Mittagsjournal 1977.09.02

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    Die Zeit?
    In fünf Sekunden ist es 12 Uhr.
    12 Uhr.
    Hier ist der österreichische Rundfunk.
    Hier ist der Studio des Mittagsschannals, am Mikrofon Roland Machatschke.
    Guten Tag, meine Damen und Herren.
    Zunächst ein kurzer Überblick über unser Programm.
    Zwei interessante Persönlichkeiten haben heute Pressekonferenzen in Wien gegeben.
    Der aus der DDR ausgebürgerte Protestsänger Wolf Biermann und der amerikanische Wanderprediger Billy Graham, der auf dem Weg nach Ungarn ist.
    Wir werden über beide Veranstaltungen berichten.
    Am Montag beginnt in Ostösterreich wieder die Schule.
    Wir beleuchten die schulpolitische Szene nach der Sommerpause.
    In Linz hat die Arbeiterkammer eine Untersuchung durchgeführt und festgestellt, dass nicht nur ganze Autos in Deutschland billiger sind als bei uns, sondern auch Autoersatzteile.
    Österreichs Stahlindustrie fühlt sich von Billigimporten bedrängt.
    Wir haben dazu Stellungnahmen angeholt.
    Und im Kulturteil bringen wir einen Beitrag anlässlich der Uraufführung eines Stücks mit dem gängigen Thema Terrorismus am Wiener Volkstheater.
    Zu Beginn dieses Programms aber jetzt die Nachrichten.
    Verantwortlicher Chef vom Dienst ist Georg Schalgruber, Sprecher Wilfried Schierlbauer.
    Österreich.
    Im Finanzministerium tritt heute Nachmittag der sogenannte Waisenrat, ein beratendes Gremium für Angelegenheiten der Kraftfahrzeughaftpflichtversicherung, beim Kraftfahrbeirat zusammen.
    Zur Diskussion stehen die bisherigen Erfahrungen mit dem Bonus-Malus-System, das Problem der Fahrerflucht und der Vorschlag des ÖAMTC, mit den Kraftfahrzeugsteuerkarten eine Urabstimmung über das neue Versicherungssystem abzuhalten.
    Außerdem fordert der ÖAMTC heute eine Presse-Enquete durch das Finanzministerium, um Missverständnisse über das Funktionieren des Bonus-Malus-Systems auszuräumen.
    Inzwischen wurden aus Salzburg neue Zahlen über die Fahrerfluchtfälle bekannt.
    Die Salzburger Bundespolizeidirektion stellt in einer Bilanz nach einem Monat Bonus-Malus fest, dass die Zahl der Fälle von Fahrerflucht im Vergleich zum August des Vorjahres um 75% gestiegen sind.
    Finanzminister Androsch erklärte heute in einer Stellungnahme zum Bundeshaushalt des kommenden Jahres, der Budgetvoranschlag 1978 sei unter dem Aspekt erstellt worden, dass die konjunkturelle Entwicklung allein keine wesentliche Verbesserung der Budgetsituation erwarten lasse.
    Dennoch bestehe die Notwendigkeit, die Einsatz- und Leistungsfähigkeit des Budgets zu vergrößern.
    Der Bundeshaushalt 1978 werde möglichst restriktiv gehalten werden.
    Bereits angekündigte budgetpolitische Maßnahmen würden laut Androsch 1978 ihren Niederschlag finden, nämlich auf der Ausgabenseite eine weitere Kürzung der Förderungsausgaben um 10%, eine Kürzung der Investitionsausgaben um ebenfalls 10%, eine weitere Reduzierung der Dienstpostenstände, soweit dies durch Rationalisierungen möglich ist, und eine Verringerung der Defizite bei Bahn und Post.
    Die Maßnahmen des zweiten Abgabenänderungsgesetzes sollen außerdem die Einnahmensituation des Bundes verbessern.
    Am Montag kommender Woche beginnen die Ministerberatungen über das Bundesbudget 1978.
    ÖVP-Klubobmann Koren stellte anlässlich des Forums Alpbach fest, die tief verwurzelten Gegensätze zwischen den Vertretern der Privat- und der Gemeinwirtschaft hätten in den vergangenen 15 Jahren wesentlich abgebaut werden können.
    Es gebe keine ernsthafte Forderung nach grundsätzlicher Ausweitung oder Rückgängigmachung der Verstaatlichung in der österreichischen Industrie, sagte Coren.
    Streitpunkte würden sich allerdings wegen Verletzung der nötigen Chancengleichheit zwischen der verstaatlichen Industrie und der Privatindustrie ergeben, hier insbesondere bei Finanzierungsfragen.
    Im Gefolge der Wachstumsverlangsamung in der internationalen Wirtschaft seien derzeit tiefgreifende Strukturprobleme zu bemerken, die schwer zu lösen sein würden, meinte der ÖVP-Klubobmann.
    Diese Spannungen könnten zu neuen Gegensätzen führen, wobei die Gefahr zunehme, dass der politische Einfluss in der verstaatlichen Industrie wachse.
    Der neue für Stalpine Konzernchef Abfalter stellte zum bisherigen Verlauf des Geschäftsjahres fest, dass der Umsatz im ersten Halbjahr gleich hoch wie im Vorjahr gehalten werden konnte.
    In einem Pressegespräch in Linz nannte Abfalter als wichtigstes Problem für den staatlichen Eisen- und Stahlkonzern den Hüttensektor, für den in den nächsten Jahren Rationalisierungsinvestitionen in Milliardenhöhe erforderlich seien.
    Vor allem müssten durch eine Optimierung der Standorte der Edelstahltochterfirma Verlustquellen eingedämmt werden, sagte Abfalter.
    Großbritannien, Rhodesien.
    Der britische Außenminister Owen und der amerikanische UNO-Botschafter Young sind heute früher als erwartet aus Salisbury in London eingetroffen.
    Die beiden Politiker gaben vorerst keine Erklärungen ab, sondern wollen später eine gemeinsame Pressekonferenz in London abhalten.
    Der rhodesische Ministerpräsident Smith hat unterdessen die britisch-amerikanischen Vorschläge für einen friedlichen Übergang zu einer farbigen Mehrheitsregierung in seinem Land als verrückt, wahnsinnig und katastrophal bezeichnet.
    Smith betonte jedoch, dass er sich ernsthaft mit den Plänen auseinandersetzen wolle.
    Großbritannien.
    Nach Ansicht des Instituts für Strategische Studien in London wird das Wettrüsten der Großmächte fortgesetzt.
    Wie es in dem in London veröffentlichten Jahresbericht des Institutes heißt, verfügten die Vereinigten Staaten über 11.000 Sprengköpfe, die Sowjetunion über 3.800.
    Hervorgehoben wird ferner, dass die Ausrüstungen der Mitgliedstaaten des Warschauer Paktes im Gegensatz zu denen der NATO-Länder standardisiert seien.
    Nach Angaben der Experten arbeiten alle am Nahostkonflikt direkt beteiligten Länder auf eine Erhöhung ihres militärischen Potentials hin.
    Auch andere Krisenstaaten wie Südafrika und Rhodesien haben im vergangenen Jahr große Rüstungsanstrengungen unternommen.
    Unter anderem hat Südafrika sein Militärbudget von 1,5 Milliarden Dollar auf 1,9 Milliarden Dollar erhöht.
    Als Reaktion auf die Suspendierung einiger britischer Fluglotsenassistenten hat die zuständige Gewerkschaft ihre 850 Mitglieder neuerlich zum Totalstreik aufgerufen.
    Die Behörden hatten den Fluglotsenassistenten praktisch ein Ultimatum gestellt, heute die normale Arbeit wieder aufzunehmen.
    Die Streikenden weigern sich jedoch nach wie vor, den zentralen Computer für den Flugverkehr von und nach Großbritannien zu bedienen.
    Es ist noch nicht abzusehen, ob der Totalstreik die Situation auf den Flughäfen Großbritanniens wesentlich verändern wird.
    Die British Airways und andere Gesellschaften haben ihre Flüge drastisch gekürzt.
    Auf diese Weise konnten in den vergangenen Tagen die meisten Starts und Landungen mit nur relativ geringer Verspätung abgewickelt werden.
    Das allgemein befürchtete Chaos blieb aus.
    British Airways hat 17 ihrer 25 Flugzeuge vom Typ Trident 3 wegen Rissen in den Tragflächen aus dem Verkehr gezogen.
    Wie die Gesellschaft mitteilte, sind die Defekte an den Maschinen schwerwiegender als zunächst angenommen.
    Libyen.
    Die libyschen Streitkräfte dürften über Raketen verfügen, mit denen auch Israel erreicht werden kann.
    Radio Tripolis brachte gestern eine Radioreportage über eine Militärparade in der Hauptstadt.
