Mittagsjournal 1980.01.26

Video-Player wird geladen.
Advertisement
Aktueller Zeitpunkt 00:00
Dauer 00:00
Geladen: 0%
Streamtyp LIVE
Verbleibende Zeit 00:00
1x
  • Marker
  • Beschreibungen aus, ausgewählt
  • Untertitel aus, ausgewählt
    x
    ZOOM HELP
    Drag zoomed area using your mouse or a finger.
    100%

    Rechtliches

    Zitieren

    KI-generiertes Transkript

    Die Zeit?
    In fünf Sekunden ist es 12 Uhr.
    12 Uhr.
    Hier ist der österreichische Rundfunk.
    Eine angenehme Mittagsstunde, meine Damen und Herren.
    Hier ist die Redaktion des Mittagschanals.
    Am Mikrofon im Studio begrüßt Sie Hans Fockenhuber.
    Was steht auf dem Programm der kommenden 60 Minuten?
    Wir bringen nach den Nachrichten einen Überblick über den gegenwärtigen Diskussionsstand zum Thema Olympia-Boykott Moskau.
    Dazu auch die Stellungnahme der österreichischen Leichtathletin Karoline Käfer.
    Indirekt in diesem Zusammenhang steht auch ein Interview mit dem sowjetischen Bürgerrechtskämpfer Dvidoch Lebov, jahrelanger Mitarbeiter des Verbanden Wissenschafters Andrei Sakharov.
    Aus Teheran hören sie ein Gespräch über die Politik des voraussichtlichen Staatspräsidenten des Irans, Bani Sadra.
    Über die Sondersynode der holländischen Bischöfe im Vatikan kommt ein Beitrag aus Rom und in Barcelona in Spanien gibt es einen Kongress spanischer Rechtsparteien unter starker internationaler Beteiligung.
    Die Kulturredaktion liefert einen Bericht zum 70.
    Geburtstag von Elisabeth Epp und bringt ein Interview mit dem Regisseur Farrokhi über die Falter Filmwoche in Wien.
    Soweit das Wichtigste aus dem Programm, jetzt aber die Nachrichten.
    Als Redakteur dafür verantwortlich ist Ferdinand Olbert und gesprochen werden die Meldungen von Wilfried Schierlbauer.
    Iran.
    Nach ersten Schätzungen dürfte Wirtschafts- und Finanzminister Bani Sadr mit etwa 70% der Stimmen als eindeutiger Sieger aus den gestrigen Präsidentenwahlen hervorgehen.
    Das endgültige Ergebnis wird erst am Montag vorliegen.
    Die Wahlen verliefen nach offiziellen Angaben ohne Zwischenfälle.
    In den kurden Gebieten dürften sie aber weitgehend boykottiert worden sein.
    In einer ersten Stellungnahme erklärte Banisadr, er wolle versuchen, die Geiselnahme in der amerikanischen Botschaft in Teheran auf eine Weise zu beenden, durch die die Forderungen des Irans und seine Unabhängigkeit gesichert werden.
    Priorität habe jedoch der Wiederaufbau der Wirtschaft Persiens.
    In einem heute veröffentlichten Interview für die französische Zeitung Le Matin richtet Banisadr heftige Angriffe gegen die Sowjetunion.
    Er erklärt, Moskau habe mit der Intervention in Afghanistan sein Gesicht verloren.
    Niemand könne nun noch an die Beteuerungen über eine Politik der Nicht-Einmischung glauben.
    Den Moslem-Rebellen verspricht Bani Sadr jede mögliche Hilfe gegen die Sowjets unter Einschluss der Militärhilfe.
    USA Die Diskussion über westliche Vergeltungsmaßnahmen gegen den sowjetischen Einmarsch in Afghanistan hält an.
    Der amerikanische Justizminister Civiletti hat dem Nationalen Olympischen Komitee mitgeteilt, seine Regierung würde einen Boykott der Sommerspiele in Moskau gegebenenfalls auch gegen den Willen des Komitees durchsetzen.
    Dieses hat sich bisher gegen einen derartigen Boykott gewarnt.
    Niederlande Die Regierung im Haag hat dem Olympischen Komitee der Niederlande empfohlen, zu den Sommerspielen in Moskau keine Athleten zu entsenden.
    Ein Sprecher des Komitees erklärte, man werde das Ersuchen prüfen.
    Argentinien Die Regierung in Buenos Aires will den Empfehlungen der USA über Maßnahmen gegen die Sowjetunion nicht Folge leisten.
    In einer Erklärung des Kabinetts heißt es, Wirtschaftssanktionen zur Lösung politischer Kontroversen seien abzulehnen.
    Argentinien werde auch an den Olympischen Sommerspielen in Moskau teilnehmen.
    Begründet wird dieser Schritt mit der Unabhängigkeit des Sports von der Politik.
    Bundesrepublik Deutschland.
    CDU-Vorsitzender Kohl hat Bundeskanzler Schmidt aufgefordert, sich in der Frage eines Boykotts der Olympischen Sommerspiele in Moskau zu entscheiden.
    Kohl betonte, die Solidarität mit den USA dürfe sich nicht auf einer Gemeinsamkeit in Worten beschränken.
    Der Vorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbundes, Vetter, sprach sich dagegen für eine gründliche Prüfung derartiger Maßnahmen aus.
    Es sei noch nicht geklärt, betonte Vetter, ob ein Boykott der Olympischen Spiele sinnvoll sei.
    Wirtschaftssanktionen gegen die UdSSR könnten im Übrigen auch der Bundesrepublik schaden.
    Berlin.
    Der regierende Bürgermeister Stobbe ist neuerlich für die Fortsetzung der Entspannungspolitik zwischen Ost und West eingetreten.
    Stobbe sagte, wer den Frieden wolle, müsse Konflikte durch Verhandlungen lösen.
    Auf dieser Grundlage habe man in den vergangenen zehn Jahren große Verbesserungen für die Deutschen und insbesondere für die Berliner erreicht.
    Deutsche Demokratische Republik.
    Staats- und Parteichef Honecker erklärte, die wahre Ursache für die derzeitigen internationalen Spannungen sei keineswegs die sowjetische Eingreifen in Afghanistan.
    Die Kriegsgefahr werde vielmehr durch das Anheizen des Wettrüstens in den USA vergrößert, sagte Honecker wörtlich.
    Sowjetunion.
    Zur westlichen Kritik an der Verbannung des Regimekritikers und Friedensnobelpreisträgers Sakharov aus Moskau erklärt die Nachrichtenagentur TASS heute, Sakharov sei nicht exiliert, sondern lediglich nach Gorki umgesiedelt worden.
    Diese Stadt gehöre zu den schönsten Plätzen der UdSSR und sei keineswegs provinziell oder abgelegen.
    Die Industriestadt, 400 Kilometer östlich von Moskau, ist für Ausländer gesperrt.
    USA.
    Elf Nobelpreisträger, unter ihnen der frühere amerikanische Außenminister Kissinger, haben an den sowjetischen Staats- und Parteichef Brezhnev appelliert, Andrei Sakharov nicht mundtot zu machen.
    In dem Appell heißt es, Sakharov habe einen bedeutenden Beitrag zur Sache des Friedens und der Zusammenarbeit in der Welt geleistet.
    Der frühere sowjetische UNO-Diplomat Chevchenkov, der sich vor zwei Jahren in die USA abgesetzt hat, warf der UdSSR im Zusammenhang mit dem Fall Sakharov vor, neuerlich stalinistische Methoden anzuwenden.
    Nahe Osten.
    Die vollständige Normalisierung der Beziehungen zwischen Ägypten und Israel ist um 10 Tage auf den 15.
    Februar vorverlegt worden.
    Wie die ägyptische Wochenzeitung Oktober berichtet, ist die Entscheidung bei einem Gespräch zwischen Staatspräsident Sadat und dem israelischen Verteidigungsminister Weizmann am vergangenen Mittwoch getroffen worden.
    Bereits heute wollen Ägypten und Israel diplomatische Beziehungen aufnehmen.
    Zugleich soll der Reiseverkehr zwischen den beiden Ländern eröffnet werden.
    Aus Protest gegen den ägyptisch-israelischen Normalisierungsprozess hat die PLO in den von Israel besetzten Gebieten zu einem Generalstreik aufgerufen.
    Die Geschäfte im Westjordanland blieben heute geschlossen.
    Die israelischen Behörden haben verschärfte Sicherheitsmaßnahmen angeordnet.
    Philippinen.
    Bundeskanzler Kreisky ist heute aus Singapur kommend zu einem viertägigen Staatsbesuch in Manila eingetroffen.
    Im Mittelpunkt seiner Gespräche mit Präsident Marcos und anderen Vertretern der Regierung in Manila steht die wirtschaftliche Zusammenarbeit zwischen den beiden Ländern.
    In den Jahren 1977 und 1978 hat sich das Handelsvolumen zwischen Österreich und den Philippinen von knapp 5 auf etwa 7 Millionen Dollar erhöht.
    Österreich.
    In einem Vortrag in Wien hat Vizekanzlerfinanzminister Androsch vor der Gefahr einer Verringerung des Wirtschaftswachstums durch Inflation gewarnt.
    Androsch sagte, Leistungsbilanzüberschüsse würden derzeit nur noch von den Mitgliedsländern der Organisation Erdöl-Exportieren der Staaten erzielt.
    Die westlichen Industrieländer, auch die Bundesrepublik Deutschland und die USA, hätten dagegen heuer mit Defiziten zu rechnen.
    Die Verschärfung der weltpolitischen Situation werde zwar zu zusätzlichen Rüstungsausgaben und damit zu Impulsen für die Wirtschaft führen, zugleich dürften aber auch die Inflationstendenzen Auftrieb erhalten, meinte Androsch.
