Mittagsjournal 1977.10.17

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    Rechtliches

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    den Tod Schumanns.
    Vorher hatte es in Agenturberichten geheißen, dass der Tote unter Umständen auch der Co-Pilot sein könnte.
    Die Entführer haben ein neues Ultimatum gestellt, das um 15 Uhr mitteleuropäischer Zeit abläuft.
    Sie verlangen bis zu diesem Zeitpunkt die Freilassung von elf Bader-Meinhof-Häftlingen und zwei in der Türkei gefangengehaltenen Palästinensern.
    Bei Nichterfüllung der Forderungen wollen die Terroristen die Maschine mit den 86 Geiseln in die Luft sprengen.
    Die Lage auf dem Flughafen in Mogadischu ist äußerst gespannt.
    Das Flugzeug wurde auf eine Seitenpiste gebracht und steht zurzeit etwa 300 Meter von Flughafengebäude und Kontrollturm entfernt.
    Die somalischen Behörden haben die Besatzung aufgefordert, wieder zu starten.
    In Bonn ist am Vormittag der große Krisenstab zusammengetreten, um die neueste Entwicklung zu erörtern.
    Der deutsche Staatsminister Wischniewski bemüht sich mittlerweile, in Mogadischu oder in Djibouti zu landen.
    Wischniewski hatte gestern in Dubai an den Verhandlungen mit den Entführern teilgenommen.
    Vergeblich hat er sich dann um eine Landeerlaubnis in der südjemenitischen Hauptstadt Aden bemüht, wo die Terroristen nach ihrem Abflug aus Dubai eine Landung erzwungen hatten, bevor sie das Flugzeug nach Mogadischu weiter dirigierten.
    Die türkische Zeitung Hurriyet teilte in ihrer heutigen Ausgabe mit, die Regierung in Istanbul habe den Plan der deutschen Regierung verhindert, die Maschine in Dubai zu stürmen.
    Im Fall Schleyer gibt es keine neue Entwicklung.
    Nach wie vor versucht der Sohn des entführten Arbeitgeberpräsidenten über den Genfer Rechtsanwalt Payot mit den Terroristen Kontakt aufzunehmen.
    Djibouti.
    Wie erst jetzt bekannt wird, haben gestern zwei bewaffnete Männer auf dem Flughafen von Djibouti eine kleine Verkehrsmaschine in ihre Gewalt gebracht und den französischen Piloten sowie die Mutter des Justizministers Youssouf erschossen.
    Nach Angaben der Behörden sollen die Täter Anhänger des Militärregimes in Äthiopien sein.
    Weitere 10 Passagiere ließen die Verbrecher unbehelligt.
    Über die Hintergründe der Affäre ist nichts bekannt.
    Österreich.
    Bei der heutigen Eröffnung der Betriebswirtschaftlichen Woche in Wien kritisierte der Präsident der Kammer der Gewerblichen Wirtschaftstreuhänder Burkhardt das zweite Abgabenänderungsgesetz und erklärte, die Bestimmungen dieses Gesetzes würden eine Beeinträchtigung der Rechtsordnung mit sich bringen.
    Außerdem sei die Gefahr einer zusätzlichen Scheingewinnbesteuerung gegeben.
    Finanzminister Vizekanzler Androsch nahm zu allgemeinen wirtschaftlichen Fragen Stellung und machte im Wesentlichen strukturelle Gründe für die dramatische Verschlechterung der Handelsbilanz verantwortlich.
    Die Schwerpunkte einer zukunftsorientierten Industriepolitik müssten deshalb bei der Produktion von Konsumgütern des gehobenen Bedarfs liegen, sagte Androsch.
    Nach Berechnungen des Autofahrervereins ÖAMTC wird heuer die Steuerleistung der Kraftfahrer rund 24 Milliarden Schilling oder 12 Prozent des Gesamtbudgets ausmachen.
    Nach Angaben des ÖAMTC würde aber nur die Hälfte dieser 24 Milliarden Schilling über Straßenbau und Straßenerhaltung den Kraftfahrern wieder zugutekommen.
    Tschechoslowakei.
    Unter starken Sicherheitsvorkehrungen begann heute in Prag der Prozess gegen vier Bürgerrechtskämpfer, den Schriftsteller Vaclav Havel, den Journalisten Jerzy Lederer, sowie die beiden früheren Theaterdirektoren Ota Ornest und František Pavliček.
    Alle vier gehören zu den Unterzeichnern des Menschenrechtsmanifestes Carta 77.
    Die Anklage wirft ihnen subversive Tätigkeit gegen den tschechoslowakischen Staat vor.
    Es drohen ihnen Freiheitsstrafen zwischen drei und zehn Jahren.
    In dem Gerichtsgebäude hatten sich etliche Bürgerrechtler und Sympathisanten der Charta 77 eingefunden, unter ihnen der Neusprecher der Organisation, der Religionsphilosoph Ladislav Hajdanek.
    Der Zugang zum Verhandlungssaal war allerdings von Polizisten hermetisch abgeriegelt.
    Nur 14 von den Behörden ausgesuchte Personen dürften den Saal betreten.
    Frankreich Die tschechoslowakische Botschaft in Paris hat einem Journalisten des Zentralorgans der kommunistischen Partei Frankreichs, L'Humanité, ein Visum und damit die Einreise in die GSSR verweigert.
    Der Journalist sollte von dem Prozess gegen die Bürgerrechtskämpfer berichten.
    In der heutigen Ausgabe bedauert L'Humanité die Entscheidung Prax.
    Bundesrepublik Deutschland.
    Der aus der DDR ausgebürgerte Liedersänger Wolf Biermann besitzt seit kurzem einen westdeutschen Pass.
    Wie Biermann in einem Interview mit einer Berliner Zeitung erklärte, sei der DDR-Pass für ihn sehr beschwerlich gewesen, da er für jede Reise ins europäische Ausland ein Visum benötigt habe.
    Ursprünglich hatte Biermann einen holländischen Fremdenpass beantragt, weil dadurch die DDR-Staatsbürgerschaft nicht berührt worden wäre.
    Möglicherweise noch heute wird im Oberverwaltungsgericht von Lüneburg die Entscheidung darüber fallen, ob der Baustopp gegen das umstrittene Kernkraftwerk Burgdorf aufrecht bleibt oder nicht.
    Die Einstellung der Bauarbeiten war im Dezember vergangenen Jahres durch ein Urteil des Verwaltungsgerichtes Schleswig verfügt worden.
    Der für Inneres, Wirtschaft und Verkehr zuständige Minister von Schleswig-Holstein hat dagegen allerdings berufen.
    Schweiz
    Parlamentsabgeordnete und Wissenschaftler aus der Bundesrepublik Deutschland, Österreich und der Schweiz haben sich am Wochenende in Zürich zur zweiten Tagung des Internationalen Arbeitskreises für ökologische Politik eingefunden.
    Die Versammlung verabschiedete eine Resolution, in der eine neue Energiepolitik gefordert und für eine weitere Ausdehnung der Kerntechnik gewarnt wird.
    Der Arbeitskreis sprach sich auch für eine umfassende Nutzung erneuerbarer Energiequellen aus, sowie dafür, von der Kernkraft unabhängige Institutionen mit der Erforschung der Sonnenenergie zu betrauen.
    USA.
    Die Investitionen in der amerikanischen Wirtschaft steigen mit einer Jahresrate von 6%.
    Wie der Wirtschaftsberater Präsident Carters Schulze in Washington erklärte, sei diese Rate allerdings nicht ausreichend, um die von der Regierung gesetzten wirtschaftlichen Ziele bis 1981 zu erreichen.
    Finanzminister Blumenthal hat sich inzwischen für eine substanzielle Aufwertung des japanischen Yen zur Verbesserung der amerikanischen Zahlungsbilanz ausgesprochen.
    Nach Meinung Blumenthals sind die deutsche Mark und der japanische Yen derzeit unterbewertet.
    Südafrika Die Bemühungen der fünf Westmächte um eine friedliche Regelung des Namibia-Problems wurden heute in Pretoria fortgesetzt.
    Hauptthema der Beratungen der fünf westlichen Botschafter mit dem südafrikanischen Außenminister Botha war neuerlich die Förderung der schwarzen Nationalistenbewegung SWAPO nach einem völligen südafrikanischen Truppenabzug noch vor der Unabhängigkeit Namibias.
    Die Regierung in Pretoria ist derzeit nur zu einer Verringerung ihrer militärischen Präsenz in der von Südafrika verwalteten ehemaligen deutschen Kolonie bereit.
    Das waren die Meldungen.
    Und nun das Wetter.
    Der Ostalpenraum steht weiterhin unter kräftigem Hochdruckeinfluss.
    Abgesehen von Nebelfeldern bleibt das Wetter störungsfrei.
    Die Aussichten bis morgen früh, heiter oder wolkenlos, lediglich örtlich beständige Hochnebeldecken, Winde aus Ost bis Süd, Nachmittagstemperaturen 12 bis 20 Grad, Tiefstemperaturen der kommenden Nacht 0 bis 7 Grad.
