Mittagsjournal 1985.01.05

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    Rechtliches

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    KI-generiertes Transkript

    Die Zeit in 5 Sekunden ist es 12 Uhr.
    12 Uhr.
    Hier ist der österreichische Rundfunk.
    Eine angenehme Mittagsstunde, meine Damen und Herren.
    Guten Tag, beim Samstag-Mittagsjournal begrüßt Sie Werner Löw.
    Der Inlandsteil der kommenden Stunde Mittagsinformation ist einmal mehr vom Thema Hainburg beherrscht.
    Nach dem gestrigen Regierungsbeschluss eines Elf-Punkte-Programms über die weitere Vorgangsweise berieten die AU-Besetzer gestern und heute über ihre vor allem politischen Reaktionen darauf.
    In der AU selbst werden die Zelte offenbar abgebrochen.
    Zum Heimburg-Programm der Regierung gibt es heute natürlich auch zahlreiche Pressekommentare und wir bringen Auszüge daraus.
    Und im Journal zu Gast ist ein Politiker, der sich im Höhepunkt der Heimburg-Diskussion sehr prononciert für den Kraftwerksbau und gegen die Au-Besetzung ausgesprochen hat, nämlich der SPÖ-Abgeordnete und Bauarbeiter-Gewerkschaftsfunktionär Josef Hesum.
    Aus dem Ausland erwarten wir dann gleich zwei Berichte aus Großbritannien.
    In einem geht's um den ersten bekannt gewordenen Fall einer für Geld geheuerten Ersatzmutter.
    Die Diskussion um die gekaufte Schwangerschaft schlägt hohe Wellen.
    Und der zweite England-Beitrag befasst sich mit der Lage der britischen Wirtschaft zum Jahreswechsel.
    Außerdem analysieren wir den bisherigen Verlauf des Prozesses gegen den mutmaßlichen Mörder des polnischen Priesters Jerzy Popiełuszko.
    Im Kulturteil schließlich würdigen wir den österreichischen Essayisten, Lyriker und Autor Prof. Ernst Schönwiese, der morgen 80 Jahre alt wird.
    Zunächst aber die Nachrichten, zusammengestellt hat die Meldung an Adolf Poindl, Nachrichtensprecherin ist Rosmarin Fraundorfer.
    USA.
    Die beiden Supermächte haben ihre Vorbereitungen für die am Montag in Genf beginnenden Abrüstungsgespräche der Außenminister George Shultz und André Gromyko abgeschlossen.
    Shultz reist bereits heute nach Genf.
    Er wird von einer umfangreichen Delegation begleitet, der unter anderem der nationale Sicherheitsberater Macfarlane angehört.
    In einem Gespräch mit Präsident Reagan erhielt der Minister gestern abschließende Instruktionen für das Genfer Treffen.
    Aus Regierungskreisen verlautete, die USA wollten die Forschung auf dem Gebiet der Weltraumwaffen unvermindert fortsetzen, sie seien aber im Bereich der Interkontinental- und Mittelstreckenraketen konzessionsbereit.
    Die amerikanische Regierung begründet in einer zehnseitigen Broschüre ihr Projekt einer Weltraumverteidigung, das ihrer Meinung nach die Gefahr eines atomaren Erstschlags der Sowjetunion vermindert.
    Sowjetunion.
    Die Moskauer Pravda unterstreicht heute in einem Kommentar, dass die bevorstehenden Genfer Abrüstungsgespräche einen Neubeginn bedeuteten und keinesfalls bloß eine Fortsetzung der 1983 unterbrochenen Verhandlungen.
    Neu sei vor allem, schreibt die Pravda, dass nunmehr der gesamte Rüstungskomplex, also Reduzierung der strategischen Atomwaffen und der nuklearen Mittelstreckenwaffen sowie Entmilitarisierung des Weltraums, Gegenstand der Gespräche sein solle.
    Die Sowjetunion sei zu konstruktiven Verhandlungen bereit, wird in dem Kommentar betont, zugleich aber die Ansicht vertreten, die amerikanische Regierung habe es mit einer Einigung offenbar nicht eilig.
    Die USA werden beschuldigt, in der Rüstung alles zu unternehmen, um den atomaren Erstschlag führen zu können.
    Norwegen, Finnland.
    Die Sowjetunion hat sich bei den Regierungen in Helsinki und in Oslo für die Luftraumverletzung durch einen sowjetischen Marschflugkörper entschuldigt.
    Die sowjetischen Botschafter in Finnland und in Norwegen bedauerten, dass während einer Übung ein sogenanntes fliegendes Ziel durch ein technisches Versagen vom Kurs abgekommen ist.
    Der Flugkörper hatte Nordnorwegen am 28.
    Dezember überflogen und war dann über finnischem Gebiet abgestürzt.
    Norwegen betrachtet die Affäre mit der sowjetischen Entschuldigung als erledigt.
    Der Zwischenfall dürfte auch keinerlei Auswirkungen auf das Genfer Außenministertreffen haben.
    Bundesrepublik Deutschland.
    Etwa 100 tragbare Atomminen, sogenannte Atomrucksäcke, sind in der Deutschen Bundesrepublik gelagert.
    Ein Sprecher des amerikanischen Verteidigungsministeriums hat die Existenz dieses Atomminen bestätigt.
    Speziell ausgebildete amerikanische Soldaten sollten sich im Fall eines sowjetischen Überraschungsangriffes überrollen lassen und später hinter den feindlichen Linien mit diesen Atomminen strategisch wichtige Anlagen zerstören.
    Angeblich sind solche Atomrucksäcke auch in Italien und in Südkorea gelagert.
    Indien Die regierende Kongresspartei unter Ministerpräsident Rajiv Gandhi hat nach dem nun veröffentlichten Endergebnis der Parlamentswahlen Ende Dezember 401 der insgesamt 508 Mandate errungen.
    Die Partei erzielte damit das beste Ergebnis in ihrer hundertjährigen Geschichte.
    Zweitstärkste Gruppierung im neuen Parlament wurde die Regionalpartei Telugu-Desam vor der Kommunistischen Partei.
    Die nationale Janata-Partei, die zwischen 1977 und 1980 regiert hatte, kam nur auf zehn Mandate.
    Vereinigte Arabische Emirate
    Altbundeskanzler Kreisky hat eine neue Nahostinitiative angeregt.
    Bei einem Treffen mit PLO-Chef Yassir Arafat in Dubai sprach sich Kreisky für eine Verschmelzung der vorhandenen Friedenspläne zu einer europäischen Nahostinitiative aus.
    Nach der Unterredung teilte Arafat mit, der Vorschlag des Altbundeskanzlers solle innerhalb der PLO auf höchster Ebene geprüft werden.
    Österreich
    ÖVP-Bundesparteiobmann Alois Mock hat heute in seiner Funktion als Vorsitzender der Internationalen Demokratischen Union eine einwöchige Informationsreise nach Japan und Taiwan angetreten.
    MOK wird in Tokio eine Vorstandssitzung der IDU leiten.
    Unter anderem soll dabei der aktuelle Stand des Ost-West-Verhältnisses im Hinblick auf das bevorstehende Außenministertreffen der Supermächte in Genf erörtert werden.
    Bei anschließenden Gesprächen in Taiwan wird MOK mit führenden Politikern der Regierung in Taipei zusammentreffen.
    Gesundheitsminister Kurt Steirer hat sich für eine stärkere Berücksichtigung des Umweltschutzes in der Verwaltung ausgesprochen.
    Dies erfordere ein Umdenken in der Politik, der Verwaltung und bei jedem einzelnen Staatsbürger, meinte Steirer in einem Zeitungsinterview.
    Es gelte, traditionsreiche Verwaltungsstrukturen ebenso wie vertraute Denkmodelle neu zu überlegen und zu ändern.
    Steirer wies auch auf die jüngste Verankerung des Umweltschutzes in der Bundesverfassung hin und betonte, sämtliche Gebietskörperschaften sollten damit in die gemeinsamen Bemühungen um die Verwirklichung eines umfassenden Umweltschutzes eingebunden werden.
    USA
    Eine Geiselnahme auf dem Flughafen von Cleveland im Bundesstaat Ohio ist heute früh von den Sicherheitsbehörden nach sechs Stunden gewaltsam beendet worden.
    Eine 42-jährige bewaffnete Frau hatte eines Juadess angeschossen und sich danach mit vier Geiseln, darunter einem Kleinkind, in einer Maschine der Fluggesellschaft Pan Am verschanzt.
    Nach stundenlangen ergebnislosen Verhandlungen mit der Flughafenbehörde stürmte die Polizei die Boeing 727.
