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KI-generiertes Transkript
Guten Tag meine Damen und Herren, hier ist der Aktuelle Dienst mit einer neuen Ausgabe des Mittagschanals.
Am Mikrofon ist heute Herbert Dobrowolny.
Zu Ihrer besseren Information eine Übersicht über das geplante Programm bis 13 Uhr.
Aus Österreich berichten wir über den Beginn des Gewerkschaftstages der öffentlich Bediensteten.
bringen einen Beitrag zum Thema Rationalisierungsbestrebungen im Krankenhauswesen und einen Bericht über eine Dokumentation zum Thema Verletzung der Menschenrechte auch in Österreich.
Die Themen aus dem Ausland SPD-Parteitag in Hamburg, Arbeitsniederlegung in Karl-Marx-Stadt, dazu das übliche Schweigen in den ostdeutschen Medien und Generalversammlung der Welternährungsorganisation in Rom.
Die Kultur informiert über das 15.
Wiener Europagespräch in Wien zum Thema Wien und Europa zwischen den Revolutionen und bringt einen Bericht zur Eröffnung der Biennale in Venedig.
Vorerst aber wie immer die Nachrichten.
Das wichtigste aus aller Welt verantwortlicher Chef vom Dienst ist Rainer Warnecke, Sprecher Wolfgang Riemerschmidt.
Österreich.
Seit heute Vormittag findet im Konzerthaus in Wien der 8.
Gewerkschaftstag der öffentlich Bediensteten statt.
In seiner Ansprache an die Delegierten würdigte Bundespräsident Kirchschläger die Leistungen der öffentlich Bediensteten.
Kirchschläger hob besonders hervor, wie sehr der Beamte den Staat und das Bild des Staates nach außen repräsentiere.
Bundeskanzler Kreisky meinte in seiner Wortmeldung, es sei bekannt, dass der Österreicher zwar sein Vaterland, nicht aber den Staat liebe.
Kreisky appellierte an die Beamten, mitzuhelfen, dass die Österreicher ein besseres Verhältnis auch zum Staate erreichen.
Bundesrepublik Deutschland.
In Hamburg hat heute der Parteitag der deutschen Sozialdemokraten begonnen.
Der SPD-Vorsitzende Brandt rief zum Auftakt des Kongresses alle Mitglieder auf, die Regierung geschlossen zu unterstützen.
Er meinte, innere Auseinandersetzungen hätten mehr Zeit und Kraft in Anspruch genommen, als dies der SPD gut getan habe.
Wichtigste Themen des Parteitags sind die Wirtschafts- und Beschäftigungspolitik, die innere Sicherheit und die Nutzung der Kernenergie.
Gestern Abend ist es der Parteiführung gelungen, zur strittigen Frage des Ausbaus von Kernkraftwerken eine Formel zu finden, die Chancen hat, von der großen Mehrheit der Delegierten gebilligt zu werden.
Demnach wird Steinkohle als wichtigster Energieträger bezeichnet.
Neue Kernkraftwerke sollen erst errichtet werden, wenn die Möglichkeiten zum Bau neuer Kohlekraftwerke erschöpft sein.
Der israelische Ministerpräsident Begin hat angekündigt, er werde den ägyptischen Präsidenten Sadat für den 24.
November nach Jerusalem einladen.
Begin erklärte gegenüber der Tageszeitung Jedjot Aharonot, das offizielle Einladungsschreiben könnte noch heute Nachmittag unmittelbar nach seiner Rede vor dem Parlament abgefasst werden.
Generalstabchef Gour hat betont, Israel sei bereit, einen Angriff der Araber zurückzuschlagen, falls die Friedensgespräche des ägyptischen Präsidenten ein Trick sein sollten.
Die israelische Presse hat wiederholt vor Unaufmerksamkeit in einer Periode politische Erwartungen gewarnt, die Jerusalem an den in Gang gekommenen Dialog mit Kairo knüpft.
Der ägyptische Präsident Sadat hat neuerlich erklärt, er sei bereit, innerhalb einer Woche nach Israel zu reisen, falls er eine formelle Einladung erhalten sollte.
Sadat betonte, einzige Bedingung sei, dass er die gesamte Nahostlage mit den Abgeordneten der Knesset erörtern
und ihnen die Situation aus ägyptischer Sicht schildern könne.
Somalia Tausende Menschen haben gestern Abend in der Hauptstadt Mogadischu an einer gegen die Sowjetunion und Kuba gerichteten Großkundgebung teilgenommen.
Anlass war der Beschluss der Regierung, die sowjetischen Berater auszuweisen und die diplomatischen Beziehungen zu Kuba abzubrechen.
Staatspräsident Barre hat den Regierungen in Moskau und Havanna vorgeworfen, den Konflikt zwischen Äthiopien und der westsomalischen Befreiungsfront internationalisiert zu haben.
Sowjetunion
In einer ersten Reaktion auf die Kündigung des Freundschaftsvertrags durch Somalia hat die Nachrichtenagentur TASS die Regierung in Mogadischu beschuldigt, einen Krieg gegen das benachbarte Äthiopien entfesselt zu haben.
Hinter der Kündigung, schreibt die TASS, verberge sich die Unzufriedenheit darüber, dass Moskau die expansionistischen Tendenzen in Somalia nicht unterstützt habe.
USA Die Vereinigten Staaten werden auch nach der Kündigung des somalisch-sowjetischen Freundschaftspaktes keine Waffen an Somalia liefern.
Ein Sprecher des Außenministeriums in Washington betonte, der Konflikt zwischen Somalia und Äthiopien müsse von den Afrikanern selbst gelöst werden.
Sudan Staatschef Noumeiri hat gestern Abend in einer Rundfunkrede gedroht, die Sowjetunion werde aus dem gesamten afrikanischen Kontinent hinausgeworfen werden, falls sie die Einmischung in innerafrikanische Angelegenheiten nicht beenden sollte.
Die sudanesische Regierung hat bereits mehrmals Besorgnis über den wachsenden Einfluss Moskaus in Äthiopien geäußert.
Äthiopien.
In Addis Abeba ist neuerlich ein Mitglied des Regierenden Militärrates, Leutnant Solomon Gesesse, getötet worden.
Der Offizier kam nach Angaben des Äthiopischen Rundfunks am vergangenen Sonntag auf dem Weg zur Arbeit ums Leben.
Am Samstag ist der erste Vizepräsident des Militärrates, Oberstleutnant Awate, hingerichtet worden.
Anfang November wurde der Direktor der Abteilung für Information und Öffentlichkeitsarbeit ermordet.
Spanien Die linksgerichteten Parteien haben die sofortige Annullierung des vor zwei Jahren unterzeichneten Abkommens von Madrid gefordert, in dem Spanien die Verwaltung der ehemaligen Kolonie Westsahara an Mauritanien und Marokko übertragen hat.
In einer Erklärung treten sie ferner für die Anerkennung der Rechte des Volkes der Westsahara ein.
Vereinte Nationen.
Die UNO-Vollversammlung setzt heute die Debatte über die Apartheid-Politik Südafrikas fort.
Gestern hat der Außenminister von Nigeria ein totales Wirtschaftsembargo gefordert, das auch ausländische Investitionen und Erdölieferungen umfassen soll.
USA.
Shah Mohammed Reza Pahlavi ist zu einem zweitägigen Staatsbesuch in den Vereinigten Staaten eingetroffen.
Hauptthemen seiner Unterredungen mit Präsident Carter dürften die Ölpreise und die amerikanischen Waffenlieferungen an den Iran sein.
In New York ist heute früh ein Sprengstoffanschlag auf das Büro der iranischen Fluggesellschaft vereitelt worden.
Vor dem Gebäude waren mehrere Sprengsätze entdeckt und rechtzeitig entschärft worden.
Großbritannien.
Mit einer Mehrheit von 44 Stimmen hat das Unterhaus in London die Gesetzesvorlage der Regierung gebilligt, nach der Schottland grundsätzlich begrenzte Autonomie erhalten soll.
Das geplante Regionalparlament wird demnach Vollmachten in den Bereichen Erziehung und Kultur, Umweltschutz, Industrie, Landwirtschaft und Wohnbau erhalten.
Heute erörtern die Abgeordneten unter anderem einen ähnlichen Gesetzentwurf für Wales.
