Mittagsjournal 1978.04.10

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    Rechtliches

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    KI-generiertes Transkript

    Guten Tag, verehrte Damen und Herren.
    Wie immer an Wochentagen meldet sich um diese Zeit der Aktuelle Dienst mit 60 Minuten Information.
    Ihr Begleiter im Studio ist heute Adolf Poindl.
    Eine der großen Entführungsaffären dieses Jahres hat ein tragisches Ende genommen.
    In Belgien wurde die Leiche des Multimillionärs Baron Charles-Victor Bracht auf einer Schutthalde in der Nähe von Antwerpen gefunden.
    Wir hören nach den Nachrichten Näheres von einem Korrespondenten.
    Weitere Auslandsthemen sind heute Mittag.
    Erster Besuch des tschechoslowakischen Staats- und Parteichefs Husak in Bonn.
    Bilanz der Brezhnev-Reise an die Grenze mit China.
    und heftige Auseinandersetzungen im Regierungslager Frankreichs.
    Aus Österreich kommen hinzu Beiträge über das Programm der neuen Energieverwertungsagentur und über die Gründung eines Instituts in Wien, das die Grundlagen für neue Zuchtformen bei Nutztieren erforschen will.
    Die Kulturredaktion schließlich berichtet unter anderem über neue Bemühungen zur Rettung der Akropolis.
    Am Anfang aber, wie immer, die Nachrichten heute gesprochen von Peter Fichner.
    Verantwortlicher Chef vom Dienst ist Georg Schalgruber.
    Belgien.
    In einem schwer zugänglichen Waldgebiet auf einer Müllhalde in der Nähe von Antwerpen ist in der Nacht auf heute die Leiche des vor etwa einem Monat entführten belgischen Großindustriellen Charles-Victor Pracht gefunden worden.
    Über den genauen Zeitpunkt sowie über die Ursache des Todes liegen bisher keine Angaben vor.
    Es scheint aber festzustehen, dass Pracht bereits wenige Tage nach seiner Entführung starb.
    Der Millionär litt an einer schweren Herzkrankheit.
    Allerdings kann eher vermutet werden, dass der belgische Großindustrielle von seinen Entführern ermordet worden sei.
    Die Familie Brachts erhielt gestern eine Botschaft der Verbrecher, in der sie vom Tod des 63-Jährigen informiert wurde.
    Über mögliche Kontakte zwischen den Entführern und der Polizei sowie den Familienangehörigen war eine Nachrichtensperre verhängt worden.
    Angeblich hatten die Entführer ein Lösegeld von etwa 42 Millionen Schilling gefordert.
    Noch am Samstag hatte der Sohn Brachts über das Fernsehen an die Verbrecher appelliert, sich wieder zu melden.
    Charles-Victor Pracht, Vater von vier Kindern, war österreichischer Generalkonsul in Antwerpen, besaß eine Versicherungsgesellschaft in Belgien sowie mehrere Plantagen in Südostasien und leitete einen internationalen Konzern.
    Italien.
    Nach Tagen der Ungewissheit dürfte vom entführten christlich-demokratischen Parteivorsitzenden Moro ein neues Lebenszeichen vorliegen.
    Die Frau Moros soll einen persönlichen Brief des 61-jährigen Politikers erhalten haben, dessen Inhalt jedoch nicht bekannt ist.
    Am vergangenen Wochenende kursierten in Rom zahlreiche Gerüchte, wonach Moro eine Videoaufnahme übermittelt habe.
    Auch sollen die Entführer Moros, Mitglieder der linksextremen Terrororganisation Rote Brigaden, in einer neuen Mitteilung ultimative Bedingungen für die Freilassung ihrer Geisel gestellt haben.
    Seit gestern beraten die Krisenstäbe des Innenministeriums, der Polizei, der christlich-demokratischen Partei unter größtem Stillschweigen praktisch in Permanenz über die Affäre Moro.
    Bundesrepublik Deutschland.
    Der tschechoslowakische Staats- und Parteichef Husák ist heute Mittag zu einem für vier Tage anberaumten Besuch in Bonn eingetroffen.
    Es ist dies der erste Besuch eines tschechoslowakischen Staatschefs in der Bundesrepublik Deutschland.
    Husák wird von Außenminister Hnopek und dem stellvertretenden Ministerpräsidenten Hula begleitet.
    Sowohl Hnopek als auch Bundeskanzler Schmidt haben auf Möglichkeiten für eine Vertiefung der Beziehungen zwischen den beiden Ländern auf politischer, wirtschaftlicher und kultureller Ebene hingewiesen.
    Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Höfner, hat den Besuch Hussacks in Bonn begrüßt, gleichzeitig aber heftige Kritik an der Situation der Menschenrechte in der Tschechoslowakei geübt.
    Nahe Osten.
    Die israelische Armee hat den Einsatz der Streubombe gegen die Palästinenser im Südlibanon bestätigt, gleichzeitig jedoch versichert, die amerikanische Waffe sei ausschließlich gegen militärische Ziele zur Anwendung gekommen.
    Das Außenministerium in Washington hatte Israel am vergangenen Wochenende vorgeworfen, mit dem Einsatz der Streubombe gegen das amerikanische Waffenkontrollgesetz verstoßen zu haben.
    Angeblich wurde die Bombe auch auf palästinensische Flüchtlingslager geworfen.
    Nach den amerikanischen Bestimmungen darf die Waffe nur bei einem allgemeinen Krieg und gegen klar erkennbare Militärziele eingesetzt werden.
    In einer ersten Reaktion hat Ägypten die Vereinigten Staaten aufgefordert, Druck auf die israelische Regierung auszuüben.
    In einem Artikel der halbamtlichen Zeitung Al-Ahram heißt es, Israel habe die nur zu Verteidigungszwecken gelieferten amerikanischen Waffen im Südlibanon eingesetzt und dadurch einen neuerlichen Beweis dafür erbracht, dass das von den USA gelieferte Rüstungsmaterial allein der Aggression und der Expansion diene.
    Die Rückführung der etwa 30.000 Flüchtlingsfamilien in den Südlibanon wird morgen offiziell beginnen.
    Tausende Libanesen, die nach der israelischen Invasion geflüchtet sind, haben sich bereit erklärt, in ihre Heimat zurückzukehren.
    In Israel haben Berichte über einen angeblichen Kommandoüberfall palästinensischer Extremisten in der Nacht auf heute Großalarm ausgelöst.
    Die Berichte über die Landung zehn palästinensischer Freischeller südlich von Tel Aviv erwiesen sich jedoch als falsch.
    Philippinern.
    Starke Polizeieinheiten kontrollierten heute die Hauptstadt Manila, wo es gestern nach den Parlamentswahlen vom Freitag zu Demonstrationen gegen Präsident Marcos und seine Regierung gekommen war.
    Hunderte Demonstranten sollen verhaftet worden sein.
    Der Verband der Auslandskorrespondenten wurde aufgefordert, seine Mitglieder zu überprüfen, um sicherzustellen, dass sich keine subversiven ausländischen Agenten einschleichen könnten.
    Das Endergebnis der Wahlen wurde noch nicht bekannt gegeben.
    Es scheint aber außer Zweifel zu stehen, dass die Regierungspartei unter Präsident Marcos siegreich blieb.
    Allerdings lassen Teilauszählungen erkennen, dass in Manila weniger als 70 Prozent der Wahlberechtigten für die Marcos-Partei stimmten.
    Trotzdem hielt die neue Nationalversammlung bereits eine erste Sitzung ab, in der die gegenwärtige Sicherheitslage auf den Philippinen erörtert wurde.
    Marcos kündigte dabei an, das Parlament werde bereits in naher Zukunft wieder die Gesetzesbefugnisse ausüben können, die seit Proklamierung des Kriegsrechtes im Jahr 1972 im Machtbereich des Präsidenten lagen.
    Italien.
    Nach einer nur 15 Minuten dauernden Eröffnungssitzung wurde heute vor dem Verfassungsgericht in Rom der Bestechungsprozess gegen zwei frühere Verteidigungsminister, den Christlichdemokraten Gouy und den Sozialdemokraten Tarnassi, vertagt.
    Biden wird vorgeworfen, in den Jahren 1969 und 70 im Zusammenhang mit dem Ankauf von 14 Transportflugzeugen des Typs C-130 Hercules vom amerikanischen Flugzeugkonzern Lockheed Bestechungsgelder angenommen zu haben.
    Österreich
    Mit einer Großveranstaltung in München vom 24. bis 26.
