Mittagsjournal 1971.04.23

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    Rechtliches

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    KI-generiertes Transkript

    Mittagsschornal.
    Guten Tag, meine sehr verehrten Damen und Herren.
    Es war soeben 12 Uhr.
    60 Minuten Mittagsinformation auf den Programmen Ö1 und Ö3.
    Am Mikrofon Helmut Bock.
    Vor den ausführlichen Weltnachrichten einige Programmhinweise über unsere Berichte, Interviews und Kommentare.
    Aus Zürich meldet sich Roland Machatschke, um über den augenblicklichen Stand im Fall Fernau-Müller und Dr. Luise Kneisel zu berichten.
    Radio Moskau und der Leiter der Sternwarte Bochum, Dr. Kaminsky, bringen das Neueste zum sowjetischen Weltraumunternehmen Salyut.
    Wir kommentieren das Urteil im Schweizer Flugzeugspionageprozess.
    Wir informieren sie über die Lage in Haiti nach dem Tod des Staatspräsidenten Papadok.
    Wir bringen einen Beitrag über das Tauziehen um den Ausbau des österreichischen Aluminiumwerkes Ranshofen.
    Die Inlandspresseschau wird einen Überblick über den Wahlkampf in Österreich geben und im Kulturteil bringen wir einen Beitrag über Wissenschaft und einen über Theater.
    Es ist jetzt 12 Uhr, 1 Minute und 30 Sekunden.
    Sie hören die Weltnachrichten, gesprochen von Kurt Bauer.
    Schweiz, Österreich.
    Der Schweizer Massagesalonbesitzer Müller, der die Österreicherin Frau Dr. Kneissl seit fünf Tagen gefangen gehalten hatte, hat seine Geißel heute in den frühen Morgenstunden freigelassen.
    Gleichzeitig drohte Müller in einem Telefongespräch mit der Neuen Zürcher Zeitung, er werde in der Wohnung in der Zürcher Minervastraße noch weiter ausharren und möglicherweise den Freitod wählen.
    Es ist noch keineswegs sicher, ob die Schweizer Kantonsbehörden nach der Freilassung von Frau Dr. Kneissl auf die Forderungen Müllers nach freiem Geleit und einer Aufenthaltsbewilligung in einem anderen Land eingehen werden.
    Eine Erfüllung dieser Forderungen könnte nach Ansicht von Beobachtern den Schweizer Behörden von der Öffentlichkeit als Zeichen der Schwäche ausgelegt werden.
    Sowjetunion, Bundesrepublik Deutschland.
    Nach den Berechnungen der Sternwarte in Bochum befinden sich die sowjetische Orbitalstation Salyut und das heute früh gestartete bemannte Raumschiff Soyuz 10 praktisch auf der gleichen Umlaufbahn.
    Damit sind die Bedingungen für eine Koppelung der beiden Raumkörper gegeben.
    In Bochum hält man es für möglich, dass die Sowjetunion noch ein oder zwei Soyuz-Raumschiffe starten wird.
    In der kommenden Nacht steht gegen 0.30 Uhr wieder ein sogenanntes Startfenster offen.
    Das sowjetische Fernsehen übertrug heute Vormittag den Start von Soyuz 10.
    Zunächst waren die drei Kosmonauten während des Countdown zu sehen, anschließend wurde dann der Start übertragen.
    Österreich.
    Anlässlich seines Aufenthaltes in Linz besuchte heute Finanzminister Dr. Androsch in seiner Eigenschaft als zuständiger Ressortchef für öffentlich verwaltete Unternehmungen die Firma Elektrobau AG in Linz.
    Dieser Visite kommt im Zusammenhang mit den Gesprächen über einen Verkauf der im Bundesbesitz befindlichen EBG-Aktien besondere Aktualität zu.
    Die verantwortlichen Direktoren der Elektrobau AG fordern unter anderem einen erstmöglichen Verkauf der Aktien an einen der beiden von ihr vorgeschlagenen Kaufwerber.
    Handelsminister Dr. Staribacher erklärte heute auf einer Plenarsitzung des Kongresses der Internationalen Handelskammer in Wien, der Abbau der Handelsschranken müsse auf möglichst breiter Basis vor sich gehen und außerdem alle handelstreibenden Staaten umfassen.
    Er habe nie die Auffassung geteilt, erklärte der Minister, wonach Österreich hohe Zölle haben müsse, um sich auf dem Wege von Zollverhandlungen maximale Vorteile für den österreichischen Export auszuhandeln.
    Abschließend meinte Dr. Starebacher, EWG und EFTA hätten sehr eindrucksvoll dokumentiert, dass sich verschiedene Produktionen sehr wohl entfalten können.
    Das Klima des aktiven Wettbewerbs sei der Wirtschaft förderlich.
    Wissenschaftsminister Frau Dr. Herta Fernberg betonte heute in ihrer Eröffnungsrede zur Sitzung des Europäischen Sozialwissenschaftlichen Koordinationszentrums in Wien, die wissenschaftliche Kooperation bei der soziologischen Forschung sei besonders notwendig.
    Frau Fernberg gab ihrer Genugtuung darüber Ausdruck, dass mit den soziologischen Instituten der einzelnen Universitäten erstmals ein österreichisches Forschungsteam sich an einem der bedeutendsten Projekte des Koordinationszentrums
    nämlich mit der Erforschung der Frage der Auswirkungen der Automation auf den Menschen beteilige.
    Die Zahl der Verkehrsunfälle ist, wie aus einer Untersuchung des Kuratoriums für Verkehrssicherheit hervorgeht, in verparkten Nebenstraßen viermal so hoch
    an den unverparkten Straßen.
    Die Überprüfung, die im Auftrag der Wiener Gemeinde durchgeführt wurde, ergab, dass in verparkten Straßen 12 bis 16 Unfälle auf eine Million gefahrene Kilometer entfallen und in unverparkten aber nur drei bis sieben Unfälle.
    Im Durchschnitt fahren täglich 65.000 Personenwagen in den ersten Bezirk der österreichischen Bundeshauptstadt.
    Dieses Ergebnis des Instituts für Standortberatung wurde heute bekannt gegeben.
    Bei den 65.000 Autos handelt es sich um etwa 40.000 Wiener und 25.000 Fahrzeuge aus den umliegenden Gebieten.
    Tschechoslowakei.
    Das Zentralorgan der tschechoslowakischen KP Rude Pravo erklärte heute in einem Kommentar zum österreichischen Urnengang am kommenden Sonntag, die Wahl des österreichischen UNO-Botschafters Kurt Waldheim zum neuen Bundespräsidenten würde die Neutralität der Alpenrepublik noch mehr gefährden.
    In dem Kommentar heißt es weiter, eine solche Entscheidung am 25.
    April würde eine politische und wirtschaftliche Annäherung vor allem an die westdeutsche Wirtschaft bedeuten.
    Darüber hinaus warnte Rudi Pravo vor eventuellen militärischen Beziehungen Österreichs zum Nordatlantik-Pakt.
    Schweiz.
    Ingenieur Alfred Fraunknecht wurde heute in Lausanne wegen Spionage für Israel zu viereinhalb Jahren Zuchthaus und zum Entzug aller bürgerlichen Ehrenrechte auf die Dauer von zwei Jahren verurteilt.
    Der Vetter des Angeklagten, Josef Fraunknecht, wurde freigesprochen.
    Fraunknecht hatte etwa 200.000 Pläne des Triebwerkes von Mirage-Düsenjägern im Wert von etwa 5 Millionen Schilling an Israel übermittelt.
    Diese Pläne hatten nach dem Junikrieg 1967 für Israel große Bedeutung, weil aufgrund des vom Präsident De Gaulle verfügten Waffenembargos keine französischen Ersatzteile nach Israel gelangen konnten.
    An den Bericht unsere Schweizer Korrespondenten hören Sie im Anschluss an die Nachrichten.
    Vereinte Nationen.
    Generalsekretär Uttand wird nächste Woche in Genf mit dem Sonderbeauftragten der Vereinten Nationen für den Nahen Osten, Yaring, zusammentreffen.
    Dies bestätigte heute der israelische Botschafter bei der UNODE-KOA.
    Wie er hinzufügte, sei Israel jederzeit bereit, die indirekten Nahostgespräche unter der Leitung Yarings wieder aufzunehmen.
    USA.
