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Marker setzen in: Mittagsjournal 1971.10.09
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KI-generiertes Transkript
Mittagjournal.
Guten Tag meine Damen und Herren.
Heute ist Samstag, der 9.
Oktober.
Es war soeben 12 Uhr.
In etwa 29 Stunden werden in Österreich die Wahllokale für die Nationalratswahl 1971 geschlossen.
Österreich entscheidet morgen über die Regierungsform der nächsten vier Jahre.
Darum steht unser heutiges Mittagsjournal ganz im Zeichen dieses Ereignisses.
Am Mikrofon des Mittagsjournals Helmut Bock.
Zuerst unser Programm für 60 Minuten Mittagsinformation in Schlagzeilen.
Wir beginnen mit den Weltnachrichten.
Sie hören dann den ausführlichen Wetterbericht für das Wochenende mit den Wetterwerten von 12 Uhr.
Unsere Inlandspresseschau gibt einen Überblick über die Meinungen der Kommentatoren österreichischer Zeitungen zu den morgigen Nationalratswahlen.
Es folgt ein von unserer innenpolitischen Redaktion zusammengestellter Hinweis für die Wähler unter dem Titel Wie wählt man?
Zum Abschluss unserer Inlandsberichterstattung bringen wir dann die Wahlaufrufe der drei im Parlament vertretenen Parteien.
Folgende Auslandsthemen werden weiterhin Gegenstand ausführlicher Berichterstattung sein.
Der Wochenkommentar von Klaus Gatterer befasst sich mit dem Thema Kissingers zweite Reise nach Peking.
Klaus Emmerich kommentiert die augenblickliche deutsche Konjunktursituation.
Rainer Warnecke verfasste einen Bericht zu den morgigen Wahlen in der Hansestadt Bremen.
Und wir versuchen dann noch ein Telefongespräch mit Heinz Hoffmann in Moskau zur Ausweisung britischer Diplomaten aus der Sowjetunion.
Unsere Kulturredaktion wird sich mit folgenden Themen befassen.
Burgtheaterpremiere »W.
Dem, der lügt« und erster Bericht von »Steirischen Herbst«.
Eine Zeitansage 12 Uhr und zwei Minuten.
Hören Sie nun die Weltnachrichten, zusammengestellt von Hans Kollander, gesprochen von Willi Heuer.
Österreich.
Nur mehr wenige Spitzenpolitiker der beiden Großparteien sind am heutigen letzten Tag des Wahlkampfes im Einsatz.
Bundeskanzler Dr. Kreisky und ÖVP-Obmann Dr. Schleinzer werden in Wien sprechen.
FPÖ-Obmann Peter hat den Wahlkampf bereits beendet.
Um 11 Uhr ist die Richterkommission zur Überwachung des Wahlkampfes im Innenministerium zu einer weiteren Sitzung zusammengetreten, um die noch anhängigen drei sozialistischen Beschwerden zu beraten.
Die SPÖ-Anträge wenden sich gegen angebliche Diffamierungen von Bundeskanzler Dr. Kreisky und dem SPÖ-Abgeordneten Blecha in Zeitungen der Volkspartei.
Die Vertreter beider Parteien betonten gestern, keine weiteren Beschwerden mehr vorlegen zu wollen.
Argentinien.
Seit heute früh marschieren Regierungstruppen gegen die Garnisonen Azul und Olavarria im Süden der Provinz Buenos Aires, um den Widerstand rebellierender Offiziere gegen Präsident Lanús zu brechen.
Nach Berichten aus Buenos Aires haben 10.000 Mann die 50.000 Einwohner zählende Stadt Azul umzingelt.
Der aufständische Oberstar Alejandro Garcia, der auch über 60 Panzer verfügt, erklärte, dass er mit seiner Truppe Widerstand leisten werde.
In Olavaria haben die Mäuterer die Telefonzentrale, das Postamt und die Rundfunkstation besetzt.
Der Sender forderte Präsident Lanusse zum Rücktritt auf.
Der chilenische Präsident Allende hat inzwischen ein Telefongespräch mit Präsident Lanusse geführt und diesen seiner Sympathie bei der Niederschlagung der Revolte versichert.
Sowjetunion.
Die Regierung in Moskau hat 18 britische Diplomaten und Beamte zu unerwünschten Personen erklärt und sie zum Verlassen der UdSSR aufgefordert.
Dieser Schritt des Kreml kommt 14 Tage nach der Ausweisung von 105 sowjetischen Staatsbürgern aus Großbritannien.
Ferner wurden die Besuche des britischen Außenministers Daglyshin in Moskau und des sowjetischen Außenhandelsministers Patrykiew in London abgesagt.
Großbritannien Der Vorsitzende der britischen Labour Party, Oppositionsführer Wilson, betonte in einem Fernsehinterview, seine Partei würde vor einem Ertritt Großbritanniens zur EWG Änderungen an der Agrarpolitik und an den verlangten Finanzbeitrag fordern.
Zur Spionageaffäre erklärte Wilson, die Regierung in London habe sie aus rein taktischen Gründen inszeniert, um Detailwahlen in Macclesfield zu gewinnen.
Der Labour-Chef bezweifelte die Bedeutung des sowjetischen Überleifers Lyalin, den er als Playboy bezeichnete.
Die British Aircraft Corporation, die Herstellerfirma der Vanguard Passagiermaschinen, legte allen Fluggesellschaften nahe, die Flughöhe der Vanguard mit etwa 3.000 Meter zu begrenzen.
Vergangene Woche war eine Maschine dieses Typs auf dem Flug von London nach Salzburg in Belgien abgestürzt.
Untersuchungen am Wrack hatten ergeben, dass die einem starken Druck ausgesetzte Schutzwand im Heck der Maschine von Korrosion befallen war.
Spekulationen, wonach der Absturz des Verkehrsflugzeuges in Belgien durch Rennsabotageakt verursacht worden sei, fanden bis heute keine Bestätigung.
Türkei.
18 Angehörige der sogenannten türkischen Befreiungsarmee wurden heute von einem Militärgericht in Ankara wegen Umsturzversuches zum Tode verurteilt.
Die Stadt Guerillas hatten im Verlauf des Prozesses gestanden, im Mai dieses Jahres vier amerikanische Soldaten entführt und mehrere Banküberfälle organisiert zu haben.
Die Verurteilten sind überwiegend Studenten.
Bundesrepublik Deutschland.
Als eine Gefahr für die innere Ordnung der Bundesrepublik und ihre außenpolitischen Beziehungen hat der stellvertretende SPD-Vorsitzende, Verteidigungsminister Schmidt, eine Tendenz zur totalen Konfrontation bei der Opposition bezeichnet.
In einem Interview mit der Westberliner Zeitung der Abend sprach Schmidt zugleich die Hoffnung aus, dass der neue CDU-Vorsitzende Rainer Barzel, der weiterblickend als der CDU-Vorsitzende Franz Josef Strauß sei, diese Tendenz unterdrücken könne.
Der Verteidigungsminister sagte, dass keineswegs alle Unionspolitiker der Auffassung seien, man müsse auf allen Gebieten anderer Meinung sein als die Regierung.
Ost-Berlin.
Der Staatschef der DDR, Walter Ulbricht, hat sich in einem heute vom SED-Organ Neues Deutschland veröffentlichten Brief positiv über die Berlin-Vereinbarung der vier Großmächte geäußert.
Ulbricht meint, sowohl der Moskauer als auch der Warschauer Vertrag mit der Bundesrepublik sowie das Berlin-Abkommen könnten nach ihrem Inkrafttreten als gewichtiger Beitrag zur Entspannung auf unserem Kontinent gewertet werden.
Vereinte Nationen.
Der Weltsicherheitsrat nahm seine Beratungen über eine Beschwerde Sambias gegen Südafrika auf.
Der Vertreter Sambias hatte in einer Eröffnungssitzung der Regierung in Pretoria schwere Grenzverletzungen vorgeworfen.
Der südafrikanische Außenminister wies die Beschwerde Sambias zurück und beschuldigte seinerseits die Regierung in Lusaka, bewaffnete Terroristenbanden zu unterstützen, die von Sambia aus in Südwestafrika einfallen.
Der nationalchinesische Außenminister Zhao Shishkei erklärte vor der Unerfolgsversammlung in New York, die Regierung in Peking sei nicht berechtigt, das chinesische Volk zu vertreten.