    April will der Wiener Erzbischof Kardinal König den Dialog zwischen Christentum und Marxismus neu beleben.
    Unter seinem Vorsitz soll ein Symposium unter dem Motto »Glaube und Wissenschaft« abgehalten werden.
    Zum Verhältnis zwischen Marxismus und Christentum meinte König zuletzt, er habe derzeit weniger Angst vor dem militanten Atheismus als vielmehr vor dem schleichenden Materialismus in den westlichen Demokratien.
    Die Ludwig-Boltzmann-Gesellschaft in Wien schuf jetzt ein neues Institut an der Veterinärmedizinischen Universität.
    Seine Aufgabe soll es sein, durch die Erforschung genetischer Mechanismen für die Zukunft von Nutztieren eine bessere Anpassung der Tiere, wie etwa Rinder und Schweine, an die Produktionstechnologie der heutigen Landwirtschaft zu erreichen.
    Der Leiter des Institutes, Professor Schläger, sagte heute, eines der Projekte solle die Bedeutung der Lymphzellen bei der körpereigenen Abwehr von Krankheiten bei hochentwickelten Tierarten feststellen.
    Schweiz.
    Die 147 Mitgliedstaaten zählende internationale Meteorologische Organisation beschloss anlässlich ihrer jüngsten Tagung in Genf im Jahr 1981 mit Versuchen zu beginnen, künstlichen Regen zu erzeugen.
    Als Versuchsgelände wurde eine 10.000 Quadratkilometer große Fläche in der Gebirgsgegend von Valladolid in Spanien bestimmt.
    Es soll zunächst durch den Einsatz von Silbajudid eine Vermehrung der natürlichen Niederschläge erreicht werden.
    Später will man künstlichen Regen erzeugen, um Trockengebiete zu bewässern.
    Nun das Wetter.
    Polare Kalkluftmassen haben die britischen Inseln erreicht und verbreitet Schneeschauer ausgelöst.
    Die südwestliche Höhenströmung wird jedoch ein rasches Vordringen dieser Kaltluft gegen Mitteleuropa verhindern.
    Aussichten bis morgen früh.
    Meist heiter bis wolkig.
    Nur im Westen und Süden teilweise auch stärker bewölkt und örtlich etwas Niederschlag.
    Südliche Winde.
    Nachmittagstemperaturen 12 bis 19 Grad, Tiefstemperaturen der kommenden Nacht 1 bis 7 Grad.
    Aussichten für morgen.
    Im Osten zeitweise heiter.
    Sonst veränderlich bewölkt und örtlich Niederschlag.
    Winde aus Südost bis West.
    Tageshöchsttemperaturen 11 bis 16 Grad im Osten auch darüber.
    Wettermeldungen von 12 Uhr.
    Wien, wolkenlos, 16 Grad, Ostwind 20 km in der Stunde.
    Eisenstadt, heiter, 15, Südwind 45.
    Linz, heiter, 12 Grad, Windstill.
    Salzburg, wolkig, 14 Grad, Nordwind 5 km in der Stunde.
    Innsbruck, stark bewölkt, 13 Grad, Westwind 10.
    Bregenz, bedeckt leichter Regen, 9° Windstil.
    Graz, stark bewölkt, 12° Windstil.
    Klagenfurt, stark bewölkt, 10° Südostwind, 5km in der Stunde.
    12.11 Uhr ist es jetzt in wenigen Sekunden.
    Vor 35 Tagen ist in Antwerpen auf einem Parkplatz der Multimillionär Baron Charles-Victor Pracht von einer Verbrecherbande überfallen worden, als er seinen Wagen verließ, um sich ins Büro zu begeben.
    Einige Tage später wurden enorme Lösegeldforderungen gestellt.
    Nun hat man die Leiche Prachts auf einer Schutthalde zwölf Kilometer östlich von Antwerpen gefunden.
    Der 63 Jahre alte Großindustrielle litt seit längerer Zeit an Herzbeschwerden, sodass zur Stunde noch nicht klar ist, ob er von seinen Entführern ermordet wurde oder an seiner Krankheit gestorben ist.
    Wir hören das Neueste über das tragische Ende dieser Entführungsaffäre von Hans-Peter Ott aus Belgien.
    Man wird zwar erst heute Nachmittag nach Abschluss der Identifizierung des Leichnams endgültige Klarheit darüber erhalten, ob es sich bei dem Toten um den 63-jährigen Baron Charles-Victor Bracht handelt.
    Nach den bisherigen Eindrücken ist das aber mit größter Wahrscheinlichkeit der Fall.
    Der oberste Justizbeamt in Antwerpen, Van Heuland, will nach der Autopsie gegen 17 Uhr eine Stellungnahme abgeben.
    Die Entführung des Barons, der seit 1967 unter anderem auch als österreichischer Generalhonorarkonsul in der belgischen Hafenstadt amtierte, hat anscheinend das tragische Ende genommen, das schon am vorletzten Sonntag, dem 2.
    April, angekündigt worden war.
    Damals hatte ein diensttuner Redakteur der Tageszeitung Gazette von Antwerpen spätabends einen anonymen Anruf erhalten.
    Baron Bracht ist tot, lautete die kurze Nachricht.
    Die belgischen Polizei und Justizbehörden nahmen diese Mitteilung aber nicht ganz ernst.
    Man neigte dazu, sie für einen verspäteten, üblen April-Scherz zu halten.
    Doch die Familie des am 7.
    März Entführten war zutiefst beunruhigt.
    Der Kontakt mit den Entführern war nämlich seit langem abgebrochen.
    Lediglich in der zweiten Woche nach der Entführung hatte der Sohn Brachts über Telefon Verhandlungen über die Zahlung eines Lösegeldes geführt.
    Einmal war die Rede von 50 Millionen belgischen Franken dann von der doppelten Summe.
    Doch danach kehrte beängstigende Stille ein.
    Am vergangenen Samstagabend warnte sich der Sohn Theo Bracht dann in einer Sendung des französischsprachigen belgischen Fernsehens an die Entführer, besonders an einen Monsieur D., der sich bei den früheren Kontakten als Sprecher der Entführer ausgegeben hatte.
    Doch der in englischer Sprache lancierte Appell über das Fernsehen,
    Den Baron endlich freizulassen, konnte anscheinend nichts mehr nützen.
    In der vergangenen Nacht erhielt die Familie in ihrem Schloss in Scholten in der Nähe Antwerpens die furchtbare Mitteilung.
    Baron Bracht ist tot.
    Er liegt irgendwo in der Umgebung.
    Ein großes Polizeiaufgebot machte sich im Scheinwerferlicht gleich auf die Suche und entdeckte tatsächlich auf einer Schutthalde in einem Wald bei der Gemeinde Ollegem, etwa 20 Kilometer von Antwerpen entfernt, die Leiche eines älteren Mannes.
    Es hieß, der Tod könne schon bis zu einem Monat zurückliegen.
    Das würde bedeuten, dass Bracht bereits wenige Tage nach seiner Entführung ermordet wurde.
    Baron Bracht, der mit seiner Familie sehr zurückgezogen in seinem Schloss lebte, täglich pünktlich selbst am Steuer seines Jaguar in sein Büro in die antwerpener Innenstadt fuhr, gehörte, wie der nach über zwei monatiger Gefangenschaft freigelassene Baron Empin, zu einer kleinen Gruppe sehr wohlhabender belgischer Industrieller.
    Bracht war Präsident oder Verwaltungsrat, Vorsitzender einer Versicherung einer Bank, einer internationalen Handelsgesellschaft mit Aktivitäten, vor allem im Handel mit tropischen Produkten.
    Geschäftsverbindungen mit Südamerika hatten zunächst zu der Vermutung geführt, eine Gruppe argentinischer Peronisten könnten die Urheber der Entführung sein.
    Die belgischen Polizei und Justizbehörden waren aber bei ihrer Auffassung geblieben.
    Es handele sich nicht um eine politisch motivierte Tat.
    sondern um die Tatkrimineller, die ein hohes Lösegeld erbeuten wollten."
    Baron Charles-Victor Pracht tot aufgefunden, es berichtete Hans-Peter Ott.
    Seit etwas mehr als einer Stunde befindet sich der tschechoslowakische Staats- und Parteichef Gustav Husak in Bonn.
    Husak bleibt vier Tage.
    Schon für heute Abend ist ein erstes Gespräch mit dem deutschen Bundeskanzler Schmidt geplant.