    Die Außenminister aller Staaten, die in Vietnam Truppen eingesetzt haben, treten heute in Washington zusammen, um Pläne zur Koordinierung des Abzugs der Streitkräfte zu besprechen.
    Den Vorsitz führt der amerikanische Außenminister Rogers.
    Nach einem vorliegenden Zeitplan werden bis Anfang nächsten Jahres 129.000 Mann amerikanische und verbündete Truppen abgezogen.
    Präsident Nixon hatte angekündigt, dass bis zum 1.
    Dezember 100.000 Soldaten abziehen werden und nach diesem Zeitpunkt noch etwa 184.000 Mann verbleiben.
    Thailand wird bis 1.
    Juli 6.000 Mann und bis Februar 1972 weitere 6.000 Soldaten abziehen.
    Südkorea plant den Abzug von 15.000 Mann und Australien hat bisher 2.000 Mann zurückgezogen.
    Pakistan.
    Der indische Botschafter in Islamabad hat der pakistanischen Regierung mitgeteilt, sein Land beabsichtige nicht, die Regierung von Bangladesch anzuerkennen.
    Es würden auch Schritte unternommen werden, um das pakistanische Konsulat in Kalkutta, dessen Beamte sich für Bangladesch erklärt haben, an die Regierung von Pakistan zurückzustellen.
    Der Vorsitzende der nationalen Awami-Partei in Ostpakistan, Pashani, hat gestern den chinesischen Parteichef Mao Tse-tung und den amerikanischen Präsidenten Nixon aufgefordert, die Regierung des Freien Bengalen anzuerkennen.
    Gleichzeitig protestierte Pashani dagegen, dass die pakistanischen Truppen chinesische und amerikanische Waffen zur Ausrottung der Bevölkerung von Ostbengalen einsetzen.
    USA.
    Eine internationale Vereinigung von Gelehrten aus zehn Ländern hat gestern die westpakistanische Armee beschuldigt, zwischen 25. und 27.
    März bei Angriffen auf das Universitätsgelände von Dakar tausende von Studenten und mehrere hundert Professoren und Dozenten vorsätzlich getötet und die Universität in Brand geschossen und zerstört zu haben.
    Das internationale Komitee für den Universitätsnotstand bezeichnete das Vorgehen der Westpakistani als Völkermord.
    Diese Anschuldigungen beruhen auf Aussagen eines Professors der Universität Dakar, der Augenzeuge des Massakers war, aber noch rechtzeitig fliegen konnte.
    Der Name des Professors wurde aus Sicherheitsgründen nicht bekannt gegeben.
    Er äußerte den Verdacht, dass die geistige Elite Ostpakistan vorsätzlich vernichtet worden sei.
    Bundesrepublik Deutschland, der Luftverkehr wurde durch einen weiteren Dienst nach Vorschrift der Angehörigen der Flugsicherungsdiensteinrichtungen neulich empfindlich beeinträchtigt.
    Die Angestellten wollen damit ihre sozialpolitischen und sozialen Forderungen bekräftigen.
    Im innerdeutschen Passagierverkehr wurden gestern Verspätungen von durchschnittlich zwei bis drei Stunden registriert.
    Das waren die Meldungen.
    Und nun das Wetter.
    Eine Tiefdruckrinne erstreckt sich von den britischen Inseln über Westfrankreich und die Pyrenäen zum westlichen Mittelmeer.
    Sie verlagert sich langsam ostwärts und gewinnt dadurch allmählich Einfluss auf das Wetter im Alpenraum.
    Eine starke Südströmung verursacht an der Alpen-Nordseite Föhn und verhindert vorerst ein rasches Übergreifen der Schlechtwetterzone.
    Die Aussichten bis morgen früh.
    Meist wolkig in höheren Schichten.
    Im Südwesten und im Bereich des Alpenhauptkammes am Nachmittag aufkommen einzelner Strichregen.
    In freien Lagen lebhafter Südostwind.
    Auf den Bergen starke bestürmische Winde aus Süd bis Südwest.
    Nachmittagstemperaturen 17 bis 25 Grad.
    Tiefstemperaturen der kommenden Nacht 4 bis 12.
    Die Prognose für morgen Samstag.
    An der Alpen-Nordseite noch föhnige Aufhellungen.
    Im Osten stärker wolkig in höheren Schichten.
    Im äußersten Westen
    Im Süden und im Bereich des Alpenhauptkammes starke oder zunehmende Bewölkung und Aufkommen von Strichregen, örtlich mit Gewittern verbunden.
    Im Donauraum und am Alpenostrand lebhafter Südostwind.
    Auf den Bergen starke Winde aus Süd bis Südwest, Tageshöchsttemperaturen 16 bis 24 Grad.
    Die Messwerte von 12 Uhr.
    Wien bedeckt 19 Grad, Ostwind 15 Kilometer in der Stunde.
    Eisenstadt bedeckt 19°, Südostwind 15, Linz stark bewölkt 17°, Ostwind 20, Salzburg stark bewölkt 22°, Wind still, Innsbruck stark bewölkt 20°, Südostwind 40, Spitzen mit 85 km pro Stunde, Bregenz bedeckt 21°, Südwind 15, Graz stark bewölkt 22°, Südwestwind 15,
    und Klagenfurt stark bewölkt, 19 Grad, Westwind 15 Kilometer in der Stunde.
    Eine Zeitansage, es ist 12 Uhr und 12 Minuten.
    Ich bin jetzt mit unserem Sonderberichterstatter in Zürich, Roland Machatschke, verbunden, der uns über das Schicksal von Frau Dr. Luise Kneisl berichten wird.
    Heute um 11 Uhr fand in Zürich eine Pressekonferenz statt, eine Pressekonferenz der Polizei.
    Wie wir ja meldeten, schon seit heute früh um 6 Uhr wurde Frau Dr. Kneisl heute um 4.30 Uhr in der Früh
    von dem Zürcher Massagesalonbesitzer Fernon Müller plötzlich freigelassen worden.
    Frau Dr. Kneissl war ja seit Montag eine Geißel von Fernon Müller, der sich von der Behörde verfolgt führt.
    Nun, Roland Machatschke, Sie kommen soeben von der Pressekonferenz der Zürcher Polizei.
    Was sagt man dort?
    Die Polizei sagte, dass sie immer das Bestreben gehabt habe, mit Müller zu sprechen.
    Sie führte Verhandlungen bis gegen Mitternacht.
    Und diese Verhandlungen hatten dann den gewünschten Erfolg.
    Es sei der Polizei gelungen, und zwar werden diese Besprechungen geführt von der Polizei direkt mit Fernand Müller, beziehungsweise über den Vermittler zu binden.
    Aber die Polizei selbst hat jetzt bereits mit Müller, Müller hat sich bereit erklärt, mit der Polizei zu sprechen.
    Telefonisch.
    Telefonisch.
    Das ist alles telefonisch.
    Er hat eine Geheimnummer erhalten und über diese Geheimnummer kann er angerufen werden bzw.
    kann er Anrufe tätigen, soviel er will.
    Und der Polizei ist es, wie gesagt, gelungen, in ihm die Überzeugung zu festigen, dass er die Weltöffentlichkeit auf seine Probleme aufmerksam gemacht hat, dass er ein weltweites Echo für sich gefunden hat, dass aber die gleiche Öffentlichkeit die Festhaltung der Geisel verurteilt hat.
    Das hat ihm dann schließlich eingeleuchtet und er hat sich bereit
    um Mitternacht herum aus dem Haus Minerva Straße 116 rauskommen würde.
    Dann war es aber auch für die Polizei eine Überraschung, als es dann in den frühen
    wurde von einem Polizisten oder Dienstleister an der Barrikade angehalten, fragte sie, was sie hier tun und sie sagte, ich bin von Dr. Kneissl.
    Darauf wurde sie sofort in einen Polizeiwagen verfrachtet und auf die Polizeibehörde zur Zentrale in Zürich gebracht, wurde dort mit einem Frühstück versorgt.
    Sie ist ja die Kronzeugin.
    Durch sie weiß die Polizei jetzt, dass die Angaben Müllers stimmen.
    Er hat tatsächlich Sprengstoff in seiner Wohnung.
    Er hat seine Wohnung verbarrikadiert.
    Er musste die Zahnzahnbarrikaden an der
    Dr. Kneisel hinauslaufen konnte.
    Sie haben ja, Roland, Sie haben ja gestern diese Türe gesehen.
