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Marker setzen in: Mittagsjournal 1977.04.09
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KI-generiertes Transkript
Mittagsjournal.
Eine angenehme Mittagsstunde, meine Damen und Herren.
Am Mikrofon ist Bruno Berger.
Die Schlagzeilen.
Großfahndung nach den Mördern des westdeutschen Generalbundesanwaltes Buback.
Drei Männer, bekannte Anarchisten, verdächtigt.
Spuren führen auch nach Österreich.
Ostern 1977 im Heiligen Land unter massiven Sicherheitsvorkehrungen.
Zehntausende Touristen feiern Ostern in Rom und eklatanter Widerspruch zwischen sowjetischer Anti-Religionspolitik und praktizierenden Gläubigen im kommunistischen System.
Griechenland im Zeichen umfassender Streiks und Kultur, Vorschau auf Herbert Lederers neue Produktion im Theater am Schwedenplatz, Napoleon von Adolf Paul.
Soviel also zum Programm.
Nun die Nachrichten.
Adolf Poyntl ist für Sie verantwortlich, Sprecherin ist Melitta Czapka.
Bundesrepublik Deutschland.
Zwei Tage nach dem Attentat auf den obersten westdeutschen Ankläger Bubak fahnden die deutschen Sicherheitsorgane intensiv im gesamten Bundesgebiet nach den drei Tatverdächtigen Günter Sonnenberg, Knut Volkerts und Christian Klar.
Die Namen der drei Anarchisten stehen auch auf den Fahndungslisten in Österreich und in der Schweiz.
Sie werden unter anderem beschuldigt, am 5.
Jänner des Vorjahres bei Lörrach einen Schweizer Grenzbeamten niedergeschossen zu haben.
Nach den bisherigen Ermittlungen der Polizei soll Sonnenberg das Motorrad gemietet haben, das die Attentäter in Karlsruhe benützten.
Im Bonner Außenamt tritt zum Mittag unter dem Vorsitz des amtierenden Regierungschefs Außenminister Genscher eine Ministerrunde zusammen.
Innenminister Mayhofer sprach sich in einem Radio-Interview abermals gegen eine Verschärfung der geltenden Gesetze aus.
Er sagte, bei der Bekämpfung des Terrorismus sollte man die vorhandenen Gesetze voll ausschöpfen und bis an die äußerste Grenze gehen.
Das Verlangen der CDU-CSU-Opposition, die Gespräche zwischen Verteidigern und Mandanten zu überwachen, lehnt Mayhofer ab.
Er bemerkte dazu, es sei gerade das Ziel der Terroristen, den Staat zu Überreaktionen zu veranlassen.
Österreich.
Der neuerliche Winterrückfall hat in fast allen Bundesländern Einfluss auf die Verkehrssituation.
Auf der Westautobahn liegt Schneematsch vom Wiener Wald bis Salzburg.
Der Semmering meldete am Morgen 18 Zentimeter Neuschnee.
Für alle Bergstraßen benötigt man zurzeit Winterausrüstung, für die Hochalpenstraßen sind Ketten erforderlich.
Der Hochtanberg wurde vorübergehend gesperrt, ebenso die Strecke Lechwardt und der Plöckenpass.
Am gestrigen Karfreitag haben sich in Österreich 127 Verkehrsunfälle mit Personenschaden ereignet.
Dabei wurden sechs Personen getötet und 190 verletzt.
Am Karfreitag des Vorjahres lagen die Zahlen erheblich höher.
Außerdem haben die Sicherheitsorgane gestern 3129 Fahrzeuglenker wegen Überschreitung der Höchstgeschwindigkeit angezeigt oder bestraft.
65 Führerscheine wurden vorläufig abgenommen.
Der Obmann des ÖVP-Seniorenbundes Wittalm forderte heute eine Berücksichtigung des Umstandes, dass die Inflation und zusätzliche Belastungen durch öffentliche Preis- und Tariferhöhungen die Pensionisten besonders hart treffen.
Der speziell auf die ältere Generation abgestimmte Pensionistenverbraucherpreisindex sollte als Wegweiser für erforderliche Maßnahmen in der Pensionsentwicklung berücksichtigt werden.
Im Einzelnen verlangte Vitalm neuerlich eine Erhöhung des Pensionistenabsatzbetrages von derzeit 2.000 auf 2.500 Schillingen.
Staatssekretär Weselsky erklärte heute in der sozialistischen Korrespondenz, neben der multilateralen Entwicklungshilfe komme direkten bilateralen Projekten eine immer größere Bedeutung zu.
Als Beispiel nannte Weselsky, dass sich in Indonesien eine Genossenschaftsstruktur nach österreichischem Muster entwickle, ein österreichischer Lungenfacharzt zwei Jahre lang den Gesundheitsdienst Kenias beraten werde,
In Oberwolta, in einer mit österreichischer Hilfe errichteten Berufsschule, 250 Schüler unterrichtet werden und von österreichischen Experten bolivianische Bergleute ausgebildet werden.
Diese Beispiele, betonte Weselsky, charakterisierten das partnerschaftliche Prinzip der österreichischen Politik gegenüber den Ländern der dritten und vierten Welt.
Saire Als erstes afrikanisches Land hat Marokko auf den Hilfsappell des Präsidenten Mobutu an die Organisation afrikanischer Staaten reagiert und Truppen nach Saire entzahnt.
Sie sollen die Armee Saires im Kampf gegen die aus Angola in die Provinz Shaba eingedrungenen Katanga-Gendarmen unterstützen.
Angaben über die Stärke der marokkanischen Einheiten, die auf dem Luftweg nach Saire gebracht wurden, liegen nicht vor.
In informierten Kreisen von Rabatt ist von 600 bis 800 Mann die Rede.
Präsident Mobutu hat unterdessen für heute eine neue Massenkundgebung in Kinshasa ankündigen lassen, in deren Verlauf er zur jüngsten Entwicklung Stellung nehmen will.
Die in Saire verbotene Revolutionäre Volkspartei hat die Intervention Marokkos unterdessen scharf verurteilt.
In einer in Paris veröffentlichten Erklärung wird König Hassan der Einmischung bezichtigt.
Kuba, Sowjetunion Der kubanische Staats- und Parteichef Castro ist heute aus Moskau kommend nach Havanna zurückgekehrt.
Castro hat in den vergangenen fünf Wochen mehrere afrikanische Staaten, die Deutsche Demokratische Republik und die Sowjetunion besucht.
Kurz nach seiner Abreise aus Moskau meldete die Nachrichtenagentur TASS, sowjetische Techniker würden sich am Bau des ersten Kernreaktors auf Kuba beteiligen.
Die erste Ausbaustufe dieses Atomkraftwerkes soll eine Leistung von 400 Megawatt haben.
Nach Fertigstellung des Reaktors wird die Kapazität 1700 Megawatt betragen.
USA
Offenbar als Gäste der Entspannung haben die amerikanischen Behörden die Aufklärungsflüge über Kuba eingestellt.
Wie erst jetzt bekannt wurde, sind seit dem Amtsantritt von Präsident Carter keine derartigen Erkundungsflüge mehr durchgeführt worden.
Allerdings will die Regierung in Washington trotz der Bemühungen um eine Normalisierung der Beziehungen zwischen den beiden Ländern das Handelsembargo gegenüber Kuba aufrechterhalten.
Kuba wiederum besteht darauf, dass der Handelsboykott der USA aufgehoben wird, bevor weiter über eine Entspannung verhandelt wird.
Die USA verlangen außerdem Aufklärung über das Schicksal von amerikanischen Gefangenen auf Kuba, eine Entschädigung für beschlagnahmte amerikanische Güter und eine Diskussion über Menschenrechtsfragen.
Pakistan Die Unruhen nach den Parlamentswahlen vom vergangenen März erreichten heute einen neuen Höhepunkt.
Bei einer Massendemonstration der Oppositionellen Nationalallianz anlässlich der Eröffnungssitzung des neuen Provinzparlaments in Lahore forderte das harte Vorgehen der Polizei mindestens zwölf Menschenleben, etwa 100 Personen wurden verletzt.
Tausende Manifestanten hatten sich dem Parlamentsgebäude genähert und die Sicherheitsbeamten mit Steinen beworfen.
