Mittagsjournal 1968.08.28

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    KI-generiertes Transkript

    Mittagsschornal.
    Es war soeben 12 Uhr.
    Sie hören über die Sender Österreich 1 und Österreich 3 das Mittagsschornal.
    Am Mikrofon Dr. Helmut Bock.
    Heute vor einer Woche marschierten die Truppen des Warschauer Paktes über die Grenzen der GSSR.
    Eine Woche der Spannungen, der Hoffnungen erlebten die Menschen in Europa und im Übersee.
    Hinter uns liegt eine Woche, die wieder einmal die Welt erschütterte.
    Gestern, so hat es jedenfalls zur Stunde den Anschein, hat vielleicht die Vernunft wieder die Oberhand gewonnen.
    Präsident Svoboda und Parteichef Dubček sprachen zu den Bürgern ihres Landes.
    Und die Welt hielt noch einmal für Minuten den Atem an.
    Wir wollen in unserem heutigen Mittagsjournal die Reaktion in dieser Welt auf den gestrigen Tag, auf das Moskauer Kommuniqué und auf die Reden von Svoboda und Dubček in der folgenden Stunde vermitteln.
    Wir werden daher Verbindung aufnehmen mit Moskau und New York, mit dem neutralen Stockholm und mit dem neutralen Bern,
    mit London, Belgrad und Paris, um nur eine der wichtigsten Weltstädte zu nennen.
    Dass natürlich der Hauptort des Geschehens, die tschechoslowakische Hauptstadt Prag, zu Wort kommen wird, ist selbstverständlich.
    Auch die Inlandspresse werden wir auszugsweise zitieren.
    Den genauen Überblick über die Ereignisse in aller Welt vermitteln Ihnen zuerst die Nachrichten, heute gesprochen von Emil Kolpacher.
    Tschechoslowakei.
    Die Regierung des Ministerpräsidenten Černěk berät seit den Vormittagsstunden über die Möglichkeiten für eine Realisierung der im Moskauer Abkommen übernommenen Verpflichtungen.
    Nach einer Meldung von Radio Prag wird eine Kommission eingesetzt werden, die konkrete Vorschläge ausarbeiten soll.
    Weitere Beratungspunkte in der Kabinettssitzung sind die Einschränkung der Pressefreiheit und, wie es in der Rundfunkmeldung wörtlich hieß, Probleme, die durch den fortgesetzten Aufenthalt mehrerer Minister im Ausland entstanden sind.
    Nach übereinstimmenden Agenturberichten werden ausländische Journalisten und Touristen bis auf Weiteres nicht in die Tschechoslowakei einreisen können.
    Das Prager Außenministerium gab eine Anordnung heraus, in der es heisst, Ausländer könnten das Territorium der Tschechoslowakischen Republik nur zur Abwicklung von Geschäften oder aus anderen offiziellen Gründen betreten.
    Sie müssten außer einem Visum auch über eine spezielle Bestätigung verfügen, in der der Zweck ihres Besuches angegeben ist.
    Journalisten und Personen, die bei öffentlichen Informationsmedien beschäftigt sind, könnten bis auf weiteres nicht in die Tschechoslowakei einreisen.
    Die Erklärung des Prager Außenamtes enthält keinen Hinweis auf die Haltung der Behörden gegenüber jenen Vertretern der Auslandspresse, die bereits in Prag akkreditiert sind, oder jenen, die während der Krise in die Tschechoslowakei gekommen sind.
    Radio Bratislava nahm heute Vormittag auf den Artikel der Moskauer Pravda Bezug, in dem behauptet wird, die freien Sender in der Tschechoslowakei seien mit Geräten ausgerüstet, die in westlichen Ländern erzeugt wurden und über Österreich in die Tschechoslowakei geschmuggelt worden seien.
    Der Kommentator von Radio Bratislava bemerkte dazu, man verwende tatsächlich Mikrofone aus Österreich, Tonbänder aus der Schweiz und Magnetofongeräte aus der Bundesrepublik Deutschland.
    Aber das alles werde schon seit der Novotny-Ära benutzt.
    Der Sender Nordmeeren gab bekannt, er sammle die Resolutionen der Parteiorgane in den Kreisen und Bezirken der GSSR.
    Die Resolutionen hätten, so meldet der Sender, zum Großteil fünf Forderungspunkte zum Inhalt.
    So werde darauf hingewiesen, dass das Moskauer Abkommen nicht gegen den Willen des Volkes angenommen werden könnte, dass die Ergebnisse des 14.
    Parteitages eindeutig unterstützt würden und dass alle den Abzug der fremden Truppen aus der Tschechoslowakei verlangen.
    Überdies kommen in diesen Resolutionen deutlich zum Ausdruck, dass die Parteiorgane immer wieder betonen, man könne die Beziehungen und Verhältnisse zwischen den kommunistischen Staaten nicht mit Waffen lösen.
    Die Einführung der Pressezensur, auch einer Teilweisen, werde, so meldet der Sender Nordmeeren, als sehr gefährlich bezeichnet.
    Das Stadtkomitee der tschechoslowakischen KP in Kaschau betrachtet nach einer Meldung des Senders in der Ostslowakei die in Moskau unterschriebenen Bedingungen als ein Diktat.
    Gleichzeitig betont das Stadtkomitee, es unterstütze das am 14.
    Parteitag gewählte Zentralkomitee und verlange von sowjetischer Seite eine Entschädigung für den durch die Soldaten angerichteten Schäden.
    Auch Vertreter des Jugendverbandes in Südmeeren lehnten die Moskauer Vereinbarung ab.
    Der KP-Landesausschuss der Mittelslowakei rief heute alle Bürger auf, Präsident Svoboda, Parteisekretär Dubček und der Regierung zu vertrauen.
    In dem Aufruf, der über den freien Sender Donau ausgestrahlt wurde, hieß es, es gebe Zeiten, in denen sich das Volk schweren Prüfungen unterziehen müsse.
    Die Ergebnisse der Moskauer Verhandlungen seien das höchste gewesen, was in dieser Zeit erreicht werden konnte.
    Der slowakische Parteitag wurde aufgefordert, das Kommuniqué der Moskauer Verhandlungen genauestens zu studieren und dann dazu eindeutig Stellung zu nehmen.
    Der slowakische Sender Donau gab bekannt, dass ab heute der Schiffsverkehr auf der Donau wieder normal abgewickelt wird.
    Die tschechoslowakische Donauchiffahrtsgesellschaft habe erklärt, so meldet der Sender, dass auch Schiffe ausländischer Gesellschaften auf tschechoslowakischem Gebiet ungehindert verkehren können.
    Großbritannien.
    Der tschechoslowakische Außenminister Hajek ist heute früh aus New York kommend in London eingetroffen.
    Hajek, der an der CSSR-Debatte des Weltsicherheitsrates teilgenommen hatte, will im Laufe des Tages nach Belgrad weiterreisen, wo sich auch der stellvertretende tschechoslowakische Ministerpräsident Otasik und weitere Mitglieder der Prager Regierung aufhalten.
    Bei seiner Ankunft in London gab Hajek keine Erklärung ab.
    Rumänien.
    Der tschechoslowakische Botschafter in Bukarest hat sich in einem offenen Brief bei der rumänischen Bevölkerung für die zahlreichen Sympathiekundgebungen bedankt.
    Diese Sympathiebeweise zeigten nicht nur die Freundschaft zwischen der Tschechoslowakei und Rumänien, stellte der Botschafter fest, sondern seien auch ein Ausdruck der internationalen Solidarität.
    Griechenland.
    Die deutsche Journalistin Eva Götz wurde von den griechischen Regierungen aufgefordert, das Land binnen zehn Tagen zu verlassen.
    Sie war als Korrespondentin für die Neue Zürcher Zeitung, die Frankfurter Rundschau und den Kölner Stadtanzeiger tätig.
    Ausschlaggebend für ihre Ausweisung war, dass Eva Götz kürzlich in Köln den wirtschaftlichen und touristischen Boykott Griechenlands befürwortete.
    Großbritannien.
    Gerüchte über eine Aufwertung der D-Mark und des Schweizer Franken ließen den Kurs der beiden Währungen gestern in London ansteigen.
    Nun hat der Bonner Wirtschaftsminister Schiller erklärt, dass bei seinen Gesprächen mit dem britischen Schatzkanzler Jenkins die Frage einer Aufwertung der westdeutschen Währung nicht zur Debatte gestanden sei.
