Mittagsjournal 1977.05.21

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    Rechtliches

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    Eine angenehme Mittagstunde, meine Damen und Herren.
    Beim Mittagsjournal begrüßt sich Karl Jarkowski.
    Kurz die Schlagzeilen der wichtigsten Beiträge.
    Reaktionen aus Afrika und den USA auf die Wiener Gespräche des amerikanischen Vizepräsidenten Mondale mit Südafrikas Ministerpräsidenten Forster.
    Besuch des amerikanischen Vizepräsidenten in Jugoslawien.
    Spanische Regierung will Problem der baskischen politischen Häftlinge lösen.
    Und Proteste der Bevölkerung in Seveso gegen Entzeuchungsmaßnahmen.
    Aus Österreich hören Sie ein Interview mit Bundeskanzler Kreisky zur Programmdiskussion in der SPÖ und einen Bericht von der Tagung der Katholischen Sozialakademie über christliche Soziallehre und christdemokratische Parteien.
    Die Kulturredaktion bringt Beiträge zum 70.
    Geburtstag von Lorenz Olivier und der Internationalen Schriftstellertagung in Friesach in Kärnten.
    Zu Beginn nun die Nachrichten.
    Verantwortlicher Chef vom Dienst ist Adolf Beundl und Sprecherin Jutta Wochesländer.
    Schweiz.
    Der amerikanische Außenminister Vance und sein somjetischer Amtskollege Gromyko haben bei ihren dreitägigen Verhandlungen über eine Begrenzung der strategischen Rüstung in Genf Fortschritte erzielt.
    Wie heute Vormittag in einer gemeinsamen Erklärung bekannt gegeben wurde, haben sie sich über einen Rahmen für weitere Verhandlungen geeinigt.
    In dem Kommuniqué heißt es ferner, als Ergebnis des Meinungsaustausches hätten sich die Differenzen zwischen beiden Seiten über mehrere der früher ungeklärten Fragen verringert.
    Außenminister Wenz gibt zur Stunde in einer Pressekonferenz in Genf Einzelheiten über die Fortschritte in dieser jüngsten Saalverhandlungsrunde bekannt.
    In Beobachterkreisen rechnet man mit einer Modifikation des Vladivostok-Abkommens von 1974.
    Damals war die Zahl der Bomber und Raketen mit 2400 begrenzt worden.
    1320 davon dürfen aufgrund dieses Abkommens mit Mehrfachsprengköpfen ausgerüstet sein.
    Jugoslawien.
    Nach Überwinden einer Unpässlichkeit, die ihn gestern Abend zur Absage eines Festbanketts und zur Unterbrechung seiner Gespräche mit dem Stellvertreter von Staatschef Tito Dorontki gezwungen hat, nahm der amerikanische Vizepräsident Mondale heute Vormittag in Belgrad Verhandlungen mit Parlamentspräsident Glogorow auf.
    Anschließend dürfte das geplante Treffen mit Tito stattfinden.
    Bereits unmittelbar nach seiner Ankunft aus Wien in der jugoslawischen Hauptstadt hatte Mondail die Bedeutung Jugoslawiens als blockfreie Nation hervorgehoben.
    Er überbrachte auch eine Botschaft Präsident Katers, indem dieser das besondere Interesse der Vereinigten Staaten an Jugoslawien hervorhebt.
    Österreich
    In der südafrikanischen Botschaft in Wien hat Ministerpräsident Forster heute hinter verschlossenen Türen die Botschafter seines Landes in Europa und Nordamerika über seine Gespräche mit dem amerikanischen Vizepräsidenten Mondale informiert.
    Es gab keine Tagesordnung.
    In Agenturmeldungen heißt es, im Mittelpunkt der Diskussionen dürften die Konsequenzen aus den Verhandlungen gestanden sein.
    Mondale und Forster erzielten nur Annäherungen in der Rhodesien- und Namibia-Frage.
    Absolut gegensätzliche Auffassungen bleiben in der von Pretoria vertretenen Rassentrennungspolitik bestehen.
    Sie wurde von Forster verteidigt, der Vizepräsident Mondale machte deutlich, Südafrika hätte im Konfliktfall von Washington keine Unterstützung zu erwarten, sollte sich die Regierung in Pretoria nicht zu einer Änderung ihres Standpunktes entschließen.
    Der Bundesobmann der Freiheitlichen Partei, Peter, hat die Bundesregierung heute aufgefordert, energische Maßnahmen einzuleiten, die die Exekutive in die Lage versetzen sollen, die Kriminalität wirksamer als bisher zu bekämpfen.
    Obwohl die Freiheitliche Partei in der Wirtschaft und auch in anderen Bereichen immer wieder auf zu viel Einflussnahme des Staates stoße, müsse die FPÖ im Bereich der öffentlichen Sicherheit einen Mangel an solcher Einflussnahme feststellen, meinte Peter vor dem Landesparteitag der FPÖ Kärntens in Klagenfort.
    Diese freiheitliche Kritik könne jedoch nicht als Ausfluss einer Law-and-Order-Denkens denunziert werden, betonte Peter, dass sie der Überzeugung entspringe, dass Freiheit ohne Ordnung nicht möglich sei.
    Nach Meinung des ÖVP-Abgeordneten König ist die Erziehung zur Arbeit nach wie vor die beste Therapie in den Strafvollzugsanstalten.
    Anlässlich eines Besuchs von Justizwachschulen in Wien forderte König die Schaffung aller Möglichkeiten für Gefängnisinsassen während der Haft eine abgeschlossene Berufsausbildung zu erlangen, die den Wiedereintritt in die Gesellschaft erleichtern sollte.
    Eine derartige Erziehung zur Arbeit, meinte König, sei wirkungsvoller als die heute immer mehr um sich greifende Mode psychologischer Häftlingsbetreuung.
    Haushalte von Nebenerwerbslandwirten haben nach einer Meldung des Statistischen Zentralamtes ein deutlich höheres Haushaltsbudget zur Verfügung als Haushalte von Vollerwerbsbauern.
    Im Jahr 1974, heißt es in der Mitteilung des Statistischen Zentralamtes, hätten die durchschnittlichen monatlichen Verbrauchsausgaben bei Nebenerwerbsbauern 14.000, bei jenen von Vollerwerbsbauern 11.700 Schilling betragen.
    Im Österreichdurchschnitt gab ein Haushalt im Jahr 1974 pro Monat 10.253 Schilling aus.
    Allerdings muss das im Vergleich zum Gesamtdurchschnitt höhere Budget bäuerlicher Haushalte für eine bedeutend größere Zahl von Haushaltsmitgliedern aufgewendet werden.
    Die Gewerkschaft der Metall- und Bergarbeiter wird am kommenden Montag in Wien möglicherweise zum letzten Mal unter diesem Namen zu einem Gewerkschaftstag zusammentreten.
    Es liegen nämlich Anträge von vier Landesleitungen vor, die Bezeichnung auf Gewerkschaft Metall- und Bergbau abzuändern.
    Begründet wird dies damit, dass in vielen Betrieben Arbeiter bei gleichbleibender Tätigkeit in ein Angestelltenverhältnis übernommen werden, ihrer Beschäftigungsposition entsprechend aber Mitglieder der Metallarbeitergewerkschaft bleiben.
    Es wird darauf hingewiesen, dass die Tätigkeitsmerkmale von Arbeitern und Angestellten nicht mehr immer klar zu unterscheiden sind.
    Dem Gewerkschaftstag am kommenden Montag werden insgesamt 99 Anträge vorliegen, von denen sich fünf mit Fragen der allgemeinen Wirtschaftspolitik beschäftigen.
    Es wird vor allem die Aufrechterhaltung der Vollbeschäftigung gefordert.
    Unter der Voraussetzung, dass auch die Bundesrepublik Deutschland und die Schweiz im kommenden Jahr die Sommerzeit einführen, hat die Bundeswirtschaftskammer gegen eine solche Maßnahme in Österreich keine Bedenken.
    Allerdings müssten Beginn und Ende der Sommerzeitperiode mit diesen Ländern abgestimmt werden, fordert die Kammer.
    Internationale Absprachen sehen vor, dass für den gesamteuropäischen Raum der Beginn der Sommerzeit mit dem 2.
    April und das Ende mit dem 30.
    September festgelegt werden dürfte.
    Saire.
    Regierungstruppen haben mit Unterstützung marokkanischer Einheiten die Grenzstadt Dilolo zurückerobert.
    Wenige Stunden vorher hatte die Nachrichtenagentur Assab die Besetzung der Stadt Kisinge durch Regierungstruppen gemeldet.
