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KI-generiertes Transkript
Mittagsschornal.
Guten Tag, verehrte Damen und Herren.
Bernd Burchard begrüßt Sie im Namen von Redaktion und Technik.
Unser heutiges Mittagsschornal, das sich wieder über 60 Minuten erstreckt, steht vorrangig im Zeichen des GSSR-Konfliktes.
Dazu erwarten wir in Schlagzeilen formuliert folgende Beiträge.
Situationsbericht aus Prag.
Bericht aus Belgrad über Aufenthalt des CSSR-Außenministers Hayek, scharfe Angriffe der Pravda gegen Dubček, Mobilmachung in Rumänien, einen Kommentar zur Sitzung des Weltsicherheitsrates aus New York, einen Bericht aus Berlin über Reaktionen aus der DDR.
Französisches ZK tagt in Paris.
Grenzberichte aus Budweis und von der ostdeutsch-tischoslowakischen Grenze.
Einen Kommentar zu den politischen Gruppierungen in der GSSR von Chefredakteur Alfons Thalmer, eine gesprochene Landkarte über die Situation in der GSSR sowie eine Inlandspresseschau zu den gestrigen Ereignissen.
Soweit die Beiträge zum Geschehen in der GSSR.
Darüber hinaus berichten wir von der Abreise des Papstes zum 39.
Eucharistischen Kongress nach Bogotá und von neuen Kämpfen in Vietnam.
Doch zuerst die Nachrichten, die heute Emil Kolbacher liest.
Österreich.
Wie der österreichische Rundfunk in einem Telefonat mit der tschechoslowakischen Botschaft in Belgrad erfuhr, hat der noch im Amt befindliche tschechoslowakische Außenminister Jerzy Hajek die Absicht, heute auf dem Luftwege in die Vereinigten Staaten zu reisen.
Hayek, der während des Einmarsches der Truppen der Warschauer Paktstaaten in der Tschechoslowakei zu einem Urlaubsaufenthalt an der Adria weilte, will vor dem Weltsicherheitsrat über die jüngste Entwicklung in seiner Heimat sprechen.
In einer um 13 Uhr von Frankfurt abfliegenden Lufthansa-Maschine wurde ein Platz für ihn gebucht.
Die tschechoslowakische Nachrichtenagentur GTK und einige große Zeitungen sind von sowjetischen Panzerfahrzeugen hermetisch abgeriegelt.
Die Schießereien in Prag gingen auch während der Nacht und in den Morgenstunden weiter.
Die Straßenbahn und Buslinien der Stadt sind unterbrochen.
Am Vormittag wurden die Moldaubrücken für den Verkehr freigegeben.
Wie Radio Prag meldet, ist heute um 11.15 Uhr der außerordentliche Kongress der Kommunistischen Partei der Tschechoslowakei eröffnet worden.
Vorläufig nehmen an dem Kongress 59 Delegierte teil, doch kommen ununterbrochen weitere Delegierte und viele andere werden noch in Prag erwartet.
In der Nähe von Breslau, so meldet Radio Prag ferner, haben sowjetische Okkupationskräfte eine Delegiertengruppe aus der Slowakei, die nach Prag in einem Wagen unterwegs war, aufgehalten und vorläufig die Weiterreise verweigert.
Der Ort, an dem der Kongress in Prag stattfindet, wurde von Radio Prag nicht bekannt gegeben.
Nach einer der neuesten Meldungen des Prager Rundfunks ist über die tschechoslowakische Hauptstadt das Standrecht verhängt worden.
Der Befehlshaber der Okkupationstruppen hat jede Ausgabe von Druckschriften und Flugblättern verboten, ein Versammlungsverbot erlassen und eine Ausgangssperre in den Nachtstunden verhängt.
Auf dem Altstädter Rathausplatz versammeln sich zur Stunde mehrere tausend Jugendliche zu einer Demonstration, die während des Generalstreiks abgehalten werden soll.
Der Rundfunk sendet ununterbrochen Aufrufe, den Rathausplatz freizumachen.
Die Gewerkschaften haben für heute Mittag 12 Uhr einen Generalstreik angekündigt.
Inzwischen sind die Mitglieder des tschechoslowakischen Zentralkomitees, die sich zur Zusammenarbeit mit den Okkupanten bereiterklärt haben, in der sowjetischen Botschaft zusammengetreten, um eine neue Regierung zu bilden.
Dies teilte eine tschechoslowakische Rundfunkstation ohne weitere Einzelheiten mit.
Am Vormittag waren vier Mitglieder des Zentralkomitees der Zusammenarbeit mit den Okkupanten beschuldigt worden.
Es sind dies Bilak, Barbirek, Indra und Kolder.
Die Mitglieder des Parlaments wurden für 14.30 Uhr vom freien Sender Prag zu einer Sondersitzung aufgerufen.
Die Militärmaschinerie der fünf an der Invasion in der Tschechoslowakei beteiligten Ostblockstaaten läuft auf Hochtouren.
Die Zufahrtsstraßen nach Prag werden von Panzern überwacht.
Radio Brünn hat unterdessen seine Sendungen in neuen Räumen aufgenommen, nachdem die Räume des Senders am Vormittag von sowjetischen Soldaten besetzt worden waren.
Das Personal wurde unter Waffengewalt vertrieben.
Der Sitz der internationalen Organisation der Journalisten in Prag wurde ebenfalls von Okkupationseinheiten besetzt.
Die Journalisten der Tschechoslowakei haben zurzeit die Möglichkeit, sich über acht bis zehn lokale Sender, die auf der gleichen Frequenz arbeiten, an die Bevölkerung zu wenden.
Rumänien.
In Bukarest findet gegenwärtig eine Sondersitzung der großen Nationalversammlung Rumäniens statt.
