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KI-generiertes Transkript
mit Aktionar.
Guten Tag meine Damen und Herren, zwölf Uhr am Mikrofon Frank Roger.
In unserer heutigen Mittagsinformation dominieren die Auslandsberichte.
In Mittenwald in der Bundesrepublik Deutschland begann heute eine Tagung der sogenannten nuklearen Planungsgruppe der NATO, auf der in Anbetracht des jüngsten Truppenreduzierungsangebots des Kreml und der Einigung bei Saalt wichtige Entscheidungen fallen dürften.
Wir erwarten dazu einen Beitrag aus Bayern.
In Helsinki begann die Tagung der Sozialistischen Internationale und in Prag der 14.
Parteitag der KPG.
Zu diesen Ereignissen erwarten wir einen Bericht unseres Skandinavien-Korrespondenten bzw.
zum Parteikongress bringen wir eine Zusammenfassung der interessantesten Artikel einiger Auslandszeitungen.
Der sowjetische Staatschef Podgorny trifft heute in Kairo ein und wird als erster mit dem ägyptischen Staatspräsidenten Sadat nach seiner Säuberungswelle über das weitere Schicksal der Beziehungen Ägypten und der Sowjetunion einen Gedankenaustausch führen.
Einen Beitrag erhielten wir auch aus Südamerika, wo es zum Wochenende in Argentinien zu einer neuerlichen Entführung kam.
Außerdem hören Sie noch einen Bericht über die Pressekonferenz zum Apollo-15-Projekt.
Unsere Inlandsthemen Österreich, die Werft Korneuburg erhält von der Sowjetunion Auftrag für vier Volkerschiffe.
Außerdem hören Sie die Presseschau und einen Kommentar zur Sitzung des Aufsichtsrates der Erdöl-Raffinerie-Gesellschaft, die gestern Abend abgehalten wurde und auf der über das Schicksal der Raffinerie in Langach entschieden wurde.
Das Kulturmagazin ergänzt das Programm und wir beginnen nun mit den Nachrichten und dem Wetterbericht, gelesen von Frank Lester.
Tschechoslowakei.
Staatspräsident Svoboda hat heute im Kongresspalast des Praga-Fucik-Parkes den 14.
Kongress der tschechoslowakischen Kommunistischen Partei eröffnet.
Unter den 1195 Delegierten befinden sich auch die Parteichefs sämtlicher Warschauer Paktstaaten, die im August 1968 in der CSSR interveniert hatten.
Erster Punkt der Tagesordnung ist ein mehrstündiger Bericht vom Parteichef Hussack, der aus sechs Teilen besteht und eine Analyse der politischen Entwicklung in den letzten zwei Jahren, der wirtschaftlichen Lage, innerparteilicher Fragen und außenpolitischer Probleme vermittelt.
Am Nachmittag wird Ministerpräsident Strugal über den Wirtschaftsplan 1971 bis 1975 referieren.
Anschließend soll der Moskauer KP-Chef Brezhnev eine Grußansprache halten.
Der 14.
Kongress der KP-Che hatte bereits einmal nach der Besetzung der CSSR durch Truppenarcha-Pakte stattgefunden, als der Reformpolitiker und der Parteichef Dubček noch in ihren Ämtern waren.
Die neue Parteiführung hatte später diesen Kongress jedoch illegal erklärt.
Ägypten.
Wenige Stunden vor Eintreffen des sowjetischen Staatspräsidenten Podgorny zu einem Besuch in Kairo hat die Polizei den Abschluss von umfangreichen Hausdurchsuchungen bei 46 ehemaligen ägyptischen Ministern und Parteifunktionären bekannt gegeben.
Zu ihnen gehört auch der ehemalige Vizepräsident Sabri, der als trauer Anhänger der Kreml-Politik gegolten hatte.
Die beschlagnahmten Dokumente sollen beweisen, dass gegen Staatschef Sadat ein Anschlag geplant war.
Einen Kommentar zum Besuch Podgornis in Ägypten hören Sie im Verlauf des Journals.
Bundesrepublik Deutschland
Unter strengen Sicherheitsvorkehrungen hat heute im Bayerischen Mittenwald die für zwei Tage anberaumte Konferenz der Verteidigungsminister aus acht NATO-Ländern begonnen.
Im Mittelpunkt der Tagung der nuklearen Planungsgruppe steht die Frage eines zweiten NATO-Atomschlages zur Verteidigung Westeuropas, wenn ein erster Nukleareinsatz einen feindlichen Angriff nicht zum Stehen gebracht hat.
Es gilt darüber hinaus als sicher, dass der amerikanische Verteidigungsminister Laird seine Kollegen über das bei den Gesprächen zur Begrenzung der strategischen Rüstung zwischen den Vereinigten Staaten und der Sowjetunion geschlossene Übereinkommen im Detail informieren wird.
Einen Beitrag erwarten wir im Verlauf des Journals.
In München begann heute die internationale Bankiertagung, an der rund 200 Bankiers, Finanzpolitiker und Notengouverneure aus 20 Ländern der Welt teilnehmen.
Sie wollen internationale Währungsprobleme und Fragen der Geldwertstabilität erörtern.
Besondere Beachtung dürften die Referate von Bundesbankpräsident Klassen und des amerikanischen Finanzministers Connelly finden.
USA.
Durch Sonderzertifikate mit einer Laufzeit von drei Monaten und einer Sonderverzinsung von 6,75 Prozent will das amerikanische Finanzministerium bei Auslandsfilialen amerikanischer Banken 500 Millionen Dollar aufnehmen.
Dadurch sollen überschüssige Dollar aus Europa zurückgebracht werden.
Belgien.
Die Landwirtschaftsminister der sechs EWG-Staaten traten heute zu einer eintägigen Beratung über technische Probleme des gemeinsamen Agrarmarktes zusammen.
Auf der Tagesordnung der Konferenz stehen die Ausarbeitung einheitlicher Importregeln für Obst- und Gemüsekonserven und Probleme des EWG-Milchmarktes.
Finnland.
In Helsinki begann heute ein für drei Tage anberaumter Kongress der sozialistischen Internationale.
Daran nehmen 150 Delegierte aus 35 Ländern, darunter auch Österreich, teil.
Im Mittelpunkt stehen Fragen der europäischen Sicherheit, der Entwicklungshilfe, die Lage im Nahen Osten und in Südafrika.
Türkei
Heute früh ereignete sich in Westanatolien neuerlich ein Erdbeben, das auch von der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik in Wien verzeichnet wurde und die Stärke 6 nach der internationalen Richterskala erreichte.
Das Beben forderte keine Menschenleben.
Die Stadt Gedith, die im Bebengebiet liegt, wurde erst im Vorjahr von einem schweren Erdbeben heimgesucht, bei dem mehr als 1000 Menschen ums Leben kamen.
Gedith befindet sich etwa 1200 Kilometer westlich von Bingöl, das am Samstag durch ein schweres Beben zerstört wurde.
Bis heute konnten 842 Todesopfer geborgen werden.
Argentinien
Die Regierung Großbritanniens ist nicht bereit, mit den Entführern des britischen Honorarkonsuls in Rosario Stanley Sylvester zu verhandeln.
Dies erklärte gestern der britische Botschafter in Buenos Aires, Haddow.
Er gab auch bekannt, dass weder er noch die Regierung in Buenos Aires bisher ein Lebenszeichen von dem entführten Diplomaten erhalten habe.
Die Frau des Konsuls war gestern von einer spanisch sprechenden Frau angerufen worden, die ihr lediglich mitteilte, ihr Mann sei gesund.
Chile
Wirtschaftsminister Vuskovic hat in Santiago die Verstaatlichung der fünf größten Textilfabriken des Landes angekündigt.
Die Verhandlungen über Entschädigungen der Eigentümer, die meist libanesischer Herkunft sind, laufen derzeit noch.
Einige der betroffenen Firmen werden schon seit einiger Zeit von Regierungsbeamten geführt, weil die Unternehmen in finanzielle Schwierigkeiten geraten waren.
