Mittagsjournal 1986.12.29

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    Rechtliches

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    KI-generiertes Transkript

    Die Zeit in fünf Sekunden ist es 12 Uhr.
    12 Uhr.
    Hier ist der österreichische Rundfunk.
    Einen angenehmen Montagmittag wünscht Manfred Kronsteiner beim Mittagsjournal des 29.
    Dezember.
    Winterliche Wetterkapriolen in Österreich.
    Tauwetter im Osten, Kälte im Süden, eingeschneite Urlaubsorte im Norden und im Westen.
    Darüber informieren wir heute ausführlich.
    Außerdem im Mittagsschornal ein Gespräch mit dem Vöst-Generaldirektor Herbert Lewinsky über Ausblicke auf das kommende Jahr beim heimischen Stahlriesen, ein außenpolitischer Jahresrückblick 1986 auf das Jahr der Katastrophen und der drastischen Manifestation der Grenzen des technisch Machbaren, sowie ein Bericht aus Israel.
    Ministerpräsident Isaac Shamir ist vom israelischen Justizministerium von dem Vorwurf freigesprochen worden, den Befehl zur Ermordung zweier Palästinenser gegeben zu haben.
    All das also im heutigen Mittagsjournal, an dessen Anfang wir, wie üblich, Nachrichten setzen.
    Zusammengestellt hat die Meldung ein Georg Schalgruber, die Stimme aus dem Sprecherstudio gehört Rosmarin Fraundorfer.
    Österreich.
    Im Bundeskanzleramt in Wien beginnt in etwa einer Stunde die sechste Verhandlungsrunde zwischen SPÖ und ÖVP über die Bildung einer neuen Regierung.
    Vor einer Woche wurden Fragen des Umweltschutzes und der Demokratiereform erörtert.
    Am Donnerstag und Freitag nächster Woche wollen die Verhandlungskomitees im Bundeskanzleramt eine Klausurtagung abhalten.
    Schon vorher gibt es parteiinterne Beratungen, sowohl beim Bundesparteipräsidium der SPÖ als auch beim traditionellen Dreikönigstreffen der ÖVP.
    Im Zusammenhang mit den Regierungsverhandlungen haben heute wieder verschiedene Interessengruppen gefordert, dass ihre Anliegen verstärkt berücksichtigt werden.
    In diesem Sinne haben sich die Bauwirtschaft und die Vorarlberger Landwirtschaftskammer zu Wort gemeldet.
    Die SPÖ hat heute ihren Neujahrsaufruf veröffentlicht.
    Darin heißt es unter anderem,
    Österreich sei an der Jahreswende ein moderner Industriestaat mit wachsender Wirtschaft, steigenden Exporten, einer stabilen Währung und einem hohen Maß an sozialer Sicherheit.
    Das Land brauche einen neuen Modernisierungsschub, der alle Bereiche des Lebens erfassen müsse, wird weiter erklärt.
    Zu den Nationalratswahlen heißt es, die SPÖ habe ihr Wahlziel erreicht, aber zehn Mandate verloren.
    Dieser Verlust werde sehr ernst genommen.
    Das Jahr 1987 werde ein Jahr der Parteireform sein, kündigte die SPÖ an.
    Für den Gewerkschaftsbund ist und bleibt die Forderung nach Arbeit das vorrangigste Ziel seiner Politik.
    Dies ist der Kernsatz der ÖGB-Neujahrsbotschaft, die ebenfalls heute veröffentlicht worden ist.
    Arbeitslosigkeit sei zutiefst unmenschlich und eine Gefahr für die Demokratie und das Gesellschaftssystem, heißt es in dem Aufruf.
    Der Gewerkschaftsbund erwartet ferner, dass es in den nächsten Wochen gelingt, zu einer Regierungsvereinbarung der beiden großen Parteien zu kommen.
    Zu energiepolitischen Fragen heißt es, nach Tschernobyl sei für den ÖGB die Diskussion um die friedliche Nutzung der Kernenergie beendet, desto größere Bedeutung habe der Ausbau der Wasserkraft.
    Der österreichische Handelsdelegierte in Chicago, Heinz Seitinger, sieht für die österreichischen Exporte in die Vereinigten Staaten weiterhin gute Chancen.
    Allerdings sollten sich österreichische Firmen eher mit Teilmärkten zufriedengeben.
    Der gesamte amerikanische Markt sei zu groß, sagte der Handelsdelegierte im Morgenjournal.
    Chicago etwa sei ein Markt so groß wie ganz Österreich.
    Bei einer intensiven Exportpflege hätten aber auch kleine und mittlere Betriebe durchaus Chancen, ergänzte Seitinger.
    Was die Weinexporte anlangt, gilt es nach seiner Meinung vor allem, eine bestimmte Weinmarke zu propagieren.
    Weniger jedoch das Weinland Österreich im Allgemeinen.
    In Wien beginnt heute die österreichische Pastoraltagung 1986.
    Im Mittelpunkt der dreitägigen Veranstaltung unter dem Motto Kirche in gemeinsamer Verantwortung steht die Frage der Verantwortlichkeit der Laien.
    Es nehmen etwa 500 Geistliche und Laien an der Tagung teil.
    Nach den jüngsten schweren Schneefällen herrschen vor allem im Westen des Bundesgebietes weiterhin tiefwinterliche Verhältnisse.
    Die Situation auf den Straßen ist vielfach angespannt.
    In den vergangenen beiden Tagen fielen gebietsweise mehr als zwei Meter Schnee.
    In den Bergen ist die Lawinengefahr akut.
    In Vorarlberg sind weiterhin die Orte Lech, Zürs, Stuben und Wart von der Umwelt abgeschnitten.
    Das große Weisertal musste gesperrt werden.
    Nicht erreichbar ist auch das hintere Montafon.
    Zahlreiche Straßensperren gibt es im Salzkammergut und in der Steiermark.
    Wetterbedingt ereigneten sich heute in der Oststeiermark auf eisklarter Fahrbahn mehrere Verkehrsunfälle.
    In Ostösterreich erreichten heute Stürme Spitzengeschwindigkeiten bis zu 110 Kilometern in der Stunde.
    Die Wiener Feuerwehr verzeichnete Rekordeinsätze.
    In der Bundeshauptstadt hat das Tauwetter unterdessen dazu geführt, dass die sogenannte Flächenschneereinigung eingestellt werden konnte.
    Bundesrepublik Deutschland.
    Einen Tag nach der Katastrophe in dem erst vor zwei Jahren eröffneten Luxushotel Riesersee in Garmisch-Partenkirchen ist die Explosionsgefahr am Unglücksort nach wie vor nicht gebannt.
    Wie die Polizei Garmisch-Partenkirchen vor kurzem dem ORF telefonisch mitteilte, konnte das Leck in der Gasleitung noch immer nicht gefunden werden.
    In einem Flüssiggasbehälter befinden sich mehr als 30.000 Liter Gas, die in den nächsten Tagen nach und nach abgefackelt werden müssen.
    Der Unglücksort ist großräumig abgesperrt.
    Bei der Katastrophe sind sieben Menschen ums Leben gekommen, zwölf Hotelgäste erlitten zum Teil erhebliche Verletzungen.
    Frankreich.
    Ein neuer Streik der Metro-Zugsführer und der Buslenker führt heute in Paris zu Verkehrsbehinderungen.
    Am Vormittag haben Gehaltsverhandlungen begonnen.
    Von ihrem Ergebnis hängt ab, ob der Ausstand morgen ausgeweitet wird.
    Der Zugsverkehr in Frankreich ist am heutigen 13.
    Streiktag weiterhin zum Großteil lahmgelegt.
    Es verkehrt nur etwa ein Viertel der Züge planmäßig.
    Morgen sind Verhandlungen zwischen Vertretern der Staatsbahn und der Gewerkschaften über die Arbeitsbedingungen geplant.
    Auch der Streik der Seeleute wird fortgesetzt.
    Mehrere Häfen sind nach wie vor blockiert.
    55 Emigranten aus der Sowjetunion kehren nach sechs- bis achtjährigem Aufenthalt in den Vereinigten Staaten nun wieder in ihre Heimat zurück.
    Die Gruppe wurde gestern von Mitgliedern der sowjetischen Botschaft in Washington verabschiedet.
    Die meisten Heimkehrer konnten sich nach eigenen Angaben nicht an die Lebensumstände in den USA gewöhnen.
    Ab dem neuen Jahr werden in Ungarn gebrauchte Autos aus der Bundesrepublik Deutschland erhältlich sein.
    Etwa 1000 Wagen der Marken Ford, Opel, Volkswagen und Audi dürfen importiert werden, wobei allerdings die Fahrzeuge nicht älter als drei Jahre sein dürfen.
    Der Kaufpreis muss zum Teil in Devisen, der Rest in Vorrinds erlegt werden.
    Österreich.
    Opernführer Marcel Pravi begeht heute seinen 75.
