ist nicht
    hingekommen, um seinen Klienten zu unterstützen.
    Salcher dann generell, er lege Wert darauf, dass die Steuerbeamten nicht als Feind gesehen würden.
    Er lege aber auch Wert auf zivilisierte Umgangsformen bei den Steuerfahndern.
    Stichwort angebliche Bewaffnung von Steuerfahndern.
    Salcher, das gibt es nie von Amts wegen.
    Höchstens, dass die Beamten sozusagen privat eine Waffe führen dürfen.
    Manche Steuerbeamten seien in übrigen anonymen Drohungen ausgesetzt.
    Seilcher weiter, in Tirol, woher er stamme, sei nie von Übergriffen die Rede gewesen.
    Vielleicht sei in bestimmten Gebieten Österreichs das Klima vergiftet.
    Wenn sich eine Häufung in bestimmten Gebieten zeigen solle, dann müsse das gesamte Umfeld ausgeleuchtet werden, so Seilcher wörtlich.
    Soviel fürs Erste aus dem Pressefoyer nach der Regierungssitzung.
    Mit weiteren Themen aus diesem Pressefoyer werden wir uns später noch melden.
    Sie hörten Erich Aichinger.
    Nicht außerordentlich beachtet von der Weltöffentlichkeit, die weiterhin eher gespannt auf den Libanon blickt, hat sich in den vergangenen Tagen ein alter Konflikt im Nahen Osten neu entzündet.
    Zwischen dem Iran und dem Irak sind die Kämpfe neu aufgeflammt.
    An drei Stellen der 1200 Kilometer langen Grenze sind iranische Truppen in die Offensive gegangen.
    Die Golfstaaten Saudi-Arabien, Kuwait, Oman und Vereinigte Arabische Emirate, die in diesem Konflikt zwar neutral sind, sich aber mehr vor dem Teheraner Fanatiker Khomeini fürchten als vor dem Bagdader Militärdiktator Saddam Hussein, treffen Vorbereitungen für Notfälle.
    Präsident Reagan hat einen Flugzeugträger samt Begleitschiffen vom Indischen Ozean ins Arabische Meer in Marsch gesetzt, sicherlich mit dem Auftrag zu verhindern, dass der Iran seine oft geäußerte Drohung wahrmacht, den engen Ausgang des Persischen Golfs, die Straße von Hormuz, unpassierbar zu machen.
    Über diese Route wird derzeit etwa ein Fünftel des Ölbedarfs der westlichen Welt transportiert.
    Der Golfkrieg wurde im September 1980, also vor dreieinhalb Jahren, vom Irak begonnen, in der irrigen Meinung, das Regime Khomeini sei so schwach, dass es durch einige militärische Schläge gestürzt werden könnte.
    Mehr als 130.000 Menschen sind durch direkte Kampfhandlungen und durch Artillerie und Bondenangriffe auf Städte bis jetzt ums Lebens gekommen.
    Im folgenden Beitrag analysiert Roland Machatschke die militärische, wirtschaftliche und politische Situation im Golfkrieg.
    Westliche Experten sprechen von der größten Landschlacht seit dem Zweiten Weltkrieg, von der entscheidenden Offensive dieses langen Krieges.
    Die iranische Propaganda berichtet von 700.000 Freiwilligen, die bereit seien, die Verteidigung auf irakischer Seite mit der Wucht ihrer Menschenmasse allein niederzuwalzen.
    Die Strategie der Mullers sieht so aus.
    Nördlich und südlich von Bagdad soweit in das Land des Feindes hineinstoßen, dass die Verbindungen zur Hauptstadt unterbrochen werden können und dann entlang einer 80 Kilometer breiten Front direkt gegenüber Bagdad eine Menschenflut in Bewegung setzen, die erst in Bagdad zum Stillstand kommen soll.
    Phase 1 dieses Plans ist zurzeit im Gang.
    Die Iraner griffen mit Artillerie und Raketen die wichtige Stadt Basra an.
    Seither sind zehntausende Menschen auf der Flucht über die Grenze ins benachbarte Kuwait.
    Der Angriff auf Basra bedeutet außerdem einen neuen Abschnitt dieses Krieges.
    Bis jetzt hat der Iran nämlich demonstrativ die Zivilbevölkerung im Irak geschont, weil sie sich mehrheitlich zu Schia bekennt, also zu jener Richtung des Islams, die im Iran herrscht.
    Basra zum Beispiel ist zu 99% von Schiiten bewohnt.
    Dass Ayatollah Khomeini die Attacke angeordnet hat, deutet darauf hin, dass er die Hoffnung auf einen Aufstand der irakischen Schiiten aufgegeben hat.
    Im Frontabschnitt südlich von Bagdad ist den iranischen Truppen ein Einbruch gelungen.
    Sie stehen jetzt weniger als 25 Kilometer von der Straße Basra Bagdad entfernt, der wichtigen Verbindung der Hauptstadt mit dem Golf.
    300 Kilometer nördlich von Bagdad bereiten sich die Iraner auf eine Offensive über das südkurdische Bergland vor, mit dem Ziel, die Nordarmee des Irak von Bagdad abzuschneiden.
    Das ist Phase 2 der Strategie Khomeinis.
    Wenn beide Vorhaben gelingen, tritt Phase 3 in Kraft, der Angriff gegen das Herz des Feindeslandes.
    Der irakische Präsident Saddam Hussein hat für diesen Fall allerdings Vorbereitungen getroffen.