    Sie waren ja dort und haben auch die Sandsackbarrikaden gesehen.
    Nein, die Sandsackbarrikaden konnte ich nicht sehen.
    Die sind hinter der Türe.
    Er hat die Tür nicht aufgemacht, nicht einen Spalt.
    Er konnte sie gar nicht aufmachen, weil sie eben so geschickt verbarrikadiert war.
    Wir dürfen nicht vergessen, dass Fernand Müller im Kriege in der französischen Untergrundbewegung in Marquis gedient hat.
    Dass er ganz genau weiß, wie man Barrikaden errichtet, wie man Sprengladungen anbringen muss.
    um den gewünschten Erfolg zu erreichen.
    Nun, interessant ist natürlich im Augenblick das Schicksal dieser beiden Menschen.
    Wie geht es gesundheitlich Frau Dr. Kneissl?
    Frau Dr. Kneissl geht es gesundheitlich gut.
    Sie wurde dann nach ihrer Einvernahme, nach ihrem Frühstück bei der Polizei zu ihrem
    hat sie für gesund erklärt, sagte, sie hat die schweren körperlichen und psychischen Strapazen gut überstanden.
    Sie erhielt so viel, ich gehört habe, ein Beruhigungsmittel und schläft jetzt.
    Es ist nicht möglich, Frau Dr. Kneissl aufzuwecken.
    Es ist auch selbstverständlich, man muss das respektieren.
    Die Frau war immerhin 84 Stunden lang in der Gewalt ihres Entführers und sie wird wahrscheinlich
    Und die Polizei sagt ja, das möchte ich auch noch unterbringen, dass der Verdienst für den Gesinnungswandel des Ferdinand Müller, dass er sie also freigelassen hat, zu einem kleinen Teil auf die Überredungskünste der Polizei und des Vermittlers' Binden zurückzuführen sei.
    Der Polizeichef der Zürcher sprach von der großen Konsequenz und von dem liebevollen Verständnis, das Frau Dr. Kneissl für ihren Entführer an den Tag gelegt hat.
    Welche Absichten hat Ferdinand Müller im Augenblick?
    Wie geht es seiner Familie?
    Wird seine Familie ausweisen?
    Seine Familie befindet sich an einem geheim gehaltenen Ort.
    Sie wird wiederum nach Aussagen der Polizei fürsorgerisch betreut.
    Und zwar hat ein Rechtsanwalt, der seinen Namen nicht bekannt geben will, sich bereit erklärt, diese Fürsorge für die Familie in die Hand zu nehmen.
    Worin diese Fürsorge besteht?
    Ja, man kann sich's vorstellen.
    Die Familie hat natürlich kein Geld und wahrscheinlich auch keine Wohnung, in der sie Unterschlupf findet.
    Und dort dürfte dieser Rechtsanwalt
    Die Gefahr, dass Müller sich etwas antut, besteht unvermietet weiter.
    Dr. Kneissl sehr stark in Richtung auf eine Krise zu verschlimmert.
    Wir müssen bedenken, dass Müller jetzt plötzlich ohne seine Gesprächspartnerin dagestanden ist, die ihn durch ihre Fürsorge und ihr Verständnis ihm ausgerichtet hat, dass er weitgehend seinen Halt verloren hat.
    Und diese psychologisch schwierige Situation hat ihn dazu geführt, dass er Selbstmorddrohungen ausstieß und dass er sagt,
    kritische Phase überstanden ist im Moment.
    Er ist weiter in Kontakt mit der Polizei und kann von der Polizei überredet werden.
    Er hat ein Kommuniqué veröffentlichen lassen, das wurde auf der Pressekonferenz vorgelesen.
    Ich werde vielleicht ein paar Sätze daraus zitieren.
    Er sagte darin, ich bin mir voll auf bewusst, dass nach unserem
    und die Behörden in Zürich, das heißt also die Regierung in Zürich, bestehen aber weiterhin, und das muss man natürlich auch verstehen, auf dem Standpunkt der Rechtsstaatlichkeit.
    Sie sagen, sie können nur innerhalb der Legalität handeln und sie werden sich zwar weiter bemühen, eine Lösung auf friedlichem Wege ohne Blutvergiftung
    Die Gefahr, dass das Viertel um die Minervastraße 116 in die Luft fliegt, besteht noch immer.
    Diese Gefahr besteht noch immer.
    Es ist alles beim Alten.
    Die Evakuierungsmaßnahmen bleiben weiter aufrecht.
    Die evakuierten Familien können nicht zurückgeführt werden.
    Und die Barrikaden sind ebenfalls aufrecht.
    Und seit heute früh sind auch drei Feuerwehrautos in der Straße aufgefahren.
    Und in einem der Hinterhöfe steht ein Sanitätsfahrer.
    Herzlichen Dank Roland Machatschke für diesen ersten Bericht von der Pressekonferenz.
    Ich hoffe, dass wir im Abend-Journal ein Interview mit Frau Dr. Luise Gneissl von Ihnen bringen können.
    Herzlichen Dank Roland Machatschke und auf Wiederhören.
    Das war's für heute.
    Die zweite Sensation der vergangenen Nacht war der Start eines sowjetischen Weltraumschiffes.
    Man hat diesen Start ja schon seit längerer Zeit erwartet, nachdem die Sowjets vor wenigen Tagen Salyut in den Weltraum geschossen haben.
    Heute Nacht um 0.54 mitteleuropäischer Zeit wurde nun in der Sowjetunion das Raumschiff Soyuz 10 mit drei Kosmonauten an Bord gestartet.
    Der Start des Soyuz-10 wurde ebenso wie bereits vorhergehende Start sowjetischer Raumschiffe im Fernsehen gezeigt.
    Da aber der Start in der Nacht erfolgte, wurde die Fernsehaufzeichnung allerdings erst mit 8-stündiger Verspätung heute Vormittag im sowjetischen Fernsehen wiedergegeben.
    Radio Moskau übersandte uns dazu folgenden Bericht.
    Besatzung gehören zwei erfahrene Kupferlauten an, Vladimir Shatalov und Alexey Yeliseev.
    Sie waren bereits zweimal im Kosmos.
    Ebenso wie bei den vorangegangenen Flügen ist Wladimir Shatalov Schiffskommandant und Alexey Yelisee Sportingenieur.
    Das dritte Besatzungsmitglied ist Testingenieur Nikolai Rukavyshnikov.
    Er ist ein Neuling im Kosmos.
    Er ist ein hochqualifizierter Ingenieur, der speziell für den Flug ausgebildet worden ist.
    Auf dem Bildschirm sieht man die Raumschiffskabine.
    Der Schiffskommandant Ladino Chatalos lächelt, winkt mit der Hand.
    Nun kommt der verantwortliche Augenblick.
    Die Rakete löst sich langsam von der Startplattform, scheint einen Augenblick lang in der Luft zu hängen und steigt dann in den Himmel auf.
    Auf dem Bildschirm sieht man wieder die Kabine des Raumschutzes.
    Die Kosmonauten sehen so ruhig und sicher aus, als hätte es gar keinen Stab getätigt.
    Der Druck in den Kammern aber stabil bleibt.
    Von der Erde aus wird mitgeteilt.
    Eure Parameter sind ausgezeichnet.
    Das bedeutet, dass die Fachleute nach der sorgigen Bearbeitung der Fernmessungsangaben die Schlussfolgerung gemacht haben.
    Die Atmungsfrequenz und der Pulsschlag der Kosmonauten liegen in der Norm.
    Auf dem Steuerungszentrum des Fluges werden die Besatzungsmitglieder der Reihe nach nach ihrem Befinden gefragt.
    Man überzeugt sich, dass sie den Start alle gut überstanden haben.
    was sie sehen.
    Die Besatzung nimmt die Bekannten mit, dass sie den dunklen Himmel sehen.
    Die Bullaugen sind etwas von der Sonne beleuchtet.
    Sie befindet sich irgendwo hinten.
    Nach der Lage der Sonnezuurteil hält die Rakete sicher den aufgegebenen Kurs ein.
    Die gleichmäßige, ruhige Arbeit des Triebwerkes ist zu spüren.
    Das Raumschiff Soyuz 10 nahm sicher den Start.
    Das war ein Bericht, den uns Radio Moskau vor wenigen Minuten zur Verfügung stellt.
    Bericht vom Start des sowjetischen Raumschiffes Soyuz 10.