    Schiller erklärte nach den gestrigen Verhandlungen, es sei zu einem Meinungsaustausch über die Wirtschaftslage beider Länder und über die internationalen Währungsbeziehungen gekommen.
    Das Gespräch habe sich auch auf den Preis des südafrikanischen Goldes, auf die Situation in Frankreich und auf die Auswirkungen der Ereignisse in der Tschechoslowakei erstreckt.
    USA
    Europa habe eine Schwäche auf dem Erziehungssektor und dies gefährde ernstlich sein Wachstum, erklärt der frühere amerikanische Verteidigungsminister McNamara in einem Buch über die NATO.
    Die Unterlegenheit europäischer Führungskräfte führt McNamara auf mangelhafte Ausbildung zurück und schlägt vor, den europäischen Führungsnachwuchs in Einrichtungen auszubilden, die mit den amerikanischen Business Schools vergleichbar sind.
    In seinem Buch kritisiert McNamara auch die NATO und wirft ihr vor, sie habe noch keine wohl ausbalancierte konventionellen Streitkräfte.
    Österreich
    In Kreisen des Autohandels erwartet man angesichts der Einführung der Sondersteuer für Neuwagen mit 1.
    September einerseits eine Belebung der Nachfrage.
    Andererseits nimmt man an, dass die Autobesitzer trachten werden, ihre Fahrzeuge möglichst lange zu benutzen, woraus sich auf dem Gebrauchtwagenmarkt eine Verringerung des Angebotes und dadurch auch ein Ansteigen der Preise ergeben wird.
    Etwa 80 Prozent der Neuwagenkäufe werden zurzeit gegen Rückgabe eines Umtauschfahrzeuges abgeschlossen.
    Der Export von Gebrauchtwagen nach den Ostländern hat das von den Händlern gewünschte Ausmaß nicht erreicht.
    Das waren die Meldungen und nun das Wetter.
    Über den Alpen stellt sich eine südwestliche Höhenströmung ein.
    Mit ihr wird feucht-warme Mittelmeerluft herangeschafft.
    Die Wetteraussichten bis morgen früh.
    Im äußersten Westen, im Südalpenraum sowie am Alpenostrand wechselnde Quellbewölkung und am späten Nachmittag Neigung zu Wärmegewittern.
    In Salzburg und Oberösterreich heiter bis wolkig, südliche Winde.
    Nachmittagstemperaturen 20 bis 25 Grad, Temperatur morgen früh 10 bis 16 Grad.
    Das also waren die Nachrichten und das Wetter.
    Und während dieser Zeit ist eine wichtige Mitteilung der Generalintendanz des österreichischen Rundfunks eingelangt.
    Wir wollen Ihnen diese sofort vermitteln.
    Ich schalte nochmal zum Nachrichtensprecher.
    Die Bundesregierung hat in Sachen GSSR-Berichterstattung nicht den geringsten Druck auf den österreichischen Rundfunk ausgeübt.
    Zu dieser Feststellung sieht sich Generalintendant Bacher angesichts der in mehreren Zeitungen aufgestellten völlig haltlosen Behauptungen veranlasst.
    Nach dem Rundfunkgesetz hätte die Bundesregierung auch keine gesetzliche Möglichkeit eines Eingreifens.
    Es versteht sich aber von selbst, dass der Rundfunk bei Ereignissen von solcher Tragweite engsten Kontakt mit der Bundesregierung hält, besonders auch, um allen neutralitätspolitischen Gesichtspunkten Rechnung zu tragen.
    Gleicherweise völlig aus der Luft gegriffen ist eine Meldung der Salzburger Nachrichten, wonach Generalintendant Bacher und Fernsehdirektor Zilk mit dem Brünner Fernsehmann Popelka die Errichtung eines tschechoslowakischen Senders auf österreichischem Boden geplant hätten.
    Eine derartige Absicht bestand selbstverständlich nie.
    Der österreichische Rundfunk muss ausdrücklich feststellen, dass die Zeitung diese gefährliche Falschmeldung brachte, ohne sich auch nur durch eine Rückfrage bei der Rundfunkleitung überprüft zu haben.
    Der österreichische Rundfunk hat den Presserat ersucht, sich mit dieser Verletzung der journalistischen Standesregel und der Pflicht zur wahrheitsgemäßen Berichterstattung unverzüglich zu befassen.
    Das, meine Damen und Herren, war eine wichtige Mitteilung der Generalintendenz des österreichischen Rundfunks.
    Und wir kommen jetzt um 12 Uhr, 11 Minuten und 30 Sekunden zum Beitragsteil des Mittagsschonals.
    Wie Sie schon in den Nachrichten hörten, ist nach übereinstimmenden Agenturberichten es im Augenblick verboten,
    dass Journalisten und Touristen auf tschechoslowakisches Hoheitsgebiet einreisen.
    Das Prager Außenministerium gab eine Anordnung heraus, in der es heißt, Ausländer könnten das Territorium der tschechoslowakischen Republik nur zur Abwicklung von Geschäften oder aus anderen offiziellen Gründen betreten.
    Journalisten und Personen, die bei öffentlichen Informationsmedien beschäftigt sind, könnten bis auf weiteres nicht in die Tschechoslowakei einreisen.
    Glücklicherweise haben wir noch Verbindung mit Prag.
    Unsere Korrespondenten sind noch in Prag.
    Und wir haben heute um 8.30 Uhr in der Früh ein erstes Gespräch mit unserem Peter Bleibtreu in Prag geführt.
    Hören Sie dieses Gespräch über die Situation in der Nacht in der tschechoslowakischen Hauptstadt.
    Wie nahm die Bevölkerung die Reden Svobodas und Dubčeks auf?
    Das kann man vielleicht auch zusammenfassen in diese Studentendemonstration von gestern Abend.
    Es hat sich eine große, große Skepsis ausgebreitet und die Bevölkerung will ja genau, wie die Studenten wissen, die Wahrheit.
    Und zwar, die Fragen gliedern sich so.
    Was ist die Wahrheit über die Besetzung des progressiven und des konservativen Flügels der Partei, der Nationalversammlung und der Regierung?
    Was ist die Wahrheit über den Abzug der Besatzungsmächte, da Präsident Svoboda
    ja nur von einer prinzipiellen Einigung gesprochen hat.
    Was ist die Wahrheit über die Fragen, was ist eigentlich die Normalisierung, welche die Russen verlangen?
    Und was ist die Wahrheit über das Problem der Zensur von Presse, Rundfunk und Fernsehen?
    Und außerdem will die Bevölkerung Klarheit haben, ob das Aktionsprogramm vom April, welches ja indirekt der Grund für die augenblickliche Situation ist,
    Ja, in einem Kommentar des slowakischen Senders Freie Donau hat es gestern geheißen, wir werden vielleicht in Zukunft manches nicht sagen können, was wir uns denken.
    Aber niemand wird uns zwingen, etwas zu sagen, was wir mit unserem Gewissen nicht vereinbaren können.
    Die Journalisten scheinen sich also mit einer gewissen Zensur abzufinden.
    Im Augenblick schon.
    Nur muss ich sagen, auch in der Nacht haben z.B.
    Sitzungen von Gewerkschaftsgremien und örtlichen Parteiführungen stattgefunden und dort wurde festgestellt, dass ja eigentlich das ganze Volk die Entschlüsse von Moskau legalisieren müsste und dass die Regierung den außerordentlichen 14.
    Parteitag anerkennen bzw.
    wiederholen muss.
    Nun, Moskau hat die Anerkennung ja bereits abgelehnt.
    Richtig.
    Aber man verlangt hier praktisch wieder einen eigenen Standpunkt.
    Und dadurch kommen wir zu der Feststellung, dass die Krise noch lange nicht vorbei ist.
    Und ein Mann sagte mir gestern Abend in so einem Diskussionszirkel, jetzt gehen wir in die zweite Runde.
    Denn das Ergebnis von Moskau wird hier nicht als Kompromiss, sondern als eine sogenannte erzwungene Lösung betrachtet.
    Heute soll die Regierung ja wieder zusammentreten, um vor allen Dingen über die Versorgungslage zu beraten.
    Wie ist sie?
    Das, glaube ich, ist der erste Schritt zu einem wesentlichen Problem, denn es tut sich jetzt im Augenblick eine gewisse Kluft zwischen der Bevölkerung und der Regierung auf.
    Sie müssen zum Schluss kommen.
