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Marker setzen in: Mittagsjournal 1976.11.25
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KI-generiertes Transkript
Mittagsjournal.
Hier ist das Journalstudio, 12 Uhr bei Soeben, Redakteur im Mikrofon ist Wolfgang Steinwendner.
Erdbebenkatastrophe in der Türkei, mindestens 3000 Tote, das ist heute unser wichtigstes Auslandsthema.
Aus Österreich.
Finanzminister Androsch verspricht keine neuen Steuererhöhungen bis zum Ende der Legislaturperiode, weiterhin Einsparungen bei den Beamten.
Die Budgetverhandlungen sind auch Hauptthema der heutigen Inlandspresse-Schau.
Korrespondentenberichte gibt es noch zu folgenden Themen.
Der Konflikt zwischen den bundesdeutschen Unionsparteien dauert an.
CSU-Chef Franz Josef Strauß droht mit Rücktritt.
Die Parteiobersten in der DDR ändern ihre Taktik im Fall Biermann.
Der Liedermacher soll totgeschwiegen werden.
Innenpolitische Schwierigkeiten gibt es in Kanada.
Ministerpräsident Trudeau ruft britisch und französisch Kanadier zur Einheit auf.
Und schließlich Rumänien.
Beginn der Tagung der Warschauer Paktstaaten.
Im Kulturteil des Journals berichten wir von einer Uraufführung im Klagenfurter Stadttheater.
Uraufgeführt wird Sulla oder die Laune des Diktators, ein Stück von Heinz Zechmann.
Zu Beginn wie immer Meldungen.
Für die Nachrichten verantwortliche Chef vom Dienst ist Adolf Preuntl, Sprecher Wilfried Schierlbauer.
Türkei.
Über das Ausmaß der Erdbebenkatastrophe, die gestern weite Gebiete im äußersten Osten der Türkei heimgesucht hat, sind am späten Vormittag ausführliche Meldungen eingelangt.
Nach Angaben des stellvertretenden Präfekten der Katastrophenprovinz Van wurden im Bezirk Muradiye 109 und im Gebiet Kladiran 90 Dörfer total zerstört.
Allein in Muradiye, im Zentrum des Bebens, mit der Stärke 7,6 nach der Richterskala, hat man bisher 1000 Leichen geborgen.
In der Ortschaft Kladiran, 20 Kilometer von der persischen Grenze entfernt, sollen 500 Tote unter den Trümmern liegen.
Die Gesamtzahl der Todesopfer wird nach offiziellen Angaben 3000 vermutlich übersteigen, mehrere tausend Menschen haben Verletzungen erlitten.
Die Rettungsarbeiten werden durch heftige Schneefälle und die anhaltende Kälte erschwert.
Außerdem führen in das Katastrophengebiet nur wenige ausgebaute Straßen.
Heute früh sind in Ankara vier Transportmaschinen mit Zelten, Decken, Sanitätswagen, ambulanten Küchen und anderen Hilfsgütern in Richtung Katastrophengebiet gestartet.
Auch einige Regierungsmitglieder befinden sich in den Maschinen.
Tschechoslowakei.
In der Stadt Ostrau ereignete sich heute früh ein schweres Explosionsunglück.
Aus bisher ungeklärter Ursache ist in der Innenstadt eine unter einer Brücke montierte Gasleitung explodiert.
Dabei wurden 32 Personen verletzt, die meisten von ihnen schwer.
Der Verkehr in der Innenstadt von Ostrau musste nach dem Unglück umgeleitet werden.
Auch die Strom- und Wasserleitungen wurden bei der Explosion beschädigt.
Österreich.
Die Wiener Stadtverwaltung hat heute beschlossen, notwendige Reparaturarbeiten an der Wiener Nordbrücke so schnell wie möglich durchführen zu lassen.
Unter anderem ist eine Reparatur der sogenannten Dehnfuge auf einer der vier Fahrbahnen der Brücke aus Sicherheitsgründen unbedingt notwendig.
Damit der Verkehr möglichst wenig behindert wird, sollen die Arbeiten erst nach der Frühspitze, voraussichtlich morgen um etwa 9 Uhr Vormittag, beginnen und nach Möglichkeit bis Samstagabend, spätestens jedoch bis Sonntagmittag, abgeschlossen werden.
In diesem Zeitraum wird eine Fahrbahn der Nordbrücke statt einwärts gesperrt werden, die zweite Fahrbahn statt einwärts und beide Fahrbahnen statt auswärts bleiben offen.
Bis zum Beginn der Arbeiten gilt für die Nordbrücke eine Geschwindigkeitsbeschränkung auf 30 Kilometer in der Stunde.
Die reparaturbedürftige Dehnfuge wird ständig von einem Werkmeister überwacht.
Der SPÖ-Abgeordnete Schrantz erklärte heute gegenüber der sozialistischen Korrespondenz, die Erhöhung der Pensionen werde auch im kommenden Jahr mit 7% deutlich über der zu erwartenden Preissteigerungsrate liegen.
Allerdings falle die Pensionserhöhung im kommenden Jahr geringer aus, ergänzte Schrantz, weil sich bei den mit 6,2% angenommenen Preissteigerungen die wirtschaftlichen Rückschläge des Vorjahres auswirkten.
Der Pensionsanpassung um sieben Prozent hätten jedoch nach dem einstimmigen Beschluss des Pensionsbeirates im Sozialministerium auch alle Parteien im Hauptausschuss des Nationalrates zugestimmt.
Daher hätten auch alle dazu zu stehen, schloss der SPÖ-Abgeordnete.
Bundesrepublik Deutschland
Die CSU Augsburg hat nach Mittelfranken als zweiter bayerischer Parteibezirk die Einberufung eines außerordentlichen Landesparteitages der Christlich-Sozialen Union gefördert.
Dieser soll sich mit dem Beschluss der Aufkündigung der Bonner Fraktionsgemeinschaft mit der CDU beschäftigen.
Nach einer fast fünfstündigen Debatte sprachen sich heute früh 46 Delegierte für einen Sonderparteitag aus, 32 stimmten dagegen.
Nach den Satzungen muss ein Parteitag einberufen werden, wenn sich mindestens drei Parteibezirke dafür aussprechen.
Unterdessen sagte CSU-Chef Strauß in einem von Münchner Merkur veröffentlichten Interview, er sei zu einem Rücktritt bereit, wenn die CSU der Meinung sei, ohne ihn auszukommen.
Strauß betonte jedoch, er denke nicht daran, den Beschluss über die Aufkündigung der Fraktionsgemeinschaft mit der CDU revidieren zu lassen.
Deutsche Demokratische Republik.
Das SED-Zentralorgan Neues Deutschland setzt heute seine Kampagne gegen den Komponisten und Liedersänger Wolf Biermann fort.
Das Blatt zitiert Äußerungen von Intellektuellen, in denen die Ausbürgerung Biermanns gut geheißen wird.
Unter anderem stellt der Schriftsteller Dieter Noll fest, er habe mit Biermanns Gedankengut ebenso wenig gemein wie mit dessen ideologischen Berater Havemann.
Jedes Ersuchen, die Ausbürgerung Biermanns rückgängig zu machen, leiste den Feinden der DDR Vorschub und störe die Einheit von Partei- und Kunstschaffenden, erklärt Noll.
Auch der Bund der Architekten der DDR stellt sich hinter die Maßnahmen der Behörden.
Wörtlich heißt es in einer Zuschrift an das SED-Organ, wer sich auf die Seite des Klassengegners stelle, schlage hinter sich die Tür zum DDR-Staat zu.
Portugal.
Der spanische Ministerpräsident Suárez hat in den heutigen frühen Morgenstunden seinen Besuch in Lissabon beendet und ist nach Madrid zurückgekehrt.
Suárez und der portugiesische Ministerpräsident Suárez bekräftigten in einem gemeinsamen Communiqué den Wunsch ihrer Länder, die 40-jährige Isolierung, in der beide Staaten standen, aufzuheben und verstärkt in den politischen und wirtschaftlichen Gremien Europas mitzuarbeiten.
Die Luftabwehr des Landes hat heute ein iranisches Jagdflugzeug abgeschossen.