Die Verstaatlichung der Textilindustrie Chiles war eines der ersten Ziele, die die Regierung des marxistischen Präsidenten Allende anstrebt.
Japan
Das Ministerium für Außenhandel und Industrie bestellte eine Studiengruppe, welche die Vor- und Nachteile einer eventuellen Yen-Aufwertung untersuchen soll.
Im Ministerium ist man der Ansicht, dass eine Aufwertung des Yen für die japanische Wirtschaft mehr Nachteile als Vorteile mit sich bringen würde.
Pakistan
Staatspräsident Yahya Khan erklärte sich bereit, Mitgliedern der secessionistischen Awami-Liga Ostpakistans eine bedingte Amnestie zu gewähren.
Man werde, so sagte der Präsident, jeden Fall überprüfen.
Diejenigen, die getäuscht worden seien, sollten in den Genuss der Amnestie kommen, nicht aber diejenigen, die revoltiert und Verbrechen begangen haben.
Außerdem rief Yahya Khan in einer Pressekonferenz die ostpakistanischen Flüchtlinge auf, in ihre Heimat zurückzukehren.
Österreich.
Der Ministerrat genehmigte in seiner heutigen Sitzung eine Novelle zum Umsatzsteuergesetz, die unter anderem die Weiterführung der Zollfreizonen umfasst.
Außerdem behandelte das Gremium eine Novelle zum Strafregistergesetz, die, wie Innenminister Rösch im Anschluss an die Sitzung erklärte, eine Folge des in der vergangenen Woche beschlossenen Tilgungsgesetzes ist.
Bundeskanzler Brandt wird kommenden Dienstag zu einem offiziellen Besuch in Österreich eintreffen.
Brandt wird noch am selben Tag von Bundespräsident Jonas empfangen werden und anschließend mit Bundeskanzler Dr. Kreisky und Außenminister Dr. Kirschlege zusammentreffen.
Außerdem sind Gespräche mit Parlamentarien vorgesehen.
Am Donnerstag nächste Woche reist Brandt dann nach Eisenstadt und anschließend nach Graz, wo er jeweils mit Spitzenpolitikern der Landesregierungen konferieren wird.
Der westdeutsche Bundeskanzler wird vom Flughafen Graz-Thalerhof direkt nach Bonn zurückreisen.
Die Wiener Landesregierung schlägt in einer Stellungnahme zum Gesetzentwurf über die Schaffung einer Bundesverwaltungsanwaltschaft vor, dass die Bundesländer verpflichtet werden sollen, entsprechende oder in den Grundzügen gleichwertige Einrichtungen zu schaffen.
Außerdem wird betont, dass diese Landesverwaltungsanwaltschaften für den Bereich der Gemeindeautonomie nicht zuständig sein können.
Die Wiener Landesregierung regt auch künftig hin, die Bezeichnung Volksanwaltschaft für das geplante Gremium zu verwenden.
Italien
Die 45.000 städtischen Bediensteten in Mailand haben heute einen für zwei Tage anberaumten Streik begonnen.
Sie wollen damit ihren Lohnforderungen Nachdruck verleihen.
Folgen des Ausstandes sind, dass die Ämter, Märkte und Friedhöfe geschlossen bleiben.
Der Müll wird nicht abtransportiert, auch bei der Wasserversorgung kommt es zu Schwierigkeiten.
In den Kindergärten bleiben die Kinder ohne Essen.
Da sich auch die Verkehrspolizisten dem Streik angeschlossen haben, ist es bereits in den Morgenstunden zu starken Stauungen gekommen.
Das waren die Meldungen.
Untertitelung des ZDF, 2020
Die Wetterlage.
Mitteleuropa liegt in der Vorderseitenströmung eines Biskaja-Tiefs.
Bei flacher Druckverteilung und labiler Luftschichtung besteht weiterhin hohe Bereitschaft zur Ausbildung lokaler Gewitterzellen.
Die Wetteraussichten bis morgen früh heiter bis wechselnd wolkig.
Über dem Bergland stärkere Quellwolkenentwicklung und am späteren Nachmittag und abends Ausbildung lokaler Gewitter und Regenschauer, Winde aus Südost bis Südwest, Tageshöchsttemperaturen 18 bis 24, Frühtemperaturen 8 bis 15 Grad.
Die Wetteraussichten für morgen, Mittwoch, den 26.
Mai.
Am Morgen stellenweise stärkere Restbewölkung,
nach Nacht gewittern.
Tagsüber vorübergehend Aufheiterung.
In der zweiten Tageshälfte wieder wechselnde Quellbewölkung und Ausbildung lokaler Gewitter.
Winde aus Südost bis Südwest.
Tageshöchsttemperaturen 18 bis 25 Grad.
Die Messwerte von 12 Uhr.
Wien, wolkig, 21 Grad, Nordostwind 5 Kilometer in der Stunde.
Eisenstadt, wolkig, 22 Grad, Südost 10.
Linz, heiter, 18 Grad, Nord 5.
Salzburg, Heiter 18°, Nord 15°.
Innsbruck, Heiter 20°, Südost 30°.
Pregens, stark bewölkt, 16°, West 10°.
Graz, Heiter 23°, Süd 20°.
Und Klagenfurt stark bewölkt, 20 Grad, Südwestwind 15 Kilometer in der Stunde.
Das waren Nachrichten und Wetter.
Es ist jetzt 12.13 Uhr.
Die wohl wichtigste Nachkriegstagung der sozialistischen Internationale, also der sozialdemokratischen Arbeiterparteien in der Welt, hat heute Vormittag in Helsinki begonnen.
150 Delegierte aus 35 sozialdemokratischen Parteien und Organisationen werden drei Tage in der finnischen Hauptstadt beraten.
Alle Einzeichen sprechen dafür und unser Mitarbeiter Günther Grafenberger, der sich nun aus Helsinki meldet, bestätigt es, dass die sozialistische Internationale über Parteifragen hinaus große Weltpolitik diskutieren wird.
Sie klopfte bereits heute Vormittag an die Pforten des Tagungsgebäudes, als mit dem britischen Oppositionsführer Harold Wilson eine allgemeine politische Übersicht gegeben wurde, geprägt von britischem Realismus vor dem Hintergrund eines wachsenden Optimismus in der Weltpolitik und den Aussichten auf Verhaltung des Friedens.
Ihm folgte der Chilene Carlos Morales, der über den schweren Kampf der Arbeiterklasse in den feudalistischen lateinamerikanischen Militärdiktaturen sprach und unterstrich, welch ein Hoffnungsbeginn der Sieg des sozialistischen
damit ganz Südamerika bedeutet.
Heute Nachmittag wird sich das Interesse auf die 73-jährige Golda Meir als Ministerpräsident Israels konzentrieren, die gestern Abend unter einem großen Sicherheitsaufgebot in Helsinki eingetroffen war, sodass es das finnische Empfangskomitee mit dem sozialdemokratischen Parteichef Rafael Pazio ziemlich schwer hatte, zu der weltberühmten Politikerin überhaupt vorzudrängen.
Was Golda Meir heute Nachmittag zu sagen haben wird, dürfte vermutlich eine schwere Anklage gegen die Sowjetunion wegen des Loses der Juden in jenem Lande sein.
Frau Meir hatte ihre Rede vorher an die finnischen Arrangeure eingeschickt und den Bescheid erhalten, dass Finnland nicht der geeignete Boden ist, von hier aus die Sowjetunion anzugreifen.
Golda Meir hatte daraufhin die Finnen gefragt, ob sie ein freies Land seien oder nicht.
Bejagten sie dies, dann werde die Rede so gehalten wie beabsichtigt.
Verneimten sie dies aber, dann werde sie selbst erst gar nicht nach Helsinki kommen und dann sei dies auch nicht der rechte Platz für die Konferenz der Sozialistischen Internationale.
Noch wissen wir Journalisten hier nicht, was die Rede enthält.
Die Arrangeure ließen lediglich mitteilen, Frau Meirs Rede werde nicht wie bei den anderen Delegierten abgezogen und schriftlich verteilt, sondern es gebe nur ein Originalmanuskript und das behalte Frau Meir selbst.