Italien.
Die großen Gewerkschaftsverbände haben für heute zu einem vierstündigen Warnstreik aufgerufen, mit dem sie gegen Wirtschaftskrise und Arbeitslosigkeit protestieren wollen.
In ganz Italien sollen Kundgebungen abgehalten werden.
An dem Ausstand dürften sich etwa acht Millionen Industriearbeiter beteiligen.
Frankreich.
Die 300 Techniker und Piloten der innerfranzösischen Fluggesellschaft Air Inter haben für die kommende Woche einen viertägigen Streik angekündigt.
Sie wollen damit gegen die von der Regierung angeordnete Lohnbegrenzung protestieren.
Großbritannien.
Trotz des Streiks der 32.000 Feuerwehrleute ist es bisher zu keinen ernsten Zwischenfällen gekommen.
Die Zahl der Notrufe war erheblich niedriger als an normalen Tagen.
Anstelle der Feuerwehrleute werden Soldaten zur Brandbekämpfung eingesetzt.
Die Situation soll heute in einer Dringlichkeitsdebatte im Unterhaus beraten werden.
Österreich.
Die Westbahnstrecke wird voraussichtlich bis heute Abend wegen eines Tankzugunfalls im Bahnhof Kirchstetten in Niederösterreich blockiert sein.
Bei dem Unfall waren kurz vor Mitternacht neun mit Heizöl beladene Kesselwagen entgleist.
Aus sieben umgestürzten Waggons sind 50 bis 100 Tonnen Öl ausgeflossen.
Schnellzüge werden über Tullen umgeleitet.
Für Eil- und Personenzüge ist ein Schienenersatzverkehr eingerichtet worden.
Das waren die Meldungen.
Die Wetterlage.
Das Zentrum des wetterbestimmenden Tiefs liegt heute über Südskandinavien.
An seiner Rückseite strömt nun mit nordwestlichen Winden Kaltluft nach Mitteleuropa.
Die Wetteraussichten bis morgen früh.
Rasch wechselnde, im Durchschnitt starke Bewölkung.
Gebietsweise Niederschläge, teils in Schauerform.
Schneefallgrenze bei 1000 Meter.
Lebhafter bis starker Wind aus West bis Nordwest.
Nachmittagstemperaturen 3 bis 9 Grad, Tiefstwerte der kommenden Nacht minus 3 bis plus 4 Grad.
Die Wetteraussichten für morgen Mittwoch.
Veränderliche, meist starke Bewölkung, vor allem an der Alpen-Nordseite und im Alpenbereich teils schauerartige Niederschläge.
Schneefallgrenze zwischen 500 und 700 Meter Höhe.
Anhaltend lebhafter bis starker Wind aus West bis Nordwest.
Tageshöchsttemperaturen 2 bis 8 Grad.
Die Messwerte, abgelesen um 12 Uhr.
Wien stark bewölkt, 9 Grad, Westwind 20 km in der Stunde.
Eisenstatt stark bewölkt, 10 Grad West 25 Kilometer.
Linz wolkig, 8 Grad West 30.
Salzburg heiter, 9 Grad Nordwest 15.
Innsbruck stark bewölkt, 7 Grad Ost 10 Kilometer.
Bregenz wolkig, 5 Grad West 10.
Graz stark bewölkt, 4 Grad Wind still und Klagenfurt bedeckt Regen, 2 Grad West Wind, 3 Kilometer in der Stunde.
Zum Zeitvergleich, meine Damen und Herren, es ist jetzt wenige Sekunden nach 12 Uhr und 10 Minuten.
Wie Sie bereits in den Nachrichten gehört haben, hat heute Vormittag im Wiener Konzerthaus der 8.
Gewerkschaftstag der Öffentlich Bediensteten begonnen.
Die Beamtengewerkschaft ist mit etwa 175.000 Mitgliedern die viertgrößte Einzelgewerkschaft und die einzige, die von der ÖVP dominiert wird.
Der Gewerkschaftstag wurde heute Vormittag mit Festansprachen von Bundespräsident Kirchschläger, ÖGB-Präsident Peña, Bundeskanzler Kreisky und der Wiener Vizebürgermeisterin Fröhlich-Sandner eingeleitet.
Aus dem Wiener Konzerthaus meldet sich nun Erich Aichinger.
Ein Saal voll Prominenz in den ersten Reihen.
Bundespräsident Kirchschläger, mehrere Regierungsmitglieder an der Spitze, Bundeskanzler Kreisky, die Klubobmänner der Parlamentsparteien, die Ombudsmänner, die Spitzen anderer Gewerkschaften und so weiter.
Das prägte heute Vormittag das äußere Bild im großen Saal des Wiener Konzerthauses.
An der Stirnwand das Motto des 8.
Gewerkschaftstages der öffentlich Bediensteten, nämlich öffentlicher Dienst, ein Garant des Rechtsstaates und an den Seiten die Parole 10 Jahre Personalvertretungswahl.
Soweit der erste Eindruck vom Gewerkschaftstag der Richter, Exekutivbeamten, der Krankenschwestern, der Lehrer, der Beamten der Allgemeinen Verwaltung und so weiter.
Bemerkenswert, dass Bundespräsident Kirchschläger, ebenfalls Mitglied dieser Einzelgewerkschaft, mit einer Tradition gebrochen und heute hier einen Besuch abgestattet hat.
Die Bundespräsidenten pflegten früher grundsätzlich nur zu ÖGB-Bundeskongressen und nicht zu Einzelgewerkschaften zu kommen.
In Kirchschlägers Begrüßungsrede ein starkes Bekenntnis zum ÖGB.
Der österreichische Gewerkschaftsbund
Als Ganzes hat seit dem 27.
April 1945 unbeirrt und mit großer Insistenz, aber auch mit großem Erfolg die Interessen aller Arbeitnehmer in unserem Lande vertreten, gleichzeitig aber auch sich als ein bewahrendes Element in stürmischen Zeiten
und als initiativer und schöpferischer Faktor in ruhigen Jahren für unsere ganze Republik erwiesen.
Damit hat er eine echte staatstragende Funktion erfüllt.
Bundeskanzler Kreisky kam sozusagen als Verhandlungspartner, als Dienstgeberseite auf eine Art Lohnlinie für die Verhandlungen, die Gehaltsverhandlungen im öffentlichen Dienst zu sprechen.
Nämlich für die öffentlich Bediensteten soll er in diesen Verhandlungen nicht mehr und nicht weniger als für andere Gruppen im Verteilungskampf herausschauen.
Und dann Kreisky mit einem Seitenblick ins Publikum?
Ich weiß sehr gut um die politische Zusammensetzung ihrer Gewerkschaft.
Und ich weiß um die geteilten Sympathien, um die geteilten politischen Sympathien, die sie der Bundesregierung, der gegenwärtigen Bundesregierung entgegenbringen.
Dennoch möchte ich zu ihrer Verteidigung sagen, dass es niemals vorher in Österreich eine Regierung gegeben hat, die so viele Gewerkschaftsmitglieder gehabt hat wie diese.
ÖGB-Präsident Peña legte neuerlich ein striktes Bekenntnis zur Vollbeschäftigung ab und ging dann aus dem Verlangen der christlichen Gewerkschafter nach einem Vizepräsidentensessel im ÖGB ein.
Dieses höchste Forum, und das versteht man im Bundesvorstand und an meinem Kongress, sollte eben auch Leute beinhalten, die schon in Zentralorganisationen oder
im Bundesvorstand des ÖGB gewesen sind.
Das war bei unserem Freund Hans Gassner nicht der Fall.
Er ist Gewerkschafter, er ist in einer Landesgruppe tätig gewesen, aber in keiner Führungsgruppe einer Gewerkschaft.
Wir haben ja gesagt, weil die größere Fraktion
die Bedenken gehabt hat, wenn wir diesen Weg öffnen, dass irgendjemand, der aus der Gewerkschaft herauskommt, in das Spitzengremium kommt, dass die Gewerkschaften, die ihm Funktionäre, die von unten kommen, zur Verfügung stehen wollen, dann nicht zum Zuge kommen.
Aber wie gesagt, ändern wir das Statut, dass auch jetzt, was früher nicht der Fall gewesen, Mitgliedschaft zum Bundesvorstand gilt.
