Mittagsjournal 1987.06.20

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    Rechtliches

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    KI-generiertes Transkript

    Die Zeit in fünf Sekunden ist es 12 Uhr.
    12 Uhr.
    Hier ist der österreichische Rundfunk.
    Eine angenehme Mittagsstunde, meine Damen und Herren.
    Hier meldet sich Herbert Dobrowolny mit dem Mittagsjournal des aktuellen Dienstes.
    In den folgenden 60 Minuten gibt es Beiträge zu folgenden Schlagzeilen.
    Kanzler Wranicki nimmt zur Benja Kritik an Papst Johannes Paul II.
    und zu seinem heute beginnenden Schwedenbesuch Stellung.
    Wie kommentieren die österreichischen Tageszeitungen die Benja Äußerungen?
    In Tirol hält die österreichische Volkspartei ihren Landesparteitag ab.
    Die Tagung des Österreichischen Herzverbandes bringt erschreckende Statistiken an die Öffentlichkeit.
    Jede halbe Stunde stirbt ein Österreicher an Herzinfarkt.
    Im Journal zu Gast ist Karl Habsburg, der Enkel des letzten Kaisers, und die Kultur informiert über einen Soloabend von Edita Grubarowa im Konzerthaus.
    Zu Beginn stehen aber kompakte Informationen in Form von Meldungen.
    Für sie zeichnet Edgard Haider verantwortlich, Sprecher ist Josef Wenzlach-Natek.
    Spanien.
    Das Innenministerium in Madrid hat im Zusammenhang mit dem gestrigen verheerenden Bombenanschlag in Barcelona Dringlichkeitsmaßnahmen angekündigt, aber keine Einzelheiten genannt.
    Ministerpräsident Felipe González hat seinen Besuch in Brasilien vorzeitig beendet.
    Vor der Heimreise, sagte González in Rio de Janeiro, die spanische Regierung werde vor dem Terrorismus nicht zurückweichen, sondern weiterhin zur Bekämpfung alle Mittel ausschöpfen, die ein Rechtsstaat zur Verfügung habe.
    Sollte die baskische Separatistenorganisation ETA, wie vermutet, tatsächlich hinter dem Anschlag stehen, dann müsse sie vernichtet werden, betonte González.
    Bei der Bombenexplosion in der Tiefgarage eines Kaufhauses in Barcelona sind gestern 15 Menschen getötet und weitere 39 verletzt worden.
    Nur wenige Stunden später detonierte vor einer Bankfiliale in der nordspanischen Stadt Pamplona ein Sprengsatz.
    Ein Polizist wurde dabei am Fuß verletzt.
    Fensterscheiben in der Umgebung gingen zu Bruch.
    Österreich.
    Bundeskanzler Franitzki tritt in diesen Minuten die Reise zu einem viertägigen offiziellen Besuch in Schweden an.
    Bis morgen Abend wird Franitzki bei Ministerpräsident Ingvar Carlsson auf dessen Landssitz zu Gast sein.
    Hauptthemen der politischen Gespräche werden das Ost-West-Verhältnis, der Nord-Süd-Dialog und Wirtschaftsfragen sein.
    Der Bundeskanzler wird während seines Schwedenbesuches auch von König Karl Gustav empfangen werden.
    Heute wird zum dritten Mal in Österreich der Tag des Flüchtlings begangen.
    Innenminister Karl Blecher sagte aus diesem Anlass in einem Referat vor Schülern, auch in Zeiten der Budgetkonsolidierung dürfe Österreich nicht bei den Ärmsten der Armen zu sparen beginnen.
    Die humanitäre Flüchtlingshilfe sei ein unverzichtbares Aushängeschild des Landes.
    Für die Betreuung von Flüchtlingen sind nach Angaben Blechers heuer im Budget 444 Millionen Schilling veranschlagt.
    Seit dem Zweiten Weltkrieg hat Österreich etwa zwei Millionen Menschen Asyl gewährt.
    Auch der ÖVP-Abgeordnete Wendelin Edmeier hob heute die Leistungen Österreichs als Asylland hervor.
    Iran, Irak.
    Die irakische Luftwaffe hat heute im Abstand von 30 Minuten den iranischen Ölhafen Kharg und ein Schiff in der Nähe der iranischen Küste angegriffen.
    In einem in Bagdad veröffentlichten Militärkommuniqué ist von einem bedeutenden Seeziel die Rede.
    Damit wird in der offiziellen Sprache des Iraks üblicherweise ein Tanker umschrieben.
    Eine Bestätigung von anderer Seite liegt dazu nicht vor.
    Seit der Beschiessung der amerikanischen Fregatte Stark ist dies die erste Meldung über einen Angriff auf einen Tanker.
    Der Kommandant und zwei hohe Schiffsoffiziere der Fregatte Stark sind ihrer Posten enthoben und in die USA zurück beordert worden.
    Die Fregatte war am 17.
    Mai von irakischen Kampfflugzeugen im Persischen Golf mit Raketen angegriffen worden, wobei 37 amerikanische Matrosen ums Leben kamen.
    Die nunmehrige Ablöse der drei Offiziere wird mit mangelnder Zuverlässigkeit begründet.
    Ob sie sich vor einem Kriegsgericht verantworten müssen, steht noch nicht fest.
    Eine Entscheidung darüber liegt bei Verteidigungsminister Weinberger.
    Die Untersuchungskommissionen des Kongresses in Washington im Iran-Kontraskandal haben dem früheren Sicherheitsratsmitarbeiter Oliver North beugehaft angedroht.
    Wie die Zeitung Washington Post berichtet, wurde North aufgefordert, bis zum kommenden Dienstag seine persönlichen Notizen über die Affäre herauszugeben.
    Sollte dies nicht geschehen, müsse er mit der Verhaftung rechnen.
    Die Existenz von persönlichen Aufzeichnungen Norths wurde durch die Aussage seiner früheren Sekretärin vor den Untersuchungsausschüssen bekannt.
    Südkorea.
    In zahlreichen Städten des Landes kommt es weiterhin zu Zusammenstössen zwischen Demonstranten und der Polizei.
    In Seoul lieferten buddhistische Mönche und Polizisten einander eine 20 Minuten dauernde Straßenschlacht.
    Schwere Zusammenstöße und Massendemonstrationen werden auch aus fast allen anderen größeren Städten Südkoreas gemeldet.
    Aus Regierungskreisen wurde bekannt, dass Präsident Chan Doo-hwan demnächst darüber entscheiden wolle, ob zur Beendigung der Unruhen hart durchgegriffen werden soll oder ob stattdessen Zugeständnisse gemacht werden.
    Indien.
    Bei einem Giftgasunglück in der nordindischen Stadt Meerut sind heute eine Person getötet und mindestens 86 verletzt worden.
    Nach Darstellung der Behörden trat aus einem Wassertank in einem Armeelager Chlorgas aus.
    Der Unfall ist vermutlich durch Unachtsamkeit des für die Trinkwasser-Zapfstation zuständigen Personals entstanden.
    Ein Teil der mit Verätzungen ins Krankenhaus gebrachten Personen musste stationär behandelt werden.
    1984 waren bei einem Giftgasunglück in Bhopal 2000 Menschen ums Leben gekommen.
    Hunderttausende Betroffene warten noch heute auf Entschädigung wegen damals erlittener Verletzungen.
    Sowjetunion.
    Auf dem Testgelände von Semipalatinsk in Kasachstan ist heute der siebente unterirdische Atomtest der Sowjetunion in diesem Jahr durchgeführt worden.
    Die amtliche Nachrichtagentur TASS berichtete, wie auch in den anderen Fällen, der Versuch habe der Perfektionierung der militärischen Technologie gedient.
    Die Sprengkraft wird nicht genau angegeben.
    Die USA haben in der vergangenen Woche ebenfalls ihren siebenten Nuklearversuch dieses Jahres vorgenommen.
    USA.
    Im Jahre 1985 sind weltweit 900 Milliarden Dollar für die Rüstung ausgegeben worden.
    Die Rüstungsaufwendungen stiegen damit gegenüber 1984 um 3,7 Prozent.
    Dies sind die wichtigsten Angaben einer Studie, die von der amerikanischen Behörde für Rüstungskontrolle und Abrüstung veröffentlicht worden ist.
    Demnach beträgt der Anteil der Sowjetunion an den globalen Rüstungsausgaben 31 Prozent, jener der USA 28 Prozent.
    Wichtigster Waffenimporteur war im Jahre 1985 der Irak.
    Das waren die Meldungen.
    Die Wetterlage?
    Eine flache, aber ausgedehnte Tiefdruckrinne erstreckt sich von Skandinavien über Mitteleuropa bis in den westlichen Mittelmeerraum und bestimmt das Wetter in Österreich.
    Die Wetteraussichten bis morgen früh, veränderliche, vielfach auch starke Bewölkung und regional Regen, teilweise auch gewittrige Regenschauer.
    Mäßiger Wind, Nachmittagstemperaturen 14 bis 18, Frühtemperaturen morgen 8 bis 14 Grad.
    Die Wetteraussichten für morgen Sonntag weiterhin unbeständiges und für die Jahreszeit zu kühles Wetter.
