Mittagsjournal 1988.03.12

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    Rechtliches

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    KI-generiertes Transkript

    12 Uhr hier ist der österreichische Rundfunk
    Zum Mittagssjournal begrüßt Sie Bettina Reuter.
    Auch heute, am 12.
    März, also dem eigentlichen Jahrestag der Auslöschung Österreichs durch Hitler-Deutschland, beschäftigen wir uns mit diesem Thema.
    Wir berichten unter anderem über einen Gedenkakt im burgenländischen Lackenbach, das ja in der Nazizeit ein Anhaltelager für Zigeuner war.
    Wir informieren Sie über Plakate in Wien, die sich mit dem 38er-Jahr beschäftigen und wir zitieren Pressestimmen.
    Im Journal zu Gast ist der Zeitzeuge Alfred Maleta.
    früher ÖVP-Politiker und Nationalratspräsident.
    Er war selbst drei Jahre im Konzentrationslager.
    Aus dem Ausland berichten wir über die Versorgungssituation in Äthiopien und die Kulturredaktion informiert über die Premiere von Ibsens Gespenstern sowie über eine Gedenkveranstaltung heute Abend, beides im Volkstheater.
    Zuvor aber ein Nachrichtenüberblick, verfasst von Wolfgang Wittmann.
    Es liest Rosmarin Fraundorfer.
    Österreich.
    Anlässlich des heutigen Jahrestages des Einmarsches der Hitler-Truppen in Österreich vor 50 Jahren werden zahlreiche weitere Gedenkveranstaltungen abgehalten.
    In Tirol sind Landesregierung und Landtag zu Gedenksitzungen zusammengetreten.
    In Wien führte die SPÖ in den einzelnen Bezirken Kundgebungen durch.
    Die Volkspartei gedachte in einem Gottesdienst in der Votivkirche der Opfer des Naziregimes.
    In der Wiener Innenstadt finden am Nachmittag zwei Großveranstaltungen statt, zu denen ein Personenkomitee unter Beteiligung des Republikanischen Klubs Neues Österreich und die Pan-Europa-Bewegung aufgerufen haben.
    Der niederösterreichische Landeshauptmann Ludwig hat heute bei einem Symposium in St.
    Pölten im Zusammenhang mit den Geschehnissen von 1938 bemerkt, Österreich habe aus seiner Vergangenheit gelernt.
    In kaum einem anderen Land der Welt
    sei so vorbehaltlos über die Vergangenheit diskutiert worden.
    Der Wiener Erzbischof Hans Hermann Grohe hat die Gläubigen zu Gebeten und Bittgottesdiensten für eine Entspannung und Verbesserung der inneren Situation Österreichs aufgerufen.
    Erzbischof Grohe regte an, ein Jahr der Vergebung und des Erwarmens einzuleiten.
    Im Wiener Burgtheater ist es gestern Abend bei der Premiere des Hochhutschauspiels der Stellvertreter zu Zwischenfällen gekommen.
    Einige Zuschauer protestierten lautstark gegen eine antikirchliche Tendenz des Stückes.
    Vereinzelt gab es auch rechtsradikale Einwürfe.
    Das andere Publikum reagierte mit Gegenapplaus und Buh-Rufen.
    Italien.
    Der italienische Ministerpräsident Gorria ist gestern Abend nach unüberbrückbaren Differenzen innerhalb der Fünf-Parteien-Koalition zurückgetreten.
    Das endgültige Scheitern des Kabinetts Gorria wurde durch die Weigerung der Sozialisten ausgelöst,
    dem Weiterbau eines Kernkraftwerks zuzustimmen.
    Durch den Rücktritt ist nun auch die Verabschiedung des Südtirol-Pakets im Parlament bedroht.
    Sowjetunion Parteichef Gorbatschow hat sich optimistisch über Fortschritte bei der Abrüstung strategischer Atomwaffen geäußert.
    Gorbatschow sagte vor einer Delegation amerikanischer Senatoren und Wissenschaftler in der sowjetischen Hauptstadt
    Ein Abkommen mit den Vereinigten Staaten über eine Begrenzung der strategischen Waffensysteme könnte bis zum nächsten Gipfeltreffen im Frühjahr fertiggestellt werden.
    Entgegen ersten Meldungen ist ein für gestern angekündigter Generalstreik in Armenien offenbar nicht abgehalten worden.
    Ein führender Parteifunktionär der armenischen KP teilte mit, der Streik sei abgesagt worden, um den Nationalitätenkonflikt zwischen Armeniern und Moslems in Aserbaidschan nicht anzuheizen.
    Im Libanon haben etwa 150.000 libanesische Armenier mit einem Streik gegen die gewaltsamen Übergriffe auf die Armenier in Aserbaidschan protestiert.
    Die sowjetische Führung spricht von 32 ums Leben gekommenen Menschen.
    Dissidentenkreise schätzen die Zahl der getöteten Armenier auf mehr als 350.
    Nahe Osten.
    PLO-Chef Yassir Arafat hat den amerikanischen Nahostfriedensplan abgelehnt.
    Als Grund nannte Arafat in einem Interview mit der New York Times, die amerikanischen Vorschläge enthielten nur eine indirekte Beteiligung der PLO an einer Friedenskonferenz.
    Der PLO-Chef bekräftigte, dass er zu einem Frieden mit Israel bereit sei.
    Die USA haben endgültig entschieden, die Beobachtermission der PLO bei den Vereinten Nationen in New York schließen zu lassen.
    UNO-Generalsekretär Pérez de Coelho
    der Generalsekretär der Arabischen Liga Klibi und hochrangige Vertreter der Palästinenser haben den Beschluss Washingtons heftig kritisiert.
    Peres sprach von einem klaren Verstoß gegen einen Vertrag über den Status der Zentrale der Vereinten Nationen in New York.
    Frankreich.
    Der erste Start einer Europa-Rakete des Typs Ariane 3 in diesem Jahr ist erfolgreich verlaufen.
    Die Rakete brachte in der vergangenen Nacht zwei Fernmeldesatelliten von französisch Guayana
    in die vorgesehenen Umlaufbahnen.
    Das Wetter.
    Die Aussichten bis morgen früh.
    Überwiegend stark bewölkt und verbreitet Schneefall.
    In tiefen Lagen Ostösterreichs auch Regen oder Schneeregen.
    Lebhafter Nordwestwind.
    Nachmittagstemperaturen 0 bis 5 Grad.
    Tiefstemperaturen der kommenden Nacht minus 4 bis plus 3 Grad.
    Die Aussichten für morgen Sonntag.
    Im Westen und Norden vielfach starke Bewölkung und strichweise Schneefall.
    In den übrigen Landesteilen
    Aufgelockert bewölkt, regional auch heiter.
    Nordwestwind.
    Tageshöchsttemperaturen 0 bis 5 Grad.
    Die Vorschau auf Montag.
    Überwiegend starke Bewölkung und regional Niederschläge.
    Tageshöchsttemperaturen 3 bis 6 Grad.
    Die Messwerte von 12 Uhr Mittag.
    Wien stark bewölkt, 6 Grad.
    Westwind mit 40 Kilometer in der Stunde und Spitzen bis zu 80 Kilometer.
    Eisenstadt bedeckt leichter Regen, 5 Grad, Westwind 20 Kilometer.
    St.
    Pölten bedeckt leichter Regen, 3 Grad, Süd 20 Kilometer.
    Linz bedeckt leichter Regen, 3 Grad, Westwind 40 Kilometer mit Spitzen bis zu 60 Kilometer.
    Salzburg bedeckt 3 Grad, Innsbruck bedeckt leichter Regen, 4.
    Bregenz bedeckt leichter Regen, 3.
    Südwestwind 20 Kilometer in der Stunde.