    Dabei wurde die Frau lebensgefährlich verletzt.
    Die Geiseln konnten unversehrt geborgen werden.
    Über die Hintergründe der Tat herrscht Unklarheit.
    Angeblich wollte die Geiselnehmerin einen Flug nach Brasilien erzwingen.
    Großbritannien.
    In London ist gestern Abend das erste Baby, das in Großbritannien von einer bezahlten sogenannten Mietmutter ausgetragen wurde, zur Welt gekommen.
    Es ist ein Mädchen.
    Die 28-jährige Frau erhielt umgerechnet etwa 175.000 Schilling dafür, dass sie sich mit Samenzellen eines Mannes, eines kinderlosen Ehepaares künstlich befruchten ließ.
    Für die Vermittlung der Leihmutter wurde an eine Agentur von dem kinderlosen Ehepaar ein etwa gleich hoher Geldbetrag gezahlt.
    Der Fall hat in Großbritannien Diskussionen ausgelöst.
    Eine britische Regierungskommission warnt vor dem Einsatz von Leihmüttern, weil man befürchtet, dass diese Praxis zu unsauberen Geschäften führt.
    Das Wetter?
    Die Wetterlage?
    In Österreich dauert das kalte Winterwetter auch am Wochenende weiter an.
    Die Tiefdruckentwicklung über Oberitalien beeinflusst nur wenig das Wettergeschehen im Alpenraum.
    Die Aussichten bis morgen früh.
    In inneralpinen Tälern Westösterreichs lokale Auflockerungen.
    Sonst im gesamten Bundesgebiet durchwegs bedeckt.
    In Nordstaulagen sowie im Norden, später auch im Osten sowie im äussersten Süden zeitweise etwas Schneefall.
    Winde aus West bis Nord.
    Nachmittagstemperaturen minus 12 bis minus 7.
    Frühtemperaturen minus 18 bis minus 10 Grad.
    Temperatur in 2000 Metern um minus 23 Grad.
    Die Aussichten für morgen Sonntag, unterschiedlich aufgelockerte Bewölkung, lokal einige Schneeschauer, Winde aus Südwest bis Nord, Tageshöchsttemperaturen minus 12 bis minus 7 Grad.
    Das Wetter über morgen Montag, teilweise bewölkt, im Süden Schneefall, in den Niederungen weiterhin kalt, auf den Bergen leichte Frostmilderung.
    Jetzt noch die Messwerte von 12 Uhr Mittag.
    Wien bedeckt, leichter Schneefall, minus 8 Grad, Westwind mit 15 Kilometern in der Stunde.
    Eisenstadt bedeckt, minus 8, Nord 25 Kilometer mit Spitzen bis zu 50 Kilometern.
    Linz stark bewölkt, minus 11 Grad, West 20 Kilometer.
    Salzburg bedeckt, leichter Schneefall, minus 10.
    Innsbruck, heiter, minus 13.
    Bregenz heiter minus 11, Graz bedeckt minus 8, Nordwind mit 20 km in der Stunde und Klagenfurt bedeckt bei minus 8 Grad.
    Soweit also der Meldungsüberblick und der Wetterbericht im Mittagsjournal.
    Es ist jetzt genau zehn Minuten nach zwölf.
    Die Bundesregierung hat also gestern in einer Sondersitzung über Heimburg einstimmig ein Elf-Punkte-Programm beschlossen.
    Die wichtigsten Punkte daraus ein Festhalten an einem Donaukraftwerk im Raum Heimburg, aber keine Rodungsarbeiten mehr in diesem Winter.
    Außerdem der unverzügliche Beginn der Vorbereitungsarbeiten für die Staustufe Wien und die Errichtung eines Nationalparks Donau-March-Theiaauen.
    Außerdem enthält das Programm ein Fließwasserreinhaltungsprogramm von 19 Milliarden Schilling, das in vier Jahren Arbeitsplatzschwierigkeiten, die durch den Aufschub von Hamburg entstehen, bekämpfen soll.
    Und weiters beschloss die Regierung, für künftige Kraftwerksplanungen einen Regierungskommissär zu bestellen, der sich in Energiefragen auskennen und auch auf den Umweltschutz Bedacht nehmen sollte.
    Soweit also dieser Beschluss von gestern.
    Was die Zeitungen von heute dazu zu sagen haben, das hat Ernest Hauer zusammengestellt.
    Das neue Volksblatt der ÖVP stellt den Kommentar zu den Heimburg-Beschlüssen der Regierung unter den Titel Trauerspiel.
    Walter Salzmann findet wenig Positives am Elf-Punkte-Programm der Regierung.
    Unterm Strich bleibt vorerst festzuhalten, dass die Regierungsparteien ein jämmerliches Schauspiel energiepolitischer Hilfe und Ratlosigkeit bieten.
    dass es aufgrund dieser Politik zu einer Vertrauenskrise in die Rechtsstaatlichkeit gekommen ist, dass Exekutive eingesetzt worden ist, um mit Schlagstöcken und Hunden zu demonstrieren, was rechtens ist.
    Festzuhalten bleibt weiters, dass SPÖ und FPÖ aus einem unerklärlichen Prestigedenken heraus zu stolz wie zu starkköpfig gewesen sind, die Vorschläge der Volkspartei schon zu einem Zeitpunkt aufzugreifen, als dies noch ohne Gesichtsverlust für die Regierenden möglich
    und für die Befriedung des Konflikts nützlich gewesen wäre.
    Das Argument vom Gesichtsverlust der Regierung, wie es im eben zitierten Leitartikel des ÖVP-Organs Neues Volksblatt ausgeführt wurde, versucht Manfred Scheuch im sozialistischen Zentralorgan Arbeiterzeitung zu entkräften.
    Es hätte verschiedene Wege gegeben, die Regierung in Haimburg-Konflikt das Gesicht verlieren zu lassen.
    Etwa, wenn sie sich erst durch den Beschluss des Verwaltungsrichters veranlasst gesehen hätte, die gewaltsame Durchsetzung der Rodungsarbeiten einzustellen.
    Oder wenn sie auf den weiteren Ausbau der Donau für die Energiegewinnung überhaupt verzichtet hätte.
    Einzugestehen, dass man die Gewalt einer Bewegung, potenziert durch Medienmächte, die einmal mehr den Unterschied zwischen öffentlicher und veröffentlichter Meinung deutlich machten, unterschätzt hat, ist kein Gesichtsverlust.
    Zumal ja damit keineswegs gleichzusetzen ist, dass der eigene Standpunkt verlassen worden ist.
    Aber die Vertretung dieses eigenen Standpunktes in Relation zu dem zu setzen, was Sinowaz einmal soziale Verträglichkeit genannt hat, sollte einer Regierung als Pluspunkt angerechnet werden.
    Soweit Manfred Scheuch in der Arbeiterzeitung.
    Erwin Zankl stellt in der Grazer Kleinen Zeitung seinen Kommentar unter dem Titel Nebelwerfer.
    Die Regierung hat eine Batterie von Nebelwerfern eingesetzt, um ihren Rückzug aus der Heimburger Au zu verschleiern.
    Zankl stellt die Frage, ob und wie es mit dem von der Regierung prinzipiell weitergeplanten Kraftwerk bei Hainburg weitergehen solle.
    Das bisherige Projekt sei jedenfalls nicht tot, wehrte der Bundeskanzler neugierige Fragen ab, wie weit der Nachdenkprozess fortgeschritten sei.
    Ehrlicher wäre es freilich gewesen, der Bundeskanzler hätte gesagt, Hainburg werde nicht wieder zum Leben erweckt.
    Nach der Schlacht in der Au ist es nicht mehr vorstellbar, dass die Regierung im nächsten Winter nochmals für Hainburg in den Krieg zieht.
    Mit dem von der Regierung angekündigten Regierungskommissär für den Kraftwerksbau befasst sich Gerold Christian in den Salzburger Nachrichten.
    Christian meint, diesem Kommissär würde eine heikle Aufgabe übertragen.
    Er soll innerhalb eines Jahres das machen, wozu mehrere Minister, Landesräte, Beamte und Techniker sowie Juristen der DOKW Jahre hindurch nicht in der Lage gewesen sind.
    Dem kommissarischen Energiesuperman ist allerdings alles Gute zu wünschen.
    Er wird gute Nerven und eine dicke Haut benötigen, denn die Freude über seine Existenz wird bei denen, DOKW und Vizekanzler Steger, auf die er aufpassen soll, denen er zu zeigen hat, wie man es wirklich macht, weniger als gering sein.