    Mit diesem sowjetischen Raumschiff sind drei Kosmonauten gestartet.
    Der Kommandant der Raumkapsel ist Oberst Wladimir Zhatalov.
    Sein Flugingenieur Alexej Jeliseyev und sein Testingenieur Nikolaj Rujakiewiczenkov.
    Yeliseyev und Shatalov sind bereits erfahrene Weltraumpiloten.
    Beide sind schon einmal im Weltraum gewesen.
    Man sieht daraus, dass auch die Sowjets auf jenes System übergehen, das die Amerikaner bevorzugen.
    Man schickt in den Weltraum Menschen, die schon einmal oben waren, die sich also auskennen.
    Weitere Meldungen besagen, dass alles im Augenblick hervorragend funktioniert.
    Die Verbindungen sind ausgezeichnet und man erwartet eigentlich eine Kopplung zwischen Soyuz 10 und dem schon am Montag hinaufgeschossenen Schiff Salyut.
    Es ist auch zu erwarten, dass vielleicht in den nächsten Tagen weitere Schiffe starten werden.
    Genaueres darüber kann uns vielleicht der Leiter der Sternwarte Bochum, Herr Dr. Kaminski, sagen, mit dem jetzt Gundemar Aibäcker verbunden ist.
    Rund elfeinhalb Stunden ist Soyuz 10 jetzt im Weltraum.
    Die Meldungen aus der Sowjetunion über das Experiment sind nach wie vor spärlich.
    Heute Nacht haben Sie, Herr Direktor Kaminsky, als erster den bevorstehenden Start gemeldet, ebenso wie Ihr Institut vor vier Tagen als erstes den Start der Salyut bekannt gegeben hat.
    Können Sie nach wie vor die Funksignale der Weltraumschiffe verfolgen?
    Ein Koppelungsmanöver ist bis zur Stunde noch nicht erfolgt.
    so präzise sagen.
    Wir wissen nur, dass diese beiden Systeme auf praktisch identischen, sehr stark angenäherten Bahnen operieren.
    Und dadurch, dass bis jetzt keine Meldung aus der Sowjetunion gekommen ist, darin sollte man den Hinweis darauf sehen, dass sicherlich das Experiment in seinem Volumen und in
    Zwischen dem Start der Weltraumstation, oder sagen Sie ja vielleicht besser, des Aufenthalts- und Maschinenteils einer zu bauernden Station, zwischen dem Start der Salyut also und dem Start der Soyuz 10 von heute Nacht, lagen immerhin drei Tage.
    Um nun Bahndaten zu überprüfen, braucht man doch höchstens einige Umkreisungen, also einige Stunden.
    Warum, glauben Sie, starteten die Kosmonauten erst so spät?
    und nicht schon bei nächster Gelegenheit, also vielleicht etwa 24 Stunden später.
    Glauben Sie, dass noch weitere Serious in den nächsten Tagen abgeschossen werden?
    Ich glaube, das nächste Startfenster ist ja ungefähr wieder um Mitternacht.
    Es ist heute Nacht um 0.25 bis 0.35, MEZ.
    Ich meine, man spielt natürlich etwas Bawang dabei, weil man ja nicht die startende Nation ist, aber es werden sicherlich noch Staaten zu diesem Experiment erfolgen, denn allein aus Symmetriegründen müssten es mindestens zwei Sajjus-Schiffe sein, wenn nicht sogar drei.
    Vielen Dank, Herr Dr. Kaminski, für dieses direkte Gespräch wiederhören.
    Mit dem Leiter der Satellitenbeobachtungsstation der Bahnwarte Pochum, Dozent Heinz Kaminski, sprach Gundermar Albecker über den augenblicklichen Stand der sowjetischen Raumfahrt nach dem Start von Salyut und heute von Soyuz 10.
    Weitere Berichte dazu erwarten wir von Radio Moskau und ebenfalls Gespräche mit Dozent Heinz Kaminski.
    In der Schweiz ist heute ein großer Spionageprozess zu Ende gegangen.
    Der Spionageprozess gegen Alfred Frauenknecht.
    Mittag wurde das Urteil gefällt.
    Dieser Prozess hat eine sehr eigentümliche Vorgeschichte, die im Sechstagekrieg des Jahres 1967 im Nahen Osten begründet liegt.
    Denn nach dem Waffenembargo von General de Gaulle versuchte Israel mit mehreren Staaten, die ebenfalls über Mirage-Kampfflugzeuge verfügen, wegen der Überlassung wichtiger Konstruktionspläne in Kontakt zu kommen.
    Am 14.
    Februar 1968 trafen dann im Hotel Ambassador in Zürich der damalige israelische Militärattaché in Rom und Bern
    Oberst Nechamia Kain und der Generaldirektor der Israel Aircraft Industries mit dem technischen Leiter der Abteilung Düsentriebwerke der Firma Gebrüder Sulzer in Winterthur, Alfred Fraunknecht, zusammen.
    Die Kontaktnahme erfolgte mit Wissen der Firma Sulzer, die nämlich die Triebwerke für die Mirage herstellt.
    Dann aber lehnte die Firma offiziell ab.
    Sie wollte damit nichts zu tun haben.
    Alfred Fraunknecht jedoch beschloss in Anbetracht der schwierigen Lage Israels,
    Konstruktionspläne dieser Triebwerke Israel zu überlassen.
    Und zwar ein Dollar pro Stück.
    Rund 200.000 Pläne in 22 Kisten verpackt nahmen dann den Weg über Deutschland nach Israel.
    Ein Helfer von Alfred Fraunknecht war sein Cousin Josef.
    Am 27.
    September 1969, also zwei Jahre später, gab dann der Schweizer Bundesanwalt Walder die Aufdeckung der Spionageaffäre an und die Verhaftung Frauengnechts wurde bekannt.
    Es wurde auch bekannt, dass zu diesem Zeitpunkt Frauengnecht 850.000 Franken von den Israelis als Entschädigung erhalten hatte.
    Dann kam es zum Prozess.
    Am 21.
    Jänner 1970 übergab der Bundesrat die Strafverfolgung den eidgenössischen Instanzen und bestimmte das Bundesgericht als zuständiges Gericht.
    Heute war das Urteil.
    Dazu Höller aus Genf.
    Für Alfred Fraunknecht, den eidgenössischen Ingenieur und Prokuristen der großen Fabrik Gebrüder Sulze in Winterthur, hat heute ein neues Kapitel seines Lebens uns diesmal hinter Gefängnismauern begonnen.
    Kurz vor Mittag war es nämlich zum Urteilspruch des Schweizer Bundesgerichts
    im sensationellen Spionageprozess gekommen, dessen äußerer Rahmen der Konflikt im Nahen Osten darstellte und bei dem es um 20 Kisten hochgeheimer Pläne über französische Mirage-Kampfflugzeuge ging, die vom 45-jährigen Schweizer Frauengnecht den Israelis zugespielt worden waren.
    Im bedrückenden Saal im Bundesgericht in Lausanne warteten heute Vormittag nicht nur Journalisten, sondern auch Israelis und Araber auf den Urteilsspruch.
    Für den Hauptangeklagten Alfred Fraunknecht stand wesentlich mehr im Spiel, denn Alfred Fraunknecht hoffte noch immer auf einen Freispruch, hatte dies doch noch am letzten Verhandlungstag sein Verteidiger gefordert, während der Ankläger von mindestens sieben Jahren Zuchthaus gesprochen hatte.
    Tiefe Stille herrscht im Saal, als Gerichtspräsident Paul Reichlein zur Urteilsverlesung gekommen war und feststellte, dass das Gericht den Angeklagten der Spionage schuldig gefunden und ihn zu viereinhalb Jahren Zuchthaus verurteilt habe.
    Alfred Fraunknecht blickte während der Urteilsverlesung starr vor sich hin und verzog keine Miene, als es feststand, dass sein Spiel ausgespielt war.
    Am letzten Verhandlungstag hatte er noch erklärt, er bereue die Verletzung der schweizerischen Gesetze, nicht aber den Verkauf der Mirage-Geheimnisse.
    Er sei ein Idealist gewesen, hatte sein Verteidiger erklärt, uns darauf verwiesen, dass Frauenknecht aus Gewissensnot gehandelt habe, um den Israelis beizustehen.
    Der Schweizer Ingenieur konnte aber nicht abstreiten, dass er für seinen Idealismus 840.000 Franken von Israel erhalten habe.
