Mittagsjournal 1978.08.03

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    Rechtliches

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    KI-generiertes Transkript

    Untertitel der Amara.org-Community
    Guten Tag meine Damen und Herren, Redakteur im Studio des Mittagsjournals ist Edgar Sterbens.
    Die Schlagzeilen lauten.
    Wieder Terrorüberfall in Paris.
    Büro der palästinensischen Befreiungsorganisation PLO, Ziel des Anschlags.
    Bombenexplosion auf dem Zentralmarkt von Tel Aviv.
    Nach ersten Angaben fordert sie zahlreiche Tote und Verletzte.
    Streik der Piloten und des Bodenpersonals der italienischen Fluggesellschaft Alitalia beeinträchtigt europäischen Luftverkehr.
    Spekulationen um bevorstehenden Austausch des sowjetischen Bürgerrechtskämpfers Tscheranski gegen einen Ostspion verdichten sich.
    Frühere Präsident des Europarates und langjähriger sozialistischer Nationalratsabgeordneter Karl Tschernetz in Wien gestorben.
    ÖVP präsentiert ihre Vorstellungen zur Steuerreform.
    Treffen der Handels- und Wirtschaftsminister aus Österreich, der Bundesrepublik Deutschland und der Schweiz in Salzburg.
    Sowie Vorschau auf das diesjährige Fest in Hellbrunn, bei dem der Sommernachtstraum von William Shakespeare zur Aufführung gelangt.
    Zunächst jedoch hören Sie die neuesten Nachrichten.
    Für Sie verantwortlicher Chef vom Dienst ist Helmut Koller, Sprecherin Jutta Bochesländer.
    Frankreich.
    Das Pariser Büro der PLO, der Palästinensischen Befreiungsorganisation, war heute Ziel eines Terrorüberfalls.
    Das Büro wurde von einer heftigen Explosion erschüttert.
    Nach Angaben von Augenzeugen kam es zu einem Schusswechsel, an dem mindestens ein bewaffneter Terrorist beteiligt war, der sich in den Büroräumen verbarrikadiert hatte.
    Zwei seiner Komplizen wurden überwältigt.
    Das Haus am Boulevard Haussmann, in der Nähe der Pariser Oper, wurde von der Polizei umstellt.
    Nach bisher unbestätigten Meldungen sollen bei dem Schusswechsel mehrere Menschen ums Leben gekommen sein.
    Israel.
    Auf einem Marktplatz in Tel Aviv ereignte sich heute kurz vor Mittag eine schwere Explosion.
    Nach Augenzeugenberichten und ersten Angaben der Polizei sollen zahlreiche Menschen getötet und 34 verletzt worden sein.
    Ein Mann wurde festgenommen.
    Zwei weitere mögliche Täter sollen sich in einem Haus verschanzt haben.
    Der Marktplatz war bereits mehrmals Schauplatz von Attentaten.
    Einzelheiten über den neuerlichen Anschlag sind bisher nicht bekannt.
    Libanon.
    Bedingt durch eine blutige Fede zwischen rivalisierenden Palästinensergruppen haben sich die bürgerkriegsähnlichen Zustände im Libanon weiter verschärft.
    Im Süden des Landes leisteten christliche Milizen den regulären Truppen entschlossenen Widerstand.
    Berichte, wonach die Regierungssoldaten bereits den Rückzug angetreten haben sollen, wurden allerdings dementiert.
    Die reguläre libanesische Armee wollte die staatliche Souveränität im Süden des Landes nach dem Abzug der Israelis wiederherstellen.
    Schwerpunkte der innenpalästinensischen Auseinandersetzungen waren heute neuerlich die Flüchtlingslager Badawi und Ariel Barret bei Tripolis.
    In diesem Lagern leben insgesamt etwa 20.000 Palästinenser.
    Bei den bewaffneten Auseinandersetzungen zwischen Anhängern des von PLO-Chef Arafat geführten gemäßigten Flügels und der vom Irak unterstützten radikalen Verweigerungsfront sind bis jetzt mindestens 35 Menschen ums Leben gekommen.
    USA.
    Das Repräsentantenhaus in Washington hat die völlige Einstellung der Wirtschaftshilfe an Syrien beschlossen.
    Die Maßnahme wird mit dem Verhalten der arabischen Friedenstruppe im Libanon gegenüber den libanesischen Christen bekundet.
    Syrien wird beschuldigt, hunderte Zivilisten getötet zu haben.
    Ägypten, Israel Die in Kairo erscheinende Tageszeitung Al-Gumuriyah schrieb heute, Ägypten halte an seiner Ostfriedensinitiative fest, verlange aber von Israel und den Vereinigten Staaten klare Verhandlungsgrundlagen.
    Nach Meinung des Blattes müsse Jerusalem seine Weigerung gegen den Rückzug aus den besetzten Gebieten aufgeben und der UNO-Resolution 242 entsprechen.
    Der für kommenden Samstag geplante Besuch des amerikanischen Außenministers Vance in Cairo wird grundsätzlich begrüßt.
    Bei einer Kundgebung in Jerusalem drückte gestern Abend der israelische Ministerpräsident Begin neuerlich die Hoffnung aus, dass es zu einem Fliegen im Nahen Osten kommen werde.
    Er betonte allerdings, Israel werde keine Bedingungen des ägyptischen Präsidenten Sadat für eine Wiederaufnahme von Verhandlungen akzeptieren.
    Österreich Der frühere Präsident der Parlamentarischen Versammlung des Europarates, der SPÖ-Abgeordnete Professor Karl Czernec, ist heute früh nach kurzer schwerer Krankheit in Wien gestorben.
    Czernec stand im 69.
    Lebensjahr.
    Czernec war außenpolitischer Sprecher der SPÖ und hatte von April 1975 bis zum vergangenen Mai das Amt des Präsidenten der Parlamentarischen Versammlung des Europarates in Straßburg inne.
    Der Präsident des Sozialistischen Freien Wirtschaftsverbandes, Abgeordneter Mühlbacher, erklärte heute in einem Pressegespräch, spätestens zum Herbstbeginn sei aufgrund der wirtschaftlichen Daten endgültig zu entscheiden, ob mit 1.
    Jänner 1979 eine Steuersenkung durchgeführt werden könne.
    Sollte aufgrund der wirtschaftlichen Entwicklung eine solche Steuersenkung nicht möglich sein, dann könnte sich die Bundesregierung dem Staatsbürger gegenüber schriftlich auf eine Senkung zum nächstmöglichen Zeitpunkt festlegen.
    Wenn sich Österreich eine Steuersenkung nicht leisten könne, dann müsse man auch den Mut haben, dies klar zu sagen.
    Die Österreicher, sagte Mühlbacher, seien mündig genug, dies zu verstehen.
    Außerdem kritisierte Mühlbacher, dass seiner Meinung nach in den Handelskammern die Mehrheit des ÖVP-Wirtschaftsbundes immer stärker parteipolitische Überlegungen vor sachliche Interessensvertretung stelle.
    In Salzburg begann heute Vormittag ein Treffen der Wirtschaftsminister der Bundesrepublik Deutschland, der Schweiz und Österreichs, Lambsdorff, Honecker und Staribacher.
    Dabei sollen die Ergebnisse des jüngsten Wirtschaftsgipfels in Bonn erörtert werden.
    Außerdem will Lambsdorff die von der deutschen Regierung inzwischen eingeleiteten Maßnahmen zur Konjunkturbelebung erläutern.
    Bundesrepublik Deutschland, nach einem jüngsten Bericht des Präsidenten der Bundesanstalt für Arbeit in Nürnberg, Stingl, ist die Zahl der Arbeitslosen in der Bundesrepublik Deutschland im Juli um fast 45.000 gestiegen und beträgt jetzt etwas mehr als 922.000.
    Die Arbeitslosenquote wurde mit 4,1 Prozent errechnet.
    Japan.
    An der Devisenbörse in Tokio wurde heute überraschend ein Kursaufschwung des in den vergangenen Tagen ständig gefallenen amerikanischen Dollars verzeichnet.
    Er verbesserte sich von gestern 188,80 Yen auf 190,10 Yen.
    Zum ersten Mal war der Dollar am 24.
    Juli unter die 200-Yen-Marke gefallen.
    Portugal.
    Entgegen den Zentrumsdemokraten und den Kommunisten haben die Sozialisten Bedenken gegen die jüngsten Vorschläge von Staatspräsident Janis zur Beilegung der gegenwärtigen Regierungskrise geäußert.
    Janis hatte an die Parteien appelliert, die labile innenpolitische Situation spätestens am kommenden Wochenende zu beenden.
    Die Sozialisten halten es allerdings nicht für möglich, innerhalb weniger Tage ein neues Koalitionskabinett zustande zu bringen.
    Die Zentrumsdemokraten haben sich zwar bereit erklärt, neuerlich mit den Sozialisten zusammenzuarbeiten, verlangen jedoch eine Orientierung der Regierungspolitik zur Mitte hin.
