Mittagsjournal 1976.11.17

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    Rechtliches

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    Mittagsjournal.
    Guten Tag, meine Damen und Herren.
    Redakteur des Mittagsschornals ist Bruno Berger.
    Die wichtigsten Schlagzeilen.
    Reaktionen auf Ausweisung des Komponisten und Sängers Wolf Biermann aus der DDR.
    Überfall auf Hotel Intercontinental in Amman.
    Schwierigkeiten mit Reformkurs von Italiens Christdemokraten.
    Das Österreich.
    Studie des Gewerkschaftsbundes über Leitbilder der jungen Österreicher.
    Pressekonferenz des neuen ÖVP-Agrarsprechers Riegler, 30 Jahre Austria Presseagentur und eine Kulturschlagzeile Andy Warhol Ausstellung im Museum des 20.
    Jahrhunderts.
    Das, meine Damen und Herren, werden die wichtigsten Schlagzeilen.
    Zunächst Nachrichten und Wetterbericht.
    Chef vom Dienst ist Raimund Heller, Sprecherin Annemarie Bertet.
    Jordanien.
    Unbekannte Terroristen haben heute früh das Hotel Intercontinental in Amman überfallen und mehrere Geiseln genommen.
    Die Zahl der Angreifer und ihre Motive sind derzeit noch nicht bekannt.
    Nach ersten Meldungen soll es zwischen den Extremisten und den Sicherheitskräften zu Schießereien gekommen sein.
    Das Hotel Intercontinental war bereits im September 1970 Schauplatz eines blutigen Terrorüberfalls palästinensischer Freischerle.
    Damals hatten schwere Kämpfe zwischen der jordanischen Armee und den Palästinensern auf beiden Seiten zahlreiche Menschenleben gefordert.
    Libanon
    Die der arabischen Friedenstruppe unterstellten syrischen Verbände haben heute in Beirut mit einer Geiselbefreiung durch Gewalt androhung in zwei Fällen ihre Entschlossenheit unterstrichen, gegen Störe des mühsam erreichten Waffenstillstandes im Bürgerkrieg mit ihrer ganzen Macht vorzugehen.
    Bisher waren viele der insgesamt 56 Waffenruhen im libanesischen Bürgerkrieg wegen Menschenraubes auf beiden Seiten gescheitert.
    Wie ein Sprecher der Arabischen Liga mitteilte, hätten die zur Trennung der Bürgerkriegsparteien in das Zentrum von Beirut eingerückten syrischen Verbände zwei Christen, die von Angehörigen einer linksgerichteten, mohamedanischen Miliz entführt worden waren, sowie einen Moslem befreit, der in die Hände christlicher Milizen gefallen war.
    Jugoslawien
    Der offizielle Besuch des sowjetischen Parteichefs Brezhnev in Jugoslawien geht heute zu Ende.
    Am Vormittag führte Brezhnev mit dem jugoslawischen Staats- und Parteichef Tito abschließende Gespräche.
    Bereits in den vergangenen zwei Tagen wurden die Beziehungen zwischen beiden Ländern und andere internationale Fragen zwischen Brezhnev und Tito erörtert.
    Die jugoslawische Presse bezeichnet die Gespräche zwischen den zwei führenden Politikern als freundlich, jedoch nicht frei von Meinungsverschiedenheiten.
    Im sowjetischen Regierungsorgan Izvestia wird in diesem Zusammenhang gemeldet, die Gruppe der blockfreien Länder verfolge Ziele, die denen der Sowjetunion nahe stünden.
    Bundesrepublik Deutschland, Deutsche Demokratische Republik.
    Der ostdeutsche Politsänger und Dichter Wolf Biermann, der gestern von Behörden der DDR ausgebürgert wurde, hat den Beschluss gestern Abend als unannehmbar bezeichnet.
    Biermann, der sich zurzeit bei dem deutschen Liederpreisträger Heinrich Böll aufhält, kündigte eine Pressekonferenz an.
    Heinrich Böll erklärte, er rechne damit, dass der Sänger seine Tournee durch die Bundesrepublik fortsetzen werde.
    Die Entscheidung der DDR-Behörden nannte Heinrich Böll eine echte Heimatvertreibung.
    Nach den Worten des Schriftstellers sei Biermann auf schäbigste Weise hereingelegt worden, weil er das Gasspiel nur unter der Bedingung akzeptiert habe, wieder in die DDR zurückkehren zu können.
    Die in Ostberlin lebende Ehefrau des Sengers hat es heute Vormittag abgelehnt, sich zu den Maßnahmen der DDR-Behörden zu äußern.
    Das Zentrale Organ der Ostdeutschen Einheitspartei, ESSD, Neues Deutschland, nannte heute als Grund für die Aberkennung der DDR-Staatsbürgerschaft das Auftreten Biermanns am vergangenen Samstag in der Kölner Sporthalle.
    Das Blatt schrieb heute, Biermann habe ein Programm gestaltet, das sich ganz bewusst und gezielt gegen die DDR und gegen den Sozialismus richtete.
    USA
    Der Kongress sei durch die Beendigung der Hilfeleistungen an Angola an der gegenwärtigen Lage im südlichen Afrika mitverantwortlich, stellte Außenminister Kissinger gestern in seiner ersten außenpolitischen Rede seit den Präsidentenwahlen in Williamsburg im Bundesstaat Virginia fest.
    Vor dem Teilnehmen der 22.
    Jahrestagung der Nordatlantischen Versammlung äußerte Kissinger die Ansicht, innerhalb der amerikanischen Bevölkerung bestehe weitgehende Übereinstimmung über eine Verstärkung des Nordatlantischen Verteidigungsbündnisses.
    Der Außenminister appellierte an die westlichen Alliierten, mehr Einigkeit zu zeigen und bekräftigte die Notwendigkeit, sich innerhalb der NATO den neuen Verteidigungsbedingungen anzupassen.
    Gleichzeitig warnte Kissinger vor jeder kommunistischen Regierungsbeteiligung in einem Mitgliedsland der NATO.
    Großbritannien.
    Die ständige Verbesserung der atomaren Schlagkraft der Sowjetunion steht im Mittelpunkt zweitägiger Beratungen der nuklearen Planungsgruppe der Nordatlantischen Verteidigungsallianz, die heute in London begonnen haben.
    Größte Sorge bereitet den NATO-Staaten der Plan der Sowjetunion, die auf Westeuropa zielenden Mittelstreckenraketen mit Mehrfachsprengköpfen auszurüsten.
    Nach Ansicht von NATO-Beamten könnte sich dadurch das atomare Gleichgewicht entscheidend zugunsten der Sowjetunion verlagern.
    Der amerikanische Verteidigungsminister Rumsfeld wird seine Kollegen aus Großbritannien, der Bundesrepublik Deutschland, Italien, Kanada, Griechenland, den Niederlanden und Norwegen darüber informieren, ob Spionagesatelliten die Errichtung neuer Raketenbasen in der westlichen Sowjetunion feststellen konnten.
    Zur Diskussion steht bei den Beratungen in London auch die Planung der NATO für den Einsatz eigener Atomwaffen.
    Griechenland.
    Der griechische Ministerpräsident hat heute seinen dreitägigen offiziellen Besuch beendet und ist von Wien-Schwechert nach Griechenland abgereist.
    Im Verlauf des Besuches wurden internationale Fragen und die Beziehungen zwischen Österreich und Griechenland erörtert.
    Karamanlis hatte gestern erklärt, wahrscheinlich würden Bundeskanzler Kreisky und er gemeinsam eine Initiative für eine neue europäische Gipfelkonferenz ergreifen.
    Beide Seiten kamen ferner überein, die Beziehungen auf wirtschaftlichem Gebiet zu erweitern.
    Österreich.
    In den heutigen Verhandlungen des Wiener Bauring-Prozesses hat sich herausgestellt, dass das einzige Geschäft des Baurings in Arabien, bei dem kein Schaden für die Firma eingetreten ist, gegen den Willen und die ausdrückliche Weisung der Geschäftsführung zustande kam.
    Dieses Geschäft wurde vom angeklagten Ingenieur Tropper abgewickelt, der gegen den Befehl der Geschäftsführung den Auftrag ausführte und erfolgreich blieb.
    Dies kam heute bei der Vernehmung des Zeugen Ingenieur Reitzig zu Tage, der Bauberater des Baurings war.
    Polen
    Wegen der Energiekrise haben die polnischen Behörden die Kohlezuteilung für private Haushalte empfindlich gekürzt.
    Bewohner einer Einzimmer-Küchewohnung zum Beispiel erhalten für die gesamte Winterheizperiode 1200 Kilogramm Kohle.
    Auch die Energielieferungen für einige Bereiche der Industrie wurden eingeschränkt.
    Die Behörden machen für die Energiekrise die Expansion der Industrie, den erhöhten Stromverbrauch bei Haushaltsgeräten und Engpässe im Transportwesen verantwortlich.