Dass vor allem die zahlreichen sowjetischen Journalisten heute Nachmittag die Ohren spitzen werden, versteht sich von selbst.
Mit ebenso großer Spannung wird morgen die Rede von Bundeskanzler Willy Brandt erwartet, der erst heute Abend mit Herbert Wehner und Bruno Kreisky hier in Helsinki eintrifft, während der Westberliner Bürgermeister Klaus Schütz und die übrigen SPD-Dirigierten bereits hier sind.
Dass die geplanten Reden des schwedischen Außenministers Torsten Nielsen über Vietnam und die des schwedischen Ministerpräsidenten Olof Balme über die dritte Welt kurzfristig abgesagt worden sind,
ist.
Dieser Spannungen will sich vor allem der finnische Außenminister Vainö Läskinen annehmen, hinter den Kulissen und vor ihnen, wenn er morgen spricht.
Über die sozialistische Internationale mit vielen Regierungschefs, Oppositionsführern und Parteipolitiken will er versuchen, nun endlich einen Termin für den Beginn der vom Osten lancierten europäischen Sicherheitskonferenz auszuhandeln, für die sich ja Helsinki als Tagungsort angeboten hat.
Um den Finnen bei diesen Vorbereitungen entgegenzukommen, hatte erst unlängst der sowjetische Parteichef Leonid Brezhnev in einer vielbeachteten Rede in Tbilisi das wiederholt, was Vaino Leskinen bereits Mitte April gesagt hatte, nämlich, dass die sozialistische Internationale nicht länger ihre Aufgabe daran sehen sollte, eine antikommunistische Politik zu vertreten und die Kommunisten überall zu bekämpfen, sondern dass Kommunisten und Sozialdemokraten gemeinsam für Frieden und Sicherheit in der Welt zusammenarbeiten sollten.
Leskinen und Passio wollen erneut versuchen, ihre seit Jahren verfochtene These jetzt zu realisieren, nämlich der sozialdemokratischen Internationale grottgesprochen den antikommunistischen Stachel zu ziehen.
Golda Meir, Harald Hölzson, Willy Brandt, Pietro Nenni, Bruno Kreisky, Dennis Healy, Olof Palme, Tage Erlande, Trüggve Bratteli, Jens Ottokrag und Bruno Pittermann, das sind einige der prominenten Namen hier beim Kongress.
Erst bekämpfte die Internationale den Nationalsozialismus, dann den Kommunismus.
Die finnischen Sozialdemokraten als Gastgeber glauben, dass auch diese Zielsetzung nicht mehr aktuell ist.
Nicht Kampf gegen die Kommunisten, so sagt man hier, sondern Zusammenarbeit mit ihnen.
Soweit der Bericht aus der finnischen Hauptstadt.
In Prag, in der tschechoslowakischen Hauptstadt, begann heute der 14.
Parteitag der KPJ, der Kommunistischen Partei der Tschechoslowakei.
Die Vorbereitungen für diesen Parteitag haben bereits vor Wochen begonnen.
Am 3. und 4.
April fanden in zahlreichen tschechoslowakischen Städten Kreiskonferenzen der Partei statt.
An etlichen dieser Konferenzen nahmen prominente Funktionäre teil, die im Allgemeinen die orthodoxe Auffassung vertraten.
So zum Beispiel ZK-Mitglied und Moskauer Freund Alois Indra, der in Gottwaldorf in seiner Rede über die rechtsgerichteten Kräfte sprach, die 1968 eine Kontrarevolution inszenieren wollten.
Allerdings seien solche Pläne dank der entschlossenen internationalistischen Aktion der Sowjetunion und anderer sozialistischen Länder vereitet worden, sagte Indra.
Die Konferenzen waren meist darauf abgestimmt, die Erfolge der Konsolidierung zu betonen.
Auf den Bezirkskonferenzen, die vom 16. bis zum 18.
April über die Bühne gingen, war nicht immer optimistische Töne zu hören.
So sah sich Karel Capek, Chef der Prager Parteiorganisation und Mitglied des Parteipräsidiums veranlasst, über die ungewöhnlich tiefen Wurzeln zu klagen, die der Rechtsopportunismus in der Struktur der Prager Gesellschaft habe.
Dies sei, so sagte Kappeck, nicht einfach eine ideologische Abweichung, sondern ein komplexes gesellschaftliches Phänomen.
Ähnlich äußerte sich der mittelböhmische Parteichef Václav Hayek.
Nach seiner Ansicht würden die, wie er sie nannte, Organisatoren der Kontrarevolution ihre Niederlage weder vergessen noch vergeben.
In Prag griff am 17.
April Parteichef Hussak in die Debatte ein und übte harte Kritik am tschechoslowakischen Wirtschaftsmanagement.
Zwar sei der neue Fünfjahresplan realistisch, sagte Hussak, doch könne er nur dann erfüllt werden, wenn jedermann Energie und Initiative an den Tag lege und gerade in dieser Beziehung sehe es trübe aus.
Hussak teilte auch mit, dass im vergangenen Jahr rund 40 Prozent der leitenden Angestellten ihre Stellungen verloren haben.
Er wandte sich scharf gegen die Gerüchte, die von Differenzen in der Parteiführung wissen wollten.
Nichts desto weniger gibt es Spekulationen, wonach Hussack Staatspräsident Svoboda ablösen werde.
Hussack teilte jedoch mit, dass er sein Amt als Parteichef gegen alle Konkurrenten verteidigen werde, bis zum Parteitag, auf dem Parteitag und nach dem Parteitag.
Nun, ob das tatsächlich der Fall sein wird, dürfte sich in den nächsten Tagen entscheiden.
Der heute in Prag begonnene Parteitag, der 14. der KPG, nachdem der im August 1968 abgehaltene als ungültig erklärt wurde, bringt vielleicht eine Klärung im Kräfteverhältnis innerhalb der Parteiführung.
Für ausländische Journalisten gibt es eine totale Einreisesperre.
Die Berichterstattung über diesen Parteikongress wird sich also schwer gestalten.
Wir werden uns jedoch bemühen, Sie über die Ereignisse am Parteitag zu informieren.
Für das heutige Mittagsjournal stellte Gustav Herzog die interessantesten Artikel einiger ausländischer Zeitungen zusammen, die sich mit diesem wichtigen Parteikongress nach dem Einmarsch der Warschau-Paktstaaten und nach den durchgeführten Parteisäuberungen sich beschäftigen.
In Anwesenheit des sowjetischen Parteichefs und der Delegierten zahlreicher Brüderparteien in der Kongresshalle des Prager Futschigparks soll heute, so schreibt Angela Nacken in der heutigen Frankfurter Allgemeinen, eine Demonstration der wiedererlangten Einheit der gesäuberten Partei und ihrer festen Bindungen in der kommunistischen Weltbewegung gegeben werden.
Der Kongress beendet offiziell den 1969 eingeleiteten Prozess der Konsolidierung und legt gleichzeitig die Richtlinien für die weitere politische und wirtschaftliche Entwicklung des Landes fest.
In dem Frankfurter Blatt wird berichtet, dass HUSAG den Rechenschaftsbericht über die Entwicklung von Partei und Gesellschaft erstatten wird.
Ministerpräsident Strogal referiert über die Richtlinien der Wirtschaftspolitik in den Jahren 1971 bis 1975.
Mit der Wahl des neuen Zentralkomitees der KPG werde der Kongress voraussichtlich am kommenden Samstag zu Ende gehen.
Über die voraussichtlichen Ergebnisse des Parteitages in Prag schreibt die Frankfurter Allgemeine.
Einschneidende personelle Veränderungen in der Führungsspitze der Partei werden nicht erwartet.
Die Wiederwahl Parteisekretär Hussacks steht nach den vorangegangenen parteiinternen Machtkämpfen und Auseinandersetzungen nun vor dem Kongress außer Frage.
