Mittagsjournal 1976.11.12

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    Rechtliches

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    Mittagsjournal.
    Es ist 12 Uhr, durch die Sendung führt Roland Machatschke.
    Die Schlagzeilen zu unseren wichtigsten Beiträgen.
    35.000 statt 5.000 Zuschussrentner.
    Sonderzahlung der Regierung wird verringert.
    Arbeiter- und Angestelltenbund der ÖVP legt Dokumentation über angeblichen sozialistischen Terror in Betrieben vor.
    Verbraucherpreisindex für den Monat Oktober veröffentlicht.
    Jugoslawische Stellungnahmen vor der Sprachenermittlung am kommenden Sonntag, Generalstreik in Spanien und große Retrospektive Wassily Kandinsky in München.
    Zunächst die Nachrichten.
    Chef vom Dienst ist Federoli, Sprecher Wolfgang Hofeneder.
    Österreich.
    Der Verbraucherpreisindex ist im Oktober gegenüber dem Vergleichsmonat des Vorjahres um 7,2 Prozent gestiegen.
    Gegenüber September des heutigen Jahres hat sich der Verbraucherpreisindex um 0,4 Prozent erhöht.
    Staatssekretär Weselsky hat heute in einem Vortrag in der Arbeiterkammer in Graz Strukturprobleme der österreichischen Wirtschaft behandelt.
    Weselsky meinte, dem Konjunkturverlauf komme nicht jene Bedeutung zu, wie allgemein angenommen wird.
    Nach Ansicht des Staatssekretärs seien vor allem die strukturpolitischen Randbedingungen der Weltwirtschaft die Ursache für die derzeitige Wirtschaftsflaute.
    Für Österreich empfiehlt Weselsky Investitionen in der Industrie und im Fremdenverkehr, um die Konkurrenzfähigkeit zu verbessern.
    Der Landwirtschaftsausschuss des Nationalrates berät heute den von der Regierung vorgelegten Grünen Plan 1977 und den Grünen Bericht 1975.
    Im Grünen Plan, der als wichtigste Grundlage für die Aufwendungen zugunsten der Landwirtschaft gilt, sieht für das kommende Jahr 949 Millionen Schilling vor.
    Im vergangenen Jahr waren es noch 966 Millionen.
    Dazu kommen 2 Milliarden Schilling an Agrarinvestitionskrediten und 426 Millionen Schilling für das Bergbauern-Sonderprogramm.
    Generell heißt es im Bericht der Bundesregierung, man sei bestrebt, einen funktionsfähigen ländlichen Raum zu erhalten und durch eine Erhöhung der bäuerlichen Einkommen die Lebensbedingungen auf dem Land zu verbessern.
    In Innsbruck fand gestern Abend die dritte öffentliche Diskussion im Verlauf der von der Regierung veranstalteten Aufklärungskampagne über die Einführung der Kernkraft in Österreich statt.
    Auf dem Programm stand diesmal die Frage der Wirtschaftlichkeit von Kernkraftwerken.
    Mitglieder der Bürgerinitiative gegen Atomkraftwerke demonstrierten vor Beginn der Veranstaltung gegen die Aufklärungskampagne, die sie als Propaganda-Feldzug bezeichneten.
    Die Diskussion selbst verlief lebhaft, es kam jedoch zu keinen Ausschreitungen wie bei der letzten derartigen Veranstaltung in Linz.
    USA-Sowjetunion.
    Nach Angaben aus Washington haben die Vereinigten Staaten mit einer Reihe westeuropäischer Länder und mit Japan dringende Gespräche aufgenommen, um eine Erhöhung des Rohölpreises durch die OPEC-Länder zu verhindern.
    Wie ein Sprecher des amerikanischen Außenministeriums sagte, sei eine Ölpreiserhöhung wirtschaftlich nicht gerechtfertigt und würde den Interessen der Verbraucherländer ebenso wie jenen der Ölexportstaaten zuwiderlaufen.
    Selbst eine geringfügige Preiserhöhung hätte ernste wirtschaftliche Folgen.
    Im Gegensatz dazu hat die sowjetische Nachrichtenagentur TASS angedeutet, dass die Kreml-Führung die Pläne der Rohölexportstaaten für eine Erhöhung der Preise unterstütze.
    TASS schreibt, eine Ölpreissteigerung würde dazu beitragen, die Einnahmeverluste durch die Inflation in der kapitalistischen Welt auszugleichen.
    Am kommenden Montag tritt in Wien die Wirtschaftskommission der OPEC, der Organisation der erdölexportierenden Länder, zu einer mehrtägigen Sitzung zusammen, um die Mitte Dezember in Katar beginnende Konferenz der OPEC-Erdölminister vorzubereiten.
    An der Wiener Tagung nehmen Delegierte aus 13 Mitgliedsländern teil.
    Auf der Tagesordnung stehen alle wirtschaftlichen Angelegenheiten, die die OPEC betreffen, darunter auch die Frage einer Rohölpreiserhöhung.
    Die Beschlüsse der Wirtschaftskommission werden der kommenden Ministerkonferenz als Empfehlungen vorgelegt.
    Spanien Überwiegend die Industriearbeiter sind heute dem Aufruf der illegalen Gewerkschaften zum ersten Generalstreik seit 40 Jahren nachgekommen.
    Im öffentlichen Dienst wurde die Streikparole weniger befolgt.
    In Madrid und Barcelona, die beiden größten Städten Spaniens, funktionieren Verkehr und andere kommunale Einrichtungen nahezu reibungslos.
    Dagegen stehen in zahlreichen Firmen die Produktionsanlagen völlig still.
    In anderen Fabriken kann der Betrieb nur teilweise aufrechterhalten wirben.
    Zu den Kampfmaßnahmen haben die illegalen sozialistischen und kommunistischen Arbeiterverbände aufgerufen, um ihre Forderungen nach Lohnerhöhungen von etwa 2.000 Schillingen monatlich für jeden Arbeitnehmer zu unterstreichen und gegen das im Oktober veröffentlichte Sparprogramm der Regierung von Ministerpräsident Suárez zu protestieren.
    Libanon.
    Die von ehemaligen muslimischen Deserteuren gebildete arabische Armee hat gemeinsam mit den radikalen palästinensischen Organisationen, der sogenannten Front der Verweigerung, den vom libanesischen Präsidenten Sarkis und den arabischen Ländern ausgearbeiteten Friedensplan angenommen.
    Ein Sprecher der Verweigerungsfront gab bekannt, man habe übereinstimmend die Notwendigkeit erkannt, den Waffenstillstand als Voraussetzung für die Wiederherstellung von Ruhe und Ordnung im Libanon einzuhalten.
    Die arabische Friedenstruppe, die sich zurzeit zu zwei Drittel aus syrischen Soldaten zusammensetzt, hat gestern ihre Mission zur Überwachung des Waffenstillstandes offiziell begonnen.
    Syrische Einheiten haben die internationale Straße Beirut-Damaskus für den Verkehr freigegeben und Stellungen in einem Umkreis von 15 Kilometern nördlich und südlich Beiruts eingenommen.
    Portugal
    In Lissabon wird heute die Herbsttagung des Ministerrates der EFTA der Europäischen Freihandelszone mit der Erörterung konjunktureller Fragen und des Tätigkeitsberichtes des EFTA-Generalsekretariats fortgesetzt und abgeschlossen.
    An der Tagung nehmen die Wirtschafts- und Außenminister der sechs EFTA-Mitgliedsländer und des Assoziierten Finnlands teil.
    Der erste Konferenztag beschäftigte sich vor allem mit Hilfsmaßnahmen für Portugal.
    Außerdem wurden die Diskriminierung der EFTA-Länder in Spanien und in Griechenland als Folge der Vereinbarungen dieser Länder mit den europäischen Gemeinschaften und die Beitrittswünsche Portugals zur Neuner-Gemeinschaft erörtert.
    Die nächste EFTA-Konferenz wird voraussichtlich im Frühjahr 1977 in Wien stattfinden.
    Frankreich, Großbritannien.
    Staatspräsident Giscard d'Estaing und der britische Premierminister Callaghan haben heute auf Schloss Rambouillet bei Paris ihre gestern aufgenommenen Gespräche fortgesetzt.
    Währungsfragen sowie europäische und internationale Probleme sind die Hauptthemen der britisch-französischen Konsultationen.
    Im Laufe des Tages sollen der französische Ministerpräsident Barre und die beiden Außenminister Crossland und Guiringo den Gesprächen zugezogen werden.
    Der Regierenden Labour Party ist es gestern Abend im Unterhaus in London gelungen, ein wichtiges Gesetz zur Verstaatlichung des Flugzeug- und Schiffbaus zu verabschieden.