Er behauptete, das kommunistische Regime werde von der Bevölkerung abgelehnt und gab als Beweis an, dass jährlich rund 12.000 Personen aus der Volksrepublik flüchteten.
Im weiteren Verlauf seiner Ausführungen sprach der nationalchinesische Minister die Hoffnung aus, dass die Vereinigten Staaten von Amerika ihre Interessen und ihren Einfluss in Südostasien nicht aufgeben werden.
USA.
Acht amerikanische Gouverneure treten heute als Repräsentanten aller Gouverneure der Vereinigten Staaten eine Reise in die Sowjetunion an.
Sie werden sich bis 18.
Oktober in der UdSSR aufhalten und anschließend Rumänien einen dreitägigen Besuch abstatten.
Vor ihrer Abreise erhielten die Gouverneure im Außenministerium in Washington politische Informationen.
Indien.
Der vor kurzem unterzeichnete indisch-sowjetische Vertrag wurde in Neu-Delhi vom nationalen Exekutivausschuss der Kongresspartei gebilligt.
Die tausend Delegierten der Partei von Indira Gandhi bezeichneten den Vertrag als Beitrag zum Weltfrieden und bestätigten, dass Indien seine Politik der Blockfreiheit fortführen werde.
Frankreich.
Der Streik bei der Pariser Metro geht weiter.
Vertreter der Gewerkschaften und der Direktion der Verkehrsbetriebe trennten sich heute früh nach mehrstündigen Verhandlungen, ohne den Konflikt beigelegt zu haben.
Der Streik hat in den vergangenen Tagen in der französischen Hauptstadt zu einem Verkehrschaos geführt.
Die Lenker der Untergrundbahn fordern höhere Löhne und bessere Arbeitsbedingungen.
USA, Frankreich.
Französischen und amerikanischen Behörden ist es gelungen, einen internationalen Rauschgiftring zu sprengen.
Amerikanischen Zollbeamten fiel in Miami geschmuggeltes Heroin im Wert von rund 50 Millionen Dollar in die Hände.
Sieben Rauschgifthändler wurden verhaftet.
Die Polizei in Paris konnte heute früh 106 Kilogramm Heroin sicherstellen.
Ägypten.
In der Nähe von Tantal im Nil-Deltal kamen in der vergangenen Nacht 17 Menschen bei einem Eisenbahnunglück ums Leben.
Nach der Teilnahme an einer religiösen Feier hatten sich zahlreiche Reisende auf die Wagendächer eines überfüllten Zuges gesetzt.
In einer Kurve fielen sie herunter und wurden von einem Güterzug auf der Gegenstrecke überrollt.
Elferunglückte wurden mit schweren Verletzungen in Krankenhäuser gebracht.
Österreich
In Wien beginnt Montag ein vom Donaueuropäischen Institut und dem Kalifornischen Stanford Research Institute gemeinsam veranstalteter West-Ost-Handelskongress.
Die bisher grösste Veranstaltung auf diesem Gebiet wird vier Tage dauern.
An den Beratungen nehmen 200 Persönlichkeiten der Wirtschaft aus allen Kontinenten teil.
Das waren die Meldungen.
Untertitelung aufgrund der Audioqualität nicht möglich.
Die Wetterlage.
Das mitteleuropäische Hochdruckgebiet schwächt sich weiter ab, bleibt jedoch vorderhand für unseren Raum noch wetterbestimmend.
Die Westwindzone mit eingelagerten atlantischen Störungen weitet sich vom Nord- und Ostseegebiet südwärts bis zu den deutschen Mittelgebirgen aus.
Die Vorhersage für heute und die kommende Nacht.
Vereinzelt noch auflösende Boden- oder Hochnebelfelder, sonst allgemein wolkenlos oder heiter.
Schwache Winde aus Südost bis Südwest.
Auf den Bergen sehr mild und gute Fernsicht.
Frostgrenze bei 3500 Meter Höhe.
Tageshöchsttemperaturen in der Niederung 16 bis 23 Grad.
Frühtemperaturen minus 2 bis plus 8 Grad.
Die Prognose für morgen Sonntag.
Über den Talniederungen am Morgen verbreitet Boden oder Hochnebel, der sich im Laufe des Vormittags auflösen wird.
Nach Nebelauflösung und ausserhalb der Nebelzonen wolkenlos bis heiter.
Am Nachmittag im Norden aufziehende höhere Bewölkung.
Auffrischende Winde aus Südost bis Südwest.
Tageshöchsttemperaturen 16 bis 23 Grad.
Die Werte von 12 Uhr.
Wien, Heiter, 17 Grad, Ostwind, Geschwindigkeit 5 km pro Stunde.
Eisenstadt, Heiter, 18, Ost, 3.
Linz, Nebel, 7 Grad, West, 5.
Salzburg, Heiter, 16 Grad, Nordwestwind, 5 km.
Innsbruck, Heiter, 15 Grad, Windstille.
Bregenz, Heiter, 10 Grad, Nordwestwind, 2 km.
Grad, heiter, 17 Grad, Windstille.
Klagenfurt, wolkenlos, 15 Grad, Südostwind, Geschwindigkeit 3 km pro Stunde.
Wir beginnen jetzt um 12.13 Uhr unsere ausführliche Berichterstattung mit der Inlands-Presseschau, dazu einige Headlines.
Tag der Entscheidung, so lautet zum Beispiel die Überschrift des heutigen Leitartikels im Kurier, der sich auf die Nationalratswahlen am Sonntag bezieht.
Und nicht nur dieser Leitartikel bezieht sich auf den morgigen Tag, auf seine Bedeutung und auf seine möglichen Auswirkungen in Österreich, sondern alle Tageszeitungen beschäftigen sich heute in ihren Kommentaren ausführlich mit den Nationalratswahlen.
In der Tiroler Tageszeitung heißt es, die Macht des 10.
Oktober.
In den Salzburger Nachrichten liest man, Votum für Grundsätze.
Und die Wiener Presse schreibt, jedermann ist Weichensteller.
Hier einige Auszüge aus den Kommentaren, zusammengestellt von Dieter Gettler.
In der Presse vertritt Otto Schulmeister die Ansicht, das angebliche Gleichgewichtsdenken der Österreicher bei Wahlen sei seit 1966, seitdem erstmals eine Partei die absolute Mehrheit im Nationalrat erhielt, höchst fragwürdig geworden.
Der Verfasser erinnert sich, dass die Zeitung noch vor eineinhalb Jahren dem damaligen ÖVP-Bundeskanzler Klaus die absolute Majorität gewünscht und dass man damals fortsetzte,
Und wenn nicht Klaus, dann Kreisky.
Alles andere schadet diesem Land.
Nun, es kam anders, schreibt Otto Schulmeister.
Deshalb müssen wir wählen.
Kreisky sucht aus der Pattstellung auszubrechen.
Soll er doch die absolute Mehrheit haben, sagen manche Bürgerliche.
Er ist dann bedient genug.
Aber das heißt, sich den 10.
Oktober und die Entscheidung zu leicht zu machen.
Und auch eine rot-blaue Koalition, so noch notwendig, würde nicht verhindern können, dass der Zug nach links abfährt.
Im Kurier analysiert Eberhard Strohal die möglichen Regierungsformen, die sich nach der morgigen Wahlentscheidung in Österreich ergeben könnten.
Strohal bedauert, dass abgesehen von dem Fall, wenn eine Partei die absolute Mehrheit erhielte, der Wähler ungerechterweise keinerlei Einfluss auf sich bildende Koalitionen mehr habe,
Über ein eventuelles Zusammengehen der Sozialisten mit den Freiheitlichen liest man wörtlich im Kurier.
Die FPÖ direkt mitregieren zu dürfen, wird zwar aus Gründen der Selbsterhaltung ein Spiel täglicher Erpressung betreiben müssen, aber nur im wirklich äußersten Notfall die Partnerschaft aufkündigen.
Und sie wird sich im Regierungsclinch nur sehr selten, wenn überhaupt, gegen die Übermacht der überwiegend konservativ-traditionsverhafteten Wiener SPÖ und gegen den Gewerkschaftsdruck durchsetzen können.
