Mittagsjournal 1977.10.20

Video-Player wird geladen.
Advertisement
Aktueller Zeitpunkt 00:00
Dauer 00:00
Geladen: 0%
Streamtyp LIVE
Verbleibende Zeit 00:00
1x
  • Beschreibungen aus, ausgewählt
  • Untertitel aus, ausgewählt
    x
    ZOOM HELP
    Drag zoomed area using your mouse or a finger.
    100%

    Rechtliches

    Zitieren

    KI-generiertes Transkript

    Guten Tag meine Damen und Herren, Redakteur und Mikrofonist Karl Jakowski.
    Aus Aktualitätsgründen wird das Mittagsschornal heute um eine halbe Stunde bis 13.30 Uhr verlängert.
    Im Mittelpunkt des Journals steht die Ermordung des deutschen Arbeitgeberpräsidenten Hans Martin Schleyer.
    Weiters hören Sie ein Interview mit der österreichischen E-Hostess Hannelore Piegler über die Vorgänge in der entführten Lufthansa-Maschine.
    Aus Österreich informieren wir über die SPÖ-Club-Tagung in Villach, die Sitzung des ÖVP-Bundesparteivorstandes und den Goldschmuggelprozess, der heute in Wien beginnt.
    Schikanen der GSSR-Behörden gegen ORF-Mitarbeiter ist das Thema eines weiteren Beitrages.
    Die Kulturredaktion berichtet unter anderem zum Gastspiel von Harry Belafonte.
    Zu Beginn dieses Programms nun die Nachrichten.
    Verantwortlicher Chef von Dienst ist Helmut Koller und Sprecher Wolfgang Rimmerschmidt.
    Bundesrepublik Deutschland, Frankreich.
    Die Plenarsitzung des Bundestages in Bonn wurde heute mit Erklärungen von Bundeskanzler Schmidt und Vertretern der Opposition zur Ermordung des Arbeitgeberpräsidenten Schleyer sowie zur Flugzeugentführung und zur Geiselbefreiung in Mogadischu eröffnet.
    Schmidt stellte fest, der Terrorismus sei weder in Deutschland noch sonst in der Welt tot.
    Die Regierung und alle im Bundestag vertretenen Parteien würden jedoch alles unternehmen, um die Fähigkeit des Staates zum Schutz seiner Bürger zu bewahren.
    Oppositionsführer Kohl bezeichnete die Selbstmorde von Gudrun Ensslin, Andreas Spader und Jan Karl Raspe als Ausdruck des grenzenlosen Fanatismus, mit dem die Terroristen ihren Kampf gegen jede menschliche Friedensordnung führten.
    Die Ermordung Schleyers hat die größte Fahndung in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland ausgelöst.
    Das Bundeskriminalamt in Wiesbaden hat die Steckbriefe von 16 Terroristen veröffentlicht, denen auch die Morde an Bundesstaatsanwalt Bubak und dem Bankier Ponto zur Last gelegt werden.
    Zu den meistgesuchten Tätern gehören Susanne Albrecht, Willi-Peter Stoll, Christian Klar und Rolf Heißler.
    Heißler war vor zwei Jahren im Austausch gegen den Berliner CDU-Vorsitzenden Peter Lorenz freigepresst worden und hat wahrscheinlich das Fahrzeug gekauft, in dessen Kofferraum die Leiche Schleyers gefunden wurde.
    Das Auto war gestern nach zwei Mitteilungen des Kommandos Siegfried Hausner bei Mühlhausen in Elsass entdeckt worden.
    Der Leichnam Schleyers wird vermutlich heute Nachmittag in Mühlhausen obduziert.
    Nach polizeilichen Aussagen wurden an der Schädeldecke zwei Einschläge registriert.
    Einer soll durch eine Kugel verursacht worden sein.
    Eine amtliche Stellungnahme zur Todesursache wird erst nach dem Abschluss der Untersuchungen abgeben.
    Die Suche nach den Verbrechern hat bis zur Stunde keinen greifbaren Erfolg gebracht.
    Besonders an der deutsch-französischen Grenze wurden die Kontrollen verschärft.
    Polizeibeamte durchsuchen systematisch alle Kraftwagen.
    Nach unbestätigten Berichten sollen die Verbrecher ihr Opfer zeitweise an einem Ort nördlich von Mühlhausen festgehalten haben.
    Italien, Frankreich, Griechenland.
    Nach dem Selbstmord der Terroristen Bader, Ensslin und Raspe im Gefängnis von Stuttgart-Stammheim ist es auch in der Nacht auf heute wieder zu Anschlägen gegen deutsche Einrichtungen im Ausland gekommen.
    In Bologna und Rom wurden Sprengpakete und Benzinbomben gegen Vertretungen deutscher Autofirmen geworfen.
    Auch in mehreren französischen Städten, wie in Paris und in Toulouse, wurden Anschläge gegen deutsche Firmeneinrichtungen oder Vertretungen verübt.
    In Athen wurde ein Brandanschlag gegen die Niederlassung eines deutschen Elektrokonzerns versucht.
    Vor dem Werksgebäude im Hafengebiet von Piraeus kam es zu einer Schießerei zwischen Polizisten und Terroristen, als diese bei den Vorbereitungen für den Anschlag überrascht wurden.
    Vereinte Nationen, Österreich.
    UNO-Generalsekretär Waldheim hat den Präsidenten des Internationalen Pilotenverbandes, PIRS, zu einem Gespräch nach New York eingeladen, um möglicherweise eine Verschiebung oder Aufhebung des für kommenden Dienstag geplanten weltweiten 48-Stunden-Streiks der Piloten der Zivilluftfahrt zu erreichen.
    Der Ausstand soll eine Protestaktion gegen die Ermordung des Kapitäns der entführten Lufthansa-Maschine Jürgen Schumann und eine Unterstützung der Pilotenförderung nach einem internationalen Abkommen gegen die Luftpiraterie sein.
    In Briefen an Bundeskanzler Kreisky, Verkehrsminister Lausecker und Außenminister Paar verlangte unterdessen die österreichische Gewerkschaft für Handel, Transport und Verkehr energische Maßnahmen gegen den Terrorismus im Luftverkehr.
    Die Gewerkschaft äußert die Ansicht, nur eine UNO-Sondersitzung könnte eine Koordination von Maßnahmen in allen Mitgliedstaaten der Vereinten Nationen bringen.
    Österreich In Warenbad-Villach werden heute die Klausurberatungen der sozialistischen Nationalratsabgeordneten fortgesetzt.
    Bundeskanzler Kreisky und Vizekanzler Finanzminister Androsch, die gestern fehlten, werden heute bei der Tagung erwartet.
    Im ersten Referat des heutigen Tages skizzierte Handelsminister Staribacher die weitere Energiepolitik der Bundesregierung.
    Staribacher sprach sich in diesem Zusammenhang für die Inbetriebnahme des Kernkraftwerkes Zwentendorf nach einer sicheren Lösung der Entsorgungsfrage aus.
    Der Handelsminister betonte den Standpunkt der Regierung, wonach zur Erreichung der Versorgungssicherheit Österreichs
    nur so viel Kernenergie wie unbedingt nötig eingesetzt werden soll.
    ÖVP-Energiesprecher König hat in einer ersten Stellungnahme zur SPÖ-Club-Klausur Handelsminister Staribacher vorgeworfen, Alternativenergien zur Atomkraft wie beispielsweise die Sonnenenergie und die Verwendung kleinerer Wasserkraftwerke weiterhin zu vernachlässigen.
    USA
    Der Senat in Washington hat heute die Kompromissvorschläge des amerikanischen Auslandshilfegesetzes verabschiedet.
    Für das Gesetz stimmten 53 Senatoren, 33 waren dagegen.
    Durch die damit endgültig verabschiedete Vorlage wird jede direkte Hilfe der Vereinigten Staaten an Vietnam, Kambodscha, Laos, Kuba, Uganda, Mosambique und Angola ausgeschlossen.
    Indirekte Unterstützung über internationale Finanzinstitutionen ist jedoch von dem Verbot ausgenommen.
    Südafrika.
    Im Zusammenhang mit dem Verbot von 18 Anti-Apartheid-Organisationen hat die Polizei in Johannesburg etwa 70 Personen verhaftet.
    Informationsminister Mulder begründete die jüngsten Maßnahmen wörtlich damit, dass die Sicherheit Südafrikas wichtiger sei als das Ansehen des Landes im Ausland.
    Die Regierung in Washington hat das Vorgehen der südafrikanischen Behörden gegen Gegner der Rassentrennungspolitik scharf verurteilt und vor Konsequenzen gewarnt.
    Auch UNO-Generalsekretär Waldheim äußerte Besorgnis über die jüngsten Repressionsmaßnahmen der Regierung in Pretoria.
    Israel
    Die demokratische Erneuerungsbewegung unter Führung von Yigal Yadin will in die Regierungskoalition von Ministerpräsident Beijing eintreten.
    Einen entsprechenden Beschluss hat gestern das Exekutivkomitee der Partei gefasst.
    Vermutlich wird die Erneuerungsbewegung, sie hat im Parlament 15 Mandate, das Amt des stellvertretenden Ministerpräsidenten sowie drei Ministerposten für sich beanspruchen.
    Im gesamten Land beginnen heute Zivilverteidigungsübungen, an denen auch Kampfflugzeuge teilnehmen.
    Aus diesem Grund wurde ab 9 Uhr Vormittag der israelische Luftraum drei Stunden lang für den zivilen Verkehr gesperrt.
    Gestern wurde auch eine Mobilmachungsübung abgehalten.
    Dabei wurden die Reservisten durch Verlautbarungen von Codewörtern im Rundfunk aufgerufen, sich bei ihren Einheiten zu melden.
    Im Salzburger Landesgericht wird heute der Prozess gegen den Slowenenfunktionär Varas mit den Gutachten der Sprengsachverständigen fortgesetzt.
    Varas ist angeklagt, dem Pensionisten Güttler den Auftrag gegeben zu haben, den Haupttransformator für die Stromversorgung Klagenfurtz zu sprengen.
    Güttler verwickelte sich gestern allerdings in Widersprüche, sodass der Gerichtsvorsitzende die Glaubwürdigkeit des Kronzeugen bezweifelte.
    Auch sollen bei den Voruntersuchungen durch die Kärntner Sicherheitsbehörden Ungenauigkeiten aufgetreten sein.
    Mit einem Urteil ist möglicherweise schon heute Nachmittag zu rechnen.
    Unter dem Vorsitz von Oberlandesgerichtsrat Lachner hat heute im Wiener Landesgericht der Prozess um den sogenannten Hauptmünzamtsskandal begonnen, bei dem es im Wesentlichen um eine Goldschmuggelaffäre geht, in die auch der Leiter des Hauptmünzamts, Hofrat Zimmermann, verwickelt gewesen sein soll.
    Ihm wird vorgeworfen, geschmuggeltes Bahngold als Bruchgold im Hauptmünzamt deklariert und damit Goldschmuggelgeschäfte ermöglicht bzw.
    unterstützt zu haben.
    Neben Hofrat Zimmermann sind der Finanzbeamte Josef Gettinger wegen des Verbrechens des Amtsmissbrauches und der Kaufmann Walter Poscher angeklagt.
    Porsche wird beschuldigt, in der Zeit von Juli 1975 bis September 1976 aus der Schweiz 1300 Kilogramm Feingold in Barrenform nach Österreich geschmuggelt und somit Einfuhrsteuerabgaben in der Höhe von 17 Millionen Schilling hinterzogen zu haben.
    Der Prozess wurde aus technischen Gründen auf morgen vertagt.
    Das waren die Meldungen.
    Die Wetterlage.
    Die Hochdruckzone, die von der Ostsee bis zum östlichen Mittelmeer reicht, bestimmt auch morgen das Wettergeschehen in Mitteleuropa.
    Die Wetteraussichten bis morgen früh, abgesehen von restlichen Nebelfeldern, wolkenlos oder gering bewölkt.
    Während der Nacht verbreitet wieder Nebelbildung, schwachwindig.
    Nachmittagstemperaturen in sonnigen Lagen 15 bis 20 Grad, sonst 9 bis 14 Grad.
    Tiefstemperaturen der kommenden Nacht minus 2 bis plus 4 Grad.
    Die Wetteraussichten für morgen Freitag.
    Keine Wetteränderung.
    In der ersten Tageshälfte strichweise Nebelfelder, sonst allgemein sonnig.
    Weiterhin gutes Bergwetter.
    Schwachwindig.
    Tageshöchsttemperaturen 12 bis 19 Grad.
    Die Messwerte abgelesen um 12 Uhr.
    Wien wolkenlos 9°, Nordostwind 5 km in der Stunde, Eisenstadt heiter 12° Windstil, Linz bedeckt durch Hochnebel 4° Nord 5 km, Salzburg heiter 10° Nordwest 10, Innsbruck heiter 14° West 3 km, Bregenz wolkig 7° Südost 3 km, Graz wolkenlos 14° Windstil und Klagenfurt wolkenlos 10° Südostwind 3 km in der Stunde.
    Es ist jetzt elf Minuten nach zwölf.
    Seit heute Nacht steht es also fest.
    Hans Martin Schleyer ist tot.
    Der 62-jährige deutsche Arbeitgeberpräsident wurde von seinen terroristischen Entführern bestialisch ermordet.
    Seine Leiche wurde gestern in der Stadt Mühlhausen im Elsass gefunden.
    Die Nachricht von der Ermordung Hans Martin Schleyers löste überall Bestürzung und Trauer aus.
    Die deutsche Bundesregierung gab zur Ermordung des Arbeitgeberpräsidenten heute Vormittag im Deutschen Bundestag eine Regierungserklärung ab.
    Klaus Emmerich berichtet aus Bonn.
    In einer Stimmung der Bedrückung und des ohnmächtigen Zorns hat heute das Plenum des Deutschen Bundestages kurze Erklärungen der Bundesregierung und der Parteisprecher zur inneren Sicherheit und zum Terrorismus entgegengenommen.
    In einer Regierungserklärung meinte Bundeskanzler Helmut Schmidt.
    Herr Terrorismus ist keineswegs tot, weder in Deutschland noch irgendwo auf der Welt.
    Die Bundesregierung und alle Parteien und Fraktionen des Deutschen Bundestages werden dessen, bin ich gewiss, angesichts der gegenwärtigen schweren Belastungen alles tun, um die Fähigkeit des Staates zu wahren, dass er seine Bürger schützen kann.
    Wir werden dabei, wie gestern und heute, so auch morgen, zu den Befehlen des Grundgesetzes gehorchen.
    Das Urteil, auf das ich mich eingangs bezog, bestärkt uns darin, auch in Situationen größter Belastung, die vom Gesetz gesetzten Grenzen zu achten und zu wahren, und das heißt rechtsstaatlich
    zu handeln.
