Mittagsjournal 1971.06.30

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    Rechtliches

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    KI-generiertes Transkript

    mit Aktionar.
    Guten Tag meine Damen und Herren, es ist jetzt 12 Uhr am Mikrofon Frank Roca.
    Im Mittelpunkt unserer heutigen Mittagsinformation steht die Berichterstattung über die Sojus-Katastrophe, über die wir bereits im Morgenjournal ausführlich berichtet haben.
    Wir erwarten dazu einen Bericht aus der sowjetischen Hauptstadt, falls die Leitung mit Moskau zustande kommt, aber wir haben auch die neuesten Meldungen zusammengefasst über den Tod der drei sowjetischen Kosmonauten Dobrovolski, Volkov und Bazaev.
    Ein Beitrag beschäftigt sich, da zur Zeit über die Ursache offiziell noch nichts bekannt ist, mit den möglichen Ursachen und mit den Auswirkungen dieser Katastrophe auf die Raumfahrt.
    Diese Beiträge bringen wir gleich nach den Nachrichten.
    Weitere Auslandsberichte beschäftigen sich mit der Tagung des Zentralkomitees der KPG und mit dem Rücktritt des schwedischen Außenministers Nielsen.
    Aus New York erwarten wir einen Bericht über die Ereignisse im amerikanischen Senat,
    wo gestern Abend der demokratische Senator Gravel mit der Verlesung Vietnam-Geheimdokumente begann.
    Unsere Inlandsbeiträge, ein Bericht über die Vormittagssitzung des Nationalrates, die Inlandspresseschau und ein Beitrag unserer Wirtschaftsredaktion, der sich mit den neuen Preisen und Bezüge, die morgen in Kraft treten, beschäftigt.
    Zu Beginn Nachrichten und Wetter, gelesen von Wolfgang Riemerschmidt.
    Sowjetunion.
    Einen tragischen Ausgang nahm in der vergangenen Nacht der bisher längste Raumflug der Geschichte.
    Die drei Kosmonauten Dobrovolski, Volkov und Pasaev wurden nach der Landung der Soyuz-11-Kapsel im vorgesehenen Zielgebiet von einer Bergungsmannschaft leblos in ihren Sitzen vorgefunden.
    Radio Moskau brachte die erste Nachricht vom Tod der Kosmonauten in den frühen Morgenstunden und setzte sein Programm mit Trauermusik fort.
    Die sowjetische Nachrichtenagentur TASS meldete, dass die Trennung des Raumschiffes Soyuz 11 von der Orbitalstation Salyut planmäßig vor sich ging.
    Um 23.35 Uhr mitteleuropäischer Zeit wurden die Bremseinrichtungen eingeschaltet, die die vorberechnete Zeit arbeiteten.
    Beim Eintritt in die Erdatmosphäre fiel, wie gewöhnlich, der Funkkontakt zur Bodenstation aus.
    Die Meldung schließt mit einer Würdigung der Arbeit der drei Kosmonauten.
    Dobrovolski, Volkov und Pasaev, heißt es, hätten einen gewaltigen Beitrag zur Entwicklung bemannter Orbitalflüge geleistet.
    USA, Europa.
    Die Nachricht vom Tod der drei Soyuz-11-Kosmonauten hat in aller Welt Bestürzung ausgelöst.
    Der stellvertretende Direktor der amerikanischen Raumfahrtbehörde, NASA, Low, und der Leiter des britischen Observatoriums, General Banks, Lovell, haben den Familien der Kosmonauten ihr Beileid ausgesprochen.
    Im Raumfahrtzentrum Houston in Texas erklärte der Leiter der Zentrale, Gilruth, die Meldung vom tragischen Ende der bisher so erfolgreichen Salute-Soyuz-Mission sei eine traurige Nachricht für alle.
    Die Frage, was den Tod der Kosmonauten verursacht haben könnte, beschäftigt die Experten in aller Welt.
    Aus dem Bericht der sowjetischen Nachrichtenagentur TASS lässt sich lediglich entnehmen, dass der Tod in den gefahrvollen Minuten zwischen dem Eintritt in die Erdatmosphäre und dem Augenblick eingetreten sein muss, als die Raumkapsel nach der Landung von der Bergungsmannschaft geöffnet wurde.
    Die genaue Unglücksursache wurde von sowjetischer Seite bisher nicht mitgeteilt.
    Es ist damit zu rechnen, dass geraume Zeit vergehen wird, bis Moskau sie bekannt gibt.
    Der Direktor des Instituts für Weltraumforschung der Sternwarte Bochum, Kaminsky, nennt zwei Möglichkeiten.
    Durch den langen Aufenthalt in der Schwerelosigkeit waren die Kosmonauten so geschwächt, dass sie physisch der Belastung beim Wiedereintritt in den schweren Bereich der Erde nicht gewachsen waren.
    Für wahrscheinlicher hält es Kaminsky, dass das Versorgungssystem des Raumschiffes kurzzeitig ausfiel und der Tod durch Ersticken eintrat.
    Der Leiter des französischen Instituts für Raumfahrtmedizin, Violette, nimmt ein Herz- und Kreislaufversagen bei den Kosmonauten an.
    Der Kommentator von Radio Budapest vertrat die Auffassung, der Tod der drei Kosmonauten könnte die Sowjetunion zu einer Änderung ihres Raumfahrtprogramms zwingen.
    Britische Wissenschaftler, unter anderem der Vizepräsident der britischen Astronomischen Gesellschaft, Moore, sind der Ansicht, dass durch den noch ungeklärten Tod die Zukunft der bemannten Weltraumforschung überhaupt infrage gestellt werden könnte.
    Österreich.
    Bundespräsident Jonas hat den sowjetischen Staatschef Podgorny ein Beileidstelegramm übersandt.
    In der Depeche bringt das österreichische Staatsoberhaupt seine Anteilnahme am Tod der Kosmonauten zum Ausdruck und würdigt deren Leistungen.
    USA.
    Wissenschaftler des Instituts für Strahlenantrieb in Pasadena, in Kalifornien, haben die Befürchtung geäußert, die amerikanische Mars-Sonde Mariner 9 werde möglicherweise nicht in der Lage sein, ihr wissenschaftliches Programm vollständig zu erfüllen.
    Man argumentiert damit, dass die 990 Kilogramm schwere Sonde, die am 30.
    Mai gestartet wurde, mehr Treibstoff während ihres Fluges benötigt als vorgesehen war.
    Der gesteigerte Treibstoffverbrauch wird auf einen Konstruktionsfehler in der Elektronik der Sonde zurückgeführt.
    Südvietnam Staatspräsident Thieu ist davon überzeugt, dass das Schicksal Vietnams 1973 in einer letzten großen Schlacht zwischen Nord und Süd unterschieden wird.
    In einer Rede vor Absolventen einer Offiziersschule erklärte Thieu, dieser Kampf werde erst nach dem Abzug der amerikanischen Truppen stattfinden.
    Er vertraut weiters die Auffassung, dass die südvietnamesischen Streitkräfte sich ohne amerikanische Unterstützung nicht halten könnten.
    USA.
    Die amerikanische Zeitung The Christian Science Monitor veröffentlicht heute einen Bericht, aus dem hervorgeht, dass die Vereinigten Staaten im Winter 1945-46 acht direkte Appelle Ho Chi Minhs um Hilfe unbeantwortet ließen.
    Wie es in dem Artikel heißt, hätte Ho Chi Minh um die Intervention der USA gegen die Wiederherstellung der französischen Kolonialherrschaft in Indokina ersucht, als nach Beendigung des Zweiten Weltkrieges Guerillakämpfe mit zurückgekehrten französischen Truppen ausgebrochen waren.
    Nordvietnam soll bereits mehr als ein Jahr vor der Entscheidung des damaligen amerikanischen Präsidenten Johnson über den Einsatz von Kampfverbänden im Vietnam-Konflikt den Beschluss gefasst haben, die Ausweitung des Krieges in Südvietnam zu bewirken.
    Dies geht aus einem als streng geheim klassifizierten nordvietnamesischen Dokument hervor,
    das die Zeitung Los Angeles Times von alliierten Kreisen erhalten hat.
    Im Dezember 1963 soll das Zentralkomitee der kommunistischen Partei Nordvietnams kurz nach dem Sturz des südvietnamesischen Diktators Diem entschieden haben, bei der Verschärfung der Kämpfe in Südvietnam nötigenfalls nordvietnamesische Verbände einzusetzen.
    Österreich
    Nach einer Fragestunde nahm der Nationalrat heute Vormittag in Wien die Behandlung einer 15 Punkte umfassenden Tagesordnung in Angriff.
    Im Mittelpunkt der Beratungen standen eine Novelle zum Angestelltengesetz, die Abfertigungsansprüche erweitert und die Neuordnung der Studienrichtungen für Geistes- und Naturwissenschaften, für Montanistik und Bodenkultur.
