Mittagsjournal 1978.06.05

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    Rechtliches

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    KI-generiertes Transkript

    Untertitel der Amara.org-Community
    Guten Tag meine Damen und Herren, durch das Mittagschanal führt heute Julian Bachatschke.
    Kurz unser geplantes Programm für die folgende Stunde Information.
    Zunächst aus Österreich.
    Berufschancen für Lehrlinge, die ihre Lehrzeit absolviert haben.
    Enquete über Reform der Entmündigungsordnung.
    Aktion Guter Start in den Urlaub des Handelsministeriums.
    Und Pressekonferenz von Amnesty International über die Situation im Iran.
    und aus dem Ausland, beginnende Afrika-Gipfel-Konferenz der Westmächte in Paris und marokkanische Truppen als erstes Kontingent der geplanten afrikanischen Interventions-Truppe nach Zaire entsandt.
    Außerdem hören Sie heute noch einen Beitrag von Professor Erika Weinzierl anlässlich des 15.
    Todestages von Papst Johannes dem 23. und im Kulturteil unter anderem einen Nachruf auf den Schauspieler Leopold Rudolf.
    Zu Beginn dieses Programms aber jetzt die Nachrichten.
    Verantwortlicher Chef von Dienst ist Helmut Koller, Sprecher Peter Fichner.
    Bundesrepublik Deutschland.
    In Bonn beraten heute die Führungsgremien der Koalitionsparteien SDP und FDP sowie der CDU-Opposition über den Ausgang der Landtagswahlen in Niedersachsen und der Bürgerschaftswahlen in Hamburg.
    Die Wahlen haben der CDU in Niedersachsen und der SDP in Hamburg die absolute Mehrheit gebracht, während die Freien Demokraten an der Fünf-Prozent-Hürde gescheitert und künftig in den Länderparlamenten nicht mehr vertreten sein werden.
    Aufgrund der Ergebnisse können die CDU in Niedersachsen und die SPD in Hamburg allein regieren.
    In beiden deutschen Bundesländern haben verschiedene Umweltschützergruppierungen überraschend gut abgeschnitten, aber die 5-Prozent-Barriere gleichfalls nicht erreichen können.
    Der Vorsitzende der Freien Demokraten, Außenminister Genscher, hat noch gestern Abend das Wahlergebnis als mehr als ernst für seine Partei bezeichnet und einen entschiedenen Einsatz für die kommenden Wahlen angekündigt.
    Im Oktober dieses Jahres finden Landtagswahlen in Hessen und in Bayern statt.
    In Hessen bildet die FDP mit den Sozialdemokraten eine Regierungskoalition.
    Österreich.
    In Wien hat heute Vormittag eine vom Justizministerium veranstaltete Enquete über die Reform der Entmündigungsordnung begonnen.
    Justizminister Broda erklärte in seiner Eröffnungsansprache, die aus dem Jahr 1916 stammende Entmündigungsordnung habe damals zweifellos einen großen Fortschritt bedeutet, aber mit der Entwicklung von Recht und Gesellschaft nicht schrittgehalten.
    Die Enquete soll den Anstoß sowie weitere Grundlagen für einschlägige Gesetze geben.
    Das Problem der Rechtsfürsorge für Geisteskranke und Behinderte soll in der für einen Tag anberaumten Konferenz von verschiedenen juridischen, medizinischen und praktischen Aspekten her beleuchtet werden.
    Im Kongresszentrum der Wiener Hofburg wurde heute Vormittag die 25.
    Werbewirtschaftliche Tagung eröffnet, die bis kommenden Mittwoch dauert.
    Der Präsident der Bundeswirtschaftskammer, Salinger, erklärt in seinem Begrüßungsreferat, soziale Marktwirtschaft sei ohne Wettbewerb und dieser wieder ohne Werbung nicht denkbar.
    Salinger vertrat die Ansicht, die Verbraucher seien heute mündig genug, sich zwar umwerben, aber nicht manipulieren zu lassen.
    Einer der bekanntesten und beliebtesten österreichischen Schauspieler, Leopold Rudolf, ist gestern nach schwerem Leiden in einem Wiener Krankenhaus im Alter von 67 Jahren gestorben.
    Leopold Rudolf war einer der profiliertesten Künstler des Theaters in der Josefstadt und stand dort zum letzten Mal am 10.
    Mai in Pirandellos 6 Personen suchen einen Autor auf der Bühne.
    Frankreich.
    In Paris hat heute eine Konferenz von fünf NATO-Staaten über die Entwicklung in Afrika begonnen.
    Vertreter der Vereinigten Staaten Frankreichs, Großbritanniens, der Bundesrepublik Deutschland und Belgiens wollen über Möglichkeiten beraten, dem wachsenden sowjetischen Einfluss in Afrika zu begegnen.
    Im Mittelpunkt steht die Sicherheitslage in Sahire nach der Invasion der Rebellen in Schaba.
    Zaire.
    Amerikanische Transportmaschinen mit marokkanischen Soldaten und militärischer Ausrüstung an Bord sind heute in der von Rebellen bedrohten Südprovinz Shaba eingetroffen.
    Die Marokkaner bilden die ersten Einheiten der geplanten panafrikanischen Friedenstruppe, zu der auch andere gemäßigte Staaten Afrikas Kontingente entsenden wollen.
    Fünf amerikanische Maschinen hatten Marokko gestern verlassen und trafen heute früh in der Provinzhauptstadt Lubumbashi ein.
    Auf dem Rückweg werden sie französische Fremdenlegionäre an Bord nehmen, die den Regierungstruppen Zaires im Kampf gegen die Rebellen der Nationalen Befreiungsfront des Kongo geholfen haben.
    Ägypten.
    Nach der Entscheidung der konservativen WAFD-Partei, sich aufzulösen, will nun die zweite Oppositionsgruppe des Landes, die Progressive Partei, die 1976 gegründet wurde, vorläufig auf alle Aktivitäten verzichten.
    Die Progressiven sind in der Nationalversammlung in Kairo mit drei Abgeordneten vertreten.
    Sowohl die WAFD-Partei als auch die progressive Partei wollen mit ihren Entscheidungen gegen die von Präsident Sadat verlangte Ausschaltung links- und rechtsgerichteter Oppositioneller protestieren.
    In einer Volksabstimmung hatte Sadat für sein Verlangen eine große Mehrheit erlangen können.
    USA.
    Auf die sowjetische Führung kommen aufgrund der demografischen Entwicklung in der UdSSR für die Jahrhundertwende schwere wirtschaftliche und nationale Probleme zu, die den Zusammenhalt der sowjetischen Völkerunion gefährden könnten.
    Diese Vorhersage hat der amerikanische Spezialist für sowjetische Bevölkerungsentwicklung Murray Fischbeck in einem Geheimbericht gemacht, der in der vergangenen Woche dem NATO-Gipfel in Washington vorgelegt worden war.
    Wie der Wissenschaftler in einem heute veröffentlichten Zeitungsinterview enthüllte, dürfte der Bevölkerungszuwachs in den einzelnen Sowjetrepubliken bis zum Jahr 2000 schwächer ausfallen, als von den Regierungsbehörden angenommen.
    Das könnte nach Meinung des amerikanischen Spezialisten einen für das föderative Gleichgewicht gefährlichen Rückgang des heute vorherrschenden russischen Volkstums gegenüber den kaukasischen und asiatischen Bevölkerungsschichten zur Folge haben.
    Diese Tendenz, meinte Fischbeck, werde zu einem Absinken der Zahl der Facharbeiter in der sowjetischen Industrie führen, die im europäischen Teil der UdSSR konzentriert ist.
    Der bisherige Staatschef General Saur Rahman ist aus den gestrigen Präsidentschaftswahlen als Sieger hervorgegangen.
    Es waren die ersten Wahlen seit dem Sturz Präsident Mujibur Rahmans im August 1975 durch einen Militärputsch.
    Saur Rahman erhielt 78 Prozent der abgegebenen Stimmen.
    Die Abhaltung von Parlamentswahlen hat der Staatschef von Bangladesch für Dezember dieses Jahres angekündigt.
    Bis dahin soll weiter nach Kriegsrecht regiert werden.
    Kolumbien.
    Der Ausgang der gestrigen Präsidentenwahlen ist noch völlig ungewiss.
    Die beiden aussichtsreichsten Kandidaten, Turbey von der liberalen Partei und Betancourt von den Konservativen, haben sich beide als Sieger bezeichnet und zum neuen Staatschef ausgerufen.
    Die allgemeine Verwirrung rührt daher, dass sich Betancourt auf von ihm berechnete Zahlen beruft.
    Das Endergebnis der Präsidentenwahlen Kolumbiens ist noch nicht bekannt.
    Nach dem letzten Stand der Stimmenauszählung führt Turbey mit mehr als 22.000 Stimmen vor seinem Rivalen Betancourt.
    Italien.
    Ein Bombenanschlag auf einen Ausstellungsraum der staatlichen Autofirma Alfa Romeo in Tivoli bei Rom hat in der Nacht auf heute beträchtlichen Sachschaden verursacht.