Das sei offen gesagt.
Es ist kein Affront gegen Hans Gassner.
Es ist kein Affront gegen die christlichen Gewerkschafter.
Aber beim Bundeskongress, liebe Kollegen, haben die Dinge immer anders ausgesehen.
Und der Bundeskongress hat in freier Wahl den Präsidenten, die Vizepräsidenten zu wählen.
Und das ist geschehen.
Wir wollen daher diskutieren über die Probleme, das habe ich gesagt.
Also kein striktes Benja-Nein zu dieser Forderung der Fraktion Christlicher Gewerkschaft, aber so war am Rande zu erfahren, vor dem nächsten ÖGB-Kongress dürfte es dennoch zu keiner Beiziehung kommen.
Der Vizepräsidentenkandidat der Fraktion Christlicher Gewerkschaft, der Gassner,
ehemals Generalsekretär des Arbeitnehmerflügels der ÖVP, ging in seiner anschließenden Rede mit keinem Wort auf die Vizepräsidenten-Diskussion ein.
Er streifte die Gehaltsfrage.
Und wenn heute Diskussionen laufen, so über Lohnstopp, oder man meint, na ja, vielleicht fünf Prozent in der nächsten Zeit wären also genug, dann, liebe Kolleginnen und Kollegen, seid eines gewiss, dass wir alle, so nehme ich an,
auch darauf bedacht sein werden, egal wie die Entwicklung der nächsten Zeit sein wird, dass der öffentliche Dienst nicht unter die Räder kommen darf.
Weil die Freunde aus dem öffentlichen Dienst bereit sind, egal welcher politischen Gruppierung sie angehören.
dem Staat, der Bundesregierung und damit der Bevölkerung zu dienen, dass sie bereit sind, Verantwortung zu tragen.
Und deshalb, liebe Kolleginnen und Kollegen, Sie das Recht haben und wir als Gewerkschafter aus den anderen Bereichen solidarisch sein müssen, um zu sagen, auch der öffentliche Dienst hat das Recht, bei künftigen Lohn- und Gehaltsverhandlungen so mit den Freunden aus der Privatwirtschaft behandelt zu werden.
Sie dürfen dabei nicht unter die Räder kommen.
Wie aber bereits früher betont, spielen Gehaltsverhandlungen derzeit keine aktuelle Rolle.
Ein Abkommen mit 7,5% Gehaltssteigerung ab 1.
Jänner 1978 ist bereits seit Sommer unter Dach und Fach.
Der Gewerkschaftstag wird hier am Nachmittag mit den Berichten des Vorsitzenden Sommer, ÖVP und seiner Stellvertreter fortgesetzt, vorerst aber zurück zum Mittagsschanal.
Zum Beginn des 8.
Gewerkschaftskongresses der öffentlich Bediensteten meldete sich direkt aus dem Wiener Konzerthaus Erich Aichinger.
Nächster Programmpunkt ist die Inlandspresseschau.
Die Zitate hat heute Hans Langsteiner zusammengestellt.
In den Salzburger Nachrichten meint Gerhard Steininger, dass die seiner Ansicht nach mehr verwirrenden als klärenden Auskünfte der Wiener Polizei über Hergang und Hintergründe der Palmasentführung zur Fahndungstaktik gehören.
Steininger wörtlich
Hätte nämlich die Familie Palmers mit der Wiener Polizei wirklich in solcher Weise Katz und Maus gespielt, wie es bei vordergründiger Betrachtung den Anschein hat, dann müssten einem die Grausbirnen aufsteigen.
Dann hätte die Familie Palmers unbedingt richtig gehandelt, die Freilassung ihres Seniors auf eigene Faust zu betreiben.
Dann müsste bei der Wiener Polizei mit stählernen Besen gekehrt werden.
Mehr auf die rechtspolitischen als auf die kriminologischen Aspekte der Affäre geht die Sozialistische Arbeiterzeitung ein.
Manfred Scheuch schreibt dort unter dem Titel Grenze des Privaten.
Offenbar wurden die Bedingungen der Gangster mit einer Genauigkeit erfüllt, die von der Angst um den gefangenen Familienchef diktiert gewesen sein mag, aber die Arbeit der Polizei blockierte und den Erpressern vermutlich einen gewaltigen Vorsprung gegeben hat.
Die Frage, ob die berechtigte Sorge um einen nahen Angehörigen das sonst zweifellos Ungesetzliche einer solchen Verschleierung aufhebt, darf die Öffentlichkeit mit Recht stellen.
Diese von Manfred Scheich in der Sozialistischen Arbeiterzeitung angeschnittene Frage war gestern auch von Bundeskanzler Kreisky aufgeworfen worden, der in einer Pressekonferenz gerichtliche Untersuchungen über dieses Problem angekündigt hatte.
Dazu liest man bei Walter Salzmann im ÖVP-Organ Neues Volksblatt.
Die Formel, auf die Kreisky seine Meinung gebracht hat, dass nämlich Reichtum die Polizei nicht behindern dürfe, stellt sich als zu simpel dar.
Denn die spezielle Verbrechensart der Entführung bringt es nun einmal mit sich, dass eben vornehmlich vermögende Personen entführt werden und das Recht zum Schweigen sollte niemandem abgesprochen werden, wenn dadurch ein Menschenleben gerettet werden kann.
Ohne Unterschied von reich oder arm.
Andere Aspekte als im ÖVP-Organ Neues Volksblatt kommen in der Presse zur Sprache.
Karl Danninger schreibt dort Es klingt zynisch, aber es ist wahr.
Österreich hat noch zu wenig Erfahrungen auf diesem Gebiet.
Vielleicht hat im gegebenen Fall auch eine gewisse Portion Schläfrigkeit und möglicherweise eine gar nicht bewusste Abneigung da und dort gegen die Person des Opfers, des Reichen, eine Rolle gespielt.
Wie denn auch sei, die Erfahrung könnte demnächst nachgeliefert werden.
Anders als Karl Danninger in der Presse vertritt Peter Michael Lingens in der Wochenzeitschrift Profil die Ansicht, dass Entführungen in Österreich nicht, wie er schreibt, zum Standarddelikt werden dürften und begründet dies so.
Es gibt in jedem Land so etwas wie eine Moral der Unmoral.
Hier, wo man durch Leistung doch eine gute Chance hat, in der Gesellschaft aufzusteigen, beherzigt auch der Kriminelle einen Rest der Maxime, das ohne Fleiß kein Preis sein soll.
dass einer nach monatelanger Vorbereitung mit einem Schweißgerät am Rücken durch Löcher in Wände kriecht, um Goldbarren aus Tresoren zu schweißen, erfüllt diesen moralischen Anspruch der Unmoral.
Dass einer 50 Millionen bekommen soll, weil er einen alten Mann oder ein Kind in ein Auto zerrt, erfüllt ihn nicht.
Soweit Peter Michael Lingens im Profil.
Der Kurier wirft schließlich eine Reihe noch offener Fragen zur Palmers Entführung auf.
Man könnte fragen, wie das zu werten ist, wenn Familienmitglieder mit der Polizei nicht nur Fangerl spielen, sondern sie sogar durch Autoblockaden aktiv behindern.
Aber man kann andererseits auch fragen, ob die Palmers nicht gut daran getan hatten, sich nicht auf eine Polizei zu verlassen, die sich mit langsamen Autos und zu wenig Funksprechgeräten abhängen lässt.
Und dann kann man, ja muss man sogar fragen, wie es kommen konnte, dass die Täter über das Privatleben und die Firmeninterner der extrem öffentlichkeitsscheuen Familie so verblüffend gut informiert waren.
Die Sache ist zwar glücklich vorbei, aber noch lange nicht überstanden.
Das war die Inlandspresseschau, das letzte Zitat stammte aus dem Kurier.
Im Kongresszentrum der Wiener Hofburg veranstaltet morgen die sogenannte Arbeitsgemeinschaft Krankenhaus, in der Vertreter der Ärzte, der Spitalserhalter, des Spitalsverwaltungspersonals und der Krankenpflegedienste vertreten sind, den sechsten österreichischen Krankenhaustag.
Ziel dieser Tagung ist es, die Möglichkeiten einer Kostenbegrenzung in den Krankenanstalten zu untersuchen.