    Um die Mehrheit für die Regierungsvorlage zu sichern, sind drei Minister, die ursprünglich mit Premierminister Callaghan nach Paris reisen sollten, in London geblieben.
    Es wird erwartet, dass die drei Minister nach dem Abstimmungssieg nach Paris nachkommen werden.
    Schweiz
    Der Vorsitzende der Genfer Rhodesien-Konferenz, der britische UNO-Botschafter Richard, hat heute seine Bemühungen fortgesetzt, einen Kompromiss im Streit um den Unabhängigkeitstermin für Rhodesien zu erreichen.
    Richard berief am Vormittag die schwarzen Nationalistenführer Komo und Mugabe zu Privatgesprächen zu sich.
    Für den Nachmittag sind Verhandlungen mit den anderen beiden Nationalistenführern Mussorewa und Sithole sowie mit dem rhodesischen Außenminister Van der Beul vereinbart,
    Griechenland und die Türkei haben sich auf den Verhandlungsvorgang im Konflikt um die Abgrenzung des Festlandsockels in der Ägäis geeinigt.
    In einem heute in Bern veröffentlichten gemeinsamen Kommuniqué wird mitgeteilt, dass die Einigung zwischen den diplomatischen Unterhindern der beiden Länder zustande gekommen sei.
    Die Verhandlungen zwischen Griechenland und der Türkei haben am 2.
    November in der Schweiz begonnen.
    Damit ist die Vorbedingung für Verhandlungen auf Regierungsebene gegeben, um die Frage der Hoheitsrechte in der Ägäis zu klären.
    Sowohl Griechenland als auch die Türkei beanspruchen die Hoheitsrechte am Festlandsockel der Ägäis.
    In diesem Gebiet werden reiche Erdölvorkommen vermutet.
    Die Tätigkeit des türkischen Forschungsschiffes SISMIC-1 in der Ägäis war Anlass für eine Klage Griechenlands beim Weltsicherheitsrat und beim Europäischen Gerichtshof im Haag.
    Berlin.
    Der ostdeutsche Sänger und Kritiker des SED-Regimes, Wolf Biermann, hat von den DDR-Behörden ein Ausreisevisum erhalten und ist in West-Berlin eingetroffen.
    Biermann will in die Bundesrepublik Deutschland weiterreisen, wo er zu den Themen »In der DDR leben« und »Warte nicht auf bessere Zeiten« eine Reihe von Chansour-Arbeitenden veranstalten wird.
    Das waren die Meldungen.
    Der ausführliche Wetterbericht.
    Eine Störungszone, die zurzeit über Spanien liegt, wird morgen vom Mittelmeerraum her das Wetter in den Alpen verschlechtern.
    Die Aussichten bis morgen früh.
    Am Alpenostrand sowie im Süden Österreichs stark bewölkt oder nebelig trüb.
    Im übrigen Bundesgebiet heiter bis wolkig.
    An der Alpen-Nordseite Föhn.
    Nachmittagstemperaturen 7 bis 14 Grad.
    Tiefstwerte der kommenden Nacht minus 1 bis plus 8 Grad.
    Die Prognose für morgen Samstag über die Niederungen verbreitet sehr beständige Nebelfelder.
    An der Alpen-Nordseite zunächst noch föhnig aufgeheitert.
    Im Laufe des Tages Bewölkungszunahme von Südwesten her und nachfolgend im Westen und Süden aufkommende Niederschlagsneigung.
    Winde aus südlicher Richtung.
    Frühtemperaturen minus ein bis plus acht Grad, Tageshöchsttemperaturen sechs bis 13 Grad.
    Das Wetter um 12 Uhr, Wien bedeckt durch Hochnebel, 11°C, Südostwind 15km in der Stunde.
    Eisenstadt stark bewölkt durch Hochnebel, 11°C, Südost 15.
    Linz, Heiter 6°C, Windstille.
    Salzburg, Heiter 12°C, Windstille.
    Innsbruck, Heiter 8°C, Westwind 10km pro Stunde.
    Bregenz, Heiter 6°C, Südwest 3°C, Graz stark bewölkt durch Hochnebel 10°C, Nordostwind 5km pro Stunde und Klagenfurt stark bewölkt, 10°C Windstille.
    Es ist 12 Uhr und 12 Minuten.
    Wie gemeldet ist heute Vormittag der Preisindex für den Monat Oktober veröffentlicht worden.
    Es ist das der Vergleich der Lebenshaltungskosten und deren Änderung in einem bestimmten Zeitraum.
    Die Verbraucherpreise sind gegenüber dem Oktober des Vorjahres um 7,2 Prozent gestiegen.
    Und sie sind auch im Vergleich zum September dieses Jahres gestiegen und zwar um 0,4 Prozent.
    Herbert Hutter analysiert jetzt diese Entwicklung.
    Auch der Oktoberindex bietet an sich keinerlei Sensationen.
    Im internationalen Durchschnitt bewegt sich Österreich etwa auf dem Niveau der übrigen Industrieländer, die in der OECD, der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, zusammengefasst sind.
    In den letzten drei Monaten betrug die Inflationsrate in diesen Industrieländern 7,25%.
    Nun zu den Einzelheiten.
    Der größte Brocken ist im Monatsabstand die Kraftfahrzeugsteuer.
    Sie stieg um nicht weniger als 54,8 Prozent an.
    Als nächstgrößte Position folgt dann Beleuchtung und Beheizung, allerdings mit einer monatlichen Steigerungsrate von nur 1,8 Prozent.
    Ernährung und Getränke sind gegenüber September etwas billiger geworden.
    Gemüse um 0,5 Prozent, Flaschenbier um 0,7 Prozent.
    Bei der Verbilligung von Flaschenbier dürfte sich der zunehmende Konkurrenzkampf der Brauereien ausdrücken.
    Was die Ernährung im Jahresvergleich betrifft, so ist zu vermerken, dass Gemüse ungeachtet der leicht sinkenden Preistendenz während der letzten Monate immerhin um knapp ein Drittel im Jahresabstand teurer geworden ist.
    Die Obstpreise allerdings scheinen langsam zu fallen.
    Gegenüber September ist das Obst um einen Prozentpunkt billiger geworden, gegenüber dem Vorjahr um 6,2 Prozent.
    Wesentliche Auswirkungen auf den Verbraucherpreisindex für Oktober haben Rindfleisch und Emmentaler Käse.
    Aufgrund der Verbilligungsaktionen ist das vordere beim Rind im vergangenen Monat um 5,4% billiger geworden, das hintere um 4,3%.
    Und bei Emmentaler beträgt der durchschnittliche Preisrückgang innerhalb des vergangenen Monats sogar 15,6%.
    All diese Veränderungen gegenüber dem vergangenen Monat erklären zumindest teilweise, dass der Gesamtindex im Oktober ebenso wie im September im Jahresabstand um 7,2% gestiegen ist, obwohl von August auf September die Verbraucherpreise um 0,1% gesunken sind, während von September auf Oktober das Leben um 0,4% teurer geworden ist.
    Der eben vorliegende Oktoberindex ist einer der letzten, der nach dem System aus dem Jahr 1966 veröffentlicht worden ist.
    Denn alle zehn Jahre wird der sogenannte Warenkorb, das ist eine Zusammenstellung der gebrauchlichsten Konsumgüter und der wichtigsten Dienstleistungen, neu erhoben.
    Zu Beginn des nächsten Jahres tritt nun das Ergebnis der im vergangenen Jahr durchgeführten Erhebungen über die Verbrauchsgewohnheiten der Österreicher neu in Kraft.
    Dies hat zunächst den Vorteil, dass die tatsächlich verlangten Konsumgüter und Dienstleistungen wahrheitsgetreuer wiedergegeben werden, denn innerhalb von zehn Jahren ändern sich natürlich die Lebensgewohnheiten.
    Der Nachteil liegt jedoch darin, dass man zumindest in den ersten Monaten des nächsten Jahres keinen brauchbaren Vergleich mit den Preissteigerungsraten dieses Jahres haben wird.
    Auch der internationale Vergleich muss auf eine neue Basis gestellt werden.
    Obwohl daher der neue Verbraucherpreisindex aufgrund des neu erhobenen Warenkorbes verlässlicher ist, werden zweifellos heftige Diskussionen in der Interpretation der Preissteigerungsraten zu erwarten sein.
    Verbraucherpreisindex für Oktober 7,2 Prozent, es berichtete Herbert Hutter.
    Eines jener Probleme, die in jüngster Zeit die Beziehungen zwischen den beiden Großparteien stark belastet haben, ist das der bäuerlichen Zuschussrentner.
    Innerhalb dieses Personenkreises gibt es eine Gruppe, die knapp an der Armutsgrenze leben muss.