    Menschen wurden nicht verletzt.
    Einrichtungen der Autofirma sind in jüngster Zeit wiederholt das Ziel von Terroranschlägen gewesen.
    In Rom schleuderten unbekannte Täter während der Nacht eine Brandbombe gegen ein Kaffeehaus.
    Auch hier entstand lediglich Sachschaden.
    Österreich.
    Mehr als 700 Wissenschaftler aus 34 Ländern, die dem Komitee für Weltraumforschung angehören, das einen Sitz in Paris hat, tagern seit heute Vormittag bis kommenden Samstag in Innsbruck.
    In acht verschiedenen Arbeitsgruppen werden Möglichkeiten der Weltraumtechnologie diskutiert.
    Eines der Hauptthemen ist die Weltraumbiologie.
    15 Experten aus aller Welt beraten ab heute in Wien Möglichkeiten zur Verhütung und Eindämmung von Verbrechen.
    Sie sind zur fünften Tagung des entsprechenden Ausschusses der Vereinten Nationen delegiert.
    Im Mittelpunkt der Erörterungen sollen die Todesstrafe, die Jugendkriminalität und Richtlinien für die Strafrechtspflege stehen.
    Außerdem wird ein Kongress des Ausschusses vorbereitet, der für 1980 in Sydney in Australien geplant ist.
    Sowjetunion, Japan.
    Ein starkes Erdbeben hat in der Nacht auf heute die usbekische Sowjetrepublik in Zentralasien erschüttert.
    Wie die Moskauer Nachrichtenagentur TASS meldet, habe das Beben die Stärke 8 auf der zwölfteiligen Erdbebenskala erreicht.
    Das Epizentrum sei in der Nähe der Stadt Ghazli gewesen.
    Trotz seiner Stärke habe das Beben in der Stadt nur geringe Sachschäden angerichtet und keine Menschenleben gefordert, heißt es in Moskau.
    Im Westen Japans war gestern eine Serie von 25 mittelstarken Erdstößen zu verzeichnen.
    Etwa 1000 Häuser wurden beschädigt.
    Verletzt wurde niemand.
    Im Epizentrum nahe der Stadt Matsue erreichte das Beben die Stärke 6 nach der 7° umfassenden japanischen Skala.
    Und nun das Wetter.
    Das flache, aber großräumige Hochdruckgebiet bestimmt nach wie vor das Wettergeschehen im Alpenraum.
    Die Aussichten bis morgen früh.
    Heiter bis wolkig, gebietsweise auch wolkenlos.
    Am Nachmittag und Abend örtlich Gewitter.
    Schwache bis mäßige Winde aus uneinheitlichen Richtungen.
    Nachmittagstemperaturen 24 bis 29 Grad.
    Tiefstemperaturen der kommenden Nacht 7 bis 14 Grad.
    Und die Aussichten für morgen?
    Anfangs wieder wolkenlos oder heiter.
    Sonst im Laufe des Tages wieder zunehmende Quellbewölkung, dabei örtlich Gewitterbildungen, südliche Winde, Tageshöchsttemperaturen 24 bis 29 Grad.
    Wettermeldungen von 11 Uhr, nein von 12 Uhr.
    Wien, heiter, 25 Grad, Nordwestwind 5 km in der Stunde.
    Eisenstadt, heiter, 26 Grad, Windstill.
    Linz, heiter, 24 Grad, Westwind 5.
    Salzburg, wolkig, 25 Grad, Windstill.
    Innsbruck, wolkig, 24, Windstill.
    Bregenz, wolkig, 21, Südwestwind 5.
    Graz, Heiter, 25 Grad, Wind still.
    Klagenfurt, Heiter, 23 Grad, Südwind, 5 Kilometer in der Stunde.
    Es ist jetzt elfeinhalb Minuten nach zwölf.
    In etwa einem Monat beginnen an Österreichs Schulen die Sommerferien.
    Für viele Jugendliche bedeutet dieser Termin nicht nur das Ende eines Schuljahres, sondern den Abschluss der Schulzeit überhaupt.
    Sie wechseln zum Teil in eine weiterbildende Schule über.
    Etwa die Hälfte der 14- bis 15-Jährigen tritt jedoch mit der Lehre ins aktive Berufsleben ein.
    Dieser Schritt allerdings geht heute nicht mehr ganz so problemlos vor sich, wie noch vor einigen Jahren.
    Die internationale Wirtschaftssituation und der damit verbundene Konjunkturrückgang hatten in den vergangenen Jahren in zahlreichen westeuropäischen Staaten ein starkes Ansteigen der Jugendarbeitslosigkeit zur Folge.
    Ein Problem, mit dem auch Österreich zwar konfrontiert, bis jetzt aber, glaubt man zumindest den Statistikern, noch nicht berührt wurde.
    Was kommt nun nach der Schule?
    Zu diesem Thema hören Sie einen Beitrag von Zeta Bernardi.
    Um es gleich vorwegzunehmen, die Gesamtsituation auf dem österreichischen Lehrstellenmarkt unterscheidet sich heuer nur wenig von der des letzten Jahres.
    Zwar muss die Wirtschaft die Berufswilligen des geburtenstärksten Jahrganges der 15-Jährigen überhaupt verkraften, doch steht dieser Notwendigkeit auch einem vergrößertes Lehrstellenangebot gegenüber.
    Nach Berechnungen der Bundeswirtschaftskammer und der Arbeiterkammer werden in diesem Jahr 62.000 Lehrstellen benötigt.
    Durch Lehrabschlüsse oder Abbruch der Ausbildung werden aber gleichzeitig mehr als 63.000 Lehrplätze frei.
    Quantitativ also keine Sorgen.
    Regional und branchenspezifisch zeichnen sich aber doch einige Probleme ab.
    Wirtschaftliche Flauten und schwache Infrastruktur überhaupt wirken sich auf den Lehrstellenmarkt genauso negativ aus wie die Konzentration der Berufswünsche auf einen kleinen Ausschnitt des 225 Lehrberufe umfassenden Gesamtangebots.
    So wollen nach einer jüngsten Statistik der Bundeswirtschaftskammer mehr als die Hälfte aller männlichen Lehrlinge die Berufe KFZ-Mechaniker, Tischler, Kaufmann, Maurer, Installateur, Kellner oder Maler erlernen, während fast 95 Prozent der weiblichen Lehrlinge sich auf neun Berufe an der Spitze Kaufmann, Friseur und Fremdenverkehrsgewerbe konzentrieren.
    Wie sehen die jungen Menschen nun selbst ihre Berufssituation?
    Industriekaufmann lerne ich.
    Ja, ich weiß nicht, ich glaube viel verdienen kann man nicht in der Berufssparte.
    Ich glaube, ich werde irgendwas anderes machen einmal.
    Möchte gerne zur Polizei gehen.
    Ich glaube, in unserem Betrieb zum Beispiel ist es so, dass man auf jeden Fall bleiben kann im Betrieb, wenn man will.
    Ja, ich war Berufsschüler und da muss ich sagen, im Gegensatz zu ihr, also ich wollte ja lernen,
    Tiefdruck-Retoucheur, ja, und war da in der Hüttldorfer Schule und da sind also die Lehrer, die wollen irgendwann, die wollen den Schülern echt einreden, dass sie in der Branche nichts verdienen und so weiter und dass sie keine Zukunftschancen haben.
    Und so ist es dann gekommen, dass ich aus der Schule rausgekommen bin und jetzt bin ich einfach ein Hilfsarbeiter und das war rein durch die Berufsschule.
    Ich bin jetzt im zweiten Lehrjahr, jetzt habe ich noch ein Jahr in der dritten.
    Da ist noch eine Schule, das ist ein Jahr als Chefsekretärin.
    Das würde ein Jahr dauern, das könnte man erst noch mit 19 machen und das wäre halt schon ein Traumberuf.
    Diese oft klischeehaften Berufsvorstellungen bleiben natürlich nicht ohne Auswirkung auf die Unterbringungschancen, zumal die Jugendlichen auch wenig geneigt sind, sich örtlich zu verändern, fasst Dr. Robert Müller von der Bundeswirtschaftskammer einige Probleme in diesem Bereich zusammen.
    Schwierig wird es also unter Umständen sein, die Berufsausbildungswünsche der jungen Menschen mit dem Bedarf, der in den einzelnen Branchen zur Verfügung steht, entsprechend abzustimmen.
    Es gibt also gewisse Modeberufe, die an sich überlaufen sind und wo es an sich schwer ist unterzukommen.
    Denke etwa an die Kfz-Mechaniker bei den Burschen oder die Friseurinnen oder kaufmännische Berufe bei den Mädchen, wo es an sich also schwierig ist unterzubringen.
    Es wird aber zweifellos in Zukunft notwendig sein, hier umzudenken, hier mobiler zu werden, nicht nur was die Örtlichkeit anlangt, sondern auch was eben seinen Beruf anlangt, denn es gibt heute keinen Lebensberuf mehr, wie es etwa vor 40 Jahren noch der Fall war, dass man einen Beruf erlernt hat, den man dann bis zu seiner Pensionierung ausgeübt hat.
