Mittagsjournal 1976.09.27

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    Mittagsjournal.
    Wenige Sekunden nach 12 Uhr, meine Damen und Herren, guten Tag, ich wünsche Ihnen im Namen von Redaktion und Technik eine angenehme Mittagsstunde.
    Redakteurin heute ist Ilse Vögl.
    Und gleich vorweg, wie immer und wie Sie es gewöhnt sind, was können Sie heute hören?
    Gleich vorweg allerdings auch das Schwergewicht unserer Berichterstattung heute Mittag liegt einmal ausnahmsweise im Ausland.
    Hier kurz die Schlagzeilen für die Themen unserer Beiträge.
    Rhodesien.
    Schwarzafrika lehnt amerikanische Vorschläge zur Beilegung des Rhodesien-Konflikts ab.
    Der Guerillakampf der Schwarzen gegen das weiße Regime in Salisbury soll fortgesetzt werden.
    Offen ist, was nun aus Henry Kissingers Vermittlungsaktion wird.
    Syrien.
    Palästinensischer Terrorakt in Damaskus, gestern blutig niedergeschlagen.
    Versuchen die Palästinenser nun den Kampf vom Libanon nach Syrien zu tragen.
    Das Thema einer Analyse unserer außenpolitischen Redaktion.
    Und Großbritannien.
    Kongress der britischen Labour Party in Blackpool.
    Scharfe Kontroversen zwischen linken Parteiflügeln und der Regierung erwartet.
    und Österreich, in Wien im Presseclub Concordia, gibt zur Stunde die Frau des inhaftierten indischen Sozialistenführers Fernandez eine Pressekonferenz.
    Das Thema Verfolgung der Opposition in Indien.
    Und mit dem Schicksal politischer Gefangener in aller Welt beschäftigt sich dann auch ein Beitrag, der noch einmal Bezug nimmt
    auf die Jahreskonferenz der internationalen Gefangenenhilfsorganisation Amnesty International.
    Eine Konferenz, die ja gestern Abend in Straßburg zu Ende gegangen ist.
    Wir bringen ein Redaktionsmitglied von uns, bringt hier noch einmal zum Abschluss ein Interview mit dem Generalsekretär von Amnesty.
    Nun zu unseren heutigen Kulturberichten im Mittagsjournal.
    Wir bringen einen Beitrag über die Eröffnung des Salzburger Humanismusgespräches, das Motto heuer Abschied von Utopia und Sie hören einen Bericht zum bevorstehenden Gastspiel des Staatlichen Ballettensambles aus der Volksrepublik China.
    Das also wäre das geplante Programm bis 13 Uhr, ein Programm, das wir wie immer mit Weltnachrichten beginnen, verantwortlicher Chef vom Dienst heute Raymond Teller und Sprecher Heribert Queste.
    Österreich.
    Der geschäftsführende Vorsitzende der Metall- und Bergarbeitergewerkschaft Sekalina dementierte heute die Meldung, wonach er am Samstag anlässlich einer Betriebsrätekonferenz in Bregenz erklärt haben soll, die Lohnforderungen der Metall- und Bergarbeiter könnten um etwa 7,5 Prozent bei den Istlöhnen liegen.
    Sekanina erklärte im ÖGB-Pressedienst, diese oder eine andere Prozentzahl sei von ihm nie genannt worden.
    Für die Festlegung der Lohnforderung sei der Zentralvorstand der Gewerkschaft der Metall- und Bergarbeiter zuständig.
    Dieser werde sich zur gegebenen Zeit damit beschäftigen.
    In diesem Zusammenhang verwies Sekanina darauf, dass der letzte Lohnabschluss erst am 1.
    Februar 1976 wirksam geworden sei.
    Der rumänische Ministerpräsident Manescu ist heute Vormittag an der Spitze einer Delegation zu einem viertägigen offiziellen Besuch in Wien eingetroffen.
    Manescu wurde am Flughafen von Bundeskanzler Kreisky begrüßt und wird von Bundespräsident Kirchschläger empfangen.
    Auf dem Programm steht heute die Unterzeichnung eines Investitionsschutzabkommens, eines wissenschaftlich-technischen Regierungsübereinkommens und einer Vereinbarung auf dem Gebiet der Atomenergie.
    Die rumänische Delegation wird noch Salzburg besuchen und Werksanlagen der Steyr Daimler Puch AG in Steyr besichtigen.
    Die Handelsbeziehungen mit Rumänien gestalten sich unterschiedlich.
    Während die Ausfuhren in den ersten sieben Monaten dieses Jahres um elf Prozent zurückgingen, konnte Rumänien seine Lieferungen nach Österreich aufgrund der Vollliberalisierung und der Ungtat-Zoll-Präferenzen um elf Prozent steigern.
    Rhodesien, Großbritannien, Australien.
    Als Sieg des kommunistischen Einflusses bezeichnete heute die rhodesische Ministerpräsident Smith die Ablehnung des britisch-amerikanischen Plans zur Lösung des Verfassungskonfliktes in Rhodesien durch die sogenannten fünf Frontstaaten – Tansania, Angola, Mozambique, Zambia und Botswana.
    Bei einer Konferenz in der sambischen Hauptstadt Lusaka kritisierten die Staatschefs dieser Länder besonders die von Smith gestellte Begehung, dass vor der Übergabe der Regierungsgewalt an die schwarze Bevölkerungsmehrheit der Untergrundkampf sofort eingestellt werden müsste.
    Die britische Regierung ist bereit, bei der Organisation einer Verfassungskonferenz über Struktur und Funktionen einer Übergangsregierung für Rhodesien mitzuwirken.
    Mit dieser Erklärung hat Großbritannien die wichtigste Forderung der Teilnehmerstaaten an der Konferenz von Lusaka beantwortet.
    In einem in der australischen Stadt Sydney ausgestrahlten Rundfunkinterview meinte der amerikanische Außenminister Kissinger, die Haltung der fünf schwarzafrikanischen Staaten zu Rhodesien sei nicht als direkte Ablehnung seiner Vorschläge zur Lösung des Verfassungskonfliktes zu verstehen.
    Die Staatschefs dieser Länder hätten vielmehr den Rahmen für die Zukunft Rhodesiens akzeptiert und lediglich die Zusammensetzung der Übergangsregierung in Frage gestellt.
    Libanon
    In den vergangenen 24 Stunden sind bei den Kämpfen in und um die Hauptstadt Beirut mindestens 78 Menschen ums Leben gekommen.
    Heute früh war wieder eine deutliche Zunahme der Gefechte zwischen christlichen und muslimischen Milizen festzustellen.
    Wegen der heftigen Schießereien war es Staatspräsident Sarkis auch nicht möglich, seine geplanten Gespräche mit PLO-Chef Arafat und anderen Fraktionsführern der Bürgerkriegsparteien aufzunehmen.
    Die Kämpfe konzentrierten sich auf die grüne Zone zwischen den beiden Lagern, wo Sarkis vorübergehend seine Amtsräume hat.
    Dort war er gestern auch mit dem Sozialistenführer Jumblatt zusammengetroffen.
    Syrien.
    Mit der öffentlichen Hinrichtung der drei überlebenden Terroristen endete heute früh die Geiselaffäre in Damaskus.
    Auf dem Platz vor dem Hotel Semiramis wurden die drei Männer heute öffentlich gehängt, nachdem sie wegen Verbrechens gegen die Sicherheit und Integrität des syrischen Volkes vom Gericht für Staatssicherheit zum Tode verurteilt worden waren.
    Staatspräsident Assad bestätigte nach Angaben von Radio Damaskus das Urteil.
    Die Geiselaffäre hat neun Menschenleben gefordert.
    In einem Fernsehinterview hatten die drei Terroristen gestern ausgesagt, sie seien im Irak für die Aktion ausgebildet worden.
    Als Ziel nannten sie die Freilassung von 33 gefangenen Palästinensern aus syrischen Gefängnissen.
    Sowohl die Palästinensische Befreiungsorganisation als auch die Untergrundorganisation El Fatah haben unterdessen jeden Zusammenhang mit dem Anschlag bestritten.
    Italien
    Der Ministerpräsident Angolas, Nascimento, ist heute zu einem fünftägigen offiziellen Besuch in Rom eingetroffen.
    Nascimento erklärte bei seiner Ankunft, Italien sei das erste Mitgliedsland der europäischen Gemeinschaften, das eine angolanische Regierungsdelegation offiziell empfange.
    Im Mittelpunkt des Besuchs steht die Entwicklung der politischen und wirtschaftlichen Beziehungen zwischen Italien und der Volksrepublik Angola.
    Großbritannien.
    Im Seebad Blackpool wurde heute der Jahreskongress der britischen Labour-Party eröffnet.