Einziger Punkt der Tagesordnung ist eine Prinzipienerklärung über die rumänische Außenpolitik, die Staats- und Parteivorsitzender Ceaușescu abhielt.
Ceausescu erklärte zu Beginn seiner Rede, Rumänien befinde sich ab sofort im Zustand der Mobilmachung.
Er verurteilte Ferner noch einmal in scharfer Form die jüngsten Vorgänge in der Tschechoslowakei.
Der rumänische Staats- und Parteichef verlangte den sofortigen Rückzug der Truppen der Warschauer Paktstaaten aus der Tschechoslowakei und stellte Ferner die Forderung auf, dass nur eine frei gewählte Regierung das Land regieren könne und allein die legalen Organe befugt seien zu verhandeln.
Österreich.
Der Parteivorsitzende der SPÖ trat gestern Abend unter Vorsitz von Dr. Kreisky zusammen, um die Berichte von Zentralsekretär, Abgeordneten Probst und Abgeordneten Zettel über deren Besprechungen mit Regierungsmitgliedern entgegenzunehmen.
Der SPÖ-Parteivorstand verurteilte die militärische Intervention der Warschauer Paktstaaten in der Tschechoslowakei und rückte den tschechoslowakischen Volk seine Sympathie aus.
Die Vorgänge in der GSSR haben bewiesen, so heißt es in der sozialistischen Korrespondenz, dass die kommunistischen Diktaturen nicht bereit seien, innerhalb ihres Machtbereiches Freiheitsbestrebungen zu tolerieren.
Die kommunistischen Führer im Westen versuchten sich nun von dem Vorgehen der Sowjets zu distanzieren, um den völligen Zusammenbruch ihrer Parteien zu verhindern.
Diese verspäteten Distanzierungsversuche seien jedoch unglaubwürdig.
Der Leiter der tschechoslowakischen Passkontrolle bei Vulovic teilte heute mit, dass auf tschechoslowakischer Seite die Grenz- und Zollabfertigung weiterhin nach den internationalen Bestimmungen erfolge.
Die Bahnverbindung zwischen Österreich und der Tschechoslowakei ist dagegen zum Teil unterbrochen.
Heute erreichte lediglich der Chopin Express Wien.
Die österreichische Postverwaltung ist bemüht, den Postverkehr mit der Tschechoslowakei in vollem Umfang aufrecht zu erhalten.
Wie die Austria-Presseagentur aus der Generalpostdirektion erfährt, funktioniert der halbautomatische Telefonverkehr mit der Tschechoslowakei.
Die Fernsprechteilnehmer müssen allerdings längere Wartezeiten in Kauf nehmen.
Pakete und Briefe werden nach der Tschechoslowakei von der österreichischen Post normal abgefertigt und weitergeführt, doch ist nicht bekannt, ob diese die Adressaten erreichen.
Sowjetunion.
Die Moskauer Pravda beschuldigt in ihrer heutigen Ausgabe den tschechoslowakischen Parteichef Dubček zum ersten Mal direkt, er habe zur Konterrevolution in der Tschechoslowakei beigetragen.
In dem zweiseitendangen Artikel der Pravda heißt es unter anderem, Dubček und seine Anhänger hätten einem rechtsgerichteten Opportunismus gehuldigt.
Italien
Papst Paul VI.
ist heute zur Teilnahme am eucharistischen Weltkongress in die kolumbianische Hauptstadt Bogota abgeflogen.
Er wird in Kolumbien um 15 Uhr mitteleuropäischer Zeit eintreffen.
Mit dem Papst reisen unter anderem 55 Journalisten.
Israel.
Aufgrund eines Streikaufrufes des im Untergrund arbeitenden Arabischen Nationalkomitees an die arabische Bevölkerung von Jerusalem blieben heute sämtliche Geschäfte der Araber geschlossen.
Lediglich die öffentlichen Verkehrsmittel zwischen dem ehemaligen jordanischen Kaiserstadt und dem Ostufer des Jordan blieben in Betrieb.
Mit dem Streikaufruf soll gegen die Ausschreitungen israelischer Jugendlicher in der Jerusalemer Altstadt vom vergangenen Sonntag protestiert werden.
Ägypten.
Einer der Söhne des tschechoslowakischen Parteichefs, der 19-jährige Peter Dubček, hält sich gegenwärtig als Tourist in Ägypten auf.
Auf Befragen lehnte er in Alexandria Stellungnahmen zu der Besetzung seiner Heimat ab.
Peter Dubček erklärte, er wolle zunächst, wie geplant, noch zwei Wochen in Ägypten bleiben.
Bundesrepublik Deutschland.
Der Bonner Außenminister Brandt sowie die Bundesminister Wehner und Wischniewski haben wegen der Ereignisse in der Tschechoslowakei ihre Teilnahme an der in Kopenhagen stattfindenden Konferenz des Generalrates der Sozialistischen Internationale abgesagt.
Die SPD wird auf der Konferenz unter anderem durch das geschäftsführende Präsidiumsmitglied Alfred Nau vertreten.
Das Auswärtige Amt in Bonn hat die deutsche Botschaft in Rom angewiesen, bei der italienischen Regierung wegen der Kontrolle am Brennerpass vorstellig zu werden.
Nach einem Bericht des sozialdemokratischen Abgeordneten Schmidt-Wockenhausen müssten deutsche Urlauber bei der Reise von oder nach Italien Schwierigkeiten durch die italienischen Grenzkontrollen in Kauf nehmen.
Österreich
Bei den 170 österreichischen Sparkassen erreichten die Gesamteinlagen Ende Juni einen Stand von 48,3 Milliarden Schilling.
