Mittagsjournal 1978.05.22

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    Rechtliches

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    Guten Tag, verehrte Damen und Herren, sagt Ihnen Adolf Poindler im Namen des aktuellen Dienstes am Beginn von 60 Minuten Information zur Mittagstunde.
    Die Luftbrücke zur Rettung der Weißen aus der Kongo-Provinz Schaber, das ist auch heute Mittag das zentrale Thema.
    Wir nehmen dazu Kontakt auf mit einem Korrespondenten auf dem Flughafen von Brüssel.
    Wir bringen einen Lagebericht aus der Bergwerkstatt Kolwesi und hören aus Paris Näheres über die französisch-afrikanische Gipfelkonferenz, die am Vormittag begonnen hat.
    Aus dem Ausland kommen dann noch Korrespondentenberichte über das Ergebnis der gestrigen Volksabstimmung in Ägypten und über die Folgen des Referendums sowie aus dem fernen Osten über den neuen Flughafen von Tokio, der nun nach jahrelangem Tauziehen doch eröffnet worden ist.
    Ein Wien-Besuch des indischen Außenministers bringt uns nach Österreich.
    Sie hören ein Gespräch mit dem indischen Minister.
    Und von der Pressekonferenz von Handelsminister Steirebacher bringen wir Details über eine Preiserhebung auf dem Fotomarkt.
    Die Kultur nicht zu vergessen.
    Hier sind eine Vorschau auf die heutige Festwochenpremiere in der Wiener Volksoper und ein Gespräch mit Friedrich Torberg geplant.
    Nachrichten und Wetterbericht stehen wie immer am Beginn.
    Verantwortlicher Chef vom Dienst ist jetzt Feder Holi.
    Und gesprochen werden die Meldungen von Heribert Kweste.
    Österreich.
    Der indische Außenminister Vaipayé ist heute Vormittag zu einem zweitägigen offiziellen Besuch in Wien eingetroffen.
    Für den Nachmittag ist ein erstes Arbeitsgespräch im Außenministerium vorgesehen.
    Der indische Gast wird im Laufe seines Aufenthaltes auch mit Bundeskanzler Kreisky konferieren.
    Vaipayé spielte eine bedeutende Rolle bei der Bildung der Janata-Partei, die jetzt die Regierung stellt.
    Seine Gespräche in Österreich werden die kulturellen und wirtschaftlichen Beziehungen zwischen beiden Staaten sowie internationale Probleme zum Thema haben.
    In Wien haben vormittag neuerliche Verhandlungen um den Kollektivvertrag für etwa 300.000 Arbeitnehmer in der metallverarbeitenden Industrie begonnen.
    Zuletzt forderte die Gewerkschaft eine Erhöhung der Istlöhne um 6,5 Prozent und der Kollektivvertragslöhne um 8 Prozent.
    Die Arbeitgeber boten zu Beginn der Verhandlungen eine 3-prozentige Anhebung der Istlöhne und eine solche von 4 Prozent für die Kollektivvertragslöhne.
    Belgien, Sahire, Frankreich.
    Flüchtlinge aus der Stadt Kolwesi in der umkämpften Sahire-Provinz Schaber haben heute nach ihrer Ankunft in Brüssel vernichtende Kritik an dem Verhalten der regulären Armee des Präsidenten Mobutu geübt.
    Nach übereinstimmenden Aussagen hätten die Soldaten Sahires mit automatischen Waffen und Mörsern auf die Häuser der Europäer geschossen.
    Die Flüchtlinge betonten, die Rebellen hätten sich zumeist sehr diszipliniert verhalten.
    Hingegen hätten die Europäer allen Grund gehabt, sich weit mehr vor den regulären Truppen zu fürchten.
    Die Zeugenaussagen stimmen darin überein, dass die Regierungsstreitkräfte schwach und schlecht organisiert waren.
    So seien, wie die Flüchtlinge erklärten, viele Soldaten Mobutus bei der Ankunft der Rebellen zum Feind übergelaufen.
    In Kolwesi wolle kaum noch ein Europäer bleiben, es sei denn, die Stadt würde von belgischen oder französischen Truppen verteidigt.
    Aus Saire wird berichtet, dass sich noch immer etwa 60 Europäer in der Hand der Katanga-Rebellen befinden.
    Luftaufnahmen sollen ergeben haben, dass sich die Rebellen in einer rund 60 Fahrzeuge umfassenden Kolonne in Richtung angolanische Grenze bewegen.
    Offensichtlich versuchen die Invasoren zunächst die strategisch wichtige Stadt Muchacha zu erreichen, von der jedoch nicht bekannt ist, in wessen Händen sie sich befindet.
    Die angolanische Regierung gab unterdessen bekannt, sie werde etwaigen Rettungstrupps das Überschreiten der Grenze nicht gestatten.
    Wie es hieß, garantiere Angola den Schutz der Europäer.
    In Paris hat heute unter dem Eindruck des Krieges in Sahire das fünfte französisch-afrikanische Gipfeltreffen begonnen.
    Die Vertreter von etwa 20 frankreich-freundlichen afrikanischen Ländern wollten ursprünglich mit Staatspräsident Giscard d'Estaing über wirtschaftliche Fragen sprechen.
    Wegen der aktuellen Ereignisse in Afrika wird die Tagesordnung allerdings jetzt geändert.
    Bundesrepublik Deutschland
    Bundeskanzler Schmidt hat die Gewerkschaften aufgerufen, gemeinsam mit der Bundesregierung und den Unternehmen nach Möglichkeiten für eine Beseitigung der Arbeitslosigkeit zu suchen.
    Auf dem Bundeskongress des Deutschen Gewerkschaftsbundes in Hamburg trat Schmidt heute dafür ein, dass sich die Gewerkschaften trotz der von den Arbeitgebern angestrengten Verfassungsklage gegen das Mitbestimmungsgesetz zu gemeinsamen Beratungen bereit erklären sollten.
    Die Wiederherstellung eines hohen Beschäftigungsstandes sei nur bei Mitarbeit aller zu erreichen, sagte Schmid vor den rund 500 Delegierten des 7,6 Millionen Mitglieder zählenden Deutschen Gewerkschaftsbundes.
    Schließlich bekräftigte er seine Auffassung, dass die Mitbestimmung der Arbeitnehmer zu den Grundforderungen an die demokratische Ordnung gehöre.
    Die Arbeitgeberklasse, Klage gegen das Mitbestimmungsrecht, sei politisch unverantwortlich, betonte Schmid.
    Die britische Königin Elisabeth II.
    ist heute Vormittag zu einem fünftägigen Staatsbesuch in Bonn eingetroffen.
    Bundespräsident Scheel wird am Abend zu Ehren der Königin auf Schloss Augustusburg einen Empfang geben.
    Morgen wird die Monarchin nach einem Diner bei Bundeskanzler Schmidt nach Mainz weiterreisen.
    Vorgesehen sind ferne Besuche Westberlins, Bremens sowie der Bundesländer Rheinland-Pfalz und Schleswig-Holsteins.
    Europäische Gemeinschaften
    In Brüssel beginnen am Nachmittag Beratungen der Finanz- und Wirtschaftsminister der 9.
    Gemeinschaft über das Wirtschaftswachstum und die Stabilisierung der Währungssituation sowie über Maßnahmen zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit in den Mitgliedstaaten.
    Bis zu der sogenannten kleinen Gipfelkonferenz der Gemeinschaft im Juli in Bremen sollen sich die Minister über eine gemeinsame Vorgangsweise geeinigt haben.
    Sowjetunion.
    Außenminister Gromyko ist heute nach New York abgereist, um an der außerordentlichen UNO-Vollversammlung über Abrüstungsprobleme teilzunehmen.
    Gromyko, der von sowjetischen Experten begleitet wird, will am Rande der Sondervollversammlung auch Gespräche mit seinem amerikanischen Ressortkollegen Vance führen.
    Im Mittelpunkt dürften dabei die Bemühungen der USA und der Sowjetunion um den Abschluss eines zweiten Abkommens zur Begrenzung der strategischen Rüstung stehen.
    USA.
    Ein sowjetischer Diplomat, der an der Ausspähung von Geheimplänen der amerikanischen U-Boot-Abwehr beteiligt gewesen sein soll, ist des Landes verwiesen worden.
    Der Attaché der sowjetischen Mission bei den Vereinten Nationen hat angeblich zusammen mit zwei anderen sowjetischen Staatsbürgern einen Offizier der amerikanischen Marine mit umgerechnet 240.000 Schilling bestochen, um von ihm Geheimdokumente zu erhalten.
    China.
    Die gegenwärtigen Gespräche zwischen dem Sicherheitsberater des amerikanischen Präsidenten, Przesinski, und Mitgliedern der Pekinger Führung verlaufen nach Angaben aus diplomatischen Kreisen in einer äußerst positiven Atmosphäre.
    Przesinski führte gestern längere Unterredungen mit dem stellvertretenden Ministerpräsidenten, Teng Xiaoping.
