Mittagsjournal 1980.12.24

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    Rechtliches

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    KI-generiertes Transkript

    Die Zeit in 5 Sekunden ist es 12 Uhr.
    12 Uhr.
    Hier ist der österreichische Rundfunk.
    Guten Tag meine Damen und Herren, Herbert Dobrowolny begrüßt Sie am 24.
    Dezember zu einem verkürzten Mittagsjournal des aktuellen Dienstes.
    Nach den Nachrichten informieren wir Sie über folgende Ereignisse aus aller Welt.
    In Polen scheint es wieder zu einer neuen Konfrontation zwischen den Gewerkschaften und der Regierung zu kommen.
    Der Wunsch der Solidarität nach einer Fünf-Tage-Woche dürfte im neuen Jahr nicht erfüllt werden.
    Die Regierung ist nur bereit, zwei statt bisher einen Samstag im Monat arbeitsfrei zu geben.
    Unser Mitarbeiter in Warschau, Ludwig Tam, schildert die aktuelle Situation und berichtet darüber, wie die Polen die Weihnachten feiern werden.
    In Israel ist von einem Heiligen Abend kaum etwas zu spüren, wenigstens was die Arbeit des Parlaments betrifft.
    Dort steht heute ein Misstrauensantrag gegen die Regierung Beginn und zur Abstimmung und der Plan des früheren israelischen Außenministers Dayan, die Autonomiebestimmungen für das Westjordanland und den Gazastreifen einseitig in die Realität umzusetzen.
    Aus Österreich informieren wir Sie, was den Leitartiklern der Tageszeitungen heute eingefallen ist und womit sie sich auseinandersetzen.
    Und dann haben wir noch ein Gespräch mit dem Professor für Kunstgeschichte an der Universität Wien, Helmut Buschhausen, vorbereitet.
    Er hat ein Buch über den Verdaener Altar im Stift Kloster Neuburg verfasst.
    Zu Beginn aber, wie gesagt, die Nachrichten.
    Verantwortlicher Redakteur ist Ferdinand Olport und gelesen werden die Meldungen von Günter Bahr.
    Polen.
    In Warschau häufen sich die Anzeichen für eine neue Konfrontation zwischen der Regierung und der unabhängigen Gewerkschaft Solidarität.
    Die Gewerkschaftsführung hat die vom Staat vorgeschlagene Regelung der Arbeitszeit, jeden zweiten Samstag frei, als unbefriedigend abgelehnt.
    Zurzeit haben die Polen nur an jedem vierten Samstag frei.
    Die Solidarität verlangt, dass alle Samstage freigegeben werden.
    Ein polnisches Gericht hat den ehemaligen Leiter einer staatlichen Außenhandelsgesellschaft wegen Korruption zu 15 Jahren Gefängnis verurteilt.
    Der Mann soll Bestechungsgelder in Höhe von umgerechnet etwa 10 Millionen Schilling angenommen haben.
    USA Nach einer heute veröffentlichten Militäranalyse für den Kongress in Washington erhöhen die derzeitigen Schwächen der NATO die Gefahren eines Atomkrieges.
    Die Autoren der Studie sind der Ansicht, dass die NATO in ihrer gegenwärtigen Form nicht in der Lage ist, Westeuropa wirksam gegen einen überraschenden sowjetischen Angriff zu verteidigen.
    Dies könnte zu einem verfrühten Einsatz taktischer Atomwaffen führen.
    Ein sowjetischer Gegenschlag wäre die Folge, heißt es in dem Bericht.
    Zur Beseitigung der Mängel in der NATO empfehlen die Experten Ausgabensteigerungen für die in Europa stationierten amerikanischen Truppen.
    Der designierte Präsident Reagan hat seine Regierungsmannschaft weiter vervollständigt.
    Reagan ernannte seinen außenpolitischen Ratgeber während des Wahlkampfes Richard Allen zu seinem nationalen Sicherheitsberater.
    Allen war in der Presse beschuldigt worden unter dem früheren Präsidenten Nixon, seinen Einfluss im Weißen Haus zu persönlichen Zwecken missbraucht zu haben.
    Der designierte Landwirtschaftsminister John Block hat sich für die Aufhebung des von Präsident Carter verfügten Verbotes amerikanischer Getreidelieferungen an die Sowjetunion ausgesprochen.