    Die Rückeroberung der Stadt bedeutet praktisch das Ende des Krieges in der Kupferprovinz Shaba, dem früheren Kadanga, der vor zehn Wochen mit der Besetzung von Dilolo durch ehemalige Kadanga-Gendarmen begonnen hat.
    Damit werden nur noch zwei Städte von den Rebellen gehalten, die Anfang März von Agola aus in die rohstoffreiche Provinz Shaba eingedrungen sind.
    Spanien.
    Die Regierung in Madrid hat beschlossen, fünf der sechs im Jahre 1977 im Burgos-Prozess zum Tode verurteilten Basken entsprechend ihrem schriftlich geäußerten Wunsch auszuweisen.
    Gleichzeitig bestätigt die Regierung in einer zum Abschluss des Ministerrates veröffentlichten Erklärung, dass es vor den Wahlen am 5.
    Juni keine neue Amnestie geben werde.
    Die Regierung forderte die Bevölkerung auf, bis zu den Wahlen keine Straßenkundgebungen mehr zu veranstalten, um provokatorischen Elementen keine Gelegenheit zu Ausschreitungen zu geben.
    Italien.
    Schwere Regenfälle, die seit fast einer Woche in Oberitalien anhalten, haben vor allem in den Provinzen Turin, Asti und Pinerolo schwere Schäden angerichtet.
    Der Po und seine Nebenflüsse sind über die Ufer getreten.
    Zahlreiche Familien sind obdachlos geworden, tausende Hektar Felder und Wiesen sind überschwemmt.
    Allein in Piemont werden die Schäden auf umgerechnet etwa 200 Millionen Schilling geschätzt.
    Beim Einsturz einer Brücke fielen gestern sieben Personen in einen reißenden Fluss und kamen ums Leben.
    Bundesrepublik Deutschland.
    Dichter Nebel behinderte heute früh den Verkehr in weiten Teilen Bayerns.
    In den vergangenen 48 Stunden war es dort zu Niederschlägen gekommen, die nach Angaben der Meteorologen in München mit Spuren von Sahara-Sand und Blütenstaub vermischt waren.
    Eine starke südliche Höhenströmung hatte den Sand von Nordafrika über die Alpen getrieben.
    Die Niederschläge bildeten auf Straßen und Autos eine gefährliche Schmutzschicht.
    Das waren die Meldungen.
    Nun das Wetter.
    Die Wetterlage.
    Im Olstalpenraum herrschen weiterhin nur geringe Luftdruckgegensätze.
    Im Zusammenhang mit einer leichten Abkühlung in höheren Luftschichten wird die Ausbildung von Gewittern begünstigt.
    Die Wetteraussichten bis morgen früh.
    Nachmittags verbreitet Quellbewölkung und lokale Gewitter.
    Im Laufe der Nacht Bewölkungsrückbildung.
    Winde aus verschiedenen Richtungen.
    Nachmittagstemperaturen 22 bis 27 Grad, Frühtemperaturen morgen zwischen 9 und 14 Grad.
    Die Wetteraussichten für morgen Sonntag.
    Am Vormittag vorherrschen sonnig, in der zweiten Tageshälfte wieder häufig stark quellende Bewölkung und hohe Neigung zu Gewittern und Regenschauern.
    Mäßige Winde, Tageshöchsttemperaturen 20 bis 25 Grad.
    Nun noch die Messwerte von 12 Uhr.
    Wien, Heiter 23 Grad, Nordostwind 10 Kilometer in der Stunde.
    Eisenstadt, Heiter 24 Grad, Südostwind mit 10 Kilometer.
    Linz, Heiter 19 Grad, Nordwest 15.
    Salzburg, Heiter 17 Grad, Wind still.
    Innsbruck-Heiter 21° Südostwind 20 kmh, Bregenz-Wolkig 15° Südwestwind mit 3, Graz-Heiter 25° Südwind mit 10 kmh und Klagenfurt-Heiter 23° Südwind mit 10 kmh.
    Und nun gleich ein Blick auf die Uhr, es wird in wenigen Sekunden elf Minuten nach zwölf.
    Österreichs Bundeshauptstadt Wien war in den letzten Tagen neben Genf, wo Verhandlungen zwischen den Außenministern Amerikas und der Sowjetunion über eine Begrenzung der strategischen Rüstung stattfanden, wieder einmal Schauplatz der Weltpolitik.
    Es ging bei den Gesprächen zwischen Amerikas Vizepräsidenten Mondale und Südafrikas Ministerpräsidenten Forster um die Lösung der Probleme im südlichen Afrika.
    Um es gleich vorwegzunehmen, es kam zu keiner Einigung zwischen den beiden Staatsmännern.
    Die Meinungsverschiedenheiten zwischen Mondale und Forster in der Afrikapolitik bleiben, denn die neue amerikanische Politik im südlichen Afrika verlangt von der Regierung in Pretoria nicht nur eine weitgehende Kooperation in der Rhodesien- und Namibia-Frage, dem ehemaligen Deutsch Südwestafrika, sondern auch eine grundlegende Änderung der Rassenpolitik in Südafrika selbst.
    Forster machte Mondell lediglich einige Zusagen in der Rhodesien- und Namibia-Frage.
    Eine Einmischung Amerikas in der Republik Südafrika lehnte er aber ab.
    Wie beurteilt man nun das Ergebnis der Wiener Gespräche in Afrika?
    Hören Sie Klaus Stiebler.
    Mondell hat nichts Neues und nichts Positives erreicht.
    Auf diese knappe Formel lässt sich die erste afrikanische Reaktion
    auf das Wiener Treffen zwischen US-Vizepräsident Volker Mondale und Südafrikas Premierminister John Forster bringen.
    Natürlich hat man von vornherein in den schwarzafrikanischen Staaten keinen aufsehenerregenden Durchbruch von dieser Wiener Begegnung erwartet.
    Die Positionen aller Beteiligten sind seit langem bekannt und haben sich nur in Nuancen während der letzten Monate geändert.
    Als positiv wertet man jedoch in Kenia Forsters Zusage, sein Bestes zu tun, um die schwarze Bevölkerungsmehrheit sowohl in Rhodesien wie in Namibia, Südwestafrika in die Regierungsverantwortung zu bringen.
    Forsters Feststellung gegenüber Mondale die Stellung der schwarzen Bevölkerung in den USA und in Südafrika
    lasse sich schon aus historischen, kulturellen und politischen Gründen nicht miteinander vergleichen und sein Hinweis auf die multinationale Struktur der Republik am Kap wird in Nairobi als starres Festhalten an der bisherigen Apartheid politisch interpretiert.
    Unter diesen Umständen sieht man in den schwarzafrikanischen Hauptstädten wenig Hoffnung,
    allein durch unablässigen Dialog zu dem erwünschten Wandel zu kommen.
    Die amerikanische Regierung muss jetzt zu strengeren Maßnahmen gegenüber Südafrika greifen, wenn sie deutlich machen will, dass es ihr ernst ist mit der Verwirklichung des Grundsatzes der Gleichberechtigung aller Rassen.
    Am liebsten würde man in Afrika natürlich jetzt
    eine komplette wirtschaftliche und politische Isolierung Südafrikas durch die Mitgliedstaaten der Vereinten Nationen sehen.
    Zu diesem Schritt sind aber die westlichen Nationen nicht bereit, solange noch Hoffnung auf eine friedliche Lösung, wenn sie vielleicht auch viele Jahre auf sich warten lässt, besteht.
    In Afrika neigt man trotz aller verbalen Radikalität noch immer dazu,
    den Westen für eine befriedigende Lösung der Probleme im südlichen Afrika sorgen zu lassen.
    Man ist sich wohl darüber bewusst, dass die schwarzafrikanischen Staaten weder die finanzielle noch die militärische Kraft haben, um selbst eine Lösung in ihrem Sinne herbeizuführen.
    Der Westen und insbesondere Großbritannien habe die Pflicht für eine
    die schwarzafrikaner befriedigende lösung im süden des kontinents zu sorgen hat kenias außenminister dr. berjaki gerade dem besuchenden britischen staatsminister tiny roland erklärt die haltung afrikas im großen und kleinen
    Reaktionen aus Afrika zu den Wiener Gesprächen hörten sie von Klaus Stiebler.
    Auch eine Stellungnahme aus der Sowjetunion liegt bereits vor.
    In der amtlichen sowjetischen Nachrichtenagentur TASS heißt es, die Gespräche haben den Völkern Afrikas nichts Neues gebracht.
    Welche Reaktionen gibt es in den Vereinigten Staaten?
    Jürgen Kohr informiert aus Washington.
    Im täglichen Routine-Briefing des Außenministeriums in Washington wurde nicht einmal eine Frage danach gestellt,
    Im Weißen Haus konzentrierte das Pressekorps sich auf die amerikanische Nahostpolitik nach dem israelischen Wahlausgang.