    Für den Kommentator der Salzburger Nachrichten ist nicht auszuschließen, dass der Kraftwerkskommissar nur zum rechtlich-technischen Verwalter der rot-blauen Hainburg-Krise werde.
    Gelöst wird das Kraftwerksproblem an der Donau mit der Bestellung des Regierungskommissars jedenfalls nicht.
    Fürs Erste wird es bis Herbst 1985 aufs Eis gelegt, bis alles von Neuem beraten, erkundet, geprüft und sozialverträglich gemacht, also von der Bevölkerung akzeptiert wird.
    Da aber umfassende Neuplanungen hinsichtlich Dimension und Standort zu erwarten sind, die mehrere Jahre in Anspruch nehmen können, ist ein totales Einfrieren des Donaukraftwerkes über die nächste 1987 fällige Nationalratswahl hinaus fast zu erwarten.
    Und dann das endgültige Aus für Heimburg nicht ausgeschlossen.
    Dann wird der Regierungskommissär der DKW zum Regierungsliquidator der Staustufe Hainburg.
    Soweit die Meinung von Gerold Christian in den Salzburger Nachrichten.
    Im Kurier meint Herr Wittschmiedl, der Regierung wäre ein Punkt, gut zu schreiben.
    Sie hat Lernfähigkeit bewiesen.
    Und doch ist das Elf-Punkte-Programm nach Meinung des Kurierkommentators nur ein halber Akt tätiger Reue.
    Denn wie es zur Prügelei in der AU kam, wie zumindest voreilig, wenn nicht rechtswidrig, Bäume umgesägt wurden, auf welche Art da Bescheide zustande kamen, darüber hat die Regierung nicht Auskunft gegeben.
    Für die Demokratiehygiene wäre es wissenswert, wie es zum Einsatzbefehl für die Exekutive gekommen sei und welche Rolle der ÖGB dabei gespielt habe, meint Schmidl.
    Nicht um im Zorn zurückzublicken, sondern damit das Volk, von dem allein alles recht ausgeht, über Macht und Ohnmachtstruktur Bescheid weiß.
    und damit das Parlament als Volksvertretung in die Lage versetzt wird, sich seine Kompetenz zu bewahren oder schlimmstenfalls wieder zurückzuholen.
    Eine parlamentarische Untersuchung über die Vorfälle in der AU und wie es zu ihnen kam, täte dringend Not.
    Ernest Hauer stellte die Auszüge aus den heutigen Hainburg-Kommentaren zusammen und wir bleiben beim Thema auch mit den heutigen Gesprächen unserer Samstags-Serie.
    Im Journal zu Gast.
    Das ist heute Josef Hesum.
    Der 54 Jahre alte gelernte Automechaniker ist seit elf Jahren Präsident der Niederösterreichischen Arbeiterkammer.
    Hesum ist auch stellvertretender Vorsitzender der Gewerkschaft der Bau- und Holzarbeiter und seit fünf Jahren Abgeordneter zum Nationalrat.
    Der Politiker, der auch noch in einer Reihe anderer Gewerkschaftsfunktionen tätig ist, gilt als einer der prononciertesten Verfechter des Kraftwerksprojekts Heimburg.
    In der ersten Phase der Auseinandersetzungen um das Kraftwerk hatte sich Hesun bei mehreren Gelegenheiten für eine harte Haltung der Regierung gegenüber den Aubesetzern eingesetzt.
    In den vergangenen Wochen, seit Ausrufung des Weihnachtsfriedens für die AU, war aus Gewerkschaftskreisen allerdings weniger zu Heimburg zu hören.
    Mit dem niederösterreichischen Arbeiterkammerpräsidenten Josef Heson sprach Erich Aichinger.
    Herr Präsident Heson, Sie haben, was Sie selber manchmal so akzeptieren, den echten Proletariernachweis.
    Sie machen gar keinen Held daraus.
    Ich komme aus dem Ziegelwerk.
    Sind ein alter Gewerkschafter, im besten Sinne des Wortes, tut es Ihnen nicht eigentlich weh, dass der alte Gewerkschaftsspruch, alle Räder stehen still, wenn ein starker Arme es will, heute ganz anders zu interpretieren ist?
    Ganz andere halten die Räder an.
    Zum Ersten möchte ich sagen, ich glaube, dass wenn jemand vergisst, woher er kommt, nicht weiß, wo er hingeht.
    Ich habe mich dessen nicht zu schämen, dass ich auf ein Zielwerk geboren wurde.
    viel wichtiger für mich ist, dass ich die Not der Menschen aufgrund meiner Herkunft kennengelernt habe, dass die Not der Menschen von damals und auch der meiner Familie mich im Wesentlichen geprägt hat und vielleicht ich heute in meiner Funktion oder in dem Funktionsbereich, den ich aufgrund verschiedener Wahlvorgänge erreicht habe, doch immer wieder
    den Wert des Menschen in den Mittelpunkt stelle und nicht seine Verwertbarkeit.
    Und zum Zweiten würde ich sagen, natürlich gibt es heute andere Erscheinungsbilder wie in den Jahren 1945, 50, 55 oder 60.
    Und ich glaube sagen zu dürfen, dass auch die Gewerkschaftsbewegung hier einen Anpassungsprozess mitgehen muss.
    Und ich glaube schon, dass es der Gewerkschaftsbewegung insgesamt gelungen ist, diesen Anpassungsprozess Schritt für Schritt, vielleicht manchmal etwas zögernd, doch auch zu vollziehen.
    Wenn ein Mann, so wie Sie, in vorderster Front jener steht, die ganz offen für den Bau des Kraftwerkes in Heimburg plädiert haben, Sie waren der Hauptredner bei der Versammlung am Heldenplatz, Sie waren in Heimburg im Arbeiterkammersaal einer der Hauptredner, dann legt man natürlich Ihre Worte besonders auf die Waagschale.
    Sie haben da ein Wort geprägt, das sehr zum Nachdenken Anlass gegeben hat,
    Die Studenten leben von den Arbeitern.
    Sie meinten die Studenten, die in der AU demonstrieren.
    Muss man da nicht darüber hinaus überlegen, wer lebt nicht auch von anderen?
    Beispielsweise die Mitarbeiter in der verstaatlichten Industrie leben die nicht auch, wenn die verstaatlichte Defizite macht, von allen anderen Steuerzahlern.
    Wir wissen und wir haben uns immer dazu bekannt, dass wir die Hochschulen brauchen.
    Wir wissen, dass wir ohne geeignete Hochschulabsolventen weder im technologischen Prozess noch in den wirtschaftlichen Prozessen uns weltweit dann konkurrenzfähiger halten können.
    Wir sind nur der Meinung, und das hat mir zum Ausdruck gebracht, was aber vielleicht in der Kurzform falsch interpretiert wurde, dass Studenten doch eine gewisse Zeit zu ihren Studien zur Verfügung haben.
    dass aber jene, die über diesen Zeitraum hinaus sich als Studenten, sozusagen als Berufsbezeichnung, den Titel Studenten zuordnen, dass wir sicherlich auf diese Art der Studenten nicht jenen Wert legen, wie auf jene, die sich bemühen, in ihrer Zeit fertig zu werden.
    So war ich der Meinung, dass wenn jemand sein Studium bis zu seinem 34.
    Lebensjahr nicht absolviert hat,
    er dann ja sicherlich alle sozialen Ansprüche für sich in Anspruch nehmen kann, er ist sozial versichert, er hat alle Begünstigungen, die jeder Österreicher in einen Sozialstaat erheben kann, und er hat aber in seinem Leben, bis zu seinem 34.
    Lebensjahr, noch nichts für diese Volkswirtschaft und für diesen Sozialstaat eingebracht.
    Das war meine Aussage und ich stehe zu dieser Aussage.
    egal wo, sozialer Ausgleich auch für den Schwächeren natürlich ja, sozusagen für den Studenten, der sein Studium in der Zeit macht, selbstverständlich, auch für den Arbeiter in einem Zweig, der in Defizite erwirtschaftet, selbstverständlich, aber nicht für den Studenten, der bis 34 studiert und nicht für den Dachinierer, um das jetzt ganz direkt so auszusprechen.
    Sie antworten heute in unserem Gespräch eigentlich sehr moderat.
    Glauben Sie, die politische Situation ist so, dass man unter keinen Umständen Öl ins Feuer gießen darf?
    Selbstverständlich ist bei einer Kundgebung eine andere Wortwahl als wie in einem Gespräch also notwendig und auch sicherlich wird von den Kundgebungsstellen erwartet.