    Es ist der erste Besuch des ersten Mannes in Prag in der Bundesrepublik Deutschland, dem größten westlichen Handelspartner der Tschechoslowakei.
    Wirtschaftsprobleme werden daher vermutlich im Mittelpunkt der Gespräche stehen.
    Das ist die eine Seite.
    Die andere betrifft das Verhalten der Tschechoslowakei gegenüber den noch im Lande lebenden Minderheiten sowie gewisse Schikanen bei Besuchen oder bei der Berichterstattung der deutschen Informationsorgane über die Ereignisse in der GSSR.
    Ein reicher Themenkatalog für die Gespräche also.
    Die Ausgangsposition für die GSSR erscheint dem in Prag arbeitenden Korrespondenten Walter Tauber so.
    Die Bundesrepublik und die Tschechoslowakei haben sich nach dem Zweiten Weltkrieg sehr schwer miteinander getan.
    Es gab sicherlich einige objektive Gründe, die eine Annäherung der beiden Staaten erschwierten.
    Noch mehr aber machten Bonn und Prag
    vorwurzelnde Ressentiments zu schaffen, Ressentiments auf beiden Seiten.
    Nach einem langen, fruchtlosen Tauschen konnte schließlich im Winter 1973 der deutsch-tschechoslowakische Normalisierungsvertrag unterzeichnet werden.
    Es war dies übrigens der letzte der sogenannten Ostverträge, die die Bundesrepublik mit den Staaten Osteuropas abschloss.
    In dem Vertrag wurde das Münchner Abkommen vom Jahre 1938
    das zur Zerstörung der Tschechoslowakei geführt hatte, für nichtig agiert und von tschechoslowakischer Seite wurde eine großzügige Umsiedlung noch in der GSSR lebender Deutscher zugesagt.
    Die politischen Probleme zwischen beiden Staaten waren damit im Großen und Ganzen gelöst.
    Wer allerdings gehofft hatte, dass es nunmehr mit den deutsch-tschechoslowakischen Beziehungen schnell aufwärtsgehen werde, sah sich bald enttäuscht.
    Die Abkommen
    mit denen der Normalisierungsvertrag weiter ausgebaut werden sollten, blieben liegen.
    Die Gespräche versandeten immer wieder.
    Das lag wohl vor allem daran, dass beide Seiten nicht allzu viel Energie in sie investierten.
    Erst in jüngster Zeit begann man, sich etwas intensiver umeinander zu kümmern.
    Starke Impulse gab hier ein Besuch des Vorsitzenden der SPD-Bundestagsfraktion Wehner zu Beginn dieses Jahres in Prag.
    So konnte wenigstens ein Kulturabkommen unter Dach und Fach gebracht werden und der Besuch von Staats- und Parteichef Fusak in Bonn wurde fest vereinbart.
    Mit diesem Besuch, so erklären beide Seiten, soll nun ein neuer Anlauf zur Verbesserung der gegenseitigen Beziehungen gemacht werden.
    Während sich aber Bonn vor allem eine Annäherung im politischen Bereich erhofft, legt Prag offensichtlich den Schwerpunkt
    auf einen Ausbau der wirtschaftlichen Kontakte.
    Die tschechoslowakische Handelsbilanz gegenüber der Bundesrepublik ist stark defizitiert und Prag möchte deshalb vor allem seine Exporte nach Westdeutschland steigern.
    Dem stehen aber gewisse deutsche Importbeschränkungen entgegen, die der tschechoslowakischen Führung naturgemäß ein Dorn im Auge sind.
    Auch zu einem Ausbau der wirtschaftlichen Kooperation möchte man auf tschechoslowakischer Seite kommen.
    Diese Themen werden Usak und seine Begleitung in Bonn vor allem ansprechen.
    Im Bereich der Politik ist der Spielraum Brats, dem gegenüber gering.
    Gewiss, man hat es hier an Zeichen guten Willens in den letzten Wochen nicht fehlen lassen.
    Vor allem haben die Presseangriffe gegen die Bundesrepublik fast ganz aufgehört.
    Aber zu den geringen Möglichkeiten, die die GSSR an sich schon in der Außenpolitik hat, kommt in den Beziehungen zur Bundesrepublik noch ein spezielles deutsches Problem.
    Offensichtlich wacht Ostberlin scharf darüber, dass Prag gegenüber Bonn keinen Schritt zu viel tut.
    So hielt es die tschechoslowakische Regierung für angebracht, eine Woche vor dem Besuch Husatz in Bonn einen neuen Freundschaftsvertrag
    mit der DDR vom Parlament ratifizieren zu lassen.
    Das Verhältnis Bonn-Prague soll also auf neue Grundlagen gestellt werden, wir hörten Walter Tauber.
    Weiter zum Verhältnis Moskau-Peking.
    Es ist alles andere als gut.
    Darüber können auch die trockenen Kommuniqués nicht hinwegtäuschen, die anlässlich der Parteifeiertage ausgetauscht werden, ausgetauscht zwischen den Bruderparteien.
    Der Konflikt um den Verlauf der Grenze in Sibirien schwelt seit Jahren und die Führung in Peking versäumt keine Gelegenheit, die Politik des Rivalen anzuprangern.
    Es ist daher verständlich, dass der 13-tägigen Reise des sowjetischen Staats- und Parteichefs Brezhnev durch die Fernostregionen der Sowjetunion besondere Aufmerksamkeit gewidmet wurde.
    In Moskau, in Peking und natürlich auch in der westlichen Welt.
    Unser Korrespondent in der sowjetischen Hauptstadt, Erhard Hutter, zieht Bilanz dieser Reise, die gestern Abend zu Ende gegangen ist.
    Die bisher ausgedehnteste Reise Brezhnevs als Parteichef im Innern der Sowjetunion
    hat den Generalsekretär 8000 Kilometer per Bahn in den Osten des Landes geführt bis zum fernöstlichen Hafen Ladivastok.
    Ein besonderer Zweck der Reise war die Bekundung, dass Moskau nicht gewillt ist, auf die chinesischen Forderungen einzugehen, die eigenen Truppen aus dem Grenzgebiet und aus der Mongolei zurückzuziehen.
    Brezhnev hat bekanntlich seine Rundreise angetreten, unmittelbar nachdem die Chinesen
    die sowjetischen Vorschläge zur Verbesserung gegenseitiger Beziehungen zurückgewiesen haben.
    Der Besucher wohnte militärischen Manövern in der Nähe von Khabarovsk bei einem der besonders charakteristischen Knotenpunkte in unmittelbarer Nähe der chinesischen Grenze, eine ganz klare Absage an Pekings Forderung nach Rückzug der Truppen.
    Dass der Generalsekretär vom Verteidigungsminister der Sowjetunion, Marshal Ustinov, begleitet worden ist, unterstreicht den Charakter der Tour.
    Brezhnev besuchte ferner Raketeneinheiten in Zentralsibirien und lobte deren Kampfbereitschaft.
    Der Parteichef hat zwar jede unmittelbare Anspielung an den chinesischen Nachbarn vermieden, offensichtlich um dem einstigen Verbündeten kein Signal zum Protest zu geben, aber die Truppenbesichtigung entlang der chinesischen Grenze und die Flotteninspektion im fernöstlichen Wladivarstok fordert geradezu eine Reaktion Pekings heraus.
    So war die Besichtigungsstour eine Demonstration der Stärke, der Macht und Beweis dafür, dass die Sowjetunion auch die südöstliche Front gegen China halten kann und halten wird.
    Darüber hinaus versuchte Brezhnev auf seiner langgestreckten Besuchstour die Arbeit im Osten, also in der Schatzkammer des Reiches, zu stimulieren und zu mobilisieren.
    Dabei ging es nicht ohne Seitenhebe auf organisatorische Fehler,
    Verschleuderungen und Versorgungsschwierigkeiten ab.
    Eine Kritik, die sich eben nur Brezhnev leisten kann.
    Besonderes Anliegen, in Sibirien war die Ankurbelung der Agrarproduktion ein Gebiet, auf dem sich der Generalsekretär in seinem Programm besonders viel vorgenommen hat.
    Natürlich konnte bei dieser Sibirienfahrt die BAM bei Karl Amur Magistrale nicht fehlen, obwohl der Besucher keine der großen Baustellen aufgesucht hat.
    Dieses Projekt
    ist eines der zentralen Anliegen des Kreml, um Sibirien zu erschließen.