    Block meinte allerdings vor Journalisten in Washington, bei einer Entscheidung darüber werde auch die sowjetische Haltung gegenüber Polen berücksichtigt werden.
    China Im Prozess gegen die sogenannte Viererbande hat die Staatsanwaltschaft heute für die Mao-Witwe Jiang Qing die Todesstrafe beantragt.
    Der Staatsanwalt bezeichnete Jiang Qing, nach Angaben der japanischen Presseagentur Kyoto, als äußerst schwere Gefahr für Volk und Staat.
    Er sagte, ihre Straftaten seien so schwerwiegend, dass keine mildernden Umstände in Betracht kämen.
    Die Mao-Witwe soll daraufhin erklärt haben, es sei ihr eine große Freude, zum Tod verurteilt zu werden.
    Ägypten.
    Papst Johannes Paul II.
    hat Moslems und Christen zur Zusammenarbeit aufgerufen und die Angehörigen beider Religionsgruppen aufgefordert, die heilige Stadt Jerusalem allen Glaubensgruppen zurückzugeben.
    In einem Interview für die halbamtliche ägyptische Tageszeitung Al-Ahram erklärte das Oberhaupt der Katholiken, Jerusalem sei die Stadt Gottes und könne nicht die Hauptstadt eines einzelnen Landes sein.
    Er teile nicht die Ansicht Israels, dass die einzige Verpflichtung dieses Landes darin bestehe, den freien Zugang zu den heiligen Städten in Jerusalem zu ermöglichen, sagte der Papst.
    Nigeria In der Hauptstadt Lagos ist die Friedenskonferenz für das zentralafrikanische Land Djat am Vormittag ohne greifbares Ergebnis zu Ende gegangen.
    Die Vertreter von elf afrikanischen Staaten, unter ihnen zehn Staatschefs, konnten sich nicht auf eine Abschlusserklärung einigen.
    Die Tagung war gestern auf Einladung der OAU, der Organisation für die Einheit Afrikas, eröffnet worden, um einen Plan für die Befriedung des von einem Bürgerkrieg verwüsteten Dschads auszuarbeiten.
    Hauptstreitpunkt bei der Friedenskonferenz war die von verschiedenen Seiten behauptete Anwesenheit libyscher Truppen im Dschad.
    Italien.
    In der Lombardei und in den Abruzzon sind 17 mutmaßliche Mitglieder der linksextremen Terrororganisation Prima Linea festgenommen worden.
    Die Festnahmen stehen im Zusammenhang mit der Fahndung nach den Entführern des vor elf Tagen in Rom verschleppten Richters Durso.
    Der Jurist wurde von den ebenfalls linksextremen Roten Brigaden entführt.
    Die Terrororganisation hat inzwischen mitgeteilt, Durso würde freigelassen, wenn ein mit besonderen Sicherheitsvorkehrungen ausgestattetes Gefängnis auf einer Insel nördlich von Sardinien geschlossen werden sollte.
    Österreich.
    Bundeskanzler Kreisky erklärte heute, die Behauptung von ÖVP-Obmann Mock sei schlichtweg nicht wahr, die Bundesregierung betreibe eine Personalpolitik, bei der jene den Vorrang erhielten, die der SPÖ angehören oder ihr nahe stehen.
    Sollte die ÖVP aber eine Diskussion über Personalpolitik wollen, so könne sie dies haben, meinte Kreisky wörtlich.
    Im Übrigen solle Mock Beweise für seine Behauptungen vorlegen und Beispiele nennen.
    FPÖ-Parteiobmann Steger hat sich für Erfindergeist, neue Ideen und die Risikobereitschaft eingesetzt, in der Wirtschaft neue Produkte und Verfahren einzuführen.
    Steger betonte, das Kapital an technischem Standard und Bildungsniveau müsse zur Bewahrung und zum Ausbau der Konkurrenzfähigkeit erhalten und gepflegt werden.
    Nichts wäre gefährlicher, als unter Romantisierenden zurück zur Natur der Wiesen, die Innovationsbereitschaft von Wissenschaft, Wirtschaft und Industrie zu vernachlässigen.
    Das Wetter?
    Mitteleuropa liegt im Bereich milder Luftmassen, wobei im Alpenraum der Hochdruckeinfluss überwiegt.
    Die Aussichten bis morgen früh?
    Örtlich noch etwas Regen, im allgemeinen aber Übergang zu unterschiedlich aufgelockerter Bewölkung.
