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KI-generiertes Transkript
Die Zeit in 5 Sekunden ist es 12 Uhr.
12 Uhr.
Hier ist der österreichische Rundfunk.
Von der März haben wir schon was gehört.
Und, was habt ihr gehört?
Plötzlich haben wir gestreut, oder?
Das ist ungefähr dasselbe Hintergräding.
Aber was glauben Sie, wie es rauskommt?
Rauskommen wird wahrscheinlich nicht viel.
Aber wir werden wahrscheinlich mehr Steuern zahlen, oder?
Die Einschätzung eines Arbeiters der Chemie Linz zum jüngsten Skandal in der verstaatlichten Industrie zum Verlust von 550 Millionen Schilling durch die Chemie Linz-Tochterfirma Merckx im Öl-Termingeschäft.
Dieser Skandal steht im Mittelpunkt des heutigen Mittagsschonals, zu dem sie Herbert Dobrowolny begrüßt.
Wir bringen Stellungnahmen von den mittlerweile fristlos entlassenen Merckx-Managern, von verstaatlichten Minister Larziner, ÖVP-Obmann Alois Mock und Oberösterreichs Landeshauptmann Ratzenberg.
Kanzler Sinowaz war bis jetzt für ein Interview für uns nicht erreichbar.
Aus Italien berichten wir über einen Großbrand in der Raffinerie von Agip in Neapel.
Bis jetzt sind zwei Menschen ums Leben gekommen, mehr als 100 wurden zum Teil schwer verletzt.
Ein weiterer Auslandsbericht setzt sich mit der Entscheidung des EG-Ministerrates in Sachen Verfütterung von Hormonen an Schlachtvieh auseinander.
Im Journal zu Gast ist heute der neue Gesundheits- und Umweltminister Kreutzer.
Die Kultur informiert sie über einen Tucholsky-Abend von Gisela May.
Zu Beginn aber der Nachrichtenüberblick, den Georg Schalgruber zusammengestellt hat.
Es liest Wilfried Schirrlbauer.
Nicht nur die Tochterfirma der Föstalpine Intertrading, auch die Tochterfirma der Chemie Linz, Merckx, musste bei Spekulationen auf dem internationalen Ölmarkt hohe Verluste hinnehmen.
Nach den bis jetzt vorliegenden Informationen betragen diese Verluste etwa 550 Millionen Schilling.
Verstaatlichtenminister Ferdinand Latziner hat mit Empörung und Erbitterung reagiert.
Weiters hat er bestätigt, dass diese Verluste in den letzten Novemberwochen entstanden sind, als der Wechsel von Chemie-Linz-Chef Richard Kirchweger zur Föst bereits im Gange war.
Ob Richard Kirchweger von den Ölspekulationen gewusst hat, wird zur Zeit noch geprüft.
Am Montag findet eine außerordentliche ÖIAG-Aufsichtsratssitzung statt.
Verkehrsminister Ferdinand Latsina hat erklärt, er nehme die politische Verantwortung auf sich und wolle gegebenenfalls auch seinen Posten zur Verfügung stellen.
Zu entscheiden habe darüber Bundeskanzler Sinowaz, Schloss Latsina.
Oppositionschef Alois Mock hat den Rücktritt von Latsina gefordert.
Faktum sei, dass Latsina das Parlament falsch informiert habe, sagte Mock.
Ob der Minister vom wahren Ausmaß gewusst habe oder getäuscht worden sei, sei seine Sache.
Italien.
Nach einer gewaltigen Explosion ist heute früh in der Großraffinerie des staatlichen Ölkonzerns Agip bei Neapel ein Großbrand ausgebrochen.
Zwei Arbeiter werden vermisst und gelten als tot.
Etwa 100 Menschen wurden verletzt.
Nach bisher vorliegenden Meldungen war der Haupttank detoniert, in den aus einem Tankschiff vor der Küste Dieselöl gepumpt wurde.
Die Flammen griffen rasch auf 23 andere Behälter über.
Auch mehrere nahegelegene Wohnhäuser gingen in Flammen auf.
Durch die Wucht der Explosion wurden Gebäude und Autos beschädigt.
Der Brand bedrohte auch eine benachbarte Raffinerie der Mobile Oil.
Über Neapel steht eine riesige Rauchwolke.
USA Nach langwierigen Verhandlungen wurde zwischen den Vereinigten Staaten und Österreich nun ein Stahlexporte-Abkommen unterzeichnet.
Bis 1989 kann Österreich demnach jährlich durchschnittlich 150.000 Tonnen Stahl und Stahlprodukte in die USA ausführen.
Dies entspricht einem Anteil von etwa 0,25% des amerikanischen Marktes und etwa 6% der österreichischen Stahlerzeugung.
USA-Israel
Die Regierungen beider Staaten haben einen Schlussstrich unter jene Spionageaffäre gezogen, von der die Beziehungen zwischen den USA und Israel belastet wurden.
Alle Dokumente, die vom mutmaßlichen Spion Jonathan Pollard an israelische Stellen übermittelt worden waren, wurden einer Gruppe von amerikanischen Experten übergeben.
Die israelische Organisation, die in die Affäre verwickelt war, wurde aufgelöst.
Sowjetunion.
Das Parteiorgan Pravda hat einen ungewöhnlich offenen Lagebericht über Afghanistan veröffentlicht.
In dem Leitartikel heißt es, Fehler der ersten Revolutionsphase hätten sich negativ ausgewirkt.
Ein bedeutender Teil der Bevölkerung Afghanistans sei im Banne der kontrrevolutionären Propaganda, schreibt die Pravda.
Polen.
Arbeiterführer Lech Walesa muss mit einer förmlichen Anklage wegen öffentlicher Verleumdung rechnen.
Zur Begründung heißt es, Walesa habe die amtlichen Zahlen über die Wahlen im Oktober infrage gestellt.
Die verbotene Gewerkschaft Solidarität hatte zu einem Wahlboykott aufgerufen und mit Wahlbeobachtern eine geringere Wahlbeteiligung als von der Regierung angegeben ermittelt.
Frankreich.
Der ehemalige Gestapo-Chef von Lyon, Klaus Barbie, kann nach einer Entscheidung des zuständigen Höchstgerichtes sowohl wegen Verbrechen gegen Widerstandskämpfer aus der Zeit der Nazibesatzung als auch wegen der Deportation von Juden unter Anklage gestellt werden.
In der Praxis bedeutet dies, dass der Prozess gegen Klaus Barbie nicht wie ursprünglich geplant im Februar beginnen kann.
Weiters werden bei dem Verfahren vermutlich Einzelheiten über die Aktivitäten im französischen Untergrund während des Zweiten Weltkrieges zur Sprache kommen.
Österreich.
In Teilen von Oberösterreich und auch in Wien war heute ein leichtes Erdbeben spürbar.
Dieses Beben ereignete sich vor ungefähr 35 Minuten.
Vor allem Bewohner von Hochhäusern berichteten, sie hätten ein Schwanken gespürt, die Luster hätten geklirrt.
Die Hohe Warte in Wien hat die Stärke des Bebens noch nicht ermittelt, die Auswertung dürfte am frühen Nachmittag vorliegen.
Meldungen über Schäden gibt es nicht.
Der vorweihnachtliche Urlauberreiseverkehr hat zwar heute voll eingesetzt, es ist jedoch zu keinen nennenswerten Schwierigkeiten gekommen.
Starker Kolonnenverkehr wurde vor allem auf der sogenannten Gastarbeiterroute registriert.
Wartezeiten gibt es an den Grenzen zu Jugoslawien.
Die Wetterlage.
Eine von der iberischen Halbinsel bis zu den Alpen reichende Hochdruckzone wird für Österreich Wetter bestimmend.
Mit der auf Südwest drehenden Strömung wird sich am Sonntag vor allem auf den Bergen die Warmluftzufuhr noch verstärken.
Die Aussichten bis morgen früh.
Veränderliche von Westen her insgesamt abnehmende Bewölkung.
Westliche Winde.
Nachmittagstemperaturen im Klagenfurter Becken um 0 Grad, sonst 4 bis 10.
Tiefstemperaturen der kommenden Nacht minus 4 bis plus 4 Grad.
Die Prognose für morgen Sonntag, über den Niederungen regional flache Kaltluftseen mit Nebel von unterschiedlicher Beständigkeit, sonst sonnig und mild, südliche Winde, Tageshöchsttemperaturen in den Nebelzonen 0 bis 5 Grad, sonst bis 13.