    Und bei der Verbesserung der finanziellen Situation dieser Personen hat es bis vor kurzem gegenseitige Vorwürfe der Großparteien sowie der Vertreter der Länder und der Bundesregierung gegeben.
    Bei der Regierungsklausur im Herbst auf der Schallerburg hatte dann Bundeskanzler Kreisky eine Überbrückungshilfeaktion für die Ärmsten unter den bäuerlichen Zuschussrentnern angekündigt, allerdings unter der Bedingung, dass sich die Länder mit einem gleich hohen Betrag an der Aktion beteiligen würden.
    Und in der Klubtagung der sozialistischen Parteien Linz nannte schließlich der neue Sozialminister Weißenberg einen Betrag von 15 Millionen Schilling, den die Regierung unter den genannten Bedingungen aufbringen würde.
    Die Länder nahmen diese Bedingung an.
    Und in der Nationalratssitzung am 3.
    November wurde ein Initiativantrag eingebracht, der die Ausschüttung einer Summe von insgesamt 30 Millionen Schilling an die bäuerlichen Zuschussrentner vorsieht.
    Über die geplante Aktion sprach Markus Sommersacher mit dem Generaldirektor der Sozialversicherungsanstalt der Bauern, Hofrat Dr. Stefan Grabner.
    Herr Generaldirektor, Dr. Grabner, Bundeskanzler Kreisky und die Regierung haben angekündigt, dass es eine Überbrückungshilfeaktion bis Weihnachten für die Gruppe der ärmsten bäuerlichen Zuschussrentner geben soll.
    Welcher Personenkreis würde für diese Überbrückungshilfe in Frage kommen?
    Ich möchte hier zwei große Gruppen nennen.
    Jene Personen, die zwar seinerzeit einen Betrieb geführt haben,
    der Betrieb jedoch so übergeben wurde, dass ein Ausgedinge nicht ausgemacht werden konnte.
    Und eine zweite Gruppe von Personen, die
    zwar den Betrieb übergeben haben, ein Ausgedinge erhalten.
    Dieses Ausgedinge jedoch im Jahre 1976 effektiv geringer war als der Betrag, der noch den gesetzlichen Bestimmungen anzurechnen ist.
    Daneben gibt es noch eine kleinere Gruppe von Personen,
    die den Betrieb selber noch führen müssen, weil ein Betriebsnachfolger nicht oder noch nicht vorhanden ist, weil die Kinder noch zu jung sind, auch an diese Personen könnte eine Überbrückungshilfe gewährt werden.
    Wir haben nun mit Hilfe unserer EDV versucht, den Personenkreis, der möglicherweise in die eine der drei Personengruppe hineinfällt, abzugrenzen.
    Und wir sind auf eine Zahl gekommen, die etwa bei 35.000 Personen liegt.
    Das ist aber doch eine große Diskrepanz zu der Zahl, die Bundeskanzler Kreisky ursprünglich genannt hatte.
    Er hat nämlich von 5.000 gesprochen.
    Ja, zunächst muss ich sagen, wir wissen noch nicht, ob die 35.000 Personen wirklich alle die Überbrückungshilfe bekommen können.
    Hier muss erst überprüft werden, ob tatsächlich das Ausgedinge nicht oder nicht im vollen Umfang gewährt wird, beziehungsweise unter jenem Betrag liegt, den der Gesetzgeber bisher als anrechnungsfähig gefunden hat.
    Und zum Zweiten muss man sagen, dass ich glaube, dass der Personenkreis wesentlich ausgeweitet wurde gegenüber den ersten Erklärungen.
    Wenn man nun die 35.000 annimmt, auf die Sie gekommen sind, aufgrund der ersten Rechnung in der EDV, das würde aber den Betrag von 6.000, von dem man ursprünglich gesprochen hatte, bei 5.000 Anspruchsberechtigten, reduzieren auf weniger als 1.000 Skilenk.
    Ich sage noch einmal, wir wissen nicht, wie viele Personen dann wirklich echt anspruchsberechtigt sein werden.
    Wir möchten daher auch so rasch als möglich an alle in Frage kommenden Personen und darüber hinaus noch
    an einen weiteren Personenkreis Fragebogen aussenden, die allerdings sobald wie möglich, und wir haben uns einen Endtermin für 3.
    Dezember vorgemerkt, an die Anstalt rückgemittelt werden.
    Aufgrund dieser Erhebungen, die auch vom Gemeindeamt bestätigt werden sollen,
    werden wir dann feststellen können, wie groß der Personenkreis wirklich ist.
    Und dann werden wir versuchen, nach Bedürftigkeit die einzelne Leistung zu gewähren.
    Ich nehme an, dass die genannten 6.000 Schilling nur in den seltensten Fällen zur Auszahlung kommen und dass der Betrag vermutlich
    sogar noch unter der Hälfte dieses Betrages liegen wird.
    Wie sind überhaupt die Mittel der Sozialversicherungsanstalt der Bauern?
    Können Sie sich leisten, in Extremfällen bei großer Bedürftigkeit diese 30 Millionen Schilling noch zu ergänzen?
    Die Sozialversicherungsanstalt der Bauern hat wie jeder Pensionsversicherungsträger einen Unterstützungsfonds.
    In diesem Unterstützungsfonds sind Mittel vorhanden.
    Wir könnten daher, wenn die 30 Millionen Schilling nicht ausreichen sollten, in besonderen Fällen aus dem normalen Unterstützungsfonds Leistungen gewähren.
    Vielen Dank.
    Über die Sonderzahlung an bäuerliche Zuschussrentner sprach Markus Sommersacher mit Generaldirektor Hofrat Grabner.
    Nächster Programmpunkt des Mittagsjournals ist die Inlandspresseschau.
    Sie beschäftigt sich mit dem gestrigen Sprengstoffanschlag in Kärnten und mit der Sprachenermittlung am kommenden Sonntag.
    Wilfried Seifert hat die Auszüge aus den Leitartikeln zusammengestellt.
    In der Sozialistischen Arbeiterzeitung kommentiert Manfred Scheuch den Sprengstoffanschlag.
    Die durch eine Sprengung unterbrochene Bahnlinie nach Lavamünd ist die jüngste Spur von sonst bisher, wie es scheint, spurlosen Tätern, die es offenkundig darauf abgesehen haben, den Konflikt in Kärnten zu eskalieren.
    Dass es sich dabei um ganz kleine Gruppen handeln dürfte, die einander immer neue Vorwände für verbrecherische Anschläge liefern, scheint schon aus der Tatsache hervorzugehen, dass es so schwer ist, ihrer Habhaft zu werden.
    Zum selben Thema meinen die Salzburger Nachrichten.
    Es zeigt sich, dass weder aus der Geschichte noch aus der Gegenwart Lehren gezogen werden, wenn blindwütiger Nationalismus die Triebfeder ist.
    So wie es in Südtirol unmöglich war, die Aufdeckung des Terrorismus zu verhindern, so wird es letztlich auch hier sein.
    Die kommunistische Volksstimme beantwortet die Frage nach der Schuld an dem Attentat aus ihrer Sicht.
    Hier schreibt Josef Nischelwitzer, Es ist jener Geist, dem sich Regierung und Parlament beugten, als sie eine den klaren Bestimmungen des Staatsvertrags zuwiderlaufende und von der slowenischen Volksgruppe wegen der zu erwartenden Aufschaukelung nationaler Emotionen abgelehnte Zählung der Minderheit mit Wahlcharakter herbeigeführt haben.
    Die befürchtete Aufschaukelung chauvinistischer Gefühle ist eingetreten und hat eine Atmosphäre geschaffen, die faschistoide Elemente für ihre Zwecke nützen und nützen."
    Das war ein Zitat aus der kommunistischen Volksstimme.
    Die Presse sieht bei dem Anschlag das Motiv, Unruhe, Angst und Verwirrung in die Bevölkerung zu tragen.
    Sie schreibt dazu.
    Doch werden deswegen weniger Kärntner an der Sprachenzählung teilnehmen?
    Werden deswegen mehr Tiroler oder Verarlberger oder Wiener am Sonntag in die Zähllokale gehen?
    Wohl nicht.
    Von derlei Lausbubenstücken lässt sich kaum jemand beeindrucken.
    Auch der Güterzug ist in der Nacht auf Donnerstag über die beschädigte Strecke unbeeindruckt gerumpelt.
    Soweit Pressestimmen zum Sprengstoffattentat auf die Kärntner Bahnlinie.
    Den vermuteten Anlass für den Anschlag, die Sprachenzählung, kommentiert Walter Salzmann im ÖVP-Organ Neues Volksblatt.
    Man liest.
