Kunst und Wissenschaft - Bildende Kunst

Das Nachkriegsjahrzehnt war eine Zeit, die damals und in heutiger Rückschau sicher kein verklärtes, idyllisches, feines Bohémien-Leben zuließ bzw. zulässt. Student/innen begannen schon vor dem Wintersemester 1945/46 mit der Mithilfe am Wiederaufbau der durch Krieg beschädigten Akademien, bevor die eigentlichen Klassen begannen.
Das wirtschaftliche Überleben war für Maler meist problematischer als etwa für Bildhauer, die sich mit Restaurierungsarbeiten im zerstörten Wien Brot verdienen konnten. Wander Bertoni restaurierte die Pestsäule in Wien und war an Arbeiten im Wiener Burgtheater beteiligt.

Bezeichnend für diese Zeit ist das große Nachholbedürfnis, einerseits nach der vom Nationalsozialismus als "entartet" bezeichneten Kunst, andererseits die verspätete Rezeption von Werken und künstlerischen Strömungen aus anderen Ländern, die zwischen 1938 und 1945 nicht nach Österreich gelangen konnten und die nicht zuletzt auch durch die Alliierten in eigene Ausstellungen jeweils nach ihrer Provenienz nach Österreich gekommen sind.

Neben den von der öffentlichen Hand akzeptierten und daher auch geförderten Staatskünstlern bildete sich eine Art Gegenkultur mehr oder weniger autonomen Charakters in der bildenden Kunst heraus, wobei hier die Grenzen zwischen den Kunstgattungen verfließen und die Begegnung und der Austausch zwischen Literatur, bildender Kunst, Musik, Theater ... stattfand. Viele Protagonist/innen dieser Zeit waren und sind in mehr als einem Kunstbereich schöpferisch tätig.

Ein Zentrum der Begegnung war der Art-Club, ein Zusammenschluss zahlreicher junger Künstler/innen, die bisweilen gemeinsam meist in der Wiener Zedlitzhalle oder in der Secession ausstellten. Ein wichtiger und geselliger Treffpunkt war der "Strohkoffer", ein Künstlerlokal in der Wiener Innenstadt, der auch internationalen Besuch anzog. Operndirektor Egon Seefehlner überlieferte eines von vielen Bonmots Jean Cocteaus während seines Besuchs im Strohkoffer im Mai 1952: "Am schlimmsten ist es, wenn die Dummheit denkt".
Eine dem Art-Club gegenüber dissidente Gruppe, die "Hundsgruppe" bildete sich ab 1951 mit den Gründungsmitgliedern Ernst Fuchs, Arnulf Rainer und Wolfgang Kudrnofsky, die bereits antizipatorisch für die 1960er und 1970er Jahre typischen "Happenings" veranstalteten.

Otto Mauer bot moderner Kunst in der Galerie nächst St. Stephan eine Plattform und Ausstellungsmöglichkeiten.

Auch wenn viele Künstler/innen mit Widrigkeiten und Anfeindungen der sogenannten öffentlichen Meinung und schlechter Presse konfrontiert waren, etablierten sich später viele Künstler/innen, darunter auch die Mitglieder der Wiener Schule des Phantastischen Realismus, auch wenn letztere heute noch z. T. im nationalen und internationalen Ausstellungs- und Museumsbetrieb übergangen werden.

Die Bildende Kunst in Österreich

Kommentar von Gerhard Jagschitz

00:03:42
Virktor Matejka

Kulturpolitik nach dem Krieg

00:04:33
Ernst Fuchs

Der Panitzer Ferdl

00:04:28
Wander Bertoni

Nachkriegszeit

00:01:24
Fritz Wotruba

Österreichs Reichtum

00:01:50
Arik Brauer

Anfangszeit an der Akademie

00:00:58
Alfred Hrdlicka

Auswirkungen des Kalten Kriegs

00:01:29
Arik Brauer

Kalter Krieg

00:00:52
Fritz Wotruba

Zum Strohkoffer

00:00:57
Alfred Schmeller

Zum Strohkoffer

00:01:03
Alfred Hrdlicka

Die Russen haben bald verspielt...

00:01:20
Alfred Schmeller

Kunst nach 1945

00:02:01
Fritz Wotruba

Art-Club