    Veränderliche, teilweise auch starke Bewölkung, wiederholt Regen und teils gewitterige Regenschauer.
    Mäßiger westlicher Wind, Tageshöchsttemperaturen am Sonntag 14 bis 19 Grad.
    Das Wetter über morgen Montag keine wesentliche Änderung.
    Einige sonnige Abschnitte, doch teilweise auch stark bewölkt und anhaltend hohe Gewitter- und Schauerbereitschaft.
    Die Messwerte von 12 Uhr Mittag.
    Wien bedeckt 16 Grad, Südostwind 15.
    Eisenstadt bedeckt leichter Regen, 16 Grad, Südwind 10 Kilometer in der Stunde.
    St.
    Pölten bedeckt leichter Regen, 17 Grad.
    Linz bedeckt leichter Regen, 15, Westwind 10.
    Salzburg bedeckt leichter Regen, 13.
    Innsbruck wolkig, 17 Grad.
    Bregenz ebenfalls wolkig bei 17 Grad.
    Graz bedeckt, leichter Regenschauer 16 und Klagenfurt bedeckt, leichter Regen bei 14 Grad.
    Zwölf und zehn Minuten ist es jetzt.
    Die Mitte der Woche bekanntgegebene Einladung für Kurt Waldheim zu einem Staatsbesuch in den Vatikan hat nicht nur Proteste ausländischer jüdischer Organisationen ausgelöst, sondern auch zu einer innenpolitischen Kontroverse geführt.
    ÖGB-Präsident Anton Benni hat nämlich in Israel erklärt, er sei von der Entscheidung des Papstes enttäuscht.
    Johannes Paul II.
    habe nun zum zweiten Mal nämlich neben seiner Polenreise für Unruhe gesorgt.
    Außenminister Mock kündigte scharfe Worte gegen Benni an und auch andere ÖVP-Spitzenpolitiker ließen politisch-rhetorisch kein gutes Haar am ÖGB-Präsidenten.
    Von Seiten der Sozialisten gab es keinerlei Reaktionen zur Benja-Kritik am Papst.
    Heute nun reist Kanzler Wranitzki zu einem offiziellen Besuch nach Schweden und vor seinem Abflug aus Wien antwortete der Kanzler dem ORF auf dementsprechende Fragen.
    Die Äußerung des Präsidenten Benja hat bei vielen Leuten Unverständnis hervorgerufen, insbesondere weil sie aus dem Ausland getätigt worden ist, aber
    Ich glaube, man muss auch, um ein bisschen die Sachen ins rechte Licht zu rücken, schon auch festhalten, wenn ein Papst, so wie der derzeit im Amt befindliche, sich selber, ganz im Gegensatz zu seinen vielen Vorgängern, in die erste Reihe der Öffentlichkeit stellt, dann wird ein österreichischer Spitzenpolitiker
    dazu Stellung nehmen können und wird der, der so stark in der Öffentlichkeit agiert, zur Kenntnis nehmen müssen, dass auch er Zielscheibe von Vorbehalten oder Kritik sein kann.
    Heißt das, dass Sie die Kritik Benjas teilen?
    Ich meine nicht, dass sich die Kritik Benyars im Einzelnen teile, wie wohl so manches, was er gesagt hat, nicht unzutreffend ist.
    Ich meine aber, dass vor allem die Leute in Österreich, die jetzt mit großen Dreschflägeln auf Benyar losschlagen, sich auch überlegen sollten,
    Also die Frau Hubinek, der Herr Busek und ein paar andere, die da nicht laut genug sein konnten, sich auch überlegen sollten, dass Benja im Laufe der vielen Jahrzehnte seiner politischen Tätigkeit
    Immer wieder willkommen war auch von der rechten Reichshälfte, wenn es darum ging, schwierige Situationen in der Arbeitswelt, schwierige Situationen bei den Sozialpartnern zu meistern, wenn er moderat und klug und mit viel Überblick und manchmal sehr unter Kritik seiner eigenen Leute das Staatsganze in den Vordergrund gestellt hat, wenn das alles so war und das war so, dann mögen sich die Hubenecks, Bussecks und ähnliche
    einmal überlegen, ob sie alle miteinander jemals das auf die Waagschale bringen können, was Peña allein getan hat.
    Präsident Peña meinte, dass dieser Besuch zu einem späteren Zeitpunkt besser gewesen wäre, besser verschoben worden wäre.
    Sind Sie auch dieser Meinung?
    Man hat sich von der Präsidentschaftskanzlei her bemüht, einen Besuch des Herrn Bundespräsidenten im Vatikan zustande zu bringen.
    Dieser Besuch kommt nun zustande,
    er soll stattfinden, er ist vereinbart, und auch wenn die Zeit zwischen der Bekanntgabe und dem tatsächlichen Absolvieren des Besuchs eine untraditionell kurze ist, braucht man jetzt an der Zeit da nicht mehr sehr viel herumzudeuteln, jetzt soll der Besuch stattfinden, er geht in Ordnung, die Einladung steht, soll absolviert werden.
    Was halten Sie von der Einladung des Papstes persönlich?
    Ganz allgemein meine ich, dass es ein Zeichen dafür ist, dass der Vatikan ganz offensichtlich nicht sich der Haltung anderer Staaten anschließt, gewisse Vorbehalte gegen den österreichischen Bundespräsidenten zu haben.
    Das ist sicherlich ein wichtiges Signal für Österreich.
    Ich würde aber da, was in den letzten Tagen auch geschehen ist, nicht mehr hineingeheimsen als drinnen ist.
    Es ist das, die Einladung eines Staatsoberhauptes an ein anderes und wir begrüßen diese Einladung.
    Es kann aber nicht so sein, wie hier interpretiert wurde, eine Geste des Papstes, um sich mit Österreich zu versöhnen.
    Ist das jetzt eine leise Kritik an Außenminister und Vizekanzler Mock, der ja erklärt hatte, das sei eine Geste gegenüber den Christen Österreichs und gegenüber Österreich, diese Einladung?
    Nein, lassen Sie mich es noch einmal sagen, es ist doch keine Kritik an MOK.
    MOK hat sich sehr bemüht, um das Zustandekommen dieser Kontakte zu unterstützen.
    Das ist jetzt ein wichtiger diplomatischer Schritt.
    Ich bin dafür, dass er so stattfindet wie geplant.
    Aber es ist keine Einschränkung der Wichtigkeit dieses Besuches, wenn ich hinzufüge, dass die vielen Diskussionen, die in anderen Teilen der Welt darüber nun entstanden sind, ja letztendlich für uns eine Aufgabe mit sich bringen, die wir vor wenigen Jahren noch nicht zu erfüllen hatten.
    Niemand hat früher einmal
    sich damit auseinanderzusetzen gehabt, dass Österreich nun international von manchen, nicht von allen, in eine Ecke gerückt ist, wo wir nicht sind und dort auch nicht hingehören.
    Und wenn uns manche in dieser Ecke haben wollen, dann müssen wir uns wehren.
    Und wehren heißt auch, jetzt alle Kräfte zusammenzufassen und zusammenzurücken.
    Aber, um das auch gleich zu sagen, unter Betonung der klaren Distanzierung von jeder Art von Antisemitismus oder irgendwelchen neofaschistischen Überlegungen.
    Dort sind wir nicht, dort gehören wir nicht hin.
    Dort haben wir über Jahre und Jahrzehnte klar gemacht, dass
    das nicht ein politischer Inhalt unseres Landes ist.
    Und wenn jetzt da und dort über Filme oder über Fernsehsendungen im Ausland oder über Zeitungsberichte solcher Eindruck entsteht, dann muss man halt dagegen kämpfen.
    Und je rascher und je energischer und je geschlossener wir das tun, umso besser.
    Wenn Österreicher denken an Beziehungen zu Schweden, denkt man an den Tragen?
    Wird es auch um die Frage Tragen gehen?
    Ja, ich rechne schon damit, dass dieses Thema besprochen werden wird.
    Aber es wird besprochen werden in einer Art und Weise, wie halt etwas besprochen wird, das im Laufen ist.
    Die Verträge sind geschlossen.
    Das österreichische Bundesheer bereitet sich vor auf die Übernahme.
    Und die Gegengeschäfte, die mit den Schweden vereinbart worden sind, laufen plangemäß, in gewisser Hinsicht sogar über Plan.
    Also das wird es zu bestätigen geben.
    Probleme sehe ich keine dabei.
    Die Fragen an den Kanzler richteten Kardinal Amon und Raimund Löw.
    Die Diskussion um die Reise von Bundespräsident Waltham nach Rom findet natürlich auch ihren niederschlagenden Kommentar an österreichischen Zeitungen.
    Vor allem die Äußerungen von ÖGB-Präsident Benja in Israel sind Anlass zu häufig kritischen Sätzen der Kommentatoren.
    Franz Simbürger hat die Presseschau dazu zusammengestellt.
    Am schärfsten formuliert die Kritik an den Aussagen Benjas erwartungsgemäß das ÖVP-Organ Neues Volksblatt.
    Unter dem Titel Der Protest geht Peter Klar zunächst generell mit Kritik an der Waldheimreise ins Gericht.