    Nur, glaube ich, ist es völlig egal, mit welchen Worten man hier versucht, Interpretationen zu suchen.
    Wichtig ist, welcher Wille dahinter steht.
    Es kann nicht sein und darf nicht sein, bin ich der Meinung, dass man den Menschen, der in den letzten 40 Jahren, das werden ja bald 40 Jahre sein, der bisher, so darf ich doch sagen, in völliger Verantwortung
    gegenüber der Republik, gegenüber dem Staat, über die Parteigrenzen hinweg versucht hat, einen sozialen Frieden zu erhalten, dass man diese Menschen heute aufgrund verschiedener politischer oder wirtschaftspolitischer Einflüsse vergisst.
    Und diese Menschen, denen man gerade den Bauarbeiter in den letzten Monaten oder Jahren fast punziert,
    Dieser Mensch hat ja hervorragende Leistungen in dieser Republik erbracht.
    Ich erinnere, dass Bauwerke geschaffen wurden, die seinesgleichen nicht nur in Europa, sondern weltweit Anerkennung gefunden haben.
    Und ich erinnere, dass ja auch Medienbereiche, die heute diesen Menschen mehr oder weniger als Menschen zweiter Klasse bezeichnen, als Betonierer dergleichen mehr,
    dass von diesen Menschen also Leistungen noch vor Jahren verlangt wurden, zum Beispiel den Ausbau der Autobahn Süd, allerdings nicht in den Sommermonaten, und dergleichen mehr.
    – Pardon, Sie spielen jetzt auf die Kronenzeitung.
    – Jawohl.
    Diese Zeitung hat vor einigen Jahren verlangt, dass die Autobahn Süd so rasch wie möglich ausgebaut wird, und wenn ich hier dem gegenüberstelle, was in Heimburg an Rodungen, also
    durchgeführt werden sollte und was hier weit geopfert wurde, dann muss ich sagen, kann ich und will ich nicht daran glauben, dass diese Zeitung und die Herausgeber dieser Zeitung echten Umweltschutzgedanken hier damit in Verbindung bringen.
    Ich weiß nicht, ob es von Ihnen kam oder von einem anderen Gewerkschafter, so der Gedanke, es war fast so gefährlich wie 1950, wenn auch auf anderer Ebene.
    1950, das war die Zeit, als es den Versuch eines kommunistischen Putsches über die Betriebe gab.
    Das ist schon richtig.
    Ich habe den Vergleich hergestellt, dass wir damals in einer politischen Zeitwende gelebt haben.
    wo die Menschen in den Betrieben richtig und rechtzeitig erkannt haben, dass sie sich diese Demokratie unter Einsatz ihres Lebens und in dieser Zeit damals unter Verzicht auf ihre Freiheit selbst sozusagen in die Hand nehmen müssen, um hier das gleiche Schicksal, wie es in uns umliegenden Ländern erfolgte, von den Bewohnern abgehalten werden kann.
    Und ich glaube auch, dass die Menschen heute in den Betrieben das richtige Gespür haben, dass sie wissen, dass in der jetzigen Situation
    auch die Zukunft zur Diskussion steht, obwohl es von ihnen nicht in der gleichen Weise artikuliert wird.
    Aber die Menschen verspüren, dass die sichere Energie ihnen auch eine sichere Zukunft geben könnte und geben wird.
    Aber selbstverständlich wurden die Ereignisse überbewertet in den letzten Wochen und so gibt es da und dort eine oft bewusst herbeigeführte
    Diskussion, die, so darf ich doch sagen, von einer Seite als sehr radikalisierend bezeichnet werden darf.
    Wir haben zu dieser Radikalisierung nie einen Beitrag geleistet.
    Sie haben gesagt, 30.000 Arbeiter könnten in die AU kommen oder 50.000 oder so, es geht jetzt gar nicht um die Zahl.
    Das war nie als Drohgebärde zu verstehen.
    Ich bekenne mich dazu, dass ich sicherlich
    Der Meinung bin, dass etliche Tausend, das könnten 30.000 oder 50.000 Arbeitnehmer angestellt sein, die in die AU gegangen wären und hier sich sicherlich ihr Recht geholt hätten.
    Wir haben nach eingehenden Beratungen mit der Bundesregierung auf diese Großkundgebung oder Demonstration, wenn Sie so wollen, verzichtet, weil wir wieder nicht das Gegeneinander, sondern das etwa Miteinander in den Vordergrund gestellt haben.
    Ist das nicht auch ein Generationenkonflikt?
    Es ist ein mehr oder minder offenes Geheimnis, dass auch die Söhne und Töchter von Regierungsmitgliedern in der AU waren.
    Das mag schon sein.
    Wenn jemand im Jahre 1950 geboren wurde, dann hat er doch heute eine andere Jugend als jemand, der 1930 geboren wurde.
    Aber ich glaube schon, dass es auch von der Familie her, wenn man sich die Zeit nimmt und mit seinem Kind oder seinen Kindern die Fragen von Beginn an richtig diskutiert, und ich habe ja auch einen Sohn, der 28 Jahre alt ist, der heute selbstständig ist, also eine völlig andere
    Funktion in der Wirtschaft, wenn ich so sagen darf, ausüblich, der also schon Verständnis für verschiedene Maßnahmen aufbringt, die zum volkswirtschaftlichen und sozialen Bestand dieser Republik also auch in Zukunft beitragen.
    Und wenn ich in jedem Gespräch mit ihm die eine oder andere Vorgangsweise diskutiere, dann hat er eigentlich kein Verständnis für jene, die glauben,
    hier aus irgendwelchen Einflusssphären heraus eine Verteidigung von Ahrwild und der gleichen Wehr
    echten radikalen Elementen hinaufzustilisieren.
    Drehen wir die Frage ein bisschen um.
    Die Demonstranten, der, fassen wir es unter dem Begriff zusammen, 68er-Generation, sitzen heute zum Teil in der Bundesregierung als Minister.
    Ist es für Sie denkbar, dass Leute, die heute in der AU sitzen, die Kraftwerksplaner von morgen sind?
    Ich halte es für durchaus denkbar, denn ich anerkenne jene jungen Menschen, die sich echt um den Umweltschutz besorgt zeigen.
    Ich respektiere ihre Meinung.
    Ich habe die auch selbst einige Male besucht, sowohl in den Morgenstunden wie in den Abendstunden.
    Ich habe dann in Begleitung von etwa 15 Betriebsräten die Jahr besucht und ich habe auch in Gesprächen mit einigen dieser jungen Menschen, glaube ich schon, sagen zu dürfen, erkannt, ob es ein echtes Anliegen oder ob es ein Abenteuer ist.
    Ich bin durchaus der Meinung, dass selbstverständlich
    Wenn sich jemand echt um den Umweltschutz besorgt, zeigt, und man immer so offen diskutiert, es hier zu einer Gesprächsebene kommt.
    Aber bei den meisten dieser jungen Menschen ist es ja nicht darum gegangen, ein Gespräch zu suchen, sondern ihren Standpunkt behaglich zu verteidigen.
    Heimburg darf nicht tot sein.
    Das darf nicht erledigt sein, auch wenn jetzt ein Jahr Denkpause ist.
    Ich glaube, dass wir die Energie in Zukunft brauchen werden.
    Und ich bin weit aus der Meinung, dass hier noch Wegen gesucht werden müssen, um aus diesem Sammasurium von gegensätzlichen Auffassen vielleicht einen gemeinsamen Weg zu erarbeiten.
    Und vielleicht ist es auch notwendig, zwischen den politischen Parteien
    eine Brücke zu schlagen, um hier so wichtige Anlagen wie die Energieversorgung für unsere Industrie, für unser Gewerbe, für unser Land und für die Menschen dieses Landes damit in Verbindung zu bringen.
    Ich habe mir die Mühe gemacht und habe die letzten Neujahrsaufrufe der Gewerkschaft der Bau- und Holzarbeiter angeschaut.
    Da heißt es immer wieder sinngemäß, im Grund eigentlich eine gewisse Ohnmacht ausdrückend.
    Nicht nur der Winter beschert dem Bauarbeiter ein hartes Los.
    Bauen ist Fortschritt.
    Ohne Bauen keine Zukunft.
    Und wenn sich die Verhinderer noch so querlegen,
    Oder heuer, wir importieren teure Energie, bezahlen 50 Milliarden, dafür lassen wir die eigenen Energiequellen ungenutzt, nur weil es den Bauverhinderern so passt.
    Wie wird es denn nächstes Jahr ausschauen mit dem Neujahrsaufruf?