In einer offiziellen Mitteilung dazu heißt es, die Maschine sei vom Sultanat Oman aus in jemenitisches Hoheitsgebiet eingedrungen.
Das Außenministerium in Aden hat ein Protestschreiben an den Weltsicherheitsrat und die Arabische Liga gerichtet.
Der Iran stellt zu dem Zwischenfall fest, es liege ihm fern, sich in den Kampf der Regierungstruppen Omans gegen die marxistische Volksfront für die Befreiung der besetzten Gebiete am Golf einzumischen.
Dänemark.
Die sozialdemokratische Minderheitsregierung hat in Kopenhagen bis in die frühen Morgenstunden mit vier bürgerlichen Oppositionsparteien über Maßnahmen gegen den wilden Streik der Tankwagenfahrer verhandelt, ohne zu einem konkreten Ergebnis zu gelangen.
Die wilden Streiks, die Anfang dieser Woche begannen, haben die Versorgung des Landes mit Benzin und Heizöl weitgehend lahmgelegt.
Nach Angaben des Dänischen Industrieverbandes wird es im Laufe weniger Tage zu etwa 50.000 Entlassungen kommen, wenn die Benzin- und Öllieferungen nicht wieder aufgenommen werden.
Bei den Verhandlungen zwischen den Parteien wird die Möglichkeiten des Lohn- und Preistops diskutiert.
Italien In Rom ist als Sonderabteilung der italienischen Steuerpolizei eine Devisenpolizei eingerichtet worden.
Die neue Abteilung wird bei der Aufdeckung von Devisenvergehen eingesetzt werden, die nach dem 3.
Dezember unter Strafe stehen.
Nach Maßgabe des im Mai dieses Jahres in Kraft getretenen Kapitalfluchtgesetzes können italienische Staatsangehörige nur noch bis zum 3.
Dezember vorher ins Ausland geschafftes Kapital straffrei rücktransferieren.
Das Kapitalfluchtgesetz sieht außerdem vor, dass bei dringendem Verdacht eines Devisenvergehens der Polizei gegenüber den Banken und den Postämtern die gleichen Überwachungs- und Kontrollfunktionen eingeräumt werden, die sonst das italienische Devisenamt ausübt.
In der Praxis bedeutet dies, dass bei einem Ermittlungsverfahren Banken und Postämter verpflichtet sind, alle Unterlagen zur Verfügung zu stellen.
Frankreich.
Unter den 19 beim sogenannten Nord-Süd-Dialog in Paris vertretenen Delegationen aus Industrie- und Entwicklungsländern herrschen weiterhin erhebliche Auffassungsunterschiede in wesentlichen Fragen.
Umstritten sind vor allem die von den Ländern der Dritten Welt geforderte Anpassung der Rohstoffexportpreise an die Inflationsrate der westlichen Industriestaaten und eine Umschuldungsvereinbarung zugunsten der armen Nationen.
Für die Zeit vom 15. bis zum 17.
Dezember ist in der französischen Hauptstadt ein Treffen der Minister der Teilnehmerstaaten am Nord-Süd-Dialog vorgesehen.
Dabei sollen die nach elfmonatiger Arbeit der Experten-Delegationen vorgelegten Entwürfe in eine endgültige Form gebracht werden.
Bisher scheint es allerdings, als werde auch bei dieser Gipfelkonferenz keine Einigung erzielt werden können.
USA
In einer von einer privaten amerikanischen Forschergruppe in New York veröffentlichten Studie wird festgestellt, dass Kernkraftwerke weniger rentabel sind als Kraftwerke, die mit Kohle betrieben werden.
Als Begründung für diese These wird angegeben, dass Kernkraftwerke bei Wartungs- und Reparaturarbeiten oft tagelang stillgelegt werden müssen.
Die Studie beruht auf Beobachtungen, die bei 250 zwischen 1960 und 1970 angelaufenen Kohlekraftwerken und 38 zwischen 1968 und 1974 in Betrieb genommenen Kernkraftwerken gemacht wurden.
Die Forscher kommen zu der Schlussfolgerung, dass der Nutzung der Sonnenenergie immer größeres Augenmerk geschenkt werden solle.
Das waren die Meldungen.
Das war's.
Und nun zum Wetter.
Die Wetterlage?
An der Rückseite der Störungsfront, die unser Bundesgebiet in der Nacht von gestern auf heute überquert hat, werden nun mehr etwas mildere Luftmassen herangeführt.
Die in höheren Luftschichten stark ausgeprägte Nordwest- bis Nordströmung verhindert jedoch weiterhin in Österreich eine durchgreifende Wetterbesserung.
Die Wetteraussichten bis morgen früh.
Im Osten vorübergehend heiter oder leicht wolkig.
Im übrigen Bundesgebiet meist starke oder geschlossene Bewölkung und verbreitet Niederschlag.
Schneefallgrenze bei 600 Metern, in der Folge bis nahe 1000 Meter ansteigend.
Nordwestliche Winde, auf den Bergen heftig auffrischend.
Nachmittagstemperaturen 1 bis 6 Grad, Frühtemperaturen morgen minus 5 bis plus 3 Grad.
Die Prognose für morgen Freitag.
In Südösterreich aufgelockert bewölkt und allgemein niederschlagsfrei.
Im übrigen Bundesgebiet veränderliche, zeitweise auch starke Bewölkung und strichweise Niederschlag, vor allem im Nordalpenbereich.
Schneefallgrenze um 1000 Meter.
Nordwestliche Winde.
Tageshöchsttemperaturen 2 bis 8 Grad.
Die Messwerte von 12 Uhr.
Wien wolkig 2 Grad Nordwestwind 20 Kilometer pro Stunde.
Eisenstadt heiter 2 Grad Nordwest 15.
Linz stark bewölkt 2 Grad Nordwest 30.
Salzburg Nebel Schneefall 1 Grad Südwest 5.
Innsbruck bedeckt, Regen 4 Grad, West 20, Pregens bedeckt, Regen 1 Grad, Wind still, Graz heiter, Schneeschauer minus 1 Grad, Süd 5 und Klagenfurt stark bewölkt, 3 Grad, Ostwind 5 km pro Stunde.
Es ist jetzt genau 12.13 Uhr.
Die Serie von schweren Erdbeben in den Bebenzonen der Welt hält an.
Gestern um die Mittagszeit wurden Teile der Türkei von mehreren Erdstößen erschüttert, von einem Beben, das die Stärke von 7,6 Punkten auf der Richterskala erreichte und auch in der südlichen Sowjetunion und im Nordwesten des Iran registriert wurde.
Nach vorliegenden Meldungen ist zu befürchten, dass die Katastrophe 3000 Tote gefordert hat.
Eine noch höhere Zahl an Toten ist allerdings nicht auszuschließen.
Diese jüngste Naturkatastrophe war übrigens das 15.
Erdbeben in diesem Jahr, das seine Stärke von mehr als 7 auf der Richterskala aufgewiesen hatte.
Das betroffene Gebiet liegt an der Grenze zur Sowjetunion, in der sogenannten anatolischen Falte, die von der Ägäis hin südliche Richtung bis zum Mittelmeer reicht und nördlich an der Küste des Schwarzen Meeres entlang führt.
Wolfgang Pfeiffer gibt einen Situationsbericht.
Die Lage im türkischen Erdbebengebiet ist unübersichtlich.
Nur langsam wird die ganze Schwere des Geschehens in Umrissen erkennbar.
Verbindungen sind abgeschnitten oder erschwert.
Selbst die Fernstraßen, die das Gebiet vor allem in Richtung Iran durchschneiden, sind über lange Strecken hinweg schwer benutzbar, aufgeplatzt wie zu lang gekochte Kartoffeln.
Die Stichwege zu Dörfern sind verschlammt.
Das zusätzliche Unheil, während nicht zu zählende Menschen durch die Nacht irrten, angefüllt mit Angst in der Suche nach Schutz, begann es zu regnen, in den höher gelegenen Gebieten zu schneien,
und dann klirrender Frost.
Die Stichwege sind kaum benutzbar.
An die 90 Dörfer und Weiler noch in dem betroffenen Gebiet, die als abgeschnitten gelten.
Ungewiss, und das mit Sicherheit nicht nur für heute, ist die Zahl der Toten.