    Und die Wetteraussichten für morgen?
    Über den Niederungen, besonders in der ersten Tageshälfte, gebietsweise Nebelfelder, sonst heiter oder wolkenlos.
    Weiterhin ausgezeichnetes Bergwetter mit sehr guter Fernsicht.
    Am Morgen in exponierten Lagen Bodenfrost.
    Winde aus Ost bis Süd.
    Tageshöchsttemperaturen 9 bis 15, im Westen bis 20 Grad.
    Wettermeldungen von 12 Uhr.
    Wien wolkenlos, 14 Grad Südostwind, 20 Kilometer in der Stunde.
    Eisenstadt heiter 15, Südwind 25.
    Linz bedeckt durch Hochnebel 6 Grad, Ostwind 10.
    Salzburg heiter 12 Grad Windstill, Innsbruck heiter 15 Grad Windstill.
    Bregenz bedeckt durch Hochnebel 9 Grad, Nordwind 3.
    Graz stark bewölkt, 13 Grad Windstill.
    Klagenfurt stark bewölkt, 11 Grad Südostwind, drei Kilometer in der Stunde.
    In einer halben Minute ist es 12.11 Uhr.
    Mit zynischer Brutalität haben die Gangster, die am Donnerstag eine Linienmaschine der deutschen Lufthansa entführt haben, heute einen Mann an Bord des Flugzeugs erschossen und die Leiche aus dem Flugzeug geworfen.
    Es dürfte der Kapitän Jürgen Schumann sein.
    Bevor wir über die aktuellen Ereignisse berichten, kurz noch einmal die einzelnen Stationen dieses Terroranschlags, der seit nunmehr fünf Tagen die Welt in Atem hält.
    Donnerstagnachmittag auf dem Flug von Mallorca nach Frankfurt wird eine Maschine der Lufthansa von vier Terroristen gekappert.
    An Bord sind 82 Passagiere und fünf Mann Besatzung, insgesamt also 87 potenzielle Geiseln.
    Über Rom, Zypern und Bahrain gelangt die Maschine in das Arabische Emirat Dubai.
    Zwei Tage lang wird dort verhandelt.
    Die Forderungen der Verbrecher lassen den klaren Zusammenhang mit der Entführung von Hans Martin Schleyer erkennen, dem deutschen Arbeitgeberpräsidenten, der heute vor sechs Wochen in Köln gekidnappt wurde, wobei vier Männer erschossen worden sind.
    Die Terroristen in der Maschine fordern ebenfalls die Haftentlassung von elf Verbrechern aus dem Baader-Meinhof-Kreis, dazu noch zwei Palästinenser, die in der Türkei wegen eines Terroranschlags verurteilt worden sind.
    Außerdem noch 15 Millionen Dollar.
    Gestern verstreichen zwei Ultimaten.
    Zum Mittag startet die Maschine dann aus Dubai und nimmt Kurs auf Aden am Ausgang des Roten Meeres.
    Aber selbst dort landet sie gegen den Willen der Machthaber und muss weiterfliegen.
    Auch Aden scheint kein Zufluchtsort für Terrorbanden mehr zu sein.
    Die Maschine landet schließlich in Mogadischu, in Somalia, dem Staat an der Ostküste Afrikas nördlich von Kenia.
    Es ist praktisch unmöglich, Verbindung mit Mogadischu aufzunehmen.
    Wir haben zwar Telefongespräche angemeldet, es gibt aber wenig Hoffnung, dass wir tatsächlich verbunden werden.
    Deshalb haben wir unseren Nahost-Korrespondenten Moshe Meisels gebeten, wie schon so oft in den vergangenen Tagen, eine Zusammenfassung der aktuellen Situation zu liefern.
    Verschiedene Anzeichen sprechen dafür, dass die entführte Lufthansa-Maschine auftanken und auch vom Flugfeld von Mogadischu weiterfliegen wird.
    Die Behörden von Somalia haben bekannt gegeben, dass die Maschine ohne Landeerlaubnis eingeflogen und dass ein längerer Aufenthalt der Maschine unerwünscht sei.
    Sie erklärten sich bereit, das Flugzeug mit Nahrung und Wasser zu versorgen und aufzutanken.
    Die Behörden von Somalia haben einen Ministerausschuss gebildet, der die Kontakte mit den Entführern aufrechthalten soll.
    Diesem Ausschuss wird sich der deutsche Botschafter in Mogadischu anschließen.
    Der deutsche Minister Hans-Jürgen Wischniewski, der in Dubai die Verhandlungen mit den Entführern geführt hat, ist aus Jeddah nach Mogadischu abgeflogen und versucht auf dem Flugfeld zu landen, um die Verhandlungen fortsetzen zu können.
    Der Informationsminister von Somalia, Abdul Kassem Salam Hassan, erklärte am Vormittag, seine Regierung werde notwendige Maßnahmen ergreifen, um das Leben der Geisel nicht zu gefährden.
    Die Maschine landete auf einer der Hauptpisten in einer Entfernung von 200 Metern vom Terminal und Kontrollturm.
    Sie wurde jedoch später auf Forderung der Flugfeldbehörden auf eine seitliche Piste überführt, die 300 Meter vom Terminal entfernt ist.
    Die 86 Geiseln befinden sich in der Maschine.
    Die Leiche, die nach der Landung aus der Maschine geworfen wurde, ist in ein Krankenhaus in Mogadischu überführt worden.
    Man fand keinen Identitätsausweis.
    Es scheint sich jedoch nach offiziellen Quellen in Mogadischu um die Leiche des deutschen Kapitäns, der Landshut Boeing 737 Jürgen Schumann zu handeln.
    Es wurde jedoch auch eine Version verbreitet,
    dass sie eventuell die Leiche des Hilfspiloten sein könnte.
    Die Umstände, wie das Mitglied der Besatzung auf dem Flug zwischen Aden und Mogadischu getötet wurde, stehen noch nicht fest.
    Kapitän Schumann wurde vorgeworfen, dass er in seinen Funkmeldungen die internationale Geheimsprache der Piloten benutzt hatte, um an den Kontrollturm auf dem Flughafen in Dubai Einzelheiten über die Identität der Entführer, ihre Waffen und die Situation in der Maschine zu übermitteln.
    Die Entführer haben inzwischen ein weiteres Ultimatum bis 14 Uhr GMT befristet.
    Sollten bis dahin die in Deutschland und in der Türkei inhaftierten 13 deutsche und palästinensische Terroristen nicht freigelassen werden, würden sie die Maschine samt ihren Insassen in die Luft sprengen.
    Es fragt sich, wohin die Maschine aus Mogadischu weiterfliegen könnte.
    Der Verteidigungsminister der Öl-Emirate im persischen Golf, Sheikh Mohammed bin Rashid al-Maktoum, hat heute bekannt gegeben, die Öl-Emirate würden in Zukunft keine entführten Flugzeuge auf ihren Flugplätzen landen lassen und diese in solchen Fällen blockieren.
    Man fragt sich daher, ob es, wenn die Maschine Mogadischu verlassen sollte, wieder in Tebe in Uganda oder eventuell ein weiter Weg zurück nach Libyen oder Algerien werden könnte.
    Die Tatsache, dass der Pilot der Lufthansa-Maschine versteckte Informationen über die Terroristen während des Aufenthaltes in Dubai geführt hat, diese Tatsache hat bereits gestern der Verteidigungsminister von Dubai noch vor dem Abflug, beziehungsweise nach dem Abflug der Maschine mitgeteilt.
    Wir haben darüber gestern Abend bereits aus Dubai darüber berichtet.
    Hier noch einmal diese Passage aus dem damaligen Bericht von Erwin Behrens.
    Sheikh Mohammed lotte den Flugkapitän der Lufthansa-Maschine
    der bei den Gesprächen mit dem Kontrollturm in der Lage war, bestimmte wichtige Informationen weiter zu vermitteln, ohne dass die Terroristen erkennen konnten, worüber gesprochen wurde.
    Er wurde beispielsweise nach Dingen gefragt, die mit Sicherheit nicht an Bord des Flugzeuges waren.
    Er nannte in seiner Antwort die Zahl 4 und daraus wird geschlossen, dass es hier Terroristen gibt.
    Der Pilot nahm auch andere Andeutungen auf und aus seinen Antworten geht hervor, dass die Luftgangster über eine 9mm Pistole einen Kolb und über Plastikbomben verfügt.
    Und die Weitergabe dieser Informationen könnte also durchaus das Todesurteil für Jürgen Schumann bedeutet haben.
    Wir haben immer noch keine Verbindung mit Ostafrika, weder mit Mogadischu noch mit Nairobi in Kenia.
    Ein deutscher Korrespondent in Nairobi hat heute Vormittag aber ganz kurz die westdeutsche Botschaft in Mogadischu telefonisch erreichen können.
    Botschaft.
    Sie bestätigte mir, dass ein Mitglied der Botschaft die Leiche eines Besatzungsmitgliedes der entführten Maschine gesehen habe.
    Es wäre vermutet, dass es sich um den Piloten des Flugzeuges handele.
