Mittagsjournal 1977.04.23

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    Rechtliches

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    KI-generiertes Transkript

    Die Zeit, in 5 Sekunden ist es 12 Uhr.
    12 Uhr, hier ist der österreichische Rundfunk.
    Aus dem Studio des Mittagsjournals meldet sich Roland Kaczke.
    Guten Tag, meine Damen und Herren.
    Kurz ein Überblick über unser geplantes Programm bis 13 Uhr.
    Das Thema Energie, die Überlebensfrage aller Industriegesellschaften, steht heute im Mittelpunkt unserer Sendung.
    Ausgehend vom Energieprogramm des amerikanischen Präsidenten, in dieser Woche veröffentlicht, beschäftigen wir uns mit der aktuellen Situation in mehreren europäischen Staaten und in der Sowjetunion.
    Dazu kurz die weiteren Themen.
    Spanische Opposition beschließt Wahlbündnis.
    Überblick über die wahlwärmenden Gruppen bei den kommenden Hochschulwahlen in Österreich.
    Und Vorschau auf die österreichische Ersterführung des Stücks Leder von Miroslav Krleja.
    Zu Beginn dieses Programms die Nachrichten.
    Verantwortlicher Chef vom Dienst ist Adolf Poindl, Sprecherin Annemarie Bertet.
    Rumänien.
    Im Bilea-Kessel der rumänischen Fagarasch-Karpaten hat sich am vergangenen Sonntag, wie die Presse des Landes erst heute meldet, ein schweres Lawinenunglück ereignet.
    19 Schüler und vier Lehrkräfte wurden während einer Skitour von den Schneemassen verschüttet und konnten nur noch tot geborgen werden.
    An den Rettungsarbeiten waren auch rumänische Armeeeinheiten mit Hubschraubern beteiligt.
    Norwegen.
    Auf einer Boa-Insel im Ekofisk-Feld in den Nordsee kam es in der vergangenen Nacht zu einer Explosion, die eine Ölpest befürchten lässt.
    Die 112-Mann-Besatzung der Produktionsplattform Pravo, der Philips Petroleum Company, konnten unverletzt evakuiert werden.
    Bisher sind mindestens 4000 Tonnen Rohöl ins Meer geströmt.
    Der Ölfleck hat bereits eine Ausdehnung von 15 Kilometern.
    Alle Förderanlagen auf der Bohrinsel wurden stillgelegt.
    Versorgungs- und Hilfsschiffe überschütten die Plattform mit größeren Wassermengen, um den Ausbruch eines Brandes zu verhindern.
    Die Arbeiten werden durch schweren Seegang stark behindert.
    Der Unfall ist der erste dieser Art, der sich in den Ölfeldern der Nordsee ereignete.
    Österreich
    Die Diskussion über eine Neuordnung des Kraftfahrzeughaftpflichtversicherungswesens wird in den nächsten Tagen wieder aktuell.
    Ab Montag beschäftigt sich der sogenannte Waisenrat, eine Studiengruppe des Kraftfahrbeirates, neulich mit der Einführung eines Bonus-Malus-Systems.
    Weitere Beratungspunkte sind die Einführung einer Schalterpolizei, die Anhebung der Mindestdeckungssummen und die Möglichkeit einer Prämienerhöhung.
    In seiner letzten Sitzung hat der Waisenrat für den Fall einer Änderung des Haftpflichtversicherungswesens einem Bonus-Modus-System nach Schweizer Vorbild den Vorzug gegeben.
    Dieses System sieht 22 Prämienstufen vor.
    Ein Bonus von 20 Prozent wird erstmals nach zwei schadensfreien Jahren ausbezahlt.
    Nach neun unfallfreien Jahren zahlt der Autofahrer nur 50 Prozent der Grundprämie.
    Vertreter des ÖGB und des ARB haben die Möglichkeiten einer Adaptierung dieses Systems verlangt.
    Bei der Burgenländischen Landtagswahl im Herbst gehe es nicht nur um Keri, sondern auch um Kreisky, sagte heute Vormittag die sozialistische Zentralsekretär Blecher beim Landesparteitag der SPÖ Burgenland in Neudörfel.
    Blecher sprach von der entscheidenden Wahlauseinandersetzung in der zweiten Hälfte der 70er Jahre.
    Die Burgenländischen Landtagswahlen würden letztlich zeigen, meinte Blecher, welcher politische Stil die Innenpolitik der nächsten Jahre prägen würde.
    Die grundsätzlichen politischen Unterschiede zwischen SPÖ und ÖVP ließen sich durchaus am praktischen Beispiel demonstrieren, stellt der ÖVP-Mediensprecher Steinbauer heute im Pressedienst seiner Partei fest.
    Steinbauer nannte als Beispiele die Agrarpolitik der SPÖ, wobei der Regierungspartei erkennbar sei, dass sie die selbstständigen Bauern als Klassengegner ansehe oder auch das Verhältnis der SPÖ zum Kleingewerbe, wo die Sozialisten die Probleme dieser Gruppe nicht beachten würden.
    Sozialismus behaupte auch im Besitz einer gesellschaftlichen Heilswahrheit zu sein, was die SPÖ auch zu einem gestörten Verhältnis zu den Medien führe, schloss der ÖVP-Abgeordnete Steinbauer.
    Der Erzbischof von Wien Kardinal König wird am kommenden Montag zu Gesprächen mit dem Primas von Polen Kardinal Wyszynski nach Warschau reisen.
    In der polnischen Hauptstadt wird Kardinal König auch mit dem Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz Kardinal Höfner zusammentreffen.
    Für nächste Woche plant König ferner einen zweitägigen Aufenthalt in Ungarn und ein Zusammentreffen mit Kardinal Klekaj.
    Spanien.
    Acht christlich-demokratische, liberale und sozialdemokratische Parteien haben ihre bisher gemeinsame, lose Organisationsform in ein formelles Wahlbündnis umgewandelt und werden unter dem Namen »Demokratisches Zentrum« gemeinsam Kandidaten für die Parlamentswahlen am 15.
    Juni aufstellen.
    Möglicherweise wird sich Ministerpräsident Suárez an die Spitze dieser Zentrumskoalition stellen.
    Er will seine Entscheidung am 1.
    Mai bekannt geben.
    Bisher sind 139 Parteien zur Wahl zugelassen.
    Eine Parteienkonzentration scheint daher unbedingt notwendig.
    Im Zuge der weiteren Demokratisierung hat die Regierung gretzfreie und unabhängige Gewerkschaften zugelassen.
    Bisher gab es in Spanien nur ein staatlich kontrolliertes Syndikat ohne Kollektivvertragshochheit.
    Die Auflösung dieses Syndikats ist offiziell noch nicht beschlossen worden.
    Portugal, USA
    Mit einem bis Montag verlängerten Wochenende mit Kundgebungen, Militärparaden und Festakten feiert das ganze Land den dritten Jahrestag des als Blumenrevolution in die Geschichte eingegangenen Sturzes der rechtsgerichteten Regierung Cayetano.
    So etwa halten die Sozialisten in der Stierkampf-Arena in Lissabon eine Kundgebung ab.
    Die Kommunisten feiern in einem großen Park am Rande der Hauptstadt.
    Unterdessen hat Ministerpräsident Suárez wirtschaftspolitische Gespräche in Washington abgeschlossen und sich über das Ergebnis außerordentlich zufrieden geäußert.
    Suárez erörterte mit Präsident Carter insbesondere die von Portugal gewünschte internationale Finanzhilfe von 1,5 Milliarden Dollar.
    Als amerikanischen Anteil hat Carter im Kongress 300 Millionen Dollar beantragt.
    Portugal verzeichnete im Vorjahr ein Zahlungsbilanzdefizit von 1,1 Milliarden Dollar.
    Italien.
    Unbekannte Täter haben in der Nacht auf heute auf ein Kommissariat in Turin einen Anschlag verübt.
    Sie schleuderten zwei Brandbomben in das Gebäude und schossen mit großkalibrigen Waffen in das Haus.
    Verletzt wurde niemand.
    Bereits gestern Abend haben Unbekannte auf das Verlagsgebäude der linksliberalen Zeitung La Stampa Molotow-Cocktails geworfen.
    In Bologna und Mailand ist es gestern wieder zu schweren Studentenunruhen gekommen.
    Aus Anlass der jüngsten blutigen Zwischenfälle haben die Behörden für Rom ein Versammlungsverbot bis 31.
    Mai erlassen, wobei noch nicht feststeht, ob für den 1.
    Mai Ausnahmegenehmigungen erteilt werden.
    Bangladesch In Vorbereitung des für den 30.
    Mai angekündigten Referendums sind in Bangladesch 737 politische Häftlinge freigelassen worden.
    Der seit Donnerstag amtierende Präsident Generalmajor Rachmann hat angekündigt, er wolle die Bevölkerung in der bevorstehenden Volksabstimmung über seinen Verbleib im Präsidentenamt entscheiden lassen.
    In einer Rundfunk- und Fernsehansprache stelle er außerdem für Dezember 1978 allgemeine freie Wahlen in Aussicht.