Schien es im vergangenen Herbst und zu Beginn dieses Jahres noch so, als ob sein mittlerer Kurs von den dogmatischen konservativen Kräften in der Partei hart bedrängt sei, so hat sich der Wind seit dem 24.
Kongress der KPDSU und der Bestätigung Brezhnevs in seinem Amt augenfällig gedreht.
Die Prager Korrespondentin der Frankfurter Allgemeinen Zeitung erklärt in ihren weiteren Ausführungen, dass 30,8 Prozent der Delegierten nach Angaben des Parteiorgans Rude Bravo aus den Fabriken kommen.
Die Produktionsarbeiter seien damit stärker vertreten als auf dem 13.
Kongress und doppelt so stark wie auf dem außerordentlichen Kongress 1968.
Von dem kommenden Kongress ist zu erwarten, schließt der Artikel, dass die KPG noch einmal vor den Delegierten der kommunistischen Parteien aus aller Welt die Intervention vom 21.
August rechtfertigen und der Sowjetunion für die internationalistische Hilfe danken wird, ungeachtet der kritischen Einstellung, die die rumänische, italienische und französische kommunistische Partei dazu einnehmen.
Im Münchner Merkur behandelt Bruno Schleppi ebenfalls den Parteitag der KPG.
Der Korrespondent meint, dass die Sowjets bei der Vorbereitung dieses Parteitages Regie geführt haben und Hussack deshalb vor schlimmen Überraschungen gefeit sein dürfte.
Der Bericht des Münchner Merkur schließt, es gilt in Prag als sehr wahrscheinlich, dass der Parteitag auch die Ausarbeitung einer neuen Verfassung beschließt, da die jetzige unter anderem durch die neuen Föderationsgesetze etwas überholt ist.
Die Tschechoslowakei ist das letzte Ostblockland ohne kollektive Staatsführung.
Das war eine Zusammenfassung der interessantesten Artikel einiger Auslandszeitungen zum 14.
Parteitag der KPG.
In Mittenwald in der Republik Deutschland begann heute die Tagung der nuklearen Planungsgruppe der NATO.
Die Konferenz steht im Zeichen der jüngsten amerikanischen und sowjetischen Vorschläge für eine Reduzierung der in Europa stationierten amerikanischen und sowjetischen Truppen.
Bundeskanzler Brandt nimmt an der Tagung nicht teil, fungiert aber als Gastgeber bei einem Essen.
Aus Mittenwald berichtet nun Werner Sonne.
Nach außen entwirkt die Szenerie eher wie ein Betriebsausflug der NATO-Verteidigungsminister, denn als eine Tagung der nuklearen Planungsgruppe des Atlantischen Bündnisses.
Denn während die Minister normalerweise in Hauptstädten wie etwa London, Brüssel, Washington oder Bonn tagen, zogen sie diesmal ins malerische Mittenwald unmittelbar an der Grenze nach Österreich.
Ein herrliches Frühsommerwetter grüßt Sie dem Minister, als Sie heute Morgen mit Ihren schweren Limousinen durch die Alpentälern...
vom Rahmenprogramm dieser Tagung.
Heute Abend wird es einen großen Empfang für die Teilnehmer geben, zu dem der deutsche Verteidigungsminister Helmut Schmidt eingeladen hat.
Und wo zum ersten Mal bei einer NATO-Tagung wird ein internationaler Showstar vor den Verteidigungsministern singen.
Für den abendlichen Empfang wurde die Sängerin Vicky Leandros engagiert, die zusammen mit Kolleginnen vor dem Minister auftreten soll.
Morgen Abend werden die Teilnehmer der NPG-Tagung in München in die Oper gehen.
Auf dem Programm steht die Entführung aus dem Saraj.
Angesichts des bunten Rahmenprogramms vermag man kaum zu glauben, dass dies eine Tagung mit einem ernsten Hintergrund ist.
Aber allein die Bezeichnung nukleare Planungsgruppe zeigt an, dass sich die Minister hier mit wahrlich ernsthaften Themen auseinandersetzen müssen.
Die NPG ist ein Gremium, dem neben den USA, Großbritannien, Italien und der Bundesrepublik Deutschland, die ständige Mitglieder sind, im Wechselverfahren sieben weitere NATO-Staaten angehören.
Die offiziellen Pressesprecher der NATO taten sich bisher allerdings schwer, den zahlreichen Journalisten zu erklären, worum es im Detail während dieser zweitägigen Tagung geht.
Die Tagesordnung ist geheim.
So viel lässt sich freilich sagen.
Die Minister befassen sich mit Rechtlinien für den sogenannten nuklearen Folgeeinsatz in einem Kriegsfall.
Das heißt in der Praxis, während man früher gleich mit dem großen Atomhammer drohte, überlegt man jetzt, ob und wann Atomwaffen eingesetzt werden sollen, wenn es nicht mehr gelingt, einen Angriff mit konventionellen Waffen zu stoppen.
Diese Überlegungen machen deutlich, dass sich die NATO gegenwärtig sehr bemüht, das nukleare Problem differenzierter zu sehen und die Atomdrohung nicht mehr so stark in den Vordergrund zu rücken.
Das ist grundsätzlich nicht neu, aber um das erreichen zu können, bedarf es langwieriger und komplizierter Gespräche zwischen den Politikern und den Militärs der NATO, die heute hier in Mittenwald zusammensitzen.
Hier spielen auch schwierige geografische Probleme eine Rolle.
Allerdings, Beschlüsse sind bei dieser Tagung nicht zu erwarten.
Das gilt auch für die Behandlung der jüngsten sowjetischen Vorschläge bei einer gegenseitigen Truppenreduzierung.
Dieses Thema wird hier, so wurde betont, nur am Rande diskutiert werden.
Konkreteres wird man darüber freilich in den nächsten Wochen erwarten dürfen.
Dann nämlich tagen die NATO-Außenminister in Portugal und man darf gespannt sein, ob von dort nach dem viel zitierten Signal von Tiflis, dass der sowjetische Partei schnell brechen dürfe mit seinen Vorschlagsätzen, nun auch ein Signal
Das war ein Bericht über die NATO-Tagung in Mittenwald.
Einen großen Erfolg konnte die Schiffswerft Korneuburg verbuchen.
Der drittgrößte Auftrag, den die Sowjets jemals an österreichische Unternehmen vergeben haben, wurde jetzt der Schiffswerft erteilt.
Sie erhielt den Auftrag, vier Passagierschiffe für den Einsatz auf der Volga zu bauen.
Der Auftrag hat einen Wert von 563 Millionen Schilling.
Mit dem heute aus Moskau zurückgekehrten Leiter der Werft, Generaldirektor Diplomkaufmann Schwarz, sprach Oskar Wanka.
Für den Strom Wolga sollen vier Passagierschiffe geliefert werden.
Welche Größenordnung, wie viele Bruttoregistertonnen soll ein Schiff haben?
Ja, circa 1500 Bruttoregistertonnen, wenn man das so ausdrücken kann.
Aber es ist circa für 300 Passagiere, also Kabinenplätze und für 900 Ausflugsgäste.
Werden die Schiffe etwa in der gleichen Größenordnung liegen, wie die Donauschiffe, der Sowjets?
Wir haben ja gebaut vor nicht allzu langer Zeit, also voriges Jahr ist das abgeliefert worden, die Dnieper und die Volga.
Und diese Schiffe sind circa 106 Meter lang.
Die neuen Schiffe, die wir für die Volga bauen, sind über
115 Meter, bedeutend breiter und volumsmäßig kann man sagen doppelt so groß, weil sie ein drittes Deck haben.
Diese Schiffe für die Donau mussten ja extrem niedrig gebaut werden wegen der Brückenschwierigkeiten, die sind ja auf der Volga nicht vorhanden.
Hat die Schieling-Aufwertung die Verhandlungen etwa beeinträchtigt?
Denn die Sowjets müssten ja an und für sich jetzt mehr zahlen für den Auftrag.
Ja, das ist richtig.
Das war auch die Schwierigkeit des ganzen Auftrages.
Die Sowjets wollten ja schon lange mit uns auch abschließen und es war eine sehr umfangreiche technische Projektierung notwendig.