    Und dann weiter.
    Eine Sonderstellung nimmt die unverständliche, feige und dazu von nicht besonderer Intelligenz geprägte Erklärung des derzeit in Israel weilenden Ex-Parlamentspräsidenten und noch Gewerkschaftschefs Anton Benja ein.
    Anstatt aufklärend zu wirken und zu explizieren, goss er Öl ins Feuer und brachte sogar die Beziehungen zwischen der atheistischen polnischen Staatsführung und dem Heiligen Stuhl ins unschöne Spiel.
    Thomas Kurherr in der Wiener Tageszeitung Die Presse sieht vor allem innenpolitische Auswirkungen der Äußerungen Benjas.
    Kurherr schreibt, dieses Land geht derzeit durch eine der schwierigsten Perioden der jüngeren Geschichte und wenn dann ein Spitzenfunktionär, wie es Anton Benja noch immer ist, im Ausland in den Chor der Hasser einstimmt, ist dies mehr als ein politischer Missgriff.
    Noch gibt es Reste des Grundkonsenses, auf dem 1945 die Neugründung der Republik fußte.
    Es dürfen nicht auch noch diese Reste getilgt werden.
    Anton Benja, ein verdienter alter Politiker, hat leider damit begonnen.
    Im Kurier findet sich auf Seite 1 ein mit RAU gezeichneter Kurzkommentar unter dem Titel »Verrückt«.
    Der Autor ist der Meinung, der Fall Waldheim lasse bei vielen jede Vernunft vergessen.
    Und so Anton Benja liest man, »Jeden Sinn für das Maß verloren hat auch ÖGB-Präsident Benja, der die Einladung des Papstes unverständlich nennt.«
    Für Kurt Vorhofer in der Kleinen Zeitung sind Benjas Aussagen nicht überraschend.
    Der ÖGB-Chef sei ein Vertreter jenes konservativen Ordnungsdenkens, das da lautet, Ruhe ist die erste Gewerkschafterpflicht, schreibt Vorhofer.
    Und auf dieser Linie, dem Ruhe halten, liege eben auch Benjas Aussage zur Waldheimreise nach Rom.
    Das Parteiorgan der KPÖ, die Volksstimme, greift in einem mit EF gekennzeichneten Kommentar die gestrige Schlagzeile des ÖVP-Organes Neues Volksblatt auf.
    Diese hatte ja gelautet, Juden fallen wegen Einladung Waldheims über dem Papst her.
    Das sei beinahe eine Pogromstimmung, heißt es in der Volksstimme.
    Jedenfalls werde Hass heraufbeschworen.
    Und weiter,
    Hass ist allenfalls ein schlechter Ratgeber.
    Kritik an der Papstaktion sollte wohl erlaubt sein.
    Selbst Benja hat sie nicht gut geheißen.
    Fehlt gerade noch, dass er sich als Jude Benja auf den Titelseiten hiesiger Blätter findet.
    Abschließend noch ein Blick in das SPÖ-Organ Neue AZ.
    Georg Hoffmann-Ostenhof spricht im Zusammenhang mit dem Waldheim-Besuch in Rom von einem peinlichen Gast.
    Peinlich für den Papst, meint Hoffmann-Ostenhof.
    Kein Zweifel.
    Waldheim ist nicht annähernd so monströs wie viele derer, mit denen der Vatikan Kontakt pflegt.
    Aber die Zusammenkunft Waldheim-Wojtyla berührt den Nerv der katholischen Kirche und des Christentums.
    Es geht um die Beziehung zu den Juden.
    Kaum vernarbte Wunden brechen auf.
    Der Papst ist in eine höchst peinliche Situation geraten.
    Es ist jetzt 12.20 Uhr.
    Die ÖVP Tirol hält heute ihren Landesparteitag ab.
    Wichtigstes Ereignis dabei ist der Wechsel an der Spitze der Tiroler Volkspartei.
    Landeshauptmann Alois Bartl wurde mit 97% der Stimmen zum neuen Tiroler Parteiabmann bestellt.
    Das Hauptreferat beim Parteitag hält ÖVP-Hauptmann Alois Mock.
    Hören Sie dazu einen Bericht von Wolfgang Schopper vom Landesstudio Tirol.
    Geschlossenheit war der Grundthema des heutigen Tiroler ÖVP-Landesparteitags.
    100 Tage nach seinem Amtsantritt als Landeshauptmann, damals war er noch einer von drei Kandidaten, wurde Dr. Alois Partl heute mit fast 97% der Delegiertenstimmen zum Wallnöfer Nachfolger auch als ÖVP-Landesparteiobmann gewählt.
    Partl unterstrich die österreichweit herausragenden Leistungen des Landes, unter anderem in den Bereichen Arbeitsplätze und Wohnbau, und kam dann auf das Hauptproblem, die Transitbelastung, zu sprechen.
    Unser Ziel ist ein Basistunnel für die Bahn unter dem Brenner und eine Hangtunnel- bzw.
    Unterflurtrasse durch das Unterrindtal, den Menschen zumutbar und nicht stören und trotzdem unser Land angebunden an die internationale Entwicklung.
    Eine solche Linienführung würde nicht nur den Nord-Süd-Verkehr, sondern auch den Ost-West-Verkehr aufnehmen und damit einen doppelten Nutzen haben.
    Der Bau der bahnmäßigen Umfahrung von Innsbruck und Hall muss ein Teil dieses Gesamtkonzeptes sein und soll möglichst bald beginnen.
    Eine Grundsatzentscheidung in dieser Richtung ist bereits gefallen.
    Die Bundesbahn
    und das Verkehrsministerium, die Bundesregierung und nicht zuletzt unter dem starken Einfluss von Alex Mock hat unsere Vorstellungen in dieser ersten Stufe bereits aufgenommen.
    Die Finanzierung der neuen Transitbahn durch Tirol, besonders des Brenner Basistunnels, kann naturgemäß nicht aus den Steuergeldern oder aus den Budgets erfolgen.
    Das ist mir klar, sondern muss durch Mobilisierung von privatem Kapital über Geldmarkt erfolgen.
    Schließlich muss eine solche Bahnlinie
    die zu den europäischen Hauptachsen zählt.
    Eine solche Bahnlinie, die in Zukunft 20 oder 30 Millionen Gütertonnen pro Jahr befördert, sich selbst finanzieren können.
    Und ich denke in diesem Zusammenhang auch daran, dass wir in Tirol einen Verkehrsträger haben mit der Brenner Autobahn, die 700 Millionen Schilling in unserem Jahre im Lande verdient.
    Und auch wäre es keine Schande,
    wenn ein Teil dieses Geldes in die neue Bahn hineinginge.
    Ich glaube, das könnten wir uns alle gemeinsam vorstellen.
    Und das wäre auch bereits ein Schritt in diese Richtung.
    Soweit Alois Partl.
    Geschlossenheit aber nicht nur auf Landesebene, sondern auch Schulterschluss mit Bundespräsident Waldheim und dem innerparteilich nicht unumstrittenen Vizekanzler und Bundesparteiobmann Alois Mock.
    Mock seinerseits versprach weiterhin gemeinsame Südtirol-Politik und Bundesunterstützung im Tiroler Transitkampf.
    Zum Abschluss des Tiroler ÖVP-Landesparteitags wurde schließlich Altlandeshauptmann Eduard Wallnöfer zum Ehrenobmann ernannt.
    Berichterstatter bei Wolfgang Schopper.
    Die Kraftwerksdiskussion kennt seit den Beschlüssen der Regierung in Pertisau keine Pause.
    Fast täglich melden sich Kritiker oder Befürworter des weiteren Donauausbaus zu Wort.
    Skeptisch etwa hat sich gestern die zweite Nationalratspräsidentin Marga Hubenegg von der ÖVP geäußert.
    Aber die Entscheidungen werden, wenn einmal Projekte vorliegen, vor allem in Niederösterreich getroffen werden.
    Am Wort ist also Landeshauptmann Siegfried Ludwig.
    Im Gespräch mit Manfred Steinhuber bekennt sich Ludwig ausdrücklich zum weiteren Ausbau der Donau, will sich aber noch nicht auf konkrete Standorte festlegen.
    Ich glaube, über konkrete Standorte heute schon zu reden wäre verfrüht.
    Heißt das, dass Sie der Meinung sind, dass die Beschlüsse der Regierung, die ja ganz konkret für die Donau-2-Standorte nennen, etwas zu früh gekommen sind?
    Ich glaube, die Bundesregierung hat die Absicht geäußert, sie möchte die Donau
    zwischen Wien und der Staatsgrenze weiter ausbauen und hat zwei Standorte genannt.
    Und nun soll man, glaube ich, diese Standorte echt konkretisieren und untersuchen.
    Und erst wenn diese Untersuchungsergebnisse vorliegen, dann soll man auch konkret sagen, ja, hier wird ein Kraftwerk errichtet.
    Egal welcher Standort von der DOKW dann als Projekt eingereicht wird, für jedes Kraftwerk an der Donau gibt es eine rechtliche Hürde.