    Indien.
    Die Weltgesundheitsorganisation hat Indien heute offiziell für pockenfrei erklärt.
    Seit Mai 1975 ist in dem Land mit 620 Millionen Einwohnern kein Pockenfall mehr registriert worden.
    Wie aus dem Bericht der WHO hervorgeht, treten zurzeit nur noch in Somalia Pocken auf.
    Australien.
    Die Bevölkerung des Bundesstaates Viktorie erlebt zur Zeit, wie die Welt in 10 oder 20 Jahren aussehen könnte, wenn das Öl ausgegangen ist und keine anderen Energiequellen erschlossen werden.
    Ein Streik der Tankwagenfahrer hat dazu geführt, dass Treibstoff für die Autos ebenso ausgegangen ist wie Heizöl für die Industrieanlagen.
    In der Hauptstadt Melbourne sind plötzlich viele Fahrräder aufgetaucht und auch Pferdefuhrwerke sind zu sehen.
    Auch der Flugverkehr ist betroffen.
    Vor allem die Flugzeuge ausländischer Fluggesellschaften werden nicht aufgetankt.
    Die Auswirkungen des Treibstoffmangels sind im Bereich von Melbourne insofern besonders groß, als die öffentlichen Verkehrsnetze völlig unzureichend ausgebaut sind.
    Die Tankwagenfahrer wollen ihren Streik in der kommenden Woche fortsetzen.
    Das waren die Meldungen und nun zum ausführlichen Wetterbericht.
    Die Wetterlage.
    Störungsfronten eines atlantischen Tiefs streifen den Alpenraum.
    Die sehr milden Luftmassen, die gestern in Mitteleuropa eingedrungen sind, werden morgen von kühler Meeresluft abgelöst werden.
    Die Wetteraussichten bis morgen früh.
    Im Süden wechselnd wolkig mit einigen sonnigen Abschnitten.
    Sonst stark bewölkt bis bedeckt und vor allem in Salzburg, Ober- und Niederösterreich strichweise Regen.
    Lebhafter Westwind.
    Nachmittagstemperatur 13 bis 20, Tiefstemperatur der kommenden Nacht 3 bis 9 Grad.
    Die Wetteraussichten für morgen.
    Zunächst starke oder geschlossene Bewölkung und meist regnerisch.
    Im Laufe des Tages im Süden und Osten gebietsweise Bewölkungsauflockerung.
    An der Alpen-Nordseite ganztägig anhaltende Niederschlagsneigung.
    Schneefallgrenze gegen 1500 Metern sinkend.
    Leichte Abkühlung.
    Tageshöchsttemperatur 9 bis 14.
    Im Süden bis 16 Grad.
    Lebhafte Winde aus West bis Nordwest.
    und noch die Messwerte von 12 Uhr.
    Wien bedeckt bei 16 Grad, Westwind 30 Kilometer in der Stunde.
    Eisenstadt bedeckt 18, West 10.
    Linz bedeckt Regenschauer, 14 Grad, Westwind 30 Kilometer in der Stunde.
    Salzburg bedeckt Regen, 15 Grad, West 5.
    Innsbruck bedeckt 13, Südwind 3.
    Bregenz bedeckt leichter Regen, 14 Grad, Ostwind 10 Kilometer in der Stunde.
    Gradstark bewölkt 15 Grad Südwind 3 und Klagenfurt bedeckt 15 Grad Windstille.
    In einer halben Minute ist es 12.11 Uhr.
    Die industrialisierte Welt wird sich in zunehmendem Maß ihrer eigenen Krankheiten bewusst.
    Vor einigen Jahren musste sie erkennen, dass ihrem obersten Götzen, dem wirtschaftlichen Wachstum, Grenzen gesetzt sind.
    Die Studie, der im Club of Rome zusammenarbeitenden Wissenschaftler aus aller Welt hat Beweise dafür geliefert.
    Ende 1973 musste die westliche Industriewelt dann feststellen, dass sie beim wichtigsten Energieträger, dem Erdöl, weitgehend von Lieferanten abhängig ist, auf die sie politisch nur noch wenig Einfluss nehmen kann.
    Die Konsolidierung der Lage nach dem Nahostkrieg und nach der Ölkrise hat aber die Politiker wieder rasch auf die eingefahrenen Gleise zurückgelenkt.
    Sparmaßnahmen sind unpopulär, Wahlen gibt es ständig, daher wird dann das Thema besser nicht gerührt.
    Daher kam es für viele als ein Schock,
    als der Mann an der Spitze der reichsten Nation der Erde, als der amerikanische Präsident Carter nach weniger als 100 Tagen Amtszeit ohne Rücksicht auf Lobbys und Interessensverbände dem Kongress ein Energieprogramm vorlegte, das tiefgreifende Änderungen in den amerikanischen Lebensgewohnheiten und Produktionsmethoden zur Folge haben wird, falls sich im Kongress eine Mehrheit für die Annahme findet.
    Es wird allen Energieverbrauchern, den Autofahrern ebenso wie den industriellen Verbrauchern höhere Preise aufbürden und ihnen dadurch einen kräftigen Anreiz zu größerer Sparsamkeit geben.
    Es wird Sparsamkeit finanziell belohnen und Verschwendung finanziell bestrafen.
    Für einen großen Teil der Industrie wird es die Umstellung von Gas und Öl auf Kohle als Energiequelle und für diejenigen, die sich auf die Nutzung von Sonnenenergie verstehen, öffentlichen Zuspruch mit Subventionen aus der Staatskasse bedeuten.
    Das reichste Land der Erde will also mit gutem Beispiel vorangehen.
    Wer wird ihm aber nachfolgen?
    Wie steht es in den wichtigen europäischen Industrieländern mit Energiesparen?
    Wir haben vier Beispiele gewählt.
    Die Bundesrepublik Deutschland, Frankreich, Großbritannien und Schweden.
    Den Beginn macht nun Klaus Emmerich in Bonn.
    Das wirksamste Mittel, mit Energie rationeller und sparsamer umzugehen, ist zweifellos der gestiegene Energiepreis.
    Mit dieser amtlichen Formulierung schlägt die sozialliberale Koalition von Bonn mit ihrer sogenannten Fortschreibung des Energieprogramms, zwar betont marktwirtschaftliche Töne an,
    So wägt sie auch ab, dass Energiesparen über höhere Energiepreise den Vorteil mit sich bringe, dass Knappheitsverhältnisse deutlich gemacht werden, dass der Verbraucher vergleichsweise flexibel erfasst wird und dass ein solcher Preismechanismus verhindere, mit Bewirtschaftungen, Kontrollen und Ähnlichem staatlich eingreifen zu müssen.
    Auch im marktwirtschaftlichen Bonn übersieht man aber nicht die Nachteile einer solchen reinen Preislehre.
    Hohe und immer höhere Energiekosten lösen danach bei Verbrauchern wenig Verständnis aus.
    Sie können, wie in der jetzigen unsicheren Konjunkturlage, einen allgemein erhofften Wirtschaftsaufschwung gefährden und die Wettbewerbsfähigkeit besonders der energieintensiven Unternehmern wie der Chemie auf den internationalen Märkten gefährden, also Arbeitsplätze unsicher machen.
    Bei diesem einerseits und andererseits kommt man auch in Bonn zu der Erkenntnis, dass betriebswirtschaftliche Kostenkalkulationen allein Energie nicht sparen helfen, da beispielsweise 40 Prozent des Endenergieverbrauches auf die Raumheizung entfällt, dort also, wo private und öffentliche Verwaltungen weniger Bewusstsein für Energiekosten entwickeln und sei es auch nur durch unsichtbare und deshalb unbewusst gewordene Abbuchungs- und Verrechnungsverfahren.
    Man verspricht sich in Bonn das aber überhaupt nur von langfristiger Bewusstseinsänderung, nachhaltige Sparsamkeit und nicht nur davon, alte Hausrezepte wieder anzuwenden, wie hohe Raumtemperaturen vermeiden, kontrolliert lüften, Fenster abdichten, Heizungsanlagen technisch fit machen oder einfach beim Auto weniger Gas geben.
    Am Rhein schaltet man sich vor einem konkreten Energieeinsparprogramm à la Carta und setzt mehr auf die Dämpfung durch höhere Preise, auf gutes Zureden, auf indirekte Lenkung und auf neue Technologien.
    So werden Bauplanungen überprüft, Investitionen steuerlich gefördert und energiesparende Investitionen in Altbauten durch staatliche Direktzuwendungen ermuntert.
    Erwogen wird die Umstellung der Heizungssysteme zu prämieren und die Verbrauchsalternativen ganz allgemein aufzuzeigen.
    Im Straßenverkehr ist beabsichtigt, Benzinverbrauchsanzeiger, sogenannte Vakuometer, gesetzlich zur Pflicht zu machen
    und die Kraftfahrzeugsteuer umzugestalten, etwa durch Senkung der Mineralölsteuer auf Dieselöl und durch Erhöhung jener für Benzin.
    Ganz generell sollen Gesetze, Verordnungen und Normen Westdeutschlands unter dem Gesichtspunkt der Energienutzung durchforstet werden.