    Die strategische Stadt Bakobach, 40 Kilometer vor Bagdad, wurde schwer befestigt.
    Auf die angreifenden Iraner warten kilometertiefe Minenfelder, dahinter in vier Reihen gestaffelte Bunkeranlagen und 100.000 Soldaten, die Elite der irakischen Streitkräfte.
    Da die iranische Taktik vor allem darin besteht, fanatisierte Kinder und Jugendliche in Wellen gegen befestigte Stellungen anrennen zu lassen oder solange durch Minenfelder zu schicken, bis alle Minen auf Kosten ihres Lebens ausgelöst wurden, ist ein entsetzliches Blutbad zu befürchten.
    Auch dann, wenn die Zahl von 700.000 Angreifern mit Sicherheit weit übertrieben ist.
    Sollte den Iranern der Durchbruch gelingen, kann Saddam Hussein auf eine letzte strategische Reserve zurückgreifen.
    Seine Luftwaffe ist der iranischen Luftwaffe im Verhältnis 3 zu 1 überlegen.
    Und er hat schon angekündigt, dass er im Endkampf vor dem totalen Krieg nicht zurückschrecken wird.
    Das könnte vor allem mit der Zerstörung der wirtschaftlichen Lebensgrundlagen des Irans bestehen, seines Erdölexports.
    Die fünf hochmodernen Kampfflugzeuge des Typs Super Etendard, die der Irak aus Frankreich bezogen hat mit ihren Exocet-Luftbodenraketen, würden in diesem Fall durch gezielte Angriffe auf die iranischen Ölverladestationen im Golf die Lebensader der iranischen Wirtschaft durchtrennen.
    Das wiederum könnte das Signal für den Iran sein, seinerseits einen dramatischen Paukenschlag zu setzen, den Ausgang des Persischen Golfs in das Arabische Meer, die Straße von Hormuz, zu sperren.
    Erstes Angriffsziel wäre wahrscheinlich die kleine unbewohnte Insel Beydal Ganam, die dem Sultanat Oman gehört.
    Sie liegt am Südrand der Straße von Hormuz und da der Nordrand iranisches Territorium ist, könnte kein Schiff ohne Erlaubnis der Iraner passieren.
    Oman hat sechs Patrouillenboote in diesen Raum entsandt und hält 16.000 Soldaten unter dem Befehl britischer Offiziere bereit, einen iranischen Angriff zurückzuschlagen.
    Außerdem engagieren Oman, Katar und die Vereinigten Arabischen Emirate Söldner aus Europa, Kanada und Australien zur Ausbildung und Verstärkung ihrer Truppen.
    Im Konfliktfall vertraut Oman auf militärische Hilfe der befreundeten arabischen Staaten Ägypten, Jordanien, Marokko und Sudan.
    Amerikanische Einheiten kreuzen nicht nur auf Schiffen im Golf und vor dem Golf, sondern sind auch als Militärberater in Saudi-Arabien präsent.
    Oman hat überdies ein Abkommen mit den USA unterzeichnet, wonach omanische Flugplätze von amerikanischen Militärflugzeugen als Stützpunkte benutzt werden dürfen.
    Allerdings hat weder der Iran noch der Irak ein vordringliches Interesse daran, die Straße von Hormuz unpassierbar zu machen.
    Beide Länder beziehen einen großen Teil ihrer Importe, natürlich auch des militärischen Nachschubs, über diesen Weg.
    Und zur übereilten Provokation des Westens mit dem Ziel, so viele wie möglich in den eigenen Untergang hineinzuziehen, eignet sich der strategische Wasserweg ohnehin nicht mehr.
    Eben weil er so verwundbar ist, wurde das Risiko durch Verteilung und Vorratshaltung beim Erdöl stark vermindert.
    Ayatollah Khomeini scheint die politische Eskalationsgefahr nüchtern einzuschätzen.
    Warum sollte sich der Westen in ein gefährliches Abenteuer verwickeln lassen, nur um einen einzigen Mann an der Macht zu halten, sagte er unlängst vor Botschaftern islamischer Staaten in Teheran.
    Saddam Hussein andererseits ist überzeugt, dass die USA und die anderen arabischen Staaten nicht tatenlos militärischen Erfolgen des Iran zusehen werden.
    Khomeini wird sich nicht mit der Eroberung des Irak begnügen, sagte er.
    Er will das persische Reich im Namen des Islams wieder errichten.
    12.31 Uhr, wir hatten eine Analyse von Roland Machatschke.
    Was hoffen wir noch in der Zeit bis um 13 Uhr in diesem Mittagsjournal an Beitragsthemen unterzubringen?
    Wir bringen aus Anlass des 50.
    Todestages des nicaraguanischen Freiheitshelden Cesar Augusto Sandino ein Portrait von ihm auf.
    Dann bringen wir noch einen Nachruf auf den sowjetischen Nobelpreisträger Sholokhov und die Kulturredaktion berichtet dann noch über die Wiederentdeckung einer verschollenen Heidenmesse in England.
    Dann hoffen wir noch mehr zu erfahren über die wegen des italienischen Zöllnerstreiks wieder brisanter gewordenen Lage an der Brennergrenze.
    Ganz Nicaragua steht heute im Zeichen des 50.
    Todestages seines nationalen Helden Cesar Augusto Sandino.
    Jenes Sandino, der in den 20er und 30er Jahren gegen die amerikanische Besatzung seines Landes kämpfte und heute vor 50 Jahren ermordet wurde.