    Wie gesagt, ganz genaue Informationen darüber gibt es nicht.
    Die Andeutungen lassen jedoch nichts Gutes an.
    Der Geschäftsträger der deutschen Botschaft ist auf dem Flugplatz und bespricht sich auch mit den somalischen Regierungsstellen.
    Er ist allerdings bisher noch nicht zur Botschaft zurückgekehrt, sodass wir keinen Kontakt zu ihm haben.
    Nächste Station unserer Berichterstattung ist Bonn, Klaus Emmerich.
    Sie haben also die Beiträge, die wir bis jetzt im Mittagsjournal gehört haben, die sogenannten Direktbeiträge, mitgehört.
    Wie schaut es denn eigentlich mit der Information in Bonn aus?
    Ist die genauso spärlich wie bei uns hier in Wien?
    Ja, sie ist zwar genauso spärlich, aber es gibt doch einige Indizien, die zum Beispiel unter Umständen eine Erklärung geben könnten, dass tatsächlich der Pilot zu Tod gekommen ist.
    Und zwar nicht unbedingt nur dadurch, dass er sich einer Geheimsprache oder Code-ähnlicher Verständigungen auf dem Flugplatz in Dubai bedient hat, sondern auch die voreilige Publizität in den Massenmedien hier in Europa.
    Denn man muss davon ausgehen, dass die Terroristen überall mithören.
    Außerdem heißt es hier, man müsse zunächst einmal abwarten, wie die politischen Zusammenhänge sind, denn die Terroristen haben ganz offensichtlich ja hier auch politische Absichten, die unter anderem dadurch durchkreuzt worden sein können, dass die arabischen Staaten sich verständigt haben, die Maschine nicht aufzunehmen.
    Das würde auch das bestätigen, was Moshe Meisels aus Dubai berichtet hat.
    Und dass auf diese Weise nun unter Umständen in Mogadischu der Versuch unternommen wird, nicht nur die
    Mannschaft und die Geiseln in dem Flugzeug gleichsam durch einen Toten zu disziplinieren, also auf die teuflischste Art und Weise, sondern auch gleichzeitig die Unmöglichkeit, die Lufthansa-Maschine überhaupt noch starten zu lassen.
    Es gibt Flugexperten, die sagen, dieses Modell von Cityjet, von Boeing, könnte unter jeden Fall unter normalen Umständen
    nicht von einem Mann allein gestartet werden.
    Er müsste nämlich dann vier Hände gleichzeitig haben, sondern es bräuchte also mindestens zwei.
    Bitte, das ist die normale Antwort.
    Der Fall ist ja so anormal, dass man also vielleicht da doch noch einen Weg finden könnte.
    Aber die Solidarität der arabischen Staaten gegen den Terrorismus könnte hier ein Motiv dafür sein, dass die Terroristen auch durchgedreht haben, weil sie das wahrscheinlich nicht erwartet hatten.
    Eins ist aber ganz klar, die deutsche Regierung ist durch diesen Toten, wer immer es ist, weiter erpresst worden.
    Sicherlich, die Erpressung nimmt eine weitere Dimension an.
    Was hier in den Krisenstäben tatsächlich geredet und verhandelt oder auch entschieden wird, ist nach wie vor unbekannt.
    Es gibt aber doch noch andere Hinweise darauf, dass Staatsminister Wischniewski vom Bonner Kanzleramt möglicherweise Landeerlaubnis von der Regierung von Somalia erhalten könnte.
    wobei man bedenken muss, dass er nicht ganz allein im Flugzeug ist.
    Was heißt nicht ganz allein im Flugzeug?
    Das heißt, dass unter Umständen Experten für verschiedene Zwecke mitreisen.
    Ist es möglich, was eine Zeit lang auch vor allem in israelischen Meldungen aufgetaucht ist, dass der Iran sich bereithält in irgendeiner Form einzugreifen?
    Es war die Rede von einem Flugzeug mit Experten oder wie immer man das nennen will.
    das auf einem Flugfeld am persischen Golf wartet.
    Diese Informationen vom heutigen Morgenjournal, die haben sich nicht verdichtet, aber auch nicht entkräftet.
    Es ist ganz offensichtlich, dass hier einzelne arabische Regierungen auch eigene Ziele verfolgen und Persien in einer bestimmten Weise zusammenarbeitet, was diplomatisch nicht ganz klar und durchschaubar ist.
    Eines scheint aber ziemlich klar zu sein, nach alledem, was man aus Bonn hört.
    Das Schicksal von Hans Martin Schleyer, wenn man so will, ein Einzelschicksal, ist jetzt ganz in den Hintergrund getreten gegenüber dem Schicksal von früher 87, jetzt nur noch 86 Geiseln.
    Ja, es gibt keinerlei neue Informationen im Fall Schleyer, außer der Beobachtung, dass ganz offensichtlich die Familie Schleyer sich in ihrer Vorgangsweise nun etwas selbstständig gemacht hat von den Bonner Krisenstäben.
    Das hatte schon am Samstag damit angefangen, dass sie versucht hat, den gigantischen Betrag von 15 Millionen Dollar entsprechend den Forderungen der terroristischen Entführer in einem Frankfurter Luxushotel zu übergeben, was
    nach dem neuesten Wissenstand durch eine gezielte Indiskretion über eine deutsche Nachrichtenagentur durchkreuzt wurde.
    Außerdem hat sich der Sohn von Schleyer, der ja nun beim Bundesverfassungsgericht für die Familie schon, wenn man so will,
    in seinem eigentlichen Sinn abgeblitzt ist, direkt dann in Genfer rechts einmal bei Jogewand ein Verfahren, das ja in den letzten sechs Wochen, das ist ja heute gerade sechs Wochen die Entführung von Schleyer, nicht der Fall war.
    Das heißt also, das Vertrauensverhältnis, das bisher zwischen der Familie Schleyer und den Bonner Sicherheitsbehörden bestand, wirkt etwas erschüttert.
    Klaus Emrich, wie würden Sie überhaupt die Lage in Bonn angesichts dieser Entwicklungen beschreiben?
    Ist es eine Situation der Ohnmacht oder ist es eine Situation der vagen Hoffnung oder kann man sich jetzt angesichts dieser aktuellen Probleme, die ununterbrochen auf den Krisenstab und auf die Verantwortlichen in Bonn heran drängen, kann man sich da hier überhaupt noch solche Luxusdinge gestatten wie Stimmungen, Emotionen?
    Also ich traue mir da kein Urteil zu.
    Ich bin ja nicht ganz neu im Geschäft des Journalismus.
    Eine solche Situation habe ich noch nicht erlebt.
    Nicht nur die Nachrichtensperre, die ja auch manche nicht nur nützliche, sondern auch für Journalisten höchst unangenehme Seite hat, sondern auch die Abkapselung der politisch Verantwortlichen, seitdem die Maschine in Dubai gestartet ist.
    Also seit gestern muss man den Eindruck haben, dass Bonn die Dinge nicht mehr voll unter Kontrolle hat, denn auch von dem ersten Toten war man hier heute Morgen sichtlich überrascht.
    Das kann man nur in Äußerlichkeiten ablesen.
    Die Beratungen sollten um 8.30 Uhr anfangen.
    Sie haben noch während der Laufzeit des Morgenjournals, wie wir kurz angedeutet haben, begonnen, weil man eben es einfach nicht wahrhaben wollte, dass die Bezeichnung Terrorist von Terror kommt und Terror tot heißen kann.
    Soviel also aus Bonn.
    Auf Wiederhören Klaus Emmerich.
    Und unser nächster Berichterstattungspunkt ist Ankara.
    Denn nicht nur die elf Baden-Meinhof-Häftlinge sollen durch die Aktion, die jetzt in Mogadischu im Augenblick steht, durch diese Aktion befreit werden, sondern auch zwei Gefangene, die in türkischen Gefängnissen sitzen.
    Es sind zwei Palästinenser.
    Sie sind zu lebenslänglicher Haft verurteilt worden wegen eines Terroranschlags im Flughafen von Istanbul vor drei Jahren auf eine israelische Maschine.
    Nun gibt es neue Informationen.
    Es gab also immer wieder ein Hin und Her.
    Wird die türkische Regierung der Freilassung dieser beiden Häftlinge stattgeben oder wird sie diese Forderung nicht erfüllen?
    Zuletzt haben wir gehört, dass die Türken warten
    was Bonn hier in diesem Fall, nämlich im Falle der Baader-Meinhof-Häftlinge, zu unternehmen gedenkt.
    Also wahrscheinlich, wenn Bonn freigelassen hätte, hätten die Türken auch freigelassen.
    Nun gibt es aber neue Informationen aus Ankara von Günter Kunstmann.
    Nicht nur in der Bundeshauptstadt Bonn, sondern auch in der türkischen Metropole Ankara sind die Regierungsstellen seit der Entführung des Lufthansa-Jets Flug LH 181
    über Rom, Zypern, Dubai und Aden nach Mogadischu in Somalia in Tag- und Nachtschichten einsatzbereit.
