Mittagsjournal 1977.10.25

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    Rechtliches

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    KI-generiertes Transkript

    Untertitel der Amara.org-Community
    Schönen guten Tag, meine Damen und Herren, Redakteur im Mikrofon ist Wolfgang Steinwendner.
    Wir berichten in der nächsten Stunde aus dem Inland von der heutigen Sitzung des Ministerrates im Bundeskanzleramt in Wien und vom anschließenden Pressefoyer.
    Eine Pressekonferenz gibt in dieser Stunde Unterrichtsminister Sinowaz.
    Sinowaz kündigt die Entrümpelung der Lehrpläne für Berufsschulen an und ergänzt wird das Inlandsprogramm durch die obligate Inlands-Presseschau durch den Blick in die Tageszeitungen.
    Aus dem Ausland erwarten wir einen Bericht vom Staatsakt für den von Terroristen ermordeten Arbeitgeberpräsidenten Hans Martin Schleyer.
    Schleyer wird heute in Stuttgart beigesetzt.
    Und in Frankfurt heute Prozessbeginn gegen den Kronzeugen im Bader-Meinhof-Prozess Hof.
    Aus Jugoslawien Staatspräsident Tito trennt sich von seiner Frau Jovanka.
    Im Kulturteil informieren wir über die internationale Kunstmesse in Paris und über eine Ausstellung österreichischer Barockmaler im Belvedere in Wien.
    Das ist das vorläufige Programm.
    Zunächst aber Meldungen.
    Für die Nachrichten verantwortliche Chef vom Dienst ist Raimund Hellersprecher Peter Fichner.
    Vereinigte Arabische Emirate.
    Außenminister Saeed al-Ghobash ist heute bei einem Pistolenattentat auf dem Flughafen von Abu Dhabi von bisher unbekannten Tätern erschossen worden.
    Mehrere Personen wurden verletzt.
    Die arabischen Sicherheitsbehörden vermuten, dass der Anschlag dem syrischen Außenminister Kadam gegolten hat, der sich auf dem Flughafen von Ghobash verabschiedete und nach Katar weiterreisen wollte.
    Nach unbestätigten Meldungen waren an dem Anschlag zwei Personen beteiligt, einer soll bereits festgenommen worden sein.
    Der syrische Außenminister hat nach dem Attentat seinen Besuch in Katar abgesagt und ist nach Damaskus zurückgekehrt.
    Die beiden Attentäter hatten vorübergehend sieben Personen in einer tschechoslowakischen Verkehrsmaschine in ihre Gewalt gebracht.
    Weitere Einzelheiten sind noch nicht bekannt.
    Tschechoslowakei.
    Passagiere und Bodenpersonal aller Maschinen der deutschen Lufthansa werden jetzt in Prag scharf kontrolliert.
    Wie das Parteiorgan Rode Bravo heute meldet, muss jedes Gepäckstück Namen und Adresse haben.
    Das Betreten der Lufthansa-Maschinen ist nur mit einem Handgepäckstück erlaubt.
    Israel.
    Alle Botschaften Israels und die Zweigstellen der Fluggesellschaft El Al sowie auch andere israelische Einrichtungen im Ausland sind nach Presseberichten in Alarmbereitschaft versetzt worden.
    WD-Zeitung Idiotachronot heute schreibt, sei diese Sicherheitsvorkehrung durch die Furcht vor einem Vergeltungsschlag für das Scheitern der Entführung der Lufthansa Boeing ausgelöst worden.
    Nach Angaben der Zeitung ist man bei den israelischen Sicherheitsbehörden davon überzeugt, dass die Entführung der Lufthansa-Maschine das Werk palästinensischer Terroristen der Organisation von Dr. Wadi Haddad war, die den deutschen Extremistengruppen einen Dienst erweisen wollten.
    Bundesrepublik Deutschland.
    Mit einem Pontifikal-Requiem in der katholischen St.
    Eberhard-Kirche hat heute in Stuttgart die Trauerfeier für den ermordeten Arbeitgeberpräsidenten Schleyer begonnen.
    Etwa 800 Trauergäste hatten sich unter schärfsten Sicherheitsvorkehrungen in Stuttgart versammelt.
    In dem Staatsakt, der sich an das Requiem anschloss, rief Bundespräsident Scheel alle verantwortlichen Politiker der Welt auf, so bald wie möglich weltweite Konventionen gegen den Terrorismus zu beschließen.
    Wörtlich sagte Scheel zum Terrorismus, wenn die Flamme nicht rechtzeitig erstickt werde, so werde sie sich wie ein Flächenbrand über die ganze Welt ausbreiten.
    Scheel betonte, die Terroristen hätten mit Schleyer keinen eiskalten Kapitalisten ermordet, wie sie vergeblich der Welt einzureden versuchten.
    Schleyer sei es um eine freie Wirtschaftsordnung gegangen, sagte Scheel, deren Früchte allen zugute kommen sollten.
    Unter besonders strengen Sicherheitsvorkehrungen hat heute Vormittag vor einem Frankfurter Gericht der Prozess gegen den Terroristen Dirk Hoff begonnen, der unter anderem der Herstellung von Bomben für die Baader-Meinhof-Bande und der Körperverletzung in mehr als 30 Fällen beschuldigt wird.
    Die Verhandlung wird voraussichtlich bis Ende November dauern.
    Im Stuttgarter Baader-Meinhof-Prozess hat der Hoff als Zeuge gegen die Bandenführung ausgesagt.
    Die Verhandlung findet im Gefängnis statt, weil im Gerichtsgebäude die Sicherheit des von den Terroristen als Verräter betrachteten Angeklagten nicht gewährleistet wäre.
    Frankreich Durch einen Bombenanschlag wurde heute Vormittag das Büro des linksgerichteten Pariser Richtersyndikats schwer beschädigt.
    Die unbekannten Täter ließen zahlreiche Flugblätter zurück, auf denen die Worte standen Bader und Croissant, Mörder, Richterssyndikat, Komplize.
    Österreich.
    Bundeskanzler Kreisky nahm in der heutigen Sitzung des Ministerrates zu der am Nachmittag stattfindenden Demonstration des katholischen Familienverbandes vor dem Bundeskanzleramt Stellung.
    Der Familienverband möchte mit dieser Demonstration auf die seiner Ansicht nach vorbereitete Aushöhlung des Familienlastenausgleichsfonds durch eine Verringerung der Arbeitgeberbeiträge in diesem Fonds protestieren.
    Der Kanzler, der eine Delegation der Demonstranten empfangen wird, erklärte, die Bundesregierung habe nicht die Absicht, den Argumenten der Demonstranten nachzugeben, da noch nie so viel für die Familien getan wurde wie in den letzten Jahren.
    Die Bundesregierung wird morgen zum Nationalfeiertag nach einer Kranzniederlegung am Heldendenkmal eine Sondersitzung abhalten, um des Tages zu gedenken, an dem das Parlament 1955 die immerwährende Neutralität Österreichs beschlossen und der letzte ausländische Soldat das Bundesgebiet verlassen hat.
    Verschiedene politische und kulturelle Organisationen führen eine Reihe von Veranstaltungen und Ausstellungen durch.
    Auf politischer Seite
    sind in Wien Protestdemonstrationen gegen die Anwendung der Kernenergie und gegen das Maßnahmenpaket der Bundesregierung geplant.
    Die traditionelle Enquete des Wissenschaftsministeriums zum Nationalfeiertag ist heuer dem Thema Sonnenenergie gewidmet.
    Die Sozialistische Jugend Oberösterreichs wird auf dem Gelände des ehemaligen KZs Mauthausen eine Demonstration gegen den Faschismus durchführen.
    Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, OECD, hat vergleichbare Volkseinkommensdaten für alle Mitgliedsländer von 1960 bis 1975 zusammengestellt und veröffentlicht.
    Die angelsächsischen Staaten, Kanada, Australien, die Vereinigten Staaten und Großbritannien verloren gegenüber den anderen west- und nordeuropäischen Staaten in den vergangenen Jahren an wirtschaftlichem Vorsprung.
    In Europa liegen Schweden und die Schweiz seit Jahrzehnten an der Spitze, verlieren jedoch gegenüber den Mitgliedsländern der europäischen Gemeinschaften und Österreich an Boden.
    Seit 1955 konnte Österreich unter allen europäischen Industrienationen die weitaus größten wirtschaftlichen Fortschritte erreichen.
    Seit dem Jahr 1970 konnte jedoch Norwegen wegen seiner Erdölfunde in der Nordsee mit Österreich gleichziehen.
    Israel Das Parlament in Jerusalem hat gestern mit überwältigender Mehrheit dem um die Minister der Demokratischen Erneuerungsbewegung erweiterten Kabinett Beijing das Vertrauen ausgesprochen.
    Nach mehr als vierstündiger Debatte stellten sich die Abgeordneten mit 62 gegen 34 Stimmen hinter die am Donnerstag gebildete Koalitionsregierung.
