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Die Erstellung der Transkripte erfolgt mit der Transkriptionssoftware WhisperX. WhisperX basiert auf dem System Whisper der Firma OpenAI. Whisper ist ein Open Source Produkt und auf Github veröffentlicht. WhisperX ist eine optimierte Version von Whisper und wurde von der Visual Geometry Group an der Oxford University entwickelt und auf Github veröffentlicht.
Die zur Verfügung gestellten Transkripte wurden 2024 erstellt.
KI-generiertes Transkript
Die Zeit, in fünf Sekunden ist es 12 Uhr.
12 Uhr, hier ist der österreichische Rundfunk.
Guten Tag meine Damen und Herren, hier ist das Studio des Mittagsjournals am Mikrofon Bruno Berger.
Wir berichten heute natürlich weiter über den Stand der Entführungsaffäre um Hans Martin Schleyer.
Wie reagiert die deutsche Öffentlichkeit?
Der von den Terroristen unter anderem als Geisel verlangte Pastor Niemöller nimmt Stellung und die grundsätzliche soziologische Basis der deutschen Terrorszene beurteilt Professor Alexander Mitscherlich.
Die Österreich-Themen, Sitzung des Parteivorstandes der ÖVP, erstmals eine negative Zahlungsbilanz seit Kriegsende im Monat Juli und aus dem Kulturbereich Herbert Lederers Ein-Mann-Theater geht auf Welttournee.
Soweit also die wichtigsten Schlagzeilen.
Wir beginnen mit der Meldungsübersicht.
Verantwortlicher Chef vom Dienst ist Henry Goldhahn, Sprecher Wolfgang Riemerschmid.
Bundesrepublik Deutschland.
Das Bundeskriminalamt in Wiesbaden hat heute Vormittag den Wortlaut des Schreibens der Entführer des Arbeitgeberpräsidenten Hans Martin Schleyer veröffentlicht, das am Dienstag der Polizei zugespielt worden ist.
Der Brief bestätigt die Richtigkeit der gestern bekannt gewordenen Forderungen.
Die Terroristen verlangen die Freilassung von zehn inhaftierten Gesinnungsgenossen und deswegen einer schussverletzunghaft unfähigen Buback-Attentäter Sonnenberg.
Jeder dieser Personen sollen umgerechnet 700.000 Schilling ausbezahlt werden, bevor sie in Begleitung des 85-jährigen evangelischen Pastors Niemöller und eines Vertreters der UNO in ein Land ihrer Wahl gebracht werden.
Der Bundestag in Bonn hat heute der vier Opfer des Attentats auf Schleier gedacht.
Bundestagspräsident Carstens betonte, die Mordanschläge der jüngsten Zeit richteten sich nicht in erster Linie gegen die unmittelbaren Opfer, sondern gegen die freiheitliche Ordnung im Gesamten, ja gegen jede menschliche Ordnung überhaupt.
Im Bundestag in Bonn hat heute eine Debatte über die umstrittene Northrone-Waffe begonnen.
Die Regierung betonte, es sei ausschließlich Sache des amerikanischen Präsidenten Carter, über die Ausrüstung der NATO-Streitkräfte mit der neuen Waffe zu entscheiden.
Das konventionelle Rüstungspotenzial der Staaten des Warschauer Paktes in Mitteleuropa sei dem der NATO quantitativ überlegen, heißt es in der deutschen Regierungserklärung.
Da Westeuropa verteidigt werden müsse, ohne dass ein zu früher Einsatz von Nuklearwaffen nötig wird, sollten die konventionellen Streichkräfte des Nordatlantikpaktes verstärkt werden.
Großbritannien.
Premierminister Callaghan wird heute, begleitet von Außenminister Owen und Schatzkanzler Healy, nach Bonn reisen.
Geplant sind Gespräche mit Bundeskanzler Schmidt und anderen prominenten Politikern.
Deutsch-Britische Konsultationen finden in regelmäßigen Abständen statt.
Wirtschaftsfragen dürften auch heute wieder im Mittelpunkt der Beratungen stehen.
König Juan Carlos und Königin Sofia sind heute nach Venezuela abgereist, der ersten Station ihrer zehntägigen Rundreise durch sechs lateinamerikanische Länder.
Das Königspaar wird nach Venezuela, Guatemala, Honduras, El Salvador, Costa Rica und Panama besuchen.
Die Reise dient der Festigung der freundschaftlichen Beziehungen zwischen Spanien und Lateinamerika.
Drei Tage nach dem Verschwinden der Tochter des belgischen Konsuls in Valencia haben sich die angeblichen Entführer gemeldet.
Nach eigenen Angaben der Geiselnehmer gehören sie zu der linken Untergrundorganisation Patriotische Antifaschistische und Revolutionäre Front.
Die Entführer verlangen für die Freilassung des vierjährigen Mädchens umgerechnet etwa 17 Millionen Schilling Lösegeld.
Das Mädchen wurde am Montag vor der Residenz seiner Eltern in der ostspanischen Küstenstadt gekidnappt.
Rumänien.
Nach einer Meldung der jugoslawischen Nachrichtenagentur TANJUK hat eine rumänische Zeitschrift die eurokommunistischen Thesen verteidigt und den Einmarsch der Streitkräfte der Staaten des Warschauer Paktes in Ungarn und in der Tschechoslowakei verurteilt.
Die vom Zentralkomitee der Kommunistischen Partei Rumäniens herausgegebene Zeitschrift »Geschichtliche Annalen« bezeichnet die tragischen Ereignisse von 1956 in Ungarn als berechtigte Revolte angesichts der Unzufriedenheit des Volkes und der falschen Politik der Rakotsiklik.
Jede Interpretation im Sinne eines Versuches, ein pluralistisches demokratisches System einzuführen oder im Sinne einer typischen Kontrrevolution wird von den »Geschichtlichen Annalen« zurückgewiesen.
Im Falle der Tschechoslowakei wird die Intervention von 1968 eine durch nichts zu rechtfertigende Maßnahme genannt.
Die Zeitschrift erklärt, in der Tschechoslowakei habe es damals keine Konterrevolution gegeben, ja nicht einmal die Gefahr einer solchen.
Zum Eurokommunismus schreibt das Blatt, die Selbstverwaltung in Jugoslawien, der historische Kompromiss in Italien, der Sozialismus der französischen KP oder der Eurokommunismus nach spanischer Auffassung sei in keinem Fall als kätzerischer Weg zu betrachten, weil diese Strategien auf der freien Wahl des eigenen nationalen Weges zum Sozialismus beruhten.
Iran.
Der jugoslawische Staats- und Parteichef Tito ist heute während eines Zwischenaufenthaltes in Teheran auf seiner Rückreise aus China mit Shah Reza Pahlavi zusammengetroffen.
Tito und der persische Monarch erörterten die Lage im Nahen Osten und den Konflikt zwischen Äthiopien und Somalia.
Der jugoslawische Staatschef unterrichtete den Shah auch über seine Gespräche in China, in Nordkorea und in der Sowjetunion.
USA.
UNO-Botschafter Yang erklärte heute vor einem Ausschuss des Repräsentantenhauses, wirtschaftliche und politische Sanktionen gegen Rhodesien seien nicht sinnvoll.
Die weiße Minderheitsregierung könnte derartige Maßnahmen noch jahrelang überdauern.
Yang rechnet damit, dass der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen bereits innerhalb der nächsten Wochen der Ernennung eines UNO-Sonderbeauftragten für Rhodesien zustimmen wird.
Nach dem britisch-amerikanischen Rhodesien-Plan soll der UNO-Repräsentant zunächst einen Waffenstillstand zwischen der Regierung Smith und den schwarzen Nationalisten aushandeln.
Österreich.
Die Industriellenvereinigung stellt heute in einer Aussendung fest, es habe schon seit vielen Jahren kein Gesetzentwurf derartige Unruhe und Unmutsäußerungen ausgelöst, wie der Entwurf zum zweiten Abgabenänderungsgesetz.
Das wachsende Echo aus Industriekreisen fasst die Industriellenvereinigung folgendermaßen zusammen.
Die Rechtsunsicherheit werde deutlich verstärkt.
Der Eingriff in fundamentale Steuergrundsätze gebe Anlass zu ernsten Bedenken, weil er ein erster Schritt zur staatlichen Gewinnregulierung und zur Nichtachtung des Prinzips der Bilanzwahrheit sei.