    Westliche Winde, Nachmittagstemperaturen im Süden minus 4 bis plus 6 Grad, sonst 5 bis 12 Grad.
    Frühtemperaturen minus 2 bis plus 6 Grad, in Südösterreich minus 8 bis plus 3 Grad.
    Die Aussichten für morgen.
    Aufgelockerte bis geringe Bewölkung, westliche Winde, Tageshöchsttemperaturen 5 bis 13 Grad, im Süden nur minus 1 bis plus 7 Grad.
    Das Wetter heute um 12 Uhr.
    Wien stark bewölkt 10 Grad, Westwind 25 Kilometer in der Stunde, Eisenstadt stark bewölkt 11, West 30, Linz bedeckt Nieselregen 6 Grad, West 5,
    Salzburg stark bewölkt, 4°C Südost 15°C, Innsbruck Nebel 1°C Windstill, Bregenz Wolkig 8°C Süd 3°C, Graz Heiter 2°C Windstill und Klagenfurt Wolkig Bodennebel minus 4°C Windstill.
    Der Wunsch nach weißen Weihnachten wird wenigstens im Osten nicht erfüllt.
    Das waren Nachrichten und der Wetterbericht.
    Zwölf Uhr und acht Minuten war es soeben.
    Sie hören das Mittagsjournal des aktuellen Dienstes.
    Berichte aus dem Ausland.
    Die Situation in Polen, das war der Dauerbrenner in den Nachrichten und Zeitungen der letzten Monate.
    Ein Ostblockvolk begehrt auf, so könnte man vielleicht die Bewegung in Polen mit einem Satz umschreiben.
    Man streikte und man setzte sogar seine Forderungen durch, auch wenn die Situation oft an des Messers Schneide stand.
    Gerüchte über Truppenaufmärsche und Invasion schwirrten umher.
    Der Westen antwortete in einer bisher nie gekannten Härte.
    Alles war bis aufs Äußerste gespannt.
    Vor wenigen Tagen beruhigte sich dann die Situation ein wenig.
    Vielleicht war der Wendepunkt mit der Einweihung des Denkmals für die Arbeitnehmeruhr 1970 in Danzig erreicht.
    Man bereitete sich viel mehr auf die Weihnachtsfeiertage vor, aber heute kriselt es wieder.
    Die Gewerkschaftsförderung nach einer Fünf-Tage-Woche dürfte aller Voraussicht nach von der Regierung auch im nächsten Jahr nicht erfüllt werden
    Und schon wurden Stimmen laut, dass werde sich die Gewerkschaft nicht gefallen lassen, aber da werden sicher erst die Weihnachtsfeiertage vorbeigehen müssen.
    Ludwig Tam fasst die aktuelle Situation zusammen.
    Vor Weihnachten haben es die Polen und Schwarz auf Weiß aus der Fünf-Tage-Woche ab 1.
    Januar 1981 wird nichts.
    Nur jeder zweite Samstag wird im nächsten Jahr arbeitsfrei sein.
    Die Fünf-Tage-Woche war den Arbeitern in den Vereinbarungen von Danzig, Stettin und Oberschlesien zur Beendigung des Streiks im Sommer zugesichert worden.
    Inzwischen hat es wochenlange Diskussionen gegeben, bei denen die Gesichter der Betroffenen immer länger wurden, als ich nämlich herausstellte, dass 5-Tage-Woche nicht unbedingt auch Verkürzung der Arbeitszeit heißen muss.
    Gegenwärtig werden 46 Stunden pro Woche geleistet.
    In diesem Jahr gab es dabei 16 freie Samstage.
    An den übrigen wurde normal gearbeitet.
    Im nächsten Jahr wird die Arbeitszeit auf 42,5 Stunden verkürzt.
    Wenn alle Samstage frei sein sollen, müsste die tägliche Arbeitszeit auf 8,5 Stunden verlängert werden.
    Damit sind aber viele Leute nicht einverstanden.
    So jedenfalls motiviert die Regierung jetzt ihren Entschluss, nur jeden 2.
    Samstag freizugeben.
    Bis 1985 sollen jährlich jeweils 5 weitere Samstage dazukommen, sodass dann schließlich die 5-Tage-Woche eingeführt ist.