    Vorher hatte das Kabinett der Ernennung der von der Demokratischen Bewegung für Erneuerung nominierten vier Ressortchefs zugestimmt.
    In einer kurzen Rede bezeichnete Ministerpräsident Begin den Entschluss der Erneuerungsbewegung in die Regierung einzutreten als großen Tag für Israel.
    Das Land sei damit für die kritischen politischen und wirtschaftlichen Probleme, mit denen es sich auseinandersetzen muss, gestärkt worden, sagte Begin.
    Von den Oppositionsparteien ist die Entscheidung der Erneuerungsbewegung verurteilt worden.
    Sowjetunion.
    Die Moskauer Wohnung des Friedensnobelpreisträgers und Regimekritikers Professor Sakharov ist in seiner Abwesenheit durchwühlt worden.
    Kästen wurden aufgebrochen, Laden herausgerissen, das Futter von Kleidungsstücken aufgeschlitzt und Bücher zerstört.
    Wie Sakharov heute erklärte, werde er keine Anzeige erstatten, weil er sich davon nichts verspreche.
    Sakharov äußerte die Vermutung, die Behörden selbst stünden hinter dieser Aktion.
    Bundesrepublik Deutschland.
    Bei einem Verkehrsunfall auf der Autobahn München-Stuttgart ist der Vorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbundes, Heinz-Oskar Vetter, heute leicht verletzt worden.
    Der Wagen Vetters ist vermutlich durch Aquaplaning ins Schleudern geraten und hat sich mehrmals überschlagen.
    Der Fahrer Vetters blieb unverletzt.
    Das waren die Meldungen.
    Untertitel im Auftrag des ZDF für funk, 2017
    Das Wetter.
    Zurzeit überquert eine Atlantikfront Mitteleuropa.
    Sie ist in Österreich nur abgeschwächt wetterwirksam.
    Die Aussichten bis morgen früh.
    Veränderliche oder reichliche Bewölkung im Westen und Norden, später auch im Osten.
    Regional geringfügiger Regen oder Regenschauer.
    Westliche Winde.
    Nachmittagstemperaturen 12 bis 16 Grad, Frühtemperaturen morgen zwischen 4 und 9 Grad.
    Und die Aussichten für morgen.
    Im Süden, abgesehen von Hochnebelfeldern am Morgen, den Großteil des Tages über sonnig.
    Im übrigen Bundesgebiet anfangs veränderliche oder reichliche Bewölkung, mitunter auch etwas Regen.
    Im weiteren Tagesverlauf Bewölkungsrückgang.
    Vorherrschend schwache bis mäßige Winde aus West bis Nordwest.
    Tageshöchsttemperaturen 10 bis 15 Grad.
    Wettermeldungen von 12 Uhr.
    Wien, heiter 15°, Ostwind 2 km in der Stunde.
    Eisenstadt, heiter 15°, Windstill.
    Linz, stark bewölkt, 12°, Nordwestwind 2.
    Salzburg, stark bewölkt, 17°, Nordwind 15.
    Innsbruck, stark bewölkt, 15°, Windstill.
    Bregenz, heiter 16°, Nordwestwind 3.
    Graz heiter 16 Grad Windstill und Klagenfurt heiter 16 Grad Windstill.
    Und ein Blick auf die Uhr, es war soeben 12 Uhr und 11 Minuten.
    Wann immer in den vergangenen Wochen und Monaten ein schulpolitisches Thema zur Diskussion stand, die Fünf-Tage-Woche, die Ferienstaffelung, die Gesamtschule oder die Ganztagsschule, stets tauchte in diesem Zusammenhang auch die Frage oder Forderung nach einer Entrümpelung der Lehrpläne auf.
    Kaum ein Berufsstand, dessen tatsächlicher oder angeblicher Stress so viele Schlagzeilen macht und gemacht hat, wie der des Schülers.
    Einen ersten, aber sehr wichtigen Schritt in Richtung Straffung des Lernstoffes hat nun Unterrichtsminister Sinowaz angekündigt, nämlich eine Reformierung der Lehrpläne für die Berufsschulen.
    Wie wichtig eine Straffung gerade in diesem Bereich ist, zeigte schon die Tatsache, dass es in Österreich 194 verschiedene Typen von derartigen Schulen gibt.
    Die neuen Lehrpläne legt der Unterrichtsminister heute in einer Pressekonferenz vor und von dieser Pressekonferenz meldet sich nun direkt Wilfried Seifert.
    Etwa 220.000 Schüler werden sich freuen.
    Die an sie gestellten Anforderungen sollen zumindest zeitlich geringer werden.
    An den höheren technischen Lehranstalten etwa wurde die Zahl der Wochenstunden mit Beginn dieses Schuljahres von 46 auf 41 gesenkt.
    Die Schüler kaufmännischer Schulen sind nächstes Jahr daran.
    Ihre wöchentlichen Pflichtstunden werden von 34 auf 32 gesenkt.
    Wie dieses Ziel der Straffung gereicht wurde, erläutert der zuständige Sektionschef im Unterrichtsministerium, Werner John, so.
    Es handelt sich, wenn man von Streichungen überhaupt sprechen kann, ja hauptsächlich um Gebiete, die seinerzeit in die Lehrpläne aufgenommen waren und die in der doch sehr rasanten technischen und wirtschaftlichen Entwicklung nicht mehr diese Bedeutung haben.
    Ich glaube, von einer Streichung absolut zu sprechen wäre nicht richtig, sondern das Gewicht wird verschieden gelegt.
    Sachen, die im Jahr 1963 und in den Jahren 1965 und folgenden noch sehr wesentlich waren und daher in den jeweiligen Fachgegenständen großen Raum eingenommen haben, werden heute nur mehr in ihren Grundlagen vermittelt.
    Beispiele dafür vor allem in der modernen Technik, aber auch bei Buchungssystemen und in ähnlichen Gebieten.
    Und genau an dieser Argumentation scheitert letztlich auch das so beliebte Schlagwort von der Lehrplanentrümpelung.
    Denn wo außer eben im technischen oder auch kaufmännischen Bereich lässt sich wirklich mit der nötigen Sicherheit sagen, was der Entrümpelung zum Opfer fallen soll, was also bisher an den Schulen an Gerümpel vermittelt wurde.
    Dann weitere generelle Ausrichtungen der Reformziele bei den Berufsschulen, berufsbildenden mittleren und berufsbildenden höheren Schulen.
    Die Verbreiterung des Basiswissens zur Erhöhung der Flexibilität der Schüler, das heißt also spätere Spezialisierung, Erweiterung der Allgemeinbildung, besonders durch Fächer wie Soziologie und Zeitgeschichte, sowie durch ein breiteres Angebot an Freifächern.
    Anpassung des Wissenstoffes an neue Forderungen heißt hier die Schlagzeile.
    Im Detail dazu aufzuzählen fällt schwer.
    Gibt es doch allein für die Lehrberufe 143 neue Lehrpläne, wobei die anderen Schulen der Berufsbildung inklusive der Speziallehrgänge für Körperbehinderte oder berufstätige Erwachsene gar nicht mitgezählt sind.
    Sie, die Erwachsenen nämlich, sind übrigens die einzigen, bei der die Reformüberlegungen eine spätere Fünf-Tage-Woche mit einbeziehen.
    Bei allen anderen ist bei der Fülle des Lehrstoffes nicht an ein verlängertes Wochenende zu denken.
    Neben der Zusammenfassung und Straffung bei verwandten Lehrinhalten zur Rationalisierung des Unterrichtsangebotes sind es vor allem die Freigegenstände, die das Bildungsniveau der Schüler heben sollen.
    Latein etwa oder Philosophie, lebende Fremdsprachen, Kultur und Leibesübungen.
    Unterrichtsminister Sinovac ist trotz aller bekannten Schwierigkeiten wie geringes Interesse der Schüler im Fall der Angebote bei zu wenig Meldungen, zu wenig Lehrkräfte, zu wenig Klassen optimistisch.
    Ich glaube, dass wir unser Vorhaben im berufsbildenden Schulwesen, diese Freigegenstände nicht nur anzubieten, sondern auch Tatsäche zur Verfügung zu stellen, durchaus erreichen werden können.
    Natürlich ist auch vorgesehen, dass eine gewisse Zahl
    von Schülern teilnehmen muss, um diese Freigegenstände führen zu können.
    Es ist immer im Schulwesen so, dass auch hier materielle, wirtschaftliche Überlegungen mit eine Rolle spielen müssen, denn auch hier sind die personellen und die materiellen Ressourcen, die uns zur Verfügung stehen, zu beachten.
    Alles in allem ein erster Schritt, gerade bei denjenigen Schulen, die am meisten aufzuholen und nachzutragen haben, die aber wegen ihrer verästelten Struktur auch besonders schwierig zu behandeln sind.
    Vielleicht ist auch daraus zu erklären, warum zwar das Unterrichtsministerium den breiten Konsens suchte bei Schulverwaltungen und Sozialpartnern nämlich, aber zwei Gruppen nicht gefragt hat, die Eltern und die fast erwachsenen Schüler.
