Mittagsjournal 1977.07.29

Video-Player wird geladen.
Advertisement
Aktueller Zeitpunkt 00:00
Dauer 00:00
Geladen: 0%
Streamtyp LIVE
Verbleibende Zeit 00:00
1x
  • Beschreibungen aus, ausgewählt
  • Untertitel aus, ausgewählt
    x
    ZOOM HELP
    Drag zoomed area using your mouse or a finger.
    100%

    Rechtliches

    Zitieren

    KI-generiertes Transkript

    Eine angenehme Mittagsstunde, meine Damen und Herren.
    Hier ist der aktuelle Dienst.
    Das Mittagsschornal steht wieder auf dem Programm von Österreich 1 und Österreich 3.
    Im Namen von Redaktion und Technik begrüßt Sie heute Herbert Dobrowolny.
    Kurz die Übersicht über die geplanten Beiträge, die Sie bis 13 Uhr hören können.
    Aus Österreich bringen wir einen Beitrag zum Thema Führungsdiskussion in der FPÖ.
    Gestern fand ja in Salzburg eine Präsidiumssitzung der kleinsten Oppositionspartei statt.
    Und wir werfen wie jeden Tag einen Blick in die heutigen Tageszeitungen in der Inlandspresse schau.
    Aus dem Wirtschaftsbereich bringen wir ein Interview mit dem zukünftigen Generaldirektor der Voest Alpine, Heribert Abfalter, zum Unternehmenskonzept und einen Beitrag zum Thema Finanzierungsprobleme beim Bau des Adelbergtunnels.
    Die Schlagzeilen der Themen aus dem Ausland, Vorbereitung für Belgrader Nachfolgekonferenz in der Sackgasse, Bilanz der Amerika-Reise des italienischen Ministerpräsidenten Andreotti, Ursachen der zunehmenden Kriminalität in Frankreich und dann noch ein Beitrag, der schon fast chronikal ist, nämlich Skandal um britischen Geheimdienst.
    Die Kulturredaktion informiert Sie über Kreativitätskurse für körperbehinderte Kinder und zieht eine Zwischenbilanz der Bayreuther Festspiele.
    Vorerst aber wie immer das Wichtigste in Kürze, die Nachrichten.
    Verantwortlicher Chef vom Dienst ist Helmut Koller, Sprecherin Annemarie Bertet.
    Österreich.
    Das Präsidium der Freiheitlichen Partei hat heute als Ergebnis einer gestern abgehaltenen Sitzung dieses Gremiums ein Kommuniqué veröffentlicht, in dem unter anderem bedauert wird, dass die Öffentlichkeit durch verschiedene Erklärungen und deren missverständliche Interpretation beunruhigt und eine Führungskrise an die Wand gemalt worden sei, obwohl diese in der FPÖ weder sachlich noch personell gerechtfertigt sei.
    Weiters wird in dem Kommuniqué festgestellt, dass die Parteiführung planmäßig und systematisch alle politischen Entscheidungen, insbesondere die erforderlichen Maßnahmen für die bevorstehenden Herbst- und Frühjahrswahlen behandeln und lösen werde.
    Die Mitarbeiter und Freunde der FPÖ werden in der Aussendung ersucht, sich nicht durch gegnerische Propaganda irritieren zu lassen.
    Die Bundeswirtschaftskammer hat heute in einer Aussendung die Forderung des ARBÖ als nicht gerechtfertigte Zumutung zurückgewiesen, wonach die Arbeitgeber den 50-prozentigen Wegfall der Steuerabzugsfähigkeit von Kilometergeld durch eine entsprechende Erhöhung des Kilometergeldsatzes kompensieren sollen.
    Nach schweren finanziellen Einbußen, die das zweite Abgabenänderungsgesetz den Unternehmen ohne die schon verursache, würden die Firmen dadurch ein weiteres Mal zur Kasse gebeten, stellt die Bundeswirtschaftskammer dazu fest.
    In einer Aussendung weist die Industrie darauf hin, dass durch die geplante Beseitigung der steuerlichen Abschreibung für Personenkraftwagen und Kombis ab Jänner kommenden Jahres der Fuhrpark vieler Betriebe reduziert werden müsste.
    Dadurch ergeben sich für die Konsumenten einige Nachteile.
    Vor allem längere Wartezeiten bei Serviceleistungen sowie deren Verteuerung.
    Die Kammer der Wirtschaftstreuhände bezeichnet den Entwurf zum Abgabenänderungsgesetz als neulichen Versuch, das Steueraufkommen im Widerspruch zum verfassungsrechtlich garantierten Eigentumsrecht zu erhöhen.
    Vereinte Nationen, Sowjetunion.
    In einer Pressekonferenz in New York hat der libysche UNO-Botschafter Kisher den ägyptischen Präsidenten Sadat beschuldigt, Libyen überfallen zu haben.
    Kisher sagte, Sadat sei von Verfolgungswahn geplagt und habe mit den Imperialisten ein Bündnis geschlossen, um deren Politik im Nahen Osten und in Afrika zu unterstützen.
    Mehrere arabische Diplomaten sollen vergeblich versucht haben, Kichir von dieser Pressekonferenz abzuhalten.
    Das sowjetische Parteiorgan Bravte bezeichnet heute die ägyptisch-libyschen Kämpfe als Kraftvergeudung zweier Länder, die ihr Potenzial auf die Auseinandersetzung mit Israel konzentrieren sollten.
    In dem ersten sowjetischen Zeitungskommentar zu dem innerarabischen Konflikt wurde die Frage heruntergespielt, ob die Sympathien des Kremls mehr auf Seiten Ägyptens oder bei Libyen liegen.
    Auch in der Berichterstattung über die Kampfhandlungen hielt sich die Sowjetpresse im Großen und Ganzen an Tatsachen.
    Äthiopien, Somalia.
    Nach Angaben beider Länder haben die Kämpfe im äthiopisch-somalischen Grenzgebiet jetzt auf die äthiopische Provinz Baale übergegriffen.
    Über Einzelheiten der militärischen Lage widersprechen jedoch die Meldungen beider Seiten einander.
    Die somalische Regierung bestätigte gestern zum ersten Mal, dass ihre Soldaten durch den Abschuss äthiopischer Flugzeuge in die Kämpfe eingegriffen hätten.
    Japan, USA, Sowjetunion.
    Das Verteidigungsministerium in Tokio hat heute in einem Weißbuch über die militärische Lage Japans eine Stärkung der Verteidigungskraft des Landes angesichts der wachsenden sowjetischen Militärmacht im ostasiatischen Raum gefordert.
    Um der sowjetischen Bedrohung entgegenzuwirken, sollten die Verbündeten der USA in Ostasien einen aktiveren Anteil an der gemeinsamen Verteidigung übernehmen, heißt es in dem japanischen Weißbuch.
    Von besonderer Bedeutung für Japan sei die Erhaltung des Friedens auf der koreanischen Halbinsel, auch nach dem Abzug der amerikanischen Bodentruppen.
    Präsident Carter muss aufgrund eines gestern vom Senat beschlossenen Gesetzes dem Kongress jährlich einen Bericht über den Abzug der amerikanischen Soldaten aus Südkorea und über die Folgen dieses Rückzugs vorlegen.
    Die Nachrichtenagentur TASS beschuldigt die Vereinigten Staaten unter dem Vorwand wachsender Bedrohung, in Asien ein neues Militärbündnis mit Südkorea und Japan anzustreben.
    Die TASS nennt ein solches Bündnis die asiatische Variante der NATO.
    Italien
    Nach der Rückkehr von einem dreitägigen Aufenthalt in Washington sagte Ministerpräsident Andreotti in Rom, es bestehe die sehr konkrete Möglichkeit amerikanischer Investitionen im unterentwickelten Süden Italiens.
    Vor Journalisten kündigte der christlich-demokratische Regierungschef an,
    Er wird in Fortsetzung seiner Gespräche mit Präsident Carter in Kürze mit Vertretern der 100 größten in Italien tätigen amerikanischen Unternehmen zusammentreffen.
    Die Bemühungen seiner Minderheitsregierung um eine Gesonderung der italienischen Wirtschaft seien in Washington gewürdigt und hoch eingeschätzt worden, schloss Andreotti.
    Jugoslawien
    Ein belgischer Delegierte bei den Vorbereitungsgesprächen für die Belgrade-Helsinki-Nachfolgekonferenz bestätigte heute früh, dass die Beratungen in eine Sackgasse geraten seien.
    Trotz einer langen Nachtsitzung sei es nicht möglich gewesen, sich über den wichtigsten Punkt, die Dauer der Nachfolgekonferenz, zu einigen.
    Der Westen möchte das Ende der Konferenz offen halten, die kommunistischen Staaten bochen dagegen auf die Festlegung eines Schlussdatums.
    Etwas optimistischer als ein belgischer Kollege zeigte sich der westdeutsche Delegierte Groll.
    Er meinte, man sei ein bisschen vorangekommen.
    Die von den Delegationen der 35 Teilnehmerstaaten gebildete Kontaktgruppe will heute Vormittag erneut zusammentreten.
    USA.
    Finanzminister Blumenthal hat sich in Louisville im Bundesstaat Kentucky besorgt über das hohe Handelsbilanzdefizit der Vereinigten Staaten geäußert.
    Entgegen seinen bisherigen Äußerungen, dass die USA mit ihren hohen Handelsbilanzdefiziten der übrigen Welt einen guten Dienst erwiesen hätte, meinte Blumenthal, ein starker Dollar sei für die Weltwirtschaft und die Vereinigten Staaten lebensnotwendig.
    Erst vor zwei Tagen hatte sich der Präsident der amerikanischen Notenbank Burns gegen die Absicht der Regierung in Washington ausgesprochen, den Dollarkurs weiterfallen zu lassen, um damit die Exporte zu stimulieren.
