Mittagsjournal 1979.07.13

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    Rechtliches

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    KI-generiertes Transkript

    Untertitel der Amara.org-Community
    Eine angenehme Mittagsstunde wünsche ich Ihnen, meine Damen und Herren.
    Hier meldet sich die Redaktion des Mittagsschornals.
    Sie im Studio begrüßt Sie, Inse Vögel.
    Ich hoffe, wir können Ihnen heute so etwas wie ein Schlechtwetterprogramm im Schornal bieten.
    Unser Angebot ist jedenfalls breit gestreut und ich nehme fast an, dass sicher auch für Sie etwas darunter ist, was Sie wirklich interessiert.
    Darum gleich einmal ein erster, knapper Überblick.
    Der Familienbericht der Bundesregierung, zu einem ungünstigen Zeitpunkt knapp vor den Wahlen veröffentlicht und daher auch ein bisschen untergegangen, ist nun in den letzten Wochen auf Kritik der Opposition und auch verschiedener Verbände gestoßen.
    Familienstaatssekretärin Karl nimmt heute dazu nochmal Stellung und erläutert auch Schwerpunkte dieses Berichts.
    Der Präsident des Statistischen Zentralamtes Bosse spricht sich dann in einem Interview, das Helmut Glezander mit ihm geführt hat, gegen einen gespaltenen Index aus.
    Dahinter steht ja die Idee, neben dem normalen Index einen anderen zu führen, in dem die durch die Rohölpreisverteuerung bedingten Preissteigerungen nicht drinnen sind.
    Sie merken schon, das spielt ein bisschen in die Diskussion der vergangenen Tage um die Strategie für künftige Lohnverhandlungen mit hinein.
    Und um energiepolitische Fragen ging es dann am Vormittag bei einer Pressekonferenz des neuen alten Energiesprechers der ÖVP König.
    Wir werden auch darüber berichten.
    Wir beschäftigen uns dann noch mit dem gestrigen katastrophalen Brand im spanischen Saragossa.
    Da hat sich nämlich jetzt gezeigt, dass die Sicherheitsvorschriften auf den verschiedensten Gebieten überhaupt in Spanien äußerst mangelhaft sind.
    Und wir haben natürlich im Zusammenhang mit diesem Hotel Brandt auch recherchiert, wie es eigentlich bei uns mit Sicherheitsmaßnahmen auf diesem Gebiet aussieht.
    Geplant ist dann auch ein Gespräch mit dem Kinderdorfvater Hermann Gmeiner.
    Er glaubt nämlich, eine Idee zu haben, wie man den Vietnamflüchtlingen wirklich effizient helfen könnte.
    Und auch noch auf dem Programm steht ein Wirtschaftsbericht aus Großbritannien.
    Der Stahlkonzern British Steel hat als drastische Sparmaßnahme die Schließung seines Werks in North Wales angekündigt.
    Die Kulturredaktion berichtet dann unter anderem vom Operettensommer in Österreich.
    Das war also so ein erster kurzer Überblick über das Programm.
    Ich hoffe, es ist auch für Sie was darunter.
    Wir beginnen aber wie üblich mit den Nachrichten.
    Dafür ist heute verantwortlicher Chef vom Dienst Henry Goldhahn und Sprecher Wilfried Schirrlbauer.
    Türkei.
    Die ägyptische Botschaft in Ankara ist heute vermutlich von Palästinensern überfallen und besetzt worden.
    Mehrere mit Maschinenpistolen ausgerüstete Terroristen stürmten das Gebäude und töteten zwei Sicherheitsbeamte.
    Die Umgebung der Botschaft wurde von der Polizei abgeriegelt.
    Ob der Botschafter oder einer seiner Mitarbeiter verletzt wurde, ist zur Stunde nicht bekannt.
    Österreich.
    Wie aus dem soeben erschienenen Bericht des Instituts für Wirtschaftsforschung über die wirtschaftliche Entwicklung Österreichs im vergangenen Jahr hervorgeht, konnte die Kärntner Wirtschaft Rekordsteigerungen in allen Bereichen erzielen.
    Kärnten verzeichnete 1978 einen beschäftigten Zuwachs von 1,3 Prozent, während die Zunahme in Gesamtösterreich nur 0,8 Prozent gegenüber dem Jahr zuvor betrug.
    Die Industrieproduktion Kärntens erhöhte sich 1978 gegenüber dem Vorjahr um 5,3 Prozent, in Gesamtösterreich nur um 2,7 Prozent.
    Besonders stark war mit 17 Prozent der Produktionszuwachs in der Kärntner Bauwirtschaft gegenüber 6 Prozent in Gesamtösterreich.
    Ebenso lag Kärnten im Fremdenverkehr und in der Land- und Forstwirtschaft über dem österreichischen Durchschnitt.
    Die Bundeswirtschaftskammer hat in einem Schreiben an die amtliche Preiskommission beim Handelsministerium die Aufhebung der amtlichen Preisregelung für Mineralölprodukte beantragt.
    Wie die Bundeskammer betonte, beruhten die Preise für Mineralölprodukte im Wesentlichen auf einer sogenannten Bündelpreiskalkulation, die durch die einseitige Freigabe des Dieselölpreises völlig verzerrt worden sei.
    Wenn nicht rasch und flexibel marktgerechte Preise für die einzelnen Mineralölprodukte in Kraft gesetzt werden können, bleibe nicht nur die derzeitige Verzerrung zu Lasten der Wirtschaft bestehen, sondern es seien auch Versorgungsschwierigkeiten nicht auszuschließen.
    Der Energiesprecher der ÖVP, Abgeordneter König, sagte heute in einer Pressekonferenz in Wien, das nationale Interesse Österreichs verlange eine gemeinsame Energiepolitik.
    Energiesicherung dürfe aber kein Vorwand für neue Steuern sein.
    Der Staat müsse mit gutem Beispiel vorangehen.
    Durch flankierende Maßnahmen sollten soziale Härten gemildert werden.
    Was Österreich nach jahrelangen Versäumnissen brauche, seien nicht unverbindliche Kataloge, sondern konkrete gesetzliche Maßnahmen, forderte König.
    Großbritannien.
    Der staatliche Stahlkonzern British Steel hat die Schließung des Stahlwerkes von Shotton in North Wales angekündigt.
    Ein genauer Zeitpunkt der Stilllegung wurde noch nicht genannt.
    Das Unternehmen hat sich jedoch bereits an die Gewerkschaften gewandt, um mit ihnen über die Modalitäten der Kündigung der 6300 Beschäftigten zu verhandeln.
    Das Stahlwerk in Schotten hatte im vergangenen Jahr ein Defizit von umgerechnet 810 Millionen Schilling.
    Nach Informationen aus London soll auch das Stahlwerk von Corby in Northamptonshire, in dem 5000 Menschen arbeiten, von der Stilllegung bedroht sein.
    Iran
    Wegen Verführung Minderjähriger zur Unzucht hat ein islamisches Revolutionsgericht in Teheran heute drei Homosexuelle zum Tode verurteilt.
    Die Männer wurden im Morgengrauen hingerichtet.
    Gestern waren in Persien sechs Prostituierte exekutiert worden.
    Ferner wurden heute in Teheran drei Männer wegen des Betriebes von Bordellen und Spielhöllen hingerichtet.
    Auch in der Ölstadt Achwas wurde an drei Personen das Todesurteil vollstreckt, denen Waffen- und Drogenschmuggel sowie ebenfalls der Betrieb von Bordellen vorgeworfen worden war.
    Die jüngsten Hinrichtungen stehen im Widerspruch zu einer Verfügung des inoffiziellen Staatsoberhauptes Comeni, der angeordnet hat, die Todesstrafe nur gegen Personen anzuwenden, die den gewaltsamen Tod anderer bewirkt hätten.
    Griechenland.
    Die Fluglotsen der Olympic Airways haben einen viertägigen Streik beendet.
    In einer Presseerklärung gaben die Olympic-Angestellten bekannt, sie würden die Arbeit wieder aufnehmen, weil ihre Forderungen erfüllt worden seien.
    Die Navigatoren hatten die Wiedereinstellung von fünf Kollegen verlangt, die wegen gewerkschaftlicher Aktivität entlassen worden waren.
    Italien.
    Wenige Stunden vor Beginn eines Streiks, der heute zur Stilllegung aller Elektrizitätswerke Italiens geführt hätte, haben sich Regierung und Gewerkschaften auf einen neuen Kollektivvertrag für das Personal der E-Werke geeinigt.
    Mit zeitweiligen Stromabschaltungen in Rom und in anderen Städten haben die Gewerkschaften gestern die Regierung unter Druck gesetzt.