    Höhepunkt der Reise war zweifellos die Rede Brezhnevs auf dem Kreuzer Admiral Senjavin in Vladivostok, wo sich das Thema Beschränkung der strategischen Rüstung besonders angeboten hat.
    Zwei Wochen vor der Moskau-Visite des amerikanischen Außenministers Vance zu SALT-Verhandlungen
    bemüht sich Brezhnev, den USA den guten Willen des Kremls in Sachen Abrüstung zu beweisen.
    Allerdings wartet der Kreml-Chef, dieses Abkommen könne nur auf der Grundlage von Gleichheit und gleicher Sicherheit zustande kommen, ohne dass sich eine Partei dabei Vorteile zum Schaden der anderen sichern könne.
    Insgesamt war die umfangreiche Tour durch Sibirien eine gesundheitliche Prüfung des Generalsekretärs auf Herz und Nieren,
    eine Belastungsprobe, ob Brezhnev nach schwerer Krankheit wieder im Vollbesitz seiner Kräfte steht.
    Dieser Test ist allem Anschein nach bestens verlaufen, denn Besuch in Bonn steht nun nichts mehr im Wege."
    Erhard Hutter zog in Moskau Bilanz der Sibirienreise Brezhnevs.
    Das politische Leben in Frankreich wird noch immer vom Ausgang der Parlamentswahlen vom 12. und 19.
    März bestimmt, die der Linken nicht den erhofften Sieg gebracht haben, zugleich aber im bürgerlichen Lager die Kräfteverhältnisse verschoben.
    Die Goulisten haben Mandate und damit auch Einfluss verloren, sie sind aber nicht bereit, sich damit abzufinden.
    Beim gestrigen Parteitag hat Goalistenchef Chirac den Staatspräsidenten Giscard d'Estaing darauf hingewiesen, dass seine Partei die Regierung nicht automatisch unterstützen werde.
    Mit 153 Sitzen in der Nationalversammlung stellen die Goalisten ja nach wie vor den stärksten Block innerhalb der Koalitionsparteien.
    Sind die Worte Chiracs nun eine Kampfansage?
    Sollen sie die vom Präsidenten mehrmals angekündigte Öffnung auch nach links verhindern?
    Oder hat Frankreich überhaupt einen permanenten Wahlkampf zu erwarten in den kommenden Jahren?
    Eine Menge Fragen gerichtet an Thomas Fuhrmann in Paris.
    Während Staatspräsident Valéry Giscard d'Estaing sich gestern beim Skifahren in Courchevel entspannte, wetzte man gegen ihn in Paris das Messer.
    Nicht versteckt, sondern ganz offen und mit einer bisher noch nie erlebten Deutlichkeit schleuderte Jacques Chirac auf einem Sonderparteitag der Gaullistischen Sammlungsbewegung dem Präsidenten den Fedehandschuh ins Gesicht.
    Manche sprechen von einer Kampfansage, andere behaupten, nun sei das Kriegsbeil für den Präsidentschaftswahlkampf von 1981 ausgegraben worden.
    Was Jacques Chirac vor den 1200 Delegierten vortrug, war eine Generalabrechnung mit den übrigen Parteien der Mehrheit, ebenso wie eine Warnung an den Staatschef.
    Jeder, so der Goalistenführer, wisse, dass es das große Ziel des Präsidenten sei, Frankreich im Zentrum zu regieren, was nichts anderes heiße, als eine sozialistisch-zentristische Koalition herbeizuführen, von der die Goalisten ausgeschlossen wären.
    Gegen dieses Vorhaben müsse sich die Partei mobilisieren.
    Niemand habe den Goalisten dafür gedankt, dass sie maßgeblich zum Sieg der Regierungsmehrheit beigetragen hatten.
    Ja, man wolle ihnen den Sieg stellen.
    Chirac deponierte zugleich ein kategorisches Nein gegen einige Grundideen Giscards, darunter die Forcierung der Europäischen Einheit, die Einführung des Proportionalwahlrechts, die stärkere Regionalisierung.
    Ebenso würden sich die Goulisten gegen jede Änderung der Institutionen und der Verfassung der Fünften Republik mit allen Mitteln wehren.
    Im Zuge der Rede wurde bei Erwähnung zentristischer Politiker immer wieder Bu-Rufe und Pfiffe laut, Chirac jedoch durch Ovationen gefeiert.
    Der gestrige Parteitag diente aber nicht nur der Ankündigung einer unvermeidlichen Konfrontation bei jedem Versuch, an den Grundpfeilern des Systems etwas zu ändern, sondern auch, um die in den letzten Tagen infrage gestellte Geschlossenheit der Goulisten des Rassemblements pour la République zu festigen.
    Drei Resolutionen wurden mit großer Mehrheit gefasst.
    Mit über 99 Prozent der Stimmen wurde Chiraks Aktion im Wahlkampf als entscheidend für den Sieg der Mehrheit gewürdigt.
    Ebenfalls mit über 99 Prozent wurden die Versuche verurteilt, den Einfluss der Goulisten zu reduzieren.
    Eine Statutenänderung, die Regierungsmitglieder und den Präsidenten der Nationalversammlung künftig von allen Führungspositionen in den Parteigremien ausschließt, wurde mit immerhin noch 92,1 Prozent beschlossen.
    Dieser Beschluss ist in erster Linie gegen Jacques Chaban Delmas gerichtet, der gegen den Willen Chiracs und gegen eine Mehrheit im Goulisten-Club
    für das Amt des Parlamentspräsidenten kandidiert hatte und mit Hilfe der Zentristen, aber auch eines kleinen Teils der ghoulistischen Abgeordneten vor einer Woche zum Präsidenten gewählt worden war.
    Der Beschluss richtet sich aber auch gegen alle ghoulistischen Minister und Staatssekretäre, von denen die meisten Antischirakisten sind.
    Es soll damit nach außen erreicht werden, dass die ghoulistische Partei nicht durch Regierungsbeschlüsse in Maßnahmen eingebunden wird, die sie ablehnt.
    Alles in allem war dieser Sonderparteitag eine Herausforderung an die reformistischen Teile im bürgerlichen Lager, eine direkte Kampfansage an den Staatspräsidenten und an alle Altgolisten, die sich von Giscard bezirzen haben lassen.
    Es war jedoch auch eine Demonstration der Stärke der eigenen Partei, die nach den Kommunisten über den besten Apparat und die durchschlagskräftigste Organisation Frankreichs verfügt.
    Chirac hat sich damit, wie die sozialistische Tageszeitung Le Matai heute meint, auf eine Art Nationalchirakismus zurückgezogen, der sich gegen jede Öffnung, gegen jede Veränderung der politischen Landschaft querlegen wird.
    Ein gewagtes Unternehmen, auf das Chirac seine Partei da vergattert hat.
    Uneinigkeit im französischen Regierungslager, Thomas Fuhrmann berichtete aus Paris.
    Es ist jetzt in einer Minute halb eins, wir wechseln in der Berichterstattung nach Österreich.
    Am kommenden Wochenende hält die Bundesregierung abermals eine Klausur mit dem Schwerpunkt Wirtschaftspolitik ab.
    Auf der letzten Klausur hat man ja ein 10 Milliarden Schilling Programm zur Ankurbelung der Konjunktur formuliert, das bisher aber erst in Ansätzen in Angriff genommen worden ist.
    Notenbankpräsident Korin, Bundeswirtschaftskammer und ÖVP haben die Regierung bereits der Untätigkeit beschuldigt, obwohl die Unternehmer auf die 300 Millionen Schilling Zinsstützung warten und Investitionen daher zurückstellen.
    Mit Finanzminister Androsch sprach Hans Adler.
    Herr Vizekanzler, in der vergangenen Woche ist mehrmals sowohl das Investitionspaket als auch
    die Geldmengenpolitik im Mittelpunkt des Interesses gestanden.
    Wie weit sind jetzt die Vorarbeiten?
    Wann kommt es und welche Schwerpunkte wird es haben?
    Wir haben bereits die Zuschüsse aus dem Budget zur Förderung der gewerblichen und der Fremdenverkehrsinvestitionen ausgeweitet.
    Dies läuft bereits.
    Es gibt das große zehnjährige Investitionsprogramm des Bundes, das die öffentlichen Investitionen betrifft und daran
    können sich die betroffenen Wirtschaftszweige orientieren.
    Und jetzt geht es noch um zwei Bereiche, nämlich die industriellen Investitionen im Allgemeinen und in einem Spezialbereich, nämlich der Papierindustrie, um eine besondere Förderung.