    Dass das Einsparungspotenzial, das langfristig auf 10 bis 30 Prozent veranschlagt wird, wirtschaftlich auch so seine Vorteile mit sich bringen kann, zeigt die laufende Messe in Hannover, wo Energiesparanlagen zum großen Geschäft werden.
    Bis zum Jahr 1985 erfordert Sparsamkeit weltweit schätzungsweise 100 Milliarden Mark an Investitionen verschiedenster Art.
    In Worten 100, in Schilling 700 Milliarden.
    In Westdeutschland hat der Ölschock des Jahres 1973 relativ stark gewirkt.
    Stärker jedenfalls als damals in Frankreich, wie wohl Frankreich in der Zwischenzeit im Energiesparen aufgeholt hat.
    Hans Bartsch aus Paris.
    Nach der Ölverteuerung hatte sich Frankreich reichlich Zeit gelassen, bis es die Notwendigkeit von Sparmaßnahmen erkannte.
    Paris lächelte damals über die autofreien Sonntage der Holländer oder Deutschen, denn schließlich hatte Frankreich ja gute politische Beziehungen zu den arabischen Ländern, brauchte keine Embargo- oder Lieferengpässe zu befürchten.
    Sparen hatte für die französische Regierung damals auch einen deutlich politischen Unterton.
    Es galt hier als Teil einer von Amerika angeführten Strategie mit dem Ziel, das OPEC-Kartell zu zerbrechen.
    Doch als Frankreich auch in die Wirtschaftskrise geriet und in der Handelsbilanz die Ölrechnung präsentiert bekam, wurde Sparen plötzlich ernster genommen und ein ganzes Bündel von Maßnahmen beschlossen.
    Die Temperatur in den Wohnungen sollte 20 Grad nicht übersteigen, der Heizölverbrauch für Private und die Industrie wurde streng kontingentiert.
    Auf den Autobahnen wurde die Höchstgeschwindigkeit auf 130, auf den Nationalstraßen auf 90 Stundenkilometer begrenzt.
    Im letzten Herbst kam dann noch eine drastische Erhöhung des Benzinpreises hinzu.
    Daneben lancierte die Regierung mehrere Aufklärungskampagnen, etwa für bessere Isolierung der Wohnungen.
    Dafür gewährte sie auch Steuervergünstigungen.
    Sie rechtfertigte die Einführung der Sommerzeit mit den, wenn auch bescheidenen, Öleinsparungen.
    Allerdings hätte der gleiche Spareffekt durch Investitionen in der Industrie oder Isolierung der Wohnungen erreicht werden sollen, so wären über zwei Milliarden Franc dafür erforderlich gewesen.
    Erste Erfolge all dieser Sparmaßnahmen zeigen sich heute.
    Der Anstieg der Ölimporte konnte spürbar gebremst werden, auch wenn die milden Winter der letzten Jahre und die Wirtschaftskrise ihren Teil dazu beitrugen.
    Die Franzosen sehen die Notwendigkeit verstärkten Sparens zunehmend besser ein.
    Die hohen Heizöle und Benzinpreise bilden freilich auch eine ständige Mahnung.
    Von einer konsequenten, geschlossenen Sparpolitik ist Paris aber noch deutlich entfernt.
    Der Kampf mit den Wirtschaftsinteressen, etwa der Autoindustrie oder der Elektrizitätserzeuger, wird nur halbherzig geführt.
    Für den Ausbau der Kohleförderung oder die Entwicklung neuer Energiequellen, besonders der in Südfrankreich gut nutzbaren Sonnenenergie, auch der in Frankreich vorhandenen Erdwärme, fließen die Regierungsgelder nur spärlich.
    In Großbritannien steckt die Wirtschaft in der Krise, das ist keine Neuigkeit.
    Die Briten hoffen aber aus dieser Krise schon in wenigen Jahren heraus zu sein, wenn nämlich das Öl aus den eigenen Quellen in der Nordsee so reichlich fließt, dass kein Penny mehr für arabisches Öl ausgegeben werden muss.
    Aber die wirtschaftliche Durststrecke bis dahin bedeutet auch eine Zeit notwendiger Energiesparmaßnahmen.
    Karl-Heinz Wocker berichtet aus London.
    Größe Plakate verkünden in London, dass der Verband der britischen Lichtwerbung mit dem Energie Ministerium eine freiwillige Vereinbarung getroffen hat, sich beim abendlichen Neon geflackert zurückzuhalten, um Strom zu sparen.
    Zeitungsanzeigen rechnen jedem potenziellen Autokäufer genau vor, dass weniger Hubraum nicht nur weniger Benzinkosten bedeutet, sondern auch mehr Überlebenschancen für die Nation, wo nicht die ganze Menschheit.
    Dahinter stecken nicht nur die Alarmsignale seit der Verteuerung des Erdöls, sondern auch Erinnerungen an Energiestreiks im eigenen Lande, die sehr viel albtraumartiger gewirkt haben als die Daumenschrauben der Nahostscheich.
    Hinzu kommt die praktische Erwägung der ständig steigenden Preise für Gas, Strom und Kohle.
    Großbritannien hat zwar die Hoffnung, dass das Nordseeöl den unmittelbaren Importdruck auf dem Felde der Energie mindern, wohl nicht gar beseitigen wird.
    Aber ehe dieses heimische flüssige Gold nicht reichlicher fließt als bisher, dringt das kaum ins allgemeine Bewusstsein.
    Appelle zum Sparen sind an sich, wenn sie nicht in übertrieben dichter Folge an den Verbraucher herangetragen werden, hierzulande sehr wohl aussichtsreich.
    Unter dem breiten Oberbegriff des Sparens gehören aber auch die Versuche, neue Energiequellen wie Sonnenlicht oder Windstärke aus dem Bereich des bloßen Experimentierens herauszuführen.
    Eine Indol-Nation konnte dabei sogar die nutzlos verströmenden Kräfte der beständig heranrollenden Brandungen nicht unbeachtet lassen.
    Schon 1974 hat eine Planungsinstanz der Regierung unter Lord Rothschild empfohlen, diese Möglichkeiten endlich zu prüfen.
    Seit April letzten Jahres stehen dafür eine Million Pfund an Forschungsgeldern bereit und der Chefwissenschaftler des Energieministeriums kümmert sich persönlich um das Projekt.
    Sechs Millionen Pfund stecken bereits in der Erforschung der Sonnenenergie.
    Unbekannte Mengen nicht gezahlter Steuergelder sind gegen die Ausgaben all jener Hausbesitzer abgeschrieben worden, die ihre Fenster, Türen und Dächer isolieren lassen.
    Bei der zugigen Bauweise dieses Landes ein absolutes Erfordernis.
    Es wurde bisher nicht genügend gewürdigt.
    Das Doppelfenster gilt nach wie vor als Luxusinstallation.
    Natürlich gibt es genügend Kritiker, die alle solche Sparmaßnahmen und Experimente als völlig ungenügenden Ersatz für eine einheitliche, weit vorausschauende Energiepolitik bezeichnen.
    Doch auch in Großbritannien, wie anderswo, wagt kein Minister zu entscheiden, ob nun Kernenergie, Öl oder Kohle derzeit die größten Zukunftsaussichten habe.
    Von allem besitzt das Land einiges, von keinem genug.
    Da fallen drastische Festlegungen schwer.
    Für die Schweden waren die Ankündigungen Carters keine Überraschung.
    Für sie hätten sie auch nicht den Schock bewirkt, den das Energieprogramm des Präsidenten in den USA ausgelöst hat.
    Denn die Schweden, so behaupten sie zumindest selbst, haben all das bereits erfunden.
    Günther Grafenberger in Stockholm.
    Präsident Kartes Energieprogramm ist schwedisch.
    So kommentiert am Wochenende die größte schwedische Morgenzeitung Dagens Nyheter das neue amerikanische Energieprogramm und meint, Schweden sei gewissermaßen Vorbild gewesen, was die Kernkraftdebatte anbetrifft, den Mut zur Sparsamkeit und den Umweltschutz.
    Präsident Carters Aufforderung an die amerikanische Bevölkerung, den jährlichen Energieverbrauch um nicht mehr als zwei Prozent ansteigen zu lassen, entspreche auch den Energiebeschlüssen des schwedischen Reichstags von 1975.
    In der Tat erinnert vieles von dem, was die Amerikaner heute laut Carter anstreben sollen, an die Maßhalteappelle der schwedischen Regierung vor drei bis vier Jahren.
    Genau genommen stellt sich jetzt auch für das Ausland nachträglich heraus, dass die von Schweden angeregte Umweltschutzkonferenz der Vereinten Nationen vor fünf Jahren in Stockholm vielleicht das wichtigste Ereignis der letzten Jahre für die Menschheit war, um sie wach zu rufen und zur Besinnung und Umkehr zu mahnen.
    Wir in Schweden waren bereits damals davon überzeugt, dass diese UNO-Umweltschutzkonferenz viel bedeutungsvoller war und ist als spektakuläre Gipfelkonferenz in politischer Art.