Die Protestierenden wurden mit Schüssen und Tränengasgranaten auseinandergetrieben.
Die Opposition beschuldigt Ministerpräsident Butto und seine Volkspartei, die Wahlergebnisse gefälscht zu haben, und fordert den Rücktritt des Ministerpräsidenten und Neuwahlen.
Wie ferner bekannt wird, ist heute der amtierende Vorsitzende der Nationalallianz, Khan, verhaftet worden.
Er war der letzte Spitzenpolitiker der Opposition, der sich nach den jüngsten Verhaftungswellen noch in Freiheit befand.
Syrien, Sowjetunion Präsident Assad wird am 18.
April zu einem offiziellen Besuch in die Sowjetunion reisen.
Nach einer Meldung der sowjetischen Nachrichtenagentur TASS folgt Assad einer Einladung von Staatspräsident Vadhorny.
Bei den Gesprächen sollen nach Ansicht politischer Beobachter in erster Linie die Lage im Nahen Osten und eine weitere sowjetische Wirtschaftshilfe für Syrien besprochen werden.
Assad will in naher Zukunft auch mit Präsident Kater zusammentreffen.
Soweit die Meldungen und nun zum Wetter.
Die Wetterlage.
Eine Kältewelle polaren Ursprungs hat den größten Teil des europäischen Kontinents überflutet.
Auch Spanien ist von dem Kälteeinbruch erreicht worden, der in dieser Jahreszeit als normales Wetterereignis anzusehen ist.
Die intensivste Verschlechterung verzeichnet Italien mit Gewittern und Unwettern, sowie die Ostalpen mit verbreiteten örtlich ergiebigen Schneefällen, die zu akuter Lawinengefahr führen.
Die Position des Tiefdrucksystems im adriatisch-panonischen Raum wird sich über Ostern nur unwesentlich ändern.
Die Aussichten bis morgen früh.
Allgemein bedeckt und weitere Schneefälle.
Im Osten Schneeregen oder Regen.
Mäßiger Wind aus West bis Nord.
Tageshöchsttemperaturen minus 1 bis plus 4 Grad.
Im Südosten bis 6 Grad.
Temperaturen morgen früh minus 6 bis 0 Grad.
Und die Aussichten für morgen.
Im größten Teil Österreichs stark bewölkt bis bedeckt und weitere örtlich ergiebige Schneefälle.
Nur in Vorarlberg Tendenz zu leichten Auffällungen.
Mäßiger Wind aus West bis Nord, Tageshöchsttemperaturen minus 1 bis plus 3 Grad.
Es ist jetzt 10 Minuten nach 12 Uhr und wir beginnen heute mit unserer aktuellen Berichterstattung, mit einem Bericht aus Westdeutschland, wo die Ermordung des Generalbundesanwaltes Siegfried Bubak zentrales Thema nicht nur in der Bevölkerung ist, sondern natürlich vor allem die Sicherheitskräfte im vollstem Einsatz, Alarmbereitschaft sieht.
Was ist bisher geschehen, um eine Rückblende anzubringen?
Donnerstagvormittag, wenige hundert Meter von seinem Büro entfernt, wird Siegfried Bubak, profilierter Terroristenjäger, von zwei Verbrechern kaltblütig in seinem Wagen ermordet.
Mit ihm stirbt sein Fahrer.
Ein Kriminalbeamter wird schwerstens verletzt.
Es besteht die Gefahr einer Querschnittlähmung.
Zwei Personen, zwei Mörder auf einem Motorrad flüchten nach der Tat.
Die Sicherheitsbehörden haben umgehend eine Großverhandlung eingeleitet.
Ein Verdächtiger wird verhaftet.
Allerdings bald wieder, weil nicht beteiligt, angeblich nicht beteiligt, wieder freigelassen.
Der deutsche Innenminister Werner Mayhofer rechnet nun damit, dass die Ermittlungen gegen die Mörder Bubaks schon in kurzer Zeit zu ersten Erfolgen führen.
In einem Interview verwies der Minister darauf, dass für die Fahndung nach Terroristen in den letzten Jahren moderne Methoden entwickelt wurden, auf die man jetzt zurückgreifen könne.
Mayhofer wies darauf hin, dass die Terroristenszene international verflochten ist und dass es deshalb bei der Terrorismusbekämpfung auf eine internationale polizeiliche Zusammenarbeit ankommt.
Auf die Frage, ob der Bürger nach dem Mord an Bubak um seine eigene Sicherheit besorgt sein müsse, meinte Mayhofer, gegen blanken Mord gäbe es niemals eine absolute Sicherheit.
Der Staat unternehme aber seit Jahren außerordentliche Anstrengungen, um mit der Herausforderung des Terrorismus fertig zu werden.
Allerdings bei allen optimistischen Äußerungen Mayhoffers, ob sich der Erfolg so rasch einstellen wird, bleibt abzuwarten.
Ein Phantombild jenes Mannes, der sich das Motorrad von einer Firma ausgeliehen hat, mit dem das Verbrechen dann durchgeführt wurde, ein Phantombild wurde veröffentlicht und geht bereits durch die Massenmedien.
Und ausgehend davon glauben die deutschen Fahnder, den Kreis der unmittelbar Beteiligten enger gezogen zu haben.
Und sie kommen immer wieder auf drei Männer zu sprechen, die unmittelbar verdächtig erscheinen.
Auf den 23-jährigen Günter Sonnenberg, den 25-jährigen Knut Volkers und den 25-jährigen Christian Klar.
Und bei der Nennung dieser drei Namen ergeben sich auch Verbindungen in die Schweiz und auch zu uns nach Österreich.
Klaus Emmerich hat in diesem Zusammenhang recherchiert und ich bin nun mit ihm via Leitung nach Bonn verbunden.
Guten Tag Herr Emmerich.
Ja, guten Tag.
Wenn der amtierende Bundeskanzler
Westdeutschlands, derzeit Außenminister Hans-Dietrich Genscher mit seinen Kollegen Bundesinnenminister Mayhofer und Bundesjustizminister Vogel sowie Kanzleramtsminister Wischniewski in diesen Minuten hier in Bonn eine erste Bestandsaufnahme der Fahndung nach den Mördern von Bubak und seinem Chauffeur vornimmt, so stellt sich die Lage etwa folgendermaßen dar.
Einen direkten Erfolg hat die andauernd weitergeführte Alarmfahndung bis in diesen Minuten zwar noch nicht erbracht, aber das Bundeskriminalamt fühlt sich in seiner Wertung mehr und mehr bestätigt, dass die Gewaltanarchisten, die Sie schon genannt haben, Sonnenberg, Klar und Volkerz,
verdächtig auch in Österreich Verbrechen begangen zu haben, dass diese drei vielfach schwer belasteten Mitglieder einer sogenannten revolutionären Zelle in ganz unmittelbarem Zusammenhang mit jenem Feuerstoß von 13 Schüssen aus einer Maschinenpistole zu bringen sind, der am Donnerstagmorgen zum Tod des schärfsten Fahnders und obersten Anklägers der Bundesrepublik Deutschland, Hemi von Bubak, geführt hat.
Nachdem die Fahndungsfotos gestern Abend im Fernsehen gezeigt worden waren, trafen bei der Polizei zahlreiche Hinweise ein.
In der unterkühlten Amtssprache der Polizei werden sie als sachdienlich bezeichnet.
Über Art, Qualität und Auswertungsmöglichkeit schweigen sich die Sicherheitsbehörden derzeit noch aus.
Die genannte Ministerrunde in Bonn soll nach neuesten Informationen den Eindruck erhalten haben, dass man tatsächlich eine erste heiße Spur neben dem spekulärsten Mordfall europäischer Stadtguerillas verfolgt.
Diese Verfolgung spielt sich in einem internationalen Rahmen ab, wie er bisher bei der Bekämpfung des Terrorismus noch kaum zu beobachten war.
In Westdeutschland selbst wird die Großfahndung unvermindert und mit neuen geografischen und personellen Zielrichtungen fortgeführt.
Die Sicherheitsbehörden in Österreich, der Schweiz, Frankreich und darüber hinaus, um das noch zu ergänzen, was Sie schon gesagt haben, Herr Berger, in den Benelux-Staaten Dänemark und Schweden sind direkt eingeschaltet.