    In beiden Fällen, glaube ich, besteht die Aufgabe darin,
    die Mittel langfristig genug zur Verfügung zu stellen und zu den geringstmöglichen Kreditkosten.
    Was die Kreditkosten anlangt, so werden wir in einem Budgetüberschreitungsgesetz hier Mittel bereitstellen und was die Längerfristigkeit anlangt, so wollen wir noch diese Woche mit dem Kreditapparat zu einer Übereinstimmung kommen, um auch dies zu gewährleisten.
    Bei all dem darf aber nicht übersehen werden, dass sicherlich
    Die wichtigste Frage für die industriellen Investitionen sein wird, dass wir eine Liquiditätspolitik betreiben, die das ohne Zweifel überhöhte Zinsniveau verringert.
    die Nationalbank veranlassen, wieder den Banken mehr Geld zur Refinanzierung zu geben, also den Banken mehr Geld zum Weitergeben in die Hand zu geben.
    Es geht nicht um eine Veranlassung, sondern es geht darum, dass man der Tatsache Rechnung trägt, dass wir die Kreditausweitung beschränkt haben,
    Aber dass man sicherstellt, dass diese beschränkte Kreditausweitung zu den geringstmöglichen Finanzierungskosten auch weitergegeben werden kann.
    Der Geldmarkt ist aber auch ein Markt, der Angebot und Nachfrage kennt.
    Und dementsprechend reagiert er mit den Zinsen.
    Es zeigt sich, dass eben wenig Geld hohe Zinsen hervorbringt.
    Und wenn sie das nicht ändern, werden sie wahrscheinlich auch das Zinsniveau nicht zeigen können.
    Nun, es gibt eine Reihe von Anhaltspunkten, die darauf schließen lassen können, dass es sich nicht so sehr mehr um die Frage Angebot und Nachfrage handelt, sondern dass hier gewisse
    Hemmnisse hineinspielen, die gerade das Gegenteil von Marktauswirkungen darstellt.
    Und das zweite Problem ist, dass man ja eine Volkswirtschaft immer mit der nötigen geldmäßigen Blutmenge, wenn ich so sagen darf, versorgen soll.
    Und das ist sicherlich eine Aufgabe, die der Notenbank zufällt.
    Und bei allem Verständnis, dass man hinsichtlich der Entwicklung eine abwartende
    Haltung zunächst eingenommen hat, glaube ich, dass das nicht auf Dauer gehen kann, weil dann von den Kreditkosten gewissermaßen her eine Investitionsbremse besteht, beziehungsweise ein Kostenauftrieb.
    Aber die Zinsen werden ja nicht von der Nationalbank gemacht, da müssten sie den Diskurnsatz senken und das würde wahrscheinlich nur einen ganz geringen Effekt in der Wirtschaft haben.
    Wie, ohne dass man den Banken mehr Geld in die Hand gibt, soll man das Zinsniveau senken?
    Ja, aber die Versorgung des Geldmarktes ist ja mit eine der wichtigsten Aufgaben der Notenbank.
    Es kann ja nicht Aufgabe der Notenbank sein, sich in eine passive Beobachterrolle zurückzuziehen.
    Vielleicht noch einmal zurück zum Investitionsprogramm.
    Sie sagen Schwerpunkte, Export und Papier.
    In welchen Zeiträumen denken Sie und in welchen Beträgen etwa?
    Was die Zeiträume anlangt, so geht es um das heurige und die nächsten zwei, drei Jahre.
    Was die Zinszuschüsse für die allgemeinen Industrieinvestitionen anlangt, so stelle ich mir einen Betrag von 300 Millionen an Zuschuss drei Jahre hindurch vor.
    Das ergibt auf fünf Jahre Laufzeit jeweils gerechnet immerhin
    einen Aufwand am Budgetmittel von 4,5 Milliarden Schilling.
    Dazu sollen eben langfristige Investitionsmittel, zum Beispiel über die Investitionskredite AG,
    aber auch über die Hausbanken kommen in einer wenigstens jährlichen Größenordnung von drei Milliarden zu dem, was es ja heute schon etwa im ERP gibt und was es an Besicherungen durch die Finanzierungs- und Garantiegesellschaft gibt und was den Export anlangt.
    So ist ja bereits diese Woche eine Novelle zum Ausfuhrhaftung und Ausfuhr
    Förderungsfinanzierungsgesetz im Parlament, sodass hier zusammen mit dem, was noch für die Papierindustrie kommt und was für Fremdenverkehr und Gewerbe schon verwirklicht ist, im Zusammenhang auch mit dem zehnjährigen Investitionsprogramm des Bundes ein großes Paket zur Ankurbelung der Investitionen und des Exportes fertiggestellt.
    Dankeschön, Herr Vizekanzler.
    Die Fragen an Finanzminister Hannes Androsch richtete Hans Adler.
    Heute vor einer Woche hielt der Chef der Energieverwertungsagentur, Peter Weiser, einen vielbeachteten Vortrag anlässlich eines Kongresses der Gewerkschaft Metall-Bergbau-Energie.
    In diesem Vortrag kündigte Weiser ein Rahmenprogramm von Energiesparmaßnahmen an.
    Heute Vormittag hat nun Weiser sein umfassendes Programm in einer Pressekonferenz im Presseclub Concordia vorgelegt.
    Hören Sie darüber Näheres von Helmut Gletsander.
    Etwa zwei Drittel der österreichischen Energie, sei es nun Erdöl, Erdgas, Kohle oder elektrischer Strom, kommen aus dem Ausland.
    Und in den nächsten Jahren wird sich diese Abhängigkeit vom Ausland bis auf 80 Prozent erhöhen.
    Die Energieverwertungsagentur hat nun die Aufgabe, erstens die Energieverbrauchszuwachsrate drastisch zu senken, zweitens die österreichische Devisenbilanz zu entlasten und drittens neue Arbeitsplätze im Rahmen von Energiesparmaßnahmen zu schaffen.
    Der Leiter der Energieverwertungsagentur, Professor Weiser, forderte heute die Einführung der Sommerzeit in den sechs Monaten April bis September.
    Zu den Argumenten Pro und Contra Sommerzeit stellte Weiser fest,
    Es gibt drei kleine Probleme zu bewältigen.
    Natürlich, jede Änderung hat ein Problem.
    Es sind in erster Linie Verkehrsprobleme.
    Die Bundesbahn beispielsweise müsste zwölf Garnituren mehr führen.
    Die AUA müsste ihren Flugplan ändern.
    Sie hat da gewisse Schwierigkeiten beim Flug.
    Knotenpunkt Frankfurt.
    Schwierigkeiten, die aber viel, viel geringer geworden sind als früher, weil ja fast alle westeuropäischen Länder die Sommerzeit ebenfalls eingeführt und die Flugzeit geändert haben.
    Wir haben die Schwierigkeit, was passiert, wenn wir einen besonders günstigen Sommer haben mit viel Wasser?
    Wer nimmt uns die Energie ab?
    Die letzte diesbezügliche Stellungnahme des Bundeslastverteilers ist aus dem Jahr 1974.
    Seit der Zeit hat sich die Situation doch so geändert, dass zu erwarten ist, dass uns der Sommerstrom abgenommen werden kann und zwar zu einem ganz guten Preis und das in der Wiesn.
    Und schließlich glaube ich, dass die Einwände der Wirtschaft
    dass man, wenn Deutschland und die Schweiz so wichtige Handelspartner, andere Bürozeiten haben als wir, durch die Einführung der gleitenden Arbeitszeit in fast allen Betrieben auch nicht mehr so relevant ist.
    Weiser bezifferte die Ersparnisse bei Einführung der Sommerzeit mit mindestens 1,3 Milliarden Schilling.
    Diese Einsparungen resultieren zum Teil aus den verringerten Stromkosten, weil das Tageslicht um eine Stunde länger scheint, zum weiteren Teil aus der nach französischen Untersuchungen um 27 Prozent verringerten Zahl von Verkehrsunfällen durch das Hinausschieben der Abenddämmerung und schließlich aus den Mehreinnahmen an Devisen im Fremdenverkehr, weil die Urlauber in den Stunden aktiver Freizeitbetätigung viel Geld ausgeben.
    Der zweite Hauptpunkt der geforderten Energiesparmaßnahmen betraf die Kleinwasserkraftwerke.
    Dazu weise er.