    Die Sozialisten hingegen bekennen sich nur dann zu einer Zusammenarbeit, wenn das alte Koalitionsabkommen erneuert wird.
    Italien, Frankreich Nachdem das Personal der italienischen Fluchtgesellschaft Alitalia in einen Streik getreten ist, der bis heute Mitternacht dauern soll, wurden von dem Luftfahrtsunternehmen bereits alle In- und Auslandsflüge annulliert.
    Ausländische Fluchtgesellschaften müssen mit Verzögerungen rechnen.
    Italienreisende werden außerdem Schwierigkeiten haben, vom Festland auf die Inseln Sardinien und Sizilien zu reisen, weil auch das Personal der Fährschiffe in einen Ausstand getreten ist.
    Das Alitalia-Personal fordert vor allem eine Erhöhung der Zulagen.
    Bereits gestern haben die französischen Fluglotsen beschlossen, ihren Bummelstreik, der in den vergangenen Tagen zu teilweise chaotischen Verhältnissen auf den Flughäfen in West- und Mitteleuropa geführt hatte, bis zu Verhandlungen über ihre Forderungen nach höheren Löhnen, verbesserten Sicherheitseinrichtungen und einer Aufstockung des Personals auszusetzen.
    USA.
    Der amerikanische Rabbiner Greenwald will nach Berichten aus New York in der kommenden Woche zu Verhandlungen über einen Austausch des verurteilten sowjetischen Regimekritikers Schalansky gegen im Westen inhaftierte Ostagenten nach Ost-Berlin reisen.
    Greenwald wollte diese Angaben jedoch weder dementieren noch bestätigen.
    Er erklärte lediglich, die Verhandlungen dauerten an.
    Es sei noch verfrüht, über eine Freilassung Scharanskis zu sprechen.
    Der Rabbiner kritisierte damit den israelischen Parlamentarier Fladdo Sharon, der vor zwei Tagen von der Möglichkeit eines baldigen Austauschs gesprochen hatte.
    Als Gesprächspartner Greenwalds wird der DDR-Anwalt Wolfgang Vogel genannt.
    Vogel war bereits mehrmals maßgeblich an Verhandlungen über gefangenen Austausche zwischen Ost und West beteiligt.
    Soweit die Meldungen.
    Die Wetterlage an der Rückseite eines Tiefdruckgebietes mit Zentrum über der Nordsee wird feuchte und etwas weniger warme Luft gegen den Alpenraum gesteuert.
    Die Wetteraussichten bis morgen früh.
    Im Laufe des Tages Ausbildung von Quellbewölkung und örtlich gewittrige Schauer.
    Schwache in Schauern böig auffrischende Winde.
    Nachmittagstemperaturen 23 bis 27 Grad, Tiefstwerte der kommenden Nacht 12 bis 17 Grad.
    Die Wetteraussichten für morgen.
    Vormittags größtenteils aufgelockerte Bewölkung, am Nachmittag wiederum Quellwolkenentwicklung und lokal Schauer und Gewitter.
    Schwache, zeitweise böige Winde aus Südwest bis West.
    Tageshöchsttemperaturen 24 bis 28 Grad.
    Abschließend die Messwerte von 12 Uhr.
    Wien stark bewölkt, 24° Ostwind mit 5 km h, Eisenstadt stark bewölkt, 24° Südwind 5, Linz stark bewölkt, 23° Westwind 20, Salzburg heiter, 23° Windstille, Innsbruck heiter, 23° Südostwind 5, Bregenz heiter, 24° Westwind 3, Graz heiter, 26° Windstille und Klagenfurt heiter, 25° Windstille.
    Das, meine Damen und Herren, waren der Wetterbericht und die Nachrichten im Mittagssjournal.
    Ein Blick auf die Uhr, es ist jetzt genau 12 Uhr und 11 Minuten.
    Die Spitzenmeldung der heutigen Nachrichten, Sie haben sie vor wenigen Minuten gehört, lautete, wieder Terrorüberfall in Paris.
    Büro der Palästinensischen Befreiungsorganisation, PLO, diesmal Ziel des Anschlags.
    Wir haben versucht, Verbindung mit unserem Frankreich-Korrespondenten aufzunehmen.
    Dies ist uns bis zur Minute noch nicht geglückt.
    Dafür haben wir eben Verbindung erhalten mit Tel Aviv, mit unserem Nahost-Korrespondenten Moshe Meisels.
    In Tel Aviv hat es ja heute auch eine Explosion gegeben auf dem Marktplatz von Tel Aviv, was bisher nach dem Informationsstand zu erfahren war.
    Bitte nun, Moshe Meisels.
    Ja, was wir bisher wissen ist Folgendes.
    Zumindest zwei Personen wurden bei einem Terroranschlag gefötet und 50 verwundet, davon mehrere schwer, als am Vormittag eine Bombe auf dem Tel Aviver Zentralmarkt explodierte.
    Der Karmelmarkt, der sich im Zentrum Tel Aviv am Rande der Almbischstraße befindet, war zu dieser Stunde mit Frauen, Männern und Kindern gefüllt, die die Einkäufe für den kommenden Sabbat machten.
    Die Bombe explodierte unter einem Kleiderstand,
    Sie war wahrscheinlich in einer der Kisten verborgen gewesen.
    Die starke Detonation löste Panik aus.
    Um Hilfe rufende Frauen und Männer flüchteten in alle Richtungen.
    Militär- und Polizeiautos eilten zum Tatort.
    Der Markt wurde sofort abgerillt, der Verkehr unterbrochen und die Ordnung wiederhergestellt.
    Die Verwundeten wurden in Ambulanzen und Krankenhäuser in Tel Aviv und Umgebung überführt.
    Mehrere verdächtige Araber wurden am Markt festgenommen.
    Andere flüchteten in umliegende Häuser, um sich vor der Wut verbotener Mände zu schützen.
    Sie wurden von der Polizei in ihre Wohnhäuser eskortiert.
    Die Polizei umstellte auch das nicht weit entfernte Araberviertel in Jaffa, um seine Einwohner vor Übergriffen zu schützen.
    Die Terroristen haben wahrscheinlich einen Zeitpunkt für einen Anschlag gewählt, an dem sich Massen vor dem Sabbat auf dem Markt befinden.
    Der Tel Aviver-Karmel-Markt diente bereits mehrmals als Ziel von Terroranschlägen.
    Der letzte Anschlag wurde auf dem Jerusalemer Zentralmarkt Makhne-Yeruda am 29.
    Juni durchgeführt, wobei es zwei Tote und 42 Verwundete gegeben hat.
    Man nimmt an, dass das Zeitpunkt des Anschlags mit dem bevorstehenden Eintreffen des amerikanischen Außenministers Cyrus Wan in Israel zusammenhängt.
    um die Aufmerksamkeit der Weltöffentlichkeit auf den Kampf der palästinensischen Terroristen zu lenken und die Friedensverhandlungen zu stören.
    Danke Moshe Meisels für diesen Direktbericht aus Tel Aviv.
    Wir, meine Damen und Herren, warten nun auf den Beitrag aus Paris und spielen, bis dieser Beitrag bei uns eintrifft, einige Takte Musik.
    Soeben hat sich unser Frankreich-Korrespondent Thomas Fuhrmann gemeldet.
    Drei Tage nach dem Anschlag palästinensischer Terroristen auf die irakische Botschaft in Paris ist also heute die französische Hauptstadt erneut Schauplatz eines Terrorüberfalls.
    Ziel des heutigen Anschlags war das Büro der Palästinensischen Befreiungsorganisation, PLO.
    Was zur Stunde bei uns über die Vorfälle in Paris bekannt ist, haben Sie, meine Damen und Herren, vor wenigen Minuten in den Nachrichten gehört.
    Thomas Fuhrmann, an Sie die Frage, wie präsentiert sich im Augenblick die Situation rund um das PLO-Gebäude und wie ist es zu diesem Anschlag überhaupt gekommen?
    Ja, man muss sagen zunächst, dass die ganze Aktion bereits vorbei ist, dass sich auch der letzte Mann des Terrorkommandos vor ungefähr einer Viertelstunde ergeben hat.
    Es sind gegen 11.15 Uhr drei Männer eingedrungen in das Gebäude der Arabischen Liga am Pariser Boulevard Osman, in dessen dritten Stock sich das
    Büro der Pariser Vertretung der Palästinensischen Befreiungsorganisation befindet.
    Zwei dieser Männer konnten entwaffnet werden und festgenommen werden.
    Der dritte Mann ist weiter in das Gebäude vorgedrungen.
    Man hat eine Explosion gehört und Schüsse.
    In der Zwischenzeit steht fest, dass der Pariser Leiter des PLO-Büros, Asedin Kalak, bei diesem Anschlag getötet worden ist und dass zwei, wenn nicht drei weitere Personen
    vermutlich auch Angehörige der PLO-Vertretung bei dem Anschlag verletzt worden sind.