    Teng erklärte gegenüber dem amerikanischen Sicherheitsberater, es werde zwar noch lange dauern, bis zwischen Washington und Peking vollwertige diplomatische Beziehungen hergestellt seien.
    Der Ausbau von Handels- und Wissenschaftskontakten mache jedoch Fortschritte.
    Pszczesinski wird heute mit Ministerpräsident Hua Kuo-Feng zusammentreffen.
    Zwei Wochen nach dem sowjetisch-chinesischen Grenzzwischenfall am Usuri-Fluss hat heute die staatliche Nachrichtenagentur Neues China die chinesischen Ansprüche auf ein 36.000 Quadratkilometer großes Gebiet nördlich der Grenze bekräftigt.
    Die Sowjetunion habe das Territorium annektiert und verwalte es wie eine Kolonie, schreibt Neues China.
    Die umstrittenen Gebiete seien altes chinesisches Siedlungsgebiet, meint die Nachrichtenagentur.
    Die im vergangenen Monat in Peking begonnenen Grenzgespräche zwischen der Sowjetunion und China dürften nach Ansicht politischer Beobachter gescheitert sein.
    Israel.
    Die Regierung in Jerusalem hat beschlossen, bis zum 13.
    Juni alle Truppen aus dem Südlibanon zurückzuziehen.
    Als Voraussetzung dafür verlangt Israel allerdings Garantien der Vereinten Nationen, dass palästinensische Freischerler nicht mehr in das umstrittene Gebiet zurückkehren und von dort Angriffe auf Israel durchführen dürfen.
    Die Zeitung Jerusalem Post berichtet vom Plänen der PLO, der Palästinensischen Befreiungsorganisation, ihre Freischärlerverbände in die Grenzzone einsickern zu lassen.
    Wie das Blatt schreibt, fänden zu diesem Zweck Verhandlungen zwischen den Teilorganisationen der PLO statt.
    Peru.
    Zur Überwachung des am Wochenende verhängten Ausnahmezustands sind in allen Städten des Landes Truppeneinheiten aufmarschiert.
    In der Hauptstadt Lima führten motorisierte Patrouillen in den Arbeitervierteln Personalkontrollen durch.
    Die peruanischen Gewerkschaften haben für heute und morgen zu einem 48-stündigen Generalstreik aufgerufen, um gegen die 50-prozentigen Preiserhöhungen für Lebensmittel und Benzin zu protestieren.
    Präsident Bermudez hat in einer Rede linke und rechte Extremisten für die jüngsten Ausschreitungen verantwortlich gemacht.
    Das waren die Meldungen.
    Und nun die Wetterlage.
    Der großräumige Tiefdruckkomplex zieht unter Intensivierung nach Mitteleuropa.
    Der Schwerpunkt der Niederschlagstätigkeit wird sich bis morgen vom Südalpenraum zur Alpen-Nordseite verlagern.
    Die Wetteraussichten bis morgen früh.
    An der Alpen-Nordseite und im Norden anfangs noch einzelne föhnige Aufhellungen, sonst stark bewölkt bis bedeckt.
    Häufig Regen, örtlich auch Gewitter.
    Winde aus Südost bis Süd.
    Nachmittagstemperatur 15 bis 20 Grad.
    An der Alpen-Nordseite auch darüber.
    Tiefsttemperatur der kommenden Nacht 7 bis 14 Grad.
    Die Wetteraussichten für morgen Dienstag.
    Lokale Aufhellungen, besonders im Süden.
    Meist jedoch stark bewölkt bis bedeckt und verbreitet Regen.
    Winde aus West und in freien Lagen lebhaft auffrischend.
    Tageshöchsttemperatur 12 bis 17 Grad.
    Die Messwerte von 12 Uhr.
    Wien bedeckt leichter Regen, 17 Grad, Südostwind 20 Kilometer pro Stunde.
    Eisenstadt bedeckt 17 Grad, Nordost 25.
    Linz stark bewölkt, 19 Grad, Ost 25.
    Salzburg stark bewölkt, 24 Grad, Nordost 20.
    Innsbruck stark bewölkt, leichter Regenschauer, 15 Grad, Südostwind 20 Kilometer pro Stunde.
    Bregenz bedeckt, 17 Grad, Südwest 3, Graz bedeckt Regen, 15 Grad, Windstille und Klagenfurt stark bewölkt, leichter Regen, 15 Grad, Ostwind 10 Kilometer pro Stunde.
    Das also waren Wetter und Nachrichten, ein Zeitvergleich.
    Es war soeben 12.11 Uhr und wir kommen gleich ausführlicher zurück zum bedeutendsten Auslandsereignis.
    Die Luftbrücke Aschaba der Südprovinz Zaires steht vor dem Abschluss.
    Mit Transportmaschinen Frankreichs, Belgiens und der USA werden seit dem Wochenende die Weißen aus dieser umkämpften Kupferprovinz nach Brüssel und nach Paris gebracht.
    Unser Korrespondent Thomas Fuhrmann beobachtet die Ankunft dieser Maschinen und spricht mit den Menschen, die alles zurückgelassen haben und nur das nackte Leben retten konnten in Brüssel.
    Herr Fuhrmann, wie sind Ihre Eindrücke?
    Die Eindrücke, wenn man mit den Leuten, die hier ankommen, und das ist ja der Fall, alle paar Stunden, gestern am Abend sind zwei Maschinen gekommen, heute in der Früh eine weitere, am Nachmittag gegen 15 Uhr,
    wird wieder eine Maschine kommen, sind erschütternde Augenzeigenberichte von Vergewaltigungen, Hinrichtungen, Plünderungsaktionen, also von einem Blutbad, wie man es sich nicht vorstellen kann und wie man es auch sehr schwer beschreiben kann eigentlich.
    Die internationalen Agenturen bringen noch immer einander widersprechende Meldungen über die Zahl der Opfer, die das Massaker in Schaber gefordert hat.
    Ja, also die Zahl, die man hier hört, ist zwischen 80 und 100.
    Zwischen 80 und 100 Weiße, die in Schaber gelebt haben, sollen massakriert worden sein.
    Nicht nur von den Rebellen, wie es jetzt in den Meldungen heißt, sondern auch von den Soldaten der Armee Mobutus.
    Ja, das ist ein Problem, weil es schwer zu unterscheiden war für die Leute, für die Europäer, die da unten waren, wer nun wirklich geplündert hat.
    Denn wie man hier gehört hat, haben sich Soldaten in zivil umgezogen.
    weil sie gefürchtet haben, dass die französischen Fallschirmjäger kommen, wie sie diese Nachrichten im Radio bereits vorher gehört haben, haben sich also in zivil umgezogen und da konnte man natürlich dann überhaupt nicht sagen, wer jetzt woher kommt.
    Und auch diese haben geplündert und hingerichtet.
    Es spielen sich angeblich erschütternde Szenen auf dem Flughafen ab.
    Ja, es ist so, dass hier Listen angeschlagen sind, wo drauf steht, wer mit welchem Flug kommt.
    Die Organisation dürfte nicht so hundertprozentig klappen zwischen Kinshasa und Brüssel, sodass es vorkommt, dass manchmal Leute draufstehen und dann nicht ankommen.
    Und die Leute fragen natürlich die Ankommenden, ob sie ihre Verwandten gesehen haben und dann sagt man ja oder nein und die Leute warten weiter.
    Der nächste Flug ist heute am Nachmittag.
    Zwei weitere Flüge werden bis Mitternacht eintreffen.
    Viele Leute sind in Ungewissheit.
    Es gibt also erschütternde Szenen, wenn sich die Verwandten hier treffen.
    Ingenieur der Cheka Min, der Mine gesprochen, dessen Frau ist dreimal vergewaltigt worden von den Rebellen und es sind so Dinge, die man wirklich schwer beschreiben kann.
    Sind das eigentlich nur Männer und ihre Familienangehörigen oder sind ältere Leute auch dabei?
    Es sind eigentlich weniger ältere Leute, sondern es sind meistens Familien, die unten gearbeitet haben und sehr viele Kinder
    Kinder, die ihre Schultaschen auf dem Rücken tragen, in der Hand.
    Leute, die ihr letztes Gepäck mitgenommen haben, oft nur eine Tasche voll mit einigen Gegenständen.
    Ein Tennisschläger.
    Man hat halt mitgenommen, was man noch gefunden hat.
    Es sollen ja insgesamt etwa zweieinhalb Tausend Weiße in diesem Unruhigebiet in der Provinz Schaber gelebt haben.
    Wie lange wird die Luftbrücke Ihrer Meinung nach noch im Gang sein?
    Die Luftbrücke an sich wird mit dem letzten Flug heute um Mitternacht abgeschlossen sein.
    Die offizielle Luftbrücke allerdings werden weiterhin Leute mit regulären Flügen von verschiedenen anderen Fluglinien, denn hier fliegt ja nur die Sabena und französische Fluglinien.
    werden entweder mit der Alitalia nach Rom oder aber mit anderen Fluglinien, mit der portugiesischen Fluglinie TAP nach Lissabon, denn es gibt auch einige Portugiesen, in ihre Heimat zurückgebracht.