    Solche Lebensberufe scheinen vor allem für die Mädchen immer rarer zu werden.
    In Kärnten zum Beispiel werden heuer rund 500 Mädchen keine Lehrstelle finden.
    Eine Tatsache, an der nach Ansicht von Mag.
    Herbert Wapneck von der Wiener Arbeiterkammer auch die Betriebe nicht ganz schuldlos sind.
    Für die Mädchen gilt es eigentlich in fast allen Bundesländern, dass ein gewisser Mangel an den Lehrstellen in dem relativ eingeengten Spektrum von Lehrberufen
    das derzeit für Mädchen zur Verfügung steht bzw.
    auch von Mädchen angestrebt wird, zu erwarten ist.
    Auf der anderen Seite ist es eben auch so, dass sehr viele Betriebe nicht bereit sind, Mädchen in solchen Berufen auszubilden, die von ihnen als eigentlich Männerberufe betrachtet werden.
    Ob Mädchen oder Bursch, die Jugendlichen werden in den nächsten Jahren bei ihrer Berufswahl wohl oder übel sowohl branchenmäßig als auch regional flexibler werden müssen.
    Unter der Voraussetzung einer stabilen Wirtschaftslage ist erst mit dem Eintritt der geburtenschwachen Jahrgänge ins Berufsleben eine Entspannung der Situation zu erwarten.
    Die bis dahin notwendige Mobilität wird den Jugendlichen durch das Angebot an Fahrt, Kosten, Zuschüssen oder Lehrlingsheimen vielleicht etwas erleichtert.
    Soweit also die Situation für jene Schulabgänger, die in rund einem Monat mithilfe einer Lehre ins Berufsleben eintreten werden.
    Mit den Berufsaussichten und Möglichkeiten der weiterführenden berufsausbildenden Schulen beschäftigen wir uns in einer der nächsten Schanalsendungen.
    Und noch einmal Thema Schulschluss.
    Zur gleichen Zeit wie in Ostösterreich beginnen auch im Deutschen Bundesland Nordrhein-Westfalen, in einem großen Teil der Niederlande, in Belgien und in Frankreich die Sommerferien.
    Hunderttausende Urlauber werden auf den Straßen Österreichs unterwegs sein.
    Besonders an den Grenzen zu Jugoslawien und Italien wird es zu größeren Staunen kommen, erfahrungsgemäß.
    Aber auch die Urlaubsreisenden aus Ostösterreich, die in Richtung Westen unterwegs sind, werden den Nord-Süd-Verkehrsstrom Europas kreuzen müssen, wenn nicht zeitlich oder örtlich ausgewichen wird.
    Das Thema Urlaubsverkehr war daher auch das Hauptthema des heutigen Pressegesprächs von Handelsminister Stalibacher.
    Vertreter der Autofahrerverbände, des Kuratoriums für Verkehrssicherheit und der Fremdenverkehrswerbung nahmen Stellung und gaben Tipps, Matthäus Katinger berichtet.
    Fast schon traditionell bricht am ersten Wochenende nach dem Schulschluss in Ostösterreich der Verkehr auf den wichtigsten Transitstrecken Österreichs zusammen.
    Und jedes Jahr wieder erklären die zuständigen Politiker, im nächsten Jahr werde man dieses Verkehrschaos zu verhindern wissen.
    Beispielsweise durch eine bessere Staffelung der Schulferienzeiten.
    In den vergangenen elf Monaten ist jedenfalls kaum etwas geschehen.
    Denn der Beginn der Schulferien in Ostösterreich, also in Wien, in Niederösterreich und Burgenland,
    fällt mit dem in Nordrhein-Westfalen, den Niederlanden, Belgien und Frankreich zusammen.
    Sowohl die Versprechungen von Unterrichtsminister Sinovac als auch jene der Arbeitsgruppe Ferienstaffelung des Tourismuskomitees der OECD in Paris brachten keine positiven Ergebnisse.
    Von den Plänen einer Ferienstaffelung blieb jedenfalls nur ein interministerielles Komitee der österreichischen Bundesregierung, damit das Verkehrschaos nicht zu groß wird.
    Die Aufklärungsaktionen für Autofahrer wurden heuer schwerpunktmäßig in der Bundesrepublik Deutschland gestartet.
    In den vergangenen Jahren hat sich die Gastarbeiterroute über Leoben, Brugg, Graz und Spielfeld als besonders unfallträchtig erwiesen.
    Direktor Manhart vom Kuratorium für Verkehrssicherheit informiert über einen Versuch, der in der Bundesrepublik Deutschland gemacht wurde.
    Man hat in Deutschland eine interessantere Möglichkeit als bei uns die Fremdarbeiter zu erreichen.
    Man spielt ihnen über den Sozialversicherungsträger und zwar über die Berufsgenossenschaften diese Informationen direkt schriftlich mit Informationsblättern und dergleichen am Arbeitsplatz ein.
    Das erläutert die Tatsache, dass jemand etwa eine Postwurfsendung daheim viel weniger liest und eher geneigt ist wegzuhauen als eine Information, die er an seinem Arbeitsplatz bekommt.
    Aber auch an Österreichs Autofahrer wurde gedacht.
    Verkehrs- und Unterrichtsministerium haben gemeinsam ein Flugblatt mit dem Titel Urlaubsreise ohne Verkehrsinfarkt ausgearbeitet.
    Insgesamt 700.000 Exemplare wurden gedruckt.
    Jeder österreichische Schüler wird ein Flugblatt zur Verständigung seiner Eltern erhalten.
    Die wichtigsten Tipps für Urlauber aus Ostösterreich.
    Die Empfehlung, nicht unbedingt schon am Freitag oder Samstag in den Urlaub zu fahren, sondern zumindest bis Sonntag zu warten.
    Sollte das nicht möglich sein, sollte man Ausweichsrouten wählen.
    Wer nach Jugoslawien fährt, sollte unbedingt die Grenzübergänge Spielfeld und Wurzenpass vermeiden.
    Folgende Ausweichstrecken.
    Von Wien über den Wechsel bis Hartberg und dann über Radkersburg.
    Autofahrer aus Graz am besten über die Packer Bundesstraße über Kleinstädten zum Grenzübergang Langegg.
    Eine zweite Route ist durch das Burgenland und den Grenzübergang Bonisdorf.
    Wer von Wien Richtung Westen fährt, sollte folgendes beachten.
    Liegt das Urlaubsziel im Salzburger Land, sollte man statt über das Autobahndreieck Salzburg besser über die Autobahn Abfahrt Sattlet, den Pörnpass und das Enztal ausweichen.
    Für Fahrten nach Tirol oder Vorarlberg empfiehlt es sich, das Inntal-Dreieck zu vermeiden und erst bei Grabenstedt die Autobahn Salzburg-München zu verlassen.
    Neben diesem Flugblatt, das besonders für die Autofahrer im Osten Österreichs entworfen wurde, gibt es noch einige Maßnahmen der zuständigen Behörden, die zumindest ein totales Verkehrschaos auf Österreichs Straßen vermeiden wollen.
    Erstens, das Finanzministerium hat eine rasche Zollabfertigung zugesagt.
    Zweitens, das Bautenministerium will die Baustellen auf den Urlaubsrouten bis Ende Juni beseitigen.
    Drittens, die österreichischen Bundesbahnen bieten Autoreisezüge an.
    Viertens, Autofahrerclubs und Rotes Kreuz haben an den neuralgischen Punkten sogenannte Checkpoints errichtet.
    Neben dem schon bekannten an der Autobahnraststätte Golling bei Salzburg nun ein zweiter und zwar bei Kalwang auf dem Weg nach Jugoslawien.
    Hier sollen die Autofahrer neben technischer Hilfe auch ärztliche Betreuung erhalten.
    Die starke Beanspruchung der Autofahrer im Verkehrsstrom am ersten Urlaubswochenende zeigen die in Golding im vergangenen Jahr gemachten Erfahrungen.
    Danach hatte jeder dritte Autofahrer Schwierigkeiten mit dem Kreislauf.
    Soweit mein Bericht aus dem Handelsministerium und damit zurück ins Studio des Mittagschanals.
    Reporter war Matthias Katinger.
    Wir setzen fort mit der Inlandspresse.
    Schau, Markus Sommersacher hat die Zitate aus den Kommentaren der Tageszeitungen ausgewählt.
    Die Kommentatoren und Leitartikler der heutigen österreichischen Tageszeitungen befassen sich vornehmlich mit dem Salzburger Landesparteitag der Sozialisten und den Warnungen vor einer innenpolitischen Klimaverschlechterung, die der Wiener Bürgermeister Leopold Graz dort vorbrachte.
    So liest man zum Beispiel bei Erich Pfeiffer in den oberösterreichischen Nachrichten.