    Schauen Sie, die Gewerkschaft der Bau- und Holzarbeiter verzeichnet zu ihrem größten Bedauern in den Jahren 1982, 83 und 84 Arbeitslosenziffern über 50.000.
    Wir wissen, dass wir in der Bausubstanz insgesamt ein Absinken in den letzten Jahren verzeichnet haben.
    Es ist ja nicht nur der Kraftwerksbau, sondern ist ja zunehmend auch der Straßenbau, überhaupt der Tiefbautaufruf betroffen.
    Und wenn sich diese Schwierigkeiten jetzt zunehmend erheifen werden, dann wird es selbstverständlich zur Existenzfrage der Beschäftigten in dieser Branche.
    Und diese Menschen werden nicht stillhalten, weil sie doch ihre Familien versorgen wollen.
    Und diese Situation ist für eine Gewerkschaft und Interessensvertretung unerträglich.
    Was die Regierung gestern angeboten hat, Ersatzarbeitsplätze wie etwa Hebung der Praterbrücke, um nur ein Beispiel zu nennen, ist im Grunde ein Tropfen auf den heißen Stein für Ihre Situation, der Bauarbeiter.
    Die Hebung der Praterbrücke kann man also im Zusammenhang mit Heimburg überhaupt nicht quantifizieren.
    Das ist fast undiskutabel, hier so eine Verhältnisse damit in Verbindung zu bringen.
    Es war ja nur ein Beispiel für das insgesamt.
    Da gibt es viele Beispiele, nur glaube ich, sollte man nachher ein Konzept sich vorlegen und nicht aus irgendeiner Ad-hoc-Situation heraus jetzt versuchen, das eine oder andere in der Öffentlichkeit vorzubringen und dann eigentlich die Wirkung, die dann bekanntermaßen sehr gering ist, die nur wieder negativer so bewertet wird,
    einen weiteren Aufstau, wenn ich so sagen darf, mit sich bringen würde, ist zu unterlassen.
    Vielen Dank für dieses Gespräch.
    Im Journal zu Gast war der Präsident der Niederösterreichischen Arbeiterkammer und stellvertretender Vorsitzende der Gewerkschaft der Bau- und Holzarbeiter, der SPÖ-Abgeordnete Josef Hesum.
    Und wir kommen jetzt noch einmal zurück zur jüngsten Entwicklung im Fall Hainburg, zum Elfpunkteprogramm der Regierung.
    Genauer zu den Reaktionen darauf von der Gegenseite.
    Vertreter des Konrad-Lorenz-Volksbegehrens haben noch gestern unter anderem die vorgesehene Errichtung eines Nationalparks in den Donau-March-Teierauen begrüßt, aber gleichzeitig kritisiert, dass in der Regierungserklärung fehle, inwieweit die Minister Blecher, Heiden und Steger zur Verantwortung gezogen würden.
    Der Namensgeber des Volksbegehrens, Nobelpreisträger Konrad Lorenz, sprach allerdings von einem Friedensschluss mit der Natur und einem ökologischen Wiederaufbau, der jetzt auch Thema eines Gesprächs zwischen ihm, Lorenz und Bundeskanzler Sinovac sein soll.
    Die Reaktionen aus der AU selbst scheinen einstweilen allerdings noch etwas gemischt, auch wenn im Fernsehen der Abbau der Besetzerzelte zu sehen war.
    Im Morgenjournal erklärte heute ein Sprecher der Demonstranten, man werde die AU körperlich verlassen, im Geist aber in wacher Bereitschaft bleiben.
    In einem von einer Versammlung beschlossenen Neun-Punkte-Programm wird unter anderem festgehalten, dass ein Nationalpark Donau, March, Theia, Auen jegliches Kraftwerk bei Hainburg ausschließe.
    Das jetzt aber ein Jahr Zeit sei für Gespräche mit der Regierung über eine andere Energiepolitik.
    Dass es trotz dieser Art Gegenprogramm der AU-Besetzer unter den doch offenbar sehr bunt zusammengewürfelten Demonstranten noch eine Reihe offener Fragen gibt, das bewies die Einberufung einer zweiten AU-Versammlung heute Vormittag, von der Wolfgang Ritzberger berichtet.
    In einem ungeheizten Extrazimmer eines Lokals in Eckardsau, wo sich in den Wochen vor Weihnachten die Einsatzzentrale der Gendarmerie befunden hat, trafen vor knapp eineinhalb Stunden ca.
    70 Au-Besetzer zu einem weiteren Plenum ein.
    Hauptthema Organisation des Abzuges aus der Au.
    Verbleibte in stopfenbreit gelagerten Lebensmittel und Textilien.
    Nach Auskunft von Günther Schobesberger repräsentieren sie einen Wert von ca.
    150.000 bis 200.000 Schilling.
    Und schließlich, wer bezahlt die noch offenen Schulden?
    Denn, wie hier verlautete, zahlt die österreichische Hochschülerschaft die Bustransporte nicht, was das Spendenkonto der Au-Besetzer empfindlich belastet.
    Dieter Bogner fasste zum ersten Punkt, der Au-Räumung, den Standpunkt, der mit dem Bundesforsten diskutiert wurde, zusammen.
    Es besteht bei der Forstdirektion eine gewisse Flexibilität.
    Nur, dass wir in der Au verteilt so einzelne Zelte haben, wo wer wohnt, das können die nicht akzeptieren.
    Zurzeit findet eine Abstimmung zu diesem Thema statt.
    Vor allem, welche Lager noch bestehen sollen, wie lange der Abzug dauert und wer die Au in den nächsten Wochen kontrolliert, denn über einen Punkt sind sich alle einig.
    Im Falle weiterer Aktivitäten seitens der Gendarmerie oder der DOKW in der Au, werde man wiederkommen.
    Unstimmigkeiten kamen vor allem auf, als ein Au-Besetzer seinen Unmut über die Vorgangsweise einiger weniger, die die Fäden aus dem Hintergrund zögen, wie er wörtlich sagte, formulierte.
    Es gebe nämlich, so dieser Delegierte eines Lagers weiter, keinen Beschluss der Ausschützer darüber, wie man der Regierung gegenüber trete.
    Eine solche Antwort sei aber bereits in neun bis elf Punkten, auch hier kursieren unterschiedliche Papiere und Manifeste, an die Öffentlichkeit gelangt.
    Heute Nachmittag findet ein gesamt österreichisches Plenum der Umweltschutzgruppen statt.
    Die Kurzreferate, die erwartet werden, handeln über den Nationalpark Donau-March-Teierauen, Grundwasserproblematik und Rechtsfragen.
    Außerdem wird ein Manifestentwurf der Au-Besetzer vorgestellt.
    Anschließend eine Diskussion zur Erstellung von umweltpolitischen und sonstigen Forderungen in Klammer sind hier angeführt.
    Brezovsky, Rücktritt.
    Soweit mein Bericht aus Eckartsau bei der Stopfenreuter Au und damit gebe ich zurück an das Funkhaus.
    Es ist jetzt acht Minuten nach halb eins und wir kommen zur Auslandsberichterstattung im Mittagsjournal.
    In der polnischen Stadt Torn läuft seit dem 27.
    Dezember mit einer kurzen Unterbrechung zum Jahreswechsel der Prozess gegen die mutmaßlichen Mörder des regimekritischen Priesters Jerzy Popieluszko.
    Angeklagt sind nicht irgendwelche Kriminelle, sondern Stützen des Regimes, vier Offiziere der politischen Polizei, also des Geheimdienstes, darunter ein stellvertretender Abteilungsleiter im Innenministerium.
    In den bisherigen fünf Verhandlungstagen sind erst zwei der vier Angeklagten vernommen worden.
    Eine erste Analyse des bisherigen Prozessverlaufs lässt sich aber trotzdem ziehen.
    freiwilliger Säuberungsprozess oder Strategie der Verzweiflung.
    Eines steht fest.
    Zum ersten Mal in der polnischen Nachkriegsgeschichte, ja zum ersten Mal in der Geschichte der Warschauer Paktstaaten sitzt in einem Strafprozess der Sicherheitsdienste auf der Anklagebank.
    Was aber den Westen zu Lobeshymnen auf Polens Regierungschef General Jaruzelski ermuntert, wird von den Bruderstaaten mit berättem Schweigen quittiert.
    In Polen selbst scheint die Entscheidung zu einem öffentlichen Verfahren gegen die Entführer und Mörder des oppositionellen Warschauer Priesters Jerzy Popiewuszko das Resultat mehrerer Überlegungen zu sein.