Und nun ist es faktisch zu den kommerziellen Abschlussverhandlungen gekommen dieses Auftrages.
und da platzt nun die Schillings-Aufwertung mitten hinein.
Nun, der Nationalbank-Präsident Schmitz befand sich gerade auch zu dem Zeitpunkt in Moskau und mit dem haben wir Kontakt aufgenommen, wie unsere Verhalten diesbezüglich sein sollen, denn auf die Zugehörigen, Sie wissen ja, dass die Sowjets nur in Dollargeschäften abschließen.
Gegen welche Konkurrenz hatte sich die Schiffswerft Korneuburg eigentlich durchzusetzen?
Wie viele Bieter waren vorhanden?
Es waren circa fünf bis sechs Bieter vorhanden, die uns genannt worden sind.
Waren Sie am billigsten oder lagen Sie in der Mitte oder waren Sie das teuerste Unternehmen, das angeboten hat?
Wir waren nicht die billigsten, muss ich sagen, aber die Qualität hat eben uns da hier sehr stark geholfen.
Sie wissen,
die Sowjets schon seit Jahrzehnten, was sie für Schiffe von uns bekommen.
Bis zu welchem Zeitpunkt muss das erste Schiff geliefert sein?
Anfangs 74, Ende 73, Anfangs 74.
Und das letzte Schiff?
Anfangs 75.
Vielen Dank.
Das Gespräch führte Oskar Wanka.
In Wien beschloss gestern Abend der Aufsichtsrat der Erdöleneriegesellschaft, die in Lannach eine zweite österreichische Raffinerie hätte errichten sollen, nach monatelangem Zögern die Raffinerie nicht zu bauen, da sie gegenwärtig nicht wirtschaftlich arbeiten könne.
Damit ist der Stab über ein anfangs erfolgversprechendes Industrieprojekt endgültig gebrochen worden.
Anton Gartner beschäftigt sich im folgenden Kommentar mit den Ursachen für das Scheitern dieses Projekts.
Der gestrige Beschluss des Aufsichtsrates der Erdöl-Raffinerie-Gesellschaft, die Raffinerie Lanach nicht zu bauen, stellt nur einen endgültigen Strich unter ein schon lange gescheitertes Projekt dar.
Als die Pressebetreuer der Gesellschaft Mitte Dezember des letzten Jahres eine Reihe österreichischer Fachjournalisten zu einer Informationsabend baten, hieß es, die Frage, ob Lanach gebaut werde oder nicht, sei noch völlig offen.
Doch davon konnte in diesem Zeitpunkt wohl nicht mehr die Rede sein.
Denn das jahrelange Warten auf die endgültige behördliche Genehmigung hatte die Kostensituation der Raffinerie entscheidend verändert.
Waren ursprünglich Baukosten von 1,4 Milliarden Schilling veranschlagt worden, so musste man bereits zur Jahreswende mit etwa 3 Milliarden Schilling rechnen.
Die ständigen Einsprüche des Vereins »Schützt das Kainachtal« hatte die Erteilung der behördlichen Genehmigungen immer weiter verzögert, sodass man die inzwischen gestiegenen Preise für Raffinerieeinrichtungen nun einkalkulieren musste.
Die an der Gesellschaft beteiligten internationalen Gesellschaften, die in Österreich tätigen Mineralölfirmen und die ÖMV, wollten aber zu dem Gesellschaftsvertrag stehen, obwohl an eine Inbetriebnahme zum geplanten Zeitpunkt Anfang 1973 wohl nicht mehr gedacht werden konnte.
Mitte Dezember beschloss der Aufsichtsrat der ÖMV nun, die Kapazität der Raffinerie Schwechart von gegenwärtig 7,5 Millionen Jahrestonnen auf 11 Millionen Jahrestonnen aufzustocken.
Damit scheint aber nicht nur der österreichische Bedarf an Mineralölprodukten auf zumindest fünf Jahre gesichert zu sein, sondern auch die Adria-Wien-Pipeline, die das Rohöl transportiert, in ihrer Kapazität voll ausgenutzt.
Die Vertreter aller Gesellschafter der ERG sprachen sich in der Folge gegen den Bau von Lanach in der ursprünglich vorgesehenen Form aus.
Genau das beschloss aber gestern auch der Aufsichtsrat der Gesellschaft.
Offen bleibt die Frage, was nun weiter geschehen wird.
Nach wie vor ist die Zunahme des Verbrauchs von Ölprodukten enorm.
Es scheint also unwahrscheinlich, dass Schwächert für immer die einzige Raffinerie Österreichs bleiben wird.
Der Vorschlag des Shell-Generaldirektors Dr. Mieling, die Kapazität der Raffinerie Lanach auf drei bis vier Millionen Jahrestonnen zu erhöhen und einen Teil der Produktion in die angrenzenden Oststaaten zu exportieren, ist jedenfalls eingeschlafen.
Die Gesellschaft bleibt aber in der bisherigen Form bestehen.
Das heißt, sie besitzt die mühsam erkämpften Konzessionen und natürlich die Grundstücke.
Bisher wurden rund 150 Millionen Schilling in Lanach investiert.
All diese Vermögenswerte bleiben im Besitz der Gesellschaft.
Wie lange die Gesellschaft weiter bestehen wird, ist allerdings nicht geklärt worden.
Handelsminister Dr. Staribacher hat vor nicht allzu langer Zeit die österreichischen Mineralölfirmen aufgefordert, einen Energieplan zu erstellen, anhand dessen die Wirtschaftlichkeit einer zweiten Raffinerie überprüft werden sollte.
Die Studiengruppe, die diesen Plan bearbeiten sollte, ist allerdings noch nicht einmal formiert worden.
Studiert wird allerdings gegenwärtig das Projekt einer Produktenpipeline von Schwächert in den Linzer Raum.
Eine derartige Leitung wäre nach Aussage der ÖMV bei einer Kapazität von etwa 4,5 Millionen Tonnen rentabel und würde in einem Strang Treibstoffe und Ofenöl, in einem zweiten Strang Heizöle transportieren.
Der Bau dieser Pipeline würde etwa 1,1 Milliarden Schilling kosten.
Allerdings müsste eine derartige Anlage bis spätestens Mitte 1974 betriebsfähig sein, da zu diesem Zeitpunkt die Raffinerie Schwechert voll ausgebaut sein wird.
In Lanach steht aber, wie bestellt und nicht abgeholt, einsam auf einer Wiese der Anschluss an die Adria-Win-Pipeline, verwaltet von einer Gesellschaft, die ihre Tätigkeit in Zukunft wohl darauf beschränken wird, die umliegenden Gründe als Weideland zu verpachten.
Die Schützer des Kainachtals sind also endgültig sicher geblieben.
Ob das allerdings für die österreichische Energieversorgung von Vorteil ist, sei zumindest in Frage gestellt.
Das war ein Beitrag von Ann Gattner und wir kommen nun um 12.35 Uhr zur Inlandspresse-Show.
Der Konflikt zwischen Verteidigungsminister Lüttgendorf und der jungen SPÖ steht heute im Mittelpunkt der Berichterstattung.
Die Tageszeitungen widmen der Kontroverse in Kommentaren und Klossen breiten Raum.
Mehrere Blätter beschäftigen sich darüber hinaus auch mit dem gegenwärtigen Stand der Bundesheerreform sowie mit dem Arbeiter- und Angestelltenbund der ÖVP.
Hören Sie einige Auszüge, zusammengestellt von Johannes Fischer.
Auf der ersten Seite schreiben heute die Oberösterreichischen Nachrichten über die Auseinandersetzung zwischen Verteidigungsminister Lüttgendorff und der jungen Generation in der SPÖ im Aufmachertitel.
Lüttgendorff treibt die SP zur Weißglut, Kreisky im Ministerpech.
Das Blatt meint, immer drastischer zeigt sich, dass Verteidigungsminister Lütgendorf mit seinen Erklärungen vor dem Salzburger Kameradschaftsbund eine tiefe Kluft innerhalb der SP auf Riss.