    Bundeskanzler Dr. Kreisky erklärte heute in der Fragestunde des Nationalrates, dass die Bundesregierung nicht bereit sei, 30 Millionen Schilling für den Auslandsdienst der Kurzwelle zur Verfügung zu stellen.
    Er bot namens der Bundesregierung einen Beitrag von 10 Millionen Schilling an und meinte, dass die restlichen 20 Millionen für eine effektivere Österreich-Werbung im Ausland verwendet werden sollten, als dies durch die Kurzwelle möglich sei.
    Sollte sich der ORF außerstande sehen, dem Kurzwellendienst bei einem Zuschuss von lediglich 10 Millionen Schilling aufrechtzuerhalten und dadurch die Gefahr der Kündigung für einige Angestellte bestehen, so müssten mit Gewerkschaft und ORF in dieser Frage Verhandlungen aufgenommen werden.
    Sowjetunion.
    Im Prozess gegen neun jüdische Sowjetbürger in Kishinev sind heute alle Angeklagten zu insgesamt 22,5 Jahren Arbeitslager verurteilt worden.
    Sie wurden der Beihilfe zu einem Komplott mit dem Ziel der Entführung eines Flugzeuges für schuldig befunden.
    Ein Angeklagter, der vom Gericht als Komplize der in Leningrad bereits verurteilten Hauptbeschuldigten bezeichnet wird, wurde zu fünf Jahren Arbeitslager verurteilt.
    Frankreich.
    Mehrere maskierte Männer haben heute Vormittag das Hauptpostamt in Straßburg überfallen und Geldsäcke mit 11 Mio.
    Fr., umgerechnet etwa 55 Mio.
    Schilling, erbeutet.
    Die Gangster hatten im Inneren des Hauptpostamtes auf den Geldtransport gewartet und bemächtigten sich der Geldsäcke in dem Augenblick, als sich die Polizisten bereits zurückgezogen hatten.
    Die Regierung hat gestern Abend beschlossen, mit Beginn des nächsten Jahres den Anbau von Mohn und die Herstellung von Opium generell zu verbieten.
    Sie entspricht damit einem Wunsch der amerikanischen Regierung, nachdem ein Großteil des in die USA geschmuggelten Opiums aus der Türkei stammt.
    Um die 75.000 Familien zu entschädigen, deren Haupteinnahmequelle der Mohnanbau war, haben die Vereinigten Staaten der Türkei Entschädigungszahlungen in doppelter Höhe des Mohn-Erntewertes vertraglich zugesagt.
    Das waren die Meldungen.
    Das Wetter.
    Die Wetterlage.
    Bei lebhafter Nordwestströmung hält die Zufuhr feuchter Atlantikluft nach Mitteleuropa weiter an.
    Über der Nordsee hat sich ein flaches Tief gebildet.
    Es zieht über die Benelux-Staaten und Deutschland südostwärts und verursacht vor allem im Westen und Norden Österreichs verbreitet Niederschläge.
    Die Nähe eines bis in große Höhen reichenden Kaltlufttiefs, dessen Kern über Polen liegt, verhindert auch an den folgenden Tagen eine wesentliche Wetterbesserung.
    Die Wetteraussichten bis morgen früh.
    Im Westen und Norden bedeckt und verbreitet Niederschläge.
    Schneefallgrenze bei 1600 Meter Höhe.
    Im Osten und Süden stark bis wechselnd bewölkt und Strichregen, örtlich auch Gewitterbildungen.
    Mäßige, in freien Lagen zeitweise lebhafte Winde aus West bis Nordwest.
    Nachmittagstemperaturen im Westen und Norden 12 bis 17 Grad, im Osten und Süden 16 bis 20 Grad.
    Tiefstwerte der kommenden Nacht 6 bis 13 Grad.
    Die Prognose für morgen Donnerstag.
    Im Süden örtlich stärkere Aufhellungen, im größten Teil Österreichs jedoch stark bis wechselnd bewölkt.
    Besonders an der Alpen-Nordseite und im Alpenbereich wiederholt schauerartige Niederschläge, im Flachland lokale Regenschauer.
    Schneefallgrenze um 1500 Meter Höhe.
    In freien Lagen lebhafter Nordwestwind.
    Weiterhin kühl.
    Tageshöchsttemperaturen 14 bis 20 Grad, im Süden bis 22 Grad.
    Das Wetter um 12 Uhr.
    Wien stark bewölkt, 16 Grad Nordwestwind, 10 Kilometer in der Stunde.
    Eisenstadt bedeckt, 16 Grad Nordwest 5.
    Linz bedeckt, leichter Regen, 11 Grad West 15 Kilometer.
    Salzburg bedeckt, leichter Regen, 11 Grad Südost 3.
    Innsbruck bedeckt, 15 Grad Windstill.
    Bregenz bedeckt, mäßiger Regen, 10 Grad, Nordwest 10.
    Graz stark bewölkt, 17 Grad Windstill.
    Und Klagenfurt wolkig, 17 Grad Nordwind, 5 km in der Stunde.
    Das waren Nachrichten und Wetter.
    Es ist jetzt 12.12 Uhr.
    Der Tod der Besatzung des sowjetischen Raumschiffes Soyuz 11 ist das dritte schwere Unglück, das die bemannte Raumfahrt betroffen hat.
    Es ereignete sich beim 40.
    Flug von Menschen in den Weltraum zwei ballistische Raumflüge der USA im Jahre 1961 eingeschlossen.
    Vier sowjetische Kosmonauten und drei amerikanische Astronauten starben bisher in der Kabine eines Raumschiffs.
    28.
    Jänner 1967.
    Bei einem Bodentest verbrennen die drei amerikanischen Astronauten Grissom, White und Chaffee in ihrer Apollo-Raumkapsel am Cape Kennedy.
    Ein Funken hatte den mit einer reinen Sauerstoffatmosphäre gefüllten Innenraum in ein Inferno verwandelt, aus dem es für die Besatzung kein Entrinnen mehr gab.
    Das Unglück gefährdete vorübergehenden Ablauf des gesamten Apollo-Mondlandeprogramms.
    24.
    April 1967.
    Nach der Rückkehr aus dem Weltraum zerschellt der sowjetische Kosmonaut Komarov mit seinem Raumschiff Soyuz 1 auf der Erde.
    Das Fallschirmsystem hatte versagt.
    14.
    April 1970.
    Das amerikanische Raumschiff Apollo 13 gerät beim Flug zum Mond durch die Explosion eines Sauerstofftanks an den Rand der Katastrophe.
    Für die Astronauten Lovell, Hayes und Swingert wird die angekoppelte Mondfähre mit ihren Versorgungseinrichtungen zum Rettungsboot auf einem verkürzten Flug um den Erdtrabanten, aus dem die Landung gestrichen worden ist.
    Und das letzte Unglück, 30.
    Juni 1971, die Besatzung des sowjetischen Raumschiffes Soyuz 11, wird in der gelandeten Kapsel tot aufgefunden.
    Von Radio Moskau erhielten wir vor wenigen Minuten folgenden Beitrag.
    Am 29.
    Juni absolvierte die Besatzung der wissenschaftlichen Raumstation Salud voll das Flugprogramm und erhielt das Kommando zur Landung.
    Die Kosmonauten brachten die Materialien der wissenschaftlichen Forschungen und die Bordbücher in die Zubringerrakete Sajus 11, um die Rückfahrt zur Erde zu stärken.
    Um 21 Uhr 28 Minuten Moskauer Zeit dockten das Raumschiff Sajuz 11 und die Orbitalstation ab und setzten den Flug getrennt fort.
    Zum Abstieg zur Erde wurde am 30.
    Juni nach der Orientierung des Raumschiffes Sajuz 11 sein Bremstriebwerk eingeschaltet, das die vorberechnete Zeit funktionierte.
    Nach dem Abbremsen riss die Verbindung zur Besatzung von Sajuz 11 ab.
    Programmgemäß wurde nach der aerodynamischen Bremsung in der Atmosphäre das Forschungssystem zum Einsatz gebracht und unmittelbar vor dem Auftreffen auf der Erde die Triebwerke der weichen Landung eingeschaltet.
    Der Flug der Landefähre endete mit der sanften Landung im vorbereiteten Raum.
    Die Suchgruppe, die gleichzeitig mit dem Raumschiff landete, fand nach der Öffnung der Luke des Raumschiffes Sajuz 11, dessen Besatzung
    Georgi Davravolsky, Wladislav Volkov und Viktor Patsaev an ihren Arbeitsplätzen ohne jegliche Lebensanzeichen fuhr.
    Die Ermittlung der Todesursache der Besatzungsmitglieder wurde eingeleitet.