    Bundeskanzler Schmidt bedankte sich so dann in seiner Regierungsklärung heute für die vielfältige Unterstützung der Kirchen und der unmittelbar Beteiligten und kam dann auf das Risiko und die Form der internationalen und nationalen Zusammenarbeit zu sprechen.
    Zu den positiven Erfahrungen zähle ich auf die Bereitschaft der Sowjetunion sich für uns bei der Regierung von Südjemen zu verwenden, dass die DDR hierzu gleichfalls bereit war
    ist eine erfreuliche Bestätigung für die Fortschritte in unseren Beziehungen.
    Unsere Freunde im Westen standen rückhaltlos auf unserer Seite.
    Besonders haben wir von Premierminister Callaghan, von Präsident Giscard d'Estaing und von Präsident Carter nicht nur moralische Unterstützung, sondern tätige Hilfe erhalten.
    In all dieser Hilfe ist deutlich geworden, wie sehr das Bewusstsein gewachsen ist, dass, weil kaum ein Land der Welt vom internationalen Terrorismus verschont bleibt, dass alle bereit sein müssen, auch international zusammenzuarbeiten, um einen wirkungsvollen Schutz der Menschen gegen Geiselnahmen zu gewährleisten.
    Bereits vor einem Jahr
    hat der von der Bundesregierung und den Vereinten Nationen eingebrachte Entwurf einer Konvention gegen die Geiselnahme in der 31.
    Generalversammlung der United Nations positive Aufnahme gefunden.
    Wir bitten am heutigen Tage einzeln und auch in New York selbst, dass alle UN-Mitgliedstaaten
    mit uns diese Konvention nunmehr in New York beschleunigt behandeln und verabschieden.
    Schmid bezeichnete die Vorgänge im Gefängnis von Stuttgart-Stammheim mit den Selbstmorden der drei Baader-Meinhof-Häftlinge noch einmal als unbegreiflich.
    So dann fasste er die politischen Konsequenzen der letzten sechs Wochen und Tagen folgendermaßen zusammen.
    Ich kann heute sagen,
    dass wir in den schweren Entscheidungen der letzten Wochen bis zum heutigen Tage tatsächlich alle so zusammengestanden haben.
    Wir haben jeden Schritt gemeinsam beraten und einmütig gebilligt.
    Wir haben viele Pläne gefasst, viele haben wir verworfen, einige wurden zu Schanden.
    Wir haben gemeinsam Wagnisse auf uns genommen.
    Und natürlich liegt bei alledem die Verantwortung, meine Damen und Herren, bei der Bundesregierung.
    Aber ohne diese Gemeinsamkeit wäre die Befreiung der Geiseln der Flugzeugentführung nicht gelungen.
    Ohne sie wäre aber auch ein Fehlschlag, der ebenso möglich war, nur schwer zu tragen gewesen.
    Ich gehe davon aus, dass diese Solidarität am heutigen Tag
    wo wir gemeinsam uns den Folgen der Ermordung Schleyers zu stellen haben, dass sie weiterlebt und auch bewahrt werden wird.
    Bundestag, Parteien und Fraktionen müssen den Maßstäben gerecht werden, die in den letzten Wochen gemeinsam gesetzt wurden.
    und der Besinnung auf das Wesentliche, die unser Volk von uns erwartet.
    Jeder prüfe sein eigenes Verhalten und jeder trage zur Entgiftung der politischen Auseinandersetzung bei, wo immer das nötig sein sollte.
    Diesen Gedanken von Bundeskanzler Helmut Schmidt grief in der heutigen Plenardebatte des Deutschen Bundestages der CDU-Oppositionschef Kohl auf.
    Ihre Aufforderung, Herr Bundeskanzler,
    Ein Stück dieser Solidarität auch in die Zukunft hinüberzuritten, verstehe ich als Aufforderung an uns alle in diesem Hause.
    Es gilt jetzt, so zügig, so schnell wie möglich alle notwendigen Maßnahmen zu treffen.
    in der Gesetzgebung genauso wie bei der notwendigen Verbesserung von Organisation, Ausbildung und Polizei und Sicherheitsorganen.
    Unsere Vorschläge liegen auf dem Tisch.
    Die jüngsten Ereignisse haben ihre Notwendigkeit erneut bestätigt.
    Wir
    Die CDU-CSU-Fraktion sind bereit, alle Vorschläge unvoreingenommen zu prüfen und schnell und entschlossen zu handeln.
    Unsere Mitbürger, meine Damen und Herren, haben sich zu ihrem Staat bekannt und ihn besondererweise unterstützt.
    Selten ist dies in unserer jüngsten Geschichte so eindrucksvoll deutlich geworden,
    wie in den zurückliegenden Tagen.
    Selten ist die Gemeinschaft unseres Volkes so offenbar geworden in der Sorge, im Hoffen, im Beten, in der Trauer.
    Und das ist es, was uns Mut gibt, trotz allem.
    Soweit der Bericht aus der Plenarsitzung des Deutschen Bundestages, die nicht zu weiteren Beschlüssen geführt hat.
    Die Gesetze zur Verschärfung der Bestimmungen im Kampf gegen den Terrorismus werden in den nächsten Tagen in Bonn behandelt.
    Inzwischen ist die größte Fahndung in der westdeutschen Nachkriegsgeschichte angelaufen.
    Basis war ein Aufruf des Bundeskriminalamtes von Mitternacht, den wir jetzt noch einmal bringen wollen, um die Dramatik und die Basis der weiteren Fahndungsaktion deutlich zu machen.
    Werner Böden, der Chef der Terrorbekämpfungsabteilung im Bundeskriminalamt, kurz vor Mitternacht.
    Die polizeilichen Ermittlungen haben ergeben, dass die Morde an Generalbundesanwalt Buback und seinen drei Begleitern
    die Ermordung Jürgen Pontus, der Angriff auf das Gebäude der Bundesanwaltschaft, die Morde von Köln, die Entführung der Lufthansa-Maschine nach Mogadischu und die Ermordung Hans Martin Schleyers von dem gleichen Kreis von Terroristen begangen wurden.
    Als Täter wurden ermittelt Susanne Albrecht, Wolf Heißler
    Christian Klar, Friederike Krabbe, Silke Meyer-Witt, Brigitte Monhaupt, Adelheid Schulz, Angelika Speidel, Sigrid Sternebeck, Willi Peter Stoll, Christoph Wackernagel und Rolf Clemens Wagner, der Teilnahme dringend verdächtig sind,
    Elisabeth von Dück, Juliane Plambeck, Inge Vieth und Jörg Lang.
    Dass die Fahndung in diesem großen Stil und jetzt auch öffentlich in Westdeutschland und wohl auch international jetzt erst einsetzt, ist auf die Drohung der Entführer des inzwischen ermordeten Industriepräsidenten Hans Martin Schleyer zurückzuführen von Anfang an.
    Nach seiner Entführung, nämlich vor über sechs Wochen, sie würden Schleier sofort erschießen, wenn die westdeutschen Polizei- und Sicherheitsbehörden direkt und offen diese Fahndung in ihrem jetzigen Stil einleiten würden.
    Das schaut dann so aus, dass überall im Bundesgebiet Polizeikontrollen stattfinden in einem bisher nicht bekannten Ausmaß.
    Als Beispiel, allein in Hamburg waren in den letzten Stunden 1.300 Polizisten im Einsatz.
    Es wurden vor allem morgendliche Überprüfungen vorgenommen.
    Außerdem verteilt die Polizei in diesen Stunden Flugblätter in den Großstädten, wo die von Böden, die eben genannten terroristischen Verdächtigen, noch einmal aufgeführt werden.
    Außerdem werden über Lautsprecherwagen die Namen noch einmal bekannt gegeben, die Bevölkerung aufgefordert, sich an die Polizei zu wenden.
    Schließlich ist ein eigener Telefonabruf Nummer eingerichtet worden, wo die Bevölkerung die Stimmen der Gesuchten
    hören kann und die Telefonanlage auf typische Merkmale aufmerksam macht.
    Die Fahndung hat bisher allerdings keine greifbaren Ergebnisse gebracht.
    Die deutsche Polizei hat also für die internationale Großfahndung nach den Terroristen in Zusammenarbeit mit der Post einen Tonbanddienst eingerichtet.
    Klaus Emmerich sagt es ja in seinem Bericht aus Bonn.
    Wir spielen Ihnen nun dieses Tonband vor.
    Sie hören eine Sonderdurchsage der Polizei.
    Das Bundeskriminalamt gibt Ihnen Gelegenheit, Gespräche der an den Morden in Köln und der Entführung des Dr. Schleyer beteiligten Terroristen zu hören und bittet um Ihre Unterstützung.
    Hören Sie sich bitte die jetzt folgenden Stimmen in Ruhe an und achten Sie besonders auf die Eigenarten des Tonfalls, der Ausdrucksweise und der Sprachfärbung.
    Aufzeichnung 1.
    Äh, wann wird's jetzt zum Glück sein?
    Können Sie ihm vielleicht etwas ausrichten?
    Ich möchte ihm gerne eine Mitteilung fürs Kommando 64.000 erwarten.
    Ich werde ihn ungefähr in einer Stunde nochmal anrufen.
    Ich bedanke mich.
    Aufzeichnung 2.
    Die Erklärung ist heute Morgen an Herrn Payot abgegangen und hat folgenden Wortlaut.
    Er wird Ihnen noch schriftlich zugeben.
    Aufzeichnung 3.
    Hallo, wie spricht das bitte?
    Ah ja, wir sind leider eben unterbrochen worden.
    Sie hatten den Text bis... Ist das richtig?
    Nun, das werden Sie zu gegebenen Zeit erfahren.
    Das Ganze ist unterschrieben mit Kommando 64000 und trägt das Datum 12.09.1977.
    Dazu ist dann noch eine Bemerkung zu machen.
    Das wäre für Sie sicherlich interessant.
    Und das wäre dann auch alles.
    Ich bedanke mich.
    Aufzeichnung 4.
    Aufzeichnung 5.
    Das ist das Ende des Textes.
    Lediglich die Kenntnisnahme zunächst.
    Das ist nicht notwendig, das wird nämlich Anfang Januar geschehen sein.
    Also ich will nur noch dazu sagen, dass diese Mitteilung
    An das Anwaltsbüro in Genf gegangen ist heute um zwölf Uhr, dass es weiter noch an ausländische Presse geht und das wäre alles.
    Ich darf mich bedanken.
    Auf Wiederhören.
    Aufzeichnung sechs.
    Können Sie mir sagen, wann er vielleicht zurückkommt?
    Ja, es handelt sich darum, dass ich Ihnen eine Mitteilung des Kommandos X für Krautner machen möchte.
    Ja, sind Sie technisch eingerichtet, zum Beispiel eine Bandaufnahme zu machen?
    Sie können mitschreiben, das ist in Ordnung.
    Aufzeichnung sieben.
    Ich möchte Ihnen also ganz gerne diese Erklärung verlesen.
    Wenn Sie daran interessiert sind, allerdings nur.
    Ja, können Sie mir darauf keine klare Antwort.
    Aufzeichnung 8.
    Ich möchte Ihnen gerne eine Erklärung des Kommandos Siegfriedhausen mitteilen.
    Aufzeichnung 9.
    Wenn Sie glauben, die Stimmen erkannt zu haben, teilen Sie bitte Ihre Wahrnehmung der Polizei mit.
    Sie können zur Identifizierung und der Festnahme der Täter beitragen.
    Ihren Hinweis nimmt jede Polizeidienststelle entgegen.
    Ihre Mitteilungen werden auf Wunsch vertraulich behandelt.
    Wir bedanken uns für Ihre Aufmerksamkeit.
    Meine Damen und Herren, natürlich nimmt auch die österreichische Polizei Mitteilungen hingegen.
    Diesen Sonderton beim Dienst der Deutschen Post können Sie aus Österreich nach dem Wählen folgender Nummer hören.
    Deutsche Vorwahl 06, dann die Nummer einer deutschen Stadt, zum Beispiel München 089 und dann die Nummer 1166.
    Also ich wiederhole, deutsche Vorwahl 06, dann die Nummer einer deutschen Stadt, zum Beispiel München 089 und dann die Nummer 1166.
    Unter dieser Nummer hören Sie dann das eben gespielte Tonband der deutschen Polizei.
    Nun, wie schon gesagt, die Leiche Hans Martin Schleyers wurde gestern Abend im elsässischen Mühlhausen in der Nähe der deutschen-französischen Grenze gefunden.
    Von diesem Ort setzt dann heute Nacht auch die Großfahndung ein.
    Außerdem soll in der Nähe von Mühlhausen angeblich das Versteck der Terroristen sein.
    Für heute war dann auch die Autopsie des Leichnams von Schleyer geplant.
    Über den Stand der Vermittlungen in Mühlhausen informiert nun telefonisch Norbert Paul Engel.
    Die Obduktion der Leiche von Hans-Martin Schleyer wird nicht, wie in der vergangenen Nacht, fälschlich behauptet in Freiburg, sondern hier in Mühlhausen im Elsass vorgenommen.
    Und zwar im Krankenhaus Hasenrein.
    In jenem Krankenhaus, das nur etwa 300 Meter vom Fundort des grünen Audi 100 entfernt liegt, in dem die Leiche von Hans-Martin Schleyer gestern Abend aufgefunden wurde.
    Die Obduktion sollte eigentlich schon heute Vormittag begonnen haben.
    Aber die Kriminalpolizei bestätigte mir soeben, dass gegen 11.30 Uhr jedenfalls mit der Obduktion noch nicht begonnen worden war, jedoch vor der Mittagspause noch mit der Obduktion begonnen werden soll.
    Außerdem habe ich mich beim die Untersuchung leitenden Staatsanwalt erkundigt.
    ob irgendwelche Informationen von Seiten der Ermittlungsbehörden heute noch an die Presse gegeben werden sollen.
    Gegenwärtig ist in Mühlhausen weiter keine Pressekonferenz oder keine Presseinformation vorgesehen.
    Noch ein Drittes.
    Es wurde in der vergangenen Nacht behauptet, man habe das Versteck gefunden, in dem
    Hans-Martin Schleyer im Elsass offenbar gefangen gehalten worden sei.
    Und zwar solle dies in Cernay gewesen sein, ein Ort mit 10.000 Einwohnern, nordwestlich von Mühlhausen im Elsass.
    Ich habe mit dem Generalsekretär des Rathauses gesprochen und mich erkundigt, ob man dort etwas weiß, ob dort möglicherweise Ermittlungen der Polizei darauf hindeuten, dass in der Tat dort das Versteck gefunden worden ist.
    Dieses trifft jedoch nicht zu, sodass man Ausmühlhausen im Elsass zusammenfassen kann.
    Die Kriminalpolizei gibt im Augenblick keine weiteren Ermittlungsergebnisse bekannt und das Versteck ist noch nicht gefunden.
    Aus Mühlhausen berichtete Norbert Paul Engel.