    Wie bekannt ist, verlangen die Entführer auch die Freilassung der im vergangenen Jahr in der Türkei verurteilten Palästinenser Terroristen, die versucht hatten, auf dem Flughafen von Istanbul eine LR-Maschine in ihre Gewalt zu bringen.
    hatten am Morgen des vergangenen Freitags die offiziellen türkischen Stellen noch behauptet, nichts von den Forderungen der Terroristen zu wissen.
    So hieß es am Mittag bereits, dass die türkische Regierung nicht daran denke, die zum Tode verurteilten und dann zu lebenslanger Haft begnadigten Palästinenser in Freiheit zu setzen.
    Später erklärte der türkische Außenminister Caglayangil nach einer Kabinettssitzung, man habe eine Lösung des Problems gefunden, könne aber keine Einzelheiten bekannt geben, da man die Arbeit des Bonner Griefenstabes nicht erschweren und die in der Maschine befindlichen Geiseln nicht gefährden wolle.
    Am Sonnabend war der Informationsfluss Ankaras, der sowieso nur noch tröpfelte, ganz versiegt.
    Erst am gestrigen Sonntagvormittag wurde das Schweigen wieder gebrochen, als der türkische Justizminister Seferi erklärte, dass laut türkischer Verfassung mit dem Staatspräsidenten Korotür die Möglichkeit einer Begnadigung oder Strafaufhebung offen stehe.
    Zwar hat dieser die Kraft, Begnadigungen auszusprechen, aber nur unter den in der türkischen Verfassung festgelegten Voraussetzungen wie in Fällen von ansteckenden Krankheiten, Geistengestörtheit, Einweisung in eine Anstalt und dergleichen.
    So sieht es aus, dass die von den Terroristen verlangte Entlassung der in türkischen Gefängnissen Einsitzenden Verurteilten die verfassungsmäßig verankerten Kompetenzen des türkischen Staatspräsidenten überschreiten könnten.
    Ein Parallelfall wie in der Bundesrepublik die Lorenz-Entführung ist in der Türkei bisher noch nicht eingetreten.
    Wie aber festzustellen ist, wird man sich nach den Entscheidungen des Bonner Krisenstabes richten und keine Alleingänge unternehmen.
    Der heiße Draht von Ankara nach Bonn ist immer geschaltet und die Koordination zwischen beiden Stellen, so kann man feststellen, läuft ausgezeichnet.
    Selbst auf die Gefahr hin, dass in der türkischen Republik dadurch innenpolitische Schwierigkeiten auftreten könnten.
    Nach islamischer Religionslehre und 80% der türkischen Bevölkerung gehören dieser Religion an, gibt es für Kapitalverbrechen dieser Art kein Pardon.
    Und noch ein Beitrag zum Thema Terror.
    Ein unblutiges Ende hat die Entführung eines japanischen Flugzeugs vor ungefähr zwei Wochen durch Angehörige der japanischen Terrororganisation Rote Armee Japans geendet.
    Entführer, Geiseln und freigelassene Terroristen mit einem hohen Lösegeld landeten in Algier.
    Und es gibt nun Anhaltspunkte, dass die Verbrecher bereits wieder, um es einmal zynisch auszudrücken, wieder im Geschäft sind.
    Heinz Hofmann aus Tokio.
    Die von der amerikanischen Regierung entlassenen Terroristen der Roten Armee sind bereits wieder in der Trainingsvorbereitung für die nächste Aktion.
    Mit einiger Zurückhaltung und Beschämung hat das Außenministerium in Tokio heute auf Anfrage gegenüber westlichen Botschaften zugegeben, dass Presseberichte stimmen, wonach alle Terroristen der Roten Armee, die bei der Flugzeugentführung von Dhaka mitgewirkt und durch diese Aktion aus den Gefängnissen freigepresst wurden, bereits wieder im Training sind.
    Das Ende der Aktion fand in Algier statt, wo fünf Hijacker, sechs aus den Gefängnissen freigepresste rote Armeeterroristen, sechs Millionen Dollar Lösegeld und über 20 Geiseln ihre Freiheit fanden.
    Die japanische Regierung hatte sich entschlossen, die Forderungen der roten Armeeterroristen rundum zu erfüllen, um das Leben der Geiseln zu schützen und hatte dafür
    den aus den Gefängnissen freigelassenen Terroristen auch noch Pässe ausgestellt.
    Geiseln und Besatzung der DC-8 Maschine sind vor einigen Tagen wohlbehalten in Tokio eingetroffen, aber inzwischen ist es auch sicher,
    dass nicht nur die Hijacker, sondern auch die von ihnen freigepressten Terroristen zusammen mit dem Geld in einem Ausbildungslager außerhalb von Algier eine neue Unterkunft gefunden haben und es ist anzunehmen, dass sie bereits den nächsten Überfall konzipieren.
    Die japanische Regierung hat zwar die Nummern der ausgeteilten Pässe und die Nummern der von den Entführern in der Maschine eingesammelten Pässe ausländischen Vertretungen und Regierungen bekannt gegeben, aber die Tokyo-The-Idee aufgrund dieses Zugeständnisses an die Terroristen, das Format der japanischen Pässe zu ändern, erscheint ziemlich schwachsinnig.
    Die Terroristen der japanischen Roten Armee hatten bereits in ihrem Wechselgespräch mit dem Flugturm in Dakar darauf hingewiesen, dass sie gute Kontakte zu der arabischen und europäischen Terroristenszene hätten.
    Es ist also nicht auszuschließen, dass sich Japans Rote Armee-Angehörige in ihren jetzigen Aufenthalten auf neue Aktionen in Europa vorbereiten.
    Und zum Schluss noch ein Beitrag zum Thema Terror und zwar diesmal aus Österreich.
    Auch die österreichischen Zeitungen beschäftigen sich in ihren Leitartikeln mit den Vorgängen rund um Hans-Martin Schleyer und die entführte Lufthansa-Maschine.
    Die Zitate zur Inlandspresse hat Leopold Esterle zusammengestellt.
    Ende mit Schrecken.
    Diese Frage ist der Titel des heutigen Leitartikels des Oberösterreichischen Tagplatz von Hermann Schekal.
    Der Autor glaubt, dass die Bundesrepublik Deutschland entschlossen ist, in der jüngsten Geiselaffäre aufs Ganze zu gehen.
    Schekal schreibt, ein Wunder wäre es, wenn die Terroristen angesichts der Tatsache aufgeben, dass sie überall unerwünscht und nun selbst tödlich bedroht sind.
    Es ist durchaus möglich, dass man in Bonn dieses Wunder für wahrscheinlicher hält als ein Blutbad und dass man gerade deshalb Härte demonstriert, um zumindest den Terroristen im Flugzeug den Nerv zu ziehen.
    Eine solche Wahrscheinlichkeitsrechnung wäre nicht ganz von der Hand zu weisen, denn erstmals gibt es jetzt so etwas wie eine internationale Solidarität gegen Terroristen, wenn auch nur eine passive.
    Oder es sieht wenigstens so aus.
    Auch Günter Fehlinger im ÖVP-Organ Neues Volksblatt
    sieht in der ablehnenden Haltung zahlreicher Regierungen gegenüber den Terroristen eine Möglichkeit zur Wende.
    Vehlinger schreibt, es scheint sich auch bei sonst extrem terroristenfreundlichen Ländern herumgesprochen zu haben, dass sie eines Tages selbst Opfer solcher Terroranschläge sein könnten und dass es daher besser wäre, die Terroristen nicht durch Aufnahme zu unterstützen.
    Auf welche Weise und aus welchen Gründen auch immer die Entschlüsse von Vietnam, Südjemen und Somalia zustande gekommen sind, die Terroristen nicht aufzunehmen, sie haben auf jeden Fall dazu beigetragen, den Terroristen die Basis zu entziehen.
    Und ohne Basis, ohne Landstützpunkt kann auch ein Terrorist nicht operieren.
    Diese Austrocknung, der Entzug der Basis, scheint wirklich die einzige Möglichkeit zu sein, diesem internationalen Problem des Einzelkämpfers gegen die Gesellschaft beizukommen.
    Soweit das ÖVP-Organ Neues Volksblatt.
    Gerfried Sperl in der kleinen Zeitung Graz geht auf andere Möglichkeiten ein, die zumindest in der Bevölkerung angesichts des Terror-Dramas heftigst diskutiert werden.
    Die einen sagen, die Deutschen sollten es so machen wie die Israelis, das Flugzeug stürmen.
    Andere wieder meinen, WON sollte die Bader-Meinhof-Häftlinge hinstellen und den Terroristen drohen.
    Wenn ihr die Geiseln tötet, dann erschießen wir die Gefangenen.
    Und wieder andere überlegen, ja, das ist leicht.
    Wenn man selbst nicht verwickelt ist, kann man unbelastet nach Härte rufen.
    Aber was ist, wenn der eigene Mann oder die Ehegattin im gekaperten Jet sitzen?
    Auf Vorschläge, wie man es machen soll, kann mindestens geantwortet werden.
    Die Politiker und Experten in Bonn wissen über all die Möglichkeiten sicher Bescheid.