    Sandino ist bis heute die dominierende Figur des neuen Nicaraguas, des Nicaraguas der Sandinisten.
    Sandino vive, Sandino lebt, ist immer noch die meistgehörte Parole in Nicaragua.
    Sandino hatte es geschafft, die Amerikaner aus seinem Land zu vertreiben, jene Amerikaner, die Mittelamerika wirtschaftlich ausbeuteten und ihre ökumenische Vorherrschaft immer wieder mit militärischen Interventionen festigten.
    Heute, 50 Jahre nach Sandinos Tod, fühlt sich die sandinistische Regierung Nicaraguas wieder von den Amerikanern bedroht.
    Die Feiern zur Erinnerung an Sandino sollen daher auch eine Demonstration der Stärke der Sandinistas sein.
    Die Frage, wer dieser Sandino, der auch 50 Jahre nach seinem Tod eine so dominierende Rolle in seinem Land eigentlich war, versucht Brigitte Fuchs im folgenden Beitrag zu beantworten.
    Sandino sprengte voran und wartete.
    Sandino war die Nacht, die kam und war das Licht des Meeres, das sie tötete.
    Sandino war ein Turm mit Fahnen.
    Sandino war die Waffe voller Hoffnungen.
    So beschrieb der chilenische Literaturnobelpreisträger Pablo Neruda in seinem Canto General, dem großen Gesang über den Befreiungskampf ganz Lateinamerikas, César Augusto Sandino.
    Bis heute in vielen Liedern besungener und weit verehrter Freiheitsheld Nicaraguas.
    Sancto Sancto Sancto Sancto Sancto Sancto
    Obwohl der Begriff Sandinistisch das öffentliche Leben Nicaraguas seit der Revolution vor fünf Jahren wesentlich prägt, weiß man, zumindest in Europa, über die Namensgeber der Sandinisters nicht allzu viel.
    Wer war also dieser Cesar Augusto Sandino?
    Geboren wurde er am 18.
    Mai 1895 in einem kleinen Dorf in der Provinz Masaya, einem Gebiet, das vom Anbau von Kaffee, Mais, Tabak und Bananen lebte.
    Sein Vater, Don Gregorio, war Besitzer einer Kaffeeplantage und gehörte der Schicht der wohlhabenden Mestizen an.
    Deshalb heiratete er auch eine Frau aus seiner eigenen Schicht und nicht die Mutter seines Sohnes, eine Plantagenarbeiterin.
    Sandino wurde, wie das im mittelamerikanischen Freudalsystem üblich war, im väterlichen Haushalt aufgenommen, musste sich aber schon als Kind dort seinen Lebensunterhalt hart erarbeiten.
    Als seine Mutter wegen nicht bezahlter Schulden ins Gefängnis musste, musste der neunjährige Sandino mit.
    Auch das war damals so üblich.
    Mit 20 verließ er das Haus seines Vaters, verdingte sich auf den verschiedensten Haciendas und Blandagen als Schlossergeselle und handelte mit Weizen.
    Fünf Jahre später war es mit der bürgerlichen Beschaulichkeit aber schon zu Ende.
    Ausgerechnet während der Sonntagsmesse begann er, ob aus geschäftlichen Gründen oder einer Ehrensache, ist ungeklärt, Streit.
    bei dem sein Widersacher schwer verletzt zurück blieb.
    Sandino musste fliehen und ging ins Benachbarn der Honduras.
    Dort lebte er drei Jahre lang als Lagerverwalter einer Zuckerfabrik, bis er erneut fliehen musste, diesmal wegen einer Liebesaffäre.
    In Guatemala, seiner nächsten Station, arbeitete er für die berühmt-berüchtigte amerikanische United Fruit Company auf Bananenplantagen, ging aber bald darauf nach Mexiko, um sich als Erdölarbeiter zu versuchen, auf Ölfeldern, die ebenfalls in amerikanischem Besitz waren.
    1926 kehrte Sandino nach Nicaragua zurück und wurde Minenarbeiter.
    Wieder gehörte die Produktionsstätte den Amerikanern.
    Hier in San Albino, in Nordnicaragua, begann seine eigentliche Karriere als nationaler Freiheitsheld.
    Unter den Bergwerksarbeitern rekrutierte er seine erste Armee, die schlecht ausgerüstet und unvorbereitet im Bürgerkrieg zu Beginn mehr Niederlagen als Erfolge verbuchen musste.
    Der Bürgerkrieg wurde damals im Wesentlichen von zwei Parteien ausgetragen.
    Den regierenden Konservativen, die die Unterstützung der Amerikaner hatten und vor allem an der Pazifikküste zu Hause waren, auf der einen Seite und der liberalen Partei an der Atlantikküste auf der anderen Seite.
    Die Liberalen, auf deren Seite sich Sandino mit seinen Mannen schlug, wollten nicht nur das amerikanische Großkapital aus Nicaragua loswerden, sondern vor allem auch die amerikanischen Marineinfanteristen, die seit 1912 im Land standen und die Regierungstruppen der Konservativen massiv unterstützten.
    Die Bürgerkriegsparteien rekrutierten ihre Armeen, meist unter Zwang, aus der Landarbeiterschaft der Großgrundbesitzer, wobei die Gutsherren die Generäle stellten, die sich vom Ort der Kampfhandlungen aber tunlichst fernhielten.