    Im Mittelpunkt der fünftägigen Beratungen steht die Wirtschaftspolitik.
    Der turnusmäßig auf ein Jahr zum Parteivorsitzenden gewählte Tom Bradley verteidigte bei der Eröffnung der Tagung die wirtschaftspolitische Linie der Labour-Regierung.
    Bradley sprach dabei von der einzigartigen Partnerschaft zwischen Regierung und Gewerkschaften.
    Spanien.
    Die baskische Separatistenorganisation ETA hat für heute zu einem Generalstreik in den Provinzen Nordspaniens aufgerufen.
    Der Streiktermin fällt mit dem ersten Jahrestag der Hinrichtung von fünf Basken zusammen, die wegen Polizistenmordes zum Tode verurteilt worden waren.
    Der Generalstreik, der auch die Forderung nach Freilassung von rund 150 inhaftierten ETA-Mitgliedern unterstreichen soll, gilt als Test für die Haltung der etwa zwei Millionen in den nordspanischen Provinzen lebenden Basken.
    China.
    Im Zeichen des Kampfes um die politische Führung nach dem Tod von Parteichef Mao Zedong werden offenbar auch in den höchsten Staatsämtern umfangreiche Reviewements vorgenommen.
    Nachdem kürzlich Eisenbahnminister Wan Li durch seinen Stellvertreter Kuo Lu ersetzt worden war, wurde nun auch bekannt gegeben, dass der Minister für Chemische und Ölindustrie Kang Xi'en seit Anfang des Jahres nicht mehr öffentlich in Erscheinung getreten ist.
    Auch Erziehungsminister Zhou Yongxin soll sein Amt verloren haben.
    Er war wie Wan Li in jüngster Zeit in der Provinz auf Wandzeitungen als bügerlicher Abweichler angegriffen worden.
    Beide waren auch seinerzeit Opfer der Kulturrevolution vor zehn Jahren gewesen, später aber wieder rehabilitiert worden.
    Nach einem Bericht der Deutschen Presseagentur aus Peking ist auch der Generaldirektor der amtlichen Nachrichtenagentur Neues China, Chu Mu-Chi, einem Revirement zum Opfer gefallen.
    Er soll seinen Posten schon vor einigen Monaten verlassen haben.
    Zum zweiten Mal in diesem Jahr ist in der Volksrepublik China wieder ein Atomversuch durchgeführt worden.
    Die amtliche Nachrichtenagentur Neues China meldet lediglich, der Test sei erfolgreich verlaufen.
    Die Agentur bekräftigt den offiziellen Standpunkt, derartige Atomversuche dienten nur der Verteidigung und sollten das nukleare Monopol der Großmächte brechen.
    Indien.
    Am Flughafen von Bombay wurde heute Vormittag ein Passagier festgenommen, der nach Angaben der indischen Polizei ein Verkehrsflugzeug entführen wollte.
    Der Mann hatte einen niederländischen Pass auf den Namen Marius Gardinas Nellendorf bei sich.
    Die indische Polizei war vor einigen Tagen von der Interpol informiert worden, dass ein Sympathisant der palästinensischen Volksbefragungsfront die Entführung eines Flugzeuges auf der Strecke zwischen Indien und Europa plane.
    Seit der Kapperung einer Boeing 727 der indischen Fluggesellschaft am 10.
    September auf der Strecke Neu-Delibombe sind die Sicherheitsvorkehrungen auf allen Flughäfen Indiens erheblich verschärft worden.
    Italien Die Region Friaul ist gestern neuerlich von schweren Erdbeben erschüttert worden.
    Ein Beben erreichte wieder die Stärke 5 nach der Mercalli-Sieberts-Kalle.
    Größere Schäden sind jedoch nicht aufgetreten.
    Schweden
    Der österreichische Landwirt Hermann Altmann wurde gestern Weltmeister im Pflügen.
    Zweiter des internationalen Wettbewerbs in der Nähe der westschwedischen Stadt Vara wurde der Österreicher Alfred Eder.
    Insgesamt waren 33 Teilnehmer aus 17 Ländern vertreten.
    Das waren die Meldungen.
    Und nun zum Wetter.
    Die Wetterlage.
    Die Stürmsfronten des südwestlich von Irland liegenden Tiefs haben auf den Kontinent übergegriffen.
    Der über Mitteleuropa lagernde Höhenhochkeil kompensiert jedoch weitgehend ihre Wetterwirksamkeit.
    Die Wetteraussichten bis morgen früh.
    In Ostösterreich beständige, hochnebelartige Bewölkung.
    Im übrigen Bundesgebiet teils heiter, teils wechselnd wolkig.
    Südliche Winde.
    Nachmittagstemperaturen 16 bis 22 Grad, Frühtemperaturen morgen 5 bis 12 Grad.
    Die Wetteraussichten für morgen Dienstag.
    In Ostösterreich anhaltende hochnebelartige Bewölkung.
    Im übrigen Bundesgebiet nach Auflösung gebietsweiser Boden- oder Hochnebelfelder unterschiedlich, vielfach, auch nur gering bewölkt.
    Südliche Winde.
    Frühtemperaturen 5 bis 12 Grad, Tageshöchsttemperaturen 15 bis 23 Grad.
    Die Messwerte von 12 Uhr.
    Wien bedeckt 14 Grad, Südostwind 15 Kilometer pro Stunde.
    Eisenstadt bedeckt 15 Grad, Ost 10.
    Linz heiter, 17 Grad, Ost 5.
    Salzburg heiter, 24 Grad, Ostwind 5 Kilometer pro Stunde.
    Innsbruck stark bewölkt, 20 Grad, West 15.
    Bregenz heiter, 20 Grad, Südost 3.
    Graz stark bewölkt, 17 Grad, Windstille.
    und Klagenfurt hat 19 Grad Windstille.
    Soweit also der Wetterbericht und vorher die ausführlichen Weltnachrichten und gleich eine erste Zeitansage im Journal.
    12 Uhr und 13 Minuten ist es soeben, zwei Minuten vor Viertel eins.
    Wir wollten jetzt eigentlich mit unserer außenpolitischen Berichterstattung beginnen.
    Wichtigstes Thema ja heute wie schon in den vergangenen Tagen Kissingers Vermittlungsaktion in Rhodesien.
    Eine Aktion, die vorläufig gescheitert ist, gescheitert am Widerstand von fünf schwarzafrikanischen Staaten.
    Leider aber haben wir momentan noch keine Verbindung zu unserem Korrespondenten in Kenia und dies ist der Grund, warum wir zunächst einmal mit der Inlands-Presseschau beginnen, aber auch sie beginnt mit einem brisanten Thema.
    Mit der Slowenen-Frage, nämlich mit der Frage der Volkszählung am 14.
    November.
    An diesem Tag, 14.
    November, man sollte sich heute schon merken, soll ja die geheime Sprachenermittlung in ganz Österreich durchgeführt werden.
    Der 10.
    Oktober wird dafür als sogenannter Stichtag herangezogen.
    Erst gestern haben in Klagenfurt die beiden Slowenen-Organisationen gegen diese Erhebung, von ihnen als Minderheitenfeststellung bezeichnet, neuerlich scharf protestiert und sie haben die Mitglieder ihrer Organisationen zu einem Boykott aufgerufen.
    Die Stellungnahmen der Regierung und der drei im Parlament vertretenen Parteien dazu lautet demgegenüber, mit dem Volksgruppengesetz und der Volkszählung, es heißt also nicht Minderheitenfeststellung, sondern Volkszählung besonderer Art, sei ein Kompromiss erzielt worden, der eine echte Förderung der Minderheiten erst ermögliche.
    Nun, diesem Thema, brisant für Österreich, widmen heute unter anderem auch einige Tageszeitungen Kommentare und Leitartikel.
    Die Zitate für unsere heutige Inlandspresseschau hat Leopold Esterle zusammengestellt.
    Im sozialistischen Zentralorgan Arbeiterzeitung geht Manfred Scheuch auf den von Vertretern der slowenischen Minderheit in Kärnten angekündigten Boykott der Sprachenzählung ein.
    Unter dem Titel Schlechter Dienst liest man.
    Eine Gruppe im österreichischen politischen Meinungsspektrum, die sich für die Interessen der Minderheiten besonders engagiert, glaubt, diesen am besten dadurch zu helfen, dass sie die geheime Volkszählung zur Farce machen will.
    Sie fordert ihre Gesinnungsfreunde auf, in Kärnten ungültig zu stimmen und in den anderen Bundesländern Slowenisch als Muttersprache einzutragen.
    Abgesehen davon, dass vermutlich keine große Zahl von Österreichern diese Aufforderung vollgeleisten wird, ist es sehr fraglich, ob damit den Volksgruppen ein Dienst erwiesen wird.
    Schau ich weiter.