    Der Berichterstatter sprach von Lenkwaffen, die über die libyschen Grenzen hinausreichten und die Vernichtung in die Reihe der Feinde tragen könnten.
    Die Raketen seien für den arabischen Kampf für die Befreiung des besetzten Palästina gedacht, berichtete der Reporter weiter.
    Konkrete Einzelheiten über die Art der Raketen und ihre Reichweite liegen jedoch nicht vor.
    Die Militärparade fand anlässlich des 8.
    Jahrestages der Machtübernahme durch Staatschef Gaddafi statt.
    Frankreich.
    Nach den Worten des Kommunistenführers Marchais gibt es zwischen den Kommunisten, Sozialisten und Linksradikalen hinsichtlich eines gemeinsamen Programmes der Linken noch ernsthafte Differenzen.
    Marchais sagte in einem Fernsehinterview, diese würden in erster Linie Sozialmaßnahmen, Nationalisierungskonzepte und Verteidigungsfragen betreffen.
    Die Vorsitzenden der Kommunisten, Sozialisten und der Linksradikalen wollen Mitte dieses Monats zu einer Diskussion über ein gemeinsames Programm zusammentreffen.
    Italien.
    Papst Paul VI.
    hat heute den spanischen Ministerpräsidenten Suárez in der päpstlichen Sommerresidenz in Castel Gandolfo in Privataudienz empfangen.
    Suárez hat gestern von Ministerpräsident Andriotti die klare Zusage erhalten, Spaniens Aufnahme in die europäischen Gemeinschaften zu unterstützen.
    Nächste Station der Europareise des spanischen Regierungschefs ist Malta.
    Das waren die Meldungen.
    Die Wetterlage?
    Da im Alpenraum keine ausgeprägten Strömungsverhältnisse vorherrschen, wird das Wetter durch lokale Einflüsse bestimmt.
    Besonders die Gewitteranfälligkeit ist regional recht unterschiedlich.
    Die Wetteraussichten bis morgen früh, nur gebietsweise aufgelockerte Bewölkung oder Heiter, hauptsächlich im Osten.
    Sonst meist stark bewölkt und Neigung zu gewittrigen Regengüssen, schwache Luftbewegung.
    Nachmittagstemperaturen 20 bis 26 Grad, Tiefstemperaturen der kommenden Nacht 13 bis 18 Grad.
    Die Prognose für morgen Samstag heiter bis wolkig.
    Lokale Wärmegewitter vor allem im Süden.
    Schwachwindig.
    Tageshöchsttemperaturen 22 bis 29 Grad.
    Die Messwerte von 12 Uhr.
    Wien wolkig 25° Südostwind 15 km pro Stunde.
    Eisenstadt heiter 25° Süd 25.
    Linz heiter 22° Nordwest 5.
    Salzburg heiter 23° Windstill.
    Innsbruck wolkig 21° Südost 5.
    Pregens stark bewölkt 18° Windstill.
    Graz heiter 23° Nordost 15.
    Und Klagenfurt stark bewölkt 21° Nordwest Wind 5 km pro Stunde.
    Es ist jetzt zehn Minuten nach zwölf.
    Autoersatzteile sind in Österreich bis zu 80 Prozent teurer als in der Bundesrepublik Deutschland.
    Das ergab eine von der Kammer für Arbeit und Angestellte für Oberösterreich angestellte Studie, die heute veröffentlicht wurde.
    In dieser Analyse wurden rund 2.500 Kfz-Ersatzteile von 49 Autotypen untersucht.
    Die Liste reicht von Stoßstangen bis zum Auspufftopf.
    Grundlage für die Studie waren die jeweiligen Listenpreise der Ersatzteile für die gängigsten Autotypen.
    Siegfried Diethörf vom Landesstudio Oberösterreich berichtet nun.
    Das Auto bleibt in Österreich weiterhin Diskussionsthema Nummer eins.
    Dafür wird die heute veröffentlichte Studie der Arbeiterkammer Oberösterreichs sorgen.
    Erst kürzlich mussten die österreichischen Autofahrer erfahren, dass sie für ihre neuen Autos in Österreich beträchtlich mehr zahlen müssen als ihre Autofahrerkollegen in der Bundesrepublik Deutschland, nämlich zwischen 5 und 15 Prozent.
    Nun zeigt eine Überprüfung der Listenpreise für Autoersatzteile in Österreich und in der Bundesrepublik Deutschland noch erheblich größere Preisunterschiede.
    Im, wie die Arbeiterkammer meint, eher vorsichtig gerechneten Durchschnitt sind die Autoersatzteile der gängigen deutschen Automarken Opel und Ford um 25 bis 30 Prozent, Volkswagen um ein Drittel, Audi um zwei Drittel und Mercedes sogar um 80 Prozent teurer als in der Bundesrepublik Deutschland.
    Auch bei den anderen Automarken aus Frankreich, Italien und Japan ergaben sich teilweise beträchtliche Preisunterschiede zwischen der BRD und Österreich.
    Einige Beispiele.
    Ein Kühler kostet beim VW Golf L in Österreich um 53,1% mehr als in der BRD.
    Beim Opel Kadett B ist der vordere Kotflügel um 26,3% teurer, beim Audi 80 LS um 68%.
    Beim Ford Escort GL 75 kostet die Motorhaube 31,9% mehr als in der Bundesrepublik Deutschland, die Windschutzscheibe bei Mercedes 200 um 78,9% mehr.
    Zu den Gründen für diese Preisdifferenzen der Vizepräsident der Oberösterreichischen Arbeiterkammer, Fritz Freischlank.
    Die Gründe sind meiner Meinung nach im Wesentlichen darin zu suchen, dass es in diesen Bereichen keinen Wettbewerb gibt.
    Es ist so, dass uns hier die Ausländer praktisch diktieren können und wir müssen daher versuchen, uns dementsprechend darauf einzustellen.
    Welche Rolle spielt hier der österreichische Fahrzeughandel?
    Die Preise werden von den Ausländern festgesetzt.
    Es ist aber so, dass man bisher sehr wenig von den österreichischen Händlern davon gehört hat und die hätten es ja in erster Linie bereits aufzeigen können, sodass anzunehmen ist, dass sie also daran auch nicht ganz unbeteiligt sind, zumindestens, dass sie dadurch höhere Handelsspannen bekommen.
    Welche Konsequenzen sollen nun aus dieser Untersuchung gezogen werden?
    Welche Maßnahmen verlangen Sie nun konkret?
    Konkret verlangen wir, dass diese Untersuchungen dazu benutzt werden, darauf einzuwirken, dass die Preise unter Kontrolle gebracht werden.
    Es hat sich also damit herausgestellt, dass das Preisinstrumentarium, das in Österreich zurzeit vorhanden ist, doch nicht ausreichend genug ist.
    Wir haben ja das letzte Mal bei der Änderung der Marktordnung versucht,
    das Preisbestimmungsgesetz zu bekommen, wo die Möglichkeit gewesen wäre, hier gesetzlich vorzugehen.
    Leider ist das aber an dem Widerstand der Unternehmerseite gescheitert.
    Wir werden daher in der nächsten Zeit versuchen müssen, unsere Bemühungen in diese Richtung zu verstärken.
    Aber nicht nur das, es scheint uns auch notwendig zu sein, weitere Untersuchungen anzustellen.
    Es wird zwar über den Rahmen der Oberösterreichischen Kammer hinausgehen, wir werden diese Frage an den Kammertag herantragen und zugleich auch an das zuständige Ministerium.
    Wir sind der Meinung, dass hier für den österreichischen Konsumenten sehr viel drinnen ist und dass wir uns also hier gemeinsam bemühen müssen, diese Fragen zu lösen.
    Sehen Sie diese Untersuchung auch als Beitrag zur Diskussion um eine eigene österreichische Autoproduktion, um den jetzt viel diskutierten Austro-Porsche?
    Nein, das nicht.
    Ich könnte mir aber die Diskussion vorstellen als einen Beitrag zur Frage Bonus-Malus-System, denn hier wird ganz klar aufgezeigt, dass auch die Versicherungen
    wesentlich mehr leisten müssen und dass ich hier einiges einsparen ließe, das wiederum den Kraftfahrer zugute käme.
    Arbeiterkammer-Vizepräsident Fritz Freischlag kündigte an, dass in nächster Zukunft weitere Preisvergleiche auf anderen Gebieten, wie etwa auf dem Sektor der Elektrogeräte und hier im Besonderen bei den Fernsehapparaten, angestellt werden.
    Das war ein Beitrag von Siegfried Dieter vom Landesstudio Oberösterreich.
    Der jüngste Monatsbericht des Instituts für Wirtschaftsforschung spricht von einer ausgeprägten internationalen Konjunkturflaute, die auch in Österreich spürbar ist.