Als Forscher auf die morgen beginnende Tagung hielt heute die Arbeitsgemeinschaft Krankenhaus eine Pressekonferenz ab, von der sich nun direkt Markus Sommersacher meldet.
Spitäler haben vorrangige Bedeutung für die Gesundheit der Gemeinschaft und des Einzelnen.
Darüber besteht wohl kein Zweifel, meint die Arbeitsgemeinschaft Krankenhaus.
Was dabei aber oft übersehen wird, so argumentiert man, ist die ungeheure wirtschaftliche Bedeutung des Spitalswesens.
In Österreichs Krankenanstalten stehen fast 80.000 Betten, in denen im Durchschnitt pro Jahr 1,3 Millionen Patienten behandelt werden.
Zur Betreuung der Kranken und zur Aufrechterhaltung des Krankenhausbetriebs stehen etwa 80.000 Personen im Einsatz.
Geschätzte Kosten dieses Betriebs im heurigen Jahr 19 Milliarden Schilling.
Vor diesem Hintergrund wollen die in der Arbeitsgemeinschaft Krankenhaus vertretenen Ärzte, Verwaltungs- und Krankenpflegebediensteten kostenbegrenzende Maßnahmen überlegen.
Ansatzpunkt für den Vorsitzenden der Arbeitsgemeinschaft, Dr. Karner, die ärztliche Leistungsbeschränkung.
Das Krankenhaus sollte z.B.
von Wohlfahrtsaufgaben wie der Betreuung einsamer alter Menschen entlastet werden, fordert Karna.
Andererseits müsse in Intensivstationen die Frage nach dem Sinn der Lebensverlängerung kritisch gestellt werden.
Wir haben uns also die Frage bei der Begrenzung unserer Möglichkeiten nach dem lebenswerten Leben zu stellen,
Wobei ich genau weiß, dass dieser Begriff lebenswertes Leben oder unwertes Leben durch die Vergangenheit diskriminiert ist.
Wollen wir also diese Diskriminierung durch die Vergangenheit folge von Euthanasie oder Verächtung bestimmter Gruppen und so weiter vollkommen außer Acht lassen?
Die Rede sei vielmehr von jenen Patienten, meint Dr. Kanner, deren Bewusstsein schon so schwer geschädigt ist, dass eine Wiedererlangung ausgeschlossen oder zumindest nur mehr hochgradig eingeschränkt möglich sein wird.
Ich kann es selbstverständlich einem Patienten dadurch, dass ich seine Herztätigkeit erhalte, dass ich die Atmung erhalte, er braucht gar nicht essen und trinken, ich kann ihm die Nahrung und so weiter zuführen, kann ich ihn am Leben erhalten.
Nur weiß er selbst nichts davon.
Das wissen Sie, dass der Zustand auf den Intensivabteilungen eintritt und wo man dann gezwungen ist, die Lebensmöglichkeiten dieses Patienten einzustellen.
Die also nur mehr von außen kommen und ein Leben, von dem er selbst nichts mehr hat, weil es ihm ja nicht bewusst wird.
In Zukunft, so hieß es heute bei der Pressekonferenz, müsse eben ein Team von Ärzten entscheiden, ob eine Lebensverlängerung unter anderem auch vom ökonomischen Gesichtspunkt her zu vertreten sei.
Ansatzpunkte für Kostenbeschränkungen im Spital sieht auch das Krankenpflegepersonal.
So formulierte heute ihre Vertreterin Friederike Dietrich.
Das Stichwort Leistungsbegrenzung kommt uns sehr entgegen.
Denn es heißt, wir müssen auch unsere Leistung nicht einschränken, weniger leisten, sondern wir müssen sie dorthin verlagern, wohin sie gehört.
Das heißt auf die unmittelbare Pflege, damit auf das Ablehnen sämtlicher berufsfremden Arbeiten.
Wir wollen unmittelbar für den Patienten pflegemäßig voll zur Verfügung stehen.
Aber nur für den Patienten, der es unbedingt braucht.
Auch hier sind Erhebungen im Gange, damit wir selbst vom pflegerischen Standpunkt aus feststellen können, wer braucht unsere Hilfe.
Und der soll sie uneingeschränkt haben, so wie er sie braucht.
Aber wer nur ein Serviermädchen braucht, weil er den ganzen Tag im Krankenhaus herumgeht und sich dann zum Essen ins Bett legt, der wird sich wahrscheinlich dann um jemand anderen umschauen müssen.
Soweit einige Vorschläge zu Kostenbeschränkungs- oder Kostenbegrenzungsmaßnahmen, die die Arbeitsgemeinschaft Krankenhaus heute vorstellte.
Morgen beginnt die eigentliche Tagung, in der diese Liste ergänzt werden soll.
Berichterstatter war Markus Sommersacher.
Im kommenden Jahr wird in sehr vielen Ländern der Welt eine Kampagne für die Menschenrechte durchgeführt werden.
Aktueller Anlass der 30.
Jahrestag der Unterzeichnung der Menschenrechtserklärung durch die Vereinten Nationen.
In Österreich wird diese Kampagne von einer Arbeitsgemeinschaft vorbereitet, der 15 vorwiegend katholische Organisationen angehören.
Vorsitzende dieser Arbeitsgemeinschaft sind die Nationalratsabgeordneten Erma Kora, der Pastoraltheologe Prof. Klostermann, der Politologe Prof. Pellinke und die Historikerin Prof. Weinzierl.
Die Arbeitsgemeinschaft hat die Situation der Menschenrechte in drei Ländern untersucht, in Brasilien, in der GSSR und auch in Österreich.
Denn auch hier, so meinen die Verfasser der Studie, die nun vorliegt, gibt es Verletzungen der Menschenrechte, Verletzungen der Menschenwürde.
Mit einer großen Kampagne, die jetzt schon beginnt, man gibt eine Dokumentation heraus, veranstaltet Vorträge, Wanderausstellungen und Dierereihen, will die österreichische Arbeitsgemeinschaft zum Schutz der Menschenrechte Bewusstsein für die spezielle Problematik wecken.
Und im Besonderen geht es dabei natürlich darum, gerade auch auf die Situation in Österreich selbst zu verweisen.
Ilse Vögl sprach darüber mit Professor Erika Weinzierl.
Frau Professor Weinzettl, eine Dokumentation über die Verletzung von Menschenrechten, da denkt man in erster Linie daran, dass das eine Dokumentation über Staaten ist mit Faschistoiden, totalitären Strukturen.
Sie haben aber einen Schwerpunkt in dieser Dokumentation auf Österreich gesetzt.
Ich meine, gibt es hier wirklich auch Verletzungen der Menschenrechte?
Das ist etwas, was einem fast völlig fremd ist.
Die Dokumentation ist das Ergebnis der Bemühungen einer Arbeitsgemeinschaft, wie Sie wissen.
Und der Grundgedanke ist der, dass es nicht sinnvoll ist, mit erhobenen Zeigefinger und mahnender Stimme nur nach jenseits der Grenzen zu blicken, sondern zu zeigen, dass es sehr wohl in einer freiheitlich-demokratischen Gesellschaft und in einem solchen Staat, in dem wir glücklicherweise leben, dennoch auch Verletzungen der Menschenrechte gibt.
Und man kann da also eine ganze Reihe anführen.
Zunächst einmal die Situation der medizinisch Kranken, also vor allem der psychisch Kranken.
Die Situation in einigen psychiatrischen Kliniken, wohlgemerkt nicht in allen.
Dann auch die Situation solcher psychisch Kranken, wenn sie einmal entlassen sind und ja doch gebranntmarkt sind in unserer Gesellschaft.
Weiterhin das Problem der Gastarbeiter, die man geholt hat, solange man sie gebraucht hat, zum Teil in menschenunwürdigen Quartieren untergebracht hat und auch richtig ausgenützt hat.
Und in dem Augenblick, wo die Situation sich ändert, dann schickt man sie weg.
dann wenn Randgruppen, zum Beispiel die Strafentlassungen, die wenig versorgt sind, denen die Rückkehr in das normale bürgerliche, unter Anführungszeichen, Leben sehr schwer gemacht wird und schließlich das Minderheitenproblem, das nicht nur die Slowenen betrifft, wo die Situation mit den Ortstafeln ja wirklich beschämend war und meiner Meinung nach heute noch nicht befriedigend gelöst ist,
Aber auch der immer noch schwelende Antisemitismus.