Das Wetter übermorgen Montag, über den Niederungen gebietsweise Hochnebel, sonst sonnig und mild, im Tagesverlauf von Westen her schwacher Störungseinfluss.
Die Messwerte von 12 Uhr.
Wien wolkig 10°, Eisenstadt wolkig 8°, Linz stark bewölkt 5°, Salzburg stark bewölkt 6°, Südostwind 15 km in der Stunde, Innsbruck heiter 5°, Bregenz heiter 8°, West 10°, Graz heiter 5° und Klagenfurt wolkenlos, Bodennebel minus 1°.
Soweit also die Nachrichten und der Wetterbericht im Mittagsjournal.
Es ist jetzt 12 Uhr und 8 Minuten und nun zum Spekulationsverlust der Chemie Linz-Tochterfirma Merckx.
Wie Sie ja schon in den Meldungen gehört haben, hat die Merckx bei Öl-Termingeschäften 550 Millionen Schilling verloren.
Diese Öl-Termingeschäfte sind ja schon leidlich durch die Milliardenverluste der Föst-Tochter Intertrading bekannt.
Offensichtlich hat die Merx im Gegensatz zur Intertrading mit steigenden Ölpreisen spekuliert.
Auch das ging aber offensichtlich in die Hose.
Verstaatlichten Ministerpräsident Latz in einer zu diesem Debakel im heutigen Morgenjournalstellung hören Sie im folgenden, zu Beginn unserer ausführlichen Berichterstattung über diesen jüngsten Skandal, eine Zusammenfassung dieses Gesprächs.
Die Zusammenfassung hat Wolfgang Fuchs gestaltet.
Frage an Verstaatlichen Minister Ferdinand Latsiner, sind Sie von der Chemie Linz Tochter Merckx ebenso getäuscht worden wie von der Föst-Handelsfirma Intertrading?
Noch in einem wesentlich höheren Masse, denn ich habe das Parlament informiert aufgrund eines Wirtschaftsprüferberichts, der ganz klar
herausgebracht hat, dass das Risikolimit von 40 Millionen in der Vergangenheit immer eingehalten worden ist.
Ich habe das Parlament informiert aufgrund eines Gespräches mit den Geschäftsführern der Firma Merckx und mit dem in der Chemie Linz dafür verantwortlichen Direktor Nisselmüller,
wo mir versichert wurde, dass erstens sich Merks aus dem Ölgeschäft zurückziehen wird und dass zweitens ganz peinlich dieses Risikolimit eingehalten wird.
Mir wurden die technischen Details dazu gesagt.
Das heißt, man hat mir wirklich ins Gesicht gelogen.
Und ich fühle mich nicht nur getäuscht, sondern ich finde, dass das ein wirklicher Skandal ist, dass man sich auf verantwortliche Geschäftsführer
in dieser Industrie nicht mehr verlassen kann.
Die Spekulationsgeschäfte wurden in den letzten Novemberwochen getätigt.
Damals war Richard Kirchweger noch Generaldirektor der Chemie Linz.
Wie weit war damals der jetzige Föst-Chef über die gewagten Transaktionen informiert?
Es gibt eine Aussage des Herrn Geschäftsführers Scheichl vor dem Anwalt, der hier eingeschaltet wurde, die besagt, dass Generaldirektor Kirchweger von ihm nicht informiert worden ist und er hat auch zugegeben, uns hinters Licht geführt zu haben.
Stehen Sie nach wie vor vor Kirchweger?
Ich kann nur eines sagen.
Es gibt diese Aussage des Geschäftsführers, über die uns der Anwalt informiert hat.
Es gibt die Aussage des Herrn Generaldirektors Kirchweger.
Aber es wird letzten Endes Aufgabe des Aufsichtsrates der Kimmelins sein, die genaue Verantwortung der gesamten Geschäftsführung der Kimmelins AG zu überprüfen.
Und dann wird man entscheiden können, wer hier Verantwortung getragen hat.
Wie kam es zu den Verlusten in der Höhe von 550 Millionen Schilling?
Weiß man im Ministerium, wie es dazu gekommen ist?
Ja, man hat wieder einmal sehr riskante Geschäfte begonnen, hat alle Risikolimits außer Betracht gelassen und hat sehr viele risikoreiche Geschäfte auf einmal abgeschlossen.
Es ist innerhalb von ganz kurzer Zeit zu diesen enormen, für die Größe dieser Gesellschaft enormen Verlusten gekommen.
Die Chemie Linz ist trotz dieses Schicksalsschlags weiter handlungsfähig.
Sie muss allerdings Reserven, die sie für die weitere erfolgreiche Gesundung gut gebraucht hätte, nun für ein Spekulationsgeschäft auflösen.
Latziner sagte wörtlich, durch die verantwortungslose Tätigkeit der Mercks seien viele Bemühungen der letzten Zeit mit einem Schlag zunichte gemacht worden.
Heuer wäre mit einem kleinen Gewinn zu rechnen gewesen, nun steht das Unternehmen wieder dort, wo es vor zwei oder drei Jahren gewesen sei, nämlich in den roten Zahlen.
Die Krise bei der Chemie Linz bedeutet dies nun das politische Aus für Ferdinand Lazina?
Ich glaube, das ist nicht von mir zu entscheiden, sondern das ist letztlich vom Regierungschef zu entscheiden, vom Bundeskanzler, der mich in diese Regierung berufen hat.
Ich werde mich hier sicherlich, und das habe ich auch immer gesagt, der politischen Verantwortung stellen.
Ich möchte nur auf eines hinweisen.
Es hat vielleicht für die Öffentlichkeit unglaubwürdig geklungen, dass man von einer Gesellschaft getäuscht werden kann.
Es ist unglaublich, dass das innerhalb so kurzer Zeit
bei zwei Gesellschaften möglich ist.
Und es stellt einen sehr schwerwiegenden Vertrauensbruch dar, der ernste, ernsteste Konsequenzen haben muss.
Und ich glaube, eines muss man auch sagen, es bestätigt die Richtigkeit jener Auffassung, dass nur härteste Maßnahmen hier eine Besserung bringen können.
Das heißt,
eine wesentliche Verschärfung der Kontrolle, eine wesentliche Verschärfung des Verantwortungsbewusstseins der einzelnen Manager, denn es ist unerträglich, in welcher Art hier letzten Endes mit Vermögen, das dem Staat, das allen Staatsbürgern gehört, umgegangen wird.
Soweit also Verstaatlichtenminister Ferdinand Latsiner.
Nun sagen aber die beiden fristlos entlassenen Merckx-Manager Scheichli und Posch, dass die sofortige Einstellung aller Ölgeschäfte erst jetzt diesen Verlust verursacht habe.
Durch diese Panikreaktion seien sogar Gewinne verhindert worden.
Im Mittelpunkt der Angriffe der gefeuerten Manager steht das Management der Chemie Linz, insbesondere die Vorstandsmitglieder Nabeshuber, Nisselmüller und Burger, die im Einvernehmen mit der OEAG und Verstaatlichtminister Latziner zu diesem Schritt sich entschlossen hätten.
Kurt Rammersdorfer und Werner Hofer sprachen mit den beiden Gefeuerten.
Am 1.
Dezember, meine Herren, hat es in einer Aussendung der Chemilins noch geheißen, die Tochtergesellschaft Merckx führe alle Geschäfte mit der Sorgfalt eines ordentlichen Kaufmannes.
Es gebe ein begrenztes Risiko und jetzt soll es über Nacht mehr oder weniger einen Verlust von 550 Millionen Schilling geben.
Wie ist das überhaupt möglich?
Diese Aussage ist nicht richtig.
Die Merckx hat im Jahre 1985 einen Roherfolg im Müllgeschäft erwirtschaftet in der Größenordnung zwischen 110 und 111 Millionen Schilling.
Es wird aber ein Verlust von 550 Millionen Schilling genannt.
Gibt es diesen Verlust überhaupt?
Wenn ja, wann fällt er an?
Das ist ein theoretischer Verlust und zwar daraus resultierend, dass zum Bilanzvorlegungstermin Rückstellungen für drohende Verluste gebildet werden müssen.
Nachdem wir Positionen im Jänner, Februar, März noch offen haben, haben wir die Möglichkeit, diese Positionen ganz normal am Ölmarkt durchzuhandeln.