    Die jüngsten Terroraktionen sind also ausgestanden.
    Die Großfahndung nach den Terroristen läuft auf Hochtouren.
    Für uns Anlass, Bilanz von Terror, Angst und Schrecken der jüngsten Vergangenheit zu ziehen.
    Hören Sie den folgenden zusammenfassenden Bericht von Ferdinand Hennerbichler.
    Die schreckliche Bilanz des organisierten Terrors in der Bundesrepublik hatte zu Beginn der Siebzigerjahre noch mit Brandbombenanschlägen begonnen.
    Innerhalb weniger Jahre verübten die Terroristen dann bereits brutale Morde und inszenierten spektakuläre Entführungen.
    Ein paar markante Daten.
    Februar 1975.
    Der Berliner CDU-Politiker Peter Lorenz wird in Berlin entführt.
    Er kommt im Austausch gegen fünf Terroristen aus dem harten Kern der Baader-Meinhof-Bande frei.
    April 1975.
    Anschlag auf die Botschaft der Bundesrepublik Deutschland in Stockholm.
    1977.
    Das Jahr, in dem das politische Verbrechertum seinen bisherigen Höhepunkt erreicht.
    Begonnen hatte es im April, genauer gesagt am 7.
    April 1977.
    Der oberste Justizankläger der Bundesrepublik Deutschland, Generalbundesanwalt Siegfried Buback, wird erschossen.
    Sein Chauffeur und ein Sicherheitsbeamter kommen ums Leben.
    30.
    Juli 1977.
    Der Chef der Dresdner Bank, Jürgen Ponto, einer der profiliertesten Finanzexperten der Bundesrepublik, wird in seiner Villa erschossen.
    September 1977.
    Die Bilanz von Terror, Angst und Schrecken geht in ihre bisher längste, vielleicht auch brutalste und grausamste Geschichte.
    Sie verläuft in drei Phasen.
    Erste Phase, 5.
    September 1977, Köln, 17.28 Uhr.
    Der Präsident der Westdeutschen Industriellen Vereinigung, Hans Martin Schleyer, kommt in seinem blauen Mercedes im Kölner Villenviertel Braunsfeld zu einer Kreuzung.
    Schleyer sitzt im Fond des Wagens.
    Er hat noch gute 100 Meter bis zu seiner Zweitwohnung.
    Hinter ihm ein zweiter Mercedes.
    In ihm sitzen drei Sicherheitsbeamte.
    Neben den beiden Fahrzeugen schiebt auf dem linken Gehsteig der Straße eine Frau einen Kinderwagen.
    Plötzlich stößt diese Frau den Kinderwagen auf die Fahrbahn, rennt hinter dreien, reißt eine Maschinenpistole heraus und eröffnet das Feuer auf den Wagen Schleiers.
    Gleichzeitig blockt ein gelber Mercedes die Wagen Schleiers ab.
    Unbekannte feuern aus dem Schiebedach heraus auf das Begleitfahrzeug.
    Schleier wird aus dem Wagen gerissen, in einen hellen VW-Kombi gezerrt und in rasender Fahrt entführt.
    Am Tatort bleiben vier Leichen zurück, drei Sicherheitsbeamte und Schleyers Chauffeur.
    Die verantwortlichen Politiker reagieren sofort entschieden.
    Bundeskanzler Schmidt kündigte an, der Rechtsstaat würde mit aller notwendigen Härte antworten.
    Oppositionsführer Kohl sprach von einer blindwütigen Bande von Mördern, die in Westdeutschland unterwegs sei, um Staat und Demokratie in die Knie zu zwingen.
    6.
    September.
    Die Entführer melden sich erstmals.
    Sie deklarieren sich als Mitglieder der Terrororganisation Rote Armee Fraktion und bezeichnen sich als Kommando Siegfried Hausner.
    Ihre Forderungen?
    Freilassung von elf Bader-Meinhof-Häftlingen, darunter der Kopf der Bande, Bader, Raspe und Enslin.
    700.000 Schilling für jeden freigepressten Terroristen, Ausreiser in ein Land freier Wahl.
    In Bonn tritt erstmals der Krisenstab zusammen, das zentrale Antiterrormanagement der Bundesrepublik Deutschland.
    Ein Tag später, 7.
    September.
    Die Bonner Behörden verlangen ein eindeutiges Lebenszeichen des entführten Unternehmerchefs.
    Die Terroristen schicken ein Videoband, auf dem Schleyer eine Erklärung der Extremisten verliest.
    8.
    September.
    Bonn verlangt die Einschaltung einer Kontaktperson.
    Totale Nachrichtensperre wird verhängt.
    9.
    September.
    In Genf erklärt sich der Rechtsanwalt Denis Payot bereit, als Kontakt- und Vermittelsmann zu fungieren.
    Zeitungen und Nachrichtenagenturen bekommen Mitteilungen der Entführer, die ein weiteres Lebenszeichen Schleiers und ein Foto des Verschleppten enthalten.
    11.
    September.
    Neue Nachrichten der Extremisten.
    Neue Forderungen, neue Ultimaten.
    Zwei Tage darauf, 13.
    September.
    Die inhaftierten Bademeinhof-Häftlinge erklären, sie wollten nach Südjemen oder Nordkorea ausreisen.
    17.
    September.
    Der Staatsminister im Burner Kanzleramt, Hans-Jürgen Wischniewski, bemüht sich, ein Fluchtland für die Terroristen zu finden.
    Er verhandelt in Algerien, in Libyen,
    im Irak und Südjemen, später auch in Vietnam, hat aber keinerlei Erfolg.
    Kein Land der Welt will die Terroristen offiziell aufnehmen.
    Es vergehen drei Tage.
    Drei Tage des Schweigens.
    22.
    September.
    In Holland wird der Terrorist Knut Volkerts festgenommen.
    Er hat bei einem missglückten Fluchtversuch einen Polizisten erschossen.
    Weiter lähmendes Schweigen.
    Die Entführer Schleyers melden sich acht Tage lang nicht.
    Nächster Hinweis.
    Paris, 28.
    September.
    Eine Pariser Zeitung erhält neue Forderungen der Terroristen.
    Der Inhalt, die Entführer fordern die sofortige Einstellung aller Fahndungsmaßnahmen.
    Sie schicken ein Bild Schleyers mit der Aufschrift, seit 20 Tagen Gefangene der Roten Armee Fraktion.
    29.
    September.
    Die Politiker in Bonn ziehen erste Konsequenzen.
    Sie verabschieden Antiterrormaßnahmen.
    Der Kern, sofortige Kontaktsperre zwischen inhaftierten Terroristen und ihren Anwälten.
    Betroffen sind etwa 90 Terroristen.
    30.
    September.
    Weitere Erfolge der Behörden bei der Großfahndung nach Terroristen.
    In Paris wird der Geflüchtete Stuttgarter Badameinov, Anwalt Klaus Croissant, verhaftet.
    Er wird verdächtigt, das Gehirn oder zumindest einer der wichtigsten Manager des organisierten Terrors in der Bundesrepublik zu sein.
    Croissant bleibt vorläufig in Frankreich in Haft.
    Die Bundesrepublik Deutschland verlangt seine Auslieferung.
    6.
    Oktober.
    Neben Schauplatz japanische Terroristen entführen eine japanische Linienmaschine.
    Algerien nimmt sie auf.
    8.
    Oktober.
    Die Entführungsaffäre Schleyer spitzt sich wieder zu.
    Der entführte industriellen Chef drängt in einem Brief an die Bonner Behörden auf eine Entscheidung.
    Diesem Brief liegt ein weiteres Fotoschleiers mit dem Schild bei, seit 31 Tagen Gefangener der Roten Armee Fraktion.
    10.
    Oktober.
    Der Bonner Krisenstab hinterlegt beim Kontaktrechtsanwalt Payot in Genf eine Nachricht, die als wesentlich bezeichnet wird.
    Einzelheiten werden nicht bekannt.
    Und damit wurde die erste Phase des Entführungsdramas abgeschlossen.
    Bonn scheint mit seiner Verzögerungs- und Hinhaltedaktik Erfolge verbucht zu haben.
    Nun beginnt die zweite Phase der Affäre.
    Die Terroristen setzen zu einer Zangenoperation an.
    13.
    Oktober.
    Palma de Mallorca in Spanien.
    Unbekannte Terroristen bringen eine Linienmaschine der deutschen Lufthansa, eine Boeing 737, auf dem Flug nach Frankfurt in ihre Gewalt, zwingen die Maschine zur Landung in Rom und zum Weiterflug nach Zypern.
    Die Kidnapper werden vorerst nicht ganz ernst und vervollgenommen.
    Zunächst übernimmt ein Mann, der sich Vage Hauptmann Walter Mohammed und später Khatum nennt, die Verantwortung für die Flugzeugentführung.
    Bonn schließt in einer ersten Reaktion nicht aus, dass sie sich bei dem Kidnapper um einen Irren handeln können.
    Die Bonner Behörden sehen zunächst auch keinerlei Zusammenhang zwischen der Schleieraffäre und der Entführung der Lufthansa Boeing.
    Das Gegenteil wird schreckliche Gewissheit.
    Die Flugzeugentführer verlangen die Freilassung aller Baader-Meinhof-Terroristen und von zwei in der Türkei wegen Mordes inhaftierten Palästinenser.
    14.
    Oktober 1977.
    Der Poker um das Leben Unschuldiger steigert sich.
    Mehrere Flughäfen verweigern der Maschine Landeerlaubnis.
    Deren Odyssee geht von Zypern über das Emirat Bahrain nach Dubai am persischen Golf und endet schließlich in Mogadischu in Somalia.
    Ultimaten, neue Forderungen, Hinhaltemanöver.
    Die Terroristen zeigen ihre ganze Grausamkeit, zu der sie fähig sind.
    Sie erschießen den Piloten der Boeing 737 Maschine, Kapitän Jürgen Schumann.
    Der Weltpilotenverband ruft zu einem internationalen Proteststreik auf.
    Bonn schickt seine Anti-Terror-Brigade zum bisher heikelsten Einsatz.
    Das Kommando fliegt zunächst in den Raum des Persischen Golfs, wartet ab, hält sich bereit und schlägt am 18.
    Oktober mitten in der Nacht zu.
    Die Einheit Grenzschutzgruppe 9 stürmt die entführte Boeing 737 auf dem Flughafen von Mogadischu und befreit die Geiseln.
    Drei Luftpiraten kommen im Kugelhagel um.
    Der vierte, eine Frau, wird schwer verletzt.
    Wer die Extremisten sind, bleibt weiter unklar.
    Aufatmen in aller Welt.
    Und dann kam die Endphase der Terrorbilanz der jüngsten Vergangenheit.
    Die Terroristen waren gescheitert.
    In der Stuttgarter Haftanstalt Stammheim sieht der Kerl der Baader-Meinhof-Bande keine Zukunftschance mehr.
    Andreas Baader und Jan Karl Raspe verüben Selbstmord.
    Sie erschießen sich mit Pistolen.
    Gudrun Enslin erhängt sich am Zellenfenster.
    Die Terroristin Möller fügt sich Stichverletzungen zu, überlebt aber.
    Gestern, 19.
    Oktober 1977, 18 Uhr.
    Die Entführungsaffäre Schleyer nimmt ein tragisches Ende.
    Aus der französischen Grenzstadt Mühlhausen in der Nähe von Basel kommen Meldungen, die Polizei habe in einer Straße einen grünen Audi 100 mit deutschem Kennzeichen und versperrtem Kofferraum gefunden.
    Der Wagen wird abgeschleppt,
    nach Sprengstoff untersucht und aufgebrochen.
    Die Leiche Hans Martin Schleyers wird gefunden.
    Diese Bilanz von Terror, Angst und Schrecken der jüngsten Vergangenheit hatte Ferdinand Hennerbichler zusammengestellt.
    Hans Martin Schleyer stand bis zu seiner Entführung und jetzigen Ermordung durch die Terroristen an der Spitze der deutschen Wirtschaft als deren Präsident.
    Im November des Vorjahres hielt er sich auch in Österreich auf, und zwar bei einer Tagung in Leoben.
    Aus einem Interview, das Schleyer damals gab, nun ein Stimmporträt.
    Der Unternehmer muss immer ein Wagnis eingehen und in unserer ja doch ganz überwiegend privatwirtschaftlich organisierten Industrie ist jede Investition, jeder neue Anfang auf einem neuen technologischen Gebiet oder
    Ganz gleicherweise ist es immer ein Wagnis, das der Unternehmer zu tragen hat.
    Und es ist erfreulich, dass er es auch tut, er wagt.
    Sie hörten ein Stimmvorträt von Hans-Martin Schleyer.
    Mit der Auffindung der Leiche Schleyers ist auch die wochenlange Vermittlertätigkeit des Rechtsanwalts Denis Pajot in Genf zwischen der Regierung in Bonn und den Entführern des deutschen Arbeitgeberpräsidenten beendet.
    Wer ist Denis Pajot und welche Rolle spielt er?
    Diese Frage an Horst Höller.
    Wochenlang, praktisch seit dem Tag der Entführung Schleyers, war er im Einsatz.
    Nämlich der 35-jährige Genfer Rechtsanwalt Denis Payot, der teilweise eine Briefweiterleitungs- und teilweise eine Vermittlerrolle gespielt hat.
    Gestern Abend war diese Rolle nunmehr beendet.
    Und das ohne wirklichen Erfolg für Payot.
    der immer wieder betont hatte, nur aus humanitären Gründen das Angebot der deutschen Bundesregierung angenommen zu haben.
    Gestern Abend, nach dem Auffinden der Leiche des deutschen Arbeitgeberpräsidenten, betonte Pajot, er habe seine Mission im Rahmen einer strikt humanitären Zielsetzung erfüllt und betonte auch, er habe gehofft, mit seiner rund um die Uhr wahrgenommenen Aufgabe erreichen zu können, dass kein Menschenleben geopfert werde.
    Das sei jedoch nicht Wirklichkeit geworden und so stellt er fest, die tragischen Vorkommnisse, die sich ereignet haben, zeigen, dass die Verteidiger der Menschenrechte heute mehr denn je ihre Tätigkeit zugunsten der Grundrechte der Einzelnen und der Völker fortsetzen müssen.
    Die Aufgabe Pajos wurde dramatisch beendet und gegenwärtig ist kein Kontaktmann mehr nötig.
    Doch für die Entführer hatte Pajos Rolle schon vor der Ermordung Schleyers ihr Ende gefunden.
    Zum letzten Mal hatten sie sich nämlich in der Nacht zum letzten Freitag bei Pajo gemeldet und damals mit dem letzten Ultimatum bezüglich der Freilassung der Elfbader-Meinhof-Bandenangehörigen.
    Bayeux hatte dann noch einmal einen feierlichen Appell an alle beteiligten Parteien gerichtet, alles in ihrer Kraft stehende zu tun, um ein Blutpath zu vermeiden.