Westdeutsche Experten glauben, der Verdacht erhärte sich, dass die des Terrorismus verdächtigten Sonnenberg-Claron-Volkerts mit mehreren Verbrechen in Österreich in Verbindung stehen.
Mit dem Banküberfall auf der Kärntnerstraße in Wien am 14.
Dezember letzten Jahres, mit der inzwischen verurteilten westdeutschen Waltraut Bug.
Diese Gruppe soll außerdem direkt oder indirekt am Diebstahl von 30 Kilogramm Sprengstoff in Österreich beteiligt sein und schließlich den Einbruch im Passamt von Landegg am 12.
November 1976 begangen haben, wo 40 ausgefüllte Reisepässe geraubt wurden sowie 350 unausgefüllte Personalausweise und Waffenscheine.
Außerdem erklären die westdeutschen Sicherheitsbehörden, sie seien sicher, dass die gleiche Gruppe an der deutsch-schweizerischen Grenze einen schweizerischen Zollbeamten niedergeschossen hat.
Der dabei gefundene dänische Personalausweis war kurz vorher in Kopenhagen entwendet worden.
Die schwedische Polizei soll ihre erste Wertung revidiert haben, wonach die drei nun Verdächtigen nicht in direkten oder indirekten Zusammenhang mit der in Stockholm vor wenigen Tagen entdeckten Terroristengruppe stehen könnte.
Übereinstimmend halten es westdeutsche und schwedische Sicherheitsexperten jetzt für möglich, dass die Ermordung von Generalbundesanwalt Bubek in direkten Zusammenhang mit dem derzeit laufenden Prozess in Düsseldorf gegen die Attentäter auf die deutsche Botschaft in Stockholm zu sehen sind.
Nach dieser Beurteilung gibt es eine Zentralfigur mehrerer sonst selbstständig operierender Terroristengruppen, nämlich den westdeutschen Rechtsanwalt Siegfried Haag, früher Verteidiger des inzwischen verstorbenen Anarchisten Holger Mainz, eines Mitglieds der Bader-Meinhof-Bande.
Haag wird vorgeworfen, er habe den Überfall auf die deutsche Botschaft in Stockholm im Frühjahr 1975 organisiert und die Waffen dafür beschafft.
Haag ist im Mai 1975 in den Untergrund gegangen und wurde 1976 zufällig
bei einer Routinekontrolle der Autobahnpolizei in Hessen gefasst.
Dabei wurden bei HAG verschlüsselte Unterlagen für Pläne zur Entführung und Geiselnahme mehrer politischer Persönlichkeiten Westdeutschlands gefunden.
Den Namen wollen die westdeutschen Sicherheitsbehörden auch heute noch nicht nennen.
Bei der Verhaftung von Waag stellt sich aber auch heraus, dass die genannten revolutionären Zellen, die normalerweise in kleinen Gruppen von vier bis sechs Personen operieren, zwar ideologisch und organisatorisch lockerer arbeiten als die Terroristen der sogenannten ersten Generation, aber sie sind zu direkteren Taten entschlossen.
Dies zeigt, wie die westdeutsche Analyse weitergibt,
Nicht nur die Serie von 130 Sprengstoffanschlägen und mehr als doppelt so viel Banküberfällen in Westdeutschland während der letzten zwölf Monate, sondern erstmals eindeutig der geplante Direktmord an Generalbundesanwalt Buback und seinem Chauffeur.
Inzwischen werden neue Zahlen über den von Westdeutschland ausgehenden Terrorismus genannt.
Als harter Kern der verschiedenen revolutionären Zellen unter Anführungszeichen mit terroristischen Plänen gelten etwa 800 bis 1.000 Personen.
Dazu kommen etwa 5.000 Sympathisanten im In- und Ausland, die in mehreren Berufsgruppen, vor allem in intellektuellen Kreisen von der Polizei vermutet werden.
Der harte Kern der westdeutschen Terroristen unterhält etwa 100 sogenannte konspirative Wohnungen und ein eigenes Nachrichtensystem mit einem Code- und Verschlüsselungsverfahren, in das einzelne Personen, oft auch Verteidiger von Gewaltanarchisten, eingeschaltet werden, ohne dass sie es überhaupt immer wissen oder bemerken.
Die Geldbeschaffung erfolgt weiterhin über Banküberfälle.
Erstmals berichten westdeutsche Sicherheitsbehörden, dass aus den Depots amerikanischer Truppen und der westdeutschen Bundeswehr nicht nur Handfeuerwaffen in zunehmender Zahl verschwinden, sondern auch mittlere und schwere Waffen, die gegen gepanzerte Polizeifahrzeuge eingesetzt werden könnten.
Zum sogenannten Handwerkszeug zählen außerdem gestohlene Pass- und Ausweisformulare wie etwa jene von Landeck.
Die Arbeitsmethoden verfeinern sich im Vergleich etwa zu früheren Terrorismuswellen, sagt die Polizei, weil einige der vor einigen Jahren verurteilten Terroristen heute wieder auf freiem Fuß sind und die meisten nach ihrer Freilassung aus Strafanstalten sofort im internationalen Untergrund verschwinden.
Die Frage, ob diese neue, für die Sicherheitsbehörden nach wie vor schwer übersehbare Terroristenszene in Verbindung zu bringen ist mit Gruppen des Linksextremismus, wird von westdeutschen Sicherheitsbeamten zurückhaltend beantwortet.
Die politische Absage an Rechtsstaat, an parlamentarische Demokratie und die Bejahung von Gewalt als Mittel der politischen Auseinandersetzung führen einer zunehmenden Zahl von Einzelfällen zu personellen und ideologischen Verflechtungen.
zwischen Terroristen und Linksextremisten.
Dies habe sich nachweisbar bei den letzten Demonstrationen gegen den Bau von Kernkraftwerken in Brockdorf und Gronde gezeigt, wo linksextreme Gruppen eindeutig zu den Organisatoren der Gewaltanwendung zu rechnen seien.
Unter den obwaltenden Umständen fühlen sich die zuständigen westdeutschen Behörden in ihrem Urteil bestätigt, dass der internationale Terrorismus mit neuen Formen, einem erweiterten Kreis von Tätern und Sympathisanten und teilweise mit einer veränderten Strategie nach wie vor zu gefährlichen Aktionen fähig sei.
Damit zurück von Bonn nach Wien.
Ja, Herr Immerich, vielleicht noch eine Zusatzfrage.
Wir müssen uns ja langsam damit vertraut machen, dass man ähnlich wie bei Computern von neuen Generationen der zweiten Generation von Terroristen sprechen muss.
Ja, und ohne Panikmache betreiben zu wollen, es ist ja vielleicht doch noch während der Feiertage damit zu rechnen, dass es weitere Aktionen geben wird.
Gibt es da Hinweise in dieser Richtung?
Es gibt Leute unter den Sicherheitsbeamten, die sagen, es sei üblich, dass bei einem erfolgreichen Schlag, erfolgreich im Sinn der Terroristen, wie der Tod von Generalbundesanwalt Buback, sogenannte Nachfolgedaten kämen.
Natürlich kann man sich vorstellen, wenn man sich die Bilder vergegenwärtigt, lange Autoschlangen an allen Grenzen und auch sonst verstopfter Straßen, das Ostern einlädt.
Auf der anderen Seite wissen die Polizeibehörden nichts über neue Pläne konkret.
Sie sind aber auf alles gefasst, deshalb ja auch die
Alarmfahndung, diese sogenannte da mit tausendenvolle Polizeibeamten, das ist ja nicht nur um die Täter von Karlsruhe zu fangen, sondern auch um neue Täter abzuhalten oder abzuschrecken, wobei man immer wieder ein Fragezeichen hinter machen muss, ob denn Leute, die zu so etwas fähig sind, sich durch Polizei, selbst durch gepanzerte Fahrzeuge abhalten lassen.
Wir hoffen, dass es bei diesem Fragezeichen bleibt und dass also nichts weiteres in dieser Richtung geschieht.
Danke, Herr Immerich, und auf Wiederhören.
Auf Wiederhören.