    Wir haben in Österreich in den letzten 20 Jahren die Kleinwasserkraftwerke nicht nur systematisch vernachlässigt, sondern sie sind sogar beinahe ausgehungert worden.
    und indem man ihnen nicht einmal kostendeckende Preise zuerkannt hat.
    Und sie sind eine Energiereserve, die nicht zu vernachlässigen ist.
    Ganz davon abgesehen, dass das Wasserkraftpotenzial sehr vorsichtig geschätzt, aber das ist wirklich schon mit allergrößter Vorsicht geschätzt, ungefähr zwei Donaukraftwerke ausmacht, ist es so, dass die
    Reaktivierung der Wasserkraftwerke überhaupt nur segensreiche Folgen hätte.
    Weiser führte die Vorurteile der Arbeitsplatzbeschaffung beim Kraftwerksausbau von kleinen Flüssen und Bächen an, weiters die Verbesserung der ökologischen Bedingungen, also der Umwelt, dann die Möglichkeit, solche kleinen Kraftwerke weltweit zu exportieren und schließlich die Verhinderung von Transport- und Spannungsverlusten durch kürzere Stromnetzleitungen.
    Im dritten Schwerpunkt ging Weiser auf die Energieverschwendung im Automobilverkehr ein.
    Hier forderte Weiser ein 1.000-Mann-starkes Polizeikorps, welches speziell in Wien die Einhaltung der Verkehrsvorschriften garantieren soll.
    Zu dem wichtigsten Punkt des erst kürzlich angekündigten Maßnahmenkatalogs, nämlich die möglichen Einsparungen im Bereich des Wohnbaus und der Beheizung, sagte Weiser abschließend, dieser umfassende Bericht werde in 14 Tagen von der ÖMV, von der Österreichischen Mineralverwaltungsgesellschaft vorgelegt.
    soweit mein Bericht von der Pressekonferenz der Energieverwertungsagentur und damit zurück zum Studio des Mittagschanals.
    Es war gerade 12.40 Uhr.
    Wir setzen fort mit einem Blick in die österreichischen Zeitungen.
    Erich Eichinger hat einige Auszüge ausgewählt.
    In der Presse findet sich ein Kurzkommentar unter dem Titel Rundumschläge.
    Man liest.
    Ein abenteuerliches Experiment Götz Taus, das man auch als reaktionäre Gruppierung bezeichnen könne.
    Die Niederträchtigkeit Götzens, seine HJ-Mitgliedschaft mit der von SP-Zentralsekretär Fritz Marsch zu vergleichen, und schließlich der ständige Hinweis auf längst überwunden geglaubte Zeiten als Unterstellung übelster Art gedacht und gehandhabt.
    Diese Sammlung von Feststellungen des österreichischen Bundeskanzlers und SPÖ-Chefs Bruno Kreisky verdient, festgehalten zu werden.
    Insinuationen solcher Art sind kaum nur blindwütige Rundumschläge eines Politikers, bei dem völlig zu Unrecht Papp im Hirn vermutet worden war.
    Nein, als Hauptthema des politischen Referates bei einem Landesparteitag, wie als Hauptthema aller sozialistischen Kraftredner seit der Grazer Wahl, erlauben diese Auslassungen jetzt nur noch einen Schluss.
    Nicht die Götz-Zitate, sondern die Götz-Mandate haben bei der SPÖ jene Schlagwut entfacht, die Boxer oft kurz vor Ende des schon verlorenen Kampfes entwickeln.
    Stil wird da unwichtig.
    Im Zentralorgan der Sozialistischen Partei
    Arbeiterzeitung repliziert Manfred Scheuch unter dem Titel »Messias gesucht«.
    Die bürgerlichen Zeitungen, der ÖVP immer einen Schritt voran, wenn es gilt eine Politik zu machen, die die sozialdemokratische Mehrheit brechen soll, haben ihn schon gefunden.
    Was da in den letzten Wochen über den Grazer Bürgermeister und designierten FP-Obmann zu lesen war, konnte im staunenden Publikum keine Zweifel hinterlassen.
    Der neue Wundermann war da.
    Die Töne, die er spuckte, von primitiver Fliegelei bis zu dem Größenwahn, eine Sechs-Prozent-Partei zur Massenbewegung zu führen, Geschichtskundige aufpassen, welches Vorbild mag dem Götz da wohl vorschweben?
    Von der Denunziation politischer Gegner bis zur Abqualifizierung der Parteien und der demokratischen Verfassung, das ist nicht so neu, wie es denen scheinen mag, die mit fliegenden Fahnern zum neuen Retter des Konservativismus überlaufen.
    Darauf früh genug hinzuweisen, aufmerksam zu machen, welch fragwürdige Alternative eine alles Selbstvertrauen aufgebende VP anstrebt, ist notwendig.
    In den Salzburger Nachrichten meint Hans Kutel unter dem Titel »Aufs Ganze«.
    Jetzt scheint Kreisky zum ersten Mal bewusst zu sein, dass er bei den nächsten Wahlen durchaus zum Oppositionsführer gewählt werden könnte, weil unter Alexander Götz eine kleine Koalition zwischen ÖVP und FPÖ wahrscheinlich ist.
    Dass eine solche Konstellation nicht zulasten des kleineren Partners gehen muss, hat ja Graz gezeigt, wo die FPÖ dem stärkeren Koalitionspartner Stimmen und Mandate weggenommen hat.
    Daher auch Kreiskis Hinweis auf den Selbstvernichtungswillen der alten christlich-sozialen.
    Diese Überlegungen vor Augen geht Kreisky jetzt anscheinend aufs Ganze.
    Nach dem augenblicklichen Stand dürfte es im Oktober kommenden Jahres nur mehr die Wahlmöglichkeit geben.
    SPÖ-Alleinregierung oder VPFP-Koalition.
    Eine klare Alternative.
    Im sozialistischen Oberösterreichischen Tagblatt schreibt Walter Kunz dazu.
    Arme ÖVP.
    Sie hat längst die Hoffnung aufgegeben, wieder stärkste Partei zu werden.
    Von der absoluten Mehrheit ganz zu schweigen.
    Also läuft man hinter Götz her, der den heiligen Schwur tat, alles zu unternehmen, um die absolute Mehrheit der SP zu brechen.
    Man ist bereit, wie in Graz, jeden Preis zu zahlen, auf Selbstachtung zu verzichten und Beleidigungen jeder Größenordnung zu schlucken.
    Somit erscheint bewiesen, dass es bei den nächsten Wahlen nur eine Alternative zu den Sozialisten gibt, eine ÖVP im Schlepptau von Götz.
    Im ÖVP-Organ Neues Volksblatt kommentiert schließlich Peter Klar Apropos Kreisky.
    Aus diesem einst sich liberal gebärdenden Parteivorsitzenden wurde ein Radikal-Linker.
    In Gensandorf verkündete er, das Eigentum sei für den Charakter der Gesellschaft nicht mehr ausschlaggebend.
    Angesichts dieser Feststellung muss man seiner Erklärung beipflichten, die kommenden politischen Auseinandersetzungen würden sehr viel ernster sein als bisher, sich jedoch über die Offenheit in der Begründung hierfür wundern, nämlich, weil es eine Gruppierung geben werde, die mehr als konservativ, nämlich reaktionär sei.
    Jawohl, diese sozialistische Aktion weg von der Demokratie bedarf einer Reaktion aller konservativer und liberaler Kräfte in Österreich.
    Denn wenn auch das neue SP-Programm, wie Kreisky selbst sagte, von einem so großen Kreis wie nie zuvor diskutiert worden sei, so stimmt es auch, was Kreisky selbst wörtlich bestätigte, dass aber dadurch die sozialistischen Grundsätze des Programms nicht verwässert würden.
    Auch nicht vom scheinheiligen Dialog mit der Kirche.
    Kreisky, man habe die Herren nicht ersucht, das Parteiprogramm zu schreiben und man brauche auch nicht ihr Imprimatur.
    Wegbegleiter also für ein kurzes Stück.
    Auf dem Weg zum Sozialismus.
    Am Ende und an Stelle der Demokratie.
    Das war die Inlandspresse-Schau.
    In der Veterinärmedizinischen Universität Wien ist heute Mittag das Ludwig-Boltzmann-Institut für Immuno- und Zytogenetische Forschung bei Haustieren eröffnet worden.
    In einem Gespräch mit Manfred Kronsteiner erläutert Universitätsprofessor Dr. Walter Schläger, der Leiter der neuen Forschungsabteilung, die Aufgaben des Instituts.