    Geburtstag.
    Pravi studierte Jus, sein Hauptinteresse galt allerdings von Jugend an der Oper.
    Er ist ordentlicher Professor an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Wien, Lehrbeauftragter an der Wiener Universität und Gastprofessor an zahlreichen Hochschulen in den USA und Japan.
    Außerdem gehört Pravi zu den Ehrenmitgliedern der Wiener Staatsoper und ist Träger des goldenen Ehrenzeichens der Stadt Wien sowie des Ehrenkreuzes für Wissenschaft und Kunst erster Klasse.
    Die Wetterlage.
    Eine lebhafte Nordwestströmung über Mitteleuropa führt feuchtmilde Luftmassen in den Alpenraum.
    In Tal- und Beckenlagen im Südalpenbereich bleibt vorerst noch die Kaltluft liegen.
    Die Aussichten bis morgen früh.
    Im Süden teilweise heiter.
    Sonst aufgelockert bis stark bewölkt und besonders im Nordalpenbereich einige Niederschläge.
    Schneefallgrenze um 800 Meter.
    Lebhafter bis mäßiger im Donauraum und am Alpenostrand stürmischer West- bis Nordwestwind.
    Nachmittagstemperaturen 0 bis 8 Grad, im Osten örtlich auch darüber.
    Tiefstemperaturen der kommenden Nacht minus 2 bis plus 5 Grad, im Süden auch um minus 7 Grad.
    Die Aussichten für morgen Dienstag.
    Im Süden meist aufgelockert, sonst vielfach stark bewölkt und wiederholt Niederschlag.
    Schneefallgrenze auf 1000 Meter steigen.
    Mäßiger bis lebhafter West- bis Nordwestwind.
    Tageshöchsttemperaturen 2 bis 10 Grad.
    Das Wetter bis Freitag.
    Im Süden zeitweise heiter, sonst aufgelockert bis stark bewölkt und wiederholt Niederschlag.
    Schneefallgrenze um 700 Meter.
    Der Jahreszeit entsprechend zu mild.
    Jetzt noch die Messwerte von 12 Uhr Mittag.
    Wien stark bewölkt, leichter Regen, 8 Grad.
    Nordwestwind 25 Kilometer in der Stunde mit Spitzen bis zu 125 Kilometer.
    Eisenstadt stark bewölkt, 11 Grad, Nordwestwind 45 Kilometer mit Spitzen bis zu 80 Kilometer.
    St.
    Pölten stark bewölkt, Regen 6 Grad, Südwest 35 Kilometer, Spitzen bis 60 Kilometer.
    Linz stark bewölkt, Regen 6 Grad, Westwind 45 Kilometer, Spitzen bis 65 Kilometer.
    Salzburg bedeckt 9 Grad, Westwind 35 Kilometer, Spitzen bis 55 Kilometer.
    Innsbruck stark bewölkt, 5 Grad,
    Bregenz stark bewölkt, ebenfalls 5 Grad, Südwind 10 Kilometer.
    Graz stark bewölkt, 0 Grad und Klagenfurt heiter bei minus 4 Grad.
    Gleich ein Blick auf die Uhr, es ist jetzt zehn Minuten nach zwölf.
    Sie haben es also eben gehört, Spitzenböen in Ostösterreich bei 125 Stundenkilometern und die Wiener Feuerwehr versucht alle dienstfreien Mannschaften und Offiziere einzurücken.
    In Wien sind zahlreiche Sturmschäden zu vermelden und wahrscheinlich wird es am Nachmittag noch so turbulent weitergehen.
    Im zu Ende gehenden Jahr schlägt also das Wetter in unserem Land noch heftige Kapriolen.
    Drei verschiedene Wettersituationen treiben derzeit in Österreich ihre Launen.
    Im Osten des Bundesgebiets heulen die Windböen, auch an den Fenstern des Funkhauses in Wien rüttelt der Sturm.
    Ansonsten herrscht im Osten Tauwetter, während es im Süden des Bundesgebiets klierend kalt und winterlich ist.
    Und im Norden und Westen herrscht ein Winterwetter, das von Großstädtern gern als Schneechaos bezeichnet wird, das aber für die Vorarlberger und Tiroler nichts allzu Ungewöhnliches an sich hat.
    Über das jeweilige regionale Wettergeschehen in Österreich informieren die folgenden Schilderungen aus den Landesstudios jener Bundesländer, in denen die Wetterlage am turbulentesten ist.
    In Vorarlberg hat sich die Zahl der abgeschnittenen Orte erhöht.
    Seit heute früh ist das hintere Montafon ab Schrunz von der Umwelt abgeschnitten, das heißt die Orte St.
    Gallenkirch, Garschuren und Gargellen.
    Etwas entspannt hat sich aber die Lage am Hochtanberg.
    Kurz vor Mittag konnten die Räumkommandos die Straße zwischen dem seit Samstag abgesperrten Wart nach Steg in Tirol freimachen.
    Das kam vor allem 200 deutschen Touristen zugute, die am Samstag als Tagesgäste nach Wart gekommen waren, seither nicht mehr ausreisen konnten und in Notunterkünften untergebracht waren, weil der Ort restlos ausgebucht ist.
    Fast keine Probleme mit sitzengebliebenen Tagesgästen gibt es am Allberg.
    Bis auf etwa 40 Skifahrer konnten am Samstag noch alle rechtzeitig vor den Lawinensperren Lech, Zürs und Stuben verlassen.
    In den eingeschlossenen Orten ist die Situation keineswegs dramatisch.
    Mit solchen Sperren muss man in jedem Winter mehrere Male rechnen.
    Die Orte sind mit Lebensmitteln mehr als ausreichend versorgt.
    Probleme gibt es immer nur, wenn die Straßen vor einem Wochenende gesperrt werden müssen.
    Dann wollen Tausende in ihre gebuchten Hotels und Tausende heraus.
    Diese Situation konnte diesmal aber vermieden werden.
    Die Lage könnte sich schon am Nachmittag weiter entschärfen, denn am Arlberg hält man es nicht für ausgeschlossen, dass die Zufahrt geräumt werden kann.
    Allerdings bereitet die Witterung den Räumkommandos Probleme.
    Die unterste Schneeschicht besteht aus Pulver und trägt die Räumfahrzeuge nicht.
    Darüber liegt nasser, schwerer Schnee, dessen Beseitigung viel langsamer vor sich geht.
    Dazu kommen immer wieder neue Schneerutsche.
    So stand heute Vormittag ein Fernsehteam von Studio Vorarlberg, das sich mit Erlaubnis der Behörden in das zu diesem Zeitpunkt noch völlig eingeschlossene Wart vorkämpfen wollte.
    Plötzlich vor einer Lawine, von deren Existenz auch die Gendarmerie noch nichts gewusst hatte.
    Meldungen über schwerere Zwischenfälle liegen aber für Frau Adelberg zur Stunde nicht vor.
    Immer noch sind einige Orte in Tirol von der Umwelt total abgeschnitten.
    So Stuben, Zürs, Lech, Wart, Schröcken und Steg am Adelberg, Pschlaps und Gramais im Außerfern.
    Die Neuschneehöhen in Tirol betragen gebietsweise mehr als zwei Meter und bedingt durch den Temperaturanstieg kam es besonders im Adelberggebiet wiederholt zu Lawinenabgängen.
    Höchste Lawinengefahr in den Berggebieten und daraus resultierend Straßensperren.
    Unter anderem die Adelberg-Passstraße zwischen Langen und Sankt Christoph, die Flexenstraße, die Lechtal-Bundestraße und die Zufahrt zum Hochtanberg.
    Ebenfalls gesperrt die B188 auf der Vorarlberger Silvretta-Zufahrt zwischen Schrons und Sankt Gallenkirch und die Seitentäler des Lechtales.
    Die Gendarmerie und die Autofahrerclubs machen darauf aufmerksam, dass zahlreiche Bergstraßen nur mit Schneeketten befahrbar sind, darunter Gerlos und der Rathstätter Tauern.
    Prekär nicht nur die Verkehrssituation, sondern vor allem die oft mangelhafte Winterausrüstung der Autofahrer.
    So gab die Verkehrsabteilung des Landesgendarmeriekommandos für Tirol vor wenigen Minuten bekannt, dass immer noch zahlreiche Autofahrer mit Sommerreifen angetroffen werden.
    Dies betrifft vor allem Urlauber und hier hauptsächlich Deutsche und Belgier.
    In Salzburg besteht durch die extremen Wetterverhältnisse, anhaltende starke Niederschläge und zunehmender Temperaturanstieg derzeit akute Lawinengefahr.
    Der fünfte Lawinenabgang innerhalb der vergangenen 24 Stunden forderte heute das erste Todesopfer in diesem Winter.
    In Bad Gastein wollten drei Mitglieder der örtlichen Lawinenwarnkommission heute früh auf dem Stubnerkogl in etwa 2000 Meter Seehöhe einen Osthang auf seine Lawinensicherheit überprüfen.