    Wir sollten ihnen aber zubilligen, dass die Durchführung eben doch komplizierter ist, als man sich das in privaten Diskussionen vorstellt.
    Abschließend ein Zitat aus dem heutigen Leitartikel der Salzburger Nachrichten von Clemens Hutter.
    Guter Rat, wie man Terroristen beikäme, ist in diesen Tagen wohlfeil.
    Kritik nicht minder an jenen, die ausschließlich die Verantwortung tragen.
    Das enthebt indessen Ratgeber wie Kritiker nicht der Einsicht, dass sie persönlich weder den Kopf hinhalten, noch den Kopf anderer aus der Schlinge ziehen müssen.
    Womit die Erfahrung einer von Terror gepanischten Welt bestätigt wäre, dass weder Emotionen noch vorgebliche Patentrezepte und am allerwenigsten spekulative Sensationsmache jenen nutzen, um die es in jedem Fall geht.
    Die unendlich bedauernswerten Opfer skrupelloser Verbrecher.
    Mit dieser Inlandspresseschau haben wir vorläufig zumindest im Mittagsschnal die Berichterstattung über die Terroranschläge beendet.
    Wir haben, wie bereits erwähnt, Telefongespräche mit Ostafrika laufen.
    Sollten diese Telefongespräche noch vor Ende der Sendung zustande kommen, werden wir natürlich mit unseren Mitarbeitern dort versuchen zu sprechen und neue Informationen zu erhalten.
    Wir setzen jetzt vier Minuten nach halb eins mit Inlandsberichterstattung fort.
    Heute Vormittag wurde von Bundespräsident Kirchschläger die 30.
    Betriebswirtschaftliche Woche eröffnet.
    Sie steht unter dem Generalthema Wirtschaft und Wirtschaftstreuhänder im Spannungsfeld von Gesetzgebung, Verwaltung und Rechtsprechung.
    Diese Problematik wird in 21 Referaten beleuchtet.
    Einleitend zu den Vorträgen nahm heute Vormittag Vizekanzler Finanzminister Androsz zu Strukturfragen der österreichischen Wirtschaftstellung.
    Aus dem Wiener Messepalast berichtet Helmut Gletsander.
    Die Strukturfragen der österreichischen Wirtschaft sind seit den offensichtlichen Schwierigkeiten der Zahlungsbilanz ein immer wieder aufgegriffenes Schlagwort geworden.
    Was bedeutet das Wort Struktur im Zusammenhang mit der Wirtschaft?
    Österreichs Firmen sind zum größten Teil Klein- und Mittelbetriebe.
    In Zahlen.
    85% aller Unternehmen beschäftigen weniger als 10 Personen, 97% haben weniger als 50 Mitarbeiter.
    Dieses Schwergewicht von Klein- und Mittelbetrieben macht aber international die österreichische Wirtschaft immer weniger konkurrenzfähig.
    Die Folge dieser mangelnden Preis- und Qualitätsvergleichbarkeit ist eine überschwappende Importflut ausländischer Waren.
    Ein Strukturproblem internationaler Art ist die Frage der Energieversorgung, speziell ist hier das Erdöl und die Verteuerung dieses Rohstoffes auf das Vierfache nach dem Ölschock 1973 zu nennen.
    Ein österreichisches Strukturproblem ist aber auch zum Beispiel der Verkehrsbereich.
    Unser Land ist durch die steigende Zahl der Transitfuhren in verkehrstechnischer Sicht sozusagen zum Durchaus Europas geworden.
    Strukturprobleme in der Wirtschaft sind also ein vielschichtiger Begriff.
    Vizekanzler Andros hat in seinem Referat neben den bisher angeführten allgemeinen Schwierigkeiten auch zu speziellen österreichischen Situationen Bezug genommen.
    Der rasche Anstieg der Masseneinkommen hat weitere Strukturschwächen unserer Wirtschaft offengelegt.
    Die private Nachfrage nach Gütern des gehobenen Lebensstandards stiegen rasch an, wobei jedoch das inländische Angebot dieser Strukturänderung nicht rasch genug zu folgen vermochte.
    Die gehobene Konsumnachfrage weicht nunmehr auf importierte Güter aus und verschärft damit das strukturelle Defizit der österreichischen Handelsbilanz.
    Dieser Trend soll nun mit dem Maßnahmenpaket der Bundesregierung entgegengewirkt werden.
    Vizekanzler Androsch ließ aber keine Zweifel daran, dass noch zusätzliche gesetzliche Bestimmungen auf die Österreicher warten.
    Der Überproduktion landwirtschaftlicher Produkte auf der einen Seite stehen steigende Importe von Agrarzeugen auf der anderen Seite gegenüber.
    Einerseits müssen wir mit hohen Stützungen zu Lasten der Allgemeinheit jeden fünften Liter Milch verwerten, andererseits ist der Überschuss der Einfuhren über die Ausfuhren von 3,8 Milliarden im Jahre 70 auf 7,9 Milliarden im Jahre 76 angestiegen.
    Bei allem Verständnis für die Einkommenssicherung im landwirtschaftlichen Bereich und der Einsicht für unterschiedliche Ernteerträge dürfte jedoch im gegenwärtigen Preisstützungssystem ein zu hoher Anreiz für Überschussproduktion liegen.
    Bei Vorliegen eines Überschusses sollen in Zukunft daher nur mehr Weltmarktbedingungen gelten.
    Als eine Ursache der Strukturschwächen der österreichischen Wirtschaft strich Vizekanzler Androsch auch erstmals den Kreditapparat heraus, also die Banken und Sparkassen.
    Ihnen wirft der Finanzminister profitorientiertes Denken vor.
    Die bisherige Entwicklung im österreichischen Kreditapparat ist ebenfalls von einigen strukturellen Schwächen gekennzeichnet.
    Das weite Auseinanderklaffen zwischen Mittelaufbringung im Kreditapparat und Mittelverwendung war nicht immer eine Garantie dafür, dass das Geld auch zum besten Wert kam.
    Trotz hoher Geldkapitalbildung kam es auch zu Risiken und Transformationsproblemen, die nicht zuletzt darauf beruhten, dass dem Sicherheits- und Rentabilitätsdenken ungebührend Platz eingeräumt wurde.
    Die risikoreichere Investitionsfinanzierung wird zugunsten der Ertragssicheren Konsumfinanzierung zurückgedrängt.
    Im Kosten- und damit im Rentabilitätsdenken sollte aber mehr Aufmerksamkeit in der Konkurrenz bei den Filialneugründungen geschenkt werden und dafür dem Wettlauf der Bilanzsummen weniger Aufmerksamkeit entgegengebracht werden.
    Zwei Wochen vor dem Weltspartag also der Hinweis an die Manager in den Geldinstituten, sie müssten mit dem Spargeld aller Österreicher mehr Investitionen in der Wirtschaft als bisher finanzieren.
    Abschließend ließ Vizekanzler Androsch keinen Zweifel daran, dass alle staatlichen strukturpolitischen Maßnahmen allein noch nicht die Anpassung der österreichischen Wirtschaft an das Niveau des industrialisierten Teils der Welt hervorbringen könnten.
    Vielmehr sei hier das Zusammenwirken aller an der Wirtschaft Beteiligten notwendig.
    Soweit mein Bericht von dem Referat des Vizekanzlers bei der betriebswirtschaftlichen Woche und damit zurück zum Studio des Mittagschanals.
    Reporter war Helmut Klezander.
    Seit Justizminister Broder im Frühjahr dieses Jahres mit einem Entwurf für ein Konsumentenschutzgesetz zum, wie er es mehrfach nannte, Kampf gegen das Kleingedruckte in den Verträgen, zum Beispiel beim Kauf eines Autos, angetreten ist, sind eine Reihe kritischer Stellungnahmen zu diesem Entwurf eingelangt.
    Tenor der ablehnenden Meinungen, man könne nicht einseitig den Verkäufer binden und dem Konsumenten praktisch jede Aufkündigungsmöglichkeit geben.
    Das Justizministerium hat inzwischen die ursprüngliche Vorlage überarbeitet, Gutachten dazu eingeholt und, was realpolitisch wohl am wichtigsten ist, nach abschließenden Sozialpartnergesprächen in der vergangenen Woche grünes Licht für den Weg ins Parlament erhalten.
    Mit Justizminister Christian Broder sprach Erich Aichinger.
    Herr Minister, Ihre Vorstellungen für ein neues Konsumentenschutzgesetz, für ein wirksames Konsumentenschutzgesetz haben sich in letzter Zeit gerade von den Juristen heftige Kritik gefallen lassen müssen.
    So haben die Rechtsanwälte davon gesprochen, es werde damit eine neue Oberklasse, die der Verbraucher geschaffen.
    Von den Richtern kam Kritik, von der Wissenschaft kam Kritik, etwa in dem Sinn, das sei überhaupt der österreichischen Rechtsordnung fremd.
    Was sagen Sie dazu?
    Bei einer Diskussion eines interessanten gesetzgeberischen Vorhabens ist es immer noch so, dass die Diskussion zuerst sehr heftig ist, dass der Entwurf sehr umkämpft wird und das ist ganz natürlich.