Insgesamt bedeutet der Entwurf zum zweiten Abgabenänderungsgesetz eine Abnahme der gesamtwirtschaftlichen Substanz, der eine entschlossene Anregung zu Investitionen und Exportanstrengungen unmöglich mache, heißt es abschließend in der Aussendung der Industriellenvereinigung.
Gestern Abend und während der vergangenen Nacht kam es im Kärntner Unterland wieder zu Schmieraktionen.
Bisher unbekannte Täter schrieben mit grünem Sprühlack auf verschiedenen Hinweis- und Ortstafeln die Ziffer 7, womit sie offensichtlich auf den Artikel 7 des Staatsvertrages anspielen wollten.
Die nächsten Gemeinderatswahlen in Graz werden am Sonntag, dem 29.
Jänner 1978, abgehalten.
Über diesen Termin wurde heute zwischen den Vertretern der SPÖ, ÖVP und der Freiheitlichen Partei Einigung erzielt.
Nach Angaben der Beratungsteilnehmer kam bei der Festlegung dieses Termins
die Tatsache besonderer Bedeutung zu, dass ein kurzer, intensiver Wahlkampf im Interesse der Grazer Bevölkerung liege und mit der Wahl am letzten Sonntag im Jänner die kommunale Arbeit in der steirischen Landeshauptstadt fast ohne Unterbrechung weitergeführt werden könnte.
Im Raumglocknitz in Niederösterreich hat sich heute um 11.04 Uhr ein leichtes Erdbeben der Stärke 4 nach der zwölfteiligen Mercalliskala ereignet.
Schäden wurden nicht gemeldet.
Die Bevölkerung wird gebeten, Wahrnehmungen dem Erdbebendienst der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik in Wien 19, Postleitzahl 1190, Hohe Warte, schriftlich mitzuteilen.
Das waren die Meldungen.
Die Wetterlage.
Der schwache Hochdruckeinfluss nimmt im Alpenraum weiter ab.
In der Folge stellt sich über Mitteleuropa eine Nordwestströmung ein, wodurch in unserem Bundesgebiet eine unbeständige Wetterphase eintreten wird.
die Wetteraussichten bis morgen früh, allgemein heiter bis wolkig, lediglich im Norden gebietsweise stärker bewölkt, Winde aus westlichen Richtungen, Nachmittagstemperaturen 20 bis 26 Grad, Tiefstwerte der kommenden Nacht 9 bis 16 Grad.
Die Wetteraussichten für morgen Freitag.
In der ersten Tageshälfte gebietsweise heiter, sonst wechselnd wolkig.
Später allgemein Bewölkungszunahme und örtlich Regen oder Regenschauer.
Winde aus West bis Nordwest.
Tageshöchsttemperaturen 17 bis 23 Grad, stellenweise bis 25 Grad.
Die Messwerte abgelesen um 12 Uhr.
Wien wolkig, 25° Westwind, 15 km in der Stunde.
Eisenstadt heiter, 26° Nordwest, 10 km.
Linz heiter, 22° Nordost, 3 km.
Salzburg heiter, 24° Nordwest, 5 km.
Innsbruck wolkig, 22° Nordwest, 2 km.
Bregenz heiter, 21° Nord, 5 km.
Graz, Heiter 27 Grad windstill und Klagenfurt-Wolkig 23 Grad windstill.
Es ist jetzt genau zehn Minuten nach 12 Uhr Mittag.
In der Affäre um die Entführung des deutschen Arbeitgeberpräsidenten Schleyer in der Bundesrepublik ist eines nun sicher.
Die deutschen Behörden und die Terroristen sind bereits mehrmals in Kontakt zueinander getreten.
Es sind mindestens zwei Briefe an die deutsche Regierung abgegangen und dort auch angekommen über Mittelspersonen natürlich.
Aber für die Regierung in Bonn ist es klar nun, was die Terroristen wollen und auch der Öffentlichkeit ist es heute mitgeteilt worden mit der Veröffentlichung des ersten Briefes.
Der zweite soll, wie aus Bonn bekannt wird, heute publiziert werden.
Wir schalten jetzt wieder nach Bonn zu Klaus Emmerich.
In der Entführungsaffäre des westdeutschen Industriepräsidenten Schleyer waren heute zwei Ereignisse, die den Vormittag in Bonn bestimmt haben.
Erstens ein Gedenken des westdeutschen Bundestages an die Toten vom Montag und außerdem die Bekanntgabe des Ultimatums der Entführer von Schleyer in Briefform.
Der Westdeutsche Bundestag hat heute seine Herbstarbeit aufgenommen.
Präsident Karl Carstens hat dies zum Anlass genommen, auf die terroristischen Ereignisse der letzten Tage und Wochen so einzugehen.
In dieser schweren Stunde sind wir aufgerufen, den freien deutschen Staat zu schützen, den die Generation von 1949 geschaffen hat.
in redlicher Gesinnung und von dem Willen beseelt, den inneren und äußeren Frieden, Freiheit und Gerechtigkeit für unser Land zu verwirklichen.
Wir sind aufgerufen, diesen unseren Staat mit allen nach unserer Verfassung möglichen Mitteln zu schützen.
Wir haben nicht viel Zeit.
Sie haben sich im Gedenken an die Opfer von Ihren Sitzen erhoben,
Ich bitte Sie, Jürgen Pontos, Reinhold Brennles, Helmut Ulmos, Roland Pilos und Heinz Marzis eine Minute schweigend zu gedenken und Hans-Martin Schleyer in ihre Fürbitte einzubeziehen.
Fast mit Händen konnte man die Erschütterung der anwesenden 500 Abgeordneten des Westdeutschen Bundestages greifen.
Während das Parlament zur Routinearbeit überging und sich unter anderem am Beispiel der Verteidigungspolitik mit der Neutronenbombe befasste, wurde dann etwa eine Stunde später jener Brief veröffentlicht, der schon seit Dienstag in den Händen der westdeutschen Sicherheitsbehörden ist.
Dieser Brief ergibt nach einer Analyse, die nun auch den Journalisten zugänglich ist, Folgendes.
Die Verantwortung für die Entführung von Schleyer, bei dem vier seiner Begleiter am Montagnachmittag in Köln auf offener Straße erschossen wurden, diese Verantwortung geht an ein Kommando Siegfriedhausener.
Eine direkte Querverbindung also zu dem Überfall auf die westdeutsche Botschaft in Stockholm.
Und hier wird gleichzeitig von den westdeutschen Sicherheitsbehörden auch ein nochmal bestätigtes Motiv.
für die Gewalttaten der letzten Zeit gesehen, nämlich nicht mehr Ideologie, sondern ausschließlich die Absicht, die einsitzenden Terroristen aus den westdeutschen Gefängnissen herauszuholen.
Zweitens fällt auf in diesem Brief das Selbstbewusstsein.
Es wird Bonn vorgeworfen, Unterschlagungen begangen zu haben, vor allem aber verweist man auf die Schlussformel.
Wir, so schreiben die Terroristen selbstbewusst, gehen davon aus, dass Schmidt, gemeint ist der westdeutsche Regierungschef, nachdem er in Stockholm demonstriert hat, wie schnell er seine Entscheidung fällt, sich bemühen wird, sein Verhältnis zu diesem fetten Magnaten der nationalen Wirtschaftscreme ebenso schnell zu klären.
Soweit das Endzitat aus dem Brief, das nun als eine besondere Herausforderung auch in Bonn empfunden wird.
Die Einstellung der Fahndung ist ebenfalls einer der Hauptbegehren der Terroristen.
Bonn hat sich bisher darin nicht gehalten.
Die Forderung, elf Häftlinge freizulassen, darunter Verena Becker schon zum zweiten Mal, wenn es geschehen würde,
Und die ultimative Forderung, gestern bis 8 Uhr früh diese Freilassung der elf Terroristen vorzunehmen, das ist das Weitere, was aus der Analyse ergibt, dass Bonn weiterhin auf Hart spielt.
Gleichzeitig fällt auf, dass in der Frage der Begleitung, die die Terroristen für die auszufliegenden elf Häftlinge fordern, nämlich den westdeutschen Pfarrer Niemöller,
und den UNO-Beamten und UNO-Beauftragten Peillot besonders höflich vorgehen.
Sie sagen nämlich, wie wir vorschlagen würden.
Das Geld, je 700.000 Schilling umgerechnet, je freizulassende Häftling und die Forderung nach Veröffentlichungen, Bonn will weiter hart bleiben.
Bis in dieser Minute ist kein Anzeichen zu sehen, dass der sogenannte große Krisenstab noch einmal zusammentritt, denn er ist die eigentliche Instanz, die jetzt zu entscheiden hat.