    Von solchen Konjunkturpausen ist traditionell die Eisen- und Stahlindustrie immer am schwersten betroffen.
    Dazu kommt noch die weltweite Stahlkrise, weil die in der Konjunkturphase bis 1973 aufgebauten Stahlwerke in aller Welt heute für den zurückgegangenen Bedarf viel zu groß sind.
    Die Auswirkungen dieser Schwierigkeiten auf die österreichischen Stahlwerke und die österreichischen Eisenhändler beleuchtet im folgenden Beitrag Helmut Klezander.
    Die österreichische Stahlindustrie könnte an sich den inländischen Bedarf bei weitem decken.
    So wurde im vergangenen Jahr Eisen und Stahl im Wert von ungefähr 6,6 Milliarden Schilling importiert, aber gleichzeitig um nahezu 16 Milliarden Schilling exportiert.
    Die Importe haben in den letzten Monaten sehr stark zugenommen, weil die Ausländer weitaus billiger sind als die österreichischen Stahlverkäufer.
    Dazu der Vorstand der Fachvereinigung für Eisen und Stahl, Kommerzialrat Karl-Heinz Maurizio.
    Die Importe haben gegenüber dem Jahr 1976 um wahrscheinlich circa 20 bis 25 Prozent zugenommen.
    Und dieser Importdruck erfolgt zu Preisen, die weit unter den österreichischen Notierungen liegen, sodass sich die österreichischen Werke und der mit den Werken verbundene Großhandel zu weiteren Preisereduktionen entschließen musste.
    So wurde in den letzten Tagen in Verhandlungen mit den Werken eine weitere Preisereduktion durchschnittlich 10% notwendig.
    Die österreichischen Firmen erwarten durch diese 10-prozentige Preissenkung zwar kein Ausbleiben der Importe, aber doch eine größere Konkurrenzfähigkeit für die inländischen Eisen- und Stahlproduzenten.
    Ein Problem dabei ist, dass Österreich hauptsächlich hochwertigen Stahl produziert, während die Importeure mit billiger Massenware, wie etwa Betoneisen, den Markt überschwemmen.
    Auf die Frage, ob die Ausländer in Österreich mit Verlusten verkaufen, um ihre Stahlwerke in der Zeit des weltweiten Stahlüberschusses auslasten zu können, meint Maurizio
    Das glaube ich nicht.
    Ich bin vielmehr der Annahme, dass erstens die Kostenlage bei den insbesondere als Konkurrenz in Betracht kommenden norditalienischen kleinen Werken doch günstiger ist und darüber hinaus die Vermutung nicht von der Hand zu weisen ist,
    dass Subventionen irgendwelcher Art erfolgen, da andernfalls diese Notierungen kaum zu erklären sind.
    An sich sind solche Preisstützungen nach den gegenseitigen Handelsabkommen verboten.
    Die Erfahrung zeigt jedoch, dass bei einer kritischen Situation, wenn die Arbeitsplätze in Gefahr sind, solche Stützungsmaßnahmen für die Grundstoffindustrie immer wieder vorkommen.
    Die Folgen der billigen Importe, denen sich nun die Österreicher zwangsläufig im Preis anpassen mussten, charakterisiert der Stahlexperte folgendermaßen.
    Der Ertrag der Unternehmungen wird schon angesichts der steigenden Kosten aller Voraussicht nach im heurigen Jahr nicht nur rückläufig, sondern in den meisten Fällen wahrscheinlich sogar zu roten Ziffern führen.
    Eines ist sicher, dass eine Ausnutzung der in Österreich heute vorhandenen Kapazitäten in Stahlerzeugungskapazitäten in nächster Zeit nicht möglich sein wird.
    Mit anderen Worten, mehr als ein Drittel der österreichischen Produktionsmöglichkeiten für Eisen und Stahl liegen brach.
    Der neue Generaldirektor der Voestalpine, Herbert Abfalter, hat aus der tristen Lage in der Branche den Schluss gezogen, der Konzern mit 80.000 Beschäftigten müsse ein multinationaler Dienstleistungsbetrieb werden.
    Die kommenden Aufgaben präzisiert Abfalter folgendermaßen.
    Unter Dienstleistungsbetrieb verstehe ich den Verkauf von Engineering,
    Marketing, Operating, komplette Organisationssysteme, Trainingssysteme.
    Das heißt, der Verkauf von Produkten mit sehr hohen Lohnanteilen, wobei uns hier zustatten kommt, zweifellos, das hohe Bildungsniveau des Österreichers.
    Also Umstellung auf die in der jüngsten Vergangenheit so oft genannten und geforderten intelligenten Produkte.
    Keine Massenproduktion von Billigware, wo Österreich mit den billiger erzeugenden Ausländern kaum konkurrieren kann, sondern Spezialerzeugnisse, zum Beispiel ganze Fabriken, wo es weltweit nur wenige Firmen gibt, die Gleichwertiges anbieten können.
    Die finanzielle Basis für einen solchen Umbau des ganzen Konzerns sind nach den Worten des Föst-Chefs vorhanden, konnte doch die Stahlfirma seit Kriegsende immer ohne Verluste und in manchen Jahren sogar mit hohen Gewinnen bilanzieren.
    Über die Krise in der österreichischen Eisen- und Stahlindustrie berichtete Helmut Klezander.
    Nächster Programmpunkt im Mittagsschanal die Inlandspresseschau verfasst Johannes Fischer.
    Die Diskussion um die angeblich ausgebrochene politische Eiszeit zwischen den beiden Großparteien, ausgelöst durch Bemerkungen von Bundeskanzler Kreisky über Steuerhinterziehungen in Milliardenhöhe und fortgesetzt mit schärfsten Protesten der Wirtschaft, diese Diskussion scheint sich nun langsam ihrem Ende zuzuneigen.
    Gestern hatte Wirtschaftsbundpräsident Salinger erklärt, die Wirtschaft habe nie von einem Ultimatum gesprochen.
    Der Kanzler seinerzeit ergänzte seine Äußerungen dahingehend, er habe keine Pauschalverdächtigungen in den Raum gestellt, sondern nur einzelne Unternehmer gemeint.
    Neues Volksblatt spricht in diesem Zusammenhang von einem Rückzieher des Bundeskanzlers.
    Wolfgang Sperrner schreibt dazu.
    Er hat daher auch seinen Kanossergang von Mallorca via Telefondraht auf möglichst tonreiche Art gemacht.
    Er verpackte seinen Ärger über sich selbst in rüde Töne, rückte aber von der Pauschalverdächtigung ab und schränkte auf »ich kenne einige Fälle« ein, meint Wolfgang Sperner im ÖVP-Organ »Neues Volksblatt«.
    Einen anderen Grund für die Beendigung der politischen Eiszeit sieht das Salzburger Volksblatt.
    In einem Kommentar geht die Zeitung auf die ihrer Ansicht nach beschwichtigenden Äußerungen von Kammerpräsident Salinger ein.
    Man liest.
    Gerade im richtigen Augenblick hat wieder einmal Präsident Salinger die Zügel in die Hand genommen und der Diskussion, bei der auf beiden Seiten aneinander vorbeigeredet wurde, eine vernünftige Richtung gegeben.
    Und schließlich, Salinger hat auf die Frage, ob es nun etwa doch so sei, dass nicht alles so heiß gegessen werde, wie es gekocht worden sei, natürlich nicht eifrig mit dem Kopf nicken können, aber der Wille zu beruhigen, war deutlich herauszuhören.
    Meint das Salzburger Volksblatt.
    Und die kommunistische Volksstimme befindet... Das Kriegsbeil, kaum ausgegraben, ist schon wieder begraben.
    Aufschlussreich ist, dass auch Salinger die Steuerhinterziehungen zugeben musste, wenn er sie auch nur für manche Bereiche und für Außenseiter gelten lassen will.
    Doch immerhin.
    Nur gegen Pauschalverdächtigungen wehre er sich.
    Und Kreisky wollte ja nicht pauschal verdächtigen.
    So ist alles wieder in schönster Ordnung.
    Geblieben allerdings sind die Steuerhinterziehungen in Milliardenhöhe, wogegen bis zum heutigen Tag, trotz vielen Gerede, keine ernsthafte Maßnahme getroffen wurde.
    Soweit die kommunistische Volksstimme.
    Mit den jüngsten Feststellungen von Arbeiterkammerpräsident Adolf Zettl, wonach eine Lohnsteuerreform erst auch nach dem Jahr 1979 möglich sein könnte, verbindet Dieter Friedl im Kurier die Meinung, der Arbeiterkammerchef versuche sich in einer neuen politischen Rolle zu profilieren.
    Im Kurierkommentar heißt es, Adolf Zettl hat seine neue Rolle bereits vor einiger Zeit anklingen lassen.
    Die Lohnrunde sollte mäßig sein und für einen längeren Zeitraum abgeschlossen werden.