    Durch ihren selbstlosen Einsatz beim Testen der komplizierten Raumfahrttechnik der ersten bemannten Orbitalstation Salut und des Raumtransporters Sajus 11
    haben die Fliegerkosmonauten Dobrovolski, Volkov und Patsaev einen hervorragenden Beitrag zur Entwicklung der mannten Raumflüge geleistet.
    Das Sowjetvolk wird der Heldentat der kühnen Raumforscher Georgi Dobrovolski, Wladyslaw Volkov und Viktor Patsaev ein ewiges Andenken bewahren.
    soweit der Bericht von Radio Moskau.
    Im folgenden Beitrag beschäftigt sich Roland Mahatschke mit der möglichen Ursache dieser Katastrophe und mit den Auswirkungen.
    Die Ursachen für die Tragödie von Soyuz 11 wurden noch nicht bekannt gegeben, aber die wissenschaftliche Spekulation hat bereits voll eingesetzt.
    Einziger Anhaltspunkt ist der offizielle Bericht, den wir zuvor wiedergegeben haben.
    Danach ist das Raumschiff ohne Komplikationen gelandet und die Hubschrauber-Bergungsmannschaft hat die Kosmonauten tot in ihren Konturenkautschen aufgefunden.
    Praktisch gibt es nur zwei Ereignisse, die einen solchen Tod der Raumfahrer hervorrufen konnten.
    Entweder Ausfall der Sauerstoffversorgung, dann wären Dobrowolski, Wolkow und Pazajew erstickt
    oder die Verzögerungskräfte bzw.
    die abnorm hohen Verzögerungskräfte beim Abbremsen des Raumschiffes aus der Orbitalgeschwindigkeit von 28.000 km in der Stunde.
    Eine Verzögerung, die wiederum den Organismus der Kosmonauten über die Verträglichkeitsgrenze hinaus belastet hätte.
    Wir dürfen nicht vergessen, dass die drei Raumfahrer mehr als drei Wochen im Zustand der Schwerelosigkeit an Bord der Raumstation Salud verbracht hatten und dass sie vor einigen Tagen bereits über Müdigkeit klagten.
    Andererseits handelt es sich bei diesen Männern um hoch trainierte Spezialisten, die auf ihre Aufgaben und auf die Umstände, die sie bei Erfüllung ihrer Aufgaben antreffen, Monate oder sogar Jahre lang vorbereitet werden.
    Was geht eigentlich im Körper während eines langen Fluges im Zustand der Schwerelosigkeit vor sich?
    Der sowjetische Raumfahrer Dr. Boris Yegorov war der erste Arzt, der eine Weltraummission mitmachte, an Bord des Drei-Mann-Schiffes Voskhod.
    Er machte folgende Angaben.
    Bei einem Raumflug werden große Mengen Wasser ausgeschieden, weil aufgrund der Schwerelosigkeit der Umgebungsdruck überall gleich ist.
    Auf der Erde wirkt die Schwerkraft beim Sitzen oder Stehen stärker auf den unteren Teil des Körpers.
    Die Knochen werden geringer belastet, das führt zu Abbau der Substanz, zu Abbau von Kalzium.
    Die Muskel werden schwächer beansprucht, es tritt Muskelschwund ein.
    Yegorov und seine Kollegen waren nur 24 Stunden im All, aber spätere Langzeitflüge, 14 Tage bei Gemini 7 und 18 Tage bei Soyuz 9, bestätigten diese Beobachtungen.
    So berichtete der Kommandant von Soyuz 9, Andriy Nikolayev, beim Astronautischen Kongress in Konstanz im Herbst vorigen Jahres über die speziellen Auswirkungen der Schwerelosigkeit, denen er und sein Kollege Sevastianov unterworfen wurden.
    Die Oberschenkel hatten um vier Zentimeter im Umfang abgenommen, die Unterschenkel um zwei Zentimeter.
    Es war für die Kosmonauten nach der Landung schwierig, sich vom Sitz zu erheben.
    Am ersten Tag schien es, als ob die Überbelastung, das plötzliche Einsetzen der irdischen Schwerkraft zweimal den normalen Wert betrug.
    Diese Erscheinung verschwand erst am fünften bis sechsten Tag.
    Am ersten und zweiten Tag hatten die Kosmonauten Schwierigkeiten, aufrecht zu stehen.
    Es gab deutliche Abweichungen des Ganges.
    Das Gehen war begleitet von Erröten des Gesichtes und Erhöhung der Pulsfrequenz.
    Die Beine wurden beim Gehen weit gespreizt, der Rumpf verlagerte sich auf das Standbein.
    Die Schritte waren klein, die Hände ruderten in der Luft im Bemühen, das Gleichgewicht zu halten.
    Beim Treppensteigen stolperten die Männer.
    Zwei Tage lang setzten sie die Füße stampfend auf.
    Erst nach zehn Tagen hatten sie subjektiv das Gefühl, dass sich der Gang wieder normalisiert hatte.
    Ob die Todesursache von Dobrovolski, Volkov und Patsayev, Versagen von Herz und Kreislauf oder Ersticken durch Luftmangel war, kann erst eine Obduktion entscheiden.
    Gegen die Hypothese von der Überbelastung der geschwächten Raumfahrer spricht die Tatsache, dass alle drei Kosmonauten tot aufgefunden wurden und dagegen spricht auch die Tatsache von der anscheinend normalen Landung im vorbestimmten Landegebiet.
    Wäre Soyuz 11 in anderem Winkel in die Erdatmosphäre eingetaucht und hätte die automatische Abbremsung stärker als geplant vor sich gehen müssen, dann wäre das Raumschiff weit ab vom Ziel niedergegangen.
    Im Augenblick sieht die Theorie vom Erstickungstod wahrscheinlich aus.
    Das würde aber bedeuten, dass es während des automatischen Landevorgangs einen schweren Defekt im Raumschiff gegeben hat.
    Einen Defekt, der die Kabinenluft schlagartig zum Entweichen brachte, denn ein langsames Ausströmen hätte von der Anlage ausgeglichen werden können.
    Je nach der Ursache der Soyuz-11-Katastrophe sind nun auch die möglichen Auswirkungen verschieden.
    Starben die drei Männer durch die Folgen eines Lecks im Raumschiff, dann würde das eine Umkonstruktion von Soyuz bedeuten.
    Ist jedoch die Todesursache Kreislaufversagen aufgrund der Überbelastung der Kosmonauten, dann würde das für die Fortsetzung der bemannten Weltraumprogramme in der Sowjetunion und in den USA ungeheure Folgen haben.
    Es wäre damit bewiesen, dass der menschliche Organismus nur eine sehr beschränkte Zeit der Schwerelosigkeit ohne schädliche Folgen ertragen kann.
    Es würde bedeuten, dass das gegenwärtige Konzept der Raumstation, verkörpert durch SALUT 1 und durch das geplante amerikanische Skylab, aufgegeben werden muss.
    Die Lösung wäre dann nur durch die Konstruktion einer Raumstation möglich, in der durch Rotation künstliche Schwerkraft erzeugt wird.
    Versuche in dieser Richtung wurden bereits in den USA durchgeführt, wo vier Testpersonen sieben Tage lang in einer rotierenden Kammer ohne Schaden verbrachten.
    Das radikale Umdenkenmüssen der beiden Raumfahrtmächte in einem solchen Fall würde jedoch bedeuten, dass die bemannte Raumfahrt um Jahre zurückgeworfen würde.
    Aber selbst im Fall, dass die Soyuz-11-Katastrophe durch einen Defekt des Raumschiffs verursacht wurde, ist die sowjetische Raumfahrt schwer getroffen.
    Anderthalb Jahre brauchten sowohl Sowjets als auch Amerikaner zur Umkonstruktion ihrer Raumschiffe, nachdem 1967 drei Astronauten in einer Apollo-Kapsel bei einem Bodentest verbrannt waren und nachdem ebenfalls 1967 der Kosmonaut Komarov in Soyuz 1 bei der Landung verunglückt war.
    Ein neuer, bemannter Start von Baikonur wird erst für 1973 zu erwarten sein.
    Ein tragisches Ereignis für die gesamte bemannte Raumforschung und für die Wissenschaft überhaupt.
    Das war ein Beitrag von Roland Mahatschke und während dieser Beitrag lief, ist es uns gelungen, einen ersten Kommentar aus Moskau zu erhalten.
    Heinz Hoffmann meldet sich aus der sowjetischen Hauptstadt.
    Die Katastrophe, die die sowjetische Raumfahrt durch den Tod der Kosmonauten Georgi Dobrovolski, Wladislav Volkov und Viktor Katseriev getroffen hat, ist nicht nur eine menschliche Tragödie.
    Die Kosmonauten waren jung, gesund, zeigten sich zum Schluss keine unter den gegebenen Umständen außergewöhnliche Reaktion.