Soweit also Klaus Emmerich aus Bonn.
Eine besondere Rolle bei einem möglichen Gefangenenaustausch, wie bereits berichtet, spielt ein Pastor, Pastor Niemöller.
Der 85-jährige Pastor, der von den Terroristen als Geisel verlangt wird, rang während der NS-Zeit einen weltweiten Ruf als kompromissloser Kämpfer der gegen Hitler eingestellten sogenannten bekennenden Kirche.
Niemöller musste für seine Überzeugung sieben Jahre in ein Konzentrationslager.
Niemöller begann seine Tätigkeit als Seelsorger in Berlin.
Von dort aus wurde er wenige Jahre später als persönlicher Gefangener des Führers in die Konzentrationslager Sachsenhausen und Dachau verschleppt.
Nach dem Kriege war Niemöller im Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland als Präsident der Kirche von Hessen-Nasser und schließlich im Weltkirchenrat in Genf tätig.
Daneben forcierte er maßgeblich die Anti-Atom-Kriegsbewegung, die Internationale der Kriegsdienstgegner und die Hilfsaktion Vietnam.
Bei seinen politischen und kirchlichen Gegnern gilt Niemöller als Dickschädel, bei seinen Freunden als unbequemer Bekenner im Sinne Martin Luthers und konsequenter Streiter für eine humanere Gesellschaft.
Und diesen Pastor Niemöller wollen wir nun per Telefon hören und zwar zu den Fragen, wird er dem Verlangen der Terroristen nachkommen und welche Einstellung hat er sich selbst gegenüber als mögliche Geisel?
In dem Augenblick, wo man sowas annimmt, wenn ich drum gebeten werde und mir gesagt wird,
Bitte tun Sie das, das hängt Leben dran, Blutvergießen zu vermeiden oder sonst etwas, dann stelle ich mich zur Verfügung, weil ich ja in dieser Welt keine irgendwie geartete persönliche Verantwortung mehr trage.
Meine Kinder sind alle erwachsen und gesättelt, also ich war besser ein Mann von 86 Jahren,
Er setzt sein Leben dafür aufs Spiel als ein junger Mann.
Ich halte mich nicht zur Verfügung.
Ich mache mein Programm so lange weiter.
Ich habe hier zwei Tage zum Ausruhen.
Das war längst geplant.
Ich war unterwegs, haben wir die Nachricht durch den Rundfunk gekriegt, wo plötzlich mein Name, worauf ich gar nicht gefasst war,
Und ich fahre über 9 früh nach Wiesbaden zurück.
Da ist eine Friedenskundgebung von der Friedensgesellschaft, die ich hier 17 Jahre lang geleitet habe.
Und dann fahre ich wieder nach München zurück, um meinen unterbrochenen Urlaub hier fortzusetzen.
Soweit also die Worte von Pastor Niemöller.
Und zum Abschluss unserer Mittagsberichterstattung zur Affäre Schleyer noch einige Gedanken eines recht bekannten Soziologen, des ehemaligen Direktors des Sigmund-Freude-Institutes in Hamburg, Professor Alexander Mitscherlich.
Wohl pensioniert, aber natürlich geistig an der gesellschaftlichen Entwicklung, vor allem seiner Heimat, der BRD, interessiert.
Schon 1969 veröffentlichte Michelich ein Buch mit dem Titel »Bis hierher und nicht weiter«, in dem er die grundsätzliche Frage behandelte, ob die menschlichen Aggressionen unbefriedbar seien.
Auf die aktuelle Terroristen-Szene übertragen, wie steht es mit den Aggressionen gegen den Staat, gegen ein herrschendes System?
Wie kann man den Staat gegen Terroristen vom Schlage der Baader-Meinhof-Bande und deren Sympathisanten schützen?
Mitcherlich antwortet nun aus seiner Sicht zu den Fragen, wie steht es um das Aufbrechen der Ordnung und um die versuchte totale Zerstörung derselben?
Wo liegen die Wurzeln des aktuellen Terrors?
Wie konnte sich die radikale Bewegung entwickeln und wie kann oder könnte man ihr begegnen?
Professor Mitcherlich antwortete so.
Die schreckliche Einheit von Aufbrechen der Ordnung und totaler Zerstörung
Er ist ja jetzt durch diese letzte Entführung wirklich schlagschlagend bewiesen worden.
Die Terroristen, unsere Terroristen würde ich glauben, tendieren eben dazu, nach mit echter deutscher Gründlichkeit diesen Staat wirklich vollkommen zu vernichten und sich an ihre kleine Stelle zu setzen.
Es laufen eben verschiedenste Entwicklungen nebeneinander.
Und wir alle kennen diese Terroristen, die so absurde, denn ich meine, ihre Forderungen sind ja absurd, dass sie als eine Minorität, die sie sind, eine so winzige Minorität und vor allem auch ohne irgendein jemals gezeigtes Programm, eine politische, wirkliche politische Erfolge erzielen können, ist ja sicherlich ausgeschlossen.
Sie agieren und dieses Agieren, meine ich, ist deshalb so schwer zu entziffern, weil wir alle diese Leute ja nicht genug kennen.
Wir kennen sie erst sozusagen als Kriminaltäter.
Aber wir kennen sie noch nicht.
Wir kennen sie nicht in ihrer Vorgeschichte.
Und welche verschiedenen Herkünfte sie haben.
Herr Bader zum Beispiel kommt aus einer vollkommen anderen Lebenshintergrund als die Frau Enslin.
Ganz heterogene Leute sind das.
Kooperieren sie eben sehr effektvoll, destruktiv.
In der Destruktion sind sie vollkommen kooperativ.
Der linksradikale Terrorismus hat natürlich in den Hochschulen, in den Hörsälen begonnen.
wo also die freie Meinungsäußerung tatsächlich unterbunden worden ist.
Nur haben wir alle nicht geglaubt, dass das über die Hörsäle hinausgeht und dass es also Morde, dass es eine reine Mörderorganisation wird.
Das ist ja die innere Entwicklung, die diese Leute genommen haben, in dem Moment, in dem sie nicht mehr zurück konnten, sondern es für sie sozusagen nur noch ein Vorwärtsgehen.
Jetzt kommt die neue Frage.
Was ist der Unterschied zwischen Aggressivität, zwischen Neuerung, durch Bedürfnis nach Neuerung,
zu bejahenden Bedürfnissen nach Rekonstruktion und neuer Freiheit?
Und was ist Destruktion?
Und diese beiden Momente, das Erneuerungsprinzip und das Prinzip der Zerstörung, hängen aufs Innigste miteinander zusammen, das wissen wir.
Und warum es nun in allen Ländern zu einer, oder in allen Ländern, ich meine in eben sehr vielen Ländern,
zu derart destruktiven Äußerungen kommt, dass also zum Beispiel die Freiheitsbewegung zu gleicher Zeit immer auch eine Bewegung von äußerster Zerstörungssucht ist und dass der Begriff Nation und National sozusagen Schreckensbegriffen geworden sind.
Das müssen wir uns auch einverstehen.
Ich glaube, dass eine Prophylaxe
wirklich nur in einer Aufklärung liegt.
Ich meine, ich glaube, dass Prophylaxe zwar notwendig ist, aber eben nicht wahrscheinlich niemals vollkommen erreicht werden kann, dass man damit wirklich Verbrechen so sicher vorbeugen kann, dass man nicht mit ihnen rechnen muss.
Dass man sich stattdessen aber überlegen soll, warum in welcher historischen Situation, heute, jetzt, heute früh,
Wir uns befinden, dass unter uns Leute sind, die das Bedürfnis haben, diesen Staat zu
Professor Alexander Mitscherlich zur soziologischen Basis der deutschen Terrorszene.
Es ist jetzt acht Minuten vor halb eins geworden.
Österreich Berichterstattung.
Allmonatlich veröffentlicht die österreichische Nationalbank die sogenannte Zahlungsbilanz.
Besonders gespannt warteten die Wirtschaftsexperten in Österreich auf die Ergebnisse des Monats Juli.
Die Gründe dafür sind schnell aufgezählt.
Einerseits ist der Juli der traditionelle Ferienmonat und bringt viele Devisen nach Österreich und andererseits ist der heurige Juli durch die Zollbefreiung im Handel mit den Mitgliedstaaten der europäischen Gemeinschaften gekennzeichnet.
Einzelheiten zu der soeben veröffentlichten Gesamtrechnung für, wenn man es so sagen will, für die Firma Österreich stellt nun im folgenden Beitrag Helmut Klezander vor.