    Trotzdem war das Mandel-Foster-Treffen und die betonte Unvereinbarkeit der Standpunkte das Thema des Tages, fast ranggleich mit den Nachrichten aus Genf über die Gespräche zwischen Vance und Gromyko.
    Von offizieller Seite wird hier kein Zweifel daran gelassen, dass der amerikanische Vizepräsident die Haltung Washingtons unmissverständlich vorgetragen hat und insofern wird seine Mission als Erfolg gewertet.
    Dass die bestehenden Meinungsverschiedenheiten in Wien nicht überbrückt werden konnten, schmälert den anerkennenden Applaus für Mandel nicht.
    Er hat meinen Beobachter hier in Washington die USA nicht weiter von Südafrika entfernt als zuvor, nur weil eine Annäherung der Standpunkte unmöglich war.
    Er hat vielmehr Forster ein paar Sätze zum Nachdenken mit auf die Heimreise gegeben.
    Nicht umsonst ist die Carter-Regierung schon gefragt worden, ob sie ihre prononcierte Haltung in Sachen Menschenrechte an der Garderobe abgibt, wenn sie sich mit Pretoria ins Benehmen setzt.
    Carter hat offensichtlich den Entschluss gefasst, Südafrika ein wenig unter Druck zu setzen, indem der Regierung in Pretoria klargemacht wird, dass die USA sich in Zukunft nicht mehr wie unter vorangegangenen Administrationen darauf beschränken werden, die Apartheid-Politik philosophisch zu verurteilen, sondern dass die USA bestimmte Aktionen etwa im Rahmen der Vereinten Nationen unterstützen werden, die dazu dienen sollen, Veränderungen zugunsten der schwarzen Mehrheit herbeizuführen.
    Nach den gar nicht bis spärlich vorliegenden Reaktionen muss man vorerst darauf schließen, dass diese neue Strategie hier im Lande gut geheißen wird, da Kritik nicht laut wird.
    Skepsis wird allerdings in den Zeilen manchen Leitartiklers deutlich, und zwar in dreierlei Hinsicht.
    Erstens, Forster könnte sich von gewohnter Kritik unbeeindruckt zeigen, wie es zurzeit den Anschein hat, und die Lösung der Namibia- und der Rhodesien-Frage eher erschweren.
    obwohl nach wie vor das Gegenteil erhofft wird.
    Zweitens, die USA könnten ein weiteres Mal der Illusion anheimfallen, sie müssten für jedes Problem auf der Welt aufgrund ihres ungeheuren Erfahrungsreichtums einen Lösungsansatz haben.
    Drittens, das Versprechen in Form einer Drohung von amerikanischer Seite in Südafrika nicht helfen zu intervenieren, wenn sich das Regime dort durch das Festhalten an der Apartheid-Politik
    in eine blutige Krise hinein manövrieren sollte, könnte unter Umständen als vorschnelle Äußerung mit Bedauern zurückgenommen werden müssen, wenn tatsächlich das Chaos drohen sollte.
    Immerhin machen Regierungsvertreter in Washington geltend, dass Mandels Marschroute konsequent im Sinne Carters abgesteckt war,
    dass der schwarze amerikanische UNO-Chefdirigierte Andrew Young dieselbe Haltung vertritt, mit anderen Worten, es nicht eine schwarze und eine weiße amerikanische Afrika-Politik gibt, und dass einmal festgehalten werden musste, dass Forsters Kooperation in der Namibia- und der Rhodesien-Frage Südafrika nicht von jeglicher Kritik aus Washington freikauft.
    Die amerikanischen Reaktionen zu den Wiener Gesprächen Mondale-Forster fasste Jürgen Coah zusammen.
    Amerikas Vizepräsident ist gestern von Wien nach Belgrad gereist.
    Es ist dies der erste Kontakt zwischen der neuen amerikanischen Regierung und Jugoslawien auf höherer Ebene.
    Zwischen Washington und Belgrad war es ja in letzter Zeit zu einer Abkühlung des Verhältnisses gekommen.
    Die Gründe?
    Die Verhaftung und Verurteilung eines amerikanischen Bürgers in Jugoslawien, die anti-amerikanische Ausrichtung der Blockfreiheit Jugoslawiens, die Gewährung von Reparaturhilfen für sowjetische Kriegsschiffe und die Bewilligung von Überflügen für sowjetische Militärflugzeuge.
    Nun, nach dem Besuch des sowjetischen Parteichefs Brezhnev im November des Vorjahres, dieser Besuch ist nicht sehr günstig verlaufen, hat sich Jugoslawien wieder auf eine vorsichtigere Haltung in weltpolitischen Fragen hin orientiert.
    Bevor Mondel gestern in Jugoslawien eintraf, wurde noch eine chinesische Delegation verabschiedet, die in den letzten Tagen in Jugoslawien zu Gesprächen war.
    Von beiden Besuchen berichtet aus Belgrad Gustav Kalupa.
    Einen ungewöhnlichen Verlauf nimmt der Besuch Vizepräsident Mondels in Belgrad.
    Noch bei der Ankunft am Flughafen gestern Nachmittag machte Mondale einen durchaus frischen Eindruck und verlas auch eine vorbereitete Erklärung.
    Im Auftrag Präsident Carter soll er engste Bindungen mit der Führung der Völker Jugoslawiens knüpfen und Jugoslawien der Unterstützung der USA für deren Unabhängigkeit, Einheit und territoriale Integrität versichern, hieß es unter anderem bei Mondale.
    Mit der Bestätigung der Garantie Nixon von 1971 erschöpfte sich unerwartet das gestrige Programm Mondales
    der wegen einer akuten Magenverstimmung alle Verpflichtungen kurzfristig absagen musste.
    Kaum eine Minute dauerte deshalb das von amerikanischer und jugoslawischer Seite festgesetzte Briefing für die begleitenden Journalisten.
    Dass sofort eine Flut von Vermutungen auftauchte, wie einer notwendigen Rücksprache mit Präsident Carter in Washington, oder dass sich mondell die Wiener Gespräche mit dem südafrikanischen Premier Forster auf den Magen geschlagen hätten, scheint kaum verwunderlich.
    Alle vorhergesehenen Programmpunkte sollen heute aber nachgeholt werden, wenn auch in zeitlich gedrängte Form.
    Zurzeit konferiert Vizepräsident Mondell mit der Spitze der Jugoslawischen Staatsführung und wird dann zum Lunch von Präsident Tito ins Weiße Schloss gebeten.
    Von der persönlichen Aussprache der beiden Persönlichkeiten werden entscheidende Impulse für eine Vertiefung der Beziehungen Washingtons zu Belgrad erwartet, aber auch eine Einflussnahme via Belgrad in Richtung Dritte Welt.
    Präsident Carters jüngste Feststellung, derzufolge,
    Tito und Jugoslawien in der blockfreien Welt eine vitale Aufgabe zufalle, deutet jedenfalls ebenso in diese Richtung, wie die in den letzten Tagen geradezu hektische Besuchsserie afrikanischer Politiker in Belgrad.
    In diesen Zusammenhang fällt auch der ausgedehnte Aufenthalt einer Delegation des Altchinesischen Kongresses in Jugoslawien, die kurz vor der Ankunft Amerikaner gestern abreiste.
    Im Auftrage Pekings und des neuen Parteichefs Hua Kuo-Feng
    deponierte der chinesische Abgesandte Tsai Fudin bei Tito ebenfalls eine Art Garantieerklärung für den eigenen Weg und die blockfreie Politik Belgrads, wobei auch hegemonistische Einmischungen einer Supermacht im Süden Afrikas verurteilt wurden, worunter Belgader und Pekinger Terminologie Moskau verstanden wird.
    Dass ausgerechnet in diesem Zeitraum noch die Warnung der sowjetischen Pravda vor angeblicher chinesischer Kriegsflüsternheit fällt, deutet noch einmal mehr auf die drängende Aktivität der Großmächte
    und ihre Position kämpfe bei den kleinen Staaten.
    Die Chinesen anerkannten hier sogar ausdrücklich die Existenz einer mazedonischen Nation, ob dies nun jemandem gefällt oder nicht, so sei Fudineskopje wörtlich, womit noch Bulgarien Schussfelder Spannungen in Peking, Belgrad und Moskau einbezogen wird.
    In Belgrad stellt sich jetzt die Frage, was ist Amerika eine engere Bindung Jugoslawiens wert, oder doch ein gewisses Engagement für Caritas außenpolitische Pläne in Afrika,
    der dritten Welt und nicht zuletzt der bevorstehenden Folgekonferenz für europäische Sicherheit und Zusammenarbeit in Belgrad.