    Jawohl, ich komme schon zum letzten Satz.
    Jawohl, das Fernamt hat sich wieder eingeschaltet.
    Bitte.
    Ja, ich komme zum letzten Satz.
    Wir können hier im Augenblick noch keine Prognosen stellen, aber Tatsache ist, dass die meisten Trager keine Nationalfarben mehr im Knopfloch tragen und dass die sowjetischen Streifenwagen ungehindert durch die Straßen fahren können und dass sich die Wandzeitungen bereits auf einen krieglichen Rest zusammengetan haben.
    Die Tschechen sind sozusagen den ersten Schritt zurück ins Privatleben gegangen.
    Das war also ein Gespräch mit Prag um 8.30 Uhr in der Früh.
    So sah also die Nacht in Prag aus, gesehen von Peter Bleibtreu.
    Drei Stunden später hatte ich dann Gelegenheit, mit Peter Hofer ebenfalls in Prag zu sprechen.
    Es war etwas nach 11 Uhr und hier ist das Gespräch.
    Herr Hofer, wie sieht die Situation jetzt in den Vormittagsstunden in der tschechischen Hauptstadt aus?
    Ja, also nach außen hin hat sich die Lage weitgehend normalisiert.
    Die Geschäfte sind alle geöffnet.
    Und die Leute gehen wieder ihrem Beruf nach, die Straßenbahnen und andere Verkehrsmittel funktionieren.
    Allerdings halten sich die Russen weiterhin in Bereitschaft.
    In einem kleinen Park vor dem Hauptbahnhof zum Beispiel sind einige Dutzend Panzer und Panzerspähwagen konzentriert.
    Noch in der Nacht sind starke russische Streifen allerdings ohne Panzerbegleitung in der Stadt erschienen.
    Und ich kann Ihnen mitteilen, dass trotz Meldungen von einer ruhigen Nacht
    ich um 2.30 Uhr aus dem Schlaf gerissen wurde durch schweres Maschinengewehrfeuer am Wenzelsplatz.
    Ich habe dann von einem Kollegen gehört, der direkt am Wenzelsplatz wohnt, dass die Russen dort geschossen haben.
    Ob es irgendwelche Opfer gegeben hat, das konnten wir nicht feststellen.
    Haben die Russen auch noch das Rundfunkgebäude besetzt und die CDK?
    Die Russen sind noch immer nicht abgezogen.
    Ich habe mit einem Redakteur heute Morgen von GTK gesprochen und er hat die Hoffnung zum Ausdruck gebracht, dass sie vielleicht im Laufe des Tages wieder in das Gebäude einziehen können.
    Außerdem sind die Zeitungen heute nicht erschienen.
    Sie wissen, die Journalisten haben erklärt, dass sie zunächst wegen der Beschäftigung... Bitte kurzfassen, ich spreche dir das gleich aus.
    ihre Redaktionen nicht in der Lage sind, die Zeitungen herauszubringen.
    Also heute keine Zeitungen in Prag?
    Nein, keine Zeitungen.
    Wie reagiert die Jugend?
    Die Jugend protestiert.
    Das ist
    Selbstverständlich, es hat zum Beispiel eine lange Nachtsitzung auf der Technischen Hochschule gegeben, viele Resolutionen gegen die Entscheidungen von Moskau, vor allem fordern diese Resolutionen weiterhin ganz entschieden den Abzug der fremden Besatzungsgruppen.
    Ich habe mit einigen Studenten heute Morgen darüber gesprochen,
    Und sie haben mir gesagt, dass sie ihre ganze Zukunft jetzt in den düstersten Farben sehen.
    Sie haben mehr Angst, wie sie sagten, vor 200 russischen NKVD-Leuten als vor den gesamten Panzern hier."
    Das ZK wird heute tagen und auch die Regierung.
    Darüber weiß man natürlich noch nichts.
    Nein, im gegenwärtigen Zeitpunkt nicht.
    Es ist der Versuch auf alle Fälle von der Führung, hier die Sache wieder in die Hand zu bekommen, diese ganzen Proteste irgendwie aufzufangen, damit sie nicht an die Öffentlichkeit in einem zu großen Maße kommen.
    Man hat gehört zum Beispiel, dass der Rundfunk jetzt
    keine Protestresolutionen mehr durchgibt, sondern ganz im Gegenteil die positive Seite für Dubček, für Svoboda.
    Wir haben Vertrauen, wir glauben euch, ihr wisst, was ihr tut und wir werden euch folgen.
    Das ist jetzt die offizielle Linie, denn ansonsten könnte die Situation ganz leicht wieder in eine völlig unkontrollierbare Lage hineingeraten.
    Herr Hoffer, Sie hören immer wieder, dass das Postamt uns wieder trennen will.
    Daher wollen wir das Gespräch jetzt beenden.
    Wir melden gleich wieder ein neues Gespräch an.
    Vielleicht kommen wir direkt zum Mittagsjournal zurecht.
    Ich danke Ihnen vielmals.
    Auf Wiederhören.
    Das also, meine Damen und Herren, war ein Gespräch, das sich etwas nach 11 Uhr mit Prag führte.
    Wir haben in der Zwischenzeit schon wieder Gespräche angemeldet, haben aber noch keines bekommen.
    Sie hörten auch, dass die Post sich immer wieder einschaltet und uns auffordert, die Gespräche möglichst kurz zu halten.
    Es laufen ununterbrochen Gespräche nach Prag und jeder will mit seinen Bekannten und Verwandten natürlich telefonieren.
    Auch wir wollen natürlich Ihnen den neuesten Stand immer wieder vermitteln.
    Das hat uns veranlasst, den stellvertretenden Generalpostdirektor, Sektionschef Dr. Rudolf Babeschitz, aufzusuchen und Gundomar Aibäcker spricht nun mit ihm.
    Mit der beginnenden Normalisierung der Lage in der GSSR normalisiert sich auch das Postwesen.
    Das heißt, Herr Sektionschef Dr. Babeschitz, dass jetzt im Augenblick natürlich ein sehr starker Nachholbedarf da ist, dass es einen Austausch gibt, wie wahrscheinlich niemals in den letzten Monaten.
    Das ist richtig.
    Der Postverkehr hat eigentlich nie ganz abgerissen.
    Es sind Verspätungen eingetreten, manche Postzüge haben keine Post gebracht, aber Postverkehr war immer da.
    Wie ist es im Augenblick mit Telegrammen?
    Werden Telegramme angenommen?
    Wie lange brauchen sie?
    Telegramme werden immer angenommen, sind auch die ganze Zeit über angenommen worden und sind auch abgeleitet worden.
    Im Augenblick haben wir
    Nur eine einzige Leitung, und zwar von der Radio Austria nach Aussieg.
    Und Aussik hat Telegramme gebracht und nimmt sie ab.
    Wir haben beispielsweise gestern von der Telegrafenzentralstation 420 Telegramme nach Aussik ableiten können.
    Ebenso sind einige, wenige, von Aussik zugesprochen worden.
    Interessant ist, dass die Weiterleitung in der Tschechoslowakei auf dem Postweg erfolgt oder auf Bahnleitungen.
    Radio Austria, Herr Sektionschef, ist doch eigentlich die Überseetelegrafiestation Österreich-Amerika.
    Wieso wurde diese Station eingeschaltet?
    Radio Austria hat ausnahmsweise die Erlaubnis bekommen mit tschechischen Stationen.
    im Telegrafienetz angeschlossen zu sein.
    Und auf diesem Telegrafienetz, das zwischen Wien, Radio Austria, und verschiedenen tschechischen Stationen besteht, hat sich Aussicht gemeldet.
    Die Hauptstation wäre Prag, aber es hat sich Aussicht gemeldet.
    Und es war eine Funkverbindung?
    Nein, das ist eine Leitung.
    Völlig überlastet sind zur Zeit die Telefonleitungen nach Prag.
    Es gibt stundenlange Wartefristen.
    Man muss ein Glück haben, überhaupt durchzukommen.
    Das ist richtig.
    Die halbautomatischen Leitungen, die bisher bestanden haben, funktionieren ab heute nicht mehr.
    Es gibt eine einzige manuelle Leitung, die natürlich riesig beansprucht wird von den Korrespondenten, auch von Privaten, die in Sorge um ihre Angehörigen sind.
    Die Gesprächszeit musste beschränkt werden und es wird ganz radikal ein Gespräch unterbrochen, wenn es auch nur einige Sekunden länger dauert.