    Spanien.
    Im Ständeparlament in Madrid wird heute die Debatte über die von der Regierung Suárez vorgeschlagene Parlamentsreform fortgesetzt.
    Eine der Streitpunkte ist der Vorschlag des Ministerpräsidenten, im nächsten Jahr freie und geheime Parlamentswahlen durchzuführen, in denen die Abgeordneten für ein Zweikammernparlament bestimmt werden sollen.
    Dieses frei gewählte Parlament würde dann die Cortes ablösen.
    Zu Beginn der Debatte hatten gestern zwei rechtsorientierte Cortes-Mitglieder die Vorschläge der Regierung als Gefahr für die Grundfesten des spanischen Staates bezeichnet.
    USA Die Regierung in Washington will Portugal eine Soforthilfe in Höhe von 300 Millionen Dollar gewähren.
    Der portugiesische Ministerpräsident Suárez hatte die amerikanische Regierung kürzlich wissen lassen, dass die Hilfe der Vereinigten Staaten dringend benötigt werde, damit Portugal die nächsten sechs Monate wirtschaftlich überleben kann.
    Wie die New York Times heute ergänzend erschreibt, beabsichtigt die amerikanische Regierung, sich zusätzlich einem Staatenkonsortium anzuschließen, das Portugal einen langfristigen Kredit in Höhe von 1,5 Milliarden Dollar gewähren soll.
    Schweiz
    Das Kantonsgericht in Sitten hat heute einen ehemaligen Gendarmeriebeamten wegen Spionage für die Sowjetunion zu einer Strafe von 20 Monaten Haft verurteilt.
    Der Beamte hat beschlagnahmte schweizerische und ausländische Pässe an einen sowjetischen Diplomaten und zwei hohe sowjetische Beamte im diplomatischen Dienst verkauft und den Sowjets außerdem Fotos von militärischen Einrichtungen geliefert.
    Die sowjetischen Beamten konnten die Schweiz verlassen, bevor die Spionagetätigkeit der Gendarmen aufgedeckt wurde.
    Das waren die Meldungen.
    Der ausführliche Wetterbericht.
    Die Wetterlage.
    Das Tief ist im Karpartenbogen ortsfest geworden.
    Eine stationäre Regenfront, die sich von diesem Tief losgelöst hat, erstreckt sich von Niederösterreich über die Tschechoslowakei und Westpolen bis zur Ostsee.
    Ein Hoch über Westdeutschland greift allmählich auf den Alpenraum über.
    Die Wetteraussichten bis morgen früh.
    Niederösterreich, Wien und Burgenland bedeckt.
    Zeitweise Regen.
    Sonst teils bewölkt durch Hochnebel, teils Heite, besonders in Kärnten.
    Schwacher Wind aus West bis Nord.
    Tagestemperaturen 5 bis 10 Grad.
    Tiefste Temperatur in der kommenden Nacht minus 2 bis plus 4 Grad.
    Die Wetteraussichten für morgen.
    Im Nordosten noch stark bewölkt bis bedeckt.
    Örtlich geringfügiger Niederschlag.
    Sonst verbreitet Boden oder Hochnebel, der sehr beständig sein wird.
    Nur lokale Aufhellungen.
    Vorwiegend im Süden.
    Schwachwindig.
    Tageshöchsttemperaturen 5 bis 10 Grad.
    Die Messwerte von 12 Uhr.
    Wien bedeckt 6°, Nordwestwind 10 kmh.
    Eisenstadt bedeckt 7°, Nordwestwind 10.
    Linz stark bewölkt 5°, Westwind 10.
    Salzburg bedeckt 5°, Nordwestwind 3 kmh.
    Innsbruck stark bewölkt 7°, Ostwind 5.
    Bregenz bedeckt 5°, Westwind 3 kmh.
    Graz stark bewölkt 7°, Windstille.
    Und Klagenfurt stark bewölkt 6°, Windstille.
    Es ist jetzt in vier Minuten, Viertel eins.
    Wolf Biermann, kommunistischer Liedermacher und Sänger, mit bisherigem Wohnsitz in Ostberlin, wurde aus der DDR ausgebürgert.
    Die Ausbürgerungsmitteilung trägt das gestrige Datum.
    Die rechtliche Basis konstruierte das Regime in Ostberlin mit dem Gesetz über die Staatsbürgerschaft der Deutschen Demokratischen Republik, dem Staatsbürgerschaftsgesetz vom 20.
    Februar 1967.
    Danach kann DDR-Bürgern wegen grober Verletzung der staatsbürgerlichen Pflichten die Staatsbürgerschaft aberkannt werden.
    Die praktische Durchführung gelang den Ostdeutschen mit einem üblen Trick.
    Nachdem Biermann schon vor zwei Jahren nach eigenen Angaben ein Ausreiseangebot erhalten hatte und damals abgelehnt hatte, wurde ihm nunmehr vor einiger Zeit eine Ausreisegenehmigung für eine Tournee durch Westdeutschland erteilt, wobei sich Biermann ausdrücklich nur unter der Bedingung dazu bereit fand, wenn er auch wieder in die DDR zurückkehren dürfe.
    Eine Bedingung, die ihm ausdrücklich zugesagt worden war.
    Wie man nun in der DDR mit unbequemen Geistern verfährt, haben die letzten Stunden gezeigt.
    Biermann, mit 17 Jahren freiwillig nach Ost-Berlin gekommen, bald aber mit Berufsverbot belegt, also mit Auftritts- und Auföffentlichungsverbot belegt, Biermann muss sich also nun gegen seinen Willen mit einem vorläufigen Ad-Zwangsaufenthalt in der BRD zurechtfinden.
    Er, der sich jemals Kommunist, als Bürger der DDR verstanden hat und versteht.
    sich nur, wie er es formulierte, in kritischer Solidarität zum Kommunismus ostdeutscher Prägung verhält.
    Kritik scheint aber nicht in das politische Konzept in Ostberlin zu passen.
    Klaus Emrich berichtet.
    Den Journalisten verweigert die junge Frau mit dem neun Monate alten Kind in Ostberlin jede Stellungnahme, bevor sie nicht mit ihrem Mann, dem Textersänger, Gitarristen und Regisseur, Verbindung aufgenommen hat.
    Und den staatlichen Organen der DDR, die wenige Stunden nach der Ausbürgerung Biermanns gekommen waren, um den Abtransport seiner Möbel vorzubereiten, verweigert sie den Zutritt zur Wohnung in Ostberlin.
    Während der 40-jährige Biermann, überzeugter Kommunist, in Köln von dem Nobelpreisträger Heinrich Böll von der Öffentlichkeit abgeschirmt wird, wird über einen Kölner Verlag angekündigt, er, Biermann, werde voraussichtlich am Freitagnachmittag selbst zu seinem Aufsehen erregenden Fall Stellung beziehen.
    Nachdem Biermann in der Nacht erklärt hatte, die Entscheidungen der DDR-Behörden seien für ihn nicht akzeptabel, während also die Wogen hochgehen, liegt aus Ostdeutschland eine erste parteiamtliche Begründung dafür vor, dass der kommunistische Liedersänger von Ostdeutschland zwangsweise in die Emigration geschickt wurde.
    Das neue Deutschland, das offizielle Organ der kommunistischen Einheitspartei der SED, erklärt in seiner heutigen Ausgabe, man habe mit dem Liedermacher viel Geduld gehabt.
    Er habe zehn Jahre in der DDR leben können, ohne zu arbeiten, wie es da heißt.
    Weiter steht dann im Neuen Deutschland heute zu lesen.
    Biermann, der links zu fahren vorgibt, steht in Wahrheit rechts.
    Er diffamiere nicht nur den realen Sozialismus, sondern auch seine Erbauer.
    Weiter wirft die Ostberliner Parteizeitung Biermann vor, er habe nichts zum Aufbau der DDR beigetragen und beschimpfe die Arbeiterklasse.
    Zur Begründung schreibt schließlich das Ostberliner Blatt,
    des Liedermachers Auftritt am 13.
    November des heurigen Jahres in Köln, habe den Ausschlag für seine Ausbürgerung gegeben.
    Die Zeitung beruft sich dabei auf Formulierungen Biermanns in der DDR gebe es eine hochentwickelte Selbsthilfe der Arbeiter, nämlich, dass sie sich persönlich bereichern, dass sie klauen dort, wo sie arbeiten.
    Weiter schreibt die Ostberliner Parteizeitung, Biermann habe sich bewusst gegen die DDR und den Sozialismus gewandt und als DDR-Bürger Hassverleumdungen und Beleidigungen losgelassen.
    Dies alles verträgt sich laut neuem Deutschland nicht mit der Staatsbürgerschaft der DDR, zu der auch eine Treuepflicht gehöre.