    Das heißt, dass bis morgen oder übermorgen die letzten Europäer ausgeflogen sein sollten.
    Ja, danke Herr Fuhrmann für diesen Bericht vom Brüsseler Flughafen und auf Wiederhören im Abendschanal.
    Vor dem Hintergrund dieses schweren Konflikts im Herzen Afrikas hat in Paris heute Vormittag die fünfte französisch-afrikanische Gipfelkonferenz begonnen.
    Nicht weniger als 13 afrikanische Staatschefs und drei Ministerpräsidenten werden mit Frankreichs Staatspräsidenten Giscard d'Estaing vor allem natürlich das Geschehen in Dschaba, das Eingreifen der französischen Fallschirmjäger zur Rettung der Weißen, die Luftbrückenaktion besprechen.
    Wer im übrigen Stimmen der Kritik aus diesem Kreis der 13 afrikanischen Länder an der zeitlich begrenzten falsche Mega-Intervention Frankreichs erwartet, der dürfte enttäuscht werden.
    Allgemein herrscht bei diesen Regierungen nämlich die Meinung vor, dass eine solche Intervention berechtigt ist, wenn ein afrikanisches Land von außen von Rebellen angegriffen wird und Paris um Hilfe ersucht.
    Über die ersten Stunden dieser internationalen Konferenz informiert nun Joachim Kruse aus Paris.
    Dieser fünfte französisch-afrikanische Gipfel in Paris ist ohne jeden Zweifel der wichtigste bisher.
    Noch nie haben so viele afrikanische Staaten an diesem Familientreffen der Französischsprachigen teilgenommen.
    Noch nie hat es so wichtige Gesprächsthemen gegeben.
    Auf der Tagesordnung stehen Fragen der wirtschaftlichen Zusammenarbeit, Beziehungen zwischen Europa und Afrika, Bildung eines Rates der frankophonen Länder Afrikas und schließlich Sicherheit.
    Bereits beim letzten Gipfel in Dakar vor zwei Jahren hatten die Frankofonen, Staats- und Regierungschefs ihre Sorge ausgedrückt.
    Nichts Dauerhaftes kann errichtet werden, wenn die Sicherheit und Stabilität der Staaten nicht garantiert ist, sagten sie damals.
    Heute ist das Thema Sicherheit und Stabilität der Staaten wegen der Aktualität natürlich an die allererste Stelle gerückt.
    Denn jeder Staatschef der in Paris vertretenen, gemäßigten afrikanischen Länder weiß, dass das, was gerade im Zaire passiert ist, morgen schon in seinem eigenen Lande passieren kann.
    Kein Regime, auch wenn es noch so solide Grundlagen zu haben scheint, ist in Afrika vor einer schnellen Erschütterung sicher.
    Deshalb werden die Afrikaner ihrem großen Verbündeten und Schützling zuallererst ihre Anerkennung aussprechen für die Intervention in Zair.
    Heute, nachdem die Berichte der geretteten Europäer bekannt werden, zweifelt kaum noch jemand an der Richtigkeit und Notwendigkeit der Intervention der Fallschirmjäger.
    Die Europäer, die jetzt auch in Paris eintreffen, sind einmütig.
    Die Intervention war unbedingt notwendig.
    Sie hätte schon früher durchgeführt werden sollen.
    Dann hätte es weniger Opfer gegeben.
    Dies erklärte zum Beispiel ein Augenzeuge, der heute Morgen mit einer ersten Gruppe von evakuierten Franzosen in Paris eintraf.
    Es hatte vor allem Massaker nicht nur von Einzelpersonen gegeben, sondern auch von Gruppen.
    Das war das Schlimmste.
    Die Intervention der Fallschirmjäger war schließlich entscheidend.
    Die Fallschirmjäger hätten nur früher kommen sollen.
    Das war unser Drama.
    Die dramatischen Ereignisse der letzten Tage und Wochen geben also der Schutzmacht Frankreich ganz offensichtlich noch mehr Gewicht als bisher.
    Giscard hätte es sicher vorgezogen, mit seinen Gästen mehr über Nord-Süd-Dialog, Entwicklung, Zusammenarbeit zu reden und nicht so sehr über Sicherheit.
    Aber die militärischen Beistandsabkommen, die Präsenz französischer Ausbilder und Berater und französischer Truppen in den meisten Ländern des französischen Commonwealths, dies ist nun einmal außer den kulturellen Bindungen das Besondere.
    dass die früheren Kolonialherren ihren Schützlingen von heute zu bieten haben.
    Die wirtschaftliche Vormachtstellung der Franzosen in den früheren Kolonien wird nach und nach durch die Konkurrenz der anderen, der Japaner und der Deutschen zum Beispiel, erschüttert.
    Das ist völlig normal.
    Frankreich bietet aber Jaguar-Flugzeuge und Fremdlegionäre.
    Frankreich spielt mit verhältnismäßig bescheidenen Mitteln die Rolle des Gendarmen der gemäßigten Länder.
    die alle seit der Intervention der Kubaner auf dem afrikanischen Kontinent befürchten, dass die Unruhe wie eine ansteckende Krankheit auch zu ihnen kommt.
    Die Frage ist jetzt, welches große politische Ziel könnte Giscard seinen Schützlingen anbieten?
    Welche Initiative könnte im Rahmen der französisch sprechenden Gemeinschaft der gemäßigten Regime ergriffen werden, um die Entwicklung dieser Länder voranzutreiben?
    Denn das ist schließlich die entscheidende Frage, auch wenn jetzt verständlicherweise die Vertreter der 20 afrikanischen Länder bei GISCA in erster Linie über Fallschirmjäger und militärische Berater sprechen.
    Die Afrikaner werden möglicherweise die Bildung einer ständigen Verteidigungsfront und Interventionstruppe der Gemäßigten vorschlagen.
    GISCA, der kein Interesse daran haben kann, Frankreich allzu sehr mit der Gendarmenrolle zu belasten, wird diese Initiative unterstützen.
    Außerdem wird man die frühere Idee eines außerordentlichen Entwicklungsfonds für Afrika wieder aufgreifen.
    Da müssten die Amerikaner und die anderen Europäer mitmachen als Beitrag zur Stabilisierung des Kontinents oder anders ausgedrückt als Stütze für die provestlichen Regime.
    Joachim Kruse hat uns mit seinem Bericht aus Paris wieder zurückgeführt in das Krisengebiet in der Mitte Afrikas.
    Die BBC bringt ebenfalls eine kurze Situationsschilderung.
    Die Weißen in Kolwesi sind der Ansicht, dass die Soldaten von Präsident Mobutu weder imstande noch willens sind, sie zu schützen.
    Sollten die Europäer die Stadt verlassen, würde dies einen bedeutenden Sieg für die Rebellen darstellen.
    Die nun zuversichtlicher sind, dass auswärtige Hilfe kaum mehr geboten würde, sollten sie Kolwesi neuerlich angreifen.
    Das Vorgehen der Rebellen vor über einer Woche war jedenfalls gut geplant.
    Die Stadt war bereits nach einem vierstündigen Kampf in ihren Händen.
    Die Europäer durften sich anfangs frei bewegen, doch dann brach die Disziplin unter den Rebellen langsam zusammen.
    Als sie dann aus ausländischen Rundfunksendungen erfuhren, dass französische und belgische Fallschirmjäger gegen sie eingesetzt werden sollten, sank ihre Moral auf einen Tiefpunkt.
    Eine Krankenschwester berichtete mir von dem Stimmungswandel unter den Rebellen.
    Zunächst seien sie außer sich vor Freude gewesen, doch im Anschluss an die Nachricht vom kommenden Angriff der französischen Fallschirmjäger hätten sie sich mit ihren Verwundeten zurückgezogen.
    In einem Haus in Kolwesi ließen die Rebellen eine besonders große Zahl von Europäern tot zurück.
    Eine Überlebende des Massakers, Colette Radu, berichtete mir, sie, ihr Mann und ihre beiden Kinder seien zu Beginn des Rebellenangriffs von sairischen Truppen in ein Haus gebracht worden, wo bereits andere Europäer auf ihre Evakuierung durch belgische Flugzeuge warteten.
    Insgesamt seien etwa 66 Personen in dem Gebäude gewesen.
    Die Rebellen hätten die sairischen Truppen jedoch vertrieben und das Haus besetzt.
    Man habe ihrem Mann gestattet, zur Frau Radu weiter, das Haus zu verlassen, um seine Granatsplitterwunden behandeln zu lassen.
    Ihm sei dann, wie ihrem fünfjährigen Sohn, die Flucht gelungen.
    Sie habe sich in einem Hinterzimmer des Hauses befunden, so berichtete Frau Radou, als sie in einem anderen Teil des Hauses Schüsse gehört habe.