    Es ist verständlich.
    Die anderen, die auf ein Gespräch warten, legen natürlich Wert darauf, auch ins Gespräch zu kommen.
    Sie sagten, Herr Sektionschef Dr. Babeschitz, dass seit heute die halbautomatischen Leitungen nicht mehr funktionieren.
    Worauf ist das zurückzuführen?
    Hat sie Prag verständigt?
    Nein.
    Wir haben es nur im Erfolg gesehen.
    Wir wissen nicht, was daran schuld ist.
    Wir machen uns Gedanken darüber.
    Aber offiziell sind wir nie verständigt worden.
    Haben Sie überhaupt offiziellen Kontakt über die Möglichkeiten des Austausches?
    Der Kontakt ist mehr persönlicher Art.
    Das heißt, an den Grenzen, bei den Postzügen, bei den Postautobussen erfahren wir von den tschechischen Kollegen, wie es weitergeht, was übernommen werden kann und was an uns übergeben wird.
    Vielen Dank, Herr Sektionschef Dr. Babaschitz, für diese Auskünfte.
    Das war also das Gespräch mit dem stellvertretenden Generalpostdirektor hier in Wien.
    Nun, wie reagiert die Welt auf die Ereignisse in der CSSR?
    Wie reagiert die Welt vor allen Dingen auf das Communiqué Moskau-Prag und wie reagiert die Welt auf die Reden von Dubček und Svoboda?
    Wir wollen Ihnen zuerst einmal vermitteln, wie die neutrale Schweiz reagiert.
    Am Mikrofon Christian Zieger.
    Die schweizerischen Reaktionen auf die Ereignisse der letzten sieben Tage in der Tschechoslowakei waren eindeutig.
    Empörung, Trauer, Ratlosigkeit von links bis rechts.
    Dass die liberalen Zeitungen das Vorgehen der Sowjets verdammten, ist selbstverständlich.
    Dass aber auch die Organe der Moskautreuen Partei der Arbeit mit ihren kommunistischen Brüdern nicht einverstanden waren, wurde als einigermassen verblüffend empfunden, nachdem seinerzeit bei der Ungarnkrise Moskau lautstark unterstützt worden war.
    Zum Ergebnis der Moskauer Verhandlungen liegen noch nicht allzu viele grundlegende Kommentare vor.
    Der Hauptakzent liegt aber auf der Hoffnung, dass es Dubček gelingen möge, die Innen- und Aussenpolitik der Tschechoslowakei wenigstens teilweise im Geiste der letzten Monate weiterzuführen.
    Allerdings werden auch hier zahlreiche Fragezeichen gesetzt.
    So schreibt der Chefredaktor des Zürcher Tagesanzeigers.
    Das Misstrauen schleicht bereits durch die Bevölkerung.
    Die politisch zunächst wichtigste Frage lautet deshalb, können Svoboda, Dubček und ihre Mitarbeiter das zuversichtliche Vertrauen, das sie bis vor einer Woche genossen, durch ihre Worte und Taten erhalten?
    Zu ähnlichen Schlüssen kommt mehr oder weniger die gesamte Schweizer Presse.
    Hingegen ist die Reaktion der Bevölkerung viel schärfer.
    Provozierte bereits der Einmarsch der Sowjets überall spontane Demonstrationen, die bis zu Auseinandersetzungen zwischen Polizei und Demonstranten vor der Sowjetbotschaft in Bern führten.
    So häufen sich nun auf den Redaktionen die Leserbriefe, die einen völligen Abbruch der Beziehungen zwischen der Schweiz und den Aggressoren fordern.
    Die Rückkehr der gesamten Prager Führung wird kaum als Sieg empfunden, sondern höchstens als Beruhigungsbilde Moskaus für den Westen.
    Im Übrigen sind die Schweizer viel eher geneigt, jenen Stimmen zu glauben, die von einem zügellosen Machtdrang der Sowjets sprechen, als den anderen, die die Aktion Moskaus wohl eindeutig verurteilen, die Begründung dafür aber im Bestreben der konservativen russischen Führer sehen, den aufkeimenden Liberalismus im eigenen Lande zu ersticken.
    Das war also die Stellungnahme der neutralen Schweiz zu den Vorgängen in der CSSR.
    Außer Österreich gibt es noch einen zweiten Neutralen in Europa, denn alle anderen sind ja Partei.
    Der zweite Neutral in Europa ist Schweden.
    Und wir haben Günther Grafenberger in Stockholm gebeten, uns die Reaktion aus Stockholm zu übermitteln.
    in Nordeuropa auf die Ereignisse in der Tschechoslowakei ist wie in der ganzen westlichen Welt sehr schwerwiegend.
    Die norwegische
    Regierung mit dem norwegischen König Olaf an der Spitze, haben den Hochzeitsmahl am Dienstagabend abgesagt, zu Ehren des Kronprinzen Harald und der bürgerlichen Sonja Haraldssin, weil man sich sagte, wir wollen vermeiden, dass dort etwa osteuropäische Diplomaten auftauchen.
    Die Hochzeit findet nun in aller Stille morgen Abend am Donnerstag statt.
    Norwegen hat darüber hinaus den bulgarischen Staats- und Parteichef Schipkow ausgeladen, der nach Norwegen eingeladen worden war.
    Die finnische kommunistische Partei musste ihre Feiern zum 50-jährigen Bestehen absagen, obwohl bereits etliche Delegationen, darunter die sowjetische, in Helsinki eingetroffen waren.
    Die Menschen in Helsinki rissen die roten Fahnen in den Straßen herab.
    Der Moskauer Staats- und
    Der Zirkus musste unter Polizeischutz gestellt werden.
    Dänemark sagte den Fußball-Länderkampf zur DDR ab.
    Alle skandinavischen Länder haben bis auf weiteres die Sportbeziehungen zu den Warschauer Paktstaaten abgebrochen.
    Ob die Nordeuropäer an den Olympischen Spielen in Mexiko City teilnehmen werden, soll sich erst in einer gesamtskandinavischen Konferenz Anfang September entscheiden.
    In Schweden hat der schwedische Kommunistenchef Hermansson sich am schärfsten von der sowjetischen Haltung in der Tschechoslowakei distanziert.
    Er bezeichnete die Moskauer Regierung als unwürdig vor dem Sozialismus und forderte sie auf, zurückzutreten.
    Die schwedische kommunistische Partei ist in einer äußerst prekären Situation, da in Schweden im Augenblick der Wahlkampf zu den Reichstagswahlen am 15.
    September auf Hochtouren läuft und die schwedische KP versuchen muss unter allen Umständen Abstand von Moskau zu gewinnen, wenn sie nicht alle Stimmen bei den Wahlen verlieren will.
    Was das Moskauer Kommuniqué anbetrifft, so ist es von der schwedischen Regierung und von den schwedischen Parteiführern mit großer Enttäuschung aufgenommen worden.
    Ministerpräsident Erlander sprach davon, dass zwar die Prager Regierung zumindest weitermachen darf und die Aussicht auf einen Rückzug der Truppen besteht, dass es aber das Kommuniqué im Übrigen völlig im Dunkeln ist, was in der Tat, welches Übereinkommen in Moskau erreicht wurde.
    Der schwedische KP-Chef Hermansson hat sich gestern Abend bereit erklärt, eine internationale Kommunisten- und Sozialistenkonferenz nach Stockholm einzuberufen, in der die Tschechoslowakei-Frage untersucht und die tschechische Politik unterstützt werden sollen.
    Wenn Sie so wollen, ist der Plan Hermanssons also, eine Art Gegenkonferenz zu den ähnlichen Moskauer Bestrebungen zu veranstalten, und zwar auf neutralem Boden hier in Stockholm.
    Wir haben hier in Schweden ungefähr 500 tschechoslowakische Touristen in den letzten Tagen gehabt, die durch die Ereignisse in der CSR überrascht wurden.
    Die schwedischen Zeitungen bringen alle Nachrichten, wichtige Nachrichten in Tschechisch, damit die Menschen auch lesen können, was hier passiert ist.
    Die Touristen sind inzwischen zum größten Teil unterwegs in die Tschechoslowakei und zwar machen sie den Umweg über die Bundesrepublik und sie fahren nicht durch Polen und nicht durch Ostdeutschland.
