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Die bereitgestellten Transkripte werden mittels einer KI basierten Software erstellt. Die Transkripte ersetzen nicht die Arbeit mit den Originalquellen. Die Transkripte werden keiner inhaltlichen Bewertung oder Bearbeitung unterzogen und dienen vor allem der wissenschaftlichen Recherche sowie einer besseren Durchsuchbarkeit der Audio- und Videodokumente.
Die Erstellung der Transkripte erfolgt mit der Transkriptionssoftware WhisperX. WhisperX basiert auf dem System Whisper der Firma OpenAI. Whisper ist ein Open Source Produkt und auf Github veröffentlicht. WhisperX ist eine optimierte Version von Whisper und wurde von der Visual Geometry Group an der Oxford University entwickelt und auf Github veröffentlicht.
Die zur Verfügung gestellten Transkripte wurden 2024 erstellt.
KI-generiertes Transkript
Guten Tag meine Damen und Herren, aus dem Studio des Mittagschannals begrüßt Sie heute Hans Fockenhuber.
Die Situation im Nahen Osten und hier besonders ein möglicher Einsatz von UNO-Truppen zur Herstellung und Sicherung des Friedens im Südlibanon nach dem Einmarsch israelischer Verbände ist Mittelpunkt der Auslandsberichterstattung im Mittagsschanal.
Wir erwarten dazu Beiträge aus Damaskus und Jerusalem sowie eine Analyse der Möglichkeiten des Einsatzes österreichischer UNO-Soldaten im Krisengebiet.
Aus Rom berichten wir über die politischen und legislativen Auswirkungen der Moro-Entführung und über neue Dokumente, die beweisen, dass ursprünglich KP-Chef Berlinguer entführt werden sollte.
Nach den Parlamentswahlen in Frankreich vom vergangenen Sonntag, die einen Sieg der bürgerlichen Parteien brachten, beginnen nun die Verhandlungen über die Bildung einer neuen Regierung.
Wie es heißt, soll das neue Kabinett auf eine breitere Basis gestellt werden.
Dazu ein Beitrag aus Paris.
Aus dem Inland schließlich berichten wir über einen Arbeitskonflikt bei Wagner Biro in Graz.
Der Betriebsrat macht die Geschäftsführung für den Arbeitsplätze-Mangel in diesem Konzern verantwortlich.
Und von der Kulturredaktion hören Sie einen Bericht über eine Ausstellung bulgarischer Kunst in der Albertina in Wien.
Für den ausführlichen Berichten haben wir die Nachrichten.
Verantwortlicher Chef vom Dienst ist Ferdinand Olbert und Sprecher ist Wolfgang Riemerschmidt.
USA.
Der israelische Ministerpräsident Begin will heute in Washington Präsident Carter detaillierte Pläne für die Lösung des Konfliktes im Südlibanon unterbreiten.
Demnach sollen am Litani-Fluss Militäreinheiten stationiert werden.
Den Hafen von Tyrus will Begin in einen Zivilhafen ohne Präsenz der PLO umwandeln.
Dagegen will die Regierung in Washington Möglichkeiten erörtern, die festgefahrenen israelisch-ägyptischen Friedensverhandlungen wieder in Gang zu bringen.
Der ägyptische Präsident Sadat hat in einem Interview für die Zeitung New York Times seine Bereitschaft geäußert, die Bemühungen um eine friedliche Nahostlösung trotz der von ihm als verbrecherisch verurteilten israelischen Invasion im Südlibanon fortzusetzen.
Vereinte Nationen.
UNO-Generalsekretär Waldheim rechnet mit der Entsendung der ersten UNO-Kontingente in den Südlibanon innerhalb der nächsten 24 bis 48 Stunden.
Waldheim sagte, die Regierung in Beirut habe der Stationierung bereits zugestimmt.
Er nehme an, dass auch Israel positiv entscheiden werde.
Österreich.
Nach Ansicht von Bundeskanzler Kreisky ist die Entsendung österreichischer UNO-Soldaten in den Südlibanon so lange undenkbar, als es in diesem Gebiet noch Kampfhandlungen gäbe.
Kreisky will diese Frage den drei im Parlament vertretenen Parteien vorlegen.
Auch Schweden und Kanada zögern nach wie vor einer Entsendung ihrer UNO-Truppen in den Südlibanon zuzustimmen.
Israel.
Verteidigungsminister Weizmann hat die Bereitschaft der Regierung in Jerusalem zu einem Waffenstillstand im Südlibanon bekundet.
Weizmann sagte, bisher habe man in Israel noch keine Entscheidung über die Resolution des Sicherheitsrates getroffen, in der die Stationierung von UNO-Truppen beschlossen und der Abzug israelischer Truppen aus dem Südlibanon gefordert wird.
Die Oppositionelle Israelische Arbeiterpartei hat den Abzug der israelischen Einheiten aus dem südlichen Libanon gefordert.
Als Voraussetzung dafür verlangt die Arbeiterpartei jedoch, dass die Regierung in Beirut das umkämpfte Gebiet wirksam kontrolliere und jede Präsenz palästinensischer Freischerler ausgeschaltet werden müsse.
Syrien.
Die Außen- und Verteidigungsminister der sogenannten Anti-Sadat-Front haben ihre Beratungen in Damaskus in der vergangenen Nacht beendet.
In einem Schlussdokument wird der vollständige und bedingungslose Abzug der israelischen Truppen aus dem Libanon gefördert.
Libanon.
Ungeachtet zahlreicher Appelle und heftiger Kritik setzt die israelische Armee ihre Operation gegen Stützpunkte der Palästinenser im Südlibanon fort.
Die Soldaten Israels haben nunmehr den gesamten Süden des Landes bis zum Litani-Fluss mit Ausnahme von Tyrus unter Kontrolle.
Palästinenser-Führer sprechen sich gegen eine Feuereinstellung im Südlibanon aus und erklärten, auch die Stationierung von UNO-Soldaten werde die Palästinenser nicht daran hindern, ihren Kampf fortzusetzen.
Schweiz.
Das internationale Komitee des Roten Kreuzes in Genf hat Israel davor gewarnt, bei der Besetzung der Gebiete im südlichen Libanon die Regeln der Genfer Konvention zu missachten.
Die Organisation weist besonders auf jene Bestimmungen hin, die sich mit dem Schutz von Kriegsgefangenen und der Zivilbevölkerung in okkupierten Gebieten befassen.
Italien.
Die Regierung in Rom tritt heute zu abschließenden Beratungen über einen Gesetzentwurf zur Terrorismusbekämpfung zusammen.
In dieser Vorlage werden der Polizei weitreichende Vollmachten eingeräumt.
Unter anderem können die Behörden Verdächtige künftig auch in Abwesenheit eines Anwalts vernehmen und längere Zeit festhalten.
Außerdem sollen die Abhörmaßnahmen erleichtert werden.
Ministerpräsident Andriotti wird in der heutigen Regierungssitzung auch einen Bericht über den Stand der Fahndung nach den Entführern des christlich-demokratischen Parteivorsitzenden Aldo Moro geben.
Die Ermittlungen wurden inzwischen auf mehrere Gebiete Mittelitaliens ausgedehnt.
Die Polizei ist überzeugt, dass die Entführer Moros sechs Fahrzeuge zur Verfügung hatten, mit denen sie wahrscheinlich aus Rom geflüchtet sind.
Vier Autos der Terroristen wurden in der Nähe des Tatortes gefunden.
Zu der Verschleppung des christlich-demokratischen Politikers hat sich die Terrororganisation Rote Brigaden bekannt.
Der Prozess gegen 15 führende Mitglieder dieser Organisation ist heute in Turin fortgesetzt worden.
An der Verhandlung nahmen lediglich drei der Angeklagten teil.
In Turin ist in der Nacht auf heute ein Anschlag auf eine Fiat-Vertretung verübt worden.
Verletzt wurde niemand, es entstand jedoch erheblicher Sachschaden.
Frankreich.
Staatspräsident Giscard d'Estaing und Ministerpräsident Barr treffen heute in Paris zusammen, um über die weitere Vorgangsweise und die Zusammensetzung des neuen Kabinetts nach dem Wahlsieg der Regierungsparteien zu konferieren.