    Denn es gehe nicht nur um Schleyer, sondern auch um die Insassen der gekaperten Lufthansa-Maschine.
    Bayeuxs letzter Appell blieb jedoch ohne Antwort der Entführer.
    Und auch eine für sie bei Bayeux deponierte Mitteilung der Schleyer-Familie wurde nicht mehr abgerufen.
    Für den Genfer Pastorensohn war jedoch die Rolle als Kontaktmann zwischen der deutschen Regierung und den Terroristen die bisher wichtigste.
    Und zum Teil war es auch Zufall gewesen und auch ein Pokerspiel.
    Denn die Entführer hatten sich geirrt und gedacht, Peiot sei ein hoher Schweizer UNO-Beamter in Sachen von Menschenrechten.
    Die Bundesregierung in Bonn hatte das Missverständnis ignoriert und den Präsidenten der Schweizerischen Liga für Menschenrechte zum Kontaktmann bestimmt.
    Peio hatte das Mandat angenommen und deren Führer waren auch damit einverstanden.
    Denn unbekannt war Peio für sie nicht, waren doch noch im vergangenen April Eltern deutscher Terroristen hier in Genf an ihn herangetreten bezüglich der Haftbedingungen in deutschen Gefängnissen zu intervenieren.
    Die genaue Rolle Paius und vielleicht auch Angaben über die Art und Weise, in welcher er sein Mantat im Falle Schleyer erfüllte, dürfte noch besser bekannt werden, wenn der ehrgeizige Kondaktmann Paiu, wie versprochen, vielleicht noch heute oder auch erst morgen in Genf eine Pressekonferenz veranstaltet.
    Sein Name ist jedoch auf jeden Fall jetzt international bekannt geworden.
    Horst Höller berichtete aus Genf über die Rolle des Rechtsanwalts Bayot.
    Die Befreiung von 86 Geiseln aus den Händen von vier Terroristen auf dem somalischen Flughafen von Mogadischu vor drei Tagen steht natürlich heute unter dem Eindruck des Mordes an dem deutschen Arbeitgeberpräsidenten Hans-Martin Schleyer.
    Unter der Crew des gekaperten Lufthansa-Flugzeuges befand sich auch die österreichische Air Hostess Hannelore Piegler.
    In einem Telefongespräch, das Gernot Hollerer führte, gibt Hannelore Piegler im Folgenden ihre Eindrücke der Flugzeugentführung wider.
    Es hat begonnen kurz nach dem Service.
    Wir haben also gerade Service gemacht, haben die Tabletts ausgeteilt und haben die Getränke verteilt und waren mit dem Getränkekarren aus der Kabine raus.
    Und da haben die zugeschlagen.
    Die standen auf einmal mit Handgranaten und Pistolen da und brüllten ganz fürchterlich.
    Und das Schreien, das war eigentlich so ganz, ganz schlimm.
    Diese Stimme von dem, der war so heiß.
    Und die stürmten dann vor in die Cockpit.
    Ich war in der vorderen Küche, weil ich hab die erste Klasse gemacht an diesem Flug.
    Und der schmiss mich da in so ein Eck und stürmte weiter rein in die Cockpit und riss den Co-Piloten aus dem Sitz, das waren die zwei Männer, ne?
    Und schlug auf den Kapitän ein.
    Und da hab ich mir nur gedacht, lieber Gott, lass uns nicht abstürzen, ne?
    An anders hab ich gar nicht gedacht, weil die schlugen so zu in der Cockpit.
    dass ich gedacht habe, wir haben keinen Piloten mehr.
    Und dann wurden wir alle zurückgebringt in die Kabine bis ans hintere Ende, alle diejenigen, die standen.
    Wir haben dann begonnen mit einer neuen Sitzverteilung.
    Also es war ganz schlimm.
    Es war wirklich so, so, so schlimm.
    Das kann keiner, keiner, wirklich niemand, der das selber nicht erlebt hat, nachempfinden.
    Die tägliche Todesangst, die andauernde Todesangst.
    Wir wurden dauernd einzelne von uns mit dem Tod bedroht.
    Und Sie wissen ja, dass der Kapitän erschossen wurde.
    Es war so schlimm, wie der Jürgen raufkam über die Treppe und nach vorne ging sie niederknien, musste die Hände im Nacken verschränken.
    Und dann wurde er erschossen.
    Wissen Sie, er hat sich so aufgebalmt und fiel dann flach hin und blieb die ganze Nacht in der Kabine liegen.
    Wir hatten Kinder am Bad.
    Der kleinste war drei Jahre und andere Kinder, Kinder, die die schon begreifen konnten.
    Und er wurde neben ihnen erschossen.
    In der Reihe, wo er gekniet ist, da waren lauter Kinder.
    Und die ganze Nacht blieb die Leiche am Gang liegen.
    Und es war so heiß, wir waren da in Aden.
    Die Passagiere, die waren sowieso immer am Verdursten.
    Ich weiß nicht, wie viel Graz gehabt hat, aber so Hitze habe ich noch nie in meinem Leben erlebt.
    Es war wie in der Sauna.
    Und es lief das Wasser runter, wirklich, wie wenn wir in der Sauna sitzen würden.
    Und die mussten sitzen, durften sich nicht rühren.
    Die Frauen, die hatten ganz dicke Beine, die konnten zum Teil schon gar nicht mehr gehen.
    Dann hat man noch ganz alte Leute an Bord, die durchgedreht haben, die Halluzinationen gekriegt haben.
    In den letzten 24 Stunden hatten überhaupt, würde ich sagen, so 20 Prozent der Passagiere Halluzinationen.
    Und ich musste, wie gesagt, so oft über die Leiche drüber klettern, in Finsternis und Getränke holen aus der Küche.
    um den Leuten was zu geben, um sie ein bisschen abzulenken.
    Und weil es so heiß war, als wollten sie die Leiche im Gang liegen lassen, haben sie sie aber dann doch weggetragen.
    Aber sie haben sie hinten, wir haben hinten auf der 737 so eine kleine Garderobe, da haben sie sie reingestellt.
    Und am nächsten Tag im Mogadischu haben sie den Kapitän aus der hinteren Tür rausgeworfen.
    Sie hatten ja doppelte Probleme zu bewältigen.
    Einerseits die Probleme, die Sie selbst belastet haben, also für sich selbst die Schwierigkeiten.
    Auf der anderen Seite mussten Sie sich ja auch um die Passagiere kümmern.
    Ich arbeite Tag und Nacht.
    Wir haben nie geschlafen.
    Die ersten zwei Nächte überhaupt nicht.
    In der zweiten Nacht habe ich vor Schöpfung mal eine Stunde geschlafen.
    Und in der dritten Nacht habe ich auch mal ein bisschen geschlafen, aber nicht viel.
    Aber wenn man das so erzählt, man kann es kaum glauben, aber
    Das ist dann so.
    Man weiß ja, man muss durchhalten.
    Und ich glaube, der Körper reagiert dann eben dementsprechend.
    Wir haben nur gearbeitet.
    Nur, nur, nur, nur gearbeitet.
    Ich meine, die Kuh, die konnte sich bewegen, wissen Sie.
    Also dadurch blieb unser Kreislauf vielleicht besser intakt als der der Passagiere.
    Und wir mussten denen ja was zu essen geben.
    Wir mussten auf die Kinder aufpassen.
    Wir hatten Kranke, die täglich ihre Medikamente brauchten.
    Wir mussten dafür Sorge tragen, dass die auf die Toiletten können.
    Ich meine, ich weiß nicht, ob Sie sich vorstellen können, was unter einer Flugzeugtoilette.
    Aber eine Flugzeugtoilette, die wird von diesen Kurzstrecken fliegen, die wird stündlich einmal gereinigt.
    Die sanitären Verhältnisse können Sie sich gar nicht vorstellen.
    Es war furchtbar.
    Es ist ja ein Wunder, Frau Pigler, dass es nicht regelrecht zu einer Panik unter den Passagieren gekommen ist.
    Wie konnte eigentlich das verhindert werden?
    Es waren relativ viele alte Leute an Bord und, sagen wir mal, weniger junge Männer.
    Es waren wohl junge Mädchen und so junge Väter mit Kindern, aber es waren weniger so junge Burschen, die eben sagen, also jetzt unternehmen wir was.
    Und zudem wurden wir seelisch so unter Druck gehalten.
    Wissen Sie, sobald die Passagiere irgendwann, sobald es merkbar war, dass die irgendwann einmal so ein bisschen aufatmen,
    Dann kam der Anführer wieder rein und brüllte und brüllte und bedrohte jemanden wieder mit dem Tod, mit der Pistole oder prügelte auf jemanden ein.
    Und die Judenfrage wurde da groß rausgespielt, wissen Sie.
    Haben Sie sich zeitweise aufgegeben gehabt?
    War also die Stimmung der Passagiere so, wir kommen da nie mehr lebend heraus?
    Ja, also unsere Stimmung, die sank praktisch wirklich von Minute zu Minute, weil wir keinen Kontakt zur Außenwelt hatten.
    Wir hatten den Eindruck, es würde sich kein Mensch um uns kümmern.
    Und wir fühlten uns alle so derartig verlassen.
    So richtig verlassen.
    Wissen Sie?
    Und das war eigentlich das Allerschrecklichste.
    Wir haben gedacht, niemand tut was für uns.
    Frau Biegler, ungeklärt sind noch die Umstände, weshalb Jürgen Schumann erschossen wurde.
    Wissen Sie da was Näheres?
    Naja, wir haben da so mehr oder weniger eine Bruchlandung.
    Nebenbei muss ich dazu sagen, dass wir da überlebt haben.
    Das war auch ein Wunder.
    Das waren alles Wunder, die uns passiert sind.
    Wir sind ja da neben der Ranwege gelandet, weil die ließen uns ja nicht landen.
    Die haben ein Lastwagen auf die Ranwege gestellt, damit wir nicht drauf landen konnten.
    Jetzt sind wir im Sand gelandet.
    Ich meine, Sie wissen vielleicht, was das heißt für ein Düsenjet.
    Und wir sind also wirklich gut runtergekommen.
    Es war natürlich ein fürchterlicher Aufprall, aber ich habe, also meine Crew und ich, wir haben die Kabine vorbereitet für die Notlandung und den Passagieren erklärt, wie sie zu sitzen haben und so.
    Und nach dem Bruch stand schon gleichzeitig fest, dass wir sofort wieder raus müssen.
    Aden wollte uns nicht behalten.
    Die haben gesagt, wir müssen sofort umkehren, wir kriegen Sprit und wir müssen weg.
    Und ich weiß nicht, ich kenne mich nicht so sehr aus bei den politischen Verhältnissen da unten, aber das leuchtete unseren Terroristenanführer da auch ein.
    Also er wurde auch ein, der hat gesagt, also okay, wir müssen weg.
    Und jetzt hat der Jürgen Schumann gesagt, also er kann nicht wegfliegen.
    Einer von ihnen beiden, der Co-Pilot oder er, sie müssen raus und müssen schauen, was mit der Maschine ist.
    Weil ich meine, es lohnt ja nicht, einen Take-Off zu machen und dann zu explodieren.
    Und jetzt gab es da großes Hin und Her und Hin und Her und der Schumann sagt, nein, also so macht das nicht.
    Er muss raus oder der Co-Pilot, einer von beiden, und muss die Maschine untersuchen.
    Also das hat er dann eingesehen und dann hat er zum Schumann gesagt, ja, also okay, großes Ehrenwort.
    Jetzt geh mal raus und check die Maschine.
    Und der Jürgen ging raus.
    Ich weiß nicht, durch welchen Ausgang jetzt.
    Und checkte halt die Maschinen da rundherum.
    Ich meine, es war Nacht.
    Ich glaube, er hat da die Signallampe mitgehabt.
    Und ich hab mich dann weiter drum gekümmert.
    Wissen Sie, ich war mir mit diesem Fall eigentlich gar nicht befasst.
    Ich hab wieder den Passagieren was zu trinken gegeben und hab die Leute getröstet.
    Und auf einmal hör ich groß durchs Megafon, wie er schreit, Captain Schumann, Captain Schumann.
    Und dann verging wieder eine Zeit.
    Und dann sagt er auf einmal zu mir, ich möchte nach hinten gehen, zum hinteren Ausgang.
    Hinten links hat die 737 eine eingebaute Tür.
    Und ich möchte die Tür aufmachen.
    Das konnte er nicht.
    Da bin ich nach hinten gegangen, hab die Tür aufgemacht und da kam dann der Jürgen raus.
    Mit ganz bleichem Gesicht.
    Also, ich glaube, er wusste es.
    Ich meine, der Jürgen wusste es schon vom Tag vorher, weil der Jürgen, glaube ich, hat sterben müssen.
    Weil der Terrorist wusste, dass er Auskünfte gegeben hat.
    Und dann kam er rein und er musste sich niederknien und dann hat er ihn ganz einfach geschossen.
    Ganz einfach.
    Hannelore Piegler gab diese Einzelheiten über die Flugzeugentführung.
    Auch die österreichischen Tageszeitungen befassen sich heute mit dem internationalen Terrorismus.
    Zum Teil erschienen die Zeitungen aber noch vor dem Bekanntwerden der Ermordung Hans Martin Schleyers.
    Eugen Freund wählte die Zitate für die folgende Presseshow aus.
    Die Sozialistische Arbeiterzeitung befasst sich in ihrem Kommentar von Manfred Scheuch mit der Tatsache, dass eine internationale Untersuchungskommission den Tod von drei Bader-Meinhof-Häftlingen klären soll.
    Dazu Scheuch.
    Es gibt auch Leute, die meinen, eine solche Untersuchung sei unnötiger Aufwand.
    Man möge doch froh sein, dass ein wichtiges Motiv für neue Terroranschläge weggefallen sei.
    Abgesehen davon, dass RAF-Fanatiker möglicherweise gerade mit ihrem Tod ihrer verlorenen Sache einen neuen Auftritt geben wollten, gerät eine solche Gesinnung in gefährliche Nähe des Unrechtdenkens, das zum Wesen der Terrorgangster gehört.
    Nach diesem Kommentar aus der Arbeiterzeitung nun ein Blick in die Wiener Tageszeitung die Presse, in der Erich Grolig einen Bogen von der Verurteilung tschechischer Regimekritiker in Prag zum Terror in Deutschland spannt.