Die Zunahme der Spareinlagen nahm gegenüber derselben Vorjahresperiode um 13 Prozent ab.
Beamte des Entminungsdienstes haben heute im Gemeindegebiet Hammerteich im Bezirk Oberpullendorf fünf angeschwemmte scharfe ungarische Holztretminen entdeckt.
Die Minen, die auf den bewaldeten Hängern des geschrieben Steins lagen, wurden entschärft.
USA.
Kunstwerke im Wert von rund 36,5 Millionen Schilling wurden in Bradford im Bundesstaat Pennsylvania einem Sammler gestohlen.
Die bisher unbekannten Einbrecher entwendeten insgesamt 16 Kunstgegenstände, zum größten Teil Gemälde.
Das waren die Meldungen und nun das Wetter.
Eine Hochdruckzone erstreckt sich von Skandinavien nach Westeuropa.
Ihr Einfluss auf den Wetterablauf in Österreich bleibt vorerst noch gering, da nördliche Höhenwinde schwache Störungen von der Tschechoslowakei südwärts führen.
Dabei ist der Osten des Bundesgebietes stärker betroffen als Westösterreich.
Die Aussichten bis morgen früh, in der östlichen Hälfte des Bundesgebietes wechselnd bis stark bewölkt, örtlich Regenschauer oder Gewitter.
Nach Westen zu heiter bis folgig.
Nachmittagstemperaturen im Osten 18 bis 22, im Westen 20 bis 26 Grad.
Temperaturen morgen früh 8 bis 15 Grad.
Das waren die Nachrichten und das Wetter.
Der tschechoslowakische Außenminister Jerzy Hajek soll nach noch unbestätigten Meldungen von Belgrad zum Sitz der Vereinten Nationen in New York abgereist sein.
Dort tagte heute Nacht bereits der Weltsicherheitsrat zum Thema GSSR.
Wir blenden zurück und bringen nun einen Bericht über die Debatte, den uns Rudolf Stoiber aus New York schickte.
Bevor die eigentliche Debatte begann, kam die Überraschung der Sicherheitsratssitzung.
Der Präsident kündigte an, dass der Vertreter der Permanenten Mission der Tschechoslowakei, dass er Suchen gestellt hatte, zur Teilnahme an der Sicherheitsratssitzung zugelassen zu werden.
Diesem Ersuchen wurde ohne Einspruch stattgegeben.
und der geschäftsführende tschechische Delegierte Jan Mujik nahm seinen Platz ein und gab eine Erklärung ab, die die Darstellung der Ereignisse, wie der sowjetische Delegierte sie abgegeben hatte, widerlegte.
Er erklärte, dass er aufgrund ausdrücklicher Instruktionen des tschechischen Außenministers Dr. Jerzy Hayek handele und verlas in folgenden vier Kommunikationen, die die tschechische UNOMISSION im Verlauf des gestrigen Tages
von dem Außenministerium, von zehn Regierungsmitgliedern und dem Präsidium der tschechischen Nationalversammlung erhalten hatte.
Aus diesen Kommunikationen, die in krassem Widerspruch zur sowjetischen Darstellung stehen, geht hervor, dass die Truppen der fünf Staaten ohne Wissen der tschechischen Regierung einmarschiert sind.
Dass die tschechische Regierung entschieden gegen die Besetzung protestiert und den ersten Abzug der Besatzungsgruppen verlangt.
dass das Präsidium der Nationalversammlung die sofortige Freilassung Dubček und der anderen Regierungsmitglieder, die von der Sowjetunion interniert und inkommunikabel gehalten werden, fordert.
Und schließlich, dass die Regierungen der Welt und die Weltöffentlichkeit aufgefordert werden, die legitimen Forderungen des tschechischen Volkes zu unterstützen.
Jan Musik, nur vier Sitze vom sowjetischen Stellvertretenden, Außenminister Malik, entfernt.
schloss seine sachliche Darstellung der wirklichen Ereignisse in der CSR, indem er sagte.
Die Veränderungen in der CSR seit Januar wurden nur zur Verbesserung des sozialistischen Systems gemacht und um die Republik näher an die Ziele des Sozialismus heranzuführen.
und alle Menschenrechte und Freiheiten einzusetzen, die integrale Bestandteile jedes sozialistischen Systems sein sollten.
In der darauffolgenden Debatte forderten die Vertreter der USA, Großbritannien, Frankreichs, Dänemarks und Kanadas die Verurteilung des Vorgehens der Sowjetunion und ihrer vier Verbündeten sowie den sofortigen Rückzug der Besatzungsgruppen.
Der sowjetische Delegierte konterte die Darstellung des tschechischen Delegierten mit der Verlesung eines langatmigen Schreibens tschechischer Führer, die er nicht namentlich identifizierte und das ihm soeben aus Prag übermittelt worden sei und in dem die Sowjetunion um Hilfe aufgefordert wird.
Dieses Schreiben sollte offensichtlich die Anwesenheit der Besatzungsgruppen legitimieren, die, wie Botschafter Malik schon bei seinem Protest gegen die Sicherheitsratssitzung erklärt hatte,
sich auf Einladung der legitimen Regierung der Tschechoslowakei im Lande befinden.
In seiner zweiten Marathon-Rede beschuldigte Jakob Malik die USA und die Deutsche Bundesrepublik der Einmischung in interne tschechische Angelegenheiten.
Und es war ihm offensichtlich darum zu tun, den Eindruck zu erwecken, als hätten die NATO-Staaten versucht, die CSR aus dem Block der Warschau-Paktstaaten für ihre eigenen finsteren Ziele herauszulösen.
Maliki zeichnete das Gespenst eines Dritten Weltkriegs, der durch das Eingreifen der Sowjetunion in der GSR und durch die damit verbundene Stabilisierung verhindert wurde.