    Die Ausrüstung der Soldaten war lächerlich.
    Sie bekamen ein paar Soldalen, ein meist altes Gewehr, 100 Schuss Munition und einen Strohhut.
    Auf diesen Strohhut wurde, je nachdem, ob sie bei den Konservativen oder bei den Liberalen waren, ein rotes oder ein grünes Abzeichen geheftet.
    Als die Liberalen, mit denen er bis dahin gemeinsam gegen die Regierungstruppen und Amerikaner kämpfte, 1927 kapitulierten, schloss sich Sandino dieser Kapitulation nicht an, sondern zog sich in die Berge zurück und begann den Guerilla-Kampf.
    Ein Kampf, der sechs Jahre dauern sollte und sich praktisch auf das ganze Land ausdehnte.
    Die triste wirtschaftliche Situation der Landarbeiter begünstigte das Vordringen der Sandinisten und immer wieder liefen ganze Garnisonen der Regierungsarmee zu den Rebellen um Sandino über.
    1932 bereiteten die Amerikaner ihren Abzug vor.
    Es gab Präsidentenwahlen in Nicaragua, bei denen der liberale Kandidat gewann.
    Die Regierungsarmee, die bis dahin von den amerikanischen Marines kommandiert wurde, den Nicaraguanern übergeben.
    Ihr erster Oberbefehlshaber hieß Somoza, dessen Familie für die nächsten 47 Jahre das Land beherrschte.
    1933 kam es zum Friedensschluss der Sandinistischen Armee mit der Regierung, die Waffen wurden niedergelegt und Sandino zog sich mit einer 100 Mann starken Leibwache in die Berge zurück.
    Seine Anhänger wurden allerdings, allen Vereinbarungen mit der Regierung zum Trotz, in vielen Gebieten verfolgt und verhaftet.
    Um dagegen zu protestieren, kehrte Sandino im Februar 1934 noch einmal in die Hauptstadt nach Managua zurück.
    Nach einem offiziellen Abendessen bei Präsident Sarkasa im Präsidentenpalast am 21.
    Februar wurde er aus seinem Auto heraus verhaftet.
    Verhaftet von der Regierungsarmee Somosas, der später angab, der Botschafter der Vereinigten Staaten, Bliss Lane, habe ihm dazu die Vollmacht gegeben.
    Sandino wurde erschossen.
    Zwei Jahre später wurde Somosa Präsident Nicaraguas.
    Der Name Sandino blieb bis zum Sieg des Sandinistas über Somosas Sohn vor fünf Jahren in Nicaragua verboten.
    Ein Portrait Sandinus, gezeichnet von Brigitte Fuchs.
    12.39 Uhr ist es jetzt.
    Zurück nach Österreich, zurück noch einmal zur Regierungssitzung.
    Neben dem tragischen Zwischenfall in Alt Lengbach gab es auch noch ein anderes Thema im heutigen Pressefoyer des Ministerrates, nämlich die geplante Funktionslösung beim Fernsehen.
    ORF-Generalintendant Gerhard Bacher hat kürzlich den drei Parlamentsparteien seine Vorschläge darüber schriftlich übermittelt.
    Es geht im Wesentlichen darum, dass im Bereich des Fernsehens ein Intendant für die Unterhaltung und ein anderer für den Informationsbereich zuständig sein soll.
    Dazu heute Bundeskanzler Sinowatz.
    Ich habe einen Brief des Herrn Generalintendanten bekommen, in dem er auf die nach seiner Meinung notwendigen
    Lösung dieser Frage hinzielt, Funktionslösung.
    Ich muss sagen, dass mir vieles davon einleichtert.
    Es geht um einen gut geführten, effizienten Rundfunk, der sich vorbereitet auf eine schwierige Konkurrenzsituation.
    Wir beraten diese Vorschläge zurzeit.
    Ich kann mir durchaus vorstellen, dass wir hier eine positive Stellung beziehen.
    Sinovac wurde auch gefragt, ob eine solche Funktionslösung die Neuwahl der gesamten ORF-Geschäftsführung oder nur die Neubestellung der beiden Intendanten erforderlich machen würde.
    Sinovac dazu?
    Aber soweit ich das sehe, muss nicht die Geschäftsleitung gewählt werden, sondern die beiden Intendanten.
    Ja, das war Bundeskanzler Sinovac zur geplanten Reform, zur geplanten Funktionslösung im ORF.
    Jetzt bin ich verbunden mit Oberstleutnant Ronald Steirer vom Landesgendarmeriekommando in Tirol.
    Wegen des italienischen Zöllnerstreiks scheint sich nämlich an den österreichisch-italienischen Grenzübergängen die Lage weiter zu verschärfen.
    Brisant ist die Lage vor allen Dingen an der Brennergrenze.
    Herr Oberstleutnant, wie ist zurzeit die Situation?
    Laut der Zeit wird am Brenner bis 14 Uhr abgefertigt.
    Anschließend wird der Streik fortgesetzt.
    Wir haben derzeit etwa über 1.000 Schwerfahrzeuge im Autobahnbereich stehen, darunter einen längeren Rückstau von Nöschlach bis Matra auf der Brennautobahn.
    Ist es bereits zu größeren Zwischenfällen gekommen?
    Zu Zwischenfällen ist es nicht gekommen.
    Der BKW-Verkehr geht normal.
    Gibt es keine größeren Unmutsäußerungen unter den Fernlenkern?
    Wie ist die Situation?