    Wenn gleich kritische Stimmen immer wieder vermerken, dass Österreich mit seiner Vergangenheit manchmal durchaus oberflächlich umgegangen sei, so hat das Land im heurigen Gedenkjahr an den Anschluss an Hitler-Deutschland vor 50 Jahren sich offiziell sehr ausführlich mit den Ereignissen
    rund um den 12.
    März 1938 beschäftigt.
    Symposien und Ausstellungen wurden organisiert und in der vergangenen Woche fanden in allen Bundesländern Gedenksitzungen und Kundgebungen statt, zuletzt gestern mit den Veranstaltungen von Parlament und Bundesregierung.
    Heute gedachte man im burgenländischen Lackenbach einer Gruppe der Nazi-Opfer, von denen selten gesprochen wird, nämlich der Zigeuner, und das obwohl Tausende von ihnen unter der Verfolgung durch das Hitler-Regime zu leiden hatten.
    In Lackenbach war von 1940 bis 1945 ein Anhaltelager vor allem für Zigeuner, von denen bis zu 4000 dort interniert waren.
    Von dort führte ihr Weg dann meist in die Vernichtung.
    An der Gedenkfeier heute in Lackenbach nahm übrigens auch Bundeskanzler Wranitzki teil, dessen Mutter aus diesem Ort stammt.
    Erich Schneller vom Landesstudio Burgenland berichtet.
    Seit der Enthüllung des Mahnmales für die Opfer der Zigeunerverfolgung durch den damaligen Bundespräsidenten Dr. Rudolf Kirchschläger am 6.
    Oktober 1984 waren wohl nicht mehr so viele Menschen hier in Lackenbach gewesen.
    Die Gedenkstätte wurde damals unter internationaler Anteilnahme ihrer Bestimmung übergeben und insofern ein Zeichen gesetzt, als der Holocaust der Zigeuner 40 Jahre danach erstmals in Österreich eine breite öffentliche Anerkennung fand.
    Sie mussten leiden und sterben, nur weil sie anders waren, steht auf der Gedenktafel vor den großen Basaltblöcken im Zentrum des Mahnmales.
    Und tatsächlich war die Verfolgung und beinahe Vernichtung der Roma und Sinti eine Folge derselben nationalsozialistischen Rassenpolitik, die sechs Millionen Juden das Leben kostete.
    Das Leben eines Zigeuners wurde als minderwertig angesehen und als Gefahr für das deutsche Blut betrachtet.
    Der 1938 kurzfristig als Landeshauptmann und später als Gauleiter-Stellvertreter agierende Dr. Tobias Porci hatte dafür gleich nach dem Anschluss seine Denkschrift herausgegeben, die den nationalsozialistischen Rassenwahn verdeutlicht.
    Darin ist die Rede von gewohnheitsmäßigen Verbrechern, Schmarotzern und Dieben.
    Und kurze Zeit später wurde mit dem festsehenden
    Erlass und dem Befehl Sammellager zu errichten, die Voraussetzungen für die spätere massenweise Deportation getroffen.
    Das Anhaltelager Lackenbach sollte schließlich zum größten derartigen Lager in der Ostmark werden.
    Tausende wurden von hier deportiert, hunderte starben im Lager selbst an Typhus und sind in Massengräbern in einer Ecke des jüdischen Friedhofes verscharrt.
    Ich kann hier nicht reden ohne anzuklagen, mich und uns alle hatte Landeshauptmann Theodor Kery vor vier Jahren bei der Enthüllung des Mahnmals vor Delegationen ausländischer Zigeuner und der heimischen Bevölkerung gesagt.
    Heute, bei der zweiten offiziellen Gedenkfeier des Landes Burgenland, zu der sich neben Kanzler Franitzki, Landeshauptmann Hans Schipötz und Landeshauptmann-Stellvertreter Dr. Franz Sauerzopf sowie einige hundert Menschen, Politiker und Bevölkerung eingefunden haben, sprach der Bundeskanzler sehr viel vom
    lernen.
    Es gehe nicht darum, kollektive Schuldzuteilung vorzunehmen, wenn es auch sicherlich richtig und gerecht sei, dass einzelne Schuld auf sich geladen haben.
    Aber Franitzki?
    Und ich bin schon wieder beim Lernen.
    Wir müssen nämlich lernen, dass wir auch in der Zukunft uns nicht so verhalten dürfen wie nach 1945.
    Nach 1945 hat kaum jemand in unserem Land gefragt, was ist eigentlich aus den Österreichern geworden, die 1938 das Land verlassen mussten?
    Leben sie?
    Wie leben sie?
    Bedürfen sie vielleicht unserer Hilfe?
    Wollen sie zurück oder können wir sonst irgendetwas für sie tun?
    Bundeskanzler Franz Franitzki ging schließlich auch auf Forderungen und Wünsche ein, die Opfer der österreichischen Anhaltelager stärker im Sinne der Opferfürsorge zu berücksichtigen.
    Viele Zigeuner beispielsweise sind nach dem Krieg leer ausgegangen, weil sie nicht in der Lage waren, ihren Leidensweg entsprechend nachzuzeichnen und weil solche Anhaltelager wie das Lackenbacher nicht als Konzentrationslager angesehen wurden.
    Das heißt, dass bis heute
    Zum Beispiel die im Anhaltelager Lackenbach festgehaltenen Zigeuner und die das alles überlebt haben, nicht gleichgestellt sind mit KZ-Insassen, die das KZ überlebt haben.
    Und ich sage das natürlich mit Bedauern und betrübt,
    Und es freut mich nicht einmal besonders, dass wir diese Gedenktage zum Anlass nehmen, um schleunigst dieses Gesetz zu reparieren und die Zigeuner, die diese Erniedrigung und dieses Leiden überlebt haben, mit denen gleichzustellen, die in den Konzentrationslagern waren.
    Und abschließend drückte der Kanzler seine Hoffnung aus, dass wir nie wieder in einen Zustand verfallen dürfen, in dem jemand
    Nur deshalb, weil er anders ist, eine andere Hautfarbe, eine andere Religion, andere Eltern, eine andere Herkunft hat, nur deshalb der Bedrohung
    von Leib und Leben und Hab und Gut ausgesetzt sein darf in unserem Land.
    Nehmen wir das über die Bedenktage 11. und 12.
    März mit und fassen wir den Vorsatz, stark genug zu sein, das auch unseren Nachkommenden so weiterzugeben, dass wir mit Zuversicht
    in diese Zukunft schauen können.
    Aus Lackenbach hat Erich Schneller berichtet.
    Bei allen Gedenkveranstaltungen in den letzten Tagen war die Rede von Versöhnung und von Brückenschlägen.
    Ein aktueller und schon Monate dauernder Streit wurde übrigens aus diesem Anlass beigelegt.
    Gestern, nach der Gedenksitzung im Parlament, schlossen nämlich Wirtschaftsminister Robert Graf und FPÖ-Obmann Jörg Haider Frieden.
    Ihre Anwälte werden am Montag die laufenden Klagen, mit denen die beiden ja in letzter Zeit gegeneinander vorgegangen waren, zurückziehen.
    Natürlich steht die Art und Weise, wie Österreich in den letzten Tagen der Tragödie vor 50 Jahren gedacht hat, auch im Mittelpunkt der heutigen Zeitungskommentare.
    Es geht darin aber auch um die Frage, wie wohl die Zukunft unseres Landes aussehen wird.
    Robert Stopacher hat Auszüge aus in- und ausländischen Tageszeitungen zusammengestellt.
    Die massive Konfrontation der Österreicher mit ihrer Vergangenheit, anlässlich der Gedenktage und wie sie damit fertig werden, ist Gegenstand der meisten Kommentare.
    In der Tageszeitung die Presse ist von einer Reizüberflutung die Rede und Thomas Khor her meint, verordnete Trauer ist nicht jedermanns Sache und bisweilen ist auch der Informationsnotstand größer als man annehmen sollte.