    Nicht nur dieses soziale Zugeständnis, auch viele andere Forderungen der Arbeiter, die zu erfüllen die Regierung zugesagt hat, drohen mit den wirtschaftlichen Realitäten in Konflikt zu geraten und zu neuen Auseinandersetzungen zu führen.
    Aber nun wird erst einmal weihnachtlicher Friede einkehren, zumindest für ein paar Tage.
    Am 24.
    Dezember, der polnische Wigilia oder Wilia heißt, beginnt die Feier mit dem Erscheinen des ersten Sternes.
    Dann setzt sich die Familie an den Reich mit Fastenspeisen, das heißt fleischlosen Speisen, gedeckten Tisch auch in diesem Jahr.
    Denn dass an Weihnachten eine polnische Familie darbt, das gibt es trotz aller Schwierigkeiten nicht.
    Zumal die kurz vor Weihnachten eingeführten Karten für Fleisch, Wurst und Butter eine gerechtere Verteilung bewirkten und die Jagd auf Spekulanten und Schwarzhändler verstärkt wurde.
    Am Heiligen Abend wird dann am Tisch die O-Blatte gebrochen, wobei sich alle frohe Feiertage wünschen.
    Unter dem Christbaum, der meistens eine Fichte ist, Tannen dürfen nicht geschnitten werden oder aus Kunststoff besteht, liegen bescheidene Gaben für die Familienmitglieder.
    Schon diese Kleinigkeiten aufzutreiben, meistens Kleidungsstücke oder sonst etwas Notwendiges, war nicht einfach.
    Vor Mitternacht machen sich dann Millionen von Polen zur Pasterka, zur Mitternachtsmesse in die Pfarrkirche auf den Weg.
    Die beiden Weihnachtsfeiertage werden zu Familientreffen, Besuchen und Spaziergängen genutzt.
    Übrigens bei einem herbstlich nebligen Wetter ohne jeden Schnee.
    Der folgende Samstag ist frei, verbleiben also in diesem Jahr noch zwei volle Arbeitstage in der nächsten Woche.
    Jetzt beginnen auch die Hausbesuche der Geistlichen in den Familien, die sogenannten Kolende.
    Kardinal Wyschynski hat verfügt, dass die Priester auch nicht die kleinste Menge Alkohol annehmen sollen.
    Außerdem dürfen sie keine Familie besuchen, die den in letzter Zeit angestiegenen illegalen Handel mit Alkohol betreibt.
    Dem Kampf gegen den Alkoholismus dient auch die Verordnung, dass niemandem mehr ein Requiem gehalten werden darf, der schwarz gebrannt oder schwarz Alkohol gehandelt hat.
    Über trockene Weihnachten in Polen informierte sie Ludwig Tam.
    In Israel ist von einem Weihnachtsfrieden à la Polen oder von Ferien nichts zu merken, wenigstens was das Parlament betrifft.
    Die Abgeordneten hatten heute ein volles Arbeitsprogramm am Vormittag in der Knesset in Jerusalem zu erledigen.
    Einerseits gab es einen Misstrauensantrag gegen die Regierung Belgien und andererseits einen Vorstoß des ehemaligen Außen- und Verteidigungsministers Moscheda Jan in Sachen Autonomiebestrebungen.
    Dayan schlägt nämlich vor, er brachte einen Gesetzesantrag ein, die israelischen Truppen aus dem Westjordanland und dem Graserstreifen einseitig abzuziehen und den Palästinensern einen autonomen Status zu geben.
    Darüber wurde im Parlament heftig und sogar hitzig diskutiert.
    Was dabei herausgekommen ist, erzählt ihnen Moshe Meisels.
    Im israelischen Parlament kam es heute zum ersten Mal zu einer scharfen Auseinandersetzung zwischen Ministerpräsident Menachem Begin und seinem früheren Außenminister Moshe Dayan.
    Dayan hat einen Gesetzesantrag eingebracht, der eine einseitige Durchführung der Autonomie Regelung durch Israel fordert.
    Dayan gab der Ansicht Ausdruck, dass es zu keiner Wahl einer autonomen Behörde im Westjordanland kommen würde, da die Bevölkerung des Westjordanlandes und ihre Führer gegen das Camp David Abkommen sein.
    Die israelische Regierung könnte die Durchführung des Autonomie Abkommens nur dann vorantreiben, wenn sie es einseitig durchführen sollte.