    Die Fährenfahrer sind natürlich ungehalten, weil das Ganze schon längere Zeit dauert.
    Aber wie gesagt, es ist derzeit noch nicht in Aussicht und man kann noch nicht absehen, wann der Streik endgültig beendet wird.
    Die Tiroler Landesregierung hat eine Krisensitzung einberufen und will mit Hilfe des Roten Kreuzes eine Essensaktion für die Fernfahrer organisieren.
    Ist diesbezüglich die Situation schon so brisant?
    Es hat eine Besprechung bei der Tiroler Landesregierung stattgefunden, bei welcher dem Wunsch der Frechte auf Durchführung einer Blockade am Brenner nicht Rechnung getragen wurde, weil man die Auffassung vertreten hat, dass die negativen Auswirkungen die Vorteile bei weitem übertroffen hätten.
    Die Frechter wurden auf den Rechtsweg verwiesen, eine eventuelle Demonstration oder Blockade bei den zuständigen Behörden anzumelden.
    Es ist derzeit so, dass die LKWs meistens in der Nähe von Raststätten stehen oder Gaststätten, sodass derzeit eine dringende Verpflegung noch nicht notwendig ist.
    Abgesehen davon, dass wir die LKW-Lenker darauf aufmerksam gemacht haben, sie möchten sich ein Proviant mitnehmen.
    Wie wird es weitergehen, Oberstleutnant Steirer.
    Naja, das können wir momentan nicht sagen, weil wir ja nicht wissen, wie lange der Streik fortgesetzt wird.
    Kritisch wird's für uns vor allem zur Nachtzeit, weil wir dann auf der Autobahn meistens Nebel haben.
    Das heißt, wir müssen dann trachten, dass diejenigen Fahrzeuge, die am Bahnennstreifen stehen, auf den Brenner hinaufgebracht werden.
    Wir haben derzeit noch vor, den Parkraum Wörgl-Ost, wo etwa 300 Schwerfahrzeuge Platz haben, zu verparken.
    Dann anschließend den Bahnstreifen bis zur Grenze Kufstein-Kiefersfelden und dann würden wir den Stau über die deutsche Grenze hinüberstehen lassen.
    Für welche Zeit rechnen Sie mit der Aufhebung des Streiks und dass es dann zu einer Entlastung der Situation am Brenner kommt?
    Das kann man bei den Italienern nie sagen.
    Der Streik ist geplant bis Ende der Woche, also bis Freitag.
    Es kann aber ohne Weiteres sein, dass auch schon früher die Situation sich bereinigt.
    Glauben Sie, wird das ein totaler Streik sein oder wird es hier auch Möglichkeiten zwischendurch geben, dass doch einige Fahrzeuge abgefertigt werden können?
    Naja, die Situation ist die, dass es nicht ein totaler Streik ist, sondern von 8 bis 14 Uhr wird normal abgefertigt.
    Die ganze rechtliche Zeit wird der Schwerverkehr blockiert.
    Haben Sie einen Überblick über die anderen Grenzübergänge in Richtung Italien?
    Ja, was die Rollerseite betrifft, so kann ich nur sagen, dass auch am Reschenbosch und in Silien schleppend abgefertigt wird.
    Am Reschenpost stehen derzeit etwa 70 Fahrzeuge und in Siljan 100 Schwerfahrzeuge.
    Also es ist auch dort nicht empfehlenswert, die Grenze zu basieren und wir können allgemein dem Schwerfahrzeuglenker nur raten, den Brenner derzeit nicht anzufahren.
    Ja, danke vielmals Oberstleutnant Steirer für diese Informationen.
    Auf Wiederhören.
    Auf Wiederhören.
    Es ist nun gleich 12 Uhr und 45 Minuten bis zu unserem nächsten Beitrag Ein paar Takte Musik.
    Ein Blick auf die Uhr, 12.46 Uhr, eine Minute nach dreiviertel eins.
    Wie Sie bereits in den Nachrichten gehört haben, ist der sowjetische Schriftsteller Michael Tcholokow im Alter von 78 Jahren gestorben.
    Das bekannteste Werk Tcholokows ist der mehrteilige, auch verfilmte Roman Der Stille Dom, der seinem Autor 1965 auch den Literaturnobelpreis einbrachte.
    Hören Sie auf Michael Tcholokow folgenden Nachruf von Hans Langsteiner.
    Kaum ein anderer Schriftsteller seines Landes und seiner Zeit ist Jesu ausschließlich mit seinem Hauptwerk identifiziert worden, wie der nun verstarbene Michael Aleksandrowitsch Sholokhov mit seinem vierteiligen Romanepos Der Stile Don.
    Sholokhov schilderte darin, in einer manche Kritiker an Tolstois Krieg und Frieden erinnernden Verzahnung aus privaten und historischen Geschehen, die Geschichte der Don Kosaken in den Jahren zwischen 1912 und 1922.
    Das Werk gilt allgemein als herausragendstes Beispiel des sogenannten sozialistischen Realismus und hat seinem Autor zunächst nicht nur Ruhm eingebracht.
    Nach Erscheinen des ersten der insgesamt vier Bände des Stillen Dorn sah sich Schollochow dem Vorwurf der mangelnden Parteilichkeit ausgesetzt.
    Erst Stalin selbst soll sich für die Veröffentlichung der dickleibigen Fortsetzungen verwendet haben.
    Der letztliche Welterfolg war dann freilich umso größer.