    Die wirtschaftliche Entwicklung in der Bundesrepublik ist nach Ansicht des IFO-Institutes für Wirtschaftsforschung in München in der ersten Hälfte dieses Jahres enttäuschend verlaufen.
    Das wirtschaftliche Wachstum habe sich zwar fortgesetzt, aber es war erheblich schwächer als Ende des vergangenen Jahres.
    Der CDU-Vorsitzende Kohl hat heute neulich die Wirtschaftspolitik der Regierung in Bonn heftig kritisiert.
    Trotz aller Versprechungen werde auch 1977 eine Million Arbeitslose bringen, stellte Kohl fest.
    Großbritannien.
    Der Verband der britischen Industrie schätzt die Zukunft der britischen Wirtschaft sehr pessimistisch ein.
    Trotz der optimistischen Voraussage des Kabinetts Cologne werde das Wirtschaftswachstum nur um 3,5 Prozent steigen und auch die Arbeitslosigkeit weiter zunehmen.
    Dänemark Die regierende Sozialdemokratische Partei will heute ein neues Wirtschaftsprogramm vorstellen.
    Ministerpräsident Jürgensen hat gestern die Zustimmung seiner Partei zu Maßnahmen zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit und zur Senkung des Handelsbilanzdefizits erhalten.
    Am 22.
    August wird das Wirtschaftsprogramm dem Parlament vorgelegt.
    Die Regierung besitzt dort nur 66 der insgesamt 179 Mandate.
    Österreich
    Nach einer Mitteilung des ÖAMTC werden Benzingutscheine für Jugoslawien und die Tschechoslowakei ab kommenden Montag wieder billiger abgegeben.
    In Jugoslawien wird Superbenzin auf Bons je Liter 5 Schilling 0,6 Groschen kosten.
    In der Tschechoslowakei werden Superbenzin um 5 Schilling 70, Spezial- und Dieseltreibstoff um 4 Schilling 80 abgegeben.
    Das waren die Meldungen.
    Und nun zum ausführlichen Wetterbericht.
    Die Wetterlage.
    Die Störungszone der flachen Tiefdruckgebiete über Frankreich und dem westlichen Mittelmeerraum hat mit Niederschlägen und Gewittern den Ostalpenraum erreicht.
    Die herrschende südwestliche Höhenströmung verhindert allerdings ein rasches Vorankommen dieser Störung und schwächt sie gleichzeitig ab.
    Die Wetteraussichten bis morgen früh.
    Im Westen und teilweise auch im Südwesten bereits stärkere, sonst noch aufgelockerte Bewölkung oder Heite.
    Am Nachmittag allgemein erhöhte Quellwolkenbildung und strichweise gewittrige Regenschauer.
    Wind aus Südost bis Südwest.
    Tageshöchsttemperaturen 18 bis 26 Grad.
    Tiefstemperaturen der kommenden Nacht 9 bis 16 Grad.
    Die Wetteraussichten für morgen.
    Unterschiedliche Bewölkungsverhältnisse.
    Teils sonnig, teils auch trüb und vor allem ab den Vormittagsstunden wieder quälende Bewölkung mit gewittrigen Regenschauern.
    Nördlich der Gebirge föhnig.
    Wind aus Südost bis Südwest.
    Tagestemperaturen 18 bis 27 Grad.
    Und noch die Messwerte von 12 Uhr.
    Wien-Heiter bei 25 Grad, Ostwind 15 km in der Stunde.
    Eisenstadt-Heiter 24, Süd 15.
    Linz-Heiter 25 Grad, Südostwind 25.
    Salzburg heiter 24°, Windstille.
    Innsbruck stark bewölkt bei 22°, Südostwind 15 kmh.
    Bregenz bedeckt 18°, Nordwestwind 5.
    Graz heiter 22°, Windstille.
    Und Klagenfurt heiter 21°, Ostwind 5 kmh.
    Das waren also die Nachrichten und der Wetterbericht im Mittagsjournal.
    Das Wetter ist schön, das zeigt sich auch leider im Verkehrsaufkommen auf Österreichs Straßen und deshalb bringen wir nun vor der ausführlichen Berichterstattung eine Meldung des Ö3-Verkehrsdienstes.
    Der ÖAMTC meldet.
    An den Grenzübergängen folgende Wartezeiten.
    Autobahngrenzübergang Salzburg in beiden Richtungen bis 30 Minuten.
    In Spielfeld bei der Ausreise 20 bis 30 Minuten.
    In Teul Maglern bei der Ausreise 20 Minuten.
    Kufstein Autobahngrenzübergang 30 Minuten bei der Ausreise.
    Lindau Bregenz 20 Minuten bei der Einreise.
    Bei der Durchfahrt durch Pregens zähflüssiger Verkehr und Stauungen.
    Von den anderen Grenzübergängen werden keine Wartezeiten gemeldet.
    Auf der Inntal-Autobahn vor dem Inntal-Dreieck Rückstau in Fahrt Richtung München von 6 Kilometern Länge.
    Zähflüssiger Verkehr auch auf der Autobahn in Richtung München ab dem Inntal-Dreieck bis Weyern.
    Auf der Tauernautobahn wird der Verkehr in Richtung Salzburg ab Niedernfrieds über das Lammertal umgeleitet.
    Die Tunnels der Tauernautobahn im Salzachtal bei Golling müssen für den Verkehr in Richtung Süden zeitweise gesperrt werden.
    Den Kraftfahrern, die von Salzburg in Richtung Süden fahren, wird dringend angeraten, dem Salzachtal auszuweichen.
    Entweder schon in Bayern beim Inntal-Dreieck über Kufstein und Felbertauern Richtung Süden oder von Salzburg weiter dann auf der Westautobahn über die Autobahnabfahrtsathlet und den Pyrenpass Richtung Süden.
    Den Kraftfahrern, die vom Brenner Richtung München fahren, wird empfohlen, die Autobahn bei Innsbruck zu verlassen und über Zierl über den Grenzübergang Scharnitz-Mittenwald auszuweichen.
    Diese Empfehlung gilt nicht für Wohnwagen und Bootsgespanne.
    Mittlerweile ist es jetzt 12 Uhr und 14 Minuten geworden.
    Wir beginnen unsere ausführliche Berichterstattung in Österreich.
    In Salzburg wurde gestern Abend offenbar der vorläufige Schlussstrich unter die sommerliche Führungsdiskussion in der FPÖ gezogen.
    Es tagte nämlich das Präsidium der Freiheitlichen, wie es heute in einem Kommuniqué heißt, zur Vorbereitung der Herbstarbeit der kleinsten Nationalratsfraktion.
    Sicher ist aber, dass dabei auch die jüngste Kontroverse um die Bestellung des kernten Abgeordneten Dr. Skrinzi zum stellvertretenden Klubobmann erörtert wurde.
    Was bisher über diese Sitzung bekannt wurde, fasst nun Markus Sommersacher im folgenden Beitrag zusammen.
    Bis zum 1.
    September, dem Tag, an dem der Bundesvorstand der FPÖ wieder zusammentreten wird, ist die Freiheitliche Partei offensichtlich zu wie eine Muschel, die ihre Schalen bei Gefahr hermetisch schließt.
    Der Versuch, heute Vormittag von den Spitzen der Freiheitlichen Partei, die gestern an der Sitzung des Parteipräsidiums in Salzburg teilnahmen, etwas darüber zu erfahren, brachte folgendes Ergebnis.
    Am deutlichsten äußerten sich Bundesgeschäftsführer Bogner und der Kärntner Parteichef Ferrari Brunnenfeld.
    Sie sagten wenigstens kein Kommentar.
    Bei den übrigen Teilnehmern war entweder das Telefon laufend besetzt, wie etwa beim oberösterreichischen Landeschef Horst Schender, oder es war niemand da.
    So hieß es zum Beispiel am Urlaubsort von Parteichef Peter am Attersee, Peter sei über das Wochenende verreist.
    Wohin, sei leider nicht bekannt.
    Der Wiener FPÖ-Abgeordnete Prösike, so hieß es, werde erst morgen Abend wieder in Wien zurückerwartet.
    Der steirische Landesschef Götz befinde sich auf Urlaub in Amerika.
    Ombudsmann Seilinger sei in Salzburg, war aber dort auch nicht zu erreichen.
    Der Tiroler Chef Stix sei ebenfalls bis Montag auf Urlaub.
    und in der Parteizentrale der FPÖ in Wien und im Parlamentsklub wurde lediglich auf das Communiqué verwiesen, das heute veröffentlicht wurde.
    Danach wurden gestern in einer, wie es heißt, umfassenden und eingehenden Aussprache alle in letzter Zeit aufgeworfenen Fragen rund um die FPÖ beraten.
    Man einigte sich auf die Mitteilung, wonach die Freiheitliche Partei bedauere, dass die Öffentlichkeit durch verschiedene Erklärungen und deren missverständliche Interpretation irritiert und eine Führungskrise in der Freiheitlichen Partei an die Wand gemalt worden sei, obwohl dies weder sachlich noch personell gerechtfertigt sei.
    Daraus kann man schließen, dass die jüngste Führungskrise in der Partei, ausgelöst durch die Bestellung des Kärntner Abgeordneten Skrinzi zum stillvertretenden Klubobmann, breiten Raum in der Diskussion einnahm, zur Erinnerung.
    Als Skrinzi, der im Zuge der Auseinandersetzungen zwischen Parteichef Peter und dem Leiter des ehemaligen Jüdischen Dokumentationszentrums in Wien-Wiesenthal alle Parteiämter zurücklegte, im Frühsommer zum stellvertretenden Klubobmann als Nachfolger des Volksanwalts Zeilinger gewählt wurde, gab es Widerstand von der Kärntner Landespartei.
    Dort kritisierte man, man sei nicht rechtzeitig oder überhaupt nicht von diesem Parteibeschluss informiert worden.