    Spitzenpolitiker der beiden Oppositionsparteien haben sich heute neuerlich zur aktuellen Schuldiskussion zu Wort gemeldet.
    ÖVP-Obmann Mock kündigte namens seiner Partei verstärkte Bemühungen um die innere Schulreform an und nannte Hibei eine Neugestaltung der Lehrinhalte und einen Abbau des Nachhilfestundenunwesens.
    Der freiheitliche Klubobmann Peter warf der ÖVP vor, in ihr Alternativmodell, der sogenannten neuen Hauptschule, wesentliche Komponenten der von den Sozialisten propagierten Gesamtschule eingebaut zu haben.
    Nach Ansicht Peters müsse das Nebeneinander von Hauptschule und allgemein bildender höherer Schule gewährleistet werden, wobei jedoch die Durchlässigkeit zwischen diesen Schultypen verbessert werden sollte.
    Auf dem Flughafen Schwechat haben die Behörden 34 Kilogramm Haschisch im Wert von zwei Millionen Schilling sichergestellt.
    Vier Libanesen und ein Wiener wurden verhaftet.
    Die Festgenommenen lehnten alle Angaben über ihre Hintermänner ab und erklärten, sie würden sonst Opfer von Vergeltungsaktionen ihrer Organisation werden.
    Südafrika Die Zahl der Toten nach der gewaltsamen Beendigung des Banküberfalls von Pretoria hat sich auf fünf erhöht.
    Eine schwer verletzte Frau ist heute in einem Krankenhaus gestorben.
    Drei schwer bewaffnete schwarzafrikanische Nationalisten hatten gestern die Bank besetzt und 25 Personen als Geiseln in ihre Gewalt gebracht.
    Sie forderten die Freilassung des inhaftierten früheren Vorsitzenden der marxistischen Bewegung Südafrikas, Mandela.
    Nach sechsstündiger Belagerung stürmte die Polizei das Bankgebäude.
    Frankreich.
    Nach inoffiziellen Ergebnissen endete der heutige Weltcup Damenslalom in Saint-Chervin mit einem Sieg der Liechtensteinerin Anne Wenzel vor Perrine Pelain, Frankreich und der Schweizerin Marie-Therese Nadig.
    Anne-Marie Moser liegt vorläufig auf dem 9.
    Rang.
    Das Rennen ist noch im Gange.
    Soweit die Meldungen.
    Und nun das Wetter.
    Die Wetterlage.
    Ein Hochdruckgebiet erstreckt sich von Island bis zu den Westalpen.
    An seiner Ostseite wird polare Kaltluft in den Alpenraum geführt.
    Die Wetteraussichten bis morgen früh.
    An der Alpen-Nordseite sowie am Alpen-Ostrand veränderliche, meist aber starke Bewölkung und wiederholt Schnee oder Schnee-Regenschauer.
    Im Süden wechselnde, im Allgemeinen aber geringe Bewölkung.
    Winde in freien Lagen, zeitweise lebhaft auffrischend aus West bis Nord.
    Nachmittagstemperaturen minus 2 bis plus 5 Grad, Frühtemperaturen morgen minus 10 bis minus 2 Grad.
    Die Prognose für morgen.
    Anfangs an der Alpen-Nordseite noch veränderliche Bewölkungsverhältnisse und strichweise Schneeschauer.
    Tagsüber Übergang zu aufgelockerter Bewölkung, regional auch heiter.
    Im Süden überwiegend sonnig.
    Winde in freien Lagen zeitweise lebhaft aus Nordwest bis Nordost.
    Kälter als an den Vortagen, Tageshöchsttemperaturen minus zwei bis plus zwei Grad.
    Die Messwerte von 12 Uhr.
    Wien stark bewölkt, 3°, Westwind 15 km in der Stunde.
    Eisenstadt stark bewölkt, 4°, Wind still.
    Linz stark bewölkt, 1°, West 20.
    Salzburg stark bewölkt, Schneeschauer 2°, Nordwest 3.
    Innsbruck stark bewölkt, minus 1°, West 3.
    Bregenz stark bewölkt, 2°, Nordwind 5 km in der Stunde.
    Graz Nebel minus 4 Grad Windstill und Klagenfurt stark bewölkt 0 Grad Windstill.
    Es war soeben 12 Uhr und 11 Minuten und gleich zum Dauerthema der vergangenen Tage Olympia.
    Sollen die Olympischen Sommerspiele in Moskau heuer boykottiert werden oder nicht?
    Diese Frage beschäftigt weltweit alle Politiker außerhalb des Ostblocks in zunehmendem Maß, nachdem sowjetische Truppen vor einem Monat in Afghanistan einmarschiert sind.
    Sinn eines solchen Boykotts sollte es sein, der Kreml-Führung die lang ersehnte Möglichkeit zu nehmen, sich auf dem Umweg über die Stellung als Gastgeberland und glänzenden Organisators internationale Anerkennung zu holen und Afghanistan sowie nun auch die Verbandung des Regime-Kritikers Sakharov vergessen zu lassen.
    In den vergangenen Tagen hat sich das Gewicht der Boykott-Befürworter spürbar verstärkt.
    Über den aktuellen Stand der Olympia-Diskussion unterrichtet sich nun Edgar Heider.
    In den USA schien Präsident Carter vor wenigen Tagen noch als Befürworter eines Olympia-Boykotts etwas voreilig gehandelt zu haben.
    Nun hat er eine mächtige Unterstützung erhalten.
    Mit überraschender Schnelligkeit stimmte der Kongressausschuss für Auswärtige Angelegenheiten mit nur einer Gegenstimme der Forderung Carters zu,
    keine amerikanischen Sportler nach Moskau zu entsenden, falls sich die Sowjet-Truppen nicht bis Mitte Februar aus Afghanistan zurückziehen sollten.
    Stichtag für eine endgültige Entscheidung der Amerikaner wird der 20.
    Februar sein.
    Das nationale Olympische Komitee der USA wird an diesem Wochenende über die Teilnahme an den Spielen beraten.
    Die Sportler haben bereits mehrmals zu erkennen gegeben, dass sie einen Boykott nicht befürworten.
    Ihr Komiteepräsident Kane betonte jedoch, man wolle sich nicht gegen den Kongress stellen.
    In den USA neigt sich die Waage also zusehends für einen Olympia-Boykott.
    Weitaus unschlüssiger in diese Frage sind die westeuropäischen Regierungen.
    Die politischen Direktoren der Außenministerien der europäischen Gemeinschaften haben die Haltung ihrer Regierungen am Donnerstag in Rom erstmals erörtert.
    Anfang Februar werden dann die Außenminister selbst in Brüssel versuchen, eine, wenn möglich, gemeinsame Entscheidung zu treffen.
    Ein Unterfangen, das besonders schwierig sein dürfte, weil es extrem gegensätzliche Standpunkte gibt.
    So steht Großbritannien ganz hinter Präsident Carter, während Frankreich unter allen Umständen an den Moskau-Spielen teilnehmen will.
    Mittlerweile hat sich auch die niederländische Regierung in die Reihe der Boykott-Befürworter eingefügt.
    Zwar sind die nationalen Olympischen Komitees von ihren Regierungen rechtlich in ihren Entscheidungen unabhängig, doch besteht die Möglichkeit, dass der Druck der Regierungen, Parlamente und auch der öffentlichen Meinung, so wie in den USA, so stark werden kann, dass die einzelnen Olympia-Komitees nachgeben.
    Es gibt aber auch Sportler, die von sich aus nicht nach Moskau fahren wollen.
    So haben in Norwegen die Landesverbände für Leichtathletik und Schwimmen bei ihrem Komitee den Antrag gestellt, keine norwegische Mannschaft nach Moskau zu schicken.
    Beim Europarat in Straßburg versucht man zurzeit, die Sportminister der 21 Mitgliedstaaten zu einer Sondersitzung zu bewegen, um die Frage Olympia-Boykott zu beraten.
    Der luxemburgische Außenminister Thorn hat einen Kompromissvorschlag unterbreitet.
    Er empfiehlt, die westlichen Staaten sollten zwar an den Spielen grundsätzlich teilnehmen, aber nur Sportler der sogenannten zweiten Garnitur nach Moskau entsenden.
    In den Staaten der Dritten Welt beginnen sich erst langsam die Konturen in der Olympia-Frage abzuzeichnen.
    Eindeutige Befürworter eines Boykotts sind bislang Ägypten, Israel, Saudi-Arabien, der Iran und mehrere kleine Staaten.
    China will noch abwarten, wie sich die anderen Nationen verhalten, hält einen Boykott aber grundsätzlich für sinnvoll.
    Ähnlich verhält es sich mit Australien.
    Jugoslawien und Indien, die beiden führenden Staaten der blockfreien Bewegung, betonen nach wie vor den sportlichen Charakter der Olympischen Spiele, der ihrer Meinung nach die Spannung zwischen den Staaten vermindern könnte.
    Zur Sprache kommen wird das Problem Olympia 1980 voraussichtlich auch bei der bevorstehenden Außenministerkonferenz der islamischen Staaten in Islamabad.
    Es gilt als nicht unwahrscheinlich, dass sich dort die Staaten, die sich von der sowjetischen Afghanistan-Invasion bedroht fühlen, durchsetzen.
    Egal wie die Entscheidungen ausgehen mögen, eines lässt sich jetzt schon absehen.
    Ob Teilnahme oder Boykott an den Olympischen Spiel in Moskau, jeder dieser Schritte wird, ob man das will oder nicht, den Charakter einer politischen Demonstration haben.
    soweit der Stand der internationalen Diskussion zum Olympia-Boykott.