Erstmals seit bestehender monatlichen Abrechnungen ist die österreichische Zahlungsbilanz im Juli passiv.
Fachleute warnten bereits zu Beginn des heurigen Jahres vor der sich drastisch verschlechternden Situation dieser Gegenüberstellung von Einnahmen und Ausgaben.
Diese Warnungen, seien sie von noch so pessimistischen Annahmen ausgegangen, sind mit der Zahlungsbilanz für den Monat Juli von der Wirklichkeit noch übertroffen worden.
Direktor Rieger von der Österreichischen Nationalbank, zuständig für den Zahlungsverkehr mit dem Ausland und die Erstellung der Zahlungsbilanz, stellt fest... Die Zahlungsbilanz für Juli zeigt zum ersten Mal ein Passivum.
Wir hatten in keinem Monat Juli ein Passivum.
Und das geht zurück auf eine sehr starke Steigerung des Handelsbilanzdefizits um mehr als 2,3 Zehntel Milliarden Schilling.
In der Handelsbilanz werden die Ein- und Ausfuhren Österreichs ausgewiesen.
Im Juli exportierte Österreich Waren um 13,3 Milliarden Schilling, importierte um 20 Milliarden.
Die Differenz 6,7 Milliarden Schilling liegt um 53 Prozent über dem Defizit des Monats Juli im Vorjahr.
Die seit längerer Zeit ständig steigende Differenz zwischen den Ein- und Ausfuhren ist in zwei Einflüssen begründet.
Erstens, in den vergangenen 15 Jahren haben sich die Realeinkommen, also die tatsächliche Kaufkraft, in Österreich mehr als verdoppelt.
Zweitens, alles, was der Österreicher mehr verdient als in den vergangenen Jahren, wird offensichtlich zum Kauf ausländischer Waren verwendet, weil österreichische Firmen falsche oder zu teure Produkte erzeugen.
Mit dem wirtschaftspolitischen Schlagwort wird diese Situation als Strukturproblem umschrieben.
Mit ein Grund für das exorbitant hohe Handelsbilanzdefizit ist die Zollsenkung gegenüber den Staaten der europäischen Gemeinschaften im Juli.
Zahlreiche Unternehmer warteten mit ihren Auslandseinkäufen, bis der Zoll gesenkt wurde.
Als die Zollschranken geöffnet wurden, strömten die aufgestauten Waren nach Österreich.
Soweit zur Handelsbilanz.
Eine weitere Ursache für die negative Zahlungsbilanz im Fremdenverkehrsmonat Juli, in dem die Ausländer bei ihrem Urlaub in Österreich viel Geld ausgeben, sind die steigenden Ausgaben der Österreicher bei ihrem Auslandsurlaub.
Für die Ferien in nahen und fernen Ländern wurden um 12,5 Prozent mehr als im vorigen Jahr bezahlt.
Die Erlöse aus dem Fremdenverkehr sind aber trotz aller bisherigen Katastrophennachrichten aus den österreichischen Urlaubszentren nicht so schlecht.
Von Jänner bis Juli wurden vom Feriengästen 33 Milliarden Schilling eingenommen.
Das sind nahezu 9 Prozent mehr als in den ersten sieben Monaten des vergangenen Jahres.
Diese bescheidenen Mehreinnahmen konnten aber die stark gestiegenen Importe nicht kompensieren.
Zieht man das Resümee aus diesen Zahlen, so drängt sich eine neuerliche Revision des Leistungsbilanzdefizits für das heurige Jahr geradezu auf.
Die Leistungsbilanz weist aus, ob Österreich in Summe mehr vom Ausland bekommen hat oder mehr an das Ausland bezahlen musste.
In der ersten Vorschau des Wirtschaftsforschungsinstituts wurde für heuer ein Abgang von etwa 25 Milliarden Schilling angenommen.
Die Revision im Juni brachte eine Korrektur von zusätzlichen 10 Milliarden auf 35 Milliarden Schilling.
Aufgrund der neuesten Zahlen ist für heuer ein Leistungsbilanzdefizit von etwa 40 Milliarden Schilling zu erwarten.
Dieser Fehlbetrag muss aber andererseits von irgendwem und von irgendwoher bezahlt werden.
Drei Möglichkeiten stehen offen.
Es können neue Schulden gemacht werden oder die Differenz kann aus den Währungsreserven bezahlt werden.
Die dritte Möglichkeit heißt einschränken.
Denn von den 40 Milliarden Schilling Währungsreserven, mit denen Österreich das heurige Jahr begonnen hat, ist sonst zu Jahresende nichts mehr da.
Finanzminister Andros hat als Konsequenz aus dieser Zwickmühle das zweite Abgabenänderungsgesetz entworfen.
Zu dieser neuen Einnahmenquelle für den Staat und Lenkhilfe für den Bürger, der nicht mehr so viele ausländische Waren kaufen soll, meint Direktor Rieger.
Ich glaube, das wird nur ein Teil eines größeren Pakets der Regierung umfassen, ohne auf Details dieses Gesetzes einzugehen.
Der wesentliche Sinn ist natürlich, die Konsumausgaben zu beschränken, Kaufkraft abzuschöpfen, das Budgetdefizit zu verringern und da ein inniger Zusammenhang zwischen der Höhe des Budgetdefizits und des Leistungsbilanzdefizits besteht, auch hier einen Beitrag zur Gesundung der Leistungsbilanz zu erreichen.
Kaufkraft abschöpfen heißt ja nichts anderes als höhere Steuern und dem Einzelnen weniger Nettolohn in der Tasche zu lassen.
Das stimmt sicherlich.
Der schwerste Schlag für die Zahlungsbilanz steht aber erst bevor.
Im Winter werden 17 Milliarden Schilling auf Bauspar- und Lebensversicherungsverträge fällig.
Wenn die Österreicher um dieses staatlich geförderte Geld wieder deutsche Autos, japanische Stereogeräte, schwedische Möbel oder den Weihnachtsurlaub auf den Bahamas kaufen, können aus dem vorhin genannten 40-Milliarden-Leistungsbilanz-Defizit durchaus noch mehr werden.
Das war ein Beitrag von Helmut Klezander.
Es ist jetzt zwei Minuten vor halb eins.
Nun zur Sitzung des Parteivorstandes der ÖVP heute in Wien.
Zwei wichtige Probleme kamen dort zur Sprache.
Das umstrittene sogenannte Abgabenänderungsgesetz des Finanzministers und die Proteste des Wirtschaftsbundes dazu.
Ich rufe nun Johannes Fischer in der Parteizentrale der ÖVP.
Herr Generalsekretär Lanner, das zweite Abgabenänderungsgesetz erfüllt im Augenblick die Gemüter der Opposition mit recht heftiger Kritik.
Der Finanzminister spricht davon, dass er etwa 400 bis 500 Millionen Schilling durch dieses Abgabenänderungsgesetz hereinbekommen möchte.
Sie haben heute in einer Bundesparteileitungssitzung erklärt, dass das Abgabenänderungsgesetz etwa 17,4 Milliarden Schilling an Mehrsteuereinnahmen bringen soll.
Wie kommen Sie zu solchen Ziffern?
Wir haben diese Zahlen überschlagsmäßig berechnet.
Man muss ja von gewissen Annahmen ausgehen.
Ich glaube, das Wesentliche für die Öffentlichkeit ist die Feststellung, dass dieses zweite Abgabenänderungsgesetz, wenn es so zum Tragen kommt, wie es derzeit der Finanzminister vorgelegt hat, eine Belastung für alle Gruppen der Bevölkerung bedeutet.
Das scheint mir das Wesentliche.
Alle, nicht nur die Selbstständigen, sondern auch die Unselbstständigen sind davon betroffen.
Ein Arbeitnehmer, der heute von seinem Betrieb eine gewisse Pension bekommt auf freiwilliger Basis, dieser wird gefährdet sein.
Ein Unternehmer, der mit seinem Pkw sein Brot ausführt,
darf dieses Auto nach diesem Vorschlag dann nicht mehr in Rechnung stellen.
Das ist ein unmittelbarer Einfluss auf seine Einkommenslage.
Wir glauben, dass
durch dieses Abgabenänderungsgesetz die Investitionsmöglichkeit der Unternehmen, der Gewerbeunternehmen, wesentlich eingeschränkt wird und nach unseren Berechnungen etwa 35.000 Arbeitsplätze gefährdet würden.
Wir hoffen daher,
dass der Appell zur Vernunft hier Früchte trägt.