Im SP-Lager gärt es, trotz der Beschwichtigung durch Bundeskanzler Kreisky, derart, dass Lütgendorfs Stellung in der Regierung bedroht aussieht.
Die SP-Jugend ritt gestern offen die schwerste Attacke.
Als erste Folge könnten neue Schwierigkeiten um die Wehrreform eintreten.
In einer scharfen Glosse kommentiert auch Helmut Gries in der sozialistischen Grazer Neuen Zeit die Äußerungen des Verteidigungsministers und meint unter anderem, Lüttgendorff habe den Kameradschaftsbund rechts überholt.
Wörtlich heißt es
Ludgendorff, der sich vor Tagen an den Kameradschaftsbund mit der Aufforderung angebiedert hatte, gemeinsam mit ihm nicht zuzusehen, wie geistig verblendete und aus dem Ausland gesteuerte Anarchisten den inneren Frieden in unserem Land zu zerstören versuchen und weiterhin für den gesetzlichen Wehrdienst zu sorgen, bekam von Kameradschaftsbundpräsident Jauss zum Wochenende eine deutliche Abfuhr.
Der Kameradschaftsbund habe sich schon lange gegen die militärische und für die gewaltlose Verteidigung entschieden.
Kameradschaftsbündler, das sind, zumindest nach den Worten ihres Präsidenten, also Männer, die zwar sonntags mit umgehängten Orten ihrer toten Kameraden gedenken, denen aber werktags etwas Besseres einfällt, als Krieg zu spielen.
Abschließend, meint Helmut Gries, Lütgendorff sollte dem Kameradschaftsbund beitreten und fleißig dessen Schulungen besuchen.
Da könnte er eine Menge dazu lernen.
Soweit Pressestimmen zu den Äußerungen des Verteidigungsministers und zum Konflikt Lütgendorffs mit der SPÖ.
In der Grazer Kleinen Zeitung wird noch einmal die Wahl des Ex-Unterrichtsministers Dr. Mock zum ÖAAB-Bundesobmann aufgerollt, wobei das Blatt die Ansicht vertritt, die Abgeordneten hätten in St.
Pölten die innerparteiliche Demokratie missachtet und seien auf das Niveau eines Marionettentheaters herabgesunken.
Wörtlich heißt es,
Die Delegierten wussten offenbar gar nicht, worüber sie abstimmten.
Und sie werden daher daheim bei ihren Mitgliedern und Wählern auch nicht begründen können, warum sie dafür stimmten.
Der Entscheidungsprozess wurde nicht transparent gemacht.
Der ÖAAB ist nicht die einzige Parteikirche Österreichs.
Er ist aber, in Sankt Pölten wurde das deutlich, zurzeit eine der grauslichen.
Die Glosse schließt mit dem Satz, am Beispiel des ÖAAB wird bewiesen, die Demokratisierung Österreichs muss bei den Parteien und ihren Bünden beginnen.
In der Wochenpresse geht Chefredakteur Hubert Feichtelbauer ebenfalls auf die Vorgänge rund um die Wahl des ÖAAB-Bundesobmanns ein und meint, Ex-Verteidigungsminister Dr. Prada habe den gesamten Bundestag an der Nase herumgeführt.
Prada sei als Taktiker ungleich größer und besser gewesen als Alfred Maleta.
Feichtelbauer stellt dann die Frage, ob es der ÖVP mit dem neuen ÖAAB-Chef Mock gelingen werde, Vertrauen in der Öffentlichkeit zurückzugewinnen und schreibt abschließend,
Zweifel bestehen zwar, aber die Chancen sind größer.
Wenn es Mock gelingt, sie zu nutzen, wird die Vorgeschichte seiner Bundesobmannwahl in einem halben Jahr vergessen sein.
Dass an ihm mehr dran ist als nur ein Fernsehgesicht, darf heute schon als unbestritten gelten.
Nicht zuletzt am ÖAAB wird es liegen, ob sich die Gesamtpartei von ihrer unseligen Vergangenheitstaktik des versuchten Einbruchs in FPÖ-Kernwählerschichten endlich löst und dem gezielt ausholenden Angriff dort führt, wo er programmatisch möglich und politisch sinnvoll ist, bei den nicht-marxistischen Kreis-Ki-Wählern.
Diese weniger durch Worte als durch Taten der ÖVP zurückzugewinnen wird nicht leicht, den anderen Bünden aber noch schwerer möglich sein.
Das war die Inlandspresse Show.
Eine Zeitansage, es ist jetzt 12.40 Uhr.
Je mehr die Wissenschaftler den Mond bildlich gesprochen in den Griff bekommen, desto mehr entschwindet er für den Laien.
Das ist der Eindruck, den unser USA-Korrespondent Rudolf Stoiber beim gestrigen wissenschaftlichen Pressegespräch über die Hintergründe
des bevorstehenden Apollo 15 Fluges am 26.
Juli gewonnen hat.
Und das ist zugleich das Dilemma der amerikanischen Raumfahrtbehörde, in deren Washingtoner Hauptquartier sich das Gespräch abspielte.
Je erfolgreicher die Apollo-Unternehmen wissenschaftlich werden, desto schwieriger lassen sie sich für die breite Öffentlichkeit darstellen.
Mit den Journalisten sprach der Programmdirektor für die Apollo-Flüge Dr. Rocco Petrone und der künftige Pilot der Apollo-15-Kapsel All Warden.
Nach ihren Angaben wird Apollo 15 eines der wichtigsten wissenschaftlichen Experimente darstellen, das die Menschheit je unternahm.
Das Raumschiff ist größer, schwerer und teurer als jedes der bisherigen.
Die Entwicklungskosten, nicht mit eingerechnet, also nur in der reinen Herstellung,
kostet Apollo 15 um 45 Millionen Dollar, also über eine Milliarde Schilling mehr als Apollo 14.
Das Mehrgewicht beträgt 2500 Kilogramm.
Der Rover oder der Mondschiff, auf dem die beiden Mondbegehr Kommandeur David Scott
und Mondkapselpilot James Irving sich siebeneinhalb Kilometer vom Landeplatz entfernen werden, ist an sich die markanteste und vielleicht einleuchtendste Neuerung gegenüber der bisherigen Ausstattung für die Mond-Expeditionen.
Weiters, der Aufenthalt, der für Apollo 15 vorgesehen ist, ist der bisher längste auf der Mondoberfläche.
Insgesamt werden diesmal drei Arbeitsperioden eingeschaltet, zwei mit sieben und eine mit sechs Stunden.
Jeder der beiden Astronauten arbeitet also 20 Stunden auf dem Mond.
Zu den drei Arbeitsperioden auf dem Mond kommen diesmal noch zusätzlich zwei weitere Zeitspannen, in denen sich ein oder der andere Astronaut außerhalb des Raumschiffes aufhält.
Kommandeur Scott wird eineinhalb Stunden nach der Mondlandung seinen Oberkörper und den Kopf natürlich durch die Luke der Landekapsel stecken, und zwar durch die Luke, die normalerweise zum Kuppelungskanal führt.
Er wird dabei eine halbe Stunde lang fotografieren und das umliegende Mondgelände beschreiben.
Und die zweite zusätzliche Arbeitsperiode außerhalb des Raumschiffes, in der Reihenfolge ist es die fünfte, wird sich am Heimflug abspielen.
An diesem Punkt wird Kommando Kapselpilot A worden, sozusagen aus dem Raumschiff aussteigen und aus dem Behälter des Service Teils, in dem sich bei Apollo 15 zum ersten Mal ein ganzes Sortiment wissenschaftliche Instrumente und ein Vier-Kamera-System befinden, die Kassette mit den belichteten Filmen ausbauen und in das Raumschiff holen.
Die Bilder werden diesmal nicht nur mit Telemetrie übertragen, sondern das Filmmaterial wird zum ersten Mal im vollen Umfang mit nach Hause gebracht.
Dazu kommen neue geologisch-chemische Experimente aus der Mondkreisbahn und ein wissenschaftlicher Sub-Satellit, der von Apollo 15 aus in eine Mondkreisbahn geschossen wird.