    Gibt es Spekulationen, ich meine, die wird es ja sicherlich geben, aber Hinweise darüber, ob dies ein Vergeltungsanschlag für die Aktion gegen die irakische Botschaft Anfang dieser Woche war?
    Ja, es gibt einen Hinweis.
    Es hat einen Anruf beim Pariser AFP-Büro, der Pariser Nachrichtenagentur Agence France-Presse gegeben, in dem ein Mann den Anschlag für eine
    Ablehnungsfront der heimatlosen arabischen Palästinenser gefordert hat und auch angegeben hat, dass diese gleiche Ablehnungsfront verantwortlich gewesen sei für den Anschlag auf die irakische Botschaft, was an sich etwas unverständlich ist, denn man hatte angenommen, dass der Anschlag am Montag eher von den gemäßigteren Palästinensern gegen die
    Ablehnungsfrontier vom Irak repräsentiert wird, durchgeführt worden war und dass heute eher der Rückschlag erfolgt wäre, nämlich von den Radikalern gegen die Gemäßigten, die eben durch die PLO vertreten werden.
    Wie reagiert man eigentlich von Seiten der französischen Behörden?
    Es muss ja mehr oder weniger Unruhe im Land auftauchen, wenn innerhalb einer Woche zweimal sozusagen ein Krieg innerhalb von Paris ausbricht zwischen Palästinensern und Irakern.
    Ja, die Unruhe und Empörung hält nach wie vor an hier im Lande, vor allem in Polizeikreisen.
    Heute am Vormittag hat ja die feierliche Zeremonie für den bei dem Anschlag am Montag getöteten französischen Polizeiinspektor im Hof der Polizeipräfektur stattgefunden.
    Die Unruhe innerhalb des Polizeikorps hält an, die Kritik vor allem an der
    relativ langsamen Vorgangsweise der Regierung, die sich immerhin über 24 Stunden Zeit gelassen hat, bevor sie die drei irakischen Sicherheitsleute ausgewiesen hat, bevor sie ein Kommuniqué herausgegeben hat, in dem sie diesen Anschlag scharf verurteilt hat.
    Ist daran gedacht, dass die Sicherheitsvorkehrungen verstärkt werden, dass vor Botschaften mehr Polizisten stehen beispielsweise?
    Das ist ein schwieriges Problem, da die französischen Polizisten zunächst fordern, dass die Waffentrageerlaubnis für die Diplomaten überprüft wird und dass vor allem auch die Listen der Diplomaten überprüft werden, die akkreditiert sind in Paris, da man annimmt, dass unter den vielen Diplomaten, die hier sind, sehr viele sich befinden, die überhaupt nichts mit einem diplomatischen Dienst zu tun haben, die Agenten sind, die Spione sind, die Sicherheitsleute sind.
    und so weiter.
    Das Außenministerium hat eine Überprüfung dieser Listen angekündigt.
    Inwieweit es mit der Absicherung der Botschaften nun Neuerungen geben wird, kann man noch nicht sagen.
    Aber eines steht fest, dass gewisse Weiterungen auf jeden Fall eintreten werden, nach diesen beiden Fällen.
    Es ist sicherlich, dass die französischen Behörden hier eine Überprüfung vornehmen werden müssen, denn die Unruhe innerhalb der Polizei hält an.
    Gestern
    haben es zum Beispiel die französischen Kriminalinspektoren abgelehnt, die drei Iraker zum Flughafen zu begleiten in ihrem Schutz.
    Es musste eine Sondertruppe der Gendarmerie herangezogen werden, um diese drei Iraker wegzubringen.
    Abgesehen von dem, worüber wir uns jetzt gerade unterhalten haben, gibt es sonst noch irgendwelche aktuellen Randanmerkungen zum heutigen Vorfall?
    Nun, es ist Tatsache, dass Paris in den letzten Tagen eben zum Schauplatz des innerarabischen Terrors geworden ist.
    und dass man sich hier schwere Gedanken macht darüber, wie man dem begegnen wird können.
    Paris war in den vergangenen Jahren ja auch schon, man erinnere sich an den Fall Carlos, der hier beim Versuch der Festnahme zwei französische Inspektoren erschossen hat.
    Damit hat das Ganze eigentlich begonnen und dies scheint nun eine Neuauflage dieser Ereignisse zu sein.
    Herr Fuhrmann, vielen herzlichen Dank für diese Direktinformationen aus Paris.
    Auf Wiederhören.
    Ein Blick auf die Uhr, es ist jetzt 12 Uhr und 20 Minuten, fünf Minuten nach Viertel eins und wir kommen zu einem Thema, das wahrscheinlich alle Urlauber besonders interessieren dürfte.
    Während sich in Frankreich, Großbritannien und Spanien im Laufe des gestrigen Tages die durch einen mehrtägigen Bummelstreik der französischen Fluglotsen entstandene angespannte Situation im Flugverkehr wieder beruhigt hat,
    Während das Chaos auf den Flughäfen dieser Länder ein Ende gefunden hat und während die französischen Fluglotsen gestern beschlossen haben, ihren Arbeitskampf bis Mitte kommender Woche auszusetzen und ihre Tätigkeit wieder wie gewohnt aufzunehmen, droht den nach in oder aus Italien bzw.
    mit italienischen Flugzeugen reisenden Urlaubern seit heute Mittag ein ähnliches Schicksal, wie es tausende Flugpassagiere in den vergangenen Tagen erlitten haben.
    nämlich stundenlange Wartezeiten, Verspätungen, Umbuchungen, Ärger und Verlust an Geld sowie an guten Nerven.
    Der Grund, die Bediensteten der italienischen Fluggesellschaft Alitalia, Piloten wie Bodenpersonal, wollen bis heute um Mitternacht den Ausstand proben.
    Sie streiken, um ihre Forderungen nach höheren Zulagen durchzusetzen.
    Über die voraussichtlichen Auswirkungen und genaueren Hintergründe des Streiks informiert sie Rolf Gallus,
    Ab 12 Uhr italienischer Sommerzeit hat die nationale Fluggesellschaft Alitalia sämtliche interkontinentalen und internationalen sowie fast alle Inlandsflüge eingestellt infolge eines Streiks der gewerkschaftlich organisierten Piloten, unternommen vom einschlägigen Fachverband innerhalb der Gewerkschaftsföderation CGLUILCISL.
    Der Ausstand der Alitalia Flugzeugführer dauert zwölf Stunden, geht also um Mitternacht zu Ende.
    Die Piloten fordern und nicht erst seit heute eine Anpassung ihrer Gehälter an das gestiegene Preisniveau und Verbesserung ihrer Arbeitsbedingungen.
    Aus den gleichen Gründen streikt im römischen Flughafen Fiumicino parallel zum Pilotenausstand das Boden- und Assistenzpersonal.
    Mehrere tausend Passagiere sind in Rom mindestens einen halben Tag lang blockiert, denn auch nach Beendigung der Streiks wird die Maschinerie des Flugverkehrs zunächst nur langsam wieder in Gang kommen.
    Sie kampieren und bivakieren so gut es geht in den ohne dies kleinen und nicht gerade sehr komfortablen Aufenthaltshallen des Fiumicino-Komplexes für Touristen, Familien mit Kindern eine echte Qual, zumal in der Hitze.
    Dazu kommen enorme Verspätungen und Verzögerungen im internationalen Transitflugverkehr in der Hauptsache nach und aus dem Orient, dem nahen Osten und Afrika.
    Die nach und nach in Rom eintreffenden Transitpassagiere vermehren natürlich laufend die Reihen der bereits wartenden und blockierten Fluggäste.
    Ähnliche chaotische Zustände herrschen in den beiden Mailänder Flugplätzen Malpensa und Linate.
    die Italiens zweite Drehscheibe im übersee- und intereuropäischen Flugverkehr bilden.
    Für August sind weitere Pilotenstreiks angekündigt.
    Eine andere Streikgefahr im Verkehrswesen konnte dagegen in der Nacht nach langwierigen Verhandlungen abgewendet werden, und zwar bei den Eisenbahnen.
    Die Gewerkschaften der 224.000 Eisenbahner des Landes hatten nämlich für Mitte August in den Tagen um Ferragosto
    mit einer totalen Ausstandsbewegung gedroht, falls die Vertragsverhandlungen nicht erfolgreich zugunsten der Eisenbahner abgeschlossen worden wären.
    In einem konstruktiven Endspurt gelang dies, indes in den späten Nachtstunden nach einer letzten mehrstündigen Beratungsrunde zwischen dem Verkehrsminister und den Gewerkschaften.
    Die Eisenbahner erhalten ab 1.
    September erhöhte Löhne
    Ihnen werden außerdem wesentliche Arbeitserleichterungen und Verbesserungen in den Personalstrukturen zugestanden.
    Daraufhin bliesen die Eisenbahner-Gewerkschaften den Streik ab.
    Aus Italien hörten sie Rolf Gallus.