    Der Zuchthausaufenthalt für ihn wird aber kürzer sein, denn die 578 Tage, die er in Untersuchungshaft verbracht hatte, werden abgezogen.
    Sein ebenfalls Angeklagter, 38-jähriger Vetter Josef Fraunknecht, der wegen Hilfsdienste vor Gericht gestanden war, wurde freigesprochen.
    Somit wird die Affäre Fraunknecht wieder in Vergessenheit geraten.
    Nicht aber für Israel, denn mit den mehr als 270.000 Plänen, das es von Fraunknecht erhalten hat, konnte es in Eigenregie die von Frankreich gesperrten Flugzeugturbinen bauen, wobei die israelischen Super-Mirage-Maschinen möglicherweise noch in diesem Jahr in die Luft steigen werden.
    Über den Schweizer Flugzeugspionageprozess und ein heutiges Urteil berichtete Horst Höller.
    Eine Zeitansage, es ist 12 Uhr und 33 Minuten.
    Übermorgen also, in zwei Tagen, ist wieder einmal Wahltag in Österreich.
    Und vor diesem Ereignis hat nun die letzte Wahlkampf-Hektik, die österreichische Innenpolitik, ebenso wie die Zeitungen ergriffen.
    Besonderes Aufsehen hat in diesem Zusammenhang die gestrige Erklärung des Bundesparteiobmanns der Freiheitlichen Partei, Friedrich Peter, erregt, die von den Zeitungen ausführlich wiedergegeben wird.
    So schreibt zum Beispiel die Wiener Zeitung die Presse in ihrem Aufmacher, dass nun erstmals auch die FPÖ, die sich bisher strikt neutral gehalten hat, in den Wahlkampf eingegriffen habe.
    Und die Presse wählt dazu den Titel FPÖ greift jetzt Jonas an, Wendung im Wahlkampf, Konflikt um Koalitionsfrage.
    Übrigens, wir haben versucht, dem Parteiobmann der Freiheitlichen Partei zu dieser wichtigen Erklärung, um ein erläuterndes Interview zu bieten.
    Friedrich Peter hat jedoch jeden weiteren Kommentar dazu abgelehnt.
    Aber auch in den Kommentarspalten der heutigen österreichischen Zeitungen findet man, wie übrigens schon seit Tagen, fast ausschließlich Wahlkampfthemen.
    Wobei nunmehr auch die Blätter immer deutlicher durchblicken lassen, ob und für wen sie Partei ergreifen.
    Hören Sie nun einige Auszüge aus den heutigen Leitartikeln, zusammengestellt von Dieter Gettler.
    In der Grazer Zeitung Neue Zeit nimmt sich Josef Riedler das Vokabular der Mitkämpfer und Vorredner des ÖVP-Kandidaten Dr. Kurt Waldheim aufs Korn.
    Nachdem er einige polemische Ausdrücke aus Wahlkampfreden und Zeitungsartikel der Volkspartei zitiert hat, meint Riedler.
    Der Kandidat der ÖVP kann, auch wenn es sehr unwahrscheinlich ist, nach dem 25.
    April Bundespräsident der Republik Österreich sein.
    Sicher möchte er nach dieser Wahl aber wenigstens ein geachteter Bürger des Landes bleiben.
    Im ersteren, wie gesagt unwahrscheinlichen Fall, hätte die Zweite Republik zum ersten Mal einen Präsidenten, für den es am besten wäre, er könnte seine Wahlkampagne vergessen.
    Und wenn Waldheim nicht gewählt wird, so wird er nach dem 25.
    April, wenn er haben will, dass man ihm die gleiche Achtung entgegenbringt, die man etwa vor den früheren ÖVP-Präsidentschaftskandidaten Gorbach und Gleißner heute noch hegt, glaubhaft machen müssen, dass er jene Propagandamethoden, die für ihn angewendet wurden, verabscheut.
    Zum Amtsdeal von Bundespräsident Franz Jonas stellt die Presse die Frage, verlässlich für Wien und zitiert eine Ansprache des Staatsoberhauptes in Salzburg, in der Jonas erklärt habe, er wäre stark beunruhigt gewesen, als Klaus 1966 keine Koalitionsregierung bilden konnte.
    Jonas setzte fort, erst als sich dann die Mehrheitsverhältnisse im Bundesrat änderten, habe sich die Stellung der Alleinregierung geschwächt.
    Zu dieser Bemerkung meint die Presse.
    Soll offenbar heißen, erst als die Sozialisten im Bundesrat die Mehrheit erhielten, war Jonas weniger beunruhigt.
    Was zweierlei Schlüsse zulässt.
    Den einen, dass der SPÖ-Kandidat hundertprozentig für das politische Gleichgewicht ist.
    Und den zweiten, dass er Genugtuung fühlte, als die Sozialisten eine Kammer majorisieren konnten.
    Also verlässlich?
    Auf alle Fälle.
    Bleibt nur die Frage, für wen.
    Soweit die Kurzglosse in der Presse zur bevorstehenden Bundespräsidentenwahl.
    Die Grazer Südosttagespost befasst sich mit den Konsequenzen, die von den beiden großen Parteien voraussichtlich nach dem Wahlgang am Sonntag gezogen werden.
    In dem Leitartikel führt man drei Gründe dafür an, warum Bundeskanzler Kreisky unabhängig vom Ausgang der Bundespräsidentenwahlen wahrscheinlich bald neuerliche Wahlen für den Nationalrat anstreben wird.
    Erstens will, nach Ansicht des Blattes, die SPÖ die noch andauernde Konjunktur politisch für sich nützen.
    Zweitens soll auf Kreisky ein wachsender Druck seitens der eigenen Partei ausgeübt werden, das Lavieren mit einer Minderheitsregierung zu beenden.
    Und drittens, meint die Südost-Tagespost, gerate der sozialistische Bundeskanzler in die Zwickmühle der Altersklausel, da er bei einem normalen Auslaufen der jetzigen Legislaturperiode im Jahre 1974 63 Jahre alt wäre.
    Zur Situation der Volkspartei vor und nach der Bundespräsidentenwahl liest man in der Südosttagespost.
    Der Volkspartei wird allseits das Zeugnis ausgestellt, tatsächlich die offenen Führungsfragen zurückgestellt und sich mit ganzer Kraft in geschlossener Einmütigkeit für Wahltime eingesetzt zu haben.
    Aber welches Resultat immer der Wahlgang vom 25.
    April zeitigen sollte, wird die ÖVP nicht der Aufgabe enthoben sein, sich sofort nach dem Wahlsonntag voll und ganz der Bewältigung all jener personellen, organisatorischen und propagandistischen Reformen zuzuwenden, die angekündigt wurden und fällig sind.
    Unter der Überschrift «Kampf um jede Stimme» analysiert Peter Gnahm im Express den Ansperr im Bundespräsidentenwahlkampf.
    Er schreibt, die Kontrahenten um das Amt des Bundespräsidenten, Jonas und Waldheim, liefern sich bis zur letzten Minute das wohl spannendste Duell unserer Innenpolitik seit Jahren.
    Der Verfasser bescheinigt den ÖVP-Kandidaten Dr. Kurt Waldheim, dass er in seinem Wahlkampf bis zuletzt streng nach den Regeln der Fairness vorgegangen sei und seine Art, eine Wahlkampagne aufzuziehen, für die Zukunft richtungsweisend sein dürfte.
    Zur persönlichen Wahlwerbung des sozialistischen Kandidaten, Bundespräsident Franz Jonas, meint Peter Gnahm, das Staatsoberhaupt mache den Eindruck eines Mannes, der weiß, was er will und worauf es ankommt.
    Abschließend heißt es in dem Artikel.
    Diese Wahl gewinnt deshalb an Bedeutung, weil auch eine Vorentscheidung über die künftige Regierungspolitik fallen dürfte.
    Ein Jonas-Sieg würde Kreisky den Rücken stärken, ein Erfolg Wildtimes wiederum müsste als erstes Anzeichen dafür angesehen werden, dass mit der ÖVP bald wieder zu rechnen sein wird.
    Das war unsere heutige Inlands-Presseshow.
    Es ist 12 Uhr und 39 Minuten.
    Eine Äußerung des neuen Generaldirektors der OIAG, Dr. Franz Geist, hat Aufsehen erregt.