    Die schwedischen Zeitungen, heute mit Ausnahme einer Kommunistenzeitung für Nordschweden, sind alle der Ansicht, wie Dagens Nyheter oder Svenska Dabladet, dass das Ergebnis von Moskau eine sehr große Enttäuschung ist.
    Und Svenska Dabladet schreibt wörtlich, man braucht
    vorzustellen, die die Russen nach dem Abschlusskommunikationsversprechungen gegenüber der Tschechoslowakei geben werden, wonach sich der Staats- und Parteierberat zwar an seiner
    Maßnahmen zu ergreifen, um die Macht der Kommunisten zu sichern.
    Gegenüber einer solchen Deutung sind die sowjetischen Äußerungen als sehr leicht aufzufassen, wonach man in Moskau für die tschechoslowakische Politik seit Januar Verständnis habe, die mit der stalinistischen Novorotny-Linie gebrochen hat, schreibt Svenska Darbaret.
    Jene Äußerungen sind ebenso grundfalsch wie die russischen Erklärungen von der breitestmöglichen Zusammenarbeit
    Danke, Günther Grafenberger, für diesen Bericht aus Stockholm.
    Günther Grafenberger nannte immer wieder den schwedischen Kommunistenführer Hermansson.
    Nun, die Kommunisten in Westeuropa haben ja in diesen Tagen wirklich einen sehr schweren Stand.
    Wie sollen sie sich verhalten?
    Zu wen sollen sie halten?
    Für wen sollen sie Partei ergreifen?
    Und in diesem Augenblick, deutet man mir aus dem Regieraum, ist Paris eingelangt.
    Bitte mir das Gespräch hereinzuschalten.
    Ja, hier ist Weisenfeld.
    Guten Tag, Herr Bock.
    Guten Tag, Herr Weisenfeld.
    Herr Weisenfeld, was sagt die heutige Pariser Presse zu den gestrigen Reden von Dubček und Svoboda, zu dem Kommuniqué Moskau und Prag?
    Ja, also die allgemeine Reaktion der Franzosen ist einfach, sie verurteilen die Sowjets, aber sie hoffen, dass die Tschechen weiter klug und fest das Beste aus dieser traurigen Lage zu machen wissen.
    Und wie sie die Lage einschätzen, das geht, glaube ich, ganz einfach aus den Überschriften der heutigen Zeitungen hervor.
    Diktat von Moskau, schreibt eine über die ganze Zeitungsseite.
    Die andere zwischen Überwachterfreiheit und Protektorat.
    Die dritte.
    Die Sowjets werden abrücken.
    Aber wann?
    Eine andere.
    Das tiefe Unglück der Tschechoslowakei.
    Wieder eine andere.
    Die Prager weinten.
    als die Svoboda zuhören.
    Das alles gibt, glaube ich, eine klare Übersicht über die Lage.
    Die einzige Zeitung, die heute Morgen von Übereinkommen spricht, von Accord, ist die kommunistische Humanität.
    Sie hofft einfach, dass sich die Dinge beruhigen und dass die hiesige kommunistische Partei aus dem Dilemma herauskommt.
    Aber das ist gar nicht so einfach.
    Das Politbüro der KP hat ein Kommuniqué herausgegeben, in dem als positive Tatsache, so heißt es wörtlich, das Übereinkommen von Moskau registriert wird.
    Aber es wird auch gleichzeitig noch einmal darauf hingewiesen, dass die hiesige kommunistische Partei den militärischen Einmarsch verurteilt und eine endgültige Beurteilung behält man sich vor.
    Die Diskussion in den Reihen der hiesigen Kommunisten
    hat auch schon zu einer offenen Kontroverse geführt.
    Ein Mitglied des Politbüros, Roger Garody, hat gestern der tschechischen Agentur Tcheteka ein Interview gegeben, in dem von einem Rückfall der Kreml-Führer in den Stalinismus gesprochen wurde und in dem ganz deutlich die Enttäuschung darüber ausgedrückt wurde, dass das Dubček-Experiment nicht so fortgeführt werden kann,
    wie es angelegt war.
    Es wird in seiner ursprünglichen Form als eine große Hoffnung auch für die französischen Kommunisten dargestellt.
    Das könnte aber bedeuten, Herr Weißenfeld, dass die Kommunisten in Frankreich sich spalten.
    Ja, man muss jedenfalls darauf achten, was hier jetzt weiter geschieht.
    Roger Garody ist jedenfalls ein Wortführer des liberalen Flügels.
    Er ist keineswegs nur ein Einzelgänger.
    und er ist nicht einmal der Entschiedenste unter den Sprechern des liberalen Flügels.
    Sie haben völlig recht, die Diskussion ganz allgemein in der kommunistischen Welt geht noch heftig weiter und hier in Frankreich kann sie durchaus die Parteiführung noch vor sehr schwere Probleme stellen.
    Hat die Regierung auch schon Stellung bezogen?
    das hat sie eigentlich auch nicht nötig, denn sie hat am Samstagabend spät, als sich das, was man jetzt den Kompromiss nennt, abzeichnete schon Stellung genommen und sie hatte klar gesagt, es geht hier nicht um einen Kompromiss, der unter dem Druck der Waffen zustande kommt, sondern es geht darum, dass die Russen abziehen und dann den Tschechen die Möglichkeit geben, sich frei ihren Weg zu suchen.
    De Gaulle hat also sozusagen schon von vornherein verurteilt, was jetzt geschehen ist, und er hat auch klar gesagt, dies sei ein Rückfall in die Politik der Blöcke.
    Das heißt, eine Politik, die der französischen Entspannungspolitik diametral entgegengesetzt ist.
    Herr Weißenfeld, vielen herzlichen Dank für diese Information, für das Mittagsschanal, für die Reaktion in Paris.
    Auf Wiederhören.
    Es ist jetzt 12 Uhr und 35 Minuten und 40 Sekunden und wir machen einen Schritt über den Kanal.
    Nach dieser Reaktion aus Paris wollen wir hören, was sagt London heute zu den Neigesten in der GSSR, zu den Dubček-Reden, zu Svoboda-Rede und zu dem Communiqué.
    Wir haben eine Leitung nach London bestellt.
    Heinz Beram am Mikrofon.
    Die Financial Times schreibt heute Morgen ganz richtig, wir wissen noch nicht, welchen Preis die tschechoslowakischen Führer bezahlt haben.
    Wir wussten es nicht nach Bratislava und wir wissen es jetzt auch nicht.
    Das stimmt.
    Und wenn man daher versucht, sich ein Bild von der Londoner Presse heute Vormittag zu machen, kann man erwarten, dass diese Blätter je nach persönlichem Temperament und politischer Haltung mehr pessimistisch oder mehr optimistisch sind.
    Leicht macht sich der Daily Mirror, wenn er sagt,
    Die sowjetische Macht hat triumphiert, für den Augenblick.
    Aber der Kremlin wird weder dem neuen Wind noch dem Geist der Freiheit auf die Dauer widerstehen können.
    Also nach dem Prinzip, einmal hin, einmal her, rundherum, das ist nicht schwer.
    Interessanter ist es schon, wenn man sich zum Beispiel den Leiterartikel der bereits zitierten und etwas seriöseren Financial Times etwas näher ansieht.
    Hier wird nämlich auf etwas sehr Interessantes verwiesen, und zwar darauf, dass die kennzeichnendste Reaktion dieses Monats eine negative war, nämlich das fast vollkommene Schweigen Washingtons.
    Die Großmächte, so philosophiert die Financial Times weiter, halten sich bei solchen Gelegenheiten an ihre eigenen Regeln.
    Und das sowjetische ängstliche Bestreben, ein Blutbad wie das in Budapest zu vermeiden, hat zweifellos in den Hauptstädten der Großmächte entsprechenden Eindruck gemacht.
    Das heißt, an jenen Stellen, wo man sich in Regierungskreisen weniger Sorgen um das Schicksal der Tschechen macht als darüber, ob man die Ost-West-Detente weiterentwickeln kann.
    Andererseits, damit ich dem Daily Mirror nicht unrecht tue, sein außenpolitischer Redakteur hat ein interessantes Phänomen festgehalten, eine ganz merkwürdige und gewaltige Allianz, wenn er schreibt, von Washington bis Peking wurde die Invasion als ein furchtbarer Akt der Aggression gebrannt, Marc.
    Man staune, Peking und Washington auf derselben Seite.
    Was soll man sonst zitieren?