Die Zahlen, die genannt werden, 3.000, 5.000 oder mehr oder weniger, haben keine Verlässlichkeit.
Bei türkischen Beben der Vergangenheit hörten Rettungsmannschaften noch nach Tagen, wenn sie sich zu neuen Plätzen durchgearbeitet hatten, das Klopfen Verschütteter.
Nach Tagen noch wurden sie ausgegraben und registriert.
Lebendige und Tote.
Am stärksten betroffen zu sein, scheint das Gebiet nördlich des Warnsees, dieser gewaltigen Süßwasserlache im Osten der Türkei.
Die Dörfer dort, die Dörfer, um die es geht,
bis zur Größe kleiner Landstädtchen mit einigen tausend Einwohnern, aber ohne städtischen Charakter.
Überwiegend unstabile Lehmbauten, ebenerdig, nicht aufgestockt.
Dies mag eine Milderung des Unheils bedeutet haben.
Keine oder wenige mehrgeschossig und vielfach in recht primitiver Betonbauweise hergestellte größere Häuser, wie sie etwa in der Gebietshauptstadt Wahn selbst stehen.
Strom- und Wasserversorgung sind weitgehend unterbrochen, soweit es sie in den abgelegenen Gebieten überhaupt gab.
Türkische Militäreinheiten und der türkische Halbmond, die dem Roten Kreuz vergleichbare türkische Organisation, sind im Hilfseinsatz.
Doch die Hilfe ist schwer an den Ort des Unglücks zu bringen.
Man versucht, Zelte, Decken, Essen und notwendiges Material mit Flugzeugen einzufliegen.
Doch die Flugplätze des Gebiets sind gut Wetterflugplätze, haben kaum elektronische Einrichtungen.
Selbst auf dem etwas besser ausgerüsteten Flugplatz Wahn sind Schlechtwetterlandungen risikoreich und werden in der Regel vermieden.
Zur Zeit Wolken verhangener Himmel bis tief zur Erde herunter, Schnee und Sturm.
Zudem kommt die Frage hinzu, wo zuerst helfen.
Das jetzt hier Beben unterscheidet sich von dem des Vorjahrs im weiter südlich gelegenen Litsche, wo es ebenfalls mehrere tausend Tote gab.
Im Vorjahr handelte es sich um eine Erderschütterung, deren Herd verhältnismäßig dicht unter der Oberfläche lag, die für Augenblicke die Erde hart schüttelte, doch wegen der Oberflächennähe örtlich begrenzt blieb.
Diesmal bebte die Erde an einer Fläche,
deren Durchmesser zurzeit bis auf 1000 Kilometer geschätzt wird.
Die Ausstrahlungen, harte Ausstrahlungen, gingen bis Russland und Persien.
Die Erde bebte großräumig am nordanatolischen Bruch.
Dort, in der Nähe der südlichen Schwarzmeerküste, verschiebt sich die nördliche Türkei gegenüber Mittelanatolien jährlich um mehrere Millimeter.
Ein Haarriss in der Erdkruste
der die Menschen, wenn nicht verschlingt, so doch immer wieder tötet und ihre Werke zerstört.
Die Großräumigkeit erschwert die Hilfe, weil zu den bereits Ergangenen immer neue Hilferufe kommen.
Zehn türkische Provinzen spürten die Stöße aus dem Innern der Erde.
Für die Menschen gestern war es heller Tag.
Die Kaffeehäuser waren gefüllt, zwischen den Lehmmauern arbeiteten Männer in ihren meist einfachen Werkstätten,
In den Ställen standen die Frauen beim Vieh, Kinder saßen auf Schulbänken, da brachen Wände und Dächer.
Ein sehr plötzlicher Tod, Verletzungen oder Verlust von Heim und Existenz senkte sich über ein Gebiet, das etwa die Ausdehnung des flächenmäßig größten deutschen Bundeslandes Bayern beträchtlich übersteigt.
Erdbebenkatastrophe in der Türkei, Berichterstatter war Wolfgang Pfeiffer.
In einer Minute ist es 12.20 Uhr, Innenpolitik.
Nach rund drei Wochen Dauer gingen gestern im Parlament die Beratungen über das Budget 1977 im Finanz- und Budgetausschuss zu Ende.
Die eigentliche Budgetdebatte im Plenum des Nationalrates beginnt am 1.
Dezember.
Der 240 Milliarden Ausgaben und 43 Milliarden Defizithaushalt der Regierung Kreis gefällt dabei in eine Zeit zunehmender Unsicherheit bei den Prognosen der Wirtschaftsforscher,
die gerade in der letzten Zeit allzu großen Optimismus und Wachstumsraten von 5% neuerlich nach unten korrigiert haben.
Finanzpolitiker wie Wirtschaftsexperten bleiben daher bei ihrer weiteren Konjunktureinschätzung eher vorsichtig.
Noch dazu womit Sicherheit in einigen Wochen ein neuer Ölpreis mit all seinen Auswirkungen auf die Weltwirtschaft zu erwarten ist.
Wie sieht nun Vizekanzler und Finanzminister Hannes Androsch die weitere Entwicklung seines Bundeshaushaltes, aber auch die Fragen weiterer Belastungen und möglicher neuer Steuererhöhungen zur Sanierung des Defizits?
Mit Vizekanzler Androsch führten Johannes Fischer und Eugen Freund das folgende Gespräch.
Herr Finanzminister, Wirtschaftsprognosen scheinen allmählich sich den Wetterprognosen zu ändern.
Wir hatten im heurigen Frühjahr recht optimistische Prognosen.
Es gibt jetzt wieder Prognosen, die davon sprechen, dass die Konjunktur sich nicht ganz so günstig entwickeln wird.
Im Lichte dieser internationalen, europäischen, aber auch österreichischen Prognosen stimmen nach dem Abschluss der Budgetberatungen jetzt im Parlament eigentlich die Grundziffern des Budgets noch.
Wir sind in Österreich bzw.
bei der Budgeterstellung von einer vorsichtigen Einschätzung ausgegangen, haben nie den Optimismus geteilt, der sich breit machte, als nach der tiefen Rezession eine erste Erholung eintrat, weil wir nicht sehen konnten, dass diese ohne Zweifel eingetretene Erholung auch schon
ein gesicherter Pfad des Wachstums wäre, sodass auch jetzt nach Abschluss der Beratungen des Budgets über das Budget im Ausschuss und die Beschlussfassung im Ausschuss in unserer Einschätzung und den sich darauf gründenden Zahlen keine Änderung notwendig wäre.
Ist das Budget flexibel genug, um für jeden Fall gerüstet zu sein?
Sollte die Konjunkturentwicklung schlechter, wesentlich schlechter sein als erwartet, dann müsste man sicherlich zusätzliche Maßnahmen ergreifen, die sich aber deswegen von den Maßnahmen der letzten zweieinhalb Jahre unterscheiden müssten, weil die Bereiche
die von der Nachfrage des Bundes, vom Bedarf her betroffen sind, ohnehin noch vergleichsweise eine gute Auslastung haben.
Man müsste also dann überlegen, in anderen Gebietskörperschaften helfend zu wirken und von dort die Nachfrage entsprechend zu stimulieren.
Aber diese zusätzlichen Maßnahmen würden dann zu einer Weitererhöhung des Defizits führen, jenes Defizit, das Sie ja eingefroren wissen wollen auf etwa 40 Milliarden Schilling.
Natürlich unter der Einschätzung eingefroren wissen will, dass eine konjunkturelle Erholung eingetreten ist und eintritt.
Wenn hier eine Änderung in der Konjunkturentwicklung einsetzen sollte, was ich nicht erwarte, aber diesen Fall angenommen,
Dann müsste man selbstverständlich um den Preis in den Folgejahren eine höhere Zinsenlast für die aufgenommenen Kredite zu haben noch einmal zusätzlich hier ausgleichen, weil das jedenfalls in jeder Hinsicht billiger ist als Arbeitslosigkeit zu haben.
Sie haben vorhin gesagt, dass diese Konjunkturprognosen politisch motiviert sein könnten insofern, als sie zu einem Aufschwung führen könnten.