Und natürlich die Experimente auf der Mondoberfläche selbst.
die wir schon von den früheren Flügen kennen.
Zusammenfassend kann man vielleicht sagen, um sich ein Bild vom Umfang dieses wissenschaftlichen Gesamtexperiments zu machen, dass bei Apollo 15 mithilfe des neuen Kamerasystems acht Prozent der gesamten Mondoberfläche fotografiert und 16 mithilfe von Strahlenempfängern biologisch chemisch erfasst werden.
Die Entdeckung des Mondes ist vorbei und die Vermessung hat begonnen.
Das war ein Bericht von Ruth Tauber aus Washington.
In Südamerika werden gegenwärtig fünf Menschen in den Ländern des Rio de la Plata von Terroristen festgehalten.
Vier in Uruguay und einer in Argentinien.
Das vorläufig letzte Opfer der Entführer war am Wochenende der britische Honorarkonsul in Rosario, Argentinien, Stanley Sylvester.
der vor seinem Wohnhaus entführt wurde, als er in seine Garage ging, um Brot einkaufen zu fahren.
Die Problematik des Kampfes der Regierungen gegen die Organisationen der Entführer behandelt unser Korrespondent Fritz Kalmer in einem Direktbericht aus Montevideo.
In einem Kommuniqué zeigte das trotskistische ERP, Abkürzung für Revolutionäre Volksarmee, eine der verschiedenen Terrorgruppen Argentiniens,
dass es den Geschäftsführer des Schlachthauses Schwift und britischen Honorarkonsul Stanley Sylvester verhaftet und zur Verfügung der Volksjustiz gestellt habe.
Zum Beweis war der Personalausweis des Entführten beigefügt.
Ob Mr. Sylvester entführt wurde, weil er ehrenamtlicher britischer Konsul ist, kann nicht sicher gesagt werden.
Da die Terroristen davon sprechen, ihn der Volksjustiz zuzuführen, ist eher anzunehmen, dass sie ihm in seiner Eigenschaft als Geschäftsführer von Swift in Rosario etwas vorwerfen, denn diese Firma war durch verschiedene Umstände in Schwierigkeiten geraten und hat ihren Personalstand von 6.000 auf 2.000 Arbeiter reduzieren müssen, was für die suspendierten 4.000 eine unangenehme Situation schuf.
Die gesamte Polizei von Rosario, verstärkt durch Militär, ist für eine enorme Suchaktion eingesetzt worden.
Aus Buenos Aires wurden 500 motorisierte Polizisten und vier Hubschrauber zur Hilfe geschickt.
Bisher wurden vier Personen verhaftet, darunter ein ehemaliger Arbeiter von Swift, den der Konsul, um ihm während der Arbeitslosigkeit zu helfen, beim Golfspiel als Caddy beschäftigte.
Völliges Schweigen herrscht in Uruguay, wo sich vier Menschen in Gewalt der Terroristen befinden.
Am längsten der britische Botschafter Jeffrey Jackson, der seit 8.
Jänner gefangen ist.
Er wurde in dieser Zeit von einem Reporter besucht und jetzt heißt es, dass er ein zweites Interview gegeben hat und zwar einer Journalistin, die auch für das uruguayische linksradikale intellektuellen Blatt Marcha streitet.
Angeblich soll er 60 Fragen beantwortet haben, doch wurde das Interview bisher nicht publiziert.
Von dem Präsidenten des Elektrizitätswerkes, Dr. Pereira Riverbel, hieß es, dass er zu lebenslänglichem Gefängnis verurteilt wurde, doch herrschen über die Echtheit des betreffenden Kommunikationsterroristen noch Zweifel.
Keine Nachrichten liegen über den Kaufmann Ricardo Perez.
und über den vor wenigen Tagen entführten ehemaligen Landwirtschaftsminister Dr. Carlos Frick-Devi vor.
Hinsichtlich des letzten spekulieren Gerüchte, denen zufolge er nicht mehr am Leben ist.
Er hat sich bei der Entführung erbittert gewehrt, sein Auto fuhr gegen einen Baum.
Verwundet und blutend wurde er bewusstlos geschlagen.
Man will von einem Kommuniqué wissen, dem zufolge er von seinen Entführern
zum Tode verurteilt wurde.
Das ist nicht sehr glaubwürdig, da ihm nichts vorgeworfen wird, was so eine Strafe rechtfertigen könnte.
Eher kann sein, dass er seine Verletzungen erlegen ist.
Jedenfalls ist das Schweigen über das Schicksal der Gefangenen höchst beunruhigend.
Das war ein Bericht von Fritz Kalmas, Südamerika.
Das war's.
Es ist jetzt 12.49 Uhr und wir beginnen das Kulturmagazin.
Im Wiener Festwochenzyklus Theater der offenen Form im Theater an der Wien tritt heute zum ersten Mal das Breslauer Pantominentheater auf und zwar mit dem dreiteiligen Programm Das Kleid, Das Labyrinth und Gilgamesch.
Übermorgen zeigt das Wroclawski Teatro Pantomimi Fausts Höllenfahrt.
Für Libretto und Choreografie aller vier Stücke zeichnet Henrik Tomaszewski verantwortlich, der nicht nur in Polen, sondern zum Beispiel auch in Skandinavien als Regisseur moderner Theaterstücke Aufsehen erregt hat.
Mit Henrik Tomaszewski unterhielt sich Heidi Grundmann.
Sie stellen in Wien bei den Wiener Festwochen vier verschiedene Stücke vor, Herr Tomaszewski.
Wollen Sie damit einen einheitlichen Stil Ihrer Gruppe demonstrieren oder die verschiedensten Möglichkeiten von Pantomime?
Gerade das Zweite, was Sie eben sagten, also wir versuchen in verschiedenen Stilarten zu arbeiten und ich ziehe verschiedene Techniken und auch wie Sie sehen auch aus dem Programm verschiedene Themen aus.
Wir zeigen hier in Wien zwei Programme, Labyrinth ohne Handlung
eine Pantomime, die vielleicht nur aus einem Raumgefühl entstehen soll und die bei dem Zuschauer ganz individuelle Assoziationen herausrufen soll.
Im zweiten Programm zeigen wir unseren Faust, eine unserer letzten Sachen, die wir gemacht haben.
Es ist natürlich
unsere Vision von Faust, also es ist vielleicht das Faustische, wie wir uns das vielleicht hier vorstellen, nicht direkt nach Goethe oder Marlowe, denn also wir springen da direkt von einer Commedia dell'arte in eine ganz romantische Art der Pantomime, dann wieder in eine sehr, würde ich sagen, fast surreale Momente, so wie es mir schien, dass Thema nun eben die Möglichkeiten gibt.
Sie selbst kommen, soviel ich weiß, vom Ballett und auch vom Theater und von der Oper.
Scheint Ihnen die Pantomime ein besonders glückliches Medium für die Synthese verschiedener Ausdrucksformen des Theaters, des Balletts und der Oper?
Also Oper vielleicht ist natürlich eine andere Art, aber das Ballett, oder wollen wir sagen vielleicht das moderne Tanztheater, ist mir natürlich auch in einer gewissen Art, steht mir ziemlich nah, die rein klassischen Mitteln der Pantomime, so wie sie die großen Interpretäten in der Soloproduktion zeigen meistens.
sind doch ziemlich eng im Thema beschränkt.
Mich interessiert eben auch die Arbeit mit Schauspielern oder mit Sängern.
Ich denke, dass die Mittel der Pantomime für einige Schauspielstücke und auch für moderne Opern auch eine sehr große Möglichkeit geben, eben das Werk ganz anders zu zeigen.
Und das habe ich eben auch versucht, auch in Polen, aber auch im Ausland, in verschiedenen Theatern zu tun.
Besteht irgendeine Hoffnung, dass Sie auch einmal in Wien oder in Österreich überhaupt eine Inszenierung machen werden?
Ja, vielleicht entstehen hier Möglichkeiten, gerade durch unser heutiges Gastspiel hier in Wien.