    Dem Polizeistaat von einst steht andererseits die amtliche Permissivität von heute gegenüber, die Holzpferd-Demos auch innerhalb einer Bahnmeile toleriert.
    Motto?
    Sich austoben lassen, bis es ihnen so fad wird, wie jetzt schon dem Großteil jener, die sie ansprechen wollen.
    Auch das ist, so betrachtet, ein Zeichen demokratischer Toleranz.
    Man darf gegen das Staatsoberhaupt demonstrieren, seine Aggressionen abladen und auch auf diese Weise auf den Unterschied zu damals hinweisen, schreibt Thomas Korherr in der Presse.
    Auf die Anti-Waldheim-Kundgebungen bezieht sich auch Hermann Polz in den oberösterreichischen Nachrichten, wenn er schreibt, im Saale wurde gemahnt, auf der Straße seit Monaten immer wieder demonstriert.
    Mit Signalen der Gegensätzlichkeit gedachte man der Uneinigkeit, die 1938 zum Ende Österreichs geführt hatte.
    Dazwischen Waldheim, leider nicht darüber.
    Das ist ein Faktum und Fatum jenseits der Frage, wie Unrecht oder Recht ihm getan wurde.
    Durch Verkettung verschiedener Umstände ist er zum Auslöser von Gegensätzlichkeiten geworden, die natürlich im österreichischen Volk vorhanden waren.
    Auch ohne einen Fall Waldheim wären sie hervorgekommen.
    Gewiss nicht so radikal und explosiv, sondern sickernd, aber nicht weniger hassgesättigt.
    Erspart wäre es uns keinesfalls geblieben.
    Unverdaute Geschichte kommt immer wieder hoch.
    Für Wolfgang Sperrner im ÖVP-Organ Neues Volksblatt ist mit den Gedenkveranstaltungen eine totale Wende für ein zukunftsgewisses, demokratisch gewachsenes Österreich eingetreten.
    Man liest, wer jetzt noch Österreich verunglimpft, wer jetzt noch Österreich vorwirft, sich zu wenigen schuldig zu haben, der verurteilt sich selbst.
    Wir behaupten nicht, mit diesen Märzfeiern die Vergangenheit ausgelöscht zu haben, aber Österreich hat bewiesen, dass es sich und der Welt bewusst gemacht hat, dass sich ein März 1938 nicht wiederholen darf.
    Weder hier noch anderswo.
    Nach den Märzfeiern geht ein Aufatmen durch das Land.
    Manfred Scheuch im SPÖ-Zentralorgan Neue AZ kann sich dieser Einschätzung des ÖVP-Volksblattes nicht anschließen.
    Unter dem Titel Gedenken und Kritik schreibt Scheuch Heute werden sich voraussichtlich tausende kritische Mitbürger auf dem Ballhausplatz versammeln, um dagegen zu protestieren, dass dieses 50-Jahr-Gedenken unter der Präsidentschaft eines Mannes stattfinden muss,
    der leider zu einem Symbol jener Geisteshaltung geworden ist, über die Österreich sich selbst und die Welt so lange hinweg zu täuschen versuchte.
    Vizekanzler Mock hat dies in seiner Rede bei der Gedenkstunde in der Hofburg indirekt bestätigt, als er offenbar glaubte, den steinernen Gast dieser Veranstaltung entschuldigen zu müssen.
    Ihn aber dann für das Ansehen Österreichs in der Welt zu reklamieren, weil er in dieser eine Spitzenposition eingenommen hat, grenzte an eine Herausforderung.
    Dies zu sagen, hat nichts mit Unversöhnlichkeit und mit dem Aufreißen von Gräben zu tun.
    Im Kurier sieht Erwin Frasl die Gedenktage vor allem als Chance, Lehren für die Gegenwart zu ziehen.
    Man liest,
    So viele Jahre nach dem Krieg mit jenen grausamen Ereignissen wieder konfrontiert zu werden, ist ein Schock.
    Ein Schock, den viele erst überwinden müssen.
    Die Bewusstwerdung der Ereignisse von damals mag nicht der Verurteilung durch Selbstgerechte dienen.
    Es gibt nur einen wahrhaften Grund der Auseinandersetzung, zu jeder Zeit den Menschen das Wissen zu vermitteln, wie es dazu kam, wo die Keime einer Entwicklung zur Unmenschlichkeit liegen.
    Diesen Ansätzen können wir entgegentreten.
    weil wir ein freies Land sind.
    Im Umgang mit unseren Minderheiten können wir unter Beweis stellen, was wir gelernt haben.
    In der Bewältigung unserer Konflikte können wir zeigen, ob wir ein demokratisches Land sein wollen.
    Das österreichische Märzgedenken findet auch in ausländischen Blättern, vor allem in den Deutschen, seinen Niederschlag in Form von Berichten und Kommentaren.
    So liest man etwa in einem Leitartikel in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung auf Seite 1.
    Die Mehrheit der Österreicher steht der Auseinandersetzung über die jüngste Vergangenheit fern.
    Störendes wegschieben?
    Gewiss, das auch.
    Doch hinter der Forderung, sie sollten sich ihrer Verstrickung und Verantwortung in der ersten Hälfte dieses Jahrhunderts stellen, spüren die Österreicher auch eine Absicht, ihre Schuldsituation zu verewigen.
    Solcher fast totalitärer Anspruch ist nicht klüger und nicht moralischer als das Verdrängen.
    Robert Stoppacher hat diese Presseschau zusammengestellt.
    Hunderttausende standen am 12.
    März 1938 auf den Straßen, um Hitler beim Einmarsch in Österreich zuzujubeln.
    Aber zehntausende wurden in diesen Tagen verhaftet, verhört, geschlagen, in Konzentrationslager verschleppt.
    Einer von diesen ist heute
    im Journal zu Gast.
    Es ist dies der frühere Nationalratspräsident Alfred Maleta.
    Er war vor dem Anschluss Funktionär der Vaterländischen Front in Oberösterreich, also Funktionär in der Basisorganisation des Ständestaates.
    Maleta verbrachte insgesamt mehr als drei Jahre in den Konzentrationslagern Dachau und Flossenbürg.
    Mit dem heute 81-Jährigen sprach Ulrich Brunner.
    Herr Präsident, Sie waren einer derjenigen, der beim sogenannten dritten Dachau-Transport nach Dachau ins Konzentrationslager gekommen ist.
    Wenn Sie versuchen, die Zeit zurückzudrehen, wie war denn das damals?
    Man muss, glaube ich, mit dem 12.
    März beginnen.
    Ich bin am 12.
    März 1938 verhaftet worden.
    Und zwar in meiner Wohnung.
    Um ein Uhr Mittag hat es plötzlich geläutet.
    Das Dienstmädchen kommt schrecklich bleich herein und hat gestottert, Bewaffnete.
    Und dann ist SS hereingekommen und hat mich verhaftet.
    Ich kann mich erinnern, der Anführer, der war ein übergelaufener Kartellbruder, der hat gesagt zu mir, Sie wissen ja, weshalb Sie verhaftet werden.
    Sag ich, nein, sagt er wegen reichsfeindlicher Betätigung.
    Das sage ich zynisch.
    Das kann ich mir schwer vorstellen, denn meines Wissens ist das Dritte Reich erst vor zwei Stunden ausgebrochen.
    Auf das habe ich schon die ersten Watschen gehabt, dass mir die Schneidezähne herausgeflogen sind.
    Und da bin ich dann abgeführt worden ins Gefängnis.
    Da war noch im alten Rathaus, waren unten noch diese uralten Keller.
    Und da bin ich dann ein paar Monate unten gesessen bis zum Abtransport nach Dachau.
    Sie waren dann in Dachau beim sogenannten dritten Transport.
    Beim dritten, ja.
    Das waren die drei Transporte, wo die politische Prominenz Österreichs transportiert wurde.