Der Sicherheitsrat vertagte sich um 4.15 Uhr mitteleuropäischer Zeit und wird seine Debatte um 15.30 Uhr wiederum aufnehmen.
Soweit der Bericht von Rudolf Stoiber aus New York.
Über die heutige Nachmittagssitzung des Weltsicherheitsrates berichten wir Ihnen im Abendsjournal.
Bekanntlich hat die rumänische Staats- und Parteispitze äußerst scharf auf die Intervention der fünf Warschauer Paktstaaten in der GSSR reagiert.
Schon gestern hatte Parteichef Ceaușescu erklärt, wenn die Sowjetunion behaupte, die GSSR sei von der Konterrevolution gefährdet, so könne man dasselbe über kurz oder lang von Rumänien sagen.
Man werde daher Garten zusammenstellen und das ganze Land in höchste Verteidigungsbereitschaft versetzen, so Ceaușescu gestern.
Wie ist nun die Situation in Rumänien am heutigen Tag?
Gundemar Eibäcker telefoniert im Nebenstudio mit Manfred Schifter aus Bukarest.
Guten Tag, Kollege Schifter.
Wie beurteilt man in Rumänien die Situation in der CSSR?
Wie reagiert die Bevölkerung auf die Meldungen?
Bevölkerung und Zentralkomitee reagieren außerordentlich leidenschaftlich.
Gestern um 13 Uhr fand vor dem Gebäude des Zentralkomitees zwischen Zentralkomitee und Königspalast auf einem riesigen Platz hier im Zentrum von Bukarest eine Massenveranstaltung statt, bei der etwa 3.000 bis 5.000 Menschen zugegen waren.
Vor dieser Masse von Menschen, die außerordentlich enthusiasmiert wurden,
hat Nicolae Ceaușescu, der Vorsitzende des Zentralkomitees, eine Erklärung abgegeben, die im Wesentlichen folgenden Inhalt hatte.
Erstens, man protestiert leidenschaftlich rumänischerseits gegen die Einmischung in die Angelegenheiten der Sozialistischen Republik der Tschechoslowakei.
Zweitens, die Rumänen verwahren sich dagegen,
dass auch in ihre Angelegenheiten man hineinredet und werden sich, und sind der Meinung, dass jede sozialistische Republik das Recht hat, ihren eigenen sozialistischen Weg zu gehen.
Die übliche Phrase.
Drittens, das Zentralkomitee, hallo, sind Sie noch da?
Ja, ja, ja, wir haben im Augenblick eine Störung.
Arbeiter, Bauern und Intellektuelle in Bereitschaft zu stehen haben.
Das bedeutet praktisch, dass gewisse Jahrgänge bereit sein müssen, in kürzester Zeit zum Militär einzurücken.
Das ist eine echte Mobilmachung, eine militärische Mobilmachung und nicht ein Schlagwort.
Es ist auch keine echte Mobilmachung im Sinne von Einrückungs- und Einberufungsbefehlen.
Jedoch ist die Mobilmachung an sich beschlossen.
Man wird und kann über Nacht durch eine einzelne Entscheidung vom Ceausescu aktiviert werden.
Da sage ich bitte, ich bin so stark gestört, hören Sie mich noch?
Ja, ja, Sie sind gerade noch verständlich, zeigt mir die Technik, die dieses Gespräch ja mit abhört.
Ja, also bitte, dann ist es aber etwas zu sagen, dass die russische, die ungarische, die polnische und die ostdeutsche Botschaft hier in Bukarest von Militär zerniert.
Es haben gestern etwa am Nachmittag 200 Menschen versucht, gegen die russische und ostdeutsche Botschaft vorzudringen, wurden aber vom Militär sofort abgeblockt.
Herzlichen Dank, Manfred Schifter, für diesen direkten Bericht aus Bukarest.
Auf Wiederhören.
Auf Wiederhören.
Guten Tag, Herr Kalupa.
Ja gut, danke Burkas.
Herr Kalupa, gemäß den Informationen, die wir im Verlauf des heutigen Vormittags erhalten haben, hat der tschechoslowakische Außenminister Jerzy Harek Belgrad bereits verlassen, um sich zum Sitz der Vereinten Nationen in New York zu begeben.
Was wissen Sie darüber Neues?
Ob er nun Belgrad tatsächlich verlassen hat oder noch hier ist, ist schwer zu sagen.
Tatsache ist, dass vier tschechoslowakische Minister, das heißt Außenminister Jerzy Harek, Wirtschaftsminister Otasik, Planungsminister Franciszek Prasak,
und der Chef der Plankommission Stefan Gasparek im Laufe der Nacht in Belgrad eingetroffen sind und hier Beratungen abgehalten haben.
Die czerowakische Botschaft behauptet, dass sie weiterhin Besprechungen führen und deshalb ist vielleicht die Meldung nicht ganz zutreffend.
Aber es ist durchaus möglich und auch naheliegend, dass sich Herr Hayek nach New York begibt, um dort einen Einfluss auf die Beratungen des Weltsicherheitsrates zu nehmen.
Jedenfalls haben die vier Minister im Laufe der Nacht einen flammenden Appell an die Weltöffentlichkeit gerichtet und einen Protest gegen die militärische Okkupation der Tschechoslowakei.
Sie stellten ausdrücklich fest, dass kein Mitglied der tschechoslowakischen Regierung oder Parteiführung die Warschau-Pakt-Mächte um eine Intervention in der Tschechoslowakei ersucht hätten.