    Gustav Kalupa berichtete aus Belgrad.
    Spanien wählt am 15.
    Juni in den ersten freien Wahlen seit dem Bürgerkrieg ein neues Parlament und desto näher der Wahltermin rückt, desto härter wird der Protest und der Aufruhr im Baskenland.
    Polizisten werden erschossen, Polizisten erschießen Basken, Entführungen stehen auf der Tagesordnung.
    Zwischenfälle, wie die eben Gesagten, eignen sich im Baskenland immer wieder und der spanischen Regierung fällt außer Mahnungen zur Besonnenheit nichts mehr ein.
    Nun, der äußere Anlass der letzten Unruhen war die von den meisten Parteien des Baskenlandes ausgerufene Amnestiewoche.
    Die politischen Häftlinge der Franco-Diktatur sollen freigelassen werden.
    Gestern beschloss nun die spanische Regierung die Freilassung von fünf baskischen politischen Häftlingen, die ins Exil gehen wollen.
    Näheres von Robert Gerhardt aus Madrid.
    Die Regierung in Madrid will aus der Sackgasse heraus.
    Vom Ministerrat wurde daher gestern Nacht beschlossen, das Problem mit den politischen Gefangenen möglichst elegant zu lösen.
    Die 23 noch wegen Terrorismus und Banditentum verurteilt im Basken sollen ausgewiesen werden.
    Fünf von ihnen, die 1970 während des Burges-Prozesses vom oberste Militärgericht zum Todesverurteils
    und später lebenslängliche Gefängnisstrafen bekamen, da die Weltöffentlichkeit Druck auf das Franco-Regime ausübte, haben sich schon bereit erklärt, nach Belgien auszureisen.
    Die übrigen wollen sich heute noch entscheiden.
    Mit dieser Maßnahme der Regierung in Madrid sollen endlich die politischen Spannungen abgebaut werden, die besonders im Baskenland wegen dieser Frage herrschten.
    In der vergangenen Woche führten sie dort bei ständigen Straßendemonstrationen für Amnestie aller politischer Gefangene zu fünf Toten unter der Zivilbevölkerung und hatten auch einen weiteren Polizistenmord zur Folge.
    Die Welle der Proteste schwappte dann Mitte dieser Woche auch auf Madrid über.
    In den vergangenen Nächten kam es zu Aufmärschen, zu Auseinandersetzungen mit der Polizei und zum Barrikadenbau.
    Das Kabinett des Königs Juan Carlos geriet immer stärker unter Druck, besonders als gestern im Baskenland erneut ein Industrieller, der Bankier Javier Ibarra, entführt wurde.
    Bis zur Stunde liegen immer noch keine weiteren Informationen über diesen Fall vor.
    Denkbar wäre, dass die baskische Untergrund- und Befreiungsbewegung ETA die Entführung von gestern als Druckmittel nehmen will, um die Regierung zur Freilassung aller politischer Häftlinge zu zwingen.
    Doch ebenso denkbar ist weiterhin, dass ultrarechte Organisationen den Coup gestartet haben, damit es nicht dazu kommt.
    Die Regierung hat sich nun zu dem Kompromiss entschlossen, die baskischen Gefangenen ins Ausland abzuschieben.
    Gleichzeitig hat sie erklärt, dass die vielen Probleme des Baskenlandes jetzt von einem frei gewählten Parlament endgültig gelöst werden können.
    Am 15.
    Juni werden die Wahlen sein und die Regierungsmannschaft um Ministerpräsident Suárez hat sich noch einmal verpflichtet, einen geordneten Ablauf dieser historischen Wahlen zu garantieren und sich nicht durch Extremisten von links oder rechts daran hindern zu lassen.
    Straßendemonstrationen werden daher bis zu diesem Zeitpunkt verboten, damit sie nicht von Gegnern des Demokratisierungsprozesses für ihre Ziele ausgenutzt werden können.
    Verboten sind allerdings nicht politische Versammlungen von Parteien.
    Morgen, Sonntag, beginnt beispielsweise die 82-jährige Dolores Ibarrui, die sagenumwobene Pasionaria, nach fast 40 Jahren Moskauer Exil als Präsidentin der Kommunisten Spaniens die Wahlkampagne im Baskenland.
    In der Hafenstadt Bilbao wird sie zum ersten Mal wieder auftreten und versuchen, erneut wie in den Zeiten des Bürgerkrieges von 1936 bis 1939 die Massen für ihre politischen Ziele zu gewinnen.
    Die Regierung hat trotz der weiter schwelenden Spannungen, die durch die Entführung von Ibarra verschärft wurden, die Veranstaltung nicht untersagt.
    Jedenfalls noch nicht bis zu dieser Stunde.
    Spanien erlebt eine schwierige Geburt der Demokratie, doch sie kann möglich werden.
    Bis zum Wahltermin sind noch knapp
    Robert Gerhardt informierte über die Vorgänge in Spanien.
    Und nun ein Blick auf die Uhr.
    Es ist jetzt zweieinhalb Minuten vor halb eins.
    Christliche Soziallehre, Möglichkeiten und Grenzen christdemokratischer Parteien.
    So heißt das Thema einer Studientagung, die heute in Wien von der Katholischen Sozialakademie veranstaltet wird.
    Das Thema Verhältnis zwischen der Kirche und den politischen Parteien war erst vor kurzem, nämlich zeitlich zusammenfallend mit der endgültigen Ablehnung des Antifristenlösungsvolksbegehrens im Nationalrat, tagesaktueller Gesprächsstoff.
    Hauptredner bei der Katholischen Sozialakademie heute Vormittag, ÖVP-Obmann Josef Taus, Erich Aichener berichtet.
    Reges Interesse an einer Veranstaltung an einem Samstagvormittag, wie heute bei der Tagung der Katholischen Sozialakademie, spricht für sich.
    Es liegt unter anderem darin begründet, was in jüngster Vergangenheit von ÖVP-Vertretern in Richtung Kirche ausgesprochen wurde.
    Etwa Klubobmann Korens Eindruck, die Kirche habe sich bei der Behandlung des Volksbegehrens der Aktion Leben einer Doppelstrategie bedient, ihre Argumente von der ÖVP vertreten lassen und andererseits den Sozialisten signalisiert, dass es in dieser Frage zwischen Kirche und SPÖ zu keinem Kampf aufs Messer kommen werde.
    Kardinal König sprach danach davon, dass die ÖVP der katholischen Kirche näher stehe als die SPÖ, weil das Programm der Volkspartei auf christlichen Grundsätzen basiere, das der Sozialisten aber nur auf humanistischen.
    Was SPÖ-Vorsitzenden Bundeskanzler Kreisky veranlasste, von einem Rückschritt zu sprechen.
    Die Erinnerung an diese Aussagen der letzten Zeit ist ein Grund, der heute für Zustrom gesorgt hat.
    Ein weiterer liegt wohl darin, dass im Oktober des Vorjahres vor der Sozialakademie Brunner Kreisky über sein Weltbild referiert hat, assistiert von Zentralsekretär Karl Blecher als Podiumsdiskutant.
    Und ein dritter Grund ist in der Person des Leiters der katholischen Sozialakademie, dem früheren schlagenden Bürgenschafter und heutigen Jesuiten, Pater Herwig Bücherle zu suchen.
    Über ihn kam angeblich das Signal an die SPÖ in der Fristenlösungsdebatte.
    Unter ihm als Leiter hat die Sozialakademie erst vor kurzem einen Bann mit dem Titel «Heraus aus der Krise, wohin?» herausgegeben, in dem von qualitätsblindem Wirtschaftswachstum vollzogen unter dem Zwang zur Überschusssteigerung die Rede ist, als eine der Hauptursachen für Wirtschaftskrisen, Arbeitslosigkeit und deren Folgen.
    Es sei zu überlegen, ob nicht Gewinn an Lebensstandard, Verlust an Lebensqualität bringe, heißt es weiter in dem Buch.
    Nicht zuletzt dieses Buch scheint manchen ein Beweis, dass die katholische Sozialakademie heute links angesiedelt ist.
    Vor diesem Hintergrund werden manche Sätze, manche Zwischentöne verständlich, die man heute Vormittag registrieren konnte.
    Etwa wenn Pater Bücherle davon sprach, dass Parteipolitik durch die Tagespolitik immer mehr in schlechter Pragmatik aufzugehen drohe oder in seiner Begrüßung einlud zu einer Sichtung der Probleme, einer Herausforderung jenseits des Zynismus, ohne schlechten Pazifismus, sondern in aller Wahrhaftigkeit, die auch schmerzen könne.
    Pater Bücherle?