In der französischen Hauptstadt wird es für möglich gehalten, dass Giscard d'Estaing die bisherige Ressortschefin für das Gesundheitswesen, Simone Weil, mit dem Amt des Regierungschefs betraut.
Die drei großen Oppositionsparteien, Kommunisten, Sozialisten und Linksliberale, sind heute ebenfalls zu internen Gesprächen über ihre künftige Strategie zusammengetroffen.
Nach der Erklärung des Parteiführers der Linksliberalen, Favre, er fühle sich nicht mehr an das Linksbündnis gebunden, wird mit einem Bruch innerhalb der Linken gerechnet.
Großbritannien.
In London hat heute der Allparteienausschuss des Unterhauses für Rassenbeziehungen Sofortmaßnahmen gefordert, um die Zuwanderung von Farbigen aus den ehemaligen britischen Kolonien einzudämmen.
Nach Ansicht der Ausschussmitglieder müsste die Regierung unmissverständlich klar machen, dass nur noch in außergewöhnlichen Einzelfällen farbige Einwanderer aufgenommen würden.
Die Ausschussempfehlungen dürften zu neuen Kontroversen über dieses Thema führen.
Die Parteiführerin der Konservativen, Thatcher, hat erst vor kurzem erklärt, im Fall der Regierungsübernahme ihrer Partei würde die farbige Zuwanderung gestoppt werden.
Daraufhin warf ihr die Labour-Regierung vor, Rassenvorurteile aufzurühren.
Auch der ehemalige konservative Premierminister Heath kritisierte die Haltung Frau Thatchers.
Bundesrepublik Deutschland.
Der Lohnkonflikt in der deutschen Metallindustrie hat sich weiter verschärft.
Im Bezirk Nordwürttemberg, Nordbaden, sind heute 231.000 der 560.000 Metallarbeiter von Streiks und Aussperrungen betroffen.
Für die nächsten Tage droht eine Ausweitung des Konflikts auf Hessen.
Die Arbeitgeber und Gewerkschaften konnten sich in diesem Bundesland bisher ebenfalls nicht auf neue Lohnverträge einigen.
Sollten die Verhandlungen, die heute fortgesetzt werden, negativ verlaufen, könnten sich die 330.000 Metallarbeiter Hessens der Streikbewegung anschließen.
Die Zeitungen in der Bundesrepublik Deutschland sind heute nach der Einigung in der Druckindustrie über einen neuen Kollektivvertrag wieder erschienen.
Das Abkommen bezieht sich auf die Einführung elektronischer Techniken im Druck- und Verlagsgewerbe.
Österreich
Der polnische Außenminister Wojtaszek ist heute zu einem dreitägigen offiziellen Besuch in Wien eingetroffen.
Wojtaszek wird am Nachmittag Bundespräsident Kirchschläger einen Besuch abstatten.
Außerdem sind ein Mittagessen mit Außenminister Paar, ein Arbeitsgespräch sowie Besuche im Parlament und im Rathaus geplant.
Morgen wird der polnische Außenminister nach Tirol und Vorarlberg reisen, um in Lech mit Bundeskanzler Kreisky zusammenzutreffen.
Unterrichtsminister Sinovac erklärte heute gegenüber der sozialistischen Korrespondenz, nach Auffassung der einzelnen Landesschulräte habe sich der Schulversuch integrierte Gesamtschule in der Praxis bewährt.
Die parteipolitische oder weltanschauliche Einstellung der verschiedenen Bildungsexperten, Lehrer und Landesschulbehörden hätten bei dieser Beurteilung keine Rolle gespielt.
Sinovac vertrat auch die Ansicht, die ÖVP habe die Ergebnisse des Schulversuches im Grunde genommen akzeptiert.
Er erklärte, die von der ÖVP als bildungspolitische Alternative angekündigte Hauptschulreform entpuppe sich in Wahrheit als das in allen Bundesländern erprobte Gesamtschulmodell.
Das waren die Meldungen.
Die Wetterlage?
Nach dem angekündigten Störungsdurchzug führt nun kräftiger Druckanstieg über den britischen Inseln und Frankreich zur Bildung eines Zwischenhochs.
Es wird morgen auch bei uns wirksam werden.
Wetteraussichten bis morgen früh.
Im Süden wechselnd bewölkt, zum Teil auch heiter.
Sonst meist starke Bewölkung und häufig Regen- oder Schneeschauer.
Im Laufe des Nachmittags jedoch abnehmende Schauerneigung.
Lebhafter auf den Bergen stürmischer West- bis Nordwestwind.
Nachmittagstemperaturen 7 bis 10 Grad, im Süden bis 12 Grad.
Tiefstwerte der kommenden Nacht minus 4 bis plus 3 Grad.
Die Wetteraussichten für morgen Mittwoch.
Im Süden heiter, sonst heiter bis wolkig.
Winddrehung von Nordwest auf Südwest.
Tageshöchsttemperaturen 7 bis 12 Grad.
Die Messwerte abgelesen von 12 Uhr Mittag.
Wien bedeckt Regen 3°, Nordwestwind 20 km in der Stunde, Eisenstadt wolkig 7°, Nordostwind 55 km in der Stunde mit Spitzen bis 100 km.
Linz bedeckt leichter Regen 5°, West 35 km, Salzburg stark bewölkt 6°, West 30 mit Spitzen bis 65 km.
Innsbruck wolkig 6 Grad Nordwest 30, Bregenz bedeckt 6 Grad West 20 Kilometer, Graz heiter 11 Grad Nordwest Wind 40 Kilometer mit Spitzen bis 65 Kilometer und Klagenfurt stark bewölkt 9 Grad Nordwind 3 Kilometer in der Stunde.
Das waren Nachrichten und Wetter.
Es ist jetzt 12 Uhr und 11 Minuten.
Thema Nahost.
Der noch zu schließende Waffenstillstand im Süd-Libanon soll nach Ansicht des Weltsicherheitsrates von der UNO gesichert werden.
Um den möglichen Einsatz österreichischer UNO-Soldaten in der umkämpften Zone im Süd-Libanon sind heftige Aktivitäten auf diplomatischer und militärpolitischer Ebene entbrannt.
Nach dem offiziellen Ersuchen von UNO-Generalsekretär Waldheim, Österreich solle ein 200 Mann starkes Vorauskommando bereitstellen, versucht man nun im Bundeskanzleramt und im Verteidigungsministerium alle offenen Fragen zu klären, die sich durch einen derartigen Einsatz vier junge Österreicher ergeben könnten, noch bevor ein entsprechender Beschluss der Bundesregierung im Einvernehmen mit dem Hauptausschuss des Nationalrates gefasst wird.
Über den derzeitigen Stand der Beratungen und diplomatischen Aktivitäten informiert sie nun Leopold Esterle.
Eines der wenigen auch international anerkannten Aushängeschilder des österreichischen Bundesheeres sind seine für die Friedens erhaltenden Missionen der UNO eingesetzten Soldaten.
Sie haben sich zwischen griechischen und türkischen Heckenschützen auf der Mittelmeerinsel Zypern ebenso bewährt wie in der staubigen Pufferzone zwischen Israelis und Ägyptern am Sinai oder am schneebedeckten Hermonberg im Grenzdreieck zwischen dem Libanon, Syrien und Israel.
Nun aber zögert Österreich.
Denn dem überraschend zustande gekommenen UNO-Beschluss, Blauhelme quasi als Filter im sogenannten El-Fatal-Land an der libanesischen Grenze zu Israel einzusetzen, kann von Österreich unter den gegenwärtigen Bedingungen ohne Vorbehalt kaum zugestimmt werden.
Zu viele Fragen außen- und militärpolitischer Art sind derzeit noch offen, sagen die zuständigen Stellen.
Trotzdem, seit am Montag kurz vor 8 Uhr am Ballhausplatz in Wien das offizielle Ersuchen von UNO-Generalsekretär Waldheim nach Entsendung eines 200 Mann starken Vorauskommandos der Österreicher fernschriftlich einlangte, hat bei den verantwortlichen Stellen hektische Betriebsamkeit eingesetzt.