    Zum Ersten gab die Empörung der Bevölkerung Anlass, neuerliche Unruhen bis hin zur traumatischen Wiederauferstehung der sogenannten Anarchie des Solidaritätsjahres 1981 zu befürchten.
    Nur die konsequente Distanzierung von diesem Verbrechen und das Versprechen, alle Schuldigen vor Gericht zu stellen, boten der Regierung eine Chance, ihre Glaubwürdigkeit zu beweisen und ihre kleine Normalisierung zu retten.
    Wichtig scheint auch der Druck von Episkopat und Persönlichkeiten aus der verbotenen Solidarität gewesen zu sein.
    Sie haben schon anlässlich des Begräbnisses Popiuszko am 3.
    November des Vorjahres eindrucksvoll ihre ungeminderte Autorität zu demonstrieren gewusst.
    Nicht zuletzt zwang auch rechtsstaatlicher Legitimitätsanspruch die Regierung.
    Anders als in allen früheren Fällen gibt es hier einen Augenzeugen, nämlich den Fahrer Popiuskos, dem die Flucht aus dem Entführerwagen gelungen ist.
    Die Aussagen des Kronzeugen, Waldemar Rostowski, haben bekanntlich schon binnen drei Tagen zur Verhaftung der Mörder geführt.
    In der jetzigen Phase des Prozesses, nach der Einvernahme von erst zwei der vier Angeklagten, drängt sich eine andere Frage auf.
    Die Frage nach den Toleranzgrenzen eines Systems, in dem das Sicherheitsapparat eine der tragenden Machtsäulen stellt.
    Soll der Schauprozess nur beweisen, dass der Rechtsstaat Polen alle kriminellen Vergehen grundsätzlich gleich behandelt?
    Die Barsche Intervention von Staatsanwalt Arthur Cujava, im Augenblick wo der angeklagte Pencala von der Mitwisserschaft eines Vizeministers zu sprechen beginnt, scheint diese These zu bestätigen.
    Diese These impliziert, dass Partei und Regierung nicht daran interessiert sind, die wahren Verantwortlichen und zwar bis zu den höchsten Machtetagen hinauf aufzudecken.
    Es gibt aber auch eine andere These, wonach eben dieser Prozess General Jaruzelski die Chance bieten kann, sich gegen die Dogmatiker in Partei und Sicherheitsapparat zu behaupten.
    Auch diese These lässt sich erhärten.
    Seit langem kursiert in Warschau der Name Miroslav Milevski als einer der Hauptantagonisten der Normalisierungspolitik Jaruzelskis.
    Divisionsgeneral Milevski ist seit 1948 als Spezialist für Gegenspionage und Subversionsbekämpfung im Innenministerium verankert,
    1971 stieg er sogar als stellvertretender Innenminister auf.
    In den Jahren 80-81 Chef der Sicherheitsbehörde wurde Milewski dann von Innenminister General Kisztak abgelöst, behielt aber als zuständiger Sekretär des Zentralsekretariats der Partei die politische Aufsicht über das Innenministerium.
    Dies allerdings nur bis zum letzten ZK-Plenum vor zwei Wochen.
    Hier bekam Regierungschef Jaruzelski die politische Leitung des Innenministeriums offiziell übertragen.
    Milewski soll jüngsten Gerüchten nach an den letzten Sitzungen des Politbüros und des ZKs nicht mehr teilgenommen haben und sich auf einen längeren Erholungsurlaub befinden.
    Wenn gleich die mittleren Chargen, zu denen auch die vier Angeklagten zählen, womöglich auch gar nicht wissen, von wie hoch oben der Befehl zur Aktion Popiewuszko kam, die stillschweigende Personalentscheidung im Zentralsekretariat der Partei ist Indiz genug für eine Mitverstrickung Milewskis in die Kriminalaffäre.
    Ein Beitrag von Joanna Ratziner.
    Zum ersten Mal in Großbritannien hat eine sogenannte Mietmutter in London ein Kind ausgetragen und geboren.
    Das Kind, ein gesundes Mädchen, kam gestern Abend in der Londoner Victoria Klinik zur Welt.
    Dieser erste bekannt gewordene Fall einer gekauften Schwangerschaft in Europa, in Amerika und Australien läuft die Diskussion darüber schon länger, dieser Fall wirft natürlich eine ganze Reihe von Fragen auf, wie Hans-Heinz Schlenker berichtet.
    um verkauft zu werden, schreit die Schlagzeile der heutigen Ausgabe der britischen Tageszeitung Daily Mail ihren Lesern entgegen.
    Das Massenblatt drückte mit dieser nüchternen Feststellung unausgesprochen auch die emotionelle Reaktion auf die erste Geburt eines Babys für Geld in Britannien aus.
    Denn das bei seiner Geburt fast siebeneinhalb Pfund schwere Mädchen verdankt sein Leben nur dem Verkaufswillen seiner Mutter, die 28-jährige Kim Cotton, die bereits zwei eigene Kinder besitzt, war und ist bisher noch nämlich entschlossen, den Säugling an ihr nicht bekannte Eltern zu verkaufen.
    Sie schloss deshalb mit dem sich Ersatzeltern-Assoziation nennenden britischen Ableger einer amerikanischen Agentur einen Verkaufsvertrag ab.
    In ihm vermietete sie für umgerechnet rund 180.000 Schilling ihre Gebärmutter.
    Weitere rund 200.000 Schilling erhält die britische Ersatzeltern-Assoziation.
    Denn die seit 13 Jahren kinderlosen Eltern mussten der Assoziation rund 380.000 Schilling für das gestern Abend um 8.26 Uhr Wiener Zeit geborene Baby bezahlen.
    Geht es nach den Sozialdiensten der Stadtverwaltung des Londoner Stadtteils Barnet, wird das kinderlose Paar dieses Geld jedoch umsonst bezahlt haben.
    Die Sozialdienste wollen nämlich verhindern, dass das Geschäft verwirklicht und der Säugling tatsächlich verkauft wird.
    Zu diesem Zweck erwirkten sie noch gestern Abend von einem in einer Sondersitzung zusammengetretenen Magistratsgericht
    dass die neugeborene Tochter der Ersatzmutter vorläufig an einem sicheren Platz bleibt.
    Zu Deutsch, bis zum kommenden Freitag nicht das Viktoria Entbindungshospital in Barnet verlassen kann, damit bis dahin ein Jugendgericht eine Entscheidung über das künftige Schicksal des Babys treffen kann.
    Doch ganz gleich, wie das Jugendgericht dann entscheidet, Kim Cotton und deren Mann, der völlig mit der Ersatzmutterrolle seiner Frau einverstanden war, werden auf jeden Fall rund 540.000 Schilling erhalten.
    Denn die Ersatzmutter verkaufte auch ihre Story längst an das britische Massenblatt Daily Star.
    Die Zeitung will die nach Ansicht des konservativen Abgeordneten Peter Brünnwil skandalöse, üble und unnatürliche Geschichte erzählen.
    Geht es nach dem Labour-Abgeordneten Leon Ebsi, wird sie zum ersten und letzten Mal passiert sein.
    Denn er forderte von dem konservativen Gesundheitsminister, dass dieser sofort eingreift und verhindert, dass der neugeborene Säugling tatsächlich verkauft wird.
    Ob der Gesundheitsminister das tut oder nicht, eines dürfte sicher sein.
    Die konservative Regierung, die gegen solche Geschäfte mit Säuglingen ist, dürfte nun sicher die vor einem halben Jahr ihr vorgelegten Vorschläge über ein Verbot der kommerziellen Ausnutzung der Ersatzmutterschaft sobald wie möglich verwirklichen.
    Eine entsprechende Absicht deutete die Regierung nämlich bereits an.
    14 Minuten vor eins, wir bleiben in Großbritannien, wechseln allerdings zur Wirtschaftslage des Landes und die ist zu Jahresbeginn wohl alles andere als rosig.
    Zwar ist der Regierung Thatcher die Senkung der Inflationsrate gelungen, aber die soeben veröffentlichten Arbeitslosenzahlen zeigen ein weiteres Ansteigen der Arbeitslosigkeit von nicht ganz 13 Prozent im Dezember 1983
    auf 13,5% im Dezember 1984.
    In absoluten Zahlen, mehr als 3,2 Millionen Arbeitslose haben zum Jahreswechsel in Großbritannien Arbeitslosunterstützung bezogen und nicht gerechnet sind da einige weitere 100.000, die an Schulungs- und Trainings- und Weiterbildungskursen teilnehmen.
    Und ein fallender Trend bei der Arbeitslosigkeit ist nicht abzusehen.
    Gunther Maybecker beginnt seine Analyse der britischen Wirtschaftssituation allerdings mit einem Blick auf die Lage der britischen Währung.