    Dabei löste sich um etwa halb neun Uhr früh ein Schneebrett, das die drei Männer mitriss und verschüttete.
    Zwei von ihnen konnten sich aus eigener Kraft befreien.
    Für den dritten, den 59-jährigen Alois Schafflinger, kam jede Hilfe zu spät.
    Er wurde von einer 50-köpfigen Suchmannschaft rund eine Stunde nach dem Unglück geborgen.
    Wiederbelebungsversuche blieben jedoch erfolglos.
    Bereits gestern hatte eine mächtige Staublawine
    die Pinzgauer Bundesstraße zwischen Salfelden und Lofer auf einer Länge von 100 Metern verschüttet.
    Die Straße war den ganzen Vormittag blockiert.
    Opfer waren aber ebenso wie bei Lawinenabgängen im Pinzgauer Heutal, in Salbach-Hinterklemm und auf der Postalm bei Abtenau nicht zu beklagen.
    Durch die akute Lawinengefahr mussten mehrere Straßen gesperrt werden und zwar die Kleinaler Landesstraße, die Salzachtal-Bundesstraße, bei Golling
    die Vilsmoser Landesstraße, die Kienberg Landesstraße am Mondsee und seit gestern Abend auch die Gerlos Bundesstraße.
    Mit weiteren Sperren muss gerechnet werden, da sich die Situation eher noch verschärft.
    Regen, Schnee und Windböen bis zu 100 kmh sorgen im gesamten hügeligen und bergigen Oberösterreich für akute Lawinengefahr.
    Das innere Salzkammergut ist zurzeit nur noch über Mondsee erreichbar, nachdem die Salzkammergut-Bundesstraße zwischen Ebensee und Bad Ischl nach mehreren Lawinenabgängen blockiert ist.
    Die Aufräumungsarbeiten können nur unter größten Sicherungsmaßnahmen durchgeführt werden, da noch mit weiteren Abgängen gerechnet werden muss.
    Die Sperre der Salzkammergut-Bundesstraße bleibt jedoch auch noch nach Abschluss der Aufräumungsarbeiten aufrecht.
    Seit gestern sind bereits die Paskschütt-Bundesstraße in der Nähe von Gosau und zwei kleinere Bezirksstraßen im Gemeindegebiet von Ebensee wegen akuter Lawinengefahr gesperrt.
    In der Pürenbril-Region verschüttete gestern eine Lawine die Zufahrtsstraße zum Hengstpass, der allerdings schon gesperrt war.
    Für heute Nachmittag befürchtet die oberösterreichische Lawinenwahn zentrale Schwierigkeiten im Bosruggebiet.
    Im Mühlviertel kommt es immer wieder zu massiven Schneeverwehungen, die dann kurzfristig zu Verkehrsbehinderungen führen.
    Trotz der massiven Verkehrsbehinderungen kann man in Oberösterreich aber noch von Glück reden.
    Personen sind zur Zeit noch nicht zu Schaden gekommen.
    In der Steiermark spitzt sich die Wettersituation von Minute zu Minute weiter zu.
    In weiten Teilen der Obersteiermark schneit es seit Samstag ununterbrochen.
    Schneeräumkommandos haben mit gewaltigen Neuschneemengern fertig zu werden.
    Experten meinen, dass diese Schneesituation vergleichbar ist mit jener, wie sie die Landeshauptstadt Graz im Februar erlebt hat.
    Besonders gefährlich die Situation auf den Straßen.
    Auf dem Schoberpass, der Hauptdurchzugsstrecke durch die Steiermark, gab es gestern Nachmittag etwa so starke Schneeverwehungen, dass nur eine Fahrspur stundenlang in beiden Fahrtrichtungen benutzbar war.
    Schneeräumfahrzeuge mussten selbst aus Graz angefordert werden.
    Wegen Lawinengefahr mussten zahlreiche Straßen gesperrt werden.
    Die Eisenbundestraße über den Brebichl war die ganze Nacht über gesperrt.
    Die Gemeinde Eisenerz von steirischer Seite nicht erreichbar.
    In der Zwischenzeit konnte sie wieder für den Verkehr geöffnet werden.
    Dafür bleiben andere Straßen weiterhin gesperrt.
    Die Hochschwab-Bundesstraße zwischen Gusswerk und Palfau zum Beispiel.
    Der Ort Wildalpen ist hier zur Zeit von der Umwelt abgeschnitten.
    Gesperrt die Gesäuse-Bundesstraße zwischen Admond und Hieflau.
    Ständig kommt es in Gesäuse zu Lawinenabgängern.
    Sämtliche Nebenstraßen im obersteirischen Raum sind ohnehin nur mit Ketten befahrbar.
    Aber auch in der Oststirmer gab es heute Morgen prekäre Verkehrsverhältnisse.
    Gefrierender Nieselregen verwandelte die Fahrbahnen in Eislaufplätze.
    Nur der Diszipliniertheit der Kraftfahrer war es zu danken, dass es hier keine Unfälle gab.
    Nachgestellt die Namen der Reporter Wolfgang Burtscher, Wolfram Pirchner, Ferdinand Wegscheider, Ronald Mayer und Hans-Christian Scheidt.
    Was das südliche Kärnten betrifft, dort ist es, wie es heißt, völlig ruhig, nur kaltes winterliches Wetter, heißt es dazu lakonisch aus Klagenfurt.
    Und jetzt zur Situation des heimischen Stahlriesen.
    Obwohl die internationale Stahlkrise sich verschärft, glaubt Föst-Alpine-Generaldirektor Herbert Lewinsky nach wie vor, dass die Föst zu sanieren ist, dass man möglicherweise 1990 schon in der Gewinnzone sein kann.
    Einen Verlust von 8 bis 9 Milliarden Schilling im nächsten Jahr statt der angepeilten 3,8 Milliarden bezeichnet der Föst-Chef schlicht als Tratsch.
    Sollte der Verlust höher ausfallen, so seien dies Auswirkungen einer schwächeren Weltwirtschaft und nicht Fehler des Managements, sagt Lewinsky.
    Er kann noch nicht voraussagen, wie sich nächstes Jahr der Dollarkurs und der Ölpreis entwickeln.
    Allerdings stehen wieder Sozialleistungen zur Diskussion.
    Mit dem Vöstalpine-Chef sprach Kurt Ramersdorfer.
    Generaldirektor, in der nächsten Zeit stehen neuerlich Verhandlungen auch mit dem Betriebsrat auf dem Programm.
    Es geht wieder einmal um den Abbau von Sozialleistungen.
    Zentralbetriebsratsobmann Ruhehalting hat dazu bereits gemeint, man muss sehen, wo man noch verzichten kann.
    Aber es gibt Grundsätze, an denen er festhalten will.
    Können Sie sich hier Ruhehalting überhaupt anschließen und zustimmen?
    Zunächst einmal geht es ja nicht darum, à tout prix freiwillige Sozialleistungen abzubauen, sondern es geht darum, Geld einzusparen.
    Geld, das wir nicht haben.
    Und dann geht es darum, und das ist jetzt meine persönliche Meinung, einen Sozialplan zu finanzieren, den uns die öffentliche Hand nicht mehr finanzieren würde.
    Und ich bin wirklich der Meinung, dass man, wenn man so substanziell Personal reduziert, wie wir das zu machen haben, dass man einen Sozialplan braucht, um die Folgen dieses Personalabbaus abzubuffern.
    um es möglich zu machen, möglichst viele Freiwillige...
    Dienstvertragsbeendigungen durchzuführen.
    Also dass die Leute mit einer Abfindung bereit sind, freiwillig das Haus zu verlassen, statt einfach der nackten Kündigung.
    Aber wenn sie das machen, brauchen sie einen Sozialplan.
    Ein Sozialplan kostet Geld.
    Wir wurden kritisiert, weil wir bei der 15-Prozent-Aktion einen Sozialplan von uns aus angeboten haben.
    Wir brauchen wieder einen Sozialplan, müssen ihn also selbst finanzieren.
    Also haben wir gesagt, werden wir mit den Betriebsräten
    verhandeln über den Abbau von Sozialleistungen, von freiwilligen Sozialleistungen als Mittel zur Finanzierung eines Sozialplans.
    Dazu muss man sagen, dass erstens natürlich ein solcher Sozialplan für den Angestelltenbereich sehr viel wirksamer ist als für den Arbeiterbereich.
    Schon da gibt es natürlich eine Interessensabwägung auf der Seite der Betriebsräte.
    Zweitens gibt es Sozialleistungen, die man sicher als allerletztes anrühren sollte.
    Was wäre das?
    Dann lassen Sie mich mal anfangen mit dem, was man als allererstes angreifen sollte.
    Ich kann nicht tausende Leute nach Hause schicken und dem Rest Treueprämien zahlen.
    Ich meine, das ist absurd.