So erklärte Bundeskanzler Kreisky in seinem Urlaubsort Lech am Arlberg, ein Einsatz österreichischer UNO-Truppen im Südlibanon komme nur unter zwei Bedingungen in Frage.
Erstens, Einstellung der Kampfhandlungen und zweitens, alle direkt beteiligten Gruppen müssten mit der Entsendung der UNO-Truppen einverstanden sein.
Daraus ergeben sich unmittelbar zwei entscheidende Fragen im außenpolitischen und im militärischen Bereich.
Wie Botschafter Steiner im Außenministerium für das Mittagsjournal erklärte, habe die Regierung im UNO-Hauptquartier New York Zusatzinformationen verlangt.
Zusatzinformationen folgenden Inhalts.
Wo sollen die Österreicher eingesetzt werden?
Wie können beispielsweise nach Abzug von 200 Mann des derzeit auf den Golanhöhen stationierten österreichischen Kontingentes die UNO-Aufträge in dieser Zone wahrgenommen werden?
Wie sollen die 200 Schweden und die 200 Österreicher im Libanon versorgt werden?
Derzeit liefern nämlich für beide Kontingente von Ismailia aus polnische Truppen den Nachschub.
Die Polen dürfen aber nicht durch israelisches Gebiet.
Zusatzfrage.
Wie soll die Ausrüstung der Truppen aussehen, die ja eigentlich für diese Filteraufgabe nicht ausgerüstet sind?
Und Hauptfrage?
Die Anforderungen des UNO-Mandats sind derart formuliert, dass ihre Realisierung eher unwahrscheinlich erscheint.
Denn in dem UNO-Mandat heißt es beispielsweise wörtlich, die UNO-Truppen sollten für die Wiederherstellung des internationalen Friedens und der internationalen Sicherheit sorgen.
Und weiter heißt es, sie sollen der Regierung des Libanon helfen, die Autorität wiederherzustellen.
Wie Botschafter Steiner betonte, könne sich Österreich nicht darauf einlassen, seine Soldaten leichtfertig in ein derartiges Abenteuer hineinzujagen.
Das Außenministerium in Wien will zumindest grundsätzlich wissen, worum es konkret beim Einsatz der Österreicher gehen wird.
Vorher kann die Regierung keinen entsprechenden Beschluss fassen.
Zweiter Aspekt, der militärpolitische Aspekt.
Generell wird im Verteidigungsministerium in Wien vor einem entsprechenden Beschluss der Regierung im Einvernehmen mit dem Hauptausschuss des Nationalrates keine Stellungnahme abgegeben.
Inoffiziell waren aber große Bedenken auch der Generalstabsoffiziere zu hören.
Hauptbedenken beispielsweise des eben aus dem Nahen Osten zurückgekehrten Kommandanten der Landesverteidigungsakademie Kuntner.
Was fantastisch ausgerüstete israelische Brigaden bis jetzt nicht ganz geschafft haben, nämlich die Infiltration palästinensischer Terroristen nach Israel zu verhindern, soll nun von 4.000 UNO-Soldaten bewältigt werden.
Auf der anderen Seite sollten aber auch diese UNO-Friedenstruppen den Abzug der israelischen Brigaden in der Stärke von etwa 30.000 Mann aus dem Libanon überwachen.
Oder, wie aus dem Verteidigungsministerium zu hören war, sollten die UNO-Soldaten, die keinerlei Schießerlaubnis haben, nur unter dem Schutz der blauen Fahne in einem derart umstrittenen Gebiet Dienst tun?
Wie gesagt, Fragen über Fragen.
Trotzdem, Österreich ist zu dieser Aufgabe grundsätzlich bereit.
Im Ministerium wird fest angenommen, dass sich bei einem entsprechenden Beschluss der Regierung die derzeit angeforderten 200 Freiwilligen sicherlich melden werden.
Außenminister Paar trifft morgen mit dem Bundeskanzler in Lech zusammen.
An dieser Aussprache wird auch Verteidigungsminister Rösch teilnehmen.
Dass für den entsprechenden Beschluss der Bundesregierung notwendige Einvernehmen mit dem Hauptausschuss des Nationalrates, in dem alle drei Parteien vertreten sind, dürfte trotz der Osterwoche relativ rasch herzustellen sein.
Notfalls ließe es sich auch nachträglich noch herstellen.
Denn von Seiten der ÖVP steht einer Zustimmung nichts im Wege, wenn die oben angeführten Risikofaktoren für unsere Soldaten größtenteils ausgeräumt werden können.
Bundesgeschäftsführer Bogner von der Freiheitlichen Partei gab ebenfalls sein generelles Ja, wenn die von Kreisky verlangten Vorbedingungen erfüllt werden.
Über die Möglichkeiten und Bedingungen für einen Einsatz österreichischer UNO-Truppen im Südlibanan berichtete Leopold Isterle.
Die Ablehnung der israelischen Invasion im Südlibanon durch die arabischen Staaten war seit Beginn der Kämpfe am Montag vergangener Woche klar.
Doch hat kein arabisches Land direkt in die Kämpfe eingegriffen, was zweifellos zu einer Neuauflage des Nahostkrieges geführt hätte.
Von einer Fortführung der Friedensinitiative des ägyptischen Präsidenten Sadat ist allerdings auch nicht mehr die Rede.
Die arabischen Gegnersadats, die seinerzeit den Jerusalembesuch des ägyptischen Präsidenten und die folgenden Verhandlungen verurteilt haben, sehen sich nun in ihrer Meinung über die aggressive Haltung der Israelis bestätigt.
In Damaskus sind die Außenminister dieser Länder und Vertreter der Palästinenser zu einer Konferenz zusammengekommen, um die gegenwärtige Lage zu beraten.
Erwin Behrens berichtet.
Auf einer Konferenz in Damaskus haben die Außenminister und Verteidigungsminister der Anti-Sadat von Deutsch-Syrien, Algerien, Libyen und Südjemen zusammen mit den Palästinensern die israelische Invasion scharf verurteilt und den sofortigen Rückzug der israelischen Truppen gefordert.
Aber das Oberkommando der israelischen Invasionstruppen im Süden des Libanon lässt bis zur Stunde nicht erkennen, wann oder ob die Israelis überhaupt gefüllt sind, sich aus dem besetzten Territorium südlich des Litani-Flusses zurückzuziehen.
Verteidigungsminister General Weizmann wünscht Verhandlungen über einen Waffenstillstand mit der libanesischen Regierung in Beirut.
Aber die Israelis haben in den letzten sieben Tagen nicht gegen Libanesen, sondern gegen palästinensische Kommandos gekämpft,
und weder die Israelis noch die Palästinenser denken an einen wachen Stillstand auf Gegenseitigkeit.
Ziel der von den Israelis gewünschten Verhandlungen mit der Regierung in Beirut kann nur die Entwaffnung der Kommandos im ganzen Land und die Ausschaltung der palästinensischen Befreiungsorganisation als Faktor der Nahostpolitik sein.
Inzwischen schwören die Palästinenser, dass sie weiter kämpfen werden,
wenn sie auch heute zugeben, dass sie nur noch als Guerillieros hinter den israelischen Linien operieren können.
Bis zur Stunde ist nicht klar, wann hier Soldaten und Offiziere der vom Weltsicherheitsrat nach dem Südlibanon beorderten Friedensstreitkräfte eintreffen werden.
Möglicherweise kommen die ersten 400 Mann in den nächsten Tagen.
Aber mit dem Hauptkontingent rechnen manche Beobachter erst in etwa vier Wochen.
Die Forderung des Weltsicherheitsrates nach einem Rückzug aus den im 3.
Nahostkrieg 1967 besetzten arabischen Territorien haben die Israelis nach fast 11 Jahren noch immer nicht erfüllt.
Heute wird der Kommandeur der UN-Friedenstruppen im Nahen Osten, der finnische General Silas Vuo, hier in Beirut die Situation mit Vertretern der libanesischen Regierung erörtern.
Berichterstatter war Irwin Behrens.
Für die Israelis steht eines fest, der Herr Südlibanon darf nie wieder Aufmarschgebiet für palästinensische Untergrundkämpfer gegen Israel werden.