    Auch in Österreich hat es dazu schon Stellungnahmen gegeben.
    Bundeskanzler Kreisky hält nicht viel von einem Olympia-Boykott.
    Der Präsident des österreichischen Olympischen Komitees, der Wiener Stadtrat Kurt Heller, möchte in dieser Frage die Meinung der Bevölkerung berücksichtigen.
    Er hat sich noch nicht festgelegt.
    Die Sportler selbst sind natürlich gegen einen Boykott der Sommerspiele.
    Österreich hat ja wenige Sportler, die bei Sommerspielen olympische Medaillen erringen könnten.
    Die Kärntner Mittelstreckenläuferin Karoline Käfer hat aber Chancen im internationalen Sport an der Spitze bestehen zu können.
    Mit ihr sprach darüber Wolfgang Dietmar.
    Frau Käfer, Sie sind eine der aussichtsreichsten Starterinnen bei den olympischen Sommerspielen in Moskau.
    Wie ist grundsätzlich Ihre Einstellung dazu?
    Meine Einstellung dazu ist, dass es doch so sein sollte, dass man Politik und Sport voneinander trennen sollte.
    Leider ist es nicht so, aber ich muss dazu sagen, für jeden Sportler, der durch einen Olympiapolkott an der Olympiade nicht teilnehmen kann, das ist etwas Schweres.
    Und verfolgen Sie nun die Situation?
    Ja, was ich jetzt so lese und verfolge ich sie schon, aber ich glaube nicht, dass sich der Österreich an den Olympiapokal anschließen wird.
    Es steht ja auch zur Debatte, dass die Olympischen Spiele unter Umständen verlegt werden könnten.
    Haben Sie daran auch gedacht?
    Ich glaube nicht, dass man olympische Spiele verlegen kann.
    Es geht ja rein technisch nicht.
    Es sind ja sehr viele Athleten.
    Das kann man ja nicht binnen ein paar Monaten aus dem Boden heraus stampfen.
    Im Falle einer Verlegung, eine Spitzensportlerin bereitet sich ja auch auf klimatische Verhältnisse vor.
    Wird ihr das eher Vorbereitungsprogramm beeinflussen?
    Nein, also ich trainiere jetzt normal weiter.
    Es beeinflusst mich überhaupt nicht.
    Genauso kann man sagen, ich verletze mich im Sommer höchstwahrscheinlich, also schalte ich jetzt zurück.
    Also das kann man überhaupt nicht sagen.
    Fühlen Sie sich in der Vorbereitung für die Olympischen Spiele etwas verunsichert, weil man eben nicht weiß, werden sie stattfinden oder werden sie nicht stattfinden?
    Nein, ich fühle mich nicht verunsichert.
    Für viele andere Sportler und möglicherweise auch für Sie sind die Olympischen Sommerspiele in Moskau möglicherweise die letzten, unter Umständen auch der Höhepunkt einer sehr langen und anstrengenden Sportlerkarriere.
    Sicher ist es so, ich sag's ja, es würde jeden Sportler schwer treffen, wenn er an der Olympiade nicht teilnehmen kann.
    Wenn man ja doch jahrelang trainiert und dann ist man praktisch ausgeschlossen.
    Dann hat man praktisch umsonst trainiert.
    Ich bereite mich schon circa zwei, drei Jahre auf die Olympischen Spiele vor.
    Und wenn die Olympischen Spiele verlegt werden würden oder zu einem zeitlich anderen Zeitpunkt stattfinden, dann würde das natürlich im Trainingsprogramm schon große Probleme auf sich ziehen, wenn man doch den Höhepunkt mit Juli vorausberechnet und wenn es irgendwie verschoben wird, dann ist man nicht mehr in Hochform.
    Frau Käfer, viele Sportlerinnen und Sportler beschäftigen sich nicht mit Politik und müssen sich nun zwangsweise etwas mit Politik oder mit dem politischen Geschehen befassen.
    Wie ist das bei Ihnen?
    Ich befasse mich überhaupt nicht.
    Ich muss sagen, ich bin mit meinem Training sehr ausgelastet und habe kaum andere Interessen.
    Auf alle Fälle wird es eine schwere Entscheidung werden, denn sowohl der Standpunkt der Politik als auch der Standpunkt der Sportler ist verständlich.
    Die Verbannung des sowjetischen Bürgerrechtskämpfers und Nobelpreisträgers Andrei Sakharov aus Moskau nach Gorki hat im Westen einen Sturm der Proteste entfacht.
    Über das Schicksal des prominenten Bürgerrechtskämpfers liegen bisher keine genauen Angaben vor.
    Ein enger Sakharov-Mitarbeiter und Freund des Verbanden, der 40-jährige Physiker Andrei Tverdokhlebov,
    hat selbst drei Jahre lang in Ostsibirien in der Verbannung gelebt und ist mehrere Male verhaftet worden.
    Er ist an dem Tag, an dem Sakharov in den Exil geschickt wurde, aus der Sowjetunion ausgereist.
    Tverdokhlebov, seines Zeichens führender Kopf der illegalen sowjetischen Sektion der internationalen Gefangenenhilfeorganisation Amnesty International, hält sich seit zwei Tagen in Wien auf.
    Angesichts seiner engen Kontakte zu Sakharov und auch wegen seiner eigenen Erfahrung mit dem Sowjetsystem und dem Dissidentenuntergrund wurde er von innen- und ausländischen Journalisten in Österreich im wahrsten Sinne des Wortes bestürmt und um Interviews bedrängt.
    Tverdog Lebov verweigerte jedoch jede Stellungnahme.
    Schließlich gelang es nur dem niederländischen Fernsehen, dem österreichischen Nachrichtenmagazin Profil und unserem außenpolitischen Redakteur Edgar Sterbens von dem Bürgerrechtskämpfer und Sacharow-Freund ein Interview zu bekommen.
    Andrej Dvedoch-Lebov, 40 Jahre alt, mittelgroß, schwarzhaarig, Brillenträger, studierter Physiker und zuletzt Metallarbeiter, wirkt bei dem Interview müde, verstört und öffentlichkeitsscheu.
    Die Strapazen der 25-stündigen Zugfahrt von Moskau nach Wien, das Gefühl von einer Journalistenmeute gehetzt zu werden, der Verlust der Heimat, die Ungewissheit über die Zukunft, ein in Haft und Verbannung gewachsenes Misstrauen spiegeln sich in seinem Gesicht und in seiner Gestik.
    Aus dem ihm vorgelegten rund 15 Punkte umfassenden Fragenkatalog will er maximal drei bis vier Fragen beantworten.
    Über sein eigenes Schicksal, über das Schicksal anderer Bürgerrechtskämpfer wie etwa Orlovs oder Scharanskis, über die Olympiadiskussion und über die sowjetische Regimekritikerszene will er nicht sprechen.
    Zu zwei Themen möchte er aber von sich aus etwas sagen.
    Zum Fall Sakharov und zur sowjetischen Intervention in Afghanistan.
    So antwortet er auf die Frage, wie denn die sowjetische Bevölkerung auf die Verbannung Sakharovs reagieren werde.
    Sakharov hat sich als Wissenschaftler große Verdienste erworben.
    Er hat schon lange nicht mehr wissenschaftlich arbeiten dürfen.
    Und jetzt sind ihm auch noch alle seine staatlichen Auszeichnungen aberkannt worden.
    Aber damit kann man in den Augen der Bevölkerung seine wissenschaftlichen Leistungen und seine Verdienste im Kampf um die Bürgerrechte auf gar keinen Fall schmälern.
    Denn Sakharov hat sich immer für andere bedrängte Sowjetbürger eingesetzt.
    Tausende Menschen sind ihm dankbar, dass sie mit seiner Hilfe im Kampf gegen den mächtigen Staatsapparat bestehen konnten.
    Jetzt hat man ihn nach Gorki verbannt.
    Damit will man Sakharov diese Möglichkeit, nämlich anderen zu helfen, nehmen.
    Aber niemand wird vergessen, was er geleistet hat, was er für andere Menschen und für die Menschenrechte getan hat.
    Mit seinem Weg in die Verbannung bestätigt Sakharov nur, dass er seinen Grundsätzen treu bleibt und auch seiner Art treu bleibt, für die Menschenrechte einzutreten.
    Grundsätzliche Überlegungen über die Politik der Sowjetführung stellt Werdoch Lebov an, als er darauf angesprochen wird, wie man den Schritt des Kremls gegenüber Sakharow verstehen soll.
    Diese Frage ist die wichtigste.
    Sie stellt sich vor allem auch im Zusammenhang mit dem Problem Afghanistan.
    Bisher gab es kaum Zweifel daran, dass die Sowjetregierung auf Entspannung aus ist.
    Aber die traditionellen Methoden der sowjetischen Politik, die sich lange vor dem Entspannungskurs herausgebildet haben, besitzen eine Eigendynamik.
    Eine Eigengesetzlichkeit, wenn Sie wollen.
    Diese Methoden, die man im Westen wohl als expansionistisch nach außen und als repressiv nach innen bezeichnen würde, haben sehr oft und sehr stark den Zielen widersprochen, die mit der Entspannungspolitik verfolgt werden.
    Afghanistan hat gezeigt, dass die traditionellen Methoden der sowjetischen Politik stärker sind als der Wunsch nach Entspannung.
    Denn diese Methoden haben sich schon in den 30er Jahren herauskristallisiert, als die Sowjetunion zur Supermacht wurde.
    Die Entspannungspolitik hingegen ist erst zehn Jahre alt.