    Die Klimaverschlechterung in der Innenpolitik, die Graz gestern beklagte, nur den anderen zu schieben, selbst aber kaum auf das Barometer sehen, wirkt kaum überzeugend.
    Dennoch sollte man sich in der ÖVP und in der FPÖ an das Wort des Leopold Graz erinnern.
    Die problematische staatspolitische und wirtschaftliche Lage Österreichs könnte über kurz oder lang die vernünftige Einsicht für ein Zusammenarbeiten in allen Parteilagern sehr rasch möglich machen.
    Heißt es in den oberösterreichischen Nachrichten,
    Das Salzburger Volksblatt sieht den Landesparteitag der Sozialisten in Salzburg so.
    Angst ums politische Wetter zeigten vor allem die sozialistischen Gastredner auf dem Landesparteitag der SPÖ in Salzburg.
    Der Nationalratswahltermin im Herbst kommenden Jahres hat als Vorläufer eine Reihe von Landtagswahlterminen, die im Osten Österreichs ihren Anfang nehmen.
    Hinzu kommt noch die zu erwartende Wiederholung der burgenländischen Landtagswahl, wo die Sozialisten einen Überraschungserfolg erzielt hatten.
    Nahezu die Hälfte aller Wahlberechtigten wird vom Herbst an, wobei Wien das Hauptinteresse bildet, zur Wahlurne gehen.
    Bei allen Unterschieden zwischen regionalen und gesamtstaatlichen Wahlergebnissen wird es nicht zu verhindern sein, dass sich diese Wahlen als die größte Meinungsumfrage über die Stimmungslage der Bevölkerung zur Bundesregierung darstellen werden.
    Die Ländersozialisten werden also diejenigen sein, denen der Trend nützt oder eher auf den Kopf fallen wird, meint Ernst Wachalowski im Salzburger Volksblatt.
    Die Presse stellt die Aussagen des Wiener Bürgermeisters den Jüngsten des Geschäftsführers der ÖVP, Bergmann, gegenüber, wenn sie schreibt, Graz hat mit seiner gestrigen Warnung recht, dass innenpolitische Klimaverschlechterungen eine böse Eigendynamik entwickeln.
    Nur spielt er selbst den schlimmen Dynamiker, seit er gelobte, die Volkspartei durch nicht mehr Aussprechen ihres Namens zur unaussprechlichen zu degradieren.
    Bergmann wiederum sonnt sich in Zorn, den er vor einigen Wochen in der SPÖ mit der Bezeichnung Demokratieverschmutzung hervorgerufen hat.
    Prompt holte er dieses Wort am Wochenende wieder aus seiner Reizlade, um ein SPÖ-Verhalten zu geißeln, das tatsächlich wenig Demokratieverständnis beweist.
    So geht es wirklich nicht weiter.
    Wie wär's, wenn die Teamchefs der Großparteien ein klärendes Wort sprechen?
    Ausnahmsweise einmal an die Adresse der jeweils eigenen schwarzen Schafe.
    Und weil es so leichter geht, am besten hinter geschlossenen Kabinentüren, damit die Herren Stars nicht ihr Gesicht verlieren.
    Soweit die Presse.
    Im ÖVP-Organ Neues Volksblatt kommentiert Johann Draxler die Auseinandersetzungen so.
    Vor einer Klimaverschlechterung in der Innenpolitik durch die ÖVP warnte am Wochenende Wiens Bürgermeister Leopold Graz.
    Es ist seltsam, welche Blüten die politische Szenerie zu entfalten imstande ist.
    Auch ÖVP-Bundesparteiobmann Dr. Taus warnte gestern vor Aktionen der Sozialisten, die geeignet sind, das politische Klima in Österreich nachhaltig zu stören.
    Und in diesem Duett der Mächtigen will auch die kleine FPÖ als Außenseiter mitzirpsen.
    Die Partei nämlich, die Papp im Hirn des Kanzlers vermutete, beklagt ebenfalls die Balken in den Augen der anderen, arg wöhnt, wie gestern Bundesparteiobmann Peter, die Volksparteiebene der SPÖ politische Schleichwege und singt ebenfalls das politische Lied von der Klimaverschlechterung, an der, man ist ja liberal, nicht die eine, sondern beide Großparteien schuld seien.
    Und abschließend heißt es?
    Die alljährliche sommerliche saure Gurkenzeit kündigt sich an.
    Die Politik bereitet sich auf den Urlaub vor.
    Die Klimaverschlechterung bezieht sich hoffentlich nicht auf das Wetter.
    Das war die Inlandspresse-Show.
    Heute Vormittag fand im Justizministerium in Wien eine Enquete über die Reform der Entmündigungsordnung statt.
    Ein bald 60 Jahre altes Gesetz soll neu formuliert und gestaltet werden.
    Ein 1974 vom Justizminister vorgelegter Gesetzesentwurf über die sogenannte Anhaltung und Behandlung psychisch gestörter Personen scheiterte damals vor allem an den Einwänden und Bedenken der Psychiater.
    Nun scheint Justizminister Broder einen neuen Anlauf nehmen zu wollen.
    Gerich Eichinger berichtet.
    Der Anlassfall für die heute geltende Entmündigungsordnung des Jahres 1916 hatte vor Jahrzehnten viel Staub aufgewirbelt.
    Der Schauspieler Alexander Girardi, in wenig glücklicher Ehe mit der Schauspielerin Helene Odilon verbunden, war auf Betreiben seiner Gattin in einer Anstalt gelandet und erst mit viel Mühe wieder herausgekommen.
    Und das war im Grunde auch der Tenor der Vorträge des heutigen Vormittags zur Entmündigungsordnung.
    Im Grunde vom Geist her ein gutes Gesetz, das allerdings in der Praxis zu manch missbräuchlicher oder unerwünschter Auslegung geführt hat.
    Was steht nun im Kern in der heute geltenden Entmündigungsordnung?
    Zweierlei.
    Erstens, wann jemand beschränkt oder voll entmündigt werden kann, nämlich bei Geisteskrankheit, Geistesschwäche, Trunksucht, Missbrauch von Nervengiften, Verschwendungssucht.
    Der Vollentmündigte wird dabei vom Gesetz wie ein Kind unter sieben Jahren behandelt, der beschränkt Entmündigte wie ein mündiger Minderjähriger.
    Zur Wahrung ihrer Interessen wird ihnen vom Gericht ein Kurator oder Beistand, oft der Antragsteller, ein naher Verwandter zur Seite gestellt.
    Das Sachwalterwesen liegt dabei, wie das Justizministerium selbst eingesteht, im Argen.
    Es finden sich zu wenig Kuratorien, nicht zuletzt deshalb, weil das Entgelt für ihre Mühe recht bescheiden ist.
    Und zweitens wird in der Entmündigungsordnung geregelt, unter welchen Voraussetzungen jemand in eine geschlossene psychiatrische Krankenanstalt eingewiesen werden darf, wenn er entweder, so die Fachausdrücke, selbst- oder fremdgefährlich ist.
    Wobei Juristen und Psychiater manchmal eine etwas differenzierte Betrachtung des Problems haben.
    Der Jurist sieht primär die Freiheit des Einzelnen und den Schutz der bürgerlichen und wirtschaftlichen Rechte.
    Der Arzt primär die medizinische Behandlung und soziale Reintegration.
    Der Psychiater, Universitätsdozent Willi Balzluga heute,
    Der Änderung zugänglich aber sollte das verzerrte Bild von der Gefährlichkeit des Geisteskranken sein, die immer noch in der breiten Öffentlichkeit weit überschätzt wird, obwohl durch Untersuchungen längst klar und bekannt ist, dass diese Gefährlichkeit des Geisteskranken weder größer noch geringer ist, als es für den Durchschnittsmenschen zutrifft.
    Ebenso ist ernsthaft zu überlegen, ob es heute noch gerechtfertigt ist, eine so große Zahl von Geisteskranken in stationäre Einrichtungen aufzunehmen und abzusondern, in Anstalten, die uns heute vielfach als zu Stein gewordene Irrtümer erscheinen.
    Geisteskrankheit und Hospitalismus gehen in den traditionellen psychiatrischen Großanstalten eine unheilvolle Verbindung ein.
    Jede Gesellschaft möge sich aber auch in den Zweifel ziehen, ob die Tendenz der Ausgrenzung der Unvernunft nicht einem kollektiven Abwehrmechanismus entspricht, eine Art archaischen Angst vor dem Geisteskranken, die auch der Wiedereingliederung von psychisch Kranken entgegenstehen kann.
    ein zweiter Ausschnitt aus den Referaten des heutigen Vormittags.
    Nun erleben wir in der Praxis sehr oft, dass zum Kurator oder Beistand Personen bestellt werden, die sogar teilweise an der Entmündigung oder an der Anhaltung des ihm Anvertrauten in einer geschlossenen Anstalt besonders interessiert sind, ja oft sogar als Antragsteller aufscheinen.
    Wir erleben es häufig,
    dass es das Bestreben mancher Antragsteller ist, einen unbequemen, schrulligen oder sonst von der Norm abweichenden Verwandten bzw.