    Der Maßstab für eine Gesellschaft, die den Namen christlich verdient,
    ist meines Erachtens somit in dem relevant und ablesbar, was sie für die Achteten tut, die Ausgestoßenen, die Entrechteten, was sie tut für die Behinderten, die Ungeborenen, die Arbeitslosen, die Hungernden, was sie tut für die im Zwang des Akkordsystems, des Akkordsystems sich verbrauchenden Menschen, eben
    was sie biblisch gesprochen tut für die Armen.
    von denen her keine Profitmaximierung und keine Wachstumsrate des Habens zu erwarten ist.
    Der erste Referent, ÖVP-Obmann Josef Taus, erst gestern aus Rom von einem Besuch beim Papst zurückgekehrt, erinnerte nachdrücklich daran, dass er in den Jahren nach der Gründung der Katholischen Sozialakademie 1958 dort intensiv mitgearbeitet hat.
    Taus erinnert sich auch an die früheren Leiter dieser Institution.
    Und ich hoffe sehr und ich wünsche es, dass das, was damals Batarina und Batashashin getan haben, in der Sozialakademie weiterleben wird.
    Sie waren immer dagegen, bei aller Modernität, bei aller Aufgeschlossenheit, dass aus dieser Sozialakademie so etwas wie eine Puppenküche für Salonrevolutionäre wird.
    Und dann ausführliche Darstellungen des ÖVP-Obmannes, dass sich die ÖVP im Salzburger Programm zu den Prinzipien der christlichen Soziallehre verpflichtet habe.
    Dass das christliche Menschenbild für sie nicht Feigenblatt, sondern Programm sei.
    Ausführungen aus dieser Sicht zu Einzelbegriffen wie Familie, Eigentum, Mitbestimmung.
    ein nachdrückliches Bekenntnis Taus zur sozialen Marktwirtschaft, Zitate, Leistung hat nichts mit Ausbeutung zu tun, oder Ertrag, Profit allein ist durchaus nicht zu verteufeln, diskutieren müsse man die Verteilung des Ertrages.
    Delikatesse am Rand für die vielen, für Streitgespräche über katholische Soziallehre durchaus gerüsteten Zuhörer im Saal.
    Als sich ÖVP-Obmann Taus nachdrücklich zu den Arbeiten des Theoretikers Oswald von Nell-Bröning bekannte.
    Neil Breuning ist nämlich der Vater mancher Idee, der etwegen Pater Büchele zu seinem linken Ruf gekommen ist.
    Von der Tagung der Katholischen Sozialakademie berichtete Erich Eichinger.
    Meine Damen und Herren, eine Zusammenfassung der Diskussion am Nachmittag hören Sie dann ab 18.30 Uhr, Programm Österreich 1 im Abendjournal.
    In der Regierungspartei laufen derzeit die Arbeiten für ein neues Programm auf Hochtouren.
    Das geltende Parteiprogramm der SPÖ datiert aus dem Jahre 1958.
    Um nun Anpassungen an die veränderte Wirklichkeit auszuarbeiten zu lassen, hat Bundeskanzler Kreisky eine eigene Programmkommission ins Leben gerufen, in der Experten der SPÖ aus allen Bereichen der Gesellschaft über neue Programminhalte debattieren sollen.
    Welche Vorstellungen hat nun der Bundeskanzler selbst von den Grundzügen, nach denen dieses neue Parteiprogramm der SPÖ aufgebaut sein sollte?
    Hören Sie dazu das folgende Interview, das Johannes Fischer und Hans Langsteiner mit dem Vorsitzenden der Regierungspartei führten.
    Herr Bundeskanzler, es scheint in der SPÖ in der laufenden Programmdiskussion so etwas wie eine Art Schulenstreit zu geben zwischen linken Theoretikern und rechten Praktikern.
    Etwa das Programm von Matzner, das jetzt vorliegt und das doch etwas zurückgeht auf alte und ältere Grundsätze der Sozialdemokratie und auf der anderen Seite Äußerungen von Finanzminister Androsch und Bürgermeister Graz, die eher in eine entgegengesetzte Richtung laufen.
    In welchem Spektrum wird sich Ihrer Ansicht nach das Programm der SPÖ, das ja jetzt in der Schlussphase der Diskussion praktisch ist, bewegen müssen?
    Na, ich glaube, dass man vor allem sagen muss, dass
    Dem, was z.B.
    Prof. Matzner in der Programmdebatte und vorher vertreten hat, muss man schon das beträchtliche Bedürfnis erkennen zu neuen.
    nicht nur neuen Formulierungen, sondern zu neuen Zielvorstellungen zu gelangen.
    Man muss deshalb nicht mit denen übereinstimmen, vielen dieser Zielvorstellungen stimme ich zum Beispiel ja überein.
    Das ist das eine und dasselbe gilt für Andrösch und Kratz, die an sich ja in der Lage sind, theoretisch zu denken, die aber dadurch, dass sie
    Extreme Praktiker sind natürlich vieles anders sehen.
    Zwei Dinge sind beim Matzner zum Beispiel als neue Ideen da ein völliges Verabschieden vom Leistungsprinzip und das zweite, diese Umkehrung der Einkommenspyramide, die er also vorschlägt, um schlechtere Berufe sozusagen besser zu bezahlen, dafür angesehene Berufe ohnehin durch ihr Ansehen schon genug bezahlt sein.
    Androsch hingegen wiederum vertritt mehr Eigeninitiative, mehr Eigenvorsorge, Dinge, die eigentlich dem jetzigen SPÖ-Programm aus dem Jahr 1958 nicht unbedingt diametral entgegenlaufen, aber doch nicht ganz mit diesem Programm übereinstimmen.
    Es wird halt bei diesen Dingen wie bei allem im Leben sein,
    In ihrer extremen Formulierung sind sie nicht brauchbar, sind sie unrealistisch, aber als Elemente einer neuen politischen Zielvorstellung durchaus notwendig und brauchbar.
    Sicherlich ist das extreme Leistungsprinzip in den Mittelpunkt gerückt entmenschlich.
    Das ist überhaupt keine Frage.
    Andererseits aber darauf zu verzichten, das haben wir gesehen dort, wo es also
    geschieht, ob jetzt in erwünschter oder nicht erwünschter Form, es ist eine Katastrophe.
    Ist die SPÖ bereit, in diesem neuen Programm einen quasi neuen Bewusstseinssprung zu machen, um das Bewusstsein der Menschen neuerlich zu verändern, speziell zielgerichtet auf neue Formen, die auf die Menschen eindringen, Umwelt, Energie und dergleichen mehr?
    Natürlich erfordert eine Gesellschaft mit größerer Solidarität
    oder eine Gesellschaft, in der es ein höheres Maß an Verständnis für die Notwendigkeiten der Umwelt gibt, eine Veränderung des Bewusstseins, ein richtiges.
    Es müssen ganz neue
    ganz neue Elemente in unser politisches Bewusstsein eingeführt werden.
    Auf diese neuen Fragen, die Sie da erwähnen, haben ja bisher nicht unbedingt als erste der etablierten Parteien die Politiker hingewiesen, sondern an der Basis Bürgerinitiativen, einzelne Staatsbürger.
    Welchen Stellenwert soll die Sozialdemokratie im neuen Programm solchen Initiativen einräumen?
    Die Bürgerinitiativen
    verlieren ein bisschen jetzt an Reiz, deshalb weil sich er zeigt, dass sie oft sehr egoistischen Motiven zugrunde liegen.
    Man will sich selber etwas erhalten, ohne Rücksicht auf alle anderen.
    Diese Probleme, die sich aus Bürgerinitiativen ergeben, führen dazu, dass sie sich selber aufheben und an ihrer inneren Logik
    oder besser erinnern, unlogisch, scheitern.
    Eine Bürgerinitiative, die sicherlich zur Bewusstseinsbildung beigetragen hat, war speziell auch international und in Europa die Bürgerinitiative gegen Atomstrom, Brockdorf und Ähnliches.
    Wird das neue Parteiprogramm, das alte hatte ja eine Passage zur Energie, wird das neue Parteiprogramm hier speziell im Hinblick auf diese neue Energieform etwas aussagen müssen?
    Ja, das wird es wohl tun müssen.
    Da glaube ich auch, dass man sich da nicht irrführen lassen soll.
    Bürgerinitiativen zeichnen sich auch dadurch aus, dass sie zwar den Willen einer bestimmten Gruppe akzentuieren, aber nichts aussagen über den Willen der großen Gruppe, die sich nicht an der Bürgerinitiative beteiligt.
    Im Verhältnis Parteien-Kirche, es gab im alten SPÖ, im noch gültigen SPÖ-Programm diesbezüglich eine Passage, werden hier im neuen Programm neue Akzente gesetzt werden.