    Die Pessimisten, so wie die Times, die von einem Moskauer Diktat spricht und von einer schrecklichen Niederlage der Tschechen und Slowaken und die Moskau 1968 mit München 1938 vergleicht.
    Oder die Sun, die erklärt, die Bedingungen des Abkommens bedeuten mehr jene Bedingungen, die man einem besiegten Feind auferlegt, als eines Übereinkommens mit einem Alliierten.
    Oder die Optimisten, die sagen, wie der Scotsman, der Kommunismus verändert sich in Russland selbst und die Zeit ist deshalb auf der Seite der Tschechoslowakei.
    Oder der Guardian, der erklärt, das Abkommen bedeute, dass die Russen sich jetzt zurückziehen von dem bisherigen Ziel einer dauernden Entmannung Osteuropas.
    Der Guardian glaubt sogar, die Russen hätten die wertvolle Lektion gelernt, dass die Gewalt niemals die Ideen unterdrücken kann.
    Vielleicht ist am bezeichnetsten, was das Organ der britischen Kommunisten heute früh zu sagen hat, der Morning Star, wenn er erklärt, dass die tschechoslowakischen Kommunisten mehr als je die Unterstützung der Kommunisten in der ganzen Welt brauchen werden.
    Was geschehen ist, so heißt es im Morning Star, das beweist die Notwendigkeit für größere Bemühungen um die Einheit der kommunistischen Bewegung auf der Grundlage der Unabhängigkeit jeder Partei.
    Dieser Satz ist besonders wichtig angesichts der Tatsache, dass die kommunistischen Parteien des Westens einschließlich der britischen Kommunisten in der vergangenen Woche ganz deutlich auf Seite der Tschechoslowakei standen.
    Mit Dr. Heinz Behren aus London haben wir im Augenblick die Stimmen aus dem Westen zu den Vorgängen der CSSR abgeschlossen.
    Wir warten jetzt noch auf New York, auf Herrn Stoiber aus New York.
    Das ist im Augenblick noch nicht eingelangt.
    Aber ein Telefonat ist gekommen und zwar der Osten meldet sich jetzt zu Wort.
    Lothar Löwe in Moskau.
    Mittagsjournal, Bock?
    Guten Tag, Herr Löwe.
    Herr Löwe, wie ist die Reaktion auf die gestrige Svoboda- und Dubček-Rede in Moskau?
    Das heißt also, was schreibt die Moskauer Presse heute?
    Ich will Ihnen sagen, die Reden sind auszugsweise abgedruckt worden.
    Die Rede von Svoboda etwas länger, die von Dubček etwas kürzer und der Tenor
    In einer offiziellen Taserklärung, die gestern Abend spätnachts herauskam und heute abgedruckt wurde, ist der, dass die Regierung, also Svoboda und Dubček sich bemühen, die Dinge in den Griff zu bekommen, dass Parpei und Staatsdienststellen wieder Einfluss ausüben, aber dennoch scharfe Artikel, zum Beispiel von Yuri Zhukov, in denen klar zum Ausdruck kommt, dass man mit großer Besorgnis in Moskau, das offizielle Moskau,
    die Entwicklung verfolgt und dass man glaubt, dass die kontrarevolutionären Umtriebe, also die Antibewegung gegen die russische Okkupation noch nicht tot sei, dass man vor schweren Krisen stehe.
    Diplomaten, diplomatische Beobachter glauben, dass die nächsten acht Tage eine entscheidende Phase sein werden.
    In diesen nächsten acht Tagen muss sich zeigen, ob Dubček
    zwei Erwartungen, die völlig verschiedenartig sind, erfüllen kann.
    Erstens die Erwartung seines Volkes, auf humane Weise Ruhe und Ordnung wiederherzustellen, ohne die liberalen Kräfte vor den Kopf zu stoßen.
    Andererseits die Erwartung der Russen, eine normale Lage in ihrem Sinne zu schaffen, das heißt, die liberalen Elemente zurückzudrängen und auf den Kurs Moskauer Prägung einzuschwenken.
    Das heißt vor allem,
    Studentendemonstrationen zu unterbinden, die Presse in den Griff zu bekommen.
    Als Musterbeispiel für eine Presse, wie man sie sich in Moskau wünscht, wird hier bezeichnet die neue Ausgabe von Rode Bravo, die ganz klar auf der Moskauer Linie liegt.
    Wie wird man in Moskau die Angriffe gegen Dubchep auffangen, die ja in den letzten Tagen gestartet wurden?
    Bisher hat man das noch nicht getan.
    Die Angriffe sind natürlich eingestellt worden.
    Und in der TAS-Mitteilung, in der TAS-Erklärung findet sich ein kleiner Hinweis auf die flexible Reaktion, die man verstehen muss und die sich der Lage, der jeweiligen Lage anzupassen hat.
    Man erklärt sozusagen die Tatsache, dass man heute mit einem Mann am Tisch sitzt und mit einem Mann verhandelt, der noch vor wenigen Tagen als Führer einer rechten, opportunistischen Minderheit bezeichnet wurde und dem man
    des Verrats an der heiligen Sache des Kommunismus bezichtigte, dass dieser Mann also heute die Dinge führen soll und das ergibt sich eben aus der Notwendigkeit der Lage.
    Einer der offiziellen Moskauer Männer hat sich noch nicht gezeigt.
    Ich denke Kosygin, Brezhnev oder so weiter.
    Keiner von diesen hat noch eine Erklärung abgegeben.
    Keiner.
    Und das ist auch nicht zu erwarten.
    Also eine offizielle Reaktion aus dem Kreml direkt wird in den nächsten Tagen kaum erwartet werden.
    Einer dieser Herren hielt eine Rede irgendwo, aber das ist nicht zu erwarten.
    Herr Löbe, vielen Dank für dieses Gespräch aus Moskau und auf Wiederhören.
    Auf Wiederhören.
    Das war also Moskau und in der Zwischenzeit ist glücklicherweise auch New York eingelangt.
    Der Gegenpol, könnte man fast sagen.
    In New York ist es jetzt 7.44 Uhr, also dreiviertel acht am Morgen.
    Was schreiben die Morgenzeitungen?
    Das fragen wir Rudolf Stoiber.
    Die Wirbel und die Aufregung um die Ereignisse beim Parteikonvent in Chicago hat die Amerikaner fast vergessen lassen, dass es auch noch so etwas wie eine Krise in Mitteleuropa gibt.
    Und so sind die bisherigen Reaktionen auf das Moskauer Abkommen eher spärlich.
    Die großen Fernseh- und Hörfunknetze haben zwar die Nachricht darüber gebracht, aber bis jetzt noch keine ausführlichen Kommentare.
    Die New York Times allerdings widmet den Ereignissen heute einen Leitartikel, dessen Tenor ist,
    dass es in einem besetzten Land schwieriger sein wird, davon zu träumen, dass demokratischer Sozialismus ein größeres Maß nationaler Freiheit und Liberalisierung auf alle Sektoren des öffentlichen Lebens verwirklicht werden kann.
    Aber, so schreibt die Times, ganz kann dieser Traum nicht mehr zerstört werden.
    Wörtlich heißt es, vielleicht war es von vornherein eine Illusion zu glauben, dass die Tschechoslowakei der Sowjetunion
    auch nur eine Spur nationaler Unabhängigkeit abbringen kann.
    Aber Millionen Tschech und Slowaken glaubten an diesen Traum.
    Nirgendwo wird hier in den bisherigen Kommentaren erwähnt, welche Auswirkungen die Ereignisse auf die amerikanisch-sowjetischen Beziehungen haben oder haben könnten.
    Und auch nicht, ob die strikte Hände-weg-Politik, die sich vorschickten während der Krise befleiste, nicht auch einen Einfluss auf den Verlauf der Ereignisse gehabt hat.
    Aber man darf dabei nicht vergessen, und das wurde auch aus den offiziellen Kommentaren während der Krise offensichtlich, die Tschechoslowakei liegt für die Amerikaner in der sowjetischen Einflusssphäre und nicht in der amerikanischen, wie zum Beispiel Kuba oder die Dominikanische Republik oder Südostasien.
    Daher ist die Reaktion darauf, was sich in Moskau abgespielt hat und was es für das tschechoslowakische Volk bedeutet, nicht sehr stark.
    Man entrüstet sich nicht.
    Man hat sich bereits akkommodiert.
    Soweit also die Reaktion in den Vereinigten Staaten, wiedergegeben von Rudolf Stoiber aus New York.