Momentan versuchen die Israelis noch, alle verbliebenen Stützpunkte der Palästinenser in der Nähe der Grenze zu erobern, um bei künftigen Verhandlungen eine möglichst starke Position zu erhalten.
Für einen Waffenstillstand, der von der UNO kontrolliert werden soll, hat nun die Regierung in Jerusalem bereits einen detaillierten Plan ausgearbeitet, den Ministerpräsident Begin bei seinem heute beginnenden Amerika-Besuch auch Präsident Carter vorlegen will.
Wie sich die Israelis die Zukunft des Südlibanons vorstellen, erläutert Moshe Meisels.
Israel hat den Vereinigten Staaten und den Vereinten Nationen einen Fünf-Punkte-Plan zur Stabilisierung der Lage im Südlibanon.
Stationierung der UNIFIL und Rückzug der israelischen Streitkräfte aus diesem Gebiet vorgelegt.
Aufgrund dieses Planes soll die UNIFIL und später libanesisches Militär entlang dem Litani-Fluss stationiert werden und den Zugang zu den drei Brücken über dem Litani, Kosmia im Westen, Akia im Zentrum und Hardala im Norden kontrollieren.
Tyros soll zu einem Zivilhafen ohne Präsenz der palästinensischen Freischörler werden.
Die Freischerler sollen auch aus ihren Quartieren und Stützpunkten in Nabatie und Hatzbeier nördlich vom Litani entfernt werden.
In den Dörfern im Südlibanon sollen gemeinsame Patrouillen der Lokalbevölkerung, des libanesischen Militärs und der christlichen Phalangisten die Ruhe und Ordnung aufrecht halten.
Den Christen im Südlibanon sollen legitime Rechte zugeteilt werden und der gute Zaun zwischen Israel und dem Libanon bleibt offen, wobei die Sonderbeziehungen zwischen Israel und der libanesischen Bevölkerung im Grenzgebiet aufrecht gehalten werden.
Israel hat auch den Vereinigten Staaten und Vereinten Nationen mitgeteilt, dass es bereit sei, das Feuer im Südlibanon sofort einzustellen, wenn die Palästinensischen Freischörner das gleiche tun würden.
Jede Stationierung von Unifil-Soldaten im Südlibanon käme nur mit Zustimmung Israels in Frage.
Ein israelischer Rückzug aus dem Südlibanon könne erst dann erfolgen, wenn im Gebiet effektive Sicherheitsmaßnahmen getroffen werden, um jede weitere Tätigkeit der palästinensischen Dreischirler zu verhindern.
Diese Haltung Israels hat schwere Meinungsverschiedenheiten mit Washington und den Vereinten Nationen ausgelöst.
Washington fordert eine sofortige Feuereinstellung Israels, Rückzug der israelischen Truppen aus dem Süd-Libanon und Stationierung der sich derzeit formierenden UNIFIL in diesem Gebiet.
Die Vereinten Nationen ventilieren einen anderen Vorschlag für die Stationierung der UNIFIL im Süd-Libanon.
Die libanesische Regierung und die pan-arabische von Syrien dominierte Schutzgruppe im Libanon sollte
für eine sofortige Einstellung des Feuers durch die palästinensischen Freischörler sorgen.
Es soll eine Puffazione von ca.
800 km² zwischen einer nördlichen Linie errichtet werden, die sich von nördlich von Zyrus entlang des Litani-Flusses und einer südlichen Linie von Ras el-Beda südlich von Zyrus
bis Ebel El Saki nördlich von Maktoula ersprechen soll.
Diese Pufferzone soll von der Unifield an den Litani-Brücken und an der Habsbani-Brücke in Norden und in den Höhenstellungen und Verkehrswegen von Ras el Beida, Tibnin, Ebel El Saki bis zu den Abhängen des Hermon-Berges im Osten kontrolliert werden.
Im Grenzgebiet südlich der Pufferzone und in Teilen von ihnen
sollen libanesische Truppen und lokale Gendarmerie die Aufrechterhaltung der Ordnung übernehmen.
Diese Regulierung soll nur so lange in Kraft bleiben, bis die libanesische Regierung wieder ihre Souveränität und Autorität über das gesamte Gebiet des Libanons hergestellt hat.
Israel steht einer UN-Schutzgruppe in Südsibanon mit Nichtstrauen gegenüber.
Es zweifelt aus Grund der bisherigen Erfahrung an der Effizienz einer solchen Truppe,
der Tätigkeit der palästinensischen Freischeller im Süd-Libanon ein Ende setzen und das israelische Grenzgebiet abschirmen zu können.
Andererseits kann Israel nach dem Weltsicherheitsratsbeschluss nicht die Stationierung der UNIFIL im Süd-Libanon zurückweisen.
Es versucht nun, die Präsenz der UNIFIL so weit als möglich außerhalb des israelisch-libanesischen Grenzgebiets am Litani-Fluss und an anderen strategischen Positionen zu beschränken,
um das Grenzgebiet weiter effektiv mithilfe der christlichen Falandisten kontrollieren zu können.
Außerdem ist Israel daran interessiert, die Übernahme der Kontrolle im Südlibanon durch das libanesische Militär zu beschleunigen, das die UNIFIL ersetzen soll.
Aus Jerusalem berichtete Mosche Meisels.
Fünf Tage ist es nun her, dass in Rom der Präsident der Christdemokraten Aldo Moro von Terroristen entführt wurde und noch immer fehlt von Moro jede Spur.
Wie in Deutschland nach den Anschlägen der Baader-Meinhof-Bande werden nun auch in Italien legislative Konsequenzen erörtert, die eine Bekämpfung politisch extremer und terroristischer Gruppen effizienter machen soll.
Volkstümlich nennt man das Anti-Terror-Gesetze.
Die Fahndung nach den Terroristen hat wohl noch zu keinen konkreten Ergebnissen geführt, es wurde allerdings klar, dass ursprünglich nicht Moro entführt werden sollte, sondern KP-Chef Berlinguer Neres von Alfons Dalma.
Drei Momente sind heute aus der Masse der italienischen Erscheinungen hervorzuheben.
Die Roten Brigaden haben geplant, auch den KP-Führer Berlinguer alternativ zum Vorsitzenden der Demokratia, Cristiano Moro, zu entführen.
Die italienische Regierung wird heute durch ein Verordnungsgesetz und mit Zustimmung aller Koalitionsparteien, einschließlich der Kommunisten,
jene Maßnahmen zur Erweiterung der Befugnisse der Polizei gegen den Terrorismus in Kraft treten lassen, die schon im vergangenen Juni dem Parlament als Gesetzesvorlage zugeleitet worden waren und so dann aufgrund der Uneinigkeit der Parteien und des Ausbruchs der Regierungskrise bis heute acht Monate lang auf der Strecke liegen geblieben waren.
Und drittens,
Der kommunistische Gewerkschaftspräsident Lama hat die Betriebsräte des Landes aufgerufen, mit den Sicherheitsbehörden gegen die Bildung von Terroristenzellen zusammenzuarbeiten, aber auch die Absicht verkündet, zur Bekämpfung des Terrors in den Betrieben eine Art Gewerkschaftsmiliz ins Leben zu rufen.
So sehr das eine von der Öffentlichkeit begrüßt wird,
So zahlreich sind die bereits geäußerten Bedenken der Regierung und der nicht-kommunistischen Koalitionsparteien gegen den Gedanken einer wahrscheinlich kommunistisch geführten Arbeitermiliz.
Eine so seriöse Zeitung wie Couriere de la Serra berichtet also auf der ersten Seite von heute, dass die Polizei im Besitz von beschlagnahmten Dokumenten der Roten Brigaden ist, wonach diese
die Entführung einer der Spitzenpersönlichkeiten der Politik seit dem Oktober des vergangenen Jahres planten und umfangreiche Vorarbeiten zu diesem Zweck, vor allem die genaue Beobachtung der Lebensgewohnheiten und der äußeren Umstände, vorgenommen hatten.
Außer Moro, ja sogar zuerst, wurde der KP-Führer Berlinguer in Aussicht genommen.
Er wohnt in einer Villa in derselben Residenzgegend Roms wie auch Moro.
Der Plan der Terroristen stieß aber auf größere Schwierigkeiten.