Denken Sie nur an die Schmieraktion auf dem jüdischen Friedhof im Bereich des großen Zentralfriedhofs.
Wenn das nicht Verletzung der Würde des Menschen ist, dann kann ich mir schwer vorstellen, wie man das bezeichnen soll.
Und schließlich,
positiv im Allgemeinen die Haltung Österreichs im Bereich der Außenpolitik, was den Schutz der Menschenrechte in der Welt betrifft, zu bewerten ist, gibt es doch auch Probleme, die da auftauchen.
Zum Beispiel hat sich Österreich der Stimme enthalten in der Frage von wirtschaftlichen Sanktionen gegenüber der Republik von Südafrika, wo ja die Minderheit, also die
Besser gesagt, eine weiße Minderheit, die schwarze Mehrheit, auf das Ärgste diskriminiert und beherrscht.
Das heißt, Ihre Arbeitsgemeinschaft arbeitet eigentlich mit einem sehr weiten, mit einem sehr offenen Begriff von Menschenrechten.
Denn es gibt auch an sich qualitative Unterschiede zwischen dem, was hier in Österreich verletzt wird, und dem, was dann eben in anderen Staaten, denken wir etwa an Länder der dritten Welt, verletzt wird.
Selbstverständlich, an sich sind in der Menschenrechtsdeklaration der Vereinten Nationen die Grund- und Freiheitsrechte, wie sie in allen Verfassungen auch jenen der Staaten des Ostblocks verankert sind, zu verstehen sind.
Das sind also die Grund- und Freiheitsrechte, also Briefgeheimnis, Versammlungsfreiheit, Schutz des Eigentums,
Zum Beispiel aber ist ein Menschenrecht, das zum ersten Mal in einer päpstlichen Enzyklika ausdrücklich deklariert worden ist, in Marta et Magistra, von Papst Johannes dem 23. das Recht auf Arbeit.
Darüber hinaus aber ganz zweifellos ein Menschenrecht, Würde, Achtung vor der Würde der menschlichen Person.
Und das haben wir hier ganz stark mit hineingenommen und ich meine mit Recht.
Und haben Sie nicht ein bisschen die Befürchtung, dass Ihre Kampagne auch missverstanden werden kann?
Dass man hier also wieder von Nestbeschmutzung spricht und sagt, sind wir froh, dass es uns so gut geht, wie es uns gut geht, jetzt müssen die da wieder umrühren.
Das ist ja nicht so, das sieht man ja auch ganz deutlich in der Dokumentationsmappe, dass wir sagen, in Österreich ist alles schlecht.
Es werden ja ausdrücklich die Positiven hervorgehoben.
Auch zum Beispiel die wirklich vorbildliche Haltung Österreichs in der Frage des Asyls für politische Flüchtlinge aus anderen Ländern und ähnliches.
Es ist ja nicht so, dass wir global sagen, in Österreich geht es über vor Verletzungen von Menschenrechten.
Aber ich glaube doch, dass es sehr sinnvoll ist, eben auch auf die Situation im eigenen Land hinzuweisen.
Dieses Gespräch mit Prof. Erika Weinzierl führte Ilse Vögl.
Seit 1976 etwa hat die Regimekritik in den europäischen Oststaaten starken Aufwind erhalten.
Im Juni des vergangenen Jahres kam es zum Beispiel zu Streiks und Unruhen in Polen, die Arbeiter lehnten sich gegen drastische Preiserhöhungen bei Lebensmitteln auf.
Ein anderer Aspekt der Regimekritik war dann zu Jahresbeginn die Charta 77 in der GSSR, wo es um die Beachtung internationaler Abkommen über die Menschenrechte ging.
Aus Rumänien kamen dann Berichte über Streiks unter Bergarbeitern und am Wochenende meldete die Westberliner Zeitung Tagesspiegel Proteste und Streiks in Karl-Marx-Stadt in der DDR.
Diese Berichte haben sich nun erhärtet, wie der folgende Beitrag von Harald Kleinschmidt beweist.
Laut Tagesspiegel ist es zu den Arbeitsniederlegungen im volkseigenen Betrieb Fritz Heckert schon Anfang des vergangenen Monats gekommen.
Als genaues Datum ließ sich der 6.
Oktober, der Tag vor dem Nationalfeiertag, ermitteln.
soll gegen die Preispolitik der DDR-Regierung und vor allem gegen die Manipulierung der Kaffeepreise sowie die Einführung von Mischkaffeesorten protestiert, spontan die Arbeit niedergelegt und eine Revision der staatlichen Preisfestsetzungen gefordert haben.
Bei einem unverzüglich erfolgten Einsatz der Kampfgruppen des Betriebes und des Staatssicherheitsdienstes seien etwa 50 Arbeiter, die als Sprecher oder Rädelsführer bezeichnet wurden, herausgegriffen und auf Lastwagen aus dem Werk abtransportiert wurden.
Den Berichten zufolge waren sie bis Ende Oktober noch nicht wieder an ihre Arbeitsstellen zurückgekehrt, befinden sich also vermutlich noch immer in Haft.
Die DDR-Medien haben, was nicht verwunderlich ist, über die Vorfälle nicht berichtet.
Rund drei Wochen später allerdings, genau am 28.
Oktober, erhielt die Bezirksverwaltung Karl-Marx-Stadt des Ministeriums für Stadtsicherheit aus der Hand ihres Ministers Erich Mielke die höchste Auszeichnung, die die DDR zu vergeben hat, den Karl-Marx-Orden.
Mielke hielt bei der Verleihung auch eine Rede, in der er laut Neues Deutschland wörtlich erklärte, die Arbeiterklasse hat sich zum Schutz der Revolution vor konterrevolutionären Anschlägen spezielle Organe geschaffen und lässt den Feind über ihre Schlagkraft niemals im Unklaren.
Dies könnte eine direkte Anspielung auf die Vorfälle im Fritz-Hackert-Werk sein.
Vergleicht man Milkes Worte mit dem, was ein Jahr vorher in Karl-Marx-Stadt gesagt wurde, so wird die innenpolitische Wandlung deutlich, die sich in der DDR seither vollzogen hat.
Am 15.
Oktober 1976 ging in der DDR das zu Ende, was man in der Bundesrepublik als Wahlkampf bezeichnen würde.
Der Spitzenkandidat des Wahlkreises 60 Karl-Marx-Stadt war SED-Chef Erich Honecker.
Er versprach damals den Wählern seines Wahlkreises sowie allen DDR-Bürgern, alles zu tun für das Wohl des Volkes, für das Glück der arbeitenden Menschen.
Und ein Arbeiter, der Montagebrigadier Egon Vogel, meinte dazu wörtlich, wenn man hört, wie der Generalsekretär des ZK der SED die Dinge sieht, dann wird einem als Arbeiter das Herz warm.
Seither, wie gesagt, ist ein Jahr vergangen.
In diesem Jahr erfolgte die Biermann-Ausbürgerung, gab es den Konflikt zwischen der SED und den unbotmäßigen Künstlern, wurde Robert Havemann unter Hausarrest gestellt und der Regimekritiker Rudolf Barro verhaftet.
Immer mehr scheint jetzt auch der Unmut der Intellektuellen auf die Arbeiter überzugreifen.
Nicht nur die Kaffeepreispolitik, auch die Unzahl der Intershop-Läden vergiftet die Atmosphäre in der DDR und macht die theoretischen Ausführungen Baros über das Wesen des realen Sozialismus für jeden in der Praxis erkennbar und begreifbar.
So soll es nicht nur in Karl-Marx-Stadt Arbeitsniederlegungen gegeben haben, schon Wochen vorher sollen an anderen Orten am Bau von Intershops beteiligte Arbeiter kurzfristig gestreikt und die Auszahlung eines Teils ihres Lohnes in D-Mark-West gefordert haben.
In seiner Rede in Dresden im September dieses Jahres hatte Honecker die Existenz der Intershop-Läden und die veränderten Kaffee-Preise zu rechtfertigen versucht.
Nimmt man die Karl-Marx-Stadt-Ereignisse zum Maßstab, so hat diese Rese bisher ihre Wirkung verfehlt.