    Duggins-Nyhütte erinnert im Leitartikel daran, dass die USA gewissermaßen der Leithammel der westlichen Welt sind und dass also ihr neues Energiesparprogramm zum Vorbild für die übrige westliche Welt werden könnte, was Schweden leider trotz viel früher gleicher Anstrengungen nicht verwirklichen konnte, weil es zu klein und unbedeutend ist.
    Auch wenn die Schweden mit Energie viel sparsamer umgingen als die USA, so sei doch die Problematik die gleiche.
    Wir alle müssten uns klar darüber sein, dass die Zeit des billigen Öles und Benzins unwiderruflich vorbei ist und Öl durch Kernkraft nicht ersetzt werden kann.
    Immerhin habe die größte westliche Industriemacht jetzt die Weichen für die Energiepolitik der Zukunft gestellt.
    Schweden als ein einsamer Rufer in einer Taubenwelt sei nun nicht mehr alleine, meint eine andere schwedische Zeitung.
    Zum Abschluss dieses Rundblicks durch vier europäische Staaten noch ein paar Gedanken aus Österreich.
    Der, der sie ausgesprochen hat, ist kein Unbekannter.
    Es ist Professor Gerhard Bruckmann.
    Ich zitiere aus einem Referat Bruckmanns, das er gestern bei einem Symposium in Wien gehalten hat und das heute in der Tageszeitung die Presse abgedruckt ist.
    Beim heutigen Niveau der Befriedigung materieller Bedürfnisse dürfen wir sehr wohl fragen, in welche Richtung die weitere Verbesserung der menschlichen Wohlfahrt gehen soll.
    In Richtung auf das Drittauto und den Zweitfahrtfernseher oder aber in Richtung auf mehr soziale und ökologische Verantwortung, saubere Luft, reines Wasser, mehr Obsorge für den Mitmenschen.
    Wir müssen uns klar sein, dass es zunehmend Bereiche gibt, in denen das Optimum überschritten ist, in denen jedes weitere Mehr für den einzelnen von viel größeren, vielfach in anderen Bereichen auftretenden Nachteilen für die Gemeinschaft verbunden ist, sodass jedes Mehr die Gesamtheit in stärkerem Maße ärmer macht, als der einzelne reicher wird.
    Soweit Professor Bruckmann, der im übrigen Abkehr von der Atomenergie und forcierten Einsatz der Sonnenenergie fordert.
    Und noch einmal Energie.
    Diesmal in einem Bereich, der nicht so einfach überschaubar ist, wie der Bereich der westlichen Industriestaaten.
    Präsident Carter hatte als eine Planungsgrundlage für sein Energieprogramm eine Welt-Erdöl-Studie des Geheimdienstes CIA zur Verfügung.
    In dieser Studie wird auch für die kommunistischen Industriestaaten, einschließlich der Sowjetunion, eine allmähliche Verschlechterung der Energielage vorhergesagt.
    Peter Bauer fasst in einem Bericht aus New York zusammen.
    Die kommunistischen Länder werden angeblich in der Mitte der 80er Jahre in großem Stil auf dem Weltmarkt als Ölkäufer auftreten und damit zur Konkurrenz der westlichen Industrienationen und der Entwicklungsländer werden.
    Kater gab keinerlei Ölreserveziffern im Ostblock bekannt, doch errechnete der Geheimdienst, dass die osteuropäischen Länder bis 1985 jährlich rund 4 bis 4,5 Millionen Fass Öl pro Tag
    oder fast 10 Prozent der Weltölexporte für sich beanspruchen werden.
    Lediglich die Volksrepublik China wird in der Ölversorgung autark bleiben.
    Die Zahlen des Geheimdienstes sind allerdings mit Vorsicht zu genießen, da inzwischen zugegeben wurde, dass Carter die Weltölversorgungslage dramatisieren wollte, um im eigenen Land Unterstützung für seine politisch und finanziell harten Energievorschläge zu gewinnen.
    Ein Indiz für die gespanntere Ölversorgungslage der UdSSR ist jedoch die drastische Aufstockung der Ölexportpreise für die übrigen Comecon-Länder, die außer Rumänien nur über minimale Ölvorkommen verfügen.
    Nach den letzten veröffentlichten US-Regierungszahlen haben kommunistische Länder eine jährliche Ölförderung von über 10 Millionen Fassöl pro Tag, wobei der Löwenanteil auf die Sowjetunion fällt.
    Sie ist nach Saudi-Arabien und vor den USA der zweitgrößte Ölproduzent der Welt.
    Allerdings werden aus dem Ostblock nur geringe Mengen Öl exportiert, wobei Kuba, Finnland und einige Drittweltländer als Abnehmer auftreten.
    Der größte Teil der sowjetischen Öllieferungen ins Ausland geht an die osteuropäischen Länder.
    Die DDR ist dabei der größte Abnehmer Moskaus.
    Die Ölreserven des Ostblocks werden von den großen US-Ölkonzernen auf rund 17 Prozent der Weltvorkommen geschätzt.
    Dabei hat die Sowjetunion etwa 12 Prozent der Weltölreserven.
    Es ist durchaus denkbar, dass Moskau den Ländern im eigenen Einzugsbereich empfiehlt, sich zunehmend auf dem Weltmarkt mit Öl zu versorgen, um die eigene Förderung mehr und mehr für sich allein beanspruchen zu können.
    Im Erdgassektor sieht die Situation nach den US-Schätzungen für die UDSSR und die Ostblockländer etwas besser aus, da man Riesenvorkommen in Sibirien gefunden hat und weitere Reserven vermutet.
    Sie sollen teilweise mithilfe westlicher Unternehmenskonsortien erschlossen werden.
    Dabei sind japanische Gasgesellschaften und der amerikanische Ölkonzern Occidental Petroleum besonders an einer Kooperation mit den Russen interessiert.
    doch hat Washington bisher einen Riegel für die Occidental-Projekte vorgeschoben.
    Die Sowjetunion produziert zurzeit jährlich etwa 250 Milliarden Kubikmeter Erdgas und exportiert zu lukrativen Preisen in großem Stil nach Ost- und Westeuropa über ein eigens hierfür gebautes Pipeline-Netz.
    Die UdSSR ist außerdem mit 750 Millionen Tonnen Jahresproduktion der größte Kohleerzeuger der Welt.
    und verfügt ähnlich wie die USA über riesige Vorkommen.
    Im Uransektor ist die Sowjetunion ebenfalls autark und verfügt offensichtlich über ausreichende Reserven.
    Alles in allem scheinen kritischen amerikanischen Beobachtern US-Berichte über eine baldige Energiekrise in der Sowjetunion deshalb übertrieben zu sein,
    Obwohl es durchaus sein kann, dass die kommunistischen Länder im Ölsektor früher oder später auch im Weltmarkt verstärkt als Käufer auftreten und damit zu Konkurrenten der westlichen Industrienationen werden.
    Das war ein Bericht von Peter Bauer aus New York.
    Das Erstarken der Demokratie in Spanien ist immer deutlicher erkennbar.
    Nach der offiziellen Zulassung der kommunistischen Partei nach mehr als 40 Jahren Verbot bei den kommenden allgemeinen Wahlen wurden gestern auch bisher verbotene Gewerkschaften legalisiert.
    und ein weiteres Ereignis der spanischen Innenpolitik.
    Einige der Oppositionsparteien schlossen sich zu einem lockeren Wahlbündnis zusammen.
    Unser Madrid-Mitarbeiter Walter Haubrich analysiert die Situation.
    Am 15.
    Juni werden die Spanier zum ersten Mal seit 40 Jahren ein Parlament wählen können.
    Offiziell wird der Wahlkampf erst am 20.
    Mai beginnen.
    In Wirklichkeit ist er schon voll im Gange, wenn auch mit sehr unterschiedlichen Möglichkeiten für die einzelnen Parteien.
    So können die Politiker des Frankismus, die der vergangenen Diktatur durchaus Kundgebungen abhalten und so ihren Bekanntheitsvorsprung noch erweitern, während die vier Jahrzehnte lang verfolgten oder totgeschwiegenen Politiker der Linken und der Mitte immer wieder auf Schwierigkeiten stoßen.
    Ihre Kundgebungen werden häufig noch verboten von Provinzbehörden etwa und nicht selten gegen den Willen der Regierungswahl.
    Zu wirklich für alle Parteien gleichen Wahlen wird es so im Juni noch nicht kommen.
    Da sind die Voraussetzungen zu unterschiedlich, auch wenn man einmal annimmt, dass der Wahlvorgang selbst korrekt und in völliger Freiheit verlaufen wird.
    und der extremen Rechten gibt es eine starke, schon seit Monaten formierte Partei, welche die Unterstützung eines großen Teils der spanischen Wirtschaft, vor allem der von Franco privilegierten privaten Monopole hat.
    Das ist die von ehemaligen Ministern Francos geführte Alianza Popular, Volksallianz zu deutsch.
    Diese Partei wird außer von den ganz Rechten und den Anhängern der Diktatur sicher auch von vielen politisch noch nicht informierten und auch von zahlreichen ängstlichen Spanien gewählt werden.