    Soweit das Wichtigste von der heutigen Pressekonferenz des Unterrichtsministers und damit zurück zum Mittagsschnall.
    Soviel zum Thema Schul- und Bildungspolitikbericht der Stadttower Wilfried Seifert.
    Regierungssitzung heute im Bundeskanzleramt in Wien auf der Tagesordnung, eine Reihe von Routinefragen, aber auch Regierungssitzung im Eindruck der für heute angekündigten Demonstration der katholischen Familienverbände.
    Verabschiedet wurde im Ministerrat ein Gesetzesvorschlag, wonach die österreichischen Salinenbetriebe aus dem Budget ausgegliedert werden sollen und durch die Bildung einer Kapitalgesellschaft langfristig eine Entlastung des Bundeshaushaltes gewährleistet werden soll.
    Und am Rande der Regierungssitzung schon traditionell wurde ein Laib Brot überreicht, denn heute ist der Tag des Brotes.
    Eugen Freund berichtet.
    Härtere Kost als frischgebackenes Brot wird dem Bundeskanzler voraussichtlich heute Nachmittag vorgesetzt.
    In etwa vier Stunden nämlich werden hier im Bundeskanzleramt Vertreter der katholischen Familienverbände ihren Protest gegen die von ihnen konstatierte Beschneidung des Familienlastenausgleichfonds deponieren.
    Es ist diesgleichsam der Auftakt für eine Reihe von Demonstrationen, die aus Anlass des morgigen Nationalfeiertages geplant sind.
    Hauptargument der Familienorganisationen?
    Sie fürchten, dass der Fonds innerhalb von zwei Jahren ausgezehrt sein wird, wenn, wie im Maßnahmenkatalog vorgesehen, durch Verringerung der Arbeitgeberbeiträge etwa drei Milliarden Schilling jährlich dem Fonds weniger zufließen würden.
    Bundeskanzler Kreis gehörte auf die Frage, ob er die Absicht habe, den Demonstranten in irgendeiner Weise entgegenzukommen?
    Das kann ich mir nicht vorstellen.
    Es ist so viel auf dem Gebiet geschehen, dass sich das sehen lassen kann im Vergleich zur früheren Regierung der ÖVP, die an diesen Familienverbänden viel näher gestanden ist.
    Und so kann ich mit ruhigem Gewissen der heutigen Zusammenkunft entgegensehen.
    Im Übrigen betrachtet der Bundeskanzler die Verringerung der Arbeitgeberbeiträge, konkret von 6 auf 5 Prozent, nicht als einen Eingriff in den Fonds.
    Das ist kein Griff in den Fonds, sondern wenn man einen Fondsbeitrag reduziert, weil es genug Geld im Fonds gibt, so ist das kein Griff in den Fonds, sondern bestenfalls eine Maßnahme einer vernünftigen Einsparung.
    Bei weitem Stille als um die Familienfonds-Kontroverse ist es derzeit um das Projekt Austro-Porsche geworden.
    Diese seit einigen Wochen für in einigen Tagen in Aussicht gestellte Entscheidung bleibt weiter hinausgeschoben.
    Sicher ist eines, wenn Porsche nicht bereit ist, seinen Namen herzugeben, in welcher Form auch immer, wird das Projekt nicht gestartet.
    Der oder die Händler, so Kreisky heute nach der Sitzung des Ministerrates weiter, würden nicht bereit sein, ein Fahrzeug quasi ohne Namen zu vertreiben.
    Nun von der Straße auf die Schiene.
    Das von Bundeskanzler Kreiske kürzlich angedeutete Großprojekt, nämlich die Errichtung einer kompletten Eisenbahnlinie in einem Entwicklungsland, reduziert sich derzeit auf einen Diskussionsanstoß.
    Zwar gibt es offenbar dieses Land, das Interesse daran hätte, eine Entscheidung dürfte aber noch nicht in Sichtweite sein.
    Kreisky heute zu diesem Denkanstoß.
    Es kann nicht jeder für sich allein sich über einen fremden Markt kümmern, sondern es müssen Gemeinschaften von Firmen, der Privaten und der Verstaatlichen.
    Kann ich das noch deutlicher sagen?
    Das ist die Idee, die jeder Wirtschaftsfachmann versteht.
    Es müsste ein Joint Venture innerhalb der Nation stärker gefördert werden, weil diese Länder nicht über die menschlichen Ressourcen verfügen, so viele große Transaktionen nebeneinander zu verfolgen.
    Übrigens sind heute unabhängig von der Regierungssitzung weitere Details aus den Beratungen über das Maßnahmenpaket bekannt geworden, die derzeit im Parlament verhandelt werden.
    Und zwar sollen sowohl Antiquitäten als auch Mopeds vom 30-prozentigen Luxusmehrwertsteuersatz ausgenommen werden.
    Darüber hinaus wird die Abschreibungsmöglichkeit für überwiegend betrieblich genutzte Fahrzeuge von bisher 20.000 Schilling, also wie es im ursprünglichen Entwurf vorgesehen war, auf 25.000 Schilling erhöht.
    Mit dieser für Verkehrsteilnehmer und Kunsthändler erfreulichen Mitteilung beende ich meinen Bericht aus dem Ministerrat und gebe zurück ans Funkhaus.
    Die Auseinandersetzung zwischen SPÖ und ÖVP über die Äußerung von SPÖ-Clubchef Fischer, der das Vorgehen des ÖAB mit den Kommunisten verglichen hat, setzt sich auch in den heutigen Tageszeitungen fort.
    So schreibt die Wochenpresse unter dem Titel Partei Sorgen.
    Dieser Verbalradikalismus soll die verunsicherten Genossen beruhigen, die logisch folgende und öffentlich laute Aufregung vom Wesentlichen ablenken, etwa von den schweren Wirtschaftsproblemen, dem horrenden Zahlungsbilanzdefizit, der drohenden Arbeitslosigkeit, dem wohlstandsbedrohten Knick des Wirtschaftswachstums und den tiefen Reformdifferenzen der Regierungssozialisten in Sachen Ehescheidung.
    Und besonders von der endlosen Belastungsspirale, an der Finanzminister Hannes Androsch munter dreht.
    Zum selben Thema meint Peter Knahm in der Neuen Kronenzeitung.
    Man kann nämlich der ÖVP so manches vorwerfen.
    Falsche Strategie zum Beispiel.
    Oder chronische Erfolgslosigkeit.
    Auch unter dem mit viel Vorschusslorbeeren bedachten Obmandhaus.
    Sie aber mit Kommunisten in einen Topf zu werfen, geht zu weit.
    Wenn es nur Taktik war oder eine späte, plumpe Retourkutsche für die Rote Katze, dann sollten Kreisky, Benja und auch Fischer demnächst wieder versöhnliche Töne finden.
    Es muss ja nicht unbedingt eine Entschuldigung sein, weil man ja weiß, dass Politiker Fehler nicht eingestehen können.
    Irgendetwas sollte der Regierungspartei aber einfallen.
    Auch das SPÖ-Zentralorgan Arbeiterzeitung nimmt zur Auseinandersetzung Stellung.
    In der Folge waren ja ÖVP-Spitzenpolitiker aus Protest einem gemeinsamen heurigen Abend ferngeblieben.
    Die Arbeiterzeitung schreibt.
    So wehleidig kann eine Partei sein, die seit dem Kriegsende den Sozialisten andauernd die rote Katze vor die Beine wirft und sich im Vorjahr zum Watergate-Vorwurf hinreißen ließ.
    Die damals solcher Art Diffamierten haben sich freilich politisch zur Wehr gesetzt, aber nicht den heurigen Tisch zersägt.
    Einige Zeitungen kommentieren in ihren heutigen Ausgaben auch den morgigen Nationalfeiertag und in diesem Zusammenhang die verschiedenen Demonstrationen gegen Atomkraft und die Politik der Bundesregierung.
    So schreiben die Salzburger Nachrichten.
    Die erwähnten Organisationen werden gewiss keine großen Massen hinter sich versammeln.
    Ihre Aktionen sollten jedoch den Machthabern in diesem Staat am Nationalfeiertag Anlass zum Nachdenken darüber sein, dass auch viele kleine Proteste die Stimmung eines Volkes wiedergeben können.
    Dazu meint auch Peter Klar im ÖVP-Organ Neues Volksblatt.
    Der Nationalfeiertag 1977 erinnere daher nicht nur die Österreicher an ihr Vaterland, wohl wert, dass sich ein Fürst sein unterwinde.
    Er mahne auch die Fürsten an ihre hohe Verantwortung.
    Ermahne sie, dass sie sich zu rechtfertigen haben, ob und wie sie dieser Verantwortung gerecht werden.
    Denn auch ein Nationalfeiertag ist keine Einbahnstraße, in der die Herzen der Regierten den Regierenden zufliegen.