    Übersetzungen in mehr als 50 Sprachen, eine Oper, eine Fernsehfassung und gleich zwei Kinofilme waren die äußeren Stationen eines Siegeszuges, der schließlich 1965 in der Verleihung des Nobelpreises an Sholokhov gipfelte.
    Knapp zehn Jahre später flammten die Diskussionen über den stillen Don neu auf.
    Als Gerüchte die Runde machten, Sholokhov habe die Bücher nicht selbst geschrieben, sondern das Werk eines hingerichteten weißrussischen Offiziers als das seine ausgegeben.
    Zu dieser Zeit war der 1905 geborene Bauernsohn aus Rostov indessen als Sprachrohr offizieller russischer Historiografie bereits zu angesehen, als dass sein Ruhm, zumindest in seiner Heimat, noch zu erschüttern gewesen wäre.
    Acht Leninorden, ein Leninpreis, der Orden der Oktoberrevolution und die Auszeichnung als Held der Arbeit belegen, dass Michael Schollochow gewiss nicht als dissentierender Regimekritiker in die Literaturgeschichte eingehen wird.
    Mögen auch Schollochows andere Werke, darunter der nichtunkritische Roman Neuland unter dem Pflug,
    das Kriegsbuch »Sie kämpften für die Heimat« und die ebenfalls verfilmte Novelle »Schicksal eines Mannes«, den Rang des »Stillen Dorn« nicht erreichen und zumindest im Westen eher unbekannt geblieben sein.
    Als Chronist seiner Kosakenheimat wird Sholokhov Literaturkennern in aller Welt unvergesslich bleiben.
    Sie hörten einen Nachruf von Hans Langsteiner.
    Mit einer Sensation wartet das Londoner Auktionshaus Christie's bei einer Versteigerung am 27.
    März auf.
    An diesem Tag kommt nämlich die unvollendet gebliebene Partitur einer verschollen geglaubten Messe von Joseph Haydn unter den Hammer.
    Bei der Messe handelt es sich, so erklären die Experten, um die wichtigste Entdeckung eines Werkes von Haydn seit vielen Jahren.
    Walter Gellert informiert sie im folgenden Beitrag über die Messe und deren Wiederauffindung.
    Der Zufall hat bei der Wiederentdeckung der Heidenmesse mit dem Titel Nissa sunt bona mixta malis Regie geführt.
    Vor einer Dachreparatur fand der Besitzer eines Hauses in Nordirland auf dem Dachboden alte Noten und Briefe, darunter, wie sich später herausstellte, ein Notizenblatt von Beethoven sowie Briefe von Schumann und Mendelssohn.
    Der Mann brachte den Fund zu Christie's in Dublin, von wo die Autografen an die Londoner Niederlassung geschickt wurden.
    Zufällig bekam dort einer der bedeutendsten englischen Musik-Antiquare die Noten zu Gesicht und entdeckte die Heidenmesse.
    Das war knapp vor Weihnachten 1983.
    Sofort wurde auch der in Cardiff unterrichtende Heidenforscher H.C.
    Robbins-Lenton verständigt.
    Er erzählte uns am Telefon,
    Und es ist ein autografisches Manuskript, ein Engländer namens Vincent Novello, das ist der Gründer eines berühmten Musikverlages in London, Novello & Company.
    Er hat das in Wien 1829 gekauft bei Heidens Verleger Atelier und hat das zurückgebracht nach England.
    Wir haben alles das gewusst, weil er ein Tagebuch geführt hat.
    Und in diesem Tagebuch aus dem Jahr 1829 erzählt er das ganz deutlich, dass er bei Atreya war, hat diese ihm unbekannte, ungedruckte Messe gekauft und damit verschwand es.
    Von da lässt sich die Spur des Haydn-Autographs weiterverfolgen.
    Novello verkaufte die Messe einem irischen Sammler, einem Pfarrer, dessen Tochter die Noten schließlich der Mutter des vorhin erwähnten Hausbesitzers schenkte.
    Haydn-Forscher Robin Slandon... Diese Messe ist für vierstimmigen Chor, Soprano, Alteno, Bass...
    und Basso continuo, das heißt also Orgel, Violoncello und Basso, und ist in einem absichtlich gehaltenen alten Stil.
    Hein nennt die Messe alla cappella.
    war ihm so viel bedeutender als für uns A-Kapelle.
    Nun, in der A-Kapelle-Zeit, also Chormusik ohne Begleitung, wir sind draufgekommen, dass selbst im Mittelalter meistens doch eine Begleitung war.
    Und für Haydn war es selbstverständlich, dass alle Kapelle zwar den Stil von dieser alten Musik hatten, aber er hat doch, wie gesagt, eine fünfte Stimme, ein basso continuo, durch die Messe mitlaufen lassen.
    Das Autograf enthält aber nicht die ganze Messe.
    Wir haben also in diesem
    Autograf des gesamten Kyriei und den ersten Satz von Gloria und danach folgen fünf leere Seiten.
    Es gibt also zwei Möglichkeiten.
    Entweder war die Messe vollendet und ein zweiter Teil ist vielleicht bei den Brand in diesem Jahr, nämlich die Messe ist geschrieben im Jahr 1768, vielleicht ist ein Teil zugrunde gegangen oder Haydn hat vielleicht auf Aufregung wegen dieser schrecklichen Feuersbrunst in Eisenstadt, er war damals in Esterhase,
    weil er die Uraufführung, seine neuen Oberlog-Speziale der Apotheker hat vorbereiten müssen.