    Der neue Generaldirektor der OIAG, das ist die Dachgesellschaft für die verstaatlichten Betriebe, hat dieser Tage durch eine Äußerung, man solle sich den Ausbau des Aluminiumwerks in Ranshofen noch einmal gründlich überlegen, jedenfalls wieder einmal die Gemüter in Erregung gebracht.
    Unversehens schien nämlich der ganze Plan trotz der Einigung über den Strompreis für Ranshofen neuerlich infrage gestellt worden zu sein.
    Nun hat es eine Aussprache darüber zwischen Generaldirektor Geist und dem Vorstand der Vereinigten Aluminiumwerke gegeben.
    Dr. Adolf Aigner von der Wirtschaftsredaktion sprach darüber mit zwei Vorstandsmitgliedern des Unternehmens, nämlich mit Generaldirektor Diplom-Ingenieur Walter Wimberger und mit dessen Stellvertreter Dr. Hermann Schobesberger.
    In der letzten Zeit kam es zu einer Reihe von widersprüchlichen Erklärungen über den Ausbau von Ranshofen.
    Aber nun dürfte die Entscheidung doch gefallen sein, Herr Generaldirektor Wim Berger, wird jetzt die Elektrolyse in Ranshofen ausgebaut oder nicht?
    Herr Generaldirektor Geist war vor zwei Tagen zu einem Werksbesuch in Ranshofen.
    Wir haben mit Herrn Generaldirektor Geist seitens unseres Vorstandes sehr lange und sehr interessante Gespräche geführt und es gelang uns, Herrn Generaldirektor Geist, von der Wichtigkeit des Ausbaus unseres Werkes in Ranshofen zu überzeugen.
    In welcher Form wird dieser Ausbau vor sich gehen?
    Man spricht davon, dass das vergleichbar wäre, etwa der Edelstahlproduktion.
    Wenn wir absehen von der Metallbasis, das heißt vom Hüttenmetall, haben wir noch zwei Komponenten in unserem Werk für die Weiterverarbeitung, und zwar Flachware in Form von Aluminiumblechen.
    und Strangpressware.
    Wir haben die Strangpressware so ausgebaut, dass wir für die nächste Zeit konkurrenzfähig sein werden.
    Bei der Flachware schaut es so aus, dass wir unbedingt ein Kaltwalzwerk errichten müssen, um nach dem letzten Stand der Technik unsere Produkte fertigen zu können.
    Wir sieht uns aber dabei klar, dass es uns nur gelingen kann, sogenannte Marktlücken zu füllen.
    Das heißt, wir uns in ähnlichen Bereichen bewegen müssen, wie die Edelstahlindustrie in Österreich.
    Eine Überkapazität ist also nicht zu befürchten?
    Nein, wir glauben nicht, dass hier eine Überkapazität entstehen kann, und zwar aus einem ganz einfachen Grund, weil wir hier in Konkurrenz treten mit sogenannten Großproduzenten, Großblechproduzenten, die niemals in der Lage sind, so kostengünstig zu arbeiten wie wir.
    Wann wird jetzt mit dem Bau der Elektrolyse begonnen?
    Die Elektrolyse wird voraussichtlich Baubeginn haben Ende des Jahres beziehungsweise Anfang kommenden Jahres, da wir noch mit einer Planungszeit von ungefähr vier bis fünf Monaten rechnen müssen, um die entsprechenden Ausschreibungen zu erstellen.
    Und wann wird der Bau beendet sein?
    Der Bau wird voraussichtlich beendet sein in der ersten Stufe Ende 73 und in der zweiten Baustufe im Jahre 74.
    die im Zusammenhang mit dem Ausbau der Elektrolyse entstehenden Stromprobleme sind bereits gelöst?
    Wir sind derzeit in Verhandlung mit der Verbundgesellschaft zur Errichtung eines Vertragswerkes.
    Es gibt natürlich hier auch noch gewisse Probleme, die zu besprechen sind, wobei wir andere Standpunkte einnehmen wie die Verbundgesellschaft.
    Wir sind aber überzeugt, dass aufgrund der vom Ministerkomitee seinerzeit gebilligten Verhandlungsgrundlagen ein entsprechender Strompreisvertrag mit uns abgeschlossen werden kann.
    Danke vielmals, Herr Generaldirektor.
    Herr Direktor, wie wird die Produktpalette in Zukunft nun aussehen?
    Wird es zu einer Bereinigung der Produktpalette kommen?
    Wir erhoffen uns noch eine Verbreiterung der Produktionspalette.
    In Ranshofen erzeugen wir neben Rohmetall auch Gießwalzdrähte, außerdem Flachware, Bänder und Tafelbleche.
    Dazu noch im Presswerk Profile.
    In Amstetten haben wir ein Buntmetallzieh- und Presswerk und in Berndorf erzeugen wir Finalprodukte.
    aus Aluminium, ungefähr in einem Ausmaß von 3.000 Tonnen jährlich.
    Dazu haben wir in Berndorf ein Besteckwerk mit ungefähr 9 Millionen Einzelteile Produktion.
    22.000 Tonnen Buntmetall wird hier erzeugt in Form von Pressbolzen und darüber hinaus eine weitere Erzeugungssparte, die wir neu aufgenommen haben, nämlich die Produktion von Aluminiumseilen.
    Ich danke Ihnen vielmals, Herr Direktor.
    Über die Probleme der verstaatlichten Industrie, nämlich des Aluminiumwerkes Ranshofen, berichtete in Interviews Dr. Adolf Aigner.
    Das Direktorium des Europäischen Sozienschaftlichen Koordinationszentrums der UNESCO tagt erstmals seit Bestehen dieses Zentrums in Wien.
    Zu dieser Konferenz, die von Wissenschaftsminister Frau Dr. Firnberg heute Vormittag eröffnet wurde, sind zahlreiche Soziologen aus Ost und West in die österreichische Bundeshauptstadt gekommen.
    Zu ihnen gehört auch der Vizepräsident der Sowjetischen Akademie der Wissenschaften, Professor Alexej Rumjantsev.
    Mit ihm sprach Walter Greinert.
    Herr Professor Rumjantsev, sehen Sie große Schwierigkeiten in der wissenschaftlichen Zusammenarbeit zwischen Ost und West bezüglich der bestehenden Unterschiede auf gesellschaftlichem und ideologischem Gebiet?
    Ich ziehe keine Grenzen zwischen Ost und West.
    Wir denken an Europa.
    Selbstverständlich geben wir zu, dass es hier zwei verschiedene Gesellschaftssysteme gibt, woraus sich auch gewisse Schwierigkeiten in der wissenschaftlichen Zusammenarbeit ergeben, da bei uns die Wissenschaft der Ideologie sehr nahe ist.
    Eine der Schwierigkeiten besteht zum Beispiel in der ideologischen Ausrichtung der Sozialwissenschaften.
    Der Kommunismus an sich kann also nicht zur Förderung dieser Kontakte beitragen, aber die sowjetischen Wissenschaftler und Soziologen finden unter den Kollegen in westlichen Ländern sehr viele, die ideologische Orientierung haben.
    Und gerade mit diesen Wissenschaftlern versuchen wir, die Zusammenarbeit zu verstärken.
    In westlichen Staaten spricht man sehr oft von sowjetischen Wissenschaftlern, die an ihrer Regierung Kritik üben.
    Wie ist Ihrer Meinung nach nun der tatsächliche Stand der sowjetischen Wissenschaftler und wie passen sie in das gesellschaftliche und Produktionssystem der Sowjetunion hinein?
    Wie Sie wissen, gibt es in der Sowjetunion die sozialistische Gesellschaftsform und dieses System basiert auf der wissenschaftlichen Grundlage des Kommunismus.
    Daher gründen wir alle unsere politischen und wirtschaftlichen Entscheidungen auf die Wissenschaft.
    Die Wissenschaftler sind ein integraler Bestandteil der sowjetischen Gesellschaft.
    Die sowjetischen Wissenschaftler nehmen aktiven Anteil an der Verwirklichung der Ziele, die ihre Gesellschaft hat.
    Wir verstehen unter Kritik nur konstruktive Kritik und nicht Negation.
    Sowjetische Wissenschaftler kritisieren negative Erscheinungen auf allen Gebieten des gesellschaftlichen Lebens.
    Wir kritisieren die Fehler, um unserer Gesellschaft zu helfen, sich zu verbessern und die negativen Aspekte zu beseitigen.