Wenn Sie sagen Appell zur Vernunft, das Abgabenänderungsgesetz trifft nach Ihren eigenen Aussagen alle beteiligten Österreicher sozusagen.
Könnte es nicht sein, dass das genau der Preis ist, den der Finanzminister einfach jetzt verlangt von den Österreichern für eine Wirtschaftspolitik, der es immerhin gelungen ist in den Rezessionsjahren 75, 76 doch die Arbeitsplätze in Österreich zu erhalten?
Ich glaube, die Wirtschaft muss ja aus sich heraus leben.
Das kann man ja nicht künstlich in Bewegung halten.
Das Wesentliche ist, dass für einen Gewerbetreibenden, dass für einen Unternehmer, Wirtschaftler sein noch einen Sinn hat.
Und dieser Sinn, dieser Geist wird sowohl dem Geiste nach, als auch materiell abgedötet.
Das ist unsere große Sorge.
Der Wirtschaftsbund hat beschlossen, am kommenden Dienstag eine Protestfahrt, eine Proteststernfahrt nach Wien zu machen.
Ist diese Aktion des Wirtschaftsbundes, die ja noch vor dem Begutachtungsende des Gesetzes abläuft, auf Zustimmung der gesamten ÖVP getroffen, respektive, wenn ja, halten Sie das für eine passable Verhandlungsmöglichkeit, vor dem Ende einer Begutachtung eines Gesetzes schon mit Protestaktionen gewissermaßen beide Seiten zu verhärten?
Ich glaube, hier muss man den Gang der Entwicklung einmal deutlich aufzeigen.
Wir von der Volkspartei, insbesondere der Wirtschaftsbund, aber auch die Arbeitnehmervertreter haben auf die Auswirkungen dieses Gesetzes seit langer Zeit hingewiesen.
Hier muss man nun annehmen, nachdem das Aufmerksammachen, der Appell,
der Appell zur Vernunft bisher keinerlei Früchte getragen hat, dass man einfach eine nächste Stufe einschalten muss.
Daher diese Demonstration in Wien, die bedauerlicherweise im Hinblick auf die Autofahrer, die dadurch in Schwierigkeiten kommen in diesen Nachmittagsstunden, die bedauerlicherweise durchgeführt werden muss, als eine Art Selbsthilfeaktion gegenüber der Regierung.
Und wir von der Volkspartei stehen voll und ganz hinter dieser Aktion des Wirtschaftsbundes.
In der letzten Zeit sind Gerüchte aufgetaucht, dass innerhalb der ÖVP sich die Stimmen mehren, wonach man Neuwahlen sozusagen ausschreiben sollte.
Das heißt, wonach die ÖVP einen Neuwahlantrag einbringen möchte.
Wird die Volkspartei, Herr Generalsekretär, im Parlament einen solchen Neuwahlantrag einbringen?
Ich glaube, es wäre keine kluge politische Taktik, das, was man
heute Morgen oder übermorgen zu tun gedenkt, zunächst auf den Tisch zu legen.
Eine Taktik, die man allen bekannt gibt, ist keine mehr.
Die ganze Frage der Neuwahlen ist offenbar durch den unruhigen Kurs der Regierung zur Diskussion gekommen und ich sage und wir sagen, wenn die Regierung nicht mehr weiter kann, dann soll sie Neuwahlen ausschreiben.
Hier ist der Zug an der Regierung.
Das also meine Damen und Herren war das Gespräch mit dem Generalsekretär der ÖVP Sixtus Lanner.
Mit der Sitzung des ÖVP-Parteivorstandes und mit der für kommenden Dienstag angesetzten Demonstration des Wirtschaftsbundes beschäftigen sich heute auch die Kommentatoren der österreichischen Tageszeitungen.
Und dass es nach der vom ÖVP-Chef Taus angekündigten härteren Gangart und den Überlegungen von Wirtschafts-, Bund und Industrie tatsächlich zu einem recht heißen politischen Herbst kommen könnte, das beweist die Schärfe der Kommentare.
Leopold Esterle hat ausgewählt.
Letzter Ausweg.
Das ist der Titel des heutigen Leitartikels von Chefredakteur Peter Klar im ÖVP-Organ Neues Volksblatt.
Gemeint ist mit dem letzten Ausweg für die Regierung die Möglichkeit einer Ausschreibung von Neuwahlen.
Denn, so meint Klar, diese Regierung ist pleite.
Nicht finanziell.
Man kann Gift darauf nehmen, dass jedes einzelne der unnötig vielen Regierungsmitglieder sein Salär pünktlich auf sein Privatkonto überwiesen bekommt.
Aber politisch.
Man kann Gift darauf nehmen, dass diese Damen und Herren immer tiefer in Schwierigkeiten hineinwarten.
Der Schlamm steht ihnen schon bis zum Hals.
Möglich, dass es doch noch einen Ausweg gibt, mithilfe eines tüchtigen Lotsen.
Und deshalb wird man heute in der Bundesparteileitung der ÖVP ernst darüber beraten, ob man nicht doch trotz aller Gegnerschaft der SPÖ helfen soll.
Durch einen Antrag auf Auflösung des Nationalrates und Ausschreibung von Neuwahlen.
Damit wieder Leute die Führung übernehmen, die was davon verstehen.
Soweit Peter Klar im ÖVP-Organ Neues Volksblatt.
Mit der Politik der Volkspartei befasst sich heute aber auch Günther Traxler im sozialistischen Zentralorgan Arbeiterzeitung.
Er meint, wie die Volkspartei das Kunststück löst, Alternativen, die sie erst erarbeiten muss, der Regierung sowieso schon immer vorgelegt zu haben, soll hier nicht näher beleuchtet werden.
Offensichtlich ist, dass hiermit Begriffen wie Alternative und Angebot der Zusammenarbeit Schindluder getrieben wird.
Wenn die Volkspartei die Höhe des Defizits ebenso beklagt wie die der Steuern und einfach beides gesenkt haben will, ohne zu sagen, wo gespart werden soll, wird sich kaum wer finden, der dieser Forderung den Titel einer sinnvollen Alternative verleiht.
Was die Zusammenarbeit betrifft, so ist sie doch stets an zwei Voraussetzungen gebunden.
Erstens, sie kann nicht darin bestehen, dass die Regierungspartei blind das tut, was die Opposition möchte, und zweitens, umso weniger, wenn das, was sie möchte, keinen Sinn ergibt.
So aber stellt es sich die ÖVP offenbar vor.
Die Wirklichkeit sieht freilich anders aus.
Während Taus die Zusammenarbeit anbietet, kündigt der Wirtschaftsbund eine Demonstration an und bleiben die Wirtschaftspartner von der ÖVP seit einem vereinbarten Gespräch mit Regierung und ÖGB fern, nur weil ihnen die Demonstration der beleidigten Leberwurst mehr bedeutet als Österreichs Wirtschaft.
Man kann davon ausgehen, dass es die sozialistische Regierung wie bisher so auch künftig ohne die ÖVP schafft.
Was für Günther Traxler in der Arbeiterzeitung nur die Demonstration einer beleidigten Leberwurst ist, das bezeichnet Peter Rabl im Kurier als scharfen Bruch im längst gewohnten Zeremoniell von Auseinandersetzungen zwischen Wirtschaft und sozialistischer Regierung.
zur angekündigten Demonstration des Wirtschaftsbundes meint Rabel nämlich... Rudolf Salinger persönlich wäre es sicherlich, schon vom Typ her, auch jetzt lieber gewesen, den Streit nicht auf die Straße zu tragen.
Doch diesmal war die Verärgerung seiner Funktionäre bis hinauf in die Wirtschaftsbundspitze zu groß, als dass man sich die angekündigte Demonstration durch einen Kanzleranruf hätte ausreden lassen können.
Selbst ein in den eigenen Reihen so unumstrittener Mann wie Salinger hätte eine Absage des offenen Konfliktes in letzter Minute nicht ohne schwersten Gesichtsverlust überstanden.
Wäre Taktiker Kreisky in Hochform, hätte er das einkalkulieren müssen.
Jetzt hat er übertaktiert.
Eine wertvolle Erfahrung für Bruno Kreisky.
Und Rabel schließt.
Alle miteinander aber, Regierung und Unternehmer sollten nach der öffentlichen Auseinandersetzung bald wieder zurück an einen Tisch finden.
So gut geht es leider schon lange nicht mehr, dass wir uns monatelangen Kriegszustand zwischen den wichtigsten politischen und wirtschaftlichen Gruppen leisten können.