    Das Pfund Stirling hat in den letzten Tagen einen neuerlichen Tiefpunkt erreicht und ist nur noch 1,15 Dollar wert.
    Zu Beginn des Jahres 1984 waren es noch eineinhalb Dollar.
    Das heißt, im Laufe des vergangenen Jahres hat das Pfund gegenüber dem Dollar ein Drittel an Wert verloren.
    Das mag zum Teil auf den harten Dollarkurs zurückzuführen sein, unter dem die gesamte Weltwirtschaft leidet.
    Das Pfund hat aber auch gegenüber den europäischen Währungen an Wert beträchtlich eingebüßt.
    So ist ein Pfund in dieser Woche nur noch 24 Schilling 80 Groschen wert.
    Die Flucht aus dem Pfund scheint kaum noch aufzuhalten zu sein und in London rechnet man damit, dass ein Umwechslungskurs Pfund zu Dollar eins zu eins durchaus in greifbare Nähe gerückt ist.
    Theoretisch sollte der niedere Pfund Kurs die Exporte britischer Waren in alle Welt fördern.
    Großbritannien ist aber sehr stark importabhängig.
    Ein Fallen des Pfundes um 5% erhöht die Inflation in Großbritannien um etwa 1% in einem Abstand von etwa drei Monaten.
    Die optimistische Annahme der Regierung, die Inflation werde 1985 nicht mehr als 5% betragen, scheint damit hinfällig geworden zu sein.
    Als Folge der Pfundabwertung steht der britischen Wirtschaft eine neuerliche Erhöhung der Bankzinsen ins Haus, um internationalen Anlegern mehr Anreiz zu bieten, ihr Geld wieder in Großbritannien zu deponieren.
    Hohe Bankzinsen sind aber ebenfalls inflationsfördernd.
    Der Verkauf der britischen Telefongesellschaft hat dem Staat zwar eineinhalb Milliarden Pfund, rund 40 Milliarden Schilling eingebracht, gleichzeitig aber den Banken und hier vor allem den Hypothekarbanken rund eine Milliarde Pfund an Spareinlagen entzogen.
    Der Geldmarkt ist vorübergehend angespannt und der für Februar geplante Verkauf der staatlichen Fluggesellschaft British Airways an Private musste verschoben werden.
    Der Finanzminister kann nicht mehr mit den Verkaufseinnahmen fix rechnen.
    Weitere Schwierigkeiten für ihn ergeben sich aus den sinkenden Erdölpreisen.
    Auf dem freien Markt wird Nordseeöl bereits um zweieinhalb Dollar unter dem offiziellen Preis gehandelt.
    Früher oder später wird die staatliche Erdölgesellschaft die offiziellen Preise den Gegebenheiten wieder anpassen müssen.
    Das aber bedeutet die Gefahr eines Preiskrieges mit der OPEC.
    Das Pfund Störling ist eine vom Erdölpreis abhängige Währung geworden.
    Daher besteht wohl wenig Aussicht, dass das Pfund wieder einen Wert gewinnt, meint man in der Sitte.
    Ein Ende des Bergarbeiterstreiks ist selbst nach zehn Monaten noch nicht abzusehen.
    Die Kosten dafür sind heute bereits höher als die des Falklandkrieges und betragen alles in allem schon mehr als 40 Milliarden Schilling.
    Die staatliche Kohlengesellschaft hat ihre Subventionen bereits aufgebraucht.
    Spätestens im März, noch vor Ende des britischen Finanzjahres, muss das Parlament weitere Stützungsgelder genehmigen.
    Unter den konservativen Abgeordneten mehren sich die Stimmen, die eine radikale Änderung der Wirtschaftspolitik von Premierminister Thatcher verlangen.
    Edward Heath,
    Der frühere britische Premierminister erklärte in einem Fernsehinterview, Mrs. Thatcher müsse heuer mit einer Revolte eines Teils der konservativen Abgeordneten rechnen, wenn es ihr nicht bald gelinge, die Wirtschaft wieder auf Gleich zu bringen.
    Die Eisenbahner haben für 1985 Lohnforderungen von 30 Prozent angemeldet und ruhen für den Fall der Nichterfüllung mit dem Streik.
    Das Barometer der Wirtschaft, die Londoner Aktienbörse, hat auf diese Hiobsbotschaften der letzten Tage mit einem Kurssturz reagiert.
    Soweit Gundemar Aibegger aus London.
    Der bekannte österreichische Lyriker, Essayist, Hörspielautor und Übersetzer Prof. Ernst Schönwiese feiert morgen seinen 80.
    Geburtstag.
    Professor Schönwiese, übrigens ein gebürtiger Wiener, hat sich neben seiner literarischen Tätigkeit immer auch als Anreger und Entdecker anderer Schriftsteller gesehen.
    Als Herausgeber der Literaturzeitschrift Silberboot und in einer Reihe von Anthologien setzte er sich leidenschaftlich für den Nachwuchs ein.
    Als langjähriger Leiter der Literaturabteilung im ORF Hörfunk widmete er sich der Vermittlung von Literatur in diesem Medium.
    Ernst Schönwiese war von 1972 bis 1978 Präsident des Österreichischen Penclubs und er ist Träger zahlreicher Auszeichnungen.
    Mit dem Jubilar führte Volkmar Parschalk das folgende Gespräch.
    Herr Prof. Schönwiese, Sie werden morgen Ihren 80.
    Geburtstag feiern.
    Ihr Leben ist fast parallel mit diesem Jahrhundert verlaufen.
    Eine schwierige, aber auch eine sehr interessante Zeit.
    Wenn Sie jetzt da zurückblicken, was waren die interessantesten Menschen, die Sie kennengelernt haben, die interessantesten Autoren, was war für Sie das Wichtigste?
    Die interessantesten Autoren waren sicherlich Hermann Broch und Robert Musil.
    Für mich denen ich beiden.
    begegnen konnte, persönlich begegnen konnte, mit denen es wiederholte Zusammenkünfte gab.
    Und die Erinnerung an die Gespräche mit ihnen, die Lektüre der Briefe, die sie mir geschrieben haben und die wir gewechselt haben, das ist für mich heute sicherlich ein Höhepunkt in den Erinnerungen meines Lebens.
    Im Übrigen war aber die Tätigkeit für André und mein eigenes Werk für mich eigentlich nie ganz zu trennen.
    Ich wollte für André da sein, wo ich es sein konnte und habe darüber mein eigenes Werk nicht vergessen.
    Es gab da Wechselbeziehungen, gedankliche Anregungen, die mir sehr wichtig und sehr bedeutsam waren.
    Wenn Sie Ihr eigenes Werk betrachten, so ist es vor allem eine Vielzahl von Lyrikbänden.
    Welche dieser Lyrikbände sind Ihnen die liebsten?
    Zu welchen Ihrer Gedichte stehen Sie noch?
    Wie hat sich Ihr lyrisches Schaffen sozusagen im Laufe dieser langen Zeit verändert?
    Das wird sichtbar an dem jüngsten Buch, das eben jetzt zu meinem 80.
    Geburtstag erschienen ist und das genau die drei Etappen eigentlich
    meines lyrischen Gesamtwerkes sichtbar macht.
    Frühe Gedichte, Gedichte aus der mittleren Zeit und die Zeit der letzten Jahre.
    Natürlich sind einem die jüngsten Kinder immer am wichtigsten.
    Ich stehe hauptsächlich zu den Gedichten dieser späteren Periode, möchte aber meine
    frühen Gedichte, deswegen nicht geringer werden oder gar ablehnen, aber sie sind mir heute historisch geworden.
    Könnte man sagen, dass Ihr Schaffen sich immer mehr zu einer Reduktion hin entwickelt hat?
    Vielleicht von den Versen, die natürlich in der Nachfolge von Rilke standen, bis jetzt zu einem immer reduzierteren Schaffen.
    Das ist durchaus richtig.
    Das ist absolut richtig.
    Und hängt wohl auch mit der Gesamtentwicklung der Lyrik in den letzten Jahrzehnten zusammen.
    Wer die Erlebnisse des Krieges und auch schon der Vorkriegszeit
    gehabt hat und hinter sich gebracht hat, dem musste der Wunsch nach absoluter Echtheit und damit auch nach einer Knappheit, nach Weg von jedem Schnörkel und wenn er noch so schön sein oder schön wirken mag, das musste ihm wichtig sein.
    Und damit haben sie ganz richtig erkannt, dass ich mich dorthin
    entwickelt habe oder zumindest entwickeln wollte.