    Ein Vorschlag, der aus dem Munde des Arbeiterkammerfunktionärs eher Seltenheitswert hat.
    Und nun in einer zweiten Attacke zum Maßhalten wird sogar die Lohnsteuerrunde in Zweifel gezogen.
    Die Allianz zwischen Arbeiterkammer und Finanzminister wird weiter mit Aufmerksamkeit zu verfolgen sein.
    Damit könnte auch ein Anton Demjar unter Druck gesetzt werden, meint Dieter Friedl im Kurier.
    Zur Diskrepanz in den Meinungen von ÖGB-Chef Anton Benja und Arbeiterkammerpräsident Zettl, was den Termin der nächsten Lohnsteuerreform anlangt, findet Hermann Tschekal im sozialistischen Salzburger Tagplatz einige mahnende Worte.
    Umso notwendiger erscheint es, dass sich die Wirtschaftspolitiker von SPÖ, Arbeiterkammern und ÖGB möglichst bald auf eine gemeinsame Linie einigen und diese auch gemeinsam vertreten.
    Einander widersprechende Erklärungen sind nicht geeignet, die maßlose Demagogie der Gegenseite als solche darzustellen.
    Und noch etwas sollte nicht übersehen werden.
    Erst wenn man die riesigen Steuerhinterziehungen nicht nur beklagt, sondern sie endlich radikal abstellt, wird die allgemeine Einstellung zum Steuerzahlen positiver werden.
    Das war die Inlandspresse-Schau.
    Mit Beginn der kommenden Woche ist es wieder einmal soweit.
    Die Ferien sind zu Ende, die Schule beginnt wieder.
    Genau gesagt, sie beginnt für knapp 600.000 Schüler in den drei östlichen Bundesländern Wien, Niederösterreich und Burgenland.
    Noch eine Woche Schonfrist haben die weiter westlicher wohnenden Schüler ungefähr eine Million.
    Die politische Ausgangssituation auf dem Schulsektor vor Schulbeginn untersucht jetzt Wilfried Seifert.
    So paradox es auch auf den ersten Blick vielleicht scheinen mag, der heurige Schulanfang fällt in eine der schulpolitisch ruhigsten Phasen der letzten Jahre.
    Möglich, dass es eine Ruhe vor dem Sturm oder auch nur eine vorübergehende Beruhigung zwischen mehr oder minder heftigen Auseinandersetzungen ist, im Moment jedenfalls gibt es keine Änderungen oder Diskussionen im Zusammenhang mit dem Schulanfang.
    Ein Grund für diese Ruhe ist sicherlich, dass bei allen wichtigen und beherrschenden Themen derzeit die Fronten ganz klar abgesteckt sind.
    Alle Beteiligten können nichts tun, als auf die allerdings noch für diesen Monat angesetzten schulpolitischen Parteiengespräche zu warten.
    Dann wird es allerdings genügend Themen geben.
    Die in der letzten Zeit etwas aus dem Interessen-Mittelpunkt gerückte Freigabe der 5-Tage-Woche an den Volksschulen etwa oder die Verhandlungen über die differenzierte Hauptschule, also denjenigen Hauptschultyp, bei dem die Einteilung in zwei Klassenzüge zugunsten einer Unterteilung in Leistungsgruppen fallen soll.
    Beides Themen, bei denen allerdings keine Schwierigkeiten in der Durchführung zu erwarten sind, da nicht nur alle drei Parlamentsparteien bereits zugestimmt haben, sondern auch die geistige Urheberschaft für diese Reformen für sich beanspruchen.
    Dazu kommt noch aus dem Bereich der Volksschulen die fremdsprachliche Vorschulung, also der bereits an drei von vier Volksschulen übliche notenfrei Englischunterricht in den dritten und vierten Klassen, eine von den Eltern zwar sehr begrößte, aber wie die Auswertung zeigt fachlich nicht messbar nützliche Einrichtung.
    Das brisanteste Gesprächsthema verbirgt sich hinter dem relativ harmlos klingenden Programmpunkt Diskussion über die Erfahrungen der Schulversuche.
    Gesamtschulde für alle 10- bis 14-Jährigen und Ganztagsschulde heißen hier die Reizworte, zwei von der SPÖ unter dem Gesichtspunkt der Chancengleichheit vehement verlangte und von der ÖVP und auch der Freiheitlichen Partei als zu kollektivistisch abgelehnte Reformmodelle.
    Kurz vor der Einführung steht keines dieser beiden neuen Schulsysteme, weil die erforderliche parlamentarische Zweidrittelmehrheit dafür nicht gegeben ist.
    Und eben weil alle diese Positionen so eindeutig abgesteckt sind, gemeinsames Wollen auf der einen, strikte Gegnerschaft auf der anderen Seite, darum eben erscheint die Schulsituation zu Anfang dieses neuen Schuljahres so stabilisiert.
    Bemerkenswert auch, dass es heuer für die Schüler praktisch keine Veränderungen gibt.
    Die mit Beginn dieses Schuljahres geltenden Ergänzungen zum Schulunterrichtsgesetz werden nur in der Schulverwaltung wirksam.
    Zusammengefasst, sie reduzieren die Zahl der Bescheide der berühmt-berüchtigten blauen Schulbriefe.
    Unterrichtsminister Sinowaz glaubt, mit einigen Stolz und einiger Zuversicht in das neue Schuljahr gehen zu können.
    Ich glaube, dass ein so riesiges
    Phänomen, wie die Schule an sich immer Probleme mit sich bringt.
    Aber eines kann am Beginn dieses Schuljahres in Österreich gesagt werden, dass kaum zuvor so gute grundsätzliche Bedingungen am Schulbeginn vorhanden gewesen sind, wie das heuer der Fall ist.
    Ich meine hier eine gute, ja zum Teil hervorragende Lehrerversorgung, eine wirklich
    gute räumliche Situation im Allgemeinen gesehen, wobei es hier regionale Engpässe geben kann.
    Ich meine damit, dass wir in Österreich zweifellos die Zahl jener, die nach der Pflichtschulzeit eine weitere Schule besuchen, erhöhen konnten und damit überhaupt auch den Pegel für den Bildungsstand der Österreicher höher stellen werden.
    Und ich denke daran, dass wir mit dem Schulunterrichtsgesetz auch wieder einen Schritt in die Richtung einer besseren Verbindung von Schüler, Lehrer und Eltern herstellen konnten.
    Naturgemäß teilt die große Oppositionspartei diese Zuversicht nicht so ganz.
    ÖVP-Schulsprecher Gruber auf die Frage, wie er die Situation zu Schulbeginn beurteile.
    Bezüglich des Schulraumangebotes wäre zu sagen, dass in den vergangenen Jahren Tausende von Schülern abgewiesen werden mussten in den berufsbildenden Schulen.
    Die Situation ist im kommenden Schuljahr nicht besser.
    Auch hier müssen wieder sehr viele Bewerber abgewiesen werden und das ist sicherlich nicht sehr erfreulich.
    Im Bereich der Pflichtschulen ist die Situation so, dass in einigen Bundesländern noch ein Lehrermangel besteht.
    nur mehr für das kommende Jahr oder vielleicht noch für zwei kommende Jahre.
    In einigen Bundesländern sind allerdings schon zu viele Pflichtschullehrer vorhanden, die nicht untergebracht werden können.
    Im Bereich der allgemeinbildenden höheren Schulen ist es Fächer verschieden.
    Es gibt also Fächer, wo die Junglehrer kaum mehr unterzubringen sind.
    Andere Fächer sind allerdings noch
    Allerdings, so räumt auch Gruber ein, sind Schulraumnot und Lehrermangel bei manchmal gleichzeitigem Lehrerüberschuss nicht mehr das Problem, das sie einmal waren.
    Wobei allerdings die Gründe für die noch etwas entspanntere Situation parteipolitisch streng getrennt werden.
    Konsequente Aufbauarbeit seit 1970, sagen die einen, sinkende Geburtenraten und damit Schülerzahlen die anderen.
    Das war ein Beitrag von Wilfried Seifert.
    Ein Blick auf die Uhr.
    Es ist jetzt genau halb eins.
    Unser Nachbarland Ungarn macht mehr und mehr von sich reden.
    Erst gestern wurde berichtet, die Behörden in Budapest würden mit Wirkung vom 1.
    Jänner 1978 den Zwangsumtausch abschaffen.
    Damit könnte Ungarn auch die anderen Ostblockstaaten unter Zugzwang stellen.
    Doch auch in anderer Hinsicht scheint sich die Führung unter Parteichef Kader als Schrittmacher zu profilieren.
    Denken wir nur an die Audienz Kaders beim Papst und auch an die Tatsache, dass sich Kader als erster Parteimann Osteuropas im Westen, und zwar in Wien, einer Pressekonferenz stellte.