    Damals geisterten auch Erklärungen durch die Presse, wonach die Kärntner Landespartei sich von der Bundespartei abzuspalten beabsichtige.
    Dies wurde darauf von Parteichef Ferrari Brunnenfeld dementiert.
    In der Folge verlagerte sich die Diskussion wieder einmal auf die Ankündigung von Bundesparteiobmann Peter, er werde beim nächsten Parteitag im Jahr 1979 sicher nicht mehr für den Posten des Bundesobmanns kandidieren.
    Ferrari Brunnenfeld bezeichnete diese Ankündigung wieder als nicht klug.
    Und in der Folge sorgte der Kärntner Landesparteisekretär Haida für Aufregung, als er in einem Interview für ein Wochenmagazin die Meinung vertrat, er könne sich vorstellen, dass Skrinci Nachfolger Peters werde.
    Diese Äußerung Heiders wurde dann von mehreren Spitzenpolitikern der FPÖ, unter anderem von Parteiobmann Peter und Ombudsmann Zeilinger, in Presseberichten als Disziplinlosigkeit bezeichnet und kritisiert.
    Ferrari wieder betonte, Heider sei zwar Mitglied des Bundesparteivorstandes, seine Meinung sei aber nicht unbedingt die Meinung der Landespartei Kärntens.
    Gestützt auf ein dickes Paket an Presseberichten über diese Auseinandersetzung erörterte nun gestern in Salzburg das Präsidium der kleinsten Parlamentsfraktion die Lage und kam also zur Meinung, dass die Öffentlichkeit durch missverständliche Interpretation all dieser Äußerungen irritiert und eine nicht bestehende Führungskrise an die Wand gemalt worden sei.
    Mehr war heute dazu nicht zu erfahren.
    Allerdings ist anzunehmen, dass dies nur der vorläufige Schlussstrich ist.
    Denn am 1.
    September werden sich Haider wegen seiner Haltung in der jüngsten Führungsdiskussion und der Vorsitzende des Rings Freiheitlicher Jugend, Fuchs, für seine Kritik an der Wehrpolitik der FPÖ vor dem Bundesparteivorstand zu verantworten haben.
    Im Übrigen wurde gestern, so steht es jedenfalls im Kommuniqué, noch beschlossen, dass die Parteiführung der FPÖ planmäßig und systematisch
    alle Sachfragen, die zur politischen Entscheidung anstehen, in den zuständigen Parteigremien zeitgerecht behandeln und lösen werde.
    Außerdem seien alle erforderlichen Maßnahmen für die bevorstehenden Herbst- und Frühjahrswahlen einvernehmlich gebilligt worden, und die Mitarbeiter und Freunde der Freiheitlichen Partei, solos communique, würden gebeten, sich nicht durch die gegnerische Propaganda irritieren zu lassen.
    Diesen Beitrag hat Markus Sommersacher von unserer innenpolitischen Redaktion zusammengestellt.
    Mittlerweile ist es 12.19 Uhr geworden.
    Wir setzen nun fort mit einem Blick in die österreichischen Tageszeitungen mit der Inlandspresseschau.
    Auswahl der Zitate Leopold Esterle.
    Mit dem Numerus Clausus, besser den Zulassungsbeschränkungen für ausländische Hörer an österreichischen Universitäten, beschäftigt sich heute Anneliese Rohrer in der Wiener Tageszeitung Die Presse.
    Titel der unerwünschte Student.
    Rohrer weist darauf hin, dass die Gesamtzahl der Hörer vom Studienjahr 1975-76 bis heute um rund 20 auf 90.000 Studenten angestiegen sei und meint.
    Stellt man diese Entwicklung der Tatsache gegenüber, dass die Zahl der Studienplätze aufgrund der budgetären und gesamtwirtschaftlichen Situation nicht beliebig erweitert werden kann und auch künftig nicht werden wird, so muss irgendwo gespart werden.
    Bei Inländern kann dies unverdächtigerweise nur in der Professoren-, Assistenten- und Studentenrelation getan werden, indem man die Dienstposten einfach nicht aufstockt und das Verhältnis Lehrende-Lernende somit verschlechtert.
    Aber dies rührt noch lange nicht am gesetzlichen Rechtsanspruch jedes Österreichers auf Aufnahme an eine Universität.
    Gespart und gebremst kann daher offiziell nur beim Zuwachs an nichtösterreichischen Studiosi werden.
    Man muss nicht einmal Zyniker sein, um hier Parallelen zum Gastarbeiterproblem zu sehen.
    Und Rohrer kommt zu dem Schluss.
    Noch nicht.
    Auch das zweite Zitat aus den Salzburger Nachrichten hat Schulpolitik zum Inhalt.
    Gerold Christian geht hier nämlich auf die Frontstellung zwischen Unterrichtsminister Sinovac und der ÖVP ein.
    Man liest, Sinovac tritt für die integrierte Gesamtschule ein, von der Schulexperten, nicht nur ÖVP-Politiker, behaupten, mit diesem Schultipp richte sich das Bildungsniveau und damit die geistige Leistung des Einzelnen an den Schwachen aus.
    Die Folge, der allgemeine Bildungsstand sinkt.
    Darüber ist zu diskutieren.
    Darüber wäre mindestens ebenso viel nachzudenken, wie über die Frage, ob eine Autosondersteuer eingeführt werden soll oder nicht.
    Eine Steuer kann man durch Gesetzesbeschluss innerhalb kürzester Zeit wieder abschaffen.
    Den Bildungsrückgang eines Volkes kann man durch kein Gesetz von heute auf morgen wieder aufheben.
    Soweit die Salzburger Nachrichten, soviel zur Schulpolitik.
    Stichwort Autosondersteuer.
    Auch heute, am dritten Tag nach der Ankündigung der Importsonderabgabe durch Bundeskanzler Kreisky, kommentieren zahlreiche Blätter mögliche politische Folgen.
    So meint etwa Peter Knaan unter dem Titel Kreisgießkraftakt in der Neuen Kronenzeitung.
    Was viele zuerst gar nicht glauben wollten, dem Regierungschef ist es mit der Einführung der Neuwagen-Sondersteuer zur Finanzierung der Spitäler bitter ernst.
    Ja, Kreisky geht sogar so weit, seinen durch die Bonus-Malus-Diskussion ohnehin angeschlagenen Finanzminister zu entlasten und die ganze Idee allein auf seine Kappe zu nehmen.
    Wahrscheinlich kann nur ein Politiker vom Kaliber Kreiskys den Autofahrern solch einen Schock versetzen, ohne selbst größeren politischen Schaden zu erleiden.
    Auf den Schaden, den mit Finanzminister Koren schon einmal ein profilierter Politiker durch die Einführung einer Autosteuer erlitten hat, bezieht sich auch die kommunistische Volksstimme, in der man heute liest, offen bleibt nun, für welche Idee Kreisky im Herbst in den Kampf ziehen will.
    Geht's ihm um die Luxusautos und um die überhöhten Importgewinne oder aber will er alle Autofahrer schröpfen?
    Im letzteren Fall wird er mit einem massiven Widerstand zu rechnen haben.
    Dann wäre nämlich jeder zweite Haushalt betroffen, also die Hälfte der Bevölkerung.
    Und die wird nach Kuren auch vom zweiten K von Kreisky nämlich nicht alles schlucken.
    Abschließend noch ein Kommentar aus den Oberösterreichischen Nachrichten von Chefredakteur Hermann Polz zum Thema Autosteuer.
    Wie immer man ihn dreht und wendet, dieser Kreisky-Vorschlag bleibt eine wirtschaftspolitische Absurdität, die noch dazu die Leute sehr erregt und aufbringt.
    Rätselhaft ist, warum Kreisky sich da so weit hineingeritten hat.
    Es ist höchstens aus seiner psychologischen Entwicklung durch lange und erfolgreiche Machtausübung zu erklären.
    Er hat die Erfahrung gemacht, dass er den Leuten ungeheuer viel zumuten kann.
    Vielleicht glaubt er nun, ihnen noch mehr und immer noch mehr zumuten zu können.
    Ganz einfach, weil er halt der Kreisky ist.
    Und Vitus Mostipf, die politische Paradekarikatur der Oberösterreichischen Nachrichten, meint dazu, für die Politik vom Kreisky müsste Androsch ein Glücksspielsteuer einheben.
    Leopold Esterle hat diese Inlandspresseschau zusammengestellt.
    Am kommenden Montag übernimmt Diplom-Kaufmann Herbert Abfalter die Leitung des größten österreichischen Industriebetriebes, der Voestalpine AG.
    Abfalter wird als Vorstandsvorsitzender und Generaldirektor des verstaatlichten Betriebes an der Spitze von 96 Gesellschaften und mehr als 81.000 Beschäftigten stehen.
    Nach Verlusten im Jahr 1975 konnte die Voestalpine im vergangenen Jahr positiv bilanzieren.
    Der Konzern erzielte in einem Jahr der Stahlflaute einen Rekordumsatz von knapp 45 Milliarden Schilling.
    Damit konnte die Voestalpine mehr umsetzen, als die verstaatlichten Betriebe ÖMV, Chemie Linz, Elin Union und Vereinigte Metallwerke Ranshofen-Berndorf zusammen umsetzten.
    Am 1.
    August tritt auch ein neues Unternehmenskonzept in Kraft, das den Stahlkonzern wirtschaftlich flexibler und damit auch international konkurrenzfähiger machen soll.
    Mit dem designierten Generaldirektor der Voestalpinia AG Abfalter führte Michael Kerbl nun das folgende Gespräch.
    Herr Diplom-Kaufmann-Abfallte, die Rohstoffversorgung ist doch eines der wichtigsten Probleme, das geklärt werden muss, um die Vöstalpine konkurrenzfähig zu halten.