    Die Immuno- und Zytogenetik sind zwei junge Wissenszweige der Haustiergenetik an sich.
    Sie beschäftigen sich in erster Linie mit der Darstellungsmöglichkeit von sogenannten Markerloze, von Genen, die man zum Beispiel im elektrophoretischen Verfahren, zum Beispiel im serologischen Verfahren
    zum Beispiel im Chariogramm, also über die Chromosomenanalyse, darstellen kann.
    Das Ludwig Boltzmann-Institut für Immuno- und Zytogenetische Forschung soll in erster Linie der Landwirtschaft Österreichs dienen.
    Das heißt,
    Fernziele sind es, der Landwirtschaft ökonomische, wirtschaftliche Hilfsmethoden zur Verfügung zu stellen, die eine praktische Auswirkung haben.
    Ferner der Veterinär- und Humanmedizin, wo wir insbesondere auf den Bereich der Inkompatibilitätssituation, das heißt der Unverträglichkeitsfragen bei Gewebs- und Organtransplantationen,
    eine Aussage machen können und zum Dritten auch im Bereich der Entwicklungshilfe, da wir an diesem Institut Fachleute aus Ländern der dritten Welt ausbilden und auch ausbilden sollen und Kooperationen mit Städten, die sich mit gleicher Materie befassen, pflegen.
    Welche Tiere und wie viele Tiere werden für die Tierversuche auf diesem Gebiet herangezogen?
    Es werden keine Tierversuche durchgeführt, sondern es wird ja das Blut bzw.
    andere Körpershäfte der Tiere als solches analysiert mit verschiedenen Methoden und somit wertvolle Erkenntnisse im Hinblick auf die gesagten Fragestellungen erlangt.
    Wir haben an diesem Institut vor allem die landwirtschaftlichen Nutztiere als Untersuchungsobjekt, das heißt Rinder, Schweine, Pferde, und haben natürlich die Beziehungen zu humangenetischen Fragen mit inkludiert in unsere Forschungen.
    Ist die genetische Forschung nicht überhaupt ein Forschungszweig, der relativ, man könnte fast sagen, gefährlich werden kann?
    Darüber könnte man stundenlange Vorträge halten.
    Ich bin sicher, dass der Bereich, der bei uns intensiv behandelt wird, keine Gefahr in sich birgt und dass wir ausschließlich eine Art, wenn Sie so wollen, zweckorientierte Grundlagenforschung betreiben, die in der letzten Konsequenz positive Auswirkungen für den Menschen und für die menschliche Ernährung
    Manipulation bei diesen Forschungen eine gewisse Rolle?
    Nein, spielt nicht.
    Denn wir untersuchen nicht die Möglichkeit, Gene zu manipulieren, wie sie sich ausdrücken, sondern wir untersuchen Systeme und deren genetische Determinierung.
    Das heißt, wir versuchen, Eigenschaften, Merkmale von Individuen
    und ihre genetische Bedingtheit als solche darzustellen, um mehr Information zu erhalten, um über den gesamten Status eines Einzeltieres, der ganzen Zuchtpopulation, einfach mehr Kenntnis zu erlangen.
    Mit einem Wort, verbesserte Möglichkeiten der Rinderzucht werden hier vielleicht auch angeschnitten werden?
    In weiterer Folge sicherlich.
    Mit Professor Walter Schläger sprach Manfred Kronsteiner.
    Weiter zur Kultur.
    In Athen wurde die Gründung eines Forschungszentrums zur Erhaltung der Akropolis bekannt gegeben.
    Wie Ute Kunstmann im folgenden Beitrag aus Athen berichtet, bräuchte man für die Rettungsarbeiten an der Akropolis insgesamt 30 Millionen Dollar.
    Nachdem am 10.
    Januar 1977 der Generaldirektor der UNESCO, Mbo, vom Akropolisfelsen herab die gesamte Welt bat, durch Spenden die Wiege der abendländischen Kultur zu retten, geschah nichts.
    Besser gesagt, sehr wenig.
    Es gingen Spensen ein, die bis heute sicher auf einem Sonderkonto ruhen.
    Man beriet und konferierte und kam doch zu keinem Ergebnis.
    Beschlossen wurde der Bau eines neuen Akropolis Museums am Fuße des heiligen Felsens auf dem Areal einer ehemaligen Polizeikaserne.
    Da hinein sollen alle beweglichen Teile der Akropolis gebracht werden.
    Zum Beispiel die sechs Jungfrauen, bekannt als die Karyatiden, welche das Dach des Erechtheion Tempels tragen.
    Eine Ausschreibung wurde gestartet und zahlreiche Entwürfe für das neue Museum von in- und ausländischen Architekten eingereicht.
    Tragisch an der ganzen Affäre ist jedoch, dass das Komitee, welches über die eingereichten Entwürfe zu befinden hatte, keinen eines ersten Preises würdig fand.
    Somit gab es keinen Sieger und kein Museum.
    Nach den Wahlen vom 20.
    November 1977 bekam Griechenland unter anderem auch einen neuen Minister für Kultur und Wissenschaften.
    Dieser Georgios Plitas wird nun umgehend eine neue Ausschreibung für den Museumsbau veranstalten.
    Möge sein Eifer anhalten, damit wirklich etwas geschieht, bevor die sechs marmonen Jungfrauen überhaupt nicht mehr zu retten sind.
    Die letzte internationale Konferenz, an der 100 in- und ausländische Fachleute teilnahmen, hatte das Motto Hilfe für die Akropolis im allerletzten Moment.
    Gastgeber waren die griechische Regierung gemeinsam mit der UNESCO.
    deren Berechnungen für die nötigen Rettungsmaßnahmen sich im Januar 1977 noch um 15 Millionen Dollar bewegten.
    Heute haben sie alles nach Experten Schätzungen schon die schwindelnde Höhe von 30 Millionen Dollar erreicht.
    Einigkeit herrscht überall in einem Punkt.
    Was auch immer für das 2600 jährige Heiligtum getan werden mag.
    Es muss sofort getan werden.
    Die Akropolis hat im Laufe der Jahrtausende Feuer Bombardierung
    Unsachgemäße Restaurierung und Witterungseinflüsse ertragen.
    Sie blieb bestehen.
    Nun ist sie dem endgültigen Verfall preisgegeben durch eines der größten Übel der modernen Zivilisation, die Luftverschmutzung.
    Die Vorträge und Diskussionen der teilnehmenden Wissenschaftler an der letzten Akropolis-Konferenz konzentrierten sich hauptsächlich auf den Erechtheion-Tempel und seine sechs Karyatiden.
    Ihre Oberfläche ist bereits derart angegriffen und verwittert,
    dass man in kürzester Zeit weder Gesicht noch Haartracht ja nicht einmal mehr das Gewand erkennen können wird.
    Die siebte der Karyatiden, welche Lord Elgin zusammen mit dem größten Teil des Parthenon-Frieses zu Anfang dieses Jahrhunderts raubte und die heute im britischen Museum in London ausgestellt ist, erstrahlt noch immer in ihrer vollen Schönheit und man ist tief erschüttert, wenn man diese Statue gesehen und mit den anderen verglichen hat.
    Also müssen die Karyatiden des Erechtheion-Tempels schnellstens
    im noch nicht gebauten neuen Akropolis Museum untergebracht und an ihrer Stelle Kopien aufgestellt werden, die nach neuesten Methoden hergestellt, nicht einmal von einem Fachmann auf den ersten Blick zu erkennen sind.
    Die Maßnahmen, die während der vergangenen Monate getroffen wurden, kann man als erste Versuche, die Situation zu bessern, verstehen.
    Um den Akropolis Felsen herum darf in den Häusern nicht mehr mit schwerem Heizöl geheizt werden.
    Autos und Busse dürfen nicht mehr bis zum direkten Eingang fahren.
    sondern müssen schon am Fuße halten.
    Der Flugverkehr beim Anflug auf den Athener Flughafen über die Heiligtümer wurde strengstens untersagt.
    Die Besucher der Akropolis dürfen weder den Parthenon noch einen anderen Tempel betreten.
    Und um Geld in die Restaurierungskasse fließen zu sehen, wurde der Eintritt um 100 Prozent angehoben.
    Bei drei Millionen Besuchern jährlich eine nicht zu verachtende Summe.
    Eines der wichtigsten und interessantesten italienischen Musikfestivals ist der sogenannte Maggio Musicale in Florenz.
    Heuer findet diese Veranstaltungsserie bereits zum 41.