    Und nun wird der amerikanische Prediger Billy Graham nach Ungarn fahren und dort auftreten.
    Otto Hörmann berichtet.
    Nicht als Botschafter der Vereinigten Staaten, sondern als Botschafter Gottes, so fährt William Franklin Graham, der Wanderprediger und Evangelist Billy Graham, nach Ungarn.
    Er nimmt eine Botschaft Carters allgemeinen Inhalts, er betonte allgemeinen Inhalts nach Ungarn mit, wo er an drei Orten, Budapest, Debrecen und Pécs, in der Öffentlichkeit und im privaten Kreis predigen wird.
    Wird Graham auch mit hohen Vertretern der katholischen Kirche zusammentreffen, fragte man ihn bei der Pressekonferenz.
    I don't know, war seine Antwort, ich weiß nicht.
    Wird Graham auch mit der politischen Führung sprechen?
    Ich glaube ja, sagte er.
    Billy Graham, der auch in Österreich schon vor Massenpublikum gesprochen hat, der mit Bibelzitaten und allen rhetorischen Mitteln seine Zuhörer zu fesseln weiß, wie sieht er seine Ungarnreise?
    My basic purpose in going to Hungary is to serve the churches of Hungary.
    Hauptzweck meiner Reise nach Ungarn ist es, den Kirchen Ungarns einen Dienst zu erweisen auf jede mögliche Art.
    Ich werde bei verschiedenen Gelegenheiten predigen und werde auch mit Kirchenführern sprechen.
    Ich fahre nach Ungarn ohne vorgefasste Meinungen.
    Die Christen Ungarns tun ihren Dienst in einer Gesellschaft, die sich von meiner Erfahrungswelt unterscheidet.
    Deshalb werde ich auch etwas lernen können.
    Ich bin gespannt darauf, mit eigenen Augen zu sehen, wie die Christen Ungarns ihre Mission sehen und wie sie diese Mission erfüllen.
    In Ungarn werde ich die gleiche Botschaft verkünden wie in all den anderen Ländern, in denen ich schon war, das Evangelium.
    Die Ungarn haben mir keinerlei Beschränkungen auferlegt.
    Auch an dem Baptisten Billy Graham, Jahrgang 1918, geboren im amerikanischen Bundesstaat North Carolina, ist die Ost-West-Entspannung, die detend, nicht spurlos vorbeigegangen.
    Noch in den 50er Jahren wetterte er gegen den Kommunismus, er warf den Kommunisten vor, sie seien vom Satan persönlich inspiriert.
    1967 durchschritt Graham zum ersten Mal nach einer Reihe evangelistischer Welttourneen den Eisernen Vorhang, allerdings an seiner bei weitem durchlässigsten Stelle in Jugoslawien.
    An die Christen in Jugoslawien richtete er die Aufforderung, der Staatsmacht gehorsam zu leisten.
    Graham ist heute nicht mehr der Kommunistenfresser der 50er Jahre.
    Den Sozialismus findet er heute schon in jedem Land vor, hat er gesagt.
    Sozialismus sogar in den USA selber.
    So hat der Prediger Graham der Politik den Rücken gekehrt.
    Und ganz getreu seiner Prediger-Technik hat er auch dafür Zitate aus der Bibel zur Hand.
    Jesus Christus hat nie etwas gegen Rom gesagt, auch Paulus nicht.
    Petrus hat sogar seine Glaubensgemeinde angehalten, für den Kaiser zu beten.
    Und dieser Kaiser war kein geringerer als Nero.
    Hat Graham seit Beginn seiner Predigertätigkeit nach dem Krieg vor etwa 85 Millionen Menschen gesprochen, so wird er jetzt auf Einladung der Freien Ungarischen Kirchen, Sammelorganisation der etwa 30 Prozent Protestanten, in Ungarn predigen.
    Sein größter Plan zurzeit, auch in Moskau zu predigen.
    Seine Predigerreisen in Osteuropa will er nicht mehr Crusades, also Kreuzzüge nennen, sondern einfach Missionen.
    Über die Ungarnreise von Billy Graham berichtete Otto Hörmann.
    In Kairo soll morgen wieder einmal eine arabische Außenministerkonferenz beginnen.
    Die Themen sind klar.
    Die Entwicklung im Nahen Osten nach der Mission des amerikanischen Außenministers Vance und angesichts der Aktionen der israelischen Regierung, die versucht, das besetzte Westjordanien immer enger mit Israel zu integrieren.
    Daneben aber auch innerarabische Konflikte, wie die immer wieder aufflammenden Bürgerkriegskämpfe im Libanon oder die Streitigkeiten zwischen Ägypten und Libyen.
    Die Ausgangspositionen vor Beginn der Konferenz erläutert nun Peter Brünner in einem Bericht aus Kairo.
    Regelmäßig alle paar Monate treffen sich die arabischen Außenminister, um in tagelangen Redeschlachten arabische Einigkeit zu beschwören.
    Gegenüber dem Erzfeind Israel, gegenüber dem Westen, gegenüber dem Osten.
    Doch arabische Gemeinsamkeit will nie so recht gelingen.
    Beim letzten Treffen schmollte Ägyptens Außenminister, weil es beim ungeliebten Nachbarn Libyen stattfand.
    Ob diesmal der libysche Außenminister zu Hause bleibt, ist noch nicht bekannt.
    Dabei wäre arabische Einigkeit angesichts der Themen durchaus sinnvoll.
    Denn zuerst soll die arabische Haltung und Strategie im Nahostkonflikt beraten werden.
    Derzeit gibt es ebenso viele arabische Ansichten über den besten Weg zum nahöstlichen Frieden, wie es arabische Staaten gibt.
    Und eine mehr, die der Palästinenser.
    Dafür hat der ägyptische Außenminister Fahmy den kleinsten gemeinsamen Nenner gefunden.
    Die arabischen Staaten sollen eine gemeinsame Haltung gegenüber den geplanten israelischen Siedlungen im Westjordanland einnehmen.
    Doch der israelische Außenminister hat rechtzeitig zum arabischen Außenministertreffen eine Zeitzünderbombe gelegt, indem er bekannt gab, dass er mit einem kompletten Friedensvertragsentwurf im nächsten Monat nach Washington reisen werde.
    Einen Wurf, aus dem nur einige Umrisse bekannt sind, der aber arabische Einigkeit nachhaltig zu stören geeignet ist.
    Rückgabe des größten Teils der Golan Höhen und der Sinai Halbinsel.
    Autonomie für die Westbank mit militärischer Kontrolle durch Israel.
    Das klingt nach nicht viel, aber immerhin ist es genug, um Länder wie Ägypten, Syrien und Jordanien in Versuchung zu führen.
    Der zweite Tagesordnungspunkt.
    betrifft die Afrika-Politik der arabischen Staaten.
    Und das Somalia, seit rund zwei Jahren Mitglied der arabischen Liga, in ernsthaften Schwierigkeiten.
    Zwar hält die westsomalische Befreiungsfront die äthiopische Provinz Ogaden besetzt, doch der Krieg, den die Befreiungsfront mit direkter Unterstützung Somalias führt, findet kein Ende, weil Äthiopien in zunehmendem Maße sowjetische Hilfe bekommt.
    Genug jedenfalls,
    um einen Abnutzungskrieg gegen Somalia zu führen, das keine ergiebigen Waffenquellen mehr hat.
    Führbares Reise nach Moskau in dieser Woche war ein Kanossa-Gang und der somalisch-äthiopische Krieg ist ein schwerer Prüfstein für arabische Solidarität.
    Kaum einfacher liegen die Dinge in Eritrea.
    Auch dort haben die Unabhängigkeitskämpfer den militärischen Sieg vor Augen.
    Aber ohne sowjetische Zustimmung kaum die Chance,
    zu einem Frieden mit Äthiopien zu kommen.
    Fröhlicher erst werden die Gesichter der arabischen Außenminister, wenn sie zum Punkt arabisch-europäische Dialog kommen.
    Denn hier handelt es sich um die Ausweitung europäisch-arabischer Wirtschaftsbeziehungen und die stehen gut im Futter.
    Die arabische Gier nach europäischem Know-how ist ebenso groß wie der europäische Durst auf arabisches Öl und Geld.
    Für die arabischen Länder steckt nur die heikle Frage darin, wie denn die armen Staaten am Wirtschaftsbetrieb mit Europa beteiligt werden sollten.
    Aber da hat sich arabische Solidarität weitgehend stabilisiert.
    Und so die Arabien, wie die reichen Golfemirate, werden nebenbei für Ägypten, den Sudan und andere arabische Hunger leider in die Tasche greifen müssen.
    Über die bevorstehende Arabische Außenministerkonferenz in Kairo berichtete Peter Brünner.