Und wir, meine Damen und Herren, setzen jetzt neun Minuten vor halb eins fort mit einem Blick in Österreichs Zeitungen.
Wir bringen die Presse schau.
Übermut tut selten gut, meint Viktor Reimann an die Adresse der Regierungspartei gerichtet in der Kronenzeitung zur derzeitigen innenpolitischen Situation und für dem Einzelnen aus.
Die SPÖ beklagt sich bitter über Österreichs Zeitungen, die mit Ausnahme der eigenen Parteiblätter die Bestellung des Juso-Funktionärs Dr. Keller zum Generalsekretär des ORF eindeutig ablehnen.
Die SPÖ gebärdet sich dabei so, als wäre sie das Opfer einer beispiellosen Hetze, die von der ÖVP ausginge und von den unabhängigen Zeitungen übernommen würde.
Mit dieser Haltung zeigt sich die SPÖ nicht nur als überempfindlich gegenüber Kritik, sondern auch, was noch schlimmer ist, als unfähig Fehler einzusehen.
Das wiederum beweist, dass sie offensichtlich zu lange an der Macht zu sein scheint.
Victor Reimann fährt dann fort.
Ganz sicher ist Kreisky auch für den Fall Keller nicht persönlich verantwortlich.
Dahinter stecken der Ehrgeiz seines Justizministers Broda und das diplomatische Ungeschick des ORF-Generalintendanten Oberhammer.
Doch gerade dessen Ernennung, die auf den Vorschlag Brodas zurückzuführen ist, zeigt doch deutlich, was für unfähige Leute auf dem Gebiet der Medienpolitik vom Justizministerium angeboten werden.
Sollen wir neben einem Oberhammer auch noch einen Keller aufgehalst bekommen?
Das hieße, zur Unfähigkeit noch politischen Extremismus in Kauf nehmen zu müssen.
Die Schlussfolgerung der Kronenzeitung?
Es wäre deshalb gut, Kreisky würde sich beim Skilaufen in Lech die Sache nochmals gründlich überlegen.
Aus dem Fall Keller könnte für die SPÖ leicht ein neuer Fall Fussach werden.
In der kleinen Zeitung konstatiert Fritz Tschockich, die SPÖ-Führung zeige derzeit eine erstaunliche ORF-Nervosität.
Unter dem Titel, wie die Maus und die Jungfer, merkt er darüber hinaus an, die folgende Affäre gehen weit über diesen Fallkeller hinaus.
Die chaotischen Vorgänge rund um den österreichischen Rundfunk begünstigen auch jene Kräfte, die schon seit jeher in diesem Bereich im Trüben gefischt haben.
So kann es nicht verwundern, wenn etwa nun ein Wiener Kolportageblatt neuerlich seine Stunde gekommen sieht, um den alten Plan eines eigenen kommerziellen Senders durchzusetzen.
Schon wiederholt wurde versucht, die Regierung in dieser Frage weich zu klopfen und zu einer Gesetzesänderung zu bewegen, damit die Errichtung eines solchen privaten Senders in Verbindung mit Radio Luxemburg möglich wird.
In einer wilden Kampagne soll nun offenbar durchgedrückt werden, was sich in den letzten Jahren als unerreichbar erwies.
In den oberösterreichischen Nachrichten geht Hermann Polz speziell auf eine Bemerkung der sozialistischen Korrespondenz ein, in der es hieß, die konservativen Blätter wollten die Rolle einer neuen Partei spielen.
und über den Rundfunk die Macht im Staat erringen.
Dazu Hermann Polz.
Dank der SK habe ich jetzt erkannt, wo wir sind.
Hätten wir es nicht, dieses wertvolle Instrument zur Selbsterkenntnis, wir stünden da und hätten keine Ahnung von uns.
Während die Drohung mit einem neuen Rundfunkvolksbegehren viele sozialistische Funktionäre erschreckte, witterte Kreisky darin sogleich eine Chance für sich und die in seinem Besitz befindliche sozialistische Partei.
Diese Partei hat nämlich ein Feindbild dringend nötig, um ihre Mitglieder und Anhänger zu mobilisieren und aus jener Trägheit zu reißen, die sich mit dem längeren Alleinbesitz der Macht unweigerlich einstellt.
Vollends dann, wenn die Opposition noch immer zu keiner bedrohlichen Größe geworden ist.
Da es die ÖVP nicht dahin gebracht hat, versucht nun die SP aufgrund des Stichwortes Volksbegehren die unabhängigen Zeitungen in die Rolle einer Ersatz-VP zu drängen.
Wenn nämlich die VP nicht zum gefährlichen Gegner wird und die unabhängigen Zeitungen sich nicht dazu aufbauen lassen, läuft die SP ja wahrhaftig Gefahr, in eitler Selbstgefälligkeit und im Götzendienst an Kreisky zu versumpfen.
So kindisch, hysterisch und panikartig die Reaktion der SP auf die Volksbegehrensüberlegungen zunächst wirken, so sehr entsprechen sie einem taktischen Konzept,
die Gelegenheit mit einer Flucht nach vorne zum Aufbaukampf für die eigene Partei und ihren Vorsitzenden zu nützen.
In dieses Horn stößt auch Alfred Peierleitner im Kurier, wenn er schreibt... Noch eine Klage ließ der Kanzler vom Arlberg erschallen.
Ihm sind die Zeitungen zu wenig objektiv.
Merke immer wieder, objektiv ist, wenn man Kreisgelobt.
Doch auch hier widerlegt man am besten Sonnenkönig mit Sonnenkönig.
Niemand kann mehr einreden, dass es einen objektiven Journalismus gibt.
Das verlangt auch niemand.
Bei guten Journalisten merkt man bei jedem Satz das Engagement.
So predigte es Bruno Kreisky am 1.
Februar jungen Presseleuten.
Er hätte noch hinzufügen können, objektive Politiker, die gibt es nämlich auch nicht.
Hingegen Journalisten, die sie auf ihre Widersprüche hinweisen.
Aber besser ist es wohl, das grantige Brummen aus Lech nicht übertrieben ernst zu nehmen.
Hier verhaspelt sich nur der beste Polit-Schauspieler des Landes immer tiefer in seine bekannte Schwäche.
Ebenso pointenreich wie inkonsequent zu sein.
Und andere zu hauen, wenn er selber Fehler macht.
Die Hofleute sehen betretend zu, aber die Öffentlichkeit bemerkt doch, dass dem großen Alten einiges passiert ist.
Man wird ihm nicht helfen können, so oder so.
Keine Kommentare zu diesen Themenkreisen in den heutigen sozialistischen Zeitungen.
Stattdessen setzt sich beispielsweise im SPÖ-Zentralorgan Arbeiterzeitung Hans Besenböck mit dem Konzept der Bundeswirtschaftskammer für Einsparungen bei den Krankenkassen auseinander und meint dazu,
Das ist es, was am Konzept der Kammerherren stört, dass die großen Probleme unberücksichtigt bleiben, während gleichzeitig Vorschläge gemacht werden, den Versicherten da und dort eine Kleinigkeit herauszureißen, und dass die Gefahr besteht dabei, die Prinzipien von Risken, Gemeinschaft und versicherten Solidarität zu durchlöchern.
Diese Prinzipien aber bilden die Basis der sozialen Krankenversicherung, unterscheiden sie von den Privatversicherungen.
Das Resümee in der Arbeiterzeitung.
Die Wirtschaftsvorschläge sind ein Stück Gesellschaftspolitik der Rechten, fein verpackt in ein Sparpaket für die Krankenkassen.
Soweit also die Presseübersicht.
Die Zitate hat Erich Eichinger ausgewählt.
Es ist in zwei Minuten halb eins.
Ein Kalenderzufall bringt heuer eher eine seltene Situation, was den Osterkalender betrifft.
Heuer feiern Katholiken, Protestanten und die russisch-orthodoxe Kirche zum selben Zeitpunkt das Osterfest.
Dies ist wie gesagt eher zufällig, denn nach dem orthodoxen Kalender wird das Fest der Auferstehung immer nach dem jüdischen Passafest, aber niemals vor den katholischen oder protestantischen Ostern begangen.
Wie und unter welchen Voraussetzungen werden nun in den betroffenen Ländern die Osterfeste verbracht?