    Das ist das vorbildliche Niederösterreichische Naturschutzgesetz und die Verordnungen, mit denen die Landschaftsschutzgebiete festgelegt sind.
    Nun wird vermutet, Niederösterreich könnte versuchen, diese Hürde zu überwinden, indem das Naturschutzgesetz geändert wird.
    Denken Sie daran?
    Das Naturschutzgesetz besteht und soll in dieser Form auch beibehalten bleiben.
    Wenn es aber zur Errichtung eines Nationalparks kommt und gleichzeitig zur Fixierung von einem oder mehreren Standorten für ein Kraftwerk, dann werden wir ein eigenes Nationalparkgesetz schaffen.
    Und in diesem Gesetz müssen die Bedingungen fixiert sein.
    Die Verordnungen, mit denen die Landschaftsschutzgebiete festgelegt sind, müssten allerdings für die Flächen, die für ein Kraftwerk oder für einen Nationalpark notwendig sind, aufgehoben werden.
    Wenn ein Gesetz für gewisse konkrete Sachen beschlossen wird, dann würde automatisch manches dann vielleicht zu ändern sein.
    Allerdings, diese Verordnungen beruhen ja auf einem internationalen Übereinkommen.
    Man würde sich mit so einer Entscheidung doch auch von internationalem Recht verabschieden.
    Ich glaube, das Land Niederösterreich und die Republik Österreich sind ein Rechtsstaat.
    Wir stehen auf bestehendem Recht.
    Aber sämtliche Gesetze sind keine Evangelien.
    Wenn man glaubt, dass es im Interesse der Bevölkerung, im Interesse des Landes notwendig ist, ein neues Gesetz zu schaffen, dann werden wir sicher, wenn alle Untersuchungen abgeschlossen sind, ein derartiges Gesetz auch schaffen.
    Wenn man für ein Kraftwerk und einen Nationalpark die einmal als schützenswert erkannte Landschaft und durch Verordnung zu Landschaftsschutzgebieten erklärte Landschaft verändert, dann stellt sich doch die Frage, ist sie heute nicht mehr schützenswert?
    Ich glaube, in Niederösterreich haben wir bewiesen, dass wir die Umwelt schützen, die Natur erhalten wollen, um künftigen Generationen auch eine unverbrauchte Natur weiterzugeben.
    Trotz einer enormen Industrialisierungsphase in den letzten Jahrzehnten ist Niederösterreich auf dem Gebiet des Natur- und Umweltschutzes, glaube ich, führend und wir werden alles daran setzen, dass es auch keine Zerstörung gibt.
    Daher soll man jetzt die Fachleute untersuchen lassen, soll diese Untersuchungsergebnisse abwarten und wenn diese Untersuchungsergebnisse vorliegen, dann soll man konkret sagen, was man für die Zukunft in diesem Land und an der Donau tun soll.
    soll und tun wird müssen.
    Und daher ist, glaube ich, jede Vermutung heute verfrüht, wenn jemand sagt, Wildungsmauer kommt, Wildungsmauer kommt nicht, Petronell kommt, Petronell kommt nicht, Wolfsteil kommt, Wolfsteil kommt nicht.
    Also ich glaube, man soll hier die Nerven bewahren und soll trachten, dass man konkrete Fachgutachten zur Hand bekommt und dann anhand dieser Gutachten die Diskussionen führt.
    Alles in allem, abgesehen vom konkreten Standort, doch ein recht kräftiges Jahr zum weiteren Ausbau.
    Ein kräftiges Jahr zum Ausbau der Donau, denn ich habe auch die Haushalte, die Familien und die Wirtschaft in unserem Lande zu sehen und daher zu trachten, dass kostengünstigste Energie produziert wird.
    Manfred Steinhuber im Gespräch mit Landeshauptmann Siegfried Ludwig.
    Trotz der Horrormeldungen, die uns über die Immunschwäche, Krankheit, Aids und verschiedene Katastrophen wie Tschernobyl immer wieder erreichen, ist die Gesundheit der Bevölkerung in Österreich in erster Linie noch immer durch die Herz-Kreislauf-Erkrankungen bedroht.
    Während in den letzten zwei Jahren 68 Patienten an Aids gestorben sind, sterben jährlich in Österreich Tausende an einem Herzschlag.
    Die medizinische Versorgung der Herz-Kreislauf-Erkrankten stand heute Vormittag im Mittelpunkt einer Tagung des Österreichischen Herzverbandes in Graz, einer Tagung, von der sich Hans-Christian Scheib nun meldet.
    Die Zahlen sind erschütternd.
    Alle siebeneinhalb Minuten erleidet ein Mensch in Österreich einen Herzinfarkt.
    Alle 33 Minuten stirbt ein Österreicher an den Folgen eines Herzinfarktes.
    Das heißt, 60.000 Menschen haben jährlich einen Herzinfarkt, 9000 Menschen sterben daran.
    Österreich verzeichnet weltweit die höchste Sterblichkeitsrate und geht in anderen Ländern die Zahl der Herzinfarkte zurück, so steht Österreich nach wie vor mit Steigerungsraten da.
    Während in den Vereinigten Staaten die Zahl an Infarktpatienten um 25 Prozent zurückging, nahm sie in Österreich im gleichen Zeitraum um 4,7 Prozent zu.
    Durch die Zahl der Herz-Kreislauf-Erkrankungen entsteht Österreich nach Schätzungen gegenwärtig ein volkswirtschaftlicher Schaden von 42 Milliarden Schilling jährlich.
    Im klassen Gegensatz zu diesen Zahlen steht in Österreich die kardiologische Versorgung der Bevölkerung.
    Das veranlasste heute den Grazer Kardiologen, Universitätsprofessor Dr. Werner Klein, den Leiter der Kardiologie der Medizinischen Universitätsklinik Graz, Alarm zu schlagen.
    Manche Patienten könnten gerettet werden, wenn die Versorgung besser wäre.
    Beim akuten Herzinfarkt, wenn wir innerhalb von drei bis vier Stunden
    in den Griff bekommen, also wenn er ins Spital kommt und wenn wir ihn behandeln können adäquat, dass wir den Herzinfarkt praktisch rückgängig machen können.
    Nur erfordert das,
    die Möglichkeit, jeden Patienten in eine Klinik zu bringen, in der die Möglichkeiten gegeben sind, dass man sofort eine Auflösung des Thrombus macht, eine Darstellung der Herzkranzgefäße und eine Beseitigung dieser Herzkranzgefäßeinengung.
    Das ist in Österreich also zum gegenwärtigen Zeitpunkt völlig undenkbar und einfach unmöglich.
    In den USA hingegen und in vielen anderen Ländern versucht man durch eine entsprechende Einrichtung der Klinik mit Herz-Katheter-Laboratorien, dieses Problem besser in den Griff zu bekommen.
    Und was vor der Hand, also
    ein wesentlicher Vorteil wäre, wenn wir mehr Herzkatheterplätze, mehr angiografische Laboratorien in unseren kardiologischen Abteilungen und Kliniken hätte."
    Konkret heißt es auch, dass in Österreich jährlich 22.500 Untersuchungen der Herzkranzgefäße erforderlich wären, tatsächlich aber nur 5.400 Untersuchungen durchgeführt werden.
    Noch drastischer sind diese Verhältnisse bei den Aufdehnungen der Herzkranzgefäße.
    Hier wird nicht einmal jede fünfte erforderliche Aufdehnung in Österreich vorgenommen.
    Einmal mehr spricht der Mediziner Prof. Dr. Klein aber den Österreichern selbst ins Gewissen, was die Infarktvorbeugung betrifft, wenn er meint,
    Es ist mir bewusst, dass in Österreich der Verzicht auf das Wiener Schnitzel, der Verzicht auf die Stelze und der Verzicht auf das Gläschen sicherlich ein sehr schwieriges Unterfangen ist.
    Diesbezüglich könnte sicherlich sehr viel von der Bevölkerung selbst unternommen werden.
    Eine vernünftigere Lebensweise mit mehr körperlicher Bewegung, mit ausgeglichener Lebensweise, mit einer vernünftigen Ernährung, dem Abstellen des Nikotinkonsums, der erschreckend ist.
    Wenn Sie sich das anschauen, wie viele junge Leute heute wieder rauchen, die das eigentlich alles wissen müssten und gehört haben müssten, dann ist das tatsächlich erschreckend.
    Also von dieser Seite könnte der Patient sozusagen selbst etwas tun oder die Bevölkerung selbst etwas tun.
    Der Mediziner ergänzte noch, dass in jüngster Zeit durch zu großen Alkoholkonsum bei vielen Menschen in Österreich alkoholische Herzmuskelschäden beobachtet wurden, die in letzter Konsequenz den Tod an Herzversagen zur Folge hätten.
    Hans-Christian Scheidt berichtete von der Tagung des Österreichischen Herzverbandes in Graz.
    Es ist jetzt 12.33 Uhr, drei Minuten nach halb eins.
    Im Journal zu Gast ist heute ein Habsburger und zwar der 25-jährige Karl Habsburg, ältester Sohn von Otto Habsburg und damit künftiger Chef des Hauses Habsburg.