Das hieße, bis zum Bilanzvorlegungstermin könnte man diese Rückstellungen, die man jetzt willkürlich gebildet hat, völlig oder zunächst einmal
zum größten Teil eliminieren.
Das heißt, der Verlust könnte vermieden werden, wenn?
Der Verlust könnte vermieden werden, wenn nicht die Entscheidung getroffen worden wäre von Dr. Nabelshuber, sofort alle Positionen zu schließen und mit dem Trading aufzuhören.
Das heißt, die Positionen der Chemie-Tochter Merck sind jetzt auf gut Deutsch glattgestellt worden, wie man so sagt in der Fachsprache.
Die Positionen sind gegeneinander aufgerechnet worden.
Und jetzt gibt es einen Verlust von 550 Millionen Schilling.
Ist das nicht eine ähnliche Situation wie auch bei der Intertrading, wo man mehr oder weniger panikartig Verkäufe getätigt hat und dann diesen enormen Verlust eingefahren hat?
Diese Entscheidung von Dr. Nabelshuber ist meiner Meinung nach noch wesentlich schlimmer, denn wir gehen davon aus, dass die Intertrading bereits Verluste gezeigt hat, während wir aus einer Plus-Position, das heißt, wir Ende Dezember einen Roherfolg von 100 Millionen in etwa aufweisen und somit durchaus gezeigt haben, dass wir auch
positiv die weiteren Geschäfte schließen hätten können.
Wir haben im Vorjahr zu diesem Zeitpunkt ungefähr dieselbe Situation gehabt.
Wir hatten damals einen theoretischen Buchverlust im nächsten Jahr von ca.
350 Mio.
Schilling.
Und letzten Endes hatten wir dann Ende März einen Roherfolg von 50 Mio.
Schilling aufzuweisen.
Es ist ganz normal in diesem Geschäft, dass Positionen nachher wieder durchgetretet werden,
Buchverlust dann in einen Gewinn, in einen effektiven Gewinn umgewandelt wird.
Sie sind jetzt beide fristlos entlassen worden.
Glauben Sie, dass dem Recht mehr oder weniger damit Genüge geleistet wurde?
Oder glauben Sie, müssten auch andere noch gehen?
Ich glaube, dass in dieser Situation Entscheidungen von Leuten getroffen worden sind, die sich nicht intensiv genug mit der Materie befasst haben.
Ich glaube, es wäre für uns sicherlich das Schlimmste, wenn wir alleinige Opfer
werden, wobei die Entscheidungsträger und die Informationsträger in ganz anderen Stellen sitzen.
Von uns können wir behaupten, dass wir unsere Informationen richtig und in geordneter Weise an unsere Vorgesetzten, sei es Vorstand oder auch sei es an die Finanzabteilung der Chemie Linz, die voll über unsere Aktivitäten informiert war, weitergegeben haben.
Minister Latziner hat gesagt, er sei angelogen worden.
Von wem glauben Sie?
Minister Latziner ist nicht unser direkter Gesprächspartner.
Das heißt, es müssen andere Leute gewesen sein, die ihm nicht die volle Information gegeben haben oder aber auch falsche Informationen geliefert haben.
Ich war einmal, und zwar am 29. bei Minister Latzinger und habe ihm über die Geschäfte der Merckx aufgeklärt und auch in einem Schreiben, in einer Ausarbeitung die Handelsaktivitäten der Merckx, die sowohl von Herrn Dr. Kirchweger, von Herrn Nisselmüller und von uns beiden unterschrieben wurde.
Wenn er glaubt, dass wir ihn falsch informiert haben, so muss er diese Information von einer anderen Stelle bekommen haben.
Wir haben prinzipiell immer über Herrn Nisselmüller den direkten Kontakt, wo wir unsere Informationen abliefern.
Bisher haben wir unsere Geschäfte, wie schon gesagt, gemäß eines ordentlichen Kaufmanns gemacht.
Wenn man uns nicht mehr lässt, sondern irgendeinen Grund sucht, einen Bauernopfer zu finden, so finden wir, so glauben wir, dass es ein typisch österreichisches Schicksal ist, wo man eben einfach resignieren muss, möchte man sagen.
Glauben Sie, war das eine Panikreaktion vonseiten des Vorstandes jetzt?
Das war eine reine Paniksituation.
Wie der Herr Dr. Nawesowa das entschieden hat, ist er aufgesprungen und ist hinausgegangen und hat die anderen beiden Vorsitzenden, hat er die anderen beiden Vorstandsdirektoren alleine zurückgelassen mit mir.
Und was war dann?
Betroffene schweigen.
Soweit die beiden gefeuerten Manager der Merckx, Scheichl und Posch.
Für ÖVP-Obmann Alois Mock ist das jüngste Debakel in der Verstaatlichten nun noch zusätzliches Wasser auf die Kritikmühlen, die schon die Milliardenverluste der Intertrading zwischen ihre Steine genommen haben.
Fritz Besatter sprach mit dem Oppositionsführer.
Für mich ist es unfassbar, dass nach den Erklärungen der Bundesregierung, wo der Bundeskanzler gesagt hat, es muss einen Rückzug der Verstaatlichten
Industrie aus den Öl-Spekulationsgeschäften geben und der verstaatlichte Minister uns im Parlament mitgeteilt hat, bei dieser Firma der Chemie Linz könne der Verlust nicht höher als 40 Millionen Schilling sein, wieder ein Verlust aus Spekulationsgeschäften von 500 Millionen Schilling entdeckt wurde.
Damit wird die Hälfte der Zuschüsse, die die Chemie Linz in den letzten Jahren aus Steuergeldern bezahlt hat, verpulvert und sind verloren gegangen.
Hier verlangen wir eine volle Aufklärung
Wieso es dazu kommen konnte, dass solche Geschäfte noch in den letzten Wochen abgelaufen sind, entgegen der Information des Parlaments.
Und es muss auch die politische Verantwortung gezogen werden vom zuständigen Minister, der das Parlament hier falsch informiert hat.
Nun hat aber Minister Latsiner selbst gesagt, er wurde auch getäuscht.
Da muss er intern die Konsequenzen gegenüber denen ziehen, die ihm nicht die Wahrheit gesagt hat.
Er hat im Parlament, wo wir ihn aufmerksam gemacht haben, dort wird mit Öl spekuliert, wo wir die Prüfung verlangt haben dieser Tochter-Gesellschaft der Chemie Linz, hat er trotzdem uns mitgeteilt, es gibt dort nichts, es geht alles in Ordnung, die vorgesetzten Grenzen sind eingehalten worden.
Und jetzt entdeckt der österreichische Steuerzahler, dass er wieder um 500 Millionen Schilling ärmer geworden ist.
Jeder Tag, wo diese Art, Politik zu machen, verlängert wird, kostet dem Österreicher zu viel.
Ich glaube, dass alles diese tragische Entwicklung bestätigt die Notwendigkeiten des neuen Anfangs und von Neuwahlen.
Nun hat aber Minister Latschener die Konsequenzen insofern gezogen, als die beiden verantwortlichen Mercks-Manager gefeiert wurden.
Reicht Ihnen das nicht politisch?
Es gibt eine unternehmerische Verantwortung, der in einem Betrieb tätigen.
Nach dem Aktienrecht, nach dem Handelsrecht.
Das müssen die zuständigen Organe tun.
Und offensichtlich haben die zuständigen Organe gegenüber den Geschäftsführern die ersten Konsequenzen gezogen.
Und dann gibt es eine politische Verantwortung gegenüber der österreichischen Steuerzahler, dem österreichischen Volk und dem Parlament.
Und da muss es auch Konsequenzen geben.
Herr Dr. Mock, was verlangen Sie konkret vom Minister Latziner?
Im Gegensatz zum Volksparteiobmann Mock äußerte sich sein Parteifreund, der oberösterreichische Landeshauptmann Josef Ratzenberg, betont zurückhaltend über den zweiten Spekulationsskandal bei einer Linzer Großfirma.
Ratzenberg möchte die Entwicklung bei der Chemie Linz überhaupt nicht kommentieren und im Fall Voest Intertrading warnt der Landeshauptmann vor Vorverurteilungen und kritisiert unverhohlen die Ablösung des Vorstandes.
Im Gespräch mit Bernd Brandstätter meint Ratzenberg zunächst zu den Merksverlusten.