Berlingwers Villa befindet sich am Ende einer Sackgasse, deren Ausgang noch dazu seit Jänner durch Straßenarbeiten an der verkehrsreichen Via Cassia praktisch gesperrt worden und nur den Anrainern auch nicht ohne Schwierigkeiten zugänglich ist.
Außerdem wird Berlingwers Wohnstätte nicht nur von zwei Polizisten, sondern rund um die Uhr von einer sechs Mann starken bewaffneten Sicherheitsmannschaft der kommunistischen Partei bewacht.
Und schließlich, der KP-Führer, zum Unterschied zum Vorsitzenden der Demokratie, der Christianer, bewegt sich seit Monaten ausschließlich und nur noch in einer gepanzerten und kugelsicheren Ausführung des Fiat-Modells 132 GS.
Aus diesen Gründen scheint sich die Terroristentätigkeit auf den weitaus schwächer abgesicherten Moro konzentriert zu haben.
Was die neuen Befugnisse der Polizei betrifft, so bestehen sie in der Zulassung des Abhörens von Telefonverbindungen auf Ersuchen des Innenministers und aufgrund der mündlichen Ermächtigung des Untersuchungsrichters, sowie weiter in der Zulassung der Festnahme zur Personenidentifizierung
der zeitweiligen Verhaftung im Interesse der Behinderung des Verbrechens und in der Ermächtigung zum sofortigen Polizeiverhör der Verhafteten auch ohne Anwesenheit eines Verteidigers.
Alfons Dalma berichtete aus Rom.
Ein Blick auf die Uhr, es ist eine Minute nach halb eins.
Zwei Tage nach den französischen Parlamentswahlen beginnt man nun in allen Lagern des französischen Parteienspektrums Bilanz zu ziehen.
Am Sonntag hat ja bekanntlich die Koalition der bürgerlichen Regierungsparteien sich noch einmal durchgesetzt, nachdem eine Woche zuvor im ersten Wahlgang die Vereinigte Linksopposition eine knappe Stimmenmehrheit errungen hatte.
Jetzt muss vor allem Staatspräsident Giscard d'Estaing, dessen eigene rechtsliberale Formation gut abgeschnitten hat, seinen Landsleuten sagen, wie es weitergehen wird.
Thomas Fuhrmann aus Paris.
Die meistgestellte Frage ist derzeit, wie der neue französische Premierminister heißen wird und ob der neue nicht der alte bleibt.
Raymond Barr, um den es geht, hat jedenfalls vor einer Stunde Staatspräsident Giscard d'Estaing zunächst das Wahlergebnis in den Élysée-Palast gebracht.
Das Gespräch ist derzeit noch im Gange.
Ob er bei dieser Gelegenheit auch gleich seine Demission hinterlegt hat oder ob das erst morgen beim wöchentlichen Ministerrat unter dem Vorsitz des Präsidenten geschehen wird, steht noch nicht fest.
Nichts verpflichtet Raymond Barr, seine Funktion zurückzulegen.
Die Tradition der Fünften Republik will es allerdings so, dass nach einer Wahl der Premier samt Kabinett zurücktritt.
Auch die Regierungsbildung müsste nicht sofort stattfinden.
Präsident Giscard d'Estaing könnte bis am Vorabend der ersten Sitzung des neu gewählten Parlaments am 3.
April damit warten.
Doch das klare Resultat vom Sonntag dürfte eine rasche Regierungsbildung bringen.
Bereits am Vorabend des ersten Wahlganges hatte der Staatschef in seinem letzten Appell an die Franzosen, der Regierungsmehrheit neuerlich das Vertrauen zu schenken, eine Erneuerung der Mannschaft für diesen Fall angekündigt.
Gleichzeitig sprach er jedoch von einer Fortsetzung der eingeschlagenen Wirtschaftspolitik, was auf eine neuerliche Betrauung des Wirtschaftsexperten Raymond Barr hindeutete.
Die angekündigte Öffnung könnte in diesem Fall zunächst andere wichtige Ressorts, Inneres, Äußeres, Justiz und Verteidigung betreffen.
Es sollten auch mehr Frauen und mehr junge Politiker ins Kabinett aufgenommen werden.
Mehr Klarheit erwartet man sich für morgen Abend,
wo Präsident Giscard d'Estaing in einer Fernsehansprache die künftige Orientierung der Regierungspolitik präzisieren wird.
Jedenfalls wünscht sich eine Mehrheit der Franzosen im Verhältnis von 50 zu 37 eine Öffnung der Regierung nach links zu den Sozialisten hin.
Dies geht aus einer vom Wochenmagazin L'Express heute veröffentlichten Meinungsumfrage hervor.
63 Prozent der Befragten wollen
Eine rasche Herabsetzung des Pensionsalters auf 60 Jahre für die Männer auf 55 Jahre für Frauen durchgesetzt wissen.
59 Prozent fordern die Einführung eines garantierten Mindestfamilieneinkommens von 3.500 Frauen für eine Familie mit drei Kindern.
58 Prozent wollen, dass die neue Regierung sofort den gesetzlich garantierten Mindestlohn auf 2.400 Frauen, das sind rund 7.400 Schilling, erhöht.
Die nächste Priorität in den Augen der Befragten wäre die Einführung einer fünften bezahlten Urlaubswoche.
Während also auf der einen Seite über die Zusammensetzung des neuen Kabinetts gerätelt wird, ist in der Opposition seit gestern die allgemeine Kopfwäsche im Gange.
Die Sozialisten haben nach einer Parteivorstandssitzung, wie nicht anders zu erwarten war, die Schuld an der Niederlage der KP zugeschoben.
In einer gegen die Stimmen des offiziellen linken Parteiflöbels gefassten Resolution
wird KP-Chef Georges Marchais namentlich dafür verantwortlich gemacht.
Außerdem wurde für den 29.
April eine Nationalkonvention, jedoch nicht der vom linken Flügel geforderte, vorzeitige Parteitag einberufen.
Die Kommunisten haben die Vorwürfe ihres einstigen Partners heute energisch zurückgewiesen.
In einem Leitartikel des Parteiorgans L'Humanité werden François Mitterrand die Leviten gelesen.
Er und nicht die Kommunisten seien so lange in Regierungen mit der Rechten zusammengesessen.
Er und nicht die Kommunisten hätte auf einer Konferenz der Sozialistischen Internationale 1972 in Wien die Reduzierung der KP angekündigt.
Er und nicht die Kommunisten hätten schließlich den Verhandlungstisch verlassen.
Mitterrand ist also an allem Schuld.
Wie auch immer.
Jedenfalls hat das Politbüro eine Sitzung des Zentralkomitees für den 26. und 27.
April eingerufen.
Da wie dort wird man über die Aufrechterhaltung der bisherigen Einheitsstrategie in den kommenden Wochen jedenfalls heftig diskutieren.
Diese Debatten sind beim dritten Partner, der am Sonntag zerbrochenen Union de la Gauche, bereits seit Wahlschluss voll im Gange.
Bei den gemäßigten Linksradikalen, die drei Mandate eingebüßt haben, ist der Konflikt offen ausgebrochen.
Parteichef Robert Fabro betrachtet sich nicht mehr an das gemeinsame Programm von 1972 gebunden.
Seine beiden Vizes haben diese Haltung scharf verurteilt.
Eine Spaltung bahnt sich an.
Heute Nachmittag wird es in einer Parteivorstandssitzung der Linksradikalen sicherlich zu einer ersten heftigen Konfrontation der beiden Auffassungen kommen.
Parteienstreitigkeiten in Frankreich, sie hörten Thomas Fuhrmann.
In den vergangenen Wochen sind aus der Steiermark und aus Kärnten Züge mit Arbeitskräften nach Wien gekommen.
Die Arbeiter hatten in ihren Heimatgemeinden keine Chance auf einen neuen Arbeitsplatz, während in Wien noch Arbeitsplätze angeboten werden.
Wahrscheinlich werden aus der Steiermark auch in Zukunft Pendler nach Wien fahren müssen, denn ein Schwerpunkt der steirischen Wirtschaft ist die Stahlindustrie und die metallverarbeitende Industrie, die nach wie vor in einer schweren Krise steckt, mit deren Ende in absehbarer Zeit nicht zu rechnen ist.