    Ehegatten durch Entstellung gewisser Tatsachen entmündigen zu lassen oder eine geschlossene Amtsschuld zu bringen.
    Es kommt daher immer wieder vor, dass dieser Kurator oder Beistand die Abhängigkeit des Kuranten von ihm oft zum persönlichen Vorteil ausnimmt, wobei ich nicht unbedingt einen finanziellen Vorteil meine, sondern zu anderen persönlichen Vorteilen ausnimmt, beziehungsweise ein völliges Desinteresse an den Tag lehnt, obwohl doch hier eine Beziehung der Fürsorge bestehen müsste.
    Anregung Fibichs, in Hinkunft sollten die Antragsteller als Kuratoren von Amts wegen sozusagen ausgeschlossen bleiben.
    Zahlen, die Justizminister Broder heute vorlegte, beweisen, dass es sich um kein Randproblem handelt.
    In Österreich leben derzeit nach einer Schätzung etwa 25.000 entmünigte Personen.
    1976 gab es mehr als 10.000 Anhaltungen.
    Wohin soll nun der Reformzug gehen?
    Ziemlich alle Beteiligten an der Enquete sind sich darüber einig, dass die Möglichkeiten einer freiwilligen Aufnahme in eine Anstalt ausgebaut und besser abgesichert werden sollen.
    Mehr als neun von zehn landen nämlich heute zwangsweise hinter den Mauern eines psychiatrischen Krankenhauses.
    Minister Broda zu den Reformgrundsätzen?
    1.
    Die Reform der gesetzlichen Grundlagen von Entmündigung, Anhaltung und Freiheitsbeschränkungen wird nach den Grundsätzen der Menschenrechtskonvention erfolgen.
    Die Sicherung der Persönlichkeit der Betroffenen ist dabei in einem fairen Verfahren entsprechend der Verpflichtungen der Konvention zu gewährleisten.
    Zweitens Maßnahmen der Gerichtsorganisation.
    Drittens die Rechtsfürsorge verbessern, Diskriminierung abbauen, positive Maßnahmen setzen und gleichzeitig verhindern, dass durch Stigmatisierung in der Gesellschaft der Lebensweg etwa eines Entmündigten erschwert oder gar verbaut wird.
    Viertens, die Grundlagen müssen geschaffen werden für eine entsprechende Betreuung des betroffenen Personenkreises durch auf dem Gebiet der Sozialarbeit geschulte Kräfte.
    Entsprechend überwachter Freiheitsentzug, so broderwörtlich, darf auch bei psychisch Kranken nur das letzte Mittel sein.
    Und schließlich fünftens, die Grundlagen für die Bestellung und Tätigkeit von Kuratoren neu gestalten.
    wobei sich auch in diesem Rechtsbereich auch wieder eine Extremposition anzukündigen scheint.
    Sepp Rieder, Broders Pressesekretär, plädiert für einen völligen Wegfall des Entmündigungswesens.
    Soweit einige Ausschnitte aus der Diskussion des heutigen Vormittags und damit zurück zum Funkhaus.
    Erich Aichinger berichtete, es ist vier Minuten nach halb eins.
    Fünf Mitgliedstaaten der NATO, die Vereinigten Staaten, Frankreich, Großbritannien, die Bundesrepublik Deutschland und Belgien,
    beginnen heute in Paris Beratungen über die Probleme der Entwicklung und der Sicherheit des afrikanischen Kontinents angesichts der jüngsten Ereignisse.
    Hinter dieser offiziellen Formulierung verbirgt sich die zunehmende Sorge des Westens angesichts der sowjetisch-kubanischen Durchdringung Afrikas unter Bedrohung wichtiger Rohstoffreserven der westlichen Industriestaaten einschließlich der Rüstungs- und der Nuklearindustrie.
    Diese Bedrohung ist ja durch die Ereignisse in der Bergwerksprovinz Schaber in der Zentralafrikanischen Republik Saire im vergangenen Monat aufs Neue deutlich geworden.
    Hören Sie aus Paris nun einen Bericht von Thomas Fuhrmann.
    Militärische Sicherheit und Wirtschaftshilfe, das sind die beiden zentralen Themen der Gespräche des westlichen Afrika-Gipfels in Paris, der bereits gestern mit Vorgesprächen zwischen einzelnen Konferenzteilnehmern still und geheim begonnen hatte und möglicherweise auch morgen noch fortgesetzt werden könnte.
    Anlass für dieses Treffen ist die Entstabilisierung auf dem afrikanischen Kontinent durch zunehmende internen Krisen an von außen gelenkten Interventionen.
    Die Rebellion der Katanga-Gendarmen hat im Westen blitzartig die Alarmglocken ausgelöst.
    Warum trifft man sich in Paris?
    Der Grund dürfte vor allem im massiven Engagement des französischen Staatspräsidenten Valéry Giscard d'Estaing
    zugunsten der gefährdeten, frankophonen, westlich orientierten Regierungen wie in Zaire, im Tschad oder in Mauretanien legen.
    Ein Engagement, das sich durch Entsendung von Elite-Truppen konkretisiert hat.
    Giscard konnte nun vor zehn Tagen bei einem Gespräch mit Jimmy Carter im Weißen Haus anscheinend auch die zögernden Amerikaner von der Notwendigkeit, militärisch und wirtschaftlich aktiv zu werden, überzeugen.
    wobei sich die US-Unterstützung militärisch derzeit auf die Entsendung von Flugzeugen zum Transport eines marokkanischen Kontingents in die Shaba-Provinz beschränkt.
    Die US-Luftwaffe war es auch, die die 600 französischen Fremdenlegionäre in der Minenstadt Kolwesi mit Nachschub aus der Heimat versorgte.
    Dass eine Notwendigkeit besteht, sich öfter, ja vielleicht regelmäßig zusammenzusetzen, zeigte sich auch an der Verwirrung, die zwischen Paris und Brüssel bei der Evakuierung der in Kolwesi eingeschlossenen Europäer herrschte.
    Die belgische Marschroute hatte, so konnte man hören, sogar Verhandlungen mit den Rebellen vorgesehen, da man die weitere Funktion der Kupferminen in der Shaba-Provinz nicht aufs Spiel setzen wollte.
    Diese Kupferminen, von der belgischen Firma GECAMIN kontrolliert, stellen eine der lebenswichtigen wirtschaftlichen Einnahmequellen der Wirtschaft Zaires dar.
    Seit der Rebellion am 13.
    Mai liegen sie still und brach.
    Ihre Zukunft ist mehr als ungewiss.
    Es geht deshalb bei den westlichen Gesprächen über die Zukunft Zaires neben der Frage militärischer, logistischer Unterstützung um die Frage der Finanzinjektionen.
    Das Regime Mobutu ist schwer verschuldet.
    Der Westen müsste ihm zumindest neuerlich einen Aufschub seiner Auslandsschuld in der Höhe von zwei Milliarden Dollar, das sind umgerechnet rund 36 Milliarden Schilling, gewähren.
    Frankreich wird im Laufe der Gespräche wahrscheinlich auch den Vorschlag Präsident Giscards über die Gründung eines Entwicklungsfonds in der Höhe von einer Milliarde Dollar zur Schaffung von Infrastrukturen für eine rasche Industrialisierung Afrikas erneuern.
    Denn eine gesunde, harmonische Entwicklung der Wirtschaft auf dem Schwarzen Kontinent, eine damit verbundene Anhebung des Lebensniveaus der Bevölkerung, sind nach Ansicht der Franzosen die beste Garantie zum Schutz der kränkelnden ehemaligen Kolonien.
    Doch ohne Zustimmung Washingtons sind sämtliche Initiativen der Europäer nur fromme Wünsche.
    Man sieht auch schwer, wie sich etwa die Bundesrepublik auf ein wirtschaftlich
    weil politisch unsicheres Gebiet begeben sollte, auf dem die Franzosen zunehmend die erste Geige spielen wollen.
    Schließlich hängt der Erfolg gemeinsamer westlicher Initiativen maßgeblich vom Willen der afrikanischen Staaten selbst ab, derartige Hilfen in Anspruch zu nehmen, Subventionen wirksam zu verwenden und sie nicht in dunklen Kanälen in den Privatschatullen von hohen Funktionären, Politikern und Militärs verschwinden zu lassen.
    Thomas Fuhrmann berichtete aus Paris.
    Das vom ägyptischen Staatspräsidenten Sadat vor zwei Jahren in Ägypten wieder eingeführte Mehr-Parteien-System droht an den letzte Woche vom Parlament verabschiedeten neuen Staatsschutzgesetzen zu scheitern.
    Nachdem die stärkste der drei Oppositionsparteien, die rechtskonservative Neue Waft-Partei, am Freitag aus Protest gegen die neuen Gesetze ihre Auflösung beschlossen hat,
    hat jetzt auch die linke Oppositionspartei von Khaled Mohieddin ihre politische Tätigkeit eingestellt.