    Es ist natürlich, dass die Wissenschaft Kritik beinhaltet, sonst gibt es ja gar keine Wissenschaft.
    Diese positive Einstellung ist wichtig für unsere Gesellschaft und unsere Wissenschaftler.
    Herr Professor, welche Möglichkeiten sehen Sie zu einer wissenschaftlichen und technologischen Kooperation zwischen Österreich und der Sowjetunion?
    Sie führen ja diesbezügliche Gespräche hier in Wien.
    Wir sehen große Möglichkeiten.
    Zwischen der österreichischen und der sowjetischen Akademie der Wissenschaften gibt es eine Vereinbarung über die Kooperation.
    In diesem Rahmen arbeiten wir an verschiedenen gemeinsamen Projekten.
    Außerdem tauschen wir Informationen aus.
    Der Präsident der österreichischen Akademie der Wissenschaften, Professor Schmidt, ist Gast in der sowjetischen Akademie.
    Dies ist symbolisch für den Grad der wissenschaftlichen Zusammenarbeit zwischen unseren beiden Ländern.
    Mit dem Vizepräsidenten der Sowjetischen Akademie der Wissenschaften, Prof. Alexej Rumjantsev, sprach Walter Greunert.
    Eine weitere interessante Tagung in Österreich ging heute in Graz zu Ende.
    Das dritte internationale Symposium für Dermatologie.
    300 Hautspezialisten aus nahezu allen Ländern Europas und aus der Sowjetunion diskutierten zwei Tage lang die jüngsten Erkenntnisse ihres Faches.
    Eines der wichtigsten Themen waren
    Hautbeschaffenheit und Krebs.
    Dazu hören Sie jetzt Interviews von Wilhelm Roßbaut.
    Das Generalthema dieses bedeutenden medizinischen Kongresses hieß, die Haut als Spiegel des Organismus, bezogen auf die jüngsten Forschungsergebnisse, nach welchen die Haut als größtes Organ Krebserkrankungen im Inneren des Körpers signalisieren kann.
    Ich sprach mit zwei der führenden Dermatologen Europas über Folgerungen, die sich aus diesen Erkenntnissen ableiten lassen.
    Drei Punkte nannte der Direktor der Dermatologischen Klinik in Bremen, Prof. Dr. Joachim Herzberg.
    Man sieht über die Haut Krebse, die bis dahin verborgen waren im Inneren des Körpers.
    Das heißt, eine diagnostische zusätzliche Möglichkeit.
    Zweitens, wir erfahren über die Tumoreigenschaften mehr, wenn wir diese in Verbindung setzen zu den Hautveränderungen.
    Wir wissen über manche Hautveränderungen zum Beispiel, wie sie immunologisch sich verhalten.
    Wenn nun Geschwülste solche Hautveränderungen auslösen, können wir Rückschlüsse auf die Eigenschaften der Geschwülste machen, welche vielleicht für eine noch modernere Bekämpfung der Geschwülste von großer Bedeutung ist.
    Ich denke dabei, dass wir von der jetzt noch notwendigen Therapie mit
    Feuer und Schwert, wie man so gesagt hat, mit der Chirurgie und mit der Röntgenologie und mit chemischen Mitteln eines Tages dazu kommen werden, die Krebse so zu behandeln, wie man heute Infektionskrankheiten behandelt, nämlich mit immunologischen Mitteln.
    Also wieder ein kleiner Schritt vorwärts zur Bekämpfung des Krebses.
    Sicher ein kleiner Schritt vorwärts zur Bekämpfung des Krebses.
    Das ist schon daraus zu ersehen, dass in den letzten drei oder vier Jahren eine ganze Anzahl von diesen Syndromen, die ich vorhin aufgezählt habe, neu gefunden worden sind.
    Das heißt, die Menge der Patienten, die heute eine Geschwulst, eine bösartige Geschwulst aufweisen, bringen uns in die Möglichkeit, immer mehr Hautsymptome zu erkennen, die mit dieser Geschwulst in Beziehung stehen und damit uns unsere Kenntnisse zu erweitern über die Geschwulst selbst.
    Seit Jahrzehnten beschäftigt sich auch die Chefin der Dermatologischen Klinik in Warschau, Frau Prof. Dr. Stefanie Jablonska, mit den Zusammenhängen zwischen Veränderungen der Haut und dem Vorhandensein eines Tumors.
    Unser Ziel ist, in der Zukunft feststellen zu können, die immunologischen Abweichungen, die vielleicht mit den
    Karzinomen zusammenhängen, die schon vorhanden sind, aber die bei anderen Methoden nicht feststellbar sein können.
    Und was wird es sein, wenn dieses Ziel erreicht ist?
    Also dann könnte man in früheren Stadien die operativen Eingriffe durchführen und dann könnte man also die Patienten retten.
    Über die interessantesten Themen des dritten internationalen Symposiums für Dermatologie berichtete Wilhelm Rossbaut.
    12 Uhr und 51 Minuten, wir bringen nun einen Kulturbeitrag.
    Mit Wolfgang Bauers Change wird heute in Innsbruck ein neues Zimmertheater eröffnet.
    Zu diesem Theater am Landhausplatz bringen wir nun einen Beitrag von Heidi Grundmann.
    Schon seit Jahren gibt es in Innsbruck Versuche, das Programm, das das Tiroler Landestheater zu bieten hat, zu ergänzen.
    Schauplatz solcher Versuche war immer wieder ein Saal im vom Stadtzentrum etwas abgelegenen Hause in Straße 107.
    Dieser Saal verblieb auch,
    als man begann an mehreren Abenden pro Woche zu spielen und einiges Geld in die notwendigen Renovierungsarbeiten investierte im Besitz einer kirchlichen Organisation, die es wiederum dem Theater 107 nicht immer ganz einfach machte, die einmal eingeschlagene avantgardistische Richtung konsequent zu verfolgen.
    Trotzdem kamen im Theater 107 zum Beispiel eine ganze Reihe von wichtigen Stücken des Absurden Theaters für Österreich sehr früh zur Aufführung.
    Weitaus geringeres Echo als die Inszenierungen im Theater 107, die von Gastvorstellungen in- und ausländischer Ensembles ergänzt wurden, fand das Werkstattprogramm des Tiroler Landestheaters, das wegen mangelnden Publikumsinteresses jetzt eingestellt wird.
    Ersatz für dieses Werkstattprogramm seien und zugleich die Nachfolge des Theaters 107 antreten, will das Neue Theater am Innsbrucker Landhausplatz.
    Angesichts dieses Anspruches stellt man etwas verwundert die Frage, warum für die Eröffnungsvorstellung des Neuen Theaters ausgerechnet Wolfgang Bauers Change ausgewählt worden ist.
    Ein Stück, das weder unbekannt noch ohne weiteres der Avantgarde zuzuzählen ist.
    Peter Bloch, der organisatorische Leiter des Neuen Theaters am Landhausplatz,
    Als erstes Stück spielen wir in unserem neuen Theater Change.
    Wir glauben, damit eine Lücke zu füllen, insofern als dieses Stück, das jetzt großen Erfolg in Österreich hat, das vom Innsbrucker Publikum mit Interesse aufgenommen wird.
    Und wir glauben, dass dieses Stück sonst aus terminlichen und aus inhaltlichen Gründen im Landestheater nicht gezeigt werden kann.
    und wir wollen eben Stücke in unserem Theater aufführen, die sonst nicht zu sehen sind in Innsbruck.
    Geplant sind Stücke in dem neuen Theater, die die Tradition des Theaters 107 irgendwie fortsetzen.
    Es soll kein reines avantgardistisches Theater sein, es sollen aber schon moderne zeitgenössische Autoren zu Wort kommen.
    Die Kosten der Adaptierung eines ehemaligen Vortragssaales der Innsbrucker Rettungsgesellschaft zum Theater am Landhausplatz, der schönsten Kleinbühne Österreichs, wie man in Innsbruck schon vor der Eröffnung sagt, betrugen über 300.000 Schilling.
    Ein Drittel dieser Summe wird durch das Bundesministerium für Unterricht gedeckt.
    Wie viel die zuständigen Stellen des Landes Tirol und der Stadt Innsbruck beisteuern werden, ist selbst heute am Tag der Eröffnung noch nicht geklärt.