    Alle drei waren verheiratet, haben Kinder, aber alle drei wussten von der Gefahr, die sie mit dem Langzeitflug eingingen.
    Wissenschaftler und Techniker haben noch nie einen Zweifel daran gelassen, dass auch die Raumfahrtversuche ihre menschlichen Opfer fordern könnten.
    Am 24.
    April 1967 versagte bei Soyuz 1
    Bei der Landung das Fallschirmsystem und der Kosmonaut Komarov stürzte in den Tod.
    Am 27.
    Januar 1967 verbrannten die amerikanischen Kosmonauten White, Chaffee und Grissom während eines Bodentests mit einer Apollo-Raumkapsel.
    Der Langzeitflug der sowjetischen Kosmonauten Dobrovolski, Volkov und Patsayev sollte den Beweis erbringen, dass der menschliche Organismus fähig ist, längere Zeit im Zustand der Schwerelosigkeit zu arbeiten und die Readaption an die Erdbedingungen zu bewältigen.
    Die Kosmonauten waren auch medizinisch bestens trainiert.
    Ihr Organismus wurde während des Fluges laufend kontrolliert und die Messwerte ergaben ein normales Bild, das die Arbeitsfähigkeit der Kosmonauten widerspiegelte.
    Nach den bisher bekannten sowjetischen Angaben haben die drei Kosmonauten auf diese Weise das vorgesehene Programm einwandfrei erfüllt.
    Ihr Tod, der trotzdem eintrat und der nach dem, was bisher bekannt ist, auf ein versagendes Organismus zurückgeführt werden muss, zeigt jedoch, dass der menschliche Körper ein so kompliziertes System ist, dass offensichtlich durch einzelne Messwerte doch nicht voll erfasst werden kann.
    Es wird auch deutlich, dass die größte Schwierigkeit bei Langzeitflügen im Weltall nicht so sehr in der Anpassung und dem Aufenthalt unter den Bedingungen der Schwerelosigkeit besteht, sondern in der Bewältigung der Re-Adaption beim Eintritt in das Gravitationsfeld der Erde.
    Dies war bereits aus den bisherigen Dauerflügen bekannt und die sowjetischen Wissenschaftler hatten ein ausführliches Programm entwickelt, das es den Kosmonauten ermöglichen sollte, die Phase der Rückkehr und der Wiederanpassung an die Erdbedingungen möglichst schmerzlos zu überwinden.
    Offensichtlich aber sind neue Faktoren aufgetreten.
    Damit wird eine Frage wieder aktuell, deren Lösung der Dauerflug der sowjetischen Kosmonauten ebenfalls dienen sollte, ob es nämlich notwendig sei, in einem Raumschiff oder eine Orbitalstation, die sich lange Zeit im Weltraum aufhalten, die sich lange Zeit im Weltraum aufhalten, künstlich die Bedingungen der Erdschwere herzustellen oder ob man darauf verzichten könne.
    Diese Frage wird unter den Wissenschaftlern seit längerem diskutiert und wird jetzt
    noch wichtiger.
    Der Tod der sowjetischen Kosmonauten wird deshalb nicht nur auf die sowjetische Raumfahrt, sondern auch auf die der Vereinigten Staaten seine Auswirkungen haben.
    Man wird das gesamte bisherige System von Raumstationen und Zubringerschiffen neu überdenken und die Frage neu stellen müssen, ob die bisherigen Raumschiffe in ihrer heutigen Konstruktion für die gesetzten Aufgaben eines Dauerzeitfluges ausreichend konstruiert sind.
    Die weiche Landung von Soyuz 11,
    von der noch nicht bekannt ist, ob sie von einer Bordautomatik oder durch die Bodenstation ausgeführt wurde, zeigt, dass die Schwierigkeiten, die die Technik bietet, gemeistert werden können.
    Der Mensch scheint für die Arbeit, die zur Erforschung des Weltraums notwendig ist, ein weithin noch unbekanntes Wesen zu sein.
    Denn 24 Tage fühlten sich Dobrovolski, Volkov und Pasaev nach ihren eigenen Angaben und nach den Messwerten der Mediziner im Weltraum wohl.
    Doch als sie die Erde wieder erreichten, waren sie tot.
    Das war ein Direktbericht von Heinz Hofmann aus Moskau und wir kommen nun zur Inlandspresseschau.
    Der Mittagskurier berichtet heute in großer Aufmachung über den Tod der drei sowjetischen Raumfahrer.
    Der Artikel trägt den Titel, nach der Landung die Leichen gefunden, Kosmonauten starben im All, größte Katastrophe der Raumfahrt.
    Die Agenturmeldungen über dieses Unglück, die zwischen 6 und 7 Uhr früh in den Redaktionen eingelangten, konnten von den anderen Blättern nicht mehr berücksichtigt werden.
    Im Auslandsteil bringen diese Zeitungen daher vor allem Beiträge zur Haltung Pekings gegenüber der EWG, der Nahostentwicklung und der Anklageerhebung gegen den amerikanischen Professor Elsberg wegen der Weitergabe geheimer Vietnam-Dokumente an die Presse.
    Ganz eindeutig überwiegt die innenpolitische Berichterstattung, die Johannes Kunz in unserer Inlandspresseschau kurz zusammenfasst.
    Die Entscheidung soll schon in den nächsten Tagen fallen.
    Kreiskis Wahltermin Sonntag im Oktober.
    Unter dieser Schlagzeile berichtet der Kurier in seiner innenpolitischen Hauptmeldung über eine Äußerung des Regierungschefs, der wörtlich gemeint hatte, für den Fall, dass Neuwahlen unvermeidlich sein sollten, müsste es der Bevölkerung wert sein, an einem Sonntag im Oktober dafür eine halbe Stunde zu opfern.
    Die Presse erklärt zu diesem Thema unter der Überschrift, an einem Sonntag im Oktober.
    Die Wiener Sozialisten bereiteten sich bereits auf die Herbstarbeit und die kommenden Aufgaben vor.
    Im Grazer ÖVP-Organ Südost-Tagespost liest man unter dem Titel Risiko durch Wahlanfechtung unter anderem von Bedingungen und Kabinettsfragen war nicht mehr die Rede.
    Dies könnte bedeuten, dass die SPÖ unabhängig von jeglicher Kooperationsbereitschaft der ÖVP zu Neuwahlen fest entschlossen ist, auch dann, wenn es ihr nicht gelingen sollte, den schwarzen Peter der ÖVP zuzuschieben.
    Zu dem Beschluss der niederösterreichischen Landesregierung, die neue Nationalratswahlordnung beim Verfassungsgerichtshof anzufechten, heißt es im Kurier, SP-Wahlanfechtung ist chancenlos.
    Neues Wahlrecht sei sogar gerechter als altes.
    Die Haltung des ÖVP-Generalsekretärs zu möglichen Herbstwahlen angesichts der Wahlanfechtung umreißt die Presse mit den Worten, Kohlmeier ist skeptisch.
    Neue Wahlen erst nach Gerichtsentscheid opportun.
    Die Salzburger Nachrichten meinen, die innenpolitische Krise konzentriere sich immer mehr auf das Budget für 1972.
    Als voraussichtliche Termine für Neuwahlen kommen diesem Bericht zufolge der 10. oder der 17.
    Oktober in Frage.
    Zum ergebnislos verlaufenden Gipfelgespräch der A3-Partei Obmenner Kreis Gischlein-St.
    Peter über die Bundesheer-Reform melden die Salzburger Nachrichten vorerst keine Einigung über Bundesheer und die Grazer Kleine Zeitung schreibt,
    Auch Bundesheer-Gipfel brachte keine Hoffnung.
    Das Steirische Blatt erklärt, Parteiobmann Schleinzer habe angekündigt, wenn es keine Drei-Parteien-Einigung gebe, werde die Volkspartei die Wehrgesetznovelle insgesamt ablehnen, auch die Verkürzung des Grundwehrdienstes auf sechs Monate.
    In den oberösterreichischen Nachrichten vertritt Josef Laschoba unter der Überschrift »Umsonst« die Ansicht, nach dem vergeblichen Gipfeltreffen deute alles auf Herbstwahlen hin und meint, Bundeskanzler Kreisky kann es dabei sogar einerlei sein, wie über die Wehrreform im Nationalrat abgestimmt wird.
    Zinsen für Wahlen lassen sich nach SP-Auffassungen auf alle Fälle herausholen.
    Und nur darauf scheint es anzukommen.
    Wenn dabei ernste Sachfragen um die Landesverteidigung untergehen, dann ist das ein bedauerliches Faktum, aber eine kalte Realität.
    Gleicherweise aber besitzt die Öffentlichkeit kein Verständnis dafür, dass man sich so lange fruchtlos mit der Wehreform herumschlägt.