    Also das ist eine solche Position.
    Also die wird fallen.
    Das habe ich nicht gesagt.
    Wir werden das Einsparpotenzial zusammenbringen, das wir brauchen, um einen Sozialplan zu finanzieren.
    Wie viel Geld würde das kosten?
    Na, wir brauchen etwa 400 Millionen.
    Was käme Ihrer Ansicht nach infrage, wo man jetzt Sozialleistungen wegnehmen könnte?
    Also es kommt neben der Treueprämie kommt infrage eine Kürzung oder Eliminierung des Jubiläumsgeldes, das ja sehr saftig ist bei uns.
    Es kommt vor allem auch infrage eine Eliminierung, ein Wegfallen der total veralteten Sozialkohle.
    Ich mein, das ist aus einer Zeit, wo die Leute nicht gewusst haben, wie sie ihre Zimmer heizen.
    Das passt ja halt nicht in die Landschaft.
    Da werden ja Elektrogeräte im Tausch gegen die Sozialkohle eingekauft.
    Ich mein, wo kommen wir denn da hin?
    Das heißt, Sie sind gewillt, auch heilige Kühe in der Fööss zu schlachten?
    Na, das sicher, ja.
    Und ich glaube auch letztendlich, dass das Dinge sind, die der Betriebsrat natürlich sieht.
    Der Betriebsrat muss natürlich viel mehr als ich Popularitätswettbewerbe gewinnen, aber im Grunde genommen sehen das die Belegschaftsvertreter.
    Und ich glaube, dass wir zu einem Übereinkommen kommen werden, das für die Belegschaftsvertreter machbar und für uns akzeptabel ist im Lichte
    der von mir geschilderten Finanzierungsnotwendigkeiten.
    Das heißt aber, Tabus wird es eigentlich in den Verhandlungen eher keine geben.
    Schauen Sie, es liegt in der Natur der Verhandlungen, dass man sehen wird, wie man die Kuh vom Eis kriegt.
    Nicht die Heilige, aber eine Kuh vom Eis kriegt.
    Ich glaube, dass die Positionen, die wir als erstes verhandeln wollen,
    verhältnismäßig vernünftig und verhältnismäßig schmerzlos behandelt werden können.
    Wenn das nicht gehen sollte, dann müssten wir uns auf Positionen zurückziehen, die in unserem ausschließlichen Entscheidungsbereich sind.
    Da gibt es weite Bereiche.
    Die ganze Pensionsregelung zum Beispiel gehört dazu.
    Aber ich würde also sehr viel lieber treue Prämien streichen als in die Rechte der Pensionisten einzufassen.
    Also diese Rechte der Pensionisten wollen Sie vor der Hand einmal verschonen?
    Würden wir gerne, ja.
    Das würden wir gerne, ja.
    Zumindest der Altpensionisten.
    Bei neun ist es dann anders wahrscheinlich.
    Das wird sicherlich Gegenstand
    Neuer Regelung sein, ja.
    Das heißt, die müssen federn lassen.
    Sie werden möglicherweise nicht die gleichen Benefizien in Aussicht gestellt bekommen, wie das in der Vergangenheit der Fall war.
    Was ja ein Unterschied ist, nicht?
    Während wenn wir Altpensionisten kürzen, dann müssen die federn lassen.
    Insgesamt glaube ich, dass auch die Belegschaftsvertretung weiß, dass wir uns an den eigenen Haaren aus dem Sumpf ziehen müssen.
    Bei der Wettbewerbssituation, in der wir uns befinden, können wir nicht den Herrgott einen guten Mann sein lassen.
    Soweit also Fööster-Alpine-Generaldirektor Herbert Lewinsky über die Situation bei dem verstaatlichten Betrieb.
    Und jetzt ins Ausland.
    War die Freilassung des sowjetischen Regimekritikers Andrei Sakharow der Startschuss für eine grundsätzlich geänderte politische Praxis der UdSSR-Führung, was Dissidenten betrifft, oder nur ein taktisches Manöver für ein besseres Image der Sowjetunion?
    Wird Michael Gorbatschow eine Wende hin zu einer liberaleren Sowjetgesellschaft durchsetzen?
    Diese Fragen beschäftigen in den letzten Tagen des zu Ende gehenden Jahres die Weltöffentlichkeit.
    Sakharov darf in Moskau für westliche Fernsehanstalten Interviews geben, in denen er die sowjetische Führung immer wieder auffordert, Gefangene freizulassen, die wegen ihrer Überzeugung in Haft sind.
    Der nach Moskau zurückgekehrte Regimekritiker meint auf die Frage nach dem derzeitigen innenpolitischen Klima in der UdSSR, etwas verändert sich.
    In diesem Jahr sind einige freigelassen worden, Scharansky, Orlov, ich selbst.
    Aber das ist nur die Spitze des Eisbergs.
    Gestern wurde jedenfalls auch die Dissidentin Larissa Tschukayeva, Mitglied der verbotenen Gruppe für Vertrauensbildung zwischen UdSSR und USA, auf freien Fuß gesetzt.
    Und aus New York kommt die Meldung, dass 55 sowjetische Emigranten aus ihrem amerikanischen Exil in die UdSSR zurückkehren.
    Einer dieser Heimkehrer, Alexander Dzerkases, begründet dies mit der Ansicht, dass in der sowjetischen Gesellschaft unter Gorbatschow ein Wandel vor sich gehe.
    Ein tatsächlicher oder ein scheinbarer Wandel?
    Dazu Helmut Opletal aus Moskau.
    Fast täglich empfängt Andrei Sacharow jetzt in seiner Zwei-Zimmer-Wohnung in Moskau ausländische Journalisten zu Interviews und gestern und vorgestern durfte er sogar von einem Studio des staatlichen sowjetischen Fernsehens aus an Aufzeichnungen und Live-Sendungen für amerikanische Stationen mitwirken.
    In all den Interviews, die der freigelassene Atomphysiker bisher gegeben hat,
    ließ er keinen Zweifel daran, dass er sich auch weiterhin für inhaftierte Bürgerrechtler verwenden würde und dass er auch in Zukunft seine Meinung zu politischen Fragen zu äußern gedenke.
    Unter anderem seine Kritik an der sowjetischen Invasion in Afghanistan hatte er 1980 zu seiner Verbannung aus Moskau geführt.
    Inzwischen hat Sakharov neuerlich den Abzug aller sowjetischer Truppen gefordert.
    Er hat aber auch die Notwendigkeit einer politischen Lösung betont.
    Und zum amerikanischen Weltraumrüstungsprogramm SDI meinte Sakharov, er sei ausgesprochen negativ dazu eingestellt und er halte es für militärisch sinnlos.
    Aber er sei auch der Meinung, dass Moskau andere Entspannungsschritte nicht an die Vorbedingungen eines amerikanischen Verzichts auf SDI knüpfen solle.
    Sakharov drückte in seinen Presseerklärungen aber auch
    vorsichtiges Lob für die Reformpolitik vom Parteichef Gorbatschow aus.
    Er halte sie für interessant und dynamisch, sagte er zum Beispiel.
    Und er bezeichnete vor allem die neue Politik der Glasnost, der öffentlichen Diskussion von gesellschaftlichen Problemen und Missständen, wie man in der Sowjetunion sagt, als begrüßenswerte Neuerung.
    Der Westen sollte sehr ernst nehmen, was derzeit in der Sowjetunion passiert, sagte Andrei Sakharow.
    an jene kompromisslosen Kritiker der Sowjetunion gerichtet, die alles nur für eine Propagandamasche und Augenauswischerei halten.
    Und Sacharow fügte auch hinzu, dass seine Freilassung an keine Bedingungen geknüpft sei, dass er also tatsächlich seine ganz persönlichen Meinungen sage.
    In den sowjetischen Medien selbst ist übrigens der Name Sacharow seit der Ankündigung seiner Freilassung vor mehr als einer Woche nicht mehr erwähnt worden.
    Trotzdem gibt es aber Signale, dass Sakharov kein isolierter Einzelfall war.
    Es gibt Meldungen von der Freilassung weiterer, weniger prominenter politischer Gefangener und es gibt vor allem Hinweise, dass man den Intellektuellen und Künstlern in der Sowjetunion selbst wieder mehr Freiräume gewähren will.
    Heute melden zum Beispiel die sowjetischen Zeitungen die Ablösung des Vorsitzenden der sowjetischen Staatskommission für Filmwesen, Philipp Jarmasch, also des obersten Regierungsverantwortlichen für die gesamte sowjetische Kinoproduktion, dem man seit Jahren übermäßige Zensur und vielfältige Behinderung des künstlerischen Filmschaffens nachgesagt hat.
    Offiziell wurde die Umbesetzung mit der altersbedingten Tensionierung hier ermarscht begründet.
    Und auch wenn man den neuen Mann Alexander Kamschalow noch wenig kennt, so wird die Ablösung des staatlichen Oberzensors doch als Signal für vermehrte Vielfalt und Schaffensfreiheit verstanden.