Und dass diese Behauptung, die ja die Warschau-Pakt-Mächte aufstellen, ein offensichtliches Betrugsmanöver darstellt,
Diese vier tschechoslowakischen Minister haben darüber heraus erklärt, dass sie ihre Regierungsfunktionen vom Ausland her weiter ausüben wollen, worin man vielleicht die ersten Ansätze einer zur Ausübung der Regierungsgewalt durch die legale Regierung vom Ausland her erkennen könnte.
Herr Kalupa, wurde dieser Appell der vier tschechischen Minister in jugoslawischen Bädern verlautbart?
Und gab es irgendeine Reaktion der Öffentlichkeit in Jugoslawien?
wird jeden Tag, möchte ich sagen, von Stunde zu Stunde empörter hier.
Es ist für heute Nachmittag eine Massendemonstration angesagt worden, zu welcher die Bevölkerung aufgerufen wurde und wo gegen den Überfall der Chorsovakei durch die Warschau-Paktmächte protestiert werden soll.
Gestern Abend hat ja bekanntlich das Parteipräsidium, Staatspräsident Dieter, diese Intervention bereits verurteilt.
Herr Kalupa, Tito hatte doch gestern die Bevölkerung aufgerufen, es zu keinen Demonstrationen kommen zu lassen.
Die Situation hat sich also zweifellos verändert inzwischen.
Ohne Zweifel.
Der Druck von unten scheint bedeutend größer zu sein als die von der Staatsführung an den Tag gelegte Klugheit.
Danke vielmals, Herr Kalupa, für diesen Bericht aus Belgrad.
Auf Wiederhören.
Auf Wiederhören.
Und wir gehen nun direkt zur GSSR und rufen Walter Walther von Studio Linz, der mit einem Kollegen von Radio Budweis sprach.
Kollege Linker, würden Sie uns bitte einen kleinen Situationsbericht geben, wie es derzeit in Budweis aussieht?
Die Situation bei uns in Budweis schaut so aus.
Wir senden noch immer frei.
Hier bei uns in unserem Studio sind keine, kein Militär.
Nix.
Nur der Sender, der sendet nimmer mehr.
Wir müssen auf anderen Sender senden.
Und hier in der Stadt, jetzt in dieser Zeit, stehen die Panzer.
Hier und da fahren die Panzer durch.
Und die Soldaten mit unseren Leuten reden.
Und die Situation ist so, wie ich gesagt habe, in der Frieden.
Die Soldaten weinen.
Manche auch sind sehr...
Hässlich, kann man sagen.
Ich weiß nicht, ob der Ausdruck ganz genau ist.
Sagen wir, unfreundlich, ja?
Ja.
Die wollen nicht diskutieren.
Aber viele, viele von Soldaten diskutieren.
Oder gehen sie von Danks gar nicht hinaus.
Und sogar hier vor uns steht ein Dank.
Und da sitzen die Kinder drauf, auf diesem Dank.
Leute, sind auch Schriften dort.
Die wollen Freiheit, aber nicht solche.
Und ist eben blutweiß geschossen worden?
Ist in Budweis geschossen worden?
Nein.
Nicht?
Nein, nein.
Alles ist ruhig.
Und bitte, man hat gesagt, dass die Geschäfte in Budweis geschlossen seien.
Nein.
Nein, es wird verkauft.
Ja?
Es wird verkauft.
Nur wir sagen, dass diese Armee, sollen die Geschäfte nicht verkaufen.
Ach so.
Und dann hat es geheißen, dass die Tankstellen, wo man Benzin bekommen kann, von russischen Soldaten besetzt sein sollen.
Nein.
Auch nicht?
Können Sie mir sagen, auf welcher Wellenlänge Sie senden?
Auf 314 Meter.
314.
Und haben Sie noch immer Verbindung auch mit Prag?
Nein, mit Prag aber nur durch Ether.
Also telefonisch nicht?
Aha, und können Sie sich mit Ihren Kollegen in Prag verständigen über ETA?
Ja, genau, kennen wir.
Ja?
Kennen wir, aber, na, das geht nicht zum Teil.
Aha, ja, ich kann verstehen, dass es nicht gut geht, nicht?
Ja.
Ja, schön.
Kollege Linker, ich danke Ihnen herzlich.
Ja, nichts zum Danken.
Danke, Walter Walther, für dieses Gespräch mit einem Kollegen von Radio Budweis.
Die Vorgänge in unserem nördlichen Nachbarland in den letzten 36 Stunden stehen im Mittelpunkt der Kommentare der heutigen österreichischen Tageszeitungen.
Dabei werden nicht nur Vergleiche mit der Invasion Ungarns vor mehr als zwölf Jahren gezogen, sondern auch die Motivation für die Entscheidung der sowjetischen Führung untersucht und die Auswirkungen auf den internationalen Kommunismus, auf das West-Ost-Verhältnis und ganz allgemein auf die Sicherheit in unserer Welt herausgearbeitet.
Auf fünf von zehn Seiten seiner heutigen Ausgabe beschäftigt sich das Zentralorgan der Kommunistischen Partei Österreichs, Volksstimme, mit den Ereignissen in der Tschechoslowakei.
Die Schlagzeile allein umreißt die Haltung der österreichischen Kommunisten.
Sie lautet
die KPÖ gegen den Einmarsch.
Darunter heißt es, schlagartig rückten Truppen von fünf Warschauer Paktstaaten in der Nacht zu Mittwoch in die GSSR ein.
Sie beriefen sich dabei auf einen Hilfeappell von Mitgliedern der Partei und Regierungsführung der GSSR, ohne jedoch einen einzigen Namen zu nennen.
Das Wort Hilfeappell druckt die Volksstimme unter Anführung ab.
Später heißt es, das politische Büro der KPÖ hat den Einmarsch in die GSSR missbilligt.
Auf den folgenden Seiten wird nicht nur der Einmarsch der fremden Truppen bis ins Detail geschildert, sondern auch ausführlich die Empörung der tschechoslowakischen Bevölkerung.