    Es gibt halt immer noch viele Leute im Land, die nicht glauben, dass die Stimmabgabe geheim bleiben wird.
    Sie werden deshalb aus Vorsicht die Macht der letzten Jahrzehnte wählen, die es zum Teil auch heute noch sind und die fast alle für die Volksallianz kandidieren.
    Um einen großen Sieg der Frankisten in der Volksallianz zu verhindern, haben die Parteien der Linken, der Mitte und der rechten Mitte jetzt beschlossen, reichlich spät zwar in ländlichen kleinen Wahlkreisen gemeinsame Listen aufzustellen.
    Es gibt nämlich keine Landesliste, sodass in den Bevölkerungsarmen der 50 spanischen Provinzen viele Stimmen verloren gehen können.
    Gestern Abend haben mehrere Parteien der Mitte und der rechten Mitte, Liberale gemäßig Konservative und der rechte Flügel der Christdemokraten, endgültig sich entschieden, gemeinsam unter dem Namen Demokratisches Zentrum in die Wahlen zu gehen.
    Dem demokratischen Zentrum steht auch der jetzige Ministerpräsident Adolfo Suárez nahe.
    Man glaubt, dass dieses Parteienbündnis der rechten Mitte der Volksallianz viele Wähler wegnehmen kann.
    Dem demokratischen Zentrum gehören auch ehemalige Mitarbeiter des Franco-Regimes an, doch sind es Politiker, die in der Diktatur schon eine Liberalisierung versuchen.
    Gemeinsame Listen für den Senat, Oberhaus des neuen Parlamentes stellen Christdemokraten und die Sozialistische Arbeiterpartei Spaniens auf.
    Diesem Bündnis werden sich andere Parteien der Mitte und der Linken anschließen, wahrscheinlich auch die Kommunisten.
    Für die wichtigere Zweite Kammer, den Kongress, werden Kommunisten und Sozialisten mit getrennten Listen kandidieren, während die Christdemokraten in einzelnen Provinzen gemeinsame Listen
    Zentrum.
    Voraussagen sind bei ersten Wahl nach 40 Jahren schwer zu machen.
    Das demokratische Zentrum könnte, wenn es einen aktiveren Wahlkampf als bisher führt, ein Drittel der Stimmen erhalten.
    Die Volksallianz sicher ein Viertel, etwa ebenso viel die Sozialisten.
    Für die christlichen Demokraten außerhalb des demokratischen Zentrum wären 15 Prozent kein schlechtes Ergebnis.
    Die Kommunisten dürften kaum über 8 Prozent kommen.
    Das wäre auf jeden Fall eine große Mehrheit der demokratischen
    das von dem im Juni zu wählenden Parlament die neue
    Walter Haubrich berichtete aus Madrid, es ist jetzt vier Minuten nach halb eins und um Wahlen geht es auch im nächsten Beitrag.
    Denn am 11. und am 12.
    Mai finden in Österreich Hochschülerschaftswahlen statt.
    Etwa 1500 Studentenvertreter sind zu wählen, wahlberechtigt sind etwas mehr als 90.000 Studenten.
    Gewählt werden der Zentralausschuss, den man am besten als gesamtösterreichisches Studentenparlament definieren kann,
    dann die Hauptausschüsse der zwölf Universitäten, die Fakultätsvertretungen, Studienrichtungsvertreter und Studienabschnittsvertreter.
    Der Zentralausschuss ist das einzige Gremium, an dem man die gesamtösterreichische Stärke der einzelnen Fraktionen direkt ablesen kann.
    Dort werden heuer wahrscheinlich 61 Mandate zu vergeben sein, gegenüber 55 bei den vergangenen Wahlen, als es noch weniger Hörer gab.
    1975 entfielen 21 Mandate auf die als ÖVP nahe geltende österreichische Studentenunion ÖSU, 10 Mandate auf den Verband Sozialistischer Studenten, VSSTÖ, 9 auf den RFS, den Ring Freiheitlicher Studenten, und 4 auf die konservative YES, die Junge Europäische Studenteninitiative.
    Insgesamt sind derzeit 10 Gruppen im Zentralausschuss vertreten.
    Über den Wahlkampf 1977 berichtet jetzt Wilfried Seifert.
    Hauptthema des Wahlkampfes ist trotz aller Prügeleien, trotz aller Auseinandersetzungen um die rechtsradikale Splittergruppe Aktion Neue Rechte, Hauptthema ist trotzdem die Frage, wird die ÖSU, die österreichische Studentenunion, die absolute Mehrheit erreichen oder nicht.
    Die Zeichen stehen für die als ÖVP nahe geltende größte Studentenfraktion günstig.
    Auf Bundesebene kandidiert die ÖSU gemeinsam mit dem Forum Innsbruck, was ihr von vornherein drei zusätzliche Mandate einbringen dürfte.
    Nach einer ersten Hochrechnung aus nicht repräsentativen Umfragen erwartet sich die ÖSU damit derzeit 30 der 61 Mandate.
    Die Große Koalition mit dem Verband Sozialistischer Studenten, VSSDÖ, war noch vor wenigen Wochen zwar nicht gerade ein Geheimtipp, aber eine durchaus realistisch erscheinende Möglichkeit.
    Ist diese Möglichkeit noch offen?
    Dazu der gegenwärtige Präsident der ÖSU und Vorsitzende der österreichischen Hochschulschaft, Karasek.
    Der VSSDÖ hat im Laufe dieses Wahlkampfs einen sehr, sehr starken Linksruck gemacht.
    Er kandidiert beispielsweise mit trotzikistischen Gruppen auf einer gemeinsamen Liste in Salzburg.
    Angesichts dieser Entwicklung im VSSDÖ ist es natürlich wahnsinnig schwer für die ÖSU, den VSSDÖ noch als halbwegs seriösen Partner zu betrachten.
    Ich kann mir nicht vorstellen, dass sich die ÖSU entscheidet, die Dienste des VSSDÖ in Anspruch zu nehmen.
    Nach der nächsten Wahl sollten wir die absolute Mehrheit nicht bekommen.
    Tatsächlich ist der VSSÖ bundesweit gespalten.
    Nach Macht- und Flügelkämpfen haben sich schließlich die weiter links stehenden Gruppen durchgesetzt.
    Diejenigen Gruppen, die in Zusammenarbeit mit kommunistischen Organisationen einige Maßnahmen der Regierung heftig kritisierten.
    Die SPÖ hat daraufhin die Beziehungen zum Verband Sozialistische Studenten stillgelegt.
    Die Trennung geht so weit, dass etwa SPÖ-Zentralsekretär Blecher davon spricht,
    dass es momentan keine sozialdemokratische Gruppe an den Hochschulen gäbe.
    Wie könnte sich diese Trennung auf das Wahlergebnis auswirken?
    VSSDÖ Spitzenkandidat Wiesner ist nicht unbedingt pessimistisch.
    Ja, es gibt da sicherlich zwei Tendenzen.
    Es gibt sicherlich Tendenzen, die aufgrund der Tatsache, dass die SPÖ die Beziehungen zum VSSDÖ stillgelegt hat, vielleicht einige Leute davon abhalten könnten, den VSSDÖ zu wählen.
    Auf der anderen Seite könnte ich mir durchaus vorstellen, dass das eben gerade dadurch
    dass Studenten gesehen haben, dass wir auch bereit sind, unsere Politik autonom zu bestimmen, auch dann autonom zu bestimmen, wenn sie sich gegen Regierungsmaßnahmen richten muss und wir dafür auch Schwierigkeiten mit der Partei in Kauf nehmen, dass das für einige Studenten, und ich glaube das sind mehr als die vielleicht von uns enttäuscht sein könnten, dass das sehr interessant sein wird für diese Studenten, dass die eigentlich Sympathien zum VSSD gewinnen müssten eigentlich in dieser Situation.
    Eine dauerhafte Koalition mit den ÖVP-Nationalstudenten schließt Wiesner aber ebenfalls aus.
    Dagegen ist mit Übereinstimmungen von Fall zu Fall zu rechnen, in praktischen Fragen ebenso wie in Grundsätzen.
    Um die Gunst oder besser das Geld der Volkspartei bewirbt sich neben der ÖSU noch eine zweite Gruppe.
    Die konservative Junge Europäische Studenten-Initiative, kurz JES, bestreitet zwar entscheidende finanzielle Unterstützung von der ÖVP zu erhalten, erfreut sich aber zum Ärger des größeren Bruders ÖSU zweifellos einiger Sympathien.
    Nach der Spaltung des VSSTÖ ist die JES, trotz aller derzeit sogar sehr erbittert vorgetragenen Feindschafts-ÖSU, der wahrscheinlichste Koalitionspartner im Falle, dass keine Fraktion die absolute Mehrheit erzielt.
    Allgemein wird schon länger mit ziemlich bedeutenden Stimmengewinnen der Yes gerechnet, besonders im Hinblick auf die jüngsten Ereignisse auf Hochschulboden, da linksradikale Studenten, nach eigener Diktion Antifaschisten, und rechtsradikale, dies auch nach eigener Auffassung, vor der Universität gewaltsam aneinandergeraten.