    In dieses Bild fügen sich auch Berichte, dass Moskau jetzt versucht, zwei prominente Künstler aus dem Exil wieder nach Hause zurückzuholen.
    Der eine ist der bekannte Filmregisseur Andrei Tarkovsky, dessen berühmt gewordene Filme Solaris und Zerkaler, der Spiegel, seit einiger Zeit wieder in Moskauer Kinos zu sehen sind.
    Und der andere ist der frühere Direktor des avantgardistischen Moskauer Taganka-Theaters, Yuri Lyubimov, der vor drei Jahren die Sowjetunion verlassen hat und dann ausgebürgert worden ist.
    Und in den nächsten Tagen erwartet man auch erstmals eine größere Gruppe von 50 nach Amerika ausgewanderten ehemaligen Sowjetbürgern in Moskau zurück.
    Solche Rückwanderungen sollen offensichtlich gefördert werden.
    Nicht mehr Auswanderung, Nexil, sondern Rückkehr und ein bisschen mehr Freiheit in der Sowjetunion selbst.
    Das scheint die neue Richtung, zumindest in der Öffentlichkeitsarbeit der Sowjetführung zu sein.
    Ob die Linie auch in der sowjetischen Alltagspraxis durchgehalten werden kann, das ist noch abzuwarten.
    Und auch Andrei Sacharow hat darauf hingewiesen, dass mit seiner Freilassung allein noch lange keine neue Politik verwirklicht worden ist.
    Eine Analyse aus Moskau von Helmut Opletal.
    Es ist jetzt 12.31 Uhr und wir bringen eine Vorschau auf die zweite Journalhälfte.
    Wir werden noch einen Bericht aus Israel unterbringen, Freispruch für Ministerpräsident Shamir, dem Morde an Terroristen zur Last gelegt worden sind, respektive der Befehl dazu.
    Und außerdem bringen wir noch den außenpolitischen Rückblick auf das Jahr 1986, ein Jahr der Katastrophen und der Grenzen.
    des Machbaren.
    Vorerst aber ein Programmhinweis auf heute Abend.
    Es war ein ereignisreiches Jahr in der österreichischen Innenpolitik, das der Übermorgen zu Ende geht.
    Zwei Bundespräsidentschaftswahlgänge, eine Nationalratswahl, ein neuer Erzbischof, eine neue FPÖ-Führung, eine neue Partei im Parlament.
    War es ein Jahr der Wende oder war es nur eine Wende im Wasserglas?
    Die Salzburger Politologin Barbara Wicher sieht einen entscheidenden Aspekt.
    Ich glaube, dass die politische Substanz in Österreich abhandengekommen ist, die programmatische Substanz und die ideologische Substanz.
    Und wenn die Grünen
    eine Chance haben, gar nicht so sehr im eigenen Lager, weil dort, glaube ich, hapert es mit der Ideologie genauso, was aus verständlichen Gründen als Sammelbecken verschiedener Unzufriedener erklärbar ist, so glaube ich doch, dass einige Bereiche des politischen Alltags
    die heute so in die Experten-Ecke geschoben worden sind, es ganz gut täte, wenn man sich wieder, egal ob aus der Sozialdemokratie oder aus einem christlich-demokratischen Image heraus oder wenn die Freiheitlichen wieder darauf kommen, dass sie eigentlich sowas wie liberal sein könnten, dass man sich dort besinnen sollte, die eigene Politik zu begründen und auf eine Basis zu stellen.
    Das, was in der Zwischenzeit passiert ist, ist auch ganz ohne Persönlichkeitswahlrecht die Tatsache, dass hier sozusagen die Programme oder die Konzepte einfach durch Personen ersetzt worden sind und dass man die Österreicher im Wahlkampf
    mit Gesichtern abgespeist hat.
    Mehr von Barbara Wicher über die Wände im Wasserglas, über die ihrer Ansicht nach eher drohende Wahlrechtsreform und über die Grünen, die, so ihre Formulierung, das Gelbe im Ei auch noch nicht gefunden haben, heute um 18.30 Uhr im Programm Österreich 1 in einem Journal Panorama.
    Jetzt aber weiter in unserer Auslandsberichterstattung.
    Die Regierung Israels versucht, den Schlussstrich unter eine Affäre zu ziehen, die vor fast drei Jahren begonnen hat.
    Damals hatten vier palästinensische Terroristen einen Autobus überfallen und einige Insassen getötet.
    Zwei dieser vier Terroristen starben im Kugelhagel israelischer Soldaten, die die Geiselnahme mit Gewalt beendeten.
    Die beiden anderen starben ebenfalls, aber erst später.
    Sie wurden von den Soldaten ermordet.
    Eine Reihe von Untersuchungen sollte Licht in die Angelegenheit bringen.
    Die Schuld wurde hintereinander dem Kommandanten des Einsatzes und dann Yitzhak Shamir, derzeit Ministerpräsident, zugewiesen.
    Er wurde nun offiziell freigesprochen, wie Moshe Meisels berichtet.
    Bei der Stürmung des Busses durch israelische Kommandos wurden zwei Terroristen und eine Passagierin getötet.
    Zwei Terroristen wurden gefangen genommen und nach kurzer Zeit durch Mitglieder der israelischen Abwehr liquidiert.
    Diese Sache wurde geheim gehalten.
    Ein sich am Tatort befindender Fotoreporter hatte jedoch die zwei Gefangenen fotografiert, als sie noch am Leben waren und das Foto wurde in einer amerikanischen Zeitung veröffentlicht.
    Diese Veröffentlichung löste einen Sturm in der Öffentlichkeit im In- und Ausland aus.
    Die israelische Regierung sah sich gezwungen, eine Untersuchungskommission einzusetzen.
    Vor dieser Kommission sagten der Chef der Abwehr Abraham Shalom und führende Mitglieder der Abwehr aus und bezichtigten den Kommandeur der Kommandotruppe Brigadier Yitzhak Mordechai für die Tötung der zwei gefangen genommenen Terroristen verantwortlich zu sein.
    Der Brigadier trug zwei Jahre lang das Keilenszeichen, bis der Vize-Chef der Abwehr dem früheren Ministerpräsidenten Shimon Peres berichtete, dass es sich um einen Komplott und Irreführung der Untersuchungskommission handelte, dass Brigadier Yitzhak Mordechai unschuldig sei und der Befehl, die zwei Terroristen zu töten, vom Chef der Abwehr, Abraham Shalom, ausgegangen ist.
    Wieder gab es einen Sturm in der israelischen Öffentlichkeit, die unter anderem forderte, die Verantwortung der politischen Führung für diese Tat und diesen Komplott zu prüfen.
    Staatspräsident Chaim Herzog beschloss, den Chef der Abwehr und vier führende Mitglieder der Abwehr ohne Prozess zu begnadigen, nachdem sie ihre Schuld zugegeben hatten und aus dem Abwehrdienst entlassen wurden.
    Der Druck der Öffentlichkeit zwang jedoch die Regierung,
    den Rechtsberater der Regierung, Richter Josef Harisch, zu beauftragen, eine Untersuchung über diese Affäre durchzuführen.
    Vor diesem Untersuchungsteam beschuldigte der Chef der Abwehr, Ministerpräsident Yitzhak Shamir, die Tötung der beiden gefangengenommenen Terroristen sei mit seinem Wissen gewesen.
    Shamir wies diese Anschuldigung vor dem Untersuchungsteam entschieden zurück.
    Der 64 Seiten umfassende Ermittlungsbericht
    sprach Shamir von jeder Verantwortung frei und erklärte, dass die Anschuldigung des Abwehrchefs jeder Grundlage entbehre.
    Drei Mitglieder des Kabinetts hätten die Aussage Shamirs bestätigt und die Anschuldigung des Abwehrchefs sei daher nicht glaubwürdig.
    Da er und führende Mitglieder bereits aus dem Dienst entlassen wurden und der Staatspräsident sie begnadigt hat, werde er die Schließung der Akte verfügen.
    Ministerpräsident Shamir äußerte sich heute mit Befriedigung zum Ermittlungsbericht und erklärte, endlich wäre die Wahrheit an den Tag gekommen.
    Die Partei Shamirs der Likud jubelte und in der Arbeiterpartei herrschte Überraschung und Verwirrung.
    Einige Führer der Arbeiterpartei, darunter Parlamentsabgeordneten, erklärten, auch wenn Ministerpräsident Shamir vom Ermittlungsbericht freigesprochen wurde, müsse er die ministerielle Verantwortung tragen und zurücktreten.
    Es sieht also nicht danach aus, als ob mit der Veröffentlichung des Ermittlungsberichts bereits das letzte Wort in dieser Affäre gesprochen wurde.
    Soviel aus Israel.
    Und weil heute schon der 29.
    Dezember ist, ein Rückblick auf das zu Ende gehende Jahr.