    Soviel also von Klaus Emrich.
    Wir haben nun noch eine telefonische Verbindung mit dem ARD-Korrespondenten in Ostberlin, Lothar Löwe.
    Barbara Kudnow-Kalerges spricht mit ihm.
    Herr Löwe, wie haben denn eigentlich die DDR-Bürger von der Ausbürgerung von Wolf Biermann erfahren?
    Zunächst einmal gab es ja gestern Nachmittag eine ADN-Meldung und dann gab es gestern in der Fernsehsendung der aktuellen Kamera, also der Nachrichtensendung des DDR-Fernsehens, gestern eine sehr ausführliche Meldung über die Ausbürgerung von Wolf Biermann und das Zitat eines UZ-Artikels, das heißt das Zitat eines Artikels
    also die DKP-Zeitung in der Bundesrepublik.
    Dort hat man sich damit beschäftigt.
    Das neue Deutschland, das Zentralorgan der SED, geht heute sehr ausführlich auf den Vorgang ein.
    Und dort gibt es einen Kernpunkt, in dem es heißt, auf Biermann bezogen, was er dort, also in der Bundesrepublik, noch als DDR-Bürger und in einem kapitalistischen Land an Hass, an Verleumdungen und Beleidigungen gegen unseren sozialistischen Status
    Das scheint mir der Kernsatz zu sein, denn Sie müssen natürlich den Fall Biermann im Zusammenhang sehen.
    Sie müssen ihn im Zusammenhang sehen mit dem Ausschluss des Lyrikers Kunze aus dem DDR-Schriftstellerverband.
    Sie müssen es im Zusammenhang sehen jetzt mit der Ausbürgerung von Wolf Biermann.
    Der Begriff, das Maß ist voll, bezieht sich sicherlich auch auf die Petitionisten von Riesa, auf Dr. Nitschke und all diejenigen, die hier Ausreiseanträge zu laufen haben und diejenigen, die meinen, den Bürgerrechts-
    ihre Bitten und ihre Anliegen den staatlichen Behörden der DDR vortragen zu können.
    Sie können natürlich in diesem Augenblick nur spekulieren, aber nehmen Sie an, nimmt man in der DDR an, dass der Fall Biermann nur der Anfang ist, ähnlich wie in der Sowjetunion der Fall Solzhenitsyn für eine Ausbürgerungswelle in größerem Stil?
    Das ist die Frage und diese Frage ist natürlich im Augenblick noch nicht zu beantworten.
    Ich kann Ihnen nur sagen,
    Soweit ich es weiß, Wolf Biermann hat Verbindung, telefonische Verbindung mit seiner Frau.
    Frau Biermann und der sechs Monate alte Sohn Benjamin sind wohl auf.
    Frau Biermann ist hier in Ostberlin, wird hier auch bleiben und wird voraussichtlich die notwendigen juristischen Schritte mithilfe von Anwälten einleiten, um zu erreichen, dass die Aufhebung der Staatsbürgerschaft
    von Wolf Biermann durch die staatlichen Stellen der DDR rückgängig gemacht wird.
    Herr Löbe, als Rainer Kunze ausgeschlossen wurde aus dem Schriftstellerverband, hat es Solidarisierungen gegeben von Seiten anderer Schriftsteller.
    Ist das im Fall Biermann bisher schon geschehen und wird das erwartet?
    Ich weiß nur eins, dass ein sehr enger Freund von Wolf Biermann, vielleicht der engste Freund, Professor Robert Habemann, der ja bekannt ist,
    Kritiker dieses Staates hier oder bestimmte Erscheinungen dieses Staates sehr erschüttert ist über diesen Vorgang und dass Dr. Habemann darauf hofft, dass die Solidarität der kommunistischen Parteien Westeuropas, der Franzosen, vor allem der Italiener mit dem Ziel, dass die kommunistischen Parteien dieser Länder eventuell die Partei- und Staatsführung der DDR veranlassen könnte, Wolf Biermann
    wieder in die DDR einreisen zu lassen.
    Also der Fall Biermann ist für die DDR noch nicht zu Ende mit dieser Ausbürgerung.
    Herzlichen Dank, Herr Löwe, für diese erste Stellungnahme.
    Das war jetzt ein Gespräch, das Barbara Kutnow für Kalair geführte und wir, meine Damen und Herren, spielen nun Wolf Biermann im Original, ein Lied aus seiner neuesten Platte.
    Wolf Biermann, es gibt ein Leben vor dem Tod.
    Sie hören das Lied vom Roten Stein der Weisen.
    Roten Stein der Waisen gibt's so, den gibt's doch nicht, Genosse, auch du, den gibt es doch nicht, Genosse, auch du, du hast ihn nicht gefunden.
    Wir haben wie blödes Federvieh mit rotem Kamm und Kikeriki zum Gaudi für die Bourgeoisie uns oft genug zerschunden.
    Der Kampf ist hart und unser Feind Ist schlau und hat sich längst vereint Ist schlauer als wir und hat sich vereint Und will uns einzeln schlagen Genossen fragt nicht penetrant Wie in dem Märchenhirn verbrannt Wer ist der Linkste im ganzen Land Das kann kein Spiegel sagen
    Wolf Biermann mit dem Lied vom Roten Stein der Weisen.
    Es ist jetzt sechs Minuten nach Viertel Eins.
    Das österreichische Institut für Jugendkunde hat vom 1.
    Juli bis 31.
    August unter 2000 Jugendlichen zwischen 14 und 24 Jahren durch das Vessel-Institut eine repräsentative Meinungsumfrage in Auftrag gegeben, die bestimmte Verhaltensformen und Einstellungen der Jugendlichen zu erforschen hatte.
    Unter anderem erkundeten die Mitarbeiter des Festler-Institutes die Bereiche Arbeit, Freizeit und Freizeitbeschäftigung, die Fragen Selbstverständnis und Leitbilder der Jugend, Konfliktsituationen mit Erwachsenen und Probleme am Arbeitsplatz.
    Eine ähnliche Untersuchung wurde vom Institut für Jugendkunde auch im Jahr 1971 durchgeführt, zum Teil sogar mit denselben Fragestellungen, sodass durchaus Vergleichswerte aus den beiden Untersuchungen ablesbar sind.
    Die Ergebnisse der Untersuchung sollen etwa 3000 Jugendfunktionären und Pädagogen in ganz Österreich zugänglich gemacht werden.
    Eine Zusammenfassung der Studie hören Sie nun von Johannes Fischer.
    Eines der Hauptergebnisse der Untersuchung, Österreichs Jugend ist an Politik und politischem Geschehen nur gering interessiert.
    Jeder dritte Jugendliche zwischen 14 und 24 Jahren befasst sich nie mit dem politischen Teil einer Zeitung oder Zeitschrift.
    27 Prozent der Jugendlichen werden auch nie mit Fernseh- oder Rundfunksendungen politischen Inhaltes konfrontiert.
    26 Prozent, also knapp mehr noch als ein Viertel der Jugendlichen, werden weniger als einmal in der Woche, sei es durch Zeitungen oder sei es durch audiovisuelle Medien, politisch informiert.
    Nur ein verschwindend geringer Prozentsatz der 14- bis 24-Jährigen, nämlich 16 Prozent, beschäftigt sich täglich mit politischer Information.
    Gibt es hier zwischen den einzelnen Gruppen der jugendlichen Unterschiede?
    Der Geschäftsführer des Instituts für Jugendkunde Schön meint dazu.
    Es gibt dieses Gefälle einerseits nach der Bildungshöhe.
    Je höher die Schulbildung, desto höher das politische Interesse und umgekehrt.
    Und es gibt dieses Gefälle auch nach dem Geschlecht.
    Es sind Burschen in der Regel etwas mehr interessiert als Mädchen.
    Das Ausmaß des politischen Interesses ist relativ gering.
    Also wenn Sie zum Beispiel nur das Leseverhalten hernehmen, dass täglich nur 16 Prozent
    sich über den politischen Teil von Zeitungen informieren, nur 16, ist unserer Auffassung nach eben doch sehr gering.
    Wenn man allerdings in Betracht zieht, dass 28 Prozent darüber hinaus sich doch zumindest einmal in der Woche über politische Ereignisse informieren, so sind das insgesamt doch schon 44 Prozent und damit also fast die Hälfte.
    Ist also bei der politischen Information eine deutliche Unterversorgung oder ein Desinteresse der Jugendlichen zu registrieren, ließe sich daraus auch ableiten, dass gerade dadurch die jugendlichen Wähler empfänglicher für jene Art der politischen Werbung werden, die gemeinen auch von Werbeexperten der Parteien als Waschmittelwerbung eher denn als konkrete politische Information angesprochen wird.
    Mangelnde Information im weitesten Sinn, nicht nur was politische Bildung anlangt, wird auch deutlich bei der Frage nach den Freizeitbeschäftigungen.