Unterdessen bereitet sich die SED auf besondere Weise auf weitere Unmutsäußerungen aus der Bevölkerung vor.
Wie aus Karl-Marx-Stadt weiter bekannt wird, entsteht gegenwärtig südlich des Stadtgebiets eine neue Strafanstalt mit einer geplanten Kapazität von 2500 Häftlingen.
Diesen Beitrag hat Harald Kleinschmidt verfasst und wir bringen nun einen Programmhinweis auf drüben.
Das Osteuropa Magazin des aktuellen Dienstes bringt heute Abend um 20 Uhr im Programm Österreich 1 Beiträge über bulgarischen Alltag, über moderne polnische Dichtung und ein Gespräch mit Professor Hönsch über den kulturellen, wirtschaftlichen und politischen Einfluss der Sowjetunion seit 1945 auf Osteuropa.
Es gab wesentliche Unterschiede von Anfang an zwischen Sieger und Besiegten.
Schließlich waren Polen, die Tschechoslowakei und Jugoslawien auf der Seite der Sieger, während Rumänien, Bulgarien und Ungarn auf der Seite der Verlierer des Krieges zu sehen waren.
Einschließlich der DDR.
einschließlich der DDR, aber ab 1948, 1949 mit dem Verzicht auf Reparationen, die aus den kriegerischen Verwicklungen hervorgegangen waren, hat die Sowjetunion in ihrem neuen Herrschaftsbereich an ihrer westlichen Peripherie doch eine weitgehende Gleichbehandlung
für notwendig erachtet, um nicht ohne Not nationale Ressentiments gegen die eigenstaatlichen sozialistischen Herrschaftssysteme auszulösen.
Drüben
Das Osteuropa Magazin heute Abend um 20 Uhr im Programm Österreich 1.
Jetzt ist es 12 Uhr und 38 Minuten, 8 Minuten nach halb 1.
In Hamburg beginnt heute ein Parteitag der Verantwortung im Übergang zu den 80er Jahren.
So jedenfalls bezeichnet der SPD-Vorsitzende Willy Brandt diese Versammlung der deutschen Sozialdemokraten.
Dieser Parteitag verläuft aber auch vor dem Hintergrund einer schwerwiegenden Entscheidungsfindung in Sachen Atomkraft.
War es bisher immer die Linie gegen Kernkraftwerke zu sein, so schwenkte man jetzt um.
Das Mann sind genauer gesagt die Führungsgremien des Deutschen Gewerkschaftsbundes und der FDP.
Die weiteren Schwerpunktthemen dieses SPD-Parteitages sind dann noch die Beschäftigungs- und Währungspolitik und die Fragen rund um die Problemkreise Sicherung des Energiebedarfs und Terrorismus.
Hören Sie dazu den folgenden Bericht von Klaus Emmerich.
Eine Million Mitglieder der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands sind heute hier im Hamburger Kongresszentrum vertreten durch 436 Stimmberechtigte, Delegierte und Mitglieder des Parteivorstandes.
Es ist eine Herschau der Sozialdemokraten, die in Bonn mit den Freien Demokraten zusammen eine Bundesregierung bilden, vor den nächsten vier Landtagswahlen des Jahres 1978 mit dem thematischen Schwerpunkten Innere Sicherheit und Bekämpfung des Terrorismus.
Klärung der Frage, ob und inwieweit direkt oder in Ausnahmefällen in der Bundesrepublik Deutschland weitere Kernkraftwerke gebaut werden können und schließlich eine Standortbestimmung der Sozialdemokraten in Fragen der Entwicklungshilfe und des Nord-Süd-Dialoges.
Aber insgesamt ist es hier ein Parteitag, wo die Sozialdemokraten mit ihren Delegierten nach einem neuen Verhältnis zu der sozialliberalen Region in Bonn streben, unter dem besonderen Gesichtspunkt, dass ein Teil dieser Delegierten, vor allem soweit sie nach links orientiert sind, die Reformfähigkeit der Sozialdemokratie in der jetzigen Phase anzweifeln.
Dazu der Vorsitzende der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands, Willy Brandt.
Liebe Freunde, in der Entwicklung
kann immer wieder einmal eine Zeit kommen, in der man um der unmittelbar übergeordneten Aufgabe willen anderes zurückstellen muss.
Aber langsam treten heißt nicht leise treten.
Und es heißt schon gar nicht auf der Stelle treten.
Diese Bemerkung von Willy Brandt am Anfang seiner Parteitagsrede wird auch als eine Antwort auf die Kritik der Arbeitsgemeinschaft der Jungsozialisten empfunden, die von Gängelung und Denkverboten in einer Broschüre sprechen, die von diesen Jusos unmittelbar vor dem Start des SPD-Parteitags hier in
Hamburg veröffentlicht wurde.
Da wird davon gesprochen, dass die sozialliberale Regierung lediglich noch zu sozialtechnokratischen Reformen im Sinne des Kapitalismus fähig sein und beanstandet, dass die Jusos von der Parteiführung gegängelt, zensuriert würden und den Jusos außerdem sogar Denkverbote auferlegt würden.
Dazu noch einmal Brand in seiner Parteitagsrede.
Aber man soll sich auch eingestehen,
dass wir unsere Ziele nicht in dem Maße durchsetzen können, wie wir es möchten.
Bilanz ziehen, das heißt auch, dass wir uns bewusst machen, sozialdemokratische Politik war durch objektive Hürden, wohl auch durch eigene Versäumnisse,
in jene Phase geraten, in der es besonders sorgfältig zu prüfen galt, welches der jeweils nötige und mögliche Schritt sein kann."
Brand meldete so dann für die Sozialdemokraten noch einmal den Führungsanspruch innerhalb der sozialliberalen Regierung an und meinte dann zur Gesamtsituation in der Bundesrepublik.
der aktiven Friedenssicherung und die Sicherung der Substanz unserer Verfassung und die materielle Selbstbehauptung in einer Zeit andauernder wirtschaftlicher Schwierigkeiten.
Das sind unsere wichtigsten Aufgaben.
Damit hier nichts zurückgedreht werden kann, müssen wir in der Regierungsverantwortung bleiben.
Ohne sie, liebe Freunde, ohne sie würde die Qualität unseres Rechtsstaats empfindlich verändert werden.
Ohne sie geriete unser Land in die Gefahr der Isolierung.
Ohne sie wäre die wirtschaftliche Krise näher als deren Überwindung.
Brand lobte so dann ausführlich Bundeskanzler Helmut Schmidt vor allem für die Anstrengungen der letzten Tage.
Er kündigte weiter an, dass die sozialdemokratisch geführte Bundesregierung die Entspannungspolitik international fortsetzen werde und auch im Inneren den Beweis erbringen werde, so Brand, weiterhin von der SPD aus reformfähig zu sein.
Diesen Beitrag verfasste Klaus Emmerich direkt in Hamburg.
Den Schutz des wesentlichsten Grundrechts des Menschen, nämlich nicht hungern zu müssen, so die Worte des Generaldirektors Eduard Saumor, hat die Welternährungsorganisation der Vereinten Nationen, die FAO, auf ihre Fahnen geschrieben.
Die 19.
Vollversammlung dieser Organisation hat in dieser Woche ihre aktive Arbeit begonnen.
Die Sitzungsperiode ist bis 1.
Dezember anberaumt.
Wie immer beginnen die Verhandlungen mit den Stellungnahmen der Delegierten aus den 136 Mitgliedsländern.
Sechs neue Mitglieder, darunter Nordkorea, Angola und Mosambik, sollen aufgenommen werden.
Die Vollversammlung der FAO findet alle zwei Jahre statt und sie ist das höchste beschlussfassende Gremium der Welternährungsorganisation.
Anlässlich einer Vollversammlung werden also Pläne und Projekte, die in den jeweils vergangenen zwei Jahren erarbeitet wurden, genehmigt, verworfen oder in die Tat umgesetzt.
Einzelheiten aus dem Programm der diesjährigen Sitzungsperiode berichtet nun direkt aus Rom Rolf Gallus.
Die 19.
Sitzung der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen, FAO in Rom, geht von dem Tatbestand aus, dass die Zahl der Menschen, die ihre Grundbedürfnisse nach Nahrung, einwandfreiem Trinkwasser sowie Obdach und Kleidung nicht decken können, noch unendlich groß ist, mindestens 450 Millionen.