    Da Jan schlug vor, die israelische Militärverwaltung einseitig aus dem Westufer und Gazastreifen auf bestimmte vereinzelte militärische Stellungen zurückzuziehen und den arabischen Bürgermeistern und Municipalitäten die autonome Verwaltung der Gebiete zu überlassen.
    Die israelische Präsenz in diesen Gebieten sollten sich lediglich auf lebenswichtige Sicherheitsbedürfnisse beschränken.
    Damit würde Israel seine Option wahren, die Militärverwaltung wieder einzusetzen,
    wenn sich extreme Elemente der PLO des Westjordanlandes bemächtigen oder Terrorakte gegen Israel durchführen sollten.
    Dayan erklärte, die Autonomie Verhandlungen sind in eine Sackgasse geraten, was die Koexistenz zwischen Israel und der Bevölkerung des Westjordanlandes erschüttert und das Friedensabkommen mit Ägypten gefährdet.
    Wir müssen zusammenleben.
    Ich glaube daran, dass wir weiter im Westjordanland, Gazastreifen und Ostjerusalem bleiben werden.
    Die Frage ist, wie wir zusammenleben können.
    Ich glaube, dass wir mit geregelten und korrekten Beziehungen nebeneinander leben können werden, wenn wir uns aus den Gebieten zurückziehen und auf strategische Plätze beschränken sollten.
    Dayan warnte davor, dass die Amerikaner und Ägypten Israel eine andere, ungünstigere Lösung aufoktroyieren könnten, wenn die Autonomieverhandlungen endgültig scheitern sollten.
    Ministerpräsident Begin schien dem Antrag der Jans und dessen Absetzung eine derartige Bedeutung beizumessen, dass er persönlich im Namen der Regierung antwortete.
    Er beschuldigte der Jan einen Gesetzesantrag vorzulegen, der dem Geiste des Camp David Abkommens widerspreche.
    Dieses Abkommen wäre eine Autonomie Regelung aufgrund eines Abkommens mit Ägypten, einer gewählten Behörde des Westjordanlandes und Gazastreifens und den USA, vorerklärte Begin.
    Jedes einseitige Abweichen vom Kim-David-Abkommen könnte dieses erschüttern.
    Israel sei Ägypten und den USA bereits weit entgegengekommen, um zu einer Autonomie-Regelung zu gelangen.
    Dayans Vorschlag bilde eine indirekte Anschuldigung gegen Israel, als ob die Durchführung des Autonomie-Abkommens lediglich von ihm und nicht von der arabischen Seite abhängig sei.
    Interessant war, dass die Fraktion der Arbeiterparteien den Gesetzesantrag Dayans unterstützte,
    der die Arbeiterpartei nach den letzten Parlamentswahlen verlassen und das Amt eines Außenministers in der Begin-Regierung übernommen hatte.
    Aber Eban erklärte, die Opposition sei zwar nicht für die Autonomieverhandlungen verantwortlich, sie sei jedoch für den Antrag der Jans, da eine Alternative zur intransigenten Haltung der israelischen Regierung bedeute, die zu einer Krise in den Autonomieverhandlungen geführt hat.
    Die Regierungskoalition musste alle Kräfte im Parlament aufbieten, um Dayans Gesetzesantrag mit Stimmenmehrheit zu Fall zu bringen.
    Dabei gelang es ihr auch, ein Misstrauensvotum des Abgeordneten Mosche Schamir abzulehnen, der die Haltung der Belgien-Regierung gegen die Annahme eines Golan-Gesetzes als verräterisch bezeichnete.
    Mosche Meisels aus Jerusalem war das und bis wir zu den Beiträgen aus Österreich kommen,
    Ein Stück von Johann Sebastian Bach, Bachwerkeverzeichnis 783, eine zweiteilige Komposition in A-Dur, etwas verfremdet von Walter Carlos, auf dem Synthesizer.
    Das war's für heute.
    Zwölf Uhr und neunzehn Minuten ist es, Sie hören das Mittagsjournal des aktuellen Dienstes.
    Wir setzen unsere Berichterstattung fort mit einem Blick in die heutigen Tageszeitungen.
    Die Auswölzer Zitate hatte heute Johannes Fischer über.
    Wirtschaftsfragen stehen am Ende des Jahres 1980 im Mittelpunkt der heimischen Innenpolitik.