    Die vor wenigen Wochen gefehlten Urteile gegen die beiden sowjetischen Dissidenten Anatoly Scheranski und Alexander Ginzburg haben weltweite Empörung ausgelöst und die Spannung zwischen den USA und der Sowjetunion weiter verschärft.
    Beide Dissidenten, die für die Einhaltung der Menschenrechte in der UdSSR kämpften, sind bekanntlich auch jüdische Aktivisten.
    Scheranski erhielt drei Jahre Haft und zehn Jahre Arbeitslager, Ginzburg wurde zu acht Jahren Arbeitslager verurteilt.
    Jetzt aber verdichten sich die Gerüchte, dass zumindest Scharansky bald freikommen soll.
    Was über die Vorbereitungen zu einer der größten Austauschaktionen zwischen Ost und West bisher bekannt geworden ist, fasst Barbara Kudenhove-Kaljargi zusammen.
    Beteiligt an dem Austauschgeschäft sind private Mittelsmänner aus den USA, aus Israel und aus der DDR.
    Die amerikanische Regierung hat wissen lassen, dass sie zwar an der Freilassung der Bürgerrechtler interessiert ist, aber direkt nichts mit den Verhandlungen zu tun hat.
    Sie werden von einer amerikanisch-israelischen Gruppe geführt, dem New Yorker Rabiner Greenwald, dem New Yorker Abgeordneten Gilman und dem israelischen Abgeordneten Flatter-Sharon.
    Flattos Charons Mitarbeiter sind in den letzten Tagen in der Sowjetunion und in der DDR unterwegs gewesen und der Parlamentarier hat im deutschen Fernsehen von der Möglichkeit eines baldigen Austauschs über Vermittlung des Ostberliner Anwalts Wolfgang Vogel gesprochen.
    Indessen ist der allzu auskunftsfreudige Israeli aber von seiner Regierung sehr nachdrücklich wieder zurückgepfiffen worden.
    Statt seiner soll jetzt Rabbi Greenwald aus New York die Verhandlungen weiterführen.
    Flatto Sharon ist eine recht exotische Figur in der seriösen israelischen Knesset.
    Er ist nach allerlei Gaunereien aus Frankreich nach Israel gekommen, hat sich dort durch großzügige Spenden an arme Einwanderer einen Parlamentssitz und damit Immunität vor Strafverfolgung verschafft.
    Auf seine alten Tage will er nun einer guten Sache dienen.
    Dass er das kann, hat er im Verein mit seinen amerikanischen Mitkämpfern schon bewiesen.
    Im Frühjahr hat er über den DDR-Anwalt Vogl einen sehr komplizierten Ost-West-Ringtausch arrangiert.
    Damals kamen ein in Mosambik festgehaltener Israeli, ein in der DDR einsitzender amerikanischer Fluchthelfer und ein anderer Amerikaner frei, der in seinem eigenen Land wegen Ostspionage verurteilt war.
    Häftlingsaustauschaktionen gibt es freilich schon länger.
    1962 wurde der sowjetische Meisterspion Rudolf Abel und der amerikanische Pilot Gary Powers ausgetauscht, der in einem Beobachtungsflugzeug in der Sowjetunion damals notgelandet war.
    Ebenso spektakulär war später der Austausch des chilenischen KP-Führers Luis Corvalan gegen den sowjetischen Bürgerrechtler Wladimir Bukowski.
    Der Austausch oder Freikauf von DDR-Häftlingen wird von der Bundesrepublik Deutschland in aller Stille seit eh und je betrieben.
    Den prominenten DDR-Spion Günter Guillaume wollten die Westdeutschen aber nicht gegen Szczeranski austauschen.
    Kanzler Schmidt selber soll eine entsprechende Bitte abgelehnt haben.
    Alle diese Aktionen sind früher freilich in größter Diskretion vorbereitet worden, da die sowjetische Regierung sich niemals offiziell dazu bekannt hat.
    Für den jüdischen Aktivisten Scharansky und seine Mitkämpfer für eine freie Ausreise nach Israel setzen sich besonders jüdische Gruppen ein.
    Aber auch die amerikanische Regierung hat an Scharansky etwas gut zu machen.
    Er ist schließlich offiziell wegen Spionage für die CIA verurteilt worden und er wurde von einem Doppelagenten denunziert, der sowohl für den KGB wie für die CIA tätig war.
    Offizielle amerikanische Kreise fürchten nun, dass die Aktion durch zu viel Publicity zwar nicht vereitelt, aber doch verzögert werden könnte.
    Das war ein Beitrag von Barbara Kopenhove-Kalergi.
    Ein Blick auf die Uhr, es ist jetzt zwei Minuten vor halb eins.
    Der österreichische Handelsminister Staribacher hat für heute den westdeutschen Wirtschaftsminister Otto Graf Lambsdorff und seinen schweizerischen Ressortkollegen Fritz Honegger in die Festspielstadt Salzburg zu einem kleinen Wirtschaftsgipfel eingeladen.
    Die drei Politiker werden neben allgemeinen Wirtschaftsfragen im Speziellen die gemeinsamen Wirtschaftsprobleme der drei Nachbarländer erörtern.
    Außerdem sollen handels- und zahlungspolitische Themen sowie die Ergebnisse des Bonner Weltwirtschaftsgipfels besprochen werden.
    Das Treffen findet im Schloss Glesheim in Salzburg statt.
    Von dort meldet sich jetzt Michael Kerbler.
    Seit heute Vormittag 10 Uhr beraten hier im Kavaliershaus im Schloss Glesheim in Salzburg Handelsminister Staribacher, der Wirtschaftsminister der BRD Lambsdorff und der Schweizer Wirtschaftsminister Honegger über wirtschaftspolitische Fragen, die die Bundesrepublik Deutschland, die Schweiz und Österreich betreffen.
    Gründe, warum Handelsminister Staribacher seine beiden Kollegen nach Salzburg eingeladen hat, gibt es verschiedene.
    Die drei wichtigsten sind, erstens, der Wirtschaftsgipfel der führenden westlichen Industrienationen vor circa drei Wochen in Bonn, über den sowohl Staribacher als auch Honegger aus erster Hand von Lambsdorff informiert werden wollen.
    Zweitens, die jeweils speziellen Wirtschaftsprobleme der drei Staaten zu erörtern und nach Lösungsmöglichkeiten, und zwar nach gemeinsamen Lösungsmöglichkeiten zu suchen.
    Schon alleine wegen der wirtschaftlichen Verflechtungen der drei Staaten hat sich in den vergangenen Monaten offenbar dieses Seilschaftsdenken in Sachen Wirtschaftspolitik durchgesetzt.
    Einer kann ohne den anderen nicht mehr auskommen.
    Der dritte Grund, warum Staribacher nach Schloss Glesheim eingeladen hat, dürfte nicht zuletzt auch darin liegen, die Situation des österreichisch-bundesrepublikanischen und österreichisch-schweizerischen Handels einmal eingehend zu erörtern.
    Der Handel Österreichs mit unseren beiden Nachbarstaaten ist nämlich, wenn man die Handelsbilanz betrachtet, nicht gerade rosig.
    Dazu einige Zahlen, die die Bundesrepublik Deutschland als bedeutenden Wirtschaftspartner Österreichs beleuchten.
    Im vergangenen Jahr lieferte Österreich an die Bundesrepublik Deutschland Waren im Gesamtwert von etwa 42 Milliarden Schilling.
    Das waren 26,6 Prozent der österreichischen Exporte.
    Im selben Zeitraum belieferten uns Firmen aus der BRD mit Produkten im Wert von mehr als 101 Milliarden Schilling.
    Obwohl diese ungleich großen Warenströme ein großes Handelsbilanzdefizit für Österreich ergeben, das nur zur Hälfte aus den fremden Verkehrseinnahmen abgedeckt werden konnte, ist Österreichs Abschneiden auf dem bundesdeutschen Markt durchaus beachtlich.
    So konnte Österreichs Wirtschaft die Exporte in die BRD seit 1973 mehr als verdoppeln.
    Trotz der hohen Steigerungsrate hat sich aber kaum eine Verbesserung des bestehenden Defizits ergeben.
    Fünf Jahre lang müssten die Einfuhren Österreichs aus der Bundesrepublik Deutschland stillstehen, um bei gleichbleibenden österreichischen Wachstumsraten eine ausgeglichene gegenseitige Handelsbilanz zu ergeben.
    Günstiger hingegen ist die Ausgangsposition Österreichs im Handel mit der Schweiz.
    Im ersten Quartal dieses Jahres hat sich der Außenhandel mit unserem westlichen Nachbarland recht günstig entwickelt.
    Dies wird vor allem auf den hohen Frankenkurs zurückgeführt, der auch im zweiten Quartal gewachsen ist und noch immer an Wert gegenüber dem österreichischen Schilling gewinnt.
    In diesem Zusammenhang ergeben sich natürlich auch Auswirkungen negativer Art für die Schweizer Firmen, da deren Waren aufgrund des höheren Frankenkurses im Ausland teurer werden.