Was eine mögliche Koalition zwischen SPÖ und Volkspartei anbelangt, so heißt es im Kurier,
Die ÖVP wird aus der nicht ganz unbegründeten Furcht, in der Oppositionsrolle zu verkümmern, aus der mehr oder weniger gefestigten Überzeugung, nicht rückgängig zu machende Weichenstellungen verhindern oder erschweren zu müssen, bereit sein, für die Regierungsteilhabe mehr zu opfern, als sie hat.
Gelingt es ihr, sich mit Bauchaufschwung in die Regierung hineinzuheben, wird sie es freilich schwerer haben denn je, denn das unerlässlich neue Modell der Zusammenarbeit wird nicht ausgerechnet zu ihren Gunsten maßgeschneidert sein.
Sollten die Sozialisten morgen die absolute Mehrheit erhalten, so ist Eberhard Strohhal der Ansicht, dass dies weniger das Verdienst der Partei als das von Kreisky sein würde.
Sollte die SPÖ die absolute Mehrheit verfehlen, so wäre dies nicht einer höheren Strahlkraft der Volkspartei zuzuschreiben, wie Strohal meint, sondern am ehesten noch dem Auftreten Schleinzers bei der Fernsehdiskussion, die, wie es im Kurier heißt, in diesem sonst eher flau geführten Wahlkampf entscheidend gewesen sein mag.
In der Grazer Kleinen Zeitung zieht Kurt Vorhofer die Bilanz des Wahlkampfes.
Rufmörderische Attacken, zerfetzte Plakate, Schmieraktionen mit SS-Runen, harten Kreuzen und antisemitischen Parolen, das ist das dicke Ende eines Wahlkampfes, der so harmlos begonnen hatte.
Schlimm waren diese Gehässigkeiten, aber noch schlimmer war etwas anderes in den letzten Wochen und Monaten.
Die Unaufrichtigkeit in der Wahlwerbung, vor allem der beiden Großparteien.
Als Beispiele zitiert Vorhofer, was die SPÖ anbelangt, die Auflösung des Nationalrates, den Zustand des Bundesheeres sowie verschiedene auf das vergangene Jahr bezogene Argumente wie Blütezeit des Parlamentarismus oder der Freiheitsraum für die Österreicher sei größer geworden.
Der Volkspartei wirft die kleine Zeitung vor, die Finanzierungsmöglichkeiten ihrer Wahlversprechen nicht ausreichend dokumentiert und durch die Kandidatur von drei rechtsunabhängigen Verwirrungen in den eigenen Reihen gestiftet zu haben.
Das Wahlprogramm der ÖVP, schreibt Vorhofer wörtlich weiter, enthält gar zu viel Idyllisches in der Art der Gartenlaube.
Und bei den Freiheitlichen hat der Autor auszusetzen, dass noch immer nicht geklärt sei, ob der Bonner Botschafter Gredler auch bereit wäre,
schlichter Abgeordneter und nicht nur Regierungsmitglied zu werden.
Hermann Polz von den Oberösterreichischen Nachrichten vertritt in seinem heutigen Leiterartikel die Meinung, die vielen Wahlen der letzten Zeit hätten den Wahlakt für die Österreicher etwas entwertet.
Der Wahlkampf, so liest man wörtlich, wurde zur täglichen Gewohnheit wie das Aufstehen der Szene putzen und die Konsumgüterwerbung, von der ja diese Wahlwerbung das Übermaß genommen hat.
Hermann Polz gibt einen kurzen Rückblick auf die vergangenen Wochen und erklärt zusammenfassend.
Die Siegessicherheit der SPÖ wich schnell dem Zweifel, während die ÖVP aus den Tiefen der Resignation in übersteigerte Euphorie emporgerissen wurde.
Welche Stimmung in den Parteien entspricht der Stimmung der Mehrheit der Wähler?
Niemand kann darauf Antwort geben als der Wähler selbst.
Nachdem zu Beginn des Wahlkampfes schon festzustellen schien, dass er Kreiskis Konzept bestätigen würde, erscheint nun alles wieder offen und ein spannender Sonntag vor uns zu liegen.
Das war unsere Inlands-Presse-Schau, heute zusammengestellt aus Kommentaren zur morgigen Nationalratswahl.
Bei diesem morgigen Urnengang sind rund 5 Millionen Österreicher wahlberechtigt.
Bei der letzten Nationalratswahl am 1.
März 1970 gaben von 100 Wahlberechtigten 93 eine gültige Stimme ab, 6 verzichteten auf ihr Wahlrecht, einer wählte ungültig.
Bei der diesjährigen Wahl herrscht nur in Tirol, Vorarlberg und in der Steiermark Wahlpflicht.
Unsere innenpolitische Redaktion fasste einige Punkte zusammen, die für den Wahlvorgang von Bedeutung sind.
Stimmberechtigte, die nicht mit einer Wahlkarte wählen, müssen sich vergewissern, dass sie in jenem Wahlkreis ihre Stimme abgeben, indem sie auch im Wählerverzeichnis aufscheinen.
Im Wahllokal muss ein Dokument zur Identifizierung vorgewiesen werden, da Ausweispflicht besteht.
Als Dokumente werden alle Lichtbildausweise wie Pass, Führerschein, Personalausweis akzeptiert.
Außerdem können Dokumente, die kein Lichtbild, aber einen Amtsstempel aufweisen, wie Geburtsurkunde oder Staatsbürgerschaftsnachweis mitgebracht werden.
Der amtliche Meldezettel allein genügt nicht.
Beim eigentlichen Wahlvorgang erhält der Wähler einen Stimmzettel und begibt sich damit in die Wahlzelle.
Der Stimmzettel wurde gegenüber der letzten Nationalratswahl etwas verändert.
In acht Wahlkreisen scheinen vier Parteien auf, im Wahlkreis 9, Wien, kandidiert zusätzlich noch die Gruppe offensiv links.
Neben der Listenbezeichnung der einzelnen Parteien kreuzt der Wähler jene Gruppierung an, die er wählen möchte.
Liste 1 ist diesmal erstmals die SPÖ, Liste 2 die ÖVP, Liste 3 die FPÖ, Liste 4 die KPÖ und Liste 5 ist in Wien, wie schon erwähnt, offensiv links.
Die Kurzbezeichnung für diese Gruppe ist OL.
Eine Rubrik auf dem Stimmzettel wurde diesmal freigelassen.
Sie gibt dem Wähler erstmals die Möglichkeit, einen einzelnen Kandidaten der von ihm gewählten Partei namentlich besonders hervorzuheben.
Der so bezeichnete Kandidat der jeweiligen Partei erhält dadurch einen sogenannten Wahlpunkt.
Diese Wahlpunkte werden allerdings für die tatsächliche Wahlermittlung erst dann interessant, wenn der Bewerber mindestens so viele Punkte erreicht, als die Wahlzahl in dem Wahlkreis beträgt, also etwa 26.000 bis 27.000.
Die bisherige Möglichkeit des Reihens und Streichens ist im neuen Wahlrecht nicht mehr vorgesehen.
Die Rückseite des Stimmzettels ist daher unbedruckt.
Die Namensliste der Kandidaten der Parteien im jeweiligen Wahlkreis ist in den Wahlzellen angebracht.
Wahlkartenwähler können prinzipiell überall in Österreich ihre Stimme abgeben.
Allerdings ist in Orten mit mehreren Wahllokalen aus organisatorischen Gründen immer ein Wahllokal für die Wähler mit Wahlkarten reserviert.
Die genaue Adresse dieses Lokals erfährt man entweder bei der zuständigen Gemeinde oder auch auf Anschlagtafeln.
Der Wähler begibt sich mit der geschlossenen Wahlkarte zum Leiter des Wahllokals, in dem er wählen will.
Dort erhält er ein gelbes Kuvert, auf dem aber nur der zuständige Wahlkreis des Betreffenden vermerkt ist.
Damit und mit dem aus der Wahlkarte entnommenen Stimmzettel geht man in die Wahlzelle und wählt.
Die Öffnungszeiten der Wahllokale sind in ganz Österreich verschieden.
Die letzten Wahllokale schließen um 17 Uhr.
Hören Sie nun zum Abschluss unserer innenpolitischen Berichterstattung die Stellungnahmen der drei Parteivorsitzenden zur morgigen Nationalratswahl.
Wir bringen diese Wahlaufrufe in der Reihenfolge, wie die Parteien auch auf dem Stimmzettel verzeichnet sind.