    Noch nie, und das kann man heute schon sagen, war das Interesse an einem Urnengang derart minimal wie diesmal.
    Da nützen auch die peinlichen Appelle der Bundesregierung via Ether nichts.
    Das Fiasko der Minderheitenfeststellung lässt sich kaum mehr verhindern.
    Es scheint, als wäre sich auch die Regierung dessen bewusst.
    Des Außenministers jüngste Erklärung, dass es sich bei der Sprachenermittlung keinesfalls um eine Minderheitenfeststellung, sondern erstens um eine Orientierungshilfe handele, ist deshalb als Versuch zu werten, die Kurve noch vor der Blamage zu kratzen.
    Nach dieser ÖVP-Stimme die Meinung einer sozialistischen Zeitung, Elisabeth Strasser meint im sozialistischen Oberösterreichischen Tagblatt zur Kritik der Volkspartei an den Aufklärungsmaßnahmen der Bundesregierung im Zusammenhang mit der Spracherhebung.
    Das plötzliche Aufheulen der ÖVP lässt darauf schließen, dass die große Oppositionspartei auf der Suche nach einem Alibi ist.
    Denn ein Alibi könnte die ÖVP für notwendig halten, sollte das Ergebnis der Sprachenhebung unbrauchbar ausfallen.
    Dass dies nicht ganz von der Hand zu weisen ist, zeigen die angekündigten Boykottmaßnahmen und das inzwischen bekannt gewordene Desinteresse jener Bundesländer, die sich mit ähnlichen Problemen auseinandersetzen müssen.
    Nach diesen beiden Parteizeitungen noch ein Zitat aus dem Kurier zum Thema Sprachenerhebung und Information der Bevölkerung.
    Dank dem Unernst, mit dem Regierung und Behörden an die Sache herangegangen sind, haben die allermeisten Bürger drei Tage vorher keine Ahnung, warum, wann, wo und wie sie ihr Kreuzl hinmachen sollen.
    Sie wissen auch nicht, dass wie bei manchen Wahlen Teilnahmepflicht, allerdings ohne Strafsanktion und Alkoholverbot besteht.
    Das letztere sollte man übrigens aufheben.
    Ob sich ein paar Bezechte ins Abstimmungslokal verirren, ist bei diesem elenden Pfusch auch schon wurscht.
    Das war die Inlandspresseschau.
    Am Sonntag findet also in ganz Österreich die geheime Sprachenermittlung statt.
    Es soll nach dem Willen aller drei im Parlament vertretenen Parteien vor allem ermittelt werden, wie viele Österreicher sich zur slowenischen und zur kroatischen Minderheit bekennen.
    Die Regierung will damit statistische Unterlagen und Orientierungshilfen für die Anwendung des Volksgruppenförderungsgesetzes erhalten.
    Von Seiten der Kärntner Slowenen und der Jugoslawen wird die Zählung abgelehnt.
    Die Minderheitenvertreter in Österreich haben ihre Leute zum Boykott aufgerufen.
    Sie sehen in der Ermittlung einen Verstoß gegen den Staatsvertrag, in dem zwar verschiedene Schutz- und Förderungsbestimmungen für die Minderheiten vorgesehen sind, jedoch keine Volkszählung.
    Der jugoslawische Protest kommt zum Ausdruck in diplomatischen Noten, in Zeitungsartikeln und in Demonstrationen in Jugoslawien.
    Er kommt aber auch zum Ausdruck in persönlichen Gesprächen, die Otto Hörmann kürzlich in Belgrad und Laibach geführt hat.
    Bei Gesprächen mit Partei- und Regierungsfunktionären in Belgrad hört man, was schon bisher den offiziellen Stellungnahmen der Jugoslawen enthalten war.
    Es lag also nahe, einen Regimekritiker, der im Großen und Ganzen auch mit den jugoslawischen Korridoren der Macht vertraut ist, zu befragen.
    Milovan Djilas.
    Gillas war ein enger Vertrauter von Marshal Tito, fiel in Ungnade durch seine Systemkritik und verbrachte mehrere Jahre hinter Kerkermauern.
    Hinsichtlich des Slowenen-Problems stellt sich Gillas prinzipiell hinter den offiziellen Standpunkt seines Landes.
    Er meint, dass die Slowenen in Österreich berechtigte Forderungen stellen, da Österreich die Verpflichtungen aus dem Staatsvertrag nicht erfüllt habe.
    Die verschiedentlich geäußerte Theorie, Jugoslawien suche in Österreich einen äußeren Feind, um von inneren Problemen abzulenken, stellt Djilas in Abrede.
    Gilas äußert die Vermutung, dass die vor allem von den Massenmedien betriebene Kampagne gegen Österreich etwas Irrationales an sich habe und der Regierung in Belgrad nicht angenehm sei.
    Gilas hält die Schreibweise der jugoslawischen Presse für zu scharf und deutet die Möglichkeit an, dass die Behörden irgendwie die Kontrolle verloren hätten.
    Spricht man in Belgrad über die Minderheitenfrage, wird mit Überzeugung und Nachdruck die Sache der Slowenen und Kroaten in Österreich vertreten, aber doch mit gewisser Distanz.
    In der Hauptstadt der Teilrepublik Slowenien, Ljubljana, Laibach, ist die größere geografische und emotionelle Nähe zu spüren.
    Ein einstündiges Gespräch mit dem Vizepräsidenten Sloweniens, Rudi Cecinovic, machte dies klar.
    Den Kern des Problems sieht Tschetschenowitsch ganz in Übereinstimmung mit dem offiziellen Standpunkt seines Landes in der Nichterfüllung des Staatsvertrages.
    Der slowenische Vizepräsident Tschetschenowitsch
    Hier geht es um Staatsvertrag und das ist eine Basis auch für die Demokratie und Selbstständigkeit des Staates.
    Und ich glaube, dass hier über eine Revision des Staatsvertrags geht, die viele weitere Konsequenzen haben soll, obwohl wir sicher alle Interesse haben, dass unsere Minderheiten
    ihre Rechte bekommen.
    Und wir verlangen nicht mehr, als wir bei uns schon realisiert für die Nationalitäten in Jugoslawien gemacht haben.
    Aber die Frage der Revision des Staatsvertrages ist noch viel tiefer und kann noch viel größere Konsequenzen haben.
    Hier in Zentraleuropa
    und dazu noch als erste Verletzung eines Vertrages nach Helsinki überhaupt.
    Auf die Frage, warum die Regierung in Wien nach jugoslawischer Interpretation in ihrer Minderheitenpolitik sich sogar zu einem Verstoß gegen die Schlussakte von Helsinki hinreißen lasse, meinte Vizepräsident Tschetschenowitsch wörtlich, Bundeskanzler Kreisky sei gefangen von den Neofaschisten in Österreich.
    Der Vorwurf, dass in Österreich der Faschismus sein Unwesen treibe, wurde in Belgrad eigentlich nicht laut.
    Mit sehr viel Überzeugung und Vehemenz dafür aber in Laibach.
    Die Leute haben vielfach persönliche Bindungen zu Slowenen in Kärnten und neigen deshalb wohl auch zu kräftigerer Sprache.
    Dies zeigt sich zum Beispiel auch in den Worten des Chefredakteurs der Laibacher Tageszeitung Delo, Jako Stula, wenn er über die Minderheitenpolitik der Wiener Regierung sagt.
    Zwei Dinge kommen daraus sehr klar heraus.
    Erstens, dass sich mit der minderheitenfreundlichen Einstellung in Österreich sehr wenige Stimmen fangen lassen und dass da deswegen der Bundeskanzler als ein geschickter Politiker eben auf seiner Präferenzliste die Minoritätenfrage eben auf die letzte Stelle gestellt hat.
    Jako Štula, ein prominenter Journalist Sloweniens.
    Fasst man zusammen, was sich bei einem Dutzend Gesprächen in Belgrad und Laibach ergeben hat, als Eindruck, so könnte man sagen, für den Vielvölkerstaat Jugoslawien ist die Nationalitäten- und Minderheitenfrage, beziehungsweise ihre Lösung, eine Existenzgrundlage.
    Mit einem Anflug von Stolz weist man den Besucher aus Österreich auf den jugoslawischen Weg hin und erwartet insgeheim, dass ich Österreich ein Beispiel nehme.
    Wie aber könnte auf Österreich in dieser Richtung Einfluss genommen werden?
    Was wird jugoslawischerseits nach der Sprachenzählung vom kommenden Sonntag unternommen werden?
    Darüber konnte oder wollte sich keiner der Gesprächspartner äußern.
    Jugoslawische Stimmen vor der Sprachenermittlung am Sonntag, es berichtete Otto Hörmann.