Wir beginnen im Heiligen Landes, berichtet Mosche Meisels.
Zehntausende Pilger und Touristen aus aller Welt und christliche Bürger Israels fühlen heute bei strahlendem Frühlingswetter
mit ihren verschiedenfarbigen Trachten die engen, mit Kopfsteinen gepflasterten Straßen der Jerusalemer Altstadt.
Circa 30.000 Pilger sind in den letzten Tagen in Israel eingetroffen, um sich am Fest der Auferstehung Christi am Schauplatz der biblischen Ereignisse zu beteiligen.
Sie beten in den Kirchen und Kapellen in ihren verschiedenen Sprachen.
An allen Ecken und Enden vernimmt man Glockenklänge und Orgelmusik.
Es ist ein buntes Straßenbild von Franziskanern, Karmelitern, Augustinern, Benediktinern, Protestanten, Anglikanern, Lutheranern, barmherzigen Schwestern, Nonnen, katholische Pfadfinder und Pilgergruppen aus vielen Ländern.
Überall herrscht frohe Osterstimmung, aber die Spannung im heiligen Lande macht sich auch an diesem Festtag bemerkbar.
Um der Sicherheit der zehntausenden Besucher der Altstadt gewährt zu leisten, halten hunderte Polizisten und Mitglieder der Grenzwache auf Dächern und strategischen Plätzen Wache, um jede Störung der Festlichkeiten zu verhindern.
Es ist Karlsamstag.
In der Früh fand in der Basilika der Grabeskirche die Einsegnung des Feuers und Taubsteins statt und anschließend wurde eine Messe zelebriert.
Einen Höhepunkt der Osternfeiern bildete gestern am Karfreitag die traditionelle Kreuzzugsprozession durch die Via Dolorosa entlang der 14 Stationen des Kreuzes vom Praetorium bei der Antonia nach Golgata.
Zehntausende Pilger wandelten in den Fußstapfen Jesu.
Viele gingen mit Holzkreuzen auf ihren Schultern.
Als die Prozession die Grabeskirche erreichte, wurde das massive Tor von einem Mitglied der Nuseiba-Familie, die seit Jahrhunderten als Treuhänder des Schlüssels der Basilika fungiert, geöffnet und die Pilger fluteten in die Kirche.
Am Abend fand die traditionelle Grablegungsprozession um das Grab Jesu in der Kirche statt.
Am Nachmittag wird sich der lateinische Patriarch von Jerusalem
Monsignore Giacomo Beltritti an der Spitze einer feierlichen Prozession durch die Straßen der Altstadt zur Grabeskirche begeben.
Die Prozession wird von berittenen israelischen Polizisten, christlichen Honoratoren und tausenden Pilgern begleitet werden.
Am Abend findet am Grabe Christi die feierliche Auferstehungszeremonie Resurrexit Sicut Dixit statt.
Die Osterfeiern werden morgen am Ostersonntag ihren Höhepunkt erreichen, wenn der lateinische Patriarch einen offiziellen Empfang für Notabeln und Pilger vor der Grabeskirche geben und nachher die große Ostermesse in ihrer Basilika zelebrieren und anschließend eine Prozession durch die Straßen der Altstadt führen wird.
Die protestantischen Kirchen halten Gottesdienste in englischer und deutscher Sprache in der Erlöserkirche und Himmelfahrtskirche auf dem Ölberg ab.
Morgen wird auch die Osterwoche der orthodoxen Kirchen mit der Palmsonntagsprozession beginnen.
Im Laufe des Tages werden sich Prozessionen und Zeremonien sämtlicher christlicher Religionsgemeinschaften, der katholischen, protestantischen
griechisch-orthodoxen, armenischen, koptischen, syrischen und abyssinischen Kirchen in den Straßen der Jerusalemer Altstadt und in der Grabeskirche ablösen.
Sie werden gemeinsam beten und gemeinsam wird von der heiligen Stadt aus der Ruf nach Erlösung, Frieden und Nächstenliebe ertönen und von hier aus in die ganze Welt
Ostern im Heiligen Land und nun ins religiöse Zentrum der Katholiken nach Rom.
Am gestrigen späten Abend des Karfreitags fand in Gegenwart von Papst Paul VI.
beim römischen Kolosseum die traditionelle Kreuzweg-Protestion statt.
Bei strömendem Regen nahmen tausende Gläubige daran teil.
Von dem taghell angestrahlten Kolosseum wurde das Kreuz in feierlicher Prozession vorbei an den 14 symbolischen Stationen des Leidensweges Christi zum Palatinshügel hinaufgetragen.
Der Höhepunkt des Osterfestes ist natürlich morgen die Auferstehungsfeier.
Wie zeigt sich nun rum das Zentrum der katholischen Christenheit an diesem herrlichen Osterfest?
Rolf Gallus berichtet.
Nach dem bisherigen Ausmaß des Touristen- und Pilgerstroms zu urteilen, der sich in der Karwoche traditionsgemäß in die ewige Stadt ergießt,
dürften die Zahlen der österlichen Rombesucher nicht unter denen der Vorjahre liegen.
Anfängliche, relativ pessimistische Vorhersagen aus dem Fremdengewerbe haben sich also zum Glück der Römer nicht bewahrheitet.
Rom übt nach wie vor unverändert seine Anziehungskraft und Faszination aus.
Insgesamt erwartet Italien in diesen Ostertagen 1977 aufgrund der Tests an den Grenzübergängen in der Hotellerie und im Gastgewerbe im Allgemeinen etwa dreieinhalb Millionen Auslandstouristen, von denen, das ist eine ziemlich feststehende Quote, annähernd zehn Prozent ihren Weg direkt in die ewige Stadt gehen.
Der zwar in diesem Umfang unvermutete, dafür aber als umso erfreulicherer Tatbestand registrierte touristische Ostersegen aus dem Ausland, auch 1977, hat zwei Hauptmotive.
Einmal fällt das diesjährige Osterfest im Kalender relativ spät.
Zum anderen ist eine Italienreise infolge des steten Währungsgefälles zur Lira, das für Ausländer günstige Wechselkurse mit sich bringt,
zumindesten nicht teurer als in den Vorjahren.
Schließlich gibt es in der diesjährigen Karwoche zum ersten Mal seit geraumer Zeit keine Streiks, die den Tourismus unmittelbar betreffen.
Nicht Ausstände der Piloten oder Eisenbahner, der Hotelbeschäftigten oder des Tankstellenpersonals, der Post oder der öffentlichen Verkehrsbetriebe, sondern alles funktioniert ausnahmsweise einmal fast wie am Schnürchen.
Wie immer in den Vorostertagen sind die antiken Denkmäler Roms, die vielen monumentalen Kirchen sowie die majestätischen Patriarchal-Basiliken und selbstredend Petersplatz, Petersdom und Vatikan-Gegend die zentralen Städten des touristischen Andrangs und bunten Treibens.
Viele Pilger und Fremden glauben ja, dass der winzige, von einem mittelalterlichen Mauergürtel umgebene Kirchenstaat ebenfalls besichtigt werden kann, so wie das Kolosseum oder das Forum Romanum beispielsweise.
Dem ist aber nicht so.
An den beiden einzigen Eingangstouren zur Vatikanstadt haben die stets höflichen Schweizer Gardisten oftmals viel Überredungsmühe aufzubringen, der touristischen Neugier Einhalt zu gebieten.
Ein einziger und dazu einmalig einzigartiger Bezirk des päpstlichen Ministrats ist öffentlich zugänglich, kann ausgiebig besucht und besichtigt werden, das sind die Vatikanischen Museen.
Und bestaunten im letzten Jahr dichte fremden Gruppen die völlig renovierte Sixtinische Kapelle quasi als zusätzliches künstlerisches Erlebnis,
So ist dieses Jahr ein Zentralpunkt der Attraktion für die Museumsbesucher Raphaels letztes und großes Werk, die Verklärung Christi.
Es ist nach jahrelanger, komplexer, doch einfach vorbildlicher Restaurierungsarbeit seit einigen Wochen in der Vatikan-Pinakothek nun wieder in seiner vollkommenen Schönheit zu bewundern.