    Der Enkel des letzten Kaisers von Österreich-Ungarn, Karl zieht es in die Politik, getreu seinem Vorbild, seinem Vater Otto.
    der im Europarat in Straßburg ein Abgeordnetenmandat der Bayerischen CSU inne hat.
    Karl Habsburg möchte aber in Österreich politisch tätig werden.
    Wie, weiß er selbst noch nicht genau.
    Vorläufig ist er in der österreichischen Paneuropabewegung aktiv.
    1981 war Karl Habsburg vom bayerischen Pöcking nach Salzburg übersiedelt.
    Einerseits um seinen Wehrdienst abzuleisten, andererseits um hier Jus zu studieren.
    Der Leutnant der Reserve reist mittlerweile in der Welt und in Österreich umher und hält Vorträge.
    Vorwiegend über sein Lieblingsthema Europa.
    Mit Karl Habsburg-Lothringen sprach Ulrich Brunner.
    Herr Habsburg, ich hoffe, Sie nehmen es mir, einem überzeugten Republikaner, nicht übel, dass ich Sie so anrede.
    Ich stelle die Frage deshalb, weil mir aufgefallen ist, bei der Suche nach einem Interviewtermin mit Ihnen, hat man im Büro der Pan-Europa-Union gesagt, der Erzherzog Karl kommt nächste Woche nach Wien.
    Also, in Ihren Kreisen spricht man Sie mit Erzherzog an oder kaiserliche Hoheit?
    Ich muss ehrlich sagen dazu, es ist mir völlig egal, wie man mich anspricht.
    Ich bin hier ein Österreicher Karl Habsburg.
    Ich weiß, ich war beim Bundesheer.
    Da hat sich das auch ergeben, dass ich selbstverständlich da Dienstgrad Habsburg war.
    Mir ist es absolut egal, wie man mich anspricht.
    Gefreiter Habsburg und dann jetzt bitte Leutnant Habsburg.
    Es ist mir wirklich ganz egal, wie man mich anspricht.
    Sie wehren sich aber auch nicht dagegen, wenn einer Sie mit dem Titel Erzherzog belegt.
    Ich glaube, das würde einen derartigen Aufwand schaffen.
    Ich wehre mich nicht dagegen.
    Herr Habsburg, Ihr deklariertes Ziel ist es, in die Politik zu gehen.
    Sie haben das schon vor Jahren angekündigt.
    Mittlerweile reisen Sie viel mit Vorträgen herum in Österreich, im Ausland.
    Wollen Sie noch immer in die Politik gehen?
    Ich stehe nach wie vor dazu.
    Es war so, ich komme aus einem politischen Haus, mein Vater ist ja im Europäischen Parlament.
    Es ist ganz klar, dass sich schon von frühester Kindheit an im Grunde genommen das Interesse für Politik geregt hat, weil einfach die Gespräche zu Hause sich immer um diesen Themenbereich herum gedreht haben.
    Und ich habe niemals zu viel davon bekommen können.
    Ich war also immer sehr begeistert von dieser Idee, seit ich also mit sechs oder sieben Jahren eben die Vorstellung aufgegeben habe, ich weiß nicht was, Lokomotivführer oder Raumfahrer zu werden, wollte ich wirklich in die Politik gehen.
    Und dazu stehe ich heute noch.
    Nun haben Sie aber gesagt, Sie würden gern Politik in Österreich machen.
    Das ist richtig.
    Ich bin Österreicher.
    Deswegen ist es für mich naheliegend, dass ich Politik in Österreich machen wollte.
    Ich bin Österreicher.
    Ich bin gerne Österreicher.
    Ich stehe dazu und möchte deswegen selbstverständlich versuchen, auch meine politischen Ideen hier in Österreich zu verwirklichen.
    Ja, die Frage ist aber nur, in welcher Partei, in welchem Verband, in welcher Institution
    Sie wissen, dass bei uns in Österreich die Politik eine relativ kurzlebige Angelegenheit ist.
    Ich selber, ich habe mindestens noch zwei Jahre lang auf der Universität zu tun.
    Ich möchte mich in der Beziehung nicht gerne festlegen.
    Ich lege mich gerne in grundsätzlichen Bereichen fest.
    Ich bin der Bundesobmann der Pan-Europa-Bewegung hier in Österreich, befasse mich doch sehr viel mit diesen europäischen Themen.
    Ich bin relativ häufig beim Europäischen Parlament und habe in diesem Themenbereich, glaube ich, einen breiten Bereich, wo ich auch meine Ideen zum Ausdruck bringen kann, ohne mich auf eine Partei zu präzisieren.
    Nun gibt es ja wohl kaum Chancen, innerhalb der bestehenden Parteien für Sie zu wirken.
    Haben Sie auch schon daran gedacht, einmal eine eigene Partei zu gründen?
    Bitte, man muss sich natürlich für die Zukunft immer alle Optionen offen halten.
    Ich weiß nicht, ob das richtig ist, dass in den bestehenden Parteien geringe Chancen bestehen, etwas zu machen.
    Bitte, vielleicht im gegenwärtigen Augenblick ist es nicht so günstig, aber das kann sich ändern.
    Es müsste natürlich eine konservative Partei sein.
    Es müsste eine Partei sein, die zumindest einen konservativen Charakter akzeptiert innerhalb der Partei.
    Sehen Sie so eine Partei derzeit überhaupt in Österreich?
    Eine konservative Partei in Österreich gibt es meiner Ansicht nach momentan nicht.
    Auch die ÖVP ist für Sie keine konservative Partei?
    Die ÖVP ist sicherlich diejenige Partei, die am nächsten im konservativen Gedankengut praktisch am nächsten kommt.
    Aber als eine konservative Partei ist sie nicht.
    Was ist denn Ihr politisches Grundanliegen?
    Mein politisches Grundanliegen an sich ist es, konservatives Gedankengut in die Politik einzubringen.
    Momentan versuche ich es hauptsächlich darüber, dass ich mich im europäischen Rahmen, logischerweise, da ich Bundesobmann der Pan-Europa-Bewegung bin, im europäischen Rahmen versuche das zu machen.
    Dass wir also versuchen zu präzisieren, was für ein Europa von morgen wir wollen, weil wir müssen einfach in dieser größeren Dimension denken.
    Heute noch im rein nationalstaatlichen Rahmen zu denken, ist eben bereits etwas überholt.
    Wir müssen in einem größeren Rahmen denken, eben für uns im europäischen Rahmen.
    Und dann natürlich ist es sehr wichtig, gerade nachdem dieses Europa momentan im Aufbau ist, ist es sehr wichtig zu sagen, was für ein Europa von morgen man haben will, weil viele Möglichkeiten gibt es nicht.
    Weil es gibt praktisch nur die Möglichkeit eines Europas, wenn man so will, und zur sowjetischen Herrschaft, was für uns nicht in Frage kommt.
    Dann gibt es Bestrebungen in Europa, ein Europa zu schaffen, was den Ideen von Jean Monnet anhänge, also ein zentralistisches Europa.
    Was wir natürlich auch nicht wollen.
    Was wir wollen ist ein föderalistisches Europa, ein Europa, das nach dem Subsidiaritätsprinzip aufgebaut ist.
    Also praktisch ein Europa, wo wirklich die
    größere Einheit nichts übernehmen darf, was die kleinere Einheit zufriedenstellend erfüllen darf.
    Also dürfen auch die europäischen Institutionen sollen nur das übernehmen, was die kleineren Einheiten, in dem Fall also die Mitgliedstaaten, nicht zufriedenstellend erfüllen können.
    Das, was Sie da sagen, wird sehr oft als konservativ-reaktionäres Gedankengut bezeichnet.
    Würden Sie das gelten lassen?
    Konservativ, ja.
    Reaktionär bestimmt nicht.
    Ich glaube, reaktionäres Gedankengut ist immer etwas, was ohne Änderungen zuzulassen, radikal versucht, am Gegenwärtigen festzuhalten.
    Und ich muss sagen, das, was ich gerade eben beschrieben habe, ist ja leider Gottes nicht die gegenwärtige Situation.
    Sie haben vor kurzem Sympathien für Südafrika erkennen lassen in einem Interview.
    Könnten Sie das präzisieren?
    Bitte, ich finde, die Apartheid-Politik kann man nicht als richtig akzeptieren.
    Nur, was ich kritisiere in unserer Haltung gegenüber Südafrika, ist die Tatsache, dass wir dort
    dass in den meisten Fällen Forderungen gestellt werden, ohne die Situation in Südafrika tatsächlich zu kennen.
    Ich war mehrfach dort, ich habe die Möglichkeit gehabt, mir dort das Land und auch die politische Situation anzuschauen.
    Ich persönlich muss ehrlich sagen, dass ich heute nicht in der Lage wäre, einen Vorschlag zu machen, der für alle Seiten in Südafrika eine zufriedenstellende Lösung bieten würde.
    Nur eine reine Kritik an etwas zu bringen, ohne eine Lösungsvorstellung zu bringen.
    Die Idee dort One-Man-One-Vote zu fordern, also zu fordern, dass automatisch von heute auf morgen jeder Mensch eine Stimme hat, ist eine Utopie, die das Land bestimmt in einen Chaos stürzen würde.