    Der Generalsekretär des Arbeiter- und Angestelltenbundes der Österreichischen Volkspartei legte heute bei einer Pressekonferenz in Wien eine Dokumentation über angeblichen sozialistischen Machtmissbrauch in österreichischen Betrieben vor.
    Anhand von konkreten Fällen aus Betrieben in ganz Österreich präzisierte Heinzinger, was er unter sozialistischem Betriebsterror verstehe.
    Nähere Einzelheiten über diese Pressekonferenz berichtet jetzt Erich Aichinger.
    Sozialistischen Betriebsterror auf der Spur, glaubt sich der Arbeitnehmerflügel der großen Opposition.
    Dass also Druckausübung von sozialistischer Seite und in der Folge Angst etwa um den Arbeitsplatz mindestens dazu führten, dass die Arbeitnehmer eine Reihe von ihnen zustehenden Rechten nicht in Anspruch nehmen.
    Vom ÖAAB als Beweis dafür vorgelegt, eine Dokumentation mit insgesamt 27 Einzelfällen, teils von den Betroffenen, deren Namen in der Dokumentation meist gelöscht wurden, teils von Augenzeugen, teils von ÖVP-Mandataren vor dem Notar erzählt.
    Der Bogen der Vorwürfe ist dabei weit gespannt.
    Von Drohungen, nicht die christliche Fraktion, sondern sozialistisch zu wählen, sonst käme die Versetzung auf einen schlechter bezahlten Arbeitsplatz, über erpresste Zurückziehung der FCG-Liste nach Androhung der Kündigung des Listenführers, über von einem SPÖ-Funktionär vor dem Fabrikstor von jedem vorbeigehenden Dienstnehmer eingesammelte Parteispenden bis zu einem, wie es heißt, lückenlosen Beweis eines Wahlschwindels.
    Die Aufzählung spricht von sich wehrenden Gastarbeitern.
    Wir nix brauchen Benja, haben Tito, die zum Beitritt zum SPÖ-Gewerkschaftsfraktion gezwungen wurden, von Versetzungen auf einen Kilometer vom Wohnort entfernten Arbeitsplatz, von Formularen, mit denen ein neu geworbenes ÖGB-Mitglied ohne sein Wissen Mitglied der sozialistischen Fraktion werden kann.
    Will man verstehen, warum diese Dokumentation, alles in allem doch etwas unverhofft, gerade jetzt, ein Dreivierteljahr nach ihrer Ankündigung erscheint, muss man etwas mehr als ein Jahr zurückblenden.
    Damals gingen im Zuge des Nationalratswahlkampfes in manchem, so besonders beim Thema Sicherung der Arbeitsplätze, die Wogen recht hoch.
    Da sprach im August 1975 SPÖ-Zentralsekretär Marsch davon, ihm sei aus seinem Wahlkreis das Beispiel eines Industrieunternehmens bekannt, der, um das Pflichtsoll der Entlassungen zu erfüllen, zu denen er von der Industriellenvereinigung aufgefordert wurde, 50 Leute entlassen habe.
    Den Beweis dafür ist Marsch nach den Worten des politischen Gegners bis heute schuldig.
    Auf der anderen Seite sah die ÖVP im Herbst 1975 in einer Kündigungswelle in der Papierfabrik Theresienthal, die vor allem die ÖAAB-FCG-Spitzenkandidaten getroffen habe, sodass es schließlich gar keine ÖAAB-FCG-Liste gab, die schlichte Verhinderung einer Betriebsratswahlkandidatur.
    Das Wort Betriebsterror war damit geboren.
    Seither forderten nun die Sozialisten immer wieder die Vorlage von Beispielen.
    Was ist nun der Zweck der heute vorgelegten Dokumentation, mit der, auch so kann man argumentieren, erst recht auf die relative Hilflosigkeit der Arbeitnehmer hingewiesen wird?
    ÖAB-Generalsekretär Heinzinger ideologisch
    Wir stehen heute in einer grundsätzlichen Diskussion über die Fragen der Freiheit.
    Und wir glauben, dass die Freiheit von Angst die wichtigste Form der Freiheit ist.
    Und wir erleben, dass Angst in den Betrieben eingesetzt wird, um Leute zu einem bestimmten Wahlverhalten, zu einem bestimmten politischen Verhalten zu bewegen.
    Und wir hoffen, dass wir mit dieser Dokumentation, die nachweist, dass es diese Fälle gibt, erreichen, dass der Druck der Demokraten so stark wird, dass diese Methoden sich vermindern.
    Abgestützt hat der Arbeiter- und Angestelltenbund der ÖVP seine Falldokumentation mit einer im August dieses Jahres unter 1000 Personen durchgeführten Umfrage.
    Ergebnis?
    Vier von zehn Österreichern sind der Meinung, dass Arbeitnehmer in ihren Betrieben bei Betriebsratswahlen oder auch anderen Anlässen unter Druck gesetzt werden.
    30% glauben nicht an Präsion, 30% keine Äußerung.
    Weiters, jeder fünfte Befragte hat schon von Betriebsterror gehört, hat persönliche Kenntnis von einem Fall, wo jemand unter Druck gesetzt wurde.
    Schlussfolgerung für ÖAB-Generalsekretär Heinzinger?
    Für uns geht es darum, die Leute besser zu schützen, Neueinrichtungen,
    zu suchen, mit denen dieser Schutz möglich ist und auch eine Verbindung zu jenen Gewerkschaftsfunktionären zu suchen, verstärkte Gespräche aufzunehmen, an denen diese Dinge auch nicht passen.
    Hier ist es vor allem die Kombination zwischen sozialistischem Parteifunktionär und Gewerkschafter, der auf die verstärkt diese Druckausübung durchführen.
    Eine Änderung können wir uns vorstellen durch eine verstärkte Ausstattung des individuellen Arbeitsrechtes, durch eine Herabsetzung der unterstützenden Unterschriften bei der Betriebsratswahl, durch eine Novellierung der Arbeiterkammerwahlordnung, die in ihren demokratischen Entwicklungen
    ganz, ganz rückständig ist.
    Frage, ob es Machtmissbrauch auch in ÖVP-Bereichen geben könne.
    Die Sozialisten behaupteten beispielsweise immer wieder, sie könnten in Niederösterreich kaum kandidieren.
    Heinzinger lässt diesen Einwand nicht gelten.
    Dort seien alle relevanten Personalentscheidungen mit Zustimmung der Sozialisten, also einstimmig, gefallen.
    Viel eklatanter sei das Beispiel Wien.
    63 Magistratsabteilungen.
    Kein Leiter von der ÖVP.
    19 magistratische Bezirksämter.
    Kein Leiter ÖVP.
    Städtische Betriebe.
    Kein einziger Leiter ÖVP.
    Soweit mein Bericht von der heute vom ÖAB vorgelegten Dokumentation und damit zurück zum Studio des Mittagschanals.
    Reporter war Erich Aichinger.
    Es ist jetzt 12 Uhr und 38 Minuten.
    Vielen politischen Gruppen in Spanien geht die Demokratisierung zu langsam.
    Immer entschiedener werden die Forderungen von links an die Regierung Suárez, bisher verbotene Parteien und Gewerkschaften zuzulassen.
    Die Regierung sieht sich auf der anderen Seite dem Druck der Rechten und der Altfaschisten ausgesetzt, die jede politische Lockerung mit Protesten quittieren.
    Für den heutigen Freitag haben nun die illegalen sozialistischen und kommunistischen Gewerkschaften zu einem 24-stündigen Generalstreik aufgerufen.
    Sie wollen damit für die Auflösung des Zwangssyndikats und für Gewerkschaftsfreiheit demonstrieren.
    Sie haben aber neben ihren politischen Forderungen auch materielle.
    Ende des Lohnstopps der Regierung und Monatslohnerhöhungen um 6000 Peseten, das sind rund 1500 Schilling.
    Der Generalstreik ist eine echte Kraftprobe für die Regierung, könnte aber auch ein Indikator dafür sein, welchen Rückhalt die noch illegale Linke in der Bevölkerung hat.
    Aus Madrid berichtet Rudolf Wagner.
    Was für heute als Generalstreik und als Tag des Kampfes angekündigt wurde, ist weder das eine noch das andere.
    In diesen Mittagsstunden ist es zwar unmöglich, einen vollständigen Überblick über die Situation in Spanien zu gewinnen, sicher ist aber schon jetzt,
    dass die Aufrufe zur Arbeitsniederlegung nicht allgemein befolgt wurden und sich nur regionale Schwerpunkte in Barcelona, in astorischen Werkwerken und bei Schiffswerften in Galicien ergeben haben.
    Gewiss hat die Regierung noch am gestrigen Abend verlauten lassen, sie werde Gesetzesbrecher und das Hinstreikende in Spanien mit aller Härte verfolgen lassen.