    Einige Minuten später seien die Rebellen in das Zimmer eingedrungen.
    Sie habe ihnen zugerufen, das Leben der Kinder zu schonen, doch hätten sie das Feuer auf alle im Raum befindlichen Personen eröffnet.
    Sie sei dreimal getroffen worden, sagte Frau Radou, einmal ins Bein und zweimal in den Arm.
    Sie habe überlebt, da andere Menschen auf sie gefallen seien.
    Ihr einjähriger Sohn sei jedoch tödlich getroffen worden.
    Anschließend habe sie mehr als 24 Stunden unter mehreren Toten begraben gelegen, bevor sie gerettet worden sei.
    Soviel also von der BBC.
    Die Intervention der Franzosen und der Belgier war notwendig, meint die Öffentlichkeit in Frankreich nach dem Bericht von Joachim Kruse aus Paris.
    Und wie reagieren die afrikanischen Nachbarn?
    Zaires, Peter Lauda.
    So unterschiedlich die Aktion der französischen Fremdenlegionäre in Zaires Schabab-Provinz auch beurteilt wird.
    In einer Feststellung sind sich die Kommentatoren in den ostafrikanischen Nachbarnländern einig.
    Präsident Mobutu Sezesekos Regime ist unfähig,
    ohne fremde Hilfe das riesige Land zu regieren.
    Während aber in der tansanischen Öffentlichkeit mehr Sorge der französischen Intervention als der Zukunft des herrschenden Regimes gilt, die Regierungszeitung Daily News zitierte hohe Beamte in Dar es Salaam, die der französischen Regierung offen Großmachtpolitik und Zynismus vorwerfen, weil sie die Rettung der eingeschlossenen Europäer nur als Vorwand benutzt habe, Mobutu zu stützen, diskutiert man in Zambia, wie weit die permanenten Unruhen im benachbarten Zair
    und die wiederholte Bitte der Regierung in Kinshasa an auswärtige Mächte um Truppenunterstützung, eine Eskalation fremder Einmischung zugunsten unfähiger Regierungen herbeiführen und den Kampf gegen die Minderheitenregimes im Süden Afrikas schwächen könnte.
    Idi Amin von Uganda, selbst nicht eben heikel, wenn es um die Stabilisierung seiner Herrschaft durch fremde Hilfe geht, trug zu dieser Diskussion immerhin den Vorschlag bei,
    solche Interventionen dadurch zu vermeiden, dass notfalls Truppen aus Ländern der OAU, der Organisation für die Afrikanische Einheit, entsandt werden sollten, wenn ein von dieser anerkanntes Regime bedroht sei.
    Und in Kenia, das selbst ja augenfällig auf fremde Militärhilfe angewiesen wäre, wenn eine ausländische Invasion, etwa eine der Somalis, drohte, wird auf den enormen Unterschied zwischen einer solchen und der Rebellion in Sair hingewiesen, die letztlich durch innere Krisen und Unfähigkeit
    der Mobutu-Regierung verursacht worden sei.
    Der Leitartikler des ostafrikanischen Standard schreibt, bisher sei man immer davon ausgegangen, dass Mobutu der einzige Mann sei, der die 25 Millionen Einwohner Sairs in dem 2,3 Quadratkilometer großen Land regieren könne.
    Dies aber habe sich nun endgültig als Illusion erwiesen.
    Auch die jetzige Vertreibung der Rebellen aus Shaba sei keineswegs als Sieg des Regimes in Sair zu werten.
    Permanente Hilfe westlicher Mächte sei nicht mehr geeignet, die Wurzeln des Problems zu entfernen.
    Die Daily Nation in Nairobi weist auf die Rolle Frankreichs nach diesem Fiasko hin, bei dem neben 150 getöteten Europäern vermutlich 50 Geiselnahmen und einer unbekannten Zahl von Opfern unter der sairischen Zivilbevölkerung
    eigentlich nur einer als Sieger zu bezeichnen sei.
    Dies sei Frankreich, dessen Ruf als neuer Polizist, wenn in Afrika Ruhe und Ordnung bedroht seien, sich allmählich weiter stabilisiere, auch wenn es ein trauriger Ruhm sei.
    Im Übrigen werde der französische Präsident bald merken, dass er mit Zaire einen Bissen afrikanischer Realität abgerissen habe, den er schwerlich kauen, geschweige denn werde verdauen können.
    Die Sandin Nation in Kenia vermutet, dass Mobutu nicht allein mit den Folgen auch dieser Rebellion fertig werden könne und immer wieder um solche Interventionen werde bitten müssen.
    Der Leitartikel ist durch die letzten Nachrichten denn auch prompt bestätigt worden, denn Zaire hat bereits um die weitere Stationierung französischer Truppen gebeten.
    Der Herausgeber der angesehenen Nairobi Times, Hillary Ngueno aber, beschrieb wohl auf seine Weise, was die meisten unabhängigen politischen Beobachter hier in Ostafrika denken.
    Er beschrieb in einem fiktiven Report zynisch die nächste Reise Mobutus nach Europa und in die USA, wo dieser um die Entsendung Tausender von Zivilisten in die unruhigen Regionen Sairs bitten werde.
    Denn dies sei die beste Garantie, stets militärische Hilfe zu bekommen.
    Peter Laudan fasste die Reaktion der afrikanischen Nachbarn Saires auf die belgisch-französische Aktion zusammen.
    Nun aber um 12.27 Uhr, drei Minuten vor halb eins, fährt der Zuhörer zurück nach Österreich.
    Wir bringen zunächst Auszüge aus den Kommentaren der Zeitungen.
    Erich Eichinger hat einige ausgewählt.
    In den Salzburger Nachrichten meint Gerhard Steininger unter dem Titel Kulturrevolution für die Stunde X, einleitend, wenn der Parteivorsitzende Kreisky für seine Interpretation des Programms Beifall des Jusos Tschapp und des linken Austro-Marxisten Hindls erhalte, dann müsse etwas passiert sein.
    Die Marx-Renaissance werfe die Frage nach dem Motiv auf.
    Kreisky sieht eine ideologische Aktivierung des Kaders aus vorerst kaum gesicherten aktuellen politischen Anzeichen für erforderlich.
    Etwa die möglichen Entwicklungen durch das Auftauchen von Alexander Götz.
    Oder aber Kreisky hat so etwas wie eine ideologische Kulturrevolution eingeleitet, die die Parteien auf die entscheidende Stunde seines Abtretens vorbereiten soll.
    Die Schlussfolgerung des Autors
    Mit dem Beschluss des Programms konnte Kalski einen von drei Punkten abhaken, die in seinem politischen Terminkalender noch aufscheinen.
    Zwei verbleiben ihm noch, die Wahl 1979 zu gewinnen und dann die Weichenstellung für die Hofübergabe.
    Eine ideologisch geeinte und geschlossene Partei, gegründet auf vertraute, traditionelle Werte, ist natürlich auf ein so wichtiges Ereignis besser vorbereitet als ein Verein, der mit dem neuen Gesicht an der Spitze auch einen neuen ideologischen Standort suchen muss.
    Diese Belastung könnte sich als zu groß erweisen.
    Die Probleme werden auch so massiv genug sein, so groß, dass sich viele Funktionäre nicht vorstellen können, sie seien von einem Mann allein zu bewältigen.
    Man meint, dass es nach Kreisky, die entsprechenden Wahlergebnisse immer vorausgesetzt, zu einer Zweitteilung in Parteivorsitzenden und Regierungschef kommen wird.
    Wobei es Funktionäre gibt, die es für wünschenswert halten, dass Kreisky, wenn die Stunde gekommen ist, zunächst einmal die Regierungsfunktion abgibt, die Partei aber für eine Übergangszeit in Händen behält.
    In der in diesem Zusammenhang natürlich auftauchenden Kronprinzenfrage brachten die Wahlen des Parteitages keine grundlegenden neuen Entwicklungen.
    In den oberösterreichischen Nachrichten kommentiert Josef Laschoba folgendermaßen.
    Der neu abgesteckte Kurs der SPÖ erlaubt auch künftig fast alles, wenn es nur zum Nutzen führt.
    Wer da folgen will, braucht kein Nachbeter des Marxismus zu sein.
    Christen und Liberale dürfen sich gleichsam wie zu Hause fühlen, wenigstens für ein Stück des Weges.
    Die Heimstätte ist gebaut.
    Unter diesen Umständen scheint es müßig, darüber herumzustreiten, ob die SP jetzt linker als zuvor dasteht.
    Solche Aussagen mahnen zudem oft an angemaßte und überhebliche Urteile, die sich nur von eigenen Impulsen nähern.
    In der nüchternen Politik sieht es anders aus.
    Von marxistischen Grundströmungen ist sicher gar nichts über Bord gegangen, was in der Eigentumsfrage recht deutlich hervortritt.
    Dafür regt das Verhältnis der SP zum Christentum zum Nachdenken an, denn das mag für Ultralinke und der Linken schwer verdaulich sein.