Hören Sie zu Beginn den Vorsitzenden der Sozialistischen Partei, Bundeskanzler Dr. Bruno Kreisky.
Liebe Hörerinnen und Hörer,
Die ÖVP-Regierung hinterließ uns eine Schuldenlast von über 43 Milliarden Schilling.
Daher müssen wir jährlich über 9 Milliarden Schilling an Schulden zurückzahlen.
Ohne diese Schulden wären Milliarden für Steuermäßigungen, Investitionen und andere wichtige Ausgaben da.
So hat die ÖVP-Regierung gewirtschaftet.
Wir hingegen sanieren das Budget.
1970 wurde das Defizit um ein ganzes 8 Milliarden Schilling gesenkt.
1971 werden es sogar 2 Milliarden sein.
Gewiss, die Preise sind überall stärker gestiegen als in Österreich.
Trotz aller Maßnahmen ist es uns doch zu viel.
Ein gutes Preisregelungsgesetz hätte hier geholfen.
Die ÖVP hat es zweimal im Parlament verhindert.
Die großen Ölgesellschaften verlangen eine Benzinpreiserhöhung.
Glaubt ein intelligenter Mensch, dass die ÖVP die seinerzeit, und dafür bin ich lebender Zeuge, nachdem Staatsvertrag die Forderungen der Ölgesellschaft unterstützt hat, diesen Forderungen härter in Widerstand entgegensetzen wird als eine SPÖ-Regierung?
Kurz und bündig, in Österreich ist nichts zu verstaatlichen und nichts zu vergesellschaften.
Die SPÖ hat auch keine solchen Pläne.
Dafür verbirge ich mich.
Der Finanzminister bereitet eine große Steuerreform vor.
Eine Milderung der Steuerprogression wird kommen.
Die Regierung hat am 1.
Jänner 1971 eine erste Progressionsmildung durchgeführt.
Eine nächste folgt spätestens am 1.
Jänner 1973.
Wer vor Wahlen mehr verspricht, als er halten kann, täuscht die Wähler.
Die SPÖ wollte die freien Schulbücher, so wie sie die freien Schulfahrten, Schüler- und Heimbeihilfen bereits eingeführt hat.
Die FVP und FPÖ verhinderten dies.
Zehntausende Eltern hätten sich viel Geld ersparen können.
Die Herabsetzung des Wehrdienstes von neun auf sechs Monate wurde versprochen und gehalten.
Das Gesetz über die Ausschreibung der Post und damit das Ende der Proportswirtschaft ist von der Regierung fertiggestellt.
Und das Gesetz über die Politikerbesteuerung ist ausgesendet.
Sofort nach Zusammentreten des neuen Parlaments werden diese Gesetze dem Parlament zugeleitet.
Die SPÖ wird ihr Regierungsprogramm verwirklichen und ein modernes Österreich schaffen.
Ein europareifes Österreich,
dass ein gutes Vaterland des ganzen Volkes sein wird.
Das war der Wahlaufruf von Bundeskanzler Dr. Bruno Greisky für die Sozialistische Partei.
Nach der SPÖ kommt nun die ÖVP zu Wort.
Es spricht Bundesparteiobmann Dr. Karl Schleinzer.
Österreich steht vor einer Entscheidungswahl.
Die SPÖ will die absolute Mehrheit erringen, sie will die ganze Macht.
Wir wollen wieder stärkste Partei werden und sind zu einer modernen Form der Zusammenarbeit bereit.
Ein weiterer Linksruck würde in Österreich noch stärkere Geldentwertung und schärfere Steuerprogression, Eigentumsfeindlichkeit und Bevormundung des Menschen bedeuten.
Das wollen wir nicht.
Die Menschen dieses Landes sollen nicht über den Leisten einer sozialistischen Gesellschaftsordnung geschlagen werden.
Sie sollen die Möglichkeit behalten, selbst aus ihrem Leben mehr zu machen.
Österreich steht vor großen Entscheidungen.
Wir werden unmittelbar nach der Wahl mit der EWG verhandeln müssen.
Wir müssen die alarmierende Teuerung mit Stabilisierungsmaßnahmen bekämpfen.
Wir dürfen in keine Inflation hineinschlittern.
Wir müssen die wachsende Steuerbelastung mildern.
Hier geht es um Löhne, Gehälter und Pensionen, um die sozialen Interessen aller Bevölkerungsgruppen.
Dazu braucht Österreich eine Regierung.
die nicht vom Willen zur Macht einer Partei, sondern vom Geist einer modernen Zusammenarbeit getragen wird.
Das ist unser Ziel.
Unterstützen Sie uns dabei, es zu erreichen.
Sie, die Wähler, müssen bedenken, was morgen alles auf dem Spiele steht.
Sie als Frau sorgen Sie dafür, dass in Österreich politisch ausgeglichene Verhältnisse herrschen.
Sie als Arbeiter, Angestellter, Freiberuflichtätiger, als Gewerbetreibender und als Bauer, bedenken Sie bei aller Verschiedenheit und bei Interessen doch eines.
Jede Bevölkerungsgruppe hat das Recht, bei politischen Entscheidungen gehört zu werden.
Sie als Angehöriger der älteren Generation, Sie wissen doch, dass nur der Weg der Mitte unserem Land den inneren und sozialen Frieden erhalten kann.
Und noch ein persönliches Wort an die Jugend.
Sie sollen wissen, dass wir für das Neue aufgeschlossen sind.
Wir haben Ideen, 107 Vorschläge für Österreich.
Gebt uns die Chance, sie zu verwirklichen.
Schenken Sie uns Ihr Vertrauen.
Stärken Sie die Volkspartei.
Stimmen Sie für die Liste 2.
Die Entscheidung darüber, wie die Zukunft aussehen soll,
liegt in ihrer Hand.
Das war der Wahlaufruf von ÖVP-Bundesparteiabmann Dr. Karl Schleinzer.
Auf dem Stimmzettel hat die Freiheitliche Partei Österreichs die Nummer 3.
Das Wort hat der Abgeordnete Friedrich Peter.
Meine sehr geehrten Damen und Herren,
Die Freiheitliche Partei Österreichs wendet sich am Vorabend der Nationalratswahl an alle Österreicherinnen und Österreicher, die nicht durch staatliche Fürsorge, sondern durch eigene Düchtigkeit und Leistung zum Erfolg kommen wollen.
Die letzte Gesetzgebungsperiode des Nationalrates stand unter dem Zeichen freiheitlicher Mitbestimmung und Mitentscheidung.
Wir haben bewiesen, dass wir für Österreich arbeiten wollen und dass wir für Österreich arbeiten können.
Wir Freiheitlichen sind in dieser Wahlauseinandersetzung nicht den Weg zügelloser Versprechungen und der Lizitation gegangen.
Wir werden in der kommenden Gesetzgebungsperiode des Nationalrates, wie in der Vergangenheit, die Politik der Vernunft auf der Grundlage sachlicher Entscheidungen fortsetzen.
Meine sehr geehrten Damen und Herren,
Stärken Sie morgen nicht die Starken, machen Sie die Mächtigen nicht mächtiger, sondern geben Sie dem Kleinen in der Politik eine Chance.
Wir Freiheitlichen sind der Kleine in der Politik, wie Sie der Kleine im Leben sind.
Und der Kleine hat es immer schwerer als der Große.
Er muss härter arbeiten, um erfolgreich zu sein.
Ich bitte Sie daher aus ganzem Herzen um Ihr Vertrauen und um Ihre Stimme für die Freiheitliche Partei Österreichs, die Liste 3.
Das waren die Wahlaufrufe der Vorsitzenden der im Parlament vertretenen drei Parteien.
SPÖ, ÖVP und Freiheitliche Partei.
Und nun noch ein Hinweis.
Morgen ab 16.40 Uhr hören Sie im Programm Ö1 und Öregional.
Eine Direktübertragung aus dem Innenministerium, den Kreiswahlbehörden, den Parteizentralen und dem Computerzentrum über den Wahlausgang der Nationalratswahl 1971.
Morgen ab 16.40 Uhr im Programm Ö1 und Öregional.
Ab 16.30 Uhr beginnt auch das Fernsehen mit einer Direktübertragung.
Um Punkt 17 Uhr hören Sie dann die erste Hochrechnung.