    Jedenfalls, es gibt die leise Möglichkeit, dass die Messe wirklich unvollendet war.
    Gegen diese Theorie spricht die Tatsache, dass Haydn den Inzipit in seinen Katalog aufgenommen hat.
    Er hat nie unvollendete Werke aufgenommen.
    Für das gut erhaltene und signierte Heidenautograf interessiert sich das Musikvereinsarchiv in Wien, das ja eine der bedeutendsten Heidensammlungen der Welt besitzt.
    Allerdings wird man sich gegen zahlungskräftige Mitbieter durchsetzen müssen, da Musikautografe als gute Kapitalsanlage gelten.
    Der Wert des zur Versteigerung kommenden Autografs wird auf mindestens
    20.000 Pfund, das sind etwa 600.000 Schilling geschätzt.
    Otto Biber, der Leiter des Musikvereinsarchivs.
    Wir wissen von einem englischen Bankhaus, das großes Interesse hat, dieses Autograf zu erwerben.
    und ich fürchte, dass eine Bibliothek gegen dieses Angebot nicht mithalten wird können.
    Sollten wir imstande sein, mit Hilfe von Mäzenern und Freunden und Förderern ein realistisches Angebot bei dieser Auktion machen zu können, bin ich allerdings auch sicher, dass man vielleicht mit diesem Bankhaus sprechen wird können, dass es sein Interesse in diesem Fall zurückstellt und ein anderes Autograf als Wertpapier erwerben wird.
    Ich hoffe natürlich einerseits, dass der Preis für dieses Autograf nicht zu hoch steigt.
    Nach meiner Erfahrung fürchte ich allerdings, dass man mit 600.000 Schilling nicht auskommen wird können, dass man wohl eine siebenstellige Zahl dafür bezahlen wird müssen.
    Und wie klingt die wiederentdeckte Heidenmesse Missas und Bona Mixtamalis, was in etwa bedeutet, dass Gute und das Böse sind miteinander vermischt?
    HC Robbins Lampen hat in einem Interview für die BBC die Anfangstakte des Werkes auf Klavier gespielt.
    Die vier Stimmen kommen nacheinander.
    Das ist, wie die Wörter gehen.
    Zweite Stimme.
    Dritte Stimme.
    Vierte Stimme.
    der Heidenforscher Robin Landon selbst am Klavier.
    Nach diesem Beitrag, gestaltet von Walter Gellert über die Wiederauffindung einer verschollen geglaubten Heidenmesse, beenden wir das Mittagsschornal mit einer Kurzmeldungsübersicht.
    Österreich.
    Den nach einer Steuerfahndung verübten Selbstmord eines Gastwirtes in Altlenkbach im Bezirk St.
    Pölten hat die Handelskammer Niederösterreich zum Anlass genommen, um gegen die dort tätig gewesenen Beamten Strafanzeige zu erstatten.
    Kammerpräsident Vinzenz Höfinger erklärte, Aussagen von Zeugen hätten bestätigt, dass es bei diesen Vorfällen nicht nur zu einer Überschreitung der gesetzlichen Vorschriften, sondern zu strafbaren Handlungen gekommen sei.
    Auch der Verein der Steuerzahler des ehemaligen Volksanwaltes Gustav Zeilinger hat bei der Staatsanwaltschaft St.
    Pölten Anzeige erstattet.
    Und zwar wegen Verdachts des Amtsmissbrauchs und wegen des Verdachts der Unterlassung der offensichtlich erforderlichen ärztlichen Hilfeleistung, erklärt der Verein.
    Finanzminister Salcher hat eine strenge Untersuchung des Falles angekündigt.
    Die Lage an den österreichisch-italienischen Grenzübergängen ist unverändert.
    Aufgrund des Bummelstreiks der italienischen Zöllner stauen sich am Brenner in Tirol hunderte Lastkraftwagen.
    Die Tiroler Landesregierung hat ihre Absicht bekundet, mithilfe des Roten Kreuzes eine Essensaktion für die Fernfahrer zu organisieren.
    Am Grenzübergang Törlmaglen in Kärnten, wo bis 14 Uhr normal abgefertigt wird, standen am Vormittag noch zwischen 800 und 900 Lkw auf österreichischer Seite.
    In Silian warten etwa 100 Lastwagen und am Reschenpass 70.
    Nach Angaben der österreichischen Frechter haben sie durch die Stehzeiten an der Grenze pro Lkw und Tag bis zu 7000 Schilling finanzielle Einbußen.
    Frankreich.
    Begleitet von neuerlichen Protestaktionen der Fernfahrer im Großraum Paris haben am Vormittag zwischen der Regierung und Vertretern der Transportunternehmerverbände Verhandlungen begonnen.
    Nach Angaben der französischen Polizei gab es heute noch 63 Blockaden, von denen vor allem die in die Schweiz und nach Italien führenden Alpenstraßen betroffen waren.
    Die Transportunternehmer fordern unter anderem eine Senkung der Treibstoffsteuer und eine raschere Grenzabfertigung.
    Tschechoslowakei.
    UNO-Generalsekretär Pérez de Cuéllar ist nach seinem Besuch in Polen heute in Prag eingetroffen.
    Im Mittelpunkt der Gespräche mit der tschechoslowakischen Regierung stehen nach offiziellen Angaben Fragen der Sicherung des Friedens und die aktuellen Aufgaben der Vereinten Nationen.