Ich möchte keine Erklärungen abgeben, bevor ich nicht genau weiß, was hier geschehen ist, wer dafür die Verantwortung trägt und unter welchen Umständen dieser Verlust zustande gekommen ist.
Wissen Sie, wenn man auf jede Nachricht anfängt mit Verdächtigungen und Verurteilungen, dann erweist man,
unserer Wirtschaft, unserem Land und vor allem unseren Großbetrieben einen sehr schlechten Dienst.
Es ist schon nach meinem Dafürhalten zu viel Geschirr zerschlagen worden.
Es gibt nicht nur Dummköpfe oder gar Gauner, sondern sehr ordentlich arbeitende Leute.
Und ich muss respektieren, dass jeder
der hier in dieser Position tätig ist, natürlich auch Fehler machen kann.
Und ich muss zur Kenntnis nehmen, dass jeder einen Anspruch darauf hat, dass sein Ruf geschützt wird und dass man nicht schon auf die geringste Nachricht hin anfängt, den eher an den Pranger zu stellen und über ihn ein Urteil zu sprechen.
Sie spielen auf die Föst-Geschichte an.
Wo, glauben Sie, ist hier unnötiges Geschirr zerschlagen worden?
Indem man den ganzen Vorstand einfach in die Wüste geschickt hat.
Man hätte eine andere Art der Lösung dieses Konfliktes suchen müssen.
Ich hoffe, dass man aus dem, was bei der Föst geschehen ist, eine Lehre zieht und nicht womöglich jetzt das,
was bei der Föst passiert ist, bei der Chemie AG wiederholt.
Ich bin nicht fürs Verduschen, das möchte ich ganz klar und deutlich sagen.
Ich bin aber dagegen, dass man voreilige Urteile fällt.
Man soll warten, bis man weiß, worüber man überhaupt redet.
Sie treten dafür ein, jetzt gekündigte Vorstandsdirektoren in der VÖST wieder einzustellen.
Ich glaube, dass man denen, die gekündigt worden sind, Richtiger eigentlich, die man gefeiert hat, dass man denen die Chance geben muss, sich zu bewerben.
Und dann wird man untersuchen, ob sie Fehler gemacht haben, ob ihnen eine Schuld zugemessen werden muss.
Wenn sie gut gearbeitet haben, dann sollte man auch überlegen, sie wieder in Verwendung zu nehmen.
Dieses Verurteilen, dieses pauschale Verurteilen halte ich für nicht richtig.
Bezieht sich das auch auf Generaldirektor Abfalter?
Das müssen die zuständigen Leute vertreten und prüfen.
Ich möchte mich dazu nicht äußern und ich glaube auch, dass man
auf verschiedenen Seiten auch mehr Zurückhaltung üben sollte.
Halten Sie es für eine kluge Entscheidung, den ehemaligen Chemie-Generaldirektor Kirchweger jetzt zum Voest-Generaldirektor gemacht zu haben?
Das wird sich herausstellen, wenn man weiß, was in der Chemie AG jetzt im Zusammenhang mit den Ölgeschäften der Mercks geschehen ist.
Kann es sich die Voest leisten, noch einmal einen neuen Generaldirektor zu bekommen?
Ich sage noch einmal, bevor ich nicht weiß, was passiert ist und wer Verantwortung trägt, halte ich es für nicht sinnvoll, Erklärungen abzugeben und über jemanden ein Urteil zu sprechen.
Soweit also der oberösterreichische Landeshauptmann Josef Ratzenbeck.
Unsere Kollegen in Linz haben sich heute Vormittag auch beim betroffenen Chemie-Linz-Werk mit dem Mikrofon in der Hand umgehört.
Hören Sie im Folgenden einige Meinungen von Chemie-Linz-Arbeitern zum jüngsten Skandal.
Nein, ich hab eigentlich gar keine Zeit gehabt, dass ich gelost hätte auf irgendeinem Fernsehen.
Ich war gestern überhaupt nicht.
Ich hab's auch gestochen.
Da haben wir alles aufgearbeitet und alles gesagt, und da hab ich gar keine Zeit gehabt, dass ich schaue.
In der letzten Zeit, finde ich, ist das überhaupt in Österreich schon gang und gäbe, dass halt immer ein wenig was passiert.
Und das ist wieder mal was, nicht?
Hier sind wir's gehört, in den Radion.
Ein schwerer Fall ist das, nicht?
Was glauben Sie, wird's heute?
Ja.
Irgendwer wird's schon haben.
Haben Sie selber Angst um den Arbeitsplatz?
Das eigentlich nicht, weil das wäre nur das Schöne, wenn es da einen Arbeitsplatz gäbe.
Tragisch, aber was soll man dazu sagen?
Wir haben weder was geredet durch Kollegen oder irgendwas, weil wir ja selbst nichts gewusst haben.
Wir sind nur auf das angewiesen, was sie uns im Radio gesagt haben.
Es ist so schnell gegangen, dass keiner was... Gestern haben wir noch nichts gewusst und über die Nacht ist das passiert.
Ich kann nicht mehr sagen.
Was sagen Sie selber dazu?
Persönlicher Eindruck?
Ich würd sagen, wahrscheinlich müssen sie dann die Arbeiter wieder ausprägeln, was sie aus den anderen eingebrochen haben.
Die Arbeiter?
Wir müssen sie ausprägeln wahrscheinlich.
Inwiefern?
Ja, 15 im Gehalt gestrichen.
Aber ich sag keines.
Also wenn wir auf Gewinn arbeiten, dann wird er wieder ausgezahlt.
Das wird wahrscheinlich nicht sein.
Man muss sich erst überzeugen, ob das alles stimmt.
Das ist ein Lotterie-Gespiel.
Zu den Märkten haben wir schon was gehört.
Was habt ihr gehört?
Plätzchen haben sie getraut.
Ungefähr dasselbe wie Hintergräting.
Was glauben Sie, wird rauskommen?
Rauskommen wird wahrscheinlich nicht viel.
Aber in Wien haben sie wahrscheinlich mehr Steuern bezahlt.
Da muss man das abwarten, was die Hecheln entschließen.
Das sind nur gewöhnliche Journalen.
Das meinen also die Arbeiter im Chemielindswerk zum jüngsten Skandal in der verstaatlichen Industrie.
Und damit haben wir auch die Berichterstattung dazu abgeschlossen.
Jetzt kurz ins Ausland.
Nach einer gewaltigen Explosion ist heute früh in der Großraffinerie des staatlichen Ölkonzerns AGIP bei Neapel ein Großbrand ausgebrochen.
Nach bisher vorliegenden Meldungen war der Haupttank detoniert, indem aus einem Tankschiff vor der Küste Dieselöl gepumpt wurde.
Die Flammen griffen rasch auf 23 andere Behälter über.
Auch mehrere nahegelegene Wohnhäuser gingen in Flammen auf.
Der Brand bedroht auch eine benachbarte Raffinerie, der Mobil.
Über Neapel steht eine riesige Rauchwolke.
Alfons Thalmer informiert.
Drei Großbehälter brannten sofort lichterloh.
Über den Golf von Neapel zog eine schwarze Wolke auf, als ob der Vesuv ausgebrochen wäre.
Der Verkehr auf der Strecke Rom-Neapel musste unterbrochen werden, weil das knapp vor Neapel gelegene Depot der Gesellschaft Agip in Feuer.
Eine solche Hitze und stickige Gasse entwickelte, dass die Gesundheit oder gar das Leben der Eisenbahnpassagiere und der Autobahnbenützer hätten gefährdet werden können.
Die Anstrengungen der Feuerwehr konzentrierten sich bis jetzt nur darauf, den Brand auf die drei Behälter zu isolieren, die sowieso nicht mehr zu retten sind.
Wichtig war, die Ausweitung auf die weiteren Reservoirs zu verhindern.
Gleichzeitig lief ein immer umfangreicher werdender Rettungsapparat an,
Denn von Stunde zu Stunde stieg die Zahl der Schwerverletzten, d.h.
zerbrannten Opfer, zu Stunde über 260.
Vermisst werden vier Personen, wovon wahrscheinlich zwei tot sind.
Die Explosion ist während des Abladens eines Rohöltransportes erfolgt.
Die mit dem Ladevorgang beschäftigten Personen waren unter den ersten Opfern, bevor das Feuer mit wuchtiger Schnelligkeit auf die zwei benachbarten Behälter übergriff.