    Und jetzt ist schon wieder ein Telefon eingelangt.
    Ich glaube, es ist Bucharest.
    Bitte hereinschalten.
    Mittagsjournal, Bock?
    Guten Tag, Herr Schifter.
    Wie ist heute die Reaktion in Bukarest auf die gestrigen Reden von Svoboda und Dubček?
    Wie ist die Reaktion auf das Kommuniqué?
    Was schreiben die Bukarester Zeitungen heute?
    Die Bukarester Zeitungen schreiben das Kommuniqué und die Rede von Dubček, Svoboda ohne Kommentar.
    Die Reaktion allgemein ist hier ein Aufatmen der Erleichterung.
    Die österreichische Botschaft, nur um eine kleine Nebeninformation zu geben, hat heute von OMT, von dem staatlichen Touristenbüro, 140 rumänische Pässe bekommen von Rumänern, also die ausreisen wollen.
    Tschechische Pässe liegen nur mehr zwölf auf.
    In der Zeitung als interessanteste Sache halte ich eine ausführlich gehaltene Dankadresse des tschechoslowakischen Botschafters an die rumänische Regierung und an das rumänische Volk für die psychologische und materielle Hilfe in den Zeiten der Krise.
    Die Zeitungen geben also noch keine Kommentare und auch keine offiziellen Kommentare der Regierung sind vorhanden.
    Nein, und wir erwarten das im Augenblick auch nicht.
    Man beschränkt sich hier darauf, nur diese
    Es war heute früh im rumänischen Rundfunk eine Reportage aus Prag, die aber nur die Ankunft von Dubček, Svoboda gebracht hat.
    Also die sind etwas später dran.
    Man hat also den Eindruck, man arrangiert sich.
    Ja, genau diesen Eindruck hat man, obwohl also hier in gut informierten Kreisen nicht der Eindruck besteht, dass die hiesige Regierung und speziell in diesem Fall der Staatschef Ceausescu,
    eine Wendung gemacht hat.
    Im Prinzip bleibt er immer wieder, und das wird auch immer wieder in seinen Reden festgelegt, bei dem Ziel und bei den Prinzipien der Außenpolitik, die in der Deklaration vor der Nationalversammlung geblieben ist.
    Er reist durchs Land.
    Unbestätigten Meldungen zur Folge soll er heute wieder eine Ansprache irgendwo halten.
    Das kann ich aber leider nicht
    Falls diese Ansprache kommt, Herr Schifter, dann melden Sie sich bitte im Abend-Journal wieder, damit wir wissen, wie die offizielle Stellungnahme von Rumänien, also von Seiten Bukarests, auf die tschechoslowakischen Ereignisse ist.
    Herr Schifter, herzlichen Dank für diese Information im Mittag-Journal.
    Auf Wiederhören.
    So reagierte also heute die Welt auf die Vorgänge in der CSSR.
    Was aber schreiben die österreichischen Zeitungen?
    Wir blätterten in der österreichischen Presse.
    Der unabhängige Kurier vertritt in seinem Leitartikel die Ansicht, dass die Anerkennung der bisherigen tschechoslowakischen Regierung durch die Sowjets weniger ein Sieg der Prager Reformer als eine Spekulation Moskaus sei.
    Eine Spekulation, dass die Parteiführung Dubček und die Regierung Černík zermürbt werden und zugrunde gehen sollen, an ihrem Unvermögen gleichzeitig die Erwartungen des Volkes zu erfüllen und den Vereinbarungen nachzukommen.
    Der Leitartikel setzt sich auch mit den allgemeinen Auswirkungen der Moskauer Vereinbarungen auseinander und schließt wörtlich.
    Das bisherige selbstzufrieden behagliche westöstliche Einvernehmen und das Sicherheitsgefühl sind tief erschüttert.
    Aber auch der Osten selbst sieht sich vor einer von Grund auf veränderten Situation, die ihn schon in nächster Zeit vor weitere schwere Probleme stellen könnte.
    Eine ähnliche Ansicht vertritt die in Graz erscheinende Südost-Tagespost.
    In dem Blatt heißt es, der Bacillus der tschechoslowakischen Emanzipation, den die orthodoxen Führer des Weltkommunismus offensichtlich wie die Pest fürchten, wird weiterwirken.
    Die Besorgnisse der Rumänen und Jugoslawen scheinen ihren akuten Charakter verloren zu haben.
    Das ebenfalls in Graz erscheinende sozialistische Organ Neue Zeit kommt in einem Artikel unter der Überschrift »Die Panzer haben gesiegt« zu dem Schluss, das Verhandlungsergebnis von Moskau ist kein Erfolg liberaler tschechoslowakischer Kommunisten und es ist auch keine Niederlage für die Sowjets.
    Es ist lediglich ein Beweis dafür, dass man gefährlich lebt, wenn man an die Ehrlichkeit oder gar an eine humane Gesinnung sowjetischer Politiker glaubt.
    Der Express-Kommentar zum Tag steht unter der Überschrift Pyros Sieg, wobei festgestellt wird, dass diese Bezeichnung selten so genau gestimmt hat wie diesmal.
    Die brutale Militäraktion hat der Sowjetmacht eine politische Niederlage gebracht, schreibt der Express, von dem sie sich kaum gänzlich erholen wird.
    In ihrem Machtbereich wird nach den Tagen von Prag nichts mehr so sein, wie es früher war.
    Alle Schwächen des kommunistischen Blocks wurden mit einem Schlag aufgedeckt.
    Ähnlich heißt es im Volksblatt.
    Auch die Sowjetunion ist nach dem tschechoslowakischen Abenteuer nicht mehr dieselbe wie vorher.
    Der politische Wahnsinn der Okkupation wird seine Opfer suchen und auch finden.
    Die kommunistische Volksstimme bezeichnet das Verhandlungsergebnis als einen ersten wichtigen Schritt zu einer friedlichen politischen Lösung.
    Die unabhängige Wiener Zeitung »Die Presse« schreibt unter dem Titel »Zwang der Realität«.
    Parteichef Dubczek sprach in seiner Rede an das Volk von einer Realität, die nicht nur vom Willen der CSSR abhängig ist.
    Genau das ist die Situation der Tschechoslowakei heute.
    Genau in diesem Sinn muss man das Ergebnis von Moskau sehen.
    Das war die heutige Inlands-Presseschau.
    12 Uhr und 52 Minuten.
    Sie hören die neuesten Nachrichten.
    Tschechoslowakei.
    Der freie Sender Prag veröffentlichte kurz nach 12 Uhr Mittag eine Erklärung der Nationalversammlung.
    Darin heißt es an erster Stelle, die Besetzung der Tschechoslowakei durch Truppen von fünf Staaten des Warschauer Paktes sei gesetzwidrig, der Charta der Vereinten Nationen widersprechend und sie stehe auch im Widerspruch zum Warschauer Pakt.
    In einem Punkt der Erklärung wird betont, die Nationalversammlung sei überzeugt davon, dass der Platz der Tschechoslowakei in der Gemeinschaft der kommunistischen Staaten sei.
    Doch könne die tschechoslowakische Armee allein die Bewachung ihrer Grenzen garantieren?
    Präsident Svoboda, Parteichef Dubček, Regierungschef Černík und Parlamentspräsident Smrkovský appellierten heute über den Rundfunk abermals an das Volk, Ruhe zu bewahren.
    Sie versprachen, einen politischen Ausweg aus der Lage zu finden und den gegenwärtigen schweren Stand zu meistern.
    Zu der Sitzung der Regierung des Ministerpräsidenten Czernik, die anscheinend noch immer im Gange ist, wurden auch die Chefs von Rundfunk, Fernsehen und CTK hinzugezogen.
    Eine Begründung dafür wurde nicht gegeben.
    Österreich Die tschechoslowakische Gesandtschaft in Wien teilt mit, dass die Straßengrenzübergänge für tschechoslowakische Staatsbürger, die nach Hause zurückkehren wollen, frei sind.
    Die einzige Ausnahme ist die Grenzstelle bei Pressburg.
    Bundesrepublik Deutschland.
    Die Bonner Regierung befasst sich in ihrer heutigen Sitzung mit der Situation an der Grenze mit der Tschechoslowakei.
    Außerdem sollen Richtlinien für die Bonner Delegation bei der Konferenz der Nicht-Atommächte festgelegt werden.
    Das Ergebnis der Beratungen wird in einer Pressekonferenz um 15.30 Uhr mitgeteilt.