    Es ist schon wiederholt gesagt worden.
    Die geheime Sprachenermittlung ist der Preis dafür, dass die Ortstafelfrage nicht mehr in einem für Kärnten offenbar selbstmörderischen Alleingang der Sozialisten gelöst werden kann und die Volksgruppen erhalten zusätzlich Rechte und Entwicklungsmöglichkeiten, wie es sie kaum anderswo gibt.
    Absichten, die das Zählungsergebnis verzerren und nicht nach dem objektiven Kriterium der Muttersprache ausrichten wollen, muss bedauern, wer positiv zu den Volksgruppen steht.
    Soweit der Kommentar im sozialistischen Zentralorgan Arbeiterzeitung.
    In den oberösterreichischen Nachrichten beschäftigt sich Hermann Polz mit der am Wochenende angelaufenen Werbeaktion der Regierungspartei, die rund 5 Millionen Schilling kosten wird.
    Man liest, ein schöner Batzen Geldes, den die SP nicht zuletzt deshalb aufbringen kann, weil ihre Parteikassen durch die staatliche Parteienfinanzierung entlastet sind.
    Darüber hinaus aber wird es in Kürze zu einer anderen Entlastungsaktion der sozialistischen Finanzen kommen.
    Und auch dafür hat der Gesetzgeber gesorgt.
    In diesem Falle allerdings ungewollt.
    Als groteske Folge der bundesweiten Sprachenzählung im Zusammenhang mit dem Kärntner Minderheitenproblem wird die Wiener SPÖ am Abend des 14.
    November um rund eine Million Schilling schwerer sein.
    Nach alter Gepflogenheit werden die 11.000 sozialistischen Wiener Sprengel-Beisitzer ihre amtliche Entschädigung an die Bezirksparteikassen abliefern müssen.
    Und Polz schließt, dass viele Geld für die sozialistische Werbeaktion fällt für die SP also gar nicht so ins Gewicht, wie es zunächst ausschaut.
    In Anbetracht der unfreiwilligen Mithilfe der Steuerzahler an diesem Umstand fragt es sich allerdings, ob die Regierung nicht doch ein wenig mehr durch Taten als durch Worte über Taten für sich sprechen sollte.
    Strukturreform überfällig nennt Dieter Friedl seinen heutigen Leiterartikel in der Wiener Tageszeitung die Presse, in dem es heißt, die Kalamitäten mit dem Bergbau sind im Moment nur die Spitze eines Eisberges.
    In Wahrheit geht es um nicht mehr und nicht weniger als um die Strukturkrise eines großen Teils der österreichischen Wirtschaft.
    Der Reigen reicht dabei vom Stahlbereich über die Aluminiumbranche bis zur Kautschukindustrie.
    Noch vor ein bis zwei Jahren sonnten sich viele heimische Manager im Licht ihrer vorübergehenden Erfolge, ohne sich bewusst zu werden, dass ihre Firmen nicht für die Zukunft gerüstet sind.
    Beim Bergbau wusste jeder, dass einiges nicht stimmt.
    In den anderen Branchen waren sich nur wenige der Strukturproblematik bewusst.
    Es auszusprechen wagte jedoch kaum jemand.
    Friedl weiter.
    An Krisenherden mangelt es in Österreich nicht und der Chef der Verstaatlichen Holding Geist hat es am vergangenen Donnerstag in unverblümter Art und Weise auch klar ausgesprochen und entscheidende Eingriffe gefordert.
    Wenn auch viele seiner Vorschläge wie Seifenblasen in der Luft zerplatzen werden, so geht es nun darum, überhaupt einmal die Probleme aufzuzeigen.
    Weiten Kreisen der Bevölkerung ist heute noch nicht bewusst, dass einige Unternehmen trotz der verbesserten Konjunkturlage nicht für die künftigen Jahre gerüstet sind, dass allein im Raume Oberösterreich Anfang der 80er Jahre 70.000 neue Arbeitsplätze geschaffen werden müssen.
    Darüber müssen sich aber die Wirtschaftspolitiker jetzt den Kopf zerbrechen.
    Und der Kommentar von Dieter Friedl schließt, der Hut brennt.
    Worum es nun gehen muss, ist, fünf vor zwölf eine Umstrukturierung der österreichischen Wirtschaft einzuleiten.
    Ob die Industriekommission dabei eine Art Radarturm für die Wirtschaft ist, möge dahingestellt bleiben.
    Das Ziel ist, eine Überlebenschance für die 80er-Jahre zu schaffen.
    Das war unsere heutige Inlandsprestigia, zusammengestellt von Leopold Esterle.
    In ganz Österreich hat in diesen Tagen die Immatrikulations- und Inskriptionsfrist begonnen.
    Jene Zeit also, in der sich die Studenten an den Universitäten einschreiben und ihre Vorlesungen aussuchen müssen.
    Die Vorlesungen selbst beginnen dann offiziell am 1.
    Oktober.
    Für etwa 10.000 bis 15.000 Studenten, das sind etwa 60% eines Matura-Jahrganges, beginnt dann erstmals der allen ehemaligen Studenten bekannte Kampf mit den Formularen und Inskriptionsbestätigungen und anderen bürokratischen Schwierigkeiten.
    Wobei der Kampf mit der Materie selbst, nämlich mit dem Stoff, den man ja letztlich bewältigen will, noch gar nicht mitgezählt ist.
    Nun, in welcher Atmosphäre wird dieses neue Studienjahr beginnen?
    Österreichs Hochschulen waren zwar nie Kampfplätze der extremen Geister, aber irgendwelche Unruhen gab es doch immer.
    Wie sieht die Situation heute zu Beginn des neuen Hochschuljahres aus?
    Wilfried Seifert fasst zusammen.
    Insgesamt werden die zwölf Universitäten und sechs Kunsthochschulen des Landes einen Rekordansturm von Bildungswilligen zu bewältigen haben.
    Erstmals werden heuer mehr als 90.000 Studenten erwartet.
    Ihre Ausbildung kostet den Steuerzahler pro Student und Monat 5.000 Schilling.
    Knapp 15 Prozent davon wird in Form von Stipendien an die Studenten direkt ausbezahlt, derzeit höchstens 2.700 Schilling zehnmal im Jahr.
    Eine Anhebung auf 3.300 Schilling wieder zehnmal im Jahr, rückwirkend mit 1.
    Oktober, soll noch heuer vom Nationalrat gebilligt werden.
    Die von Bundeskanzler Kreisky vorgeschlagene Rückzahlung der Stipendien nach Studienabschluss wird von Wissenschaftsministerin Firnberg im Übrigen nach wie vor kategorisch abgelehnt.
    Für junge Akademiker, gerade aus ärmeren Bevölkerungsschichten, sei es unzumutbar, ihre berufliche Laufbahn mit einem Schuldenstand von bis zu einer halben Million Schilling zu beginnen, argumentiert die Wissenschaftschefin.
    Eine neue Stipendienform, bei der die Gelder letztlich doch zurückbezahlt werden sollen, ist derzeit im Gespräch.
    Die Idee dazu geht von der Industriellen Vereinigung aus.
    Ein paritätisch besetzter Fonds soll denjenigen Studenten zusätzliche Anreize bieten, die sich für von der Wirtschaft als besonders wichtig erachtete Studienrichtungen interessieren.
    Diese Stipendien, die ja nur als zusätzliche Motivation dienen sollen, müssten nach dem derzeitigen Stand der Verhandlungen später zurückgezahlt werden.
    Trotz Stipendienerhöhung, die ja nur einem relativ kleinen Teil der Studenten zugutekommen wird, werden heuer mehr als ein Drittel der Studenten zusätzlich Geld verdienen müssen.
    Dies, obwohl die negativen Aspekte wie etwa längere Studiendauer und höhere Ausfallsrate bekannt sind.
    Von Seiten der Studenten werden zur Verbesserung ihrer sozialen Situation in der nächsten Zeit vor allem verstärkte Unterstützung für die Studentenheime verlangt.
    Hier sind die Studenten-Ehepaare am schlechtesten dran.
    Für sie gibt es in ganz Österreich knapp 250 Zimmer in Heimen, 13.000 verheiratete Studenten gibt es nach den jüngsten Schätzungen.
    Die wesentlichsten Aktivitäten will das Wissenschaftsministerium jedoch im kommenden Jahr im außeruniversitären Bereich starten.
    Die Neuordnung der Forschung soll mit dem Forschungsorganisationsgesetz betrieben werden.
    Damit ist die mehrjährige Diskussionsphase über das zum Zeitpunkt seiner Entstehung stark umstrittene Universitätsorganisationsgesetz im Wesentlichen abgeschlossen.
    Ein weiteres kleines Vorhaben ist, neben zwei neuen Studiengesetzen für Juristen und evangelische Theologen, das Hochschulreife-Prüfungsgesetz.