    In den Krankenhäusern Roms mussten Operationen unterbrochen werden, in Warenhäusern blieben Aufzüge stecken und Fabriken verzeichneten große Ausfälle.
    Unterdessen geht es bei dem seit Wochen andauernden Tauziehen zwischen Metallarbeitern und Unternehmen um eine Arbeitszeitverkürzung und andere Sozialleistungen immer gewalttätiger zu.
    In Turin verwüsteten Unbekannte alle sechs Stockwerke eines Bürogebäudes.
    Wegen eines Streiks bei der Schifffahrtslinie Tiregna, die den größten Teil der Sardinien-Fähren betreibt, sitzen tausende Urlauber in den Häfen fest.
    Der Kommandante Justizwache von Rom, Oberstleutnant Varisco, ist heute früh in der italienischen Hauptstadt in seinem Wagen erschossen worden.
    Die Polizei teilte mit, Varisco sei während der Fahrt im dichten Verkehr in der Nähe der Piazza del Popolo ermordet worden.
    Angeblich haben die Attentäter vor ihrem Anschlag Rauchbomben geworfen.
    Kürze Zeit später bekannte sich die Terroristenorganisation Rote Brigaden zu dem Attentat.
    Auf Sardinien ist in der vergangenen Nacht ein Ehepaar aus Mailand entführt worden.
    Erst am vergangenen Wochenende wurden an der sardischen Smaragdküste die Frau und die Tochter eines Papierfabrikanten aus der Lombardei verschleppt worden.
    USA.
    Drei Menschenleben förderte gestern in New York der Machtkampf des organisierten Verbrechens um die Kontrolle des lukrativen Geschäftes um Rauschgift und Prostitution.
    Zwei der Toten sind der oberste Boss der Cosa Nostra, der amerikanischen Zweigorganisation der italienischen Mafia, der 69-jährige Carmine Galante und der ebenso berüchtigte Neno Coppola.
    Als Treter musste der Besitzer des italienischen Restaurants sterben, in dem sich die Mafiosi zu einem üppigen Mahl eingefunden hatten.
    Der Sohn des Wirtes wurde schwer verletzt.
    Insgesamt gehörten sechs Personen dem Mordkommando an.
    Einer postierte sich vor dem Lokal, einer blieb im Auto und drei gingen durch das Restaurant, wo sie aus automatischen Waffen das Feuer eröffneten.
    Der Vietermann war ein Zechgenosse Galantes und dürfte den Überfall organisiert haben.
    Bolivien.
    Nach Auszählung von mehr als 80 Prozent der bei den Präsidentenwahlen abgegebenen Stimmen liegt der ehemalige Staatspräsident und Kandidat der politisch links orientierten Demokratischen Volksunion, Siles Suazo, in Führung vor dem Kandidaten der rechtsgerichteten nationalrevolutionären Bewegung, Paz Estensoro.
    In einer Pressekonferenz bezeichnete sich Celeste Soazo als Wahlsieger und erklärte, in verschiedenen Wahlbezirken Süd-Boliviens und in der Gegend der Hauptstadt La Paz seien Fälle von Wahlschwindel vorgekommen.
    Deutsche Demokratische Republik.
    Zwischen dem staatlichen Schriftstellerverband und den kritischen Autoren der DDR zeichnet sich eine neue Auseinandersetzung ab.
    Wie in Ostberlin bekannt wurde, haben sich einige der neuen Autoren, die vor kurzem aus dem Verband ausgeschlossen wurden, in einem Brief an die Schriftstellerorganisation gegen ihrer Ansicht nach ungerechtfertigte Beschuldigungen gewandt.
    Die Schriftsteller wehren sich vor allem gegen die Ausschlussbegründung, sie hätten durch Veröffentlichungen im Ausland die Deutsche Demokratische Republik verleumdet.
    Österreich.
    Über weiten Teilen des Salzburger Lungaus sind gestern Abend schwere Gewitter mit Hagel niedergegangen.
    Zahlreiche Straßen wurden vermuert oder durch umgestürzte Bäume blockiert.
    Ein Teil der Ernte ist durch den Hagelschlag vernichtet.
    Mehrere Häuser wurden schwer beschädigt.
    In den Wäldern entstand durch den Sturm ein Schaden, dessen Ausmaß bisher noch nicht absehbar ist.
    Personen sind nach bisher vorliegenden Meldungen nicht verletzt worden.
    Das waren die Meldungen.
    Und nun zum Wetter.
    Die Wetterlage.
    Die über Frankreich und im südlichen Mitteleuropa liegende flache Tiefdruckrinne wird sich nur langsam ostwärts verlagern und auch am Wochenende noch keine durchgreifende Wetterbesserung zulassen.
    Die veränderliche und in tiefen Lagen zeitweise schwüle Witterung dauert somit an.
    Die Wetteraussichten bis morgen früh.
    Gelegentlich Auflockerungen, besonders im Süden, meist aber reichlich bewölkt und strichweise Regen, örtlich Gewitterbildungen, schwache bis mäßige Winde, Nachmittagstemperaturen 18 bis 25, Tiefstemperaturen der kommenden Nacht 11 bis 16 Grad.
    Die Prognose für morgen Samstag, lokale Aufheiterungen, meist aber veränderlich bis stark bewölkt, strichweise Regen oder gewittrige Regenschauer, schwache bis mäßige, nur in Gewittern böig auffrischende Winde,
    Frühtemperaturen 11 bis 17, Tageshöchsttemperaturen 18 bis 24 Grad.
    Die Messwerte von 12 Uhr.
    Wien bedeckt 19 Grad, Nordwestwind 5 Kilometer in der Stunde.
    Eisenstadt bedeckt 21 Grad, Nordwest 5, Linz bedeckt 19 Grad, Wind still
    Salzburg stark bewölkt, 21 Grad Windstill.
    Innsbruck bedeckt, Regenschauer 20 Grad Windstill.
    Pregens bedeckt, 20 Grad Westwind, 3 Kilometer in der Stunde.
    Graz wolkig, 23 Grad Windstill.
    Und Klagenfurt heiter, 25 Grad Windstill.
    In drei Minuten ist es Viertel Eins.
    Kommenden Montag beginnen in Österreich die Lohnverhandlungen für die Berufsgruppe Bergbau, Metall und Energie.
    Es geht um die Löhne und Gehälter für insgesamt 340.000 Beschäftigte, wobei es von Beginn an zu einer grundsätzlichen Auseinandersetzung gekommen ist.
    Die Gewerkschaftsvertreter verlangen ja eine Abgeltung der vollen Preissteigerung plus einem Anteil am Wirtschaftswachstum.
    Finanzminister Andros dagegen hat sich dafür ausgesprochen, bei der Abgeltung für höhere Preise nur die allgemeinen Preiserhöhungen zu berücksichtigen.
    Die Inflation aufgrund der gestiegenen Rohölpreise soll nach den Vorstellungen des Finanzministers keine Berücksichtigung im Lohnabschluss finden.
    Abgesehen von der Diskussion, die dieser Vorschlag jetzt politisch ausgelöst hat, ist daraus auch der Begriff eines sogenannten gespaltenen Index entstanden.
    Also eines Verbraucherpreisindex, der in zwei Varianten erstellt werden soll.
    Einmal mit den Auswirkungen der Rohölverteuerung und einmal ohne diese Folgen.
    Lässt sich ein solcher Index aber überhaupt realisieren?
    Hören Sie dazu folgenden Beitrag von Helmut Glezander.
    Der Verbraucherpreisindex ist ein ungeheuer kompliziertes Gebilde.
    55.000 Einzelpreise werden monatlich in ganz Österreich erhoben.
    Diese Preise werden dann jeweils mit den Werten aus dem Vormonat und dem Vorjahr verglichen, mit dem Anteil am Konsum des österreichischen Durchschnittshaushaltes multipliziert und zum Schluss kommt endlich dann eine Zahl heraus, die ein Maß für die Inflation ist.
    Das Gewichtungsschema im Verbraucherpreisindex besteht aus zehn Gruppen und nahezu 600 Einzelpositionen.
    Kurz einige Zahlen.
    Mit 29 Prozent entfällt der weitaus größte Anteil der Ausgaben des österreichischen Durchschnittshaushalts auf Ernährung und Getränke.
    Im Zusammenhang mit der jetzigen Debatte über einen gespaltenen Verbraucherpreisindex mit und ohne Rohölteuerungsfolgen sind vor allem zwei Positionen interessant.
    Einerseits Beleuchtung und Beheizung, darauf entfallen rund 5,3% der Gesamtausgaben, andererseits die Position Verkehr mit 12,7%.
    Die einfachste Form eines gespaltenen Index wäre nun, diese beiden Positionen, die ja die Konsumenten direkt beim Einkauf treffen und wo die Preiserhöhungen am unmittelbarsten erkennbar sind, aus dem Index auszuklammern.