Dieser Vorgang scheint für ein Unglück, vielleicht aus Unachtsamkeit, zu sprechen.
Also Funken vom schadhaften Pumpenmotor oder gar Zigarettenglut, von der die aufsteigenden Gasse entzündet worden wären.
Niemand traut sich aber, die Möglichkeit eines verbrecherischen Anschlags auszuschließen.
Es ist 12.30 Uhr, halb eins, Sie hören das Mittagsjournal des aktuellen Dienstes.
Im Journal zu Gast ist heute Franz Kreuzer, der neue Minister für Gesundheit und Umweltschutz.
Der 57-jährige frühere Fernsehintendant löst der Kurt Steirer ab, der sich nun ganz dem Präsidentschaftswahlkampf widmen möchte.
Franz Kreuzer ist seit nahezu 40 Jahren in der österreichischen Medienlandschaft präsent.
von 1947 bis 67 beim Zentralorgan der SPÖ, der Arbeiterzeitung, als Reporter, Redakteur und zuletzt als Chefredakteur.
1967 holte ihn Gerd Bacher in den ORF, wo er hintereinander Chefredakteur, Intendant, Chefredakteur und wieder Intendant war.
In den letzten Jahren setzte er sich zunehmend mit Fragen der Wissenschaft auseinander, was nicht nur in großen Fernsehinterviews, sondern auch in zahlreichen Veröffentlichungen seinen Niederschlag fand.
Im folgenden Gespräch geht es unter anderem um das Verhältnis Kreuzers zu Bruno Kreisky, Gerd Bacher, Karl Popper und wie er die Grünen und die Sozialpartner sieht.
Mit Franz Kreuzer sprach Ulrich Brunner.
Herr Minister Kreuzer, Sie haben Ihren Frontwechsel vom Journalisten zum Politiker als plötzliche Entscheidung dargestellt.
Nun entscheidet kein Mensch so plötzlich etwas, wenn nicht vorher schon im Vorfeld sich eine Entwicklung abgespielt hat.
Meine Frage daher, war das wirklich so plötzlich, oder können Sie jetzt nach einigen Tagen rückblickend sagen, wann das begonnen hat, sich zu überlegen, in die Politik zu gehen?
Soweit die Frage politisch gemeint ist, müsste ich ganz ehrlich negieren, etwa die Vorstellung, dass in jenen Monaten, in denen so Zeitungsnotizen über mich erschienen sind, wo ich nach der Papierform mit anderen für irgendwelche Ministerämter
gehandelt wurde.
Zu diesen Zeiten hat man mir weder so ein Angebot gemacht gehabt, noch habe ich im geringsten daran gedacht.
Politisch, wie gesagt, war es eine vollständige Überraschung.
Ich habe sie schon mehrfach geschildert, wie es passiert ist.
Es ist ein Vorgang von
Der zweite Aspekt der Frage, da habe ich auch schon zu antworten versucht, aber ich mache es vielleicht deutlicher und ausführlicher.
Was vor sich gegangen ist, ist allerdings das Einreisen einer Sollbruchstelle in der Lebensplanung.
Ich habe schon einmal gesagt, ich war zufällig buchstäblich auf den Tag genau 20 Jahre bei der Arbeiterzeitung, zuletzt als Chefredakteur.
Und nächstes Jahr wären es dann auf den Tag genau 20 Jahre beim österreichischen Rundfunk gewesen.
Und dazu kommt ein Bündel anderer Motive, sicherlich nicht Amtsmüdigkeit oder Altersmüdigkeit, ich fühle mich also durchaus fit.
Ich hatte vor, hatte das auch eigentlich nicht geheim gehalten, mich bei irgendeiner günstigen Gelegenheit in eine dritte Lebensperiode zu begeben, hoffend, dass es wieder 20 Jahre sein würden, als Wissenschaftsschriftsteller, der in mehreren Medien arbeitet.
Und das Thema, jetzt kommt die Antwort, das Thema wäre natürlich bezogen gewesen auf Zukunft,
Zusammenhang von Welt und Umwelt, von Wirtschaft und Wissenschaft.
Das wäre sicherlich das Thema gewesen und vielleicht wird es es auch noch einmal.
Und was passiert ist durch das Angebot des Bundeskanzlers, ist eigentlich nur das Umkippen dieser Absicht, sich mit diesem Thema theoretisch auseinanderzusetzen, zum raschen und vielleicht etwas riskanten Entschluss, es mit der Praxis zu versuchen.
Das heißt, wenn das Angebot von Bundeskanzler Sienerwatz nicht gekommen wäre, hätten Sie es sich auch überlegt, in einem Jahr noch einmal als Intendant für das Fernsehen zu kandidieren, sich zu bewerben?
Ich hatte mit Gerhard Bacher ein Gespräch.
indem ich ihm angekündigt habe, dass ich mir das überlege.
Wie es durchgeführt worden wäre, weiß ich nicht.
Ob das schon der nächste Durchgang gewesen wäre oder ob sich dann eine andere Bruchstelle ergeben hätte.
Durchaus in voller Freundschaft hätte ich versucht, vom beamteten Job zu einem freiarbeitenden Schreibenden überzugehen.
Mit dieser Thematik, das ist der Kern der Sache, mit dieser Thematik.
Herr Minister Kreuzer, in Ihrem Leben haben wahrscheinlich drei Menschen eine bedeutende Rolle gespielt.
Bruno Kreisky, Gerd Bacher und Sir Karl Popper.
Würden Sie mir da zustimmen?
Das stimmt, ja.
Es ist auch in der Größenordnung... Ich habe nur die historische Reihenfolge genannt.
Ich möchte Sie untereinander nicht vergleichen, aber in der Größenordnung, was mein Leben anbelangt, ist das absolut richtig.
Wobei ich glaube, dass alle drei, Karl Popper am wenigsten merklich, Bruno Kreisky offenkundig, im Leben jedes Österreichers eine große Rolle gespielt haben.
Bleiben wir zunächst bei Kreisky.
Er hat sich 1967, als er Parteivorsitzender wurde, nicht mehr als AZ-Chefredakteur wollen.
Aus dieser Zeit stammen einige Animositäten zwischen Ihnen und Kreisky.
Sehen Sie das auch so?
Animositäten ist zu viel gesagt.
Ich habe den Bruno Kreisky durchgehend, nicht nur politisch, sondern durchaus in geistiger Beziehung als Freund betrachten können und glaube, bin von ihm als solcher betrachtet worden.
Was vorgelegen ist, ist ganz was anderes.
Das ist wirklich subtile Geschichte der Arbeiterzeitung.
Bruno Kreisky hat ja immer wieder von sich selber erzählt, daher bin ich legitimiert, es zu zitieren, dass es ja sein Lebenswunsch nicht niemals war, Parteiobmann oder Bundeskanzler zu werden, sondern Chefredakteur der Arbeiterzeitung.
Nun bin ich mit ihm tatsächlich in keinerlei Konkurrenzsituation gekommen, das habe ich überhaupt erst nachher erfahren.
dass damals 1962 als der doch schon recht alte Oskar Pollack von der damaligen Parteiführung, die ja eine mehrköpfige war in Wirklichkeit, abgelöst werden sollte, dass ich damals als 33-Jähriger als junger und
sich bewährt habender Journalist ausgewählt wurde, während Bruno Kreisky als einer der vier Führenden ein natürlich der bessere in jeder Dimension Kandidat für diese Chefredaktion war.
Nur wollte die Parteiführung damals, er hätte sich damals sicherlich selbst gesehen als Reinkarnation des Otto Bauer, wollte nicht einen Chefredakteur, der der Partei täglich die Linie vorgibt und der dann vermutlich über die Chefredaktion Parteiführer geworden wäre.
Ich wusste das gar nicht.
Ich bin erst später draufgekommen.
Ich möchte aber auch nicht unterschieben, dass das jetzt eine Eifersucht bewirkt haben könnte oder irgendein sonstiges negatives Gefühl.
Ganz einfach gesagt, Bruno Kreisky wollte als er Parteiobmann, wurde ganz sicherlich die Arbeiterzeitung im engsten Sinn des Wortes als seine Zeitung betrachten.
Und er hat sehr respektable und von mir sehr geschätzte Chefredakteure eingesetzt, aber er hat sicherlich subjektiv sich dabei das Gefühl erhalten, dass
er sich seinen Lebenswunsch erfüllt hat.