Das also war unsere heutige Presseübersicht, zusammengestellt von Leopold Esterle.
Heute Abend findet in Wien eine Sitzung um eine naheliche Erhöhung des Milchkrisen-Groschens statt.
Der Milchkrisengroschen ist ein Beitrag, der den Bauern vom Milchgeld abgezogen wird.
Er dient dem Absatz und der Exportförderung vor allem der überschüssigen Milch, die in Österreich nicht verbraucht wird.
Die weitere Erhöhung dieses Absatzförderungsbeitrages signalisiert eine neue Steigerung der Milchlieferungen der Bauern bei gleichzeitig stagnierendem Verbrauch.
Der Beseitigung dieser Differenz, die nicht nur die Bauern durch den Krisengroschen, sondern auch den Staat durch Zuschüsse teuer zu stehen kommt, ist seit heuer im Frühjahr Gegenstand einer Expertenkonferenz, die Vorschläge zur Beseitigung der Milchüberschüsse erarbeiten soll.
Diese Konferenz steht vor dem Abschluss und Landwirtschaftsminister Heiden hat heute früh in einem Interview im Morgenjournal erklärt,
Die Einführung von Abnahmekontingenten sei so viel wie sicher.
Mit all diesen Problemen konfrontierte Hans Adler den Präsidenten der Niederösterreichischen Landeslandwirtschaftskammer, Ingenieur Birbaum, im folgenden Gespräch.
Herr Präsident Birbaum, die Milchanquette des Landwirtschaftsministers geht im Ende zu und es scheint sich nun doch heraus zu kristallisieren, dass die Schlachtprämien gefallen sind einerseits und andererseits, dass man
den Vorzug dem System der Kontingentierung, der Milch-Kontingentierung, ab Hof gibt.
Was sagen Sie nun dazu?
Glauben Sie, dass die Wissenschaftler, die an diesem Symposium beteiligt waren, alle Unrecht haben?
Ich glaube nicht, dass sie Unrecht haben, nur erinnere mich, ich war bei der ersten Sitzung bei dieser Enquete dabei, wo ein Wissenschaftler den Vorschlag der Kontingentierung gebracht hat und alle anderen Wissenschaftler ganz hart gegen ihn waren.
Ich kenne das Ergebnis der Enquete noch nicht und weiß daher auch nicht, wie es gehandhabt wird.
Und glaube ich, eines müsste jedoch jetzt sein, dass einmal der Landwirtschaftsminister sagt, wie er es glaubt, er das politischer zu verkraften und zu verantworten, ob die Kontingentierung in der Form durchführbar ist oder nicht.
Der Landwirtschaftsminister hat sich ja eigentlich von Anfang an für eine Kontingentierung ausgesprochen und hat nun gesagt, Kontingentierung, seiner Ansicht nach, ja.
Aber mit einer relativ weiten Zurückrechnung, um die Menge der angelieferten Milch pro Hof festzustellen, wäre das eventuell ein Ausweg?
Nun, man glaubt, die Kontingentierung hat ja auch viele Gesichter.
Es gibt lockere Kontingentierungen.
Vor allen Dingen, was bei der Kontingentierung wichtig ist,
dass sie erst als letzte Maßnahme gesetzt wird.
Solange man andere Regelungen trifft, um der Milchsituation Herr zu werden, müsste man die anderen anwenden.
Auch die Schweizer haben es so gehalten, dass sie vorerst einmal alle anderen Maßnahmen eingesetzt haben und dann erst in der letzten Phase übergegangen sind dazu.
Und zweitens ist die große Frage,
Wo beginnt der Schnitt?
Wo legt man das Lineal bei der Kontingentierung an?
Meiner Ansicht nach müsste es relativ weit oben sein, denn der Staat müsste sich, weil er ja verpflichtet ist, auch für schlechtere Zeiten eine Produktion aufrechtzuerhalten, muss ja der Staat eine Überproduktion zulassen.
Und da müsste man meiner Ansicht nach bei der jetzigen Produktionssituation einrenken und erst alles das, was dann drüber geht, erst kontingentieren.
der Juni des nächsten Jahres mit der völligen Änderung der Marktordnung, der eigentliche Termin, auch für eine Änderung dieses Milchmarktsystems.
Glauben Sie nicht, dass es richtig ist, gleich zusammen mit der Marktordnung auch dieses Problem abzuhandeln, anstatt einen Termin zu setzen, der sich nach dem Zeitpunkt des Milchüberangebotes liefert, indem man sagt, heute ist so und so viel Milch da, und wenn es diesen und jenen Werte erreicht, dann muss dieses System einfach eingesetzt werden.
Nun glaube ich schon, dass man es so machen könnte.
Auch die Schweiz hat es so getan.
Man hat eine Marke gesetzt.
Und nur wenn die Marke, gesamtlandes summiert, überschritten wird, dann setzt das System ein.
Der Landwirtschaftsminister hat die Möglichkeit einer österreichischen Ölproduktion, diese berühmte Ölmühle an der Donau, zum Anlass genommen, um eventuell vorzuschlagen, man möge doch diesen Rapsanbau als eine Möglichkeit des Zuerwerbes der Bauern sehen,
der eventuell einen Verdiensteentgang durch die Milchkontinentierung ausgleichen könnte.
Halten Sie diese Möglichkeit für gängig?
Man wird im Ölsaatenanbau keinen Ersatz für Grünland finden oder nur ganz bedingt.
Im Wesentlichen wird der Ölsaatenanbau eine Ausweichmöglichkeit für den Getreidebau sein.
Ich glaube nicht daher, dass man den großen Rahmen annehmen kann, dass dann der Milchbauer sich des Ölseitenanbaus bedient und einen ähnlichen Erlös findet.
Was würde Ihrer Ansicht nach eventuell als eine Möglichkeit anzusehen sein, Verdienstentgänge aus der Milchwirtschaft in irgendeiner Form auszugleichen?
Sie sehen, aus dem Grund bin ich auch.
Kein Gegner der Kontingentierung, aber kein absoluter Befürworter der Kontingentierung.
Ich habe das System in der Schweiz studiert und in der Schweiz, die haben es leichter.
Die haben doch in verschiedenen Sparten Unterproduktion, Unterversorgung, besonders beim Getreideanbau.
Und wenn man dort den Bauern auf ein bestimmtes Maß kontingentiert,
Dann, wenn der Bauer fragt, was soll ich tun, kann man ihm schnurgerade sagen, du bau Getreide an, dort haben wir noch Möglichkeiten.
In Österreich, wenn man jemanden kontingentiert, fragt sich, was soll er morgen dann erzeugen.
Und das ist die Schwierigkeit, die ganz gewaltig überdacht werden muss.
Dankeschön, Herr Präsident.
Soviel also zu den Problemen der Milchproduktion und deren Alternativen in Österreich.
Und nun zu einem Messebericht, denn zweimal jährlich steht Leipzig in der DDR im Zeichen der größten Messeveranstaltung des europäischen Ostblocks.
Seit Anfang dieser Woche ist nun die Leipziger Herbstmesse geöffnet.
Während im Frühjahr vor allem industrielle Investitionsgüter gezeigt werden, stehen auf dem Herbstprogramm in Leipzig die Konsumwaren.
Für den Bürger der ostdeutschen Messestadt ist die Veranstaltung immer ein besonderes Ereignis, denn er ist in vielen Bereichen nur Zaungast jener Konsumwelt, deren Schaufenster die Leipziger Messe ist.
Matthäus Kattinger meldet sich nun aus Leipzig.
Was eine Messe für eine Stadt und ihre Bewohner sein kann, merkt man vielleicht am besten in Leipzig.
Zweimal im Jahr, im März und im September, ändert diese Stadt ihr Gesicht und zum Teil macht oder besser muss die Bevölkerung mitmachen.
Denn dann regieren die Gäste.
Der graue Alltag muss dem Festtagsputz weichen.
Und die Leipziger wissen, jetzt gibt es wieder all jene Konsumgüter, die es in den 50 Alltagswochen nicht gibt.
Während der Messe hat man den Eindruck, nicht in der Leipziger Prühlstraße oder in der Grimmaischen Straße, sondern in einer der Geschäftsstraßen der westlichen Hauptstädte zu sein.
Dann holt die Bevölkerung Leipzigs und Umgebung nach, was während des Jahres nicht möglich ist.
Das reicht von Pelzen, elektronischen Geräten, Keramikwaren oder bestimmten Büchern bis hin zu kulinarischen Köstlichkeiten.