    Dazu meint der Präsident des Statistischen Zentralamts, Dr. Lothar Bosse,
    Ja, es ist durchaus möglich für diese interessanten Bereiche, die momentan wirtschaftspolitisch interessanten Bereiche, Einzelberechnungen vorzunehmen.
    Das geschieht auch, weil zum Beispiel der Teilindex über Verkehr, ohne die es bisher schon publiziert wird, und in diesem Teilindex über Verkehr ist zwar nicht nur das Benzin enthalten, sondern auch die Anschaffung von Fahrzeugen, aber er enthält diesen Teilkomplex, der im Vordergrund des Interesses steht.
    Was die Gespaltenheit des Index anlangt, so ist es nach meiner Ansicht ziemlich undenkbar, dass man den bisherigen Verbraucherpreisindex, an dem ja unzählige Wertsicherungsverträge hängen, nun gewissermaßen amputiert, um den Ölanteil
    und einen reduzierten Verbraucherpreisindex als solchen publiziert.
    Der Verbraucherpreisindex in seiner jetzigen Zusammensetzung muss diese Zusammensetzung behalten, solange nicht eine Erhebung über Änderung der Konsumgewohnheiten zu einer Revision des gesamten Index nötigt.
    Das ist aber gegenwärtig nicht der Fall.
    Das heißt also, Sie sind grundsätzlich der Meinung, es ginge zwar theoretisch, aber praktisch sollte man es nicht durchführen?
    Man sollte nicht durchführen einen reduzierten Verbraucherpreisindex unter dem Titel Verbraucherpreisindex zu publizieren.
    Das ist unmöglich, weil das eine unerhörte Verwirrung in der Öffentlichkeit und bei den zahlreichen Vertragspartnern hervorrufen würde.
    Aber möglich ist es natürlich das zu berechnen und es ist auch möglich zum Beispiel eine
    Gruppe von Gütern zusammenzustellen in ihrer derzeitigen Verbrauchsquantität, die sich auf diese speziellen Produkte beziehen.
    Auch das kann natürlich veröffentlicht werden und es kann jedem Interessenten bekannt gegeben werden.
    Weitaus schwieriger als das theoretisch mögliche Ausklammern der beiden Gruppen Beheizung und Verkehr ist natürlich die Forderung nach einem tatsächlichen Ausklammern der gesamten Folgen der Rohölpreisteuerung für die österreichische Wirtschaft und die Konsumenten.
    Der höhere Dieselpreis schlägt sich in höheren Frachttarifen nieder, was wiederum dann bei zahlreichen Produkten des täglichen Gebrauchs verteuernd wirkt.
    Höhere Rohölpreise ziehen weiters auch die Preise für andere Produkte mit, um ein Beispiel zu nennen Erdgas, Braun- oder Steinkohle.
    Und die höheren Energiekosten von Gewerbe und Industrie werden auch irgendwo untergebracht werden müssen.
    Dr. Bosset zur Frage, ob auch die kompletten Folgen der OPEC-Beschlüsse sozusagen aus dem Verbraucherpreisindex herausdividiert werden können?
    Genaue Feststellungen sind, wenn überhaupt, erst im Nachhinein möglich, wenn man gesehen hat, wie diese
    Verteuerungen in der Wirtschaft durchschlagen.
    Es ist ja durchaus möglich, dass einige Preiserhöhungen aufgefangen werden, andere hingegen weitergegeben werden müssen.
    Zum Teil dreht es sich hier um Konkurrenzeinflüsse des Marktes, die es verhindern, dass die Preise weitergegeben werden.
    Auf der anderen Seite wird es sicher Fälle geben, wo die Preise zur Genehmigung vorgelegt werden müssen.
    Und bei diesem Genehmigungsverfahren wird natürlich darauf hingewiesen werden, dass die gewünschte Preiserhöhung sich zusammensetzt aus der Benzinerhöhung und aus anderen Elementen.
    Aus solchen Angaben lassen sich natürlich nicht.
    genauer, aber doch einigermaßen im Nachhinein gewisse Schätzungen vornehmen, wie weit die Ölverteuerung, also die Benzinverteuerung, auf die gesamte Wirtschaft sich ausgewirkt hat.
    Für die mit kommenden Montag beginnenden Lohnverhandlungen der Gewerkschaft Bergbau, Metall und Energie wird es jedenfalls keinen gespaltenen Index geben.
    Die Werte für Juni werden am Freitag der kommenden Woche veröffentlicht und erste Schätzungen deuten auf einen Wert zwischen 3,1 und 3,3 Prozent im Jahresabstand.
    Die Folgen der letzten OPEC-Beschlüsse werden sich erst im Juli-Index wiederfinden, der Mitte August ausgerechnet sein wird.
    Das war ein Beitrag von Helmut Glitzander.
    Der Anfang Mai vorgelegte Familienbericht der Regierung ist noch vor seiner parlamentarischen Behandlung im Herbst ins Kreuzfeuer der Kritik geraten.
    Vor eineinhalb Wochen hat ÖVP-Familiensprecherin Hubinek den Bericht als wertlos überholt und linkslastig kritisiert.
    Und auch die Freiheitlichen haben recht massive Vorbehalte angemeldet.
    Heute hat nun das hauptverantwortliche Regierungsmitglied für diesen Bericht, Staatssekretärin Elfriede Karl, in einer
    Pressekonferenz diesen Bericht nochmals erläutert und auch auf die Oppositionskritik geantwortet, Hans Langsteiner berichtet.
    Die wesentlichsten Aussagen des jüngsten Familienberichts sind ja bereits bekannt.
    Ein Rückgang der Geburtenzahlen seit den späten 60er Jahren, mehr Scheidungen, andererseits aber auch längere und früher eingegangene Ehen.
    Staatssekretärin Karl war heute bemüht, diejenigen Aussagen des Berichts hervorzuheben, die dem gängigen Klischee vom Ende der herkömmlichen Familie nicht entsprechen.
    So sei der Zusammenhalt der einzelnen Familienmitglieder zueinander derzeit größer denn je.
    Und auch die Mehrgenerationenfamilie, also der Verband von Großeltern, Eltern, Kindern und Enkeln, sei noch nie so verbreitet gewesen wie heute.
    Wenig Verständnis hat Karl für die Kritik der Opposition an ihrem Bericht.
    Die ÖVP hatte unter anderem moniert, dass sich der Bericht auf teilweise überholtes Datenmaterial, etwa dem der Volkszählung 1971, stütze.
    Karl replizierte postwendend.
    Auch der noch unter der ÖVP-Regierung Klaus erstellte Familienbericht des Jahres 1969 habe auf teilweise altes Datenmaterial zurückgreifen müssen, da große Bevölkerungserhebungen eben nicht jedes Jahr durchgeführt würden.
    Karls Bilanz?
    Ich glaube, man kann guten Gewissens sagen, dass der Familienbericht 79 sich bemüht, mehr Information zu bieten, dass er sich vor allem bemüht, eine differenziertere Information zu bieten, als das der Familienbericht 69 tut und dass er sicherlich auch ein deutlicheres Bild
    zeigt, als das der Familienbericht 1969 tut.
    Auch die als Konsequenz aus dem Bericht von den Freiheitlichen erhobene Forderung nach Auszahlung eines Urlaubszuschusses für ärmere Familien findet wenig Gnade vor den Augen Karls.
    Leistungen, die an fixe Einkommensgrenzen gebunden seien, seien meist problematisch und wenig sinnvoll.
    Generell dürfe man nicht hoffen, nur mit Beihilfen allein soziale Unterschiede zwischen den Familien auszugleichen, meinte die Staatssekretärin.
    Eine wichtige Rolle kommen hier auch der Elternfortbildung und familienergänzenden Maßnahmen zu.
    Nun, Pro und Contra über diesen Familienbericht werden im Herbst erneut aufeinanderprallen, wenn das Papier im Plenum des Parlaments behandelt wird.
    Sie hörten Hans Langsteiner.
    Auf unserem innenpolitischen Programm steht eigentlich auch noch ein Bericht von der Pressekonferenz des alten neuen ÖVP-Energiesprechers König.
    Diese Pressekonferenz dürfte aber im Moment noch im Gang sein.
    Jedenfalls hat sich mein Kollege Johannes Fischer noch nicht gemeldet.
    Wir werden irgendwann gegen Ende des Journals nämlich an bei dieser Pressekonferenz einsteigen.
    Sie müssen also so lange dranbleiben, wenn Sie speziell an diesem Bericht interessiert sind.
    Wir gehen inzwischen mit anderen Beiträgen weiter.
    Mehr als 70 Menschen sind bis jetzt bei dem gestrigen Hotelbrand in Saragossa ums Leben gekommen.