Jetzt ist aus diesem Bereich ein neues Großunternehmen in Schwierigkeiten geraten.
Der Grazer Betrieb, der Simmering Graz Pauker AG.
Klaus Edlinger vom Landestudio Steiermark berichtet.
Ende Februar waren bei den steirischen Arbeitsämtern 19.000 Arbeitssuchende gemeldet.
Das sind um 4.000 mehr als zum gleichen Zeitpunkt des Vorjahres.
Die Steiermark steht im österreichischen Vergleich, was die Arbeitslosenziffern betrifft, nicht sehr rosig da.
Vom Steirischen Arbeitsamt wird dies als Symptom einer abnehmenden Konjunktursituation bezeichnet.
In Prozentzahlen bedeutet dies, dass die Steiermark bei 5% Arbeitslosigkeit steht.
Das sind 2% mehr als der bundesweite Durchschnitt.
Zusammenbrüche großer Baufirmen haben diese Situation ebenso beeinflusst wie eine etwas höhere Saison Arbeitslosigkeit.
Weitere anfällige Branchen sind der Bergbau, die Glas- und Papierindustrie und die Schwerindustrie.
Letzte Meldung aus dem Bereich der Schwerindustrie.
Wagner Büro Graz mit seinen 1.900 Beschäftigten meldet eine derart schlechte Auftragslage, dass die Gefahr für Schulungsmaßnahmen besteht.
Werksdirektorin Graz ist Diplom-Ingenieur Carl Track.
Herr Diplom-Ingenieur, wie stellt sich für Sie Ihre Situation derzeit dar?
Auch wir sind dem Strukturwandel in der metallverarbeitenden Industrie unterworfen.
Wir sind vielleicht sogar etwas später in diesen strukturverändernden Prozess gekommen, der sich so auswirkt, dass wir bei verhältnismäßig guter Auftragslage
immer weniger Fertigungsstunden haben und daher Schwierigkeiten mit der Auslastung der Werkstätten bekommen.
Das ist also jetzt der Fall, dass wir eine Lücke in der Auslastung der Werkstätten haben zwischen März und Juni, Juli.
die wir also überbrücken müssen, um eben Kündigungen zu vermeiden von Facharbeitern, die wir ja für die späteren Aufträge, die wir schon sehen, dass sie auf uns zukommen, behalten wollen.
Der Zentralbetriebsratsobmann ist Landtagsabgeordneter Anton Bremsberger.
Herr Abgeordneter Bremsberger, man sprach von Schulungen, kommt es dazu?
Es war so, dass wir schon 1977 genau ersehen konnten aus der Auftragslage, dass in den Monaten März bis Juli das Grazer Werk ziemlich in der Werkstätte betroffen wird.
stundenmäßig ein Rückgang in den Werkstätten und dann ist bedauerlicherweise festzustellen, dass auch in Wien in der zweiten Hälfte des Jahres ebenfalls Schwierigkeiten aufscheinen werden.
Wir haben also, als wir von den Schwierigkeiten gehört haben, leider auch die Zustimmung geben müssen seitens des Zentralbetriebsrates die Stilllegung der Gießerei in Wien und haben, um Kündigungen zu vermeiden,
Gegen Vorschläge unterbreitet beim Vorstand, wie man unter Umständen diese Kündigungen vermeiden könnte.
Erstens haben wir verlangt, dass alle, die Pensionsanspruch haben und pensionsberechtigt werden, von der Frühpension Gebrauch machen, dass die alten Urlaube von allen konsumiert werden müssen,
dass darüber hinaus wir im Monat Mai, wo die Feiertage sind, bereit sein werden und appellieren an die Belegschaft im Interesse, dass Kündigungen vermieden werden, dass man schon den laufenden Urlaub konsumieren wird, sodass wir unter Umständen eine Woche einmal sperren oder schließen werden in den Werkstätten.
Und wir haben dann auch das Schulungsprogramm vorgeschlagen.
Es betrifft gerade im ersten Abschnitt 1978 das Grazer Werk und hier sind es circa 170 bis 300 Arbeitnehmer, die wir weiter und zusätzlich ausbilden wollen.
Wenn Sie an Kündigungen denken, und Sie müssen als verantwortungsvoller Betriebsrat ja an diese Möglichkeit denken, wie viele Leute dürfte es dann im schlimmsten Fall wann betreffen?
Nach meiner Meinung haben wir die untere Grenze nun erreicht und es wird also die Aufgabe sein, dass wir nicht nur Aufträge versuchen hereinzubekommen und die Werkstättenstunden werden immer weiter rückläufig, sondern wir werden weniger zukaufen und versuchen müssen, uns diesen erkannten Strukturschwächen, die es nun gibt, auch preislich in den Werkstätten anzupassen.
Den Beitrag gestaltete Klaus Edlinger vom Landesstudio Graz.
Und nun die politische Situation aus der Sicht österreichischer Zeitungen.
Die Inlandspresseschau hat Markus Sommersacher zusammengestellt.
Die gestrige Pressekonferenz des SPÖ-Klubobmanns Fischer, der Verbraucherpreisindex, Sparmaßnahmen der Krankenkassen bei Medikamenten und ein Interview des neuen ÖVP-Klubobmanns Mock sind heute die Themen der innenpolitischen Kommentare in den österreichischen Zeitungen.
So setzt sich Martin Stieglmeier im ÖVP-Organ Neues Volksblatt mit der Äußerung des sozialistischen Klubobmanns Fischer auseinander.
Es wäre eine Fehlspekulation zu meinen, die SPÖ hätte Angst davor, die Scheidungsreform im Alleingang durchzuziehen.
Natürlich hat die SPÖ keine Angst, es allein zu verantworten.
Doch in einer Zeit, da sich immer mehr Christen der Tatsache bewusst werden, dass es ein Fehler wäre, mit den Sozialisten ein Stück des Weges zu gehen, und jene, die es taten, zu spät einsehen müssen, dass es ein Fehler war, wäre es auf jeden Fall viel angenehmer, wenn die ÖVP von unabdingbaren Forderungen abgehen würde.
Ein Konsensgesetz in dieser für die Kirche offensichtlich so wichtigen Frage, Weihbischof Kuntner sprach erst am Samstag wieder darüber, dass er sich mit dem SPÖ-Programmentwurf in den Aussagen über Ehe und Familie nicht identifizieren könne, würde der SPÖ die Möglichkeit in die Hand geben, jeden Kritiker darauf hinzuweisen, dass auch jene Partei, die in ihren Grundsätzen ausdrücklich dem Christentum nahe steht, mitgemacht hat.
Soweit das ÖVP-Organ Neues Volksblatt.
In der Sozialistischen Arbeiterzeitung, dem Zentralorgan der SPÖ, kommentiert Hans Besenböck ein Interview, in dem der neue ÖVP-Klubobmann Mock eine Solidaritätserklärung für Parteiobmann Taus abgab, in dem er meinte, Taus sei der beste Mann der ÖVP, es sei nicht nur klug und sinnvoll, sich hinter ihn zu stellen, er habe darauf auch einen moralischen Anspruch.
Besenböck vertritt die Meinung, es müsse stutzig machen, wenn sich Mock mit so eindringlichen Worten öffentlich hinter Taus stelle und schreibt.
Was sich von selbst versteht, muss doch nicht besonders betont werden.
Versteht es sich also nicht von selbst, dass Josef Taus der Spitzenmann der ÜVP ist?
Man hört jetzt, dies soll der Grund für Mocks bereitwillige Erklärungen gewesen sein.
Er wollte Wirtschaftsbundkreisen, die ständig Zweifel an Taus politischen Qualitäten anmelden und den ÖVP intern in Frage stellten, ganz unverständlich ist eine solche Haltung nicht, eine Warnung zukommen lassen.
Doch diese Warnung wird dem Wirtschaftsbund, der allen ÖAAB-Offensiven unter Mock zum Trotz noch immer die wichtigste ÖVP-Organisation ist, weniger beeindrucken als die Öffentlichkeit, die so von deren Anlass Kenntnisse erhält.
Taus wird Mock für seine netten Worte danken.