    Während die in Prag für etwas bestraft wurden, was in der freien Welt selbstverständlich und auch in der Schlussakte von Helsinki festgehalten ist, nämlich das Recht auf freie Meinungsäußerung und Kritik, protestieren gerade in der freien Welt die Ultralinken gegen das vermeintliche Unrecht der Geiselbefreiung von Mogadischu, verlassen allenthalben die Sympathisanten ihre Schlupfwinkel und vergießen Krokodilstränern um die durch Selbstmord geendeten Stammheimverbrecher.
    versuchen die Anwälte, dem Rechtsstaat ein Verbrechen zu unterschieben, indem sie ihn des Mordes an ihren Mandanten verdächtigen.
    Fürwahr, eine Welt der Verrücktheiten und Verdrehungen, der Manipulation und der Lügen, in der das Bemühen um die Bewahrung der Regel, das Recht nicht mit zweierlei Maß zu messen ist und Moral keinen doppelten Boden haben darf, völlig untergeht.
    Soweit einige Auszüge aus Kommentaren zu den Vorgängen in der Bundesrepublik Deutschland.
    Nun aber wieder zurück auf den Boden der heimischen Innenpolitik, in der seit gestern eine Äußerung von SPÖ-Clubobmann Fischer für einige Aufregung sorgt.
    Fischer verglich in einem Referat in Villach den ÖAAB, also den Arbeitnehmerbund der Volkspartei, mit einer Partei, die schon lange nicht mehr im Parlament vertreten ist, gemeint war die KPÖ.
    Zu dieser Aussage schreibt etwa Herbert Weißenberger in der Grazer kleinen Zeitung.
    Aus der Rede, die Fischer gestern zur Eröffnung der Villacher Tagung seiner Fraktion gehalten hatte, kann man auf beträchtliche Probleme der Regierungspartei schließen.
    Und weiter heißt es?
    Die Methode ist nicht neu.
    Kralski hat niederösterreichische Bauern mit kommunistischen Putschisten verglichen.
    Zentralsekretär Marsch hat zuletzt vor drei Jahren den ÖAB ähnlich attackiert.
    Neu ist, dass sich ein Heinz Fischer auf dieses Niveau hinunter begibt.
    Soweit die Grazer Kleine Zeitung.
    Die Salzburger Nachrichten bemerken zum selben Thema
    Das ist auch ein Niveau der politischen Auseinandersetzung.
    Sich auf diese Ebene zu begeben, ist dem sozialistischen Klubobmann vorbehalten geblieben.
    Sollte sich jetzt das politische Klima in Österreich verschärfen, wird sich Fischer nicht freisprechen können, daran schuld zu sein.
    Die oberösterreichischen Nachrichten schließlich glauben, das Motiv für die Aussagen und Äußerungen Fischers zu kennen.
    Josef Laschober schreibt, wenn die Konfrontation schon bisher hart verlief, dann ist das zu begreifen, denn der Arbeiter- und Angestelltenbund agiert recht eifrig in den Betrieben.
    Das ist für die SPÖ gerade jetzt in einer Belastungswelle eine empfindliche Flanke.
    Sozialistische Funktionäre wissen davon ein Lied zu singen, weil sie es auf Betriebsebene noch nie so schwer hatten.
    Unter diesem Gesichtspunkt war es nachgerade folgerichtig, dass Fischer an dieser Front zur Offensive überging.
    Eugen Freund wählte diese Pressestimmen aus.
    Zu den gestrigen Angriffen der SPÖ-Clubchefs Fischers gegen den ÖAB, sie hörten ja einige Pressestimmen, nahm heute auch ÖVP-Clubchef Taus nach einer Parteivorstandssitzung Stellung.
    Johannes Fischer berichtet direkt aus der ÖVP-Zentrale.
    Die erwartete Reaktion der ÖVP auf die gestrigen massiven Angriffe von SPÖ-Klub-Chef Heinz Fischer auf der Klubklausur in Wambad-Villach auf den ÖVP-Arbeiter- und Angestelltenbund, den der Klubchef in die Nähe der Kommunisten gerückt hatte, blieb heute nicht aus.
    ÖVP-Chef Josef Taus sprach seine tiefe Missbilligung gegen diese Äußerungen von Heinz Fischer aus und meinte, in diesem Stil sei Österreich nicht aufgebaut worden.
    Es müsse auch bei politischen Gegnern eine Basis des Gesprächs und des Konsens geben.
    Taus forderte Bundeskanzler Kreisky heute auf, sich von diesen Äußerungen seines SPÖ-Clubchefs zu distanzieren.
    Was geschieht, wenn Bundeskanzler Kreisky dies nicht tun sollte, wurde ÖVP-Chef Josef Taus gefragt.
    Dann wird halt die Konsensbasis in diesem Land, was wir zutiefst bedauern, immer kleiner werden.
    Denn unserer Meinung nach lebt eine Demokratie,
    dass die tragenden politischen Kräfte einfach in der Lage sind, ein gemeinsames Credo in einer bestimmten Breite zu haben.
    Wenn aber hier permanent, permanent diffamiert wird,
    dann schrumpft diese Basis und das ist ein Stil, der in Österreich neu ist.
    Den gibt es erst seit wenigen Jahren, den hat es früher nicht gegeben, wie jeder, der die österreichische Geschichte der letzten 30 Jahre kennt, weiß.
    Es ist niemals mit persönlicher Diffamierung, mit Diffamierung in Bereiche der anderen Parteien hineingearbeitet worden und bei aller Härte der Auseinandersetzung
    von der österreichischen Volkspartei haben sie eine derartige Diffamierung auch nicht gehört.
    Es kann doch ein Spitzenpolitiker der SPÖ nicht eine Teilorganisation der ÖVP in die Nähe der kommunistischen Partei rücken.
    Ich meine, das ist einfach eine Wortwahl und eine Vorgangsweise, von der wir erwarten, dass sich der Bundeskanzler distanziert.
    Ich finde, dass das gar nicht so etwas Übertriebenes ist, das hier verlangt wird.
    Wenn man auf ein gewisses politisches Klima in diesem Land Wert legt, und ich glaube, wir werden das in den nächsten Jahren, vielleicht auch schon Monaten, dringend notwendig haben.
    Soweit ÖVP-Chef Josef Taus.
    Auch dazu noch ein Statement von ÖAB-Chef Alois Mock.
    Er meinte hier bei der Pressekonferenz nach dem Bundesparteivorstand der ÖVP, diese Angriffe Heinz Fischer seien besonders deshalb schwerwiegend, weil hier eine Systematik vorliege.
    Zweites Thema, Scheidungsreform.
    Auch innerhalb der Sozialistischen Partei übrigens nicht unumstritten die Frage der immateriellen Härteklausel, also die Auflösung einer Ehe nach fünf Jahren, auch wenn ein Partner dagegen Einspruch erhebt.
    Hier für die österreichische Volkspartei eine Bedingung, die unter Umständen eine einvernehmliche Lösung in Frage stellen könnte.
    Die Härteklausel, so ÖVP-Chef Josef Taus heute, sei unzumutbar.
    Ob die ÖVP dann bei einem Verbleib dieser Härte-Klausel im Gesetz im Parlament gegen die Scheidungsreform stimmen werde, ließ Taus heute offen, machte aber deutlich, dass dies durchaus im Bereich des Möglichen liegen könnte.
    Es gehe hier vor allem um ältere Frauen, meinte Taus weiter, denen das Gericht nicht noch den letzten Stoß versetzen dürfe, wie sich Taus ausdrückte.
    Soweit mein Bericht von der Bundesparteileitungssitzung von der Bundesparteivorstandssitzung der ÖVP und damit zurück zum Funkhaus.
    Berichterstatter war Johannes Fischer.
    In Warmbad Villach wurde heute die gestern eröffnete Klausursitzung sozialistischer Nationalrats- und Bundesratsabgeordneter fortgesetzt.
    Heute gab es nun Referate mehrerer Regierungsmitglieder.
    Aus Warmbad Villach berichtet nun direkt Erich Aichinger.
    Auch hier bei der Herbstklausur der Sozialisten in Warnbad Villach, wie man sich vorstellen kann, ein Thema, das in Konferenzpausen, beim Essen, in Gesprächen unter vier Augen oder in Gruppen immer wieder auftaucht.
    Nämlich der Mord und die Umstände des Mordes an Schleier.
    Darüber sinkt anderes in der Bewertung fast zwangsläufig um eine Stufe tiefer.
    Etwa, dass die SPE-Frauen
    eher recht nachdrücklich ihre Vorstellungen über eine Scheidungsreform an den Mann brachten, obwohl auf der offiziellen Ebene zwischen der SPÖ-Fraktion im Justizausschuss des Parlaments und dem Sozialistischen Frauenkomitee bereits alle Differenzen als ausgeräumt galten.
    Energiefragen bildeten heute Vormittag den Rahmen für die Ausführungen von Handelsminister Staribacher.
    Er legte nach eigenen Worten ein brandneues Energieeinsparungskonzept vor, mit dem gegenüber den Prognosen des Wirtschaftsforschungsinstitutes bis 1990 maximal 5,6 Prozent, mindestens aber 3,8 Prozent Energie eingespart werden soll.
    Es ist in diesem Rahmen natürlich nicht möglich, umfassend darauf einzugehen.
    Wenn man auszugsweise zitiert, fällt beispielsweise auf, größtmögliche Reduzierung der Abhängigkeit Österreichs von Energieimporten oder weiters Forcierung der Branchen mit geringem Energiebedarf im Rahmen der Industriepolitik oder ebenfalls ein wichtiger Punkt,
    Überprüfung der bestehenden Tarifstruktur bei Strom, Gas und Fernwärme mit der Zielsetzung in den Tarifen die energiesparenden Elemente zu verstärken.
    Das heißt, wie Minister Staribacher ausführte, Abbau der vergleichsweise geringeren Kosten bei höherem Verbrauch.
    Nicht betroffen soll dadurch Industriestrom werden oder Maßnahmen auf dem Sektor Verkehr,
    etwa Beibehaltung der derzeitigen Tempobeschränkung und eventuelle Wiedereinführung eines autofreien Tages.
    Dazu Staribacher.
    Administriert ist es ja verdammt einfach geworden.
    Manche haben ja das Pickel noch drauf, sage ich immer so, meine Verehrer, die wollen, dass mein Name nicht in Vergessenheit gerät.
    Seit der Zeit heiße ich Pickel-Joe oder wie die Deutschen sagen Etiketten-Josef.
    Tatsache ist, dass
    eine solche Maßnahme eventuell in Erwägung zu ziehen ist.
    Es steht kein wie immer geordneter Zeitplan fest und es ist auch kein wie immer geordneter konkreter Tag in Aussicht genommen.
    Das werde aber nur dann wirksam werden, Herr Genz de Staribacher, wenn Österreich die benötigten Ölmengen nicht bekommen sollte.
    Weiterer Punkt, der hier angeführt ist, in dem Papier, ohne dass er näher ausgeführt wurde, Reform der Kraftfahrzeugsteuer.
    Und dann Maßnahmen unter dem Titel auf dem Sektor Kleinverbraucher.
    Hier ein Beispiel herausgegriffen, Verschärfung sämtlicher Normen, die den Energie- bzw.
    Wärmeverbrauch bei Hochbauten
    Wohnungen, öffentlichen Gebäuden usw.
    im Sinne eines sparsamen Energieeinsatzes beeinflussen.
    Folge, müssten hier nicht die Quadratmeterpreise bei geförderten Wohnbauten teurer werden?
    Da gibt es noch keine endgültigen Berechnungen, aber man hat mir gesagt, von Seiten der Bauwirtschaft, dass das so verhältnismäßig geringe Beträge ausmacht und dass die Ersparnung, also wenn Sie wollen, Kost-Nutz-Rechnung, eine ungeheuer größere ist.
    Allerdings, Sie haben recht, in dem einen Fall muss es gleich bezahlt werden, wenn man die Wohnungen baut und es amortisiert sich dann in kürzester Zeit und hat dann einen Profit auf lange Zeit, weil der Betreffende entsprechend weniger zum Heizen aufwenden muss.
    Mit Nachdruck vermerkte Staribacher im Übrigen, dass alle sozialistischen Delegierten hier die Linie der Regierung bei der Frage der Kernenergie voll billigten.
    Im Augenblick ist Vizekanzlerfinanzminister Androsch mit seinem Referat, Inhalt, das Budget des nächsten Jahres an der Reihe.
    Ich aber gebe zurück ans Funkhaus.
    Erich Eichinger berichtete aus Villach.
    Es ist jetzt zwei Minuten nach 13 Uhr, meine Damen und Herren.
    Aus Aktualitätsgründen der Ermordung des deutschen Arbeitgeberpräsidenten Hans Martin Schleyer dauert heute das Mittagjournal bis 13.30 Uhr.
    In diesen Tagen wird sehr oft der Geist von Helsinki beschworen.
    Unmittelbarer Anlass ist die Belgrader Konferenz, bei der zwei Jahre nach der Unterzeichnung der Schlussakte von Helsinki
    von den 35 Unterzeichnerländern aus Ost und West Bilanz gezogen werden soll, inwieweit das Dokument in die Tat umgesetzt worden ist.
    Dabei werden Reden gehalten, in denen viel von Entspannung und guten Absichten die Rede ist.
    Wie aber die Wirklichkeit aussieht, das können Sie der folgenden Schilderung von Otto Hörmann entnehmen, die sich auf Selbsterlebte stützt.
    Ort des Geschehens, der dschinslovakisch-österreichische Grenzübergang Drasenhofen.
    Zeit des Geschehens, Mittwoch der 19.
    Oktober 1977.
    Das übliche Ritual.
    Die Beamten sammeln die Reisedokumente ein, verschwinden damit in ihren Diensträumen.
    Die Autofahrer und ihre Passagiere vertreten sich die Beine oder wärmen sich im Warteraum auf.
    Die Beamten kommen zurück, lassen sich die Motorhaube und Kofferraumklappen öffnen, man salutiert, ein Wagen nach dem anderen fährt ab.
    Zurück bleibt ein Wiener PKW mit zwei Insassen.
    Einer war ich.
    Der Wagen ist auf Anordnung der Grenzwächter am Parkplatz abgestellt worden.
    Gepäck ins Haus, kommt das Kommando, und dann beginnt die Suche.
    Der erste Anzug wird mit den Fingerspitzen angehoben, vorsichtig herausgelüftet, die dazu passende Hose.
    Es kommen Hemden, Unterwäsche, Rasierzeug und die Beamten haben sichtlich Selbstvertrauen gefasst, sie wühlen immer schneller.
    Auch bündigste Unterhosen bleiben vor ihren prüfenden Blicken nicht verschont.
    Das geht vielleicht eine Viertelstunde und dann liegt die Beute auf dem Tisch.