    Glauben Sie, dass mittel- oder langfristig dieses Prinzip One-Man-One-Vote zum Durchbruch kommen sollte, auch in Südafrika?
    Ich glaube, dass es langfristig auch zum Durchbruch kommen sollte.
    Aber ich glaube eben, dass es gegenwärtig noch nicht möglich ist.
    Wir stehen denn Sie bei den Entscheidungen des Vatikans in der österreichischen Kirche, bei den personellen Entscheidungen.
    Da hat es innerhalb der Kirche viel Kritik gegeben.
    Sind Sie einer, der diese Entscheidungen akzeptiert, ohne Wenn und Aber?
    Schauen Sie, ich akzeptiere diese Entscheidungen, weil ich die Organisation der Kirche an sich als eine hierarchisch aufgebaute Organisation akzeptiere.
    Deswegen tue ich diese Entscheidung aus dem Bereich des Vatikan heraus absolut akzeptieren.
    Ich muss dazu vielleicht auch sagen, dass zum Beispiel der neue Wiener Weihbischof Krenn schon, solange er noch in Deutschland tätig war, auch mit der Pan-Europa-Union viel zu tun hatte, deswegen mich auch eine gewisse
    persönliche Beziehung mit ihm verbindet und dass ich deswegen ehrlich gestehen muss, diese Entscheidung zu begrüßen.
    Herr Habsburg, was gefällt Ihnen denn an der gegenwärtigen Politik in Österreich nicht?
    Da gefällt mir eigentlich sehr vieles nicht, muss ich sagen.
    Zunächst einmal muss man sagen, dass wir hier nicht in einer echten Demokratie leben, sondern dass wir in einer ziemlichen Partitokratie, in einer fast reinen Parteiherschaft leben.
    Das schlägt sich nieder in diversen Dingen, wie zum Beispiel dem Klubzwang im Parlament, der also meiner Überzeugung nach
    Jäglichem parlamentarischen Gedankengut.
    Zutiefst zuwiderläuft ein Parlamentarier wirklich gegenüber, nicht einmal gegenüber seinem Wähler, sondern gegenüber seinem Gewissen die erste Verantwortung haben sollte.
    Und der Partei erst relativ nachgeordnet gegenüber die Verantwortung haben sollte.
    Da natürlich sind viele Strukturen bei uns.
    Ich weiß nicht, ob sie, wahrscheinlich waren sie früher nötig, aber sie sind vielleicht in vielen Bereichen bei uns überholt, auch gerade im Bereich der Parteien.
    Dass die Parteien doch bei uns relativ starre Gebilde sind, wo man von außen relativ schwer hereinkommen kann, eben zum Beispiel das bündische System, wo man doch relativ schwer in eine Partei hereinkommen kann, glaube ich nicht, dass das den politischen Zielsetzungen, die wir uns heute als freier Staat setzen sollten, dass sie diesem entsprechen.
    Und was gefällt Ihnen an Österreich in der Politik?
    Schauen Sie, es ist so, dass ich sagen muss, dass mir jeder Staat heute gefällt, wo jeder das sagen kann, was er will.
    Diese Idee der Freiheit, die doch heutzutage nur noch in wahnsinnig wenigen Staaten existiert und die heute in Österreich bestimmt existiert, ist etwas, was mir an jedem Staat gefällt, wo sie eben noch existiert, weil es so wenig Staaten gibt.
    Und in Österreich ist nicht abzusehen, warum sie aufhören soll.
    Das gefällt mir in Österreich.
    Als vermutlich zukünftiges Oberhaupt der Familie Habsburg
    Müssen Sie eigentlich Monarchist sein?
    Sehe ich das richtig?
    Schauen Sie, ich bin doch aufgewachsen in unserem heutigen System.
    Ich bin in Bayern in die Schule gegangen.
    Ich habe also auch während ich noch in der Schule war selbstverständlich auch mit der Politik viel zu tun gehabt.
    Ich bin darin aufgewachsen.
    Mein Vater ist heute Abgeordneter.
    Hänge sehr an unserem gegenwärtigen System.
    Das ist gar keine Frage, weil ich eben der Überzeugung bin, dass es uns viel Freiheit garantiert.
    System heißt Republik.
    Unser System heißt momentan Republik.
    Ich bin aber der Überzeugung, dass es praktisch für jedes Land sicherlich eine legitime Regierungsform gibt.
    Das macht mich zu einem Legitimisten im Grunde genommen.
    Legitimist heißt, könnten Sie das definieren, was für Sie Legitimist bedeutet?
    Legitimist bedeutet für mich, dass ich der Überzeugung bin, dass es für jedes Land eine legitime Regierungsform, vielleicht sogar zwei mögliche legitime Regierungsformen gibt.
    Aber ich bin bestimmt niemand, der so Monarchist ist, dass ich sagen würde, in der Schweiz muss jetzt eine Monarchie eingeführt werden.
    Das bestimmt nicht.
    Ich kann mir vorstellen, dass es für viele Länder die Monarchie eben eine legitime Regierungsform ist.
    So zum Beispiel in England, so zum Beispiel in Spanien.
    Da besteht, glaube ich, überhaupt gar keine Frage daran.
    Und da bestehen auch keine Bestrebungen, das in der Zukunft zu ändern.
    Deswegen ist das etwas, was man nicht direkt sozusagen von der Hand weisen kann.
    Ob die gegenwärtige Regierungsform heute hier in Österreich die legitime Regierungsform ist, wahrscheinlich ist es momentan.
    Aber das ist nicht etwas, was unbedingt sich in der Ewigkeit hinziehen muss.
    Ja sehen Sie eine absehbare Chance, dass es in Österreich wieder eine Monarchie gibt.
    Kurzfristig sehe ich bestimmt keine Chance darin.
    Ich glaube, schauen Sie, auch durch die Tatsache, wie ich mich versuche, momentan in der Politik zu engagieren, zeigt bereits, dass ich ja versuche, da entsprechend meine Ideen einzubringen.
    Sie wären am liebsten Abgeordneter, haben Sie einmal gesagt.
    Ich wäre momentan sicherlich gerne in einer politischen Funktion, wo ich meine politischen Ideen, außer durch die Panorama-Bewegung,
    besser zum Tragen bringen könnte, also direkter zum Tragen bringen könnte.
    Haben Sie eigentlich keine Schwierigkeiten gehabt, Sie waren beim Bundesheer, Sie sind Leutnant der Reserve, haben Sie keine Schwierigkeiten gehabt beim Gelöbnis, bei der Gelöbnisformel, wo es heißt, ich gelobe mein Vaterland, die Republik Österreich und so weiter?
    Nein, ich bitte Sie, da habe ich überhaupt keine Schwierigkeit gehabt, weil mein Vaterland momentan ist die Republik Österreich, das ist nun einmal so, das ist ganz klar, da habe ich also nicht die geringsten Schwierigkeiten gehabt.
    Weiß Gott, ich stehe dazu, dass ich Österreicher bin, das ist gar keine Frage.
    Sie haben bei einem Auftritt im Café Zentral im Fernsehen vom Gottesgnadentum gesprochen.
    Das ist damals nicht ausdiskutiert worden.
    Könnten Sie sagen, was das eigentlich für Sie bedeutet?
    Bitte, es ist ein ungemein viel diskutierter Begriff.
    Ich bin ein überzeugter Katholik.
    Und bin der Überzeugung, dass eben gewisse Funktionen mit gewissen Gnaden verbunden sind oder gewisse Weihen mit gewissen Gnaden verbunden sind.
    So wie ich der Überzeugung bin, dass eben die Taufe praktisch den Christen macht oder dass die Ehe eben ein ...
    eine sehr wesentliche Institution innerhalb der Kirche darstellt, da sie eben ein unverbrüchliches Band herstellt, was praktisch in die Ewigkeit heraus sich ausdehnen soll.
    Genauso bin ich der Überzeugung, dass eben auch gewisse Funktionen wahrscheinlich gewisse Gnaden mit sich ziehen.
    Sie meinen auch damit den Adelsstand?
    Nein.
    Ich glaube vielleicht, dass gewisse Funktionen das hervorrufen, aber nicht der Stand des Adels an sich.
    Glaube ich nicht.
    Funktionen damit meinen Sie etwa das Kaisertum auch?
    Wahrscheinlich auch.
    Ein Bischof zum Beispiel bestimmt auch.
    Ein Bischof ist ja auch praktisch gesalbt.
    Und ich bin überzeugt, dass er dadurch gewisse Gnaden empfängt.
    Aber Sie meinen das in einem religiösen Sinn, nicht in einem politischen?
    Ich meine es prima in einem religiösen Sinn, nur ich muss sagen, ich glaube, dass sich das sehr stark auf die Politik auswirkt.
    Ich glaube zum Beispiel, wenn ich heute in der Geschichte zurückblicke und anschaue die Entscheidungen, die mein Großvater gefällt hat,
    Der Kaiser Karl war praktisch immer auf ein religiöses Fundament gestellt.
    Seine erste Überlegung bei den politischen Entscheidungen, die er gefällt hat, waren eben immer, ob es mit seiner religiösen Überzeugung vereinbar ist.