Es war vor wenigen Sekunden 12 Uhr und 30 Minuten.
Wir beginnen mit unserer Auslandsberichterstattung.
Nun, Peking sorgt immer wieder für Spannung in der Politik.
Vor kurzer Zeit wurde Mao weltweit totgesagt.
Vor wenigen Tagen ist er wieder aufgetaucht bei einem Empfang anlässlich des Staatsbesuches von Kaiser Haile Selassie von Äthiopien.
Eine zweite Geschichte.
Henry Kissinger, der Sonderbeauftragte des amerikanischen Präsidenten, kündigte an, er werde neuerlich eine Reise nach Peking unternehmen.
Und der chinesische Ministerpräsident Cui Enlai trommelte alle in Peking anwesenden Amerikaner, darunter auch einige radikale Black Panther-Exponenten, zu einem Empfang zusammen und legte ihnen in einem außenpolitischen Statement dar, dass die chinesische Regierung mit allen verhandeln wolle und verhandeln werde und dass Mao selbst für die Ping-Pong-Diplomatie verantwortlich zeichne.
Das ist der Grundtenor zum diesmaligen Wochenkommentar von Klaus Katterer.
Kissingers zweite Reise nach Peking wird, anders als die erste vor drei Monaten, nicht mehr heimlich erfolgen.
Nixons engster Berater, der sich immer mehr als der eigentliche, nicht nur konzeptive, sondern in delikaten Situationen auch ausführende Außenpolitiker im amerikanischen Kabinett erweist, wird in aller Öffentlichkeit reisen, begleitet von zehn Experten.
Seine Aufgabe wird es sein, den Zeitpunkt für den Besuch des Präsidenten in China zu vereinbaren, das Programm technisch festzulegen und sich mit den chinesischen Partnern auf eine politische Tagesordnung für Nixons Gespräche zu einigen.
Es liegt auf der Hand, dass Kissingers Mission mit diesem letzten Punkt über das rein protokollarisch-technische hinausreicht und echte politische Vorgespräche impliziert.
Andererseits dürfte mit der zweiten Visite Kissingers auch für Peking eine neue Etappe im schwierigen Annäherungsprozess beginnen.
Im Juli konnte man das chinesische Volk noch mit einem Zehn-Seilen-Kommuniqué abspeisen.
Nun aber wird man die über die Ankunft des Amerikaners unterrichteten Bürger allmählich ausführlicher über die Folgen der Ping-Pong-Diplomatie informieren und auf das Kommen des amerikanischen Präsidenten vorbereiten müssen.
Die Frage, ob es hinter den Kulissen in der Parteiführung zu Meinungsverschiedenheiten über den Dialog mit den USA gekommen ist, muss offen bleiben.
Diesbezüglich weiß man, um Kissinger zu zitieren, nur so viel, dass, falls in Peking etwas passiert sein sollte, dies die Pläne für die Reise Nixons nicht berührt.
Da der Versuch, das Verhältnis mit den USA zu normalisieren, den kühnsten Schritt in Chinas neue Realpolitik darstellt, muss man aus dem Gesagten auch folgern, dass eventuelle Vorgänge in Peking auch Chu Enlais' außenpolitische Linie insgesamt nicht berühren.
Die ganze Entwicklung lässt vielmehr den Schluss zu, dass Chu Enlais' politische Stellung als wenigstens dritter Mann im Staate noch solider, sein Einfluss noch größer geworden ist.
Gewiss, der Dialog mit den USA ergab sich für Peking zwangsläufig als Konsequenz der Rückkehr in die weltpolitische Arena.
Als potenzielle Supermacht kann sich Peking weder der Konfrontation noch der Kooperation mit den anderen Supermächten, den USA und der Sowjetunion, entziehen.
Ohne die Öffnung gegenüber Washington hätte Peking riskiert, von der Lösung kontroverser asiatischer Fragen ausgeschaltet zu bleiben.
Aber die Art der politischen Öffnung, ihr Tempo, ihr Ausmaß und die nüchtern-realistische Philosophie der neuen Außenpolitik, die behauptet, werden eindeutig vom Ministerpräsidenten Xue'en Lai bestimmt, der damit jene Verhandlungs- und Koexistenzlinie fortsetzt, die er in den 50er Jahren mit Erfolg praktiziert hat.
Chu's Rede vor den amerikanischen Freunden in Peking war ein einziges Plädoyer für Verhandlungen nach allen Himmelsrichtungen und eine radikale Absage an die revolutionäre Außenpolitik aus der Zeit der Kulturrevolution.
Seine Feststellung, Mao selbst habe die Einladung der amerikanischen Tischtennismannschaft nach China veranlasst und damit den neuen Kurs gegenüber Washington inauguriert,
schien eher an maoistische Gruppen im Westen und in den USA adressiert, als an irgendwelche Gegner im eigenen Lande.
Nach dieser ein wenig rituellen Berufung auf Mao bedeutete Chu, China wolle keinen Krieg und es werde andere niemals provozieren.
Er unterstrich den Verhandlungswillen gegenüber Sowjets und Amerikanern durch die Erinnerung daran, dass die Kommunisten zehn Jahre lang sogar mit unserem Erzfeind Chiang Kai-shek verhandelt hätten.
Er betont, im Hinblick auf die geplanten Gespräche mit Nixon, uns ist es einerlei, ob die Verhandlungen erfolgreich verlaufen oder ob sie scheitern.
Der chinesische Ministerpräsident schien sogar den Sowjets, deren gewaltige Truppenmassierungen an den gemeinsamen Grenzen er scharf verurteilte, eine Avance zu machen.
Er stellte erstmals klar, dass Peking nicht die Revision aller im vergangenen Jahrhundert von den russischen Zaren dem schwachen China aufgezwungenen ungleichen Verträge wünsche, sondern nur in einigen wenigen Ausnahmefällen über Grenzkorrekturen reden wolle.
Dieser Auftritt erinnerte nicht nur an Chu's eigenen Stil der 50er Jahre, als er gemeinsam mit dem indischen Premierminister Nehru die fünf Prinzipien der Koexistenz proklamierte, sondern an gewisse Plädoyers-Khrushchevs für das Miteinanderreden, die in jener Zeit von Peking scharf verurteilt worden waren.
Von maoistischen Gruppen außerhalb Chinas ist auch Chu schon das Schimpfwort-Revisionist zuteil geworden.
Analysiert man die außenpolitischen Aktivitäten Chinas während der letzten Wochen, zeigt sich, dass Chu Zug gegen Zug vor allem gegen die Sowjets spielt.
Ehe Brezhnev nach Paris kommen konnte, reiste Chinas Handelsminister durch Frankreich.
Dem Skandinavienbesuch des sowjetischen Ministerpräsidenten setzte China eine Rundreise seines Vize-Außenhandelsministers entgegen.
Als die USA die Bombenangriffe auf Nordvietnam wieder aufnahmen, reiste Vizeministerpräsident Lee Hsien-Yen sofort nach Hanoi und kam mit seinen Hilfeversprechungen dem sowjetischen Staatschef Podgorny zuvor.
Während Moskau sich in intensiven Kontakten mit Tokio um die Vorbereitungen für den Abschluss eines Friedensvertrages bemüht, wurde der einstige japanische Außenminister Fujiyama in Peking empfangen und mit den Grundzügen für einen chinesisch-japanischen Friedensvertrag nach Tokio entlassen.
Ähnliche Initiativen registriert man überall, vor allem in Afrika und neuerdings auch in Lateinamerika.
Die Ernte dieses Bemühens wird teilweise in New York eingebracht.
Gelassen kann Peking heute darauf warten, dass ihm namentlich die jungen Staaten vielleicht schon heuer, spätestens 1972, die Festportale zu RUNO öffnen und Washingtons Zwei-China-Politik den Garaus machen werden.
Bekings diplomatische Emsigkeit entspringt in dessen wenigstens Teilweise der Angst vor der Einkreisung.
Was sollen wir tun, wenn die Sowjets im Norden, die Amerikaner im Süden, die Japaner im Osten, die Inder in Tibet angreifen?
Wir müssen zur Verteidigung gerüstet sein, sagte Chu in seinem Statement.
Doch fügte er hinzu, wenn jemand friedliche Verhandlungen will, muss er gegen den Krieg gerüstet sein.