    Was ist dann in Dachau geschehen?
    Naja, also die Fahrt war ja schon eine Fahrt in die Unterwelt.
    Der Zug, die ältesten Waggons, und hineingepfercht waren wir, ich weiß nicht, in einem Coupé, wo sechs Leute Platz haben, sind wir zu zehnt oder zu elf hineingepfercht gewesen.
    In Dachau sind wir natürlich angekommen, in Morgengrauen,
    Da sind wir dann am Appellplatz gestanden und haben da Dinge gehört, die da kommen sollen.
    Und da sind wir drei Wochen lang von sechs Uhr früh bis Mitternacht straf gestanden am Appellplatz.
    Da ist mittlerweile der Winter eingebrochen und wir hatten aber nur einen Sommertrillig.
    Und bei dieser Steherlei sind natürlich jede Nacht so viele am Platz gestorben, gelegen.
    Die durften nicht abtransportiert werden, sondern erst dann sind die Toten weggeschafft worden, wie wir am nächsten Tag, am Nachmittag, abmarschieren durften.
    Also es war die Hölle auf Erden.
    Bei diesen Appellen, wo man stundenlang stehen musste, da wurden ja die Juden noch besonders grausam behandelt.
    Naja, die Juden sind besonders grausam behandelt worden, denn sie haben noch viel, viel länger stehen müssen wie wir, wenn wir beispielsweise
    Statt normal um 6 Uhr abends um Mitternacht vom Appellplatz in die Palatken durften, sind die die ganze Nacht und den nächsten Tag noch gestanden.
    Und sind dort natürlich logischerweise am Platz eine Menge umfallen und tot gewesen.
    Das war ja Spezialbehandlung für die Juden.
    Und so sind viele Schikanen gegeben.
    Mit Ochsenzimmern sind sie getrieben worden, geschlagen worden.
    Und dann sind da von den Straßenarbeiten, ich weiß nicht wie man die nennt, diese rotierenden Maschinen, wo der Schotter gemischt wird, da hat man lebendige Juden hineingesteckt.
    und die Maschine in Bewegung gesetzt, die sind da drinnen rumgeschleudert worden und durch die Öffnungen sind dann die Hände und Füße gebrochen worden und was weiß ich was alles.
    Also ich muss sagen, ich kann mich erinnern, wie uns Juden beim Aufmarsch Judenblock sein Gegenmarsch hier gekommen sind,
    Wankende Gestalten, die am Singen müssen.
    Frohe Lieder im Schatten, grüner Baum, wir lassen uns singen, lustig sein und dabei sind sie dem Tod entgegen gewankt.
    Es war einfach apokalyptisch.
    Wurden Sie in Dachau zu schwerer Arbeit eingeteilt?
    Nein, mein Lieber.
    Ich war doch immer bei den schwersten Arbeiten.
    Ich habe draußen im Dachauer Moor
    gearbeitet.
    Da sind wir ja bis in die Schenkel im Moorwasser gestanden, dort haben wir das ausschöpfen müssen.
    Wir waren ja bis voll Lehm beträgt, weil man doch hineingefallen ist und in diese Kanäle gestanden ist, die ausheben müssen.
    Für mich war eines nur immer, dass er mir gesagt hat, und du musst es durchstehen.
    Und du musst und wirst es durchstehen und musst erleben, wie das Hitler-Regime zugrunde geht.
    Und das hat mir geholfen, ich war davon zutiefst überzeugt, dass ich das bestanden habe.
    Es heißt immer wieder, im KZ, besonders in Dachau, seien die Freundschaften entstanden zwischen den ehemals christlich Sozialen und den Sozialdemokraten.
    Wie war denn das bei Ihnen?
    Na, schauen Sie.
    Wenn neben Ihnen ein ehemaliger Führer des Republikanischen Schutzbundes
    in der Schottergrube steht oder im Lehmwasser und genauso geschunden wird, entsteht doch eine Kameradschaft, eine Leidensgenossenschaft.
    Das ist doch selbstverständlich, menschlich, natürlich.
    Und dann hat man natürlich gesprochen,
    Und nachdem er ja keine Zuhörer gehabt hat, für die man jetzt so eine publizistische Äußerung machen musste, hat man gesagt, sag ich mal, hab ich zum Eifler gesagt, sag, wieso bist denn du eigentlich so ein Anführer von Revoluzzern geworden?
    Er hat einen Schutzbund, er sagt aber im Himmels Willen, wir haben uns doch gegen euch verteidigen müssen, wir waren doch überzeugt, dass ihr, wenn ihr allein an der Macht so eine faschistische Diktatur ausruft.
    Aber wir waren überzeugt, wenn jemand in die Macht kommt, da hat man ja nicht umsonst vom Aus- oder Marxismus gesprochen, da bekommen wir eine bolschewistische Diktatur.
    Und wenn man aus dieser Situation, wo ja keiner dem anderen was vormacht, weil das sich gar nicht auszahlt, sie haben ja keine Wähler zum Bekehren, da reden wir ehrlich.
    Und es bindet ungeheuer.
    Und da sind natürlich dann tiefe Freundschaften entstanden, die für Österreicher Glück waren.
    Ein einziges Glück.
    Denn die Männer, die da gemeinsam geschunden worden sind und gemeinsam die Erinnerung an die Bürgerkriegszeit von vor 38 hatten, die haben ja ernst gewusst, wenn wir so blöd sind, dass uns das noch einmal passiert,
    Und wir jetzt nicht hier zusammenarbeiten, ist aus mit Österreich.
    Und aus diesem Wissen um die Vergangenheit, aus diesem gemeinsamen Leiden in der jüngsten Vergangenheit, ist diese Generation der ersten Stunde entstanden.
    Wie lange waren Sie in Dachau und wann sind Sie dann nach Flossenbürg gekommen?
    In Dachau waren wir bis zum Kriegsausbruch und wie der Kriegsausbruch war,
    haben die Nazi-Dacher von den Häftlingen geräumt, weil sie für die Regruten, die einbezogen waren, da aus dem mittleren Jahr gingen, haben sie einen Platz gebracht.
    Und in der Zwischenzeit haben sie uns dann nach Flossenbürg gebracht.
    Und jetzt Flossenbürg, da war ja nur ein kleines einspuriges Bähnlein und das war da im Bayerischen Wald, oberhalb von Regensburg.
    Und da waren ja grauenhafte Witterungsverhältnisse.
    Der Beemerwald, ja regnerisch und dann früher Schnee und eiskalt.
    Und das Lager war in so einer Mulde drinnen und auf ausgesprengten Terrassen und an Blocks gestanden.
    Und wir haben da nichts zum Fressen gehabt.
    Ich kann mich noch erinnern, da ist dann die Suppe gekommen, die war so eine dünne, flüssige, warme, mit Wasser, eine Bonensuppe.
    Und wenn du in deinen Topf, den du gekriegt hast, drei oder vier Bonen gefunden hast, da hat man geredet, du, ich habe heute fünf Bonen drin gehabt.
    Und ich habe gesagt, leider nur eine gefunden.
    Und so war das praktisch.
    Da war eben dann dieser Abmagerungsprozess.
    Und ich muss sagen, wenn wir abends auf dem Pellplatz gestanden sind, da haben sie oben gesprengt.
    Und wir haben singen müssen.
    Im Schatten, grüner Bäume, lasst uns singen, lustig sein.
    Und dann in der Mitte von uns, wir sind im Quadrat gestanden, da sind die zu einer Lagerstrafe verurteilten Kollegen angeschnallt worden.
    mit nacktem Hintern am Bauch geschnallt und links und rechts ist ein SS-Mann gestanden mit aufgeklempelten Ärmeln und hat diese beischen Ochsenzimmer in der Hand gehabt und da haben sie im Takt geschwungen und während der eine zurückgezogen hat, hat der andere
    Gesang.