    Ich möchte wiederholen, sagt Werdoch Lebov, der Einmarsch in Afghanistan hat diese gefährlichen Tendenzen in der Politik der Sowjetunion bestätigt.
    Auch wenn unsere Politiker es mit der Entspannung ehrlich meinen, so bleiben doch die von mir erwähnten eigengesetzlichen Kräfte wirksam.
    Wie sollen nun, seiner Meinung nach, die Menschen im Westen auf den harten Kurs, den der Kreml einzuschlagen scheint, reagieren?
    Der Sacharow-Freund wird mit einer Mal lebhaft und appelliert.
    Jetzt steht der Welt vor dem Wettbewerb neuer Politikrichtlinien.
    Und ich wünsche, dass die Niederländer, wie zuvor, ohne darauf zu achten,
    Die Welt steht vor neuen politischen Entwicklungen.
    Ich wünsche mir, dass die Menschen im Westen trotzdem die sowjetische Bevölkerung weiterhin in ihrem Kampf um Freiheit und Menschenrechte unterstützen.
    Sie sollen an Sowjetbürger Briefe schreiben, Informationen weitergeben und an notleidende Menschen in der Sowjetunion Pakete schicken, um so in diesen Menschen das Gefühl der Solidarität am Leben zu erhalten.
    Was immer die Mächtigen der Welt beschließen mögen, diese Beziehungen der einfachen Menschen zueinander werden sicherlich Früchte tragen.
    Die Menschen im Westen sollen noch deutlicher und noch stärker auf Menschenrechtsverletzungen in der Sowjetunion mit Protesten reagieren.
    Das ist eine Ermutigung für alle, die in meinem Land für die Menschenrechte eintreten.
    Ich weiß aus meiner persönlichen Situation als Verfolgter, welche große psychologische Bedeutung diese Hilfe von außen hat.
    Ich möchte mich noch ausdrücklich für diese Hilfe auch im Namen anderer Bürgerrechtskämpfer in der Sowjetunion bedanken.
    Mehr will oder traut Andrei Tverdokhlebov sich nicht zu sagen.
    Auch über seine Pläne in der Zukunft will er eigentlich nicht sprechen.
    Er lässt jedoch durchblicken, dass er in die USA auswandern möchte, zu seiner Familie, die ebenfalls vor kurzem emigriert ist.
    Soweit die Zusammenfassung des Interviews mit Andrei Tverdokhlebov.
    Ein Gespräch mit dem sowjetischen Bürgerrechtskämpfer bringt übrigens auch das Nachrichtenmagazin Profil in seiner nächsten Ausgabe.
    Es ist 12 Uhr und 27 Minuten.
    Was hören Sie noch bis 13 Uhr?
    Wir bringen ein Gespräch mit Tehran über den Ausgang der Präsidentenwahlen im Iran.
    Ein Bericht kommt aus Rom über die Sondersynode der holländischen Bischöfe im Vatikan.
    Und aus Spanien kommt ein Beitrag über die Tagung der spanischen Rechtsparteien in Barcelona.
    Die Kulturredaktion berichtet über die Falter-Filmwoche in Wien und über eine Veranstaltung, 3000 Jahre Jüdische Dichtung mit Elisabeth Epp zu deren 70.
    Geburtstag.
    Jetzt aber die Inlands-Presseschau, zusammengestellt von Hans Langsteiner.
    Die Strafvollzugsdiskussion als Reaktion auf den St.
    Pölten-Mordfall Knisek reißt in den Kommentaren der österreichischen Zeitungen nicht ab.
    In den Salzburger Nachrichten zieht Herbert Godler folgende Bilanz unter diese Diskussion.
    Justizminister Broda kündigte als Konsequenz aus dem Fall Knisek verschiedene Maßnahmen an.
    Unter anderem soll in jeder Strafvollzugsanstalt ein Psychiater hauptamtlich tätig sein.
    Es ist jedoch immer dasselbe.
    Es muss etwas passieren, damit etwas geschieht.
    Vom fatalen Image Christian Brodas, mehr an den Verbrechern als an ihren Opfern interessiert zu sein, spricht Peter Rabl im Kurier.
    Der Verfasser meint, dieses vergröberte Image werde der Person des Justizministers nicht gerecht und setzt sich generell für ein weniger hitziges Klima bei der Strafvollzugsdebatte ein.
    Wörtlich liest man,
    Tatsächlich ist etwa zu fragen, ob so viele Straftaten mit Haftstrafen geahndet werden müssen, ob nicht für viele eine fühlbare Geldstrafe sinnvoller wäre, doppelt sinnvoller auch noch, zum einen für den Täter, der durch die Haft nicht aus der gesellschaftlichen Bahn geworfen wird, zum zweiten für den Strafvollzug, der sich mit weniger überfüllten Gefängnissen leichter täte, letztlich mehr Sicherheit schaffen könnte.
    Tatsächlich ist auch bei allem Zweifel an hundertprozentigen Diagnosen der Ruf nach viel mehr psychiatrischer und psychologischer Behandlung von Strafhäftlingen berechtigt.
    Zu solcher Diskussion wird es großer Geduld und höchst sensibler Fingerspitzen bedürfen, will man das Rechtsempfinden breiter Mehrheiten nicht überfordern.
    Möglichkeiten und Grenzen der soeben im Kurier erwähnten psychiatrischen Betreuung von Häftlingen untersucht Manfred Scheich in der Sozialistischen Arbeiterzeitung am Anlassfall Kniesek.
    Dass ein verstärkter Antrieb zur Aggression, bis wohin ist sie normal, ja gerade zur Natur notwendig und ein Fehlen von Hemmungen pathologisch sind, nicht nur weil sie außer der Norm liegen, sondern ein Zusammenleben in der Gemeinschaft der Voraussetzung menschlicher Entwicklung unmöglich machen, bringt uns noch nicht sehr weit.
    Die Ursachen dafür scheinen vielfältig.
    Die Behandlung selbst bei Rechtseitigen erkennen daher schwierig.
    Wie leicht dagegen das Rübe ab?
    Nur hat es noch nie Morde verhindert.
    Mit einem anderen Thema als die Sozialistische Arbeiterzeitung befasst sich das neue Volksblatt der ÖVP.
    Dort geht Martin Stieglmeier auf die bei der gestrigen Konsumentenschutz-Enquete von ÖVP-Energiesprecher König erhobene Forderung nach Schutz der Konsumenten auch vor ungenügenden Dienstleistungen der öffentlichen Hand ein.
    Stiegemeier schreibt, sollten die Sozialisten diese Probleme nicht erkennen, Staatssekretärin Albrecht machte gestern ganz den Eindruck, als würde sie begreifen, worum es geht, könnte man ihnen den Vorwurf nicht ersparen, in klassenkämpferischer Manier nur auf die privaten Unternehmer loszuschlagen und wohlweislich darauf zu vergessen, dass in Österreich der größte Unternehmer der Staat ist, der hier und da auch Mist baut.
    Oder?
    Soweit das neue Volksblatt der ÖVP.
    Unter dem Titel »Ein Gespenst geht um« kritisiert schließlich Thomas Korherr in der Presse die mangelnde Krisevorsorge der Österreicher anlässlich der internationalen Entwicklung.
    In Österreich ist weder der Schutzraumbau noch eine Lagerhaltung, weder eine Zivilschutzaufklärung der Bevölkerung noch eine Haushaltsbevorratung je erfolgreich propagiert worden, weil wir den Vogel Strauß zum zweiten Wappentier der Republik deklariert haben.
    Wir würden den Kopf wohl noch in den Atomstaub stecken.
    Und jetzt fangen wir uns plötzlich zu fürchten an.
    Morgen, wenn die Krisen zu enden scheinen, werden wir keine Angst mehr haben und weiter nichts tun.
    Mit Angst soll kein Geschäft gemacht werden.
    Aber sie sollte ein Motiv sein, sich zu rüsten.
    Für einen Fall, der hoffentlich nie eintritt.
    Das letzte Zitat der Presseschau stammte aus der Tageszeitung Die Presse.
    An die 20 Millionen Perser haben in dieser Woche erstmals einen Staatspräsidenten des Irans gewählt.
    Die Stimmenauszählung ist noch nicht abgeschlossen, aber es zeichnet sich immer mehr ein Sieg des Wirtschafts- und Finanzministers Banisadr ab.
    Ganz sieht man ja noch nicht klar, welche politische Rolle ein neuer Staatspräsident im Iran spielen wird, denn die neue iranische Verfassung gibt den religiösen Führern das Recht, sämtliche Entscheidungen auf ihren Einklang mit dem Koran prüfen zu dürfen und gegebenenfalls Beschlüsse von Politikern rückgängig zu machen.
    Kurz vor der Sendung hatte ich Gelegenheit, mit Karam Motagi in Teheran telefonisch zu sprechen und meine erste Frage an ihn war, wie sicher ist nun die Präsidentschaft Banisadras?
    Nach den bisherigen Ergebnissen aus verschiedenen Städten, dazu muss man sagen, dass auch aus diesen Städten nicht die Stimmen aus allen Wahllokalen ausgezählt sind.
    Aber trotzdem, bis jetzt kann man in der Weise hochrechnen und sagen, dass Bani Saad höchstwahrscheinlich die Wahlen im ersten Wahlgang gewinnen wird.
    Das heißt, es wird keinen zweiten Wahlgang geben und Bani Sader hatte in einem Interview schon angedeutet, dass er sich als Wahlsieger fühlt.
    Einer seiner bedeutendsten Aussagen war, zumindest aus unserer Sicht hier, seine Aussage zur Teheraner-Geisel-Affäre.
    Er hat angekündigt, er wird sich hier einschalten und eine Lösung finden, die die Forderungen und die Unabhängigkeit des Irans sichern.