Hier wird kein Mautsiedat mehr bemüht,
Hier kommt jener klassische Lehrsatz zur Geltung, der sich in zwei Jahrtausenden bewährt hat, civis pacem parabellum.
Beachtlich ist freilich auch hier die Reihenfolge.
Als erster im Kreis der vier möglichen Angreifer wird die Sowjetunion genannt.
Chinas Angst vor einer möglichen Wiederholung der Überfälle und Raubzüge des vergangenen Jahrhunderts scheint traumatisch zu sein.
Die Angst wird möglicherweise unbewusst, auch durch die institutionellen Schwächen des 800-Millionen-Reiches mitbedingt.
dass das Land keinen Staatspräsidenten hat, dass wichtige Ministerposten unbesetzt sind, dass man endlos an Verfassungsreformen bastelt, dass die Tagung des Nationalen Volkskongresses überfällig ist.
Dies alles sind zusätzliche Elemente der Unsicherheit.
Henry Kissinger, der solche Zustände vor allem in Zusammenhang mit den Entwicklungsländern studiert hat, ist wohl als einer der wenigen imstande, die daraus sich ergebenden Spannungen zu begreifen.
Er, der Historiograph des metternichschen Vierpole Europas, sieht auch die großpolitischen Konstellationen, Verzahnungen und wechselseitigen Bedingtheiten, die sich aus dem Übergang zur dreipolaren Welt für jede einzelne Supermacht wie für alle gemeinsam ergeben,
klarer als andere.
Ehe Peking und Washington an die Lösung konkreter Fragen, Indokina, Formosa, zwei China-Problems, siebente US-Flotte usw.
gehen können, ist daher eine schwierige psychologische Voretappe zu überwinden.
Beide Seiten müssen lernen, sich selbst auch mit den Augen des Anderen zu sehen.
Das war der Wochenkommentar von Klaus Gatterer.
Wir erwarten in Kürze das angemeldete Telefongespräch mit Moskau.
Nach der Ausweisung von 105 sowjetischen Diplomaten aus Großbritannien hat nun die Regierung in Moskau gestern 18 britische Diplomaten und Beamten zu unerwünschten Personen erklärt und sie zum Verlassen des Landes aufgefordert.
Die Diplomatie zwischen Moskau und London ist damit etwas gestört.
Ich bin nun mit unserem Moskauer Mitarbeiter Herrn Hofmann verbunden.
Guten Morgen, Herr Hofmann.
Herr Hofmann, was bedeutet diese Ausweisung nun der Briten aus Moskau?
Könnte sich das noch weiter verschärfen?
Nun, es wird darauf ankommen, ob Großbritannien, ob London, wie angekündigt, auch auf diese Maßnahme wieder Gegenmaßnahmen ergreifen.
Aus Moskauer Sicht muss man sagen, dass die Ausweisung der 18 Briten eigentlich die mildeste Stufe ist, mit der Moskau auf die britischen Ausweisungen reagieren konnte.
Zum größten Teil sind die Diplomaten bereits in Großbritannien.
Nur vier von ihnen befinden sich noch hier in Moskau.
Auch von den Kaufleuten befindet sich nur noch einer in Moskau.
Und dann ist noch ein Wissenschaftler ausgewiesen worden.
Es sind keine Journalisten ausgewiesen worden.
und allgemein betrachtet man diese Moskauer Maßnahme als das gerade Notwendigste, was erfolgen musste.
Zwingend allerdings ist doch die politische Variante, die Moskau ins Spiel gebracht hat, durch die Absage des Besuches von Douglas Jung in Moskau und durch die Absage des Besuches des sowjetischen Außenhandelsministers Patolicev,
In London außerdem sind die Arbeiten in den Kommissionen, in den Wirtschaftskommissionen, in den Technischen Kommissionen und in der Zivilen Schifffahrtskommission eingestellt worden.
Also hier macht sich ein weitaus stärkerer Druck bemerkbar als auf dem Personalsektor.
Das heißt mit anderen Worten, die diplomatischen Kontakte sind etwas gestört.
So gestört, dass es sich auf die gesamte Weltpolitik auswirken könnte, glauben Sie, oder ist das nur eine zweiseitige Störung zwischen London und Moskau?
Ich halte das für eine zweiseitige Störung zwischen London und Moskau.
die sicher nach einiger Zeit sich wieder geben wird.
Die Reibungen gerade auf diesem Gebiet der diplomatischen Personen zwischen den beiden Hauptstädten sind ja nicht gerade neu.
Vor wenigen Wochen erst wurden hier in Moskau zwei britische Diplomaten ausgewiesen, nachdem
vorher in London zwei sowjetische Diplomaten ausgewiesen worden waren.
Also dieses Hin und Her ist nichts Neues.
Und was überraschend war, war eben die große Anzahl der auf einen Schlag ausgewiesenen.
Und es wird allerdings jetzt, und das wird auch in dem Dokument, das das sowjetische Außenministerium herausgegeben hat zu diesem Fall, betont, es wird jetzt darauf ankommen, wie Großbritannien, wie London weiter reagieren.
Herr Hofmann, herzlichen Dank.
Die Konjunkturlage in der Bundesrepublik Deutschland ist in einer Krise.
Dazu ein Beispiel aus der Automobilindustrie.
Die Umsatzsteigerung betrug 10%.
Die Erlösminderung 25%.
Nun sehen Sie, dieses Beispiel aus der Automobilindustrie in der Bundesrepublik zeigt nicht nur dem Wirtschaftsexperten, dass das Konjunkturwetter umschlägt, dass nach einem jahrelangen beständigen Hoch ein immer stärker werdendes Tief folgt.
Wirtschafts- und Finanzminister Schiller sieht sich der schwierigen Situation seit Kriegsende gegenüber.
Drei Faktoren kreisen.
Preise, Löhne, Währung.
Nun über die Bemühungen dieses sich immer schneller drehenden Karussells zum Stillstand dann zu bringen, berichtet jetzt Klaus Emmerich im folgenden Kommentar.
Die Wirtschaft läuft zwar und läuft und läuft und läuft, aber ihre Wirtschaftlichkeit geht zurück, zurück und noch einmal zurück.
Dies ist zwar keine typisch deutsche Erscheinung, aber die Sogkraft der bundesrepublikanischen Wirtschaft ist doch so groß und ausgeprägt, dass in ihrer Art und Insensität die westeuropäische Konjunktur ganz allgemein oder mehr oder weniger hängt.
Im deutschen Fall steht sich jetzt heraus, dass die Auftriebskräfte schon im Frühjahr müde geworden waren, also bevor die sozialliberale Regierung mit der Freigabe der Wechselkurse zu jenem Mittel griff, das ihr Professor Schiller damals, sicherlich guten Willens, als Patentrezept gegen Inflation und allzu viel Konjunktur anempfohlen hatte.
Inzwischen hat sich herausgestellt, dass diese Freigabe des DM-Kurses, sogenannte Floating, nicht nur alle Erwartungen nicht erfüllt hat, sondern konjunkturell der westdeutschen Wirtschaft mehr Zusätze als im Frühsommer allgemein angenommen werden konnte.
eine Konjunktur oder eine Art ökonomischer Altweibersommer üblich ist, wärmt die Sonne zwar noch, es bilden sich aber lästige Nebel.
Zu deutsch, die Verbraucher schränken ihre Käufe ein, die Wirtschaft fährt die Investitionen zurück, die Produktionskapazitäten werden nicht mehr voll ausgenutzt,
Einschränkungen sind die Folge.
Die Zahl der Kurzarbeiter nimmt sprunghaft zu und erstmals seit über vier Jahren werden wieder Entlassungen größeren Stils gemeldet.
Wie das an den Nerven der Verantwortlichen auch in der Bundesrepublik zehren kann, zeigt ein öffentlich ausgetragener Streit zwischen Bundeswirtschaftsminister Schiller und Bundesbankpräsident Klassen.
Schiller und Klassen haben sich vor und nach der Währungsfonds-Tagung in Washington auf ungewöhnliche Weise in ihren wirtschaftspolitischen Anschauungen auseinandergeredet.
Über Senkung oder Nichtsenkung der Deutschen Bankrate soll nun voraussichtlich in der kommenden Woche entschieden werden.
Über die Stimmung in dem ausschlaggebenden Zentralbankrat der Westdeutschen Notenbank liegen keine verlässlichen Informationen vor.