    So angenehm und bequem es auch für die Machthaber sein mag, diese ihre Macht zu solchen Gelegenheiten mit dem Staat zu identifizieren.
    Über den Sinn des Nationalfeiertages und die Kritik darüber, wie die Österreicher diesen Tag begehen, meint die Presse.
    Immerhin ist die Kritik am Nationalfeiertag in letzter Zeit leise geworden, wie auch die noch Mitte der 60er Jahre vehemente Kritik am Begriff der österreichischen Nation fast verstummt ist.
    Anders gesagt, nicht mehr die Fundierung der eigenen Nation via künstlichen Papieren, sondern der Widerspruch.
    Und dazu hat auch der Nationalfeiertag sein Schärflein beigetragen.
    Bunt und vielfältig wird er begangen, aber immerhin unter einem gemeinsamen Stern.
    Und es ist, wie wir alle spüren, doch letztlich ein guter Stern.
    18.25 Uhr, pardon, 12.25 Uhr, fünf Minuten vor halb eins ist es mittlerweile geworden.
    Außenpolitik.
    In einer Sondersitzung des Weltsicherheitsrates der Vereinten Nationen haben gestern die schwarz-afrikanischen Staaten ein bindendes Waffenembargo und Wirtschaftssanktionen gegen Südafrika gefordert.
    Die Sitzung war einberufen worden, nachdem in Südafrika 18 oppositionelle Vereinigungen verboten und zahlreiche Regimegegner verhaftet worden waren.
    Südafrikas Ministerpräsident Forster hat auf diese jüngste Entwicklung mit einem Gegenangriff reagiert.
    Forster nannte als Ursache für die Unruhen in der schwarzen Bevölkerung kommunistische Agitation.
    Er beschuldigte Washington, Südafrika strangulieren zu wollen und er sagte zu Moskau, die Sowjets wollten die weiße Minderheitsregierung mit Gewalt auslöschen.
    Einem möglichen Waffen- und Wirtschaftsboykott begegnete der südafrikanische Ministerpräsident mit Gelassenheit, Paul Schumacher.
    schaut man derzeit noch in Südafrika nach New York, wo der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen, darunter auch die Bundesrepublik, jetzt darüber zu entscheiden hat, ob Sanktionen gegen den Apartheidsstaat verhängt werden sollen.
    Obwohl wir natürlich Sanktionen nicht begrüßen würden, sagte heute Präsident Cronier von der Vereinigten Industriekammer Südafrikas, ist es doch wichtig, realistisch zu bleiben und weiter
    Südafrikas herstellende Industrie ist leistungsfähig.
    Unsere Technologie ist fortschrittlich und das Management geschult.
    All dies ergibt eine wirkungsvolle Verteidigung gegen Sanktionen.
    Der Generalsekretär von Tuxa, der größten Gewerkschaft Südafrikas, Arthur Joghela, glaubt sogar an ein Aufblühen der gegenwärtig lahmenden Wirtschaft.
    Ähnliches sei auch in Rhodesien zu beobachten gewesen.
    Robla sprach auch aus, womit sich viele Südafrikaner trösten, nämlich, das mit unvorstellbaren Bodenschätzen gesegnete Land würde, falls boykottiert, uneinige wichtige Exporte drosseln und damit sei den boykottierenden Ländern mehr geschadet als Südafrika.
    Professor Spandau, der Leiter der Wirtschaftsabteilung an der Witwatersrand-Universität in Johannesburg, behauptet ebenfalls, dass ein selektiver Boykott, wie von der UNO bereits erwogen, in den Bereichen Handel und Investitionen geringe Auswirkungen hätte.
    Tatsächlich ist der ausländische Kapitalzufluss nach Südafrika schon gegenwärtig so gut wie versiegt.
    Fast scheint es, als habe sich die Industrie bereits mit dem Unabhängigen abgefunden.
    An der Johannesburger Börse fielen schon vor einigen Tagen alle Kurse, nachdem die südafrikanische Regierung neue diktatorische Maßnahmen gegen apartheidsoppositionelle ergriff.
    Bezeichnend war, dass zum Beispiel auch die Goldnotierungen absackten, obwohl der Goldpreis in London und Zürich jetzt einen zweijährigen Höchststand erreichte.
    Wenngleich nicht erst seit den Sanktionenandrohungen herrscht denn auch in Südafrikas Wirtschaft verbreiteter Pessimismus.
    Die weltweite Wirtschaftsmalaise, aber auch die Unsicherheit über die politische Zukunft haben gleichermaßen dazu beigetragen.
    So nahmen beispielsweise die Gerichtsfälle sprunghaft zu, bei denen die in Südafrika illegale Ausfuhr von Geld, Millionenbeträge, strafrechtlich verfolgt wurde.
    Noch hofft man in Wirtschaftskreisen, dass Sanktionen nur in einigen Bereichen verhängt und dann, ähnlich wie in Rhodesien, nur äußerst nachlässig gehandhabt werden.
    Denn zumindest auf dem Ölsektor wäre Südafrika empfindlich zu treffen, obwohl in den letzten Jahren geheime Reserven für zwischen zwei und fünf Jahren angelegt wurden.
    Wirklich wirksam wäre ein Ölvollkott, wie er von den Ölförderländern ohnehin bereits verbal vor Jahren verkündet wurde, auch jetzt erst, wenn südafrikanische Häfen blockiert wurden.
    Und dies halten südafrikanische Strategen
    Sie hörten Paul Schumacher zur Situation in Südafrika.
    In Jugoslawien und in der westlichen Welt hat es zu mancherlei Spekulationen geführt, dass die Frau des jugoslawischen Staatspräsidenten Gantz gegen frühere Gepflogenheiten seit Mitte Juni nicht mehr in der Öffentlichkeit aufgetreten ist.
    Auch bei den jüngsten Reisen Titos in die Sowjetunion nach Nordkorea, China, Frankreich, Portugal und Algerien war sie nicht mehr an der Seite ihres Mannes zu sehen.
    In Belgrad dementierte man zunächst jede Vermutung, Frau Jovanka sei in Ungnade gefallen, aber jetzt scheinen sich zu bestätigen, dass sie ähnlich der Frau Mao Zedongs versucht hat, die Besetzung von Schlüsselpositionen zu beeinflussen und in der Folge von der politischen Bühne abgezogen wurde.
    Mehr noch, der 85-jährige Staatschef soll selbst eine Untersuchungskommission eingesetzt haben.
    Gustav Kalupa.
    Das offizielle Belgrad lehnt jede Stellungnahme zu erneut hochgehenden Vermutungen über die Gattin des jugoslawischen Staatspräsidenten Frau Jovanka Broz ab, die laut Agenturmeldungen vor einer Untersuchungskommission zitiert werden soll.
    Weder der Sprecher des Informationsministeriums noch der des jugoslawischen Außenministeriums zeigten sich bereit, die Meldungen zu bestätigen oder zu dementieren.
    Es wurde lediglich auf die erste Erklärung des Sprechers des Außenministeriums verwiesen.
    der bekanntlich vor kurzem dementierte, dass Frau Javanka brosk krank wäre, gleichzeitig aber dezidiert feststellte, dass ausschließlich der Staatspräsident und die Regierung darüber entscheiden, ob Frau Javanka Tito auf Auslandsreisen begleitet oder nicht.
    Auf die zuzügliche Frage eines amerikanischen Korrespondenten, weshalb sie dann nicht wenigstens ihren Mann bei der Rückkehr am Flughafen erwarte, meinte der Sprecher, wenn sie meine Antwort nicht verstanden haben, so kann ich dem nichts mehr hinzufügen.
    Seit dieser offiziellen Mitteilung war Tito in Frankreich, Portugal und Algier allein ohne Iovanka.
    Lediglich seine persönlichen Mitarbeiter und militärischen Adjutanten begleiteten ihn.
    Feststehende Tatsachen sind also, dass Frau Iovanka nicht krank ist, dass sie sich in der Privatresidenz des Staatspräsidenten in der Užička 23 aufhält und dass sie nicht in der Öffentlichkeit erscheint.
    Letzteres war und ist der Anlass für Vermutungen und Gerüchte in Jugoslawien.
    Diesen zufolge soll der Staatspräsident jetzt seinen Wohnsitz im Weißen Schloss in Belgrad genommen haben, welches früher ausschließlich Repräsentationszwecken diente.
    Andererseits unterzeichnete Tito erst in den letzten Tagen Beileidstelegramme an den tschechischen Staatspräsidenten Hussak und den Präsidenten von Zaire Mobutu zum Ableben derer Frauen, auch im Namen seiner Frau Jovanka.
    Die demonstrative Trennung von privater und offizieller Sphäre des jugoslawischen Staatschefs verdichten Vermutungen,
    denen zufolge seine Frau Jowanka zu viel politischen Einfluss auf ihren Mann genommen haben soll, insbesondere auf personelle Entscheidungen in seiner nächsten Umgebung.
    Eine Reihe überraschender Versetzungen und Umbesetzungen, einschließlich der Entsendung des stellvertretenden Verteidigungsministers Schumann als Botschafter nach Brüssel, deuten in diese Richtung.