    Was wird Ihr Konzern, was werden Sie machen, um in Hinkunft die Sicherstellung mit Rohstoffen zu gewährleisten?
    Der Rohstoffanteil unseres gesamten Aufwandes liegt derzeit bei etwa 5 Milliarden Schilling jährlich.
    Sie sehen aus dieser Ziffer die enorme Bedeutung einer möglichen Senkung der Rohstoffkosten.
    Wir bemühen uns daher im Sinne einer Rückwärtsstrategie uns bis zu dem Rohstoff selbst
    Durchzuarbeiten, das heißt wir beteiligen uns an Kohlenminen und wir versuchen auch Erzbeteiligungen im Ausland zu finden, um auf die Art und Weise zu einer Senkung der Gestehungskosten der Rohstoffe zu kommen.
    Die Försteralpine hat Kohlenminen erworben, hat Anteile von Kohlenminen in Amerika erworben.
    Ist es nicht doch noch billiger aus den Ostblockstaaten Kohle nach Österreich zu importieren, als aus weitgelegenen Ländern Kohle nach Österreich zu bringen?
    Jede Rohstoffplanung ist letzten Endes eine Langfristplanung.
    Und ich erinnere daran, dass wir zehn Jahre in den letzten 30 Jahren Kohle von Amerika importiert haben.
    Es ist immer eine Frage des Preises und der Transportkosten.
    Im Augenblick ist zweifellos die Kohle aus dem Osten billiger als die amerikanische.
    Die Kohle aus der Mine, die wir mit heutigem Tag erworben haben, könnte heute schon billiger importiert werden nach Österreich als die Ruhrkohle.
    Nun hat der Bund ja vor, das sogenannte Austro-Porsche-Projekt durchzuziehen, das ein Projekt darstellt, das unheimlich viel Geld, man spricht von etwa 10 Milliarden Schilling, kosten wird.
    Wäre es nicht Ihrer Meinung nach wichtiger, das Geld, das in das Austro-Porsche-Projekt hinein investiert wird, der Föstalpine zu geben, um bestehende Arbeitsplätze zu sichern?
    Oder halten Sie das Austro-Porsche-Projekt auch für die Föstalpine für nutzbringend?
    Das Austro-Porsche-Projekt mag volkswirtschaftlich wirklich sehr interessant sein.
    Ein Urteil über so ein Projekt kann man erst dann abgeben, wenn eine Wirtschaftlichkeitsrechnung vorliegt.
    Für die First Alpine hätte für den Fall einer Realisierung dieses Projekt die Bedeutung, dass nur etwa 0,8 Prozent des Umsatzes von uns zu Austro-Porsche gingen.
    Es wäre also günstiger, etwa die Hälfte der Investitionskosten des Austro-Porsche-Projektes, also 5 Milliarden Schilling, in die FÖS zu investieren, als das Austro-Porsche-Projekt selber durchzusetzen.
    Eine Aussage dazu kann ich deswegen nicht machen, noch einmal gesagt, weil ich noch keine Rentabilitätsrechnung gesehen habe und daher ich nicht weiß, ob das nicht doch vielleicht noch besser wäre.
    Die österreichische Volkspartei hat in der Vergangenheit immer wieder betont, dass in den verstaatlichten Betrieben, also auch in der VÖST, alpine Arbeitsplätze nur gehalten werden der Optik willen.
    Wird die Rationalisierung, die in dem Konzept vorgesehen ist, bedeuten, dass auch Arbeitsplätze abgebaut werden?
    Jede Rationalisierung ist mit einer Verminderung der Arbeitsplätze verbunden, jedoch haben uns wir auch in der Vergangenheit bemüht und wir werden uns auch in Zukunft bemüht sein, durch Innovation, durch Findung neuer Produkte weitere und neue Arbeitsplätze zu schaffen, um auf die Art und Weise unseren Beitrag zur Stabilisierung der Beschäftigungslage in Österreich zu leisten.
    Eine Stabilisierung der Beschäftigungslage ist doch nur dann möglich, wenn man neue Absatzmärkte erschließt, alte Absatzmärkte ausbaut.
    Wo ist denn das Hoffnungsgebiet der Vöstalpine?
    Wir haben unseren Exportanteil von unter 50 Prozent auf beinahe 70 Prozent im Jahr 1976 erhöht.
    Als Märkte in zunehmendem Maße konnten wir Südkorea, Lateinamerika, Westafrika und Nordafrika gewinnen.
    Hier hat insbesondere unsere Strategie des Ausbaus, des Industrieanlagenbaus tolle Früchte getragen.
    Wir sind sehr froh darüber und werden diesen Weg auch konsequent fortsetzen.
    Nun, in den vergangenen zwei Wochen hat es eine Dollarschwäche gegeben.
    Wird sich das bei der Föstalpine auswirken?
    Ein Betrieb, der doch um Prozentpunkte kalkulieren wird.
    Diese Dollarschwäche hat auf unser Ergebnis keinen Einfluss.
    Im Gegenteil, wir importieren mehr gegen Dollar, als wir exportieren.
    Dieses Gespräch mit dem zukünftigen Föst-Alpine-Generaldirektor Abfalter führte Michael Kerbler.
    Der Bau des Adlberg-Straßentunnels ist gegenwärtig das größte Straßenbauprojekt, das in Österreich verwirklicht wird.
    Der mit 14 Kilometer zweitlängste Straßentunnel Europas soll bereits im Sommer 1979 fertiggestellt sein.
    Die Adelberg-Straßentunnel-Aktionsgesellschaft, der der Bund und die Länder Tirol und Vorarlberg angehören, haben für den eigentlichen Tunnelbau etwa 3,5 Milliarden Schilling aufzubringen.
    Nachdem diese Gesellschaft im vergangenen Jahr auch noch den Bau einer Schnellstraße auf Tiroler und Vorarlberger Seite als Zufahrtsrampe übernommen haben, sind noch weitere 1,7 Milliarden Schilling erforderlich.
    Die Adelberg Straßentunnelgesellschaft hat für Anfang dieses Monats die Ausschreibung einer öffentlichen Anleihe angekündigt.
    Diese Anleihe ist aber nicht aufgelegt worden.
    Gibt es nun Finanzierungsschwierigkeiten bei diesem Straßenbauprojekt?
    Roland Poiger sprach darüber mit dem für Finanzen zuständigen Vorstandsdirektor Dr. Karl Reiner.
    Herr Dr. Rainer, für die Finanzierung des Adelbergstraßentunnels ist für dieses Jahr die Aufnahme einer Anleihe angekündigt worden, und zwar für Anfang Juli.
    Diese Anleihe ist bis jetzt nicht erfolgt.
    Gibt es also Finanzierungsschwierigkeiten?
    Durch die währungspolitischen Maßnahmen der Österreichischen Nationalbank und durch das hohe Anleihevolumen ist eine gewisse Beunruhigung auf dem österreichischen Kapitalmarkt eingetreten.
    hat man erwogen, sämtliche Anleihewünsche auf Herbst 77 zurückzustellen, also auch die Arlbergstraßentunnelanleihe.
    Nachdem aber wir Geld benötigen, haben wir versucht und es ist uns auch gelungen, eine Stilleanleihe in der gleichen Höhe von 500 Millionen Schilling zu realisieren und wir halten heute von den verschiedenen Bankinstituten den Anleiherlös in etwa 470 Millionen Schilling zur Verfügung.
    Kann man darin eine gewisse Vorausbezahlung sehen, wenn man so will?
    Vorausbezahlung nicht.
    Jedenfalls sind die Bankinstitute interessiert, der Adelberg-Straßen-Tunnel-Archee, diese Geldmittel zur Verfügung zu stellen.
    Und darüber hinaus, diese 470 Millionen Schilling reichen ja nur bis einschließlich drittes Quartal 1977.
    Brauchen wir auch für das vierte Quartal 77 etwa noch einen Betrag von 350 bis 400 Millionen Schilling, der über den österreichischen Kreditmarkt aufgebracht werden muss.
    Könnte es durch die Kreditrestriktionen letzten Endes doch zu Finanzierungsschwierigkeiten bei diesem Gesamtprojekt kommen?
    Hat man hier also schon gewisse Anzeichen da?
    Es ist eine gewisse Liquiditätsenge spürbar, auch spürbar im Anziehen der Sollzinssätze.
    Aber für 1977 ist die Arlberg-Straßentunnel AG ausfinanziert.
    Wir werden das vorgesehene Bauvolumen halten und verhandeln heute bereits schon über die Finanzierung des ersten Halbjahres 1978.
    Könnte es ab 1978 zu Schwierigkeiten kommen?
    Hat man hier schon genaue Einsicht in die Lage?
    Eine genaue Einsicht für das folgende Jahr 1978 ist noch nicht gegeben, zumindest nicht ausreichend gegeben.
    Die ersten Verhandlungen über die Finanzierung 1978 sind bisher sehr positiv verlaufen und wir werden auch 1978 mit einer inländischen Anleihe in der Größenordnung von 500 Millionen Schilling vorbehaltlich der Genehmigung der österreichischen Nationalbank
    in die Öffentlichkeit gehen und werden auch versuchen erstmalig im Ausland, wahrscheinlich in Westdeutschland
    Hier wiederum vorbehaltlich der Genehmigung der österreichischen Nationalbank eine Emission in der Größenordnung von etwa 50 Millionen D-Mark begeben, weil hier bereits ein gewisser Publizitätseffekt erzielt wird und wir schon auf die Inbetriebnahme des Adelbergstraßentunnels Mitte 1979 Rücksicht nehmen müssen.
    Dieses Gespräch über Finanzierungsschwierigkeiten beim Bau des Adelbergstraßentunnels führte Roland Poiger mit dem für Finanzen zuständigen Vorstandsdirektor Dr. Rainer.