    Auch darüber wird der Nationalrat noch heuer beraten.
    Dieses Gesetz soll Nichtmaturanten den Zugang zu den Universitäten über zehnwöchige Intensivkurse und eine daran anschließende Zulassungsprüfung ermöglichen.
    Voraussetzungen dafür sind ein Mindestalter von 24 Jahren und eine Vorprüfung zur allgemeinen Eignung.
    Die Kosten für die Kurse und das daran anschließende Studium können einerseits aus den Mitteln der Arbeitsmarktförderung und andererseits dann durch den Bezug des Höchststipendiums beschritten werden.
    Auf das Höchststipendium wird jeder Anspruch haben, der sechs Jahre Berufstätigkeit nachweisen kann.
    Die vielleicht auffälligste Änderung im Studienbetrieb wird allerdings noch mindestens zwei, drei Jahre auf sich warten lassen, das akademische Studium per Fernkurs.
    So viel also zur aktuellen Situation an den österreichischen Hochschulen.
    Das war ein Beitrag meines Kollegen aus der innenpolitischen Redaktion Wilfried Seifert.
    Und nun eigentlich gleich die Frage, wie sieht es mit der kulturellen Situation in Österreich aus, wie sieht es mit dem kulturellen Klima bei uns aus.
    Ein gewisser Gradmesser in diesem Sinn war eigentlich in den letzten Jahren immer das Salzburger Humanismusgespräch.
    Und heute Vormittag wurde nun in Salzburg das 8. derartige Gespräch eröffnet, das Motto heuer Abschied von Utopia.
    Herbert Fleck berichtet.
    Fünf Tage lang werden beim 8.
    Salzburger Humanismusgespräch prominente Vertreter des Geisteslebens unserer Zeit aus der ganzen Welt, vorwiegend der Westlichen, über die Stellung des Intellektuellen in unserer Gesellschaft referieren und diskutieren.
    Unter den Tagungsteilnehmern finden sich so bekannte Namen wie Manes Sperber aus Paris, Jean Amari aus Brüssel, Efim Etkind aus Paris, Adam Schaff aus Warschau und Helmut Schelsky aus Münster.
    Die Humanismusgespräche wurden vom Intendanten Dr. Rudolf Bayer und Dr. Oskar Schatz, Leiter der Abteilung Kultur im Studio Salzburg und Initiator dieser Gespräche eröffnet.
    Das Thema dieser Tagung versteht Dr. Schatz folgendermaßen.
    Sie fragen nach den Wirkungen, nach den Effekten, die dieses 8.
    Salzburger Humanismusgespräch möglicherweise und in meiner Perspektive haben könnte.
    Nun, es gehört ja zu den gigantischen Selbstüberschätzungen, utopischen Selbstüberschätzungen der Intellektuellen oder hat zumindest gehört zu dieser Selbstüberschätzung, dass sie eben solche Wirkungen angenommen haben, dass sie geglaubt haben, sie können sozusagen aus einem archämedischen Punkt die Welt aus dem Angel heben.
    Ich glaube, die Einsicht verbreitet sich immer mehr, dass das nicht so einfach geht.
    Und das ist auch mit verbunden mit dem Abschied von Utopia, unter dem wir diesen Gesichtspunkt, dieses Humanismusgespräch gestellt haben.
    Und die Einsicht in eine gewisse Selbstbeschränkung, in einen bestimmten Realismus, in ein neues Realitätsgefühl.
    Ich glaube, wenn das erreicht werden könnte, so wäre das nicht der geringste Erfolg, den diese Tagung, denn dieses 8.
    Salzburger Humanismusgespräch erzielen könnte.
    Im ersten Referat heute Vormittag vertrat der weltbekannte Schriftsteller und Psychologe Manes Sperber die Meinung, dass das Leben des Menschen ohne Zukunft undenkbar, weil sinnlos sei.
    Den Begriff Utopie brachte Sperber mit der Ursehnsucht des Menschen auch nach dem Tod weiterzuleben im Zusammenhang, also auch nach dem Tod Zukunft zu haben.
    Die Zukunft werde immer positiv gesehen in
    utopischen Sinn einer Gesellschaft, die psychische und physische Unannehmlichkeiten oder Qualen ausschalten könne.
    Andererseits gäbe es aber auch das Bestreben, die Vergangenheit zu glorifizieren und somit auch wieder zur Zukunft zu machen.
    Im zweiten Teil seines Referates kritisierte Sperber die Intellektuellen, also seinen eigenen Stand sehr hart, vor allem jene, die sich immer wieder bereit fänden, unzulängliche oder unhumane Systeme zu unterstützen, und stellte sie den russischen Systemkritikern gegenüber, die in Russland alles, auch ihr Leben, riskierten.
    Zum Schluss meinte Sperber über die Möglichkeiten des Intellektuellen in unserer Zeit aus seiner Sicht.
    Ich bin ein Gegner der Utopien, die versprechen, was sie nie erfüllen könnten.
    Dennoch bleibe ich in der Nähe der Utopisten, weil ihre Lärm manchmal dazu verhilft, allmähliche Änderungen zu bewerkstelligen, die für alle das Leben trotz einer unabänderlichen Endlichkeit sinnvoll, ja, sinnschöpfend gestalten mögen.
    Die Menschen setzen zumeist nur einen Bruchteil ihrer schöpferischen Kräfte ins Werk, die so und deshalb unerkannt bleiben.
    Das glaube ich als Psychologe und als ein Mensch, der viele Jahre schon gelebt hat.
    Das kann anders werden, also muss es anders werden, besser werden.
    Ich glaube nicht an ein absolutes und nicht an die Ewigkeit, nicht an ein verlorenes und nicht an ein künftiges Paradies.
    Doch denke ich voller Hoffnung an die Endlosigkeit unseres Bemühens um sinngebende Aufgaben, die erst mit dem Menschengeschlecht enden werden.
    In der anschließenden Diskussion debattierten der Soziologe Helmut Schelsky Münster, der Publizist Wolfgang Kraus, Wien, der Philosoph Ulrich Hommes Regensburg, Mannes Sperber, Friedrich Torbeck und der Theologe Josef Ratzinger in recht lebhafter und kontroverser Weise über die Brisanz der Utopie, wobei festgestellt wurde, dass das Urverlangen nach Religion der Grund der Utopie sei.
    Heute Nachmittag werden Prof. Dr. Richard Löwenthal, Berlin, über das Thema die Intellektuellen zwischen Gesellschaftswandel und Kulturkrise und der Essayist Jean Améry über ein neuer Verrat der Intellektuellen sprechen.
    Das Programm der nächsten Tage wird also von kritischen Referaten über die Position des Intellektuellen beherrscht werden und es wird sehr darauf ankommen, ob diese Kritik sich nicht nur auf die Position der anderen bezieht, sondern auch auf die eigene Position.
    Findet das statt, dann können diese achten Humanismusgespräche als erfolgreich bezeichnet werden.
    Abschied von Utopia, vom heute Vormittag eröffneten 8.
    Salzburger Humanismusgespräch, berichtete Herbert Fleck.
    Eine Minute vor halb eins nun zur außenpolitischen Berichterstattung im Journal.
    Und ich muss mich gleich nochmals entschuldigen, wir können das Thema Rhodesian eigentlich noch immer nicht covern.
    Die Telefonverbindung mit Kenia klappt nicht.
    Spätestens werden wir dann diesen Beitrag, sollte er nicht doch noch im Mittagsjournal zustande kommen, im Abendsjournal bringen.
    Für Sie vielleicht ein Grund, wenn Sie an diesem Thema besonders interessiert sind, unser Abendsjournal zu hören.
    18.15 Uhr, Sie wissen, Programm Österreich 1.
    Schlagzeile, Labour-Parteikongress.
    Die britische Regierung steht in diesen Tagen unter hartem und massivem Druck.
    Auf der einen Seite ist Großbritannien ja direkt in den Rhodesian-Konflikt involviert.
    Premierminister Kelloggen hat zum Wochenende so ziemlich alle Kontakte, die nur möglich waren, aufgenommen, um sowohl auf die weiße als auch auf die schwarze Seite im Hinblick auf eine Lösung des Rhodesian-Konflikts einzuwirken.
    Dazu kommt, dass der Premierminister und mit ihm die Regierung gerade in diesen Tagen auch unter den Beschuss der eigenen Partei, der Labour Party, geraten sind.
    In Blackpool begann heute die 75.
    Jahreskonferenz dieser Partei und diesen Parteitag sind bereits heftige Angriffe des linken Flügels auf den Premierminister vorausgegangen.
    Kritisiert wird vor allem einmal die geplante Kürzung der Regierungsausgaben.
    Eine konservative wirtschaftspolitische Maßnahme, wie die Linken in der Partei meinen.