    Vier Tonbänder, Schreibpapier, Manuskripte, Bücher.
    Doch nicht genug damit.
    Die beiden Herren aus dem Wiener PKW werden höflich, aber bestimmt zur Leibesvisitation gebeten.
    Getrennt.
    Ich werde in Gegenwart zweier Beamter zum Umdrehen meiner Hosentaschen aufgefordert.
    Dann macht sich einer der zwei über meine Brieftasche her.
    Geldscheine, Visitenkarten.
    Dabei bietet sich eine so seltsame Auswahl wie Dr. Karel Sirotek, Direktor des Pressezentrums in Prag, aber auch Prof. Dr. Jerzy Hajek, der erste Carta 77-Sprecher.
    Die Karten werden vorübergehend kassiert.
    Es gehen dann noch Hotelrechnungen durch die Finger der Beamten, das Foto meiner Tochter und ein kleiner, brauner, unscheinbarer Ausweis, ausgestellt vom Außenministerium in Prag.
    Es enthält meine persönlichen Angaben mit Foto.
    Und dann noch den bescheiden klingenden Satz.
    Der Träger ist als Korrespondent des ORF beim Außenministerium in Prag offiziell akkreditiert.
    Ein in Prag akkreditierter österreichischer Journalist wird also von den tschechoslowakischen Grenzbehörden einer Leibesvisitation unterzogen, abgekloppt von oben bis unten, bis in die Brieftasche durchsucht.
    Das gleiche passiert dem Wiener Anwalt Dr. Wolfgang Aigner, der im Auftrag der Gefangenenhilfsorganisation Amnesty International in Prag war.
    Zu diesem gestrigen Vorfall fehlt noch der Hintergrund.
    Am Montag und Dienstag dieser Woche fand im Prager Stadtgericht das Verfahren gegen die Charta 77-Unterzeichner Havel, Lederer, Pavlicek und gegen den Theatermann Ornest statt.
    Die Öffentlichkeit bleibt ausgeschlossen, es finden sich prominente und unbekannte Charta-Leute ein und ein Häufchen westlicher Journalisten.
    Jeder wird beim Kommen und Gehen fotografiert und gefilmt oder auch zur Ausweisleistung aufgefordert.
    Auch wir waren dort.
    Doch zurück zur Grenze gestern Abend.
    Die Kontrolle geht zu Ende.
    Die Pässe werden zurückgegeben.
    Nicht zurückgegeben werden?
    Eine Fotokopie der Charta 77?
    Manuskripte der telefonisch in die Journale durchgegebenen Prozessberichte?
    Vier Tonbänder, davon eines mit einem Interview mit dem Dramatiker Pavel Kohut, aufgenommen in einem Prager Park gestern Vormittag.
    Weiteres Beschlagnahmt, ein unbeschriebener Schreibblock und der Durchschlag eines Briefes an das Prager Außenministerium mit der Bitte um ein Interview mit dem tschechoslowakischen Ministerpräsidenten Strogal zu seinem bevorstehenden Besuch in Wien Ende November.
    Der Geheimdienst der GSSR hat prompt gearbeitet und vor aller Welt seine Schlagkraft bewiesen.
    Das ist ohne Frage klar.
    Weniger klar erscheint mir, ob die jüngst von GSSR-Seite bekundete Absicht, die Beziehungen zu Wien zu verbessern, mit dem gestrigen Vorfall ihre logische Realisierung gefunden hat.
    Aber vielleicht habe ich die Gelegenheit, Ministerpräsident Strohgal bei dem Interview selber diese Frage zu stellen und auch die Frage, wie sich Prag die Verwirklichung der Schlussakte von Helsinki vorstellt.
    Denn dort heißt es unter anderem, die Teilnehmerstaaten beabsichtigen, den ständig akkreditierten Journalisten zu ermöglichen, die Ergebnisse ihrer beruflichen Tätigkeit einschließlich Bandaufnahmen
    vollständig, auf normale Weise und schnell den von Ihnen vertretenen Informationsorganisationen zu übermitteln.
    Auch Prag hat diesen Text unterzeichnet.
    Schikanen der GSSR-Behörden gegenüber Journalisten, sie hörten Otto Hörmann.
    Südafrika hat gestern einen schweren Schlag gegen die Opposition geführt.
    Die einflussreichsten Organisationen der Schwarzafrikaner wurden verboten.
    Die wichtigsten Zeitungen der Farbigen dürfen ab sofort nicht mehr erscheinen.
    50 bis 70 Oppositionspolitiker wurden verhaftet.
    Die Vereinigten Staaten von Amerika drohen mit Konsequenzen.
    Großbritannien spricht von einem tragischen Rückschlag für die Lösung des Südafrika-Problems.
    Einzelheiten und Reaktionen nun von Joachim Braun.
    Die Affäre wäre fast verfilmungsreif.
    Ein kleiner Beamter bringt durch detektivische Recherchen seinen obersten Vorgesetzten auf die Anklage.
    Meine Damen und Herren, es wurde leider das falsche Band gestartet.
    Wir spielen bis dahin.
    Nein, das Band liegt bereits das richtige.
    Joachim Braun, bitte beginnen.
    Der 19.
    Oktober 1977 wird als Wendepunkt in die Geschichte Südafrikas eingehen.
    Mit einem einzigen Schlag hat die Regierung in Pretoria an diesem Tag die gesamte schwarze Opposition ausgeschaltet.
    Alle schwarzen Organisationen, die die Politik der Apartheid bekämpft hatten, sind zerschlagen, die meisten ihrer Führer verhaftet.
    Zu den Eingesperrten gehören die politische Elite der schwarzen Millionenstadt Soweto sowie der lutherische Bischof Manas Buthelesi, der amtierende Generalsekretär der katholischen Bischofskonferenz Smangalisum Kachwa und der Chefredakteur der einzigen wichtigen schwarzen Tageszeitung Persi Koboza.
    Seine Zeitung, The World, darf seit heute nicht mehr erscheinen.
    Ihr Verbot markiert den Anfang vom Ende der Pressefreiheit in Südafrika.
    Unter politischen Beobachtern gilt es nur noch als eine Frage der Zeit, bis auch weiße, regierungskritische Blätter eingestellt werden.
    Zum ersten Mal in der Geschichte dieses Landes wurde auch eine rein kirchliche Institution für ungesetzlich erklärt.
    Die Aktion der Regierung war von langer Hand geplant.
    Justizminister Krüger rechtfertigt sie mit einer abenteuerlichen Verschwörungstheorie.
    Eine kleine Gruppe von Anarchisten, sagt er, habe versucht, in Südafrika ein revolutionäres Klima zu schaffen, die Konfrontation zwischen Schwarz und Weiß zu verschärfen und Rassenunruhen zu schüren.
    Im Interesse der inneren Sicherheit musste diese Gruppe ausgeschaltet werden.
    Genau das Gegenteil ist wahr.
    Die eingesperrten schwarzen Führer sind nicht Anarchisten,
    sondern gemäßigte Leute.
    Sie wollen Veränderung durch Reform, nicht durch Gewalt und sie repräsentieren die überwältigende Mehrheit der schwarzen Bevölkerung Südafrikas.
    Das christliche Institut hat nicht Hass gepredigt, sondern Versöhnung und Ausgleich.
    Aber das ist in den Augen der Regierung subversiv.
    Die schwarze Opposition ist gestern mit polizeistaatlichen Mitteln zerschlagen worden.
    Die weiße soll bei den Parlamentswahlen am 30.
    November an der Wahlurne erledigt werden.
    Alle Voraussagen deuten darauf hin, dass John Forsters nationale Partei weit mehr als zwei Drittel der Sitze gewinnen wird.
    Danach wird eine neue Verfassung eingeführt, die dem Staatspräsidenten praktisch unkontrollierbare Vollmachten
    Premierminister Forster, der nach dem 30.
    November das Amt des Staatspräsidenten übernehmen wird, beteuert unaufhörlich, sein Land befinde sich nicht auf dem Abmarsch in die Diktatur.
    Wer diesen Schwüren bisher noch Glauben schenken mochte, der weiß es seit gestern besser.
    Joachim Braun hörten Sie aus Südafrika.
    Die Situation auf dem internationalen Stahlmarkt ist nicht ohne Auswirkungen auf Österreich geblieben.
    Der verstaatlichte Föst-Alpine-Konzern sieht sich gezwungen, Präventivmaßnahmen zu setzen, um durch interne Strukturverbesserungen die Arbeitsplätze zu halten.
    In den letzten Tagen sind wieder Gerüchte aufgetaucht, dass eine Kurzarbeit in der Voestalpine bevorstünde.
    Wie sieht die aktuelle Situation nun tatsächlich aus?
    Mit dem Generaldirektor der Voestalpine, Abfalter, führte Michael Kerbler das folgende Gespräch.
    Herr Generaldirektor Abfalter, die Zeitungen schreiben wieder einmal von Kurzarbeit in der Voestalpine AG.
    Was ist daran wahr?
    Wir sind derzeit dabei,
    die Verhandlungen mit der Belegschaftsvertretung und mit dem Sozialministerium zu führen, um all jene Vorbereitungen zu treffen, die notwendig sind, für den Fall, dass der Markt jene Entwicklung nimmt, die wir befürchten.
    Es wird
    noch einige Wochen dauern, bis wir die endgültige Entscheidung fallen.
    Es sind natürlich eine Reihe von Detailüberlegungen anzustellen, denn Voraussetzung für eine Umschulung ist ja, dass eine entsprechende Effizienz damit verbunden ist.
    Es ist also nicht von Kurzarbeit, sondern vorerst einmal nur von Umschulungen die Rede.
    Die haben im Jahr 1975 33 Millionen Schilling gekostet.
    Und wie viel werden sie dieses Mal kosten?
    Die Höhe des Betrages ist derzeit noch nicht bekannt, weil auch die Anzahl der davon betroffenen Mitarbeiter noch nicht hundertprozentig feststeht.
    Das Marktgeschehen ist leider so kurzfristig geworden, dass eine exakte Aussage darüber heute noch nicht möglich ist.
    Das hat doch nun dazu geführt, dass in einigen Werken weniger Auslastung herrscht als zum Beispiel noch vor einem halben Jahr.
    Welche Werke sind denn da zurzeit betroffen?
    Betroffen sind vor allen Dingen all jene Betriebe, in denen Hüttenprodukte, also Massenstahl erzeugt wird.
    Das sind
    In der Steiermark, so wie bereits 75 Kindberg und Krieglach davon betroffen wird, auch der Erzberg sein, nachdem ja die gesamte Stahlproduktion wesentlich zurückgenommen werden musste.
    Und es werden auch Teile von Linz im Hüttenbereich davon betroffen sein.
    Herr Generaldirektor Abfalter, Sie haben die Werke in der Steiermark erwähnt.
    Wie schaut es mit Linz aus, wie schaut es mit Donauwitz aus?
    Auch in Donauwitz steht die Frage, ist die Frage aktuell und in einzelnen Betriebsteilen von Linz setzen wir uns mit dieser Frage heute schon auseinander.
    Betroffen sein, heißt das Umschulung oder heißt das tatsächlich diese viel und oft zitierte Kurzarbeit?
    Nein, wir denken derzeit daran, uns mit Umschulungen zu helfen und wir glauben, dass das die sinnvollste Lösung ist.
    Ich glaube auch, dass das die einzige Möglichkeit ist, mit der Belegschaftsvertretung zu einem vernünftigen Akkord zu kommen.
    Das heißt also, von Kurzarbeit kann zurzeit nicht die Rede sein?
    Nicht von Kurzarbeit, aber wir würden, wenn der Fall eintritt, mit Umschulungen beginnen.
    Nun, diese Umschulungen, die voraussichtlich ja doch zustande kommen werden, eventuell Ende des Jahres, Anfang nächsten Jahres, haben doch nun auch einen positiven Effekt.
    Es sind Investitionen in der Völstalpine geplant, die Ihnen doch jetzt gerade zur rechten Zeit kommen.
    Das stimmt und wir müssen in einzelnen Werken ja die Mitarbeiter auf den neuen Anlagen umschulen oder wenn wir irgendwo was stilllegen und die Mitarbeiter woanders hingeben, müssen diese
    umgeschult werden.
    Wir glauben daher, dass diese Maßnahmen im Augenblick die einzig richtigen sind.
    Wie viele Arbeitnehmer werden denn von diesen Umschulungsmaßnahmen betroffen werden?
    Das wird von Werk zu Werk sehr verschieden sein und auch zeitlich sehr unterschiedlich sein.
    Wir rechnen damit, dass sich zwischen 5.000 und 15.000 Mitarbeiter davon betroffen sein werden.
    verliert der Arbeitnehmer im Falle der Kurzarbeit sehr viel von seinem Einkommen?
    Im Falle der Umschulung oder Schulungsmaßnahmen verliert der Arbeitnehmer relativ wenig.
    Der Prozentsatz dürfte bei etwa 7 bis 8 Prozent seines Einkommens liegen.
    Bei einer 20-prozentig eingekürzten Arbeitszeit.
    Vorerst keine Kurzarbeit beim Föst-Alpine-Konzern.
    Mit Generaldirektor Abfalter sprach Michael Kerbler.
    Im Wiener Landesgericht hat heute Vormittag der mit einiger Spannung erwartete Prozess gegen den ehemaligen Leiter des Hauptmünzamtes Zimmermann und drei weitere Angeklagte begonnen.
    Bei diesem Verfahren geht es um den Ende des Vorjahres aufgedeckten Schmuggel von mehr als 1.000 Kilo Feingold in Barren um etwa 100 Millionen Schilling.
    Aus diesen Goldbarren wurden zum Teil goldene 1.000 Schillingmünzen geprägt.
    Den Vorsitz über das Verfahren, das etwa drei Wochen dauern wird, führt Oberlandesgerichtsrat Dr. Paul Lachner, der auch den großen Bauring-Prozess geleitet hatte.
    Vom Beginn des Goldschmuggelprozesses berichtet nun Hans Langsteiner.
    Die Affäre wäre fast verfilmungsreif.
    Ein kleiner Beamter bringt durch detektivische Recherchen seinen obersten Vorgesetzten auf die Anklagebank, der doppelte Boden eines Mercedes dient als Schmuggelversteck und irgendwo liegt noch ein Goldschatz von 14 Millionen Schilling unentdeckt verborgen.
    Um die verzwickte Materie, die da seit heute Vormittag im Saal 9 des Grauen Hauses in Wien verhandelt wird, zu verstehen, muss man freilich ein wenig in die seltsame Welt des Goldhandels und der Münzprägung eindringen.