    Und demnach hat er auch seine politischen Entscheidungen gefehlt.
    Glauben Sie nicht, dass das ein überholtes Prinzip ist, dieses Gottesgnadentum?
    Sie nehmen das doch auch für die Familie der Habsburg in Anspruch.
    Ich habe keine Funktion.
    Ich glaube nicht, dass ich eine Funktion besitze, die mir ein besonderes Gnadentum verleiht.
    Ihr Großvater hatte diese Funktion.
    Bestimmt.
    Ihr Vater auch noch?
    Ich weiß es nicht.
    Mein Vater ist nicht in einer... Bitte, als Kronprinz, ich weiß es nicht.
    Aber mein Vater, glaube ich, hat... Glaube ich nicht, nein.
    Haben Sie ein Vorbild, Herr Habsburg?
    Meinen Sie jetzt in der Geschichte oder in der Gegenwart?
    Ich meine in der Geschichte.
    In der Geschichte glaube ich schon, dass ich insofern ein Vorbild habe.
    Bitte, man kann es nicht direkt auf andere Bereiche überzeichnen, aber ich glaube, mein größtes geschichtliches Vorbild ist wahrscheinlich der Prinz Eugen.
    Prinz Eugen, der es geschafft hat, sowohl im Bereich des Soldatischen, also als Soldat, als Feldherr, eine erstklassige Rolle zu spielen, wie auch im Bereich der Politik eine sehr gute Rolle zu spielen, wie auch im Bereich des Familiären eine gute Rolle zu spielen.
    Er hat also in jeder Funktion, in der er gestellt worden ist, sowohl im persönlichen wie im öffentlichen Leben, hat er eine sehr gute Rolle gespielt.
    Und deswegen, glaube ich, ist er für mich auch ein Vorbild,
    das erstrebenswert ist.
    Und ein Vorbild in der Gegenwart?
    Mein Vater.
    Haben Sie die Vision, dass irgendwann einmal ein Habsburger wieder Kaiser in Österreich sein könnte?
    Man kann es bestimmt nicht ausschließen.
    Man kann für die Zukunft im Grunde genommen nichts ausschließen.
    Es gibt keine immerwährenden Trends.
    Es gibt überhaupt außer Gott nichts Immerwährendes.
    So wie es auch keine immerwährende Neutralität gibt.
    Gott allein ist immerwährend.
    Was die Zukunft uns bringt, werden wir sehen.
    Ich danke für das Gespräch.
    Im Journal zu Gast war Karel Habsburg, mit ihm sprach Ulrich Brunner.
    Und nun kommen wir zum wirtschaftlichen Mittagsschanal.
    In Wien ging heute eine Tagung der Finanzminister der Schweiz, der Bundesrepublik Deutschland und Österreichs, Otto Stich, Gerhard Stoltenberg und Ferdinand Lazena zu Ende.
    Einige Themen dieser Tagung, eine Nachlese zum Wirtschaftsgipfel in Venedig, die
    Beurteilung der internationalen Konjunkturaussichten und auch, wie es mit dem österreichischen Budget-Sparkurs weitergehen soll, nähere Einzelheiten von Herbert Huthar.
    Zunächst zu österreichischen Fragen, vor allem zu dem gestern von Staatssekretär Johann Dietz angekündigten Sparpaket, das in den nächsten Wochen und Monaten verabschiedet werden soll.
    Im Detail.
    Die Erhöhung der Telefongebühren und der Bahntarife soll um drei Monate auf den heurigen Herbst vorgezogen werden.
    Überstunden im öffentlichen Dienst sollen weniger gut bezahlt werden.
    Der Beitrag zur Arbeitslosenversicherung soll aber nur um 0,6 Prozent erhöht werden, statt, wie angekündigt, um 1 Prozent.
    Der Grund?
    Das Budgetdefizit wird heuer um 85 Milliarden Schilling höher sein, also um 10 Milliarden höher als die geplanten 75 Milliarden.
    Finanzminister Ferdinand Lasener stellt sich hinter die von seinem ÖVP-Staatssekretär gestern eher überraschend gemachten Ankündigungen.
    Was wir zweifellos müssen ist für auf der einen Seite mehr Ausgaben und auf der anderen Seite für Mindereinnahmen.
    mit solchen Mindereinnahmen und Mehrausgaben rechnen und die entsprechenden Konsequenzen daraus ziehen, wenn wir einen bestimmten Budgetpfad einhalten wollen, was wir vorhaben.
    Detailgespräche wird es allerdings noch geben müssen.
    Nun zu den internationalen Wirtschaftsthemen.
    die zwischen den drei Finanzministern besprochen worden sind.
    Im Mittelpunkt standen die Konjunkturaussichten, die im jüngsten OECD-Bericht für die Industrieländer nicht gerade rosig ausgefallen sind.
    Alle drei Finanzminister wollten von Rezession nichts wissen, konnten aber die Sorgenfalten doch nicht ganz verbergen.
    Denn das Wirtschaftswachstum ist gedämpft und die Arbeitslosigkeit wird steigen.
    Aber die Bundesrepublik Deutschland lehnt nach wie vor ab, mit Hilfe größerer Staatsausgaben die Wirtschaft anzukurbeln und so international die Konjunkturlokomotive zu spielen.
    Dies, obwohl nach dem amerikanischen Präsidenten auf dem Weltwirtschaftsgipfel in Venedig nun auch die OECD, die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung der 24 wichtigsten Industrieländer des Westens, die Bundesrepublik Deutschland dazu aufgefordert hat.
    Finanzminister Gerhard Stoltenberg,
    Ich glaube, dass wir mit dieser Steuerreform an die Grenzen dessen gehen, was finanzwirtschaftlich möglich ist.
    Wir haben ja auch gewisse Sorgen, wir sind ja ein föderativer Staat, wie auch die Schweiz und Österreich, gewisse Sorgen aus dem Bereich der Kommunen und einzelner Länder, dass wir vielleicht schon etwas weit gehen.
    Ich glaube das nicht.
    Aber ich glaube, und das spiegelt unsere innenpolitische Debatte wieder, dass wir die finanzwirtschaftlichen Möglichkeiten voll ausschöpfen.
    Eine Steuerreform soll also zum Ankurbeln der deutschen Wirtschaft reichen.
    Soweit mein Bericht von der Pressekonferenz der drei Finanzminister der Bundesrepublik der Schweiz und Österreichs und damit zurück zum Studio des Mittagsschanals.
    Und wir machen weiter mit Kultur.
    Vor einem Jahr hat sie in Wien ihren Wohnsitz nach Zürich verlegt und in der Staatsoper ist sie in den letzten Monaten nicht zu hören gewesen.
    Editha Grubarowa, die 1969 von Petersburg nach Wien kam und die seit ihrem sensationellen Erfolg als Zerbinetta ein Weltstar geworden ist, der an allen großen Opernhäusern gefragt ist.
    Morgen wird sie im Raimundtheater bei einer Martinee der Freunde der Wiener Staatsoper über ihr Leben und ihre Karriere sprechen.
    Am kommenden Dienstag gibt sie im Konzerthaus ein Benefizkonzert zugunsten des St.
    Anna Kinderspitals in Wien.
    Volkmar Parschalk führte mit der Kammersängerin das folgende Gespräch.
    Frau Gruberower, Sie waren längere Zeit nicht in Wien, haben längere Zeit nicht an der Staatsoper gesungen und jetzt kommen Sie für ein Benefizkonzert.
    Sind Sie ganz eine Züricherin in der Zwischenzeit schon geworden?
    Eigentlich Küsnachterin, das ist ja ein Stückchen weiter von Zürich entfernt.
    Es ist eigentlich am Lande und das ist wahrscheinlich das, wonach ich mich eigentlich gesehnt habe.
    Wo singen Sie jetzt eigentlich hauptsächlich?
    Mein Gott, es hat sich nichts geändert an meinen Städten, wo ich auftrete.
    Es ist überall in der Welt, nur fliege ich nicht von Wien aus, sondern von Zürich.
    Warum haben wir Sie in Wien so lange vermissen müssen?
    Es, glaube ich, diese große Lücke entstand im Zuge meiner Reduzierung.
    Reduzierens meiner Auftritte, die waren ursprünglich 30 und das war entschieden zu viel.
    Zu dieser Ansicht bin ich gekommen, indem man mir
    mehr oder weniger gezwungenermaßen nicht immer die besten Tenöre oder nicht immer die besten Dirigenten geben könnte sozusagen, weil das auch nicht möglich ist bei 30 Abenden.
    Und so habe ich mir gedacht,
    Ich muss reduzieren, denn es zu viel ist für niemand gut, für das Publikum nicht und für mich auch nicht.
    Frau Gruber-Ruber, Sie haben gerade eine Schallplatte mit Georg Scholti fertiggestellt, in der Sie die Konstanze in der Entführung singen.
    Wir hätten eigentlich alle erwartet, dass Sie die Entführung auch bei den Salzburger Festspielen singen werden.
    Ja, richtig.
    Ich habe sie auch erwartet und ich habe auch diesbezüglich seinerzeit eine Einladung Salzburger Festspiele bekommen und die habe ich auch dankend angenommen.