    Eine Maßnahme, wie sie meinen, die nur zur Steigerung der Arbeitslosenrate beitragen würde.
    Dazu kommt dann noch ein Antrag einer weiteren Gruppierung innerhalb der Labour-Party, nämlich ein Antrag auf Verstaatlichung der wichtigsten britischen Banken und Versicherungen.
    Und man darf sicher sein, dass es hier zu einem massiven Kräftemessen zwischen Partei und Regierung kommen wird.
    Ein Parteitag also, wo die Zeichen heute schon auf Sturm stehen.
    Aus Blackpool meldet sich Heinz Schlenker.
    Kontroversen gehören zu jedem Labour-Parteitag, genauso wie die öffentlichen Wortschlachten zwischen dem rechten und linken Flügel der Labour-Party.
    Dass dies auch in dieser Woche nicht anders sein wird, zeigte sich nicht nur bereits gestern Abend, als der rechte Entwicklungshilfeminister Rick Prentice aller Welt klarmachte, dass keineswegs alle Labour-Politiker mit dem äußerst linksorientierten sogenannten
    Programm 1976 des Labour-Gesamtvorstandes einverstanden sind, also dem Programm, das Grundlage der Parteidiskussionen in dieser Woche sein wird.
    Die Kontroversen wurden auch heute Morgen unterstrichen, als sich die Delegierten der ersten großen Themen ihrer Konferenz annahmen, nämlich dem zwischen der Labour-Regierung und den Gewerkschaften abgeschlossenen Sozialkontrakt
    über freiwillige Einkommensbeschränkungen bis Mitte nächsten Jahres sowie zweitens der Notwendigkeit, die britischen Staatsfinanzen durch Ausgabenkürzungen endlich in Ordnung zu bringen.
    Wenn die Regierung bei beiden Themen unter scharfes Feuer kam, ist das nicht weiter verwunderlich.
    Dafür ist nicht nur unter Labors Linken die Verbitterung zu groß darüber, dass die Anti-Inflations- und Anti-Krisen-Politik ihrer Regierung keine Wirkung zeigt.
    Die Briten schnallen offenkundig umsonst ihre Gürtel immer enger, ohne dafür durch eine geringere Arbeitslosigkeit und eine sinkende Inflationsrate belohnt zu werden, um ganz vom Pfund zu schweigen, das heute nur noch knapp 57 Pence gegenüber 1971 wert ist.
    Trotzdem reden Premierminister Callaghan und dessen Schatzkanzler Healy den Briten ständig weiter ein, die wirtschaftliche Gesundung stehe unmittelbar bevor.
    Tatsächlich kann man unter diesen Umständen verstehen, wenn die Bevölkerungsmehrheit der Regierung inzwischen bescheinigt, in ihrem Anti-Inflationskampf versagt und Wahlversprechen gebrochen zu haben.
    Ob der heute in Blackpool eröffnete Labour-Parteitag diese Ansichten beseitigen kann, darf bereits bezweifelt werden.
    Sicher, das Bündnis zwischen der Regierung und den Gewerkschaften wird weiterhalten.
    Aber es verträgt keine übermäßigen Belastungen mehr.
    Premierminister Callaghan muss endlich Erfolge bei der Bekämpfung vor allem der Arbeitslosigkeit, aber auch der britischen Inflation vorweisen können.
    Dies fällt ihm jedoch äußerst schwer, besonders weil der von ihm gewählte Weg der Opfer und Enthaltsamkeit einfach keine raschen Ergebnisse bringen kann.
    Deshalb haben es Labours Linke ja auch so leicht, statt Einsparungen die Erhöhung der Staatsausgaben zu verlangen, was, würde Callaghan dem nachgeben, bei ungedeckten Staatsschulden von über 270 Milliarden Schilling nur zum Staatsbankrott führen kann.
    Callaghan kennt diese Gefahr.
    Er weiß, dass er nicht unbegrenzt Wechsel auf die Zukunft, genauer auf den Reichtum des Nordseeöls ziehen kann.
    Morgen, wenn er seine erste große Rede hält, muss der Regierungschef deshalb seine Anhänger davon überzeugen, aber auch das Ausland.
    Denn vom Ausland hängt Großbritanniens Gesundung wesentlich mit ab.
    Die britische Pfundkrise zeigt das überdeutlich.
    Vom Labour-Parteitag in Blackpool berichtete Heinz Schlenker.
    Palästinensische Terroranschläge hat man früher in nicht-arabischen Staaten gekannt, hatte man eigentlich nur in nicht-arabischen Staaten gekannt.
    Gestern gab es wieder einen solchen Anschlag und das neue daran, einen Anschlag in einem arabischen Land.
    Ein palästinensisches Terrorkommando besetzte das Hotel Semiramis in der syrischen Hauptstadt Damaskus und drohte mit der Erschießung der Hotelinsassen, falls 33 in Syrien inhaftierte Terroristen nicht freigelassen würden.
    Nun, die Syrer antworteten mit einem Sturm auf das Hotel.
    Sie töteten einen Terroristen und vier Geiseln und richteten die überlebenden Kommandomitglieder wenige Stunden später, das heißt heute früh, vor dem Hotel hin.
    Was für Folgen hat nun dieser bislang beispiellose Vorfall auf die Situation innerhalb der zerstrittenen arabischen Welt und vor dem Hintergrund des Libanon-Konflikts?
    Barbara Kudenhovy-Kalergi analysiert.
    Seit gestern gibt es zu den vielen palästinensischen Gedenknamen noch einen neuen, schwarzer Juni.
    So hat sich das Kommando der Terroristen im Hotel Semiramis genannt, ohne Zweifel in Anspielung auf das palästinenser Massaker durch syrische Truppen im Libanon.
    Jahrelang hatten die Palästinenser durch den Namen ihrer Kommandos vom schwarzen September an die Vernichtung ihrer Landsleute durch den König von Jordanien im Jahre 1970 erinnert.
    Jetzt ist Syrien zum Hauptfeind innerhalb der arabischen Welt geworden.
    Das grausige Spektakel der öffentlichen Hinrichtung mitten im Zentrum von Damaskus hat drastisch vor Augen geführt, wie sehr die Palästinenser noch vor kurzem die gefeierten Helden der arabischen Welt innerhalb dieser Welt zu Außenseitern geworden sind.
    Darauf hat sich nun auch die Führung der Palästinensischen Befreiungsorganisation eingestellt.
    Sowohl die PLO wie die Fatah haben sich von den Semiramis-Terroristen sofort distanziert und selbst nach der Hinrichtung kein Wort des Bedauerns gefunden, obwohl noch vor kurzem Exekutionen auch von irregulären Guerillas stets verurteilt worden sind.
    Die offiziellen PLO-Führer sind offensichtlich bemüht, zu retten, was von ihrer Sache noch zu retten ist.
    Dafür spricht die Unterstützung Yasser Arafats für den gemäßigten libanesischen Präsidenten Sarkis.
    Und dafür spricht auch die Tatsache, dass Arafat zu einem Treffen mit dem syrischen Präsidenten Assad bereit war, trotz allem, was bei den Kämpfen in Beirut geschehen ist.
    Das Treffen scheiterte an der Ablehnung Assads.
    Dieser war nicht zu bewegen, mit dem ägyptischen Staatschef Sadat in Kairo zu einem Libanongespräch zusammenzukommen, wenn Arafat dabei wäre.
    Darauf hatte aber Sadat bestanden.
    Jüngstes Zeichen für die Kompromissbereitschaft der schwer bedrängten Palästinenser ist ein Friedensplan, den das Mitglied des Zentralrates der Fatah, Abu Iyad, jetzt vorgelegt hat.
    Er sieht den Rückzug der Palästinenser aus ihren Stellungen vor, wenn auch die Syrer ihre Truppen zurücknehmen.
    Dieser Plan dürfte freilich wenig Aussicht auf Realisierung haben.
    Offiziell ist der Standpunkt der arabischen Staaten immer noch die Unterstützung der Rechte der Palästinenser gegenüber Israel.
    Tatsächlich aber stehen außer Irak und Libyen mittlerweile bereits alle arabischen Staaten auf der provestlichen, antipalästinensischen und antilinken Linie.
    Und auch Iraker und Libyer haben während des Gemetzels im Libanon ihre palästinensischen Genossen nur verbal unterstützt, ohne jemals aktiv an ihrer Seite einzugreifen.
    Heute sind die Palästinenser, die sich nach ihrem Exodus aus ihrer Heimat auf die umliegenden Staaten verteilt haben, im Libanon ebenso gefährdet und ungern gesehen wie in Syrien und in Kuwait.
    Vor diesem Hintergrund erscheint es verständlich, dass ihre Führer unlängst mit dem Erbfeind verhandelt haben, mit Israel.