    Ich kann mir nicht vorstellen, dass das notwendig ist.
    Es kann übrigens Verdeutlichungen geben, denn die Formulierungen des alten Parteiprogramms waren die Grundlage für das Neuverhältnis zur Kirche.
    Im alten Parteiprogramm ist aber dringend, dass also die Kirche Aktionen dann setzen kann, wenn sie sich nicht staatlicher Machtmittel bedient.
    Gerade da haben Sie vor kurzem Kardinal König ja sehr scharf eigentlich erwidert auf seine gewissermaßen Wahlempfehlung für die ÖVP.
    Wird das hier zu einer Änderung führen in der Haltung?
    Ich habe nicht scharf erwidert, ich habe nur gesagt, dass es ein Fehler war, eine Wahlempfehlung indirekt für eine Partei abzugeben.
    Das ist ein Weggehen von der Linie, die die Kirche
    in der Zweiten Republik eingenommen hat, jedenfalls in den letzten 10-15 Jahren und das wird der Kirche selber am wenigsten gut tun.
    Es gibt Kritiker innerhalb der SPÖ, Prof. Norbert Leser zum Beispiel, die gemeint haben, ein neues Parteiprogramm wäre deshalb nicht notwendig, weil das alte noch gar nicht erfüllt ist.
    Warum ist dieses neue Parteiprogramm notwendig?
    Erstens aber ist ein sehr großer Teil des Alten erfüllt und zweitens ist zu sagen, dass im Alten Forderungen enthalten sind, die gar nicht erfüllbar sind, wie sich jetzt gezeigt hat.
    Das sind Vorstellungen über die Planwirtschaft enthalten, die in dieser Form gar nicht realisierbar sind.
    Und so halte ich es für falsch, dass man mit einem Programm herumgeht, das sozusagen Formuliere nicht hat, von denen man jederzeit gefragt werden kann, aber warum macht sie das nicht?
    Da muss man darauf sagen, weil das sich in der Zwischenzeit als nicht zweckmäßig und nicht realisierbar ausgestaltet hat.
    Es ist eine Zentralplanungsstelle und so weiter.
    Vor 20 Jahren hat man eben die Dinge anders gesehen, weil auch nur Menschen, die ein Programm gemacht haben,
    Die können sich erirren.
    Da waren alte klassische Formulierungen enthalten, die sich im Licht der Entwicklung als wenig realistisch erwiesen haben.
    Der Programm soll halt stimmen.
    Soll es ein Programm der Kreisky-Ära werden?
    Das nicht, sondern es soll ein Programm sein, das aus der Ära, die wir hinter uns haben, die entsprechenden Lehren zieht und über sie hinausweist.
    Mit Bundeskanzler Kreisky sprachen Johannes Fischer und Hans Langsteiner.
    Und wir werfen nun einen Blick in die heutigen inländischen Zeitungen.
    Zitate aus den Leitartikeln und Kommentaren wählte Markus Sommersacher aus.
    In den oberösterreichischen Nachrichten setzt sich Josef Laschoba mit der Endredaktion des Berichtes des Parlamentarischen Ausschusses zur Untersuchung der Munitionsaffäre rund um das Bundesheer auseinander.
    Laschoba hält dazu fest.
    Im Parlamentarischen Untersuchungsausschuss zur Munitionsaffäre ist die Schlussphase erreicht.
    Aus einem Aktenberg und über zwei Dutzend Zeugeneinvernahmen entstand ein Bericht an den Nationalrat, der einigermaßen überraschend doch die Billigung aller drei Parteien erhielt.
    Zwar musste die ÖVP auf einige brutale Formulierungen verzichten, aber anhand von Zeugenzitaten liegen scharfe Konturen dafür vor, dass Verteidigungsminister Lüttgendorf entgegen allen Behauptungen doch vom Syriengeschäft wusste.
    Der Schleier einer angeblichen Tunesien-Lieferung ist zerfetzt.
    Lügen haben kurze Beine.
    Jetzt steht das Reinigen der Gewitter bevor, das allein aus fälligen Konsequenzen besteht.
    Der noch ausständige Bericht des Untersuchungsausschusses, den Bundeskanzler Kreisky in seinem Urlaub auf Mallorca nächste Woche studieren wird, ist nur mehr der Schlussstein in einem aufreizenden Mosaik.
    Denn die Würfel sind insgeheim schon gefallen.
    Für mich ist alles klar, sagte Kreisky zu den oberösterreichischen Nachrichten.
    Ich habe mich fest entschieden.
    Es unterliegt damit wohl keinem Zweifel, dass die Ablöse von Lütgendorf besiegelt ist.
    Soweit ein Kommentar zum Munitionsausschuss.
    Im Kurier analysiert Fritz Pesata die gestrigen Vorschläge des Energiesprechers der Volkspartei König zur energiepolitischen Situation.
    König forderte unter anderem öffentliche Förderung für besseren Wärmeschutz von Gebäuden sowie für Sonnenenergieheizungen.
    Außerdem sollten nach Meinung der Volkspartei nicht notwendige Klimaanlagen mit einem höheren Stromtarif bestraft und mehr Kleinkraftwerke gebaut werden.
    Dazu schreibt Fritz Pesata.
    Freitag wartete die große Oppositionspartei mit einem Bündel von Vorschlägen auf.
    Alle eigentlich grundvernünftig, wenn auch teilweise kostenaufwendig und vor allem nicht kurzfristig realisierbar.
    Doch eines bietet der ÖVP-Katalog nicht, den großen Schnitt, der wirklich wehtut.
    Den endgültigen Bruch mit der Fiktion, wonach Österreich eine Insel der Seligen ist und bleiben kann.
    So als ob Österreich mit seiner internationalen Verflochtenheit und Abhängigkeit in der Lage wäre, eine insulare Energiepolitik zu betreiben.
    Mag sein, dass man von einer Opposition nicht verlangen kann, dass sie ein Energiesparprogramm aller Chemikater präsentiert.
    Nun denn, so lasst uns eben noch etwas warten auf das Sparprogramm der Bundesregierung.
    Die Zeit dazu wäre gekommen.
    Seit Kreiskes Vorschlag an Österreichs Bartträger, die Nassrasur wieder zu Ehren kommen zu lassen, sind wieder etliche tausend Elektrorasierer verkauft worden, meint der Kurier.
    In der Wiener Tageszeitung die Presse sieht Kurt Horwitz die Einrichtung der Industriekommission, die nach achtmonatiger Pause Anfang Juni wieder zusammentreten soll, eher skeptisch.
    Horwitz führt unter anderem aus,
    Die Publikität, die der Industriekommission als Kreiskis Kind zuteil wird, schränkt freilich den Drang zu unpopulären Worten coram publico, also angesichts gezückter Journalistenblöcke und laufender Kameras, gewaltig ein.
    So manches unpopuläre Wort muss wohl in den nächsten Monaten gesprochen und durchgesetzt werden, um Wirtschaft und Staatsfinanzen in Ordnung zu bringen.
    Im Rahmen der vierteljährlichen wirtschaftlichen Aussprache steht im Übrigen schon seit langem ein Gremium zur Verfügung, das gegebenenfalls als Sprachrohr ausgehandelter Kompromisse dienen könnte.
    Für die Industriekommission bleibt also, wie befürchtet, kaum eine echte Marktlücke.
    Sieht man vom Versuch des Regierungschefs und einiger seiner Mitarbeiter ab, sich mit ihrer Hilfe frische Blätter in gewölkte Lorbeerkränze zu flechten.
    Solange damit nicht Milliarden Fehlentscheidungen verbunden sind, solange nicht versucht wird, marktwirtschaftlich zu kalkulierende und zu treffende Entscheidungen in staatlich gelenkte umzufunktionieren, um solcher Art den Eindruck zu erwecken, die Regierung sei die Wirtschaft, sei es drum.
    Alle acht Monate wird man es aushalten.
    Soweit die Presseschau, heute zusammengestellt von Markus Sommersacher.
    Vor rund zehn Monaten, genau am 10.
    Juli des Vorjahres, ist die italienische Ortschaft Seveso bei Mailand von einer Giftgaswolke verseucht worden.
    Aus dem Chemiewerk eines Schweizer Konzerns war das hochgiftige Trichlorphenol entwichen.
    Rund 750 Menschen mussten evakuiert werden und das verseuchte Gebiet wurde in verschiedene Gefahrenzonen eingeteilt und hermetisch abgeriegelt.
    Seit dem Unglück in Seveso ist es darüber in der Öffentlichkeit zu den verschiedensten Verzerrungen, Übertreibungen, Fehlinterpretationen und Gerüchten gekommen.
    Schwere Vorwürfe wurden in der Folge auch der italienischen Regierung gemacht, die zu lax Maßnahmen zur Entgiftung des Gebietes setzte.