    Eine Reihe von Festnahmen ist auch bereits aus Sevilla gemeldet worden, die sich vor allem auf Streikposten beziehen.
    Dennoch ist die Regierung vergleichsweise zurückhaltend und, wenn man so will, ausgleichend vorgegangen.
    Den Kommunisten und Arbeiterführern Marcelino Camacho und Ramón Tamames wurden Aufpasser der Guardia Civil vor die Haustüren befohlen und zugleich mussten diese auch ihre Wege verfolgen.
    Das gleiche traf seit den gestrigen Abendstunden aber auch zwei bekannte Rechtsextremisten, nämlich José Antonio Giron und Blas Piñar.
    Diese ungebetenen Live-Wachen sollen bei allen bis zum 20.
    November, dem ersten Todestag Frankos, ihren Dienst versehen.
    Schon aus diesem rund einwöchigen Kommando wird deutlich, dass die Regierung den Tag des heutigen Generalstreiks nicht isoliert betrachtet, sondern in den Zusammenhang stellt mit der Cortes-Debatte über die politische Reform am kommenden Dienstag und mit den Feiern und Gegendemonstrationen des 20.
    November.
    Das tut übrigens auch die demokratische, wenn auch illegale Opposition.
    Das tun auch die Arbeitervertreter der illegalen Gewerkschaften USO, UGT und Comisiones Obreras.
    In den letzten Tagen waren erstaunlich wenig Streikaufrufe zu hören oder zu lesen gewesen.
    In der gegenwärtigen Situation möchte niemand, der sich als verantwortlicher Politiker in Spanien versteht, einen negativen Einfluss auf den Verlauf der Reformdebatte in den Cortes nehmen.
    Ein Streik mit Auswüchsen
    würde in diesem Land für die ewig Gestrigen als Argument herhalten, den vorsichtigen Weg zur Demokratisierung Spaniens in der Ständevertretung abzubremsen oder gar zu blockieren.
    Das mag bei aller Unzufriedenheit mit der bisherigen langsamen Gangart der Regierung auch die demokratische Opposition und die illegalen Gewerkschaften zur Zurückhaltung bewogen haben.
    Ja, man konnte in den letzten Tagen fast den Eindruck gewinnen, sie hätten am liebsten ihre Streikaufrufe wieder zurückgenommen.
    Die einzigen, die heute unverändert kämpferisch aktiv sind, sind die extrem linken Gewerkschaften mit ihren regionalen Organisationen.
    Sie sehen eine Chance, ihr lokales Gewicht auf ein nationales Niveau zu heben und damit ihre relative Bedeutungslosigkeit zu korrigieren.
    Ob diese Hoffnung trägt, ist noch nicht abzuschätzen.
    Zur Gesamtbeurteilung der gegenwärtigen Situation ist wichtig festzustellen, dass die Regierung rechtzeitig zum politischen Waffenstillstand beigetragen hat.
    als sie durch die Vorlage einer gewiss noch unbefriedigenden Syndikatsreform wenigstens ihren guten Willen zum demokratischen Fortschritt deutlich machte.
    Die heutigen großen illegalen Gewerkschaften können sich ausrechnen, bald legal zu sein.
    Der Tag des Generalstreiks ist für die Arbeiterschaft deshalb von großer Bedeutung, unabhängig vom äußeren Verlauf.
    Wieder einmal haben sich die noch illegalen Gewerkschaften USO, UGT und Comisiones Obreras in die Öffentlichkeit gewagt,
    und ihren Anspruch zur Teilnahme an der politischen Willensbildung des Landes deutlich gemacht.
    Sie haben darüber hinaus den Weg zu einer für das ganze Land einheitlichen Aktion gesucht und beschritten.
    Ob erfolgreich, spielt hier keine Rolle.
    Ihre wesentlichen Vertreter haben weiterhin eine gemeinsame Plattform bilden und damit kurzfristig die Einheit der oppositionellen Arbeitervertretungen schaffen können, die den oppositionellen Linksparteien bisher nicht zurecht gelingen.
    Über den heutigen Generalstreik in Spanien berichtete Rudolf Wagner aus Madrid.
    Drei Regionen auf der Erde sind großräumig für die Entwicklung des Wetters entscheidend.
    Der Äquatorgürtel und die beiden Polarzonen.
    Für die Wetterforschung sind daher Daten aus diesen Gebieten von größtem Wert.
    Wettersatelliten allein sind da nicht ausreichend.
    Für die Erforschung der arktischen Klimazone hat man jetzt in den USA einen ehrgeizigen Plan entwickelt, Georg Siegert berichtet.
    In wenigen Wochen soll über das Schicksal eines Projekts entschieden werden, mit dem Wissenschaftler das berühmte Experiment des Norwegers Fridtjof Nansen und seines Schiffes Dafram wiederholen wollen.
    Die Wissenschaftler wollen einen Eisbrecher nehmen, entweder die 30 Jahre alte Burton Island oder die erst ein Jahr alte Polar Star.
    Das Schiff wird mit den allermodernsten meteorologischen und sonstigen Instrumenten ausgestattet.
    Außer Amerikanern werden vermutlich auch Wissenschaftler aus anderen Nationen an der Expedition teilnehmen.
    Und dann wird das Schiff an Ort und Stelle gebracht.
    An Ort und Stelle, das bedeutet, dass man es in das nördliche Eismeer steuern wird.
    Möglicherweise in die Laptevsee, die nördlich von Sibirien liegt.
    Und dort soll der Eisbrecher einfrieren.
    Die Meeresströmungen werden das Schiff dann in einem großen Kreis um den Nordpol herumführen.
    Die Reise soll Anfang 1977 beginnen und sie dürfte mehrere Jahre dauern.
    Eine ganz ähnliche Fahrt unternahm Fritjof Nansen von 1893 bis 1896 mit seiner Fram.
    Auch er hatte sein Schiff im Polareis einfrieren lassen, wenn er auch keine Kreisfahrt machen wollte.
    Ihm lag daran, von den Meeresströmungen bis unmittelbar an den Nordpol herangetrieben zu werden.
    Seine Berechnungen erwiesen sich als zuverlässig.
    Tatsächlich trieb die Fram bis auf weniger als 50 Kilometer an den Nordpol heran.
    Doch der amerikanische Eisbrecher mit seiner wissenschaftlichen Besatzung wird andere Ziele verfolgen.
    Die Expedition will unter anderem genaue meteorologische Messungen vornehmen.
    Daraus wollen die Wissenschaftler Anhaltspunkte über die Ursachen und den Verlauf früherer Eiszeiten gewinnen und, wenn möglich, auch klimatische Veränderungen in der Zukunft vorhersagen.
    Sie wollen ferner die Energiepartikel studieren, die während des nächsten Sonnenfleckenmaximums im Jahre 1978 auf das Polargebiet auftreffen werden.
    Die Wirkung des Partikelbombardements wird sich in spektakulärem Nordlicht und den schweren Störungen des Rundfunkempfangs zeigen.
    Und endlich wird man vom eingefrorenen Eisbrecher aus geologische Studien betreiben, die neben theoretischen auch praktische Zwecke haben.
    Vom Schiff aus wird man tief unter der Polareisdecke den Meeresboden anbohren und die Stellen suchen, an denen Blöcke und Platten der Erdkruste auseinandergerissen werden.
    Außerdem will man versuchen, die Stellen zu finden, wo es sich lohnt, nach Erdöl zu suchen.
    In diesem Zusammenhang sei daran erinnert, dass man vor wenigen Jahren ein riesiges Ölfeld in der Prudhoe-Bucht des nördlichen Eismeeres gefunden hat.
    Die Pipeline, die das Prudhoe-Öl in die USA bringt, wird in weniger als einem Jahr in Betrieb genommen werden.
    Das Schiff wird ultramoderne Geräte an Bord haben und außerdem ein kleines Flugzeug mit Schlittenkufen und zwei Hubschrauber, mit denen man die Wetterverhältnisse längs der Wegstrecke erkunden kann.
    Wenn das Schiff weit vom Land entfernt ist, wird es in regelmäßigen Abständen durch Herkules Lastflugzeuge mit Lebensmitteln und Brennstoff versorgt.
    Diese Flugzeuge können auf massiven, flachen Eisschollen landen.
    In Landnähe würden kleinere Flugzeuge die Versorgung übernehmen.
    Das ist natürlich nicht der erste Versuch einer wissenschaftlichen Studie des nördlichen Eismeeres mit modernen Geräten.
    Schon vor Jahren reisten amerikanische Wissenschaftler in sogenannten Eisinseln, die mehrere Quadratkilometer groß waren, in Kreisbahnen um den Nordpol.