    Und wie stellt man sich am Innsbrucker Landhausplatz die Deckung der Kosten des eigentlichen Spielbetriebes einer Bühne mit 50 Sitzplätzen vor?
    Die Lösung eines Problems also, das zum Beispiel selbst wohl etablierten Wiener Kleinbühnen trotz ihres viel größeren Publikumsreservoirs sehr zu schaffen macht.
    Wir versuchen die Regiekosten möglichst niedrig zu halten.
    Die Miete dieses neuen Hauses ist auch sehr günstig.
    Wir versuchen möglichst wenig technischen Aufwand zu betreiben.
    Wir zahlen keine Gehälter.
    Die Gagen der Schauspieler richten sich nach den Einnahmen des Stückes.
    Wir schließen mit den einzelnen Mitgliedern des Theaters Verträge ab, jeweils von Stück zu Stück, dass sie eben am Gewinn, wenn einer eintreten sollte, beteiligt sind.
    Und wenn das Theater keinen Gewinn abwirft, dann werden die Schauspieler auch nicht bezahlt.
    Das neue Theater am Innsbrucker Landhausplatz wird sehr geschickt taktieren müssen, damit seine etwas widersprüchliche Rechnung aus profilierter Ergänzung zum Landestheater, Rücksichtnahme auf den Publikumsgeschmack und geringen finanziellen Mitteln aufgeht.
    Heidegger und Mann berichtete über das neue Innsbrucker Theater mit dem Namen Theater am Landhausplatz.
    12.55 Uhr, die neuesten Nachrichten.
    Berlin.
    Der sowjetische Schriftsteller und Stalin-Preisträger Konstantin Simanov übt in einer Veranstaltung in West-Berlin Kritik an der sowjetischen Zensur und an der Verfolgung des Nobelpreisträgers Solzhenitsyn.
    Simanov, Autor zahlreicher Kriegsromane, teilte mit, dass eines seiner eigenen Manuskripte in der Sowjetunion nicht erscheinen darf und sprach sich für eine Veröffentlichung des jüngsten Werkes Solzhenitsyns, West Front 1914, aus.
    Bundesrepublik Deutschland.
    Bundeskanzler Brandt erklärte heute in einer Wahlrede in Schleswig-Holstein, er sei davon überzeugt, dass alle Beteiligten in Ost und West letztlich an einer vernünftigen Berlin-Regelung und an einer Verbesserung der Beziehungen interessiert seien.
    Da dieser Wille vorhanden ist, müssen auch Schwierigkeiten überwunden werden können.
    Brandt vertrat die Ansicht, dass die Entspannungspolitik der Bundesregierung allein schon durch ihre weltweites Echo einen Erfolg bedeute.
    Die Polizei forscht seit Mittwoch nach dem Kölner Professor Rubin und dessen persönlichen Referenten Metzger.
    Der Professor, der die CSU-Freundeskreise gegründet hat, wollte Mittwoch nach Frankfurt reisen.
    Sein herrnloser, unverschlossener Wagen wurde kurze Zeit später in der Nähe der Autobahn gefunden.
    In dem Fahrzeug fand sich ein Brief, in dem Rubin angedroht wird, er werde das Wochenende nicht mehr erleben.
    USA.
    Ein Jumbo-Jet der amerikanischen Fluggesellschaft Trans World Airlines vom Typ Boeing 747 musste heute nach einer Bombendrohung in Boston zwischenlanden.
    Die Maschine befand sich mit 334 Passagieren und 16 Besatzungsmitgliedern auf dem Flug von New York nach Rom.
    Alle Passagiere mussten die Maschine verlassen, die anschließend vom Beamten der Bundeskriminalpolizei durchsucht wurde.
    Und damit, meine sehr verehrten Damen und Herren, geht unser Mittagjournal zu Ende.
    Es ist jetzt 12 Uhr und 57 Minuten.
    Die Informationsabteilung Hörfunk meldet sich mit weiteren ausführlichen Berichten um 18.45 Uhr im Programm Österreich 1 mit dem Abendjournal.
    Bis dahin, sagt Ihnen Redaktion und Technik, auf Wiederhören.

    Beiträge dieses Journals

    Nachrichten
    Datum: 1971.04.23 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Wetterbericht
    Datum: 1971.04.23 [Sendedatum]
    Schlagworte: Natur ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Schweiz: Entführungsfall Müller beendet - Geisel freigelassen, Entführer hält sich noch verschanzt
    Mitwirkende: Machatschke, Roland [Gestaltung]
    Datum: 1971.04.23 [Sendedatum]
    Ort: Zürich
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik Österreich ; Politik ; Medizin ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    UdSSR: Start der Sojus-10
    Atmo: Raketenstart , Einblendung: Start O-Ton, O-Ton von Raumschiffbesatzung und Bodenstation
    Datum: 1971.04.23 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Technik ; Wissenschaft und Forschung ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Leiter der Sternwarte Bochum zum Stand des Sojus-Fluges
    Interview: Weltraumforscher Kaminski
    Mitwirkende: Eibegger, Gundomar [Gestaltung] , Kaminski, Heinz [Interviewte/r]
    Datum: 1971.04.23 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Technik ; Wissenschaft und Forschung ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Schweiz: Flugzeugspionageprozess gegen Alfred Frauenknecht - Konstruktionspläne von Triebwerken an Israel überlassen
    Mitwirkende: Danes, Jean [Gestaltung] , Höller, Horst [Gestaltung]
    Datum: 1971.04.23 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Wirtschaft ; Technik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Sechs-Tage-Krieg , Nachrichten
    Ausbau des Metall-/Aluminiumwerks Ranshofen-Berndorf: Baubeginn der Elektrolyse
    Interview: Generaldirektor Wimberger und stellvertretender Generaldirektor Schobesberger
    Mitwirkende: Aigner, Adolf [Gestaltung] , Wimberger, Walter [Interviewte/r] , Schobesberger, Hermann [Interviewte/r]
    Datum: 1971.04.23 [Sendedatum]
    Ort: Ranshofen
    Schlagworte: Politik Österreich ; Wirtschaft ; Technik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: ÖIAG , Nachrichten
    UNESCO-Tagung in Wien: Intellektuellenprobleme in denr UdSSR
    Interview: Vizepräsident der sowjetischen Akademie der Wissenschaften Rumjanzew
    Mitwirkende: Greinert, Walter [Gestaltung] , Rumjanzew, ... [Interviewte/r]
    Datum: 1971.04.23 [Sendedatum]
    Ort: Wien [Veranstaltungsort]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Politik Österreich ; Wissenschaft und Forschung ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    3. Internationales Symposion für Dermatologie in Graz
    Interview: Dermatologen Herzberg und Jablonska
    Mitwirkende: Rosbaud, Wilhelm [Gestaltung] , Herzberg, Joachim [Interviewte/r] , Jabłońska, Stefania [Interviewte/r]
    Datum: 1971.04.23 [Sendedatum]
    Ort: Graz [Veranstaltungsort]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Medizin ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Hautbeschaffenheit, Krebs, Tumor, Immunologie, Operation , Nachrichten
    Neueröffnung: Wolfgang Bauers "Change" im Neuen Theater am Landhausplatz in Innsbruck
    Interview: organisatorischer Leiter Bloch
    Mitwirkende: Grundmann, Heidi [Gestaltung] , Bloch, Peter [Interviewte/r]
    Datum: 1971.04.23 [Sendedatum]
    Ort: Innsbruck [Ort der Aufführung]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Kultur ; Wirtschaft ; Theater ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Avantgarde , Nachrichten

    Katalogzettel

    Titel Mittagsjournal 1971.04.23
    Spieldauer 00:58:29
    Mitwirkende Bock, Hellmuth [Moderation]
    Eichinger, Erich [Regie]
    ORF [Produzent]
    Datum 1971.04.23 [Sendedatum]
    Schlagworte Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt
    20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ audio
    Format KKA [Kompaktkassette]
    Sprache Deutsch
    Rechte Mit freundlicher Genehmigung: ORF
    Signatur Österreichische Mediathek, jm-710423_k02
    Medienart Mp3-Audiodatei
    Gesamtwerk/Reihe Mittagsjournal

    Information

    Inhalt

    sehr starke Störgeräusche, schlechteste Qualität bis zum sechsten Beitrag
    Nachrichten

    Verortung in der digitalen Sammlung

    Schlagworte

    Gesellschaft , Radiosendung-Mitschnitt
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