    Mal statt.
    Über das Programm hat sich Horst Springauf in Florenz erkundigt.
    Dieses Festival stellt alljährlich in höchst reizvoller Weise Altbekanntes und Zeitgenössisches aus den Bereichen Oper, Ballett und Instrumentalmusik einander gegenüber.
    Das Programm wird jeweils sehr spät bekannt gegeben und es überrascht, dass es sechs Wochen vor Beginn der Festspiele selbst in Florenz der Öffentlichkeit noch nicht bekannt ist.
    Wir wandten uns um Auskunft an Professor Luciano Alberti, den künstlerischen Leiter des Teatro Comunale in Florenz, das die Veranstaltungen organisiert.
    Die Eröffnungsvorstellung ist Verdis »Sizilianische Wespe« unter Riccardo Muti mit Renata Scotto, Variano Lucchetti, Renato Brusson und Luciero Raimondi in den Hauptrollen.
    Regie Franco Enrico, Bühnenbild Pierluigi Samaritani, Choreografie Pertoluzzi.
    Eine weitere Oper ist ein Sommernachtstraum von Benjamin Britten, eine Eigenproduktion unseres Teatro Comunale.
    Dann haben wir ein englisches Ensemble eingeladen, der English Music Theatre.
    Es bringt die italienische Erstaufführung von Brittens Oper Paul Bunyan und Henry Purcells Fairy Queen.
    Und auch diese Oper wird zum ersten Mal in Italien zu sehen sein.
    Auf dem Gebiet des Balletts gibt es Uraufführungen von Ferrero und Corgi, zwei jungen italienischen Komponisten, die zusammen noch nicht einmal 55 Jahre alt sind, und am selben Abend ein Werk von Varese.
    C'è una serata ancora dedicata alla musica contemporanea italiana,
    Ascharrino, einer der jüngsten internationalen Komponisten, ist ein Singspiel, so nennen sie ihn, Aspen, aber ein sehr besonderer Singspiel.
    Ein anderer Abend zeitgenössischer Musik bringt ein Werk des jungen Italieners Asciarino, ein Singspiel, wie er es nennt, das sich aber wesentlich von dem unterscheidet, was man in Österreich darunter versteht.
    Beim Ballett gibt es dann noch ein Gastspiel von Nikolais Danzieter, das an zwölf Abenden mit zwei verschiedenen Programmen auftritt.
    Es ist in drei Minuten 13 Uhr, das Journal schließt mit Kurznachrichten.
    Österreich.
    Der Leiter der Energieverwertungsagentur Weiser fordert die Einführung der Sommerzeit in Österreich.
    Nach Meinung Weisers könnten dadurch Einsparungen von jährlich etwa 1,3 Milliarden Schilling erzielt werden.
    Diese Ersparnisse, so haben Experten errechnet, könnten durch verringerte Stromkosten, durch Mehreinnahmen aus dem fremden Verkehr und durch eine Abnahme von Verkehrsunfällen erreicht werden.
    Der Wiener Erzbischof Kardinal König will mit einer Großveranstaltung in München den Dialog zwischen Christentum und Marxismus neu beleben.
    Unter seinem Vorsitz soll vom 24. bis 26.
    April ein Symposium unter dem Motto Glaube und Wissenschaft abgehalten werden.
    Belgien.
    Auf einer Müllhalde in der Nähe von Antwerpen ist die Leiche des vor einem Monat entführten belgischen Großindustriellen und österreichischen Generalkonsuls Pracht gefunden worden.
    Es scheint festzustehen, dass Pracht bereits wenige Tage nach seiner Entführung starb.
    Noch am vergangenen Samstag hatte der Sohn Pracht über das Fernsehen an die Verbrecher appelliert, mit der Familie Kontakt aufzunehmen.
    Italien.
    Die Frau des entführten christlich-demokratischen Politikers Moro soll von ihrem Mann einen persönlichen Brief erhalten haben.
    Auch sollen die Entführer, Mitglieder der linksextremen Terrororganisation Rote Brigaden, in einer neuen Mitteilung ultimative Forderungen für die Freilassung ihrer Geisel gestellt haben.
    Israel.
    Ein Armeesprecher hat den Einsatz der amerikanischen Streubombern gegen Palästinenser im Südlibanon bestätigt.
    Zugleich wurde jedoch versichert, die gefürchtete Waffe sei ausschließlich gegen militärische Ziele zur Anwendung gekommen.
    Bundesrepublik Deutschland.
    Der tschechoslowakische Staats- und Parteichef Husak ist zu einem für vier Tage anberaumten Besuch in Bonn eingetroffen.
    Es ist dies der erste Besuch eines tschechoslowakischen Staatschefs in der Bundesrepublik.
    Der Bundesvorstand der Freien Demokraten unterstützt die Absicht der Regierung in Bonn, den vorläufigen Verzicht des amerikanischen Präsidenten auf den Bau der Neutronenwaffe bei den Bemühungen, um eine verstärkte Rüstungskontrolle zu nutzen.
    Eine entsprechende Entschließung wurde heute in Bonn gefasst.
    Diese Meldungen feiert der Zuhörer standen am Ende einer Stunde Mittagsinformation.
    Die Journalredaktion meldet sich wieder um 18.30 Uhr im Programm Österreich 1 und Adolf Poindl sagt Ihnen für das Mittagsteam auf Wiederhören.

    Beiträge dieses Journals

    Nachrichten
    Datum: 1978.04.10 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Wetterbericht
    Datum: 1978.04.10 [Sendedatum]
    Schlagworte: Natur ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Mord am entführten österreichischen Generalkonsul Charles Bracht in Belgien
    Mitwirkende: Ott, Hans Peter [Gestaltung]
    Datum: 1978.04.10 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Politik Österreich ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Husak-Besuch in Bonn als neuer Anfang zur Verbesserung der Beziehungen BRD - CSSR
    Mitwirkende: Tauber, Walter [Gestaltung]
    Datum: 1978.04.10 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Abschluß der Breschnew-Reise nach Sibirien
    Mitwirkende: Hutter, Erhard [Gestaltung]
    Datum: 1978.04.10 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Sonderparteitag der Gaullisten
    Mitwirkende: Fuhrmann, Thomas [Gestaltung]
    Datum: 1978.04.10 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Androsch zu Geldpolitik von Investprogramm
    Interview: Vizekanzler Finanzminister Androsch
    Mitwirkende: Adler, Hans [Gestaltung] , Androsch, Hannes [Interviewte/r]
    Datum: 1978.04.10 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Gesellschaft ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    EVA-Generalsekretär Weiser legt Plan zur Energieeinsparung vor
    Interview: Generalsekretär Weiser
    Mitwirkende: Kletzander, Helmut [Gestaltung] , Weiser, Peter [Interviewte/r]
    Datum: 1978.04.10 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Wirtschaft ; Wissenschaft und Forschung ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Interview: Univ. Prof. Dr. Walter Schleger über neues Ludwig-Boltzmann-Institut für immuno- und zytogenetische Haustierforschung in Wien
    Interview: Univ. Prof. Dr. Walter Schleger
    Mitwirkende: Kronsteiner, Manfred [Gestaltung] , Schleger, Walter [Interviewte/r]
    Datum: 1978.04.10 [Sendedatum]
    Schlagworte: Medizin ; Wirtschaft ; Wissenschaft und Forschung ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Neues Bemühen um die Rettung der Akropolis
    Mitwirkende: Kunstmann, Günter [Gestaltung]
    Datum: 1978.04.10 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Kultur ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    "Maggio musicale Fiorentino" - Musikfestival in Florenz
    Interview: Prof. Luciano Alberti
    Mitwirkende: Springauf, H. [Gestaltung] , Alberti, Luciano [Interviewte/r]
    Datum: 1978.04.10 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Kultur ; Musik ; E-Musik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten

    Katalogzettel

    Titel Mittagsjournal 1978.04.10
    Spieldauer 00:59:34
    Mitwirkende Poindl, Adolf [Moderation]
    Dobrovolny, Herbert [Regie]
    ORF [Produzent]
    Datum 1978.04.10 [Sendedatum]
    Schlagworte Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt
    20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ audio
    Format TKA [Tonband auf Kern (AEG)]
    Sprache Deutsch
    Rechte Mit freundlicher Genehmigung: ORF
    Signatur Österreichische Mediathek, jm-780410_k02
    Medienart Mp3-Audiodatei
    Gesamtwerk/Reihe Mittagsjournal

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