Dies ist der dramatische Hintergrund, vor dem die FAO-Konferenz, die die gesetzgebende Körperschaft der Organisation ist, abgehalten wird.
Ihre besondere Bedeutung liegt diesmal darin, dass sie konkrete Vorbereitungen zu treffen hat für eine Weltkonferenz über Agrarreform und ländliche Entwicklung, die im Juli 1979 in Rom stattfinden wird.
Nach dem Willen des Generaldirektors der FAO, Eduard Sauma, soll es dabei nicht nur zu Konfrontation, Rhetorik und möglicherweise Verwirrung kommen, wie teilweise auf der römischen Welternährungskonferenz vor drei Jahren, sondern effektiv zu realer und konstruktiver Arbeit zur Bewältigung der sehr schweren Probleme in den ländlichen Gebieten der Entwicklungsländer.
Doch wird die Exekutive der FAO auf dieser 19.
Vollversammlung der Organisation den Vertretern der dritten Welt sehr eindringlich naheliegen, dass die Entwicklungsländer selber weit mehr daran setzen müssen, um auf eigenen Beinen stehen zu können.
Das heißt,
die Bevölkerung auf dem Land so weit mobilisieren, damit sie aktiv in den Entwicklungsprozess einbezogen wird.
Als Musterbeispiel für eine solche Massenmobilisierung führt Generaldirektor Sauma die Volksrepublik China an.
Für diese Leistung gibt es in der dritten Welt bisher kein entsprechendes Nacheifern, stellt der Chef der Food and Agriculture Organization fest.
Eine wichtige FAO-Initiative, die auf der Konferenz ausführlich debattiert werden wird, betrifft den Kampf gegen die sogenannten Nahrungsverluste, für den auch ein Sonderfonds ins Auge gefasst wurde.
Die Bedeutung dieses Vorhabens lässt sich an folgender Kalkulation ablesen.
Eine Senkung der Nachernte-Verluste um 50 % entspräche etwa der Hälfte der Getreidemengen
die von den Entwicklungsländern im Jahr 1985 voraussichtlich eingeführt werden müssen.
Käme man zu einer durchgreifenden Rationalisierung der Ernten in den ernährungsdefizitären Gebieten, könnten die Regierungen der Entwicklungsländer jährlich mindestens 7,5 Milliarden Dollar an Devisen sparen.
überhaupt gehören zu den vordringlichen Aufgaben der neuen FAO-Politik intensive und beschleunigte Agrarinvestitionen zu generellen, kräftigen landwirtschaftlichen Produktionssteigerungen im Bereich der gesamten dritten Welt naturgemäß mit Schwerpunkten.
Als einen wesentlichen positiven Schritt in der Frage der Umverteilungs- und Überschüssepolitik
wertet die FAO-Leitung die veränderte Einstellung der Vereinigten Staaten auf dem Sektor der landwirtschaftlichen Produktion.
Künftig werden nämlich die USA einen bestimmten erheblichen Teil ihrer Vorräte als Beitrag für die Weltreserven zur Verfügung stellen.
Berichterstatter aus Rom war Rolf Gallus.
Es ist jetzt 12.48 Uhr.
Kulturberichte im Mittagsschonal.
Heute Nachmittag wird im Sitzungssaal des Wiener Gemeinderates im Rathaus das 15.
Wiener Europagespräch eröffnet werden.
Das Generalthema der bis Samstag dauernden Veranstaltungsserie lautet Wien und Europa zwischen den Revolutionen 1789 bis 1848.
Den Eröffnungsvortrag hält der britische Wissenschaftler Eric Hobsbawm.
Konrad Zobel gibt im folgenden Beitrag eine Vorschau über das Programm dieses 15.
Wiener Europagesprächs.
10 der 22 Referate, die diesmal alle von Nicht-Österreichern gehalten werden, werden sich die österreichische Beteiligung auf Hildespiel, Adam Wandruschka, Norbert Leser und Karl Tschernetz als Diskussionsleiter beschränkt.
Fast die Hälfte der vorgesehenen Referate also wird sich mit künstlerischen Problemen der Zeit zwischen den Revolutionen von 1789 und 1848 beschäftigen.
Eine Gewichtung, die darauf zurückzuführen sein mag, dass dieses Europagespräch auch als theoretische Vorbereitung für die Wiener Festwochen 1978 gedacht ist.
Diese werden bekanntlich unter dem Motto Vormärz und Biedermeier stehen.
Von den Referenten, die aus 14 Ländern kommen, werden sich Norbert Altenhofer, Martin Stern, Efim Etkind, Antal Madl, Volker Klotz, Martin Stern und Paolo Sant'Arcangeli mit literarischen Aspekten der Epoche befassen, Karl Dahlhaus und Georg Kneppler nehmen sich musikgeschichtlicher Themen an und Eduard Seckler und Otto Bilhei-Mehrin sprechen über Architektur bzw.
bildende Kunst.
Politik-orientierte Vorträge halten unter anderem Roger Bauer, Robert Kahn und Jean Amary.
Bereits im heutigen Eröffnungsvortrag von Prof. Eric Hobsbawm wird deutlich werden, wie wichtig eine Auseinandersetzung mit den gesellschaftlichen Entwicklungen der Zeit zwischen der Französischen Revolution und den Revolutionen von 1848 auch für das Verständnis unserer Gegenwart ist.
Prof. Hobsbawm wird dabei vor allem auf die damals entstandene Terminologie hinweisen, die heute noch im Gebrauch ist.
Uns sagte er dazu, das war eben die Epoche, in der
fast alle Grundbegriffe der modernen politischen und gesellschaftlichen Diskussion sozusagen erfunden wurden oder in ihren modernen Sinn abgewandelt wurden.
Und das an sich bedeutet doch schon, dass wir auf eine Zeit zurückschauen, im Vormärz, in der Epoche zwischen der französischen und der 48.
Revolution, in der
ja, wie soll man das sagen, unsere eigene Zeit geboren wurde denn mit diesen Begriffen wie Sozialismus, Kommunismus, Kapitalist sogar Industrie oder Industrieller, mit solchen Begriffen hantieren wir ja noch heute auch wenn sie vielleicht heute noch weit mehr abgewandelt worden sind, aber sie haben ihre Gültigkeit und Bedeutung noch nicht verloren
Lassen sich die gesellschaftspolitischen Erscheinungen jener Zeit mit den heutigen vergleichen?
Professor Hobsbaum.
Die Zeiten sind ganz anders heute, als sie im Vormärz waren.
In mancher Hinsicht allerdings, man könnte sogar sagen, stilistisch erinnert, sagen wir mal, der Stil der Neuen Linken in den 60er und 70er Jahren,
an etwas, was uns doch aus der Zeit der Romantik, aus der Zeit des utopischen Sozialismus und dergleichen doch bekannt vorkommt.
Gibt es zunehmend auch Ähnlichkeiten Zensur und Repression betreffend?
Man kann schon sagen, dass sich eine gewisse Rückkehr zu einer obrigkeitsstaatlichen und polizeistaatlichen Einstellung in gewissen Ländern bemerkbar macht im Augenblick.
Aber ich glaube, es wäre doch etwas übertrieben, die heutigen Regierungen und die heutigen politischen Systeme mit den Metternischen oder denen dieser Epoche
näher vergleichen zu wollen.
Die Gesellschaftskrise des Zeitalters der Doppelrevolution hatte ihr wirtschaftliches Zentrum in England, ihr politisches in Frankreich.
Dennoch scheint für die Diskussion jener Epoche die Wiener Perspektive von besonderer Bedeutung.
Professor Hobsbawm erklärt, dass in dieser Zeit Wien in zweifacher Hinsicht bedeutend ja sogar zentral war.
Erstens als die Hauptstadt des Habsburger Reiches und daher sozusagen, untermittele ich, das Zentrum der europäischen staatlichen Ordnung, jedenfalls westlich von Russland.
Das an sich macht schon Wien zu einem Ort, der zentral für diese Diskussion ist.
Zweitens als Hauptstadt des Vielvölkerreiches, das eben
die gesamte nationale Problematik aufrollt, die damals wichtig war und die ja auch heute in anderer Hinsicht auch wieder aktuell ist.