Wenn ich der scharfen Logik Ihrer Interviews folge, dann muss ich Sie jetzt darauf aufmerksam machen, dass Sie in Ihrem Fernsehinterview am Tag Ihrer Bestellung zum Minister gesagt haben, ich hoffe auf eine Versöhnung mit Kreisky.
Versöhnung kann es ja nur geben, wenn da vorher etwas nicht in Ordnung war.
Ja, die Frage war, hatte, ich erinnere mich sehr gut, hatte impliziert auch einen Zwist und die Antwort war vielleicht in dem Sinn, ja, da haben sie mich entlarvt, hat unterschwellig etwas übernommen.
Ja, ich könnte mich versöhnen, wäre unnötig.
Insofern nehme ich das Wort gern zurück.
Zu versöhnen mit Bruno Kreisky hätte ich mich nicht.
Ich könnte ihm wieder begegnen.
Sie haben jetzt Ihr Verhältnis zu Kreisky charakterisiert.
Können Sie jetzt auch Ihr Verhältnis zu Bacher charakterisieren?
Naja, natürlich ein ganz anderes.
Ich hatte ihn in erster Linie dankbar zu sein.
Ich wäre zwar nicht untergegangen ohne Angebot des ORF.
Fußnote, Bruno Kreisky war jederweise sehr froh, dass dieses Angebot erfolgt ist.
Ich habe ihm also in erster Linie zu danken für die Gelegenheit und für alle Gelegenheiten später, die er mir geboten hat.
Ein Teil der SPÖ hat das aber gar nicht verstanden.
In gewissen Zeiten hat man das missverstehen können oder müssen.
Aber das hat sich je nach Wahlperiode geändert.
In einer Zeit, in der man Chefredakteur eines unabhängigen und von den Programmrichtlinien her objektivierten Rundfunks ist, musste immer die Partei
die in Opposition ist, den Verdacht der Regierungsabhängigkeit aussprechen und hat sich aber dann sofort wieder umgedreht.
Also man sieht daher, wie relativ es in der Realität ist.
Persönlich glaube ich, dass wir unter Gerd Bacher durchgehend einen objektiven Kurs gesteuert haben und dass die reziproken Vorwürfe jeweils unberechtigt waren.
Aber ich gebe zu, in dieser Zeit, ich bin aus meinem politischen Lager niemals emigriert, hatte ja auch das volle Vertrauen, aber ich bin sowas wie emeritiert.
In dem Sinn kehre ich zwar jetzt in eine Gemeinschaft zurück, aber ich habe zum Beispiel nicht die Absicht zurückzukehren als ein ambitiöser Parteipolitiker im engeren Sinn des Wortes, der in dieser Partei jetzt wieder was werden will.
Ihre Beziehung zu Bacher ist jetzt nach Ihrem Abgang noch immer so wie früher?
Völlig unverändert.
Meine Beziehung zu Bacher war, das ist natürlich hinzuzufügen, in einer ganz anderen Weise als die Problematik in Bezug auf Kreisky war, mit dem ich ja buchstäblich jeden Aspekt der politischen Weltanschauung teile.
mit dem Gerd Bach hat eigentlich so gut wie keinen Aspekt der politischen Weltanschauung, außer Liberalität, Korrektheit, Bekenntnis zur Demokratie und sonstige Oberwerte.
Aber die politische Blutgruppe der Gerd Baches ist ja hinreichend bekannt.
Das ist wiederum eine Spannung, ganz anderer Art, die aber die Freundschaft und die Loyalität nie beeinträchtigt hat.
Wenn ich Sie jetzt nach Ihrer dritten Bezugsperson frage, nach Sir Karl Popper, besteht die Gefahr, dass Sie mir eine sehr lange Antwort geben.
Ich ersuche trotzdem um eine kurze Antwort.
Was hat Sir Karl Popper für Sie bedeutet?
War das der Mann, der Ihnen den Weg in diese dritte Karriere als Wissenschaftler, als Wissenschaftspolitiker eröffnet hat?
De facto war es, was ein bisschen Zufall war, denn das waren so ein, zwei Jahre, in denen ich beruflich nicht ganz ausgelastet war, nach dem Ende meiner ersten Intendantenperiode, wo ich derlei las und dann eigentlich auf die Idee kam, man müsse die paar ganz großen alten Österreicher noch einmal gründlich fürs Fernsehen interviewen und dann ergab sich daraus ein zweites Standbein, mit dem das gar nicht kalkuliert war.
Nein, ich verschone Sie jetzt schon und erkläre nicht die gesamte popperische Philosophie,
Erstens ist er geistig der beeindruckendste Mensch, der für mich auf dieser Welt noch lebt.
Von Bedeutung auch beruflich.
Einerseits medial, andererseits politisch ist er für mich deshalb.
weil er für einen politischen und für einen medialen Menschen eine Basisphilosophie liefert, die man quasi sein ganzes Leben lang sucht.
Nämlich die vereinende Theorie, dass alles Leben, dass aller Geist, aber auch alle Politik, Thesen in die Welt setzt, die dazu da sind, widerlegt zu werden.
wenn man so will, eine Fundamentaltheorie, die im Bereich des ORF Objektivität fundiert und die im Bereich der Politik Toleranz und Demokratie fundiert, die offene Gesellschaft.
Zurück zur Tagespolitik, Herr Minister Kreuzer.
Sie haben sich in Ihrer ersten Pressekonferenz als Grüner ausgegeben.
Nur die Art und Weise, wie Sie das gemacht haben, hat bei den Grünen keinen Beifall hervorgerufen.
Günther Nenning hat Ihr erstes Auftreten sogar als Provokation empfunden.
Könnten Sie einmal definieren, woraus Ihr Grünsein besteht?
Vorwegnehmend möchte ich nur ein bedauerndes Wort über die Reaktion von Günther Nenning, über diese humorlose Reaktion sagen.
Ich habe in der Sache einen ernst gemeinten Gag angebracht.
Er hat geantwortet wie eine Parteipresse-Aussendung, was mich erschreckt.
Er hat gesagt, Kurt Steirer hat sich wenigstens geniert, Franz Kreuz sagt offen das und hat dabei meine Aussage über Heimburg wirklich manipuliert.
So macht es ein Parteipresse-Dienst.
Aber ich will ja gar nicht polemisieren, bin ein bisschen traurig darüber.
Dass die Grünen, die ja noch keine wirkliche Partei sind, aber eine werden wollen, dass die als Partei mich nicht akzeptieren können und werden, ist ja klar.
Ich meine es aber trotzdem überhaupt nicht parteitaktisch, sondern ehrlich.
Was ist ein Grüner?
Ich glaube, man sollte den Begriff nicht hergeben.
Es gibt Überlegungen in verschiedenen Bereichen, ob man nicht von dem Ausdruck weggehen sollte, weil die Grünen als Parteien besetzt haben.
Ich glaube, man sollte das nicht tun.
Grün ist der bestverständliche Begriff für die neue ökologische, ökonomische Sicht der Welt.
Und wer die Welt so sieht, der sollte sagen, ich bin ein Grüner.
Und da gibt es natürlich rote Grüne,
Blaue Grüne, schwarze Grüne, es gibt auch grüne Grüne.
Die grünen Grünen teilen sich neuerdings wieder, wie jeder weiß, in Realos und Fundis, also in Realisten und Fundamentalisten.
Also die Fundamentalisten, die keine Abstriche machen wollen und die Realisten, die Kompromisse schließen.
Ja, also das vereint die Realos bis hin zu Koalitionen, wie sie in Deutschland schon möglich geworden sind, mit den Realos der anderen Lager, denn die sind ja ihrer Natur nach Realos.
Also sie betrachten sich als Realos.
Realissimo natürlich, also das ist ja schon klar.
Wenn man hier Flügeln einteilen würde oder Spektren zeichnet, natürlich als ein Realissimo vom realistischen Flügel der Grünen, wie immer man sie nennt.
Ich glaube aber nur diese Grenzen verwischen sich jetzt allmählich.
Ich wurde gestern in einem anderen Interview gefragt,
Ich soll aufzählen, wer die anderen Grünen sind.
Ich habe mich geweigert.
Ich weigere mich auch jetzt, weil ich glaube, das ist ein fließendes Spektrum.
Und vielleicht gelingt es mir, ich denke, über Weihnachten nach, wie man auch den Tony Pena in diesem Sinn zum äußersten Reallufflügel eines grünen Gesamtverständnisses machen kann.