    Was ist eigentlich unter dieser Aussage zu verstehen?
    Diese Aussage ist zunächst einmal ziemlich allgemein gehalten und diese Aussage ist auch von anderen Kandidaten gemacht worden und auch von jetzigem Außenminister Herr Rotschwerer gemacht worden.
    Aber wie man Bani Saathi erkennt, der hat sich bis jetzt als einen Politiker profiliert, der versucht logisch zu argumentieren, versucht seine Ideen, sei es in der Wirtschaftspolitik oder in der Außenpolitik,
    Und diese Aussage wird wahrscheinlich so zu verstehen sein, dass er in Übereinstimmung mit Ayatollah Khomeini oder mit dem Revolutionsrat auf jeden Fall nicht nur mit Parolen, sondern auch mit praktischen politischen Lösungen an die Geiselaffäre herangehen wird.
    Welches politische Gewicht hat eigentlich eine Aussage von Bani Sader, selbst wenn er Staatspräsident wird, wie es ja jetzt aussieht?
    Es ist doch so, dass immer wieder ein Wink von Ayatollah Khomeini genügt hat, um Politiker zurückzupfeifen.
    Nach der Verfassung der Islamischen Republik hat zwar der Fahri, also der religiöse Führer des Landes, in dem Falle Ayatollah Khomeini, das Recht, die Entscheidungen des Präsidenten rückgängig zu machen, bei denen er annimmt, die entsprechend nicht der islamischen Grund setzen.
    Auf der anderen Seite ist es aber nicht anzunehmen, dass Herr Bani Saad als Präsident der Republik irgendwelche Entscheidungen im Alleingang treffen wird.
    Er wird diese Entscheidungen mit dem Revolutionsrat und vor allem auch mit Saeedullah Khomeini absprechen und danach dann eben versuchen, die durchzusetzen.
    Auf der anderen Seite, wenn er mit einer großen Mehrheit von der Bevölkerung getätigt wird, kann man davon ausgehen, dass seine Aussagen und seine Vorstellungen bis jetzt von der Bevölkerung geteilt wird und dass die Bevölkerung auch später hinter seine Politik
    Wie es aussieht, ist der Bani Sader ein gemäßigter Politiker und er hat als erste und wichtigste Aufgabe den Wiederaufbau der iranischen Wirtschaft bezeichnet.
    Gibt es hier schon konkrete Vorschläge, wie er das bewerkstelligen wird?
    Während des Wahlkampfes haben alle Kandidaten ihre Vorstellung dargelegt, was sie als Präsident machen würden.
    Diese Vorstellungen waren alle allgemein gehalten, nicht im Konkreten, was sie in der Landwirtschaft, in der Industrie oder in der Verteidigung oder Außenpolitik vorhaben.
    Wobei bei Außenpolitik und Verteidigung die Beantwortung der Frage einfacher war, eben Unabhängigkeit des Landes vom Ausland und stärkere Wiederaufbau des Landes.
    Nun, bei Wenigkeit kommt es aber natürlich hinzu, dass er ein Wirtschaftsfachmann ist,
    Und er hat immer solche Äußerungen gemacht, dass die Landwirtschaft die Priorität im Lande haben muss und dass irgendwelche konkretere Vorstellungen von dem Aufbau der Industrie im Lande gemacht hat.
    Und das hat auch dazu beigetragen, dass sehr viele Leute ihn gewählt haben als jemanden, der die Wirtschaft des Landes wieder ankurbeln kann.
    Der Westen ist ja vor allem am Öl des Irans interessiert.
    Hat Bani Sader in dieser Richtung irgendwelche Andeutungen gemacht?
    Die Aussagen von Bani Saad diesbezüglich decken sich mit den Aussagen, die im Land im Moment allgemein gemacht werden und auch geteilt werden von der Bevölkerung, dass das Öl dafür da ist, um die iranische Wirtschaft wieder anzukurbeln und nicht wie bisher, wie es bei den Schah gemacht worden ist, man verkauft das Öl, so viel eben Westen dieses Öl braucht, sondern man verkauft das Öl,
    um ein finanzielles Mittel dafür zu haben, die Wirtschaft des Landes aufzubauen.
    Und die Menge, wie viel produziert wird, natürlich wird von iranischen Bedürfnissen ausbestimmt werden.
    Noch kurz zur Außenpolitik Banisadras.
    Nach dem Einmarsch der Russen in Afghanistan wäre ja jetzt wieder eine Möglichkeit zur Annäherung des Irans an die USA.
    Ist Banisadra zu einer Wiederannäherung bereit?
    Diese Aussagen sind öfter gemacht worden und auch eine Aussage von Bani Saad legt vor, dass diese Präsenz der Sowjetunion in Afghanistan eine Bedrohung Irans darstellt.
    Aber es wird in nächster Zukunft wahrscheinlich nicht so aussehen, dass Iran mit Amerika zusammen irgendwelche Maßnahmen gegen Sowjetunion ergreifen wird.
    Soweit ein erstes politisches Porträt des iranischen Finanz- und Wirtschaftsministers Banisadr, dem wahrscheinlich neuen Staatspräsidenten des Irans.
    Die katholische Kirche hat nicht nur mit Einzelpersonen wie mit dem Schweizer Theologen Hans Küng ihre Sorgen, sondern auch mit verschiedenen Landeskirchen.
    Als besonders progressistisch ist die katholische Kirche Hollands bekannt.
    Der sogenannte holländische Katechismus machte schon vor Jahren auf diese Tendenz aufmerksam.
    Seit zwei Wochen sind holländische Bischöfe im Vatikan zu einer Sondersynode versammelt, um mit dem Heiligen Stuhl verschiedene anstehende Fragen, wie etwa Zölibat, Mitarbeit der Laien in der Seelsorge und Priesterausbildung zu erörtern.
    Leicht dürften die Gespräche nicht sein, denn die ursprüngliche Dauer der Sondersynode von zwei Wochen reicht nicht aus, sie muss verlängert werden.
    Ohne eine Einigung gefunden zu haben, will man offenbar nicht auseinander gehen.
    Über den bisherigen Verlauf der Sondersynode der holländischen Bischöfe im Vatikan ein Bericht von Alfons Dalma.
    Die römische Sondersynode der holländischen Bischöfe wird ihre Tagung über dieses Wochenende hinaus fortsetzen.
    Das war nicht von vornherein vorgesehen, aber auch nicht ausgeschlossen.
    Als sie begann vor zwei Wochen, wurde ihr kein Limit gesetzt.
    Die Verlängerung spiegelt keine bis jetzt unüberbrückbare oder unüberbrückte Spannung wider.
    Sie ist vielmehr der Ausdruck einer besonders intensiven und eingehenden Erörterung der Probleme.
    Ja, vielmehr
    Wenn es zutrifft, dass zwischen den verschiedenen Tendenzen im niederländischen Episkopat seit Jahren kein echter Dialog mehr vor sich ging, scheinen die Bischöfe jetzt im Rahmen dieser Synode einen wahren Durchbruch der bisher bestehenden Thäme erlebt zu haben und in einem regen Meinungsaustausch, das seit Jahren versäumte, nachholen zu wollen.
    Die römischen Kurialen, Mitglieder der Tagung, sprechen und haben das Stimmrecht nur jeweils zu den Angelegenheiten, die ihr Fachressort betreffen.
    Die holländischen Bischöfe dagegen sind vollstimmberechtigt und berufen zu allen Fragen der Tagesordnung, ihren Standpunkt auszudrücken.
    Sie machen davon reichlich Gebrauch.
    Die fast täglichen Mitteilungen des Vatikanischen Presseamtes
    geben die Stellungnahmen, nicht aber die Namen ihrer Urheber wieder.
    In den ersten Tagen war es leicht herauszulesen, ob es die Äußerungen eines kurialen Kardinals, eines sogenannten fortschrittlichen oder konservativen holländischen Bischofs waren.
    Mit der Zeit ist eine solche Unterscheidung viel schwieriger geworden.
    Das heißt, dass die früheren Abgrenzungen unter den Parteiungen fließend geworden sind,
    an deren Stelle der überwiegende Wille zur Gemeinsamkeit getreten ist.
    Die Tagesordnung könnte bald erschöpft werden.
    Was die Beziehungen unter den Bischöfen betrifft, das Gebot der Kollegialität und des offenen Dialogs ist bekräftigt worden.
    Das katholische Prinzip der priesterlichen Ehelosigkeit ist einmütig bekräftigt worden.
    Die Verpflichtung zur fortschrittsmäßigen Ausbildung der Priester in großen und kleinen Seminaren steht jetzt wieder allgemein außer Zweifel.
    Die Mitwirkung der Laien an der Pastoralarbeit wird begrüßt, aber so geregelt, dass die Grenze zwischen der priesterlichen Weihe und dem Laienapostolat und die Klarheit bezüglich der Erteilung von Sakramenten nicht verwischt wird.
    Bezüglich der sogenannten Basisgemeinschaften wird zwischen solchen, die im wahren Glauben und in der Disziplin der Kirche bleiben, und den anderen, die sich an den weltlichen Ideologien vornehmlich orientieren, schärfer unterschieden, als es bis jetzt in mancher Diözese der Fall war.
    Der schweigenden Mehrheit der holländischen Katholiken soll mehr Aufmerksamkeit, Tätigkeit und Liebe der Bischöfe gewidmet werden,