    Trotz der positiven Entwicklung im Schweizer Handel hält Österreich derzeit bei einem Marktanteil von nur 3,8 Prozent.
    Dieser Wert liegt um 1,3 Prozent unter dem Marktanteil des Jahres 1972, als Österreich noch einen Marktanteil von 5,1 Prozent in der Schweiz für sich verbuchen konnte.
    Während Österreich an die Eidgenossenschaft vor allem Holz und Holzwaren liefert und Schmuckwaren sowie Kunstgegenstände exportiert, beziehen wir aus der Schweiz Papier, Fette und Öl.
    Zurzeit sind in Glesheim die Gespräche der drei Wirtschaftsminister noch in Gang.
    Über die Ergebnisse des kleinen Wirtschaftsgipfels im Kavaliershaus im Schloss Glesheim bei Salzburg werde ich dann im Abendjournal berichten.
    Soweit mein Bericht aus Glesheim und ich gebe zurück zum Studio des Mittagjournals.
    Reporter war Michael Kerbler.
    Der frühere Präsident der Parlamentarischen Versammlung des Europarates, der SPÖ-Abgeordnete Professor Karl Tschernetz, ist heute früh nach kurzeschwerer Krankheit in Wien gestorben.
    Tschernetz stand im 69.
    Lebensjahr.
    Er war außenpolitischer Sprecher der SPÖ und hatte von April 1975 bis zum vergangenen Mai das Amt des Präsidenten der Parlamentarischen Versammlung des Europarates in Straßburg innegehabt.
    Den folgenden Nachruf auf Karl Tschernets hat Helmut Bock verfasst.
    Nicht nur die österreichische, sondern auch die europäische parlamentarische Szene verlieh den Karl Tschernets wohl einen der besten und lebendigsten Redner.
    Wenn er im österreichischen Parlament an das Rednerpult trat, dann wusste man, dass man eine gescheite, druckreife, meist auch kämpferische Argumentation erwarten konnte.
    Da raschelte kein Papier, er suchte in seinen Ausführungen meist ein Opfer der gegnerischen Partei aus, das er persönlich ansprach,
    Er ging auf Argumente seiner Vorredner ein.
    Er wusste, lebendige Demokratie zu verkörpern.
    Ein prominenter sozialistischer Abgeordneter sagte einmal, hätte Czernec eine wohltönende, tiefe Stimme, er wäre im Partei und Staat zu höchsten Aufgaben berufen gewesen.
    Aber gerade diese überaus markante Stimme von Karl Czernec war es wieder, die seine Persönlichkeit prägte.
    Und schließlich hat er es dennoch zu höchsten Ehren gebracht.
    Er galt als der Parteideologe der Sozialistischen Partei Österreichs und bis zum Frühjahr des heurigen Jahres war er Präsident der Parlamentarischen Versammlung des Europarates.
    In dieser Eigenschaft galt sein vordringlichstes Anliegen dem größeren Europa und er sah Europas Grenzen nicht an der Oder-Neiße oder zwischen Österreich und Ungarn.
    Kontakte über die ideologischen Grenzen hinweg herzustellen war sein persönliches Anliegen.
    So versuchte er zum Beispiel im Frühjahr 1977 ein Parlamentariergespräch am runden Tisch mit dem politischen Verantwortlichen Osteuropas zustande zu bringen.
    Ob es angebliche oder wirkliche Terminschwierigkeiten von Seiten des Ostens gab, darüber wollte Czernec nie sprechen.
    Es blieb ein unerfüllter Traum.
    Aber auch in Österreich versuchte er immer wieder, über die Parteigrenzen hinweg Brücken zu schlagen.
    Auch hier sein Wunsch, über innenpolitische Auseinandersetzungen hinweg eine gemeinsame außenpolitische Linie zu finden, für die er im Parlament immer wieder eintrat.
    Cernitz gehörte fast 30 Jahre dem österreichischen Nationalrat an.
    1949 zum ersten Mal gewählt, war er viele Jahre außenpolitischer Sprecher seiner Partei, der Partei, der er 55 Jahre diente.
    Auch nach 1934 arbeitete er in der illegalen sozialistischen Bewegung weiter, emigrierte 1938 zuerst nach Paris und dann nach London, wo er ein Gründungsmitglied des Londoner Büros der SPÖ während des Krieges war.
    Gleich nach seiner Rückkehr im Jahre 1945 wurde er schon ein Jahr später in den Parteivorstand der SPÖ gewählt, war dann Leiter der Sozialistischen Bildungszentrale und schließlich seit 1963 Chefredakteur der ideologischen sozialistischen Zeitschrift Die Zukunft.
    Tschernets gehörte zur sogenannten Alten Garde, sowohl in der Partei als auch im Parlament.
    Mit seiner ein wenig heiseren Stimme verstand er es auch, ätzende Bemerkungen brillant zu formulieren.
    Manchmal hat man über den alten Tschernets ein bisschen gelächelt.
    Jetzt weiß man, dass er in vielen parlamentarischen Debatten, wenn es um Außenpolitik gehen wird, fehlen wird.
    Diesen Nachruf auf Karl Tschernets hat Helmut Bock verfasst.
    nun zur aktuellen innenpolitischen Berichterstattung.
    Probleme der Steuerpolitik sind in letzter Zeit mehr oder weniger aus dem Blickpunkt der Öffentlichkeit verschwunden, wenn man von der Steuerschuldschein-Idee des Bundeskanzlers absieht.
    An ihrer Stelle sorgten die spektakulären Proteste gegen die Transitsteuer an den österreichischen Grenzen, aber auch alle jene Einzelfänomene, die in Kommentaren gerne mit den Begriffen Steuermüdigkeit und Staatsverdrossenheit zusammengefasst werden, für Schlagzeilen.
    Teilweise in dieselbe Kerbe schlug heute auch die große Oppositionspartei.
    ÖVP-Wirtschaftssprecher, Nationalratsabgeordneter Otto Keimel übte in einer Pressekonferenz in Wien generelle Kritik an der Steuer- und Budgetpolitik der Regierung und legte ein Förderungsprogramm seiner Partei vor.
    Aus der ÖVP-Zentrale in der Wiener Kärntnerstraße meldet sich Hans Langsteiner.
    Hochsommerlicher Generalangriff der Volkspartei an der Steuerfront.
    Gleich in seinem Einleitungsstatement ließ ÖVP-Wirtschaftssprecher Keiml erkennen, dass er seine Steuerkritik in einen größeren Zusammenhang mit Budget und auch gesellschaftspolitischen Fragen zu stellen beabsichtigte.
    Die Regierung, so Keiml, habe den Wohlfahrtsstaat durch Umverteilungen statt durch Leistung zu realisieren versucht.
    Inflation und wachsender Steuerdruck hätten zu einer kalten Enteignung vor allem kleinerer Sparer, zu Substanzverlusten in der Wirtschaft und zu einer Schwächung der Gewinne geführt.
    Die Folgen aus der Sicht Keimls?
    Man kann das ruhig so austrecken, wir haben total zerüttelte Staatsfinanzen, kaum mehr finanzierbare Budgetdefizite.
    Auch dieses Jahr 1978 wird das Budgetdefizit eher an die 50 Milliarden als die prognostizierten 40 Milliarden ausmachen.
    Wir sind jetzt bei einer höchsten Steuerbelastung, die wir je in Österreich hatten.
    Mit über 40 Prozent liegen wir in Europa und damit in der Welt an vierter Stelle aller Staaten.
    Und zwangsläufig ergibt das Finanzierung der Budgetdefizite eine hohe Staatsverschuldung.
    Nur ein Vergleich, ein Zahlenvergleich, in acht Jahren ist die Staatsverschuldung um über 430 Prozent gestiegen.
    Und das hat eine Wirkung auf die künftigen Budgets der künftigen Jahre also.
    Die hohe Bindung der Staatsausgaben durch den Staatsschuldendienst und damit ist praktisch kein Spielraum mehr für Konjunkturpolitik über das Budget, durch Budgetausgaben vorhanden.
    Das schrumpfende Wirtschaftswachstum könnte, so Keiml weiter, zu härteren Verteilungskämpfen und auch zu mehr Arbeitslosen etwa im Stahl- und im Textilbereich führen.
    Generell diene die Steuerpolitik nur noch dem Zwecke der Einnahmenserzielung und dies führe dazu, dass sich, so Keiml, der Steuerzahler allmählich manipuliert fühle.
    Dies erzeuge die Gefahr des Gegendrucks.
    Es entstehen hier alle möglichen, ich würde es mal so nennen, Antigruppen.
    Antigruppen aller Art, nicht nur im steuerlichen Bereich.
    Wir kennen das aus Frankreich.
    Dänemark, jetzt die Steuergewerkschaft Bundesrepublik Kalifornien, das dehnt sich aus über die ganze USA jetzt, wie Sie wissen.