    Äthiopien.
    In Afrika hungern derzeit etwa 150 Millionen Menschen.
    Der stellvertretende UNO-Generalsekretär Adebayo Adedegi erklärte anlässlich eines Aufenthalts in Addis Ababa, die Getreideproduktion der bedrohten Länder sei in den vergangenen Jahren weiter zurückgegangen.
    Der stellvertretende UNO-Generalsekretär rief zu verstärkten internationalen Hilfeleistungen auf.
    Österreich.
    Die Theologische Fakultät an der Universität Wien begeht heute ihr 600-jähriges Bestandsjubiläum.
    Sie ist damit die älteste ununterbrochen bestehende katholisch-theologische Fakultät der Welt.
    Zurzeit studieren dort etwa 1800 Hörer.
    Sowjetunion.
    Der sowjetische Schriftsteller und Literaturnobelpreisträger Mikhail Sholokhov ist im Alter von 78 Jahren gestorben.
    Sein in viele Sprachen übersetztes Hauptwerk ist der Roman Der stille Dom.
    Nun noch die Wetteraussichten für Österreich bis zum Abend.
    Unterschiedliche, zum Teil auch geringe Bewölkung.
    Niederschlagsfrei.
    Nachmittagstemperaturen meist 0 bis plus 5 Grad.
    Kurz vor 13 Uhr ist es jetzt eine Stunde Mittagsjournalinformation.
    in Österreich 1 und Ö3 ist jetzt beendet.
    Das nächste Journal ist das Abendsjournal.
    Beginn 18 Uhr, Österreich 1 und Österreich Regional.
    Fürs Mittagsteam verabschiedet sich nun Udo Bachmeier.
    Einen recht angenehmen Nachmittag.
    Auf Wiederhören.
    Untertitel der Amara.org-Community

    Beiträge dieses Journals

    Nachrichten
    Datum: 1984.02.21 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Wetterbericht
    Datum: 1984.02.21 [Sendedatum]
    Schlagworte: Natur ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Selbstmord eines Hoteliers in Altlengbach nach Steuerfahndung
    Interview: Bankbeamtin und Zeugin Sigrid Januschke, Bürgermeister Karl Leidenfrost, Präsident der Kammer der Wirtschaftstreuhänder Franz Burkert
    Mitwirkende: Adrowitzer, Roland [Gestaltung] , Januschke, Sigrid [Interviewte/r] , Leidenfrost, Karl [Interviewte/r] , Burkert, Franz [Interviewte/r]
    Datum: 1984.02.21 [Sendedatum]
    Ort: Altlengbach
    Schlagworte: Politik ; Politik Österreich ; Gesellschaft ; Medizin ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Ministerrat: Interview mit Finanzminister Salcher zu dem Verhalten der Steuerfahnder (Selbstmord eines Hoteliers)
    Interview: Finanzminister Salcher
    Mitwirkende: Eichinger, Erich [Gestaltung] , Salcher, Herbert [Interviewte/r]
    Datum: 1984.02.21 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik ; Politik Österreich ; Gesellschaft ; Medizin ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Zuspitzung im Golfkrieg
    Mitwirkende: Machatschke, Roland [Gestaltung]
    Datum: 1984.02.21 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    50. Todestag des nicaraguanischen Freiheitshelden Augusto Cesar Sandino
    Einblendung: Musik
    Mitwirkende: Fuchs, Brigitte [Gestaltung]
    Datum: 1984.02.21 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Bundeskanzler Sinowatz zur ORF-Reform
    Einblendung: Bundeskanzler Sinowatz
    Mitwirkende: Eichinger, Erich [Gestaltung] , Sinowatz, Fred [Interviewte/r]
    Datum: 1984.02.21 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Gesellschaft ; Medien und Kommunikation ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Streik der italienischen Zöllner, Situation am Brenner, Krisengipfel
    Interview: Oberstleutnant Steirer (Landesgendarmeriekommando in Tirol)
    Mitwirkende: Bachmair, Udo [Gestaltung] , Steirer, ... [Interviewte/r]
    Datum: 1984.02.21 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik Österreich ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Nachruf auf den sowjetischen Schriftsteller und Nobelpreisträger Michail Scholochow
    Mitwirkende: Langsteiner, Hans [Gestaltung]
    Datum: 1984.02.21 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Film ; Literatur ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Verschollene Partitur einer Haydn-Messe in England wiederentdeckt und versteigert
    Einblendung: Haydn-Forscher H. C. Robbins Landon und Musikhistoriker Otto Biba , Einblendung: Musikbeispiel (Anfangstakte auf Klavier gespielt von H. C: Robbins Landon)
    Mitwirkende: Gellert, Walter [Gestaltung] , Robbins Landon, H. C. [Interviewte/r] , Biba, Otto [Interviewte/r]
    Datum: 1984.02.21 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Wirtschaft ; Musik ; E-Musik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten

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    Titel Mittagsjournal 1984.02.21
    Spieldauer 00:59:35
    Mitwirkende Bachmair, Udo [Moderation]
    Glück, Luis [Regie]
    ORF [Produzent]
    Datum 1984.02.21 [Sendedatum]
    Schlagworte Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt
    20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ audio
    Format TKA [Tonband auf Kern (AEG)]
    Sprache Deutsch
    Rechte Mit freundlicher Genehmigung: ORF
    Signatur Österreichische Mediathek, jm-840221_k02
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