Er steht wieder ein bisschen schwächer da, meint die Arbeiterzeitung.
Im Kurier befasst sich Alfred Peierleitner mit den jüngsten Sparmaßnahmen des Hauptverbandes der Sozialversicherungsträger.
Ab dem 15.
Mai sollen nach den neuen Richtlinien der Krankenkassen rezeptpflichtige Medikamente nur mehr in Kleinpackungen zur Akutbehandlung von Krankheiten oder in Großpackungen für Langzeitkuren erhältlich sein und auf diese Weise eingespart werden.
Dazu Peierleitner.
Sparen hat überall einen Sinn, vor allem wenn es um die freiwillige Selbstvergiftung per Tablette geht.
Nur möge man bitte den eingeschlagenen Wege auch konsequent fortsetzen, sonst kommt es zu Widersprüchen im System.
Einige Beispiele.
Warum hat man eigentlich vor Jahresfrist die vorgeschlagene Krankenscheingebühr für unsozial erklärt, wenn man nun die drastisch erhöhte Rezeptgebühr einführt?
Beides ist doch eine Art Selbstbehalt des Patienten, heißt es bei Alfred Peierleitner im Kurier.
In der sozialistischen Grazer Neuen Zeit sieht Günter Baburek folgende Ursachen dafür, dass die Inflationsrate im Februar unter vier Prozent blieb.
Der Rückgang der Inflationsrate ist nicht zuletzt auf die von Finanzminister Androsch gegen den Wunsch weiter Kreise der Wirtschaft forcierte Hartwährungspolitik zurückzuführen, die einen übermäßigen Preisdruck von der Importseite her verhindert hat.
Die Stabilitätserfolge kommen der gesamten Bevölkerung zugute.
Für die Gewerkschaften bedeutet ein Rückgang der Inflationsrate, dass sie sich mit niedrigeren Lohnabschlüssen zufriedengeben können, wobei die vergangene Lohnrunde durch den in der Zwischenzeit erfolgten Rückgang des Preisniveaus noch nachträglich aufgewertet wurde.
Für die Unternehmer bedeuten niedrigere Lohnabschlüsse eine gewisse Entlastung von dem Kostendruck.
Und schließlich kommen auch die Sparer auf ihre Rechnung.
Die gegenwärtige Realverzinsung bei den verschiedensten Sparformen ist die höchste seit mehr als 20 Jahren.
Das letzte Zitat der Inlandspresseschau stammte aus der sozialistischen Grazer Neuen Zeit.
Und nun ein Programmhinweis.
Politische Manuskripte.
Tatsachen, Dokumente, Reflexionen.
Eine Sendung von Helmut Bock.
In der heutigen Sendung um 20 Uhr im Programm Österreich 1 stelle ich Ihnen politische Bücher vor, die sich besonders mit unserer Zeit und ihrer Gesellschaft beschäftigen.
Mit dem Herausgeber des Buches Albert Speer, Kontroversen um ein deutsches Phänomen, mit Adelbert Reif unterhalte ich mich
über die Gefahren, die ein Managertyp in einem totalitären System für die Gesellschaft bringen kann und brachte.
Und ein zweites Buch heute Abend, das sich mit Gesellschaft beschäftigt, die unsichtbare Revolution, die Mitarbeitergesellschaft und ihre Probleme.
Denn wir leben ja in einer Zeit, wo nicht mehr eine einzige Schichte bestimmt, was geschieht.
Der Verfasser Peter F. Drucker, ein Österreicher, der heute in Amerika lebt.
Eine Welt, in der es nicht mehr die Arroganz der einen Führungsschichte gibt, sondern eine Vielfalt von Führungskräften, eine viel gesündere soziale Welt ist.
Ja, das meint Peter F. Drucker heute Abend um 20 Uhr in der Sendung Politische Manuskripte im Programm Österreich 1.
Ein Blick auf die Uhr.
Es ist jetzt 12 Uhr und 48 Minuten.
Berichte der Kulturredaktion.
Eine enge Zusammenarbeit auf kulturellem Gebiet zwischen Österreich und Bulgarien signalisieren zwei Ausstellungen, von denen die eine seit heute in der Wiener Albertina zu sehen ist.
Bulgarische Grafik aus der Nationalen Kunstgalerie Sofia, eine Ausstellung, die an die vorhergehenden Präsentationen thrakischer Kunst und tausend Jahre bulgarische Ikonen im Wiener Museum für angewandte Kunst anschließt.
Im Austauschprogramm wird im Frühsommer in Sofia die Ausstellung Österreichische Grafik von 1900 bis heute gezeigt werden.
Hören Sie einen Beitrag von Brigitte Hofer.
Von den Himmelpflückerinnen über Hirschjagden und fliegende Truppen bis hin zu den Themen Freiheit, Kampf um den Thron und Pole der Macht erstrecken sich die Motive der bulgarischen Kunst, wie sie uns in der offiziellen Austauschpräsentation vorgestellt werden.
Die vor allem historische Themenstellung hat ihren Ursprung in der jahrhundertelangen Unterdrückung des bulgarischen Volkes durch die Türken, meint der Leiter der bulgarischen Kulturabteilung in Österreich, Peter Germanov.
In Bulgarien begann die Kultur ziemlich früh.
Im 9.
Jahrhundert hatte Bulgarien schon Schriftung in eigener Sprache und in dieser Zeit war im Osten Latein die offizielle Sprache, im Osten Griechisch.
Das Slawische Schriftum, das die Brüder Kirche und Method schufen und die Übersetzung der kirchlichen Bücher waren die Grundlage der bulgarischen Kultur.
Die Kirchen brauchten Ikone und Wandmalereien, die kirchlichen Bücher sollten illustriert werden und das war der Anfang der bulgarischen Kunst.
Im 10.
Jahrhundert hatte Bulgarien schon eine hochentwickelte Kultur.
Im 14.
Jahrhundert aber begann das Osmanische Joch und während einer Periode von fast fünf Jahrhunderten gab es keine guten Bedingungen für die Entwicklung der Kultur.
Durch diese Unterdrückung bis zum Jahr 1878 die Rückständigkeit in den Bereichen der bildenden Kunst, in der Plastik und Grafik im Besonderen, zu erklären, führt vielleicht auch zu größerem Verständnis für das traditionelle Programm der jetzt gezeigten Ausstellung, in der vorwiegend eine lyrisch-romantische Darstellung der Umwelt erkennbar ist.
Marian Bisanz von der Albertina in Wien gibt einen Überblick über den chronologischen Aufbau.
Die frühesten Holzschnitte stammen aus etwa 1870.
Einige Künstler sind bekannt, die meisten sind anonym und sind eigentlich gemacht worden im Stil der Ikonen.
Sie sind sehr kräftige, manchmal sehr einfache, aber sehr
Ja, eigentümliche Blätter schon.
Und eigentlich der erste große Klassiker, der Moderne, Vassil Sakharjev, ist auch in dieser Ausstellung vertreten.
Er greift auch sehr deutlich auf die alte Kunst zurück.
Wenn man so die Ausstellung anschaut, haben die doch die Blätter ein ganz eigenes Gepräge.
ein unverwechselbares, das sich auch nach dem Zweiten Weltkrieg, wo jetzt die neueste Generation auftritt, sehr deutlich erkennen lässt.
Einerseits setzen diese Künstler nach dem Zweiten Weltkrieg die Tradition der vorhergehenden
Generationen fort.
Man sieht auch immer noch diese kräftigen Zeichnungen, Themen aus der Folklore, aus der Geschichte, manchmal die sehr grausame Geschichte Bulgariens, also unter der türkischen Herrschaft, wo viele Folter und die Bevölkerung sehr geplagt wurde.
Das wird alles auch dargestellt.
Andererseits sieht man auch Themen aus der
bäuerlichen, in der bäuerlichen Sphäre, Bäuerinnen, Landschaften, Arbeiter.
Dann gibt es die jüngste Generation und dort sieht man deutlich, kann man feststellen, eine Auseinandersetzung mit den westlichen Strömungen und man sieht zum Beispiel, man kann erkennen, dass die
die Wiener Schule des fantastischen Realismus zum Beispiel von Einfluss gewesen sein muss und jetzt noch immer ist, zum Beispiel bei Stojan Zanev, der unlängst in der Kulturabteilung im Haus Wittgenstein gezeigt wurde.
der eigentlich in dieser Ausstellung der modernste Künstler ist.