    Das Umsonst, das jetzt die Verhandlungen klassifiziert, mag negative Folgen bringen.
    Ein wenig Gutes steckt jedoch insofern drinnen, dass es mit allen Illusionen vorbei ist.
    Die sozialistische Neue Zeit erklärt unter der Überschrift, katholische Organisationen verzögern das Strafrecht.
    ÖVP-Abgeordnete fürchten Fotografen.
    Die kleine Strafrechtsreform könne erst am 7.
    Juli vom Parlamentsplenum verabschiedet werden, da die Volkspartei nach wie vor auf einer geheimen Abstimmung über diese Materie beharre.
    Das war die Inlandspresse-Show.
    Mit einer Fragestunde begann heute früh die Sitzung des Nationalrates.
    Aus dem Parlament meldet sich nun Dieter Gettler.
    Derzeit ist im Plenum noch immer die Debatte über den ersten Tagesordnungspunkt im Gange, nämlich über die Änderung des Angestelltengesetzes, mit dem die lang diskutierten Abfertigungsregelungen beschlossen werden sollen.
    Der vorliegende Gesetzentwurf sieht vor,
    dass dem Dienstnehmer ein Abfertigungsanspruch auch dann gebührt, wenn er selbst frühestens sechs Monate vor Vollendung des 65.
    Lebensjahres bei Männern bzw.
    des 60.
    Lebensjahres bei Frauen kündigt.
    Voraussetzung ist, dass das Dienstverhältnis mindestens zehn Jahre ununterbrochen angedauert hat.
    Ferner soll weiblichen Dienstnehmern auch dann eine Abfertigung gebühren, wenn sie nach Eheschließung oder der Geburt eines Kindes kündigen.
    Hier muss das Dienstverhältnis mindestens fünf Jahre lang gedauert haben.
    Der erste Redner zu diesem Thema war der sozialistische Abgeordnete Skritek, der den vorliegenden Entwurf begrüßte und meinte.
    Sicherlich, diese Forderung ist ein Kompromiss.
    Sie enthält nicht alle Wünsche.
    Ich möchte doch dazu hier vielleicht festhalten, wichtige sozialpolitische Forderungen sind manches Mal nicht auf einmal, sondern in Etappen durchgesetzt worden.
    Wir betrachten diesen heutigen Beschluss als erste Etappe in der Durchsetzung dieser Forderung.
    Gleich der nächste Redner, der FPÖ-Abgeordnete Zeilinger, hatte viele Einwände gegen das vorliegende Gesetz vorzubringen, obwohl die Freiheitlichen, wie Zeilinger sagte, grundsätzlich für die Idee der Abfertigung seien.
    Zeilinger erklärte, der vorliegende Abfertigungsentwurf würde nur den begüterten weiblichen Arbeitnehmern helfen.
    Diese Regelung trifft ja genau die Ärmere, die sie es leisten kann.
    die sich das leisten kann, zu sagen, jetzt gehe ich nicht mehr arbeiten, der sagt mir, bravo, du gehst nicht mehr arbeiten und wenn du arbeiten gehst, gehst du in einen anderen Betrieb, das wollen wir ja auch, recht fleißig wechseln die Arbeitskräfte und die Arbeitsposten und siehst, weil du das tust, kriegst du jetzt noch von uns aus Familien, eine familienpolitische Maßnahme, kriegst du noch eine Kinderabfertigung dazu.
    Und die arme Frau, die kommt und sagt, ich kann nicht einen Monat länger, als ich gesundheitlich für die Geburt des Kindes opfern muss, nicht eine Woche länger pausieren, der sagen Sie von Gewerkschaftsherde beinhart, weil du arm bist, bekommst du nichts.
    Außerdem prophezeite der freiheitliche Mandatar, dass durch dieses Gesetz alte Menschen und Frauen nur mehr sehr schwere Arbeitsplätze finden werden, da jeder Dienstgeber bei Anstellungen auch die drohenden Abfertigungen berücksichtigen müsse.
    Abschließend brachte die FPÖ einen Änderungsantrag zu dem Gesetz ein, um kleinen Gewerbetreibenden zu helfen.
    Unternehmer, die nicht mehr als zwei Angestellte haben und deren Jahresgewinn unter 100.000 Schilling liegt, sollten eventuelle Abfertigungen aus den Mitteln der Arbeitslosenrücklagen ersetzt erhalten.
    Für diesen Antrag fanden die Freiheitlichen jedoch keine Mehrheit.
    Seitens der Volkspartei bezeichnete auch der Abgeordnete Machunze, so wie der SPÖ-Redner Skrytek, die Vorlage als einen Kompromiss.
    Ein Kompromiss kann niemals alle befriedigen.
    Aber ich glaube, dass wir der Demokratie einen guten Dienst erweisen, wenn wir uns immer wieder auf den verschiedensten Gebieten um Kompromisse, um ehrliche Kompromisse bemühen und zu diesen Kompromissen dann auch stehen.
    Die Österreichische Volkspartei steht zu diesem zu beschließenden Gesetzesvorschlag.
    Die Freiheitlichen antworteten durch den Abgeordneten Melter, der wieder einige Nachteile des Gesetzes herausstrich.
    Er gab der Befürchtung Ausdruck, dass der Dienstnehmer versuchen werde, bevor der Angestellte Anspruch auf Abfertigung erhalte, das Dienstverhältnis zu lösen.
    Der ÖVP-Abgeordnete Dr. Hauser war der erste Redner der beiden Großparteien,
    der die Angriffe der Freiheitlichen erwiderte.
    Er beschuldigte die FPÖ, ein Doppelspiel zu betreiben.
    Man könne bei den Freiheitlichen keine Linie erkennen, da nie vorauszusehen sei, wo die FPÖ-Mandatare, wie Hauser wörtlich sagte, Haken schlagen würde.
    Vor dieser Debatte, die, wie ich schon gesagt habe, noch immer im Gange ist, bot die Fragestunde wie immer eine bunte Palette der verschiedensten Themen.
    Der ÖVP-Abgeordnete Dr. König wollte beispielsweise vom Bundeskanzler Dr. Kreis gewissen, wie er sich den Wehrersatzdienst vorstelle und zwar konkret, wie es möglich sein werde,
    die Forderung von Jugendorganisationen zu erfüllen, Personen, die den Präsenzdienst aus Gewissensgründen ablehnen, überhaupt vom Wehrdienst und nicht, wie bisher, nur vom Dienst mit der Waffe freizustellen.
    Dazu meinte Kreisky.
    Es ist schwer denkbar, dass jemand, der aus religiösen Gründen überhaupt nicht bereit ist, den Kriegsdienst zu leisten, dass der bereit wäre,
    zivile Aufgaben innerhalb der Heeresorganisation zu erfüllen.
    Das ist ohne Zweifel eine zentrale Frage.
    Es ist aber vom Standpunkt der Organisation der Armee eine Frage, ob Leute, die grundsätzlich diese Einrichtung ablehnen, wozu in der Demokratie das Recht ja bestehen muss, dass man solche Leute sozusagen mitschleppt.
    Die Jugendorganisationen und keinesfalls nur die sozialistischen oder die Gewerkschaftsjugend, sondern auch die katholischen Jugendorganisationen in ihrer großen Mehrheit stehen auf dem Standpunkt, dass außerhalb abgeleistet werden soll.
    Was die zweite Frage betrifft, ob es genügen darf, dass jemand sagt, ich will nicht,
    Und damit basta, stehe ich auf den Standpunkt, und ich glaube auch, dass das die Auffassung der Regierung ist, dass diese Gründe, die der Betreffende angibt, für sein Verhalten einer gewissenhaften und objektiven Prüfung unterworfen werden müssen.
    Soweit ein kurzer Ausschnitt aus der Fragestunde.
    Hier im Saal wird noch immer über die Abfertigungen für Angestellte diskutiert.
    Derzeit ist gerade der FPÖ-Abgeordnete Brösig am Wort.
    Und ich gebe jetzt zurück zum Funkhaus.
    Soweit der Bericht aus dem Parlament von Dieter Gettler über die Sitzung des Nationalrates.
    Die Welle der steigenden Preise, die Europa in diesem Jahr zu überfluten droht, macht auch vor Österreich nicht Halt.
    Am 1.
    Juni stiegen die Preise für einige Grundnahrungsmittel, so für Milch und Milchprodukte sowie Mehl und Brot.
    Einige Autofirmen nahmen den 1.
    Juni zum Anlass, ebenfalls ihre Preise zu korrigieren.
    Weiters gab es Preiserhöhungen bei Möbeln und Holzprodukten sowie bei Heizöl.
    Auch der morgige Tag, der 1.
    Juli, wird nicht ohne neue Belastungen für die Konsumenten, aber auch für die Wirtschaft vorbeigehen.