    Hier steht mit 69% noch immer mehr oder weniger unreflektiertes Musikhören an erster Stelle, dicht gefolgt vom Sitzen vor dem Fernsehschirm, das auch noch immer für mehr als die Hälfte der Jugendlichen attraktiv erscheint.
    Lesen ist mit 44% schon weitaus weniger attraktiv, ganz zu schweigen von Lernen, das zwischen 1971, damals noch 27%, auf mehr als die Hälfte, nämlich 13% zurückgegangen ist.
    Wobei lernen hier als Informationen sammeln im weitesten Sinn verstanden wird.
    Geschäftsführer Schön sieht hier Unterschiede zwischen Lehrlingern und Schülern.
    Die Bereitschaft zu lernen nimmt mit der Bildungshöhe zu oder anders ausgedrückt Schüler lernen zu Hause häufiger als Lehrlinge.
    Das hängt aber sicher damit zusammen, dass beim Lehrling
    zum Lernort Schule, der Lernort Betrieb als Ausbildungsstätte dazu kommt und dadurch die Bereitschaft auch zu Hause zu lernen gehemmt wird.
    Bei den Freizeitbeschäftigungen außer Haus dominiert nach wie vor der Sport.
    Jeder zweite Jugendliche zieht diese Freizeitbeschäftigung jeder anderen vor.
    Gaben 1971 noch fast 40 Prozent der Jugendlichen an, häufig ins Kino zu gehen, so waren es fünf Jahre später nur mehr 23 Prozent.
    Am unteren Ende der Skala der Attraktivität für Jugendliche rangiert mit nur 10 Prozent der Theater- oder Konzertbesuch.
    Dem mangelnden Interesse an politischer Bildung widerspricht aber scheinbar ein zweiter Teil der Untersuchung, der nach den Leitbildern Jugendlicher fragte.
    Hier rangieren Politiker mit fast 40 Prozent noch Vorsportlern mit 34 Prozent, während die Favoriten des 71er-Jahres, nämlich Schlagerstars aller Arten, von 34 auf 11 Prozent gesunken sind und ihre Leitbildfunktion ganz offensichtlich deutlich verloren haben.
    Verloren hat auch seine Funktion als Vorbild der Vater.
    Er rangiert mit nur 2 Prozent am unteren Skalenende.
    Bei der Frage nach den Persönlichkeiten gab es bei der Untersuchung auch noch eine kleine Überraschung.
    Im Vergleich zwischen Politiker und Skistar schlägt Bruno Kreisky ganz knapp Franz Klammer.
    Grand Prix-Itol Niki Lauda geht in dieser Popularitätsreihung als Dritter durchs Ziel, gefolgt von Finanzminister Hannes Androsch und Unterrichtsminister Fred Sinowaz.
    ÖVP-Parteiobmann Taus kann denselben Bekanntheitsgrad wie der verstorbene amerikanische Präsident Kennedy für sich in Anspruch nehmen.
    Der neue Wiener Landesparteiobmann der ÖVP, Bussek, schneidet zumindest bei Jugendlichen nach dieser Untersuchung in Niederösterreich am besten, in der Bundeshauptstadt Wien am schlechtesten ab.
    Jeder dritte Jugendliche aber gab an, überhaupt kein Vorbild zu haben.
    Das war eine Meinungsumfrage über das Verhalten von Jugendlichen und deren Leitbilder.
    Nach der Übersiedlung des bisherigen Landwirtschaftsministers, Landwirtschaftssprechers der ÖVP, des bisherigen Bauernbunddirektors Lanner in die BundesöVP hat die Partei einen neuen Bauernsprecher.
    Der Bergbauernsohn Ingenieur Josef Riegler, Nationalratsabgeordneter aus Judenburg in der Steiermark, ist neuer Landwirtschaftssprecher und hat sich heute in einem Pressegespräch in Wien der Öffentlichkeit vorgestellt.
    Hans Adler berichtet über dieses Gespräch direkt aus der ÖVP-Zentrale in der Wiener Kärntnerstraße.
    Eingeschossen hat sich der neue Bauernbereichsprecher Riegler neben den allgemeinen und allgegenwärtigen landwirtschaftlichen Strukturproblemen auf die Frage der 35.000 Zuschussrentner.
    Er bekräftigt den Standpunkt seiner Partei in dieser Frage neuerlich.
    Wir sehen eine Lösung dieses sozialen Problems nur darin, dass eine Gleichstellung der Zuschussrenten mit den Bauernpensionisten vorgenommen wird und nachdem nun bereits sechs Jahre in der Entwicklung verstrichen sind, so rasch als möglich.
    Und dann, konkret zur Frage einer Vorauszahlung an die Zuschussrentner, an die Adresse des Sozialministers gerichtet, meint Riegler, dass daher diese Sonderaktion, die aufgrund der Äußerung des Bundeskanzlers
    ins Leben gerufen wurde, höchstens der Versuch sein kann, eine gewisse Sonder- oder Vorschussleistung den Zuschussrentnern zu geben.
    Regler's Bedenken gelten vor allem dem gesetzten Limit der Vorauszahlungen.
    Was passiert, wenn tatsächlich nicht 5.000, wie zuerst angenommen wurde, sondern eine wesentlich höhere Zahl von Zuschussrentnern begründet,
    und aufgrund der vorgesehenen Richtlinien auch legitimiert, sich um diese Unterstützung bewerben.
    Und hier hat mich die Antwort des Sozialministers
    Ich möchte sagen, erschüttert, dass es geheißen hat, 30 Millionen stehen zur Verfügung und nicht mehr.
    Es ist mir undenkbar, zu sagen, ich habe einen bestimmten Betrag und solange dieser Betrag reicht, bekommt jemand etwas, die darüber hinausfallen, haben Pech gehabt.
    Das ist mir undenkbar.
    Und wenn Sie wollen, werden wir das sehr hart und mit entsprechender Konsequenz gegenüber der Öffentlichkeit und in der politischen Auseinandersetzung aufzeigen.
    Und auf die Frage, ob die ÖVP die Landeshauptleute, die ja auch einen Beitrag zur Finanzierung der Zuschussrenten leisten sollen, auffordern wird, mehr zu zahlen, erinnert Riedler zunächst daran, dass die Zuschussrenten seiner Ansicht nach Bundesangelegenheiten seien und meint dann...
    Ich glaube, dass im Falle erforderlicher Mittel man sich hier neuerlich zusammensetzen muss und dass getrachtet werden muss, den erforderlichen Betrag aufzubringen, allenfalls eben auch unter einer weiteren Aufteilung zwischen Bund und Ländern.
    Nächstes Thema, die Bergbauern.
    Erklärtes Subjekt der Förderungspolitik sowohl des neuen Landwirtschaftsministers als auch der ÖVP.
    Arbeitsplätze in der Landwirtschaft erhalten heißt, den gesamten Arbeitsmarkt entlasten, meint Riegler im Hinblick auf die 300.000 Arbeitsplätze, die Österreich in den nächsten zehn Jahren zusätzlich brauchen wird.
    Arbeitsplatz ist Arbeitsplatz.
    Gleichgültig, ob auf dem Bauernhof oder in der Fabrik.
    Die Möglichkeit, den Bauern an seinem Arbeitsplatz zu halten, ist die gleiche wie beim Industriearbeiter, der verdient.
    Hier haben wir in der Diskussion zum grünen Plan schon sehr deutlich darauf hingewiesen, dass es nun bereits zum dritten Mal ein Rückgehen der Einkünfte im Bergbauerngebiet gibt und dass daher der Widerspruch zwischen den Äußerungen der Regierungsagrarpolitik
    Es werde mehr für die Bergbauern getan und der tatsächlichen Entwicklung sehr gravierend und sehr bedrückend ist.
    Und schließlich ein Exkurs in die agrarische Außenpolitik.
    Riegler kündigt hier massive Vorstöße an.
    Einfach deshalb, weil wir es nicht einsehen, warum Österreichs Volkswirtschaft
    Aufwendungen und Belastungen in Höhe von einigen hundert Millionen Schilling tragen soll, nur weil eine
    Vereinbarung bezüglich des Außenhandels von der europäischen Gemeinschaft seit einigen Jahren nicht in dem Sinne des Abschlusses eingehalten wird.
    Wir sind der Ansicht, dass sich hier die Bundesregierung als Ganzes hinter die Forderung nach Einhaltung in den Vereinbarung des Agrarbriefwechsels stellen soll.
    Weitere Themen Gegnerschaft gegen die vom Landwirtschaftsminister geforderten Prüfungskommissionen und
    Künstliche Beeinflussung der Agrarstruktur zwischen Getreide und Milch nicht erforderlich, da laut Riegler längst erledigt.
    Soweit also mein Bericht hier aus der Kärntner Straße und ich gebe zurück zum Funkhaus.