Der Höhepunkt des römischen Osterfestes ist indes wie stets
Morgen nach der Papstmesse vor der Petersbasilika die traditionelle Osterbotschaft des Papstes mit anschließender Segensspendung Urbi et Orbi der Stadt und dem Erdkreis.
Paul VI.
wird, wie schon am vorigen Palmsonntag, den Menschen und Völkern zur Erhaltung des Friedens mahnend ins Gewissen reden.
Jesus hat nicht das höchste Opfer gescheut für unseren Frieden.
Beten wir, dass die Palmenzweige zum Symbol des Friedens in der internationalen Völkergemeinschaft werden, sagte der Papst vor einer Woche und fuhr fort.
Denn immer wieder schlackern rings um den Erdball Krieg und Gewalt auf, die das friedliche Zusammenleben der Völker lähmen und Hass und Herrschsucht wecken.
Paul VI., nunmehr ein greiser, aber außerordentlich rüstiger Papst, scharfsinnigen und hellsichtigen Intellekt,
ist um den inneren und äußeren Frieden in der Welt zutiefst besorgt.
Er wird morgen von der Zentrallodja der Peterskirche aus einen einbringlichen Universalfriedensappell an alle Menschen der Erde richten.
Und von Rom ein Blick in den kommunistischen Osten, stellvertretend dafür Moskau, die Hauptstadt der Sowjetunion.
Wie bereits gesagt, die Tatsache, dass heuer auch die russisch-orthodoxe Kirche Ostern gemeinsam mit den anderen christlichen Kirchen feiert, ist ein Kalenderzufall.
Selbst ältere Menschen in Moskau können sich nicht erinnern, dass dies bereits einmal der Fall war.
Christliche Ostern in der Sowjetunion, allerdings Ostern unter besonderen Gegebenheiten.
Erhard Hutter aus Moskau.
Tagen verkaufen sowjetische Bauern auf den Moskauer Kulkusmärkten hölzerne bunte Eier, auf denen die Buchstaben Cheve, die Abkürzung für Christus ist auferstanden, aufgemalt sind.
Das bleibt eine der wenigen Erinnerungen an ein kirchliches Fest in einem atheistischen Staat, der jede Erinnerung an gläubige Tradition ausmerzen will.
Sonst wird Ostern in den familiären Rahmen und hinter Kirchenmauern zurückgedrängt.
Die etwa 40 noch für den Gottesdienst bestimmten Kirchen der sowjetischen Hauptstadt können den Zustrom von Gläubigen und Schaulustigen für die Osterliturgie, die sich über die ganze Osternacht hinzieht, kaum bewältigen.
Bevorzugtes Ziel für Touristen und Diplomaten in Moskau ist die Patriarchalkirche Jelochowski.
Liturgie wird geradezu zur Demonstration dessen,
dass sich die Landeskirche in der Sowjetunion frei entfalten kann.
Und doch gehören solche Gottesdienste, wie zu Ostern und in der orthodoxen Weihnacht am Beginn des Jahres, zu ihrem Freigehege, in dem die Religionsausübung geduldet ist.
Am Prinzip in der Religionspolitik hat sich wenig geändert.
Das heißt, Religion wird in demselben Maße absterben, als der Kommunismus errichtet wird.
Die Methoden haben sich im Laufe der Zeit etwas verfeinert.
Das Gericht wird weniger auf Zwang, denn auf Überzeugung gelegt.
Trotzdem bedeutet das für viele sowjetische Gläubige noch ein Risiko, offen zu zeigen, dass man in die Kirche geht und religiöse Überzeugung ist.
In Publikationen wird etwa Klage geführt, dass sogar Parteimitglieder ihre Kinder taufen lassen.
Unlängst wurde auch sehr scharf gegen religiöse Sendungen aus dem Ausland polemisiert, wie sie von Radio Vatikan, von der Stimme Amerikas und anderen
über die Sowjetunion ausgestrahlt werden.
Diese Sendungen seien, wie es wörtlich heißt, Glieder in dem System bourgeois-klerikaler Propaganda-Versuche, das sowjetische Volk ideologisch zu entwaffnen.
Wird die Propaganda also mehr auf die Grundzelle und auf den Arbeitsplatz gegen einzelne Gläubige verlegt, so bleibt die Kirchenleitung größtenteils von ihr ausgespart.
Sie ist dem Kompromiss eingegangen.
den Staat in jeder Weise zu unterstützen und im eigenen Haus Ruhe zu bewahren.
So hat sich die Hierarchie beispielsweise gegen zwei Versuche aus den eigenen Reihen schärfstens gewandt.
Der streitspare Priester Dudko musste seinen pastoralen Unterricht in einer Kirche am Rande Moskaus einstellen, obwohl sich die Predigten Regenzulauf erfreuten.
Am Beginn des Jahres hat der Priester Gleb Jakunin
ein sogenanntes Helsinki-Komitee gegründet.
In diesem beruft man sich völlig im Rahmen des Legalen auf die in der Verfassung zugestandene Religionsfreiheit und auf die Helsinki-Akte, die auch durch den Sowjetstaat die religiöse Überzeugung garantieren.
Fast 60 Jahre antireligiöser Propaganda und antireligiöser Maßnahmen konnten nicht verhindern, dass sich die Menschen die Frage nach den letzten Dingen stellen.
So kommt die Broschüre gesellschaftlicher Meinung und wissenschaftlich-atheistische Propaganda zu einem alarmierenden Ergebnis.
Wörtlich.
Nach vorliegenden soziologischen Taten gibt es gegenwärtig unter der Erwachsenenbevölkerung ca.
20% Gläubige und etwa 10% Schwankende.
Der Rest sind Ungläubige.
Die Standfestigkeit der Religiosität
bestätigt die Existenz von Prozessen ihrer Reproduktion umso mehr als der überwiegende Teil der Gläubigen einer Generation angehört, die schon in sowjetischer Zeit erzogen worden ist.
Erhard Hutter aus Moskau, es ist in zwei Minuten dreiviertel eins.
In diesen Stunden beginnt der britische Außenminister Owen eine Reise in den Süden Afrikas.
Es ist im klassischen diplomatischen Sinn eine Art Erkundungsmission, eine Sondierung der Politik.
Vor allem im Fall der weiteren politischen Entwicklung rund um die Rhodesien-Frage, die ja nach wie vor ungelöst ist.
Owen kommt mit wenig Hypotheken.
Er ist neu im Amt als Nachfolger für Minister Crosland, der nun bei den europäischen Gemeinschaften arbeitet.
Owen ist also relativ unbelastet auf seiner Reise.
Er muss keinen ersten Erfolg heimbringen.
Karl Wocker berichtet.
Es geht nicht nur um einen neuen Mann in einem der interessierten Länder.
Vielmehr hat sich die Lage in Rhodesien selbst verändert, seit Kissinger und Owens Vorgänger Crosland in der Londoner US-Botschaft ihren Plan einer Übergangsregelung für die Ex-Kolonie vorlegt.
Sie glaubten noch, es werde möglich sein, binnen 18 Monaten mithilfe einer britischen Interimsregierung zu allgemeinen Wahlen und der daraus hervorgehenden Mehrheitsherrschaft zu gelangen.
Sie hofften ferner, die bloße Ankündigung eines solchen festen Zeitplans werde sowohl die schwarzen Guerillas entmutigen, wie auch die weißen Siedler in stärkerem Maße zur Auswanderung veranlassen.
Seit dem Scheitern der Genfer Gespräche des Sonderbotschafters Ivor Wichert sind diese Illusionen verflogen.
Die Zahl der Guerillas steigt, sie wird derzeit mit etwa 2.500 angegeben.
Im ersten Quartal 1977 haben zwar fast 1.200 weiße Rhodesien verlassen,
und die Zahl der weißen Zuzügler konvergiert gegen Null.
Aber es ist unverkennbar, das sieht man auch in London, dass die Zuversicht der Siedler, alles werde länger dauern als befürchtet, seit Beginn des Jahres wächst und dass Ian Smith fester im Sattel sitzt als je, mit allen Konsequenzen, die das für die Ungeduldigen unter den Schwarzen haben muss.
Deren Belange werden von zu vielen Seiten zu unterschiedlich vertreten, als dass Dr. Owen hoffen dürfte, die britische Politik könne Pläne für die unmittelbare Zukunft fassen.