    Ein palästinensischer Staat im jetzt von Israel besetzten Gebiet, vor kurzem noch für die meisten Palästinenser eine inakzeptable Mini-Lösung, müsste für viele von ihnen heute als begehrenswertes Ziel erscheinen.
    Das war eine politische Analyse von Barbara Kunhofe-Kalergi.
    Die Vereinigten Staaten sind die größten Verbraucher von Energie und von Erdöl.
    Nach dem Embargo der arabischen Länder hat man auch in den USA die Aufsuchung heimischer Energiequellen vorangetrieben, aber bisher keineswegs mit greifbaren Erfolgen.
    Vielmehr ist die Importabhängigkeit der Vereinigten Staaten seither eher noch gestiegen.
    Ein Mammutprojekt zur Milderung dieses Zustandes ist die Alaska Pipeline, die Rohöl durch den ganzen Kontinent bis nach Kalifornien transportieren soll.
    Über die Bedeutung dieser Pipeline und über die Probleme, die diese Ölleitung für die Energieversorgung der Vereinigten Staaten aufwirft, berichtet Jürgen Wilde.
    Obwohl zwischen den reichhaltigen Ölfeldern Alaskas und dem Panama-Kanal ein ganzer Kontinent liegt, besteht zwischen beiden doch ein Zusammenhang, der für die Energieversorgung der Vereinigten Staaten von nicht zu unterschätzender Bedeutung ist.
    Bekanntlich soll Ende nächsten Jahres das erste Öl von der Prato Bay im Norden Alaskas durch die fast 1300 Kilometer lange Alaska Pipeline nach Valdes fließen und von dort per Tanker dem amerikanischen Verbraucher zugänglich gemacht werden.
    Experten schätzen, dass anfangs täglich 1,2 Millionen und bis 1980 sogar 1,6 Millionen Barrels Alaska-Öl an der amerikanischen Westküste entladen wird.
    Hauptumschlaghaften sollte Los Angeles in Kalifornien sein.
    Die kalifornische Landesregierung hat jetzt jedoch zu verstehen gegeben, dass sie mit den Plänen der Bundesregierung in Washington nicht einverstanden ist.
    Sie befürchtet nicht nur eine Zunahme der Luftverseuchung in Südtalifornien, sondern auch, diese Auffassung wird von vielen Experten der Ölindustrie geteilt, einen großen Überschuss an Rohöl im amerikanischen Westen, während gleichzeitig die industriellen Ballungszentren an der Ostküste möglicherweise, zum Beispiel bei einem neuen Embargo, unter einer Ölknappheit zu leiden hätten.
    Als der amerikanische Kongress vor drei Jahren nach langen, zum Teil erbitterten Debatten, dem Bau der Alaska-Pipeline zugestimmt hatte, gegen die Proteste vieler Umweltschutzgruppen, war von einer Opposition Kaliforniens keine Rede gewesen, da das damalige Öl-Embargo durch die OPEC-Länder Auswirkungen auch auf diesen Bundestag gehabt hatte.
    Eine Alternative zu dem erwarteten Öl-Überschuss im amerikanischen Westen wäre ein internationales Tauschgeschäft.
    Alaska-Öl, so kann man auch in offiziellen Preisen wahrscheinlich hören, könnte fast ausschließlich nach Japan exportiert werden, während Öl vom Persischen Golf, auf das Japan zur Deckung seines Energiebedarfs im Moment angewiesen ist, von den USA zur Versorgung der amerikanischen Ostküste importiert werden könnte.
    Wenn dieser Plan realisiert werden sollte, was nun nicht mehr im Bereich des Unmöglichen liegt, dann wären die Vereinigten Staaten dem ursprünglich mit dem Bau der Pipeline verfolgten Ziel um keinen Schritt näher gekommen.
    Die Mittel für den Bau der Pipeline waren damals genehmigt worden, weil die Argumentation der Befürworter, die Ölvorkommen in Alaska würden die USA von Öl importen, weil sie ihn unabhängig machen, schließlich von einer Mehrzahl der Kongressmitglieder geteilt wurde.
    Die andere Alternative wäre ein Direkttransport des Öls von Alaska durch den Panama-Kanal an die amerikanische Süd- und Ostküste.
    Zwar würde das Öl auf diese Weise teurer, die Vereinigten Staaten könnten jedoch Devisen sparen.
    Aber auch dieser Plan wird von Experten mit Skepsis aufgenommen, weil die Zukunft des Panama-Kanals oder zumindest die Zukunft eines unter amerikanischer Verwaltung und unter amerikanischem Schutz stehenden Panama-Kanals ungewiss ist.
    Obwohl der Kanal mit amerikanischen Mitteln gebaut wurde und die USA in der Kanalzone die Hoheitsrechte ausüben und damit, wie besonders von konservativen Kreisen immer wieder betont wird, Teil der Vereinigten Staaten ist, verlangt die Regierung des links stehenden Diktators von Panama, General Torrijos, nicht nur ein Mitspracherecht an der Verteidigung der Kanalzone, sondern, allerdings erst zu einem späteren Zeitpunkt, die Eingliederung der Zone.
    Zwischen den Regierungen beider Länder haben Verhandlungen schon seit längerer Zeit stattgefunden und prinzipiell ist die Ford-Administration bereit, einen neuen Vertrag mit Panama abzuschließen.
    Die letzte Verhandlungsrunde wurde im Mai geführt und damals schien General Torrijos mit einer Vertragung auf einen Zeitpunkt nach den amerikanischen Wahlen einverstanden zu sein.
    Da die wirtschaftliche Situation in Panama sich jetzt jedoch wesentlich verschlechtert hat und es in der vergangenen Woche zu Studentenunruhen kam, drängt die dortige Regierung zur
    der Glauben auf eine Fortsetzung der Verhandlungen noch vor den Wahlen.
    Der Beginn einer neuen Verhandlungsrunde zu diesem Zeitpunkt, weniger als sechs Wochen vor der Wahl, wird in Washington allerdings für unwahrscheinlich gehalten.
    Ab Montag kommender Woche wird der Innenpolitische Ausschuss des Senats Hearings über die komplexe Frage des Alaska-Öls abhalten und sich dabei auch, wenn auch vielleicht nur am Rande, mit der Zukunft der Panama-Kanalzone befassen müssen.
    Das war Jürgen Wilde und was Sie im Hintergrund hörten war nicht Eisstürme Alaskas, sondern technische Störungen und wir bitten Sie dafür um Entschuldigung.
    Zwei Minuten vor dreiviertel eins ist es jetzt.
    Der weltgrößte Demokratie, so bezeichnete sich Indien gern bis zu jenem 26.
    Juni 1975, als die Regierung unter Indira Gandhi den Ausnahmezustand über ihr 600 Millionen Volk verhängte.
    Beendet wurde damit auch der Anspruch des Landes, die volksreichste Demokratie der Welt zu sein.
    Denn es folgten die in solchen Fällen charakteristischen Handlungen.
    Kerkermauern für unliebsame Oppositionspolitiker, Maulkorb für die Nachrichtenmedien.
    Beendet wurde in diesen Juni-Tagen aber auch das Chaos, in dem Indien dahinvegetierte.
    Die Züge fuhren plötzlich pünktlich, die Bettler verschwanden von den Straßen, so zumindest sagten ausländische Beobachter, die trotz der Zensur aus Indien weiter berichteten.
    Der Preis für dieses plötzliche Wohlverhalten oder diese plötzliche wirtschaftliche Effizienz war freilich eher hoch.
    Einer, der seine politische Opposition mit seiner Freiheit büßte, ist Georges Fernandez, Führer der indischen Sozialisten.
    Als der Ausnahmezustand ausgerufen wurde, tauchte der angesehene Eisenbahnergewerkschafter unter.
    Mitte Juni dieses Jahres wurde er aufgegriffen und verhaftet.
    Sozialistische Parteien in aller Welt, auch die österreichische, haben seither für seine Freilassung interveniert.
    Amnesty International erklärte ihn zum Gefangenen des Jahres.
    In diesen Tagen ist nun seine Frau zu Besuch in Österreich.
    Sie nahm heute vor Journalisten in Wien zum Schicksal ihres Mannes Stellung Otto Hörmann berichtet.
    Frau Fernandez, Sie sind vor einigen Tagen nach Wien gekommen, um für Ihren Mann eine Informationskampagne zu starten.
    Am 4.
    Oktober soll ein Prozess in Indien gegen Ihren Mann beginnen.
    Was wissen Sie über seine Situation derzeit im Gefängnis und wie glauben Sie, wird dieser Prozess abgehalten werden?
    We got news that my husband was arrested on June 10th, 1976.
    But since then, though I have tried many times to seek information from the government of India about his whereabouts, up till now I have not officially been given any news whatsoever.