    Im SPÖ-Zentralorgan Arbeiterzeitung schreibt Hans Diebold unter dem Titel Reaktion von rechts
    Im ÖVP-Organ Neues Volksblatt geht Peter Klar davon aus, dass nach einer Untersuchung nur 35% der Bevölkerung in Österreich an Politik interessiert sind, 46% kein besonderes Interesse haben und 19% gar keines.
    Er schreibt dann mit Bezug auf den SPÖ-Programmparteitag,
    Denn diese Diskussion gab abermals vielen Politikern die Plattform, sich zu produzieren.
    Sie mündete in der Neuformulierung vieler konkreter Programmpunkte und sie stellte die Partei als Organisation weit in den Hintergrund.
    Gesellschaft und Partei wurden gleichgesetzt.
    Und darum geht es, dass diese Gesellschaft nämlich, nach den Vorstellungen der Delegierten und ihrer wiedergewählten Funktionäre, als Ganzes eine weit links sich bewegende marxistische Gesellschaft werde.
    Die 46 an der Politik nicht besonders und die 19% überhaupt nicht interessierten Menschen sollen gar nicht merken, dass sie vom Apparat manipuliert werden.
    Man spricht deshalb von sozialer Demokratie, obgleich die Verwirklichung des Programmes das Pressen der Menschen in ein vorgezeichnetes Schema werde.
    Wer nicht mitmachte, wäre ein asozialer Antidemokrat.
    Perversion der Demokratie.
    Im Salzburger Volksblatt führt Ernst Wachalowski unter anderem aus,
    Ein Staat, der den Gesetzesbrechern mehr Sorgfalt zuwendet, als den Menschen, welche die Spielregeln einhalten wollen und denen Pflichttreue Voraussetzung zu mehr Freiheit ist, spricht sich selbst das Todesurteil.
    Viele Genossen und Genossinnen in der SPÖ wissen das.
    Wie die Diskussion auf dem Parteitag bewies, nur die, die es angeht, die wissen das offenbar nicht oder sie wollen es gar nicht wissen.
    Sicher sind auch Parteiprogramme nur eine Art Richtungsweiser in die Zukunft.
    Wo sie jedoch ans Grundsätzliche des Zusammenlebens der Menschen rühren, wird man sie ernster nehmen müssen, als sich das ihre Urheber vielleicht wünschen.
    Das also waren Auszüge aus österreichischen Zeitungen, zuletzt aus dem Salzburger Volksblatt.
    In Wien ist heute Vormittag der indische Außenminister Vajpayee eingetroffen.
    Der Minister gehört zur jüngeren Generation indischer Politiker und wird allgemein als einer der Kandidaten für die Nachfolge des heute 85-jährigen Ministerpräsidenten Desai angesehen.
    In Wien wird der indische Außenminister Gespräche mit Bundeskanzler Kreisky, Außenminister Paar und anderen Politikern führen und auch von Bundespräsident Kirchschläger empfangen werden.
    Harry Sikowsky führte mit Minister Vajpayee das folgende Gespräch.
    Herr Außenminister Vajpayee, Österreich und Indien sind weit voneinander entfernt, doch verbindet die beiden Länder vieles.
    Es ist eine Beziehung besonderer Art.
    Was ist das Ziel Ihres Besuches hier?
    Gibt es offene Probleme oder andererseits Möglichkeiten engerer Zusammenarbeit?
    Obwohl Indien und Österreich geografisch sehr weit voneinander entfernt sind, teilen wir gewisse gemeinsame Ideale.
    Beide glauben an die Demokratie, beide sind offene Gesellschaften und beide haben sich verpflichtet, die internationale Ordnung zu verändern.
    Damit es dauerhaften Frieden gibt, auf der Grundlage der Gerechtigkeit und der Sicherheit.
    Es gibt keine offenen Probleme zwischen unseren Staaten, sondern nur enge Zusammenarbeit auf wirtschaftlichem, technischem und wissenschaftlichem Gebiet.
    Österreich hat einen guten Ruf als unabhängiger, dynamischer und aktiver, neutraler Staat, dessen Meinung mit Respekt gehört wird.
    Österreich wird in Zukunft noch eine gewichtige Rolle in den kommenden Jahren spielen.
    Das indische Volk wird nicht vergessen, dass Bundeskanzler Greißky in den Tagen des Notstandes und der autokratischen Herrschaft indierer Ghandis seine Stimme gegen die Unterdrückung erhoben hat.
    In den 50er Jahren gehörte Indien zu den Pionieren der Blockfreiheit.
    Dieser Ruf ist später verloren gegangen, vor allem durch die enge Bindung an die Sowjetunion.
    die Indien den Vorwurf der Einseitigkeit eingetragen hat.
    Was tut die neue Regierung und was tun Sie persönlich, um der indischen Außenpolitik eine ausgewogenere Richtung zu geben?
    Die Regierung der Janata-Partei vertritt eine Politik der echten Blockfreiheit.
    Im abgelaufenen Jahr haben wir unsere Beziehungen zu allen Mächten auf einer ausgewogenen Basis entwickelt.
    Während wir unsere guten Beziehungen zur Sowjetunion gefestigt haben, konnten wir in unseren Beziehungen zu den Vereinigten Staaten ein neues Kapitel aufschlagen.
    Für uns ist Blockfreiheit eine positive Politik, eine Erweiterung unserer Souveränität im Ausland.
    Die Welt hat neues Vertrauen in unsere Außenpolitik gewonnen und es gibt keinen Platz mehr für Missverständnisse.
    and there is no room for any misunderstanding.
    Indien und China sind die beiden volkreichsten Staaten der Erde.
    Zusammen werden sie wohl die eineinhalb Milliarden Grenze der Weltbevölkerung erreicht haben.
    Wir erinnern uns auch, dass die Ministerpräsidenten Nehru und Choi En Lai die Architekten der friedlichen Koexistenz waren.
    Wie sind die Aussichten einer vollen Normalisierung der Beziehungen zwischen New Delhi und Peking?
    Sino-Indian relations
    Die chinesisch-indischen Beziehungen haben eine Geschichte von Jahrhunderten.
    Indien war der erste Staat, der die Aufnahme der Volksrepublik in die UNO gefordert hat.
    Später traten Probleme auf, die teilweise heute noch nachwirken.
    Doch wir machen alle Anstrengungen, um die Beziehungen mit Peking zu normalisieren.
    Fortschritte sind bereits sichtbar.
    Der beiderseitige Handel wurde wieder aufgenommen.
    Wir haben Delegationen von Journalisten, Kulturschaffenden, Ärzten und Landwirten ausgetauscht und wir hoffen, dass wir im Rahmen der Prinzipien der friedlichen Koexistenz auch alle verbleibenden Probleme im besten Einvernehmen lösen können.
    Indien und China sind zwei große asiatische Nationen und mit etwas gutem Willen auf beiden Seiten können wir Freunde sein.
    Indiens Außenminister Vajpayee in Wien, er beantwortete Harry Sikorski einige Fragen.
    In Österreich hat es im Winter des vergangenen Jahres vor der Einführung der Luxusmehrwertsteuer von 30 Prozent einen ungeheuren Kaufboom bei Fotoartikeln gegeben.
    Die Fotohändler verzeichneten zeitweise einen Umsatzzuwachs bis zu 100 Prozent, da die Käufer glaubten, dass es im heurigen Jahr zu Preiserhöhungen von rund 10 Prozent kommen werde.
    Jetzt hat das Handelsministerium die Preise im österreichischen Fotohandel erhoben und die Ergebnisse wurden beim heutigen Pressefrühstück bei Handelsminister Staribacher bekannt gegeben.
    Hören Sie dazu Näheres von Helmut Gezander.
    Im Februar des heurigen Jahres untersuchte das Handelsministerium die Preise von zwölf verschiedenen Sofortbild-, Pocket- und Normalkameras in 500 Fotohandlungen in ganz Österreich.
    Diese Fotohandlungen waren wiederum teils Discounter, teils normale Fotogeschäfte und teils Drogerien.
    Dabei ergab sich überraschenderweise nur ein sehr kleiner Preisunterschied zwischen diesen einzelnen Vertriebsformen.
    Viel größere Differenzen in der Preisgestaltung, nämlich bis zu 80 Prozent, kamen bei dem Vergleich einzelner Kameramodelle zutage.
    Dazu der für die Untersuchung zuständige Amtsrat Gustav Müller vom Handelsministerium.
    Weiters wurde bei der Erhebung festgestellt, dass Einzelpreise sehr krass auseinander liegen.
    Wir haben hier eine japanische Kamera genommen und haben
    den billigsten Preis mit 1.990 Schilling erhoben, den teuersten mit 3.650.
    Das ist in der Regel nicht in der Bundeshauptstadt oder überhaupt in den Landeshauptstädten der Fall, sondern das tritt in der Regel in kleineren Orten ein, wo ihm die Vergleichsmöglichkeit sehr gering ist.
    Weiters war für uns noch frappierend, dass gekennzeichnete Aktionspreise nicht unbedingt die billigsten waren.