    Die Gerüchte, wonach die Katastrophe möglicherweise auf einen Terrorakt zurückzuführen wäre, verstummen nach wie vor nicht.
    Die Behörden halten aber an ihrer Version fest, das Feuer sei während der Frühstücksvorbereitungen in der Küche des Hotels ausgebrochen und hätte sich von dort mit rasender Geschwindigkeit ausgebreitet.
    Wie auch immer, eines hat sich auf jeden Fall gezeigt.
    Die Sicherheitsmaßnahmen scheinen alles andere als ausreichend gewesen zu sein.
    Und genau bei diesem Punkt setzt auch heute in Spanien die massive Kritik der Öffentlichkeit ein.
    Hören Sie Robert Gerhardt.
    Ganz Spanien kann wie eine Packel brennen, bekennt heute offen der Generaldirektor für Architektur und Städtebau in Madrid.
    Die Diskussion nach der Brandkatastrophe im Luxushotel von Zaragoza bringt es wieder einmal an den Tag.
    Für Sicherheitsnormen und Schutzvorschriften gegen Feuer sind die Zuständigkeiten völlig zersplittert.
    Zwar gibt es seit etwa 1975 eine interministerielle Kommission für Feuerfragen, doch sie ist nie richtig zusammengetreten.
    Für Feuerlöscher und ausschließlich dafür erklärt sich der Unterstaatssekretär Ignacio Aguirre von der Tourismussektion verantwortlich.
    Seinem Departement unterstehen die 10.500 spanischen Touristenhotels.
    Dort werden im Routineverfahren zweimal im Jahr Kontrollen vorgenommen.
    Und eigentlich sei das Touristenjahr so schlecht nicht, meint der höchste Beamte für Feuerlöscher.
    Es ist erst das zweite Hotel von den über 10.000, in dem es eine Tragödie gab.
    Vor der gestrigen Zaragoza-Katastrophe, bei der nach bisher provisorischen Daten über 70 Personen in den Flammen umkamen und ebenso viel teilweise schwer verletzt wurden, hatte schon ein anderes Hotel gebrannt.
    Anfang dieses Monats brach auf Mallorca ein Feuer aus und fünf Gäste mussten sterben.
    Schon bei diesem Unglück wurden alarmierende Details bekannt.
    Schutzmaßnahmen gegen Feuer gibt es kaum.
    Die meisten der 1400 Hotels von Mallorca haben keine Feuerleitern und Notausgänge.
    Und in etlichen Touristenherbergen befinden sich keine Feuerlöscher oder sie sind defekt.
    Im Übrigen gibt es auf Mallorca für die Bevölkerung von einer halben Million und die ebenso hohe Zahl von Urlaubern sage und schreibe 22 hauptberufliche Feuerwehrleute.
    Sie brauchen von Palma aus manchmal ein bis zwei Stunden, um zu einem entfernten Brandherd auf der Insel zu kommen.
    Ansonsten sind die Beamten der Gemeindepolizei zuständig, die über minimale Ausrüstung gegen Feuer verfügen.
    Vor etwa vier Jahren wurden Normen und Empfehlungen gegen Brand entwickelt, doch sie sind immer noch nicht bindende Verordnungen geworden.
    Die Autoritäten haben Sorge, dass die Hotelunternehmen die Preise für Anschaffung von modernen Brandbekämpfungsgerät und den Einbau von Notausgängen nicht tragen können, da sie sich teilweise in finanzieller Krise befinden.
    In dem Hotel Corona de Aragón hat es drei Feuertreppen gegeben.
    Sie waren jedoch nicht gebührend ausgeschildert und wurden daher von den in Panik herumirrenden Gästen nicht gefunden.
    Von den 170 vorhandenen Feuerlöchern scheint keiner benutzt worden zu sein.
    Es zeigte sich auch, dass die Feuerwehr nur über zwei große ausschwenkbare Leitern verfügt, die nur mit Mühe bis in die zehn Etagen des Hochhaushotels reichten.
    Vom Bürgermeister der Stadt Zaragoza wurde inzwischen eingeräumt, dass seine Feuerwehr über zu wenig ausgebildetes Personal verfügt.
    Auf Katastrophen des Ausmaßes wie gestern sind die spanischen Bomberos nicht eingerichtet.
    Beispielsweise haben sie keine Brandschutzkleidung aus Asbest.
    Eine nationale Stelle für Feuerbekämpfung gibt es nicht.
    Einige Zuständigkeiten liegen auch beim Ministerium für öffentliche Arbeiten und Städtebau.
    Von dort kamen bisher nur Empfehlungen.
    Ansonsten müssen die jeweiligen Gemeinden selbst sehen, wie sie mit dem Feuer fertig werden.
    Vielleicht wird es jetzt nach der Tragödie in Zaragoza endlich zu einer nationalen Regelung kommen.
    Mangelnde Sicherheitsmaßnahmen waren also sicher mit Schuld am katastrophalen Ausmaß dieser Brandkatastrophe in Saragossa.
    Für uns eigentlich ein Grund zu recherchieren, wie eigentlich die diesbezüglichen Bestimmungen in Österreich aussehen.
    Michael Kerbler.
    Im September 1977 brannte in Wien das Parkring-Hochhaus.
    Zwei Frauen erstickten bei diesem Brand in dem Bürogebäude, in dem auch ein Hotel untergebracht ist.
    Die Schwierigkeiten bei den Bergungsaktionen der eingeschlossenen und später aufgedeckte erschütternde Schlampereien stellten damals wieder einmal die Brandschutzverordnung infrage.
    Für alle österreichischen Bundesländer ist das Bautechnikgesetz Richtlinie für die Anwendung von Brandschutzbestimmungen im Hochbau.
    Was damals im September 1977 im Parkring-Hochhaus passierte, hätte nach diesen Bestimmungen eigentlich nicht geschehen dürfen.
    Die Notausgänge waren versperrt, ja selbst der Generalschlüssel zu den Räumlichkeiten des Hauses passte nicht überall.
    Außerdem waren die Fluchtwege zum Teil unpassierbar.
    In den Brandschutzverordnungen wird genau festgelegt, wie die Fluchtwege beschaffen sein müssen, welche Temperatur und wie lange die Baumaterialien im Brandfall halten müssen, bevor sie durch Brandeinwirkung zerstört werden.
    Österreich hat zwar seit dem legendären Ringtheaterbrand eine der schärfsten Feuerschutzbestimmungen der Welt, eingehalten wurde sie aber in manchen Fällen mehr als lax.
    Ein Umstand gibt Brandschutzexperten wie etwa Dr. Wiedecek vom Katastrophenschutzreferat der Landesregierung in Graz zu denken.
    Er sagte kürzlich in einem Interview, seit in der Textilerzeugung immer mehr Kunststoffe verwendet werden, ist die Brandgefahr wesentlich gestiegen.
    Es kommt immer häufiger vor, dass in Häusern leicht brennbare Materialien verwendet werden.
    Vorhänge zum Beispiel oder Bodenbeläge können unter bestimmten Voraussetzungen dafür sorgen, dass sich das Feuer rasch über mehrere Stockwerke ausbreitet.
    Es kann aber auch gefährlich werden, Holz als Baustoff einzusetzen.
    Man erinnert sich vielleicht noch, im Februar 1978 verwandelte sich das First Class Hotel Löwe in Schrunz in eine riesige Fackel.
    Obwohl der Hotelbau den Brandschutzbestimmungen entsprach, konnte sich das Feuer deshalb mit rasender Geschwindigkeit ausbreiten, weil innen und außen die Wände größtenteils mit Holz verkleidet waren.
    Über die Entlüftungsschächte verbreitete sich damals das Feuer mit großer Geschwindigkeit.
    Bilanz, die 110 Gäste des Hotels konnten zwar gerettet werden, sieben von ihnen wurden jedoch verletzt.
    Seit dem Brand auf der Wiener Ringstraße im Jahr 1977 ist das Thema Brandbekämpfung und Brandverhütung mehr ins Bewusstsein der österreichischen Öffentlichkeit gerückt worden.
    Als Vorbeugemaßnahme ist erst vor kurzem von der Zentralstelle für Brandverhütung in Wien vorgeschlagen worden, für Großbauten, die keine feuerdämmende Zellenstruktur aufweisen, mehr zuverlässige Brandmelder einzusetzen.
    Oft vergehen nämlich wertvolle Sekunden bis ein Brand per Telefon der Feuerwehr gemeldet werden kann.
    Aber auch durch regelmäßige Kontrollen durch die Baupolizei soll im gesamten Bundesgebiet das Risiko einer Brandkatastrophe auf das kleinste Maß reduziert werden.