    However, we do have other channels of information and the news which has reached us is very awful.
    When he was first arrested for 14 days he was kept in police custody, not judicial custody, and continuously interrogated, prevented from sleeping.
    And only a few days ago I heard
    Seit 14 Tagen hat sie gehört, dass er nun in die Foltergefängnisse der Polizei in New Delhi gebracht wurde.
    Und dort wurde er zwei Tage im Gefangene verhalten.
    Und dann wurde er geheim aus New Delhi entfernt und seine Verwandten und auch nicht der Anwalt wissen, wo er sich in den nächsten sieben Tagen aufgehalten hat.
    Und sie war sehr beängstigt über seinen Zustand.
    Er sitzt in einem anderen, sehr berüchtigten Gefängnis in Indien und man hat ihm auch gesagt, wie er dort, in welchem Zustand er sich dort befindet.
    Das Umfeld ist nicht geeignet für ein Mensch.
    Es ist wie ein Käfig.
    Wir haben die Beschreibung, dass die Zelle, in der er sich in solitärem Gefängnis hält, hat einen Dach, einen Flur, aber keine Wände.
    nur Gitterstäbe.
    Und er ist allen Wetterumbilden wie Sonne und Regen und Winde ausgesetzt.
    Glauben Sie, wird am 4.
    Oktober ein Militärgerichtsprozess oder ein normaler, ordentlicher Prozess gegen Ihren Mann angestrengt werden?
    Das ist sehr schwer zu sagen.
    Indien ist eine geschlossene Gesellschaft geworden.
    Es ist nichts mehr öffentlich.
    Und wir haben ja eigentlich keine offizielle Information darüber, was vorgeht.
    Und sie wollte schon immer wissen, wer über ihn zu Gericht sitzen wird.
    Aber sie hat keine Antwort von offizieller Seite gehört.
    Nur, er wird auf verbrecherischer Basis angeklagt werden.
    Und sie glaubt, dass das Urteil bereits im Vorhinein feststeht.
    Der Fall ihres Mannes ist seit der Ausrufung des Ausnahmezustandes in Indien sicher kein Einzelfall.
    Liegen Ihnen genaue Zahlen vor, wie viele politische Häftlinge derzeit in Indien festgehalten werden?
    Ja, das ist eine sehr interessante Frage.
    Denn am 26.
    Juni 1975, in der Nacht, hat Frau Gandhi Tausende Oppositionelle verhaftet.
    Und es war damals ja nur ein Glück, dass ihr Mann entkommen konnte.
    Und es ergibt sich nun die Frage, man weiß nicht genau wie viele es sind, aber es sind sicher Tausende.
    Frau Fernandes, haben Sie in den letzten Monaten irgendeine Nachricht von Ihrem Gatten aus dem Gefängnis erhalten?
    Nein, nichts aus der Gefängnis.
    Kein einziges Wort.
    Aber wir haben eine gespeicherte Botschaft erhalten, die uns vor einigen Monaten ausgeschmuggelt wurde.
    Hunderte von uns wurden gefangen und getötet durch eine rutschlose Diktatur.
    Nur weil sie den Kampf nicht aufgeben, den Kampf um die Menschen zu retten,
    Hunderte von uns sind in den letzten Monaten gejagt worden, weil sie den Kampf nicht aufgeben wollten.
    Den Kampf gegen ein brutales Regime, das ihnen ihre Rechte und ihre Freiheit nicht zurückgeben wollte.
    Mit der Frau des in Neu-Delhi inhaftierten indischen Sozialistenführers Fernandez sprach Georg Dopprovolny.
    Und uns, meine Damen und Herren, ist es nun doch geglückt, mit Klaus Stiebler Verbindung in Kenia aufzunehmen.
    Sie wissen, es geht um den Beitrag Rhodesien, weiter Konflikt um Rhodesien, noch kein Friede für Rhodesien, nachdem fünf schwarz-afrikanische Staaten es abgelehnt haben, den Friedensplan Henry Kissingers zu akzeptieren.
    Vielleicht kurz noch einmal, warum ging es bei diesem Friedensplan?
    Übergang der Regierung an die Schwarzen innerhalb der nächsten zwei Jahre, freie Wahlen und bis dorthin Bildung einer paritätisch besetzten Regierung.
    Dieser Plan ist ziemlich überraschend von der rhodesischen Regierung innerhalb kürzester Zeit angenommen und akzeptiert worden.
    Was nun doch eigentlich überrascht, Herr Stiebler, übrigens grüß Gott, ist, dass ausgerechnet die schwarzafrikanischen Staaten nun diesen Plan ablehnen.
    Ja, das hängt damit zusammen, dass Sie mit den anglo-amerikanischen Bedingungen für die Übergangslösung nicht recht einverstanden sind.
    Nach Ihrem Gefühl ist erstens die weiße Regierung Rhodesiens, die sich ja aus eigener Machtvollkommenheit unabhängig erklärt hat, nun plötzlich legitimiert worden.
    Man will sie als Rebellenregierung untergehen sehen, man will ihre bedingungslose Kapitulation sehen.
    Das ist der eine Gesichtspunkt.
    Und der andere Gesichtspunkt ist, dass man auch mit den Zugeständnissen nicht recht einverstanden ist, die Henry Kissinger gemacht hat.
    Da geht es also im Wesentlichen um die Zweiteilung Staatsrat-Übergangsregierung, die Tatsache, dass in beiden Gremien
    weiße und schwarze gleich stark vertreten sein sollen und dass vor allen Dingen in dieser Übergangsregierung weiße Minister für dahin verantwortlich sein sollen für Fragen der Sicherheit, also der Landesverteidigung und der inneren Sicherheit, also Bekämpfung von Terroristen.
    Und nun versuchen die schwarzafrikanischen Präsidenten und die Nationalistenführer, diesen Kompromiss aus den Angeln zu heben und zu erreichen, dass der Kompromiss zu ihren Gunsten verbessert wird.
    Das ist der ganze Sinn von Lusaka.
    Was natürlich nun politische Insider, wie wir sie ja nicht so sind, also nicht politische Insider besonders überrascht, ist doch folgendes.
    Henry Kissinger war auf seiner Pendel-Mission zweimal in zwei afrikanischen Staaten.
    Und man sollte doch meinen, dass es ihm dort gelungen ist, die gegenseitigen Standpunkte durchzuchecken.
    Und Kissinger hat sich doch relativ optimistisch geäußert.
    Ja, das ist richtig.
    Natürlich ist man auf allen Seiten jetzt überrascht, zumindest auf Seiten
    der Regierungen Südafrikas und Rhodesiens über dieses Nachtarrochen der schwarzen Nationalisten.
    Der rhodesische Außenminister Piet van der Beijel hat unterzüglich gesagt, da zeige es sich wieder einmal, dass die schwarzen Nationalisten und die afrikanischen Präsidenten unzuverlässig seien und wenig vertrauenswürdig in internationalen Verhandlungen.
    Das Ganze habe man schon ein paar Mal durchexertiert.
    Man habe sich am Rande einer Lösung geglaubt und dann plötzlich seien die Schwarzen zurückgezuckt von einer solchen Lösung.
    Darin ist sicherlich ein berechtigtes Element der Kritik von der weißen Seite her.
    Aber der britische Außenminister Anthony Crosland hat nun seinerseits zu verstehen gegeben, dass er die Bedenken der afrikanischen Präsidenten versteht, wenn auch nicht völlig teilt.
    Es komme darauf an, in Rhodesien die Dinge in Gang zu halten und sich nicht nun an Prinzipien festzurennen und in Verfassungskonferenzen sich auf theoretische Dinge einzulassen.
    Das Allerwichtigste sei, eine Übergangsregierung auf die Beine zu bekommen und eben den Prozess der Transition des Übergangs in Gang zu setzen.
    Deshalb wird also jetzt morgen der britische Staatsminister im Foreign Office, Tiny Rowland,
    nach Botswana fliegen.
    Botswana deshalb, weil sich dort am Mittwoch die Präsidenten vieler afrikanischer Staaten für zehn Jahre Feier dieses Nachbarstaates Südafrikas versammeln.
    Mit ihnen will Tiny Roland dort verhandeln, herausfinden, ob es noch eine Basis für ein Kompromiss
    Das heißt, Herr Stiebler, man müsste momentan also noch nicht sagen, dass die Mission von Flying Henry total gescheitert ist.
    Es gibt noch Chancen für Rhodesien, für Schwarzafrika.
    Es gibt durchaus noch Chancen, wenn auch zunächst mal wieder ein Hindernis da ist, das überwunden wird.
    Herr Stiebler, damit vielen Dank und auf Wiederhören.
    Tja, sechs Minuten vor ein Uhr ist das nun kurz noch ein Kulturbericht im Journal.