    Mittlerweile ist es 12 Uhr und 33 Minuten, drei Minuten nach halb eins geworden.
    Wir kommen nun in unserer Berichterstattung ins Ausland.
    Seit mehreren Wochen wird die italienische Regierung von der kommunistischen Partei quasi mitgetragen, denn die regierenden Christdemokraten haben mit der Opposition, vor allem der KPI, eine gemeinsame Regierungspolitik festgelegt.
    Das war Grund genug für manche Verbündete Italiens nun mit einigem Misstrauen nach Rom zu schauen.
    Ministerpräsident Andreotti, ein alter Routinier der Demokratie, ein christianer, ein treuer Freund Amerikas und auch noch Vertrauensmann des Vatikans, hat sich nun daran gemacht, dieses Misstrauen auszuräumen.
    Er war in Paris, in Bonn und nun auch in Washington.
    Vom Resultat dieses letzten Besuchs Andreotti, er ist heute Nacht zurückgekommen, berichtet nun Rolf Gallus aus Rom.
    Zum zweiten Mal in knapp acht Monaten kehrte der italienische Ministerpräsident Giulio Andreotti erfolgreich von einer offiziellen Regierungsreise in die USA nach Rom zurück.
    Im Dezember letzten Jahres mit der festen Zusage der kurz vor Ablauf ihrer Amtszeit stehenden Administration Ford, sie werde beim internationalen Währungsfonds die dringende Bitte Italiens um Gewährung eines hohen Kredits untermauern.
    Das Darlehen kam dann einige Zeit später.
    Und jetzt mit der Versicherung der Administration Carter, sie habe volles Vertrauen zu Andreottis Regierungspolitik angesichts des Sonderzustands, in dem sich Italien befindet.
    Zwei Themenkreise waren folglich Hauptinhalt der politischen Beratungen zwischen Carter und Andreotti.
    Sie werden in der diesbezüglichen Berichterstattung aus Washington entsprechend hervorgehoben.
    Einmal von Seiten der amerikanischen Gesprächspartner sowohl das lebhafte Interesse für, wie auch die objektive Beurteilung der in Italien neu entstandenen innenpolitischen Szene durch das jüngst abgeschlossene Programmabkommen unter den Parteien mit dem entscheidenden Beitrag der Kommunisten.
    Zum anderen eine gemeinsame Bestandsaufnahme der gegenwärtigen wirtschaftspolitischen Situation des Landes, welche weiteren bilateralen Entwicklungs- und Kooperationsmöglichkeiten in diesem Zusammenhang gegeben sind.
    Andreotti legte Charta, die unzweifelhaft recht vertragte und komplizierte, daher für ausländische Beobachter oft unverständliche politische Gesamtproblematik Italiens, wie es scheint, in aller Offenheit und Deutlichkeit dar.
    Der italienische Regierungschef sprach von Zwangslage, aus der durch pragmatisches Handeln mithilfe einer Originalformel eine Sachlage gemacht worden sei, von der man sich eine allmähliche Stabilisierung auf der Apenninenhalbinsel erhoffen könne.
    Dies zur Kenntnis nehmend, hat die Administration Carter in realistischer Einschätzung der von Andreotti geschilderten inneritalienischen Verhältnisse der Regierung in Rom Anerkennung gezollt und Unterstützung versprochen.
    Keinesfalls aber würde Washington eine Beteiligung der Kommunisten an den Regierungsgeschäften in der italienischen Hauptstadt gutheißen.
    Carter und seine Mitarbeiter halten indes Andriotti für fähig, eine solche Gefahr zu verhindern.
    Daher das weitreichende Verständnis für seinen soeben eingeleiteten neuen programmpolitischen Kurs, bei dem die KPI trotz ihres ganzen Nachdrucks von der Staatsführung ausgeschlossen blieb und bleibt, versicherte Andriotti.
    Mit anderen Worten, in der Administration hat sich nach dem sehr engen Kontakt mit Italiens Ministerpräsident die Erkenntnis durchgesetzt, dass eine scharfe Reaktion seitens der USA die kommunistische Strategie auf der Apenninenhalbinsel nur begünstigt hätte.
    Die Anerkennung des Status quo war demnach die vernünftigere Verhaltensweise, wie allgemein von den Kommentatoren des Andriotti-Besuchs in Washington betont und unterstrichen wird.
    Natürlich handelt es sich beim Weißen Haus vorerst um eine abwartende Standorteinnahme Rom gegenüber.
    Als Gegenleistung stimmte Andriotti uneingeschränkt Carters Prinzipien und Thesen über die Menschenrechte zu.
    Das italienische Einverständnis ist dem amerikanischen Präsidenten umso wertvoller und moralisch hilfreicher, als es teilweise die Widerstandshaltung Giscard d'Estaing und des bundesdeutschen Kanzlers Schmidt ausleicht.
    Lob sprach die Administration dem römischen Regierungschef auch für das wesentlich verbesserte Wirtschaftsklima in Italien aus.
    Geringere Inflation, höheres Wachstum, günstigere Zahlungsbilanz.
    Die USA werden ihre industriellen und finanziellen Investitionen in Italien intensivieren.
    Außerdem Italiens Energieplanung durch Errichtung von Atomkraftwerken, sowohl in Form von Finanzmitteln als auch technologisch konkret fördern.
    Soviel also von Rolf Gallus aus der italienischen Hauptstadt Rom.
    Heute hätte eigentlich das sogenannte KSZE-Vorbereitungstreffen in Belgrad zu Ende gehen sollen.
    Seit mehr als sechs Wochen sind Delegationen aus den 35 Teilnehmerstaaten der Helsinki-Konferenz für Sicherheit und Zusammenarbeit in der jugoslawischen Hauptstadt versammelt, um das Nachfolgetreffen im Herbst vorzubereiten.
    Dieses dann soll prüfen, was eigentlich aus Sicherheit und Zusammenarbeit, aus der Entspannung und auch aus der Einhaltung der Menschenrechte in den zwei Jahren seit Helsinki geworden ist.
    Bei der Vorbereitung geht es nur um Tagesordnungs- und Terminfragen, aber schon hier sind Ost und West hart aufeinandergeprallt.
    Am vorgesehenen Schlusstag gab es noch immer keine endgültige Einigung.
    Wie weit die Entspannungsdiplomaten bisher gekommen sind, das fasst nun Barbara Kudenhofe-Kalergi zusammen.
    In den letzten Tagen haben die in Belgrad versammelten Diplomaten vor allem gute Nerven, ein gutes Sitzfleisch und die Fähigkeit beweisen müssen, mit wenig Schlaf auszukommen.
    In Nachtsitzungen, die oft bis drei Uhr früh dauerten, hat man knapp vor Konferenzschluss noch versucht, einen Kompromiss zusammenzuzimmern, um nicht die gesamte Entspannungspolitik noch in letzter Minute scheitern zu lassen.
    Wenn alles gut geht, soll das Resultat übers Wochenende unter Dach und Fach gebracht werden.
    Der österreichische Delegationsleiter Zesca charakterisierte so ein realistischer Kompromiss, mit dem niemand ganz glücklich ist, mit dem aber auch niemand ganz unglücklich ist.
    Die Grundlage für das voraussehbare Resultat von Belgrad ist ein Vorschlag der neutralen und blockfreien, darunter Österreich.
    Er sieht vor, dass die Konferenz im Herbst Arbeitsgruppen bildet, die die einzelnen Themen der hessischen Schlussakte, also wirtschaftliche Zusammenarbeit, Sicherheit, das Mittelmeerproblem, die Menschenrechte und anderes, Punkt für Punkt überprüfen sollen.
    Diese Arbeitsgruppen sollen Anfang Dezember ihre Arbeit beenden, dann soll eine einmonatige Pause eingeschoben werden und Mitte Jänner soll das Plenum dann noch einmal einen Monat tagen.
    Die Konferenz soll aber nicht zu Ende gehen, ohne dass sie ein Schlussdokument verabschiedet und Zeit und Ort des nächsten Treffens bestimmt hätte.
    Das Papier, die Schweizer und die Schweden haben es ausgearbeitet, ist eine kunstvolle Mischung aus östlichen und westlichen Wünschen.
    Ein klarer Erfolg für den Westen sind die Arbeitsgruppen.
    Die Sowjetunion hatte ursprünglich nur eine Serie von Berichten im Plenum verlangt, in denen jedes Land eine Art Erfolgsbilanz über seine eigenen Entspannungsbemühungen abgeben sollte.
    Der Westen dagegen wollte eine gründliche Diskussion über Positives und Negatives, vor allem natürlich auf dem Gebiet der Menschenrechte und der humanitären Probleme der Entspannung.
    Diese Diskussion dürfte es also jetzt geben.
    Bei der Frage des Termins haben sich dagegen eher die östlichen Vorstellungen durchgesetzt.
    Die Oststaaten wollten von Anfang an eine klare Begrenzung der Konferenz mit Ende 1977, der Westen ein offenes Ende, damit auch wirklich ohne Zeitdruck über alle heiklen Fragen gesprochen werden kann.
    Ganz offen dürfte das Ende also nicht werden.
    Dass die Entspannung aber insgesamt in Schwierigkeiten ist, haben die sechs Arbeitswochen in Belgrad den Diplomaten klar gezeigt.
    Russen und Amerikaner gaben sich dort zwar höflich, aber hart.
    Am Wochenende wird es jedenfalls noch ein heftiges Ringen um Details geben.