    Und heute, rund zehn Monate nach der Katastrophe, ist das Bild genauso wie im Sommer des Vorjahres.
    Neue Fälle von Erkrankungen werden bekannt, Kinder kommen mit Missbildigung als Folge des Giftgases auf die Welt und außerdem zeigt sich, dass die Entseuchungsmaßnahmen bisher wirkungslos waren.
    Jetzt will man einen neuen Verbrennungsofen bauen, in dem dann die verseuchte Erde, Pflanzen und alle anderen verseuchten Gegenstände verbrannt werden sollen.
    Gegen diesen Plan protestiert nun ebenfalls die Bevölkerung.
    Unser Mitarbeiter Hans-Werner Markwitz hielt sich in den letzten Tagen in dem betroffenen Gebiet auf und brachte folgende Reportage mit.
    Seveso und Mailand, Mai 1977.
    Wir haben die Nase voll davon, dass die gefährlichen Sachen in Italien produziert werden.
    Die Schweiz soll ihren Verbrennungsofen selber bauen.
    Wir wollen nicht, dass Seveso zum Müllplatz für die ganze Region wird.
    Samstag in Seveso, 20 Kilometer nördlich von Mailand.
    Alle Geschäfte sind geschlossen.
    Mindestens 1000 Geschäftsleute und Einwohner aus dem verseuchten Landstrich demonstrieren auf dem Domplatz in Mailand.
    Sie wollen keinen Verbrennungsofen.
    Wie Bürgermeister Rocker sagte, fühlten sich die Leute seit dem Unglück wie in einem Ghetto.
    Durch die Verbrennungsanlage bekäme Seveso auch noch das Image eines KZs.
    Wir wollen unsere Häuser wieder.
    Hört endlich auf.
    Wenn es so weitergeht, gibt es eine Katastrophe und wir müssen unsere Häuser endgültig verlassen.
    Die Angst, Wut und Verzweiflung haben die Pläne des Regionalausschusses ausgelöst, in Seveso einen Riesenofen zu bauen, in dem die verseuchte Erde und der Hausrat der evakuierten Häuser bei hohen Temperaturen verbrannt werden sollen.
    Allein 100.000 Kubikmeter vergiftete Vegetation warten darauf, in dem geplanten Riesenkrematorium bei 1200 Grad Celsius verascht zu werden.
    In einem Flugblatt, das sich an die Mailänder Bevölkerung richtet, heißt es, der Verbrennungsofen wird jahrelang und vielleicht für immer das von der Ikmesa verursachte ökologische Verbrechen fortsetzen.
    Wir Bürger von Seveso haben unter der Dioxintragödie schon genug gelitten.
    Mailander, denkt daran.
    Der Riesenofen wird womöglich zu einer Versorgungsgefahr für Mailand selbst werden.
    Helft uns, Seveso zu retten.
    Es geht um die Gesundheit unserer Kinder und das Grün der Brianza.
    Die wollen in dem Ding unsere Habe verbrennen, unsere Vorhänge, Möbel, Kleider und Haustiere.
    Der Verbrennungsofen verteilt seine Abgase über 700 Meter Luftlinie.
    Wir müssen die Luft einatmen, erklärte eine besorgte Mutter.
    Nach Meinung von italienischen Experten ist es für die Methode der verbrannten Erde ohnehin zu spät.
    Sie wäre nur dann wirksam gewesen, wenn sie sofort nach dem Unglück angewendet worden wäre, denn inzwischen ist das Gift bis zu einem halben Meter tief in die Erde eingedrungen.
    Zudem ist die Erdverbrennung riskant, weil sich im abgetragenen Terrain außer dem Dioxin auch noch Trichlorphenol befindet.
    Das Trichlorphenol wandelt sich aber bei 400 Grad in das hochgiftige Dioxin um.
    Man kann sich also leicht vorstellen, dass eine Panne im Ofen verheerende Folgen hat, wenn das Dioxin ins Freie gelangt.
    Aus Protest gegen die Unfähigkeit der Entgiftungskommission ist vor kurzem der Zoologe Vittorio Parisi von der Universität Parma aus dem Entseuchungsgremium ausgeschieden.
    Während sich der Widerstand gegen den Ofen verbreitete, wurden weitere 3000 Einwohner aus der Nachbargemeinde Meda in die Exodus-Tragödie verwickelt.
    Vor einigen Tagen ist in der Region Seveso bereits das neunte Kind mit körperlichen Missbildungen auf die Welt gekommen.
    Kein Wunder, dass die aufgebrachte Bevölkerung trotz der medizinischen Dementis einen Zusammenhang zwischen den Missgeburten und der Explosion vom Juli letzten Jahres vermutet.
    Über 500 Kinder sind bisher an der heimtückischen Krankheit Chlorakne erkrankt.
    Es lässt sich kaum bestreiten, dass sich Seveso zu einem Paradebeispiel einer schleichenden Umweltvernichtung entwickelt.
    Seveso heute.
    Sie hörten einen Beitrag von Hans-Werner Markwitz.
    An diesem Wochenende findet in der kleinen Oberkärntner Gemeinde Fresach die sechste internationale Schriftstellertagung statt.
    Die Teilnehmer kommen heuer unter anderem aus der DDR, aus Polen, Rumänien und aus Ungarn, Fred Dickermann berichtet.
    grüne Wiesen, blühende Obstbäume, Bauernhäuser, enge Gassen.
    Das sind die ersten Eindrücke von Fresach.
    In einem Gasthaus neben der Kirche tagen die Autoren.
    Den Autoren fällt auf, dass die Kinder hier noch alle Leute, auch die Fremden, grüßen.
    Fresach, ein Ort mit rund 1000 Einwohnern, von denen viele in der Landwirtschaft tätig sind, hat keine literarische Tradition, trotzdem ist die kleine Gemeinde heute international geschätzter Tagungsort.
    Die Literaten schätzen die Ruhe und die Umgebung, die Gespräche mit literarischen Kollegen fördert.
    Die Bewohner von Fresag haben die Autoren akzeptiert.
    Einige Dorfbewohner verehren sich gelegentlich zu den Diskussionen der Autoren oder sie kommen mit ihnen am Wirtshaustisch ins Gespräch, wozu ein speziell für diese Tagung hergestellter Schnaps aus Liebstöckel beiträgt.
    Thema der Tagung ist in diesem Jahr die Freiheit des Wortes.
    Dazu haben die Veranstalter fünf Teilnehmer ersucht, ein Referat vorzubereiten.
    Dabei wird das Thema nicht sehr eng ausgelegt.
    Der jugoslawische Lyriker Ante Stamats zum Beispiel spricht über die Freiheit des Wortes, der Schweizer Franz Hohler wird sich mit der Parodie beschäftigen.
    Wichtig bei dieser Tagung die Kontakte der Autoren untereinander, die Gespräche der Literaten über berufliche Erfahrungen.
    Innerhalb von wenigen Jahren hat sich Fresach als Gesprächsforum von Autoren etabliert.
    Dazu der Präsident des Kärntner Schriftstellerverbandes Walter Nowotny.
    Wir wissen ja, dass Literatur eine Sache ist, die die Menschen verbinden soll, dass Literatur auch etwas ist, das man verstehen muss, wenn das auch nicht immer der Fall ist, aber hier soll es so sein, dass die Autoren eine gemeinsame Basis finden, ganz gleich, welchem gesellschaftlichen System sie angehören.
    Wenn auch keine Lösungen gefunden werden, so aber doch etwas, was uns näher bringt.
    Der deutsche Autor Horst Bieneck nimmt zum ersten Mal an der Schriftstellertagung teil.
    Von diesen Referaten erwarte ich mir eigentlich wenig.
    Die interessieren mich auch nicht so sehr, muss ich gestehen.
    Aber etwas, was ich als junger Autor, da bin ich häufiger zu Tagungen gefahren, was ich damals erlebt habe, das hoffe ich auch hier ein bisschen mitzuerleben.
    Einfach im Gespräch mit Kollegen.
    Die persönliche Beziehung, die persönliche Bekanntschaft, das persönliche Gespräch, vor allem eben auch mit Autoren, die aus den sogenannten Ostblockländern hier sind, das interessiert mich eigentlich sehr, weil ich selten Gelegenheit habe, mit ihnen in ein Gespräch zu kommen.
    Es ist nicht immer leicht, alle bürokratischen Hindernisse zu überwinden, damit Autoren aus den Oststaaten nach Friesach kommen können.
    Vielfach haben diese auch noch nach der Tagung Schwierigkeiten wegen der über die Tagung erschienenen Presseberichte.