    Das Wiener Volkstheater beginnt die neue Saison mit großer Intensität.
    Am Mittwoch war Eröffnung mit Shakespeare's Sommernachtstraum.
    Am kommenden Sonntag bereits folgt eine Uraufführung.
    Erich Margot inszeniert das Stück »Im Schatten des Turmes« von Harald Hauser.
    Konrad Sobel hat darüber den folgenden Beitrag gestaltet.
    Im Schatten des Turmes ist unter anderem ein Stück über den Terrorismus.
    Aktueller geht es nicht mehr.
    Unerschrocken, und man muss dieses Wort vielleicht auch schon in Wien ohne Ironie gebrauchen, beschäftigt sich das Volkstheater mit diesem mörderischen Liebkind der Boulevardpresse, mit einem Phänomen also, das heute von vielen, die darüber öffentlich befinden können, zur Menschheitsgefahr Nummer 1 hochlizitiert wird, und das trotz Umweltverschmutzung, Wettrüsten, Energienotstand und Chancenlosigkeit der dritten Welt.
    Die schaurige Attraktivität des Terrorismus gegenüber diesen anderen Problemen liegt wohl nicht nur an seinem sensationell dramatischen Auftreten und an der Überschaubarkeit der Beteiligten, sondern vor allem an der leichten Lösbarkeit der Schuldfrage.
    Denn angesichts der terroristischen Gewalttaten lässt sich die bestehende Ordnung allemal herzhaft verteidigen.
    Das Volkstheater hat schon oft bewiesen, dass es Heiße Eisen nicht der billigen Aktualität wegen angreift, sondern weil man hier der Ansicht ist, dass sich ein lebendiges Theater auch mit den gesellschaftlichen Problemen seiner Zeit auseinandersetzen muss.
    Nicht immer war dabei das Objekt, sprich Stück, tauglich.
    Wie wird es diesmal sein?
    Der Name des Autors, Harald Hauser, erlaubt noch keine Schlüsse, denn er ist ein Pseudonym.
    Dazu erklärt der Regisseur dieser Uraufführung, Erich Margo,
    Wir haben dieses Stück von Herrn Professor Stoß bekommen.
    Das ist laut Aussage von Herrn Direktor Stoß ein Bekannter von ihm, der in Südamerika lebt und der
    nicht genannt werden will.
    Er hat ein Stück geschrieben und er meint, wenn sein Stück das Publikum anspricht, dann ist es vollkommen egal, ob der Autor Hauser, Müller oder Maier heißt.
    Mehr können wir über das Stück selbst erfahren.
    Erich Margo.
    Es spielt in einer deutschen Diplomatenfamilie.
    Wo zwei Kinder sind, der Vater ein bekannter Politiker.
    Diese Kinder wurden im Wohlstand aufgezogen.
    Es wurde ihnen alles geboten, was man glauben könnte, dass für einen jungen Menschen wichtig ist.
    Liebe, ein anständiges Heim.
    Umsorgung von den Eltern.
    Und diese Kinder sind Terroristen geworden.
    Sie sind nicht damit einverstanden, was die Erwachsenen tun.
    Das ist leider ein Problem unserer heutigen Zeit, dass die Jugend nicht weiß, genau was sie will und leider von Menschen manipuliert werden,
    die für ihre Ideen nicht immer den richtigen Weg suchen und in Terror, in Morden, in Bomben legen, ihr Recht verschaffen wollen.
    Es zeigt also in einer Familie eingebettet dieses Generationsproblem.
    Hören Sie einen Teil der Auseinandersetzung zwischen Vater und Sohn, gespielt von Hans Grasnitzer und Ernst Cohen.
    Mein lieber Klaus, ihr könnt ja mit der Freiheit gar nicht umgehen.
    Ach nein.
    Da habt ihr wohl das Spezialrezept.
    Wenn du mir gestattest, mich ganz bürgerlich, kapitalistisch, reaktionär auszudrücken, würde ich sagen, Freiheit ist ein Kapital, das sehr achtsam betreut werden muss.
    Wenn man mehr als die Zinsen verbraucht, geht die Substanz verloren.
    Und bei euch wäre entweder die Substanz sehr rasch verloren, oder aber ihr würdet gar keine Zinsen hergeben.
    Was auf das Gleiche herauskommt.
    Wie schön formuliert.
    Ihr begreift ja nicht, was wir wollen.
    Eine Gesellschaft ohne Gewinnsucht.
    Mit freien, von keinen Kontrakten eingeschnürten menschlichen Beziehungen.
    Ohne eure verdammte Doppelmoral.
    Was sag ich?
    Multimoral.
    Weitere Mitwirkende sind Elisabeth Epp als Mutter und Barbara Klein als Tochter, sowie Erna Schickl, Friedrich Haupt, Bernhard Hall, Karl Schmidt-Werther, Peter Hai und Robert Werner.
    Premiere ist am kommenden Sonntag.
    Über das neue Stück im Schatten des Turmes berichtete Konrad Sobel.
    Auf Einladung des Verbandes österreichischer Kameraleute hält Karl-Jörg Biberstein heute Abend im Wiener Künstlerhaus einen Vortrag zum Thema Film und Filmförderung in der Bundesrepublik Deutschland.
    Ministerialrat Biberstein ist Leiter des Referats für wirtschaftspolitische Fragen des Films der Presse des Rundfunks und des Verlagswesens im Bundeswirtschaftsministerium in Bonn und Mitverfasser des bundesdeutschen Filmförderungsgesetzes.
    Der Vortrag ist vor allem deshalb interessant, weil man hier die praktische Seite einer Filmförderung kennenlernen kann.
    Ein österreichisches Filmförderungsgesetz ist ja bis jetzt nicht über das Entwurfsstadium hinaus gelangt.
    Mit Karl-Jörg Biberstein sprach Walter Gellert.
    Herr Ministerialrat Biberstein, seit dem Jahre 1967 existiert in der Bundesrepublik Deutschland ein Gesetz über Maßnahmen zur Förderung des deutschen Films.
    Dieses Gesetz wurde 1974 novelliert.
    Was waren die Grundgedanken für dieses Filmförderungsgesetz?
    Nach welchen Gesichtspunkten hat man dieses Gesetz erstellt?
    Die deutsche Filmwirtschaft war jahrelang in einer Krise.
    Es hatte zwar eine kulturelle Filmförderung gegeben, diese kulturelle Filmförderung konnte aber ihre Früchte nicht tragen, weil die wirtschaftliche Struktur nicht in Ordnung war und es eine ergänzende, unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten konstruierte Filmförderung brauchte.
    Nach welchen Gesichtspunkten wurde dieses Gesetz nun eingeteilt?
    Es gibt eine Grundförderung, es gibt Projektförderung.
    Wie läuft das ab?
    Die Projektförderung ist neu, die gibt es seit 1974.
    Zunächst arbeitete man im Bereich der Förderung von Filmproduktionen, es gibt auch noch andere Filmförderungen, mit einer Grundförderung und einer Zusatzförderung.
    Diese beiden Förderungen bauten auf dem Belohnungsprinzip auf.
    Ein Film, der schon da war, wurde belohnt.
    Und man konnte im Großen und Ganzen dann machen, was man wollte.
    Man musste das Geld natürlich in einen neuen Film investieren.
    Aber dieses System hatte nicht die qualitativen Erfolge, die man sich erhofft hatte.
    Aus diesem Grunde wurde die Projektförderung angeführt, zusätzlich.
    Wenn wir die Filmförderung in anderen Ländern anschauen, inwieweit unterscheidet sich die Filmförderung in der Bundesrepublik?
    Inwieweit geht es konform mit anderen Filmförderungsgesetzen?
    Nehmen wir Frankreich und Italien, die großen Filmförderungsländer und Filmländer.
    Diese haben in erster Linie dieses Belohnungsprinzip.
    Sie können sich das auch leisten, weil sie eine intakte Filmwirtschaft haben.
    Bei der Bundesrepublik war das eben nicht so.
    Aber auch in Frankreich und in Italien, insbesondere in Frankreich, geht man dazu über, mehr und mehr das selektive Prinzip zu nehmen und danach zu fördern.
    Welche Erfahrungen hat man in der Bundesrepublik nun mit diesem Filmförderungsgesetz gemacht?
    Das Filmförderungsgesetz hat die Zahl der Qualitätsfilme, jedenfalls nach 1974, enorm hochgebracht.
    Wir haben ungefähr 75 Filme, davon werden ca.
    25 gefördert.
    Durch die Projektförderung insbesondere ist die Zahl der Prädikatsfilme auf das Doppelte bzw.
    auf das Dreifache gegenüber zurückliegenden Jahren gestiegen.
    Hat die Filmförderung in der Bundesrepublik Deutschland überall gleichen Anklang gefunden oder gibt es doch gewisse Angriffspunkte?