    Hören Sie Peter Brünner aus Kairo.
    Die National Unionist Progressive Party folgte mit der Einstellung ihrer politischen Arbeit der erzkonservativen WAFT-Partei, die sich am vergangenen Freitag selbst aufgelöst hatte.
    Doch die von der Arabischen Sozialistischen Union unabhängige Presse, die sich in den vergangenen knapp zwei Jahren etabliert hatte,
    von den neuen Gesetzen zur Einschränkung der Meinungsfreiheit getroffen wird, gibt es nun in Ägypten überhaupt keine veröffentlichten Meinungen mehr, die von der offiziellen Linie der Regierungspartei und Sadats abweichen.
    Nun hält wieder die Grabesstille der Nasser-Zeit Einzug in die öffentliche Diskussion.
    Sadat hat den von ihm initiierten Versuch, freie demokratische Meinungsäußerung in Ägypten zuzulassen, abrupt beendet.
    Die Opposition von links und von rechts hat für Unruhe in Ägypten gesorgt.
    Daran besteht gar kein Zweifel.
    Doch Sadat muss sich dessen bewusst gewesen sein, als er vor der letzten Wahl zur Volksversammlung 1976 die Einheitspartei der ASU in drei politische Plattformen auflöste und als er im vergangenen Jahr die Bildung neuer Parteien zuließ.
    Warum nun dieser Schritt zurück?
    Die Opposition in Ägypten hat nun vorerst keine Öffentlichkeit mehr.
    Doch dass Sadat die Geister, die er selber rief, nun losgeworden ist, muss man wohl bezweifeln.
    Denn die Ägypter haben ein bisschen Freiheit gespürt und werden sie sich trotz des Referendums, in dem sich fast die gesamte Wählerschaft für die Restriktionen der freien Meinungsäußerung aussprach, nicht nehmen lassen wollen.
    Doch die politische Opposition ist nicht die einzige Kraft, mit der sich Sadat in diesen Tagen zu messen hat.
    einst die verlässlichste Stütze des Präsidenten, ist unruhig geworden.
    Denn nach dem Scheitern der Friedensinitiative ist die außenpolitische und die militärische Lage des Landes unsicher und die Armee hat keine Waffen, um allen Entwicklungen gewachsen zu sein.
    Die Armee und ihre Führung galt und gilt als unpolitisch.
    Doch Maxi offensichtlich Salats Zusicherung der Krieg von 1973
    sei der letzte Naustrieb gewesen, nicht mehr blindlings Vertrauen.
    All diese Entwicklungen aber sind letztlich Folgen der gescheiterten Friedensinitiative und der politischen Isolierung, in die Sadat sein Land geführt hat.
    So hat Sadat den Schwächsten seiner Gegner angegriffen, die innenpolitische Opposition.
    Doch dieser billige Sieg kann nicht verschleiern, dass das Ägypten Sadats in einer tiefen Krise steckt.
    Peter Bröner berichtet aus Kairo.
    Seit einigen Wochen werden aus dem Iran immer wieder politische Unruhen gemeldet.
    Die Demonstrationen richten sich gegen die autoritäre Politik des Kaisers und die Behörden tun sich sehr schwer mit der sonst üblichen Formulierung, dass Kommunisten die Drahtzieher sind.
    Denn die Proteste gehen diesmal von national-islamischen Kreisen aus, die politisch sehr konservativ sind.
    Die Gegenmaßnahmen sind die üblichen.
    Schüsse von Polizei und Militär, Verhaftungen, Folter.
    Wie es mit der Achtung der Menschenrechte im Iran bestellt ist, darüber gaben heute bei einer Pressekonferenz von Amnesty International einige Opfer Auskunft.
    Hören Sie, Barbara Kudnow-Kalergi.
    Vier Gefangene, die soeben aus persischen Gefängnissen freigekommen sind, haben in der Pressekonferenz berichtet.
    Der Prominenteste von ihnen ist der Schriftsteller und Hochschullehrer Said Soltanpour.
    Er ist drei Jahre eingesperrt gewesen.
    Sein Delikt?
    Er hat einen Gedichtband veröffentlicht mit dem Titel »Gesang der Gefangenen« und er hat Regie geführt bei zwei Theateraufführungen, »Die Kleinbürger von Gorki« und »Die Gedichte der Simon Marchand von Brecht«.
    Über seine Zeit im Gefängnis, sagt Sultanpour.
    Sieben Monate.
    In die Folterstädte vom Gefängniskomitee.
    In der ganzen Zeit ist keine Woche vergangen, dass ich nicht mehrmals gefoltert worden bin.
    Es war so stark die Folterung, dass ich nicht mehr auf den Füßen gehen konnte.
    Ich musste mich zu den Folterungszimmern schleichen.
    Die Misshandlungen bestehen aus Peitschenheben und Elektroschocks.
    Es kommt nicht selten vor, dass die Gefangenen dabei fürs Leben zum Krümpel gemacht werden.
    Laut Saeed Sultanpour hat er selbst im Gefängnis von Teheran von 5.000 politischen Gefangenen selber gehört, die gefoltert wurden.
    Insgesamt schätzt der Schriftsteller die Zahl der politischen Gefangenen in Persien auf derzeit rund 20.000.
    Die österreichische Amnesty International Gruppe, geführt vom Burgschauspieler Otto Taussig, war heute beim persischen Botschafter, um ihm eine Petition für andere politische Gefangene zu geben, vor allem für die immer noch einsitzenden Schauspieler jener Theaterinszenierung von Gorgis Kleinbürgern.
    Der Diplomat hat dabei die offizielle Version wiederholt, dass es im Iran keine politischen Gefangenen gibt, sondern dass nur kriminelle Terroristen im Gefängnis sitzen.
    Auch Sultanpour ist übrigens wegen Beihilfe zum Terrorismus verurteilt worden, weil seine Gedichte einen revolutionären Inhalt angeblich haben sollen.
    Bei vielen seiner Mitgefangenen, sagt er, hat schon das Lesen angeblich subversiver Literatur zur Verhaftung geführt.
    Das war ein Bericht von Barbara Kunow-Kalergi.
    Vor 15 Jahren ist Papst Johannes XXIII.
    gestorben.
    Er hat in seinem relativ kurzen Pontifikat Reformen der katholischen Kirche durchgeführt oder eingeleitet, die aller Voraussicht nach noch weit in die Zukunft wirken werden.
    Die Bedeutung dieses Papstes und seine menschlichen Werte würdigt nun Universitätsprofessor Erika Weinzierl.
    Heute vor 15 Jahren, am 5.
    Juni 1963, stand in der viel gelesenen italienischen Zeitung Il Messaggero anlässlich des Todes des zwei Tage zuvor am Pfingstmontag gestorbenen Papstes Johannes des 23.
    Das Hinscheiden Johannes des 23. hat uns unseren Durst nach Liebe bewusst gemacht.
    Einen Durst, der sich nicht auf Katholiken oder nur auf Christen beschränkt, sondern in erstaunlichem Maß die ganze Menschheit erfüllt.
    Über den gleichen Papst hatte die englische Zeitung Telexpress nach Vollendung seines ersten Pontifikatsjahres 1959 unter anderem geschrieben, er sei zudem der erste fröhliche Papst, den die Kirche seit langer Zeit hervorgebracht habe.
    Zu diesem Zeitpunkt hatte Johannes XXIII., der, wie er selbst genau wusste, als Übergangspapst im Alter von 77 Jahren zum Nachfolger Pius XII.
    gewählt worden war, bereits die Einberufung eines ökumenischen Konzils angekündigt, durch seine unkonventionelle menschliche Art der Kirchenlenkung nicht nur die Herzen der Italiener erobert.
    Angela Giuseppe Roncalli, am 25.
    November 1881 als Sohn armer lombardischer Bauern in Sotto il Monte bei Bergoma geboren, 1904 in Rom zum Priester geweiht, hat in allen Positionen engagiert und geduldig sein Bestes gegeben.
    1905-15 als Sekretär des Bischofs von Bergamo und gleichzeitig Professor am dortigen Seminar.
    Als Sanitäter im Ersten Weltkrieg.
    1920-25 als Präsident des italienischen Missionsvereins.
    1925 bis 1934 als Apostolischer Visitator bzw.
    Delegat in Bulgarien, 1934 bis 1944 als Apostolischer Delegat für die Türkei und Griechenland, 1944 bis 1952 als Nuncius in Paris und 1953 bis 1958 als Patriarch von Venedig.
    Er war ein guter Studentenseelsorger, Journalist, Manager, akademischer Lehrer, kirchlicher Diplomat, Geschichtsforscher und vor allem ein von unbegrenzter Menschenliebe erfüllter Seelsorger gewesen.
    Dennoch dürften nicht einmal seine Familie, der er sein Leben lang treu verbunden blieb und der er übrigens während seines Pontifikats keinerlei Vergünstigung gewährte, und seine engsten Mitarbeiter und Freunde geahnt haben, dass er im letzten Jahrfünft seines Lebens den Rang des populärsten und aufgeschlossensten Papstes der neueren Kirchengeschichte erreichen würde.