    da gerade diese Millionen von Gläubigen durch ein allzu großes Interesse für die Pioniergruppen und ihre Experimente verunsichert worden seien.
    Und der Papst.
    Der Papst ist fast täglich in der Synode anwesend, macht stundenlang Aufzeichnungen, schwieg aber bisher.
    Wenn Johannes Paul II.
    gesprochen haben wird, gibt es für uns keinen Zweifel, dass wir dem Wort des Heiligen Vaters im vollen Vertrauen folgen werden.
    sagte der Bischof von Gröningen, Johannes Möller, im Namen der sogenannten progressistischen Bischöfe und fügte hinzu, dass sie sich durchaus dessen bewusst sind, welche Aufgabe und Arbeit es bedeuten wird, die Beschlüsse der Synode in die Praxis umzusetzen.
    Wir können also gespannt sein, ob Papst Johannes Paul II.
    auch gegenüber den holländischen Katholiken ein Machtwort sprechen wird.
    Die rechtsextremen politischen Kräfte Spaniens sind auch nach dem Ende der Franco-Diktatur noch lange nicht verschwunden.
    Wohl haben sie viel von ihrem politischen Einfluss verloren und bei demokratischen Wahlen gehen sie meist als Kleinparteien aus dem Wahlgang, doch haben sie noch immer wichtige Positionen inne.
    Die Sammelpartei Fuerza Nueva, also neue Kraft, versucht immer wieder auf sich aufmerksam zu machen.
    Sie ist mit der erfolgreichen Demokratisierung Spaniens extrem unzufrieden.
    Daher kommt es immer wieder zu Gerüchten, es könnte in Spanien zu einem Putsch der Rechtsextremisten kommen, besonders dann, wenn eine Welle von linksgerichteten Terroranschlägen das Land erschüttert.
    Die totalitären Gruppen arbeiten sich da unabhängig von ihrem politischen Etikett in die Hand.
    Anlässlich eines Kongresses der Rechtsparteien in Barcelona an diesem Wochenende kamen wieder solche Gerüchte auf.
    Robert Gerhard berichtet.
    Erst heute morgen dementierte der spanische Minister für Verteidigung ganz energisch.
    Ein Militärputsch rechtsgerichteter Offiziere sei nicht verabsichtigt.
    Vor kurzem vorgenommene Versetzungen von Generälen hatten jetzt in der Presse zu Schlagzeilen über einen vereidigten Umsturz geführt.
    Hinter den Offizieren, so heißt es in den Artikeln, sollen frankotreue Kreise stehen.
    An diesem Wochenende versammeln sich Gruppen von ihnen in Barcelona.
    Präsident Blas Piñar, wortgewaltiger Advokat und Führer der Partei der spanischen Neo-Frankisten Fuerza Nueva, neue Kraft, erwartet viele Gäste.
    auch aus dem europäischen Ausland.
    Eine Art Gipfeltreffen der Euro-Rechten ist geplant.
    Dem Programm ist zu entnehmen, dass die Einheit Europas beschworen werden soll, besonders jetzt vor der Bedrohung des Weltfriedens durch den internationalen Kommunismus.
    Die Invasion der sowjetischen Truppen in Afghanistan ist für die Organisatoren Anlass genug für den Aufruf, die Reihen der Rechten fester zu schließen und das in ganz Europa.
    Am Sonntagmittag soll dann im Sportpalast von Barcelona das Treffen seinen Höhepunkt finden.
    Wenigstens 10.000 Personen haben dort Platz und die Veranstalter rechnen fest mit vollen Rängen.
    Denn sie meinen, dass immer mehr Spanier davon überzeugt sind, dass ihr Vaterland von Unsicherheit und Angst beherrscht wird.
    Und etliche hohe Offiziere sind ebenso dieser Meinung.
    Schuld an dieser Entwicklung liegt für die Ultrarechten, bei den Marxisten und der internationalen Subversion.
    Diese Parolen werden schon seit Jahren von der Partei Neue Kraft propagiert.
    Die letzte Massenveranstaltung in Madrid am 20.
    November, dem vierten Todestag von Diktator Franco, zeigte, dass die Neo-Frankisten nicht in der Wüste predigen.
    Fast eine halbe Million Spanier folgten damals dem Aufruf zur Einheit des Vaterlandes und sie skandierten die Schlachtrufe nieder mit den Kommunisten und ihren Komplizen, die liberalen und demokratischen Verbände.
    Zu hören war damals auch immer wieder der Ruf Franco, Franco, Franco.
    Die Partei Neue Kraft versucht nun mit den Veranstaltungen an diesem Wochenende ihre Pläne von einer internationalen der europäischen Rechten weiter zu entwickeln.
    Im Sportpalast von Barcelona werden wieder marxische Worte zu hören sein.
    Ein Marsch durch die Straßen der Hauptstadt von Katalonien ist allerdings nicht geplant.
    Zusammenstöße mit politischen Gegnern sollen vermieden werden.
    Die Rechtsextremisten Spaniens rühren sich also wieder.
    Es ist jetzt 12 Uhr und 47 Minuten.
    Morgen geht in Wien eine Filmwoche zu Ende, die unter dem Motto deutscher fremder Film stand und in der Filme gezeigt wurden, die bisher weder im Kino noch im Fernsehen zu sehen waren.
    Ein Film, der vom Jahrbuch des Films zum Film des Jahres 1979 gewählt wurde, wird heute und morgen gezeigt.
    Zwischen zwei Kriegen von Harun Faroque, einem jungen deutschen Filmregisseur.
    Mit ihm sprach Brigitte Hofer.
    Herr Farrokhi, in Ihrem Film gibt es ein eigentlich zentrales Bild, den Traum von einem Vogel, der die Eier, die er legt, ausbrüten will, aber gezwungen ist, diese Eier aufzufressen, um leben zu können.
    Es ist der Traum eines Arbeiters, der sich bemüht, Lerne aus dem Geschehen des Ersten Weltkriegs zu ziehen.
    Er sagt, er will vom Sterben der Toten für das Leben der Lebenden lernen.
    War das Ihre Zielstellung für diesen Film?
    Das ist ein Film, der ein einziges technisches Ereignis in der Stahlindustrie zum Ausgangspunkt nimmt, also eine Entwicklung in der Technologie der Stahlindustrie und das in den Jahren 1920 bis 1933 behandelt auf den verschiedensten Ebenen, weil so ein Zusammenhang zwischen Politik und Ökonomie
    sich durch die ganze Gesellschaft zieht, ist der Film auch sehr vielschichtig.
    Also er spielt sowohl in Büros, als auch an den Hochöfen, als auch bei Leuten, die versuchen, die Geschichte zu studieren.
    Also kein Dokumentarfilm?
    Nein, es ist ein Essayfilm, kann man das vielleicht nennen.
    Ein Film mit Modellszenen, die also inszeniert sind, als auch mit historischen Aufnahmen.
    Eine Mischform.
    Mit welchen Schauspielern haben Sie gearbeitet?
    Das Prinzip war, die größeren Rollen mit Laien zu besetzen.
    Laien, die auch was von der Substanz des Stoffes verstanden.
    Und sonst sind da Schauspieler, die zum Beispiel von der Schaubühne Berlin sind oder vom Schiller-Theater und die freundlicherweise bereit waren, so kleine Rollen darin zu spielen.
    Wie haben Sie diesen Film produziert?
    Mit welchen Mitteln?
    In welchem Zeitaufwand?
    Das ist ein vollständig unabhängiger Film.
    Mein Slogan war, haben Sie den Film für das Kino oder für das Fernsehen gedreht?
    Ich habe den Film gegen das Kino und gegen das Fernsehen gedreht.
    Das ist ein unabhängiger Film.
    Ich hatte mit verschiedenen anderen Arbeiten 30.000 Mark verdient.
    Die meisten Leute haben für ein Taschengeld mitgemacht.
    Und dann habe ich mich damit verschuldet und durch andere Arbeiten diese Schulden wieder abgearbeitet.
    Also er ist obskur entstanden.
    Die Arbeit an dem Stoff hat sich sehr lange erstreckt.
    Nicht nur, weil ich originäre Studien betreiben musste, um so ein Thema, was ja nicht auf der Straße liegt, überhaupt erstmal kennenzulernen, sondern auch, weil es so schwer war, die Produktion von diesem Stoff durchzusetzen.
    Wenn Sie also nicht fürs Kino und fürs Fernsehen produziert haben, wie reicht Ihr Film jetzt den Menschen?
    Ja, damit meine ich natürlich den Kinobetrieb und den Fernsehbetrieb.
    Also der Film hat einen Verleih und der ist in Deutschland
    in mehreren Großstädten richtig gestartet worden und auch richtig gelaufen.
    Hat auch eine ziemliche Presseresonanz gehabt.
    Es ist ziemlich viel über ihn geschrieben worden.
    Und ansonsten bin ich bei einem Verleih in Berlin, der heißt Basisfilm.
    Der ist auch bekannt dadurch, dass er eine bestimmte Art von deutschem Film vertreten hat, wie Ziver, wie Helge Sander.
    Und dieser Film distribuiert nicht nur in die normalen Kinos, sondern in die Filmclubs und in die Spielstellen von Jugendverbänden oder Gewerkschaften in kleinen Städten.
    Können Sie feststellen, bei anschließenden Diskussionen, nachdem Sie den Film gezeigt haben, dass die Problematik des Films besonders die Jugendlichen anspricht?
    Finden Sie genügend Interesse für die Problematik?
    Das ist so schwer, so eine Frage zu beantworten, wenn man eine Spur von Ehrlichkeit bewahren will.