    In den Bereichen, wo kulturelle Verantwortung besteht, wird dieses Gesetz im Großen und Ganzen sehr anerkannt.
    Angriffe gibt es von der Seite, die mehr nach dem Belohnungsprinzip arbeiten wollten.
    Das sind die mehr etablierten Filmschaffenden und diejenigen, die glauben, es werde zu viel Qualität gefördert.
    Die meinen, das sei ein Wirtschaftsgesetz und dann dürfe bei einem Wirtschaftsgesetz die Kultur völlig vernachlässigt werden.
    Glauben Sie, dass das Filmförderungsgesetz, dass die Art der Filmförderung, wie sie in der Bundesrepublik geschieht, auch in Österreich angewendet werden kann?
    Ein Land, das eine eigene Filmkultur erst aufbauen will oder wieder aufbauen will, genauer gesagt, wird sich wahrscheinlich nicht, jedenfalls nicht allein, dieses Belohnungsprinzip leisten können.
    Denn wenn noch nichts oder wenig da ist, kann man auch wenig belohnen.
    Man muss gezielt vorgehen, man muss sich des Sachverstandes der Filmexperten bedienen, um Projektförderung zu machen und
    Ich glaube, dieses wäre eine Möglichkeit für jedes Land, das eben keine so ausgebaute Filmwirtschaft hat, wie beispielsweise Frankreich und Italien.
    Das war ein Beitrag über Filmförderung in der Bundesrepublik Deutschland.
    Es ist in einer halben Minute, 12.48 Uhr.
    Morgen Abend tritt Wolf Biermann in Wien auf, zum ersten Mal überhaupt.
    Der Protestsänger aus der DDR, aus seiner Heimat ausgebürgert, lebt seit vorigem Jahr in seiner Geburtsstadt Hamburg.
    Er führt nicht das Leben eines emigrierten Dissidenten.
    Biermann bekennt sich immer noch zum Kommunismus und ist sogar als ausländisches Mitglied der Kommunistischen Partei Spaniens beigetreten.
    Seine Sympathie gilt dem sogenannten Eurokommunismus, der kommunistischen Bewegung, eben vor allem in Spanien und auch in Italien.
    Wolf Biermann gibt derzeit in der Alten Schmiede in Wien eine Pressekonferenz.
    Ich schalte jetzt zu unserem Funkwagen.
    Reporter ist Ferdinand Hennerbichler.
    Roland Markatski, die Pressekonferenz Wolf Biermanns hier in der Galerie der Alten Schmiede im 2.
    Stock im 1.
    Wiener Gemeindebezirk.
    Diese Pressekonferenz ist noch im Gang.
    Ich fasse im folgenden Bericht kurz zusammen den bisherigen Verlauf der Pressekonferenz.
    Begonnen hat es so.
    Wolf Biermann wurde zu Beginn der Pressekonferenz gefragt.
    ob er sich nun irgendwo im besten Zuhause fühle, wo er glaube, dass nun seine Heimat liege und ob er denke, nun heimatlos zu sein.
    Biermann sagte darauf, er wohne nun wieder in seiner alten, neuen Heimatstadt Hamburg und er fuhr dann auf die weiteren Nuancen dieser Fragestellung fort.
    Der Ort, an dem ich jetzt leben muss, ist in der Tat ein sehr
    widersprüchliche Gefühle erzeugender, denn ich bin nun in der Fremde und wieder zu Hause.
    In der Fremde, weil mir die Gesellschaft, das heißt die bürgerliche Gesellschaft in Westdeutschland,
    so fremd sein muss wie jedem, der aus einem der Länder kommt, die sich schon sozialistisch nennen.
    Und in meiner Vaterstadt Hamburg.
    Mir wäre es am liebsten, Hamburg würde in der DDR liegen.
    Und
    Es sieht im Moment nicht so aus, als ob ich in nächster Zeit in die DDR zurück kann.
    Im Moment geht der Strom ja eher in entgegengesetzter Richtung, wie Sie wohl gehört haben, gemerkt haben.
    Es verlassen sehr viele jetzt das Land.
    Man muss sich allmählich schon die traurige Frage stellen, ob man nicht in der Bundesrepublik eine vorübergehende Vertretung der DDR eröffnen muss, Abteilung Exil.
    Auf die Frage dann, ob nun seiner Meinung nach ein geradezu ein Adalas an Intellektuellen aus der DDR eingesetzt habe, den das ostdeutsche Regime unter Umständen auf Dauer gar nicht mehr verkraften könnte, meinte dann Biermann.
    Ich meine aber,
    dass Ihr Wort vom Adalas, das Sie gebraucht haben und nicht ich, eine falsche politische Perspektive suggeriert.
    Mir kommt es so vor, dass der Weggang zu vieler aufrichtiger und fähiger Menschen, besonders von linken Leuten, von Kommunisten,
    Denn die bürgerlichen Reaktionäre sind ja längst weg.
    Dass dieser Weggang nur bei oberflächlicher Betrachtung eine so verheerende Wirkung hat, wie man vielleicht denken muss.
    Denn
    reden wir nicht so abstrakt darüber.
    Schauen wir uns konkret an, was passierte denn in der DDR nach meiner Ausbürgerung.
    Ich weiß nicht, wie Sie diese Sache einschätzen, aber ich meine, dass eins deutlich geworden ist, die
    Den einen Biermann sind sie losgeworden, haben aber, wie Sarah Kirsch mir mal sagte, die jetzt auch gekommen ist, mindestens zehn neue auf dem Halse.
    Sie dürfen nicht verkennen, dass gerade nach meiner Ausbürgerung, trotz des politischen Terrors gegen Andersdenkende,
    sehr viele Schriftsteller zum Beispiel, sich endlich dazu aufgerafft haben, ihre Meinung zu sagen.
    Die kommunistische Opposition wird stärker und nicht schwächer.
    Und gerade weil sie stärker geworden ist in den letzten Jahren, nach der tiefen Enttäuschung, nach der tiefen Demoralisation, die durch den Einmarsch in die Tschechoslowakei
    sich breit machte.
    Gerade deswegen ja diese brutale Panik der stalinistischen Bürokratie in der DDR.
    Man könnte also, wenn man es vielleicht ein bisschen zu witzig ausdrücken möchte, sagen, es ist deswegen so viel schlechter geworden, weil es so viel besser geworden ist.
    Auf die Zukunft der DDR angesprochen, zeigte sich der Sänger dann betont zurückhaltend und unter Strich, er sei kein Prophet und er könne nun einmal nicht vorhersehen und auch nicht vorhersagen, wohin die DDR auch bei wachsender Opposition politisch gehen könnte.
    Nächste Frage, Herr Biermann, sind Sie Euro-Kommunist?
    Darauf der Sänger wörtlich, ja, um das so kurz und so falsch zu sagen, ja.
    Er bestätigte dann, dass er Mitglied der kommunistischen Partei Spaniens sei, einer kommunistischen Partei in Westeuropa mit der derzeit wohl liberalsten Führungsspitze und Biermann bedauerte, dass er keinen Zugang zur kommunistischen Partei der Bundesrepublik Deutschland finden könne.
    Er qualifizierte diese Partei, die Kommunistische Partei der Bundesrepublik also, als von der DDR ausgehaltene Filiale ab.
    Zusatzfrage, warum trete er dann in Wien auf, eingeladen von der Sozialistischen Partei Österreichs, deren Parteivorsitzender, Bundeskanzler Kreisky, nach Meinung eines fragenden Journalisten bekannter Kommunistengegner sei?
    Darauf Biermann, er sei immer schon für den Dialog eingetreten, in erster Linie für den Dialog unter den Kommunisten, dann aber auch für einen Dialog mit den Sozialdemokraten.
    Das wolle er in Wien wieder unterstreichen.
    Und im Übrigen sei Kreisky vergleichsweise ein Kind dagegen, wenn er bedenke, als welch großer Kommunistenfeind und Kommunistengegner er selber, Biermann, verteufelt werde.
    In der weiteren Diskussion wollten dann Teilnehmer der Pressekonferenz, die Biermann mit Du anredeten, von ihm eine Unterschrift für eine Erklärung zugunsten von Bader-Meinhof-Terroristen, die in Stuttgart im Stammheimer Gefängnis inhaftiert sind, erhalten.
    Biermann hat dies abgelehnt.
    Er versprach dann auf dringliche Bitten,
    weiterer Teilnehmer dieser Pressekonferenz, die offenbar keine Journalisten waren, auch vor der neuen Arena in Wien einmal aufzutreten.
    Und er betonte mehrmals, er würde auch ganz gern vor den österreichischen Kommunisten singen, wäre von der KPÖ aber leider noch niemals eingeladen worden.
    Damit ist mein Bericht fünf Minuten vor eins zu Ende.