    Trotzdem ist es seit sechs Jahren immer möglich gewesen, dass auch Autoren aus den Oststaaten an den Gesprächen teilnehmen.
    Die Teilnehmer von Fresach sind ein sehr initiativer Kreis.
    Während der Schriftstellertagung wurde heuer eine neue Literaturzeitschrift mit dem Namen Log vorgestellt.
    Log erscheint seit 1967 in Deutschland.
    Für Österreich soll Log als eigene Zeitschrift erscheinen und anspruchsvolle neue literarische Werke präsentieren.
    Reporter in Friesach war Fred Dickermann.
    Morgen feiert einer der bekanntesten, vielleicht der bekannteste englische Schauspieler seinen siebzigsten Geburtstag, Lorenz Olivier.
    Über seine künstlerische Laufbahn berichtet Heinz Beran.
    Olivier war Schauspieler von allem Anfang an.
    Sohn eines Pfarrers in einer kleinen Stadt in Dorking, südlich von London, spielte er bereits als Schuljunge die Katharina in der widerspenstigen Zemung.
    Er war nie etwas anders als Schauspieler.
    Später wohl Theaterdirektor und zwar ein ganz besonderer, nämlich der erste Direktor des Nationaltheaters am Südufer der Themse.
    im Privatleben von einer sogar für Engländer erstaunlichen Reserviertheit, einer der Leute, die es fast unmöglich ist, vor ein Mikrofon zu bitten, aber im Beruf so professionell, so hundertprozentig, dass sein Erfolg wirklich kein Wunder ist.
    Ein Mann der komplizierten Maske, der auch seine Stimme, die neben den Augen als sein Hauptwerkzeug gilt, ganz in den Dienst der Sache stellt,
    dessen Stimme aber auch andererseits so typisch und einmalig ist, dass sie wohl jeder wiedererkennen muss, der sie einmal auf der Bühne oder auf der Filmleinwand gehört hat.
    Hier ist der berühmteste Monolog des berühmtesten Dramatikers der Weltliteratur, ein Nonplusultra für unser Geburtstagskind Laurence Olivier.
    To be or not to be
    Das ist die Frage.
    Ob es in der Geiste nöbler ist, die Schlinge und Schwerter der schrecklichen Glücklichkeit zu leiden, oder sich gegen ein See von Troublen zu bewegen,
    Sein oder nicht sein, das ist die Frage.
    Eigentlich handeln oder nicht handeln, das ist die Frage eines der schwierigsten menschlichen Probleme.
    Olivier hat uns aber auch einen Richard III.
    geschenkt, hässlich, mit einem Buckel und einer riesen Nase und, wie er das nur macht, mit bösen Augen.
    Und Romeo.
    Und den Patrioten Heinrich V. Und dann den Entertainer von Osborn und Beranger in Ionescos Nashörner.
    Man kann die Rollen gar nicht alle aufzählen.
    Und die Filme, die vielen Filme, zuletzt mit dem unheimlichen Ex-Nazi in Marathon Man.
    Ja, tatsächlich filmt er auch heute, gerade jetzt in Nordlondon als Neapolitaner in einer Baskenmütze, kragenlosem Hemd und ungebügelten Hosen und in Pantoffeln.
    In einer Fernsehversion von Eduardo de Filipos, Samstag, Sonntag, Montag, das auf der Bühne des Nationaltheaters gespielt wurde, als Olivier gerade sein Amt als Direktor dieses Instituts allerdings noch im alten Gebäude im Old Vic angetreten hatte.
    Lord Olivier, der in den letzten Jahren oftmals jene Bretter, die ihm wahrhaftig die Welt bedeuten, wegen Krankheit nicht betreten konnte, ist heute ein rüstiger Siebziger, mitten in der Arbeit.
    Nach diesem Beitrag von Heinz Beran nun nochmals kurz ins Nachrichtenstudio.
    Schweiz.
    Der amerikanische Außenminister Vance gab in einer Pressekonferenz in Genf Details über seine Vereinbarungen mit Außenminister Grameco bezüglich eines Rahmens für weitere Verhandlungen über eine Beschränkung der strategischen Rüstung bekannt.
    Danach wird ein bis 1985 geltender Vertrag angestrebt.
    Vance sprach von gewissen Fortschritten, ließ aber durchblicken, dass die Sowjetunion das Prinzip einer Verminderung der Anzahl der strategischen Trägerwaffen bisher nicht akzeptiert hat.
    Außerdem haben Gromyko und Vance ständige Konsultationen über die Nahostsituation vereinbart, die in monatlichem Rhythmus auf der Ebene der Botschaften in Washington und Moskau geführt werden sollen.
    Jugoslawien.
    Der amerikanische Vizepräsident Mondale ist am Vormittag in Belgrad von Staats- und Parteichef Tito zu einem Meinungsaustausch empfangen worden.
    Österreich.
    In der südafrikanischen Botschaft in Wien informierte Ministerpräsident Forster heute die Botschafter seines Landes in Europa und in Nordamerika über die Wiener Gespräche mit Mondale.
    In einer Stellungnahme zur Programmdiskussion innerhalb der Regierungspartei hat Bundeskanzler Kreisky in einem Interview die Ansicht vertreten, das neue Parteiprogramm werde Aussagen zu den neuen Energieformen, so auch zur Atomenergie, enthalten müssen.
    Neue Akzente im Verhältnis zwischen Kirche und Parteiengesetzen schienen ihm dagegen nicht notwendig, betonte Kreisky.
    Der Leiter der katholischen Sozialakademie Büchele hat sich heute in einer Tagung zum Thema Christentum und ÖVP für eine Gesellschaft ausgesprochen, die sich um die Ausgestoßenen, Behinderten, Arbeitslosen und Armen kümmert.
    ÖVP-Obmanthaus meinte, er sei dagegen, dass sich die katholische Sozialakademie zu einer Puppenküche für Salonrevolutionäre entwickle.
    Musik

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    Nachrichten
    Datum: 1977.05.21 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
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    Inhalt: Nachrichten
    Wetterbericht
    Datum: 1977.05.21 [Sendedatum]
    Schlagworte: Natur ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
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    Inhalt: Nachrichten
    Afrikaner entäuscht über Ergebnis der Mondale - Vorster Gespräche
    Mitwirkende: Stiebler, Klaus [Gestaltung]
    Datum: 1977.05.21 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
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    USA werten Gespräche Mondale - Vorster als Erfolg
    Mitwirkende: Koar, Jürgen [Gestaltung]
    Datum: 1977.05.21 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
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    Mondale bei Tito
    Mitwirkende: Chalupa, Gustav [Gestaltung]
    Datum: 1977.05.21 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
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    Inhalt: Nachrichten
    Katholische Sozialakademie: Taus Referat
    Einblendung: Pater Herwig Büchele, ÖVP-Parteiobmann Taus
    Mitwirkende: Eichinger, Erich [Gestaltung] , Taus, Josef [Interviewte/r] , Büchele, Herwig [Interviewte/r]
    Datum: 1977.05.21 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
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    Bundeskanzler Kreisky zur Programmdiskussion in der SPÖ
    Einblendung: Bundeskanzler Kreisky
    Mitwirkende: Fischer, Johannes [Gestaltung] , Langsteiner, Hans [Gestaltung] , Kreisky, Bruno [Interviewte/r]
    Datum: 1977.05.21 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Wissenschaft und Forschung ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Seveso und Mailand: Demonstrationen gegen geplanten Verbrennungsofen
    Demonstranten , Einblendung: Demonstranten
    Mitwirkende: Mayer, Hans Werner [Gestaltung]
    Datum: 1977.05.21 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Wirtschaft ; Wissenschaft und Forschung ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Internationale Schriftstellertagung in Fresach
    Demonstranten , Einblendung: Walter Novotny, Horst Bienek
    Mitwirkende: Dickermann, Fred [Gestaltung] , Novotny, Walter [Interviewte/r] , Bienek, Horst [Interviewte/r]
    Datum: 1977.05.21 [Sendedatum]
    Ort: Fresach [Veranstaltungsort]
    Schlagworte: Kultur ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
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    70. Geburtstag von Lord Laurence Olivier
    Demonstranten , Einblendung: Lord Laurence Olivier (Hamlet)
    Mitwirkende: Beran, Heinz [Gestaltung] , Olivier, Laurence [Interpret/in]
    Datum: 1977.05.21 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Film ; Theater ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
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    Inhalt: Nachrichten

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    Titel Mittagsjournal 1977.05.21
    Spieldauer 00:59:42
    Mitwirkende Jirkovsky, Karl [Moderation] [GND]
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    ORF [Produzent]
    Datum 1977.05.21 [Sendedatum]
    Schlagworte Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt
    20. Jahrhundert - 70er Jahre
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