So erzählte mir ein einheimischer Feinschmecker in einer Menschenschlange vor einer bekannten Konditorei, die herrlichen Torten und Kuchen gebe es nur während der Messezeit.
Spätestens eine Woche danach regiere wieder die Schmalkost, besonders was die Auswahl anbelange.
Dies hat sich übrigens schnell herumgesprochen, denn kaum einer der DDR-Bürger verlässt die Konditorei, ohne nicht fünf oder gar zehn Stück Torten zu kaufen.
Die eigentlichen Weihnachten für Konsumenten sind in Leipzig die Messetage.
Die Menschenschlangen sieht man vor den Geschäften, vor den Kassen, fast überall, wo es etwas zu kaufen gibt.
So warteten heute früh eine halbe Stunde Veröffnung eines Blumengeschäftes schon weit mehr als 20 Leute geduldig, um ja noch Blumen zu bekommen.
Ähnlich bei Gemüse oder Obst.
Gekauft wird dann meist, was zu bekommen ist.
Auch wenn von den 5 Kilo Pfirsichen am nächsten Tag 3 Kilo weggeworfen werden müssen, weil sie mittlerweile verfault sind.
Was bei Obst, Blumen oder Gemüse offen zutage tritt, gilt in mancher Hinsicht auch für Textilien, Schuhe, Elektrogeräte oder Möbel.
Die Qualität ist eher schlecht und es fehlt vor allem an der Breite des Sortiments.
Meist werden nur eine oder höchstens zwei Sorten einer Ware angeboten.
Beim oft erzählten Witz, Unterhosen gibt es keine mehr, im Plan war keine Kältewelle einkalkuliert, vergeht einem sofort das Lachen, wenn man einen Blick in die Direktiven zur Erstellung des Jahresplanes wirft.
Darin sind die Grundlagen für die Produktion der Konsumgüter festgelegt.
So muss jeder Kaufmann genau den Umsatz der laufenden Periode melden, neben vielen anderen Details.
Aufgrund dieser Meldungen wird dann der Gesamtverbrauch errechnet und eine jährliche Steigerungsrate dazugeschlagen.
Und damit weiß auch jeder Händler, mit wie viel Stück eines bestimmten Artikels er im nächsten Jahr rechnen kann und muss.
Das geht dann so weit, dass zum Beispiel ein Pelzhändler im Zentrum Leipzigs alles daran setzt, seinen Kunden zu überzeugen, dass dieser Pelz nichts für ihn ist.
Er fürchtet sich davor, leere Auslagen zu haben.
Von der Kaufkraft her könnten sich die DDR-Bürger jedenfalls mehr leisten, als in den Schaufenstern zu sehen ist.
Denn die Preise der Grundnahrungsmittel, die Tarife der Mieten und der öffentlichen Beförderungsmittel werden staatlich subventioniert, also künstlich sehr niedrig gehalten.
Die Subventionen wiederkommen von den hohen Steuern, die auf hochwertigen Verbrauchsgütern liegen, wie etwa Fernsehern oder Stereoanlagen.
Oder vom teuren Benzin, 1 Liter zu 1,50 Mark.
Zum Vergleich, mit dem Gehalt des Durchschnittsbürgers in der DDR könnte man im Monat etwa 600 Liter Benzin kaufen.
Für einen Liter Benzin aber wieder neunmal mit der Straßenbahn fahren.
Ein kleiner Ausweg aus dem grauen Alltag des DDR-Konsums sind die Intershops, Interhotels und Intertanks.
Hier erhält auch der Ostbürger Waren, Speisen und Benzin aus dem Westen in einem breiteren Angebot, allerdings nur gegen westliche Währung.
Wen wundert es da, wenn westliche Devisen sehr gefragt sind, ja geradezu nach ihnen gejagt wird?
Ein Detail, der auf ein Trinkgeld wartende Kofferträger im Hotel, könnten Sie mir das in Ihrer Währung geben?
Zweimal im Jahr während der Frühjahrs- und Herbstmesse sieht der Leipziger, was er alles nicht bekommt.
Die Diskrepanz zwischen den gefüllten Messeständen und der Wirklichkeit lässt sich vielleicht am ehesten mit dem Stoßseufzer eines sich unbeobachtet glaubenden Messebesuchers charakterisieren.
Der meinte, wenn doch nur jede Zehnte der Ausgestellten waren, auch dann wirklich zu kaufen wäre.
Die Leipziger Bevölkerung hat jedenfalls damit zu leben gelernt, dass der zu Zeiten der Messe vorgehaltene Spiegel nicht dem Konsumentenalltag im ersten deutschen Arbeiter- und Bauernstaat entspricht.
Matthäus Kattinger aus Leipzig.
Streiks und Italien, das waren in der letzten Zeit zwei Begriffe, die zusammen zu gehören schienen.
Kein Wunder, dass man in Italien mit einiger Sorge der herbstlichen Lohnrunde entgegensieht, in der die Gewerkschaften traditionell mit Kampfmaßnahmen für ihre Teuerungszulagen streiten.
Die Tatsache, dass das Wirtschaftsprogramm der christdemokratischen Minderheitsregierung von beiden großen Parteien, Christdemokraten und Kommunisten, getragen wird, hat aber auch hier eine Wandlung gebracht.
Die Gewerkschaften bekennen sich zur Verantwortung, nur die außergewerkschaftlichen Kräfte machen weiter in Radikalismus.
Alfons Dahlmer aus Rom.
Als in der Nacht von gestern auf heute die Tür des Sitzungssaals, in dem die Vertreter der römischen Regierung und die Delegierten der Eisenbahnergewerkschaften des Zentralen Gewerkschaftsdachverbands verhandelt hatten, aufgemacht wurde, konnte man den Gesichtern der Teilnehmer Entspannung und Erleichterung ablesen.
Die Monatswende stand im Zeichen von außerordentlich unangenehmen Störungen des Eisenbahnverkehrs in Italien
ausgelöst durch eine gestaffelte Streikbewegung der sogenannten Autonomen, also nicht dem Dachverband der drei großen Gewerkschaftsbünde angehörenden Syndikate.
Diese sind unter den Eisenbahnern mit einem 20- bis 30-prozentigen Anteil der organisierten Arbeitnehmer überdurchschnittlich stark.
Die Verhandlung zwischen der Regierung und den Vertretern der Vereinigten Gewerkschaftsbewegung war also aus zwei Gründen besonders wichtig.
Einer der großen Fragen für den Beginn des politischen Herbstes in Italien ist überhaupt, wie sich die verschiedenen fälligen Lohnverhandlungen gestalten werden, das heißt, welche Haltung der Große Gewerkschaftsverband zur Wirtschaftspolitik der Regierung einnehmen wird.
Und zweitens, das Problem der Gewerkschaftsführung besteht darin, wie sie dem zweifachen demagogischen Druck standhalten wird,
der einmal von den autonomen Gewerkschaftsverbänden und zum anderen von den vielfältigen linksextremistischen politischen Gruppen auf sie ausgeübt wird.
Seitdem die Kommunistische Partei und mit ihr der Kommunistische Gewerkschaftsverband auf einen relativ gemäßigten Kurs gegangen sind, wittern die radikal-linken Gruppierungen Morgenluft und erhoffen sich endlich einen Kontakt
mit den echten Arbeitermassen, den sie bis jetzt nie erreicht haben.
In der kommunistischen Hochburg Bologna wollen sie in den nächsten Tagen einen gemeinsamen Mobilmachungskongress abhalten, von ihnen als Provokation gegen die kommunistische Partei gedacht und von dieser auch so aufgefasst.
Auf der anderen Seite können die unabhängigen Gewerkschaften, die zum Teil Ausdruck des typischen italienischen Individualismus und Eigensinns
zum Teil dagegen eine Tarnorganisation der neofaschistischen Kräfte sind, der Versuchung nicht widerstehen, sich den Arbeitermassen als die einzigen von den Parteien und von der etablierten Macht unabhängigen Vertreter ihrer Interessen vorzustellen.
Auch im Dachverband der etablierten Gewerkschaften gibt es in dessen Anzeichen, dass vor allem die sozialistischen, in geringerem Maße aber auch manche christlich-demokratische Gewerkschaftsgruppen
die Kommunisten in der Radikalität der Lohn- und Kollektivvertragsverhandlungen überbieten möchten.
Die Verhandlungen im Eisenbahnsektor waren also ein Test.
Die Einigung zwischen der Regierung und dem Dachverband der Gewerkschaften hat dann zweierlei gezeigt.