    Yes-Chefin Ries kann diesen Schlägereien sogar einen positiven Aspekt abgewinnen.
    Diese radikalen Studenten haben sicher die Kollegen dazu gebracht, dass sie sich mit den Ideologien der anderen Gruppen verstärkt auseinandersetzen, sich Gedanken machen, viel diskutierfreudiger sind und das wird, glaube ich, den bürgerlichen Gruppierungen sehr nützen.
    Während also die politische Vaterschaft von SPÖ und ÖVP zu den anderen Studentenorganisationen zumindest umstritten ist oder gar geleugnet wird, gibt es derartige Schwierigkeiten zwischen freiheitlicher Partei und dem Ring freiheitlicher Studenten nicht.
    Der RFS, einer der Verlierer der Hochschulwahlen 1975, hat damals seine Position als zweitstärkste Fraktion verloren, sieht auch den kommenden Wahlen nicht gerade mit übergroßem Optimismus entgegen.
    Denn außer chronischer Geldknappheit und bis vor kurzem eindeutigem Linkstrend an den Hochschulen bläst dem RFS derzeit auch nach eigener Darstellung noch ein etwas gewaltsamer Wind ins Gesicht, wenn studentische Schläger der extremen Linken gegen die Aktion Neue Rechte vorgehen und dabei in einem Aufwaschen manchmal den RFS mittreffen.
    Nach Meinung des RFS-Vorsitzenden Heikenwälder wird mit der ANR nur der Sack geschlagen, der RFS aber gemeint.
    Unserer Meinung nach ist nach wie vor klar, dass der RFS Hauptangriffspunkt dieser terroristischen Übergriffe ist.
    Dass der RFS ein solch potenzieller Gegner aller Linksgruppen ist, liegt daran, dass jene Kraft, die im RFS existiert, die nichts mit der materiellen Voraussetzung zu tun hat, nämlich unsere konzeptive Qualität,
    allen Gruppen auf Hochschulboden bekannt ist.
    Neben diesen vier etablierten Gruppen kandidieren die in letzter Zeit häufig erwähnte von ihren politischen Gegnern als faschistisch eingestufte Aktion Neue Rechte, eine Liste Theologie, eine Grazer Studentenliste, der Kommunistische Studentenverband, die Liste Kommunistische Hochschulorganisationen und die Gruppe Revolutionärer Marxisten.
    Die drei letztgenannten kommunistisch orientierten Studentengruppen sind bisher nur in ihrer Gegnerschaft gegenüber den Rechtsaußenstudenten einig.
    Unter sich werfen sie einander Moskautreue, Trotzkismus oder linksradikale Abweichlerei vor.
    Ihre Bedeutung für den Zentralausschuss war bisher eher gering, obwohl sie derzeit zusammen vier der 55 Mandate besetzen.
    Alle Anzeichen sprechen jedenfalls dafür, dass auch diesmal die Fraktionen der Mitte oder in relativer Nähe der Mitte die klare Oberhand behalten werden.
    Hochschülerschaftswahl 1977, es berichtete Wilfried Seifert.
    Nun die Inlandspresseschau, die Zitate aus den Leitartikeln der Zeitungen hat Eugen Freund zusammengestellt.
    Die beiden großen Parteizeitungen und auch das Zentralorgan der KPÖ befassen sich heute mit der Kandidatur der Aktion Neue Rechte bei den Hochschülerschaftswahlen.
    Ein Verbot dieser rechtsradikalen Organisation ist nach Angaben des Innenministers aus rechtlichen Gründen nicht möglich gewesen.
    In seinem Leitartikel erinnert das ÖVP-Organ Neues Volksblatt an den Artikel 9 des Staatsvertrages, wonach Österreich verpflichtet ist, alle Organisationen faschistischen Charakters aufzulösen.
    Dazu Walter Salzmann im Einzelnen.
    Warum also der Innenminister sowohl das Ersuchen des Rektors nach Überprüfung aller extremen linker wie rechter Gruppen auf Hochschulebene als auch die Forderung des Hochschülerschaftsvorsitzenden nach Auflösung der ANR einfach in den Wind geschlagen hat, bleibt unverständlich.
    Bei aller Toleranz, dort wo Interessen der persönlichen Sicherheit oder gar Bestimmungen des Staatsvertrages tangiert werden, hat auch falsch verstandene Großzügigkeit nichts mehr zu suchen.
    In der Sozialistischen Arbeiterzeitung räumt Manfred Scheuch in seinem Leitartikel zu diesem Thema zwar ein, dass es einige Argumente für ein Verbot gewalttätiger Extremisten gäbe.
    Dann fügt Scheuch jedoch hinzu.
    Andererseits ist die Verlockung groß zu sehen, ob die rechtsradikalen Schreie wirklich irgendwo ein Echo finden oder ob sie nicht nur Einzelerscheinungen der politischen und nicht nur dieser Psychopathologie sind.
    Auch die NBP hat es bisher nur zu einem lächerlichen Promille-Stimmenanteil gebracht.
    Sollte es unter den Studierenden wesentlich anders sein?
    Ich kann es nicht glauben.
    Wäre es aber dennoch so, so wäre das ein Alarmzeichen, dem sicher nicht allein mit Verboten beizukommen ist, schließt der Leitartikel von Manfred Scheuch in der AZ.
    Nun noch der Kommentar aus der kommunistischen Volksstimme, in dem es unter anderem heißt...
    Das ist doch nur konsequent, oder?
    Nicht etwa, weil in der SPÖ-Führung lauter Nazi-Sympathisanten säßen, das wäre Unsinn, aber weil die SPÖ-Spitze eine Generallinie aufgegeben hat.
    Antikommunismus und vor allem Verbot jeder Aktionseinheit der Linken.
    Bevor man zulässt, dass Sozialisten und Kommunisten gemeinsam für oder gegen etwas kämpfen, stellt man sich lieber auf die andere Seite.
    Und wenn es die der Neonazi ist.
    Soweit also Pressestimmen zur Diskussion über das Verbot einer rechtsradikalen Organisation.
    Zweites beherrschendes Thema in den Tageszeitungen ist heute die jüngste Entwicklung im Munitionsausschuss, in dem gestern die Zeugenaussagen abgeschlossen wurden.
    Nach Zeitungsberichten soll dabei der Verteidigungsminister zugegeben haben, schon im Jänner beim ersten Auftauchen der Gerüchte vom Syriengeschäft gewusst zu haben.
    Trotz dieser neuesten Entwicklung, so sie stimmt, glauben mehrere Kommentatoren, dass ein Ausscheiden Lütgendorfs aus der Regierung noch nicht sicher ist.
    Dazu Josef Laschober in den oberösterreichischen Nachrichten.
    Es scheint gut denkbar, dass sich Kreisky zur Verteidigung seines Verteidigungsministers entschied, um damit spätere Handlungsfreiheit zu gewinnen, wenn die Öffentlichkeit aller Oppositionsangriffe gegen Lütgendorf überdrüssig geworden ist.
    Unter Zugzwang handeln ist schon im Schachspiel ein lästiger und nachteiliger Vorgang.
    Nicht minder in der Politik.
    Jedenfalls wartet auf Kreisky keine leichte Entscheidung, meinen die oberösterreichischen Nachrichten.
    Im Salzburger Volksblatt wird der derzeitige Stand der Beratungen im Munitionsausschuss und sein zu erwartendes Ergebnis so zusammengefasst.
    Es lässt sich ziemlich sicher vorhersagen, dass nur mehr die Frage zur Entscheidung steht, ob es ein Staatsbegräbnis oder ein Begräbnis dritter Klasse werden wird, bei dem Lütgendorf selber den Sarg zu tragen hat.
    Wenn schon nicht aus anderen Gründen, dann eben aus denen der politischen Zweckmäßigkeit.
    Eine andere Salzburger Zeitung, die Salzburger Nachrichten, glauben den Grund dafür zu wissen, warum die Öffentlichkeit derzeit kaum Einzelheiten aus dem Ausschuss erfährt.
    Gerhard Steininger.
    Das Syriengeschäft ist ein guter Grund, in der Affäre leise zu treten und ein über ein solches gestolperter Minister für zukünftige Pläne keine Empfehlung.
    Die SPÖ-Abgeordneten im Untersuchungsausschuss halten sich jedenfalls neuerdings zurück.
    In den ersten Sitzungen hatten ihre gezielten und schonungslosen Fragen bei der ÖVP noch respektvolles Staunen ausgelöst.
    Zum Abschluss noch ein Blick in den Kommentar von Hans-Werner Scheitl in der Presse, der seine Ansichten folgendermaßen formuliert.
    Wird Lüttgendorf nur Ungeschicklichkeit und Unklugheit nachgewiesen, dann könnte er bleiben.
    Denn Kreisky hat keinen Nachfolger für Lü.
    Freilich könnte man Otto Rösch jedes Ministerium anvertrauen, aber in diesen heiklen Zeiten, in denen Leute auf der Straße erschossen werden, tauscht man nicht gerne den Minister aus.