Könnte nicht auch genauso gut das Gegenteil eintreten, dass nämlich die Unternehmer aufgrund dieser negativen Konjunkturprognosen, wie sie nun sich abzeichnen, jedenfalls nicht mehr so positiv, wie sie noch im Frühsommer waren, dass aufgrund dieser Prognosen die Investitionstätigkeit wieder nachlässt und daher also wieder Arbeitsplätze gefährdet werden?
Das ist sicherlich richtig, dass diese Gefahr besteht, wenn man gewisse Stimmungen in der einen oder in der anderen, in diesem Fall in der pessimistischen, Richtung übertreiben würde.
Wenn wir jetzt den Zeitraum der ganzen Legislaturperiode hernehmen, grundsätzliche Richtungen zum Beispiel in einzelnen Förderungsmaßnahmen, Rücknahme der Sparförderung, Rücknahme der Ausweitung des Personalstandes des Bundes, wird man hier ganz konkret überlegen, wie man in dieser Richtung weiterverfährt?
Wir haben eine Reihe von einnahmenpolitischen Maßnahmen vorgeschlagen und beschlossen.
Sicherlich unpopulär, das war uns klar, aber sie waren notwendig und unvermeidbar.
Das war die eine Seite und ich glaube diese Seite ist weitestgehend ausgeschöpft für den Rest der Legislaturperiode.
Es wird kurzfristig wohl keine Steuersenkung möglich sein, aber wir werden uns bemühen im Laufe der
Legislaturperiode eine entsprechende Wirtschaftsentwicklung vorausgesetzt, eine Progressionsmilderung vorzunehmen, sodass sich die Beeinflussung des Budgets auf die Ausgabenseite für die nächsten Jahre konzentrieren muss und dazu gehören sicherlich
Förderungsausgaben, dazu gehört sicherlich der Personalstand, dass man überall dort, wo Rationalisierungen möglich waren beim Personal, auch entsprechende Einsparungen erzielt, indem in Pensiongehende nicht mehr im vollen Umfang zahlenmäßig ersetzt werden und dass man überall dort, wo Förderungsausgaben einmal
einen besonderen Sinn gehabt haben, aber durch die günstige Wirtschaftsentwicklung vielleicht nicht mehr denselben Sinn hat, dass man versucht von diesen Ausgaben wegzukommen.
Also konkret keine Steuererhöhungen mehr geplant bis zum Ende der Legislaturperiode, aber zum Beispiel weitere einprozentige Einsparungen bei den Beamten pro Jahr etwa.
In großen Zügen kann man das so sehen, wobei das bei den Steuereinnahmen natürlich neue oder zusätzliche Aufgaben ausschließt.
Das, was ich von den Steuern gesagt habe, bezieht sich auf das Budget, so wie es aufgabenmäßig heute vor uns steht und was die Preise der Betriebe oder der Leistungen der öffentlichen Betriebe anlangt.
So haben wir immer den Standpunkt vertreten, dass es sinnvoller ist, so wie in allen anderen wirtschaftlichen Bereichen, besser in kurzen Etappen kleine Anpassungen als lange nichts zu tun und dann große Sprünge zu haben.
Keine neuen Steuererhöhungen bis zum Ende der Legislaturperiode verspricht Finanzminister Androsch.
Das Gespräch führten Johannes Fischer und Eugen Freund und die Finanzpolitik der Regierung beschäftigt heute auch die österreichische Tagespresse.
Markus Sommersacher hat eine Auswahl getroffen.
Im Zusammenhang mit den zu Ende gegangenen Budget-Ausschussberatungen schreibt das Salzburger Volksblatt, Seit Jahr und Tag werden in Etat Angelegenheiten von der Opposition Berge rednerisch zum Kreisen gebracht.
Geboren werden immer nur Mäuslein.
Dass der Finanzminister der Opposition so ziemlich alles schlecht macht, gehört zum parlamentarischen Betrieb, nicht nur in Österreich.
Und auch die Ausrede, die Opposition verfüge nicht über jene Unterlagen, die es ihr ermöglichten, ein Alternativbudget zusammenzustellen, wird nicht nur von Abgeordneten zum österreichischen Nationalrat präsentiert.
Das bringt den Bürger aber zur Überzeugung, dass es letzten Endes nur um politisches Kleinholz machen geht, schreibt das Salzburger Volksblatt.
Unter der Überschrift Zwiespalt kommentiert Josef Laschober in den oberösterreichischen Nachrichten die unterschiedliche Meinung prominenter sozialistischer Politiker wie Wissenschaftsministerin Firnberg und ÖGB-Präsident Benja zum Ladenschloss.
Laschober meint dazu, Daran ist durchaus nichts Schlechtes zu finden.
Mit Recht, meinte auch Benja, von Differenzen mit Firnberg könne keine Rede sein, weil eben jeder eine Stellungnahme abgeben könne.
Nicht so recht reimt sich dazu allerdings das Wort vom Abblocken.
Vielmehr kann es nur gut sein, wenn alle Wünsche gründlich beredet werden.
Immerhin gibt es ja im Ausland einige Vorbilder, die zumindest für Konsumenten günstige Einkaufschancen bedeuten.
Soweit die oberösterreichischen Nachrichten.
Thomas Kurherr von der Tageszeitung Die Presse befürchtet folgende Entwicklung.
Wir sind, steht zu fürchten, schnurstracks unterwegs in die tote Freizeit.
Wir werden nur noch drei, vier Tage in der Woche arbeiten und nicht wissen, wie wir den Rest der Zeit totschlagen sollen.
Denn selbst vorausgesetzt, dass Gleichheit vor dem sozialen Fortschritt sich auf die Formel, manche sind gleicher als gleich, reduzieren lässt, wird trotzdem alles, was den Menschen die Freizeit verschönt, so teuer werden, dass es sich die meisten nicht mehr werden leisten können.
Eine Freizeitapokalypse also?
Nein.
Nur der Versuch zu zeigen, wohin der Fortschritt führen kann.
Auch das sollte man bedenken, wenn man sich Hals über Kopf in die Ladenschlussdebatte stürzt.
Schreibt Thomas Korherr in der Presse.
Manfred Scheuch vom Zentralorgan der Sozialistischen Partei, der Arbeiterzeitung, setzt sich mit der geplanten LKW-Steuer auseinander.
Er schreibt unter anderem... Just an dem Tag, da bekannt wird, dass der Fahrbahnbelag auf der Westautobahn schwere Schäden aufweist, meldet sich der ÜVP-Wirtschaftsbund zu Wort und regt sich über die geplante LKW-Steuer auf.
Dabei ist es jedem Einsichtigen klar, dass der Achsdruck der schweren Laster die Fahrbahnen um ein Vielfaches dessen belastet, was dies bei den durchschnittlichen Personenautos ausmacht.
Aber das wird von den Transportunternehmern offensichtlich als selbstverständlich hingenommen, dass Millionen Autofahrer mit der Kraftfahrzeug- und der Mineralölsteuer, die sie entrichten, für jene Verkehrswege aufkommen müssen, die dann vor allem von den schweren Transportfahrzeugen allzu schnell ruiniert werden.
Hier mit der Überwälzung erhöhter Transportkosten auf die Konsumenten zu drohen, ist wohl das einfachste Rezept.
Aber es ist ein Rezept, das leider noch immer, auch in anderen Branchen, gegenüber dem Nachdenken über vernünftige Alternativlösungen den Vorrang hat.
Das waren Auszüge aus österreichischen Tageszeitungen.
Wieder ein Blick auf die Uhr.
Es ist jetzt 12.30 Uhr.
Außenpolitik.
Mit der Unterzeichnung eines Abkommens über Zusammenarbeit und Freundschaft ist gestern der Besuch des sowjetischen Parteichefs Brezhnev in Bukarest zu Ende gegangen.
Ein anderer Gast aus der Sowjetunion ist heute in der rumänischen Hauptstadt eingetroffen.
Ministerpräsident Kosikin, der an der Gipfelkonferenz der Mitgliedstaaten des Sfarska-Paktes teilnimmt.
Diese Gipfelkonferenz ist für zwei Tage angesetzt und zur Sprache dürften in erster Linie die Wiener Truppenabbaugespräche und die Lage in Europa nach der Sicherheitskonferenz von Helsinki kommen.
Gustav Kalupa berichtet.