    Was im spanischen Ort Zaragoza offensichtlich vernachlässigt wurde, nämlich Einrichtungen, die zur Bergung von Hotelgästen im Brandfalle dienen sollen, gibt es in Österreich.
    Vom sogenannten Rettungsstrumpf, einem Plastikschlauch, durch den man ungefährdet zu Boden gleiten kann, über eine aufgeblasene Riesenmatratze bis zur Bergung mit einem Rettungsnetz vom Hubschrauber aus reicht die Palette jener Methoden, die zur Rettung von eingeschlossenen Dienern.
    Im März vergangenen Jahres präsentierte man in Wien sogar eine Rettungsseilbahn, die ähnlich einer Seilbahn bis zum Dach des Gebäudes, etwa eines Hotels, hochgezogen werden kann.
    In dieser Rettungskabine können jeweils zehn Personen auf den sicheren Boden zurückbefördert werden.
    so gut auch die Bestimmungen sein können, am besten ist es brennt überhaupt nicht.
    Eine Minute nach halb eins ist es jetzt.
    Wenigstens auf diplomatischer Ebene beginnt nun die Hilfe für die zehntausenden Indokiner Flüchtlinge anzulaufen.
    In einer Woche soll ja in Genf die große Flüchtlingskonferenz der UNO beginnen, an der mehr als 40 Staaten teilnehmen.
    Darunter auch, was ja äußerst wichtig ist, China und Vietnam.
    Denn damit ist wenigstens sichergestellt, dass zwei der wichtigsten asiatischen Staaten, eigentlich könnte man sagen die Hauptverantwortlichen für diese Tragödie, mit am Tisch sitzen.
    Denn während aus Vietnam, wo die alte ethnische Feindschaft mit den Chinesen wiederentdeckt worden ist, die chinesische Minderheit systematisch aus dem Land getrieben wird, macht China ja so gut wie überhaupt keine Anstalten, um diese Menschen aufzunehmen.
    Die übrigen ASEAN-Staaten sind mit dem Ansturm der Vietnam-Flüchtlinge teilweise wirklich bereits überfordert und die Aufnahme von Flüchtlingen in westliche Industrieländer läuft eigentlich auch nur schleppend an.
    Insgesamt hat man irgendwie das Gefühl, in einem großen Theater zu sitzen, wo die Leute bitterlich über die traurige Vorstellung weinen, dann aber wieder ohne sonst was zu tun nach Hause gehen und meinen, mit dem Mitleid allein wäre es ohnehin schon getan gewesen.
    Nun hat sich ein Mann in dieser Situation zu Wort gemeldet, der schon einmal eine utopisch scheinende Idee verwirklicht hat.
    Der Vater der SOS-Kinderdörfer Hermann Gmeiner.
    Er sagte in einem Gespräch mit der Tageszeitung Kurier, seiner Ansicht nach sollte man ein größeres Stück unbesiedeltes Land aufkaufen und dort die Flüchtlinge ansiedeln.
    Wir wollten natürlich ein bisschen mehr über diese Idee wissen und vor der Sendung habe ich telefonisch Kontakt mit Hermann Gmeiner gehabt und meine erste Frage war, wie stellen Sie sich dieses Projekt eigentlich im Einzelnen vor?
    Es ist so, dass ich sage, so geht es nicht.
    Man muss einen Weg finden, der tatsächlich ein Weg ist, um allen da zu helfen.
    Ich glaube, es geht nur in dem, dass man einen Grund kauft,
    von irgendeinem Staat in der Welt ein Grundstück kauft oder ein Insel kauft, wird dort einen neuen Staat gegründet.
    Einen neuen Staat, der anerkannt wird.
    Wir haben da das Modell Israel, es gibt das Modell Hongkong, das einmal gekauft worden ist oder gemietet worden ist.
    Wir haben das Modell Taiwan.
    Ich bin überzeugt, dass es möglich sein muss,
    Also, dass irgendein Staat dieser Welt, ein Staat, in dem es unendliche Ländereien gibt, die unbewohnt sind völlig, oder eine Insel, dass eine solche Insel, ein solches Land gekauft werden kann, es ist doch so, dass heute über die Weltflüchtlingshilfe Milliardengelder ausgegeben werden.
    Eine wunderbare, die einzige Sache, um aus der größten Qual und aus der größten Not
    Denken Sie da schon an einen konkreten Staat?
    Es wird von Genf aus geprüft, was für Staaten in Frage kommen.
    Es gibt solche Länder, bestimmt in Südamerika, in Afrika und auch in Asien.
    Eine ganz bestimmte Sache ist noch nicht gegeben.
    Es würde so sein, dass die Menschen, die da in Lagern sind, einen Trost erfahren, eine Hoffnung.
    dass das Leben dort leichter auszuhalten ist, dass die anderen Staaten, die jetzt gebeten werden, Flüchtlinge aufzunehmen, das eher tun, weil sie Aussicht haben, dass diese Flüchtlinge eines Tages wieder gehen und in diesen Staat ein
    Aber, Herr Dr. Gmeiner, glauben Sie nicht auch, dass das dann ja im Letzten auch große politische Probleme mit sich brächte, so ein Staat, weil immerhin ein Staat im Staat, womöglich noch ein Minderheitenstaat, wenn man das jetzt in einem anderen als in einem asiatischen Land ansiedelt, halten Sie das für realisierbar?
    Nein, sowieso ist es nicht gedacht.
    Es ist nicht gedacht, ein Staat im Staat.
    Es ist gedacht, ein neuer Staat, der anerkannt wird, der anerkannt wird als neuer Staat.
    Nicht ein Staat im Staat, nein, so wie ein Israel mit der eigenen Regierung, der eigenen Stabshoheit.
    Ich glaube nicht, dass es unbedingt politische Schwierigkeiten auslösen muss.
    Aber schauen Sie, das ist ein vielleicht etwas utopischer Gedankenmoment, das ist klar, aber es muss ja etwas geschehen.
    Und ich meine,
    Wenn die Welt bereit ist, wirklich zu helfen, dann muss es doch möglich sein.
    Das muss doch möglich sein.
    Und damit ist die Lösung gegeben.
    Ich weiß keine andere Lösung.
    Ich weiß nicht, ob es eine Lösung ist, dass man das Problem ständig hinausschiebt, dass man in aller Welt um ein paar hundert Flüchtlinge dieser jämmerlichen Menschen annimmt.
    Das ist doch keine Lösung.
    Und wenn in Genf jetzt auch ein paar
    10.000 mehr aufgenommen werden.
    Das sind ja keine Lösungen.
    Haben Sie eigentlich schon, Herr Dr. Gmeiner, vielleicht mit Vertretern dieser Flüchtlinge gesprochen, dass man von daher weiß oder sich vorstellen könnte, ob die überhaupt an so einer Lösung interessiert werden, obwohl ich natürlich mir auch denke, dass die Menschen momentan so arm und so verzweifelt sind, dass ihnen momentan ja alles recht wäre.
    Aber ob Ihnen das als langfristige Lösung überhaupt recht wäre?
    Ja, schauen Sie, die Menschheit, die Industriewelt,
    Sie werden ja nächste Woche in der großen UNO-Konferenz teilnehmen.
    Werden Sie da dort Ihren Vorschlag vorbringen?
    Das war also Hermann Gmeiner mit einem neuen Vorschlag, wie man eventuell diese ganze Flüchtlingsmisere in Indokina lösen könnte.
    Ja und jetzt kommen wir zu dem angekündigten Beitrag über die Pressekonferenz von ÖVP-Energiesprecher König.
    Derzeit vergeht ja praktisch kaum ein Tag, an dem nicht politische Gruppen dieses wohl aktuellste Problem anschneiden.
    König hat nun heute das Energieprogramm seiner Partei vorgelegt.
    Er hat dabei die Bereitschaft der Volkspartei unterstrichen, gemeinsam mit der Regierungspartei Energiesparmaßnahmen im Parlament zu beschließen.
    Besonders natürlich in jenen Fällen, wo diese Gesetze Verfassungsrang haben und die Zustimmung der Opposition brauchen.
    Einzelheiten von dieser Pressekonferenz berichtet uns aber jetzt, so hoffe ich, Johannes Fischer aus der ÖVP-Zentrale.
    Beide Großparteien, SPÖ wie ÖVP, haben nun also ihre Energieprogramme präsentiert.
    In der Sache selbst fällt eine wenig erstaunliche Harmonie der Überlegungen und ein Gleichklang der vorgeschlagenen Lösungsmöglichkeiten auf.
    Wie auch bei der Regierungspartei geht es bei der ÖVP darum, möglichst ohne Komfortverlust die vorhandene Energie bestmöglich zu nützen und im Rahmen auch einzusparen.