    Und wir sind da in der Situation gewesen.
    Schaulich, schaulich.
    Oder wenn man am Baum gehängt worden ist, da war der Baum, da war ein Betonding eingelassen im Erdreich mit einem ausgesparten Vieh.
    ein Pflock, das war der sogenannte Baum, hineingesteckt worden und oben hat der so einen Haken gehabt.
    Und da mussten sie sich, da war ein Haken, ein Schemel davor, da mussten sie sich hinaufstellen.
    Dann haben sie mit einer ordinären Eisenkette, haben sie ihn dann hinten
    die Hände gebunden und sind sie jetzt so gewesen.
    Dann hat der mit den Füßen den Schemel unten weggeworfen und dann sind sie umgehängt.
    Naja, mindestens ist man halt zwei, drei Stunden umgekehrt, manche einen halben Tag, manche so lange bis sie krepiert sind, oder sie sind angeschnallt worden am Bauch, und dann hat der da getroschen, und sie haben mitzählen müssen.
    Und wenn sie dann verzählt haben, haben sie von vorne anfangen müssen.
    Eins, zwei, drei, zwanzig, eins, zwei, drei, das Aussehen wiederum von vorne angefangen.
    Welche Arbeit wurde denn verlangt in Flossenbürg?
    War das beim Steinbruch?
    Beim Steinbruch?
    Na ja, Steine brechen.
    Und jetzt haben sie dann so Blöcke vor sich liegen, die natürlich nicht geschliffen sind, sondern natürlich kantig und kantig.
    Und die haben am Abend sich eine auf die Schulter laden müssen.
    und ins Lager getragen, weil unter der Lagerstraße gebaut wurde.
    Man hat das Zeug natürlich durchgeschnitten, die Jacken, und hat ihn an die Schulter gewohnt.
    Ich habe doch eine vollkommen blutige Schulter gehabt, durch Wochen hindurch.
    So oft es vernarbt ist, ist es immer wieder aufgerissen worden.
    Aber wir haben uns gesagt, wir werden
    Wir werden uns schon überleben für ein wiedererstehendes Österreich.
    Sie sind dann später von Flossenbürg zurück nach Dachau.
    Nach Dachau.
    Sie können sich vorstellen, wie Flossenbürg war, dass die Rückkehr nach Dachau von uns mit Jubel aufgenommen wurde.
    Denn Dachau war im Vergleich zur Hölle Flossenbürg als Fegefeuer.
    Da waren sie schon sehr bescheiden.
    Und was war dann in Dachau?
    Da sind sie wieder eingesetzt worden.
    Ich kann mich erinnern, da waren ja Zigeuner.
    Die haben sie wolllos zusammengefangen.
    Ich kann mich erinnern, neben mir war ein zwölf- oder dreizehjähriger Zigeuner-Buhr.
    Da war die Schaufel größer, als der Buhr arbeiten müssen.
    Und die haben fast überhaupt nichts zum Fressen gekriegt.
    Und da kann ich mich so gut erinnern, da sind einmal die Essendräger gekommen und durch eine Lagerstraße gelaufen, weil nur so ein Schwappen, die Suppen, die sind gefallen und diese Suppen hat sich auch gegossen über diese Lagerstraße, die Schotter.
    Da sind diese Zigeuner hin und die Juden haben sich auf den Fußboden geworfen und haben mit der Zunge
    aus dem kieselstaunen Erdreich die Suppenreste geschlürft.
    Man kann sich nicht vorstellen, was die für einen Hunger gehabt haben.
    Und das waren so die Vergnügungen von Dachau.
    Heute, wie sonst immer, kann einem die Keule kommen.
    Das war alles nicht wahr.
    Das war alles nicht wahr.
    Das sind lauter und lauter Märchen und Geschichten.
    Ich muss sagen, ich bin einmal auf der Kärntnerstraße vor einer Buchhandlung gestanden,
    Und da waren so Bilder drinnen und ich stehe, schau mal rum, da sind so junge Buben gestanden.
    Da haben sie gesagt, so ein Blödsinn.
    Da haben sie gesagt, wollen Sie ja nicht gleich die Goschen holen?
    Ich hau euch eine, ich schmier euch eine.
    Ich bin auch da drin gesessen.
    Ich danke für das Gespräch.
    Bedrückende Schilderungen vom früheren Nationalratspräsidenten Alfred Maleta.
    Ulrich Brunner hat mit ihm gesprochen.
    Es ist jetzt 12.35 Uhr.
    Im zweiten Teil der Sendung planen wir noch Beiträge über die Versorgungssituation in Äthiopien und über die Gedenkveranstaltungen des Volkstheaters sowie die Premiere von Ibsens Gespenstern, ebenfalls im Volkstheater.
    Zuvor aber noch einmal zu den Ereignissen im März 1938 und ihren Nachwirkungen.
    Das viel zitierte Gedenkjahr 1988 findet mancherlei Niederschlag.
    Jede Menge Publikationen, Festreden, Kundgebungen.
    Und eher ungewöhnlich bei derartigen Anlässen auch jede Menge Plakate.
    Nicht nur als Werbeträger für die diversen größeren und kleineren Veranstaltungen, zumindest in Wien dient das Plakat derzeit auch als politisches Medium.
    Dass sich dabei die 1938-Diskussion und die Waldheim-Diskussion überlagern, oft im wahrsten Sinn des Wortes in mehreren Plakatschichten übereinander, überrascht wohl kaum.
    Ernest Hauer hat sich in der Wiener Innenstadt umgesehen.
    Was haben der Tod eines Fußballspielers und das Gedenken an 1938 gemeinsam?
    Zumindest den Plakatierungsplatz.
    Einen der vielen Baustellenparavents in der Wiener Innenstadt, die derzeit als Plakatflächen dienen.
    Und damit als Transportmittel für alle möglichen Beiträge zum Thema 1938-1988.
    Zwischen Zirkus und Musical-Ankündigungen bietet ein Verlag Bücher gegen das Vergessen an.
    Eine rot-weiß-rote Fahne, auseinandergerissen vor schwarzem Hintergrund, wirbt für einen Volkstheater-Abend.
    Verstörtes Gedächtnis, zum Beispiel der 12.
    März 1938.
    Ein weißes Hakenkreuz, dessen Querbalken von geschundenen Menschen gebildet wird, leuchtet aus goldenem Grund.
    Werbung für die Ausstellung »Zeitgeist wieder den Zeitgeist«, eine Sequenz aus Österreichs Verirrung.
    Und ein Foto von HJ-Buben in Reihe und Glied kündigt eine Ausstellung des Stadtschulrates über Jugend unterm Hakenkreuz an.
    Ein paar Schritte weiter eben der Tod eines Fußballspielers.
    Eines der Plakate aus der Serie Zeit für ein Gedicht.
    Friedrich Torbergs Nachruf auf den wohl bekanntersten alter österreichischen Fußballer, der im Jänner 1939 unter mysteriösen Umständen aus dem Leben schied.
    Er war ein Kind aus Favoriten und hieß Matthias Schindelar.
    Er stand auf grünem Plan inmitten, weil er ein Mittelstürmer war.
    Er spielte Fußball und er wusste vom Leben außerdem nicht viel.
    Er lebte, weil er leben musste vom Fußballspiel fürs Fußballspiel.
    Das Tor, durch das er dann geschritten, lag stumm und dunkel, ganz und gar.
    Er war ein Kind aus Favoriten und hieß Matthias Schindelar.
    Mit einem Dichterzitat beginnt auch jenes Plakat, das am Kohlmarkt mit den diversen Gedichten geradezu ein Puzzle bildet.
    Der Aufruf zur Demonstration am Samstag.
    Die Wahrheit ist den Menschen zumutbar, wird Ingeborg Bachmann zitiert.
    Und weiter im Text.