    Die Kommentatoren der heutigen Tageszeitungen reagieren insbesondere auf die jüngsten Ankündigungen der Wirtschaftsforscher, wonach das kommende Jahr in der Wirtschaft schrumpfendes Wachstum und mit großer Wahrscheinlichkeit Reale und Verluste mit sich bringen werde.
    Die Blätter beleuchten dabei auch die Rolle von Bundeskanzler Bruno Kreisky nach dem Abgang von Finanzminister Hannes Androsch.
    Hans Rauscher zieht dazu im Kurier auch eine Bilanz über die beiden Großparteien SPÖ und ÖVP erschreibt.
    Die große Oppositionspartei hat in diesem Jahr wenig verhaut, aber auch wenig gewonnen.
    Die Wähler sind von der SPÖ weg, aber nicht bei der ÖVP.
    Im Wartesaal eben.
    Für ÖVP-Generalsekretär Lanner wird 1981 das Jahr der Programmarbeit.
    Brav, brav, aber von einem papierernen Programm werden die Menschen keine Führungskraft erwarten.
    Die erwarten sie nach wie vor von Kreisky.
    Und die Antwort auf die große Ratlosigkeit lautet denn auch, Bruno macht alles.
    Er übernimmt die Wirtschaftspolitik, er koordiniert den Bau des AKH, er jongliert mit allen Tellern.
    Dass das keine Dauerlösung ist, sieht jeder im Publikum.
    Meint Hans Rauscher im Kurier.
    Hermann Tschekal im SPÖ-Organ Oberösterreichisches Tagblatt kritisiert insgesamt das politische Klima zwischen den beiden Großparteien.
    Natürlich kann man der Meinung sein, dass alles sei in Wirklichkeit gar nicht so schlimm, wie es aussieht.
    Denn es gebe ja auf verschiedenen Ebenen nach wie vor Gesprächsbasis und sogar Konsens.
    Dann allerdings unterstreicht man erst recht den Vorwurf der Öffentlichkeit, dass hier ein Theater vorgespielt werde.
    Die ohnehin ramponierten Politiker auch noch als Schauspieler, die nicht ernst zu nehmen sind.
    Diese Einschätzung ist nicht minder geeignet, die Vertrauenskrise perfekt und den Menschen die Demokratie madig zu machen.
    Reinhard Hampel nimmt in den oberösterreichischen Nachrichten die kommende Regierungsumbildung aufs Korn.
    Bruno Kreisky löst immerhin den besten Finanzminister ab, dem formell ein Krankenkassenfachmann folgt, der Gesundheitsminister Salcher.
    Dieser wiederum bekommt einen Wirtschaftsforscher an die Seite, eine Spezies Mensch, über die sich Kreisky ansonsten gerne lustig macht.
    Denn er, Kreisky, fährt ja immer mit seinen Prognosen auf dem richtigen Dampfer.
    A la Zweckpessimismus.
    Die Angst vor der Grenze des Wachstums prägt nun die Stimmung in der Gesellschaft.
    Und gerade junge Menschen sind dafür sensibel.
    Letztlich geht es um die Frage einer menschenwürdigen Gesellschaft, um die Entscheidung, ob Wissenschaft und Technik allein zu einem lebenswerten Leben führen können.
    Und auch Thomas Koherr in der Presse analysiert die Situation der Unzufriedenen in der Politik in Österreich und anderswo.
    Es mögen Randgruppen sein, die Steine in glitzernde Auslagenscheiben der Zürcher Bahnhofstraße schleudern.
    Und doch ist diese verblendete Gewalttätigkeit nichts anderes als ein Aufflackern der Ideen von 1968.
    Macht kaputt, was euch kaputt macht.
    Es sind Randgruppen, die für Fahrradwege demonstrieren.
    Und doch artikulieren sie das Unbehagen mit den unmenschlich gewordenen Städten.
    Es sind Randgruppen, die immer deutlicher und lauter die Frage nach der Vermenschlichung, nach der Humanisierung der Politik stellen.
    Aber sie berühren einen der wundersten Punkte der Gesellschaft.
    Skepsis zu Weihnachten?
    Pessimismus am Heiligen Abend?
    Gewiss, doch auch Hoffnung.
    Gerade angesichts wirtschaftlicher und politischer Krisen wird es die Aufgabe der Politiker zu sein haben, ihre Tätigkeit näher an die Menschen heranzurücken.
    die Politik zu vermenschlichen und damit auch die Randgruppen zu integrieren.