    Das heißt also, es haben sich nicht gekennzeichnete Preise als die billigeren oder die niedrigeren erwiesen.
    Und zu guter Letzt sind wir dann noch drauf gekommen, dass zur Weihnachtszeit oder unmittelbar vor Weihnachten sehr große Reklame gemacht wurde für sogenannte Aktionspreise beim Kamerakauf.
    also vor Erhöhung des Mehrwertsteuersatzes.
    Jetzt stellt sich allerdings heraus, dass es noch immer eine Anzahl, eine erhebliche Anzahl von Geschäften gibt,
    die den Preis beibehalten haben.
    Zu der Tatsache, dass die Preise im Fotohandel trotz der Erhöhung der Mehrwertsteuer von 18 auf 30 Prozent mit Beginn des heurigen Jahres kaum gestiegen sind, nahm Handelsminister Staribacher folgendermaßen Stellung.
    Es ist ein Produkt mehr, dass also die Theorie, die wir ja hier vor Weihnachten immer verzapft haben, bestätigt, dass trotz Erhöhung des Mehrwertsteuersatzes die Verbraucherpreise deswegen keinesfalls um die damals behaupteten 12 Prozent steigen werden.
    sondern es stellt sich heraus, dass der Konkurrenzkampf dort sehr hart ist.
    Es streitet es gar nicht ab.
    Hier handelt es sich ja meistens um importierte Waren und dass es daher, dass keinesfalls von Konsumenten bezahlt wird, sondern wahrscheinlich zum größten Teil von den ausländischen Produktionsfirmen, respektive ein Teil davon vielleicht von Importeuren.
    Von Interesse ist auch die Tatsache, dass die billigsten Fotogeschäfte in den Bundesländern Salzburg und Oberösterreich zu finden sind.
    Hier dürfte es die Konkurrenz des Fotohandels in Bayern sein, der die österreichischen Geschäfte zu niedrigeren Preisen als beispielsweise in Wien zwingt.
    Soweit mein Bericht von der Pressekonferenz des Handelsministeriums und damit zurück zum Studio des Mittagschanals.
    Helmut Gletsander hat diesen Bericht gestaltet und wir wechseln wieder ins Ausland.
    Ägyptens Präsident Sadat hat der Opposition im Lande den Kampf angesagt.
    Vor allem den Kommunisten, aber auch seinen Kritikern aus dem rechten Lager.
    Gestern gab es in Ägypten ein Referendum über Sadats Forderungen und die Agenturen sprechen von einer überwältigenden Mehrheit für den Präsidenten.
    Nach Ansicht unseres Mitarbeiters Peter Brünner, der sich jetzt aus Kairo meldet, stimmt diese Darstellung nicht ganz genau.
    Politische Beobachter in Kairo zweifelten nicht daran, dass das Wählervolk sich für die Einschränkungen politischer Freiheiten aussprechen würde, die Sadat in einem Referendum verlangt hatte.
    Die halbamtliche Kairoer Tageszeitung Al-Ahram bestätigte dennoch heute, dass 90 Prozent aller Wähler, die ihre Stimmen abgegeben haben, sich für die neue Politik Sadats ausgesprochen haben.
    Doch was wie ein überzeugender Sieg Sadats aussieht, bleibt letztlich ein Pyrosieg.
    Denn es gilt als sicher,
    dass kaum die Hälfte der 11 Millionen Wahlberechtigten zu den Urnen gegangen ist.
    Das Fernbleiben der anderen Hälfte aber ist ein stiller Protest gegen die geplante Fesselung der demokratischen Opposition zu werten.
    Eine Opposition, die Sadat selbst in das öffentliche Leben zurückgeholt hat.
    Die innenpolitische Situation Sadats ist durch das Referendum nicht gefestigt worden.
    Die ungelösten wirtschaftlichen Probleme, die Korruption in Staat und Verwaltung,
    Die steigenden Nahrungsmittelpreise waren in erster Linie die Angriffspunkte der Opposition.
    Selbst wenn Sadat nun die schärfsten Kritiker mundtot macht, bleiben die Probleme.
    Die Volksversammlung ist nun beauftragt, ein Gesetz zu formulieren, das die vagen Formulierungen des Referendums in juristisch klare Richtlinien umsetzt.
    Sadat will die Kritiker von links wie von rechts gleichermaßen treffen.
    Es sollen diejenigen vom politischen Leben ausgeschlossen werden,
    die vor der Revolution von 1952, so die Formulierung des Referendums, das politische Leben persertierten.
    Das könnte zum Beispiel bedeuten, dass auch der Führer der neuen Waffenpartei, Fuad Serageddin, seinen Sitz im Parlament und die Führung der Oppositionspartei der neuen Waffenpartei abgeben muss.
    Denn er und eine Reihe seiner Gefolgsleute waren schon zu Zeiten des Königs Faruk politisch aktiv.
    Mit Sicherheit aber wird die Muslimbruderschaft keine Chancen haben, über das neue Parteiengesetz zugelassen zu werden.
    Doch wo die Volksversammlung die Grenzen ziehen wird, gilt als ungewiss.
    Denn selbst unter den Anhängern Sadats wird das Referendum und seine Folgen nicht uneingeschränkt gut geheißen.
    Sadat will aber auch die sogenannte Linke treffen.
    Seit dem Verbot der kommunistischen Partei gibt es kaum eine organisierte Linke in Ägypten.
    Die vier Abgeordneten der linken Plattform, der ehemaligen Einheitspartei ASU, sind kaum gut dafür.
    Wohl aber gelten als Linke auch so profilierte Publizisten wie Mohammed Haikal, der ein enger Vertrauter Gamal Abdel Nassers war und früher Chefredakteur der Al-Ahram.
    Um ihn scharren sich die Anhänge der sozialistischen Ideen Nassers, wenn auch politisch nicht organisiert.
    Wohl aber haben sich die Anhänger des Nazirismus Einfluss auf einige Zeitungen wie Etwal Ahali verschafft, in denen sie ungeschminkt Sadats politische Ideen und die politische Wirklichkeit Ägyptens kritisieren.
    Diese Zeitungen hoben sich wohltuend vom politischen Eintopf der großen Kairoer Zeitungen ab, die alle von der ASU, der Arabischen Sozialistischen Union, herausgegeben werden und somit politischer Kontrolle unterliegen.
    Die politische Kontrolle soll künftig auf alle Zeitungen ausgedient werden.
    Und diese Aufgabe wird einem sozialistischen Generalstaatsanwalt übertragen werden.
    Er hat schon vor der Verabschiedung des Gesetzes durch die Volksversammlung seine Tätigkeit aufgenommen und eine Ausgabe der Al-Ahly in der vergangenen Woche verboten.
    Im Ägypten-Sadats wird nichts so heiß gegessen, wie es gekocht wird.
    Die Opposition, das sich durch die hohe Zahl derer
    die gestern den Urnen ferngeblieben sind, bestätigt fühlen.
    Sie zu unterdrücken bedurfte es polizeistaatlicher Maßnahmen.
    Und denen hat Sadat vorläufig wenigstens abgeschworen.
    Peter Brönner schilderte Ergebnisse und Folgewirkungen der Volksabstimmung in Ägypten.
    Nun ist er also doch eröffnet worden, der neue Großflughafen der japanischen Hauptstadt Tokio.
    Mehrere Male hatte die Zeremonie verschoben werden müssen, weil es tausende Demonstranten, darunter viele enteignete Bauern, aber auch Gruppen, die den Umweltschutz auf ihre Fahnen geschrieben haben, immer wieder verstanden hatten zu stören.
    An Bord der ersten Passagiermaschine, die auf dem internationalen Flughafen von Narita gelandet ist, befand sich auch unser Mitarbeiter Dieter Dölken.
    Hier sein Bericht.
    Heute Morgen durchsuchten fast 900 Polizisten
    vier befestigte Stützpunkte von Flughafengegnern in der Nachbarschaft.
    Die Sabotageakte am Wochenende waren mannigfaltig.
    Vor der Eröffnung von Narita zerschnitten unbekannte mehrere Fernmeldekabel des gesamten japanischen Flugleitsystems und blockierten so stundenlang den Luftverkehr über Japan mit der Ausnahme eines Sonderfluges des Kaisers.
    Bei der Landung der ersten Frachtmaschine und des aus Frankfurt am Main kommenden ersten Passagierflugzeuges am Sonntag wurde nahe der einzigen Landebahn von Narita unter Qualmentwicklung alte Autoreifen verbrannt sowie mehr als 100 Drachen und Ballons aufgelassen.
    Der Pilot der ersten Passagiermaschine hörte auf seinen Landeleitfrequenzen schwache Störsignale.
    2000 Flughafengegner brüllten gestern bei jeder Landung, abschießen, abschießen, unternahmen aber noch nichts, um diese Absicht wahrzumachen.
    Später wurde bei Narita ein Hochspannungsmast mittels Schweißbrennern umgelegt.