    Die Ereignisse der letzten Zeit zeigen, wie wenig Vergangenheit vergangen ist.
    Österreich ist in einer schweren Krise.
    Engstirnigkeit will sich als Staatsräson ausgeben.
    Alte Feindbilder und offene Ressentiments werden mobilisiert.
    Anschlussgedenkfeierlichkeiten eines Staates mit diesem Bundespräsidenten an der Spitze, der zum Symbol einer unerträglichen Geisteshaltung geworden ist, sind blanker Hohn für unsere Geschichte.
    Unmut über diesen von mehr als einem Dutzend Künstlern und Intellektuellen unterzeichneten Aufruf zur Demonstration für den Rücktritt des Bundespräsidenten wird auf derselben Plakatwand deutlich.
    Mit einem quer über einen der Aufrufe geklebten Bickerl.
    I love Waldheim.
    Völlig ohne Hinweis auf die aktuelle Diskussion um den Bundespräsidenten kommen dagegen zwei Plakate aus, die mit Kunst für Gedenkveranstaltungen werben.
    Eine Grafik von Georg Eisler, eine Gruppe von Wienern, die zwei Menschen beim Reinigen des Trottoirs unter Hakenkreuzleraufsicht zuschaut, war der Werbeträger für die Großveranstaltung am Rathausplatz mit den Rednern Zilk, Groß, Bock, Kreisky und anderen und dem ÖGB-Chor.
    Ein paar Plakate weiter die Wiedergabe eines Großgemäldes von Helmut Kurz-Goldenstein.
    Rot-Weiß-Rote Fahnen, Menschen feiernd, arbeitend, aber auch gequält.
    Eine Friedenstaube.
    Das Bühnenbild für die 1938-Veranstaltung der KPÖ im Austria Center mit Franz Muri, dem Frauenkammerorchester und dem Kärntner Partisanenchor.
    Auch Karl Marx pickt anlässlich des Gedenkjahres 1938 auf allen möglichen Wänden, garniert allerdings mit Sprechblasen, die ihn als Antisemiten ausweisen sollen.
    Eine Initiative Demokraten gegen Extremismus appelliert Sozialisten und Kommunisten.
    Im Gedenken an die vielen Opfer der Nazi-Diktatur ist es höchste Zeit, sich vom Antisemiten Karl Marx zu distanzieren.
    Deshalb fordern wir die rasche Umbenennung des Karl-Marx-Hofes in beispielsweise Franz Werfelhof.
    Bewältigt endlich eure eigene Vergangenheit.
    Staatstragend mit rot-weiß-rot umrandeten weißen Plakaten geben sich auf den ersten Blick zwei Gruppen.
    Die Bewegung gegen den Krieg trommelt.
    Gefahr für Österreich.
    Von der Auslöschung Österreichs zum nächsten Anschluss.
    Nie wieder Pflichterfüllung für Großmachtinteressen.
    Die Bestrebungen zum EG-Beitritt sind gemeint.
    Und ebenfalls rot-weiß-rot umrandet wird die Titelseite des Wiener Völkischen Beobachters vom 20.
    April 1938 abgedruckt.
    Steckbrief gegen Otto von Habsburg.
    Habsburgs entartetster Spross ein landesflüchtiger Verbrecher.
    Begleittext dazu.
    Vor 50 Jahren war Otto von Habsburg der Vorkämpfer für Österreichs Freiheit und Unabhängigkeit.
    Dank seiner Arbeit entstand Österreich wieder.
    Heute ist Otto von Habsburg der Vorkämpfer für die Integration eines freien, unabhängigen Österreich in die europäische Gemeinschaft.
    Die Pan-Europa-Bewegung Österreich lädt auf diese Art zu einer Kundgebung mit Herrn Habsburg ein und auch zu einem festlichen Zug mit Habsburg und seiner Familie sowie österreichischen Widerstandskämpfern und Europaabgeordneten.
    Jede Menge Kleinstaufkleber finden sich auch, verteilt über das ganze Stadtgebiet, zum Teil übelsten antisemitischen Inhalts.
    An den großen Plakatwänden fällt seit ein paar Wochen nur ein Plakat mit Vergangenheitsbezug auf.
    Die junge Generation der SPÖ Wien ließ 300 Stück davon affischieren.
    Hintergrund schwarz, Titel, sie haben die Pflicht nicht erfüllt.
    Darunter drei alte Passfotos und die Lebensläufe dreier Widerstandskämpfer.
    der Sozialistin Käthe Leichter, des Kommunisten Eduard Hrabowski und der katholischen Ordensschwester Restituta.
    Text unter ihrem Bild, wegen Verbreitung eines regimekritischen Gedichts unter den kriegsverwundeten Soldaten im Spital am 14.
    Februar 1942 verhaftet, am 30.
    März 1943 im Landesgericht Wien hingerichtet.
    Von Plakaten in Wien berichtete Ernest Hauer.
    Untertitelung des ZDF, 2020
    ... Musik ...
    ... Musik ...
    ... Musik ...
    ... Musik ...
    Untertitel der Amara.org-Community
    Das waren ein paar Takte aus Johann Christian Bachs Sinfonie Nr.
    4.
    Und wir kommen jetzt ins Ausland.
    In Äthiopien herrscht seit mehr als 25 Jahren eine Art Bürgerkrieg.
    Zu diesen Auseinandersetzungen mit Waffengewalt kommt aber auch noch der Kampf mit der Dürre für die Bevölkerung.
    Die Verteilung von Lebensmitteln, die zum Großteil ja mit Spenden finanziert werden, gestaltet sich sowohl aufgrund der geografischen Situation, das Land ist siebenmal so groß wie die Bundesrepublik und ziemlich unwegbar, als auch durch die Unruhen sehr schwierig.
    Die Befreiungsbewegung konzentriert sich bei ihren Überfällen vor allem auf die wenigen befahrbaren Straßen.
    So wurde etwa vor einer Woche ein Zentrallager im Norden angegriffen und besetzt, in dem Lebensmittel für 250.000 Menschen gelagert sind.
    Wie die Versorgungssituation in Äthiopien aussieht, berichtet Michael Kerbler aus Addis Abeba.
    Diese Kinder verhungern nicht deshalb, weil es zu wenig Nahrung gibt.
    Diese Kinder verhungern, weil es zu wenig Lastkraftwagen gibt.
    Diese Schlagzeilen aus einer britischen Äthiopien-Anzeigenkampagne, die schwerst unterernährte Kinder in den Blickpunkt rückt, hat ein Mitarbeiter des staatlichen Koordinationsbüros für Hungerhilfe und Wiederaufbau ausgeschnitten,
    und Vorsicht an die Bürowand geklebt.
    Tatsächlich ist die äthiopische Dürre- und Hungerkrise 1988 in erster Linie keine Krise an mangelnden Nahrungsmitteln, sondern eine vom Bürgerkrieg dramatisch verschärfte Verteilungskrise.
    In den zurückliegenden sechs Monaten sind in den umkämpften Nordprovinzen Eritrea und Tigre nahezu 100 Nahrungsmittel-Lkw von Kommandos der Reparationsstreitkräfte zerstört worden.
    Dabei stellten internationale Hilfsorganisationen in einer Bedarfsplanung günst fest, dass ohnehin 300 LKW zur effektiven Versorgung der Hungernden fehlen.
    Für die Befreiungsbewegungen IPLF und TPLF steht die Nahrungsmittelhilfe keinen Akt der Humanität, sondern politische Hilfe für die Zentralregierung in Addis Abeba dar.
    Der Umkehrschluss will man die Macht der Regierung Mengistu Haile Mariam brechen,
    dann muss man das Machtinstrument Nahrungsmittelhilfe zerstören, hat fatale Folgen.