    Wo ich mich dann später erkundigt habe, wer ist das Team, Regisseur, Dirigent, wurde mir gesagt, es ist der Herr Schaaf, aber es gibt ein Problem, weil der Herr Schaaf will mich nicht.
    Da war ich ehrlich gesagt schockiert.
    Ja, dann hieß es, der Herr Schaaf wird mich anschauen, das tat er auch, hat sich die Lucia in Wien angeschaut, worauf wir dann telefonisch zusammen gesprochen haben und er hat mir eröffnet, es hat ihm nicht gefallen.
    Und eigentlich hat er eine andere Vorstellung von der Konstanze.
    Es muss eine ganz junge Person sein, etwa von 18 Jahren, so wie es also in der Realität entspräche.
    Worauf ich gemeint habe, es wird aber wahrscheinlich schwierig sein, eine Sängerin zu finden, die dieser wirklich schweren, anspruchsvollen Partie musikalisch gerecht wird in seinem Alter.
    Er hat aber gemeint, dass es, wenn das im großen Festspielhaus stattfände, wäre das vielleicht noch akzeptabel, weil die Distanz vom Publikum noch größer ist.
    aber im kleinen Festspielhaus ist es unmöglich.
    Man hat mir auch gesagt dann von Direktion der Salzburger Festspiele, Herr Schaaf hätte Angst vor einem Star.
    Meiner Meinung nach sind in Salzburg immer nur Stars.
    Sie werden jetzt also einen Lieder- und Arjenabend geben, zu wohltätigen Zwecken, das habe ich schon gesagt, für das St.
    Anna Kinderspital.
    Sind Sie damit besonders verbunden?
    Ja, es war mein Kind in dem
    Kinderspital behandelt worden.
    Gott sei Dank nicht auf Krebs.
    Es war was anderes und es ist erfolgreich behandelt worden und ich empfinde dafür große Dankbarkeit.
    Und ich habe dann das große Elend der Kinder gesehen, die das erleiden müssen.
    Wofür wir also nur bitten müssen, dass es uns nicht trifft, denn niemand ist davor geschützt und wir wissen nicht die Stunde oder den Tag, jeden von uns kann es treffen.
    Und es kam mir so spontan, wo ich einmal gefragt wurde, ob ich bei Placido Domingo für seine Benefizkonzerte mitwirken würde, mit ihm zusammen, dann hat sich das nicht ergeben.
    Aus Zeitgründen bin ich auf die Idee gekommen, eigentlich möchte ich sowas auch machen und versuchen zu helfen, wenigstens ein bisschen, denn ich weiß, es ist mir schon bewusst, dass es ein Tropfen auf heißen Stein ist, wie man das so sagt.
    Und was werden Sie dann singen?
    Ich habe ja ein sehr gefächertes Programm zusammengestellt, weil ich dachte, für jeden ein bisschen.
    Also Oper und Lied?
    Lied, also ein Liedzyklus und dann so, sagen wir, so leichtere Salonstücke, Koloraturstücke und dann zwei französische Arien und im zweiten Teil Operetten.
    Die Lerche in blaue Höhe entschwebt, der Taunen weht so lau.
    Sein weiniger Minder auch ebbt und küsst das Feld, die Au, der Frühling in older Pracht erlacht.
    Alpine sollt man sein, alles lau.
    Von Edita Grubarowa nun zu Josef Wenzler-Natek.
    Österreich.
    Vor seiner Abreise zu einem offiziellen Besuch nach Stockholm hat Bundeskanzler Franitzski auf dem Flughafen Wien-Schwechert zur Kritik von ÖGB-Präsident Benja an der Vatikan-Einladung für Waldheim Stellung genommen.
    Franitzki meinte, die Tatsache, dass Benja seine Kritik vom Ausland ausgeäußert habe, sei bei vielen Leuten auf Unverständnis gestoßen.
    Grundsätzlich müsse man jedoch sagen, dass sich der Papst in der ersten Reihe der Öffentlichkeit auch die Kritik eines österreichischen Spitzenpolitikers gefallen lassen müsse.
    Dies bedeute jedoch nicht, hob der Kanzler hervor, dass er im Einzelnen die Kritik Benjas teile.
    Der Besuch Waldheims im Vatikan solle in Ruhe absolviert werden.
    Man solle nichts hineininterpretieren und daher auch nicht von einer Gäste des Papstes zur Versöhnung sprechen, meinte Franitzki.
    Beim Landesparteitag der ÖVP Tirol ist heute der Wechsel an der Spitze der Parteiorganisation vorgenommen worden.
    Die 450 Delegierten wählten Landeshauptmann Alois Partl mit 97 Prozent der Stimmen zum Nachfolger von Eduard Wallnöfer.
    In seinem Hauptreferat verteidigte ÖVP-Chef Mock die Vereinbarungen in der Regierungskoalition.
    Die Arbeit der beiden Großparteien könne in den kommenden Jahren nicht daraus bestehen, sich durch populäre Geschenke beliebt zu machen, sagte Mock.
    Heuer wird zum dritten Mal in Österreich der Tag des Flüchtlings begangen.
    Aus diesem Anlass, erklärte Innenminister Blecher, auch in Zeiten der Budgetkonsolidierung dürfe Österreich nicht bei den Ärmsten der Armen zu sparen beginnen.
    Die humanitäre Flüchtlingshilfe sei ein unverzichtbares Aushängeschild des Landes.
    Für die Betreuung von Flüchtlingen sind heuer im Budget 444 Millionen Schilling vorgesehen.
    Die Wetteraussichten bis zum Abend, unbeständig kühl, einige Niederschläge, Nachmittagstemperaturen meist nur 14 bis 18 Grad.
    Damit sind wir am Ende des heutigen Mittagsschanals.
    Die nächste Schanalsendung gibt es morgen um 17 Uhr.
    Bis dahin verabschiedet sich Herbert Dobrowolny.
    Auf Wiederhören.

    Beiträge dieses Journals

    Nachrichten
    Datum: 1987.06.20 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Wetterbericht
    Datum: 1987.06.20 [Sendedatum]
    Schlagworte: Natur ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Interview Franz Vranitzky zu Benya-Papst-Kritik
    Interview: Bundeskanzler Vranitzky
    Mitwirkende: Löw, Raimund [Gestaltung] , Vranitzky, Franz [Interviewte/r]
    Datum: 1987.06.20 [Sendedatum]
    Ort: Schwechat, Flughafen Wien-Schwechat [Aufnahmeort]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Inlandspresseschau
    Mitwirkende: Simbürger, Franz [Gestaltung]
    Datum: 1987.06.20 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Landesparteitag der Tiroler ÖVP
    Einblendung: Landeshauptmann Partl
    Mitwirkende: Schopper, Wolfgang [Gestaltung] , Partl, Alois [Interviewte/r]
    Datum: 1987.06.20 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Landeshauptmann Ludwig zu Donaukraftwerksbau
    Einblendung: Landeshauptmann Ludwig
    Mitwirkende: Steinhuber, Manfred [Gestaltung] , Ludwig, Siegfried [Interviewte/r]
    Datum: 1987.06.20 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Herztod höchste Sterblichkeitsrate in Österreich
    Einblendung: Arzt Klein
    Mitwirkende: Scheid, Hans-Christian [Gestaltung] , Klein, Werner [Interviewte/r]
    Datum: 1987.06.20 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Im Journal zu Gast: Karl Habsburg
    Interview: Karl Habsburg-Lothringen
    Mitwirkende: Brunner, Ulrich [Gestaltung] , Habsburg-Lothringen, Karl [Interviewte/r]
    Datum: 1987.06.20 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Finanzminister aus BRD, Österreich und Schweiz tagen in Wien
    Einblendung: Finanzminister Lacina und Stoltenberg
    Mitwirkende: Hutar, Herbert [Gestaltung] , Lacina, Ferdinand [Interviewte/r] , Stoltenberg, Gerhard [Interviewte/r]
    Datum: 1987.06.20 [Sendedatum]
    Ort: Wien, Finanzministerium im Winterpalais von Prinz Eugen, Himmelpfortgasse [Aufnahmeort]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Kultur: Edita Gruberova singt im Raimundtheater und im Konzerthaus
    Interview: Sängerin Gruberova, Arienausschnitt
    Mitwirkende: Parschalk, Volkmar [Gestaltung] , Gruberová, Edita [Interviewte/r]
    Datum: 1987.06.20 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten

    Katalogzettel

    Titel Mittagsjournal 1987.06.20
    Spieldauer 00:59:52
    Mitwirkende Dobrovolny, Herbert [Moderation]
    Kerbler, Michael [Regie] [GND]
    ORF [Produzent]
    Datum 1987.06.20 [Sendedatum]
    Schlagworte Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt
    20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ audio
    Format TKA [Tonband auf Kern (AEG)]
    Sprache Deutsch
    Rechte Mit freundlicher Genehmigung: ORF
    Signatur Österreichische Mediathek, jm-870620_k02
    Medienart Mp3-Audiodatei
    Gesamtwerk/Reihe Mittagsjournal

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    Gesellschaft , Radiosendung-Mitschnitt
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