    Fairerweise sei hinzugefügt, dass eine Reihe von Vorschlägen im Regierungspapier schon vor langer Zeit von der ÖVP gemacht und zum Teil als parlamentarische Anträge eingebracht wurden, was ÖVP-Energiesprecher Fritz König heute auch mit Befriedigung vermerkte.
    Einige Punkte aus dem ÖVP-Papier, unter anderem fordert die Volkspartei eine Schaffung eines zusätzlichen Sonderausgabenbetrages zur steuerlichen Absetzbarkeit von Investitionen in verbesserte Wärmedämmung, Sonnenkollektoren etc.
    Steuerliche Förderung der Kleinkraftwerke wird verlangt.
    Ebenso eine Änderung der Heizkostenabrechnung bei Zentralheizungen.
    Alles das findet sich auch im Papier der Regierung.
    Umstellung der Kraftfahrzeugsteuer von Hubraum auf den Verbrauch zugunsten verbrauchsschwacher Fahrzeuge.
    Ebenfalls ein Vorschlag, der im Regierungspapier ist.
    Verfassungsgesetzliche Regelung zwischen Bund und Ländern zur Einführung einheitlich erhöhter Wärmedämmungsnormen im Wohnbau und eine gesetzliche Regelung der Beimischung von Alkohol zum Superbenzin sowie die Schaffung einer Ausgleichsabgabe für Direktimporte ohne Alkoholzusatz ebenfalls im Regierungspapier vorhanden.
    Und ein konkreter Vorschlag der ÖVP, um einen Anreiz zu schaffen, auf öffentliche Verkehrsmittel umzusteigen, formuliert Abgeordneter König so.
    Wir wollen einen ersten Schritt tun und wollen als Gegenstück zum PKW-Pauschale für Fahrten von und zur Arbeitsstätte mit dem eigenen Fahrzeug, wollen wir die steuerliche Anerkennung der Fahrten zum Arbeitsplatz mit öffentlichen Verkehrsmitteln als zusätzliche Werbungskosten über das Werbungskostenpauschale hinaus
    absetzbar machen, damit jene, die entweder überhaupt mit öffentlichen Verkehrsmitteln fahren, weil sie kein Auto haben oder jene, die bereit sind umzusteigen auf öffentliche Verkehrsmittel, auf diese Weise auch staatliche Anerkennung erfahren.
    Das Energiethema wäre aber nicht vollständig ohne die in jüngster Zeit immer wieder aufgeflammte Diskussion um die Kernenergie.
    Dazu die Haltung des ÖVP-Energiebereichsprechers.
    Für Österreich ist die Atomenergie keine Quelle der Stromerzeugung.
    Das ist in der Volksabstimmung so entschieden worden.
    Wir haben keine Veranlassung daran zu rütteln und auch keine Veranlassung irgendeine Initiative zu ergreifen.
    Meine persönliche Meinung zur Atomenergie schlechthin.
    Ich glaube, dass sie für Europa, für Amerika schlechthin unverzichtbar ist, bis man neue alternative Energiequellen entwickelt.
    Aber natürlich können einzelne Länder darauf verzichten.
    Zum Schluss noch ein Appell des ÖVP-Energiesprechers an die Regierung, statt einer Politik, wie er es nannte, fragwürdiger Meinungsumfragen endlich zu einer gemeinsamen Energiepolitik zu kommen, denn das nationale Interesse der Energiepolitik verlange eine gemeinsame Politik auf diesem Sektor.
    Soweit mein Bericht von der Pressekonferenz und damit wieder zurück zum Funkhaus.
    Ja und wir setzen hier gleich fort mit der Inlandspresseshow.
    Die Zitate hat Wilfried Seifer zusammengestellt.
    Auch um Energiefragen, und zwar um eine immer noch ganz besondere Form der Energie, geht es heute in einem Kommentar von Josef Laschober in den oberösterreichischen Nachrichten.
    Was der Anlass ist, wird am besten durch die große Schlagzeile auf der ersten Seite dieses Blattes deutlich.
    Sie lautet, trotz Atomsperre, Problem Kernenergie, strahlt immer heißer.
    Dazu der Kommentar von Josef Laschober.
    Neben Bekenntnissen zum Atomgesetz kann man deutlich ein Liebäugeln mit der Kernenergie registrieren.
    Noch traut sich niemand eine Initiative zu entfalten, um das Atomverbot aus den Angeln zu heben.
    Das kann sich aber flux ändern.
    Jedenfalls ist eine Lage entstanden, die bereits gehörig aufgeladen ist.
    Die kommunistische Volksstimme drückt das in ihrer Schlagzeile noch etwas härter aus.
    Hier heißt es, Atomlobby wird der Andrücker.
    Der Kommentar in der Volksstimme ist allerdings einem anderen Thema gewidmet, nämlich der offiziellen Zurücknahme der sogenannten Benja-Formel vom 3%igen Reallohnzuwachs pro Jahr auf 1%.
    Schon die erste Benja-Formel habe nicht gestimmt, sei nie erfüllt worden, meint dazu die Volksstimme.
    Für Arbeiter und Angestellte wäre wünschenswert, wenn wenigstens diese reduzierte Formel Wirklichkeit würde.
    Abwarten, was kommt, hilft hier allerdings nicht.
    Schließlich ist die Lohnpolitik kein unbeeinflussbares Naturereignis, die ÖGB-Zentrale nicht die hohe Warte und Benja kein Wetterfrosch.
    Nicht zuletzt liegt es ja auch an ihm, dass seine eigene Prognose ihre Richtigkeit behält.
    SPÖ-Klubobmann Fischer hat sich gestern in einer Pressekonferenz ein wenig lustig gemacht über die Entscheidung der ÖVP, keinen Kandidaten für die Bundespräsidentenwahl im nächsten Jahr zu nominieren.
    Eine Entscheidung, mit der man lediglich eine sichere Niederlage vermeiden wolle, sei nicht unbedingt etwas, auf das man stolz sein könne, meinte gestern Fischer.
    Gerhard Steininger schreibt dazu in den Salzburger Nachrichten.
    Heinz Fischer hat bisher durch zweierlei beeindruckt.
    Durch urbane Umgangsformen, was heute in der Politik eher selten ist, und, was noch weniger selbstverständlich ist, dadurch, dass er zuerst nachdachte, bevor er redete.
    Auf beides hat er gestern verzichtet.
    Was zum Kuckuck ist schon schlecht daran, wenn eine Partei der Ansicht ist, ein Mann aus einem anderen Lager sei gut und deshalb nicht in Frage zu stellen.
    Steininger vertritt weiter die Meinung, die SPÖ habe damit bereits zum zweiten Mal gegenüber Bundespräsident Kirchschläger politische Taktlosigkeit bewiesen, nachdem bereits seine Nominierung als Parteikandidat nicht gerade ein Akt der Höflichkeit gewesen sei.
    Weiter heißt es dann.
    Aber schellte die SPÖ niemand dafür.
    Sie hat versprochen, politische Vorgänge durchschaubar zu machen.
    Das tut sie, indem sie nicht einmal mehr den Versuch unternimmt, bedenkenlosen Machtgebrauch durchmanieren und sei es gegenüber dem ersten Mann im Staat zu kaschieren.
    In der Kronenzeitung meint Dieter Kindermann zum selben Thema.
    SPÖ-Klubobmann Fischer war einer der ersten, der nach dem Wahlsieg seine Parteifreunde mahnte, nicht übermütig zu werden.
    Umso bedauerlicher, dass gerade er jetzt glaubt, über die ÖVP einen Kübel mit Spott und Hohn leeren zu müssen.
    Abschließend noch ein Zitat aus dem Kurier.
    Anlass dazu ist die Nominierung der 16 Bereichssprecher der ÖVP.
    Bei dieser Gelegenheit hat Generalsekretär Lanner angekündigt, dass ein Betriebsberatungsbüro die Wirksamkeit in der ÖVP-Zentrale durchleuchten soll.
    Der Kurier schreibt dazu.
    Den Angestellten der ÖVP-Zentrale, die schon mit dem gefürchteten Frühaufsteher- und Vielarbeitermock geschlagen oder gesegnet sind, je nachdem, droht also eine recht unangenehme Überprüfung.
    Aber eine Partei, die vielleicht einmal wieder in der Chefetage der Firma Österreich sitzen will, muss sich wohl eine Untersuchung gefallen lassen, ob die eigene Hauspost auch gut funktioniert.
    Auch daran kann man ermessen, wie weit unten die ÖVP wieder anfangen muss.
    Soweit die heutige Presseshow.
    Obwohl Fachleute momentan so etwas wie einen Aufwärtstrend in der Stahlindustrie wittern, lässt eine Maßnahme im britischen Stahlkonzern British Steel aufhorchen.
    Der staatliche Konzern hat nämlich nun die Schließung seines Werkes in Schotten in North Wales angekündigt.