Der Kurier stellt in seinem Leitartikel, der unter dem Titel Der Einmarsch von Eberhard Strohhal verfasst wurde, die Frage, Anfang des Endes oder Ende des Anfangs.
Weiter heißt es, im Augenblick scheint es, als ob die Blüten des Prager Frühlings im Herbst keine Früchte tragen sollten.
dass eiskalte Berechnung einer oder der sowjetischen Führungsgruppe alles zunichte macht, was den größten Teil der Bevölkerung in der Tschechoslowakei in den letzten Monaten zunehmend mit Hoffnung und Zuversicht erfüllte.
Geben wir zu, schreibt Chefredakteur Strohal, wir alle haben geirrt, die wir noch gestern glaubten, die Sowjets würden zwar bis an den äußersten Rand der Intervention gehen, alles tun, um die politische Führung und Bevölkerung einzuschüchtern, unter Druck zu setzen, zu erpressen, den letzten Schritt aber unterlassen.
Die wir glaubten, der Kommunismus sei in einem Wandlungsprozess begriffen und die Sowjets wüssten die Zeichen der Zeit zu deuten und sich, wie widerwillig immer, einer unaufhaltsamen Entwicklung zu fügen.
Nichts davon.
Die Sowjets haben sich mit diesem folgenschweren Schritt nicht nur als Erzkonservative, sondern auch als erzreaktionäre Macht erwiesen.
Die Arbeiterzeitung arbeitet in ihrem Leitartikel vor allem den Unterschied zwischen den Ereignissen in der GSSR und denen von 1956 in Ungarn heraus.
Unter dem Titel »Prag ist nicht Budapest« heißt es, vor zwölf Jahren konnten die ungarischen Freiheitskämpfer noch glauben, die westliche Welt, besonders Amerika, werde ihnen zu Hilfe kommen.
Dass dies nicht geschah, war tragisch, aber es hat der Welt wahrscheinlich einen dritten Weltkrieg erspart.
Diesmal glaubte von Anfang an niemand, Amerika oder der Westen wäre der Tschechoslowakei zu Hilfe kommen.
Die Politik Dubčeks und seiner Freunde war auch gar nicht auf diese Möglichkeit eingerichtet.
Zur Politik der Prager Führung schreiben die Salzburger Nachrichten, die Vorgänge vor der Invasion hätten bestätigt, dass es Dubček und seinen Mitarbeitern ernst und ehrlich war mit einer Liberalisierung und Demokratisierung des Kommunismus in ihrem Lande.
Das Experiment ist gescheitert.
Kommunismus und Demokratie lassen sich nicht vereinen.
Sie verhalten sich zueinander wie Feuer und Wasser.
Harte Zeiten stehen nun den armen Völkern jenseits des Eisernen Vorhanges bevor, schreiben die Salzburger Nachrichten.
In den oberösterreichischen Nachrichten schreibt Hermann Polz, Politik ist Macht.
Je größer der Staat, desto größer die Macht.
Ein großer Staat kann Ordnungsmacht sein oder aber Unterdrückungsmacht.
Die Sowjetunion hat in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch gezeigt, dass sie noch immer nichts anderes sein kann als Unterdrückungsmacht.
Sozialistische Ordnung bedeutet für sie noch immer willenlose Einfügung, die notfalls mit Panzern erzwungen werden muss.
Die Moskauer Pravda beschuldigt in einem ausführlichen Artikel der heutigen Ausgabe, den tschechoslowakischen Parteichef Dubček zur Konterrevolution in der CSSR beigetragen zu haben.
Jetzt soeben wird mir ein Anruf des Moskauer Korrespondenten Ulrich Schiller hereingeschaltet.
Guten Tag Herr Schiller, die Angriffe der Moskauer Pravda gegen Dubček, wie sind die im Einzelnen formuliert?
Türe des Pravda-Artikels nur noch eine Frage von Nuancen.
Man muss wohl heute nach dieser zwei volle Seiten der Pravda umfassenden parteiamtlichen Darstellung des sowjetisch-tschechoslowakischen Konflikts auch bereits für seine physische Existenz fürchten.
Alexander Dubček wird vorgeworfen, an der Spitze einer Gruppe von Rechtsopportunisten treulos und verräterisch die Konterrevolution unterstützt zu haben.
Diese Gruppe, so sagt die Pravda, im tschechoslowakischen Parteipräsidium habe in Wirklichkeit nur auf Zeit gespielt, als sie bei den Beratungen in Cerna an der Theis und in Bratislava mit der Mehrheit im Parteipräsidium den Kampf gegen die antisozialistischen Elemente aufzunehmen versprach.
Doch, so sagt die Pravda, seit diese Dubček-Gruppe schon bei den Beratungen offen mit rechtsopportunistischen Positionen aufgetreten.
Ich glaube, Herr Kollege,
Die Hörer mögen sich zur Stunde selbst noch eine Meinung darüber bilden, welche Folgen die mit so schweren Vorwürfen belasteten Prager Politiker zu gewährleisten haben.
Die Geschichte des Kommunismus, meine ich, ist reich an Beispielen.
Im Übrigen scheint mir, dass dieser Pauseartikel haargenau die Analyse ist, die die Ideologen im sowjetischen Politbüro der operativen Führung vorgelegt haben, um letzten Endes den Entschluss zur Invasion herbeizuführen.
Hier ist nämlich minutiös alles dargestellt, was sich seit Januar bis jetzt in den sowjetisch-tschechoslowakischen Beziehungen abgespielt hat, beziehungsweise welche Vorwürfe im Einzelnen der tschechoslowakischen Parteiführung gemacht werden.