    Vor ein paar Monaten unternahm ein Unterseeboot mit Atomantrieb eine Vermessungstour des Bodens des Polarmeers und im vorigen Jahr errichteten Amerikaner vier treibende Beobachtungsstationen mit wissenschaftlichen Mannschaften an vier Stellen der Arktis.
    Die Stationen waren auf großen Eisschollen und sie waren von einem Ring automatischer Beobachtungsbojen umgeben.
    Die Bojen nahmen alle möglichen Messungen vor, Temperatur, Windgeschwindigkeit, Sonnenstrahlung und so weiter und berichteten die Ergebnisse automatisch dem Nimbus 6 Wettersatelliten.
    Doch dann entdeckten Eisbären die Vermessungsbojen und die Stationen und zerkauten die Instrumente.
    Etwas später zerbrach die Eisscholle, die die größte der Stationen trug.
    Ein eingefrorener Eisbrecher ist zwar auch nicht gegen Gefahren gefeiert, aber vor dem Zerbrechen und vor Eisbären ist er wahrscheinlich sicher.
    Außerdem dürfte die wissenschaftliche Ausbeute eines bemannten Beobachtungsschiffes viel umfassender sein als alles, was automatische Bojen sehen, hören und fühlen können.
    Das war ein Bericht von Georg Siegert.
    Seit heute ist im Münchner Haus der Kunst eine Ausstellung zu sehen, die Kunstfreunde aus aller Welt anziehen wird.
    Die groß angelegte Schau ist dem in Russland Geborenen, dann in Deutschland und zuletzt in Frankreich eingebürgerten Maler Vasily Kandinsky gewidmet, dessen Werk wesentlichen Einfluss auf die Kunstströmungen des 20.
    Jahrhunderts genommen hat.
    Noch nie waren so viele Werke dieses Künstlers in einer Ausstellung vereint, wie in dieser Münchner Retrospektive, über die nun Oskar Holl berichtet.
    Weit über 100 Ölbilder, 90 Aquarelle und Guaschen, eine Vielzahl von Beispielen seines grafischen Oeuvre sowie einige Hinterglasbilder sind hier zusammengetragen, wobei bisher niemals vereinte Kandinsky-Sammlungen, die des Münchner Lehnbach Hauses, des Guggenheim Museums in New York und vor allem Privatsammlungen, besonders die von Kandinskys Witwe Nina Kandinsky, erstmals in einer großen Ausstellung nebeneinander betrachtet werden können.
    Der erste Eindruck ist zunächst schon wegen der Reichhaltigkeit des Materials überwältigend und leider muss hier angemerkt werden, dass der Besucher auch nicht übermäßig viele Verständnishilfen bekommt.
    Der Katalog mit dem freilich mäßigen Preis von 14 Mark oder umgerechnet 100 Schilling beschränkt sich vornehmlich darauf, die Exponate abzubilden und dies meist in Schwarz-Weiß-Reproduktionen, was bei dem Meister der subtilen Farbigkeit, als der Kandinsky in die Kunstgeschichte eingegangen ist, bestimmt nicht die beste Anschauungshilfe darstellt.
    Kandinskis Schaffen ist heute in mehrfacher Hinsicht historisch geworden.
    Geht man davon aus, dass Subjektivismus die Parole der Mitte der 70er Jahre ist, dann müsste Kandinskis individueller Weg zur Erkenntnis durch Versinnlichung von Vorstellungskraft heute wieder ungeahntes Echo finden.
    Auf der anderen Seite werden jedoch aller Wahrscheinlichkeit nach die bewussten oder unbewussten Querverbindungen von Kandinskis Kunst mit etwa der Psychologie Sigmund Freuds, mit der Theorie von der wechselseitigen Erhellung der Künste, ja sogar mit theosophischen und anthroposophischen Gedankengängen nicht mehr als so wahlverwandt wie vielleicht noch vor einer Generation in der Nachkriegszeit empfunden.
    In welcher Zeit Kandinsky's Schaffen und Wirkungsgeschichte steht, beleuchten auch zwei Vorfälle am Rande der Ausstellung.
    Einmal die mit Skandalgeschmack behaftete Attacke des alten Intimfeindes Lothar Buchheim auf Madame Kandinsky während des Presseempfangs, so dann das Vorgehen der sowjetrussischen Kunstbehörden.
    Diese sandten, erstmals in der Geschichte russisch-auswärtiger Kulturbeziehungen, fünf Bilder Kandinskis in letzter Minute nach München, aber mit der Auflage, sie nicht im Haus der Kunst auszustellen, sondern in der städtischen Lehnbachgalerie.
    Journalisten verbreiten die Deutung, den Leihgebern sei das von Adolf Hitler erbaute Ausstellungshaus auch heute noch nicht geheuer.
    womit sich wieder einmal zeigt, wie sehr doch Geistiges, Kunst, Politik und eben auch menschliche Verletzlichkeit miteinander zusammenhängen.
    Über die Münchner Kandinsky-Ausstellung berichtete Oskar Holl.
    Auch Wien dürfte im nächsten Jahr wieder Anziehungspunkt für Kunstfreunde aus aller Welt werden.
    Das Kulturamt der Stadt Wien wird in Zusammenarbeit mit dem Bundesministerium für Wissenschaft und Forschung von April bis Juli 1977 eine Ausstellung unter dem Titel Neue Sachlichkeit und Realismus Kunst zwischen den Kriegen veranstalten.
    Ausstellungsort ist das Museum des 20.
    Jahrhunderts, wo bereits heute Vormittag Vizebürgermeisterin Frölich-Sandner in einer Pressekonferenz einige Details dieser Ausstellung bekannt gab.
    Hören Sie einen Beitrag von Konrad Zobel.
    1918, Kriegsende.
    Jeglicher Idealismus ist wie weggeblasen.
    Vor allem in Berlin und Dresden entsteht eine nüchtern-realistische Kunstrichtung, die bald als neue Sachlichkeit bezeichnet wurde.
    Künstler wie Georges Gros, dem im Museum des 20.
    Jahrhunderts erst kürzlich eine große Ausstellung gewidmet war, und Otto Dix, der in der kommenden Großausstellung mit einem Dutzend Werke vertreten sein soll, sie sind wohl die wichtigsten Begründer dieses Verismus der 20er Jahre.
    Die pathetischen Gefühlsausbrüche des Expressionismus versiegen, die Dingwelt tritt in scharfer Konturierung, meist als Thema der Sozialkritik, in den Vordergrund.
    Kalte Großstädte und Industrielandschaften drohen als anonyme Feindobjekte.
    Auch der Begriff magischer Realismus kommt in Gebrauch, deutet an, dass es hier nicht um naturalistisches Abbilden, sondern entlarvendes Aufdecken geht.
    Andere Künstler schwenken völlig in einen politisch motivierten Realismus ein, bedienen sich der Fotografie, der Plakatkunst.
    In den übrigen Ländern Europas und in Amerika verlief die Entwicklung zwar nicht parallel, aber auch dort lässt sich zwischen den Kriegen eine Hinwendung zum Gegenständlichen als Reaktion auf den extremen Avantgardismus feststellen.
    Die international verschiedenen Ausformungen ähnlicher realistischer Tendenzen werden auf der Ausstellung »Neue Sachlichkeit und Realismus« mit vielen Beispielen zu sehen sein.
    Viele bedeutende internationale Museen haben bereits Leihgaben versprochen, ebenso Galerien und private Sammler.
    Unter den europäischen Ländern soll Italien durch einen besonderen Beitrag einen Akzent erhalten.
    Frau Vizebürgermeister Fröhlich-Sandner über die Hintergründe der Ausstellung.
    Wir haben nach dem Zweiten Weltkrieg begonnen in Wien große Ausstellungen durchzuführen, Ausstellungen über Einzelpersönlichkeiten, um der Wiener Bevölkerung die Möglichkeit zu geben, des Kennenlernens berühmter Künstler.
    Das waren gute Erfolge.
    Fast bin ich versucht, das sind großartige Erfolge, wenn ich an die Kokoschka-Ausstellung, an die Picasso-Ausstellung, an die Van Gogh und Cezanne-Ausstellung hier denke.
    Und nun wollen wir mit einer neuen Serie beginnen von Ausstellungsmöglichkeiten, und zwar Serien, die sich um gesamte Stilrichtungen bemühen.
    um hier Möglichkeiten des Einstieges zu schaffen, um transparent werden zu lassen die Zusammenhänge der bildenden Kunst zum gesellschaftlichen, zur Wirtschaft, zum Weltgeschehen überhaupt.