Sie wollen die Sozialpartner zu Grünen erziehen?
Das ist natürlich überspitzt, auch das war jetzt ein Gag.
Ich glaube, das ist ein schönes Schlagwort, aber es hat Inhalt.
Ich glaube, Bernd Schilcher hat es in die Welt gesetzt, die Umweltpartnerschaft.
Was heißen soll, die Sozialpartnerschaft mit ihren jahrzehntelangen Verdiensten um die
um den Frieden im Land, um die Wirtschaftsentwicklung, ist ja in eine Phase geraten, die man auch als Krise sehen kann, jedenfalls in eine Phase der Stagnation, unter anderem, weil sie auf diese drängenden Fragen zu wenig Antworten hat.
Aber ich glaube, die Sozialpartnerschaft und ihre denkenden Leute
Und diese werden immer mehr.
Und stecken die anderen an.
Es ist völlig klar, dass sie diese Antworten mit allen Grünen aller Schattierungen finden müssen.
Und insofern sind sie einzubeziehen.
Also diese Umweltpartnerschaft ist eine großartige Idee und an ihr ist zu arbeiten.
Herr Minister Kreuzer, Sie haben in Ihrer ersten Pressekonferenz auf konkrete Fragen zu bestimmten Themen keine konkreten Antworten gegeben, was verständlich ist.
Sehen Sie jetzt nach einigen Tagen im Ministerium schon ein bisschen durch, wo die größten Probleme für Sie liegen werden?
Nein, das möchte ich wirklich nicht tun.
Denn da müsste ich ja dann gleich die Lösungen und die Termine dazu sagen.
Selbst die Reihung ist wirklich nach... Ich hatte noch keine Gelegenheit zu einem ersten Durchgang.
Ich habe noch mit keinem wichtigen Mitarbeiter reden können.
Das ist alles eine Sache der nächsten Wochen, vielleicht werden es Monate.
Also ich werde nicht auf Tauchstation gehen, aber ich melde mich medial jetzt ganz gewiss auf einige Zeit ab.
Ich glaube, keine Ankündigung von mir gegeben zu haben, die in dieser Weise riskant war.
Mir steht vor Augen, mahnend, der Scherz eines deutschen Grünen bezüglich des deutschen Umweltministers in der Katalysatorfrage, der gesagt hat, dieser Umweltminister ist weggesprungen wie ein Tiger und gelandet wie ein Bettvorleger.
Ich glaube, jeder Umweltminister muss ähnliche Niederlagen erleiden auf dem Weg zu den Kompromissen, aber man muss sich halt beim Wegspringen in Acht nehmen und da werde ich mich in Acht nehmen.
Ich danke für das Gespräch.
Der neue Gesundheits- und Umweltminister Franz Kreuzer war heute im Journal zu Gast.
Im Sommer 1983 verging vielen Österreichern der Appetit.
Damals platzte der sogenannte Kalbfleischskandal rund um die Verfütterung von Östrogenen an Kälber.
Nun, zwei Jahre später, besteht der dringende Verdacht, dass zahlreiche Bauern diese Behandlungsmethode zwecks rascherem Wachstums des Schlachtviehs auf Schweine und Rinde ausgedehnt haben.
In den letzten Tagen wurden nun in Niederösterreich drei Tierfutterhändler in Haft genommen,
die beschuldigt werden, verbotene Medikamente an Landwirte verkauft zu haben.
Diese Untersuchungen sind noch im Laufen, aber in Europa hat man nun die Weichen in Sachen Hormonfutter gestellt.
Der EG-Ministerrat hat sich mit dem Problem beschäftigt und eine eher schwache Lösung gefunden.
Ihrem traut Richardson berichtet.
Der Grundsatzbeschluss ist den Agrarministern der Europäischen Gemeinschaft nicht leicht gefallen.
Erst nach zehn Verhandlungen konnte sie sich dazu durchringen.
Doch jetzt steht es fest.
Vom 1.
Januar 1988 an dürfen in den Mitgliedsländern der Europäischen Gemeinschaft nicht länger Hormone bei der Tiermaske verwendet werden, egal ob es sich dabei nun um natürliche oder künstliche handelt.
Das Hormonkalbschnipsel wird damit aus unseren Küchen verbannt, kann dann nicht länger guten Gewissens aufgetischt werden.
Doch was wäre ein Beschluss des IG-Ministerrates ohne Ausnahmegenehmigung?
Auch diesmal wurde wieder für ein Mitgliedsland eine Extrawurst gebraten.
Großbritannien braucht das Hormonverbot erst vom 1.
Januar 1989 an anzuwenden.
Die Briten hatten sich von Anfang an gegen das Verbot gesträubt.
Das Argument der Partner, die Beimengung von Hormonen bei der Tieraufzucht stelle eine Gefährdung der Gesundheit des Menschen dar, das wollten sie nicht gelten lassen.
Dies sei vor allem bei den natürlichen Hormonen nicht wissenschaftlich einwandfrei erwiesen, so ihr Gegenargument.
Doch ganz offensichtlich ist Großbritannien jetzt nach dem Entgegenkommen der anderen bei der Festsetzung des Termins bereit, sich von seinen Partnern in dieser Frage überstimmen zu lassen.
Der Grundsatzbeschluss der Agrarminister soll jetzt noch bis zum Jahresende in einem schriftlichen Verfahren bestätigt werden.
Übrigens haben in letzter Minute auch Irland und Dänemark Bedenken gegen die Entscheidung angemeldet.
Dänemark aus grundsätzlichen Erwägungen.
Die Regierung in Kopenhagen lehnt Mehrheitsentscheidungen im EG-Ministerrat ab, will die Verpflichtung zur Einstimmigkeit aufrechterhalten.
Und Irland ist nicht glücklich über die Ausnahmeregelung für die britischen Partner.
80 Prozent der irischen Rindfleischproduktion ist für den Export bestimmt und 50 Prozent davon für den britischen Markt.
Jetzt fürchtet Irland Wettbewerbsnachteile, wenn britische Landwirte noch ein Jahr länger Hormone verwenden dürfen.
Denn Bauern sind ja bekanntlich schlau und sie wissen sehr wohl, dass Hormone bei der Mast einen enormen Gewinn an Schlachtgewicht erbringen.
10 Prozent bei Kälbern bis zu 47 Prozent bei Kühen über sechs Jahre.
Der Grundsatzbeschluss des IG-Ministerrates wurde jedoch nicht nur aus Gründen des Verbraucherschutzes gefällt,
sondern auch aus wirtschaftlichen Erwägungen.
Denn angesichts der in den Kühlhäusern der Europäischen Gemeinschaft gelagerten rund 700.000 Tonnen Rindfleisch, die keiner haben will, sind die Agrarminister der EG natürlich daran interessiert, die jährlich in der Europäischen Gemeinschaft produzierte Rindfleischmenge nicht noch künstlich zu vergrößern, durch eine Erhöhung des Schlachtgewichtes aufgrund von Hormonen eben.
Vom 1.
Januar 1988 an müssen übrigens dann auch diejenigen Länder, die Rindfleisch in die Gemeinschaft exportieren, also vor allem die USA, Argentinien und Brasilien, sich an das Hormonverbot halten.
Scharfe Kontrollen bei der Einfuhr sind vorgesehen.
Für therapeutische Zwecke dürfen jedoch auch weiterhin Hormone bei der Kälberaufzucht verwendet werden, allerdings nur unter strengsten tierärztlichen Kontrollen.
Der Europäische Verbraucherschutzverband hat den Grundsatzbeschluss der Minister begrüßt.
Er kämpfte seit 1980 gegen die Verwendung von Hormonen bei der Tiermasse, hatte damals sogar zu einem Kaufboykott von Kalbfleisch aufgerufen.
Jetzt hat die öffentliche Kampagne gegen die Hormone endlich zum Erfolg geführt.
Dass für die neue Regelung bis 1988 noch eine Übergangsfrist vorgesehen ist, ist für die Europäische Gemeinschaft nichts Ungewöhnliches.
Bei Ministerratsbeschlüssen werden meistens längere Zeiträume festgelegt, in denen dann die EG-Gesetzgebung in nationales Recht umgewandelt werden muss.
Acht Minuten vor 13 Uhr nun zum Kulturbericht im Mittagschanal.