    Unter der Überschrift Bauernfängerei kommentiert die Tageszeitung die Presse die geplante Hilfeaktion für bayerliche Zuschussrentner.
    Hier heißt es.
    Das beschämende Schauspiel mit der Not der bayerlichen Zuschussrentner nimmt kein Ende.
    Wer den Versicherungen von Bundesregierung und Bauernvertretern vertraut hatte, der muss nun verbittert sein.
    Denn es hat sich abgespielt, was Beobachter der innenpolitischen Szene schon oft erlebt haben.
    Zunächst eine Ankündigung des Bundeskanzlers in den Bemühen, die Not zu lindern.
    Daraus machen Kalskis Propagandisten Flux eine großartige Hilfsaktion, erwecken Hoffnungen, ohne über eine einzige Zahl zu verfügen.
    Dann braucht der SPÖ-Club zwei Monate, um einen Gesetzentwurf zustande zu bringen und nun das große Erwachen.
    Da geht es nicht um 5.000 Bauern, sondern wahrscheinlich um viermal so viele.
    Und so wird eben aus jenem großartigen 6.000 Schilling Weihnachtsgeschenk ein dürftiges Almosen von 2.000 Schilling.
    Einmalig, wohlgemerkt, ohne Rechtsanspruch.
    Der Bauernbund möge sich allerdings in dieser ganzen Sache möglichst schweigsam verhalten, denn er hat jahrelang vor diesem Problem die Augen verschlossen, meint die Presse.
    Zum selben Thema schreibt Walter Salzmann im ÖVP-Organ Neues Volksblatt.
    Sechs Wochen vor Weihnachten sucht die Regierung krampfhaft nach einem Ausweg, wie sie ein voreiliges und unüberlegtes Versprechen realisieren könnte.
    Sechs Wochen vor Weihnachten besteht noch nicht einmal die gesetzliche Grundlage dafür, wem und in welcher Höhe eigentlich geholfen wird.
    Sechs Wochen vor Weihnachten steht lediglich fest, dass nur die wenigsten mit jenen groß angekündigten 6000 Schilling rechnen können, weil die Beträge gestaffelt werden.
    Soviel zum Thema bäuerliche Zuschussrentner.
    In der sozialistischen Grazer Neuen Zeit schreibt Paul Fritz zur Person des Bundesparteiobmanns der ÖVP folgendes.
    Bei Dr. Taus verwandeln sich Vorschusskapitalien, ja selbst seine Talente, im Handumdrehen in Abfall.
    Seine Eloquenz, mit der er seinerseits als Bankchef immer plante, ist für den Politiker Taus ein arges Handicap.
    Einerseits nimmt niemand mehr seine verbalen Kraftakte ernst.
    Die ÖVP hat im Gegensatz zur Girozentrale nichts zu vergeben.
    Und zum anderen produziert er in Fabulierphasen die tödlichsten Sager.
    Von der Forderung, den politischen Katholizismus wiederzuerwecken, bis zu einer Absage an die Demokratisierung.
    Jede Rede von ihm wird damit zum Sicherheitsrisiko für seine Partei.
    Jeder Auftritt, vor allem im Fernsehen, gibt Anlass zu Bauchweh.
    Kein Wunder, dass es derzeit die ÖVP mit einer Grundsatzdiskussion Kaisi-Taus nicht besonders eilig hat.
    Obwohl die Anregung vom Herausforderer Taus ausgegangen ist, schreibt die Neue Zeit.
    Im Kurier befasst sich Peter Rabl mit der geplanten Kreditsteuer und schreibt unter anderem
    Die Banken und ihre großen Kreditkunden haben in diesen Wochen viel Arbeit.
    Sie bauen eifrig Fluchtwege vor der kommenden Kreditsteuer.
    Ganz legal.
    Die SPÖ-Abgeordneten im Finanzausschuss haben ihnen durch eine Änderung des Gesetzentwurfs schon weit die Hintertür aufgemacht.
    Wer ab dem kommenden Jahr bereits vor dem 01.01.1977 abgeschlossene Kreditverträge ändert, bleibt von der Kreditsteuer verschont.
    Wer als Unternehmer nicht schon einen genügend großen Rahmenkreditvertrag hat, schließt ihn jetzt noch schnell ab und lacht über die dumme neue Steuer.
    Viel Vergnügen!
    Kleine Leute, die in ein, zwei Jahren einen Kredit für eine neue Wohnung, ein neues Auto brauchen, schauen macht- und ahnungslos zu.
    Sie werden dann für 100.000 von der Bank ausgepackte Schilling 800 an die Staatskasse zahlen.
    Ohne Fluchtschance.
    Herzliches Beileid.
    Das war unsere heutige Presseübersicht, zusammengestellt von Markus Sommersacher.
    Die APA, die Austria-Presseagentur, Österreichs einzige Nachrichtenagentur, feiert ihren 30.
    Geburtstag.
    Aus diesem Anlass gibt es eine Sonderbriefmarke, Festveranstaltungen und einen Empfang beim Bundeskanzler.
    Über die Gründung der APA und ihre Bedeutung sprach Roland Machatschke mit Hofrat Professor Vincent Ludwig Ostry, dem ersten Chefredakteur der Agentur.
    Der Name Vincenz Ludwig Ostry wird sehr vielen Menschen in Österreich und nicht nur Menschen einer älteren Generation ein Begriff sein.
    Aber nicht allzu viele Leute dürften wissen, dass Professor Vincenz Ludwig Ostry auch der erste Chefredakteur der Austriapresseagentur, der österreichischen Nachrichtenagentur, nach ihrer Gründung nach dem Zweiten Weltkrieg gewesen ist.
    Herr Hofrath-Ostry, was hat es bedeutet, in einer Zeit, in der Österreich besetzt gewesen ist, Chefredakteur der österreichischen Nachrichtenagentur zu sein?
    Ja, die Gründung der ersten Nachrichtenagentur, der APA, hat ihre Bedeutung vor allem darin gehabt, dass in Österreich in der Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg nur eine amtliche Nachrichtenstelle bestanden hat, die sich aus dem
    amtlichen Telegrafen-Korrespondenzbüro der Monarchie entwickelt hat.
    Also eine staatliche Stelle unter staatlicher Kontrolle, die von Staatsbeamten betrieben worden ist.
    Die APA war die erste genossenschaftliche Agentur in Österreich.
    Sie gehört den Zeitungen und dem Rundfunk.
    und ist von der Regierung vollständig unbeeinflusst.
    Sie gibt ihre Nachrichten frei nach ihrem Gutdenken aus und versorgt damit die Zeitungen, den Rundfunk und das Fernsehen.
    War diese Gründung der APA im ersten Nachkriegsjahr 1946 mit irgendwelchen besonderen, aus der Zeit heraus bedingten Schwierigkeiten verbunden?
    Ja, gewiss.
    Wir haben ja in Österreich noch nie eine genossenschaftliche Agentur gehabt und waren bestrebt, uns Kenntnisse zu verschaffen, wie es bei einer freien Agentur, also nichtstaatlichen Agentur, zugeht.
    Wir sind daraufhin von Reuters in London eingeladen worden.
    nach England zu kommen und dort den Betrieb zu studieren.
    Und das haben Dr. Sieben und ich auch gemacht.
    Dr. Sieben war der spätere Generaldirektor.
    Es ist uns auch gelungen nach England zu kommen, obwohl das damals durchaus nicht einfach war, weil es keine Pässe gegeben hat und wir ein Passepartout von den Alliierten uns verschaffen mussten, um nach England zu fliegen.
    Wir sind über Frankfurt geflogen,
    Nirgends hat man diesen Passepartout gekannt.
    Er war allen Leuten fremd, aber es ist dann doch gelungen bis nach England zu kommen.
    Wir mussten uns in England auf der Polizei melden, um eine Aufenthaltsbewilligung zu bekommen.
    Das haben wir auch getan.
    Wir sind mit den Engländern sehr gut ausgekommen.
    Wir sind überall sehr freundlich aufgenommen worden.
    was nicht ganz selbstverständlich war, weil der Krieg ja knapp ein Jahr vorüber war und haben bei Reuters wirklich sehr intensive Kenntnisse bekommen, die wir dann sehr gut in Wien verwenden konnten bei der Schaffung der Agentur.
    Auch technische, für die sich Dr. Sieben besonders interessiert hat, die technischen Einrichtungen und auch die Orternachrichtengebung und die Einteilung der Redaktion haben wir dort kennengelernt.
    Wie sehen Sie denn überhaupt, Herr Hofrath-Ostry, die Entwicklung der Nachrichtenagenturen?
    Es gibt Kritiker, die sagen, dass Nachrichtenagenturen vor allem in den letzten Jahren so bedeutend geworden sind.
    Man spricht davon, dass Nachrichten von Nachrichtenagenturen ja bereits direkt in eine Zeitung übertragen werden könnten, ohne den Umweg eines Zeitungsredakteurs.