Das bezieht sich auf die Ideologie, die Theorie, die Wirtschaftsbeziehungen, Vorwürfe des Nationalismus, der selbstständigen Außenpolitik, des Verhältnisses gegenüber der Bundesrepublik.
Alles das ist hier zusammengefasst in eine große Anklage
wie es die Prager Parteiführer versäumt haben, rechtzeitig das Heft wieder in die Hand zu bekommen und angeblich durch ihr Versagen der Konterrevolution Tür und Tor geöffnet haben.
Ein sehr lesenswertes, hoch exklusives Dokument, möchte ich sagen.
Herr Schiller, geht dieser Artikel darauf ein, dass Moskau verlautbart hat, die tschechoslowakische Partei und Regierungsspitze hätte die Invasion gerufen?
Es wird das Übliche wiederholt, was auch die TAS-Erklärung gesagt hat, dass leitende Persönlichkeiten dementsprechend dann um Hilfe gerufen hätten.
Herr Schiller, besten Dank für diesen direkten Bericht aus Moskau.
Auf Wiederhören.
Das Zentralkomitee der Französischen Kommunistischen Partei tagt heute in Paris.
Dr. Ernst Weissenfeld rief im Studio an und spricht nun mit Dr. Helmut Bock.
Guten Tag, Herr Weissenfeld.
Herr Weissenfeld, das Zentralkomitee der KP soll heute Nachmittag tagen.
Die Regierung, die französische Regierung, hat ja schon auf die Vorgänge in der CSSR regiert.
Ja, und in einer gewissen Weise hat auch schon die KP reagiert.
Aber Sie haben Recht, nach beiden Dingen zu fragen.
Im historischen und geografischen Rahmen gibt es ja eigentlich immer wieder Parallelen.
Als 1948 Prag durch einen kommunistischen Staatsstreit hinter den eisernen Vorhang gelitten
Da war es auch sowohl die französische Außenpolitik wie die Innenpolitik, die berührt war.
Die Außenpolitik reagierte, indem sie näher an den Westen rückte.
Und die Innenpolitik stellte scharf die Frage nach der Rolle der kommunistischen Partei.
Und die ist auch jetzt wieder gestellt.
Und die Kommunisten wussten, dass sie gestellt werden würde.
Und gestern hat darum schon das Polizbüro eine Erklärung abgegeben, in der die beiden Worte
Das Neue Deutschland, das Zentralorgan der SED und einige andere Blätter beschränkten sich auf die von der amtlichen sowjetischen Nachrichtenagentur TASS und der Ostberliner Nachrichtenagentur ADN verbreiteten offiziellen Mitteilungen und Erklärungen.
Berichte über einzelne Vorgänge in der Tschechoslowakei selbst fehlen fast vollständig.
Lediglich die in Ostberlin erscheinende Berliner Zeitung und das Organ des Zentralrates der FDJ, Junge Welt, veröffentlichten heute Kommentare zu den Ereignissen und daraus sollte und muss man einfach einige Zitate bringen.
So heißt es in der Jungen Welt in dem Kommentar mit der Überschrift, treu unserer Pflicht unter anderem,
Arbeiterfäuste fürchtet die Konterrevolution seit je.
So war es auch diesmal.
Ihr Bestreben nicht nur Arbeitergruppen zu diffamieren, um die Kraft der Arbeiter zu zersplittern, sondern auch die bewaffnete Macht der Arbeiterklasse aufzulösen.
Tagelang schrien die Feinde des Sozialismus, druckten Flugblätter und hielten sogar auf offener Straße in Prag den Leuten die Federhalter hin.
Sie mögen doch bitteschön unterschreiben, dass Sie nichts sehnlicher wünschen, als auf Ihre bewährte Volksmiliz, Ihren unzuverlässigen militärischen Arbeiterschutz großzügig zu verzichten."
Soweit ein Zitat aus dem Kommentar, der von Dieter Langkut geschrieben ist und in der jungen Welt veröffentlicht wurde.
Die in Ostberlin erscheinende Tageszeitung BZ schreibt unter der Überschrift Tat des Friedens von Klaus Wilczynski, der Export der Konterrevolution findet nicht statt.
Kein Volk, das den Weg des Sozialismus beschritten hat, steht allein, ist den imperialistischen Aasgeiern und ihren Handlangern schutzlos ausgeliefert.
Die Verträge über Freundschaft und gegenseitigen Beistand, die uns miteinander verbinden, sind nicht leeres Papier, sondern heilige Verpflichtung, einander zu helfen und zu schützen, in guten wie in schweren Zeiten."
Soweit das Zitat aus der Berliner Zeitung.
Man belässt es allerdings nicht bei offiziellen Kommentaren in diesen beiden Zeitungen,
sondern man hat auch schnell Leserbriefe zur Hand, in der Zustimmung zu den Maßnahmen unter anderem der DDR herauszulesen ist.
Da schreibt zum Beispiel der Parteifreund Schwonbeck aus dem Bezirk Schwerin, in ersten Diskussionen mit den Brigaden unserer LPG zeigte sich bei den Mitgliedern einhellige Zustimmung zu den Maßnahmen.
Und es wurden Verpflichtungen abgegeben, mit noch größerer Kraft und Anstrengung die Pläne fristgemäß zu erfüllen, beziehungsweise überzufüllen.
Wir nehmen alle an, dass dieses der beste Beitrag zur Stärkung des Sozialismus ist."
Und weiter schreibt zum Beispiel das CDU-Bezirksvorstandsmitglied Norbert Kralje aus Halle,
Wir christlichen Bürger wissen uns unbeirrbar an der Seite derer, die die sozialistische Gesellschaftsordnung gegen die Angriffe des Imperialismus und gegen die Störtätigkeit und Verbrechen seiner Handlanger verteidigen.