    Mitarbeiter internationaler Hilfsorganisationen befürchten, dass durch die ständigen Angriffe auf Lebensmittelkonvois die Vorratslager der Dörfer nicht mehr aufgefüllt und rund eine Million Bewohner der Provinz Tigre akut vom Verhungern bedroht sind.
    Jeder fehlende Lastwagen, der im Bürgerkrieg zerstört wird,
    bedeutet nicht nur, dass tausende Menschen vergebens auf ihre monatliche Weizen- oder Mehlration warten.
    Jeder fehlende Lastwagen zwingt die Hilfsorganisationen, die Versorgung verstärkt aus der Luft vorzunehmen.
    Doch bereits jetzt stehen die schweren Transportmaschinen zwischen den Städten Asmara und Mekelle im Dauereinsatz.
    Einem Einsatz, der noch dazu ein vielfaches, pro Tonne gerechnet, an Geld verschlingt, das die Beförderung mit dem LKW kostet.
    Versorgung gerät also nicht nur in Stoppen, sie kostet auch immer mehr und sie beschwört außerdem die Gefahr einer Entwicklung herauf, die unter allen Umständen verhindert werden muss, nämlich die Abwanderung zehntausender Bauern in große Nahrungsmittelversorgungslager, die rasch zu Brutstätten von Krankheiten werden und die durch Unterernährung und durch tagelange Märsche geschwächten Menschen dahin raffen.
    Die Armee hat in dieser Woche ihre Streitkräfte entlang der einzigen Versorgungsstraße zwischen der Stadt Asmara und den umkämpften Gebieten in Tigre massiert.
    Diese Lebensmittelpipeline darf nicht brechen, erklären Mitarbeiter verschiedener Hilfsorganisationen übereinstimmend.
    Und ein westlicher Diplomat ergänzt, die Lösung aller Probleme in Äthiopien läuft über die Beendigung dieses Krieges.
    Die marxistische Regierung Mengistu Hailemariams ist nicht stark genug, um den Krieg zu gewinnen,
    Die Befreiungsbewegungen sind nicht zu schwach, um den Krieg zu verlieren.
    Bleibt internationaler diplomatischer Druck, der die Kriegsparteien zum Einlenken zwingen könnte.
    Doch solchen Druck kann nur der ausüben, der bereit ist, die Nahrungsmittelhilfe zu drosseln.
    Durch solch ein Verhalten würden sich diese Staaten allerdings sofort jenem Vorwurf aussetzen, der wiederholt an die äthiopischen Bürgerkriegsparteien gerichtet wird.
    Nämlich Politik am Rücken verhungert.
    Informationen von Michael Kerbler.
    Nun zu unserem Kulturbericht.
    Im Wiener Volkstheater hat am Sonntag das Ypsen-Stück »Gespenster« Premiere.
    Es ist nach dem »Volksfeind« die zweite Ypsen-Inszenierung von Dietmar Pflegerl in diesem Haus.
    Gertrud Roll spielt Frau Alwing, Bernhard Schier den Oswald und Gerhard Balluch Pastor Manders.
    Am Abend davor, also heute, trägt auch das Volkstheater das Seine zu den Gedenkveranstaltungen bei.
    mit einer szenischen Lesung unter dem Titel »Verstörtes Gedächtnis«.
    Zu beiden Ereignissen berichtet Eva-Maria Klinger.
    Nach dem Mitterer Stück »Kein schöner Land« ist der zweite Volkstheaterbeitrag zum Jahr 1938 eine szenische Lesung von Zeitdokumenten, wie zum Beispiel dem Manifest, abgedruckt in der Aprilnummer 38, von Kunst und Volk im heute unerträglich pathetischen Stil der Zeit.
    österreichische Kunst, die du deutsch warst und wieder deutsch sein wirst.
    Tief im Herzen sitzt noch der Groll über verlorene Jahre nutzlosen Schaffens ohne Freude, ohne Ziel, ohne Teilnahme.
    Es ist vorbei.
    Kunst ist wieder eine Mission geworden, eine Mission, die zum Fanatismus verpflichtet.
    Hermann Schmidt ist federführend bei der Gestaltung des Abends.
    Worauf hat er sich bei der Auswahl des Materials beschränkt?
    Der erste Gesichtspunkt war natürlich Kunst, Theater, Schriftsteller.
    Also wir haben sozusagen drei Ebenen, das sind die Ja-Sager und die offizielle Stimme des Nationalsozialismus, dann haben wir die Nein-Sager, die werden vereinsamt, auf Tischen sitzen auf der Bühne und dann die Weißwäscher sozusagen von heute, die werden dann auch so um die Gruppe der Befürworter stehen auf der Bühne.
    Auf der Bühne werden sich außerdem auch Zeitzeugen wie die Burgschauspieler Eva Zilcher und Fritz Lehmann oder die Courage-Gründerin Stella Katmon an damals erinnern.
    Am nächsten Abend ist Premiere von Gespenstern, dem vielleicht aufregendsten Ibsenstück mit drei schwierigen Traumrollen.
    Gertrud Roll als Frau Allwink.
    Fast, glaube ich, wir alle sind Gespenster, Pastor Manders.
    Nicht nur, was wir ererbt haben von unseren Eltern, geistert in uns herum.
    auch alte, abgestorbene Überzeugungen, Ansichten, Aberglaube, all das.
    Es lebt nicht mehr in uns, aber es steckt in uns, und wir wehren es nicht los.
    Ich schlage nur die Zeitungen auf, und schon sehe ich zwischen den Zeilen die Gespenster.
    Unser Land ist voller Gespenster, Gespenster überall wie Sand am Meer, und wir sind so erbärmlich lichtscheu.
    Frau Allwing hat ihren Sohn Oswald im Kindesalter ins Ausland geschickt, damit er das ausschweifende Leben seines Vaters nicht mit ansieht, das sie zu ertragen hat.
    Nach dem Tod des Vaters kehrt Oswald heim, doch die Freude ist kurz.
    Er eröffnet seiner Mutter, dass er vom Vater eine Geschlechtskrankheit ererbt hat und in geistiger Umnachtung enden wird.
    Ich bin offensichtlich krank.
    Nicht im üblichen Sinne krank.
    Mutter, ich bin geistig zerrüttet.
    Auch in diesem Stück prangert Ibsen den puritanischen Moralkodex, vertreten durch Pastor Mann das an, der predigt, den Schein zu wahren, der zur Lebenslüge verführt und schließlich unmoral züchtet.
    Dietmar Pflegerl, der Regisseur der beklemmenden Aufführung, findet, dass sich in den 100 Jahren die gesellschaftliche Situation zwar revolutionär verändert hat, die Probleme aber dennoch die gleichen sind.
    Also ich irgendwann einmal im Radio den Bischof Gröher in einem Interview gehört habe, wo er gefragt wurde, was er denn davon hielte, dass der Papst gegen jede Form der Verhütungsmittel ist.
    Und da hat der Bischof Gröher, glaube ich, gesagt, also er findet, die jungen Leute sollten einfach grundsätzlich wieder mal lernen, sich zurückzuhalten.
    Und da habe ich mir gedacht, hoppla, diesen Satz, den habe ich doch schon mal irgendwo gelesen.
    Und schau in den Gespenstern nach und siehe da, da stand er.
    Und Oswalds Krankheit heißt heute AIDS.
    Das ist das Tolle an dem Stück, dass der Ibsen natürlich damals mit seinen Gespenstern eine bürgerliche Gesellschaft sehr schmerzhaft treffen konnte.
    Und dasselbe Stück, 100 Jahre später, trifft uns wieder unheimlich schmerzlich an ganz anderen Stellen.
    An die Gespenster kann man sich freilich nur wagen, wenn man den Oswald besetzen kann.
    Dieser Glücksfall ist Bernhard Schier, ein 25-jähriger verkappter Medizinstudent aus Tirol, der schon im Kuss der Spinnenfrau auf sich aufmerksam gemacht hat.