    Die einzigen Leidtragenden waren 19.000 Haushalte, die vier Stunden lang keinen Strom erhielten.
    An Bord des ersten Passagierflugzeuges nach Narita, einer mit 94 Insassen, darunter hauptsächlich Japaner, Westdeutsche, Polen und Österreichern, besetzten japanischen Maschine, herrschte zeitweilig gespannte Stimmung.
    Deutscher Bundesgrenzschutz hatte die DC-8 in Frankfurt am Main in weitem Kreis umstellt, weil anscheinend Attacken westdeutscher Sympathisanten japanischer Radikaler befürchtet wurden.
    Über Polen ließ der Pilot zur Feier des Erstzugs Sekt servieren.
    Vier Reporter an Bord, darunter drei Japaner, befragten die Fluggäste, ob ihnen wegen der lang anhaltenden Kämpfe um Narita, bei denen im Laufe der Jahre fünf Menschen betötet und 8500 verwundet wurden, nicht etwas unbehaglich sei.
    Mehrere Passagiere bejahten dies ausdrücklich.
    Beim Anflug auf Narita ertönte aus den Wortlautsprechern ernste Musik von japanischen Zuginstrumenten, den sogenannten Koto und fast alle Gespräche verstummten.
    Beim Aufsetzen blieb jeglicher Applaus aus.
    In dem riesigen, aber schon vor einem Jahrzehnt entwickelten und daher stellenweise vereiselten Flughafengebäude sah man nur Polizisten, amtliche Würdenträger und hunderte von Reportern.
    Besucher dürfen den Flughafen bis auf Weiteres nicht betreten, obgleich dort von morgen an mit täglich fast 150 Flugbewegungen der gesamte Auslandsluftverkehr Tokios mit Ausnahme einiger Flüge nach Taiwan abgewickelt wird.
    Ohnehin wäre eine Visite in Narita ein ziemlich mühsames Unternehmen, da keine direkte Bahnverbindung aus Tokio dort hin besteht und mit Fahrzeiten von je vier Stunden für jede Richtung gerechnet werden muss.
    Es ist in 11 Minuten 13 Uhr, die Kulturredaktion kommt zu Wort.
    An der Wiener Volksoper hat heute Abend die komische Oper Die drei Pintos von Karl Maria von Weber und Gustav Mahler Premiere.
    Das Werk, zu dem Weber nur Skizzen hinterlassen hat, wurde von Gustav Mahler vollendet und hat 1888 in Leipzig seine Uraufführung erlebt.
    Wegen des etwas verwirrenden Librettos gerieten die drei Pintos nach Mahlers Tod allerdings in Vergessenheit.
    Nun versucht die Volksoper eine Wiederbelebung dieses Bühnenwerkes.
    Walter Gellert berichtet.
    Als Leidensweg einer Oper könnte man das Schicksal der drei Pintos bezeichnen.
    Weber begann die Komposition nach einem Libretto von Theodor Hell, wandte sich 1821 aber dann der Arbeit an Oriante zu.
    Die Familie Webers versuchte nach seinem Tod andere Komponisten für eine Vollendung der komischen Oper zu gewinnen.
    Mayerbär zum Beispiel konnte mit den vorhandenen Skizzen nichts anfangen und schickte sie wieder zurück.
    Der junge Gustav Mahler ließ sich vom Enkel Karl Maria von Webers, Hauptmann Karl von Weber, dazu überreden.
    Nicht zuletzt deswegen, weil er sich in die Frau von Hauptmann Weber verliebt hatte.
    Allerdings war das Original-Libretto nicht mehr vorhanden, sondern nur eine Textfassung von Hauptmann Weber, die sich zudem noch einige dramaturgisch schwerwiegende Eingriffe in die Handlung erlaubte.
    Hier war auch der Ansatzpunkt für eine neue Textfassung für die Bühne von heute.
    Regisseur Federic Miodita.
    Das Stück hat einen sehr großen Anteil an Dialogen.
    Es ist eigentlich keine komische Oper, wie der Untertitel sagt, sondern es ist mehr so ein Singspiel, das einen großen und breiten Anteil an Dialogen hat, die man auch nicht ungestraft verkürzen kann.
    Und in diese Dialoge, die die Handlung tragen, sind kleine Musiknummern eingebaut.
    Lässt sich nun bei genauerer Betrachtung des musikalischen Teiles des Werkes herausfinden, welche Stellen von Mahler und welche noch von Weber sind.
    Dazu der Dirigent der Aufführung, Friedemann Leier.
    Der Anteil von Mahler, weiß man auch, ist sehr groß, weil ja von Weber etwa nur zur Hälfte der Oper Skizzen vorhanden waren.
    Das heißt, es war fertig komponiert, aber nur in Skizzen.
    Mahler musste diese Skizzen entziffern, er musste sie harmonisieren.
    Da merkt man es schon oft in der Oper bei den Stücken.
    Er musste es instrumentieren, da merkt man es natürlich ganz besonders.
    Und dann hat er einige Stücke von Weber genommen, wieder ganz original, auch in der Instrumentation von Weber.
    Und dann hat er aus Motiven der Oper ganz eigene Stücke komponiert.
    Die Handlung selbst folgt dem damals gängigen Schema der Verwechslungskomödie.
    Der einfältige, dicke Don Pinto, der auf dem Weg nach Madrid ist, um ein reiches Mädchen zu heiraten, wird in einem Gasthaus von Salamanca von dem Studenten Don Gaston betrunken gemacht.
    Don Gaston nimmt ihm den Brief mit dem Heiratsversprechen ab und fährt als falscher Don Pinto nach Madrid.
    Und dort verzichtet er zugunsten des jungen Don Gómez auf Clarissa.
    Und als der echte Don Pinto doch noch ankommt, ist er der typierte.
    Als kleine Kostprobe hören Sie einen Ausschnitt aus einer Plattenaufnahme, die Arie der Clarissa, es singt Lucia Pop.
    Und mir ringen Tropfen heißer Tränen.
    Ach, all mein Seelen kennt nur einen Gegenstand,
    Siehe!
    In der Volksopernaufführung singt Sigrid Martike die Clarissa.
    Weiter sind Marion Lambrix, Rudolf Wasserloff, Adolf Dallaprotzer, Arthur Korn als der richtige Don Pinto und Christian Bösch zu hören.
    Als Don Gomez debütiert der junge Klagenfurter Kurt Schreibmeier, der am Grazer Opernhaus schon als Operettentenor tätig war, aber auch schon den Fenton gesungen hat.
    Schreibmeier ist ab Herbst fix an der Wiener Volksoper engagiert.
    Heute Abend also die drei Pintos in der Wiener Volksoper.
    Weder mit seinen Romanen »Hier bin ich mein Vater« oder »Süßkind von Trimberg« noch mit seinen Essay- und Erzählbänden konnte Friedrich Torberg einen solchen Publikumserfolger ringen, wie mit der Anekdotensammlung »Die Tante Jolles«.
    Nun sind, einige Monate vor dem 70.
    Geburtstag Friedrich Torbergs, die Erben der Tante Joles erschienen, die der Autor heute in einer Lesung im Mozart-Saal des Wiener Konzerthauses vorstellt.
    Brigitte Hofer führt ein Gespräch mit Friedrich Torberg.
    Herr Professor Torberg, Sie bezeichnen die Erben der Tante Joles nicht als physische Erben, sondern als eine atmosphärische Erbschaft.
    Welche der zahlreichen Erben werden heute bei Ihrer Lesung zu Wort kommen, in Anekdoten, in Erinnerungen, in sehr subjektiven Erinnerungen?
    In subjektiven Erinnerungen komme ich zu Wort, in Anekdoten kommen die Helden der Anekdotik aus dem 1.
    Band wieder zu Wort.
    Mollner, Polger, Karl Kraus, Friedel, also alle die, die für die Zwischenkriegszeit typisch waren, die das geistige Klima der Zwischenkriegszeit mitbestimmt haben und deren Aussprüche ich schon im 1.
    Band zu sammeln versucht hatte, aber wie sich dann gezeigt hat, ist mir das nicht restlos gelungen.
    Gehöriger ist übrig geblieben, eben genug, um einen zweiten Band nicht zu füllen, aber sagen wir mal, zur Hälfte zu füllen.
    Und ich hoffe, dass die Geschichten, die mir da zu spät eingefallen sind, und von denen ich glaube, dass sie ebenso gut sind, wie die schon im ersten Band verbuchten, dass auch diese Geschichten ihre Hörer und ihre Schätzer finden werden.
    Werden Sie auch Anekdoten des Theaters lesen heute am Abend?
    Ob ich sie am Abend lesen werde, muss ich Ihnen offen gestehen, weiß ich noch nicht.
    Ich werde mich doch wohl in der Hauptsache eher auf Geschichten konzentrieren, von denen ich annehmen darf, dass sie dem Publikum größten
    teils unbekannt sind.
    Das heißt also, Ihr Programm steht eigentlich jetzt noch gar nicht fest.