    Formell kann der Einfluss der Gattin mit den proklamierten Prinzipien kollektiver Führungsgremien kaum in Einklang gebracht werden.
    Dass Persönlichkeiten und Lobbys um eine Ausweitung ihres Einflusses vor allem im Hinblick auf den entscheidenden elften Parteitag im kommenden Jahr auszuweiten bemüht sind, liegt nahe.
    Für die Einsetzung einer Kommission oder gar einer Parteikommission sprechen bisher allerdings keine Anzeichen.
    Mit dem souveränen Führungsstil TITOS wären solche auch schwer in Einklang zu bringen.
    Abgesehen davon, dass Frau Ivanka Broz keine offizielle Funktion ausübte,
    und auch nur einfaches Mitglied des Bundes der Kommunisten Jugoslawiens ist.
    Das war ein Bericht aus Belgrad, ein Bericht von Gustav Kalupa.
    Nach wie vor Großfahndung in der Bundesrepublik Deutschland und in den Nachbarländern nach Mitgliedern der Bademeinhof-Nachfolgeorganisationen.
    Tausende Hinweise aus der Bevölkerung, zwar aber keine konkreten Erfolge bisher.
    Verhandlung nach den deutschen Terroristen jetzt auch in Japan auf Ersuchung der Interpol.
    Um die Größenordnung dieser Aktion zu demonstrieren, vielleicht zwei Zahlen, bis gestern wurden allein in Niedersachsen 90.000 Menschen und 130.000 Kraftfahrzeuge überprüft.
    Während also die größtmöglichen Anstrengungen unternommen werden, um der Terroristen habhaft zu werden, wird heute in Stuttgart eines ihrer Opfer beigesetzt.
    Hans Martin Schleyer, Präsident der Deutschen Arbeitgeberverbände, entführt am 5.
    September, ermordet am vergangenen Dienstag.
    Die Beisetzung am Nachmittag im engsten Familienkreis, am Vormittag Staatsakt für den Ermordeten.
    Zu Beginn des Staatsaktes in der Stuttgarter Sankt-Eberhard-Kirche ruhte heute im gesamten Bundesgebiet und in Westberlin die Arbeit.
    Gewerkschaften und Arbeitgeberverbände hatten zu Gedenken an den ermordeten Hans-Martin Schleyer zu einer dreiminütigen Arbeitspause aufgerufen.
    Die Trauerfeier in Stuttgart fand unter strengsten Sicherheitsvorkehrungen statt.
    Rund 650 Polizisten, 100 Grenzschutzbeamte und Einzelkämpfer vom Sonderkommando GSG 9 sicherten die katholische Zentralkirche der Landeshauptstadt von Baden-Württemberg, wo sich 800 Trauergäste versammelt hatten.
    Neben dem Bundespräsidenten und dem Bundeskanzler nahmen auch die meisten Kabinettsmitglieder die führenden Oppositionspolitiker.
    und die maßgeblichen Repräsentanten der deutschen Wirtschaft an dem Pontifikalrequiem und dem Staatsakt teil.
    In der vordersten Reihe des Gotteshauses hatten neben dem deutschen Bundespräsidenten die Witwe Waltrude Schleyer mit ihren vier Söhnen Platz genommen.
    Auf ihren Wunsch hin fand die Trauerfeier ohne jedes militärische Zermoniell statt.
    Zunächst zelebrierte der Rotenberger Bischof Georg Moser die Trauermesse, der süddeutsche Madrigalkor sang das Requiem von Mozart.
    Im Mittelpunkt der sich anschließenden Staatsaktes stand dann die Trauerrede von Bundespräsident Walter Scheel.
    Er rief zum weltweiten Kampf gegen den Terrorismus auf.
    Der Kampf gegen den Terrorismus ist der Kampf der Zivilisation gegen die alle Ordnung zerstörende Barbarei.
    Bricht sich diese Erkenntnis auf der ganzen Welt Bahn, dann können wir Hoffnung schöpfen.
    Ich rufe hier alle verantwortlichen Politiker in der Welt auf, so bald wie möglich weltweite Konventionen gegen den Terrorismus zu beschließen.
    Wenn diese Flamme nicht rechtzeitig erstickt wird, wird sie sich wie ein Flächenbrand über die ganze Welt ausbreiten.
    Die Weltgemeinschaft hat zu lange nach Entschuldigungen für Unentschuldbares gesucht.
    Sie hat die Mauer gegen den Terrorismus mit zu viel Wenn und Aber durchlöchert.
    Wenn irgendwo, dann ist hier die Solidarität der zivilisierten Staatengemeinschaft gefordert.
    die ein kleines Land wie Somalia so hervorragend praktiziert hat.
    Der Vorstandsvorsitzende der Daimler-Benz AG, Professor Joachim Zahn, würdigte anschließend die Persönlichkeit von Hans-Martin Schleyer.
    Er war eben kein Funktionär irgendeiner Macht, sondern ein Mann, der mit Leidenschaft und mit Herz
    seine ihm übertragenen, von ihm übernommenen Aufgaben erfüllte, seine Überzeugung vertrat und die Verantwortung für Menschen, deren Schicksal ihm anvertraut war, trug.
    Sein Leben widerlegt eben herkömmliche Klischees.
    Richtlinie war ihm,
    Wahrung der persönlichen Freiheit, sozialer Konsens.
    Und das heißt eben nicht Herrschaft, sondern gemeinsames Ringen um soziale Lösungen.
    Der Sarg mit dem Leichnam Schleyers war nicht in der Sankt-Eberhard-Kirche aufgebaut, sondern in der Kapelle des Ostfielder Friedhofs am Stadtrande von Stuttgart.
    Dort findet heute Nachmittag die Beisetzung im engsten Familien- und Freundeskreise statt.
    Auch dieser Friedhof ist bereits von starken Polizeikräften gesichert.
    So viel vom Staatsakt in Stuttgart, zurück nach Wien.
    Reporter war Paul Trunk und wir bleiben beim Thema Terrorismus, das Phänomen Terrorismus aus der Perspektive der Wissenschaft.
    Der deutsche Zeitgeschichtler Walter Lacoeur, jetzt Direktor des Instituts für Zeitgeschichte in London und Autor vieler Bücher, hat dieser Tage eine Analyse über den Terrorismus veröffentlicht.
    Mit ihm sprach Georg Schede-Reit.
    Walter Körr, am selben Tag, an dem Arbeitgeberpräsident Schleyer entführt wurde, an dem die sechs Wochen begannen, in denen in die Bundesrepublik in Banne der Terrorismusdiskussion stand, zufällig am 5.
    September sind auch Auszüge aus Ihrem neuesten Buch mit dem Titel Terrorismus erschienen.
    Führen Sie Ihre Analyse durch die Ereignisse der letzten Wochen bestätigt?
    Zum Beispiel Ihren Satz, in der Frage des Terrorismus führen die Befürworter der Weichenlinie einen aussichtslosen Kampf.
    In dieser Form kann man das, so apodiktisch kann man das vielleicht nicht sagen, denn solange der Terrorismus nicht viel mehr ist als eine Art Nadelstiche oder Mückenstiche, ist es natürlich unsinnig mit Kanonen gegen Spatzen zu schießen.
    Was ich in meinem Buch sagen wollte, und darin bin ich in der Tat völlig sicher, ist, dass Gesellschaften im Allgemeinen kein Selbstmord begehen.
    Das heißt, dass in dem Moment, wo der Terrorismus eben mehr wird als eine Art Nadelstiche, sondern eine ernsthafte Gefahr, dass dann die öffentliche Meinung in einer solchen Weise sich für drakonische Maßnahmen einsetzt, dass keine Regierung dem widerstehen kann.
    Wollen die Bader-Meinhof-Leute und die Rote Armee-Fraktion, solche Leute, wollen die ihrer Ansicht nach aus der Bundesrepublik einen autoritäreren Staat machen?
    Ist das ihr Hauptziel?
    Ja, das ist die sogenannte Provokationsstrategie.
    Das ist eine Art Doppelstrategie.
    Einerseits kann man natürlich versuchen, dass den Staat so zu erschüttern durch entweder gezielte oder ungezielte Angriffe gegen Stützen des Staates und der Gesellschaft, dass alles zusammenbricht, dass das Vertrauen des Volkes in die Regierung schwindet und so weiter.
    Aber den Terroristen ist natürlich klar und ist immer klar gewesen, dass dieser unmittelbare Angriff im Allgemeinen nicht glückt.
    Und daher die Absicht, den liberalen Staat, demokratischen Staat, zu zwingen, seine, Anführungszeichen, Maske abzuziehen und seinen eigentlichen faschistischen, oppressiven Charakter zum Vorschein zu bringen.
    Das heißt, das ist also, das ist seit eh und je Absicht von solchen Gruppen gewesen.