Heute Abend um 19.30 Uhr gibt es im Wiener Künstlerhaus einen weiteren Höhepunkt der Veranstaltungsreihe Tucholsky – Horch, sie leben!
Zum 50.
Todestag des Satirikers und Schriftstellers Kurt Tucholsky.
Gisela May, eine der profiliertesten und vielseitigsten Schauspielerinnen der DDR, sie ist seit 1962 Mitglied des Berliner Ensembles, präsentiert zusammen mit ihrem Partner Alfred Müller ein Tucholsky-Programm mit dem Titel Der Mensch hat zwei Beine.
Hören Sie dazu ein Gespräch, das Robert Bilek mit Gisela Mai geführt hat.
Frau Mai, zu Beginn dieser Woche gab es in Wien ein Programm von der Sonja Keller zu hören, das eher auf die spätere Phase, auf die letzten Lebensjahre von Kurt Tucholsky konzentriert war.
Ihr Programm mit dem Titel »Der Mensch hat zwei Beine« klingt eher nach dem ganz starken, satirischen Tucholsky, wie man ihn gewohnt ist.
Wir haben großen Wert darauf gelegt, dass wir also auch kabarettistische Szenen von Tucholsky bringen.
Wir haben sehr viele Prosa-Arbeiten, die überhaupt noch nicht kabarettistisch und dialogmäßig aufgeschlossen waren, haben wir bearbeitet.
Also nicht bearbeitet, wir haben den Text genau gelassen, wie er ist.
Aber es ging hervorragend, diesen Text auch dialogmäßig aufzuteilen.
Und so haben wir einige Szenen drin,
die ganz scharf satirisch sind, aber doch auch sehr witzig, sehr spaßig sind und uns Gelegenheit geben, uns außerordentlich vielseitig zu zeigen.
Tucholsky war ja nach dem Krieg gleich sowohl in der DDR wie auch im Westen sehr beliebt.
Wissen Sie, wann Sie Ihr erstes Tucholsky-Programm gemacht haben?
Ja, das weiß ich eigentlich ziemlich genau, weil damit überhaupt meine gesangliche Betätigung neben meiner schauspielerischen Arbeit begann.
Das war, als ich im Deutschen Theater in Berlin engagiert war, mit dem großen Volkssänger Ernst Busch zusammen, 1960, denke ich.
Und damals war es noch ganz ungewöhnlich, überhaupt Martinäen zu machen.
Wir haben da eine Martinä gegeben.
Und das war ein sensationeller Erfolg.
Wie ist denn Ihre Beziehung zu Tucholsky oder was fasziniert Sie am meisten an ihm?
Vielleicht auch irgendwo im Gegensatz oder im Verhältnis zu Brecht?
Tucholsky war ja kein Dichter, er war ein Schriftsteller, er war ein Journalist und hat also eigentlich der unmittelbaren Zeit, in der er gelebt hat, den Spiegel vorgehalten.
während Brecht ja immer in großen geschichtlichen Dimensionen meistens schreibt.
Aber gerade dieses Unmittelbare ist natürlich etwas, was dem Künstler Möglichkeiten gibt, auch sehr direkt einzusteigen und kabarettistisch zu sein.
Bei Brecht ist ja das Kabarettistische eigentlich sehr im Hintergrund.
Das reizt mich, aber natürlich die gesamte politische Haltung von Tucholsky.
Der stellt sich die Frage nach der heutigen Aktualität von Tucholsky.
Ist er auch so etwas wie ein jetzt unbequemer Klassiker der Satire geworden, mit dem es sich relativ bequem reißen lässt?
Das kommt darauf an, was man heraussucht.
Sein Werk ist ja riesig.
Und wie man selbst, welche politische Haltung man selbst hat.
Ich habe ganz besonders stark den Zeitbezug heute gesehen zu der zunehmenden Arbeitslosigkeit.
Das ist ja eine Thematik, die bereits in den 20er Jahren, 30er Jahren bei Tucholsky natürlich immer wieder kommt, auch als Thema und sich erneut heute stellt.
Das haben wir hineingenommen, aber auch Tucholsky als der leidenschaftliche Antimilitarist, der steht natürlich auch ganz stark mit im Vordergrund.
Gerade heute, wo der Frieden ja nun allmählich in eine Bedrohung gerät, die wirklich schon jeden Menschen
eigentlich aufhorchen lässt und jeder normale Mensch sagt, wir müssen etwas tun, dass wir diesen Frieden erhalten.
Der Schrei von Millionen stieg auf zu den Sternen, werden die Menschen es niemals lernen.
Gibt es ein Ding, um das es sich lohnt?
Wer ist das, der da oben thront?
Von oben bis unten bespickt mit Orden und nur immer befiehlt Morden, Morden,
Blut und Zermeinte, Knochen und Dreck!
Und dann hieß es plötzlich, das Schiff sei leck.
Der Kapitän hat den Abschied genommen und ist etwas plötzlich von dannen geschwommen.
Gisela Mai gibt heute Abend um 19.30 Uhr im Wiener Künstlerhaus einen Tucholsky-Abend.
Wir schließen jetzt drei Minuten vor 13 Uhr das Mittagsschanal mit Kurzmeldungen.
Österreich.
Verstaatlichen Minister Ferdinand Latziner hat mit Empörung und Erbitterung auf die gestern bekannt gewordenen Verluste der Tochterfirma der Chemie Linz, Merckx, reagiert.
Latsina bestätigte, dass die Verluste von etwa 550 Millionen Schilling in den vergangenen Novemberwochen entstanden sind.
Damals war der Wechsel von Chemie Linz-Chef Richard Kirchweger zur Föst bereits im Gange.
Ob Kirchweger von den Öl-Spekulationen der Firma Merckx gewusst hat, wird derzeit überprüft.
Verkehrsminister Latsina will gegebenenfalls seinen Posten zur Verfügung stellen, darüber aber Bundeskanzler Sinowaz entscheiden lassen.
ÖVP-Chef Mock hat den Rücktritt Latsinas gefordert.
Der Chemie Linz Zentralbetriebsratsobmann Eduard Gargitter bezeichnete die jüngste Entwicklung als Katastrophe.
Gargitter sprach wörtlich von der größten Sauerei, die es gibt.
Italien.
Nach einer gewaltigen Explosion ist heute früh in der Großraffinerie des staatlichen Ölkonzerns Agip bei Neapel ein Großbrand ausgebrochen.
Zwei Arbeiter werden vermisst, sie gelten als tot.
Etwa 100 Personen wurden verletzt.
Nach bisherigen Informationen war der Haupttank detoniert.
Das Feuer bedroht auch eine benachbarte Raffinerie der Mobil-Oil.
Über die Ursache des Unglücks liegen derzeit keine Angaben vor.
USA.
Nach langwierigen Verhandlungen ist zwischen den Vereinigten Staaten und Österreich ein Stahlexportabkommen unterzeichnet worden.
Österreich kann demnach bis 1989 jährlich durchschnittlich 150.000 Tonnen Stahl und Stahlprodukte in die USA ausführen.
USA-Israel.
Die Regierungen beider Staaten haben einen Schlussstrich unter jene Spionageaffäre gezogen, von der die Beziehungen zwischen den USA und Israel belastet waren.
Alle Dokumente, die vom mutmaßlichen Spion Jonathan Pollak an israelische Stellen übermittelt worden waren, wurden einer Gruppe von amerikanischen Experten übergeben.
Sowjetunion.
Das Parteiorgan Pravda hat einen ungewöhnlichen Lagebericht über Afghanistan veröffentlicht.
In dem Leitartikel heißt es, Fehler der ersten Revolutionsphase hätten sich negativ ausgewirkt.
Ein großer Teil der Bevölkerung Afghanistans sei im Banne konterrevolutionärer Propaganda.
Polen.
Arbeiterführer Lech Walesa muss mit einer formellen Anklage wegen öffentlicher Verleumdung rechnen.
Walesa wird vorgeworfen, die amtlichen Zahlen über die Wahlbeteiligung bei den Wahlen im Oktober infrage gestellt zu haben.
Das Wetter in Österreich bis heute Abend?
Bewölkungsabnahme vom Westen her.
Nachmittagstemperaturen meist 4 bis 10 Grad.
Damit sind wir am Ende von 60 Minuten nicht gerade immer angenehmer Berichterstattung.
Für das Team des Mittagsjournals verabschiedet sich Herbert Dobrowolny.