Die übrigens frei zugänglichen Vorträge der nächsten Tage werden somit auch die Möglichkeit bieten, das österreichische Selbstverständnis auf seine geschichtlichen Dimensionen hin zu überprüfen und das kulturelle Erbe in seinen historischen Bezügen zu begreifen.
Konrad Zobel war der Verfasser dieses Beitrages.
Heute beginnt die Biennale von Venedig, die diesmal dem kulturellen Dissidententum in Osteuropa gewidmet ist.
Lange Zeit schien das Schicksal dieser Biennale völlig ungewiss, denn bereits im März dieses Jahres hatte die Sowjetunion angedroht, dass die Warschauer Paktstaaten künftig alle weiteren Biennalen boykottieren würden, wenn diese Schau nicht abgesetzt werden würde.
Das brisante Biennale-Thema wurde auch zum Konfliktfall in der italienischen Innenpolitik.
Nun ist es aber doch so weit, wenn gleich wegen eines Generalstreiks in der Region Venezien die Eröffnung auf 14.30 Uhr verschoben werden musste.
Aus Venedig meldet sich dazu Lothar Wichert.
hat die Regierung, haben allen voran die Christdemokraten hier zu zeigen, wie sie außenpolitisch im Druck standzuhalten bereit sind.
Und die Pressionsversuche der Sowjetunion beispielsweise waren über Monate hinweg beachtlich.
Und den Kommunisten stellt sich im eigenen Land ziemlich deutlich die Gretchenfrage, wie sie es mit ihrem Bekenntnis zur Demokratie wirklich halten.
Das geballte Angebot einer auf Freiheit gerichteten und in den Ursprungsländern vielfach unterdrückten Kunst
könnte bei den Besuchern doch zu manch unkalkulierter Reaktion führen, sicher nicht zum Wohle der KPI.
Berlinguer ist eben nicht Carillo, in der Kritik an Zuständen in der Sowjetunion auf jeden Fall nicht.
Also, Kommunisten und Christdemokraten haben es diesmal durchaus beide schwer.
Und Ironie der gesamten biennale Vorgeschichte, alle, die sonst nichts oder nichts mehr miteinander zu tun haben wollen, arbeiten Hand in Hand.
diese Biennale des kulturellen Dissenses überhaupt zu verhindern.
Nicht nur die Sowjets drohten noch vier Wochen vorher erneut mit dem Abbruch der kulturellen Beziehungen oder mit wirtschaftlichen Sanktionen wie dem Entzug von Aufträgen an Firmen in der Region Venezien, sondern im Ort hat es Schwierigkeiten mit Ausstellungsräumen gegeben.
Ausstellungsmaterial wurde verweigert.
Museen, Filmgesellschaften und Verlage reagierten auf entsprechende Wünsche nicht.
Die Vorgeschichte dieser Biennale ist auch inneritalienisch durchaus pikant.
Trotzdem ist erstaunlich, was die Organisatoren auf die Beine stellen konnten.
Ausstellungen, die heute Nachmittag eröffnet werden über sowjetische und tschechoslowakische Kunst, eine Schau von Büchern, Zeitschriften, Plakaten, Videoaufnahmen und Samestad, Untergrundpublikationen, dazu jeweils mehrtägig Seminare und Konferenzen über historisch die Entwicklung von Freiheit und Sozialismus,
über bildende Kunst, Film, Religion, Literatur, Theater, Musik und Forschung.
Abends öffentliche Veranstaltungen.
Angekündigt ist ein Abend mit Wolf Biermann, dann einer mit Alexander Garlitsch, mit Josef Brodsky und anderen.
Was sich davon realisieren lässt, wird sich zeigen müssen, etwa ob im Literatursymposium wirklich Leute wie Günter Grass und Stefan Haim oder Alberto Moravia oder Viktor Nekrasov miteinander diskutieren.
Die osteuropäischen Länder haben bis jetzt keine Ausreisegenehmigungen für irgendjemanden zur Teilnahme an der Biennale erteilt, sodass das böse Wort von einer reinen Immigrantenveranstaltung schon die Runde macht.
Aber Improvisation wird zurzeit in Venedig sowieso groß geschrieben.
Wegen eines halbtägigen Generalstreiks musste die Eröffnung auf den heutigen Nachmittag verschoben werden.
Leszek Kolakowski, der polnische Philosoph und diesjährige Friedenspreisträger des deutschen Buchhandels, ist der Eröffnungsvortragende und eben fand eine Pressekonferenz mit dem sowjetischen Bildhauer Ernst Jeist-Westen, die Stadt, einer der prominenten Teilnehmer.
Was aber auch immer man politisch über das diesjährige Biennale-Programm sagen kann, mit dem regionalen Generalstreik ist sie auf jeden Fall solidarisch.
Soweit ist ihr Präsident eben doch echter Sozialist.
Nach diesem Beitrag von Lothar Wichert nun nochmals zu Wolfgang Riemerschmidt.
Österreich.
Zur Eröffnung des Gewerkschaftstages der Öffentlich Bediensteten hat Bundespräsident Kirchschläger die staatstragende Funktion des ÖGB hervorgehoben.
Bundeskanzler Kreisky appellierte an die Beamten mitzuhelfen, dass der Österreicher ein besseres Verhältnis zum Staat bekomme.
ÖGB-Präsident Benja ging auf die geforderte Aufnahme des Vorsitzenden der Fraktion Christlicher Gewerkschafter, Gassner, in den Bundesvorstand des ÖGB ein und meinte,
Darüber könne man in nächster Zeit durchaus reden.
Gassner meinte zur Frage künftiger Lohnverhandlungen, die Beschäftigten im öffentlichen Dienst dürften nicht unter die Räder kommen.
Mitglieder einer Arbeitsgemeinschaft von Ärzten, Krankenpflegern und Spitalsverwaltern haben vorgeschlagen, die Krankenhäuser sollten aus Einsparungsgründen von Wohlfahrtsaufgaben wie der Betreuung alter Menschen entlastet werden.
Die Frage der ökonomischen Vertretbarkeit der Lebensverlängerung von unwiderruflich bewusstlosen Patienten soll nach den Vorschlägen künftig von einem Ärzteteam entschieden werden.
Die Arbeitsgemeinschaft zum Schutz der Menschenrechte hat die positive Haltung Österreichs in dieser Frage grundsätzlich hervorgehoben.
Daneben werden in einer Dokumentation auch Missstände angeprangert, etwa die Situation der psychisch Kranken, der Strafentlassenen, der Gastarbeiter und der Minderheiten.
Bundesrepublik Deutschland Zum Auftakt des SPD-Parteitags der deutschen Sozialdemokraten in Hamburg hat der SPD-Vorsitzende Brandt
heute zur Wahrung von Rechtsstaatlichkeit und Freiheit aufgerufen.
Brand sagte, es gebe in der Bundesrepublik weder Krieg noch Bürgerkrieg, daher auch kein Kriegs- und kein Bürgerkriegsrecht.
Großbritannien Prinzessin Anne hat heute im Londoner St.
Mary's Hospital einen Sohn zur Welt gebracht.
Königin Elisabeth hat die Geburt ihres ersten Enkelkindes bei einer offiziellen Zeremonie im Buckingham-Palast bekannt gegeben.
Diese Kurzmeldungen standen am Ende von 60 Minuten Information des aktuellen Dienstes für Redaktion und Technik verabschiedet sich Herbert Hopper-Wolny auf Wiederhören.
Einblendung: Bundespräsident Kirchschläger, Bundeskanzler Kreisky, ÖGB-Präsident Benya, ÖGB-Vizepräsident Gassner
Mitwirkende:
Eichinger, Erich [Gestaltung]
, Kirchschläger, Rudolf [Interviewte/r]
, Kreisky, Bruno [Interviewte/r]
, Benya, Anton [Interviewte/r]
, Gassner, Johann [Interviewte/r]
Datum:
1977.11.15 [Sendedatum]
Schlagworte:
Politik Österreich
;
Politik
;
Gesellschaft
;
Wirtschaft
;
Radiosendung-Mitschnitt
;
20. Jahrhundert - 70er Jahre
Typ:
audio
Inhalt:
Nachrichten