Das Gespräch führte Heidi Grundmann.
Bundespräsident Franz Jonas wird übermorgen in der Dominikanerkirche in Krems die Ausstellung 1000 Jahre Kunst in Krems eröffnen.
Mit dieser Ausstellung wird zum ersten Mal im deutschen Sprachraum der Versuch unternommen, ein Jahrtausend der kulturellen Entwicklung einer Stadt darzustellen.
Die Ausstellung wird im Kremser Dominikaner Kloster gezeigt werden.
Dieses Kloster wurde von Josef II.
aufgehoben und hatte seither ein wechselvolles Schicksal durchzumachen.
Eine Knopffabrik, ein Getreidespeicher, die Feuerwehrzentrale, ein Theater und ein Kino waren in der Kirche untergebracht.
In den letzten Jahren konnte der ganze Klosterkomplex restauriert werden.
Ernst Exner sprach mit dem Organisator der Ausstellung, Universitätsdozent Dr. Harry Kühnel.
Herr Dozent Dr. Kühnel, Sie haben die Ausstellung 1000 Jahre Kunst in Krems in jahrelanger Arbeit vorbereitet.
Sie waren auch verantwortlich für die beiden vorangegangenen großen Ausstellungen Romanische Kunst in Österreich und Gotik in Österreich.
Inwieweit ist die diesjährige Ausstellung als Fortsetzung zu betrachten?
Die diesjährige Ausstellung ist insofern als Fortsetzung zu betrachten, als wir bemüht sind, im großen Stil einen Überblick zu geben über die Kunst und Kultur einer traditionsreichen österreichischen Stadt.
Und ich darf mit Freude darauf hinweisen, dass die Anmeldungen des In- und Auslandes so bedeutend sind, dass wir mit einem
ähnlichen Resultat und mit einer gleichen Resonanz wie bei den vorausgegangenen Expositionen rechnen dürfen.
Herr Dozent, die beiden vorangegangenen Ausstellungen fanden in der Minoritenkirche in Stein statt.
Nun haben Sie in der Dominikanerkirche in Krems einen fast noch großartigeren Ausstellungsraum, nicht?
Dieser Ausstellungsraum wird mit der diesjährigen Exposition eröffnet, steht aber dann dem Historischen Museum und dem Weinbaumuseum zur Verfügung.
Das heißt, wir schaffen dort ein sogenanntes Kirchenmuseum.
Die Minoritenkirche hingegen ist weiterhin als Ausstellungsraum gedacht.
Wie sollen nun die 1000 Jahre Kunst dieser Stadt in der Ausstellung präsentiert werden?
Im Kirchenraum wird vor allem die bildende Kunst gezeigt mit dem Schwerpunkt in der mittelalterlichen und in der Barockzeit.
Die übrigen Räumlichkeiten des Musters sind einzelnen Sachgebieten vorbehalten.
Ich betone im Besonderen die Architektur.
die Waffen, Glocken, das Mobiliar, das Thema Wein und Kunst und viele andere Sachgebiete.
Insgesamt kommen 28 zur Darstellung.
Sie haben anlässlich dieser Ausstellung wieder einen Katalog aufgelegt, der durchaus als Handbuch der Stadt Krems angesehen werden kann.
Wir waren bemüht, alle wissenschaftlichen Aspekte zu berücksichtigen, vom städtebaulichen über das wirtschaftliche und soziale Moment, denn nur in diesem Zusammenhang ist die Kunst und Kultur dieser Stadt zu verstehen.
Eine Stadt, die heute zu einer
mittleren Typus Österreichs gehört, die aber eine ungeheure Tradition aufzuweisen hat und es ist tatsächlich ein Handbuch der Kunst und Kultur dieser Stadt geworden.
Man hat bisher im deutschen Sprachraum noch nie den Versuch unternommen, 1000 Jahre Kunst einer Stadt darzustellen.
Glauben Sie, dass so gesehen Ihr Versuch ein Wagnis war?
Es ist ein Wagnis einerseits, auf der anderen Seite aber auch ein sehr aktuelles Thema, da wir doch in einer zunehmenden Phase der Versteterung des Lebens existieren und die wissenschaftliche Forschung die Aufgabe hat, sich auch dieser Seite zuzuwenden.
Vielen Dank, Herr Dozent.
Und nach diesem Kulturbeitrag zum Abschluss noch die neuesten Meldungen.
Österreich.
Pfingstreisen in die Tschechoslowakei sollen möglich sein.
Wie die CSSR-Gesandschaft in Wien heute dem ÖAMDC mitgeteilt hat, wird das derzeitige Einreiseverbot am Pfingstsonntag 6 Uhr aufgehoben.
Tschechoslowakei.
KP-Chef Hussak hat heute unmittelbar nach Eröffnung des 14.
Parteitages der KPG in Prag für die Intervention der Warschauer Pakt-Truppen im August 1968 gedankt.
Er erklärte, die Maßnahme habe das Leben tausender Menschen gerettet.
Sowjetunion.
Der sowjetische Staatschef Podgorny ist heute Mittag zu seinem privaten Besuch in Kairo von Moskau abgeflogen.
Das meldete die sowjetische Nachrichtenagentur TASS.
Berlin.
Die Botschafter der vier Großmächte sind heute im ehemaligen alliierten Kontrollratsgebäude in West-Berlin zu ihrem zwanzigsten Treffen zusammengekommen.
Die Berlin-Gespräche stehen diesmal unter dem Vorsitz des sowjetischen Botschafters in der DDR, Abrasimow.
Italien.
Die Gefahr für das sizilianische Dorf Fornazzo am Südosthang des Vulkans Etna hat sich heute erhöht.
Der Lavastrom befindet sich nur noch 250 Meter vom Ortsrand entfernt.
Indokina.
Ein Hubschrauber mit zwei kommandierenden Generälen der Vereinigten Staaten an Bord ist heute vom Vietcong über dem Mekong-Delta abgeschossen worden.
Die beiden Militärs blieben unverletzt.
Bundesrepublik Deutschland.
Außenminister Scheel erklärte heute bei seiner Eröffnungsrede der Internationalen Bankierskonferenz in München, das Zahlungsbilanzdefizit der Vereinigten Staaten müsse nicht notwendigerweise auch die Weltwährungsordnung gefährden.
Scheel räumte jedoch ein, dass sich die wirtschaftliche Lage in den USA unvermeidlich auch auf Europa auswirke.
Frankreich
Der Prototyp des von Frankreich und Großbritannien gemeinsam projektierten Überschallverkehrsflugzeuges Concorde hat heute seinen ersten Auslandsflug absolviert.
Die Maschine benötigte für die 4500 Kilometer lange Strecke von Toulouse nach Dakar in Senegal knapp drei Stunden.
Sowjetunion.
Der Prozess gegen vier lettische Juden, die sich wegen staatsfeindlicher Betätigung zu verantworten haben, wird heute in Riga fortgesetzt.
Einer der Angeklagten, der 25-jährige Ingenieur Boris Mafzer, erklärte inzwischen, die Gruppe habe verleumderische Meldungen verbreitet und Fragebögen an Juden in der ganzen Sowjetunion ausgesandt, um Fälle von Diskriminierung festzustellen.
Schweden.
Verteidigungsminister Andersson wird sich von 1. bis zum 7.
Juni zu einem offiziellen Besuch in der UdSSR aufhalten.
Er erwidert damit die Visite seines sowjetischen Amtskollegen Gretschko, der im Herbst vergangenen Jahres in Stockholm weilte.
Österreich
Zwei Mitglieder der indonesischen Regierung, Außenminister Malik und der Handelsminister, werden zu einem Treffen der indonesischen Botschafter und Gesetzträger in Westeuropa, Osteuropa und im Nahen Osten nach Wien kommen.
Das Treffen findet von 27. bis 29.
Mai statt.
Damit, meine Damen und Herren, ist das Mittagsjournal geschlossen.
Unsere nächste Informationssendung, das Abendjournal, hören Sie um 18.45 Uhr auf österreich1.