    1986 war, unter dem Strich gesehen, ein Jahr der technischen und der ökologischen Desaster.
    Technische Katastrophen bisher ungekannten Ausmasses haben vor allem in der nördlichen Hemisphäre das vergangene Jahr entscheidend geprägt.
    Der Absturz der amerikanischen Raumfähre Challenger und der zunächst unterspielte Super-GAU im Atomkraftwerk Tschernobyl und dann der durch den Saint-Oprand in Basel ausgelöste Rhein, die Vergiftung des Rheins, haben weltweit die Zweifel an der technischen Groß-
    an den technischen Großprojekten und ihrer Beherrschung durch den Menschen drastisch erhöht.
    Dazu kamen in unseren Breitengraden noch die Probleme des Waldsterbens und der Sondermüllberge.
    Raimund Löw lässt im Folgenden noch einmal die großen Technikunfälle dieses Jahres Revue passieren.
    Die amerikanische Raumfahrtbehörde NASA hatte für 1986 viel vor.
    Das Weltraumprogramm der USA war fast vollständig auf Raumfähren, sogenannte Shuttles, umgestellt.
    Und es waren für dieses Jahr so viele Shuttle-Starts vorgesehen wie nie zuvor.
    28.
    Jänner.
    Im Raumfahrtzentrum Cap Canaveral läuft der Countdown für den Flug 51L der Raumfähre Challenger.
    Sechs Astronauten und eine gewöhnliche Bürgerin, eine Lehrerin, sind an Bord.
    In der außergewöhnlichen Kälte dieses Wintertages warten die Angehörigen auf der Zuschauertribüne.
    Es war ein Countdown in den Tod.
    Die ganze Welt sah via Fernsehen zu, wie es einen Viertelminuten später zu dem bisher schwersten Unfall in der Geschichte der bemannten Raumfahrt kam.
    In 14 Kilometer Höhe gab es eine Explosion, die Raumschiff und Trägerraketen in einen Feuerball verwandelten.
    Sieben Menschen starben und das amerikanische Raumfahrtprogramm erlebte einen schweren Rückschlag.
    Die Unfallsursache lag in einem Konstruktionsfehler der Dichtungsringe, der seit vier Jahren bekannt war.
    Jeder Shuttle-Start bei niedrigen Temperaturen ist in Wirklichkeit stets ein russisches Roulette gewesen.
    Drei Monate später kam es im ukrainischen Atomkraftwerk Tschernobyl zum Super-GAU, dem technisch nicht mehr beherrschbaren, größten anzunehmenden Unfall.
    Bereits aufgeschreckt durch Meldungen über erhöhte Radioaktivität in Schweden, erfuhr die Welt von dem Unglück in den Abendnachrichten des sowjetischen Fernsehens von Montag, dem 28.
    April.
    Von einer Havarie in Tschernobyl war lapidar in einem Kommuniqué des Ministerrats in Moskau die Rede.
    Im deutschen Dienst von Radio Moskau hörte sich die Nachricht folgendermaßen an.
    In Moskau wurde eine Regierungsmitteilung über eine Havarie im Kernkraftwerk Ternobyl in der Ukraine veröffentlicht.
    Einen Direktoren wurde beschädigt.
    Die Folgen der Havarie werden beseitigt, den Betroffenen wird Hilfe geleistet.
    Es ist die erste Havarie in den sowjetischen Kernkraftwerken.
    Eine Regierungskommission zur Untersuchung ihrer Ursachen wurde gebildet.
    An diesem Montag, dem 28.
    April, brannte der Block 4 des Atomkraftwerks Tschernobyl bereits seit zweieinhalb Tagen.
    Es dauerte Stunden, ja Tage, bis den Behörden das Ausmaß der Katastrophe bewusst wurde.
    Erst am Sonntag, dem 27.
    April, wurde mit der Evakuierung der Bevölkerung in einem Umkreis von 30 Kilometern begonnen.
    135.000 Personen waren es schließlich, die evakuiert wurden.
    Während in Skandinavien bereits 10-fache und 100-fache Werte an Radioaktivität gemessen wurden, zeigten sich die Bürger in dem 130 Kilometer vom Unfallort entfernten Kiew gegenüber westlichen Journalisten total uninformiert.
    Am Morgen des 29.
    April fand sich nicht einmal die Regierungsmitteilung in den sowjetischen Zeitungen.
    Mit Erwitterung breitete sich die radioaktive Wolke immer mehr aus.
    In den Tagen vor dem 1.
    Mai war halb Europa verstrahlt.
    Milirem und Nanokyrie spuckten durch Nachrichten und Regierungserklärungen.
    In keinem Land war man auf eine derartige Situation auch nur im Geringsten vorbereitet.
    Aus dem herrschenden Informationschaos ließen sich die Grundempfehlungen herausfiltern, kein Frischgemüse essen, Kinder nicht im Freien lassen, Kühe nicht auf die Weide treiben.
    Österreich war das im Westen am stärksten betroffene Land.
    Erst 14 Tage später ergriff der sowjetische Parteichef Michael Gorbatschow das Wort.
    Am 14.
    Mai gab er im Fernsehen vor den Bürgern seines Landes und vor der ganzen Welt das Ausmaß der Katastrophe zu.
    Guten Abend, liebe Kolleginnen und Kollegen.
    Ihr wisst alle, dass wir vor kurzem eine Schreckenslage erlebt haben.
    Eine Schreckenslage auf der Atomenergiestation in Tschernobyl.
    28 Menschen sind nach dem offiziellen sowjetischen Bericht durch den Unfall in Tschernobyl infolge von Verbrennungen und Bestrahlung ums Leben gekommen.
    Bei vielen hatten auch Knochenmarktransplantationen nicht geholfen.
    Mehrere hundert Personen kamen wegen Strahlenerkrankungen ins Spital.
    Eine Bilanz, die nichts mit den Schreckensvisionen von Atombombenexplosionen zu tun hat.
    Aber die Befürchtungen, dass es auf lange Zeit für hunderttausende genetische Folgen und ein Ansteigen der Krebserkrankungen geben wird, diese Befürchtungen kann niemand wegräumen.
    In Moskau wurde auf einem Benefizkonzert sowjetischer Rockgruppen Ende Mai für die Opfer von Tschernobyl gesammelt.
    Dass das maximale Verheimlichen von Unfällen keine Praxis ist, die auf den sowjetischen Machtbereich beschränkt ist, zeigte sich, als in der Folge von Tschernobyl in ganz Europa eine Reihe von bisher geheim gehaltenen Atomunfällen bekannt wurde.
    Die Wiederaufbereitungsanlage von Lahag war ebenso davon betroffen wie die britischen AKWs Sellafield und Hinkley Point.
    Der Zukunftsforscher Robert Jung rückblickend über die Bedeutung von Tschernobyl
    Man hat immer gesagt, Atomkraftwerke können nur in tausenden von Jahren einmal eine Panne haben oder gar einen Super-GAU erleben.
    Und in Wirklichkeit haben wir gemerkt, dass das in unserer Generation innerhalb weniger Jahre geschehen kann.
    Das ist so, wie wenn, sagen wir mal, die Menschen sich für unsterblich gehalten hätten und mit einmal würden sie erfahren, sie sind sterblich.
    Was Tschernobyl für die Atomenergie bedeutet, das wurde der Reihen für die chemische Industrie.
    Das Symbol für ein grenzüberschreitendes Desaster.
    In der Nacht zum 1.
    November brannte die Lagerhalle 956 des Basler Chemiekonzerns Sandoz nieder.
    500 Tonnen hochgiftiger, in Europa verbotene und zum Verkauf in der dritten Welt bestimmter Chemikalien explodierten.
    Eine übel riechende Wolke legte sich über die Stadt Basel und mit dem Löschwasser gelangten tonnenweise giftige Substanzen in den Rhein.
    Die Behörden und die Konzernsprecher haben beschwichtigt, es sei kein Grund zur Beunruhigung gegeben.
    Aber drei Tage später gab es eine zweite Giftwelle von Sandots in den Rhein.
    Im Windschatten des Unfalls in Basel beginnt ein Countdown sogenannter Chemieunfälle, an dessen Ende vorläufig die Umwandlung des zweitgrößten Flusses Europas in eine Industriekloake steht.
    150.000 tote Aale, gesperrte Wasserwerke und Brunnen und gravierende Mängel bei den Sicherheitsvorkehrungen in den Chemiewerken der als genau und verlässlich bekannten Eidgenossenschaft.
    In Basel demonstrierten Zehntausende gegen Verantwortungslosigkeit und Desinformation durch die Chemie-Industriellen.
    Die Basler haben die Nase endgültig voll, War-Arzt-Transferenten zu lesen.
    Immer wieder wurden Verbindungen geknüpft zur großen Giftkatastrophe im indischen Bhopal und zum AKW-Unglück in Tschernobyl.