    Ich habe es erlebt, dass ein Geschichtslehrer zwölf- bis vierzehnjährigen Kindern den Film zeigte und den schwierigsten technischen Erörterungen mit Interesse folgten und daraus eine tolle Erzählstunde wurde mit Nachfragen.
    Und ich habe es erlebt, dass Leute, die am Otto-Sohr-Institut Soziologie studieren und sogar noch diese Fachrichtung
    dem Film überhaupt nichts abgewinnen konnten.
    Ich kann Ihnen so eine Frage nicht ehrlich beantworten.
    Ansonsten kann man sagen, dass im Augenblick in Deutschland jedenfalls mir es so zu sein scheint, als ob eine bestimmte geschichtliche Bildung, die man vor zehn Jahren bei jedem voraussetzen konnte, wieder vollkommen weg ist.
    Ich weiß nicht, ich kenne Leute, denen ich
    Gleichaltrige oder zehn Jahre jüngere, denen ich erklären muss, was für 17.
    Juni war, oder die einfachsten historischen Daten.
    Es gibt eine merkwürdige Unlust, Geschichte wahrzunehmen im Augenblick.
    Der Film Zwischen zwei Kriegen von Harro und Farrocchi wird also noch bis morgen im Actionkino in Wien in der Lerchenfelder Straße zu sehen sein.
    3000 Jahre jüdische Dichtung ist das Motto einer Martiné, die morgen Vormittag im Wiener Volkstheater stattfindet.
    Vorgetragen werden Verse und Psalmen aus der Bibel, Gedichte und Lieder der Sepharden und Chassiden und Literaturtexte von Autoren wie Mannes Sperber, Else Lasker-Schüler und Paul Celan.
    Im Mittelpunkt der Martiné steht die Schauspielerin Elisabeth Epp, die heute ihren 70.
    Geburtstag feiert.
    Hören Sie einen Bericht von Koschka Hetzer.
    prediget seinen Namen, tut kund den Völkern sein Tun, singet, spielet und dichtet ihm von seinen Wundern, rühmet seinen heiligen Namen.
    Es freue sich das Herz derer, die den Herrn suchen.
    Das war ein Vers aus dem Alten Testament, mit dem Elisabeth Epp morgen Vormittag ihrer Lesung 3000 Jahre Jüdische Dichtung beginnen wird.
    Sie hat das Programm selbst zusammengestellt.
    Elisabeth Epp, die derzeit in Dürenmatz Physikern in den Wiener Außenbezirken kastiert, hatte sich in ihrer Jugend zunächst für Kunstgeschichte und Medizin interessiert, bevor sie sich für das Theater entschied.
    Ich hoffte, und ich habe das auch wiederholt in meinen Rollen erleben dürfen, dass man den Menschen
    findet, denn ich glaube, nichts ist wichtiger in unserer Welt wie der Mensch und den Menschen sichtbar zu machen in seinen guten und in seinen bösen Zeiten, in seinen guten und glücklichen Empfindungen und Handlungen und aber auch in seinen bösen und woher das kommt und wie es möglich ist, dass alles seine Gründe hat, dass alles seine Wurzeln hat.
    Auch bei diesem Programm der Jüdischen Dichtung habe ich nach dem Menschen gesucht, nach seinen Leiden, nach seinen Mühen, nach seinen Sehnsüchten, die man eben auch hier besonders stark findet und wo wir ganz klar auch wieder sehen, wie Menschen jeder Nation
    in einer Form zusammengehören, eben durch die Wurzeln, die uns mit der Erde und mit Gott verbinden.
    Elisabeth Epp kam 1953 an das Wiener Volkstheater, das Theater, an dem ihr Mann Leon Epp später Direktor wurde.
    Wir waren durch so viele Jahre gewohnt, gemeinsame Wege zu gehen, dass er mich auch immer wieder beratend zu sich gerufen hat und wir über seine Probleme gesprochen haben.
    Und mit dem Volkstheater war ich durch diese 16 Jahre, es waren fast 17 Jahre, so unendlich verbunden.
    Ich kann nur sagen, es saß mit uns beim Frühstück, es hat unseren Tagesablauf bestimmt, es hat mit uns zur Nacht gespeist und nachts geistete es durch unsere Träume.
    Es war einfach ein nicht wegzudenkender Faktor in unserem Leben.
    Elisabeth Epp, also morgen in einer Veranstaltung über jüdische Dichtung.
    Die weiteren Martinien am Wiener Volkstheater werden sich diese Saison mit Literatur und Politik beschäftigen.
    Vorgesehen sind Programme über Faschismus, das Ende der Monarchie, die Zeit der Ersten Republik und schließlich 25 Jahre Staatsvertrag.
    Paul Blaha auf die Frage, ob es die Aufgabe eines Theaters ist, auch politische Probleme aufzugreifen.
    Ich glaube, vor allem ist es nötig, historische
    Themen aufzugreifen, die natürlich politisch sind, und zwar zeithistorische, weil ich das Gefühl habe, dass über die Zeitgeschichte Österreichs in der Bevölkerung sehr viel Unwissenheit herrscht, die Information sehr spärlich ist, schon in den Schulen, aber auch sonst.
    Wir wollen das ja auch im Spielplan sehr nachhaltig bearbeiten, aber als Anfang nehmen wir es mal in Form von Matinee, in der wir Dokumentation und Literatur zusammenfassen.
    3000 Jahre Jüdische Dichtung, morgen Vormittag im Wiener Volkstheater, eine Martini mit Elisabeth Epp.
    Und jetzt noch Kurzmeldungen.
    Belgien.
    Die Regierung in Brüssel hat heute angekündigt, dass sie als Vergeltungsmaßnahme gegen die sowjetische Militärintervention in Afghanistan alle Kontakte auf Ministerebene zur sowjetischen Regierung beenden und auch die Beziehungen auf anderen Gebieten verringern wird.
    Nach den Worten von Außenminister Simonet werden bestehende Abkommen mit Moskau eingehalten, über neue werde aber nicht mehr verhandelt.
    Der belgische Außenminister äußerte ferner die Hoffnung auf eine gemeinsame Haltung der EG-Länder bezüglich eines Boykotts der Olympischen Sommerspiele in Moskau.
    Österreich.
    ÖVP-Sportsprecher Höchtl meinte heute zur Frage eines Boykotts der Olympischen Spiele eine übereilte Entscheidung sei nicht sinnvoll.
    Diese Frage müsse nach den Worten Höchtls von den freien Sportorganisationen und dem österreichischen Olympischen Komitee selbst entschieden werden.
    Die Kärntner Leichtathletin Karoline Käfer lehnt einen Boykott der Olympischen Sommerspiele in Moskau ab.
    Sie erklärte in einem ORF-Interview, ihrer Meinung nach sei auch eine Verlegung der Spiele nicht möglich.
    Großbritannien.
    Außenminister Lord Carrington hat der sowjetischen Regierung mitgeteilt, dass die für April geplante Gastspielreise des Korps der Roten Armee in England unerwünscht sei.
    Japan.
    Der japanische Rundfunk teilte heute mit, dass eine Gastspielreise des Rundfunkorchesters nach Moskau abgesagt worden sei.
    Ein Sprecher des Orchesters erklärte, es gehe wohl kaum an, um eine staatliche Subvention zu ersuchen, wenn die japanische Regierung eben erst ihren Protest gegen die sowjetische Militärpräsenz in Afghanistan deponiert habe.
    Spanien.
    Die katholische Tageszeitung JA veröffentlicht heute in Madrid ein Interview mit dem nach Gorki verbannten Regimekritiker und Friedensnobelpreisträger Sakharov.
    Darin erklärte Sakharov, die sowjetischen Gesetze seien in mancher Hinsicht bereits Verstöße gegen die Menschenrechte.
    Die Entwicklung zum Totalitarismus bezeichnete Sakharov als eine der größten Gefahren dieser Epoche.
    Philippinern.
    Bundeskanzler Kreisky ist nach seinen Gesprächen in Singapur heute in der Hauptstadt Manila eingetroffen.
    Kreisky wurde von Staatspräsident Markus empfangen, der in seiner Begrüßungsansprache die Hoffnung auf fruchtbare Gespräche über die wirtschaftliche Zusammenarbeit zwischen Österreich und den Philippinern äußerte.
    Iran.
    Wirtschafts- und Finanzminister Banisadr hat bei den gestrigen Präsidentenwahlen einen klaren Sieg errungen.
    Nach amtlichen Schätzungen, aufgrund der Auszählung von 1,6 Millionen Stimmen, erhielt Banisadr mehr als 60 Prozent der gültigen Stimmen.
    Sein Rivale, der Gouverneur von Kuzistan und frühere Oberbefehlshaber der persischen Kriegsmarine, Admiral Madani, kann nach offiziellen Angaben mit knapp 30 Prozent der Stimmen rechnen.
    Jugoslawien.
    Der Gesundheitszustand Präsident Titos bessert sich weiter.
    Dies wurde heute in einem in Belgrad veröffentlichten ärztlichen Bulletin bekannt gegeben.
    Frankreich.
    Der heutige Weltcup Damenslalom in St.
    Gervais endete mit einem Sieg der Liechtensteinerin Hanni Wenzel vor Perrine Pelain Frankreich und der Schweizerin Marie-Thérèse Nadig.
    Anne-Marie Moser erreichte den neunten Rang.
    Meine Damen und Herren, mit diesen Kurzmeldungen haben wir das Mittagsjournal geschlossen.
    Hans Focknur wünscht Ihnen noch ein recht angenehmes Wochenende.
    Auf Wiederhören.