    Österreich.
    Wie das Bundesministerium für Soziale Verwaltung mitteilt, sind die Arbeitsämter angewiesen worden, tschechoslowakischen Touristen, die sich zurzeit in Österreich aufhalten, bei der Arbeitssuche behilflich zu sein und ihnen raschestens eine auf drei Monate befristete Arbeitserlaubnis zu erteilen.
    Für die allfällige Berufsausübung tschechoslowakischer Ärzte ist eine Bewilligung des Sozialministeriums erforderlich.
    Das waren die neuesten Nachrichten im Rahmen des Mittagsschannals.
    Der österreichische Rundfunk bringt Nachrichten in tschechischer Sprache.
    Poslochate spravi rakowskeho rozlasu v tschehske rechi, u mikrofonu žan danes.
    V dopulednih godinak zasidalo v Praze tscheskosloenske narodni skhromaždjeni, ktere si ve včerejši skhuzi vyhradilo pravo vyjadřice k výsledku mosketskih jednanii a usnesenim vladi až po ikh podrobnem studiju a diskusi.
    In der ersten Nachricht über das Zeitungsprozess, das gerade stattgefunden hat, war es richtig, dass die Nationalgemeinschaft die Besatzung von Tschechoslowakien in Verbindung mit den Vereinten Nationen und dem Vertrag des Warschauer Paktes verabschiedet hat.
    Auch die tschechoslowakische Regierung hat sich heute Nachmittag als Vorsitzende von Olczyk Czerniak zu weiteren Gesprächen eingeladen, in denen sich die Situation in Tschechoslowakien und ihre vorgelegte Normalisierung beschäftigen soll.
    Über das Zeitungsprozess der Regierung wurde bis jetzt keine Nachricht veröffentlicht.
    Die Nord-Moravische Ausstrahlung hat erklärt, dass in der Resolution der kreislichen und umgekehrten Organisationen der Kommunistischen Seite der Tschechoslowakei weiterhin die Anrufe aller forschenden Armeen der Tschechoslowakei gefordert werden.
    In der Resolution wird weiter darauf hingewiesen, dass die Moskau-Verabschiedung nicht gegen die Willen der Menschen erhoben werden kann und dass dies gemeinsam mit den Organisationen der Kommunistischen Seite weiterhin für das bezahlbare Ausstieg der 14.
    Ausstiegsgesetze steht.
    Die neue Zensur wird in den Resolven für einen gefährlichen Schritt bezeichnet.
    Die französische Stadträtin von Dunaj schickt heute den Wettbewerb der kommunistischen Partei Slowenska.
    Im Wettbewerb sind die Ergebnisse der Moskau-Vorschläge das höchste Maß, das möglich sein kann.
    Der Wettbewerb geht an alle Bewohner, um den Präsidenten der Republik Slowenska und den ersten Geheimdiensten der kommunistischen Partei Czechoslowenska, Dubček, weiterhin ruhig und glücklich zu halten.
    Der russische Rundfunk veröffentlichte die Situation in Tschechoslowakien und erklärte die Umstände, die zu der Besetzung der Armeen des Warschaftspaktes führen.
    In dem Artikel wird erwähnt, dass die freiwilligen Stationsstätten der ZSR aus westlichen Ländern ausgestattet wurden, die in ZSR über Rakowsko durchgeführt wurden.
    Der ZSR hat diese Nachricht beantwortet und die Beweise, dass die Mikrofone tatsächlich aus Rakowsko kommen, magnetophonische Aufnahmepapiere aus Schwyzerland und Aufnahmeprodukte aus der Deutschen Volksrepublik.
    Der Rundgang schreibt aber, dass all dieses Technik-Rundgangsmaterial im Westen gekauft wurde und in der Zeit der Neuzeit verwendet wurde.
    Der Präsidium hat heute Nachmittag erzählt, dass die heutige Sitzung des Mittelstandes der Kommunistischen Seite der Tschechoslowakischen Union in Prague auch die Leiter der massiven Informationsinstitutionen, der Vorsitzenden der Tschechoslowakischen Sitzung Zdeněk Hejzlar, der Vorsitzenden der Tschechoslowakischen Television Jiri Pelikán und der Vorsitzenden der Tschechoslowakischen Zeitungskanzlei ČTK Sulek teilnehmen werden.
    Die Sitzungen werden auch Fragen beantworten, die aus der neuen Restriktion der Zeitungsfreiheit und der Sitzungs- und Televisionsausstattung herauskommen.
    Großbritannien.
    Der tschechoslowensche Minister für Foreign Affairs, Dr. Jiri Hajek, der in New York teilnahm,
    der sich mit der Frage der Tschechoslowakei beschäftigt hat, heute Nachmittag aus New York nach London geflogen ist.
    Minister Hayek hat auf dem Londoner Flughafen, auf dem die Journalisten erwarteten, irgendwelche Präsentationen zu machen, abgelehnt.
    Heute Nachmittag wird Hayek auf dem Weg von London nach Bielefeld, wo er sich mit dem Vizepräsidenten der tschechoslowakischen Regierung, Dr. Otto Uschik, und anderen Mitgliedern der Regierung und tschechoslowakischen politischen Aktivisten treffen soll, die sich in Jugoslawiens Hauptstadt befinden.
    Japan.
    Erstens.
    In der japanischen Kriegsgeschichte sind alle politischen Seiten, die Presse und die öffentliche Bevölkerung die gleiche politische Meinung.
    Jedermann ist die Regierung der Tschechoslowakei mit den Militärkräften des Warschau-Paktes unabhängig.
    Auch die kommunistische Seite hat einen Protest gegen die Regierung der Tschechoslowakei gestellt.
    Diese Tatsache ist besonders wichtig, weil der Protest der japanischen Kommunistischen Seite, ausgesprochen gegen die Besetzung von Tschechoslowakien, die Folgen eines detaillierten Studiums der japanischen öffentlichen Behauptung darstellt, das von der kommunistischen Seite Japans entstanden ist.
    Die österreichische Rundfunk brachte Nachrichten in tschechische Sprache.
    Weitere Nachrichten hören Sie zu jeder Stunde auf Österreich3.
    Die große Informationssendung des Abends um 19 Uhr im Abendjournal auf Österreich1.

    Beiträge dieses Journals

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    Einmarsch der Warschauer Pakt Truppen in die CSSR: Bericht aus Prag um 11.00 - Lage normalisiert
    Mitwirkende: Hoffer, Peter [Gestaltung]
    Datum: 1968.08.28 [Sendedatum]
    Ort: Prag
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Medien und Kommunikation ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 60er Jahre
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    Interview: stellvertretender Generalpostdirektor Sektionschef Rudolf Babeschitz
    Mitwirkende: Eibegger, Gundomar [Gestaltung] , Babeschitz, Rudolf [Interviewte/r]
    Datum: 1968.08.28 [Sendedatum]
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    Mitwirkende: Ziegler, Christian [Gestaltung]
    Datum: 1968.08.28 [Sendedatum]
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    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 60er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Neutralität , Nachrichten
    Einmarsch der Warschauer Pakt Truppen in die CSSR: Reaktionen auf die Moskauer Vereinbarungen - Stockholm
    Mitwirkende: Graffenberger, Günter [Gestaltung]
    Datum: 1968.08.28 [Sendedatum]
    Ort: Stockholm
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Sport ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 60er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Neutralität , Nachrichten
    Einmarsch der Warschauer Pakt Truppen in die CSSR: Reaktionen auf die Moskauer Vereinbarungen - USA
    Mitwirkende: Stoiber, Rudolf [Gestaltung]
    Datum: 1968.08.28 [Sendedatum]
    Ort: New York City
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Medien und Kommunikation ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 60er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Einmarsch der Warschauer Pakt Truppen in die CSSR: Nachrichten auf deutsch und tschechisch
    Mitwirkende: Danes, Jean [Gestaltung]
    Datum: 1968.08.28 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 60er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten

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    Titel Mittagsjournal 1968.08.28
    Spieldauer 00:59:35
    Mitwirkende Bock, Hellmuth [Moderation]
    Swietly, Ernst [Regie] [GND]
    ORF [Produzent]
    Datum 1968.08.28 [Sendedatum]
    Schlagworte Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt
    20. Jahrhundert - 60er Jahre
    Typ audio
    Format TKA [Tonband auf Kern (AEG)]
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    Rechte Mit freundlicher Genehmigung: ORF
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