    Viele Delegationsmitglieder haben bereits ihren Urlaub verschoben und ihre Hotelreservierungen im heißen Belgrad verlängert.
    dass aber doch noch alle mit einer Einigung in letzter Minute rechnen, zeigt die Tatsache, dass ab nächste Woche nur noch eine reduzierte Mannschaft, gleichsam der harte Kern der Delegationen, in Belgrad die Stellung halten will.
    Soviel also von Barbara Kudenhofe-Kalergi über ziemliche Schwierigkeiten bei der Vorbereitung für das Nachfolgetreffen der Helsinki-Konferenz.
    Dieses Treffen soll ja im Herbst abgehalten werden.
    Nun zu einem Thema aus dem Ausland, das schon fast ein bisschen ins Chronikale abgleitet.
    Die Arbeit von Geheimdiensten hat für den Außenstehenden immer etwas Mystisches an sich.
    Und seit Ian Fleming die Figur des Geheimagenten seiner Majestät James Bond 007 kreiert hat, hat auch der Normalbürger das Gefühl, etwas von dieser Welt der schönen Frauen und der harten Männer zu wissen.
    In den Romanen wird die Arbeit der Superagenten heroisiert, Fehler passieren kaum und wenn schon, dann löst sich zum Schluss ja alles in Wohlgefallen auf.
    Der Böse beißt ins Gras und der Geheimdienst hat wieder einen Fall positiv gelöst.
    So schaut es also im Buch aus.
    In der Wirklichkeit ist aber der britische Geheimdienst lange nicht so perfekt.
    Und in der letzten Zeit sollen sich sogar die Fehler gehäuft haben, was nun zu einem Skandal führte.
    Heinz Behren hat dazu den folgenden Beitrag gestaltet.
    Die Watergate-Affäre hat in den USA das Interesse auch an der Tätigkeit der Sicherheitsdienste, vor allem der Geheimdienste, geweckt.
    Und die Medien wetteifern seither mit immer sensationelleren Enthüllungen über diese Dienste, die ihrer Natur nach ja eigentlich doch geheim bleiben sollten, wenn sie ihre Funktion erfüllen sollen.
    Nun, diese Enthüllungskampagne
    hat jetzt eben auch England erfasst.
    In demokratischen Ländern muss allerdings auch eine Kontrolle der Kontrolleure stattfinden und auch der Geheimdienst muss gelegentlich Rechenschaft ablegen.
    Da gibt es hier in England eine besondere Einheit von Elektronikexperten, die zum Government Communications Headquarters gehören.
    Das ist also das Regierungskommunikationshauptquartier
    Und diese Stelle hat auch die Aufgabe, ausländische diplomatische Codemeldungen aufzunehmen und zu entziffern.
    Von dieser Stelle aus werden geheime Regierungsämter regelmäßig untersucht, um sicherzustellen, dass keines dieser Büros, zum Beispiel vom russischen KGB oder anderen ausländischen Stellen, mit Bugs, mit Wanzen versehen worden sind.
    also mit jenen winzigen Mikrofonen, die die Bandaufnahme oder das Abhören jedes Gesprächs in den Büros ermöglicht.
    Diese Leute haben natürlich auch Zutritt zum Kabinettbüro, wo früher Harold Wilson arbeitete und Besucher empfing.
    Was nun im heutigen Daily Express enthüllt wird, das ist, dass solche Experten bei der Gelegenheit ihrer Besuche auch selbst solche Wanzen hinterlassen haben.
    und dass Premierminister Wilson, als er im Amte war, vom Geheimdienst MI5 auf diese Art überwacht wurde.
    Harold Wilson, jetzt ja geadelt, Sir Harold Wilson, hat erklärt, er glaube, gewisse Beamte dieses MI5, dieses MI5, der Gegenspionageorganisation, hätten den Verdacht gehegt, es bestehe eine kommunistische Zelle innerhalb der Regierung.
    Eine noch kleinere Gruppe von MI5-Männern hätten ihn selbst, also Wilson selbst und seine Sekretärin Lady Fogender verdächtigt, zu dieser Zelle zu gehören.
    Das passt alles zu den von Sir Harold Wilson schon früher geäußerten Enthüllungen über angebliche Fehler, die dem MI5 unterlaufen sein sollen.
    Sie hätten zum Beispiel einen Labour-Abgeordneten, der tatsächlich Kontakte mit osteuropäischen Staaten hatte.
    Will Owen mit dem jetzigen Außenminister Dr. David Owen verwechselt.
    Oder die Ministerin für Überseeentwicklungshilfe Judith Hart mit der Frau eines Doktors Tudor Hart.
    Der letzte ist tatsächlich Kommunist.
    Nun ist heute der letzte Tag vor den großen Parlamentsferien, die bis Ende Oktober gehen.
    Und man wollte Premierminister Callaghan noch rasch fragen,
    welche Verdachtsmomente nun wirklich gegen Sir Harold Wilson vorliegen oder vorlagen, ob es sich um hohe Staatsbeamte gehandelt hatte oder um persönliche Freunde Wilsons.
    Aber leider werden wir heute keine offizielle Antwort auf diese Fragen halten, weil die Abgeordneten darauf bestanden haben, die gestrige Tagesordnung noch bis zum bitteren Ende durchzudiskutieren.
    Sie waren die ganze Nacht auf und es wird kaum Zeit mehr für die angeführten Fragen bleiben.
    Interessant ist, dass die Angelegenheit, die mit einer Kritik Wilsons an den Geheimdiensten begann, jetzt vom konservativen Abgeordneten umgedreht wird, um zu fragen, warum man denn überhaupt Verdacht gegen Wilson gehegt habe.
    Und der Geheimdienst seinerseits muss fragen, wieso man seine Wanzen überhaupt entdeckt hat, denn nur sehr wenig Leute wussten von ihrer Existenz.
    Ein neuer James-Bond-Roman hat also begonnen.
    Hoffentlich erscheint die nächste Fortsetzung sehr bald.
    Dem echten James Bond wäre das sicher nicht passiert, wie dem auch sei.
    Heinz Behran war der Berichterstatter aus London.
    Mittlerweile ist es 12.48 Uhr geworden.
    Wir kommen nun zu den Kulturberichten im Mittagsschanal.
    Für die Bayreuther Festspiele war heuer von Publikumsinitiativen eine Reihe von Störaktionen angekündigt worden.
    Nachrichtenagenturen berichteten gestern von angeblich lautstarken Tumulten nach der Premiere der Walküre in der Inszenierung von Patrice Chéreau im Bayreuther Festspielhaus.
    Wir baten nun unseren Mitarbeiter Dietmar Polacek um einen Zwischenbericht aus der Festspielstadt.
    Zwar konnten ein paar Bundespolitiker und natürlich der bayerische Landesvater Goppel zur Eröffnung der Bayreuther Festspiele von den wie immer spalierstehenden Neugierigen beäugt werden, nicht aber die sonst immer anwesende Begum und Franz Josef Strauß.
    Und da fanden manche, diesmal seien die Festspiele nur halb so lustig.
    Die Spannung konzentrierte sich auf das Jahrhundertereignis aus der vorigen Festspielzeit, als der französische Regisseur Patrice Chéreau, sein Bühnenbildner Richard Peduzzi und Pierre Boulez, der dirigierende Komponist, Richard Wagners Musikdramenzyklus »Der Ring des Nibelungen« in einer höchst überraschenden, alle Beiräuter Konventionen sprengenden Inszenierung einem verblüfften Publikum vorgestellt hatten.
    Hoch wogte der Meinungsstreit.
    Für die Wiederholungsaufführungen in diesem Jahr wurde Schlimmes befürchtet.
    Wilde Pamphlete gegen die drei französischen Schänder eines Heiligtums deutscher Musik kursierten und wurden in unmittelbarer Nähe des Festspielhauses unter dem Ladentisch gehandelt, wie pornografische Schriften.
    Die Flut der Protestbriefe riss nicht ab und sogar Morddrohungen wurden gegen die Künstler ausgestoßen.
    Ein Flugblatt kündigte für Donnerstag die Gründungsversammlung einer neuen Gesellschaft zur Erhaltung der Werke Richard Wagners an.
    Das Flugblatt zeichnete sich durch orthografische Fehler aus, die Versammlung durch eine gewisse unfreiwillige Komik.
    Denn inzwischen war als größte Sensation das Ausbleiben jeder Sensation zu verzeichnen.
    Die Aufführungen der ersten beiden Ringabende verliefen ungestört, die Trillerpfeifen und Stinkbomben traten nicht in Aktion, im Gegenteil.
    Rheingold am Dienstag und die Wahlchüre am Mittwoch, in manchen Details von Schirru und Peduzzi verändert und verbessert, hatten einen überwältigenden Erfolg und die konservativen Protestierer befanden sich in hoffnungsloser Unterlegenheit, lieferten nur noch Rückzugsgefechte.
    Heute Abend wird Siegfried folgen, morgen ist spielfrei, wie auch gestern, am Sonntag schließt der Ring mit Götterdämmerung.
    Es ist nicht verfrüht, einen unbestrittenen Triumph für die heiß diskutierte Produktion vorherzusagen.
    Selbst die in der Mehrheit orthodoxe Gesellschaft der Freunde von Bayreuth, kenntlich am kleinen goldenen Ring, am Smoking, die im Vorjahr noch gedroht hatte, ihre Zuwendungen ans Festspielhaus einzustellen, immerhin mehr als eine halbe Million Mark, hatten wieder dasselbe Kartenkontingent wie alljährlich ausgenutzt.
    Und von all den angekündigten Repressalien redet heute kein Mensch mehr.