Man spricht deshalb in London auch davon, die Lage müsse sich erst etwas deutlicher abzeichnen, ehe die politische Lösung von Neuem besprochen werden könne.
Sie soll nach britischer Ansicht drei Elemente einschließen.
Eine Verfassung für ein unabhängiges Rhodesien, dem gegenüber Großbritannien nicht länger die Fiktion aufrecht erhielte, die gegenwärtige Unabhängigkeit sei illegal.
Eine Übergangsadministration unter Beteiligung von Weiß und Schwarz, aber mit britischer Oberhoheit als Garantie eines reibungslosen, ließ möglichst unblutigen Ablaufs und allgemeine Wahlen.
Von den Kissinger-Cosland-Vorschlägen unterscheidet sich das, außer in der Terminierung, insofern, als zum Beispiel die künftige Verfassung an den Anfang gestellt, also noch vor der Übergangsperiode, ausgehandelt werden könnte.
Man hätte dann ein Dokument, an das sich die Interimsadministrationen halten, das sie gegen Verstöße verteidigen kann.
Vom Aushandeln dieser Verfassung ließen sich auch fremde Einflüsse vielleicht besser fernhalten.
Beginne man dagegen mit einer Übergangsherrschaft, so wäre diese womöglich überfordert mit dem gleichzeitigen Abwehren äußerer Gegner und dem Zustande bringen eines Konsensus im Inneren.
Die Reihenfolge also, in der Verfassung, Interimperiode und Wahlen geordnet werden, muss sicher Gegenstand von Meinungsverschiedenheiten sein.
Eigentlich sollte ja über eine Verfassung erst in Wahlen überhaupt bestimmt werden.
Eigentlich kann die britisch garantierte Übergangsregelung auch erst einsetzen, wenn ihre Aufgaben unter Mitwirkung der weißen und schwarzen Rhodesia irgendwie definiert und ihr Ende klar festgelegt ist.
Ohne dass man sich aber über den Modus von Wahlen geeinigt hat, kann der ganze Prozess nicht beginnen.
Man sieht das Dilemma, in Sonderheit, dass der Briten, die zwar die Pflicht haben, jede Vermittlung zu ermöglichen, aber nicht die Lust, am Ende jedermanns Sündenbock zu sein.
Dr. Owen hat auch zu berücksichtigen, dass Premierminister Smith und Bischof Musorewa jeden Tag mit einer Vereinbarung aufwachten und sie per Referendum absichern können.
Das würde die Londoner Mitwirkung weitgehend ausschalten und die afrikanischen Nachbarstaaten vor die Frage stellen, ob sie die Nationalistenführer Nkomo und Mugabe in einem letzten Versuch der Machtübernahme aktiv unterstützen wollen oder nicht.
Es ist jetzt zwei Minuten nach dreiviertel eins.
Wir kommen zur Kulturberichterstattung.
Nach dem Tagebuch eines schlimmen Buben bereitet Herbert Lederer zurzeit die 27.
Produktion für sein Ein-Mann-Theater am Schwedenplatz in Wien vor.
Am Mittwoch hat Napoleon Premiere, ein Stück, das Herbert Lederer nach der 1907 entstandenen Komödie Sankt Helena des schwedischen Autors Adolf Paul gestaltet hat.
Hören Sie Walter Gellert.
Der Wiener Schauspieler Herbert Lederer ist schon bekannt dafür, dass er für sein Ein-Mann-Theater immer wieder interessante Ausgrabungen tätigt.
Diesmal ist seine Wahl auf ein Stück eines bei uns kaum bekannten Autors gefallen.
Adolf Paul, 1863 in Bromø in Schweden geboren und ab 1889 als Journalist in Berlin tätig, schrieb sowohl in deutscher als auch in schwedischer Sprache.
Und zwar nicht nur Romane, sondern auch Theaterstücke.
Unter dem Titel »Heroische Komödien« erschienen 1907 in Leipzig zwei Bände mit Bühnenwerken von Paul.
Darunter auch eine Komödie »St.
Helena«, in der ein abgetakelter Napoleon in seinen letzten Lebensjahren in der Verbannung gezeigt wird.
Diese Groteskesicht war es auch, die Herbert Lederer gereizt hat.
Der Schluss beim Autor ist also so, dass er sagt, wenn es heute hier
darum geht, dass man sich um Hühner und Kühe kümmern muss, hat Napoleon keinen Platz mehr in dieser Welt.
Und das ist also sehr ironisiert und das war eigentlich das Schöne an der Sache und das ganz Erstaunliche.
Ich habe das natürlich wesentlich verstärkt und habe natürlich dem Autor 70 Jahre Napoleon-Forschung angedeihen lassen.
Dadurch war die Bearbeitung des Stückes eine ziemlich weitreichende.
Herbert Lederer.
Ich habe viel Napoleon-Literatur gelesen, habe aus seinen Briefen, aus seinen eigenen Memoiren, aus den acht Bänden,
Texte hineingenommen, ein bisschen was Verbindendes selber geschrieben.
Also es ist die Bearbeitung eine sehr, darf das sagen, eine sehr große.
Für den Schauspieler Herbert Lederer ergeben sich bei der Darstellung dieses Napoleon Bezüge zu Stücken der Gegenwart.
Für ihn ist dies eine Situation, die mich in meinen Proben immer wieder sehr stark
an Beckett erinnert hat, Napoleon von Beckett gesehen, nicht wahr?
Also die historische, die reale Figur, also die nicht erfundene Figur, jetzt in einer solchen Endspiel-Situation.
Daraus bezieht sich dann auch die merkwürdige Skurrilität der ganzen Lage eines solchen Menschen.
Das Bild seines Lebens und seines Charakters hat Napoleon aber in seinen letzten Jahren durch die von ihm selbst geschriebene Biografie zu beeinflussen gesucht.
Der Mann hat ja fast sechs Jahre Zeit gehabt seine Legende zu gestalten und er hat es großartig gemacht.
ununterbrochen Dinge von sich gegeben, die alle seine Begleiter, und es waren ja mehrere, treue Begleiter natürlich, in Memoiren verarbeitet haben.
Und er selber hat also auch seine Memoiren, acht Bände, acht riesige Bände mit über 2000 Seiten, diktiert und korrigiert und natürlich retuschiert.
Davon ist auch unser Napoleon-Bild immer noch geprägt.
Dazu noch ein kurzer Ausschnitt aus der Produktion von Herbert Lederer.
Der Weg, den ich zurückgelegt habe, ist lang.
Was für ein Roman war doch mein Leben.
Es wird nichts von mir bleiben.
Historie wird von den Siegern geschrieben und ich gehe in sie ein als Besiegter.
und als Gefangener.
Die Geschichte wird mich bald vergessen.
Es wird nichts bleiben.
Rien!
Rien!
Herbert Lederer zeigt Adolf Pauls Napoleon bis Anfang Juni im Theater am Schwedenplatz in Wien.
In der Zeit vom 7.
Juli bis 27.
August spielt er dann in seinem Theater in Pongau das Tagebuch eines schlimmen Buben und weiters nimmt er wieder aus Anlass des 100.
Geburtstages von Herzmannowski Orlando den Gaulschreck im Rosennetz in seinen Spielplan auf.
In Wien zeigt er allerdings diese Produktion nicht.
Das war ein Beitrag von Walter Gellert.
Intendantenwechsel an der Hamburgischen Staatsoper.
Mit Ende der Spielzeit am 17.
Juli verlässt Professor August Everding Hamburg, um seine Intendantentätigkeit in München aufzunehmen.
Anstelle von Everding wird der Dirigent Christoph von Dochner nie die Intendant der Hamburgischen Staatsoper übernehmen.
Besonders in den letzten Monaten wurden Befürchtungen um einen künstlerischen Ausverkauf der Oper laut.
Über die gegenwärtige Situation der Hamburger Staatsoper sprach Koschka Hetzer mit dem Direktor der Oper Rolf Mares.
Herr Direktor Mares, die Hamburger Staatsoper steht sicherlich ganz unter dem Eindruck des kommenden Intendantenwechsels.
Wie ist die Stimmung hier im Haus?
Welche Erwartungen setzt man an den neuen Intendanten?