    Ich sehe an unserem Funkwagen vorbeigehen eine ganze Reihe von Teilnehmern dieser Pressekonferenz.
    Ich nehme an, die Pressekonferenz dürfte jetzt zu Ende gegangen sein.
    Kurz ein Überblick, wie viele Journalisten waren da.
    Etwa 40 Journalisten, davon ein Drittel Berufsjournalisten.
    Ich beende damit meinen Bericht hier von einem Hof von der Alten Schmiede im 1.
    Wiener Gemeindebezirk und gebe zurück zu Roland Machatski zum Mittagschanal.
    Reporter war Ferdinand Hennerbichler und wir schließen jetzt das Mittagsjournal mit einer Zusammenfassung der Nachrichten.
    Österreich.
    Jenes Gremium, das vielfach als Waisenrad bezeichnet wird, tritt heute Nachmittag im Finanzministerium zusammen, um die bisherigen Erfahrungen des von ihm propagierten Bonus-Malus-Systems zu erörtern.
    Der ÖAMTC wiederholt seine Forderung nach EU-Abstimmung über das neue Prinzip.
    Außerdem verlangt die Kraftfahrerorganisation eine Presse-Enquete durch das Finanzministerium, um Missverständnisse auszuräumen.
    Unterdessen werden aus Salzburg alarmierende Zahlen über das Ansteigen der Fahrerflucht gemeldet.
    Im August 1977 wurden um 75% mehr Fälle registriert als im vergleichbaren Zeitraum des Vorjahres.
    Wie aus einer Studie der Oberösterreichischen Arbeiterkammer hervorgeht, sind die Autoersatzteile in Österreich zwischen 25 und 80 Prozent, in manchen Fällen sogar um mehr als 100 Prozent teurer als in der Bundesrepublik Deutschland.
    2.500 Ersatzteile für 49 Autotypen wurden untersucht.
    Grundlage der Studie waren die empfohlenen Listenpreise.
    Nach Ansicht des Vizepräsidenten der Oberösterreichischen Arbeiterkammer bestehen auch bei Elektrogeräten und im Besonderen bei Fernsehapparaten eklatante Preisunterschiede zwischen Österreich und der Bundesrepublik Deutschland.
    Finanzminister Androsch erklärte in einer Stellungnahme zum Bundeshaushalt 1978, der Budgetvoranschlag sei unter dem Aspekt erstellt worden, dass die konjunkturelle Entwicklung allein keine wesentliche Verbesserung der Budgetsituation erwarten lasse.
    Dennoch bestehe die Notwendigkeit, die Einsatz- und Leistungsfähigkeit des Budgets zu vergrößern, der Bundeshaushalt werde möglichst restriktiv gehalten werden, erklärte Androsch.
    ÖVP-Klubobmann Korenz stellte anlässlich des Forums Altbach fest, die tief verwurzelten Gegensätze zwischen den Vertretern der Privat- und der Gemeinwirtschaft hätten in den vergangenen 15 Jahren wesentlich abgebaut werden können.
    Die Schwierigkeiten in der österreichischen Eisen- und Stahlindustrie verschärfen sich.
    Zur Eindämmung von Billigimporten, vor allem aus Norditalien, mussten die inländischen Stahlfirmen eine 10-prozentige Preissenkung vornehmen.
    Der neue Konzernchef der Föstalpine, Abfalter, kündigte zur Eindämmung der Schwierigkeiten des verstaatlichten Eisen- und Stahlkonzerns eine Umstellung auf den Schwerpunkt der sogenannten intelligenten Produkte und eine Umorientierung in Richtung Dienstleistungsunternehmen an.
    Die Forderung des ÖAMTC, dass für österreichische Kraftfahrer in Italien die sogenannte grüne Karte abgeschafft werde, wird im Herbst von der gemischten österreichisch-italienischen Kommission erörtert.
    Großbritannien.
    Außenminister Owen und der amerikanische UNO-Botschafter Young werden in Kürze in einer Pressekonferenz Einzelheiten über ihre jüngste Mission in Rhodesien bekannt geben.
    Rhodesian.
    Ministerpräsident Smith sagte zu den amerikanisch-britischen Vorschlägen zur Lösung des Rhodesian-Konflikts, verschiedene Kernpunkte seien zwar verrückt und katastrophal, er lehne den Plan aber nicht völlig ab.
    Libyen.
    Aus einer Radioreportage über die gestrige Parade anlässlich des 8.
    Jahrestages der Machtübernahme durch Staatschef Gaddafi lässt sich schließen, dass die libyschen Streitkräfte über Raketen verfügen dürften, mit denen auch Israel erreicht werden kann.
    Und mit dieser Zusammenfassung der Nachrichten ist unser Mittagsschanal beendet.
    Auf Wiederhören, meine Damen und Herren, auf Wiederhören um 18.30 Uhr im Programm Österreich 1 beim Abendschanal.
    Das war's für heute.

    Beiträge dieses Journals

    Nachrichten
    Datum: 1977.09.02 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Wetterbericht
    Datum: 1977.09.02 [Sendedatum]
    Schlagworte: Natur ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Kfz-Ersatzteile in Österreich ca. 25 - 80 % teurer als in der BRD
    Einblendung: Fritz Freyschlag OÖ-AK-Vizepröäsident
    Mitwirkende: Diethör, Siegfried [Gestaltung] , Freyschlag, Fritz [Interviewte/r]
    Datum: 1977.09.02 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik Österreich ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Österreichische Stahlindustrie in der Krise
    Interview: KR Maurizio (FV Eisen und Stahl), Generaldirektor Apfalter
    Mitwirkende: Diethör, Siegfried [Gestaltung] , Apfalter, Heribert [Interviewer/in] , Maurizio, Karl Heinz [Interviewte/r]
    Datum: 1977.09.02 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik ; Gesellschaft ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Analyse der Situation zu Schulbeginn
    Einblendung: Minister Sinowatz, ÖVP-Schulsprecher Gruber
    Mitwirkende: Seifert, Wilfried [Gestaltung] , Sinowatz, Fred [Interviewte/r] , Gruber, Josef [Interviewte/r]
    Datum: 1977.09.02 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Gesellschaft ; Bildung ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Pressekonferenz des US-Predigers Billy Graham vor seiner Ungarn Reise
    Einblendung: Billy Graham
    Mitwirkende: Hörmann, Otto [Gestaltung] , Graham, Billy [Interviewte/r]
    Datum: 1977.09.02 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik Österreich ; Medien und Kommunikation ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Vorschau auf arabische Außenministerkonferenz in Kairo
    Mitwirkende: Brünner, Peter [Gestaltung]
    Datum: 1977.09.02 [Sendedatum]
    Ort: Kairo [Veranstaltungsort]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Vorschau auf Volkstheater Uraufführung "Im Schatten des Turmes" Von Harald Hauser (Pseudonym von Fritz Kalmar)
    Einblendung: Erich Margo, Szene mit Hans Krasnitzer und Ernst Cohen
    Mitwirkende: Zobel, Konrad [Gestaltung] , Margo, Erich [Interviewte/r] , Krasnitzer, Hans [Interpret/in] , Cohen, Ernst [Interpret/in]
    Datum: 1977.09.02 [Sendedatum]
    Ort: Wien, Volkstheater [Veranstaltungsort]
    Schlagworte: Kultur ; Theater ; Musik ; U-Musik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Filmförderung in der BRD
    Interview: Ministerialrat Karl Jörg Biberstein
    Mitwirkende: Gellert, Walter [Gestaltung] , Bieberstein, Karl Jörg [Interviewte/r]
    Datum: 1977.09.02 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Kultur ; Wirtschaft ; Film ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Bericht von der Pressekonferenz von Wolf Biermann im Literaturquartier "Alte Schmiede" in Wien
    Interview: Wolf Biermann
    Mitwirkende: Hennerbichler, Ferdinand [Gestaltung] , Biermann, Wolf [Interviewte/r]
    Datum: 1977.09.02 [Sendedatum]
    Ort: Wien, Literaturquartier - Alte Schmiede [Veranstaltungsort]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Politik Österreich ; Medien und Kommunikation ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten

    Katalogzettel

    Titel Mittagsjournal 1977.09.02
    Spieldauer 00:59:58
    Mitwirkende Machatschke, Roland [Moderation] [GND]
    Jirkovsky, Karl [Regie] [GND]
    ORF [Produzent]
    Datum 1977.09.02 [Sendedatum]
    Schlagworte Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt
    20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ audio
    Format TKA [Tonband auf Kern (AEG)]
    Sprache Deutsch
    Rechte Mit freundlicher Genehmigung: ORF
    Signatur Österreichische Mediathek, jm-770902_k02
    Medienart Mp3-Audiodatei
    Gesamtwerk/Reihe Mittagsjournal

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