    Sie werden das ganz aus der Atmosphäre des Abends entscheiden, was Sie lesen.
    Wenn Sie es nicht weiter sagen, und das ist eine schwierige Forderung, also ich muss mich darauf einlassen, dass ich, je nach der Reaktion, die der erste Anfangsteil des Programms haben wird,
    mich dann an Ort und Stelle entschließe, wie es weitergeht.
    Eines habe ich ganz bestimmt vor, nämlich aus dem letzten Drittel des Buchs, das stärker autobiografisch ist als die beiden ersten Drittel und vor allem stärker autobiografisch als der erste Band, dass ich aus diesem Teil doch einen wesentlichen Teil des Programms bestreiten werde.
    Das ist die Zeit von 1934, vom Beginn des Ständestaats an, über den Anschluss und über die verschiedenen Stationen
    der Emigration, also Zürich, Paris, dann später New York und Hollywood, bis zur Rückkehr nach Wien und bis zu der Atmosphäre, die ich dann hier vorgefunden habe und die sich auch aus Anekdoten schildern lässt.
    Wie Sie das mit den Urenkeln der Tante Jodisch fanden?
    Um Gottes Willen.
    Ich muss Ihnen nämlich gestehen und muss es mir gestehen, dass mir schon wieder ein paar Geschichten nicht rechtzeitig für den Druck eingefallen sind, aber es sind Gott sei Dank nicht genug, als dass ich mich noch zu einem dritten Band verleiten ließe.
    Ich werde das vielleicht in irgendeiner Zeitschrift einmal veröffentlichen, aber wir wollen mit den Erben der Tante Jollis, also die Erbschaft, abgeschlossen sein lassen.
    Und von der Kultur noch einmal zurück zur Tagespolitik.
    Ich gebe wieder ins Nachrichtenstudio.
    Belgien.
    Die Evakuierungsaktion für Flüchtlinge aus Sahire soll morgen abgeschlossen werden.
    Bisher sind fast 1200 Europäer aus der Stadt Kolwesi nach Brüssel gebracht worden.
    Heute Nachmittag wird wieder eine Maschine erwartet.
    Zwei sollen am Abend eintreffen.
    In Paris ist in der Nacht ein Flugzeug mit 90 Franzosen aus Sahire gelandet.
    Auch in Rom sind Flüchtlinge angekommen.
    Die Evakuierten berichten von unbeschreiblichen Gräueln, die sowohl von den Aufständischen als auch von Soldaten der regulären sahirischen Armee begangen worden sein sollen.
    Die Schätzungen über die Anzahl der getöteten Europäer reichen von 80 bis 150.
    60 Weiße befinden sich angeblich noch immer in der Hand der Rebellen.
    Nach Luftaufnahmen bewegt sich eine Kolonne der Aufständischen in Richtung der angolanischen Grenze.
    Unter dem Eindruck des Krieges in Sairis steht auch das französisch-afrikanische Gipfeltreffen, das heute in Paris begonnen hat.
    Österreich.
    Der indische Außenminister Vaipayé ist heute Vormittag zu einem offiziellen Besuch in Wien eingetroffen.
    In einem Interview hob der Minister die Rolle Österreichs als unabhängiger, neutraler Staat hervor.
    Er würdigte ferner, dass Bundeskanzler Kreisky während der Herrschaft der früheren Ministerpräsidentin Gandhi seine Stimme gegen die Unterdrückung in Indien erhoben habe.
    Zur indischen Außenpolitik, sagte er, es sei das Ziel, die Beziehungen zu allen Mächten auf eine ausgewogene Basis zu stellen.
    Durch die Politik der Blockfreiheit gäbe es keinen Platz mehr für Missverständnisse.
    Das Handelsministerium hat im Februar eine Preiserhebung auf dem Fotomarkt durchgeführt, deren Ergebnisse heute bekannt geworden sind.
    Demnach sind Aktionspreise bei weitem nicht die billigsten.
    Handelsminister Staribacher wies darauf hin, dass trotz der Erhöhung der Mehrwertsteuer die Preise nicht oder nur wenig gestiegen seien.
    Bundesrepublik Deutschland.
    Vor dem Gewerkschaftskongress in Hamburg hat Bundeskanzler Schmidt die Gewerkschaften aufgerufen, gemeinsam mit Regierung und Unternehmen nach Möglichkeiten zur Beseitigung der Arbeitslosigkeit zu suchen.
    Schmidt bekräftigte die Auffassung, dass Mitbestimmung der Arbeitnehmer zu den Grundforderungen an die demokratische Ordnung gehöre.
    An die Gewerkschaften richtete der Bundeskanzler schließlich den Appell, in der Lohnpolitik Augenmaß zu beweisen.
    Europäische Gemeinschaften.
    In Brüssel beginnen am Nachmittag Beratungen der Finanz- und Wirtschaftsminister der IG-Staaten über das Wirtschaftswachstum und die Währungssituation.
    Ein weiteres Thema sind Maßnahmen zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit.
    Bundesrepublik Deutschland.
    Die britische Königin Elisabeth ist heute zu einem fünftägigen Staatsbesuch in Bonn eingetroffen.
    Sie wird unter anderem Westberlin, Mainz und Bremen sowie die Bundesländer Rheinland-Pfalz und Schleswig-Holstein besuchen.
    Eine Stunde Mittagsinformation ist wieder abgelaufen, verehrte Zuhörer.
    Sie wissen ja, Nachrichten zu jeder vollen Stunde und mehr darüber dann im Abendjournal.
    Auf Wiederhören sagt Ihnen Adolf Poindl für Redaktion und Technik.

    Beiträge dieses Journals

    Nachrichten
    Datum: 1978.05.22 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Wetterbericht
    Datum: 1978.05.22 [Sendedatum]
    Schlagworte: Natur ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Luftbrücke Zaire - Brüssel, Berichte der Flüchtlinge
    Mitwirkende: Fuhrmann, Thomas [Gestaltung] , Poindl, Adolf [Moderation]
    Datum: 1978.05.22 [Sendedatum]
    Ort: Brüssel [Veranstaltungsort]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
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    Afrikagipfel in Paris, Augenzeugenberichte französischer Zaire-Flüchtlinge
    Einblendung: Augenzeuge
    Mitwirkende: Kruse, Hans Joachim [Gestaltung] , Anonym, Augenzeugin, Augenzeuge, Augenzeugen [Interviewte/r]
    Datum: 1978.05.22 [Sendedatum]
    Ort: Paris [Veranstaltungsort]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
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    Mitwirkende: Eichinger, Erich [Gestaltung]
    Datum: 1978.05.22 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Medien und Kommunikation ; Wissenschaft und Forschung ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
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    Inhalt: Nachrichten
    Indischer Außenminister Atal Bihari Vajpayee in Wien
    Interview: Atal Bihari Vajpayee
    Mitwirkende: Sichrovsky, Harry [Gestaltung] , Vajpayee, Atal Bihari [Interviewte/r]
    Datum: 1978.05.22 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik Österreich ; Politik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
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    Inhalt: Nachrichten
    Preiserhebungen auf dem Photomarkt
    Einblendung: Amtsrat Gustav Müller (Handelsministerium), Handelsminister Staribacher
    Mitwirkende: Kletzander, Helmut [Gestaltung] , Müller, Gustav [Interviewte/r] , Staribacher, Josef [Interviewte/r]
    Datum: 1978.05.22 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
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    Inhalt: Nachrichten
    Referendum in Ägypten bestätigt Sadat-Forderungen
    Mitwirkende: Brünner, Peter [Gestaltung]
    Datum: 1978.05.22 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
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    Inhalt: Nachrichten
    "Die drei Printos" von Weber/Mahler in der Volksoper
    Einblendung: Frederik Mirdita (Regie), Friedemann Leier (Dirigent), Plattenausschnitt mit Lucia Popp
    Mitwirkende: Gellert, Walter [Gestaltung] , Mirdita, Federik [Interviewte/r] , Layer, Friedemann [Interviewte/r] , Popp, Lucia [Interpret/in]
    Datum: 1978.05.22 [Sendedatum]
    Ort: Wien, Volksoper [Veranstaltungsort]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Kultur ; Musik ; E-Musik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    "Die Erben der Tante Jolesch"
    Interview: Friedrich Torberg
    Mitwirkende: Hofer, Brigitte [Gestaltung] , Torberg, Friedrich [Interviewte/r]
    Datum: 1978.05.22 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Kultur ; Literatur ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten

    Katalogzettel

    Titel Mittagsjournal 1978.05.22
    Spieldauer 00:59:51
    Mitwirkende Poindl, Adolf [Moderation]
    Brandl, Hellfried [Regie] [GND]
    ORF [Produzent]
    Datum 1978.05.22 [Sendedatum]
    Schlagworte Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt
    20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ audio
    Format TKA [Tonband auf Kern (AEG)]
    Sprache Deutsch
    Rechte Mit freundlicher Genehmigung: ORF
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