Die Gegensätze in der beurteilten Konjunktur rühren natürlich auch daher, dass der Abbau des Binnenwertes der deutschen Markt einhergeht mit dem Aufbau des Außenwertes.
Mit anderen Worten, die stille Aufwertung der Markt geht fast unaufhaltsam weiter.
In den letzten Tagen ergab sich durch das Floating ein Aufwertungssatz von fast 11 Prozent.
Wenn man bedenkt, dass
Erst im 69er Jahr, als die deutsche Mark um fast 10% aufgewertet wurde, so ergibt sich innerhalb von zwei Jahren rechnerisch eine Verschlechterung der durchschnittlichen Wettbewerbssituation der westdeutschen Exportwirtschaft von fast einem Fünftel.
Obwohl die Wechselkurse ja noch nicht wieder neu festgesetzt sind, wirkt auch diese Doppelaufwirkung außenwirtschaftlich auf die übrigen europäischen Länder, nicht zuletzt Österreich.
Ganz allgemein stehen der westeuropäischen Wirtschaft schwierige Zeiten bevor.
da das reale Wachstum der Wirtschaft in diesem Jahr bestenfalls auf 3,5% veranschlagt wird, während die Preise allgemein gleichzeitig um 6% steigen.
Also der klassische Fall von Stagflation, diesem neuen Wortungetüm von Stagnation und Inflation.
Das war ein Kommentar von Klaus Emmerich zur deutschen Konjunkturlage.
Auch der nächste Bericht befestigt sich mit der Bundesrepublik Deutschland, denn nicht nur in Österreich wird morgen gewählt, auch im deutschen Bundesland Bremen geht man morgen zu den Urnen.
Derzeit verfügt die SPD über 50, die CDU über 32, die FDP über 10 und die Nationaldemokratische Partei, die NPD, also über 8 der 100 zur Verfügung stehenden Mandate.
Zünglein an der Waage ist die FDP, die Freien Demokraten, die bis Ende Mai mit den Sozialdemokraten in einer Koalition zusammengearbeitet haben, dann aber wegen Meinungsverschiedenheiten in der Frage der neu gegründeten Universität Bremen aus dem Senat ausgeschieden sind.
Über die Ausgangspunkte der Parteien vor den Wahlen, die Hintergründe der Auseinandersetzungen und die möglichen Kombinationen nach dem 10.
Oktober informiert sie nun Rainer Warnecke.
Mit knapp 754.000 Einwohnern ist Bremen das kleinste Bundesland Westdeutschlands.
Dennoch wird der Ausgang der Wahlen überall in der Bundesrepublik mit Spannung erwartet.
Auch für den überaus starken Einsatz von Bundespolitikern im Wahlkampf, an ihrer Spitze Brandt, Scheel, Barzel und Strauß, sind im Wesentlichen zwei Gründe maßgebend.
Erstens, der Wahltermin fällt in die Halbzeit der Regierung Brand und ist zu einem Zeitpunkt, da wichtige Initiativen in der Ostpolitik vor der Entscheidung stehen, ein interessanter Test über die Arbeit des Kabinetts in Bonn.
Der zweite Grund ist jene Frage, an der die seit 24 Jahren bestehende Koalition zwischen Sozialdemokraten und Freien Demokraten gescheitert ist, die Universität Bremen, die in wenigen Tagen ihre Tore öffnen wird.
Bremen will für seine Hochschule eine moderne, funktionsgerechte und demokratische Struktur gewährleisten.
Das heißt unter anderem Auflösung des Fakultätsprinzips, Gleichberechtigung von Professoren, Assistenten und Studenten.
War bereits die Berufung des Jungsozialisten Thomas von der Wring zum Gründungsrektor auf geteilte Aufnahme gestoßen, kam es in der Frage der Besetzung der Lehrstühle zur Explosion.
Nach der Berufung des marxistischen Berliner Pädagogen Wilfried Gottschalk kündigten die Freien Demokraten ihre Mitarbeit in der Koalition auf.
Ihr Spitzenkandidat, Hafensenator Georg Borczela, verlangte, das Ruder in der Hochschulpolitik müsse um 90 Grad herumgelegt werden.
Der CDU-Spitzenkandidat Johann Tönnes-Kassens klassifizierte die noch nicht eröffnete Hochschule als Tummelplatz für Marxisten, Leninisten und Maoisten, die nach einer unkündbaren Lebensstellung und stolzen Bezügen trachteten.
Die Unkenrufe, in Bremen solle eine rote Kaderschmiede entstehen, drangen bis in die Sitzung des Bonner Bundestages.
Der Linkstrahl der Universität wird nun auch von Seiten der SPD durchaus zugegeben.
Bildungssenator Tape rechtfertigt die, wie er sagt, linke Pluralität des Lehrkörpers mit dem Hinweis, mit anderen rechtsgerichteten Professoren sei eine Reform des derzeitigen Hochschulsystems nicht denkbar.
Trotz dieser Meinungsverschiedenheiten bezweifelt jedoch niemand in Bremen eine Neuauflage der SPD-FDP-Koalition nach den Wahlen.
SPD-Bürgermeister Hans Koschnig versichert, er wolle selbst im Fall einer absoluten Mehrheit wieder mit den Freien Demokraten zusammenarbeiten.
Auch Bortscheller hat seine Seemannswende inzwischen von 90 auf 45 Grad reduziert und die Meinungsverschiedenheiten heruntergespielt.
Eine Koalition CDU-FDP ist zwar denkbar, wegen der Differenzen in prinzipiellen Fragen wie in der Haltung zur Ostpolitik ist sie jedoch nicht wahrscheinlich.
Wenn die CDU auch voraussichtlich etwa zehn Mandate gewinnen wird, die Nationaldemokratische Partei dürfte ihre acht Sitze verlieren, werden den Christdemokraten dennoch weitere Jahre der Opposition in der Bremer Bürgerschaft bevorstehen.
Diesen Kommentar zu den Wahlen in der Hansestadt Bremen verfasste Rainer Warnecke.
Der steirische Herbst soll nach den Intentionen der Veranstalter ein kulturelles Festspiel sein, das von üblichen Festspielnormen abweicht und Kritik herausfordert.
Einer weit härteren Kritik als erwünscht war in diesem Jahr bereits vor der Eröffnung des steirischen Landeskulturfestivals der Ideenwettbewerb Intermedia Urbana ausgesetzt, dessen Produkte seit gestern im Rahmen der Dreiländer Biennale Trigon 71 ausgestellt sind.
Aus Graz meldet sich Edgar Sterbens.
Die rund 200 Arbeiten, in erster Linie Skizzen, Pläne, Fotos und Fotomontagen zum Thema, die Stadt Graz als Gestaltungsfeld einer immer mehr den Bereich der musealen Isolierung überwindenden Kunst,
wurden alle laut Beschluss einer internationalen Jury den eigentlichen Aufgaben und der Themenstellung des Wettbewerbes nicht gerecht.
Mit dieser Feststellung motivierte auch die Jury ihre Entscheidung, keine der 204 Arbeiten, die von Künstlern und Architekten aus Jugoslawien, Italien und Österreich eingereicht worden waren, für preiswürdig anzusehen und keinen der mit je 25.000 Schilling dotierten 12 Förderungspreise zu vergeben.
Vor allem vermisste die Jury, der jeweils zwei Vertreter der Trigonländer angehören, einen konkreten Bezug der eingereichten Projekte zu den bestimmten Gegebenheiten von Graz.
Der Vorschlag eines Teilnehmers sah so zum Beispiel den Inbegriff innerstädtischer Kunstverbundenheit im Anbringen spiegelnder Flächen, die auch bei Trockenheit das Vorhandensein von Regenlachen vortäuschen.
Ein anderer will an den Kirchturmspitzen im Weichbild der Stadt Graz in Hinkunft Porzellankörper befestigt sehen.
Und da hängt auch eine Collage, in der Bilder der Stadt und Fotos von Politikern mit dem Slogan Karneval in Rio kommentiert werden.