    Wenn ich etwas zur Kritik der Rechtsanwälte sagen darf, so ist es nur das.
    Diese Kritik war sehr unkonkret.
    Sie war sehr heftig in der Wortwahl, aber wenn man über die einzelnen Bestimmungen spricht und diskutiert, werden auch die Rechtsanwälte sicherlich die Dinge ruhiger sehen.
    Wir haben sehr viel Zuspruch und Unterstützung von Wissenschaftlern und andere Bestimmungen werden auch wieder kritisiert, aber wir sind jetzt so weit, dass wir mit einem sehr durchgearbeiteten und sehr wohl vorbereiteten Entwurf im November ins Parlament kommen werden.
    Sie sind einst etwa im Frühjahr dieses Jahres mit einem Katalog von 21 Punkten unzulässiger Klauseln angetreten.
    Was ist nach den Verhandlungen mit der Wirtschaft mit den übrigen Betroffenen übrig geblieben?
    Es ist praktisch alles übrig geblieben.
    Wir haben bei den Verhandlungen mit der Wirtschaft in einer Reihe von Punkten, Sie haben es in der Formulierung geeinigt und angenähert.
    Wir haben auch in anderen
    Fragen den Einwendungen der Wirtschaft Rechnung getragen, zum Beispiel im Anwendungsbereich.
    Die ganz wesentlichen und tragenden Bestimmungen, die ich im Frühjahr genannt habe, sind voll aufrecht geblieben.
    In mancher Beziehung sind sie sogar in den Verhandlungen noch wesentlich verbessert worden.
    Wir haben jetzt ein Rücktrittsrecht bei allen Haustürgeschäften vereinbart, nicht nur bei den Vertretergeschäften und haben aus praktischen Gründen die Rücktrittsfrist mit sieben Tagen statt ursprünglich mit fünf Tagen angesetzt.
    Wir haben
    im Prinzip in Übereinstimmung auch mit unseren Verhandlungspartnern vorgesehen, dass Ratengeschäfte nun bis zu einem Höchstbetrag von 150.000 Schilling, ursprünglich waren nur 100.000 Schilling vorgesehen, den Schutz des Konsumentenschutzgesetzes haben sollen.
    Und es besteht auch Übereinstimmung, prinzipielle, dass das Ratengesetz eben in das Konsumentenschutzgesetz eingebaut wird.
    Es besteht Übereinstimmung darüber, dass wir die Verbandsklage vorsehen, das heißt in Fragen von allgemeiner Bedeutung für alle Konsumenten, wo man nicht einem Konsumenten, einem Käufer, Verbraucher
    die ganze Last einer Prozessführung auflasten kann, sollen die großen Verbände, sowohl der Arbeitgeber wie der Arbeitnehmer, sollen die Möglichkeit haben, grundsätzliche Gerichtsentscheidungen, die dann für alle Konsumenten und Konsumentengeschäfte Geltung haben werden, bei Gericht zu erwirken.
    Das sind die Dinge gewesen, die uns im Frühjahr so wichtig waren und sie werden auch weiter im Entwurf, den wir jetzt ins Parlament einbringen, enthalten sein.
    Was ist eigentlich im Grunde noch offen?
    Die Frage, die uns noch mit der Bundeskammer der Gewerblichen Wirtschaft trennt, ist in meiner Sicht im Wesentlichen die folgende.
    Die Bundeskammer der Gewerblichen Wirtschaft bestreitet nicht, dass es Konsumentenschutzbestimmungen geben soll.
    Daher auch ein Konsumentenschutzgesetz, meint aber, dass diese Bestimmungen sich doch im Wesentlichen beschränken sollen auf die sogenannten allgemeinen Geschäftsbedingungen, das Kleingedruckte, vor dem also die Konsumenten geschützt werden müssen, darüber ist Einigkeit.
    Und wir meinen, dass das doch zu eng gezogen ist, dieser Kreis des Konsumentenschutzgesetzes.
    Wir gehen weiter, als etwa in der Bundesrepublik, wo man sich darauf beschränkt, die allgemeinen Geschäftsbedingungen zu erfassen und glauben, dass auch Individualverträge erfasst werden sollen.
    Das heißt, dass wir auch ins allgemeine bürgerliche Gesetzbuch eine Generalklausel einbauen wollen,
    dass jene Verträge, die ungleichgewichtig sind, wo eine besondere Überlegenheit des Verkäufers, das geht es ja beim Konsumentenschutz, gegenüber dem Käufer angewendet wird, um ihm Vertragsbedingungen aufzuzwingen, die
    er bei ruhiger Überlegung nicht unterschrieben haben würde, dass wir solche Bestimmungen brauchen.
    Das ist ein Schutz gegen Überrumpelungsverträge, ein Schutz, ich sage es noch einmal, gegen Verträge, wo die Freiheit des Konsumenten in Wirklichkeit sehr eingeschränkt werden wird.
    Vielen Dank für dieses Gespräch.
    Über das neue kommende Konsumentenschutzgesetz sprach Erich Eichinger mit Justizminister Broder.
    Es ist jetzt dreiviertel eins.
    Wie bereits gemeldet, hat heute in Prag ein Prozess gegen vier Dissidenten begonnen.
    Es sind das der Schriftsteller Vaclav Havel, der Journalist Jerzy Lederer und die beiden früheren Theaterdirektoren Otta Ornest und František Pavliček.
    Alle vier sind Unterzeichner des Menschenrechtsmanifests Charta 77.
    Die Anklage wirft ihnen, wie das in solchen Fällen üblich ist, subversive Tätigkeit gegen den Staat vor.
    Die Freiheitsstrafen, die den vier Angeklagten drohen, belaufen sich auf zwischen drei und zehn Jahre.
    Unser Redakteur Otto Hörmann ist zu diesem Prozess nach Prag gefahren.
    Hier sein Bericht.
    Wer es heute an diesem nebelig grauen Montag in Prag drauf anlegt, fotografiert und gefilmt zu werden, für den gibt es einen guten Tipp.
    Das Stadtgericht in der Straße Spalena, keine 10 Minuten Fußweg vom Wenzelsplatz.
    Der Geheimdienst ist dort fotografisch und filmisch tätig, unten am Eingang.
    Und Ziel dieser Tätigkeit sind jene 50, circa 50 Leute, heute früh um 8 Uhr früh gewesen, die in den zweiten Stock hinauf wollten.
    Zimmer 83, Ort der Gerichtsbehandlung gegen Václav Havel, Jerzy Lederer, František Pavliček und Ota Ornest.
    Um es gleich vorwegzunehmen, der Gerichtssaal wurde für zu klein erklärt, um mehr Personen aufnehmen zu können, als das fünfköpfige Richterkollegium, die vier Angeklagten und ihre Verteidiger, sowie drei Ehefrauen, einen Sohn und zehn unbekannte Personen.
    Jedenfalls dem Angeklagten Havel waren sie unbekannt, der nach der Eröffnung des Verfahrens wieder rausgeschickt wurde.
    Also keine westlichen Berichterstatter.
    Auch der Wiener Abgesandte von Amnesty International Eigner steht vor der Tür.
    Heraußen hat sich ein bunter Haufen von Sympathisanten eingefunden.
    Die Carter 77 Unterzeichner scheinen unter sich zu sein.
    Man kommt leicht ins Gespräch.
    Ein bebrillter intellektuellen Typ in gepflegten abgerissenen Jeans sagt, er sei ein Carter Mann der ersten Stunde gewesen.
    Er sei seit zwei Jahren arbeitslos und habe mit seiner Frau die Rollen getauscht.
    Sie arbeitet.
    Er ist Hausmann und schaut auf die Kinder.
    Er ist studierter Philosoph und schwärmt vom verstorbenen Kater Sprecher Patoschka.
    Anwesend heute auch Ladislav Hedanek, der vor kurzem einen der vakanten Sprecherposten übernommen hat.
    Die dritte, die Sängerin Marta Kubischowa, hatte sich auch angesagt.
    Sie sei mit ihrem Mann auf der Fahrt nach Prag abgefangen worden.
    Ähnliches hätten die Krohuts gewertigen müssen.
    Sie verbrachten die letzte Nacht aber bei Freunden und die Polizei konnte sie nicht finden, sagte Frau Kovutova.
    Doch auf die auffällig unauffälligen Herren mit Billigkrawatte und Imitationslederjacke ist Verlass.
    Zwei von ihnen tippen Pavel Krohut, der gehofft hatte, als Vertrauensmann Habels eingelassen zu werden, auf die Schulter.
    Man scheint sich zu kennen.
    Kohut wirft einen kurzen Blick auf den rot umrandeten Ausweis und geht mit einem höflichen Lächeln mit.
    Zum Verhör, sagt seine Frau mit legeren Schulterzucken, doch ihre Augenlider verraten, dass sie nervös ist.
    Drei Charta 77 Unterzeichnung und ein Nicht-Unterzeichner stehen in Prag vermutlich bis Mittwoch vor Gericht.
    Weshalb?
    Der angeklagte Pavlicek sagte, er kenne die Anklageschrift.