    Beiträge dieses Journals

    Nachrichten
    Datum: 1980.01.26 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Wetterbericht
    Datum: 1980.01.26 [Sendedatum]
    Schlagworte: Natur ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Diskussion um Olympiaboykott: Zahl der Befürworter wächst
    Mitwirkende: Haider, Edgard [Gestaltung]
    Datum: 1980.01.26 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Politik Österreich ; Sport ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Persönliche Einstellung der österreichischen Leichtathletin Karoline Käfer zu Olympiaboykott
    Interview: Karoline Käfer
    Mitwirkende: Dittmar, Wolfgang [Gestaltung] , Käfer, Karoline [Interviewte/r]
    Datum: 1980.01.26 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Politik Österreich ; Sport ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Bürgerrechtler Andrej Twerdochlebow zu Sacharow, Afghanistan und Westhilfe für Sowjet-Bürgerrechtler
    Interview: Andrej Twerdochlebow
    Mitwirkende: Sterbenz, Edgar [Gestaltung] , Twerdochlebow, Andrej [Interviewte/r]
    Datum: 1980.01.26 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Politik Österreich ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Inlandspresseschau: Strafvollzug, Konsumentenschutz, Krisenvorsorge
    Mitwirkende: Langsteiner, Hans [Gestaltung]
    Datum: 1980.01.26 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik ; Gesellschaft ; Medien und Kommunikation ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Künftige Politik des wahrscheinlichen Siegers der iranischen Präsidentenwahlen Banisadr
    Mitwirkende: Mottaghy, Karazhem [Gestaltung] , Vockenhuber, Hans [Moderation]
    Datum: 1980.01.26 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Keine unüberbrückbaren Gegensätze bei Sondersynode der Holländer in Rom
    Mitwirkende: Dalma, Alfons [Gestaltung]
    Datum: 1980.01.26 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Kultur: Interview mit dem deutschen Film-Regisseur Harun Farocki anläßlich der Falter-Filmwoche
    Interview: Harun Farocki
    Mitwirkende: Hofer, Brigitte [Gestaltung] , Farocki, Harun [Interviewte/r]
    Datum: 1980.01.26 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Kultur ; Film ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Kultur: Veranstaltungen zum 70. Geburtstag von Elisabeth Epp
    Einblendung: Elisabeth Epp, Paul Blaha
    Mitwirkende: Hetzer-Molden, Koschka [Gestaltung] , Epp, Elisabeth [Interpret/in] , Epp, Elisabeth [Interviewte/r] , Blaha, Paul [Interviewte/r]
    Datum: 1980.01.26 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Kultur ; Theater ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten

    Katalogzettel

    Titel Mittagsjournal 1980.01.26
    Spieldauer 01:00:08
    Mitwirkende Vockenhuber, Hans [Moderation]
    Löw, Raimund [Regie] [GND]
    ORF [Produzent]
    Datum 1980.01.26 [Sendedatum]
    Schlagworte Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt
    20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ audio
    Format TKA [Tonband auf Kern (AEG)]
    Sprache Deutsch
    Rechte Mit freundlicher Genehmigung: ORF
    Signatur Österreichische Mediathek, jm-800126_k02
    Medienart Mp3-Audiodatei
    Gesamtwerk/Reihe Mittagsjournal

    Information

    Inhalt

    Nachrichten

    Verortung in der digitalen Sammlung

    Schlagworte

    Gesellschaft , Radiosendung-Mitschnitt
    Mediathek Logo