    Für einen großen Teil der österreichischen Bevölkerung wird er aber auch Vorteile in Form höherer Pensionen und Gehälter bringen.
    Mit den morgen in Kraft tretenden Änderungen befasst sich der folgende Beitrag von Anton Gattner.
    Eine allseits befürchtete Preiserhöhung mit 1.
    Juli wird morgen nicht stattfinden.
    Die Erhöhung der Treibstoffpreise wurde vor Beginn der Reisesaison nicht genehmigt.
    Aber eine andere Kostenerhöhung wird den Kraftfahrern mindestens ebenso viele Sorgen bereiten, wie eine Erhöhung der Treibstoffpreise, die Erhöhung der Haftpflichtversicherungsprämien.
    Obwohl nach monatelangen Verhandlungen zwischen den Versicherungen und dem Finanzministerium zu guter Letzt eine Lösung gefunden wurde, die auch die Zustimmung der Kraftfahrverbände gefunden hat, so kann man doch nicht an der Tatsache vorbeigehen, dass die Prämienerhöhungen in manchen Kategorien sehr schmerzhaft sein werden.
    Empfindlich erhöht werden mit morgigen Tag auch die Auslandspostgebühren.
    Auslandsbriefe werden in Zukunft bis 20 Gramm 4 Schilling statt bisher 3 Schilling 50 kosten.
    In den höchsten Gewichtsklassen wird es eine geringfügige Ermäßigung geben.
    Die neuen Tarife sind aber nicht unumstritten.
    Denn in der Bundeswirtschaftskammer ist man mit der Art der Berechnung der Tarife nicht einverstanden.
    Jeder Staat kann die vom Weltpostvertrag festgesetzten Tarife um 60 Prozent überschreiten.
    Dies ist in Österreich fast durchwegs geschehen, meint die Bundeskammer.
    Zusätzlich bestehen auch Auffassungsunterschiede in der Umrechnung der Basis der neuen Tarife.
    Die Tarife des Weltpostvertrages werden auf der Basis von Goldfranken erstellt, die von der Nationalbank mit 8,8 Hundertstel, von der Post aber mit 8,5 Schilling umgerechnet werden.
    Zusätzlich hat die Post noch von ihrem Recht, Aufrundungen vorzunehmen, Gebrauch gemacht, so zum Beispiel in der Klasse für Drucksachen bis 100 Gramm, wo die Berechnung eine Gebühr von 3 Schilling 40 ergebe, der neue Tarif aber 3 Schilling 50 beträgt.
    Paketsendungen ins Ausland werden allerdings ohne österreichisches Zutun teurer werden, da die ausländischen Gebühren, die in der in Österreich zu entrichtenden Gebühr enthalten sind, um 20 bis 40 Prozent angehoben werden.
    Der morgige Tag wird aber auch Annehmlichkeiten mit sich bringen.
    So tritt morgen eine neue Regelung der Zollbestimmungen in Kraft, womit jeder aus dem Ausland kommende Österreicher 200 statt bisher 100 Zigaretten, 50 statt bisher 20 Zigaren und einen Liter statt bisher einen Dreiviertel-Liter Spirituosen zollfrei einführen kann.
    Die Wertgrenze für Zollfrei-Einfuhren wurde von 650 auf 1000 Schilling erhöht.
    Die österreichischen Beamten werden mit morgigen Tag höhere Gehälter erhalten.
    Ihre Bezüge werden als letzte Rate einer Vereinbarung aus dem Jahre 1967 um 6,11 Prozent erhöht werden.
    Die Witwenpensionen werden ebenfalls erhöht werden.
    Bisher bekam eine Witwe 55 Prozent der Pension des verschiedenen Ehemannes.
    In Zukunft werden es 60 Prozent sein.
    Das entspricht einer Steigerung von etwa 10 Prozent.
    Im Durchschnitt der Witwenpensionen wird es also eine Steigerung von etwa 100 Schilling geben.
    Die Empfänger von Ausgleichszulagen können sich ebenfalls freuen.
    Die Mindestpensionen für Einzelpersonen wurden von 1.428 auf 1.528 Schilling erhöht.
    Für Ehepaare wird die Erhöhung von 1.983 Schilling auf 2.122 Schillinge durchgeführt werden.
    Die Pensionen der Waisen werden um 20 Prozent steigen.
    Und schließlich werden ab morgen die Bezieher von Familienbeihilfen als Ausgleich für die höheren Preise vor allem am Nahrungsmittelsektor 20 Schilling je Kind mehr bekommen.
    Noch eine neue Regelung gibt es ab morgen, deren Auswirkungen aber noch nicht klar zu sein scheinen.
    Skier und Skibindungen unterliegen ab morgen dem Nettopreissystem.
    Das war ein Beitrag von Anton Gattner und es war soeben 12.40 Uhr.
    Das Zentralkomitee der Kommunistischen Partei der Tschechoslowakei trat heute zu einer Sitzung zusammen, und zwar zur ersten nach dem 14.
    Parteitag, der Ende Mai abgehalten wurde.
    Dieser Parteikongress brachte eine Säuberung im Zentralkomitee und die Wahl Hussacks als Generalsekretär der Partei.
    Das Zentralkomitee der KPG zählt 115 Mitglieder und 45 Kandidaten.
    Über die ZK-Tagung in Prag berichtet nun Harry Slapnitska.
    Das ZK wird von sich aus vorerst kaum Initiativ werden, denn seine Situation ist wesentlich anders als die der vorausgehenden Zentralkomitees.
    Der Parteitag hat gerade beim ZK sehr entscheidende personelle Änderungen vorgenommen und vom alten ZK nur 25 Mitglieder übernommen und mit 85 neuen Mitgliedern ergänzt.
    Dieses theoretisch höchste Parteigremium besteht also zu rund 80 Prozent aus völlig neuen Männern, von denen vorerst kaum revolutionäre Vorschläge zu erwarten sind.
    Verstärkt wird diese Situation durch die Tatsache, dass diesem ZK das eingespielte alte Team der Parteispitze entgegentritt, also das elfgliedrige Parteipräsidium, aus dem beim letzten Parteitag ein einziger Mann, Evgen Erban, entfernt und durch den neuen Gewerkschaftspräsidenten Dr. Karel Hoffmann ersetzt wurde.
    und neben dem Parteipräsidium das Parteisekretariat, das völlig unverändert geblieben ist.
    Parteipräsidium und Parteisekretariat gingen aus dem Parteitag, den natürlich Sie vorbereiteten, konsolidiert und gestärkt hervor.
    Vorweg der nunmehrige Generalsekretär Dr. Gustav Hussack,
    der im Bereich des Ostblocks zweiflos an Boden gewonnen hat, teilweise auch im eigenen Land, nicht zuletzt auch deshalb, weil man sich klar darüber ist, dass es derzeit keine Alternative für den 58-jährigen Hussak gibt.
    Nach Abschluss der durch drei Jahre fast permanent geführten Säuberungen der Parteispitze, nach den 1970 abgeschlossenen Umtauschaktionen der Parteibücher, werden beim jetzigen ZK personelle Dinge weniger im Vordergrund stehen, eventuell Regierungsumbildungen in der Bundes- und in den beiden Landesregierungen, die meist den personellen Änderungen im ZK auf dem Fuß folgen.
    Auch haben die Verfassungsausschüsse der beiden Häuser eben den Entwurf der neuen Wahlgesetze in einwöchiger Verhandlung fertiggestellt und im Parlamentsplenum übermittelt.
    Vorher wird dazu zweifellos auch das ZK Stellung nehmen.
    Im Vordergrund werden aber wirtschaftliche Fragen stehen, die man durch drei Jahre ziemlich links liegen ließ.
    Der von Ministerpräsident Straugal am Parteitag verkündete neue Fünf-Jahres-Plan für die Jahre 1971 bis 1975 wurde wieder erwarten vom Prager Parlament bisher noch nicht gebilligt.
    Vermutlich will man auch hier dem ZK den Vorrang lassen.
    Die bisher bekannt gewordenen Pläne dieses Fünfjahresplanes sind keineswegs sensationell, sondern schließen sich vorsichtig und mit erneuerter zentralistischer Tendenz den bisherigen Prager Wirtschaftsplänen an, wobei man vermutlich vorerst zufrieden sein muss, jene Wachstumsraten zu erreichen, wie sie das letzte Novotnyjahr, das Jahr 1967, zeigte.
    Soweit der Beitrag zur ZK-Tagung in Prag.
    In Schweden gab Ministerpräsident Olof Palme gestern bekannt, dass Außenminister Thorsten Nilsen heute nach 26-jähriger Regierungstätigkeit zurücktreten wird.
    Wie Palme mitteilte, tritt Außenminister Nilsen auf eigenen Wunsch zurück.