    Ihre Äußerungen zum Thema Terrorismus, auch nach den sechseinhalb Wochen, in denen die Bundesrepublik
    so gebannt war von dieser Diskussion, klingen sehr gelassen.
    Klingen gelassener als die meisten, die man in der bundesrepublikanischen Presse verzeichnet.
    Finden Sie, dass etwas zu viel Panik verstreut worden ist?
    Durchaus.
    Man hat die Dinge zu ernst genommen.
    Womit ich nicht sagen will, dass
    Was geschehen ist, war eine Tragödie, aber es gefährdete überhaupt nicht die Existenz des Staates und des Rechtsstaates.
    Die Reaktion war übertrieben, vielleicht sogar manchmal hysterisch, weil das Publikum und auch die Regierung gar nicht darauf vorbereitet war.
    Die Tatsache, dass der große Krisenstab, der kleine Krisenstab, wochenlang saß und dass die Regierung sich kaum mit anderen Problemen anscheinend beschäftigte,
    Das war falsch.
    Aber man weiß aus der Erfahrung, dass das im Allgemeinen die Reaktion von Regierungen und von der öffentlichen Meinung ist, wenn so etwas unvorbereitet kommt.
    Im Laufe der Zeit gewöhnt man sich daran.
    Es ist ganz klar, dass etwas Terror weitergehen wird.
    Der Terrorismus muss nicht zu Ende.
    Aber er ist nicht so wichtig, wie er im Allgemeinen angenommen wird.
    Im Falle der Bundesrepublik kam aber ja doch nicht so unvorbereitet.
    Die Bader-Meinhof-Bande ist seit fünf Jahren im Gefängnis und ist seit Jahren davor schon aktiv gewesen.
    Wo ist da die Überraschung?
    Ist der deutsche Staat empfindlicher?
    Der deutsche Staat ist empfindlicher, weil es in Deutschland eine, wie soll ich sagen, eine Sucht zum Perfektionismus gibt, zur absoluten Ordnung.
    In dem Moment, wo man mit etwas Unordnung zu leben hat, das geht schwer.
    Daran kann man sich, im Gegensatz zu den Engländern, mit ihrem Phlegma oder Italienern, mit ihrer Fähigkeit, mit etwas Unordnung zu leben, diese Eigenschaften existieren in der Bundesrepublik sehr wenig.
    Und in dem Moment, wo etwas da schief geht, dann steht die Neigung anzunehmen, das Ende der Welt sei nah.
    Abschließend noch eine positive Bemerkung, die in den Exzerten aus ihrem Buch zu lesen war.
    Da hieß es, der Terrorismus, der sich gegen demokratische Gesellschaften wendet, wiederholt eine nützliche Lektion, die nur zu leicht vergessen wird, dass nämlich Freiheit immer angegriffen wird und dass man sie nicht als selbstverständlich hinnehmen kann.
    Ja, ich glaube, dass besonders in der Wohlstandsgesellschaft, überall, nicht nur in der Bundesrepublik, sich die Meinung durchgesetzt hat, der Bürger hätte nur Rechte und keine Pflichten.
    Und gerade in einer solchen Situation, einer terroristischen Situation, wird einem doch klar gemacht, dass es auch Pflichten gibt, Solidarität und das.
    Wenn der Bürger sich nicht mit dem Staat und mit der Gesellschaft identifiziert, dass dann in der Tat eine Krise möglich wird.
    Dieses Gespräch mit dem Zeitgeschichtler Walter Lacoeur führte Georg Schedereit.
    Im nächsten Beitrag geht es um das immer aktuelle Thema des wachsenden Energiebedarfs und um die Bemühungen durch neue Methoden alternative Energiequellen zu finden.
    Aus den Vereinigten Staaten wird jetzt eine Methode bekannt, die auf einem recht einfachen System beruht.
    Ein System, das sich vor allem in der Nähe von Großstädten bewähren könnte.
    Die notwendigen Rohmaterialien sind Bäume und Wasser und wie das alles funktionieren soll, das erfahren Sie jetzt aus einem Beitrag von Georg Siegert.
    in unbebauten Gebieten angepflanzt, die sich für eine Besiedlung oder eine Bodenbestellung nicht eignen.
    Man wählt Bäume, die besonders wohl wachsen, Pappeln, Erlen, Eukalyptus und andere, die man in der Umgangssprache gelegentlich Unkrautbäume nennt.
    Schon nach ein paar Jahren wären die Bäume groß genug zum Abholzen oder, wie in diesem Zusammenhang oft gesagt wird, zum Abernten.
    Das Holz wird in Kraftwerken verbrannt.
    Glitzer erzeugt Dampf.
    Der Dampf treibt Turbinen an.
    Die Turbinen liefern Strom.
    Bis jetzt ist daran überhaupt nichts Neues.
    Und Holz, abgesehen davon, dass dieses Holz billig ist, ist keine besonders gute Energiequelle.
    Doch neben dem Wald, besser gesagt neben der Holzplantage, hat man auch Teiche angelegt.
    In den Teichen wuchern Algen.
    Nun entstehen bei der Stromerzeugung durch Holzverbrennung Nebenprodukte, mit denen man unter gewöhnlichen Umständen nicht viel anzufangen weiß.
    Überschüssige Wärme und Kohlendioxid.
    Hier aber wird beides, die Wärme und das Kohlendioxid, in die Teiche geleitet.
    Dazu braucht man nur ein Rohr und eine Pumpe und sonst überhaupt keine komplizierten Anlagen.
    Wärme und Kohlendioxid sind aber genau das, was
    Algen brauchen, um aus Abfallstoffen, aus Müll Methangas zu erzeugen und dabei den Müll zu zersetzen.
    Das Gas kann man einfangen.
    Es ist eine besonders hochwertige Energiequelle.
    Viele Industriebetriebe und Privathäuser werden damit geheizt.
    Dann bleibt aber noch der zersetzte Müll übrig.
    Diese Überreste pflegen gewöhnlich, irgendwo eingegraben zu werden.
    Hier aber lagern sie sich auf dem Boden der Teiche ab.
    Sie sind außerordentlich reich an Mineralien und an organischen Nährstoffen.
    Sie sind ein ideales Düngemittel.
    Deshalb holt man sie aus dem Teich heraus, ebenfalls mit einer Pumpe, und düngt damit den Boden, auf dem die Bäume wachsen.
    Dank der ausgezeichneten Düngung wachsen die Bäume schneller, können eher abgeerntet werden, werden früher verbrannt, erzeugen mehr Energie, liefern mehr Abfallstoffe, die den Algen im Teich zugutekommen und damit der Erzeugung von Methangas und auch von Düngemitteln, die dann wieder in den Wald kommen und so weiter und so weiter.
    Ein nahezu ideales Doppelsystem, bei dem jeder Teil das liefert, was der andere braucht.
    und wo die Sonnenenergie der Stromerzeugung dient, auf dem Wege über Turbinen und über Methangas.
    Praktisch ist das Doppelsystem bisher noch nicht erprobt, aber ERDA, die amerikanische Behörde für Energieforschung und Entwicklung, hält die Idee für so viel Versprechen, dass die Ingenieure, die das Schema entworfen haben von ERDA, den Auftrag gehalten haben, eine photosynthetische Energiefabrik einzurichten.
    Die Ingenieure sind der Ansicht, dass die Randgebiete von Großstädten sich für eine solche Anlage besonders schon deshalb eignen, weil hier ja auch sehr oft ein Teil des Großstadtmülls geschaffen wird.
    Es liegen auch schon verschiedene Voranschläge vor, und einer von ihnen zeigt, dass in wenigen Jahren solche photosynthetischen Energiefarmen nahezu die Hälfte des Öls ersetzen könnten, das heute aus dem Nahen Osten importiert wird.
    Die Bäume brauchen keine Pflege, die Algen auch nicht, und so könnten die Kosten für diese Form von photosynthetischer Energie recht niedrig sein.
    Neu zum Thema Alternative Energiequellenbericht der Stadt aus den Vereinigten Staaten war Georg Siegert und es ist jetzt mittlerweile 12 Uhr und 47 Minuten geworden.
    13 Minuten vor 13 Uhr.
    Wir kommen zu den Kulturberichten im Mittagsschanal.
    In Köln wird heute Abend der große internationale Kunstmarkt eröffnet.
    Ein Kunstmarkt, der jährlich abwechselnd in Köln und in Düsseldorf abgehalten wird.
    Zu einem Konkurrenzunternehmen zu dieser großen bundesdeutschen Kunstmesse hat sich die internationale Messe zeitgenössischer Kunst FIAC in Paris entwickelt.
    Und diese internationale Messe geht seit vergangenem Wochenende im Grand Palais in Paris über die Bühne.
    Heidi Grundmann berichtet.
    Der Pariser Fiak findet zum vierten Male statt.
    Unter der riesigen Kuppel des Grand Palais haben sich heuer über 100 Galerien aus 14 Ländern versammelt.
    Besonders stark vertreten, und das verzeichnet man in Paris mit Blick auf die Kölner Messe mit Genugtuung,
    sind Galerien aus den USA.