    Es bestehe aber die Möglichkeit, dass im Laufe des Verfahrens weitere, ihm noch unbekannte Anklagepunkte vorgebracht werden können.
    Er bekenne sich für nicht schuldig.
    Bei allen vieren sind Anklagen wie Subversion und Auslandskontakte im Spiel.
    Die Strafandrohung liegt zwischen drei und zehn Jahren.
    Ob dieses Verfahren der Beginn einer Prozesswelle ist, gegen dem Staat unliebsame Elemente, gegen diese trotz Kistenzionisten-Karrieristen-Abenteuer verkachte Politiker, wie es die offizielle Propaganda so will, darüber gibt es auch hier in Prag nur Vermutungen.
    Ob dieses Verfahren zum Zeitpunkt der Belgrader Konferenz eine Provokation sein soll, dazu habe ich von einem der unmittelbar Betroffenen die Meinung gehört.
    Moskau schickt Prag vor, um zu testen, wie die westlichen Länder in Belgrad reagieren werden.
    Ein Versuchsballon also, dieser heutige Prozess.
    Irischi Lederer und Otto Ornest, die seit Anfang des Jahres in Haft sind und die nach Augenzeugen krank aussehen, dürften zu dieser Stunde ihre erste Einvernahme überstanden haben.
    In diesen Minuten stehen Vaclav Havel und František Pavliček vor dem Richter.
    Zeugen Einvernahmen soll es nicht geben, schon gar nicht Zeugen der Verteidigung.
    Otto Hörmann berichtete aus Prag.
    Die Kommunisten Italiens haben politisch indirekt erreicht, worum sie ein Vierteljahrhundert gekämpft haben.
    Den historischen Kompromiss, wenn auch nur indirekt.
    Das heißt offene Zusammenarbeit mit den christlichen Demokraten und das heißt auch Beteiligung an der Regierungsmacht.
    In der Vorwoche hat der Chef der italienischen Kommunisten Berlinguer nun auch der katholischen Kirche ein Angebot für einen neuen weltanschaulichen Dialog gemacht.
    Für die katholische Kirche nahm dazu der Erzbischof von Florenz Benelli Stellung, ein Mann, der als aussichtsreicher Nachfolger von Papst Paul VI.
    gilt.
    Alfons Dahlmer berichtet aus Rom.
    Kardinal Benelli verschließt sich nicht zum Gespräch über ideologische Revisionen.
    Er sagt, die Zusammenarbeit der Menschen verschiedener religiöser Überzeugungen und ideologischer Weltanschauungen ist erforderlich und gut.
    wenn sie dem Bonum comune, dem gemeinsamen Interesse der Gesellschaft, dient.
    Er fügt aber hinzu, ganz anders ist es, wenn eine solche Zusammenarbeit auf die Errichtung eines totalitären Staates ausgerichtet ist.
    Es ist bezeichnend, dass der Prälat seine Antwort an Bélinguer in einer Ansprache an den Kongress des Leitungspersonals der katholischen Kindergärten in Florenz erteilt hat,
    wo in der Stadt und in der Region Toskana eine kommunistisch geführte Regierung dieses katholische Erziehungswerk einengt und unter Druck hält.
    In dem von den Kommunisten kürzlich durchgedrückten Gesetz über die Kompetenzen der Regionalregierung in den Angelegenheiten der Privatschulen und Sozialwerke sowie im diesbezüglichen zweiten Teil des Berlinguer Briefes an den Bischof von Ivrea sieht der jüngste Kardinal der Kirche
    die kommunistische Absicht ausgedrückt, die sozialen Hilfswerke und das Schulwesen der Kirche von Staats wegen gleichzuschalten.
    Er erinnerte daran, dass eine katholische Organisation wie die Bruderschaften der Barmherzigkeit, Misericordia, in der elf Millionen Katholiken zusammengefasst sind, um soziale Hilfswerke zu leisten, die auf diesem Gebiet in Italien das Beste und Fortschrittlichste darstellen,
    aufgrund der kommunistischen Thesen und Praxis keine Zukunft mehr hätten.
    Sie würden vom Staat übernommen werden.
    Und von welchem Staat, fragt sich der Kardinal, um dann selbst zu antworten.
    Sicher nicht von jenem Staat, der aus dem in unserer Verfassung verankerten Pluralismus hervorgeht, sondern von einem kollektivistischen, totalitären und marxistischen Staat, den man bereits als unvermeidlich darstellt.
    Benelli weist von vornherein den kommunistischen Vorwurf zurück, dass diese, seine Vorstellung vom Staat, liberal, bürgerlich und freimaurerisch sei.
    In diesem Punkt wissen wir mit Sicherheit, sagte er, dass diese Grundsätze der Staatsverfassung auch christlich und katholisch sind und sich mit den marxistischen Vorstellungen nicht vereinbaren lassen.
    Es entbehrt nicht der Ironie, dass die heutige kommunistische Unita,
    Kardinal Benelli vorwirft, im offenen Gegensatz zu den Orientierungen des Konzils zu stehen.
    Andererseits ist eine Stimme zu registrieren, die gleichzeitig mit dem Erzbischof von Florenz und unabhängig von ihm eine gleichgerichtete Kritik an Berlingwers Vorschlägen an die Kirche übt.
    Der sozialistische Publizist Eugenio Scalfari wirft den Kommunisten vor,
    dass sie den Episkopat auf ihre eigenen Vorstellungen von Staatspolitik als Zwangsübereinstimmung unter den großen politischen und gesellschaftlichen Kräften festlegen möchte.
    Und schließlich wäre noch dazu zu bemerken, wenn Kardinal Benelli, einer der ernsthaftesten Kandidaten und fast ein designierter Name für die Nachfolge des regierenden Papstes ist,
    dann hat er seiner Kandidatur jeden Anschein des historischen Kompromisses auf der Linie des geringsten Widerstandes selbst genommen.
    Und nach diesem Bericht aus Rom noch ein Beitrag unserer Kulturredaktion.
    Innerhalb weniger Tage gibt es am Burgtheater in Wien wieder eine Premiere.
    Nach Tschechos Möwe kommt morgen Dienstag Goethes Iphigenie auf Tauris in einer Inszenierung des DDR-Regisseurs Adolf Dresen heraus, Walter Gellert berichtet.
    Nicht die Versfassung der Iphigenie wird am Burgtheater aufgeführt, sondern die Urfassung von 1779, die aber keine Proserfassung ist, wie oft behauptet wird, sondern sehr stark rhythmisch ausgeprägt.
    Goethe hat übrigens bei der Uraufführung der Iphigenie den Oreste verkörpert.
    Der Dichter nimmt sich in diesem Drama der Tantalidensage an, wobei er sich auf Euripides' Iphigenie bei den Tauriern stützt.
    Iphigenie, die von den Göttern auf Tauris entdrückt wird, hat sich als Prästerin erfolgreich gegen den Brauch Fremder, die auf die Insel kommen, zu töten, zur Wehr gesetzt.
    Ihr Bruder Orest wird vom Delphischen Orakel des Apoll Entzühnung vom Muttermord verheißen, wenn er die Schwester von Dianans Tempel heimführe.
    Ein doppelsinniges Wort, das Orest dahingehend auslegt, er müsse das Standbild der Göttin Diana rauben.
    Zwischen ihrem Bruder Orest und dessen Bruder Pylades, den Zivilisierten auf der einen Seite, und den sogenannten Barbaren, verkörpert durch Alcas und den König Thoas, der das Opfer der Fremden verlangt, steht Iphigenie.
    Dazu der Regisseur der Aufführung im Akademietheater, Adolf Dresen.
    Es findet ja fast eine Umkehrung statt, oder mindestens eine sehr dialektische Ansicht dieser Barbaren und dieser Zivilisierten, denn hier findet doch statt,
    Die Barbaren, die erweisen sich hier als die Weitausgesitteteren, als die anderen.
    Und die Griechen, die Zivilisierten, wenn man nur die Tantalus-Geschichte hört, da ist also, der Vater isst die Kinder und die Mutter schlachtet den Vater und der Sohn tötet die Mutter und das ist ja dort, also im Tantalus-Geschlecht, absolut Usus.
    Und die Wilden schlachten die Fremden, die Griechen die eigenen.
    Das ist eigentlich der einzige Unterschied.
    Und ifigenisch steht,
    innerhalb dieser zivilisierten Gesellschaft trotzdem auf der Seite der Barbaren, abgesehen davon, dass sie in der griechischen Gesellschaft zu den Barbaren fast dazugehört.
    Es gibt einen schönen Satz von Thales von Milet, den der Cook im Programmheft auf der ersten Seite abdruckt und ich finde mit Recht.
    Da heißt es, Thales von Milet sagte mal, ich bin glücklich oder ich danke den Göttern, dass ich ein Mensch bin und nicht ein Tier.
    dass ich ein Mann bin und nicht eine Frau, dass ich ein Grieche bin und nicht ein Barbar.
    Da haben sie die ganze schöne Menschlichkeit der Griechen sozusagen in einem Satz zusammengefasst.