Ausgeschlossen bleibt die Weltöffentlichkeit von der Tagung des Warschauer Paktes in Bukarest, jedenfalls die westliche, da einige Mitgliedsstaaten des östlichen Militärbündnisses darauf gedrängt haben sollen.
Den zahlreichen Bukarest anwesenden Vertretern der Weltpresse, die hier den Besuch des Generalsekretärs der sowjetischen KP Leonid Brezhnev verfolgt hatten, wurde dies rumänischerseits mit Bedauern mitgeteilt.
Das ist gegenüber der Warschauer Pakt-Tagung vor zehn Jahren in Bukarest eine spürbare qualitative Verschlechterung.
Damals wurden die Vertreter der Weltpresse über den Verlauf der Sitzungen wenigstens informiert und der Zutritt zum Tagungsort bei Beginn und während der Sitzungspausen gestattet.
Die rumänische Regierung hält aber weiterhin das internationale Pressezentrum in Betrieb, um den versammelten Journalisten alle technischen Möglichkeiten der Übermittlung offen zu halten, womit sie ihrer Forderung nach Öffentlichkeit der Sitzung des politischen Konsultativkomitees des Warschau-Paktes Ausdruck verleiht.
Vielleicht ändern die größtenteils in Bukarest eingetroffenen Ostbrukschefs doch noch ihre Meinung.
Rumänien vertritt den Standpunkt, dass das Konsultativkomitee das oberste politische Organ des Bündnisses ist, wo politische Maßnahmen und keine militärischen behandelt werden.
Die Betonung wird auf das Konsultativ, also den beratenden Charakter des Gremiums, geregt, welchem die Staats- und Parteichefs der Parteimitgliedstaaten angehören, die von ihren Ministerpräsidenten und Außenministern begleitet werden.
Rumänien, das auf der ersten Paktsitzung in seinen Mauern im Jahre 1966 die Weltöffentlichkeit mit der Forderung nach Auflösung der Militärbündnisse, also des Warschau-Paktes und der NATO überrascht hatte, dürfte diesmal den Vorschlag auf Konstituierung eines Außenministerrates des Warschau-Paktes nach dem Vorbild der NATO einbringen.
Dieses müsste dann aus der geheimnisvollen militärpolitischen Maschinerie vor die kritische Weltöffentlichkeit treten, womit zumindest sichergestellt werden dürfte, dass das Primat der Politik von dem des Militärs gesichert würde.
Bucharest hat deshalb auch nicht wie andere Ostblockländer einen eigenen Sekretär für das Ressort Militärbündnisse bei der Parteiführung eingerichtet.
Im Gegenteil hat es nach der Aktion des Warschauer Paktes gegen die Tschechoslowakei im August 1968, an der bekanntlich keine rumänischen Einheiten teilgenommen haben, ein Gesetz verabschiedet, das den Einsatz rumänischer Verbände im Ausland von der Zustimmung des rumänischen Parlaments abhängig macht.
Eine Automatik der Bündnispflicht hat Bucharest somit möglichst vorgebeugt.
Andererseits hat der rumänische Parteichef Nicolae Ceausescu in seinen jüngsten Reden die Treue Rumäniens zu den östlichen Bündnissen und die Bereitschaft betont, auch die Verpflichtungen erfüllen zu wollen.
Übereinstimmung herrscht mit den Sowjets bereits im Appell zur Weltabrüstung, den Parteichef Brezhnev zum Abschluss seines offiziellen Staatsbesuches in einer Rede im Bucharester Sportpalast vorbrachte.
Der Weltabrüstungsappell, die Wiener Truppenabbaugespräche und die Saal 2 Runde in Genf dürften zentrale Themen der Warschau-Pakt-Tagung in Bukarest sein, die hier heute Nachmittag beginnt.
Soviel zur Gipfelkonferenz der Mitgliedstaaten des Warschau-Paktes in Bukarest.
Die Entscheidung der Bayerischen Christlich-Sozialen Union, im Bonner Bundestag eine eigene Fraktion zu bilden, dominiert nach wie vor das innenpolitische Geschehen in der Bundesrepublik Deutschland.
Bayerns starker Mann Franz Josef Strauß hatte diesen Schritt mit dem Hinweis gerechtfertigt, dass die Unionsparteien ihre parlamentarische Basis verbreitern sollten.
Ein Argument, das beim gemeinsamen Kanzlerkandidaten Kohl allerdings auf wenig Verständnis getroffen ist.
Der Vorstand der Christdemokraten forderte am Montag die Bayerische Schwesterpartei auf, die Einheit der Union aufrecht zu erhalten.
Und für den Fall, dass dies nicht gelingen sollte, hieß es in der Entschließung, würde die CDU auch in Bayern kandidieren.
Kritik an der CSU-Entscheidung gibt es allerdings auch in den eigenen Reihen der Bayern.
Über den jüngsten Stand der Entwicklung in der Kontroverse der Unionsparteien informiert Klaus Emmerich.
Wie sehr die westdeutsche Innen- und Parteipolitik nach dem Beschluss der CSU-Landesgruppe im Bundestag sich von der CDU zu trennen und in Bewegung geraten hieß, zeigt ein einziger Satz.
Er stammt von Franz Josef Strauß, dem CSU-Vorsitzenden, und lautet er, Strauß sei so wörtlich notfalls bereit, sich von seinem Amt als Parteivorsitzender zurückzuziehen, falls die Partei dies für richtig halte.
So zu lesen heute im Münchner Merkur.
Um die Bedeutung dieses Satzes zu ermessen, erinnern Kenner der Verhältnisse an folgendes.
1.
Franz Josef Strauß war bisher unbestritten Chef und wie man so sagt Seele der bayerischen CSU und es ist es bis zu dieser Stunde. 2.
Der Trennungsbeschluss von Wilbert Kreuth ist mit 30 zu 18 schon weniger eindeutig ausgefallen, als von seinen Initiatoren wohl vielfach angenommen worden war.
Drittens.
Der Stil dieses Beschlusses, der in strenger Klausur gefasst wurde, sowie je nach seiner Bekanntgabe, nämlich an Journalisten, bevor der Hauptbetroffene überhaupt eine Ahnung hatte, der CDU-Parteiobmann Helmut Kohl,
Dieser Stil ist es, der in der ersten Aufwallung bei den nördlichen Christdemokraten ebenso Widerspruch ausgelöst hat wie innerhalb der bayerischen CSU.
Und viertens, Unsicherheit, Zweifel und offenbekundeter Widerstand in der eigenen Partei haben Teile der CSU-Führung überrascht, so etwa die anhaltenden Wünsche von Parteibezirken, derzeit von zwei, die einen Sonderparteitag der CSU wegen des Trennungsbeschlusses von der CDU begehren.
Unter diesen Umständen erfährt die Rücktrittsordnung von Strauß vielerlei Wertung.
So heißt es in München, der CSU-Vorsitzende könne mit dieser Andeutung seine Partei disziplinieren wollen im Allgemeinen, was in politischer Richtung auf mehr Selbstständigkeit, mehr Profilierung und mehr Distanzierung vor allem von den linken Flügeln des bürgerlichen Lagers anbelangt und im Besonderen in der Frage eines Sonderparteitages.
Um ihn durchzusetzen, müssten nach der CSU-Satzung mindestens drei Parteibezirke seine Einberufung fordern.
Derzeit sind es zwei.
Einer steht fest hinter Strauß, nämlich Oberbayern.
In Bonn und in München ist man auch gar nicht sicher, ob es überhaupt noch zu einem großen und öffentlichen Sonderparteitag kommt, wenn am Samstag der sogenannte kleine Parteitag stattgefunden haben wird, zu dem Strauß offensichtlich der Diskussion willen den Landesvorstand und 111 Regionalfunktionäre in die bayerische Metropole eingeladen hat.
Gleichzeitig mit dieser Einladung hat nämlich Strauß in dem genannten Interview zu erkennen gegeben, dass er selber nicht daran denke, den Trennungsbeschluss rückgängig zu machen und erneut versichert, ihm ginge es, wie er sagt, einzig und allein darum, mit der CDU die absolute Mehrheit der Stimmen im Bundestag zu erringen.