    Nachfolger wurde der bisherige Industrieminister Kirster Wickmann.
    Hören Sie dazu einen Bericht aus Stockholm von Günther Grafenberger.
    Mit großer Überraschung, wenn auch nicht ganz unerwartet, ist in Stockholm die Umbesetzung führender Posten in der sozialdemokratischen Minderheitsregierung aufgenommen worden, bei der der 47-jährige Industrieminister Christoph Wittmann den Posten des Außenministers übernimmt.
    Zugleich wird der frühere Innenminister Rune Johansson, der vor zwei Jahren aus dem Kabinett ausgeschieden war, neuer Industrieminister.
    Wiegmann gab unmittelbar nach der Mitteilung über seine Ernennung zum Außenminister bekannt, dass sich an der außenpolitischen Linie Schwedens nichts ändern werde, Schweden also weiterhin allianzfrei im Frieden mit dem Ziel verbleibe, bei einem etwaigen Krieg neutral zu sein.
    Als Akzente für die künftig von ihm geführte Außenpolitik gab er einmal als Nahziel die schwedischen EWG-Wünsche, als Fernziel die Hilfe der reichen Nationen an die Entwicklungsländer an.
    Ministerpräsident Olof Palme, Anfang der 40, gab gestern Abend in einer eilends einberufenen Pressekonferenz im Polohemd und in Sandalen wie ein Urlauber wirkend die Umbesetzung seines Kabinettes bekannt und plauderte dabei auch kein Geheimnis aus, dass Christoph Wittmann schon seit langem als der künftige Außenminister Schwedens vorgesehen war, wenn sich Torsten Nilsson zurückziehen werde.
    Das ist nun geschehen, nachdem Nilsson schon im vergangenen Sommer erklärt hatte, er wolle sich wie sein Freund Tage Erlander nach den Wahlen
    seinem Herbst aufs politische Altenteil zurückziehen.
    Insofern war also nur die jetzige Bekanntgabe überraschend.
    Die Ernennung des intellektuellen Christa Wittmann, der sich zum linken Flügel der Partei zählt, zeigt zwei Dinge ganz deutlich auf.
    Nachdem sich der Ministerpräsident Olof Palme neuerdings wieder mehr mit der Außenpolitik beschäftigt und erst unlängst die Amerikaner unmissverständlich aufforortete, sofort und für immer aus Vietnam zu verschwinden, soll sich der Wirtschaftler Wigmann in erster Linie um die europäischen Marktfragen und um die Entwicklungsländer kümmern und sich diese Aufgabe mit dem auch erst unlängst neu ernannten, knapp 40-jährigen Handelsminister Shell-Olof Feld teilen.
    Zugleich übernimmt der mit 50er Rune Johansson, einst als Kronprinz der Sozialdemokratischen Partei angesehen, der dann noch vor der Bevorzugung Olaf Palmils als Partei- und Regierungschef das Kabinett verließ, das schwierige Amt des Industrieministers, wo Wigmann mit der Strukturumstellung und der Etablierung staatlicher oder halbstaatlicher Unternehmen wenig Fortune hatte.
    Ministerpräsident Palmer hat damit nicht nur sein Kabinett vergönnt.
    Von der alten Garde der 50er Jahre sind nur noch Finanzminister Gunnar Strang und Verteidigungsminister Sven Andersson anzutreffen.
    Er hat es zugleich an fachmännischer Qualität und ideologischer Ausrichtung gestraft.
    Die Leute, die von den zwei erwähnten Ausnahmen abgesehen nunmehr die Geschicke Schwedens lenken, sind moderne Sozialdemokraten pragmatischen Stils einer hochindustrialisierten Gesellschaft mit großen Ambitionen in diesem neuen Jahrzehnt.
    Günther Grafenberger berichtete aus Stockholm.
    Im bisher schwersten Konflikt zwischen der amerikanischen Regierung und der Presse ist noch kein Ende abzusehen.
    Die Geheimstudie des Pentagon über das Engagement der USA im Vietnamkrieg, zuerst von der New York Times veröffentlicht, wird der Welt nun auch von Politikern präsentiert.
    Die amerikanischen Zeitungen, die mit ihren Enthüllungen begonnen haben, beriefen sich auf den Verfassungsgrundsatz der Pressefreiheit.
    Dagegen kämpfte die Regierung Nixon unter Berufung auf das Interesse der nationalen Sicherheit an.
    Das oberste Bundesgericht in Washington beschäftigte sich mit dem Verfassungskonflikt, der dadurch entstanden ist.
    Während das oberste Gericht eine Entscheidung im Rechtsstreit um die Veröffentlichung in der New York Times und auch in der Washington Post auf einen unbestimmten Zeitpunkt vertagt hat, begann gestern der angesehene Christian Science Monitor mit dem Abdruck weiterer Auszüge aus den Pentagon-Dokumenten.
    Nun, in den gestrigen Abendstunden in der regulären Sitzung des amerikanischen Senats begann der Liberale aus dem Bundesstaat Alaska, stammende Senator Mike Gravel,
    aus einem Band Vietnam-Dokumente vorzulesen, die, wie er sagte, auf privatem Wege in die Hände gekommen sind und nicht aus dem Safe stammen, wo die zweimal 74 Bände liegen, die Präsident Nixon dem Kongress übergab.
    Dazu ein Bericht von Rudolf Stoiber aus New York.
    Senator Mike Gravel, der liberale, jugendliche Senator aus dem Bundesstaat Alaska, der Präsident Nixon gestern beschuldigte, er versuche den Senat zu manipulieren und zum Schweigen zu bringen, will sich, was seine Person betrifft, weder manipulieren noch zum Schweigen bringen lassen.
    Als Senator Gravel am Weiterlesen im Sitzungssaal des Senates gehindert wurde, zog er sich in einen kleinen Konferenzsaal zurück,
    wo er die Vorlesung vor Journalisten weitere dreieinhalb Stunden fortsetzte.
    Der demokratische Senator vertrat in seiner Einleitungsrede vor dem Senat die Ansicht, die amerikanische Bevölkerung habe das Recht auf Information von so enormer Bedeutung, wie sie in diesen Regierungspapieren enthalten sei, und es sei seine Pflicht als Senator, zur Verbreitung dieser Information beizutragen.
    Senator Gravel gab während seiner nächtlichen Vorlesung keine Dokumente preis, wie zum Beispiel diplomatische Depression, die, wie er sagte, möglicherweise die Sicherheit des Landes gefährden könnten, sondern las lediglich aus der Zusammenfassung und den Schlussfolgerungen der McNamara-Studie.
    Senator Gravel wird, wie er nach seiner dreieinhalbstündigen Marathon-Lesung sagte, heute versuchen, in der regulären Senatssitzung weiterzulesen.
    Wenn es ihm gelingt,
    So könnte dies zu einem sogenannten Filibuster, also einer Blockierung und Lahmlegung der Arbeit des Senats führen.
    Senator Gravel sagte gestern, er sei sich bewusst, dass er das Risiko eingehe, aus dem Senat ausgeschlossen oder zumindest getadelt zu werden.
    Aber, so betont er, seine Handlung werde von der Liebe zu seinem Lande diktiert.
    Die Pentagon-Papiere dürften dem amerikanischen Volk nicht vorenthalten werden.
    In seinen Händen befände sich genügend Material, sagte Gravel, um seine Vorlesung, sollte es dazu kommen, noch 30 Stunden fortzusetzen.
    Rudolf Stoiber berichtete aus New York.
    Der vor kurzem unterzeichnete sowjetisch-ägyptische Vertrag, der auf die nächsten 15 Jahre den Einfluss Moskaus in Kairo festigte, wirft für Israel verschiedene Probleme auf, unter anderem die der internen Sicherheit Israels.
    So wurde der Direktor des CIA, des amerikanischen Geheimdienstes Hells, nach Israel eingeladen, um dort über diese Frage mit israelischen Regierungsstellen zu verhandeln.
    Über diese Verhandlungen berichtet aus Tel Aviv Mosche Meisels.
    Der Besuch von Helms, der zu Beginn geheim gehalten wurde, gilt einer Prüfung des wachsenden sowjetischen Einflusses in den arabischen Nachbarländern mit seinen israelischen Kollegen.
    Washington ist besonders daran interessiert, die Auswirkungen des kürzlich unterzeichneten sowjetischen ägyptischen Freundschafts- und Beistandspaktes von Die Rente
    und inwieweit diese auch auf dem Gebiet der Sicherheits- und Nachrichtendienste Einfluss haben.
    Bekanntlich hat der sowjetische Innenminister kürzlich Kairo besucht und dabei soll auch eine Neuorganisierung der ägyptischen Sicherheits- und Spionagedienste und die Verstärkung ihrer Kooperation mit Moskau erörtert worden sein.