    Wie sehen Sie solche Entwicklungen?
    Gibt es tatsächlich eine Entwicklung zur Allmacht der Nachrichtenagentur?
    Ja, es gibt eine solche Entwicklung.
    Ich bin zwar aus dem Geschäft schon lange draußen, aber soweit ich es verfolgen kann, wird es dazu kommen, dass die Zeitungen direkt von der Nachrichtenagentur nicht nur die Nachrichten geschrieben bekommen, wie jetzt über einen Fernschreiber, sondern dass sie sie direkt in die Setzmaschinen bekommen.
    und Setzmaschinen ganz anderer Art als die jetzigen elektronischen Setzmaschinen und das wird sicher die Bedeutung der Nachrichtenagenturen noch vergrößern.
    Die Austria-Presseagentur im historischen Rückspiel und Agenturen der Zukunft.
    Ein Gespräch mit Professor Vincenz Ludwig Ostry.
    Es ist vier Minuten vor dreiviertel eins, wieder Außenpolitik.
    Unbekannte Terroristen haben heute früh das Hotel Intercontinental in Jordaniens Hauptstadt Amman überfallen und mehrere Geiseln genommen.
    Die Zahl der Angreifer und ihre Motive sind bisher noch nicht bekannt.
    Nach ersten Meldungen soll es zwischen den Extremisten und den Sicherheitskräften zu Schießereien gekommen sein.
    Das ist die Basismeldung.
    Wir wollen natürlich mehr erfahren und schalten zu Mosche Meisels.
    Im Hotel Intercontinento in Amman findet derzeit ein Kampf zwischen einer Gruppe bewaffneter Terroristen, die am Vormittag ins Hotel eingedrungen sind und Einheiten des jordanischen Militärstaates.
    Vier Terroristen, man nimmt an, dass es sich um palästinensische Freischerler handelt, sind am Vormittag durch das Portal in das Hotel eingedrungen, nachdem sie mehrere Warnungsschüsse aus Maschinenpistolen abgegeben und eine Gruppe von vor dem Hotel stehenden Touristen und Angestellten zerstreut hatten.
    Die Terroristen bemächtigten sich der Eingangshalle und nahmen mehrere Geiseln von den Hotelgästen fest.
    Einheiten der Jordanischen Armee wurden sofort zum Hotel beordert.
    Dass sich auf dem Hügel Jebel Amman befindet, werde ich abüberblicken.
    Vor sechs Jahren hatten auf diesem Platz schwere Kämpfe zwischen palästinensischen Guerilla und jordanischen Soldaten stattgefunden.
    Die jordanischen Soldaten eröffneten sofort Feuer auf das Hotel und drangen in die Eingangshalle ein.
    Beim Schusswechseln mit den Terroristen wurden mehrere Personen getroffen und dem Gebäude Schäden zugefügt.
    Die Soldaten besetzten drei Stockwerke des Hotels, während die Terroristen mit einigen Geiseln ins vierte Stockwerk flüchteten und sich verbarrikadierten.
    Zur Zeit hält der Schusswechsel im Hotel an.
    Die Soldaten versuchen, ins vierte Stockwerk durchzubrechen, die Terroristen festzunehmen und die Geiseln zu befreien.
    Der Generalstabschef der Jordanischen Armee leitet persönlich die Aktion.
    Das gesamte Gebiet um das Hotel wurde umstellt und der Verkehr in der Umgebung unterbrochen.
    Der Jordanische Hörfunk gibt fortwährend Berichte über die Lage im größten Touristenhotel am Land durch und meldet, dass die Kämpfe zur Befreiung der von den Terroristen festgehaltenen Geiseln anhalten.
    soviel von Mosche Meisels.
    Italiens Minderheitsregierung der Demokristiane hat nicht nur Schwierigkeiten mit der Wirtschaft, mit den anderen politischen Parteien, vor allem mit den Kommunisten, um sich an der Macht zu halten, die D.C.
    hat nun auch im eigenen Lager einigen Zündstoff auf Lager.
    Ausgehend von der Meldung, dass die D.C.
    offiziell rund 1,8 Millionen Mitglieder hat, heißt es nun, dass sich darunter etwa die Hälfte Kankarteileichen befinden, also fingierte Namen oder auch bereits verstorbene Mitglieder.
    Zweite innerparteiliche Kritik, der Reformkurs von Parteichef Zaccanini will nicht vorankommen.
    Zaccanini vor einem Jahr als der große Reformer angetreten, hat zunehmend Schwierigkeiten mit dem Parteiestablishment.
    Letzter äußerer Anlass, der Minister für Süditalien, De Mita, hat seinen Rücktritt aus dem Parteivorstand erklärt.
    Alphon Stalmer aus Rom.
    Der Reformdrang in der Demokratia Christiana hat die überlieferten Schemata der Gruppen und der Corenti von links, mitte und rechts durcheinandergebracht.
    Es bilden sich neue Fronten quer durch die Partei.
    Die geografischen Zentren der Reformbewegung sind die Großstädte des Nordens, vor allem Mailand und Turin.
    Von dort ist vor zwei Jahren die parteiunabhängige katholische, aber politische Erneuerungsbewegung Comunione e Liberazione, Verbundenheit und Befreiung, hervorgegangen.
    Sie zählt heute allein in Norditalien an die 250.000 Mitglieder, ist inzwischen durch zwei Dutzend Abgeordnete und Senatoren im Parlamentsklub der Democrazia Christiana vertreten und tut sich mit anderen Erneuerungsgruppen zusammen.
    Die Erneuerungsbewegung hat sich nicht gescheut, einen wahren Erläuterungsskandal hervorzurufen.
    Sie fordert eine strenge Überprüfung der registrierten Mitglieder der Demokratie Christiana.
    Denn man vermutet, dass von den rund zwei Millionen eingeschriebenen Mitgliedern ein Fünftel bis ein Viertel nur auf dem Papier und in den Karteien existieren.
    Viele ruhen schon längst in den Friedhöfen, wenn sie nicht überhaupt schon vor ihrer Einschreibung bereits dort gewesen sind.
    Mit den Subventionen der Geldspender pflegen viele lokale Bosse der Partei, ganze Pakete von Mitgliedskarten zu kaufen, um auf diese Art und Weise unerschütterliche und ständige Mehrheiten in den Sektionen handhaben zu können.
    Nicht selten bekamen dann einzelne Bürger nach Jahren die Aufforderung, eine Mitgliedskarte zu erneuern, die sie nie angefordert oder gesehen hatten.
    Auch die hartnäckige Existenz der vielen Correnti und Subcorrenti in der Demokratia Christiana soll durch diese Praktiken zementiert worden sein.
    Nun fordern die Neuerer von Zaccanini, dass er es mit seinen eigenen deklarierten Reformvorhaben ernst mache.
    Die Mitgliedskarteien sollen überprüft werden, dass Abstimmungsrecht in den Sektionen nur den anwesenden Mitgliedern zugestanden werden.
    Außerdem soll der Parteitagsbeschluss über die Unvereinbarkeit zwischen den Ministerämtern und den Parteifunktionen durchgeführt werden.
    Und schließlich wird gefordert, dass die parteiinternen Gruppen alle Geldspenden an die Zentralkasse der Partei abliefern.
    Alfons Dalma aus Rom.
    In Wien findet derzeit ein internationales Symposium über plastische und wiederherstellende Chirurgie statt, an dem führende Mediziner aus fast allen Staaten Europas teilnehmen.
    Seit Professor Schönbauer, an der damals von ihm geleiteten ersten chirurgischen Universitätsklinik eine eigene Abteilung für derartige Operationen einrichtete, sind auch in Österreich auf diesem Gebiet bedeutende Erfolge erzielt worden.
    Seit 1962 wird diese Abteilung von Professor Hanno Milesi geleitet.
    Mit ihm spricht Helmut Koller.
    Auf dem Symposium, Herr Professor Milesi, werden vor allem auch die Erfolge und die neuen Möglichkeiten der plastischen Chirurgie zur Sprache kommen.
    Welche Möglichkeiten für die Zukunft sehen Sie noch?
    Wir hatten in Österreich einen großen Nachholbedarf aufzuholen gegenüber dem westlichen Ausland.
    Das ist inzwischen geschehen und die plastische Chirurgie hat darüber hinaus aber beträchtliche Fortschritte gemacht.
    Das ist vor allem dadurch erfolgt, dass man gelernt hat, mit dem Operationsmikroskop besonders gewebsschonend zu operieren und mit dieser Technik feine Nerven und feine Gefäße wiederherzustellen.
    sodass man dadurch neue Möglichkeiten zur rekonstruktiven Chirurgie schaffen konnte.
    Da gibt es natürlich eine ganze Reihe von praktischen Beispielen.