    Da gibt es also im Hauptmünzamt in Wien ein öffentlich zugängliches Buch, das sogenannte Hauptjournal, in das alle Goldeingänge genau eingetragen werden müssen, also sowohl edles Barngold wie auch das sogenannte Bruchgold, das sind Goldreste und Münzen mit einem etwas geringeren Feingoldgehalt.
    Der entscheidende Unterschied ist nun der, das Hauptmünzamt ist nur bei Feingoldbarren, nicht aber bei Bruchgold verpflichtet, jede Eintragung an die Nationalbank weiter zu melden, die natürlich die Herkunft jeder Goldlieferung jederzeit überprüfen kann.
    Dieser Gefahr wollte sich der 53-jährige Wiener Goldhändler Walter Poscher, der laut Anklage insgesamt 1.303 Kilo Feingold
    in seine Mercedes aus der Schweiz nach Österreich geschmuggelt haben soll, nicht aussetzen.
    Die Barren, aus denen zum Teil auch 1.000 Schilling-Münzen geprägt wurden, scheinen im Hauptjournal nur als Bruchgold auf.
    Wie dies möglich war, soll das heute eröffnete Verfahren klären.
    Zu diesem Verfahren wäre es vermutlich nie gekommen, hätte im Herbst des Vorjahres nicht ein kleiner Beamter, der Münzamtkassier Werner Altmann, die Initiative ergriffen und die mysteriösen Goldeingänge, die Porschas Firma Fedrit,
    da er dem Hauptmünzamt seit einiger Zeit verschaffte, auf eigene Faust aufzuklären versucht.
    Altmann schien zunächst gegen Mauern anzurennen.
    Der Chef des Hauptmünzamtes, Hofrat Friedrich Zimmermann, warf ihn bei einer ersten Vorsprache in dieser Angelegenheit, angeblich mit den Worten, spielen Sie nicht detektiv, aus dem Zimmer.
    Kurz darauf verlor Altmann seinen Posten.
    Dann freilich wendete sich das Blatt.
    Altmanns Kündigung wurde rückgängig gemacht, Hofrat Zimmermann wurde vom Dienst suspendiert und sitzt jetzt neben Poscher auf der Anklagebank.
    Ihm wirft die Anklage vor, gemeinsam mit seinem Mitangeklagten untergebenen Josef Gettinger Poschers Schmuggel durch die gefälschten Bucheintragungen vertuscht zu haben.
    In der Anklageschrift ist von größeren Sekt- und Libowitz-Spenden die Rede, mit denen Poscher Beamte des Hauptmünzamtes verwöhnt haben soll.
    Als Überbringer dieser Spenden fungierte der vierte Angeklagte des Verfahrens, Poschers 31-jähriger Angestellter Hans-Günther Lehnort.
    Wie so vieles in Österreich hat auch diese verwickelte Affäre einen innenpolitischen Nebenaspekt.
    Bei bekanntwerdender Schmuggelaktionen hatten einander nämlich Finanzminister Androsch und sein ÖVP-Amtsvorgänger Koren heftige Vorwurf-Duelle geliefert.
    Koren hatte den Minister beschuldigt, viel länger von der Angelegenheit gewusst zu haben, als er der Öffentlichkeit bekannt gäbe, worauf Androsch sich prompt des Gefühls nicht erwehren konnte, die volksparteiverfolgende Absicht, den Goldtausender ins Zwielicht zu bringen.
    Wenig Licht in die Affäre brachte übrigens heute der erste Verhandlungstag, denn unmittelbar nachdem sich, mit Ausnahme Poschers, der Steuerhinterziehungen zugibt, alle Angeklagten für nicht schuldig erklärt hatten, unterbrach Oberlandesgerichtsrat Lachner den Prozess und vertagte ihn auf morgen.
    Der Grund?
    Am Gerichtsgebäude wurden am Vormittag Baureparaturen vorgenommen und der Lärm der Presslufthämmer verschluckte nahezu jedes Wort im Gerichtssaal.
    Vom Beginn des Goldschmuggelprozesses in Wien berichtete Hans Langsteiner, der Prozess wird wahrscheinlich drei Wochen dauern.
    Es ist jetzt zehneinhalb Minuten vor halb zwei und nun der angekündigte Kulturbericht im Mittagsjournal.
    Heute und morgen gastiert der berühmte amerikanische Schauspieler, Sänger und Filmproduzent Harry Belafonte im Wiener Konzerthaus.
    Der 51-jährige farbige Sänger hatte vor fast genau einem Jahr bei einer ausgedehnten Europatournee ebenfalls in Wien gastiert.
    Diesmal kommen zu den Konzerten in Wien noch zwei Konzerte am 27.
    Oktober in Linz und am 28.
    Oktober in Graz hinzu.
    Zum Österreich-Gastspiel Harry Belafontes hat Walter Gellert den folgenden Beitrag gestaltet.
    Seitdem amerikanische Showgrößen auch dem europäischen Markt größere Beachtung schenken, ein nicht unbeträchtlicher Teil der Plattenverkäufe wird ja in Europa getätigt, bekommt man immer wieder bei uns Anschauungsunterricht darin, was Showbusiness in Vollendung bedeutet.
    Shirley MacLaine, Sammy Davis Jr.
    oder Harry Belafonte konnten trotz Sprachbarrieren auch bei uns das Publikum in den Bann ziehen.
    And she's bound to love me some Yes, I love my baby And she's bound to love me some
    Nach zwei Tourneen Ende der 50er Jahre unternahm Harry Belafonte erst wieder im Vorjahr eine Tournee nach Europa.
    Die Pause erklärte er mit seinem Engagement in der amerikanischen Bürgerrechtsbewegung.
    Er hat ja eng mit Martin Luther King zusammengearbeitet.
    Die Tourneen jetzt sind für ihn nicht unbedingt persönliche Verkaufsförderung.
    No, the economic point at this point in my life is not of great importance because I am economically self-sufficient.
    Das Geld ist nicht das Wichtigste in meinem Leben, weil ich ökonomisch unabhängig bin.
    Wichtig ist, dass ich in einer Gesellschaft lebe, die die Qualität eines Menschen vor allem an seinem ökonomischen Wert misst und an seiner Fähigkeit, den Marktwert zu beeinflussen.
    Und das ist schade, weil dadurch nicht immer Arbeiten unterstützt werden, die bedeutungsvoll sind.
    Und viele Lieder haben deshalb nie das Licht der Öffentlichkeit erblicken können, weil sie einfach nicht in die Hitparaden kommen und dadurch der finanzielle Erfolg ausbleibt.
    Wenn man mit dieser Realität lebt und diese Realität akzeptiert, dass man auf einem Marktplatz seine Erfolge hat, dann kann man diese Plattform für verschiedene Dinge benutzen.
    Eine dieser Plattformen ist eben der Hit, was allerdings für Harry Belafonte nicht heißt, dass er einen Hit um jeden Preis haben möchte.
    Ich bin sehr interessiert daran, Platten zu machen, weil man dadurch Leute mit dem erreichen kann, was einem am Herzen liegt.
    Ich glaube an viele Dinge und ich würde gerne alle Medien benutzen, Fernsehen, Film, um Leute zu erreichen, die man normalerweise auf anderen Wegen nicht erreichen kann.
    Wenn Platten machen aber bedeuten würde, dass ich Kompromisse machen muss, weltanschaulich, dann bin ich an nichts interessiert, was mich von meiner Integrität und von meinem Selbstverständnis wegführt.
    Einer der Höhepunkte im Wiener Konzert Anfang November vergangenen Jahres war die Nummer Matilda, in der Belafonte das Auditorium zum Mitzingen bringt.
    Hier ein kurzer Ausschnitt aus einem Konzert in New York Ende der 50er Jahre.
    Ma Tilda, sing a little louder Ma Tilda, sing a little louder Ma Tilda, sing a little louder Ma Tilda, sing a little louder Ma Tilda, sing a little louder Ma Tilda, sing a little louder Ma Tilda, sing a little louder
    Gespannt kann man sein, ob Harry Belafonte, so wie im vergangenen Jahr, das Hauptgewicht seines Programms wieder auf die Kalypso-Songs, wie eben hier mit Matilda, legt und welche Sänger er in seinem Programm noch herausbringt.
    Eines seiner Anliegen war ja immer, andere Künstler auch zu forcieren.
    So hat er Nana Muscuri in Amerika herausgebracht.
    Die Auftritte der südafrikanischen Sängerin Miriama Keber waren ebenfalls Höhepunkte in den Shows von Belafonte.
    Heute beginnt das Österreich-Gastspiel von Harry Belafonte, den eben gehörten Beitrag gestaltete Walter Gellert.
    Und jetzt zum Abschluss des Mittagsschonals, meine Damen und Herren, hören Sie Nachrichten.
    Bundesrepublik Deutschland.
    Bundeskanzler Schmidt sagte heute in einer Sondersitzung des Bundestages in Bonn, die Befreiungsaktion von Mogadischu sei ein Zeichen für die Zusammenarbeit unter den Völkern von Staaten der Welt für die gemeinsame Überwindung der Geißel des internationalen Terrorismus.
    Schmidt stellte fest, die letzten Wochen hätten die Menschen in der Bundesrepublik Deutschland näher zusammengeführt.
    Oppositionsführer Kohl gedachte in der Sondersitzung des ermordeten Arbeitgeberpräsidenten Schleyer und des von den Terroristen getöteten Flugkapitäns Jürgen Schumann.
    Kohl beschwor die Gemeinsamkeit der Demokraten gegen den Terrorismus.
    Österreich.
    Eine der Stewardessen an Bord der nach Mogadischu entführten Lufthansa-Maschine, die Österreicherin Hannelore Piegler, sagte heute im Mittagssjournal, die Terroristen hätten die Geißeln an Bord der Maschine mit unvorstellbarer Brutalität behandelt.
    Der Flugkapitän Jürgen Schumann sei von den Gangstern erschossen worden, nachdem er nach der Notlandung in Eden darauf bestanden hatte, die Maschine von außen zu inspizieren.
    Pegler wies darauf hin, dass Schumann das Flugzeug mit einer Signallampe zur Inspektion verlassen habe.
    Thailand.
    Nach einem Putsch in Bangkok hat heute die Armee des Landes die Macht übernommen.
    Ministerpräsident Krai-Wi-Chien wurde seines Amtes enthoben.
    An der Spitze des Staates steht nun Admiral Chaloryu, der im Kabinett Krai-Wi-Chien das Verteidigungsressort leitete.
    Chaloryoo hatte bereits einmal nach dem Militärputsch am 6.
    Oktober vergangenen Jahres gegen die Regierung unter dem seinerzeitigen Ministerpräsidenten Phra Moch vorübergehend die Staatsgeschäfte geleitet.
    In einer ersten Erklärung der drei Waffengattungen heißt es, das neue Militärregime bekenne sich zur Monarchie in Thailand, deren Verteidiger es bleibe.
    Österreich.
    Der Generaldirektor des verstaatlichen Stahlkonzerns Föst Alpine AG, Abfalter, hat in einem Interview für das Mittagsschornal betont, sein Unternehmen führe zurzeit mit der Arbeitnehmervertretung und mit dem Sozialministerium Gespräche über Umschulungsmaßnahmen.
    Diese seien deshalb notwendig geworden, da die Entwicklung der internationalen Stahlindustrie auf Österreich nicht ohne Auswirkung geblieben ist.
    Von Kurzarbeit sprach der Vöst-Alpine Generaldirektor jedoch nicht.
    Die Umschulungen werden vor allem die in der Steiermark gelegenen Föst-Alpine-Werke und das Werk Linz und Donnerwitz betreffen.
    Insgesamt 10.000 bis 15.000 Arbeitnehmer des Stahlkonzerns werden von derartigen Umschulungen betroffen.
    Die Einbuße im Gehalt dieser Arbeitnehmergruppe bezifferte Abfalter mit ca.
    7 bis 8 Prozent bei einer Verringerung von etwa 20 Prozent der Arbeitszeit.
    Auf der Klausurtagung der sozialistischen Nationalratsabgeordneten in Warnbad Villach sprach sich heute Handelsminister Starribacher grundsätzlich für die Inbetriebnahme des Kernkraftwerkes Zwentendorf aus, schränkte allerdings ein, es müsse in der sogenannten Entsorgungsfrage, also der Lagerung des Atommülls, eine sichere Lösung gefunden werden.
    Starribacher betonte den Standpunkt der Regierung zur Energieversorgung Österreichs, nur so viel Energie einzusetzen, wie unbedingt nötig.
    ÖVP-Obmann Taus hat heute Bundeskanzler Kreisky aufgefordert, sich vom sozialistischen Klubobmann Heinz Fischer zu distanzieren, der gestern den Arbeitnehmerbund der ÖVP mit der KPÖ verglichen hatte.
    Nach einer Sitzung des ÖVP-Vorstandes brachte Taus seine tiefe Missbilligung über diese Formulierung zum Ausdruck und meinte, in diesem Stil sei Österreich nicht aufgebaut worden.
    Wenn sich der Bundeskanzler von seinem Klubchef nicht distanziere, werde die Konsensbasis in Österreich immer kleiner werden, sagte Taus.
    Der Freiheitliche Österreichische Lehrerverband hat sich in einer Vertreterversammlung in Baden bei Wien gegen die Gesamtschule als den einzigen Schultipp für die Ausbildung der 10- bis 14-Jährigen ausgesprochen.
    Der Lehrerverband schlug vielmehr vor, die bestehende Hauptschule zu einer differenzierten Mittelschule weiterzuentwickeln.
    Diese Differenzierung habe sich aber lediglich auf die Leistungsfähigkeit der einzelnen Schüler zu erstrecken und dürfe nach Ansicht der freiheitlichen Lehrer zu keiner unterschiedlichen Bewertung der Pflichtgegenstände führen.
    Das waren die Meldungen.
    Und nun noch ein Programmhinweis.
    Das Thema Terror steht heute auch im Mittelpunkt der Sendung im Brennpunkt.
    Diese Sendung, meine Damen und Herren, können Sie ab 21.15 Uhr im Programm Österreich 1 hören.
    Also das Thema Terror im Mittelpunkt der Sendung im Brennpunkt.
    Ausführliche Berichte über das Weltgeschehen hören Sie vom aktuellen Dienst wieder um 18.30 Uhr im Programm Österreich 1 und dann natürlich um 22 Uhr im Nachtjournal.
    Sie wissen ja, Programme Österreich 3 und Österreich Regional.
    Es wird jetzt in einer halben Minute 13.30 Uhr.
    Karl Jakowski verabschiedet sich für Redaktion und Technik.
    Auf Wiederhören.
    Das war's für heute.