An die 1000 Künstler sind momentan Mitglieder des Bulgarischen Kunstverbandes.
An die 1000 Arbeiten wurden im letzten Jahr von einer 15-köpfigen staatlichen Jury bestehend aus Malern, Grafikern und Kunstwissenschaftlern für die Nationale Kunstgalerie angekauft.
Kleinere Galerien sind staatlichen Institutionen angegliedert.
Privatgalerien existieren in Bulgarien nicht.
Vor allem das Bemühen um eine neue künstlerisch-individuelle Aussage anhand der Arbeiten der jüngeren Generation will die Ausstellung der bulgarischen Grafik in Wien deutlich machen.
Die Ausstellung bulgarische Grafik aus der Nationalen Kunstgalerie Sofia wird bis 30.
April in Wien zu sehen sein.
Kein Land scheint so reich an talentierten jungen Bühnenschriftstellern zu sein wie Großbritannien, zumindest findet der Dramatiker-Nachwuchs nirgends so große Beachtung und Förderung.
Einen neuerlichen Beweis für diese Situation liefert Robert Holman, dessen Stück »German Scaries« Anfang vorigen Jahres in London Uhr aufgeführt wurde,
und dem jungen Autor den begehrten Kritikerpreis Most Promising Playwright 1977, vielversprechendster Dramatiker des Jahres 1977, der Zeitschrift Place and Players einbrachte.
Inzwischen wurde Holman zum Hausautor des Nationaltheaters ernannt, erhielt ein Stipendium und wird von der Royal Shakespeare Company umworben.
Nun erlebte ein weiteres Hallman-Stück seine Uraufführung.
Es heißt »Outside the Vale«, »Ausserhalb des Walles«.
Aus London berichtet Lutz Liebelt.
Outside the Whale bezieht sich im Titel auf einen Text von George Orwell, in dem es heißt, im Inneren eines Wals zu sein, ist ein sehr schöner, angenehmer, heimlicher Gedanke.
Der Bauch des Wals ist ganz einfach ein Uterus, so groß, dass ein Erwachsener darin Platz hat.
Da bist du nun, in dem dunklen, geräumigen Ort, mit meterdicken Speckwänden zwischen dir und der Realität.
Eine Position, die dir eine Haltung völliger Indifferenz gewährt gegenüber allem, was geschieht.
Holmens Stück besteht aus fragmentarisch wirkenden Szenen, die wegen ihrer scheinbaren Zusammenhanglosigkeit und Unausdrücklichkeit das Publikum einigermaßen ratlos lassen über den tieferen Sinn des Ganzen.
Die erschütternde, wirkliche Armut eines jungen Paares, das in der Zeit der großen wirtschaftlichen Krise am Anfang der 30er Jahre nicht weiß, wie es auf ehrliche Weise überleben soll,
wird der selbst auferlegten Armut des Schriftstellers Eric Blair alias George Orwell gegenübergestellt, der mit Tramps durch die Lande zieht, um seine Erfahrungen in Buchform niederschreiben zu können.
Dabei entsteht der Eindruck, dass Orwell selbst gleichsam im Inneren des Wals geborgen ist, teilnahmslos, indifferent, während die anderen draußen in der Kälte leben.
Robert Holman scheint sagen zu wollen, dass Orwell, der ehemalige Iten-Schüler, im Unterschied zu den wirklichen armen Leuten in relativem Wohlstand hätte leben können, sofern er nur gewollt hätte.
Eine sicher etwas unfaire Hypothese, da Orwell ja wirkliche Not sehr wohl am eigenen Leib erfahren musste und sich dabei einer Tuberkulose zuzog, an der er in relativ jungen Jahren starb.
Orwells Beschreibung der Lebensverhältnisse von Landstreichern und Obdachlosen in Frankreich und England am Anfang der 30er Jahre ist überdies ein sozialgeschichtliches Dokument, bei dem die Frage nach Herkunft und Motiven des Autors, der sich eine Zeit lang mit Tramps und Clochards herumtrieb und deren Schicksal teilte, irrelevant erscheint.
Chris Parrs Inszenierung im Bush-Theater zeichnet sich aus durch unaufwendige Intensität und bewundernswerten Scharfsinn für kleine realistische Details, die die Vorgänge immer interessant, unterhaltsam und wichtig machen, selbst wo sie rätselhaft wirken, weil der gedankliche Zusammenhang unklar bleibt.
Die zweifellos schönsten Momente hat das Stück in den Szenen zwischen Orwell und dem verlumpten, dreckverkrusteten Landstreicher Bass.
Eine Figur, die an Becketts Ganoven und Pinters Hausmeister erinnert.
Ein ungebärdiger, skurriler, tragikomischer Charakter, den Godfrey Jackman in der Aufführung des Buschtheaters auf unvergessliche Weise verkörperte.
Und nach diesem Bericht von Lutz Liebelt als Auslander, drei Minuten vor 13 Uhr, nochmals ins Nachrichtenstudio.
USA.
Der israelische Ministerpräsident Begin will heute in Washington Präsident Carter detaillierte Pläne für die Lösung des Konfliktes im Südlibanon unterbreiten.
Demnach sollen am Litani-Fluss Militäreinheiten stationiert werden.
Den Hafen von Tyrus will Begin in einen Zivilhafen ohne Präsenz der Palästinenser umwandeln.
Aber auch Möglichkeiten, die ägyptisch-israelischen Friedensverhandlungen wieder in Gang zu bringen, sollen zwischen Begin und Carter erörtert werden.
Vereinte Nationen.
Generalsekretär Waltheim rechnet mit der Entsendung der ersten UNO-Kontingente in den Südlibanon innerhalb der nächsten 24 bis 48 Stunden.
Österreich.
Nach Ansicht von Bundeskanzler Kreisky ist die Entsendung von österreichischen UNO-Soldaten in den Südlibanon undenkbar, solange in diesem Gebiet noch gekämpft wird.
Kreisky will diese Frage den drei im Parlament vertretenen Parteien vorlegen.
Auch Schweden und Kanada zögern nach wie vor, einer Entsendung ihrer UNO-Truppen in den Südlibanon zuzustimmen.
Rhodesien.
Wie in Salisbury offiziell bekannt gegeben wurde, ist heute Mittag die rhodesische Übergangsregierung gebildet worden.
In dieser Regierung wird die schwarze Bevölkerung mehrheitlich vertreten sein.
Italien.
Die Regierung in Rom hat heute neue Maßnahmen und erweiterte Kompetenzen für die Polizei zur Terrorbekämpfung beschlossen.
Ab nun wird es möglich sein, Telefongespräche abzuhören, falls ein Ersuchen des Innenministers oder ein mündlich gestellter Antrag des jeweiligen Untersuchungsrichters vorliegt.
Die Sicherheitsorgane werden außerdem ermächtigt, Festnahmen zur Personenidentifizierung und vorübergehende Verhaftungen im Interesse der Verbrechensverhinderung vorzunehmen.
Außerdem wurde der Polizei die Möglichkeit gegeben, Verhöre auch in Abwesenheit eines Anwalts durchzuführen.
Frankreich.
Staatspräsident Giscard d'Estaing und Ministerpräsident Barr treffen heute in Paris zusammen, um über die weitere Vorgangsweise und über die Zusammensetzung des neuen Kabinetts nach dem Wahlsieg der Regierungsparteien zu konferieren.
Man hält es für möglich, dass Giscard d'Estaing die bisherige Ressortschefin für das Gesundheitswesen, Simone Weil, mit dem Amt des Regierungschefs betraut.
Großbritannien.
In London hat heute der Allparteienausschuss des Unterhauses für Rassenbeziehungen sofort Maßnahmen gefordert, um die Zuwanderung Fahrtiger aus den ehemaligen britischen Kolonien einzudämmen.
Meine Damen und Herren, 60 Minuten Information aus dem Studio des Mittagschanals sind beendet.
Für Redaktion und Technik verabschiedet sich Hans Fockenhuber.