    Helms, der zu den Sonderberatern des amerikanischen Staatspräsidenten Richard Nixon zählt,
    hat bereits seine Gespräche in Israel über die Situation im Nahen Osten begonnen.
    Wie verlautet, wird er auch die Frage der Sicherheitsbedürfnisse Israels prüfen, die angesichts der verstärkten sowjetischen Hilfe an Ägypten auf diesem wichtigen Gebiet akut geworden ist.
    Es handelt sich um den ersten Besuch eines Direktors der amerikanischen CIA in Israel.
    dem unter den gegenwärtigen Umständen nach der Unterzeichnung des sowjetisch-ägyptischen Freundschafts- und Beistandspaktes besondere Bedeutung beigemelden werden muss.
    Helms wird drei bis vier Tage in Israel bleiben und unter anderem auch das Grenzgebiet mit den arabischen Nachbarstaaten besuchen.
    Moshe Meisles berichtete aus Israel.
    Das war's.
    Ein Blick auf die Uhr, es ist jetzt 12.53 Uhr.
    Morgen tritt der Erlass des Bundesministeriums für Unterricht und Kunst über die Umwandlung der Bundestheaterverwaltung in den Österreichischen Bundestheaterverband in Kraft.
    Hören Sie dazu einen Bericht von Heidi Grundmann.
    In § 1 des Artikels 2 des Erlasses des Bundesministeriums für Unterricht und Kunst, der gemeinsam mit einem Erlass des Finanzministeriums nicht mehr, aber auch nicht weniger bedeutet, als eine Grundlage für das Anlaufen einer Reform der Bundestheater, heisst es,
    Die Leitung des österreichischen Bundestheaterverbandes, früher Bundestheaterverwaltung, einschliesslich der von ihr verwalteten Theater, obliegt den Direktoren des Burgtheaters, der Staatsoper, der Volksoper, dem Direktor für kulturelle Angelegenheiten und dem Generalsekretär.
    Die Schlüsselstellung in diesem neuen Führungsgremium
    und in den durch die ministeriellen Erlässe signalisierten ersten Schritten zu einer Reform der Bundestheater hat ohne Zweifel der Generalsekretär, also der bisherige Direktor der Wiener Stadthalle, Robert Jungblut inne.
    Ist diese neu geschaffene Position, in der alle Fäden der kommerziellen, administrativen, personellen, technischen und organisatorischen Leitung der Bundestheater zusammenlaufen, der Position etwa eines Supermanagers gleichzusetzen?
    Bundesminister Graz?
    Er ist ein Supermanager in dem Sinn, als er, wenn man sich das genau ansieht, in Wirklichkeit, ich möchte sagen, der gemeinsame Finanz- und Verwaltungsdirektor für sämtliche Bundestheater ist.
    Und Generalsekretär Jungblut sieht auch er sich als eine Art von Supermanager?
    Nein, damit kann ich gar nicht übereinstimmen, denn ich glaube, dass man beim Theater das Wort Management gar nicht in dem Sinn verwenden sollte.
    Über die Aufgaben des Generalsekretärs heißt es im ministeriellen Erlass, die Wirtschaftsführung der Bundestheater hat der Generalsekretär derart zu lenken, dass die Ausgaben in den Einnahmen und in den jeweils für ein Budgetjahr im Bundesfinanzgesetz vorgesehenen zusätzlichen Ausgabenkrediten ihre volle Bedeckung finden.
    Bundesminister Graz,
    Die Spielplangestaltung in der Praxis wird so aussehen, dass jeder Direktor seine Spielplanung macht.
    Dann natürlich mit dem Generalsekretär sprechen muss, der ihm, um es extrem zu sagen, sagen muss, lieber Freund, wenn dadurch dein Defizit im nächsten Jahr verdoppelt wird, dann ist das vielleicht künstlerisch beachtlich, aber nicht durchzuführen.
    Generalsekretär Jungblut?
    Ich muss Ihnen bitte sagen, dass ich das Wort Defizit im Zusammenhang mit den
    Bundestheatern nicht gerne höre, denn ich bin der Meinung, dass die Bundestheater kein Defizit in dem Sinn haben, denn die Bundestheater werden von der Allgemeinheit erhalten als Theater, wie Hochschulen, wie Schulen, wie Spitäler und so weiter erhalten werden.
    Wenn ein Kulturstaat darauf Wert legt, ein Kulturstaat zu sein, dann muss er eben solche Städten der Kultur, wie es die Bundestheater sind, erhalten.
    Glaubt Generalsekretär Jungbluth, mit dem den Bundestheatern zur Verfügung gestellten Budget sein Auslangen finden zu können?
    Ich glaube nicht, dass wir über das Maß der Steigerungen, die sich ja durch den Lohn- und Preissektor ergeben, mehr Mittel benötigen werden, als wir jetzt zur Verfügung haben.
    Steigen werden sie natürlich immer, aber es steigen ja auch Löhne, es steigen Preise, es steigen Gehälter.
    Konnte sich Jungblut bereits genügend Einblick verschaffen in die komplizierte, ungeheuer verzweigte und in langer Tradition erstarrte Struktur der Bundestheater, um ein umfassendes Konzept zu ihrer Rationalisierung zu erarbeiten?
    Ich habe in den letzten Wochen Gelegenheit gehabt, mir die Dinge ein wenig genauer anzusehen.
    Und was ein Konzept betrifft, kann ich dazu nur sagen, diese Art von Konzepten liegen ja vor.
    Die Bundestheaterverwaltung hat zu funktionieren, wie die Verwaltungsdirektion eines Theaters zu funktionieren hat, und das liegt fest.
    liegt fest, in welcher Hinsicht und wo liegt das fest?
    Gibt es tatsächlich feste Regeln, die allgemein gültig für alle Theater und Theaterverbände anzuwenden sind?
    Ja, die gibt es.
    Das hat sich also im Laufe der letzten Jahrzehnte bei der Führung von Großbetrieben, von Theatergroßbetrieben herausgestellt.
    Die sind bekannt und sehr viel anders kann das gar nicht funktionieren.
    Werden Sie sich also ein Beispiel nehmen an der Führung von Theatern in anderen Ländern?
    Wir nehmen uns selbstverständlich Beispiel an anderen Theatern, aber die Situation der Bundestheater ist eigentlich eine einmalige Situation und sehr viele Beispiele kann man sich da außer Allgemeingültigem natürlich nicht herholen.
    Mit diesem Kulturbeitrag, meine Damen und Herren, ist das Mittagsjournal geschlossen.
    Unsere nächste Informationssendung, das Abendjournal, hören Sie um 18.45 Uhr auf Österreich 1.
    Auf Wiederhören.

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    Datum: 1971.06.30 [Sendedatum]
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    Inhalt: Nachrichten
    Wetterbericht
    Datum: 1971.06.30 [Sendedatum]
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    Inhalt: Nachrichten
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    Datum: 1971.06.30 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik ; Politik Österreich ; Gesellschaft ; Wissenschaft und Forschung ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
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    Inhalt: Kündigung, Arbeitnehmer, Alter, Unternehmer , Nachrichten
    CSSR: Sitzung des Zentralkomittees (ZK) in Prag
    Mitwirkende: Slapnicka, Harry [Gestaltung]
    Datum: 1971.06.30 [Sendedatum]
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    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
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    Schweden: Umbesetzung in Ministerien - Außenminister Thorsten Nilsson tritt zurück
    Mitwirkende: Graffenberger, Günter [Gestaltung]
    Datum: 1971.06.30 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
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    US-Geheimdienstdirektor zu Besuch in Israel
    Mitwirkende: Meisels, Moshe [Gestaltung]
    Datum: 1971.06.30 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
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    Inhalt: CIA , Nachrichten
    Umwandlung der Bundestheaterverwaltung in den Bundestheaterverband
    Interview: Unterrichtsminister Gratz und Generalsekretär Jungbluth
    Mitwirkende: Grundmann, Heidi [Gestaltung] , Gratz, Leopold [Interviewte/r] , Jungbluth, Robert [Interviewte/r]
    Datum: 1971.06.30 [Sendedatum]
    Schlagworte: Kultur ; Wirtschaft ; Theater ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Defizit, Kulturstaat, Förderungen, Erhaltung, Regelung , Nachrichten

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    Titel Mittagsjournal 1971.06.30
    Spieldauer 00:58:21
    Mitwirkende Roka, Frank [Moderation]
    Oberhofer, Helmut [Regie]
    ORF [Produzent]
    Datum 1971.06.30 [Sendedatum]
    Schlagworte Gesellschaft ; Technik ; Wissenschaft und Forschung ; Raumfahrt ; Ingenieurswissenschaften ; Radiosendung-Mitschnitt
    Örtliche Einordnung USA - Vereinigte Staaten von Amerika
    20. Jahrhundert - 70er Jahre
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