    Und in Österreich hat die Umfrage nach dieser Aktion Lkw-Steuer Folgendes ergeben, meine Damen und Herren, 77 Prozent der befragten Bevölkerung haben diese Frechdraktion als wörtlich längstfälligen Protest gegen Steuerdruck betrachtet.
    Man sieht also abgekoppelt von der eigentlichen Lkw-Frage, die manche dieser Befragten gar nicht betroffen hat.
    Als längst fälliger Protest gegen Steuern trug 77 Prozent eine bedenkliche Marke.
    Um diese Entwicklung abzufangen, ergeben sich für die Volkspartei folgende Forderungen.
    Die nach der Erstellung eines gesamtwirtschaftlichen Konzepts in erster Linie.
    Dann die nach der Ausrichtung des Budgets auf Wachstums- und beschäftigungspolitische Ziele.
    Es muss eine schrittweise Verringerung des Staatsanteils am Sozialprodukt erfolgen.
    Es muss eine schrittweise Verringerung des Staatsanteils erfolgen.
    Ich erwähne noch einmal diesen Fiskeldreck.
    Die Wachstumsbremse ist durch die überbordende Belastung eingetreten, wobei natürlich, und das erwähne ich besonders, erworbene Rechte und eingegangene Verpflichtungen, auch andere Gebietskörperschaften, Länder, Gemeinden, bei unserem verbundenen Steuersystem, ohnehin Grenzen setzen.
    Es kann ohnehin nur schrittweise erfolgen.
    Und zum Zweiten ausgerichtet muss diese Steuerpolitik sein auf die Stärkung der Leistungsfähigkeit der Wirtschaftsunternehmen und verbunden damit ist also der Zwang nach der Budgetsanierung über die Ausgabenseite.
    Eine weitere Forderung Keimels betraf schließlich die Verlagerung der Sparförderung zur Verstärktförderung von Risikokapital.
    Soweit mein Bericht von der Pressekonferenz des ÖVP-Wirtschaftssprechers und damit zurück zum Studio des Mittagsschanals.
    Von der Pressekonferenz des ÖVP-Wirtschaftssprechers, Nationalratsabgeordneten Keimel, der heute generelle Kritik an der Steuer- und Budgetpolitik der Regierung übte und ein Forderungsprogramm der ÖVP vorlegte, berichtete Hans Langsteiner.
    Und wir werfen nun einen Blick in die heutigen österreichischen Tageszeitungen.
    Die Zeitungen wurden auf relevante Kommentare hin von Zita Bernardi durchgeblättert.
    Die Wahlspende einer Wohnbaugenossenschaft an die steirische ÖVP und die Diskussion um Bodenspekulationen im Wiener Rathaus beschäftigen auch heute die Inlandskommentare der österreichischen Tagespresse, wobei die Journalisten durchgehend Parallelen zwischen diesen beiden Affären sehen.
    Im Salzburger Volksblatt schreibt Ernst Wachalowski unter dem Titel »Mein und Dein«
    Ein Gutes hat die Diskussion natürlich auch.
    Haust du meine, hau ich deine, Geldgeber natürlich.
    Und so erfährt der biedere Staatsbürger, der noch nicht Parteibürger geworden ist, dass Geld auf keinen Seiten stinkt.
    Warum aber sind politische Parteien, die verständlicherweise mit Parteienfinanzierung durch den Staat nicht das Auslangen finden, besonders dann, wenn Wahlkämpfe vor der Tür stehen, nicht in der Lage, auch von den Mitgliedern, deren Zahl in Österreich hoch ist, einen ausreichenden Obolus zu erlangen.
    Es wird auch daran liegen, dass die Begeisterung gering, das Misstrauen gegenüber den politischen Parteien hingegen groß ist.
    Im ÖVP-Organ Neues Volksblatt meint Martin Stiegelmeier, dass der Wiener Bürgermeister Graz zur Grundstücksaffäre bisher im Grunde geschwiegen habe, was in Anlehnung an ein Sprichwort auch einem Schuldbekenntnis gleichkommen könnte.
    Und allgemein zieht er den Schluss,
    In den Schmutzkübel der Mundpropaganda werden nämlich sofort alle Parteien gleichermaßen hineingetaucht.
    Und damit wird in einem Atemzug auch der Ruf nach dem starken Mann, dem großen Bruder Saubermacher laut.
    Die Parteien insgesamt sind betroffen.
    Und das ist gefährlich für unsere Demokratie.
    Graz tut unserem Land keinen guten Dienst, wenn er schreibt, nur weil er das Gefühl, man beachte, das Gefühl hat, dass seine Beamten sauber sind.
    Keine Antwort ist nämlich auch eine Antwort.
    Soweit Auszüge aus Kommentaren über die jüngsten innenpolitischen Affären in Graz und Wien.
    Im gestrigen Mittagsjournal haben wir über neue Aspekte in der Diskussion um den Kauf von Abfangjägern für das österreichische Bundesheer berichtet.
    Dabei ging es um einen sich abzeichneten Vorsprung des amerikanischen Abfangjägers der Firma Northrop, weil die Amerikaner den Österreichern ein Gegengeschäft für die volle Kaufsumme angeboten haben sollen.
    In einem Kommentar der kommunistischen Volksstimme heißt es dazu,
    Was daran wieder so günstig ist, bleibt dem Laien schleierhaft.
    Denn wir würden zwar exportieren, aber keine 5 Milliarden in Schilling oder Schwedenkronen oder Dollar dafür kriegen, sondern in Abfangjägern.
    Und den Finanzminister, der mit Abfangjägern das Loch in der Zahlungsbilanz stopft, müsste man erst einmal erfinden.
    Das ganze pseudologische Blabla ändert nichts daran.
    Neutralitätspolitisch, militärisch und wirtschaftlich sind Abfangjäger für Österreich teurer Stumpfsinn.
    Das war ein Auszug aus einem Kommentar in der kommunistischen Volksstimme.
    In der Presse schließlich liest man über den jüngsten Vorschlag von Sozialminister Weißenberg, den Mindesturlaub von derzeit vier auf fünf Wochen anzuheben, unter anderem,
    Steuerprogression und Wirtschaftslage machen schon die Haltung der Realeinkommen zu einem Problem.
    Der Kuchen, der da zusätzlich noch verteilt werden könnte, wird einfach nicht mehr gepacken.
    Wer jetzt, wie Sozialminister Weißenberg, die Forderung nach Verlängerung des Mindesturlaubs stellt, weckt letztlich unerfüllbare Wunschvorstellungen.
    Mit der Vorfreude muss auch die spätere Enttäuschung wachsen.
    Das sollte sich auch Weißenberg vor Augen halten, wenn er Versuchsballons in den umwölkten roten Himmel steigen lässt.
    Das war die Inlandspresse-Schau zusammengestellt von Zita Bernardi.
    Es ist jetzt 12.45 Uhr, dreiviertel eins.
    Über diese Musikbrücke sind wir nun in die Gefilde der Kulturberichterstattung im Mittagsjournal gelangt.
    Bereits zum neunten Mal findet heuer am 5. und 6.
    August, also am kommenden Wochenende, das Salzburger Fest in Hellbrunn statt.
    Waren vor dem ersten Fest noch zahlreiche Kritiker skeptisch gewesen, so mussten sie sich im Laufe der Jahre eines besseren belehren lassen.
    Das Fest in Hellbrunn wurde ein großer Erfolg und ist inzwischen zu einer Institution geworden.
    Das Thema der diesjährigen Veranstaltung lautet Sommernachtstraum.
    Näheres zu dem Fest in Helbrunn hören Sie im folgenden Gespräch, das Volkmar Bachschalk mit Professor Oskar Fritz Schuh führte.
    Herr Professor Schuh, war das nicht ein besonders schwieriges Unterfangen, dass Sie sich für das heurige Fest in Helbrunn gestellt haben, den Sommernachtstraum in all seinen Facetten hier darzustellen?
    Es war natürlich ein schwieriges Unternehmen, aber wir hatten
    Eine sehr angenehme und gute Probenzeit.
    Wir waren auch bis jetzt mit dem Wetter begünstigt.
    Und wenn man eine klare Disposition hat, kann man es natürlich auch auf unwegsamen Schauplätzen machen.
    Genauso wie in einem Theater.
    Wir mussten eben die einzelnen Proben sehr gut koordinieren.
    Wobei ja der musikalische Teil in anderen Händen liegt.
    Auch die Handwerker-Szenen liegen in anderen Händen.
    Und ich konnte mich auf die Haupthandlung konzentrieren.
    Und das habe ich, wie gesagt, in der Zeit, ich glaube, ganz ordentlich geschafft.
    Die Idee ist ja eine Transponierung von Theseus' Hof, wie es bei Shakespeare heißt, in die Salzburger Atmosphäre.
    Theseus ist hier sozusagen der Fürster Erzbischof.
    Ist der Fürster Erzbischof, der vor seinen Gästen den Sommernachtszaun von Shakespeare spielt.
    Was es ja damals gegeben hat, dass Leute des Hofes
    ihren Gästen eine Darbietung geliefert haben.