    Er berief nicht nur das Zweite Vatikanum ein, sondern stellte in der Vorbereitungszeit, bei der Eröffnung und während der ersten Session, die er noch erlebte, die Weichen für ein offenes Pastoralkonzil ohne neue Dogmen.
    Er hat insgesamt acht Enzykliken veröffentlicht, von denen die beiden bedeutendsten, die Sozialenzyklika Mater et Magistra 1961 und die Friedensenzyklika Pacem in Terris 1963, nicht nur in der katholischen Welt, wegen der klaren und mutigen Erkenntnis der Zeichen der Zeit und ihrer Bedeutung für Menschheit und Kirche aufsehen, erregten.
    Schon in seiner Krönungsansprache 1958 war die zentrale Aussage das Zitat aus dem Alten Testament gewesen, Ich bin Josef, euer Bruder.
    Er hat es in seiner ersten Enzyklika, bei einer offiziellen Begegnung mit Juden, von denen er während des Zweiten Weltkrieges Tausenden das Leben gerettet hatte und bei manchen anderen ihm wichtigen Gelegenheiten verwendet.
    Zum 15.
    Todestag von Papst Johannes dem 23. hörten sie Professor Erika Weinzierl.
    Wie gemeldet ist gestern Nachmittag einer der beliebtesten österreichischen Schauspieler gestorben, Leopold Rudolf.
    Rudolf wurde 1911 in Wien geboren, debütierte 1937 in Salzburg im Weißen Heiland und kam dann nach Engagements in Fürth, Münster und Nürnberg 1945 an das Theater in der Josefstadt.
    Hören Sie einen Nachruf von Konrad Zobel.
    33 Jahre lang hat Leopold Rudolf den psychologischen Kammerspielstil des Theaters in der Josefstadt entscheidend mitgeprägt.
    Ja, man kann Rudolf ohne Übertreibung als den Inbegriff der für dieses Theater typischen Schauspielkunst bezeichnen.
    Leopold Rudolf war ein unverwechselbarer Schauspieler.
    Dies auch in dem Sinne, dass er in den verschiedensten Masken immer etwas von seiner eigenen Persönlichkeit bewahrte.
    Ein Umstand, der in einer von der Wiener Theaterwissenschaft entwickelten Schauspielertypologie
    Leopold Rudolf als Stars-Paradebeispiel eines sogenannten Persönlichkeitsschauspielers als Gegentypus zum komödiantischen Verwandlungsschauspieler aufscheinen ließ.
    So fragwürdig solche Kategorisierungen auch sind, man weiß, was gemeint ist, ruft man sich nur einige der vielen berühmten Rollen von Rudolf in Erinnerung, etwa seinen schwierigen, seinen Professor Bernardi,
    der auch eine seiner bekanntesten Fernsehrollen war, seinen Offizier im Traumspiel, seinen Oswald in den Gespenstern, ja, und auch die unzähligen Rollen, denen überhaupt erst ein Rudolf zu tieferem Leben verhelfen konnte, wie etwa als Laienspieler mit Grete Zimmer in dem heitermelancholischen Stück Drei Fuß.
    Ja, tatsächlich, es ging um Drei Fuß.
    Da ist noch eine Kleinigkeit, die ich nicht begreife.
    Nur eine Kleinigkeit, so.
    Was hat der Kerl wirklich gemacht, um ins Zuchthaus zu kommen?
    Mit einem Prozess am Hals und der ganzen Geschichte?
    Nichts.
    Nichts hat er gemacht.
    Gar nichts hat er gemacht.
    Er ist unschuldig, verstehst du?
    Darum dreht sich doch das ganze Stück.
    Unschuldig?
    Ja, ja.
    Er ist zu Unrecht verurteilt worden.
    Wenn er ein Jude ist.
    Jude, begreifst du?
    Ebenfalls vor drei Jahren auf Burg Forchtenstein spielte Rudolf den treuen Diener seines Herrn.
    Ein alter Mann verabschiedet sich von seiner jungen Frau.
    Verlischt das Licht, so wird der Polterer des Polterns müde und geht zuletzt von selbst.
    Willst du, mein Kind?
    Gerne.
    Nun denn, leb wohl.
    Noch einen Kuss?
    Nein, nein.
    Das hieße rauben.
    kehre ich zurück, so gibst du ihn wohl selbst.
    Rudolf war kein Schauspieler, der ganz aus seiner Haut schlüpft.
    Er war ein Schauspieler, der den Zuseher in sich hineinzog, der selbst noch mit dem senkenden Blick, mit dem Verstummen des Wortes, mit einer unterlassenen Geste das Publikum in die Geheimnisse eines Innenlebens einweihen konnte.
    Der Traum von der unendlichen Weite des Seelenlebens, ein bürgerlicher Traum nur dort, wo das Seelenleben die gesellschaftliche Realität zu übersteigen vorgibt,
    In Leopold Rudolfs Figuren wurde dieser Traum immer wieder Wirklichkeit.
    Träumen ist auch ein Schlüsselwort für seine Arbeit gewesen, denn so sehr Rudolf immer zunächst das geistige Gesamtkonzept eines Stückes zu erfassen suchte, indem er jeweils das ganze Stück wieder und wieder las, bevor er sich an die Gestaltung der eigenen Rolle machte,
    So war das doch weniger ein intellektuelles Analysieren als ein atmosphärisches Eintauchen, das die Fantasie in Bewegung setzte, eine Fantasie, der sich dann oft bis in die frühen Morgenstunden auslieferte, bis er jenen vollkommenen Grad der Identität mit seiner Rolle erreichte, den das Publikum dann als geradezu selbstverständlich empfinden konnte.
    Vor drei Wochen konnte man Rudolf noch als Vater in Pirandellos Sechs-Personen-Suchen einen Autor sehen, eine Rolle voll verhaltener Tragik.
    Rudolf war nicht fürs Laute.
    Dennoch wird es wohl lange nicht still werden um ihn, denn wenn überhaupt das für Schauspieler so gerne bemühte Wort unvergesslich ohne klischeehaftes Pathos Geltung haben kann, dann bei einem Künstler wie Leopold Rudolf.
    Ab morgen spielt das Ensembletheater in der Wiener Stadthalle das Stück Hölderlin von Peter Weiß in der Inszenierung von Dieter Haspel.
    Und das Theater im Zentrum spielt ab 8.
    Juni den von Jürgen Keitzig dramatisierten Roman Barrikaden von Reinhard Federmann unter dem Titel Der doppelte Boden.
    Walter Gellert berichtet über beide Aufführungen.
    Der 1916 geborene deutsche Schriftsteller Peter Weiss wurde vor allem durch sein Stück Die Verfolgung und Ermordung Jean-Paul Marat, dargestellt durch die Schauspielgruppe des Hospizes zu Charenton und der Anleitung des Hermes de Sade bekannt.
    1971 brachte der Schriftsteller ein ebenfalls in freien Versen geschriebenes Drama über Hölderlin heraus, das die Lebensstationen des Dichters von 1793 anschildert, von einem, der sich nicht anpasste und der dementsprechend auch in die Isolation gedrängt wird.
    In der Figur des Hölderlin sieht Dieter Haspel sozusagen die Grundlage für das diesjährige Festwochenmotto Vormärz und Biedermeier.
    Dieter Haspel?
    Um Hölderlin herum gruppieren sich Goethe, Schiller, Hegel, Fichte, Marx, also alle die großen Geistersheroen, die heute auch unsere Zeit noch bestimmen.
    noch nicht aufgearbeitet sind und er selber setzt sich aber gegen diese Leute durch, sucht seine Linie, versucht sich als Person in aller Konsequenz zu verwirklichen.
    Und diese Faszination der Verwirklichung, also der Schlagwort Entfremdung,
    wird hier aufgehoben.
    Also ein Mensch versucht, sich selbstident zu werden und aus dem Grund flüchtet er auch in einen Turm, verbarrikadiert sich dort und wir fragen heute nach, muss es so sein, dass man, wenn man konsequent ist, sich in einen Turm flüchten muss?
    Das Ensembletheater bringt Hölderlin nun als großes Spektakel.
    Immerhin sind 35 Darsteller aufgeboten und auch eine Musikgruppe.
    Wobei allerdings der geistige Hintergrund vor diesem Spektakel nicht verloren gehen soll.
    Für Dieter Haspel ist hier eine Fortsetzung der in der Arena erprobten Spielformen gegeben.
    Im Folgenden ein kurzer Szenenausschnitt aus der Produktion des Ensembletheaters in der Wiener Stadthalle.
    Keiner derer, von denen wir es erwarteten,
    ist aufgestanden gegen die etablierte Herrschaft.
    Sie alle, die in ihren komfortablen Kontouren in den Städten die Wichtigkeit des Kampfes der unterdrückten Klassen betonten, sprechen herablassend von MP Docles.
    Dies auch noch, Holder!