    Kreisky hätte, wenn Lüttgendorff bleibt, die schwerste Krise seines Kabinetts gemeistert.
    Zwar sehr fragwürdig, aber die Zeit bis zur nächsten Wahl ist eben noch lang.
    Und nach der Inlandspresse schauen nun zum Kulturteil des Mittagsschanals.
    Im Wiener Volkstheater findet heute Abend die deutschsprachige Erstaufführung der Komödie »Leda« des 1893 in Zagreb geborenen jugoslawischen Dramatikers und Romanziers Miroslav Krleja statt.
    Das Volkstheater hat übrigens schon 1975 Krlejas Familiendrama »Die Glember« es gespielt.
    Leder wurde von Fritz Zecher in der Ausstattung von Rolf Langenfass inszeniert.
    Den Hauptrollen sind Vera Borek, Traute Wassler, Peter Hei, Ernst Meister und Louis Ries zu sehen.
    Den folgenden Bericht hat Walter Gellert gestaltet.
    Der Hauptakzent im Werk Miroslav Krilleschers, dieses bedeutenden und wohl profiliertesten Vertreters der modernen südslawischen Literatur, liegt sicher nicht im dramatischen Schaffen, sondern in seinen Romanen, Erzählungen und Essays.
    Mit ein Grund, warum seine Stücke so spät auch auf deutschen Bühnen zu sehen sind.
    Mitte der 60er Jahre wurden die Glemmbeis schon in Graz gezeigt.
    Vor einigen Jahren war dann eine Aufführung von Galicien in Stuttgart zu sehen.
    Die Glemmbeis ist ein großer Dramen- und Novellenzyklus.
    Darunter befindet sich die novelle Beerdigung in Theresienburg, sowie die Dramen Die Glemmbeis, das Stück spielt 1912,
    Das Stück »In Agonie«, dieses Werk spielt 1922-23.
    In diesem Zyklus wird nun der Untergang einer ungarisch-kroatischen Familie der Oberschicht gezeigt.
    Milodor ist der Übersetzer.
    Und dann kommt »Leda«, das ist eine Komödie, die spielt 1928.
    Also bei den zwei Ersten ist der Autor Kolesar sehr scharf mit seinen Personen ins Gericht gegangen und jetzt im dritten Stück
    das sind die letzten Überleben, sozusagen die letzten Ausläufer der Glebenbeiß, nimmt er sie nicht mehr ernst, also er kann sie nur in der Form einer Komödie behandeln.
    Also sie haben überlebt und vegetieren so dahin.
    Für den Regisseur Fritz Zecher tritt das Komödienhafte nicht so sehr in den Vordergrund.
    Es ist für mich mehr eine gesellschaftskritische Analyse des Autors mit gesellschaftlichen Zuständen dieser Zeit, die er beschreibt.
    Und er verwendet für die Beschreibung dieses
    Zeitabschnittes fünf Figuren, die repräsentieren eine Gesellschaftsklasse, die der bourgeoisie oder der depravierten und demoralisierten
    Korrumpierten möchte ich noch hinzufügen Aristokratie, die also bar der ökonomischen Mittel sich nun an die bürgerliche Geschichte, Gesellschaftsschichte anzuschließen versucht, in diesem Fall einer Messalianz und in dieser Ehe menschlich scheitert.
    Kirlischer setzt bei der Behandlung des Stoffes theatralische Klischees ein, wie ein zu Unrecht der Zeit angekommener Brief oder ein belauschtes Gespräch.
    In den Dialogen finden sich nun immer wieder Stellen, die vor allem den Romancier ausweisen.
    Fritz Zecher
    seine Figuren haben natürlich sehr viel von diesem Genre mitbekommen.
    Das heißt, die Dialoge sind zum Großteil in epischer Form, in romanhafter Form verfasst.
    Und das ist vielleicht auch der Schwierigkeitsgrad, diese Figuren realistisch konkret auf die Bühne zu stellen.
    Ich gehe selbstverständlich nicht zum Ball, auch nicht in Ihrer Begleitung.
    Ich möchte Sie nur bitten, die Güte zu haben, mir zu sagen, wo ich Ihr Dach über den Kopf lassen soll.
    Wohin mit dieser ganzen Idylle?
    Also ich muss schon sagen, dass mir Ihre maliziöse Ausdrucksweise langsam auf die Nerven geht.
    Genauso wie die Kommentare zu dem Bild Ihres Galen Kallela.
    Mein Gott, ich habe das Bild dieses unglücklichen Galen Kallela wirklich 1913 in Venedig gesehen.
    Und ich habe mich daran ganz spontan und ohne jeglichen Hintergedanken erinnert.
    Hätte ich gewusst, dass Sie das stören würde, dann hätte ich es überhaupt nicht erwähnt.
    In dieser Szene hörten sie Louis Ries als den verkrachten Diplomaten und Frauentröster Oliver Urban und Traute Wassler als Clara, der Frau des Malers Aurel.
    Ein interessantes Detail am Rande, bei der Übersetzung der Stücke, vor allem der Dramen Die Glemmbeiß und In Agonie, musste Milot Dor, da Teile in Deutsch, der Sprache der Oberschicht, geschrieben waren, ein adäquates Ausdrucksmittel suchen.
    In der deutschen Übersetzung verwendet er nun französisch, die Sprache, die bei uns in der Oberschicht gesprochen wurde.
    »Leda« von Miroslav Kruleja heute Abend im Wiener Volkstheater, als es berichtete Walter Gellert.
    Auch im nächsten Beitrag geht es um eine Theaterpremiere heute Abend.
    Zum ersten Mal in seiner 30-jährigen Geschichte hat das Theater für Vorarlberg ein Musical auf seinem Programm.
    Im Bregenzer Kornmarktheater wird Cole Porters 1948 uraufgeführtes Musical »Kiss Me Kate« gespielt,
    Es beruht auf Shakespeare's Komödie der widerspenstigen Zähmung.
    Die Vorarlberger Landesbühne war bisher ein reines Sprechtheater und versucht nun erstmals aus diesem Schema auszubrechen.
    Über die damit verbundenen Probleme berichtet Wolfgang Burtscher vom Landesstudio Vorarlberg.
    Ach, mein Traum ist die Ehre, nur ein Traum, ach und wehe,
    Es ist unschwer zu merken, die 15 Schauspieler, über die das Vorarlberger Landestheater verfügt, sind keine geschulten Sänger.
    Sie sind Schauspieler, die ein bisschen singen können, wie ihr Direktor meint, und die sich darüber hinaus seit November auf die Balletterfordernisse von Cole Porters Musical vorbereitet haben.
    Diese musikalische Komödie zu spielen, sei auch für ein kleines Theater machbar.
    Zum Unterschied von schwieriger zu gestaltenden Musicals wie My Fair Lady, meint der Regie führende Theaterdirektor Bruno Felix.
    Kein Chor, wir haben kein Ballett.
    Das gibt sicher einige Schwierigkeiten.
    Also Leute, die Rollen spielen, müssen auch tanzen, müssen auch singen.
    Ich finde aber, dass das der Idee des Musicals eigentlich sehr entgegenkommt.
    Denn mich stört es sehr oft, wenn ich an Theatern hierzulande sehe, dass der Chor nicht tanzt und dass die Tänzer nicht singen und dass die Schauspieler weder das eine noch das andere
    mit Spaß machen.
    Ich glaube, dass es zum Musical auch gehört, dass es die gleichen Leute sind, die singen und tanzen und das sind bei uns die Schauspieler, die auch Rollen spielen.
    Wir haben durch unsere Nestreus, in denen wir immer sehr viel singen, in denen wir auch große Quadlibets haben, einige Erfahrungen mit dem Sängerischen.
    in unserem Ensemble.
    Das Tänzerische mussten wir uns erarbeiten und da haben wir seit letzten November ein Tanztraining gehabt, dass unsere Choreografin, die zugleich auch die Kate spielt und die sehr viel Musical-Erfahrung hat, Gegensatz zu uns allen anderen, da haben wir dieses Training gemacht und diesem Training haben sich unsere Schauspieler, ich muss sagen, eigentlich die meisten mit sehr viel Spaß unterzogen.
    Glauben Sie, dass es zur Aufgabe eines Provinztheaters gehört, neben dem üblichen klassischen Repertoire auch Musicals zu spielen?
    Ich glaube schon, Musicals, die gehen und ich finde gerade, wenn man das gleiche Ensemble, das das Jahr vorher Widerspenstigen Zähmung gespielt hat, für Kiss Me Kate wieder zur Verfügung hat,
    dann macht das schon Spaß und ich glaube es gehört auch dazu, dass da vom Repertoire her Grenzen gesteckt sind, die sehr bald erreicht sind, das ist natürlich klar.
    So wird es also bei dem einmaligen Ausflug in die Welt des Musicals bleiben.
    Produktionen mit stark auf die Musik hin orientiertem Charakter soll es auch in Zukunft geben.
    So steht in der nächsten Spielzeit Bert Brechts Dreigroschenoper auf dem Spielplan.