    Und das ist bei uns so in dieser Form, dass diese Gesellschaft den Sommernachtsraum spielt, auf verschiedenen Schauplätzen, auf den Wegen dorthin, eine Kontinuität, die sozusagen von der Stadt in den Wald führt und von dem Wald wieder zurück in die Stadt.
    Wie finden die Leute zu den verschiedenen Schauplätzen?
    Da werden sie durch Gnomen und Kobolde hingelockt,
    Oberon der Geisterwelt schon angehören, die locken sie dahin durch pantomimische Zwischenspiele, sodass jeder den Schauplatz findet.
    Ist es nicht so, dass ein gewisses Kontinuum sein muss und dass jemand zum Beispiel auf den falschen Schauplatz gelangen kann und dadurch eine wichtige Szene versäumt?
    Das glaube ich nicht.
    Schauen Sie, die Schauplätze liegen sehr gut im Blickfeld.
    Es kann natürlich einer die musikalische Darbietung der Fairey Queen, die um 16 Uhr ist, auch besuchen.
    Er kann aber auch unten bleiben beim Sommernachtshalm.
    Das hat er ganz in der Hand.
    Aber finden wird jeder den Schauplatz.
    Wo sind die wesentlichen Schauplätze?
    Die Schauplätze sind im Schlosshof.
    an der seitlichen Front des Schlosses auf dem Wald unterhalb des Monatsschlosses.
    Da sind drei Schauplätze in Abständen von 200 Metern, einer vom anderen
    im Abstand von 50 Metern, und dann geht's wieder zurück, Schlosshof, und dann das große Schloss der Wettischmauer am Wasserpad.
    Das Steinteater spielt nicht mit.
    Das Steinteater spielt die Ferry Queen, die Opernfassung.
    Die musikalische Fassung, da spielen wir nämlich die Szenen, die bei Shakespeare nicht vorkommen, die nur bei Shakespeare angedeutet sind, aber die Expresseswerbes dort nicht vorkommen.
    Die spielen wir im Steinteater, die Opernfassung.
    Prof. Schulz, war doch immer so in den letzten Jahren, dass man Hellbrunn ertragen konnte, weil sich die Leute eben verteilten auf die verschiedenen Schauplätze.
    Wird das nicht nun so sein, dass alle immer gleichzeitig auf demselben Schauplatz sind?
    Nein, wir haben ja auch erstmal Platz für sehr viele Leute, also es kann sich entweder Steintheater jemand aussuchen oder unten den Wald und außerdem haben wir ja die vielen Randveranstaltungen noch, die auch nicht geringer geworden sind, die auch nur alle in die Shakespeare- bzw.
    Purcell-Zeit einbezogen sind.
    Herr Prof. Schuh, Shakespeare's Sommernachtstraum hat doch auch eine gewisse bittere Aussage.
    Es handelt vielleicht wie Mozart's Così fan tutte von der Austauschbarkeit der Liebe.
    Glauben Sie nicht, dass die an einem solchen Naturschauplatz, diese Aussage etwas verwischt wird, allzu gefällig aufgelockert wird?
    Nein, ich glaube gerade das nicht.
    Da der Wald unbequem, unwirklich wirkt, kommt gerade das heraus.
    Also sagen wir mal, der antizipierte Sigmund Freud,
    die Austauschbarkeit der Partner durch eine Droge, denn der Oberon gibt denen ja eine Droge, dass sie die, die sie geliebt haben, plötzlich nicht mehr sehen können, die anderen, die sie gar nicht interessieren, für die entflammen sich.
    Ich glaube gerade, dass man das im Freien, in der Natur, dass die Natur die Menschen weicht, dass man das gerade, also lieblich und liebenswürdig ist, in diesem Sommernachtsraum nicht,
    Da gibt es Krach, Streitszenen, Prügeleien, also alles das, was wir im sozusagen romantisierten Sommernachtstraum nie gesehen haben.
    Dieses Gespräch mit Oskar Fritz Schuh führte Volkmar Parchalk.
    Die Royal Shakespeare Company zählt zu den erfolgreichsten Schauspielgruppen in Großbritannien.
    Das Ensemble ist durch Gastspiele auch bei uns bekannt geworden.
    So wurde zum Beispiel vor einem Jahr die Aufführung von Shakespeare's Heinrich V. im Rahmen der Wiener Festwochen im Theater an der Wien gezeigt.
    Am vergangenen Dienstag wurde nun von der Royal Shakespeare Company das Stück »The Women Pirates, Anne Bonny and Mary Read« des jungen englischen Autors Steve Gooch im Aldwych Theatre in London uraufgeführt.
    Gooch hat sich in England auch in einen Namen als Übersetzer von Brecht, Kreutz und Fassbinder gemacht.
    Große Erwartungen wurden nun in sein neues Stück gesetzt.
    Erwartungen, die aber nicht erfüllt wurden, wie Lutz Liebel aus London berichtet.
    Gut eigene Stücke waren stets unverkennbar gezeichnet vom Einfluss des brechtschen Theaters, ohne dass es ihnen deshalb an Originalität oder poetischer Selbstständigkeit gemangelt hätte.
    Die von der Royal Shakespeare Company soeben uraufgeführten Frauenpiraten bleiben dagegen weit hinter den Erwartungen zurück, die man an den Autor und an das künstlerische Niveau des Ensembles richten durfte.
    The Women Pirates Anne Bonny and Mary Read ist ein abstruses Gemisch aus historischem Melodrama, modernem Musical und plakativem Agitprop zum Thema Frauenemanzipation, das sich gedanklich, motivisch, formal und musikalisch so eng an sein Vorbild bricht, einige seiner Lieblingsmotive aus den 30er Jahren, die episch-dramatische Struktur seiner Stücke wie ihre Darstellungstechnik anlehnt,
    Ja, selbst den Stil der Bühnenmusiken von Dessau und Eisler, Melodik, Rhythmus und Instrumentation, passagenweise so getreulich nachzuahmen versucht, als habe man hier das Exempel statuieren wollen, dass man Theater im Geiste brechts machen kann, ohne sich seiner eigenen Stücke bedienen zu müssen.
    Ein zweifellos richtiger Gedanke, nur dass Autor und Regisseur in diesem Fall von allen guten Geistern der Kunst des Theaters verlassen, nur mehr Klischees anzubieten haben.
    umschweifig und von Songs und chorischen Szenenansagen unterbrochen, erzählt das Stück die historisch ungenau belegte Geschichte zweier junger Frauen am Anfang des 18.
    Jahrhunderts.
    Beides uneheliche Kinder, von denen die eine als Junge erzogen wird und später als Landsknecht der englischen Truppen in den Flandrischen Kriegen kämpft.
    Die andere, Tochter eines irischen Rechtsanwalts, der nach Amerika auswandert, unter Indianern und Schmugglern aufwächst und dabei ebenfalls lernt, sich wie ein Mann zu behaupten.
    Beide schließen sich einer Piratenkommune an, die im Bereich der karibischen Inseln ihr Unwesen treibt, bis sie gefangen genommen und in Jamaika vor Gericht gestellt werden, wo sie dem Galgen nur entgehen, indem sie erklären, sie seien schwanger.
    Die Moral von der Geschichte, auch Frau ist Mann und wenn es darauf ankommt, ein besserer Mann.
    Denn die Männer, die im Stück den Ton angeben und die Geschicke lenken, spießige Gerganten, haarige Seebären, feige Offiziere, korrupte Richter, sind den schlagfertigen Weibern körperlich und geistig weit unterlegen.
    Weibliche Tücke triumphiert über männliche Präpotenz.
    Nun, es ist gewiss schön und gut, dass sich immer noch Männer für die Sache der Frau auf solche und andere Weise ins Zeug legen.
    Denn in der gesellschaftlichen Praxis, auf die sich Gutsch ausdrücklich bezieht, ist die Frau, trotz der Gesetze, die dies garantieren sollen, ja noch lange nicht in jedem Sinne gleichberechtigt.
    Doch das große Emanzipationsgeschrei, das die Frauen mit Unterstützung der progressiver denkenden Männer angestimmt haben, hat inzwischen auch zu grotesken Extremen der anderen Seite geführt und, wie Psychotherapeuten bestätigen, zu einer tiefen Verunsicherung vieler Frauen im Hinblick auf ihr Verhältnis zum Mann.
    Der Protest der unterdrückten Frau ist zur Pose geworden.
    Und posenhaft pathetisch und unfreiwillig komisch wirken denn auch die Reden und vor allem einige der Lieder der Piratenfrauen, wenn sie Arm in Arm mit verklärtem Ausdruck und kämpferischer Gebärde zum Refrain sich vereinen.
    Aber nun habe ich einen Genossen, eine Schwester, die mir nahe ist.