    Wo das Salz fehlt, gibt es nur schalen Geschmack.
    Und unbequem war schließlich auch der, dessen Geburtstag man heute feiert.
    Nachdenkliche, fast philosophische Worte, die Thomas Korherr in seinem Artikel in der Presse gefunden hat,
    Das war die Inlandspresseschau, heute zusammengestellt von Johannes Fischer und wir machen weiter mit einem weiteren Ausschnitt von Walter Carlos, diesmal das brandenburgische Konzert Nummer 5 in D-Dur, Bachwerke Verzeichnis 1050.
    Untertitel im Auftrag des ZDF für funk, 2017
    1981 werden es genau 800 Jahre her sein, dass einer der größten Kunstschätze der westlichen Welt vollendet sein wurde.
    Der sogenannte Verderner Altar im Stiftkloster Neuburg bei Wien.
    Aus diesem Anlass ist in der Edition Tusch ein repräsentativer Band erschienen, in welchem die Schicksale und stilistischen Zusammenhänge des berühmten Werkes beleuchtet werden.
    Verfasser ist Helmut Buschhausen, Professor für Kunstgeschichte an der Universität Wien.
    Mit ihm führte Konrad Sobel das folgende Gespräch.
    Herr Professor Buschhausen, die Bezeichnung Verderner Altar ist etwas irreführend.
    Zwar kam sein Schöpfer, der Goldschmiedemeister Nikolaus aus Verdern, aber der Auftrag vom Probst Wernher von Klosterneuburg vor 800 Jahren an diesen Nikolaus war ja nicht, einen Altar zu bauen.
    Diese Form ergab sich erst später.
    Was waren eigentlich die ursprünglichen Absichten und wie kam es zur heutigen Form?
    Der Verdönner Altar in der heutigen Form ist ein Produkt des Umbaus durch Stefan von Sehendorf aus dem Jahre 1330.
    Ursprünglich war die große Altarwand eine Verkleidung vor der Lettner Wand und die Bezeichnung Verdönner Altar stammt aus dem 19.
    Jahrhundert.
    Worin liegt eigentlich die Einzigartigkeit dieses Werks, von der immer wieder gesprochen wird?
    Ich glaube, dass das Werk des Nikolaus in der Kunst des 12.
    Jahrhunderts singulär ist.
    Und zwar bringt Nikolaus zum ersten Mal, vielleicht in der nachantiken Kunst, in jede Komposition ein neues Wirklichkeitsverständnis hinein, das zwar begründet ist in der staufischen Kunst, aber in diesem Grad sich sonst in der Kunst des 12.
    Jahrhunderts nicht nachweisen lässt.
    Das neue Wirklichkeitsverständnis basiert in der Hauptsache auf der Bildlogik, dass jede Komposition bis in das kleinste Detail logisch durchgearbeitet ist, sodass sich jede Komposition auch als Novität dem Betrachter darbietet.
    Mit der Aufstellung des Verderner Altars sind Sie, glaube ich, nicht sehr zufrieden.
    Das ist jetzt über dem Grab des heiligen Leopold im Halbdunkel.
    Sie wollen eine andere Lichtquelle.
    Die Aufstellung des Verderner Altars über dem Grab des heiligen Leopold in der Leopoldkrypta stammt aus dem 19.
    Jahrhundert und entspricht dem romantischen Empfinden des 19.
    Jahrhunderts.
    Sie ist aber vom 12.
    Jahrhundert aus gesehen vollkommen falsch.
    Wir haben in Österreich im 12.
    Jahrhundert keine Buntverglasung, sondern nur farbloses Glas.
    Dieses farblose Glas war dazu geeignet, im Inneren der Kirche ein einheitliches Licht zu schaffen,
    dass den Altar, das heißt die Akutgeräte, in diesem Fall den Verdunner Altar, indirekt beleuchtete.
    Und aufgrund dieser Beleuchtung, dieser indirekten Beleuchtung, war nämlich jenes geschaffen, das wir heute nicht erreichen, nämlich ein Ausgleich zwischen der Farbigkeit des Emais und dem Blinken des Goldes.
    Ich bin bei der fotografischen Aufnahme des Verdunner Altars dabei gewesen und habe auch jede Aufnahme beaufsichtigt, um eben dieses indirekte Licht zu garantieren.
    Herr Professor Buschhausen, der Verderner Altar ist ja auch das Ergebnis einer theologisch-politischen Auseinandersetzung.