    Und die Iphigenie gehört da mehr zu den Tieren und zu den Barbaren.
    Und sie hat dadurch innerhalb der sogenannten zivilisierten Gesellschaft die Vermittlerrolle und könnte, und das ist vielleicht ein aktueller Sinn, sie beklagt sich sehr oft, dass sie
    zu den Ausgebeuteten, zu den Unterdrückten, zu den Getretenen gehört.
    Sie beklagt sich, sie nimmt diese Rolle sogar an, ja.
    Und das bringt sie automatisch eigentlich auf die Seite der Barbaren.
    Der Zwiespalt, die Figeniers, dargestellt durch Elisabeth Orth, geht aus der folgenden kurzen Szene, in der sie auch noch Franz Murak als Pylades hören, besonders deutlich hervor.
    So wunderbar ist dieses Geschlecht gebildet und verknüpft, dass weder mit sich selbst noch anderen irgendeiner ganz reiner Rechnung führen kann.
    Auch sind wir nicht bestellt, uns selbst zu richten.
    Zu wandeln und auf seinen Weg zu sehen, ist der Mensch bestimmt.
    Denn selten schätzt er, was er getan hat recht und was er tut, fast nie.
    So tut der wohl, der seine Seele fragt.
    Wenn sie den nächsten Weg zur Tat ihm zeigt, dann höher sie.
    Hält sie ihn aber mit Zweifeln und Verdacht, dann gebe Andam festem Rat ein Ohr.
    Fast überredst du mich zu deiner Meinung.
    Als Oreste ist Wolfgang hübsch zu sehen.
    Heinrich Schweiger verkörpert den Toas, Fritz Grieb den Arcas.
    Für Adolf Dresen ist ein Gegenwartsbezug des Stückes durchaus gegeben.
    Ich glaube, dass solche Leute wie Goethe sich gerade darin als moderne Dichter erweisen und als lebendige Dichter erweisen, dass sie nach wie vor eine unverwälkte Aktualität haben.
    Und ich glaube, das muss man dem Stück, wenn man es genau liest, sehr wohl zubilligen.
    Das ist sogar manchmal etwas erschreckend für mich, wie aktuell es eigentlich ist.
    Da ist vorweggenommen, und wir haben ein Programm, das zitiert, eigentlich der ganze Konflikt mit der sogenannten Dritten Welt.
    Es lassen sich sehr schöne Sachen finden bei Frantz Fanon, die diesen Konflikt und dieses Thema sehr exakt bedienen.
    Und das wird hier, dieses erste Mal tritt hier auf in der Weltliteratur der Kolonialkonflikt.
    wenn sie so wollen.
    Bewusst rückt auch die Ausstattung von Matthias Krall von der gewohnten klassischen Tempelgegend ab.
    Da das Stück unter Sküten, unter Barbaren, also bei Nomaden spielt, die in Jurten leben, kommt es auch im Bühnenbild zum Ausdruck.
    Zur Unterstreichung dessen, was Adolf Dresen vorgeschwebt ist.
    Eine Geschichte zu erzählen.
    Goethe's Iphigenie, morgen am Wiener Burgtheater.
    Wir schließen nun das Mittagsjournal mit Kurzmeldungen.
    Somalia, Bundesrepublik Deutschland.
    In einer Pressekonferenz in der somalischen Hauptstadt Mogadischu erklärte Informationsminister Mohammed Hassan, der Kapitän der entführten Boeing 737 Jürgen Schumann ist wahrscheinlich bereits auf dem Flug von Aden nach Mogadischu während der Nachtstunden erschossen worden.
    Er dürfte den Terroristen nicht mehr zuverlässig genug erschienen sein, ihre Anordnungen durchzuführen.
    Der Minister sagte außerdem, die somalischen Behörden hätten den Abschuss der Maschine erwogen, als diese im Mogadischu zur Landung ansetzte.
    Er bestätigte, dass die Terroristen mit der Sprengung des Flugzeugs um 15 Uhr mitteleuropäischer Zeit gedroht haben, wenn ihre Forderungen nach Freilassung von all elf Baader-Meinhof-Häftlingen durch die Behörden in Bonn und zwei in Istanbul inhaftierten Palästinensern nicht erfüllt werden.
    Unterdessen ist der deutsche Staatsminister Wischniewski mit einer Sondermaschine auf dem Flughafen von Mogadischu eingetroffen.
    Österreich Justizminister Broda hat in Wien den Entwurf eines neuen Konsumentenschutzgesetzes vorgelegt.
    Es soll dem einzelnen Käufer verbesserte Rechtsbedingungen sichern.
    Diese Kurzmeldungen, meine Damen und Herren, standen am Ende des Mittagsjournals.
    Wir informieren Sie über das aktuelle Geschehen natürlich in den stündlichen Nachrichtensendungen auf mindestens einem der drei Hörfunkprogramme.
    Ausführliche Beiträge von den Schauplätzen des Geschehens erwarten wir wieder für das Abendsjournal ab 18.30 Uhr im Programm Österreich 1.
    Auf Wiederhören.
    Untertitel der Amara.org-Community

    Beiträge dieses Journals

    Nachrichten
    Datum: 1977.10.17 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Wetterbericht
    Datum: 1977.10.17 [Sendedatum]
    Schlagworte: Natur ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Situation der Lufthansa Maschine in Mogadischu: Pilot Jürgen Schuhmann erschossen
    Mitwirkende: Meisels, Moshe [Gestaltung]
    Datum: 1977.10.17 [Sendedatum]
    Ort: Mogadischu
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Ermordeter Pilot hatte verschlüsselte Botschaften übermittelt
    Mitwirkende: Behrens, Erwin [Gestaltung]
    Datum: 1977.10.17 [Sendedatum]
    Ort: Mogadischu
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Situationsbericht Bonn: Nichts über Hans Martin Schleyer
    Mitwirkende: Sobczak, Bruno [Gestaltung]
    Datum: 1977.10.17 [Sendedatum]
    Ort: Mogadischu
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Harte Haltung der Türkei in der Flugzeugentführung
    Mitwirkende: Kunstmann, Günter [Gestaltung]
    Datum: 1977.10.17 [Sendedatum]
    Ort: Mogadischu
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    1. Bericht, das Leiche aus dem Flugzeug befördert wurde
    Mitwirkende: Emmerich, Klaus [Gestaltung] , Machatschke, Roland [Moderation]
    Datum: 1977.10.17 [Sendedatum]
    Ort: Mogadischu
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Japanische Terroristen haben Algerien verlassen
    Mitwirkende: Hofmann, Heinz [Gestaltung]
    Datum: 1977.10.17 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Inlandspresseschau: Terror
    Mitwirkende: Esterle, Leopold [Gestaltung]
    Datum: 1977.10.17 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Medien und Kommunikation ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Betriebswirtschaftliche Woche - Finanzminister Androsch zu Strukturfragen
    Einblendung: Vizekanzler Finanzminister Androsch
    Mitwirkende: Kletzander, Helmut [Gestaltung] , Androsch, Hannes [Interviewte/r]
    Datum: 1977.10.17 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Gesellschaft ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Justizminister Broda über Konsumentenschutzgesetz
    Interview: Justizminister Broda
    Mitwirkende: Eichinger, Erich [Gestaltung] , Broda, Christian [Interviewte/r]
    Datum: 1977.10.17 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Gesellschaft ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Prag: Prozeß gegen Charta-77 Unterzeichner - Journalisten ausgeschlossen
    Mitwirkende: Hörmann, Otto [Gestaltung]
    Datum: 1977.10.17 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Medien und Kommunikation ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Erzbischof Benelli lehnt KPI-Angebot nach engerer Zusammenarbeit ab
    Mitwirkende: Dalma, Alfons [Gestaltung]
    Datum: 1977.10.17 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Wissenschaft und Forschung ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    "Iphigenie auf Tauris" am Akademietheater
    Einblendung: Adolf Dresen (Regie), Szene mit Franz Morak und Elisabeth Orth
    Mitwirkende: Gellert, Walter [Gestaltung] , Dresen, Adolf [Interviewte/r] , Orth, Elisabeth [Interpret/in] , Morak, Franz [Interpret/in]
    Datum: 1977.10.17 [Sendedatum]
    Ort: Wien, Akademietheater [Ort der Aufführung]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Kultur ; Theater ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten

    Katalogzettel

    Titel Mittagsjournal 1977.10.17
    Spieldauer 00:58:32
    Mitwirkende Machatschke, Roland [Moderation] [GND]
    Warnecke, Rainer [Regie]
    ORF [Produzent]
    Datum 1977.10.17 [Sendedatum]
    Schlagworte Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt
    20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ audio
    Format TKA [Tonband auf Kern (AEG)]
    Sprache Deutsch
    Rechte Mit freundlicher Genehmigung: ORF
    Signatur Österreichische Mediathek, jm-771017_k02
    Medienart Mp3-Audiodatei
    Gesamtwerk/Reihe Mittagsjournal

    Information

    Inhalt

    Beginn der Sendung fehlt
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    Gesellschaft , Radiosendung-Mitschnitt
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