    Außerdem gibt es eine Reihe wichtiger Schweizer und auch deutscher Galerien, die lieber in Paris als in Köln ausstellen.
    Österreich übrigens hält eindeutig Köln die Treue.
    In Paris hat nur die Innsbrucker Galerie Grinzinger einen Stand, in dem in einer One-Man-Show Arbeiten von Arnold Freiner präsentiert werden.
    One-Man-Shows werden in Paris überhaupt deutlich forciert.
    Offenbar hat man da von der immer noch größten Kunstmesse der Art in Basel gelernt, deren Organisatoren schon vor Jahren erkannt haben, dass One-Man-Shows für das breite Publikum einen höheren Informationswert besitzen als ein in jeder Koje bunt gemischtes Angebot.
    In Paris sieht man heuer unter anderem Ein-Mann-Präsentationen von René Margrit, Andy Warhol, Bottero, Chiida, Poljakoff, Soulages, César, Bill und so weiter.
    Dazu gibt es thematische Ausstellungen, die schöne Beispiele etwa aus dem europäischen Konstruktivismus oder aus der frühen osteuropäischen Avantgarde bringen.
    Eine kleine Pikanterie für den österreichischen Besucher ist ein Plakatentwurf von Henri Berlewi aus dem Jahre 1923, der anlässlich eines Prager Autosalons ausdrücklich für den Austro-Daimler wirbt.
    liegt das Schwergewicht der Pariser Messe für zeitgenössische Kunst keineswegs auf der zeitgenössischen Kunst, sondern auf der klassischen Moderne und vor allen Dingen auch auf der schon klassisch gewordenen Kunst der 50er und frühen 60er Jahre.
    Doch auch und gerade die museumsreifsten Exponate haben bisher kaum Käufer gefunden.
    Vielleicht deshalb, weil sich, so zumindest wird kolportiert, die Leiter der Europäischen Museen entschlossen haben,
    bei der Pariser Messe nicht zu kaufen.
    Und zwar angeblich deshalb, weil sie, die Museumsleiter, die mit freier Unterkunft und Ersatz der Reisespesen nach Paris gelockt worden seien, sich von jedem Verdacht der Bestechung freihalten wollen.
    Dieses Gerücht stammt aus Köln, dem Schauplatz des Konkurrenzunternehmens der Pariser Messe und ist dementsprechend mit Vorsicht zu genießen.
    Die rückläufigen Verkaufsziffern schlagen sich übrigens in den Besucherzahlen überhaupt nicht nieder.
    Im Gegenteil, wie schon bei den anderen Kunstmessen des heurigen Jahres in Bologna und Basel, strömt auch in Paris zwar nicht das Kauf, aber dafür das Schaupublikum immer zahlreicher ins Kunstmessegelände.
    Und das, obwohl ihm in Paris eine zwar gepflegte Museale, aber eher langweilige Atmosphäre entgegenschlägt.
    Und das liegt wohl vor allem daran, dass mit ganz wenigen Ausnahmen alles, was mit neuerer, heutiger Kunst zu tun hat, unter dem Titel »Neue Tendenzen« in eine Gemeinschaftsausstellung mehrerer Galerien abgedrängt worden ist.
    Und diese Gemeinschaftsausstellung ist kläglich und umso offensichtlicher misslungen, als es vom Grand Palais und den dort zum Verkauf angebotenen Werken der klassischen Moderne und des Modernismus nicht weit ist zur noch bis Anfang November laufenden Biennale der Jungen in Paris.
    Kunstmesse in Paris, Sie hörten einen Beitrag von Heidi Grundmann.
    In der österreichischen Galerie im Oberen Belvedere in Wien wird heute Nachmittag eine Ausstellung eröffnet, die seit vielen Jahren vorbereitet wurde, aber aus kulturpolitischen Gründen erst jetzt zustande gekommen ist.
    Die Ausstellung, die bis zum 12.
    März zu sehen ist, zeigt 105 Bilder aus der Nationalgalerie in Prag.
    Und das Thema?
    Österreichische Barockmaler.
    Hören Sie dazu ein Gespräch, das Konrad Zobel mit dem Direktor der österreichischen Galerie, Hofrat Hans Aurenhammer, führt.
    Herr Direktor Aurenhammer, sind in dieser Ausstellung hauptsächlich Werke vertreten, die von österreichischen Künstlern in Böhmen bzw.
    auf dem Gebiet der heutigen Tschechoslowakei geschaffen wurden?
    Das stimmt zum Teil, aber das Entscheidende ist, dass es eine Sammlung österreichischer Barockkunst ist, die in Wien gesammelt wurde.
    Wir vergessen ganz, dass Wien nicht nur ein Zentrum der Musik war am Ende des 18.
    Jahrhunderts und durch das ganze 18.
    Jahrhundert ein Zentrum der Architektur,
    Es war auch ein Zentrum der Malerei und der Bildhauerkunst.
    Das zeigt sich am besten dann, wenn Kunstwerke zur Zeit ihrer Entstehung oder unmittelbar danach Gegenstand des Sammels sind.
    Und so gibt es heute noch zwei große Sammlungen, die an diese, wenn man will, Großzeit der österreichischen Kunst erinnern.
    Das ist die des Baronsbrückental in Hermannstadt-Sibiu und die des Leibarztes des Erzherzogs Karl, Dr. Josef Hoser,
    in Prag die Härte ein integrierender Bestandteil der Prager Nationalgalerie ist, weil er sie 1844 der Vorläuferinstitution gewidmet hat.
    Kann man sagen, dass hier ein grundsätzlicher Überblick über das gesamte Schaffen der Barockzeit von österreichischer Seite her möglich ist oder sind vor allem Schwerpunkte versammelt?
    Es ist ein Überblick insofern, als eben mit Bock, also mit der Kunst des 17.
    Jahrhunderts begonnen wird und es endet mit Füge, also mit dem Ausgang des 18.
    Jahrhunderts mit einem Porträt Leopolds II.
    Und es sind Schwerpunkte insofern, als der Sammler dieser Kollektion, eben dieser genannte Dr. Hoser, ein besonderer Freund der Landschaftsmalerei war, wie es ja einem Biedermeier-Menschen zukommt.
    Es ist mehr an Landschaft,
    mehr an Genre-Szenen und auch mehr an Portraits.
    Welche Künstler sind hier hauptsächlich vertreten?
    Es beginnt, wie ich gesagt habe, mit Pock, dann kommt Rottmeier, dann kommt der ältere und der jüngere Brand mit einer sehr umfangreichen Kollektion mit Hauptwerken, dann kommen großartige, noch nie gezeigte Zeichnungen von Droger und Mühldorfer, Skizzen von Sigrist, Malbertsch,
    Füge, wie ich genannt habe, mit einem ausgezeichneten Porträt des Kaisers Leopold II., das aus Konopischt stammt, aus dem Sitz des Erzherzogs Franz Ferdinand.
    Und dann eine wirkliche Überraschung, die beiden Porträts des Kaiserpaares Marie Theresia und Franz I. von Palco.
    Wird diese Ausstellung eine engere Zusammenarbeit mit den Prager Museen überhaupt veranleiten?
    Bestehen in dieser Hinsicht schon konkrete Pläne bzw.
    wollen Sie auch einmal in Prag ausstellen?
    Ja, die Ausstellung ist ja, wie das üblich ist, sozusagen ein Teil eines zweiteiligen Vorhabens.
    Wir sind sozusagen diejenigen, die als Nächste in Prag auftreten müssen und wollen da die Kunst der Ersten Republik, also 1918 bis 1938, zeigen.
    mit Schwerpunkten Kokoschka, Böckl, Harnack, Töni und aber auch mit allen den anderen, die eben in dieser Zeit gearbeitet haben.
    Die Prager haben dann wieder vor, zu uns zu kommen.
    Ist noch nicht ganz sicher, was es sein wird.
    Es ist ein Verschiedenes im Gespräch.
    wie eine Übersicht über die böhmische Kunst vom Mittelalter bis zur Gegenwart, wie eine Übersicht über die böhmische Malerei oder tschechische Malerei des 19.
    Jahrhunderts.
    Eine andere Möglichkeit, die auch schon erwogen wurde, ist die, dass man quasi das Thema, das jetzt angeschlagen wurde, fortsetzt und zwar
    Werke des 19.
    Jahrhunderts, österreichischen 19.
    Jahrhunderts, aus tschechoslowakischen Besitz hier zeigt.
    Prag hat ganz ausgezeichnete Bilder von Waldmüller und es gibt eine sehr charakteristische und charaktervolle Sammlung in Reichenberg Ende des vorigen Jahrhunderts zusammengetragen mit Werken der Künstler vor 1900, also Schindler und ähnlichen Meistern.
    Konrad Zobel hat diesen Beitrag gestaltet und jetzt Kurzmeldungen.
    Bundesrepublik Deutschland.