Und noch eine dritte Stimme, Karl Espenhain, FDJ-Abteilungssekretär, Mitglied der sozialistischen Brigade Feynmes, Mitglied des Reservistenkollektivs und der Kampftruppe V.O.B.
Raffenerwerke-Radeberg,
Schreibt, ich begrüße es deshalb, dass die dem Sozialismus treuergebenden Persönlichkeiten der Partei und des Staates, der CSSR, den Feinden ihres Landes den Kampf angesagt und die sozialistischen Bruderländer um militärische und politische Hilfe gebeten haben.
Soweit die sogenannte offizielle Reaktion.
Die Reaktion der DDR-Bevölkerung ist anders und das muss immer wieder betont werden.
In Ost-Berlin herrschte gestern, zum Beispiel genau wie in West-Berlin, der übrigen Bundesrepublik und in fast allen Ländern, der Welt Bestürzung, Schrecken und Unverständnis.
Die in Ost-Berlin erscheinenden Zeitungen wurden den Verkäufern praktisch aus den Hemden gerissen und Minuten später enttäuscht weggeworfen, da nur die offizielle Mitteilung von TASS und die Erklärung des Zentralrates der SED, des Staatsrates der DDR und des Ministerrates der DDR abgedruckt waren.
Gruppen von Menschen fanden sich überall zusammen, die versuchten über die Ereignisse zu diskutieren, soweit man informiert war, sich aber schnell wieder zerstreuten, weil sofort Uniformierte in der Nähe auftauchten.
Zwei Punkte kristallisierten sich aber bei diesen Gesprächen heraus, die, eben wie gesagt, höchstens zwei, drei Minuten dauern konnten.
Einmal ist es die Bestürzung und das Unverständnis über die Maßnahmen der UdSSR, Polens, der DDR,
Bulgariens und Ungarns.
Auf der einen Seite man versuchte Parallelen zu finden und sagte immer wieder, hoffentlich ergeht es den der Bevölkerung in der GSSR nicht genauso wie uns 1953 oder den Ungarn 1956.
Das war der eine Punkt.
Und der andere Punkt, der sich immer wieder bei diesen kurzen Gesprächen herauskristallisierte,
war Mitgefühl und Sympathie für die Bevölkerung der Tschechoslowakei und ihren politischen Führern.
Und vielleicht noch ein dritter interessanter Aspekt, der bei diesen Gesprächen zum Ausdruck kam, eben die Tatsache, dass wieder einmal deutsche Truppen in die Tschechoslowakei einmarschiert sind, genauso wie schon einmal vor 30 Jahren.
Soweit Jürgen Schiller über die Reaktionen in der DDR zum CSSR-Konflikt.
Papst Paul VI.
ist heute zum 39.
Eucharistischen Kongress nach Bogotá abgeflogen.
Darüber berichtet nun Dr. Viktor Vili.
Vor seinem Abflug nach Bogotá zur Eröffnung der südamerikanischen Bischofskonferenz und zur Beteiligung am Eucharistischen Weltkongress nahm Paul VI.
zu den Ereignissen in der Tschechoparkei Stellung.
Der Papst erklärte, dass er gerne auf diese Reise verzichtet hätte, wenn es der tschechischen Sache der Freiheit und Unabhängigkeit dieses Landes gedient hätte.
Paul VI.
hofft, dass der Weltfriede durch diese Aggression nicht ernstlich verletzt worden ist.
Der Papst fühlt sich durch den Überfall persönlich angegriffen.
Gehört doch das Friedensapostolat zu seinen wichtigsten Anliegen.
Dass hier wieder einmal Gewalt vor Recht und Freiheit gesetzt wurden, trifft den Oberhirten der katholischen Kirche im Innersten.
So flog der Papst den heute Morgen um 5 Uhr nach Südamerika ab.
Doch sind seine Gedanken wenigstens teilweise beim tschechischen Volk in seinem Kampf um die Freiheit von der russischen Bevormundung.
Ob die jetzigen Ereignisse in der Türkei den Vatikan nötigen, den von Johannes dem 23. angebahnten und von Paul VI.
fortgesetzten sogenannten Dialog, das heißt, das Gespräch zwischen Katholiken und Marxisten neu zu überdenken, ihm wenigstens eine andere Richtung und einen anderen Inhalt zu geben, ist jetzt eine der großen Fragen in Italien.
und der ganzen Welt.
Sicherlich verleiht die kommunistische Invasion der von vielen Christlichdemokraten ins Auge gefassten totalen apertura sinistra, das heißt uneingeschränkten Linksöffnung, dem Schulterschluss zwischen Demokratia Christiana und KPI, eine zusätzliche Problematik.
Um jenes Gespräch und diese Linksöffnung wenigstens, was Italien betrifft, nicht in Frage zu stellen,
hat sich gestern das Politbüro der Kommunistischen Partei Italiens ausdrücklich von den Machenschaften der Sowjetstaaten hinter dem eisernen Vorhang distanziert und das Vorgehen als unvereinbar erklärt mit den von Togliatti vor vier Jahren festgelegten Prinzipien des nationalen Weges zum Kommunismus.
Heute hat der Sprecher der Kommunistischen Partei Italiens allerdings zum Rückzug geblasen, indem er erklärte, dass das Parteidirektorium die ganze Angelegenheit im Lichte der neuen Ereignisse neu beurteilen werde.
Dr. Victor Willi berichtete über die Aspekte der Abreise Papst Paul VI.
Journal nicht komplett! Erste 8 Beiträge stammen von der DAT-Kassette TN, die letzten beiden Beiträge vom Band (ohne Moderation) an das Journal angehängt. Es fehlen zwei Beiträge.