Erstens, die inneren Spannungen in der großen Gewerkschaftszentrale haben keine bedrohlichen Ausmasse angenommen.
Die kommunistischen, christlich-demokratischen und sozialistischen Elemente tragen der Wirtschaftskrise nach Möglichkeit Rechnung.
Sie nehmen die Herausforderung der unabhängigen Syndikalisten und der Linksgruppen an.
Und zweitens, die autonomen Gewerkschaften haben bereits eine einlenkende Reaktion auf dieses Verhandlungsergebnis gezeigt, womit sie offensichtlich der ausgesprochenen Unpopularität Rechnung tragen
auf die ihre Eisenbahnerstreikaktion der vergangenen Woche in der Öffentlichkeit und in der breiten Bevölkerung gestoßen war.
Die heutige Regierungssitzung, die erste nach zwei wöchigen Ferien, konnte also in einer relativ optimistischen Stimmung vor kurzem beginnen.
Alfons Dalma aus Romund, nun Kulturberichterstattung.
Ein fester Bestandteil der österreichischen Theaterszene ist Herbert Lederers Ein-Mann-Theater.
Bereits 27 Produktionen mit Werken von Brecht, Nestroy, Herzmanowski, Orlando, Gogol, Hemingway oder Busch hat der Schauspieler bereits herausgebracht.
Am Sonntag, dem 11.
September, verabschiedet sich Herbert Lederer mit einer Vorstellung von Herzmanowskis Gaulschreck im Rosennetz auf Schloss Grafenegg bei Krems für längere Zeit von seinem österreichischen Publikum.
Am 25.
September beginnt Lederer eine Welttournee, die ihn bis Anfang Juni 1978 durch Nord- und Südamerika, Australien, Japan und die UdSSR führt.
Im Sommer 1978 spielt Lederer wieder in seinem Theater in Flachau im Pongau.
Anschließend geht der Schauspieler wieder auf ein Jahr auf Tournee und zwar durch Afrika und Asien.
In Wien wird Herbert Lederer erst wieder im Herbst 1979 auftreten.
Walter Gellert im Gespräch mit Herbert Lederer.
Herr Lederer, für wen spielen Sie, an welches Publikum wenden Sie sich im Verlauf Ihrer Tournee?
Vor allem natürlich an die Germanisten, die German Departments in den Universitäten, deutsche Clubs, österreichische Clubs, auslandsösterreichische Vereinigungen.
Es gibt da eigentlich mehr solcher Verbände, als ich mir gedacht habe.
Zum Beispiel ein Circulo Austriaco in Mexico City.
Daneben also dann hauptsächlich natürlich die Universitäten und da besonders die Germanisten.
Es gibt ja sogar in Amerika einige Universitäten, die sich auf die österreichische Literatur spezialisiert haben und meine ganze Tournee ist eigentlich von vornherein als eine sehr österreichische konzipiert.
Welche Stücke aus Ihrem Programm, aus Ihrem Repertoire werden Sie spielen?
Playboy Nestroy.
Den Maier Hellenbrecht, der ist für die Germanisten natürlich interessant.
Den Gauschreck im Rosennetz, Herzmannowski Orlando.
Die BB-Ballade, meinen Prechtabend.
Und dann als fünftes noch einen Leseabend, lebende österreichische Lyriker.
Das ist der älteste Rudolf Henz, der jüngste Peter Henisch und dazwischen alle Generationen Artmann, Mayröcker, Jandl, Fusenecker, Puster.
im ganzen 24 Autoren.
Wenn man nun zwei Jahre weg ist, Sie haben in Wien ein Theater am Schwedenplatz, Sie haben in Flachau im Pongau ein Theater, wie knüpfen Sie dann nach diesen zwei Jahren Abwesenheit von Österreich wieder an?
Mit welchem Programm?
Ist es sehr schwierig, das Publikum wieder in Ihre Vorstellungen zu bringen?
Ja, ich habe ein Stammpublikum und
Ich weiß, dass die Frage nach dem nächsten Herbst schon immer wieder laut geworden ist.
Ich glaube, eine solche Pause ist ja manchmal auch ganz nützlich.
Die letzten zwei Jahre, speziell in Wien, waren so erfolgreich, dass man immer ein bisschen fürchten muss, wie geht das weiter, ohne ein Niveau zu verlieren.
An einigen Fällen fällt es mir natürlich nicht.
Im Juli 1979 in Flachau mit einem neuen Programm selbstverständlich herausgekommen.
Ein sehr persönliches Programm und das geht dann anschließend ungefähr im Oktober 1979 nach Wien.
So weit also das Gespräch mit Herbert Lederer und wir bringen noch Kurzmeldungen.
Bundesrepublik Deutschland.
Das Bundeskriminalamt in Wiesbaden hat heute den Wortlaut des Schreibens der Entführer Schleyers veröffentlicht, das am Dienstag der Polizei zugespielt wurde.
Der Brief bestätigt die Richtigkeit der gestern bekannt gewordenen Forderungen.
Im Bonner Bundestag hat eine Debatte über die umstrittene Neutronenwaffe begonnen.
In einer Regierungserklärung heißt es, es sei ausschließlich Sache des amerikanischen Präsidenten Carter, über die Ausrüstung der NATO-Streitkräfte mit der neuen Waffe zu entscheiden.
Österreich.
Erstmals seit Bestehen der monatlichen Abrechnungen ist die österreichische Zahlungsbilanz für den Monat Juli passiv.
Wichtigste Ursachen dieser Entwicklung sind die gestiegenen Einfuhren aus den europäischen Gemeinschaften und die Ausgaben der Österreicher für Auslandsurlaube.
Die Industriellenvereinigung erklärt in einer Aussendung, es habe schon seit vielen Jahren keinen Gesetzentwurf solche Unruhe- und Unmutsäußerungen ausgelöst, wie der Entwurf zum zweiten Abgabenänderungsgesetz.
Dieser Entwurf bedeute einen ersten Schritt zur staatlichen Gewinnregulierung und zur Nichtachtung des Prinzips der Bilanzwahrheit.
Gestern Abend und während der vergangenen Nacht kam es im Kärntner Unterland wieder zu Schmieraktionen.
Mit grünem Sprühlack wurde auf Hinweis- und Ortstafeln die Ziffer 7 gemalt.
Dies soll offensichtlich eine Anspielung auf den Artikel 7 des Staatsvertrages sein.
Die nächsten Gemeinderatswahlen in Graz werden am 29.
Jänner stattfinden.
Auf diesen Termin einigten sich heute Vertreter von SPÖ, ÖVP und FPÖ.
Im Raum Glocknitz hat sich heute um 11.04 Uhr ein leichtes Erdbeben der Stärke 4 nach der zwölfteiligen Mercalliskala ereignet.
Schäden wurden nicht gemeldet.
Spanien.
König Juan Carlos und Königin Sofia sind heute nach Venezuela abgereist, der ersten Station ihrer zehntägigen Rundreise durch sechs lateinamerikanische Länder.
Rumänien.
Für die Thesen des Eurokommunismus und gegen den Einmarsch der Warschauer-Pakt-Streitkräfte in Ungarn und in der Tschechoslowakei hat sich die amtliche rumänische Zeitschrift »Geschichtliche Annalen« ausgesprochen.
Der ersten Brennpunkt-Sendung nach der Sommerpause wird heute untersucht, wie weit die jüngste Hitler-Renaissance einfach als historisches Phänomen zu werten ist oder wie weit sie einem gewissen Unbehagen mit dem modernen politischen Pragmatismus Rechnung trägt und schließlich wie weit eben dieses Unbehagen von gewissen politischen Kreisen ausgenützt und manipuliert wird.
um bestehende Strukturen sozusagen von innen her auszuhöhlen.
Im Brennpunkt heute 21.15 Uhr, Programm Österreich 1.
Die Sendung trägt den Titel Hitlers zweite Karriere, ein historisches Phänomen oder politische Manipulation.
Und das wäre es auch für heute Mittag wieder gewesen.
Interview: ÖVP-Generalsekretär Sixtus Lanner zu Abgabenänderungsgesetz und Neuwahlen
Mitwirkende:
Fischer, Johannes [Gestaltung]
, Lanner, Sixtus [Interviewte/r]
Datum:
1977.09.08 [Sendedatum]
Schlagworte:
Politik Österreich
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Politik
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Radiosendung-Mitschnitt
;
20. Jahrhundert - 70er Jahre
Typ:
audio
Inhalt:
Nachrichten