    Der Festspielleiter Wolfgang Wagner, der unerschütterlich die von ihm engagierten Künstler verteidigte, hat Recht behalten.
    Der Ring wird auch in die nächsten Jahre übernommen werden, das Interesse ist gigantisch.
    Der einzige Wermutstropfen, der keinem Bayreuth-Fan schmecken wird, ist der Zwang, im nächsten Jahr die Preise um etwa 10% anzuheben.
    Doch selbst dann wird eine Eintrittskarte in Bayreuth, das mit über 5 Millionen Mark Eigeneinnahmen ungefähr die Hälfte des Gesamtbudgets erwirtschaftet, für die Musikliebhaber im Durchschnitt billiger sein, als bei den prozentual und absolut viel höher subventionierten Festspielen in Salzburg oder München.
    Berichterstatter war Dietmar Pollatschek und von Bayreuth nun nach Salzburg.
    Bei der Szene der Jugend, die immer dominierender neben den offiziellen Veranstaltungen der Salzburger Festspiele das kulturelle Geschehen in der Festspielstadt bestimmt, gibt es außer Theater- und Kabarettaufführungen, Lesungen und Konzerten auch zwei interessante Kurse.
    Einen Kreativitätskurs für körperbehinderte und gesunde Jugendliche unter der Leitung von Helmut Kurz-Goldenstein und Wolfgang Temmel und einen Improvisationskurs auf Spezialinstrumenten des Bildhauers Lois Lindner mit dem jungen, schon international bekannten Dirigenten Gustav Kuhn.
    Mit ihm führte Volkmar Paschalk das folgende Gespräch.
    Herr Kuhn, bevor wir auf diese Improvisations- und Kreativitätskurse auf der Festung Hohen Salzburg zu sprechen kommen, die im Rahmen der Szene der Jugend derzeit stattfinden, zunächst zu Ihrer eigenen Person.
    Sie sind Opern- und Konzertdirigent mit Standort in Düsseldorf.
    Sie haben, soviel ich weiß, sehr viel in der Türkei dirigiert, in Italien und in Deutschland.
    Sie haben
    in der vergangenen Saison mit großem Erfolg eine Repertoire-Vorstellung von der Elektra in der Wiener Startsuche übernommen und sie werden wahrscheinlich im kommenden Jahr eine Premiere in der Wiener Startsuche erhalten, nämlich die Festwochenpremiere MARTA.
    Stimmt das?
    Ja, das ist alles ganz richtig.
    Bis auf Düsseldorf, das war Dortmund.
    Aber sonst ist alles sehr richtig.
    Und ich freue mich auch schon sehr, dass diese Marta nun zustande kommen wird.
    Ich freue mich vor allem auf meine erste Einstudierung mit den Wiener Philharmonikern, weil das für einen jungen Dirigenten, besonders für einen Österreicher einfach die Chance ist und das positive Erlebnis des Sogen, das man in diesem Beruf Tätiger haben kann.
    Also zu den Kreativitätskursen und Improvisationskursen, die Sie nun schon im vierten Jahr hier veranstalten.
    Wie ist das dazu gekommen?
    Worin liegt die Notwendigkeit?
    Wer sind die Teilnehmer?
    Die Teilnehmer sind ganz aus verschiedensten Bevölkerungsschichten, aus verschiedensten Berufsschichten.
    Leute, die sich für Musik interessieren, die Notwendigkeit für so etwas, habe ich darin gesehen, dass ich moderne Musik, und das war mir einfach ein zu häufiges Erlebnis, dass moderne Musik beim Publikum, wenn es nur so präsentiert wird,
    in der reinen klassischen Konzertform beim Publikum nicht verstanden wird und ich möchte jetzt einmal dazu sagen, nicht verstanden werden kann.
    Auch wenn ich also in einem normalen Konzert, in irgendeinem Abonnement-Konzert, wo auch immer, wenn ich so ein Stück mache, spreche ich vorher zum Publikum, versuche zu erklären, versuche einmal
    ein Verständnis dafür zu erwecken, was ein einzelner Ton für eine Spannung haben kann zum nächsten Ton.
    Und diese Dinge, so dass man wieder auf die Hörgewohnheiten, die das erregende Element an der modernen Musik sind, dass man auf die wieder kommt.
    Und in diese Dinge versuche ich ein bisschen reinzustochen und so einfach Verständnis für die vielerlei Arten des Hörens, in denen man heute Musik hören muss, zu erwecken.
    Und da ist natürlich das Instrumentarium entscheidend, was Sie da zur Verfügung haben.
    Das ist die Conditio Sine, ja, und so weiter.
    Also, das Instrumentarium, oder mein Problem war überhaupt, dass ich die Idee schon ein Jahr hatte und kein Instrumentarium gefunden habe.
    Und ich bin dann eben auf dieses Instrumentarium von Lois Lindner
    durch Hinweise und durch Glück gestoßen und das Instrumentarium war noch nicht so ausgebaut wie jetzt und das Fantastische am Lois Lindner war eben, dass er nach eigentlich fünf Minuten genau wusste, worum es mir ging und ein Instrumentarium erweitert und geschaffen hat, dass alle diese Möglichkeiten des
    persönlichen sich ausdrücken.
    Es kann ja jeder, der hier hereinkommt, kann ja nach etwa drei Stunden quasi jedes Instrument spielen, in dem Sinn, dass er sich mit jedem Instrument ausdrücken kann.
    Sie arbeiten ja auch mit körperbehinderten Kindern.
    Ist also auch ein therapeutischer Effekt zu erzielen?
    Ja, ganz.
    Ich glaube, die körperbehinderten Kinder zeichnen sich erstens einmal durch eine besondere Sensibilität aus
    Im musikalischen Bereich aber, der Professor Kurz-Goldenstein, der also den Kreativitäts-Kurz für Malerei macht, empfindet genau das Gleiche im malerischen Sektor.
    Diese Kinder sind einfach durch ihr Gebrechen hoch sensibilisiert.
    Für uns ja viel leichter, möchte ich einmal sagen, als der sozusagen stramme, gesunde Erwachsene, wo jede Seelenklänge irgendwie
    alle Seelenklänge verklungen sind, da ist es wahnsinnig schwer da reinzustochen und da die Saiten wieder in Schwung zu bringen.
    Dieses Gespräch mit Gustav Kuhn führte Volkmar Parshalk.
    Mittlerweile ist es drei Minuten vor 13 Uhr geworden.
    Wir schließen das Journal mit Kurzmeldungen.
    Österreich.
    Zu der gestrigen Sitzung Ihres Präsidiums in Salzburg stellte heute die Freiheitliche Partei in einem Kommuniqué fest, durch verschiedene Erklärungen und missverständliche Interpretationen in der Öffentlichkeit sei eine Führungskrise an die Wand gemalt worden, die weder sachlich noch personell gerechtfertigt sei.
    Für die bevorstehenden Herbst- und Frühjahrswahlen würden alle notwendigen Maßnahmen planmäßig und systematisch behandelt werden.
    Das Austro-Porsche-Projekt würde bei seiner Realisierung dem Föst-Alpine-Konzern nur etwa 0,8 Prozent vom Gesamtumsatz des Stahlbetriebes bringen, sagte der designierte Generaldirektor des verstaatlichten Unternehmens Abfalte.
    Zu den in den Vereinigten Staaten erworbenen Kohleminen stellte er fest, von dort könne Kohle bereits billiger importiert werden als Ruhrkohle aus der Bundesrepublik Deutschland.
    Der für die Finanzierung des Adelbergstraßentunnels zuständige Vorstandsdirektor Reiner stellte zu den Gerüchten über die Finanzierungsschwierigkeiten fest, noch in diesem Jahr müsste der österreichische Kreditapparat etwa 350 bis 400 Millionen Schilling aufbringen.
    Für 1978 kündigte Reiner die Auflage einer Anleihe in der Bundesrepublik Deutschland an.
    Sowjetunion.
    Zum Konflikt zwischen Ägypten und Libyen stellt heute das Parteiorgan Bravte fest, die Kämpfe seien eine Kraftvergeudung zweier Länder, die ihr Potenzial besser auf die Auseinandersetzung mit Israel konzentrieren sollten.
    Jugoslawien.
    Die Vorbereitungsgespräche für die Belgrader Nachfolgekonferenz von Helsinki sind in eine Sackgasse geraten.
    Die wesentlichsten Meinungsverschiedenheiten bestehen im Schlusstermin der Konferenz.
    Der Westen möchte das Ende offen halten.
    Die kommunistischen Staaten hingegen beharren auf der Festlegung eines Schlussdatums.
    Italien
    In einer ersten Erklärung nach seiner Rückkehr von einem dreitägigen Aufenthalt in Washington nach Rom sagte Ministerpräsident Andriotte, es bestünden gute Aussichten für amerikanische Investitionen im unterentwickelten Süden Italiens.
    Spanien.
    In der Stadt Südareal explodierten heute früh auf einem Bahnhof vier mit Benzin gefüllte Tankwagen.
    Mehrere tausend Menschen mussten ihre Wohnungen vorübergehend verlassen.
    An die 70 Personen erlitten Nervenzusammenbrüche.
    Erst nach vierstündigem Einsatz der Feuerwehren konnte der Brand eingeräumt werden.
    Die Ursache für den Brand ist noch ungeklärt.
    Mit diesen Kurzmeldungen ist das heutige Mittagsschanal beendet.
    Für das Team verabschiedet sich Herbert Dobrowolny.
    Auf Wiederhören.
    Das war's für heute.