Da Strauß selbst in den letzten Stunden bei mehreren Gelegenheiten dargetan hat,
Er habe gar nichts persönlich gegen den CDU-Parteivorsitzenden Helmut Kohl, sehen manche Beobachter einen der denkbaren Auswege aus der bürgerlichen Standortbestimmung, dass die beiden Parteivorsitzenden von CDU und CSU, Kohl und Strauß, aufgefordert werden, in direkte persönliche Gespräche oder Verhandlungen einzutreten.
Sie hörten Klaus Emmerich.
Für Aufregung in deutschen Landen hat in den vergangenen Tagen aber nicht nur CSU-Chef Franz Josef Strauß gesorgt.
Große Aufregung gab es auch um die Ausbürgerung des DDR-Liedersängers und Liedermachers Wolf Biermann.
Wolf Biermann, engagierter Kommunist, hatte am Regime der DDR immerhin so viel auszusetzen und der Tat ist trotz Auftrittsverbotes, dass die Parteiobersten in Ostberlin Biermann nach einem Konzert in Köln seine Ausbürgerung bekannt gaben.
Womit die Zuständigen in Ostberlin offensichtlich nicht gerechnet hatten, war eine spontane Solidarisierungskampagne und das nicht nur im Westen, sondern auch namhafte Künstler der DDR stellten sich hinter Biermann.
Die Folge, der Liedermacher stand plötzlich im Mittelpunkt des öffentlichen Interesses, eine Entwicklung, der die Medien im anderen Deutschland mit massiver Kritik an Biermann begegneten.
Die Parteiführung der SED mobilisierte Kulturschaffende und Werktätige, die die Ausbürgerung Biermanns im Nachhinein gut hießen.
Eine Kampagne, die am Dienstag abrupt gestoppt wurde und heute in einem Artikel im SED-Zentralorgan Neues Deutschland ihre Fortsetzung gefunden hat.
Über den Grund für diesen plötzlichen Wandel lässt sich nur mutmaßen.
Manche Beobachter vermuten jedenfalls heftige Auseinandersetzungen innerhalb der Machthaber in Ost-Berlin.
Doch hören Sie Wolfgang Knette.
Hinter der Bemerkung eines DDR-Bürgers in der Bundesrepublik habe Franz Josef Strauß Wolf Biermann die Schau gestohlen, steckt eine ganze Portion Wahrheit.
Welche Entwicklungen aber in der DDR das offizielle Ost-Berlin veranlasst haben könnten,
den Agitationskrieg gegen Biermann urplötzlich einzustellen, eine vorbereitete Fernsehsendung gegen den Dichtersänger abzusagen und die Zustimmungserklärungen linientreuer Künstler ganz auf Sparflamme zu drehen, dies alles ist nur in groben Umrissen zu deuten.
Offensichtlich geht das Politbüro nach seiner jüngsten Sitzung davon aus,
dass der für immer verbannte Biermann bald in Vergessenheit gerate, nur ein kleiner Zirkel in Ost und West weiter zu ihm stehe.
Politische Überlegungen zwingen die SED, die durch ihren Ausführungsbeschluss ausgelöste Unruhe schnell zu dämpfen, ehe die Dinge, wie beispielsweise in Polen, ins Rutschen kämen.
Ob diese beabsichtigte Beruhigung tatsächlich eintritt, wird nicht zuletzt davon abhängen,
wie weit außenpolitische Überlegungen des DDR-Staates mit innenpolitischen Sachzwängen in Einklang zu bringen sind.
Unliebsame Biermann-Sympathisanten haben bisher den Druck des Regimes teilweise zu spüren bekommen.
Die Einschüchterungsskala ist breit.
Erich Honecker bricht in Kürze zu einer Begegnung aller kommunistischer Parteichefs des Ostblocks nach Bukarest auf.
was immer die Herren im Einzelnen beschließen, das sowjetische und damit auch das Ostberliner Interesse an einer global gehaltenen Entspannungsaussage ist vorläufig noch immer festzustellen.
Eine neuerliche Bekräftigung dieser These ist daher auch in Rumänien zu erwarten.
Dies bezöge sich auch auf das deutsch-deutsche Verhältnis, das die SED durch ihre innenpolitischen Entscheidungen teilweise über Gebühr strapaziert,
dass sie aber unter dem Gesichtspunkt der Ost-West-Entspannungen entkrampft sehen möchte.
Man mag hierzulande hoffen, dass die maßvollen Töne aus Bukarest es dem Kabinett Schmidt-Gentcher in Bonn bei seiner bevorstehenden Regierungserklärung doch erlauben könnten, von einer Überbewertung der jüngsten Vorfälle abzusehen und sich der einst getroffenen Absicht wieder anzunähern,
wonach der deutsch-deutsche Grundvertrag mit Leben zu erfüllen sei.
Nicht nur DDR-Bürger, auch die Staatsparteifunktionäre verfolgen aufmerksam die innenpolitischen Vorgänge in der Bundesrepublik.
Hüben wie drüben wird man genau registrieren, wie viel Spielraum einer dem anderen gewillt ist, einzuräumen.
Und die SED scheint dabei anzunehmen,
dass in ihrem Herrschaftsbereich jetzt Ruhe die erste Bürgerpflicht sein müsse.
Autor dieses Beitrags war Wolfgang Nette.
Seitdem in der Vorwoche in der kanadischen Provinz Quebec die pro-französische Partei mit einem Erdrutsch gesiegt hat, ist die Einheit des zweitgrößten Staates der Welt bedroht.
Die Partei der französischen Nationalisten hat durch ihren Führer verkünden lassen, dass sie ein Referendum über die totale Unabhängigkeit Quebecs, also die Loslösung von Kanada und die Gründung eines eigenen Staates, durchführen will.
Tatsächlich hat Quebec, zumindest nach europäischen Begriffen, die Ausmaße und Bedeutung einer europäischen Großmacht.
Mit 1,5 Millionen Quadratkilometern ist das Land so groß wie Großbritannien, Spanien, Frankreich und Italien zusammengenommen.
Von den sechs Millionen Einwohnern sind mehr als 80 Prozent Franco-Kanadier und Katholiken.
Auch wirtschaftlich stellt Quebec eine Großmacht dar, die 30 Prozent der kanadischen Industrieproduktion liefert.
Der größte Asbest-Tagbau der Welt, die drittgrößte Aluminiumindustrie, Holz, Kupfer, Erze, Wasserkräfte.
Das größte Wasserkraftwerk der Welt wird gegenwärtig gebaut.
Das alles gehört zum Reichtum Quebecs.
Die größte Stadt der Provinz Montreal, Schauplatz der jüngsten Olympischen Spiele, ist nach Paris die zweitgrößte Stadt mit französisch sprechender Bevölkerung.
Seitdem der französische Präsident General de Gaulle bei seinem Besuch 1967 mit seinem Ruf »Es lebe das freie Quebec« das Signal gegeben hat, ist der französische Nationalismus zur vorherrschenden politischen Kraft in der Provinz geworden.
Der Verlust Quebecs wäre für Kanada eine Katastrophe.
Ministerpräsident Trudeau, selbst Franco-Kanadier, richtete daher gestern einen verzweifelten Einheitsappell an seine Landsleute.
Hören Sie einen Bericht der BBC.
Bei oberflächlicher Betrachtung enthielt die Rede Trudeaus keine besonders dramatischen Akzente.
Er verwies auf die Tatsache, dass der demokratische Prozess noch voll in Schwung sei und dass seiner Meinung nach Quebec nicht für eine Abtrennung vom Gesamtstaat gestimmt habe.
Weder der neue Ministerpräsident von Quebec, Lévesque, noch er selbst sei beauftragt, eine Verfassungsänderung vorzunehmen, meinte Trudeau.
Ebenso bedeute die Wahl einer Separatisten-Regierung nicht das Ende von Kanada.
Die Wahl rücke jedoch die Notwendigkeit einer Auseinandersetzung mit den Fragen von Gleichheit, nationaler Einheit und Separatismus in den Vordergrund.
Können die Francophonen von Québec die Kanada als ihr Land bezeichnen, oder fühlen sie sich zu Hause nur in Québec?
Wir können uns nicht mehr leisten, diese Fragen von einer Generation nach der nächsten zu überlassen.