    Beiträge dieses Journals

    Nachrichten
    Datum: 1977.10.20 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Wetterbericht
    Datum: 1977.10.20 [Sendedatum]
    Schlagworte: Natur ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Sondersitzung des Bundestages in Bonn zu Ermordung Hans Martin Schleyers
    Einblendung: Bundeskanzler Schmidt, CDU-Vorsitzender Kohl, Werner Boeden (Bundeskriminalamt)
    Mitwirkende: Emmerich, Klaus [Gestaltung] , Schmidt, Helmut [Interviewte/r] , Kohl, Helmut [Interviewte/r] , Boeden, Werner [Interviewte/r]
    Datum: 1977.10.20 [Sendedatum]
    Ort: Bonn, Bundestag [Aufnahmeort]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Tonband des Bundeskriminalamtes mit Stimmen der Terroristen, Tel. 1166
    Einblendung: Terroristen
    Mitwirkende: Emmerich, Klaus [Gestaltung] , Anonym, Terroristen [Zeitzeug/in]
    Datum: 1977.10.20 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Bilanz des westdeutschen Terrors 1970 - 1977
    Mitwirkende: Hennerbichler, Ferdinand [Gestaltung]
    Datum: 1977.10.20 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    O-Ton Hans Martin Schleyer, zu wirtschaftlichen und sozialen Fragen (Interview vom 08.12.1976 in Leoben)
    Einblendung: Hans Martin Schleyer
    Mitwirkende: Logar, Karl [Gestaltung] , Schleyer, Hanns Martin [Interviewte/r]
    Datum: 1977.10.20 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Rolle des Genfer Rechtsanwaltes Payot in der Affäre Schleyer
    Mitwirkende: Höller, Horst [Gestaltung]
    Datum: 1977.10.20 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Hannelore Biegler schildert Vorgänge in Lufthansa-Maschine
    Interview: Hannelore Biegler (Flugbegleiterin der Lufthansa-Maschine)
    Mitwirkende: Hollerer, Gernot [Gestaltung] , Biegler, Hannelore [Interviewte/r]
    Datum: 1977.10.20 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik Österreich ; Politik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Inlandspresseschau: Terror
    Mitwirkende: Freund, Eugen [Gestaltung]
    Datum: 1977.10.20 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik Österreich ; Politik ; Medien und Kommunikation ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    ÖVP zu Anschuldigungen von SPÖ-Clubobmann Fischer gegen den ÖAAB
    Interview: ÖVP-Obmann Taus
    Mitwirkende: Fischer, Johannes [Gestaltung] , Taus, Josef [Interviewte/r]
    Datum: 1977.10.20 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Politik ; Gesellschaft ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    SPÖ-Klubtagung in Villach
    Einblendung: Handelsminister Staribacher
    Mitwirkende: Eichinger, Erich [Gestaltung] , Staribacher, Josef [Interviewte/r]
    Datum: 1977.10.20 [Sendedatum]
    Ort: Villach [Veranstaltungsort]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Gesellschaft ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Keine VÖEST-Kurzarbeit vorerst in Sicht
    Interview: Generaldirektor Apfalter
    Mitwirkende: Kerbler, Michael [Gestaltung] , Apfalter, Heribert [Interviewte/r]
    Datum: 1977.10.20 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Beginn im Goldschmuggelprozeß
    Mitwirkende: Langsteiner, Hans [Gestaltung]
    Datum: 1977.10.20 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik ; Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Gastspiel von Harry Belafonte in Österreich
    Einblendung: Harry Belafonte, Musik
    Mitwirkende: Gellert, Walter [Gestaltung] , Belafonte, Harry [Interviewte/r]
    Datum: 1977.10.20 [Sendedatum]
    Schlagworte: Kultur ; Musik ; E-Musik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten

    Katalogzettel

    Titel Mittagsjournal 1977.10.20
    Spieldauer 01:29:47
    Mitwirkende Jirkovsky, Karl [Moderation] [GND]
    Bock, Hellmuth [Regie]
    ORF [Produzent]
    Datum 1977.10.20 [Sendedatum]
    Schlagworte Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt
    20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ audio
    Format TKA [Tonband auf Kern (AEG)]
    Sprache Deutsch
    Rechte Mit freundlicher Genehmigung: ORF
    Signatur Österreichische Mediathek, jm-771020_k02
    Medienart Mp3-Audiodatei
    Gesamtwerk/Reihe Mittagsjournal

    Information

    Inhalt

    1 1/2 Stunden Dauer
    Nachrichten

    Verortung in der digitalen Sammlung

    Schlagworte

    Gesellschaft , Radiosendung-Mitschnitt
    Mediathek Logo