    Und aus diesem Grund haben wir uns nach langen Diskussionen entschlossen, eine Ausstellung erstmalig durchzuführen, die der Sachlichkeit, der neuen Sachlichkeit und dem Realismus gewidmet ist und gewissermaßen die Kunst zwischen den beiden Weltkriegen darstellen soll.
    Museumsdirektor Schmeller betont die Aktualität der Ausstellung.
    Nachdem heute ja auch wieder derartige Bestrebungen überall zu beobachten sind, zum Beispiel Fotorealismus und so weiter, ist es sehr interessant zu sehen, wie sich das in den 20er Jahren vorbereitet.
    Es werden also in der Ausstellung Kunstwerke zu sehen sein, die Vorläufer sind von Richtungen, die heute im Gange sind, also zum Beispiel Popart oder Fotorealismus.
    Noch einige Namen der Künstler, die in der Ausstellung vertreten sein werden.
    Neben Gross und Dix sind da vor allem eine Menge weiterer Künstler aus Deutschland.
    Darüber hinaus De Chirico, Picasso, Magritte und von den Amerikanern Sheila, Davis und Hopper.
    Von den Österreichern ist vorerst nur Rudolf Wacker genannt.
    Und es ist sehr zu hoffen, dass man die vielen österreichischen Künstler, die in diese Ausstellung gehören, angefangen von Böhler, Nepo, Hummer, Hauser bis zu wichtigen Randerscheinungen in diesem Zusammenhang wie Böckl und Wickenburg oder einen Vorläufer wie Edgar Leans, nicht vernachlässigen wird.
    Ausstellung »Neue Sachlichkeit und Realismus Kunst zwischen den Kriegen« im kommenden Jahr im Museum des 20.
    Jahrhunderts in Wien.
    Das war ein Bericht von Konrad Zobel.
    Hören Sie jetzt noch zum Abschluss des Journals eine Zusammenfassung der wichtigsten Meldungen und Journalbeiträge.
    Österreich.
    Nach Angaben des Statistischen Zentralamtes ist der Verbraucherpreisindex im Oktober gegenüber dem Vergleichsmonat des Vorjahres um 7,2 Prozent gestiegen.
    Gegenüber September des heutigen Jahres hat sich der Verbraucherpreisindex um 0,4 Prozent erhöht.
    Staatssekretär Weselsky betonte heute in Graz, dem Konjunkturverlauf komme nicht jene Bedeutung zu, wie oft angenommen werde.
    Weselsky vertrat die Meinung, es seien vor allem die strukturpolitischen Randbedingungen der Weltwirtschaft, die für die Wirtschaftsflaute verantwortlich seien.
    Der Generaldirektor der Sozialversicherungsanstalt der Bauern, Grabner, gab heute bekannt, dass nicht wie ursprünglich angenommen 5.000, sondern 35.000 Personen für die geplante Überbrückungshilfe an die bäuerlichen Zuschussrentner in Frage kommen würden.
    Nur in den seltensten Fällen würden daher 6.000 Schilling ausgezahlt werden.
    Der Durchschnittsbetrag der Sonderzahlungen dürfte unter 3.000 Schilling liegen.
    Die Industriearbeiter des Landes haben den Aufruf der illegalen Gewerkschaften zum Generalstreik weitgehend befolgt.
    Die Bergarbeiter Asturiens und die Dockarbeiter Galicians streiken fast hundertprozentig.
    Die kommunalen Einrichtungen der großen Städte funktionieren hingegen nahezu reibungslos.
    Bisher kam es nur vereinzelt zu Zwischenfällen.
    Frankreich.
    Staatspräsident Giscard d'Estaing und der britische Premierminister Callahan setzten heute ihren vertraulichen Meinungsaustausch fort.
    Heute sollen auch der britische Finanzminister Healy, Handelsminister Dell und Landwirtschaftsminister Silkeen zur britischen Delegation stoßen.
    Die drei Minister mussten gestern in London der Labour Party noch für eine wichtige Abstimmung über eine Gesetzesvorlage zur Verstaatlichung der Schifffahrtsindustrie zur Verfügung stehen.
    Griechenland, Türkei.
    Die Regierungen in Ankara und Athen haben sich auf eine Verhandlungsprozedur im Konflikt über die Rechte auf den Festlandsockel im Ägäischen Meer geeinigt.
    Unterdessen ist das türkische Ölsuchschiff Sismik 1, dessen Arbeiten im Sommer zu schweren Spannungen zwischen Griechenland und der Türkei geführt hatten, neuerlich ausgelaufen.
    Diesmal soll der Meeresboden entlang der südtürkischen Küste nach möglichen Öllagern erforscht werden.
    Libanon.
    Im Hafenviertel und im Zentrum von Beirut war es in der vergangenen Nacht wieder zu heftigen Gefechten gekommen, die in den Morgenstunden jedoch abflauten.
    Syrische Einheiten, die zur arabischen Friedenstruppe gehören, haben unterdessen die internationale Fernstraße Beirut-Damaskus für den Verkehr freigegeben.
    Bundesrepublik Deutschland.
    Der italienische Außenminister Farlani appellierte heute in Bonn an die Partner der europäischen Gemeinschaften, bei der Überwindung der aktuellen italienischen Wirtschaftskrise Solidarität zu beweisen.
    Und mit diesen Kurzmeldungen haben wir das Mittagsjournal beendet.
    Wir kommen wieder um 18.15 Uhr im Programm Österreich 1 mit dem Abendjournal.
    Auf Wiederhören.

    Beiträge dieses Journals

    Nachrichten
    Datum: 1976.11.12 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Wetterbericht
    Datum: 1976.11.12 [Sendedatum]
    Schlagworte: Natur ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Verbraucherpreisindex für Oktober 7,2 %
    Mitwirkende: Hutar, Herbert [Gestaltung]
    Datum: 1976.11.12 [Sendedatum]
    Schlagworte: Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Sonderzahlung an Zuschußrentner wird immer geringer, statt 5.000 möglicherweise 35.000 Empfänger
    Interview: Generaldirektor Dr. Stefan Grabner (Sozialversicherungsanstalt der Bauern)
    Mitwirkende: Sommersacher, Markus [Gestaltung] , Grabner, Stefan [Interviewte/r]
    Datum: 1976.11.12 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Inlandspresseschau: Sprengstoffanschlag, Sprachenerhebung
    Mitwirkende: Seifert, Wilfried [Gestaltung]
    Datum: 1976.11.12 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik ; Medien und Kommunikation ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Jugoslawische Stellungnahmen zu Slowenenfrage
    Einblendungen: Milovan Djilas, Rudi Cacinovic, Jako Stutar
    Mitwirkende: Hörmann, Otto [Gestaltung] , Dilas, Milovan [Interviewte/r] , Cacinovic, Rudi [Interviewte/r] , Stutar, Jako [Interviewte/r]
    Datum: 1976.11.12 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik Österreich ; Politik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    ÖAAB behauptet: Sozialistischer Terror in Betrieben
    Einblendung: ÖAAB Generalsekretär Walter Heinzinger
    Mitwirkende: Eichinger, Erich [Gestaltung] , Heinzinger, Walter [Interviewte/r]
    Datum: 1976.11.12 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Politik ; Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Generalstreik in Spanien teilweise durchgeführt
    Mitwirkende: Wagner, Rudolf [Gestaltung]
    Datum: 1976.11.12 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Retrospektive Wassili Kandinsky in München
    Mitwirkende: Holl, Oskar [Gestaltung]
    Datum: 1976.11.12 [Sendedatum]
    Ort: München [Veranstaltungsort]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Kultur ; Bildende Kunst ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Ausstellung "Neue Sachlichkeit und Realismus" im Museum des 20. Jahrhunderts
    Einblendung: Vizebürgermeisterin Gertrude Fröhlich-Sandner
    Mitwirkende: Zobel, Konrad [Gestaltung] , Fröhlich-Sandner, Gertrude [Interviewte/r]
    Datum: 1976.11.12 [Sendedatum]
    Ort: Wien, Museum des 20. Jahrhunderts [Veranstaltungsort]
    Schlagworte: Kultur ; Bildende Kunst ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten

    Katalogzettel

    Titel Mittagsjournal 1976.11.12
    Spieldauer 00:58:55
    Mitwirkende Machatschke, Roland [Moderation] [GND]
    Oberhofer, Ilse [Regie]
    ORF [Produzent]
    Datum 1976.11.12 [Sendedatum]
    Schlagworte Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt
    20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ audio
    Format TKA [Tonband auf Kern (AEG)]
    Sprache Deutsch
    Rechte Mit freundlicher Genehmigung: ORF
    Signatur Österreichische Mediathek, jm-761112_k02
    Medienart Mp3-Audiodatei
    Gesamtwerk/Reihe Mittagsjournal

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