Zunächst haben wir uns nochmal in dieser Saison, in der letzten Spielzeit von Herrn Prof. Everding, ein Riesenprogramm aufgelastet.
Denn nach dem Brand vom November 1975 fehlen uns natürlich etliche Stücke im Repertoire, sodass wir in dieser Spielzeit neun Produktionen herausbringen.
Das Publikum war nach der Absage Everdings in Hamburg und mit der Zusage für München zunächst empört.
und hat dann auch entsprechend reagiert bei seinen Inszenierungen.
Da wir aber im Moment einen sehr kulinarischen Spielplan machen und auch verhältnismäßig erfolgreich sind, insbesondere nach der großen Inszenierung von Götz Friedrich, der Soldaten und Eberdings Lohnengrin,
haben wir einen Besuch wie nie zuvor.
Wir haben eine Platzausnutzung im Moment von über 95 Prozent seit August und werden also unsere Einnahme soll von 10 Millionen noch um einige hunderttausend Mark überschreiten.
Man hat ja schon davon gesprochen, dass einige Mitglieder das Haus verlassen werden.
Man fürchtet also sogar einen künstlerischen Ausverkauf der Hamburger Staatsoper.
Der künstlerische Ausverkauf wird nicht stattfinden.
Wir werden in unserer Planung am 13.
April einen detaillierten Spielplan vorlegen, nicht nur die Premieren, sondern wir haben das erste Mal vielleicht im Opernbetrieb legen wir jeden Tag vor mit jedem Stück, mit jeder Besetzung.
Ein künstlerischer Ausverkauf wird nicht stattfinden.
Fast alle Ensemble-Mitglieder sind weiter verpflichtet.
Alle Gastsänger, die bisher in Hamburg waren, wie Domingo, wie Milz, wie Gjaurov und Frau Vreni, werden von Frau Rysanek und Frau Nilsson, mal ganz abgesehen, werden in Hamburg weiter singen.
Ein schmerzlicher Verlust wird zunächst sicher Herr Stein sein, als Generalmusikdirektor diesen Posten übernimmt aber Herr von Dohnányi.
Wir glauben aber, dass wir in den Jahren 79, 80 Herrn Stein möglicherweise als Gast zurück verpflichten können nach Hamburg.
Weiß man schon etwas, ob Neumeier nach Wien oder München gehen wird oder bleibt?
Dazu kann ich Ihnen konkret sagen, das letzte Gespräch mit Neumeier hat vor etwa sechs Wochen stattgefunden.
Neumeier hat sich für Hamburg entschieden.
Sein Vertrag läuft ohnehin bis 78.
Neumeier hat ein paar Bedingungen gestellt.
Insbesondere hat er um eine Ballettschule gebeten.
Die werden wir ihm schon mit Beginn der Ära Dochnani einrichten, sodass ich der festen Überzeugung bin, dass Neumeier über 78 hinaus sich an Hamburg binden wird.
Inwiefern kann man sagen, dass eine künstlerische Entwicklung seit der Ära Liebermann über Eberding bis zu Dohnanyi besteht?
Ja, im Grunde genommen glauben wir, dass wir das hohe Niveau, was Liebermann diesem Hause gegeben hat, weiter verfolgt haben und weiter ausgebaut haben.
Man macht uns zwar den Vorwurf, insbesondere Eberding, dass er die zeitgenössische Musik nicht in dem Maße gepflegt hat, wie Liebermann das getan hat,
Hier waren aber gewisse Zwänge vorgegeben, indem wir also ein sehr hohes Einnahmesoll als Kapitalgesellschaft erzielen mussten und haben also bewusst einen kulinarischen Spielplan dem Publikum angeboten.
Das hat sich auch ausgezahlt, indem wir heute über 21.000 Abonnenten haben und wie gesagt eine Platzausnutzung von über 95 Prozent.
Wir haben die zeitgenössische Musik mehr verlegt in unser kleines Haus, das Opera Stabile.
Das soll auch unter Dohnányi weiter verfolgt werden, der sich ganz sicher in seiner zweiten Saison aber schon wieder verstärkt der modernen Musikliteratur zuwinden wird.
Nach diesem Gespräch mit Rolf Mahres nochmals das Wichtigste in Kürze.
Bundesrepublik Deutschland.
Die Großfahndung nach den drei Verdächtigen, die im Zusammenhang mit dem Mord an Generalbundesanwalt Bobak gesucht werden, hat noch keine neuen Anhaltspunkte ergeben.
Günter Sonnenberg, Knut Volkerts und Christian Klar werden auch in Österreich und in der Schweiz gesucht.
Im Bonner Außenamt tagt zur Stunde unter dem Vorsitz des amtierenden Regierungschefs Außenminister Genscher eine Ministerrunde.
Innenminister Mayhofer äußerte sich optimistisch über einen baldigen Erfolg der Großwanderung.
Deutsche Demokratische Republik.
Die Ostberliner Zeitungen berichten heute relativ ausführlich über das Attentat in Karlsruhe.
Sie heben dabei eine Erklärung der kommunistischen Partei der DDR hervor, in der der Anschlag verurteilt, zugleich aber vor einer Hexenjagd auf alle linken Kräfte gewarnt wird.
Österreich.
Der neuerliche Winterrückfall hat in vielen Bundesländern Einfluss auf die Verkehrssituation.
Auf der West- und Südautobahn ist auf weiten Strecken mit Schneematsch zu rechnen.
Für alle Bergstraßen benötigt man Winterausrüstung, für die Hochalpenstraßen sind Ketten erforderlich.
Am gestrigen Karfreitag wurden bei Verkehrsunfällen in Österreich sechs Personen getötet und 190 verletzt.
Am Karfreitag des Vorjahres lagen die Zahlen erheblich höher.
Die Pfeiler der Floridsdorfer Brücke werden durch sogenannte Extensometer ständig auf Materialverformungen überwacht.
Die Geräte sind von Experten der Technischen Universität Wien, des Magistrates und der Arbeitsgemeinschaft Brückenüberprüfung entwickelt worden.
Alle vier Minuten werden automatisch Messungen vorgenommen, die Veränderungen mit einer Genauigkeit von einem Zehntel Millimeter registrieren und an ein zentrales Schreibgerät weitergeben.
Der Obmann des ÖVP-Seniorenbundes Wittalm forderte heute eine Berücksichtigung des Umstandes, dass die Inflation und zusätzliche Belastungen durch öffentliche Preis- und Tariferhöhungen die Pensionisten besonders hart treffen.
Unter anderem verlangte Wittalm neuerlich eine Erhöhung des Pensionistenabsatzbetrages.
Israel.
Der bisherige Ministerpräsident Rabin wird sich nicht aus dem politischen Leben des Landes zurückziehen.
Nach einer Meldung von Radio Israel hat die Arbeiterpartei die Absicht, Rabin in ihre Kandidatenliste für die Wahlen am 17.
Mai aufzunehmen.
Er wird die Liste allerdings nicht, wie bisher vorgesehen, anführen.
Pakistan.
Die Unruhen nach den Parlamentswahlen im vergangenen März erreichten heute einen Höhepunkt.
Bei einer Massendemonstration der Oppositionellen Nationalallianz in Lahore eröffnete die Polizei das Feuer auf die Demonstranten.
Die Opposition bezichtigt Ministerpräsident Butto und seine Volksallianz nach wie vor des Wahlbetrugs.
Mit diesen Meldungen, meine Damen und Herren, haben wir das Samstag-Mittag-Journal beendet.
Für das Team verabschiedet sich Bruno Berger.
Ich wünsche Ihnen noch ein angenehmes Wochenende, angenehme Feiertage.
Einblendung: Herbert Lederer, Szene mit Herbert Lederer
Mitwirkende:
Gellert, Walter [Gestaltung]
, Lederer, Herbert [Interviewte/r]
, Lederer, Herbert [Interpret/in]
Datum:
1977.04.09 [Sendedatum]
Ort:
Wien, Theater am Schwedenplatz [Ort der Aufführung]
Schlagworte:
Gesellschaft
;
Kultur
;
Theater
;
Radiosendung-Mitschnitt
;
20. Jahrhundert - 70er Jahre
Typ:
audio
Inhalt:
Nachrichten