Und in diesem Sinne ist die Krise wahr, die Krise ist jetzt und die Herausforderung ist sofort.
Ich glaube, dass Kanada es nicht kann, dass Kanada nicht durch Macht überleben muss.
Ich glaube, dass es möglich ist, gleichzeitig ein guter Kanadier und ein guter Quebecker zu sein.
Und ich werde bis zum Ende gegen jeden kämpfen,
Trudeau sagte also, können die Französischsprachigen in Quebec, Kanada als ihre Heimat betrachten oder können sie sich nur in Quebec selbst zu Hause fühlen?
Wir können es uns nicht länger leisten, diese Fragen der kommenden Generation zu überlassen.
In diesem Sinn gibt es eine wirkliche Krise.
Sie steht jetzt an und die Herausforderung herrscht ab sofort.
Ich glaube, dass Kanada nicht durch Zwang überleben kann, ja nicht durch Zwang überleben darf.
Ich glaube, dass man gleichzeitig ein guter Kanadier und ein guter Bürger von Québec sein kann.
Und ich werde bis ans Ende jeden bekämpfen, der mich daran hindern will, beides zu sein.
Trudeau's Rede war an ganz Kanada gerichtet, um einerseits das französische Quebec zum ernsthaften Nachdenken über die Folgen einer Abtrennung anzuregen, und um andererseits das englische Kanada darauf vorzubereiten, Konzessionen in Angelegenheiten von Sprache und Kultur zu machen, um den Staat als Ganzes zusammenzuhalten.
Im Allgemeinen meint man, dass die Rede für heute Abend eine Plauderei sein wird, um dem kanadischen Volk und den einflussreichen Geschäftsleuten in den USA Vertrauen einzuflößen.
Morgen wird René Lévesque, der Königin, seine Treue schwören und formell sein Amt als Ministerpräsident von Québec antreten und man erwartet schon gespannt auf seine Reaktionen auf Pierre Trudeau's Rede.
Zunehmender französischer Nationalismus in Kanada, das war ein Bericht der BBC.
Das war's.
... Musik ...
In 13 Minuten ist es ein Ur-Wir-Kommen zum Kultur-Teile-Mittag-Journal.
Neben Jean Giraudoux kann man Jean Anouilh als den auf deutschsprachigen Bühnen meistgespielten zeitgenössischen Franzosen bezeichnen.
Der 1910 geborene Dramatiker wurde an den meisten unserer Theater gespielt.
Colombes, Der Walzer des Toreros, Die Lerche oder Beckett gehörten zu den erfolgreichsten Aufführungen der 50er und 60er Jahre.
Das Theater in der Josefstadt hat nun Anuys Komödie, Leocadia, neu einstudiert, die heute in der Inszenierung des bekannten Berliner Theatermannes und Träger des Max-Reinhard-Rings, Boleslav Balog, Premiere hat.
Wilma Degische spielt die in die Literatur eingegangene Rolle der Herzogin, Sylvia Manners und Eugen Stark verkörpern ein junges Liebespaar.
Brigitte Hofer gibt einen Vorbericht auf den heutigen Premierenabend.
Nicht nur die bittersüße Liebesgeschichte zwischen einem jungen Ladenmädchen und einem schwermütigen jungen Prinzen ist Gegenstand der schon 1939 entstandenen Komödie Jean Anouis.
Vor allem die Schilderung der verfallenden Welt der Aristokratie, der Welt der Illusionen und unerfüllten Träume bildet ihre märchenhafte Atmosphäre.
Ein Thema, das einem so erfahrenen Theatermann wie Boleslav Barlok für seine Regiearbeit besonders reizvoll erscheint.
während meiner Direktionstätigkeit in Berlin, die ja 27 Jahre gedauert hat, fast alle Annuis gespielt.
Leocalia leider nie.
Da hatte ich nicht die Besetzung und außerdem ist das Stück in einem anderen Theater gespielt worden.
Man hat mir damals von der Presse vorgeworfen, Annui sei unter dem Pegel eines Staatstheaters.
Und nachdem ich weg war und Anoui gar nicht mehr gepflegt wurde dort, hat man jetzt laut gerufen, wo bleibt eigentlich Anoui, dieser zauberhafte Autor?
So ist das also mit den öffentlichen Meinungen.
Daran habe ich mich nie gehalten.
Ich finde, Anoui gibt dem Theater, was des Theaters ist, wunderbare Rollen, wunderbare, sehr präzise Handlungen.
Und ich finde ihn einfach hervorragend.
Ich finde, er ist fast ein, mit kleinen Abstrichen, ein Molière unserer Zeit.
Das Komödiantische an Leocadia beginnt mit dem Versuch der alten Herzogin für ihren Neffen, der nach dem Tod der schönen Sängerin Leocadia in Melancholie versunken ist, ein Mädchen zu engagieren, das durch seine Ähnlichkeit mit Leocadia deren Doppelgängerin darstellen soll.
Hören Sie Wilma Degischer und Silvia Manas in einem Probenausschnitt in den Rollen der Herzogin und des jungen Mädchens.
Da sind Sie also.
Ja, ich glaube.
Halten Sie sich gerade.
Wieso sind Sie nicht größer?
Ich weiß nicht.
Ich tue, was ich kann.
Sie müssen sich eben ernsthaft bemühen.
Sehen Sie, mein Kind, ich bin jetzt 60 Jahre alt und ich habe seit Lebens nur Luikansabsätze getragen und nicht solche Radrennfahrerschuhe wie Sie.
Was schätzen Sie, wie groß bin ich?
Ohne Schuhe.
Vielleicht 1,65?
Sehr gut.
Ich bin 1,63.
Aber das ist völlig unwichtig, denn sie werden mich niemals ohne Schuhe sehen.
Noch nie hat mich jemand ohne Schuhe gesehen.
Ausgenommen natürlich der Herzog, aber der war kurzsichtig wie ein Maulwurf.
Die Herzogin liebt ihren Neffen.
Sie lässt ihm die Eisbude, das Taxi, das Leocadia stets benützte, als Kultstätte für seine Erinnerung originalgetreu im Schlossgarten wieder aufbauen, den der gelangweilte Prinz, eugenstark, nun durchstreift, nur der Erinnerung an die drei aufregenden Tage mit Leocadia hingegeben.
Ich hatte beinahe die Hoffnung aufgegeben, jemals aus diesem Nebel von Langeweile herauszukommen.
Da erschien plötzlich eine Gestalt, die drei Tage lang Licht in das Dunkel brachte.
Eine Übergeschnappte, wenn sie so wollen, mit Windhunden und zahmen Schlangen, eine Frau, die abends aufstand und in der Morgendämmerung zu Bett ging und die ihre Nächte mit endlosem Gerede und Operngeträllere verbrachte.
Eine Orchideenesserin, die nur von Champagner und ihren vielen Leidenschaften lebte.
Eine Verrückte, die sich eines Abends mit ihrem Schal selbst erdrosselte, weil sie so heftig über Bach diskutiert hatte.
Diese Verrückte aber hat mich in diesen drei Tagen, bevor sie mich allein in dieser Öde zurückließ, die Kostbarkeit gewisser Fiktionen begreifen lassen.
Zwei hübsche Lippen, die immer nur ich lieber dich sagen, eine junge Haut, die man ständig liebkosen möchte,
dass diese großen Gefühle des Prinzen Täuschung waren und ihn nur die Leere und Sinnlosigkeit seines Lebens für kurze Zeit vergessen ließen.
Zu dieser Überzeugung kann er nach und nach gelangen, als er der Natürlichkeit, der Lebenslust und der spontanen Sinnlichkeit des jungen Mädchens Amanda nicht mehr widerstehen möchte.
Die Rollen des Mädchens und des Prinzen sind für ihre Darsteller seit jeher besonders attraktiv.
Vor Eugen Stark und Silvia Manas haben in früheren Inszenierungen der Leocadia im Theater in der Josefstadt Aglaya Schmid und Oskar Werner 1950 und Johanna von Kozjan und Helmut Lohner 1963 das Liebespaar gespielt.
Ein so zauberhaftes und zugleich komisches Stück wie es Anues Leocadia ist, sollte auf diese Weise auch heute seine Bühnenwirksamkeit nicht verloren haben.