    Am Samstag platzte eine öffentliche Diskussion im Basler Stadttheater, nachdem ein Vertreter des Kim-Konzerns Nando ins Gesicht gespuckt wurde.
    Die Podiumsteilnehmer mussten flüchten.
    Einen Monat nach Beginn der Unfallserie waren Empörung und Verunsicherung noch so groß, dass die beiden Kammern des Schweizer Parlaments zu einer Sondersitzung zusammentraten.
    Bundespräsident Alfons Egli.
    Unsere Gesellschaft ist verletzlich geworden.
    Die Verletzlichkeit kann und muss drastisch eingegrenzt und vermindert werden.
    Allein ganz zu beseitigen ist sie nicht.
    Mit dieser Tatsache müssen wir leider leben.
    Dies festgestellt, anerkennt der Bundesrat die Verdienste der chemischen pharmazeutischen Industrie.
    Robert Jung sieht die Ursachen derartiger Unfälle im System.
    Alle diese angeblich nicht vorhersehbaren Katastrophen sind vorhersehbar, wenn man sich genauer ansieht, wie leichtsinnig heute die Industrie und der Staat vorgehen, wenn es sich um technische Großprojekte handelt.
    Und dieser Leichtsinn und diese, ich möchte beinahe sagen, diese Sparwut, die von einer Profitgier mit begründet ist, mit veranlasst wird, die sind im Grunde schuld.
    Es ist nicht so sehr technisches Versagen wie menschliches Versagen und Versagen des Systems.
    Das heißt, des Systems der überhitzten Konkurrenz
    des Konkurrenzkampfes, der wichtiger ist als die Sicherheit der Menschen.
    Das Jahr endete mit Katastrophenalarm durch die Weltgesundheitsorganisation.
    Die tödliche Immunschwäche Krankheit AIDS, so die Experten in Genf, droht zum größten Gesundheitsproblem unseres Jahrhunderts zu werden.
    Schließlich gab es aber doch noch einen Triumph der modernen Technik.
    Das amerikanische Versuchsflugzeug Voyager schaffte es, ohne aufzutanken, rund um die Erde zu fliegen.
    Dementsprechend groß war der Jubel bei der erfolgreichen Landung in Kalifornien.
    Trotzdem, die Katastrophen Challenger, Chernobyl und Sundance hatten Symbolbedeutung.
    Für Robert Jung zeigen diese Beispiele ein gemeinsames Grundproblem auf.
    Wir leben zu schnell, wir leben zu stark im Kampf gegeneinander.
    Und da müssen wir fragen, was sich da ändern kann, was sich da ändern soll.
    Es muss einfach eine ruhigere Gangart eingeschlagen werden beim sogenannten Fortschritt, der zum Fortsturz geworden ist.
    Man muss wieder vorsichtiger sein, man muss voraussichtiger sein, voraussehender sein.
    Und das ist meiner Ansicht nach die Lehre, das ist das Minitekel dieses Jahres.
    Die Frage ist nur, richten sich diejenigen, die da hinschauen müssten, die da hören müssten nach diesen Warnungen.
    Ich befürchte immer noch nicht und darum meine ich, dass wir noch nicht das Ende dieser Katastrophen erlebt haben.
    Den ausführlichen Jahresrückblick 86 mit den wichtigsten Ereignissen in Innenpolitik, Außenpolitik und im Kulturleben hören Sie am Silvesterabend ab 18 Uhr im Programm Österreich 1.
    Im letzten Mittagsjournalbeitrag für heute geht es um eine neue Produktion am Serapionstheater in Wien.
    Aus einer kleinen Theatertruppe, die ab 1973 zunächst mit Kunstfiguren und Puppenaufführungen an die Öffentlichkeit trat, ist 1980 das Serapionstheater entstanden, das sich inzwischen zu einer der interessantesten Wiener Mittelbühnen entwickelt hat.
    Mit Produktionen wie »Der Gaulschreck im Rosennetz«, »Sukkubus«, »Palma Cabra«, »Dublin Paradise«, »Putt« oder zuletzt »Anima« bei den Wiener Festwochen 1986 hat sich das Ensemble im In- und im Ausland einen unverwechselbaren Ruf erworben.
    Fantasie und Imagination, oft mit unkonventionellen Mitteln veranschaulicht, sind die Markenzeichen des Serapionstheaters.
    Und das Wesen der Imagination steht auch im Zentrum der neuen Produktion »Abao Aku«, die ab 31.
    Dezember im Theaterraum am Wallensteinplatz gespielt wird.
    Hören Sie mehr dazu im folgenden Beitrag von Maria Rennhofer.
    Abauer Kuh ist eine...
    Legendengestalt aus dem 1001-Acht-Bereich, die nur ganz am Rande vorkommt, und zwar ist es das Wesen der Imagination.
    So erklärt der Leiter des Wiener Serapionstheaters, Erwin Piplitz, zunächst den Titel der neuen Produktion, der 9. seit 1980, als das Ensemble des Pupodroms seinen Namen auf Serapionstheater endete und mit einem Schlag vor ausverkauften Sälen spielte.
    Erwin Piplitz weiter,
    Das ist ein Bau, ein Kuh sitzt oder existiert am Fuß einer Wendeltreppe, die zu einem Aussichtsturm führt, von dem aus man die schönste Landschaft der Welt sehen könnte.
    Und wenn sich ein Mensch nähert diesem Aussichtern, beginnt dieses Wesen Leben zurückzugewinnen und entwickelt sich während der Mensch, die sich da etwa hinauf geht, zu seiner vollen Entfaltung, vorausgesetzt, dass der Mensch dazu imstande ist, diese Aussicht auch wahrzunehmen.
    Und danach verfällt es wieder zurück in seine vorhergehende apathische Haltung.
    Und so für mich und meine Kollegen ist das
    Eine der schönsten Umschreibungen von Ausdruck und Wahrnehmung.
    Es gibt noch ein paar weitere Bedeutungen und Wurzeln dieses Abajo Aku.
    Im Spanischen etwa kommt man durch die Einfügung von zwei Buchstaben zu Abajo Aqui, was so viel wie unten hier heißt, und auf die Situation des Serapionstheaters im adaptierten Keller auf dem Wallensteinplatz, der dem Ensemble seit 1978 als Heimstätte dient, bezogen werden kann.
    Wie aber werden all diese Aspekte auf die Bühne gebracht?
    Es geht eigentlich vor allem darum, dass eine Reihe von Menschen einen an sich nicht zahlenden öden Raum betreten, in dem sich
    etwas entwickelt.
    Es entsteht die Vorstellung dort.
    Am Anfang werden da Unmengen von Material reingeschleppt und es wird gearbeitet stundenlang.
    Und dann plötzlich, wenn das nähert sich immer mehr dem Ereignis der Vorstellung, dann geht die Kurve sehr steil, dann kommt das Publikum herein, dann springt der Funke sehr oft, nicht immer, aber sehr oft über, meist.
    Und zuletzt fällt das Ganze wieder zurück in das Klumper, dass man da hereinmarschiert.
    Man packt es wieder in den LKW oder man verlässt es, wenn man hier auch ein Suite spielt, bis zum nächsten Tag.
    Und das ist eigentlich der Wesenszug unseres Programms, aber auch ein Akku.
    Raum, Bild und Bewegung treten beim Serapionstheater als bestimmende Elemente an die Stelle der Sprache der Worte.
    Dazu kommt die Musik, die eine ganz wichtige Rolle spielt.
    Und zwar diesmal nicht, wie bisher meist, vom Band zugespielt, sondern Musik, die live vom Ensemble produziert wird.
    Das zwölfköpfige Serapions-Ensemble ist nicht nur für Darstellung und Musik zuständig.
    A Bao a Coup wurde, wie alle anderen Produktionen auch, gemeinsam erarbeitet und alle für das Spiel notwendigen Einrichtungen und Dekorationen gemeinsam hergestellt.
    Während der zwei bis drei monatigen Probezeiten hat man sich an zwölf Stunden Arbeitstage gewöhnt und einen Teil des Jahres ist die Truppe auf Tournee, vor allem in Spanien, Frankreich und Italien.
    Der wachsende Erfolg bestätigt dieses Konzept.
    20.000 Menschen haben während der Festwochen 1986 am Donauufer Anima gesehen.
    Im Sommer 1987 wird es daher eine Wiederaufnahme geben.
    Der persönliche Stil, die unverwechselbare Handschrift des Serapionstheaters, hat ein Stammpublikum geschaffen, das von Produktion zu Produktion erweitert wird.
    Erwin Piplitz?
    Es hat sich einfach so ergeben und vor allem deshalb schon, weil wir immer als
    aus einem Aspekt einer Produktion die nächste entwickeln.
    Das muss nicht immer in derselben Richtung weitergehen.
    Aber so kann also eine Situation im Anima bestimmend sein für die nächste Produktion.
    Das war's auch."