    Bundespräsident Scheel hat heute alle verantwortlichen Politiker in der Welt aufgerufen, so bald wie möglich weltweite Konventionen gegen den Terrorismus zu beschließen.
    Beim Staatsakt für den ermordeten Arbeitgeberpräsidenten Schleyer sagte Scheel in Stuttgart, wenn die Flamme des Terrorismus nicht rechtzeitig erstickt wird, werde sie sich wie ein Flächenbrand über die ganze Welt ausbreiten.
    Vereinigte Arabische Emirate.
    Außenminister Saeed al-Ghobash ist heute bei einem Anschlag auf dem Flughafen von Abu Dhabi von zwei palästinensischen Terroristen erschossen worden.
    Mehrere Personen wurden dabei verletzt.
    Der Anschlag dürfte dem syrischen Außenminister Kadam gegolten haben, der sich von Außenminister al-Ghobash verabschieden und nach Katar weiterreisen wollte.
    Die beiden Palästinenser wurden nach einem kurzen Feuergefecht von der Polizei verhaftet.
    Der syrische Außenminister ist nach Damaskus zurückgekehrt.
    Österreich Bundeskanzler Kreisky hat heute zu der für Nachmittag geplanten Demonstration des katholischen Familienverbandes vor dem Kanzleramt Stellung genommen.
    Er meinte, die Bundesregierung habe nicht die Absicht, den Argumenten der Demonstranten nachzugeben, da noch nie so viel für die Familie getan worden sei wie in den letzten Jahren.
    Der Familienverband will mit dieser Aktion auf die seiner Ansicht nach vorbereitete Aushöhlung des Familienausgleichslastenfonds durch eine Verringerung der Arbeitgeberbeiträge protestieren.
    Die Bundesregierung wird morgen am Nationalfeiertag nach einer Grenzniederlegung am Heldendenkmal eine Sondersitzung abhalten.
    Dabei soll des 26.
    Oktober 1955 gedacht werden, als das Parlament die immerwährende Neutralität Österreichs beschlossen und der letzte ausländische Soldat das Bundesgebiet verlassen hat.
    Niederlande Sozialisten, christliche Demokraten und Reformisten haben sich heute früh, fünf Monate nach den Parlamentswahlen vom 25.
    Mai, auf die Bildung einer Koalitionsregierung geeinigt.
    Nach dem Koalitionsabkommen erhalten die Sozialisten und christlichen Demokraten je sieben Ministerposten in der Regierung, die Reformisten zwei.
    Über die Ressortverteilung ist noch nichts bekannt.
    Italien
    Der christlich-demokratische Stadtrat von Turin, Antonio Cococello, wurde heute früh, kurz nach Verlassen seines Wohnhauses, von unbekannten Terroristen durch Schüsse verletzt.
    In einem anonymen Telefonanruf hat sich die linksextreme Terrororganisation Rote Brigade zu der Tat bekannt.
    Erst am vergangenen Sonntag war in Mailand der christlich-demokratische Stadtrat Carlo Arienti durch Schüsse verletzt worden.
    Israel.
    Alle israelischen Botschaften sowie die Zweigstellen der Nationalen Fluggesellschaft El Al und andere israelische Einrichtungen im Ausland sind in Alarmbereitschaft versetzt worden.
    Nach Pressemeldungen sind diese Sicherheitsvorkehrungen getroffen worden, weil man einen Vergeltungsschlag für das Scheitern der Entführung der Lufthansa-Maschine in Mogadischu und den Selbstmord der Anarchisten befürchtet.
    Bundesrepublik Deutschland.
    Der Vorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbundes, Heinz-Oskar Vetter und der Chef der Bank für Gemeinwirtschaft, Hesselbach, sind heute bei einem Autounfall auf der Autobahn München-Stuttgart verunglückt.
    Vetter wurde mit leichten Verletzungen ebenso wie Hesselbach in ein Krankenhaus in Augsburg gebracht.
    Beide konnten zum Mittag in häusliche Pflege entlassen werden.
    Und zum Abschluss der Sendung noch ein Hinweis, ein Hinweis auf die Sendung der Wirtschaftskompass zu hören heute Abend von 20 Uhr bis 20.30 Uhr im Programm Österreich 1.
    Die Themen Krise auf dem internationalen Stahlmarkt.
    Der Chef der FÖEST nimmt Stellung zu der Frage, warum in der Stahlindustrie überall in der Welt Krisenstimmung herrscht.
    Chancen und Fehler der österreichischen Wirtschaftspolitik, ein Gespräch mit dem zuständigen Staatssekretär im Bundeskanzleramt, Nussbaumer.
    Hartwährung und internationale Bankgeschäfte, es geht dabei vor allem um die Situation in der Schweiz und die übrigen Themen.
    Metallwerke Planze, ein Beispiel für die intellektuelle Produktion in den westlichen Industrienationen und das Börsengespräch zu hören, das alles heute Abend von 20 Uhr bis 20.30 Uhr im Programm Österreich 1.
    Es ist jetzt gleich 13 Uhr, das Mittagsjournal ist beendet.
    Für das Team verabschiedet sich Wolfgang Steinwendner.
    Guten Tag, auf Wiederhören.

    Beiträge dieses Journals

    Nachrichten
    Datum: 1977.10.25 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Wetterbericht
    Datum: 1977.10.25 [Sendedatum]
    Schlagworte: Natur ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Unterrichtsminister Sinowatz kündigt Straffung der Lehrpläne bei Berufsschulen an
    Einblendung: Dipl. Ing. Werner John (BM f. U.), Unterrichtsminister Sinowatz
    Mitwirkende: Seifert, Wilfried [Gestaltung] , John, Werner [Interviewte/r] , Sinowatz, Fred [Interviewte/r]
    Datum: 1977.10.25 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Gesellschaft ; Bildung ; Kultur ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Ministerrat - Familiendemonstration und Austro-Porsche
    Einblendung: Bundeskanzler Kreisky
    Mitwirkende: Freund, Eugen [Gestaltung] , Kreisky, Bruno [Interviewte/r]
    Datum: 1977.10.25 [Sendedatum]
    Ort: Wien, Bundeskanzleramt, Ballhausplatz [Aufnahmeort]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Gesellschaft ; Medien und Kommunikation ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Inlandspresseschau: Auseinandersetzung SPÖ-ÖVP, Nationalfeiertag
    Mitwirkende: Jirkovsky, Karl [Gestaltung]
    Datum: 1977.10.25 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Gesellschaft ; Medien und Kommunikation ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Südafrika bereitet sich auf internationalen Boykott vor
    Mitwirkende: Schumacher, Paul M. [Gestaltung]
    Datum: 1977.10.25 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Tito trennt sich von seiner Frau Jovanka
    Mitwirkende: Chalupa, Gustav [Gestaltung]
    Datum: 1977.10.25 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Trauerfeiern für Hans Martin Schleyer
    Einblendung: Bundespräsident Scheel, Prof. Joachim Zahn
    Mitwirkende: Trunk, Paul [Gestaltung] , Scheel, Walter [Interviewte/r] , Zahn, Joachim [Interviewte/r]
    Datum: 1977.10.25 [Sendedatum]
    Ort: Stuttgart [Aufnahmeort]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Terror soll in richtiger Perspektive gesehen werden
    Interview: Walter Laqueur (Institut für Zeitgeschichte London)
    Mitwirkende: Schedereit, Georg [Gestaltung] , Laqueur, Walter [Interviewte/r]
    Datum: 1977.10.25 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Energiegewinnung durch Fotosynthese
    Mitwirkende: Siegel, Georg [Gestaltung]
    Datum: 1977.10.25 [Sendedatum]
    Schlagworte: Wirtschaft ; Wissenschaft und Forschung ; Technik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Internationale Messe zeitgenössischer Kunst in Paris - FIAC
    Mitwirkende: Grundmann, Heidi [Gestaltung]
    Datum: 1977.10.25 [Sendedatum]
    Ort: Paris [Veranstaltungsort]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Kultur ; Bildende Kunst ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Österreichische Barockmaler aus der Nationalgalerie in Prag in der österreichischen Galerie im Oberen Belvedere
    Interview: WHR Dr. Aurenhammer
    Mitwirkende: Zobel, Konrad [Gestaltung] , Aurenhammer, Hans [Interviewte/r]
    Datum: 1977.10.25 [Sendedatum]
    Ort: Wien, Schloss Belvedere [Veranstaltungsort]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik Österreich ; Kultur ; Bildende Kunst ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten

    Katalogzettel

    Titel Mittagsjournal 1977.10.25
    Spieldauer 00:59:49
    Mitwirkende Steinwendner, Wolfgang [Moderation] [GND]
    Warnecke, Rainer [Regie]
    ORF [Produzent]
    Datum 1977.10.25 [Sendedatum]
    Schlagworte Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt
    20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ audio
    Format TKA [Tonband auf Kern (AEG)]
    Sprache Deutsch
    Rechte Mit freundlicher Genehmigung: ORF
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    Gesamtwerk/Reihe Mittagsjournal

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