    Willst du wirklich denen, die aller Zugehörigkeit, aller Geborgenheit und Wärme abgeschworen, dazu noch eine Frau stellen?
    Sie ist seinesgleichen.
    Sie gehört zu ihm.
    Er gehört ihr.
    Halt ein!
    Du hast uns einen Helden in kahle Urwelten geführt, schlecht ausgerüstet für die Entbehrungen, die er erwarten musste.
    Was, frage ich, hat er dort droben noch zu suchen?
    Direkter als das Ensembletheater geht das Theater der Jugend mit seiner Produktion Der doppelte Boden auf das Festwochenmotto ein.
    Es handelt sich bei dem Stück um eine Dramatisierung des Romanes Barrikaden von Reinhard Federmann durch Jürgen Keitzig.
    Peter Gruber, der Regisseur der Aufführung, hat diese Dramatisierung weiter bearbeitet.
    Thema die Revolution des Jahres 1848.
    Peter Gruber.
    Der Roman ist in Briefform geschrieben und schildert
    vereinfacht gesagt, das Schicksal dreier junger Leute, die aus verschiedenen sozialen Schichten kommen.
    Einer aus einem eher einem Arbeitermilieu, einer aus einem kleinbürgerlichen Milieu und einer aus einem großbürgerlichen Milieu.
    Und die drei studieren gemeinsam an der Universität und haben auch private Beziehungen zueinander und erleben nun diese kritischen Tage der Revolution.
    Das ist im Roman in Briefform geschildert.
    Und es ist natürlich ein großes Problem, das auf die Bühne zu bringen.
    Und wir haben auch eine Reihe von Veränderungen gemacht und hoffen, dass es theatralisch genug geworden ist.
    Wir werden Szenen, die Zustände schildern oder die kritischen Tage, auch teilweise mit Liedern, politischen Liedern dieser Zeit, unterbrechen bzw.
    immer wieder unterstreichen.
    Das Stück »Der doppelte Boden« von Jürgen Keitzig nach dem Roman von Reinhard Federmann erlebt am 8.
    Juni im Theater im Zentrum in Wien seine Uraufführung.
    Und zum Abschluss des Mittagsjournals Kurznachrichten.
    Bundesrepublik Deutschland.
    Nach den gestrigen Landtagswahlen in Niedersachsen und in Hamburg beraten heute die Führungsgremien von SPD, CDU und FDP.
    Die großen Verlierer der Wahlen sind die Freien Demokraten.
    In Hamburg wird es in Zukunft eine SPD-Alleinregierung, in Niedersachsen eine CDU-Alleinregierung geben.
    Verschiedene Gruppen von Umweltschützern haben zwar überraschend gut abgeschnitten, aber in keinem Fall die Fünf-Prozent-Hürde nehmen können.
    Österreich
    Nach dem Beispiel der Bundesrepublik Deutschland sollen jetzt auch in Österreich Urlauber, die mit dem PKW unterwegs sind, auf Möglichkeiten aufmerksam gemacht werden, Ausweichrouten zu benutzen.
    Es gilt, eine Verkehrsentflechtung auf den Transitstrecken zu erreichen.
    Wie in einem Pressegespräch mit Handelsminister Staribacher bekannt wurde, will man vor allem deutsche Modelle heranziehen.
    Eine Justiz-Enquete in Wien befasst sich mit einer Reform der Entmündigungsordnung.
    Justizminister Broder sagte unter anderem, die Voraussetzungen der Entmündigung sowie der Anhaltung und Freiheitsbeschränkung sollten gemäß der Menschenrechtskonvention auf eine neue Grundlage gestellt werden.
    Auch werden die Möglichkeiten ausgebaut, sich freiwillig in eine geschlossene Anstalt zu begeben.
    Bei den gestrigen Wahlen in die Steirische Landarbeiterkammer baute die ÖVP ihre Mehrheit aus.
    Von den 35 Mandaten entfielen auf die Volkspartei 24 Mandate gegenüber 23 im Jahr 1973.
    Die SPD büßte ein Mandat ein und hat nunmehr elf Sitze, die Freiheitlichen haben nicht kandidiert.
    In Wien ist die 25.
    Werbewirtschaftliche Tagung eröffnet worden.
    Der Präsident der Bundeswirtschaftskammer, Salinger, sagte, soziale Marktwirtschaft sei ohne Wettbewerb nicht denkbar und dieser nicht ohne Werbung.
    Die Verbraucher seien heute mündig genug, um sich nicht durch die Werbung zu ungewollten Ausgaben verleiten zu lassen, meinte Salinger.
    Wenige Sekunden vor 1 Uhr, das Mittagsschanal ist beendet.
    Auf Wiederhören um 18.30 Uhr, Programm Österreich 1 beim Abendschanal.
    Das war's.

    Beiträge dieses Journals

    Nachrichten
    Datum: 1978.06.05 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Wetterbericht
    Datum: 1978.06.05 [Sendedatum]
    Schlagworte: Natur ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Was kommt nach der Schule? Lehrstellensituation und Berufschancen der Lehrlinge in Österreich
    Einblendung: Schülerbefragung, Robert Müller (BWK) , Herbert Wabnigg (AK)
    Mitwirkende: Bernardi, Zita [Gestaltung] , Müller, Robert [Interviewte/r] , Wabnigg, Herbert [Interviewte/r] , Anonym, Schülerin, Schüler [Interviewte/r]
    Datum: 1978.06.05 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik ; Gesellschaft ; Bildung ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Sicherer Urlaub 1978 - Staffelung der Schulferien noch nicht verwirklicht, Tips für Autofahrer
    Einblendung: Direktor Peter Manhardt
    Mitwirkende: Kattinger, Matthäus [Gestaltung] , Manhardt, Peter [Interviewte/r]
    Datum: 1978.06.05 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Bildung ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Inlandspresseschau: Innenpolitische Klimaverschlechterung
    Mitwirkende: Sommersacher, Markus [Gestaltung]
    Datum: 1978.06.05 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Enquete über Reform der Entmündigungsordnung in Österreich
    Einblendung: Univ. Doz. Willibald Sluga, Fibich
    Mitwirkende: Eichinger, Erich [Gestaltung] , Fibich, ... [Interviewte/r] , Sluga, Willibald [Interviewte/r]
    Datum: 1978.06.05 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Medizin ; Wissenschaft und Forschung ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    5 westliche Regierungschefs beraten in Paris über die Lage in Afrika
    Mitwirkende: Fuhrmann, Thomas [Gestaltung]
    Datum: 1978.06.05 [Sendedatum]
    Ort: Paris [Veranstaltungsort]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Konservative WAFD und die Linken-Parteien in Ägypten geben auf
    Mitwirkende: Brünner, Peter [Gestaltung]
    Datum: 1978.06.05 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Medien und Kommunikation ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Pressekonferenz: Said Sultinpur - Iranischer Schriftsteller und politisch Verfolgter
    Einblendung: Said Sultanpur
    Mitwirkende: Coudenhove-Kalergi, Barbara [Gestaltung] , Sultanpur, Said [Interviewte/r]
    Datum: 1978.06.05 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Kultur ; Medien und Kommunikation ; Theater ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Situation der katholischen Kirche, 15 Jahre nach dem Tod Johannes XXIII.
    Mitwirkende: Weinzierl, Erika [Gestaltung]
    Datum: 1978.06.05 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Politik Österreich ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Nachruf auf Leopold Rudolf
    Einblendung: Leopold Rudolf, Szene mit Leopold Rudolf und Grete Zimmer
    Mitwirkende: Zobel, Konrad [Gestaltung] , Rudolf, Leopold [Interviewte/r] , Rudolf, Leopold [Interpret/in] , Zimmer, Grete [Interpret/in]
    Datum: 1978.06.05 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Kultur ; Medien und Kommunikation ; Film ; Theater ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Festwochenpremiere: Peter Weiss "Hölderlin" und Reinhard Federmann "Der doppelte Boden"
    Einblendung: Dieter Haspel, Szene, Jürgen Kaitzik
    Mitwirkende: Gellert, Walter [Gestaltung] , Haspel, Dieter [Interviewte/r] , Kaizik, Jürgen [Interviewte/r]
    Datum: 1978.06.05 [Sendedatum]
    Ort: Wien [Veranstaltungsort]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Kultur ; Theater ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten

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    Titel Mittagsjournal 1978.06.05
    Spieldauer 00:59:51
    Mitwirkende Machatschke, Roland [Moderation] [GND]
    Dobrovolny, Herbert [Regie]
    ORF [Produzent]
    Datum 1978.06.05 [Sendedatum]
    Schlagworte Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt
    20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ audio
    Format TKA [Tonband auf Kern (AEG)]
    Sprache Deutsch
    Rechte Mit freundlicher Genehmigung: ORF
    Signatur Österreichische Mediathek, jm-780605_k02
    Medienart Mp3-Audiodatei
    Gesamtwerk/Reihe Mittagsjournal

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    Gesellschaft , Radiosendung-Mitschnitt
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