    Von der Maßnahme sind immerhin mehr als 6.000 Menschen betroffen.
    Man fragt sich, ist es eine Einzelmaßnahme oder sind das bereits erste Auswirkungen der Wirtschaftspolitik der neuen Regierung Thatcher?
    Heinz Peran dazu.
    Das Stahlwerk in Schotten in North Wales wird nun, wie die britische Stahlkooperation gestern bekannt gab, rascher seine Stahlproduktion einstellen, als man angenommen hatte, statt im Jahre 82, wahrscheinlich bereits nächstes Jahr.
    Man hatte zwar den Arbeitern dort die Existenz bis 1982 versprochen, aber die Notwendigkeit, bis März nächsten Jahres auf die Tatsache zu reagieren,
    dass nachher keinerlei staatliche Unterstützung mehr gegeben wird, wie Industrieminister Sir Keith Joseph angeordnet hatte, bedingt eine raschere Veliquidierung unwirtschaftlicher Werke innerhalb der staatlichen Stahlindustrie.
    Schotten arbeitet als allerletztes Stahlwerk in Großbritannien noch mit Siemens-Martin-Öfen.
    Nun 6500 Stahlarbeiter werden also arbeitslos.
    Dazu kommen etwa 4500 Arbeitnehmer in mit den Stahlwerken verbundenen Betrieben.
    Ein schwerer Schlag für die kleine Stadt, die vom Stahlwerk gelebt hat.
    Nur das Stahlröhrenwerk mit etwa 4000 Arbeitern wird weiter bestehen.
    Die Stahlkooperation sagt, sie verliere im Jahre 40 Millionen Pfund in Schotten allein.
    Das sind eine Milliarde 200 Millionen Schilling.
    In Northamptonshire, in Mittelengland, in der Stadt Corby, wo 11.300 Arbeiter im Stahlwerk beschäftigt sind, ist es das verhältnismäßig wenig ergiebige lokale Erz, das Verluste in der Stahlproduktion mit sich bringt.
    In dem Maße, in dem neue, moderne Stahlwerke in Redcar und Ravenscraig anlaufen, ist auch Corby von der Sperrung bedroht.
    Allerdings Corby um eine Spur weniger, weil es in den letzten eineinhalb Jahren am Rande der Rentabilität gestanden ist.
    Trotzdem, auch Corby steht auf der Abschussliste, sodass man im Ganzen mit einem Verlust von ungefähr 11.000 Arbeitsposten rechnen muss.
    Es wird nun davon abhängen, was man unabhängig von hohen Abfertigungen an neuen Arbeitsposten wird bieten können.
    Corby, das vor 40 Jahren ein Dorf mit einer Bevölkerung von 1500 Menschen war, ist in den letzten 40 Jahren eine Stadt von 52.000 Einwohnern geworden.
    Viele Arbeiter wurden aus Schottland herbeigeholt.
    Die Arbeitslosigkeit in Corby jetzt schon bei 7 Prozent
    würde auf beinahe 30 Prozent steigen, wenn keine neuen Arbeitsposten geschaffen werden.
    Das ist eine menschliche Tragödie aller größten Ausmaßes, verursacht durch die Weltrezession in der Stahlindustrie, der langjährigen Rückständigkeit der einstmals so mächtigen britischen Stahlwerke und des Wunsches der neuen Regierung, den Verlust von 327 Millionen Pfund, das sind beinahe 10 Milliarden Schilling,
    bis nächsten März zu eliminieren.
    Eine sinnvolle Diskussion wäre nur über den letzten Punkt möglich.
    Die Gewerkschaften und die Labour Party, die auf eine Produktionssteigerung der britischen Stahlindustrie vom Juni vergangenen Jahres bis zum letzten Juni um 9,8 Prozent verweisen, werden aber angesichts der Entschlossenheit der Regierung, die Wirtschaftlichkeit der staatlichen Industrien zu garantieren, vor einem sehr harten Kampf stehen.
    Vielleicht wird man sich angesichts der Notwendigkeit einer Reform auf lindernde Therapien konzentrieren, höhere Abfertigungen und neue Industrien in den bedrohten Gebieten.
    Das war Heinz Peram.
    Vier Minuten nach dreiviertel eins jetzt noch Berichte unserer Kulturredaktion.
    Seit gestern gibt es wieder die Festspiele in der Arena von Verona.
    Eröffnet wurden sie mit Puccini's Turandot.
    Außerdem werden heuer noch La Traviata, Mephistophile sowie das Ballett der Nussknacker gezeigt.
    Rund 450.000 Menschen kommen jährlich zu den Aufführungen in der Arena, davon mehr als 10 Prozent Österreicher.
    Von der gestrigen Premiere berichtet Dr. Volkmar Paschalk.
    Eröffnungsvorstellung des größten Opernspektakels der Welt.
    Das Zeremoniell ist in jedem Jahr das gleiche und überwältigt doch immer aufs Neue.
    Die diesjährige Eröffnungsvorstellung genügte allerdings nur den Spektakelerwartungen der rund 20.000 Besucher, unter die sich auch lebhaft akklamiert übrigens Prominenz aus italienischer Politik und Kultur gemischt hatte.
    Künstlerisch wurde höchstens Mittelmaß geboten.
    Die Zeiten, in denen die besten Sänger der Welt, die prominentesten Dirigenten und die berühmtesten Regisseure den Veronese-Opernfestspielen ihr Gepräge gaben, sind, so scheint es, vorbei.
    Zwar bevölkerten in Farben prächtige Kostüme gekleidete Chormassen,
    Statisten-Heere bis zu den höchsten Arena-Stufen hinauf, die von Mario Garbuldia geschaffene Szenerie, die auf zahlreichen Treppen aufbauten und drei riesigen schwarzen Drachenköpfen basiert, durch deren Mäuler das Volk herausströmte.
    Mit bloß äußerlichem Arrangement, manchen überflüssig dilettantisch choreografierten pantominischen Szenen erzielte Regisseur Mauro Bolognini zwar kräftige Bildwirkungen, ging jedoch an der Substanz des Werkes, seinem dramaturgischen Aufbau, seiner inneren Spannung völlig vorbei.
    Rechtmäßig auch das Sängeraufgebot, drittklassige Stimmen in der Nebenrolle,
    Ein unhörbarer Kaiser von China, ein unharmonisches Insta-Danzett, eine überforderte, engstimmige Marita Nepia als Turandot, ein zwar weniger durch Stimmkultur als durch Stimmkraft und lang ausgehaltene Spitzentöne das Publikum begeisternder, darstellerisch-apatischer Franco Bonissogli als Cala,
    Überzeugend durch berührendes Spiel und strahlenden Bel Canto, eigentlich nur Mieta Sigele, die die Szenen der kleinen Sklaven in Liù zu den Höhepunkten der Aufführung machte, deren Wirkung man sich trotz all der aufgezeigten Schwächen nicht entziehen konnte, in einer milden Sommernacht, vor allem zu Beginn, wenn die Zuschauer ihre mitgebrachten Kerzen entzündeten,
    Wenn erste Dämmerung dann immer stärker die Nacht einbrach, wenn das Publikum seine Kommentare gab, seinen Enthusiasmus kund tat und mit Gelächter das unvermeidliche Auftreten von über die Bühne huschenden Veroneserkatzen
    Soviel zu Verona.
    In Österreich umfasst das kulturelle Sommerangebot auch heuer wieder zahlreiche Operetten-Aufführungen.
    Beim Publikum sind sie äußerst beliebt, das zeigen die immer ausverkauften Vorstellungen.
    Kritiker haben dagegen meist gestörtes Verhältnis zur Operette.
    Grund dafür sind allerdings zumeist die neugefassten Libretti und mit deren Problematik setzt sich Walter Gellert auseinander.
    Schöne Musik, aber schwache Dialoge, so präsentieren sich die meisten Werke der goldenen und silbernen Ära der Wiener Operette.
    Dass die Storys zumeist unwahrscheinlich und unlogisch sind, das gehört nachgerade zum guten Ton des Operettenalltags.
    Ganz im Gegensatz zu den Werken, die Jacques Offenbach für seine Bühne Bouffes Parisien geschrieben hat.
    In seinen Operetten findet sich viel Satirisches über Leben und Lebensstil in Paris der 60er und 70er Jahre des vorigen Jahrhunderts.
    Wie dem auch sei, die Wiener Operette ist gefragt.
    Ausländer, die nach Wien kommen, wollen ein Werk dieses Genres sehen.
    Nicht zuletzt deshalb, weil das Klischeebild des Wein- und Operettenseligen Wien, Tummelplatz von Sänger, Knaben und Lipizzanern, in alle Welt hinausgetragen wurde.