    Ein solches Beispiel wäre der Patient, es sind meistens junge Männer, die beim Motorrad fahren oder
    sonst eine schwere Verletzung in der Schultergegend sich zuziehen und bei denen das Armnervengeflecht beschädigt wird, sodass der ganze Arm gelähmt wird.
    Sie können sich vorstellen, dass ein Patient für sein ganzes weiteres Leben mit dem gelähmten Arm gehandicapt ist.
    Früher konnte man chirurgisch in diesen Fällen wenig ausrichten.
    Seit es die mikrochirurgische Technik gibt, kann man in vielen Fällen zumindest eine teilweise rückkehrende motorische Funktion erreichen und dadurch diesen Patienten wieder bessere Chancen einräumen.
    Ein weiteres Beispiel wäre der Fall
    eines durch einen Unfall abgetrennten Fingers.
    Den hätte man mit konventionellen Techniken nicht am Leben erhalten können.
    Seitdem man aber in der Lage ist, die feinen Gefäße, die einen Finger versorgen, zu nähen, kann man so einen Finger wieder zur Anheilung bringen.
    Heißt das, Herr Professor Melesi, dass die plastische Chirurgie mehr oder minder auf die Unfallschirurgie beschränkt geblieben ist oder beschränkt bleibt?
    Keineswegs.
    Die plastische Chirurgie beschäftigt sich mit Unfallsfolgen, natürlich, aber auch mit der Behandlung von Missbildungen und deren Folgen, mit der Wiederherstellung von Defekten, die durch Krebsoperationen entstanden sind, beispielsweise
    Und letzten Endes auch mit der kosmetischen Chirurgie, durch die das Aussehen vor allem des alternden Menschen verbessert werden kann, der dadurch oft im Berufsleben wieder bessere Chancen hat.
    Ist die Operationsmethodik sehr kostspielig bzw.
    ist die Nachbehandlung und die Rehabilitation für den Patienten sehr kostenintensiv?
    Es ist sicher so, dass diese Operationen relativ kostenintensiv sind, vor allem deswegen, weil sie sehr lange dauern.
    Es sind Operationen, die über Stunden laufen und dementsprechend natürlich vom Personal eine beträchtliche Opferbereitschaft erfordern.
    Bei allen diesen Behandlungen ist aber auch die Nachbehandlung von ganz entscheidender Bedeutung.
    Ohne diese Nachbehandlung und ohne die aktive Mitarbeit des Patienten könnte man keine befriedigende funktionelle Wiederherstellung erzielen.
    Übernimmt diese Kosten die allgemeine Krankenfürsorge oder muss der Patient schon sehr viel aus dem privaten Kapital bestreiten?
    Alle Operationen, die sich aus Krankheiten oder Unfallsfolgen ergeben, werden von der Sozialversicherung bzw.
    von der Unfallversicherung getragen.
    Und im Bereich der rein kosmetischen Operation?
    Da ist es so, dass eine Indikation aus beruflicher Hinsicht oder aus psychiatrischer Hinsicht gegeben sein müsste, damit das von der Krankenkasse übernommen wird.
    Danke, Herr Professor.
    Soviel zum Thema plastische Chirurgie und nun Kulturbeiträge.
    Seit gestern laufen im Theater in der Wien die Einspielvorstellungen zur österreichischen Erstaufführung des Musicals Eviva Amico von Garinei und Giovannini.
    Das Musical, das im Original ad giungium posto a tavola heißt, war in Rom, Mailand und anderen italienischen Städten ein Riesenerfolg.
    Hören Sie Walter Gellert.
    Seit 1944 arbeiten Pietro Garinei und Sandro Giovannini schon zusammen.
    In dieser Zeit sind 45 Revuen und Musicals der beiden entstanden, darunter die musikalische Komödie Ciao Rudi, in der Marcello Mastroianni als Tony Valentino zu sehen war.
    1973 erhielt er eine Neufassung dieses Stückes den Tony Award am Broadway.
    Garinei und Giovannini, die seit 1960 das Teatro Sistine in Rom leiten, wo ihre Stücke herauskommen, inszenieren seit 1952 diese musikalischen Komödien selbst.
    Über die Musik von Armando Trovaioli zu der 1974-75 entstandenen Komödie Eviva Amico sagt Direktor Rolf Kutscherer, der wieder Dialogregie führt.
    Sie ist italienisch im Charakter, sie ist Popmusik in der Auffassung und in der Instrumentation.
    und ist wahrscheinlich die beste Musik, die wir auch vom Kompositorischen her in dem Haus gehabt haben.
    Eviva Amico, frei nach After Me the Deluge von David Forrest, verbindet die Geschichte einer Arche Noah mit einer Don Camillo und Pepone Situation.
    Der junge Pfarrer Don Silvestro wird von Gott angerufen und soll die Einwohner seines Dorfes in einer Arche vor der zweiten Sintflut retten, wogegen sich der Bürgermeister, der daran nicht glaubt, wehrt.
    Die Autoren wollten nun mit dieser Geschichte zeigen, was unserer Welt abgeht, nämlich Liebe und Freundschaft.
    Pietro Garinei.
    Es ist ein Show über Freundschaft, über Liebe zwischen Menschen, zwischen den anderen.
    Und ich denke, das ist in diesem Moment sehr notwendig.
    Der Tisch ist immer frei für einen neuen Gast.
    Woher er kommt, ist einerlei, wenn er nur zu uns passt.
    Wir rücken alle noch ein Stück, das soll uns nicht verwiesen.
    Wenn legt man sich bei Tisch zurück, um Freundschaft zu begegnen, dann hört doch jeder Gast das Glück, dass wir dabei.
    Den jungen Priester Don Silvestro spielt Peter Fröhlich, der seit dem Apartment wieder das erste Mal im Theater an der Wien auftritt.
    Für die Rolle der leichten Dame Consolazione, einer Trösterin unter Anführungszeichen, hat man Lieselotte Pulver engagiert.
    Wie stellt sich nun ein Schauspieler, der vom Sprechtheater kommt, auf eine Rolle in einem Musical um?
    Es ist einfach ein anderes Stil.
    Ich hatte immer wieder
    Korrekturen, weil ich so Sachen einfach so wegspiele und die kommen einfach dann bis in die dritte Reihe und das ist schade.
    Man muss das anders, irgendwie anders formulieren auch.
    Sagen wir mal, eine andere Art zu sprechen.
    Die Leute waren ja hauptsächlich nur auf die Musik genommen und das Sprechen ist mehr so eine Überleitung oder Erklärung.
    Also deswegen muss man es etwas plakativ sprechen.
    In weiteren Hauptrollen sind Eckhard Fritsch, bekannt von seinen Auftritten in Dali Dali, Tila Hohenfels, Erwin Steinhauer von Cabaret Kaif und Aniko Benke als in dem Priester verliebte Bürgermeisterstochter zu sehen.
    Die musikalische Leitung der Aufführung hat Johannes Fehring.
    Eviva Amico am Theater an der Wien, Premiere am Freitag.
    Im Museum des 20.
    Jahrhunderts in Wien wird heute Abend eine Ausstellung eröffnet, die das zeichnerische Werk des berühmten amerikanischen Pop-Künstlers Andy Warhol zum Gegenstand hat.
    Nearest von Konrad Zobel.
    Andy Warhol, Superstar der 60er Jahre, ist noch immer das Idol der amerikanischen Kunstszene.
    Er ist seit dem Tode Picassos vielleicht der populärste Künstler überhaupt.
    Dieser schon legendäre Andy Warhol gelangte zu Weltruhm durch seine gemalten Suppenbüchsen, seine Coca-Cola-Flaschen, seine geschichteten Brillokartons und die Stereotypen-Star-Serienportraits von Marilyn Monroe, Liz Taylor oder Jackie Kennedy.
    Diese Bilder wurden zum Markenzeichen der Pop-Art, jener Kunstrichtung, die sich bewusst dem trivialen Konsumgegenstand zuwandte und von einer sozusagen höheren Kunstaussage nichts mehr wissen wollte.
    Dies gilt besonders für Warhol, der seine Themen weder kritisch noch zustimmend behandelt, der vielmehr seine alltäglichen Warenhausgegenstände und illustrierten Stars nicht nur völlig emotionslos, sondern auch völlig wertfrei, höchstens als banalen Fetisch ohne tiefere Bedeutung zur Schau stellt.
    Dazu kommt Warhols Verzicht auf den traditionellen Individualitätsanspruch des Künstlers.
    Seine Arbeiten entstehen in einem Großatelier, das er seine Fabrik nennt, und wo in einem fast mechanischen Arbeitsprozess Massenware ausgeworfen wird.
    Am liebsten hätte ich die Blue Jean erfunden und hätte Warenhäuser, wo mein Name draufsteht.
    Geschäfte machen Business ist die faszinierendste Art von Kunst.
    Das sind typische Warhol-Äußerungen.