Premiere im Theater in der Josefstadt.
Brigitte Hofer hat diesen Bericht gestaltet.
Zwei Uraufführungen Kärntner Autoren hat das Stadttheater Klagenfurt in seinen Herbstspielplan aufgenommen.
Den Einakter, das Spiel der Verrückten von Adolf Ulbick, ein Einakter der im Oktober vorgestellt wurde und Heinz Zechmanns Sulla oder die Laune des Diktators.
Diese Premiere findet heute statt.
Regisseur ist der Klagenfurter Oberspielleiter Julius Schwarz.
Den Vorbericht hat Heinz Felsbach vom Landesstudio Kärnten gestaltet.
Sulla, oder die Laune des Diktators, ist die Antwort des 53 Jahre alten Villacher Mittelschullehrers und Dichters Heinz Zechmann auf eine der vielen offenen Fragen in der abendländischen Geschichte.
Auf die Frage, warum dankte der erste auf Lebenszeit gewählte Diktator im alten Rom, Lucius Sulla, im Jahre 79 vor Christus am Höhepunkt seiner Macht, plötzlich ab.
Und die Antwort des Dichters, Sulla hatte genug von den Frauen, von der Politik, vom Regieren und Blutvergießen.
Und wandte sich höherem zu, der Philosophie, dem Theater.
Das Stück lebt von den Dialogen, von den Aussagen fertiger Charaktere, von den Problemen, die da ein Gaius Julius Caesar, ein Catalina oder ein Pompeius hatten, und die so manche aus der Gegenwart noch haben mag.
In dem folgenden Szenenausschnitt mit Gerd Eichern aus München als Sulla und Gerd Seid als Cäsar geht es um eine der vielen Launen des Diktators, um die Aufforderung Sullas an Cäsar, sich aus Staatsräson von seiner Frau Cornelia zu trennen.
Ich liebte Cornelia und liebe sie noch.
Wann wirst du sie verstoßen?
Ich würde sie nie verstoßen.
Da liest das.
Wer eine vom Staatswohl gebotene Änderung der Familienbeziehungen verweigert, gilt als geecht.
Wenn das Gesetz wird, ist das Staat ruiniert.
Das wird nicht Gesetz.
Nicht bei mir.
Der Vorschlag ist von Lucius Cornelius Cina.
Vom Vater also deiner Cornelia?
Er wollte damit seine Geliebte aus den Armen eines Trunkenwoltes befreien.
Um einen Menschen zu retten, wollte er den Staat vernichten.
Ich, Julius Cäsar, reite lieber den Staat und vernichte dafür einen Menschen.
Heinz Zechmann schreibt seit 15 Jahren.
Sieben seiner zehn Bühnenstücke sind bisher aufgeführt worden.
Wie will der Autor selbst diesen Sulla interpretiert wissen?
Ich möchte mit diesem Stück eigentlich nur einen bescheidenen Beitrag leisten zur Klärung eines Falles.
Der Fall Sulla ist insofern ungeklärt, als bis zum heutigen Tag niemand wirklich weiß, was diesen Mann bewogen hat, auf die Alleinherrschaft so plötzlich zu verzichten.
Nachdem die Historiker es nicht wissen,
dachte ich mir, dass vielleicht einer der Stücke schreibt es wissen kann.
Wissen unter Anführungszeichen.
Sehen Sie Parallelen vom Sulla zur Gegenwart?
Natürlich.
Sulla ist ein faszinierender Mann und ein faszinierender Mann reicht über die Jahrtausende hinweg und kann heute wieder durch seine Art Leute faszinieren.
Mir geht es nicht so sehr um Sachprobleme.
Ich will ja kein Kritiker der römischen Politik jener Tage sein, sondern ich will dem Publikum einen interessanten Menschen zeigen.
Und ein interessanter Mensch verliert nie an Interesse.
Gibt es für Sie einen Sulla oder eine Art Sulla heute noch?
Wenn ich derzeit die Politik betrachte, würde ich sagen, dass im Augenblick kein solcher Mensch lebt.
Aber das war ja gerade das Interessante an Sula, dass er ein Beispiel gegeben hat, wie Politiker auch sein könnten.
Sie hörten einen Beitrag von Heinz Felsbach.
In drei Minuten ist es 13 Uhr.
Wir schließen das Journal mit Meldungen.
Türkei.
Im Erdbeben-Katastrophengebiet im äußersten Osten der Türkei sind die Aufräumungs- und Rettungsarbeiten in vollem Gang.
Bisher hat man etwa 1000 Todesopfer geborgen.
Die Gesamtzahl der Toten dürfte über 3000 liegen.
Das Erdbeben im Zentrum mit der Stärke von 7,6 nach der Richterskala erschütterte ein Gebiet von der Größe Österreichs ohne die beiden westlichen Bundesländer.
Am ärgsten betroffen wurden die Bezirke nördlich des Warnsees.
In der Stadt Muradiye blieben nicht einmal fünf Prozent aller Häuser erhalten.
Der türkische Rundfunk sendet Trauermusik.
Über eine Luftbrücke werden aus Ankara Hilfsgüter in den Osten des Landes gebracht.
Österreich Finanzminister Androsch versicherte in einem Interview zum Abschluss der Budgetberatungen im Finanz- und Budgetausschuss des Nationalrates, bei den gegenwärtigen Aufgaben des Bundeshaushaltes werde es bis zum Ende der Legislaturperiode keine neuen Steuererhöhungen mehr geben.
Auf der Ausgabenseite denke man jedoch an weitere Einsparungen.
Der ÖVP-Bundesparteivorstand hat einen Initiativantrag zur Abänderung des Krankenanstaltengesetzes angekündigt, wonach der Bund, wie bis zum Jahr 1975, 28 Prozent der Spitalsdefizite abdecken soll.
Mit der Vernehmung des ehemaligen Geschäftsführers des Baurings, Hubert Zöllner, wurde in Wien der Prozess gegen die Geschäftsführung des ehemals größten österreichischen Bauunternehmens fortgesetzt.
Das Gesundheitsministerium weist darauf hin, dass es bei der Versorgung mit dem Impfstoff für die Polio-Schluckimpfung in Wien sowie in einzelnen Bezirkshauptstädten Oberösterreichs, der Steiermark und Niederösterreichs zu Engpässen kommt.
Die Ursache ist ein Ansturm von Interessenten.
Morgenmittag dürfte wieder genügend Impfstoff zur Verfügung stehen.
Die Wiener Stadtverwaltung hat heute beschlossen, notwendige Reparaturarbeiten an der Wiener Nordbrücke so schnell wie möglich durchführen zu lassen.
Die Arbeiten werden voraussichtlich morgen um 9 Uhr beginnen und bis spätestens Sonntagmittag abgeschlossen werden.
Während dieses Zeitraumes wird eine Fahrbahn der Nordbrücke stadteinwärts gesperrt.
Die reparaturbedürftige Denfuge wird ständig von einem Werkmeister überwacht.
Tschechoslowakei.
In der Stadt Ostrau ist heute früh aus bisher ungeklärter Ursache eine unter einer Brücke montierte Gasleitung explodiert.
Dabei wurden 32 Personen verletzt, die meisten von ihnen schwer.
Während des Zeitpunktes der Explosion befanden sich ein Autobus und ein PKW auf der Brücke.
Deutsche Demokratische Republik.
Das SED-Organ Neues Deutschland nahm heute die Kampagne gegen den Komponisten und Liedersänger Wolf Biermann wieder auf.
Das Blatt zitiert Äußerungen von Intellektuellen, in denen die Ausbürgerung Biermanns gut geheißen wird.
Italien.
Die kommunistisch-sozialistische Stadtverwaltung von Neapel ist heute nach einer Nachtsitzung wegen Meinungsverschiedenheiten innerhalb der Koalition zurückgetreten.
Kommunisten und Sozialisten hatten Neapel seit September 1975 mit Unterstützung von 33 der 80 Abgeordneten der Stadtversammlung verwaltet.
Mit diesen Meldungen, meine Damen und Herren, ist das Journal beendet.
Die Redaktion meldet sich wieder um 18.15 Uhr im Programm Österreich 1 mit dem Abendjournal.