    Und wenn mir etwas gelungen ist, dann glaube ich auch in dieser Richtung.
    Sie gelten als der Vertreter eines sehr allgemeinen Humanismus, fern von Weltanschauungen und Religionen.
    Das heißt, bei Religionen zögere ich etwas, das stimmt nicht ganz.
    Sie haben sich in den letzten Jahren immer stärker für die östlichen Religionen interessiert.
    Ja, und zwar deshalb, weil, aber da haben wir eben auch wiederum die Zusammenhänge zwischen der Person und dem Menschen einerseits und seinem Werk andererseits, weil in diesen östlichen Religionen, wenn man das so überhaupt ausdrücken darf, die Elemente des, wie ich glaube, im engeren Sinn dichterischen
    besonders deutlich und klar sind.
    Alle diese Dinge stehen dort noch mit gewissen Urwahrheiten, mit gewissen ganz ursprünglichen Erlebnissen im Zusammenhang.
    Dort ist noch diese ursprüngliche Tiefe da und unverschüttet, wie ich glaube, aus der, die ich da eigentlich schaffe.
    Und das hat mich so brennend interessiert an all diesen Dingen.
    Wenn Sie die heutige Welt betrachten, die politische Situation im Allgemeinen, wie sehen Sie da unsere Verhältnisse?
    Glauben Sie, wir leben in einer kulturellen Endzeit?
    Der Verdacht legt sich nahe.
    Aber ich glaube, dass es eine innere Erneuerung geben kann und dass es diese Erneuerung geben muss.
    Sie darf nicht nur von außen kommen, sie muss auch von außen kommen.
    Das ist richtig, absolut richtig.
    Aber das Entscheidende ist doch das innere Urmotiv, aus dem heraus auch dann die äußeren Erneuerungen kommen.
    Und das zu suchen war eigentlich eine Bemühung, an der ich immer wiederum gearbeitet habe.
    Und sie dürfte wohl auch diese Bemühung in meinen Gedichten ihren Ausdruck gefunden haben.
    Professor Ernst Schönwiese, er wird morgen 80 Jahre alt.
    Es ist drei Minuten vor eins und wir schalten noch einmal ins Nachrichtenstudio.
    USA, Sowjetunion.
    Die beiden Supermächte haben ihre Vorbereitungen für die am Montag in Genf beginnenden Abrüstungsgespräche der Außenminister Schulz und Gromyko abgeschlossen.
    Schulz reist bereits heute nach Genf.
    In einem Gespräch mit Präsident Reagan erhielt der Außenminister gestern abschließende Instruktionen für das Genfer Treffen.
    Von amerikanischer Seite hieß es, die USA wollten die Forschung im Bereich der Weltraumwaffen unvermindert fortsetzen, seien aber bei den Interkontinental- und Mittelstreckenraketen konzessionsbereit.
    Die Parteizeitung Pravda unterstreicht heute in einem Kommentar, dass die bevorstehenden Genfer Abrüstungsgespräche einen Neubeginn bedeuteten und keinesfalls bloß eine Fortsetzung der 1983 abgebrochenen Verhandlungen seien.
    Neu sei vor allem, schreibt die Pravda, dass nunmehr der gesamte Rüstungskomplex, also Reduzierung der strategischen Atomwaffen und der nuklearen Mittelstreckenwaffen sowie Entmilitarisierung des Weltraumes, Gegenstand der Gespräche sein soll.
    Norwegen, Finnland.
    Die Sowjetunion hat sich bei den Regierungen in Oslo und in Helsinki für die Luftraumverletzung durch einen sowjetischen Marschflugkörper entschuldigt.
    Ein Marschflugkörper hatte Nordnorwegen am 28.
    Dezember überflogen und war dann über finnischem Gebiet abgestürzt.
    Norwegen betrachtet die Affäre mit der sowjetischen Entschuldigung als erledigt.
    Der Zwischenfall dürfte auch keinerlei Auswirkungen auf das Genfer Außenministertreffen haben.
    Österreich.
    In der Stopfenreuther Au haben auch heute Gespräche über die Organisation des Abzuges der Au-Besetzer und über die Haltung zu den gestrigen Beschlüssen der Bundesregierung stattgefunden.
    Wie weit das Elfpunkteprogramm der Regierung akzeptiert werden könne, war bei einem sogenannten Plenum der Au-Besetzer am Vormittag noch unklar.
    Einigkeit bestand darüber, dass man wiederkommen werde, sollte neuerlich versucht werden, mit dem Bau des Kraftwerkes Heimburg zu beginnen.
    Der niederösterreichische Arbeiterkammerpräsident Josef Hesun hat sich heute für einen Brückenschlag über die Grenzen der Parteien hinweg ausgesprochen, um die künftige Energieversorgung zu sichern.
    In der Senderei im Journal zur GAST trat Hesun neuerlich für die Errichtung des Donaukraftwerks Hainburg ein.
    Die beschäftigungspolitischen Maßnahmen im gestern verkündeten Elfpunkteprogramm der Regierung hält der niederösterreichische Arbeiterkammerpräsident für noch nicht ausreichend.
    Man sollte ein Gesamtkonzept vorlegen, sagte Hesun.
    Gesundheitsminister Steirer hat sich für eine stärkere Berücksichtigung des Umweltschutzes in der Verwaltung ausgesprochen.
    Dies erfordere ein Umdenken in der Politik, der Verwaltung und bei jedem einzelnen Staatsbürgermeister, meint Steirer in einem Zeitungsinterview.
    Es gelte, traditionsreiche Verwaltungsstrukturen ebenso wie vertraute Denkmodelle neu zu überlegen und zu ändern.
    Zum Abschluss noch die Wetteraussichten für Österreich bis heute Abend.
    Bewölkt und gebietsweise Schneefall.
    Nachmittagstemperaturen minus zwölf bis minus sieben Grad.
    Die aktuelle Meldungsübersicht stand am Ende des Mittagjournals, durch das sie heute Werner Löw geführt hat.
    Ich verabschiede mich auch im Namen von Redaktion und Technik, wünsche noch ein schönes Wochenende und auf Wiederhören beim Sonntagjournal morgen um 17 Uhr.
    Das war's für heute.

    Beiträge dieses Journals

    Nachrichten
    Datum: 1985.01.05 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Wetterbericht
    Datum: 1985.01.05 [Sendedatum]
    Schlagworte: Natur ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Im Journal zu Gast: Josef Hesoun
    Interview: Nö-Arbeiterkammerpräsident Hesoun
    Mitwirkende: Eichinger, Erich [Gestaltung] , Hesoun, Josef [Interviewte/r]
    Datum: 1985.01.05 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Gesellschaft ; Wissenschaft und Forschung ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Plenum der Aubesetzer, Reaktionen auf Regierungsprogramm
    Einblendung: Dieter Bogner
    Mitwirkende: Ritzberger, Wolfgang [Gestaltung] , Bogner, Dieter [Interviewte/r]
    Datum: 1985.01.05 [Sendedatum]
    Ort: Hainburg [Aufnahmeort]
    Schlagworte: Politik ; Gesellschaft ; Wirtschaft ; Wissenschaft und Forschung ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Analyse: bisheriger Verlauf Popielusko - Prozeß
    Mitwirkende: Radzyner, Joana [Gestaltung]
    Datum: 1985.01.05 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Großbritannien: Streit um 1. Leihmutterschaft Europas
    Mitwirkende: Schlenker, Hans Heinz [Gestaltung]
    Datum: 1985.01.05 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Medizin ; Medien und Kommunikation ; Wissenschaft und Forschung ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Wirtschaftslage in Großbritannien
    Mitwirkende: Eibegger, Gundomar [Gestaltung]
    Datum: 1985.01.05 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Ernst Schönwiese 80 Jahre alt
    Interview: Ernst Schönwiese
    Mitwirkende: Parschalk, Volkmar [Gestaltung] , Schönwiese, Ernst [Interviewte/r]
    Datum: 1985.01.05 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Bildung ; Literatur ; Kultur ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten

    Katalogzettel

    Titel Mittagsjournal 1985.01.05
    Spieldauer 01:00:05
    Mitwirkende Löw, Werner [Moderation]
    Oberhofer, Ilse [Regie]
    ORF [Produzent]
    Datum 1985.01.05 [Sendedatum]
    Schlagworte Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt
    20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ audio
    Format TKA [Tonband auf Kern (AEG)]
    Sprache Deutsch
    Rechte Mit freundlicher Genehmigung: ORF
    Signatur Österreichische Mediathek, jm-850105_k02
    Medienart Mp3-Audiodatei
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