    Choreografin der Vorarlberger Produktion ist die aus München stammende Jutta Frost.
    Ihr Erfolgsrezept als Choreografin einer tänzerischen Lion-Truppe.
    Man muss einfache Sachen machen, wirkungsvolle Dinge.
    Aber man kann die Leute, und ich muss sagen, die haben hier mit sehr viel Eifer und Enthusiasmus gearbeitet, kann man einiges draus machen.
    Bei nicht geschulten Tänzern gibt's da Konditionsprobleme etwa?
    Nein, nicht so sehr, aber ich muss sagen, gerade hier am Theater für Vorarlberg sind die Leute konditionsmäßig ziemlich fit.
    Die laufen Ski und machen so einiges, was zwar nicht erlaubt ist, aber die Konditionsprobleme sind nicht so schlimm, die schaffen das schon.
    Es ist mit dem Singen ein bisschen schwierig.
    Dass die Leute außer Atem sind.
    Dass die Kinder tanzen und sprechen.
    Das ist etwas Neues und das neue Metier, was schwer ist.
    Dass man außer Atem kommt dabei.
    Aber das ist ja nie im Musicaltheater so.
    Deswegen ist das Musical so schwer.
    Bleibt das Orchester.
    Das Theater hat natürlich auch keine Musiker unter Vertrag.
    So hat man sechs Vorarlberger Jazzmusiker engagiert, für die die ursprünglich für eine 80-Mann-Band geschriebene Partitur umarrangiert werden musste.
    Das gab schon allein durch das Fehlen jeglicher Streicher Probleme, denn die Orchesterstimmen werden bei dieser Produktion von Bläsern getragen.
    Ein Manko, das etwa bei lyrischen Stellen spürbar wird.
    Bleibt abzuwarten, ob die unbestreitbare Begeisterung, mit der dieses doch einigermaßen problematische Unterfangen zu realisieren versucht wird, bei Kritik und Publikum die erhoffte Resonanz findet.
    Kiss Me Kate von Cole Porter in Vorarlberg.
    Diesen Beitrag hat Wolfgang Burtscher gestaltet.
    Es ist jetzt in drei Minuten 13 Uhr.
    Wir enden das Journal mit Kurznachrichten.
    Rumänien.
    Ein schweres Lawinenunglück hat sich am vergangenen Sonntag in den rumänischen Fagaraschkaparten ereignet.
    Wie die Bucharester Presse erst heute meldet, wurden 19 Schüler und vier Lehrkräfte während einer Skitour im Bilea-Kessel von den Schneemassen verschüttet.
    Alle 23 Personen waren bereits tot, als man sie fand.
    Norwegen.
    Auf einer Boa Insel in der Nordsee kam es in der vergangenen Nacht zu einer Explosion, die eine Ölpest befürchten lässt.
    Die 112-Mann-Besatzung der Boa Insel konnten unverletzt evakuiert werden.
    Es tritt jedoch weiterhin ständig Rohöl aus.
    Der Ölfleck vor der norwegischen Küste hat bereits eine Ausdehnung von 15 Kilometern.
    Die Mannschaften von Versorgungs- und Hilfsschiffen überschütten die Plattform mit großen Wassermengen, um den Ausbruch eines Brandes zu verhindern.
    Schwerer Seegang behindert aber die Arbeit.
    Österreich.
    Der ÖVP-abgeordnete König schlägt vor, auch die Steierwerke in die Prüfung des Projekts einer österreichischen Automobilproduktion mit einzubeziehen.
    Gerade dieses Werk, meint König, verfüge über reichhaltige Erfahrungen auf dem Gebiet des Fahrzeugbaues.
    Der SPÖ-Landesvorsitzende Tyrols Salche kritisierte beim Landesparteitag der Sozialisten im Kongresshaus Innsbruck das Wahlrecht in seinem Bundesland.
    Salche sprach von einer Benachteiligung der SPÖ beim Rechtsstimmenverfahren und von einem ungerechten Landtagswahlrecht.
    Der sozialistische Zentralsekretär Blecher vertrat heute beim Landesparteitag der SPÖ Burgenland in Neudörfel die Ansicht, bei der burgenländischen Landtagswahl im Herbst gehe es nicht nur um Keri, sondern auch um Kreisky.
    Blecher sprach von der entscheidendsten Wahlauseinandersetzung in der zweiten Hälfte der 70er Jahre.
    Der Erzbischof von Wien, Kardinal König, plant für die kommenden Woche Reisen nach Polen und nach Ungarn, um mit den Kardinälen Wyszynski und Kleckai zusammenzutreffen.
    Schaden in der Höhe von einigen Millionen Schilling entstand in der Nacht auf heute bei einem Großbrand in Obertrauburg.
    Zehn freiwillige Feuerwehren bekämpften den Brand in einem Sägewerk.
    Spanien.
    Der Wahlkampf für die Parlamentswahlen am 15.
    Juni ist bereits im Gang.
    Nicht weniger als 139 Parteien sind zugelassen.
    Acht christlich-demokratische, liberale und sozialdemokratische Parteien haben heute Nacht ein Wahlpünktnis geschlossen.
    Das waren Kurznachrichten.
    Das Mittagsschanal ist damit beendet.
    Die Redaktion meldet sich wieder um 18.30 Uhr im Programm Österreich 1.
    Meine Damen und Herren, im Namen von Redaktion und Technik sage ich auf Wiederhören.
    Das war's für heute.

    Beiträge dieses Journals

    Nachrichten
    Datum: 1977.04.23 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Wetterbericht
    Datum: 1977.04.23 [Sendedatum]
    Schlagworte: Natur ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Wie wird Energie gespart in der BRD
    Mitwirkende: Emmerich, Klaus [Gestaltung]
    Datum: 1977.04.23 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Wirtschaft ; Wissenschaft und Forschung ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Wie wird Energie gespart in Frankreich
    Mitwirkende: Bartsch, Hans Jürgen [Gestaltung]
    Datum: 1977.04.23 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Wirtschaft ; Wissenschaft und Forschung ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Wie wird Energie gespart in Großbritannien
    Mitwirkende: Wocker, Karl Heinz [Gestaltung]
    Datum: 1977.04.23 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Wirtschaft ; Wissenschaft und Forschung ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Wie wird Energie gespart in Schweden
    Mitwirkende: Graffenberger, Günter [Gestaltung]
    Datum: 1977.04.23 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Wirtschaft ; Wissenschaft und Forschung ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    CIA-Studie über Weltölreserven sagt Energiekrise im Ostblock voraus
    Mitwirkende: Bauer, Peter [Gestaltung]
    Datum: 1977.04.23 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Spanische Parteien zu Beginn des Wahlkampfes
    Mitwirkende: Haubrich, Walter [Gestaltung]
    Datum: 1977.04.23 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Stand ÖH-Wahlkampf
    Einblendung: Georg Karasek (ÖSU), Wiesner (VSSTÖ), Ries (JES), Heikenwälder (RFS)
    Mitwirkende: Seifert, Wilfried [Gestaltung] , Karasek, Georg [Interviewte/r] , Wiesner, ... [Interviewte/r] , Heikenwälder, ... [Interviewte/r] , Ries, ... [Interviewte/r]
    Datum: 1977.04.23 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik ; Wissenschaft und Forschung ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Erstaufführung "Leda" im Wiener Volkstheater von Miroslav Krleza
    Einblendung: Fritz Zecha (Regisseur), Milo Dor (Übersetzer), Ausschnitt mit Luis Ries, Traute Wassler
    Mitwirkende: Gellert, Walter [Gestaltung] , Dor, Milo [Interviewte/r] , Zecha, Fritz [Interviewte/r] , Wassler, Traute [Interpret/in] , Ries, Louis [Interpret/in]
    Datum: 1977.04.23 [Sendedatum]
    Ort: Wien, Volkstheater
    Schlagworte: Kultur ; Theater ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Vorarlberger Theater spielt zum ersten Mal "Kiss Me Kate"
    Einblendung: Bruno Felix (Regie), Jutta Frost (Choreographie), Musik
    Mitwirkende: Burtscher, Wolfgang [Gestaltung] , Frost, Jutta [Interviewte/r] , Felix, Bruno [Interviewte/r]
    Datum: 1977.04.23 [Sendedatum]
    Ort: Bregenz, Landestheater [Ort der Aufführung]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Kultur ; Theater ; Musik ; U-Musik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten

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    Titel Mittagsjournal 1977.04.23
    Spieldauer 00:59:55
    Mitwirkende Machatschke, Roland [Moderation] [GND]
    Jirkovsky, Karl [Regie] [GND]
    ORF [Produzent]
    Datum 1977.04.23 [Sendedatum]
    Schlagworte Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt
    20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ audio
    Format TKA [Tonband auf Kern (AEG)]
    Sprache Deutsch
    Rechte Mit freundlicher Genehmigung: ORF
    Signatur Österreichische Mediathek, jm-770423_k02
    Medienart Mp3-Audiodatei
    Gesamtwerk/Reihe Mittagsjournal

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    Gesellschaft , Radiosendung-Mitschnitt
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