    Es hängt damit zusammen, dass Heinrich II.
    die Residenz von Klosterneuburg nach Wien verlegt hat und die Klosterneuburger wollten jetzt einen kräftigen Gegenakzent setzen und haben sich dabei auf ein traditionelles Verständnis der Heilsgeschichte zurückbezogen und das im Verderner Altar verwirklichen wollen.
    Der Vernerner Altar verbildet eine Theologie, die aus der Ile-de-France kommt, nämlich die Schrifte des Sakramentis des Hugo von St.
    Victor.
    Die Victoriner in Frankreich selbst haben einen Gegenpart gehabt durch die Gilbertiner.
    Und der Herzog Heinrich II.
    hat einen Gilbertiner hier nach Wien berufen,
    Die Klosterneuburger waren aber aufgrund ihrer Ausrichtung des Ordens auf der Seite der Victoriner.
    Also musste es automatisch zu Spannungen kommen zwischen Klosterneuburg und Wien.
    Nämlich Wien vertrat hier die Richtung der Gilbertiner und Klosterneuburg diesen Traditionalismus von Sankt Viktor.
    Nun kam das politisch hinzu, dass nämlich Herzog Heinrich II.
    den Gilbertiner Magister Petrus nach Wien berufen hat, der automatisch in Streitereien mit den Klosterneuburger Stiftsbrüdern kam.
    Und das hat eine heftige Fede gegeben, die sich über viele Jahrzehnte hingezogen hat, nämlich von 50er-Jahren bis 83, bis zum Tode des Magister Petrus.
    Aber ein unvergängliches Ergebnis dieser Fede war unter anderem der Verdanaltat.
    Dieses Gespräch mit Helmut Buschhausen, Professor für Kunstgeschichte an der Universität Wien, führte Konrad Zobel.
    Und mit diesem Kulturbeitrag, meine Damen und Herren, sind wir am Ende eines verkürzten Mittagsschonals, heute am 24.
    Dezember.
    Die Journalredaktion gönnt sich jetzt einige Tage Ferien und meldet sich wieder am Samstag, den 27.
    Dezember um 7 Uhr mit dem Morgenjournal, aber die Kollegen der Nachrichtenredaktion versorgen sich stündlich mit dem Wichtigsten aus aller Welt.
    Für die Redaktion und für die Technik des heutigen Mittagsschonals verabschiedet sich Herbert Dobrowolny.
    Schöne Feiertage, falls es Ihnen noch niemand gewünschen haben sollte.
    Auf Wiederhören.
    Untertitel der Amara.org-Community

    Beiträge dieses Journals

    Nachrichten
    Datum: 1980.12.24 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Wetterbericht
    Datum: 1980.12.24 [Sendedatum]
    Schlagworte: Natur ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Weihnachten in Polen
    Mitwirkende: Thamm, Ludwig [Gestaltung]
    Datum: 1980.12.24 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Erster Gesetzesantrag Dayans über Durchführung der Autonomiebestimmung
    Mitwirkende: Meisels, Moshe [Gestaltung]
    Datum: 1980.12.24 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Inlandspresseschau: Wirtschaftsfragen, Parteienbilanz
    Mitwirkende: Fischer, Johannes [Gestaltung]
    Datum: 1980.12.24 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Gesellschaft ; Medien und Kommunikation ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Gespräch mit Prof. Buschhausen über den "Verduner Altar" im Stift Klosterneuburg
    Mitwirkende: Zobel, Konrad [Gestaltung] , Buschhausen, Helmut [Interviewte/r]
    Datum: 1980.12.24 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Gesellschaft ; Kultur ; Bildende Kunst ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten

    Katalogzettel

    Titel Mittagsjournal 1980.12.24
    Spieldauer 00:30:07
    Mitwirkende Dobrovolny, Herbert [Moderation]
    Bachmair, Udo [Regie]
    ORF [Produzent]
    Datum 1980.12.24 [Sendedatum]
    Schlagworte Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt
    20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ audio
    Format TKA [Tonband auf Kern (AEG)]
    Sprache Deutsch
    Rechte Mit freundlicher Genehmigung: ORF
    Signatur Österreichische Mediathek, jm-801224_k02
    Medienart Mp3-Audiodatei
    Gesamtwerk/Reihe Mittagsjournal

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