In der Diskussion begründeten die beiden einzigen anwesenden Jurymitglieder, Prof. Dr. Wilfried Skrainer und Diplomingenieur Jörg Meier aus Graz, ihre Entscheidung mit dem Hinweis, dass der größere Teil der eingereichten Arbeiten den gestellten Problemen ausgewichen sei oder sich auf eine Wiederholung schon geläufiger Modelle beschränkt habe bzw.
spielerische und utopistische Lösungen oder Entwürfe zum Inhalt gehabt hätte, die ganz allgemein für jede beliebige Stadt anwendbar wären.
hierzu replizierten Wettbewerbsteilnehmer und Architekturstudenten.
Ist es möglich, dass tatsächlich alle 204 Arbeiten das Thema verfädeln?
Kann man das gestellte Thema, die Stadt Graz als Gestaltungsfeld der Künste, überhaupt so klar definieren, dass es als Basis für einen Wettbewerb dienen kann?
War der Auslober unfähig, das Thema klar zu definieren oder wollte man sich lediglich progressiv geben?
Nun, man einigte sich darüber, dass die Wettbewerbsausschreibung wohl sehr vage und die Problemstellung nicht genügend artikuliert gewesen sei.
Als Ergebnis der Diskussion kann die allgemein aufgestellte Forderung angesehen werden, einen Arbeitskreis zu bilden, dem Veranstalter, Juroren und Teilnehmer angehören und der über die Verwendung der vom Land Steiermark für den Intermedia-Urbana-Wettbewerb zur Verfügung gestellten Mittel beraten soll.
Trotz dieses unerwarteten und eigentlich positiv scheinenden Ergebnisses bleibt ein spürbares Unbehagen zurück.
Zudem steht noch eine in der Diskussion an Juroren und Teilnehmer gerichtete Frage unbeantwortet im Raum, die vielleicht die Einstellung der mit Trigon 71 weniger befassten Personen zu der Thematik dokumentiert.
Darf ich eine ganz konkrete Frage stellen, wo ich eine Antwort erwarte?
Wer hat die traumhaft boppige Idee gehabt, das Wort zu krieren, Intermedia Urbana?
Und was ist sich vorhin damit vorgestellt?
Das möchte ich wirklich einmal wissen.
vom steirischen Herbst und von der Intermedia Urbana berichtete Edgar Sterbens.
Im Wiener Burgtheater findet heute am Vorabend zu den Nationalratswahlen die Premiere von Grillpatzers Luztspiel »Wedem, der lügt« statt.
Die Inszenierung hat der Prager Regisseur Jaroslav Dudek übernommen.
Mit ihm sprach Volkmar Parschalk.
Herr Dudik, haben Sie schon einmal Grillbarzer inszeniert?
Ich habe noch nie einen Grillbarzer inszeniert.
Ich habe eigentlich den Grillbarzer überhaupt nicht gekannt, bevor ich den WDM der Lüge inszeniert habe.
Man hat aus Schauspielerkreisen gehört, dass Sie versuchen, ein ganz neues Grillbarzer-Bild mit dieser Inszenierung zu schaffen, einen ganz neuen Stil.
Wie wird dieser Stil aussehen und warum haben Sie das so gemacht?
Wissen Sie, das ist nicht genau so, wie Sie das formulieren.
Ich habe einfach versucht, den Grillbarzo zu inszenieren.
Nicht neu und nicht anders.
Ich habe eigentlich nicht gewusst, wie man den Grillbarzo inszeniert und wie man das WD der Lüg inszenieren soll.
Ich habe einfach geprüft, den Grillpazzer oder sein Stück, bei dem der liegt, ob es für die zweite Hälfte des 20.
Jahrhunderts noch was zu sagen hat und wie das zu inszenieren ist.
Und hat es was zu sagen.
Ich glaube schon.
Mir hat es sehr gut gefallen, nachdem ich es gelesen habe.
Ich fand es sehr schön lustig, schön ernst, voll von Poesie.
Das Stück, glaube ich, ist fähig in die zweite Hälfte des 20.
Jahrhunderts überzugehen.
Warum haben Sie einen älteren Leon genommen?
Heinz Reinke entspricht doch nicht unseren Vorstellungen oder nicht mehr unseren Vorstellungen des Leon.
Eben, das weiß ich jetzt, aber ich wusste das nicht, als ich die Besetzung gemacht habe.
Als ich gefragt wurde, ob ich WDM der Lügt inszenieren will, habe ich zuerst gefragt, was ist das?
Ich habe es nicht gekannt, das Stück.
Nachher habe ich gelesen, fand es lustig, sagte, ja, das finde ich sehr nett, das möchte ich gerne inszenieren.
Mit wem in der Hauptrolle wurde ich gefragt?
Ich sagte, naja, mit dem Reinke.
Und da staunte ich, dass man staunte, weil, wenn man das Stück liest,
kommt man vielleicht überhaupt nicht auf die Idee, dass der Leon irgendwie jünger sein sollte.
In dem ganzen Stück gibt es keine Altersangabe.
Es wird als Küchenjunge bezeichnet, aber das habe ich verstanden einfach als einen Berufsgrad.
Man ruft die Kellnerin auch, Fräulein, und achtet nicht darauf, dass sie 50 Jahre alt ist oder drei Kinder hat.
Und nachher noch dazu die gelbartischen Gedanken, die Ideen, die der Leon zu äußern hat, scheinen mir sehr reif zu sein.
Das heißt, bei mir kam überhaupt nicht die Idee, dass es ein viel jüngerer Mann sein sollte.
Nach diesem Gespräch mit dem Regisseur Jaroslav Dudek bringen wir noch einen kurzen Probenausschnitt aus Grillparzers »Wedem, der lügt«.
Heinz Reinke spielt die Rolle des Küchenjungen Leon.
So weit gelang's.
Der Strom ist überschritten.
Zwar stehen wir vor Mett, der Feinde Burg, doch weiß ich nicht, die Gegend, sonst belebt, ist öd und leer.
Schon grauter Tag im Osten.
Die liegen da und schlafen wie die Kinder.
Ich aber, wie die Mutter, bin besorgt und wage es nicht, das Schleferbad zu wecken.
Trag du allein, Leon.
Trag du für alle.
Und wenn wir nun zu meinem Herrn kommen, sein letztes Wort war Mahnung gegen Trug.
Und nun, wie bunt, was alles mir vollführt,
Die Tochter aus dem Vaterhaus geraubt.
Wie werde ich stehen vor meines Herrenblick?
Das war ein Vorbericht zur heutigen Burgtheaterpremiere.
Wer dem, der lügt.
Und nun die neuesten Nachrichten.
Österreich.
Die Richterkommission zur Überwachung des Nationalratswahlkampfes hat heute Mittag in Wien ihre Beratungen abgebrochen, da es unmöglich schien, alle beantragten Beweisaufnahmen noch vor Abschluss der Wahlwerbung durchzuführen.
Auf der Tagesordnung waren zuletzt drei sozialistische Beschwerden gestanden.
Bundesrepublik Deutschland.
Die sowjetischen Erwägungen, das Inkrafttreten des Berlin-Abkommens von der Ratifizierung des Moskauer Vertrages abhängig zu machen, könnten nach Ansicht von Außenminister Scheel die Entspannungspolitik in Europa negativ beeinflussen.
Es ist gleich 12 Uhr 59 Minuten und 30 Sekunden, eine halbe Minute vor 1 Uhr Mittag.
Damit beenden wir unser heutiges Mittagssjournal.
Ausführliche weitere Berichte hören Sie heute Abend um 18.45 Uhr im Programm Österreich 1 beim Abendjournal.
Im Programm Österreich 3 hören Sie zu jeder vollen Stunde die Kurznachrichten.
Die Informationsabteilung sagt Ihnen damit auf Wiederhören.
Einblendung: SP-Obmann Kreisky, VP-Obmann Schleinzer und FP-Obmann Peter
Mitwirkende:
Jungwirth, Jürgen [Gestaltung]
, Kunz, Johannes [Gestaltung]
, Kreisky, Bruno [Interviewte/r]
, Schleinzer, Karl [Interviewte/r]
, Peter, Friedrich [Interviewte/r]
Datum:
1971.10.09 [Sendedatum]
Schlagworte:
Politik Österreich
;
Politik
;
Gesellschaft
;
Bildung
;
Wirtschaft
;
Radiosendung-Mitschnitt
;
20. Jahrhundert - 70er Jahre
Typ:
audio
Inhalt:
Verstaatlichung, Politikerbesteuerung
,
Nachrichten