    A Bau, a Kuh hat nach Voraufführungen ab dem Silvesterabend am 6.
    Jänner offizielle Premiere.
    Soviel über die neueste Produktion am Serapionstheater in Wien.
    Zu einem Nachrichtenüberblick gebe ich jetzt am Schluss des Mittagsschornals nochmals ins Nachrichtenstudio zu Rosmarin Frauendorfer, die die Meldungen Georg Schalk-Rubers lesen wird.
    Österreich.
    Im Osten des Landes haben Sturmböen am Vormittag bis zu 120 km in der Stunde erreicht.
    Die Wiener Feuerwehr verzeichnete Rekordeinsätze.
    Im Westen des Landes herrschen nach den jüngsten schweren Schneefällen weiterhin tiefwinterliche Verhältnisse.
    Die Situation auf den Straßen ist vielfach angespannt.
    In den Bergen gibt es akute Lawinengefahr.
    In Bad Gastein konnte am Vormittag ein Mann nur noch tot aus einer Lawine geborgen werden.
    Die Wiener Berufsfeuerwehr fordert alle dienstfreien Mannschaften und Offiziere auf, sich unverzüglich auf ihre Feuerwachen zu begeben.
    Für die Nachmittagsstunden sind weitere schwere Sturmböen angekündigt und daher vermehrte Einsätze zu erwarten.
    Im Bundeskanzleramt in Wien beginnt zur Stunde die sechste Verhandlungsrunde zwischen SPÖ und ÖVP über die Bildung einer neuen Regierung.
    Bereits vor einer Woche wurden Fragen des Umweltschutzes und der Demokratiereform erörtert.
    Donnerstag und Freitag nächster Woche wollen die Verhandlungskomitees eine Klausurtagung abhalten.
    Schon vorher gibt es parteiinterne Beratungen sowie beim Bundesparteipräsidium der SPÖ als auch beim Dreikönigstreffen der ÖVP.
    Fürstgeneraldirektor Lewinsky hat heute zu den bevorstehenden Gesprächen mit dem Zentralbetriebsrat über den Abbau von Sozialleistungen Stellung genommen.
    Lewinsky sagte, es gelte etwa 400 Millionen Schilling einzusparen und meinte, es müsse ein neuer Sozialplan installiert werden, um die Folgen der Abbaumaßnahmen zu mildern.
    Als Bereiche, in denen er den Sparstift ansetzen wolle, bezeichnete Lewinsky die Treueprämie, das Jubiläumsgeld
    sowie die, seiner Meinung nach, total veraltete Abgabe von Sozialkohle.
    Die SPÖ hat ihren Neujahrsaufruf veröffentlicht.
    Darin heißt es unter anderem, Österreich sei an der Jahreswende ein moderner Industriestaat mit wachsender Wirtschaft, einer stabilen Währung und einem hohen Maß an sozialer Sicherheit.
    Weiters wird erklärt, das Land brauche einen neuen Modernisierungsschub, der alle Bereiche des Lebens erfassen müsse.
    Für den Gewerkschaftsbund bleibt die Forderung nach Arbeit vorrangiges Ziel der Politik.
    Dies ist der Kernsatz der ÖGB-Neujahrsbotschaft, die ebenfalls heute veröffentlicht wurde.
    In dem Aufruf heißt es, Arbeitslosigkeit sei zutiefst unmenschlich und eine Gefahr für die Demokratie und das Gesellschaftssystem.
    Der Vorsitzende der christlichen Gewerkschaft, Robert Lichal, spricht in seinem Neujahrsaufruf davon, dass das kommende Jahr mit dem ÖGB-Kongress eine notwendige Gelegenheit für nicht nur personelle, sondern auch inhaltliche Erneuerung bringe.
    Der österreichische Handelsdelegierte in Chicago, Heinz Seitinger, sieht für österreichische Exporte in die USA weiterhin gute Chancen.
    Seiner Meinung nach sollten sich österreichische Firmen aber mit Teilmärkten zufriedengeben, weil der gesamtamerikanische Markt zu groß sei.
    Was die Weinexporte betreffe, gelte es seiner Meinung nach, eine bestimmte Weinmarke zu propagieren, weniger jedoch das Weinland Österreich im Allgemeinen.
    In Wien beginnt heute die österreichische Pastoraltagung 1986.
    Im Mittelpunkt der dreitägigen Veranstaltung steht die Frage der Verantwortlichkeit der Laien.
    Unter dem Motto Kirche in gemeinsamer Verantwortung nehmen etwa 500 Geistliche und Laien an der Tagung teil.
    Bundesrepublik Deutschland.
    Im Sporthotel Riesersee in Garmisch-Partenkirchen ist nach der Explosionskatastrophe die Gefahr noch immer nicht gebannt.
    Nach Angaben der Sicherheitsbehörden konnte das Leck in der Gasleitung noch nicht gefunden werden.
    Die Wetteraussichten für Österreich bis heute Abend.
    Im Süden teilweise heiter, sonst aufgelockert bis stark bewölkt und an der Alpen-Nordseite einige Niederschläge.
    Schneefallgrenze um 800 Meter.
    Mit diesen Schlussnachrichten endet das Mittagsjournal am heutigen Montag, den 29.
    Dezember.
    Redaktion, Technik und Manfred Kronsteiner wünschen einen angenehmen Nachmittag.
    Auf Wiederhören.

    Beiträge dieses Journals

    Nachrichten
    Datum: 1986.12.29 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Wetterbericht
    Datum: 1986.12.29 [Sendedatum]
    Schlagworte: Natur ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Schneechaos und Sturmschäden in Österreich - Berichte aus den Bundesländern
    Mitwirkende: Fuchs, Wolfgang [Gestaltung] , Burtscher, Wolfgang [Gestaltung] , Pirchner, Wolfram [Gestaltung] , Wegscheider, Ferdinand [Gestaltung] , Meyer, Ronald [Gestaltung] , Scheid, Hans-Christian [Gestaltung]
    Datum: 1986.12.29 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    VÖEST - Generaldirektor Lewinsky über Sozialleistungen
    Interview: VÖEST-Generaldirektor Lewinsky
    Mitwirkende: Rammerstorfer, Kurt [Gestaltung] , Lewinsky, Herbert [Interviewte/r]
    Datum: 1986.12.29 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Aktivitäten um Sacharow
    Mitwirkende: Opletal, Helmut [Gestaltung]
    Datum: 1986.12.29 [Sendedatum]
    Ort: Moskau [Aufnahmeort]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Trailer Journal-Panorama: Salzburger Politologin Wicha zur österreichischen Innenpolitik
    Einblendung: Politologin Wicha
    Mitwirkende: Hauer, Ernest [Gestaltung] , Wicha, Barbara [Interviewte/r]
    Datum: 1986.12.29 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Israel: Freispruch Shamir von Terroristenmorden
    Mitwirkende: Meisels, Moshe [Gestaltung]
    Datum: 1986.12.29 [Sendedatum]
    Ort: Tel Aviv [Aufnahmeort]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Außenpolitischer Rückblick 1986
    Einblendung: Challenger-Countdown, deutscher Dienst von Radio Moskau (Tschernobyl), KPdSU-Zentralsekretär Gorbatschow, Musik, Zukunftsforscher Jungk, Demo-Atmo, Radioreportage aus Basel (Sandoz-Demo), Schweizer Bundespräsident Egli, Ankunft des Flugzeuges Voyager
    Mitwirkende: Löw, Raimund [Gestaltung] , Anonym, NASA-Mitarbeiter [Interviewte/r] , Anonym, Sprecher Radio Moskau (deutschsprachiger Dienst) [Interviewte/r] , Gorbatschow, Michail [Interviewte/r] , Jungk, Robert [Interviewte/r] , Anonym, Schweizer Radiosprecher [Interviewte/r] , Egli, Alphons [Interviewte/r]
    Datum: 1986.12.29 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Kultur: Neue Produktion des Serapions - Theater
    Einblendung: Szenenausschnitte, Theaterleiter Piplits
    Mitwirkende: Rennhofer, Maria [Gestaltung] , Piplits, Erwin [Interviewte/r]
    Datum: 1986.12.29 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten

    Katalogzettel

    Titel Mittagsjournal 1986.12.29
    Spieldauer 00:59:58
    Mitwirkende Kronsteiner, Manfred [Moderation]
    Jirkovsky, Karl [Regie] [GND]
    ORF [Produzent]
    Datum 1986.12.29 [Sendedatum]
    Schlagworte Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt
    20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ audio
    Format TKA [Tonband auf Kern (AEG)]
    Sprache Deutsch
    Rechte Mit freundlicher Genehmigung: ORF
    Signatur Österreichische Mediathek, jm-861229_k02
    Medienart Mp3-Audiodatei
    Gesamtwerk/Reihe Mittagsjournal

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    Inhalt

    Nachrichten

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    Schlagworte

    Gesellschaft , Radiosendung-Mitschnitt
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