    Vor fünf Jahren wurden die diplomatischen Beziehungen zwischen der Volksrepublik China und Österreich aufgenommen.
    Der 27.
    Jahrestag der Gründung der Volksrepublik China steht bevor.
    Anlass genug für die Wiener Stadtteile und das Tiroler Landestheater, das staatliche Ballettensemble Chinas zu einem Gastspiel einzuladen.
    Näheres von Brigitte Hofer.
    180 Tänzer, Schauspieler und Musiker aus der chinesischen Volksrepublik bilden dieses staatliche Ballettensemble, das aus einem Experimentalballett der Pekinger Tanzschule hervorging und 1959 gegründet wurde.
    Heute besteht es aus zwei Gruppen, jede mit ihren eigenen Autoren, Darstellern, Instrumentalisten und Bühnenbildnern, die neben Aufführungen in Peking auch oft zu Tourneen in die verschiedenen Teile des Landes reisen und in Dörfern, Fabriken und Kasernen auftreten.
    Auf seiner Europa-Tournee bietet das Ensemble zwei Programme.
    Die Rote Frauenkompanie, ein revolutionäres Tanzdrama, das zur Zeit des 10-jährigen Bürgerkriegs von 1927 bis 1937 auf der Insel Hainan spielt und sich stark auf folkloristische Elemente und auf eine eher konventionelle Choreografie stützt.
    Das revolutionäre Geschehen steht im Vordergrund.
    Das Zui-Shen-Attaché der Botschaft der Volksrepublik China, kurz so definiert.
    Der Parteivertreter in der Frauenkompanie Hong Changqing lädt Armee und Bevölkerung am Beispiel von Wu Qinghua, deren Familie seit Generationen viel zu leiden hatte, greift zu den Waffen, folgt der Partei, macht Revolution und erkämpft die Befreiung.
    Mu Qing Hua reiht sich in die Rote Frauenkompanie ein.
    Hung Chang Ching gibt den Angehörigen der Roten Frauenkompanie politischen Unterricht.
    Er lährt den Kämpferinnen die Wahrheit.
    Das Proletariat kann seine eigene, endgültige Befreiung nur durch die Befreiung der ganzen Menschheit erreichen.
    Mu Qing Hua wird es klar.
    Und sie ist nun entschlossen, für die Befreiung der ganzen Menschheit zu kämpfen.
    Schnell vorwärts, schnell vorwärts!
    Wir sind ein Mannschaft, wir sind ein Mannschaft, wir sind ein Mannschaft!
    Drei Tanzdramen bilden das Alternativprogramm.
    Sohn und Tochter des Graslandes, das von den Erfolgen der sozialistischen Erziehungsbewegung berichtet, das Loblied auf das Yin-Yang-Gebirge und das Weißhaarige Mädchen, über dessen thematische Hauptanliegen wieder Zui Zhen.
    Im alten China wurden die Bauern, die 80 Prozent der Bevölkerung ausmachten, auf grausame Weise unterdrückt und ausgebeutet.
    Unter der Führung des Vorsitzenden Mao haben die Bauern ihren Weg zur Befreiung gefunden.
    In dem Ballett »Das weißhaarige Mädchen« geht es um diese Wahrheit.
    Es geschah in der Zeit des Widerstandskrieges gegen die japanische Aggression im nordchinesischen Dorf Yangguozhuang.
    Armee und Bevölkerung schließen sich zusammen, um die Landesverräter zu beseitigen und gegen die Despoten zu kämpfen.
    Unser Land, unser Land, unser Land
    Seit 1964 ist Zhang Jing die Leiterin des chinesischen Ensembles.
    Sie will Mao's Richtlinien für Literatur und Kunst auch durch das Ballett verwirklichen.
    Richtlinien, die lauten, lasst 100 Blumen blühen, lasst das Neue durch kritische Aufnahme aus dem Alten hervorgehen und das Alte in den Dienst der Gegenwart stellen, das Ausländische für China nutzbar machen.
    Wie nutzbar chinesisches Revolutionsballett für europäische Beschauer sein kann, wird man ab morgen in der Wiener Stadthalle feststellen.
    Chinesisches also in Wien und Innsbruck und wir schließen mit Kurznachrichten.
    Österreich.
    Der geschäftsführende Vorsitzende der Metall- und Bergarbeitergewerkschaft Sekanina hat heute die Meldung dementiert, wonach er am vergangenen Samstag in Bregenz vor Betriebsräten erklärt habe, die Lohnforderungen der Metall- und Bergarbeiter könnten um 7,5 Prozent bei den Istlöhnen liegen.
    Der rumänische Ministerpräsident Manescu ist heute mit einer Regierungsdelegation zu einem offiziellen Besuch in Wien eingetroffen.
    Im Mittelpunkt der Gespräche mit Vertretern der österreichischen Regierung stehen Wirtschaftsfragen.
    Handelsminister Starrybacher teilte heute Journalisten gegenüber mit, dass die Durchschleusung der Schiffe durch den Wiener Donaukanal täglich etwa 130.000 Schilling koste, die der Bund tragen müsse.
    Starrybacher gab weiters bekannt, dass mit der Freigabe der etwa 30 Meter breiten Fahrrinne am linken Donauufer am Mittwochnachmittag zu rechnen sei.
    Spanien.
    Tausende baskische Arbeiter haben heute früh dem Streikaufruf der baskischen Separatistenbewegung ETA Folge geleistet.
    Der Ausstand soll die Forderung nach Freilassung politischer Gefangener unterstreichen.
    Tja, mit diesen kurzen Nachrichten, meine Damen und Herren, beenden wir wenige Sekunden vor 13 Uhr das Mittagsjournal.
    Redaktion und Technik verabschieden sich.
    Wir danken fürs Zuhören.
    Auf Wiederhören.

    Beiträge dieses Journals

    Nachrichten
    Datum: 1976.09.27 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Wetterbericht
    Datum: 1976.09.27 [Sendedatum]
    Schlagworte: Natur ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Zahlen und Daten zum Beginn des neuen Schuljahres
    Mitwirkende: Seifert, Wilfried [Gestaltung]
    Datum: 1976.09.27 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Bildung ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    "Abschied von Utopia", internationales Humanismusgespräch
    Einblendung: Manès Sperber
    Mitwirkende: Fleck, Herbert [Gestaltung] , Sperber, Manès [Interviewte/r]
    Datum: 1976.09.27 [Sendedatum]
    Schlagworte: Bildung ; Wissenschaft und Forschung ; Kultur ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Großbritannien: Labour-Kongress in Blackpool diskutiert Einkommensplan
    Mitwirkende: Schlenker, Hans Heinz [Gestaltung]
    Datum: 1976.09.27 [Sendedatum]
    Ort: Blackpool
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Syrien: Nach Terroranschlag in Damaskus Palästinenser mehr denn je isoliert
    Mitwirkende: Coudenhove-Kalergi, Barbara [Gestaltung]
    Datum: 1976.09.27 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik Österreich ; Politik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Energieversorgungsprobleme der USA, Alaskapipeline
    Mitwirkende: Wilde, Jürgen [Gestaltung]
    Datum: 1976.09.27 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Verfolgung der Opposition in Indien - Pressekonferenz der Frau des verhafteten indischen Sozialistenführers Fernandez in Wien
    Einblendung: Frau Fernandez
    Mitwirkende: Dobrovolny, Herbert [Gestaltung] , Fernandez, ... [Interviewte/r]
    Datum: 1976.09.27 [Sendedatum]
    Ort: Wien
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Medien und Kommunikation ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Schwarzafrikanische Staatschefs uneinig über Rhodesienplan Kissingers
    Mitwirkende: Stiebler, Klaus [Gestaltung]
    Datum: 1976.09.27 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Chinesisches Ballett in der Stadthalle
    Einblendung: Attache der chinesischen Botschaft, Musik
    Mitwirkende: Hofer, Brigitte [Gestaltung]
    Datum: 1976.09.27 [Sendedatum]
    Ort: Wien, Stadthalle
    Schlagworte: Gesellschaft ; Bildung ; Musik ; E-Musik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten

    Katalogzettel

    Titel Mittagsjournal 1976.09.27
    Spieldauer 01:00:14
    Mitwirkende Oberhofer, Ilse
    Jirkovsky, Karl [GND]
    ORF [Produzent]
    Datum 1976.09.27 [Sendedatum]
    Schlagworte Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt
    20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ audio
    Format TKA [Tonband auf Kern (AEG)]
    Sprache Deutsch
    Rechte Mit freundlicher Genehmigung: ORF
    Signatur Österreichische Mediathek, jm-760927_k02
    Medienart Mp3-Audiodatei
    Gesamtwerk/Reihe Mittagsjournal

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