    Für die Theaterleute bringt der Wunsch nach Wiener Operetten einige Schwierigkeiten, müssen sie jedoch im Rahmen einer Produktion das schier unüberwindliche Hindernis, nämlich das schwache Libretto, aus dem Weg räumen.
    Volksoperndirektor Karl Dönig, der im Juni mit seinem Theater auf Gastspielreise in Japan war, zu dieser Problematik.
    Es gibt ja kaum eine Operette,
    wo nicht der Regisseur sagt, das kann ich so nicht spielen.
    Das muss ich bearbeiten.
    Das erlebe ich also bei jedem Regisseur.
    Nur ist es eben scheinbar doch besonders schwer, gute Operettentexte zu schreiben.
    Und das gelingt nicht immer.
    Wenn wir auf Japan zurückkommen, da haben wir es uns etwas leichter machen können.
    Wir haben die Dialoge sehr gestraft und haben mehr auf die Musik gebaut.
    Und das hat sich sehr bewährt.
    Das Theater an der Wien bringt nun schon seit Jahren in den Sommermonaten die lustige Witwe zur Aufführung.
    Inwieweit wurde für diese Produktion der Textteil bearbeitet?
    Dazu der Direktor des Theaters an der Wien, Rolf Kutscherer.
    Erste Vorstellungen inszenierte, von vornherein das Buch eingestrichen, wie man es einstreicht, auch musikalische Nummern nicht gemacht, die anderswo gespielt werden, wie der Reitersmann zum Beispiel.
    Und vor allem alle die Dinge weggelassen, die reine Klamotte.
    sind, also da musste nicht sehr viel umgeschrieben werden, außer dass ich den dritten Akt komplett umgestellt habe, denn der würde ja normalerweise nur zwölf Minuten dauern und wir haben ihn aufgekeschert mit sehr vielen Einlagen und die Szenen in kleine Stücke auseinandergenommen, damit der rote Faden bis zum Ende überhaupt erhalten bleibt.
    Warum ist es nun so schwer, die Dialoge eines Operetten-Librettos im Nachhinein auf ein annehmbares Niveau zu bringen?
    Einerseits verträgt sich die naive Grundhaltung einer Operette nicht mit einer radikalen, auf Logik bedachten Textneufassung.
    Die Diskrepanz zwischen Wort und Musik wird zu groß.
    Wenn man andererseits wiederum zu behutsam bei der Bearbeitung vorgeht, wird zwar einiges verbessert, die Qualität im Ganzen bleibt aber bestehen.
    Zum Dritten ist vieles im Text meist durch die Spielpraxis im Laufe der Jahre hinzugekommen.
    Aufführungen und Text sind so organisch am Theater gewachsen.
    Schauen Sie, bei der Witwe hat es so viele Schauspieler gegeben, die diese Rollen, die berühmtesten Rollen, nämlich den Danilo und den Jegusch in erster Linie und auch den Cetak geformt haben.
    Also es lebt eine Generation deutscher Danilos vom Hesters.
    Denn was Hester sich hineinerfunden hat an Situationskomik und Gags ist einmalig.
    Und das ist von Theater zu Theater, von Danilo zu Danilo gegangen.
    Und ähnlich ist es bei den Leuten, die den Jurgosch gespielt haben.
    Bedenken Sie, welche gute Komiker und Charakterkomiker hier gespielt haben.
    Es war Mulya da, es war Gottschlich da.
    Und jetzt doch Ossi Kolma, der wahnsinnig originell ist.
    Und da ist natürlich vieles von den Vorgängern, wenn es gut war, an Externpoes, mit übernommen worden.
    Operettenaufführungen im Sommer bedeutet das auch, dass man bei den Inszenierungen auf die zu erwartenden ausländischen Touristen Rücksicht nimmt.
    Rolf Kutscherer, der Regisseur der Lustigen Witwe im Theater an der Wien.
    Auf das habe ich keine Rücksicht genommen und ich meine der Erfolg der Witwe und zwar der unmittelbare am Abend, wo ja die Leute im dritten Akt also fast Standing Ovation machen, geschlossen durchapplaudieren, beweist, dass die Einstellung richtig war.
    Sie dürfen nicht vergessen, es
    Nichtdeutsch sprechendes Publikum unter unseren Besuchern ist maximal 40 Prozent.
    Die Amerikaner sind in den letzten Jahren aufgrund des Dollarverfalls ausgefallen und in die Lücke sprangen wie immer die deutschen Fremden und die deutschen Besucher und die verstehen es.
    Und wenn 60 Prozent lachen, kommt eine solche Stimmung ins Haus und wenn dann die, die es nicht verstehen, die Inhaltsangabe gelesen haben, die in mehreren Sprachenprogrammen ist, kommen sie schon mit und verstehen es.
    Zumindest bei der Witwe.
    Ich mag sie, doch bin ich sehr intim.
    Ich glutze alle Tage durch sie, mein' bosen Arm.
    An et wabet Lolo, dor et liset Lolo.
    Sie lassen mich vergessen, das teuerste von ihnen.
    Naja und vielleicht singt uns jetzt der Wilfried Schirlbauer die Kurzmeldungen zum Schluss.
    Türkei.
    Vier palästinensische Terroristen haben die ägyptische Botschaft in Ankara überfallen und an die 20 Geiseln unter ihnen Botschafter Kamal Amach in ihrer Gewalt gebracht.
    Ein Polizist und ein Sicherheitsbeamter sind getötet worden, als die Terroristen mit automatischen Waffen das Gebäude stürmten.
    Sie verlangen die Anerkennung der palästinensischen Befreiungsfront durch die türkische Regierung und den sofortigen Abbruch aller Beziehungen der Türkei zu Ägypten.
    Österreich.
    Zu der Möglichkeit, den Preisindex wegen der Auswirkungen der Rohölpreiserhöhungen zu spalten, meinte der Präsident des Statistischen Zentralamtes Bosse, dies sei theoretisch möglich, er glaube aber, dass der jetzige Index in seiner Zusammensetzung beibehalten werden solle.
    Er begründete dies unter anderem damit, dass sich viele Wertsicherungsklauseln in Verträgen auf den gegenwärtigen Index beziehen.
    In einer Pressekonferenz in Wien erklärte der Energiesprecher der ÖVP, König, das nationale Interesse Österreichs verlange eine gemeinsame Energiepolitik.
    Energiesicherung dürfe kein Vorwand für neue Steuern sein, meinte König.
    Zum Familienbericht 1979 stellte Staatssekretär Frau Karl vor Journalisten in Wien fest, die Studie sei als Absichtserklärung für die zukünftige Familienpolitik aufzufassen.
    Frau Karl vertrat die Ansicht, der Bericht 1979 sei informativer als der Familienbericht 1969, der damals von der ÖVP-Alleinregierung erstellt wurde.
    Die Bundeswirtschaftskammer beantragte in einem Schreiben an die amtliche Preiskommission im Handelsministerium die Aufhebung der Preisregelung für Mineralölprodukte.
    Wenn nicht rasch marktgerechte Preise in Kraft gesetzt werden können, bleibe nicht nur eine Verzerrung der wirtschaftlichen Situation bestehen, sondern es seien auch Versorgungsschwierigkeiten nicht auszuschließen, heißt es in dem Antrag.
    Spanien.
    Nach dem Katastrophenfeuer im Luxushotel Corona de Aragón in Saragossa, das nach einer jüngsten offiziellen Bilanz 72 Menschenleben und 58 Verletzte gefördert hat, wird nun im ganzen Land über die Einhaltung und die Wirksamkeit der bestehenden Sicherheitsvorschriften diskutiert.
    Ja und diese Kurzmeldungen standen am Ende unseres Mittagschanals.
    In einer halben Minute ist es 13 Uhr.
    Ich darf Sie noch auf das Abendschanal hinweisen, 18.30 Uhr, Programm Österreich 1.
    Für das Team des Mittagschanals aber verabschiede ich mich.
    Auf Wiederhören.

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    Datum: 1979.07.13 [Sendedatum]
    Schlagworte: Musik ; E-Musik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten

    Katalogzettel

    Titel Mittagsjournal 1979.07.13
    Spieldauer 00:59:37
    Mitwirkende Oberhofer, Ilse [Moderation]
    Dobrovolny, Herbert [Regie]
    ORF [Produzent]
    Datum 1979.07.13 [Sendedatum]
    Schlagworte Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt
    20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ audio
    Format TKA [Tonband auf Kern (AEG)]
    Sprache Deutsch
    Rechte Mit freundlicher Genehmigung: ORF
    Signatur Österreichische Mediathek, jm-790713_k02
    Medienart Mp3-Audiodatei
    Gesamtwerk/Reihe Mittagsjournal

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    Gesellschaft , Radiosendung-Mitschnitt
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