    Unser Oswald soll keiner werden, der also bereits beim ersten Auftritt totgeweiht ist und dass man sagt, naja, mit dem Buben wird noch was passieren, so wie der schon hereinschleicht.
    Man neigt natürlich zu dieser Interpretation, also man geht heran, wenn die Rolle sagt, er ist todkrank, er weiß es bereits bei Beginn des Stücks, ist die Versuchung natürlich da.
    Wir haben versucht, dass wir sagen, okay, ein junger Mensch voller Lebensfreude, die er so wirklich hat, ist mit dieser Krankheit todgeweiht.
    Wie reagiert er?
    Und wir haben gesagt, dass sich das äußert in einer fast aggressiven Zernerftheit.
    Die Premiere ist wie gesagt am Sonntag und heute Abend findet die szenische Lesung Verstörtes Gedächtnis im Volkstheater statt.
    Ein Beitrag von Eva-Maria Klinger.
    Und jetzt noch einmal ins Nachrichtenstudio zu Rosmarin Fraundorfer.
    Österreich.
    Mit zahlreichen Veranstaltungen wird am heutigen 50.
    Jahrestag des Einmarsches von Hitler-Truppen das Gedenken fortgesetzt.
    In der Wiener Innenstadt soll zur Stunde eine Kundgebung unter Beteiligung des Republikanischen Klubs Neues Österreich beginnen.
    Auch die Pan-Europa-Bewegung hat sich zu einer Veranstaltung für heute Nachmittag aufgerufen.
    In Lackenbach im Burgenland, im ehemaligen Anhaltelager für Zigeuner, wurde heute dieser Opfer des nationalsozialistischen Regimes gedacht.
    Bundeskanzler Franitzki betonte, die Österreicher müssten lernen, sich in Zukunft nicht so zu verhalten wie nach 1945.
    Man habe nach Kriegsende nicht nach den Opfern und Emigranten gefragt.
    Bis heute seien viele Zigeuner nie für das ihnen zugefügte Unrecht entschädigt worden, betonte Franitzki.
    In Wien führte die SPÖ in einzelnen Bezirken Kundgebungen durch.
    In Tirol gab es Gedenksitzungen von Landesregierung und Landtag.
    Die Volkspartei gedachte mit einem Gottesdienst in der Votivkirche der Opfer des Naziregimes.
    Militärbischof Kosteletzki betonte bei diesem Anlass, es sei notwendig, die Liebe zu Österreich in den Mittelpunkt zu stellen.
    Der Wiener Erzbischof Grohe hat die Gläubigen zu Gebeten und Bittgottesdiensten für eine Entspannung der inneren Situation Österreichs aufgerufen.
    Grohe regte an, ein Jahr der Vergebung und des Erbarmens einzuleiten.
    Im Wiener Burgtheater ist es bei der Premiere des Hochhutschauspiels der Stellvertreter zu Zwischenfällen gekommen.
    Einige Zuschauer protestierten lautstark gegen eine antikirchliche Tendenz des Stücks.
    Vereinzelt gab es auch rechtsradikale Einwürfe.
    Das Publikum reagierte überwiegend mit Gegenapplaus und Nazi-Rausrufen.
    Italien.
    Wegen unüberbrückbarer Differenzen innerhalb der Fünf-Parteien-Koalition ist Ministerpräsident Gorilla am Abend zurückgetreten.
    Die Sozialisten hatten sich geweigert, dem Weiterbau eines Kernkraftwerks zuzustimmen.
    Dies war das auslösende Moment für das Scheitern des Parlaments Korea.
    Durch die neue italienische Regierungskrise ist auch die Verabschiedung des Südtirol-Pakets im Parlament bedroht.
    Sowjetunion.
    Optimistisch hat sich Parteichef Gorbatschow über Fortschritte bei der Abrüstung strategischer Atomwaffen geäußert.
    Vor einer amerikanischen Delegation sagte Gorbatschow, ein Abkommen mit den USA über eine Begrenzung der strategischen Waffensysteme
    könnte bis zum nächsten Gipfeltreffen fertiggestellt werden.
    Ein für gestern angekündigter Generalstreik in Armenien ist entgegen ersten Meldungen offenbar nicht durchgeführt worden.
    Ein führender Parteifunktionär teilte mit, man habe den Streik abgesagt, um den Nationalitätenkonflikt zwischen Armeniern und Moslems in Aserbaidschan nicht anzuheizen.
    Nahe Osten.
    PLO-Chef Arafat hat den amerikanischen Nahostfriedensplan abgelehnt.
    Arafat meinte,
    In den amerikanischen Vorschlägen sei nur eine indirekte Beteiligung der PLO an einer Friedenskonferenz vorgesehen.
    Die USA haben endgültig entschieden, die beobachte Mission der PLO bei den Vereinten Nationen in New York schließen zu lassen.
    UNO-Generalsekretär Perez de Cuellar kritisierte die Maßnahme als klaren Verstoß gegen den Vertrag über den Status der UNO-Zentrale in New York.
    Das Wetter in Österreich bis heute Abend verbreitet Niederschläge, Nachmittagstemperaturen 0 bis 5 Grad.
    Das war für heute das Mittagsjournal.
    Für Redaktion und Technik verabschiedet sich Bettina Reuter.
    Schönes Wochenende.

    Beiträge dieses Journals

    Nachrichten
    Datum: 1988.03.12 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Wetterbericht
    Datum: 1988.03.12 [Sendedatum]
    Schlagworte: Natur ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Gedenk - Akt in Lackenbach / Zigeunerverfolgung
    Einblendung: Bundeskanzler Vranitzky
    Mitwirkende: Schneller, Erich [Gestaltung] , Vranitzky, Franz [Interviewte/r]
    Datum: 1988.03.12 [Sendedatum]
    Ort: Lackenbach, Konzentrationslager Lackenbach [Aufnahmeort]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Inlandspresseschau / Auslandspresseschau zu 1938
    Mitwirkende: Stoppacher, Robert [Gestaltung]
    Datum: 1988.03.12 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Im Journal zu Gast: Zeitzeuge Maleta
    Interview:
    Mitwirkende: Brunner, Ulrich [Gestaltung] , Maleta, Alfred [Interviewte/r]
    Datum: 1988.03.12 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Plakate in Wien zum 38er - Gedenken
    Einblendung: Rezitation von Plakattexten
    Mitwirkende: Hauer, Ernest [Gestaltung]
    Datum: 1988.03.12 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Die Lage in den Hungergebieten in Äthiopien
    Mitwirkende: Kerbler, Michael [Gestaltung]
    Datum: 1988.03.12 [Sendedatum]
    Ort: Addis Abeba [Aufnahmeort]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Kultur: Ibsens "Gespenster" haben im Volkstheater Premiere, Szenische Lesung zu Gedenktag
    Einblendung: Textausschnitt, Gestalter Schmidt, Probenausschnitte, Regisseur Pflegerl
    Mitwirkende: Klinger, Eva Maria [Gestaltung] , Schmidt, Hermann [Interviewte/r] , Pflegerl, Dietmar [Interviewte/r]
    Datum: 1988.03.12 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten

    Katalogzettel

    Titel Mittagsjournal 1988.03.12
    Spieldauer 00:59:58
    Mitwirkende Roither, Bettina [Moderation]
    Dobrovolny, Herbert [Regie]
    ORF [Produzent]
    Datum 1988.03.12 [Sendedatum]
    Schlagworte Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt
    20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ audio
    Format TKA [Tonband auf Kern (AEG)]
    Sprache Deutsch
    Rechte Mit freundlicher Genehmigung: ORF
    Signatur Österreichische Mediathek, jm-880312_k02
    Medienart Mp3-Audiodatei
    Gesamtwerk/Reihe Mittagsjournal

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    Gesellschaft , Radiosendung-Mitschnitt
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