    Der etablierte Warhol verzichtet auf die Erfindung und individuelle Gestaltung seiner Sujets.
    Früher als grundlegend angesehene Kunstgesetze sind in Warhols Werk außer Kraft gesetzt.
    Meine Arbeit basiert auf der Wiederverwertung von Überresten, sagt er.
    Mein Geschäft operiert als Nebenprodukt anderer Geschäfte.
    Das ist eine sehr ökonomische Methode.
    Seit mehr als zehn Jahren hat sich Warhol, der auch mit der Popgruppe der Velvet Underground zusammenarbeitete und für die Rolling Stones Plattenhüllen entwarf, zunehmend dem Film zugewandt und von hierher kennen ihn auch viele österreichische Kinogänger, wobei allerdings Warhols kommerzielle Erfolge wie Flash, Trash und Dracula nicht mehr von ihm selbst, sondern von seinem Hausregisseur gedreht wurden.
    Typische Warhol-Filme hingegen sind die Streifen Sleep, Schlaf, hier wird sechs Stunden lang ein schlafender Mann gezeigt, dann der 33 Minuten dauernde Film Haarschnitt und ein Acht-Stunden-Film, der das Empire State Building bei wechselnder Tagesbeleuchtung aber immer vom selben Blickwinkel zeigt.
    Seit 1964 ist Warhol verheiratet, mit seinem Tonbandgerät.
    Warhol ohne Tonbandgerät ist seither ein seltener Anblick.
    Am liebsten aber sieht er fern, telefoniert und isst Bonbons und Kekse.
    Die amerikanische Erfolgsstory in Person.
    Der Erfolg fiel dem Sohn eines Grubenarbeiters allerdings nicht in den Schoß.
    Ende der 40er Jahre, von Pittsburgh nach New York übersiedelt, musste sich der Gebrauchsgrafiker Warhol durch die Illustration von Schallplatten, Hüllen und Büchern, Weihnachts- und Werbungskarten durchschlagen,
    Später arbeitete er mehrere Jahre für eine Schuhfirma und fertigte Werbezeichnungen für Fernsehanstalten an.
    Aus diesen 50er Jahren stammt der Großteil der in der Wiener Ausstellung gezeigten circa 200 Arbeiten.
    Die Zeichnungen jener Zeit sind grundlegend verschieden von den späteren berühmten Werken und sind bis vor kurzem von der Kritik kaum beachtet worden.
    Sie haben nicht selten einen literarisch-humoristischen Charakter, sind oft verspielte Ableger seiner kommerziellen Werbetätigkeit.
    Manche scheint oder ist nur hübsche Dekoration.
    Die Zeichnungen nach 1960, die meisten stammen aus dem Jahr 1962, haben dann schon die bekannten Warhol-Themen, Suppenbüchsen, Ketchupflaschen, Dollarscheine, Koloriervorlagen, sowie Prominente aus der Film- und Unterhaltungsindustrie, meist nach Fotovorlagen gezeichnet.
    Warhols amerikanischer Traum wird Wirklichkeit.
    Eine TV-Roll-Ausstellung in Wien und wir, meine Damen und Herren, bringen noch Kurzmeldungen.
    Jordanien.
    Bewaffnete Terroristen sind heute in das Intercontinental Hotel in Amman eingedrungen.
    Jordanische Truppen haben das Hotel gestürmt und halten die unteren Stockwerke besetzt.
    Jugoslawien.
    Staats- und Parteichef Tito und der sowjetische Parteichef Brezhnev trafen am Vormittag zu einer letzten Gesprächsrunde in Belgrad zusammen.
    Bundesrepublik Deutschland.
    Das Deutsche Pen-Zentrum, die Vereinigung der Schriftsteller und Literaten, hat heute in einer in München veröffentlichten Erklärung die Ausweisung des Polizenges Wolf Biermann aus der Deutschen Demokratischen Republik auf Schärfste verurteilt.
    Österreich.
    Das Interesse der Jugend an der Politik ist gering.
    Wie aus einer heute vom Vessel-Institut veröffentlichten Meinungsumfrage hervorgeht, informieren sich nur sechs Prozent der Jugendlichen täglich über die politischen Nachrichten in den Tageszeitungen.
    Das waren die Kurzmeldungen, meine Damen und Herren, das Mittagsschornal ist beendet.
    Für das Team des Schornals verabschiedet sich Bruno Berger.
    Sie hören wieder ausführliche Berichte ab 18.15 Uhr im Programm Österreich 1 mit dem Abendschornal.
    Guten Tag.

    Beiträge dieses Journals

    Nachrichten
    Datum: 1976.11.17 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Wetterbericht
    Datum: 1976.11.17 [Sendedatum]
    Schlagworte: Natur ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Neue Entwicklungen im Fall Biermann
    Mitwirkende: Emmerich, Klaus [Gestaltung]
    Datum: 1976.11.17 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Politik Österreich ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Reaktionen aus Ostberlin zum Fall Biermann
    Einblendung: Biermann-Platte
    Mitwirkende: Loewe, Lothar [Gestaltung] , Coudenhove-Kalergi, Barbara [Gestaltung] , Biermann, Wolf [Interpret/in]
    Datum: 1976.11.17 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Politik Österreich ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    ÖGB-Studie über Leitbilder der Jugendlichen
    Einblendung: Dr. Schön (2x)
    Mitwirkende: Fischer, Johannes [Gestaltung] , Schön, ... [Interviewte/r]
    Datum: 1976.11.17 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik ; Gesellschaft ; Medien und Kommunikation ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Pressekonferenz des neuen ÖVP-Agrarsprechers Josef Riegler
    Einblendung: Josef Riegler
    Mitwirkende: Adler, Hans [Gestaltung] , Riegler, Josef [Interviewte/r]
    Datum: 1976.11.17 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Gesellschaft ; Medien und Kommunikation ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Inlandspresseschau: Bäuerliche Zuschussrentner, Josef Taus, Kreditsteuer
    Mitwirkende: Sommersacher, Markus [Gestaltung]
    Datum: 1976.11.17 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Medien und Kommunikation ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    30 Jahre APA (Austria Presse Agentur)
    Interview: Hofrat Prof. Vinzenz Ludwig Ostry
    Mitwirkende: Machatschke, Roland [Gestaltung] , Ostry, Vincenz Ludwig [Interviewte/r]
    Datum: 1976.11.17 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Medien und Kommunikation ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Terroristenüberfall auf Hotel Intercontinent in Amman
    Mitwirkende: Meisels, Moshe [Gestaltung]
    Datum: 1976.11.17 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Demokrazia Cristiana (DC) Minister zurückgetreten, Skandal um gefälschte Mitgliedsbücher
    Mitwirkende: Dalma, Alfons [Gestaltung]
    Datum: 1976.11.17 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Symposion über plastische Chirurgie in Wien
    Interview: Prof. Hanno Millesi
    Mitwirkende: Koller, Hellmuth [Gestaltung] , Millesi, Hanno [Interviewte/r]
    Datum: 1976.11.17 [Sendedatum]
    Schlagworte: Medizin ; Kultur ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    "Evviva Amico" von Garinei und Giovanini - neues Musical im Theater an der Wien
    Einblendung: Rolf Kutschera, Pietro Garinei, Szene, Liselotte Pulver
    Mitwirkende: Gellert, Walter [Gestaltung] , Kutschera, Rolf [Interviewte/r] , Garinei, Pietro [Interviewte/r] , Pulver, Liselotte [Interviewte/r]
    Datum: 1976.11.17 [Sendedatum]
    Ort: Wien, Theater an der Wien [Ort der Aufführung]
    Schlagworte: Kultur ; Musik ; U-Musik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Andy Warhol Ausstellung im Museum des 20. Jahrhundert
    Mitwirkende: Zobel, Konrad [Gestaltung]
    Datum: 1976.11.17 [Sendedatum]
    Ort: Wien, Museum des 20. Jahrhunderts [Veranstaltungsort]
    Schlagworte: Kultur ; Bildende Kunst ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten

    Katalogzettel

    Titel Mittagsjournal 1976.11.17
    Spieldauer 01:00:00
    Mitwirkende Berger, Bruno [Moderation]
    Koller, Hellmuth [Regie]
    ORF [Produzent]
    Datum 1976.11.17 [Sendedatum]
    Schlagworte Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt
    20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ audio
    Format TKA [Tonband auf Kern (AEG)]
    Sprache Deutsch
    Rechte Mit freundlicher Genehmigung: ORF
    Signatur Österreichische Mediathek, jm-761117_k02
    Medienart Mp3-Audiodatei
    Gesamtwerk/Reihe Mittagsjournal

    Information

    Inhalt

    Nachrichten

    Verortung in der digitalen Sammlung

    Schlagworte

    Gesellschaft , Radiosendung-Mitschnitt
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