    Beiträge dieses Journals

    Nachrichten
    Datum: 1977.07.29 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Wetterbericht
    Datum: 1977.07.29 [Sendedatum]
    Schlagworte: Natur ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    FPÖ-Parteipräsidium berät in Salzburg jüngste Führungsdiskussion
    Mitwirkende: Sommersacher, Markus [Gestaltung]
    Datum: 1977.07.29 [Sendedatum]
    Ort: Salzburg [Veranstaltungsort]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Neuer VÖEST-AlPINE Generaldirektor Heribert Apfalter zu Unternehmenskonzept
    Interview: Generaldirektor Apfalter
    Mitwirkende: Kerbler, Michael [Gestaltung] , Apfalter, Heribert [Interviewte/r]
    Datum: 1977.07.29 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Gesellschaft ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Finanzierungsprobleme beim Arlbergtunnel
    Interview: Vorstandsdirektor Dr. Karl Reiner (Arlbergstraßentunnel-AG)
    Mitwirkende: Poiger, Roland [Gestaltung] , Reiner, Karl [Interviewte/r]
    Datum: 1977.07.29 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Bilanz von Andreottis USA Besuch
    Mitwirkende: Gallus, Rolf [Gestaltung]
    Datum: 1977.07.29 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    KSZE-Treffen in Belgrad ohne Einigung
    Mitwirkende: Coudenhove-Kalergi, Barbara [Gestaltung]
    Datum: 1977.07.29 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Politik Österreich ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Skandal im britischen Geheimdienst
    Mitwirkende: Beran, Heinz [Gestaltung]
    Datum: 1977.07.29 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Zwischenbilanz der Bayreuther Festspiele
    Mitwirkende: Polaczek, Dietmar [Gestaltung]
    Datum: 1977.07.29 [Sendedatum]
    Ort: Bayreuth [Ort der Aufführung]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Kultur ; Musik ; E-Musik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Kreativitätskurse für körperbehinderte Kinder
    Interview: Gustav Kuhn
    Mitwirkende: Parschalk, Volkmar [Gestaltung] , Kuhn, Gustav [Interviewte/r]
    Datum: 1977.07.29 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Medizin ; Kultur ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten

    Katalogzettel

    Titel Mittagsjournal 1977.07.29
    Spieldauer 00:59:56
    Mitwirkende Dobrovolny, Herbert [Moderation]
    Haider, Edgard [Moderation] [GND]
    Berger, Bruno [Regie]
    ORF [Produzent]
    Datum 1977.07.29 [Sendedatum]
    Schlagworte Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt
    20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ audio
    Format TKA [Tonband auf Kern (AEG)]
    Sprache Deutsch
    Rechte Mit freundlicher Genehmigung: ORF
    Signatur Österreichische Mediathek, jm-770729_k02
    Medienart Mp3-Audiodatei
    Gesamtwerk/Reihe Mittagsjournal

    Information

    Inhalt

    Nachrichten

    Verortung in der digitalen Sammlung

    Schlagworte

    Gesellschaft , Radiosendung-Mitschnitt
    Mediathek Logo