    Und ähnlich im Kokolores, bei dem man das Gefühl hat, dass die Schauspieler der Royal Shakespeare Company, die man selten so hilflos und unorganisiert gesehen hat,
    sich ebenso dumm vorkommen müssen wie das Publikum, dem man die chaotische Aufführung unter der Leitung des jungen Regisseurs Ron Daniels zumutet.
    Das Ganze also ein erstaunlicher Versager, der, wenn nicht alles täuscht, unter anderem auch der langen Reihe von Versuchen zuzuordnen ist, auf die man unter dem Titel Missverständnisse des britischen Theaters im Umgang mit Brecht immer wieder hinzuweisen sich verpflichtet fühlt.
    Nach diesem Beitrag aus London zum Abschluss des Mittagsjournalisten noch kurz ins Nachrichtenstudio.
    Frankreich.
    Der Vertreter der palästinensischen Befreiungsorganisation PLO in Paris, Esdinkalak, ist am Vormittag in seinen Büroräumen ermordet worden.
    Nach Polizeiangaben wurden in dem Gebäude der Arabischen Liga am Boulevard Ousmane mindestens drei weitere Personen schwer verletzt, als ein bewaffneter Mann in das Haus stürmte und sich im dritten Stock verschanzte.
    Zunächst waren drei Männer eingedrungen, doch konnten zwei von ihnen überwältigt und entwaffnet werden.
    In einem anonymen Anruf im Pariser Zentralbüro der Agence France-Presse wurde mitgeteilt, der Anschlag sei von der Verweigerungsfront der staatenlosen palästinensischen Araber durchgeführt worden.
    Der Anrufer bekannte sich im Namen seiner Organisation auch zum Überfall auf die irakische Botschaft am vergangenen Montag.
    Israel.
    Auf dem Zentralmarkt von Tel Aviv ist am Vormittag eine Bombe explodiert.
    Der Sprengstoff war unter dem Tisch eines Marktstandes versteckt worden.
    Durch die Explosion wurden zwei Personen getötet und etwa zehn verletzt.
    Der Karmelmarkt, der größte Tel Avivs, liegt am Rande der arabischen Altstadt von Jaffa und war heute Vormittag sehr stark besucht.
    Österreich Die Wirtschaftsminister der Bundesrepublik Deutschland, Österreichs und der Schweiz, Graf Lambsdorff, Staribacher und Honecker, sind am Vormittag auf Schloss Kleesheim bei Salzburg zu einem Meinungsaustausch über die Ergebnisse der Bonner Wirtschaftskonferenz der sieben wichtigsten Industriestaaten zusammengetroffen.
    Angesichts der wirtschaftlichen Verflechtung der drei Staaten soll auch die Situation im gegenseitigen Warenaustausch ausführlich erörtert werden.
    Der außenpolitische Sprecher der SPÖ und ehemalige Präsident der Parlamentarischen Versammlung des Europarates, Professor Karl Tschernetz, ist heute früh in Wien nach kurzer schwerer Krankheit im Alter von 68 Jahren gestorben.
    Der ÖVP-Abgeordnete Schwimmer hat am Vormittag vor Journalisten die Wirtschaftspolitik der Bundesregierung angegriffen und dabei von zerrütteten Staatsfinanzen, von einem kaum mehr finanzierbaren Budgetdefizit und der höchsten Steuerbelastung gesprochen, die es jemals in Österreich gegeben habe.
    Keimel sagte, mit 45 Prozent Steuerbelastung stehe Österreich an vierter Stelle aller Staaten.
    Die Staatsverschuldung sei in den vergangenen acht Jahren um 430 Prozent gestiegen.
    Nach Ansicht des ÖVP-Abgeordneten werde das schrumpfende Wirtschaftswachstum zu harten Verteilungskämpfen und zu steigender Arbeitslosigkeit vor allem auf dem Stahlsektor führen.
    USA.
    Das Repräsentantenhaus in Washington hat mit 280 gegen 103 Stimmen beschlossen, die gesamte Auslandshilfe für Syrien in Höhe von 90 Millionen Dollar zu streichen.
    Begründet wird dieser Beschluss mit den Morden an christlichen Zivilisten durch die syrische Friedenstruppe im Libanon.
    Wenn der Senat diesen Beschluss billigt, wird jegliche Wirtschaftshilfe der USA für Syrien mit Beginn des neuen amerikanischen Fiskaljahres am 1.
    Oktober eingestellt.
    Libanon Die Kämpfe zwischen christlichen Milizen und libanesischen Regierungstruppen in den südlichen Grenzgebieten haben an Heftigkeit zugenommen.
    In Beirut werden allerdings Berichte zurückgewiesen, wonach die Regierungssoldaten bereits den Rückzug angetreten hätten.
    Der syrische Außenminister Kadam traf am Vormittag in Beirut mit dem libanesischen Staatschef Sarkis zu einem Gespräch zusammen.
    Kadam wird vom syrischen Generalstabschef Jehaib Ibb geleitet,
    Der syrische Delegation gehört Ministerpräsident Al-Khoss sowie Außen- und Verteidigungsminister Boutros an.
    Über den Inhalt und die Ergebnisse der Unterredung wurden bisher nichts bekannt.
    Mit dieser Zusammenfassung der wichtigsten Meldungen und Journalbeiträge ist das Mittagsjournal beendet.
    Meine Damen und Herren, die Journalredaktion meldet sich wieder heute Abend um 18.30 Uhr im Programm Österreich 1.
    Nachrichten gibt es zu jeder vollen Stunde im Programm Österreich 3.
    Im Namen des Mittagsjournalteams verabschiedet sich Edgar Sterbens.
    Auf Wiederhören.
    Untertitel der Amara.org-Community

    Beiträge dieses Journals

    Nachrichten
    Datum: 1978.08.03 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Wetterbericht
    Datum: 1978.08.03 [Sendedatum]
    Schlagworte: Natur ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Bombenattantat in Zentralmarkt von Tel Aviv, mehrere Araber festgenommen
    Mitwirkende: Meisels, Moshe [Gestaltung] , Sterbenz, Edgar [Moderation]
    Datum: 1978.08.03 [Sendedatum]
    Ort: Tel Aviv
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Überfall auf PLO-Büro in Paris, Unruhe bei der Polizei, Kritik am Verhalten der Regierung
    Mitwirkende: Fuhrmann, Thomas [Gestaltung] , Sterbenz, Edgar [Moderation]
    Datum: 1978.08.03 [Sendedatum]
    Ort: Paris
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Streik der Piloten und des Bodenpersonals in Italien, Einstellung aller Flüge
    Mitwirkende: Gallus, Rolf [Gestaltung]
    Datum: 1978.08.03 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Aktivitäten um möglichen Austausch des verurteilten Bürgerrechtskämpfers Schtscharanski
    Mitwirkende: Coudenhove-Kalergi, Barbara [Gestaltung]
    Datum: 1978.08.03 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Wirtschaftsministertreffen in Salzburg Österreich - BRD - Schweiz
    Mitwirkende: Kerbler, Michael [Gestaltung]
    Datum: 1978.08.03 [Sendedatum]
    Ort: Schloß Kleßheim [Veranstaltungsort]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Politik Österreich ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Nachruf auf den SPÖ-Politiker Karl Czernetz
    Mitwirkende: Bock, Hellmuth [Gestaltung]
    Datum: 1978.08.03 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik ; Politik Österreich ; Gesellschaft ; Medien und Kommunikation ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    ÖVP-Kritik an Steuerpolitik der Regierung
    Einblendung: ÖVP-Wirtschaftssprecher Keimel
    Mitwirkende: Langsteiner, Hans [Gestaltung] , Keimel, Otto [Interviewte/r]
    Datum: 1978.08.03 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Gesellschaft ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Salzburger Fest in Hellbrunn unter dem Motto "Sommernachtstraum"
    Interview: Oscar Fritz Schuh
    Mitwirkende: Parschalk, Volkmar [Gestaltung] , Schuh, Oscar Fritz [Interviewte/r]
    Datum: 1978.08.03 [Sendedatum]
    Ort: Hellbrunn bei Salzburg / Lustschloss [Veranstaltungsort]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Kultur ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
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    Inhalt: Nachrichten
    Uraufführung des Emanzipationsstückes "Women Pirates, Ann Bonney and Mary Read" von Steve Gooch in London
    Mitwirkende: Liebelt, Lutz [Gestaltung]
    Datum: 1978.08.03 [Sendedatum]
    Ort: London [Ort der Aufführung]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Kultur ; Theater ; Musik ; U-Musik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten

    Katalogzettel

    Titel Mittagsjournal 1978.08.03
    Spieldauer 00:59:49
    Mitwirkende Sterbenz, Edgar [Moderation]
    Steinwendner, Wolfgang [Regie] [GND]
    ORF [Produzent]
    Datum 1978.08.03 [Sendedatum]
    Schlagworte Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt
    20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ audio
    Format TKA [Tonband auf Kern (AEG)]
    Sprache Deutsch
    Rechte Mit freundlicher Genehmigung: ORF
    Signatur Österreichische Mediathek, jm-780803_k02
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