Für alle via www.mediathek.at gestreamten Medien ist, wie in den Nutzungsbedinungen für mediathek.at festgehalten, ein Herunterladen o. ä. nicht angeboten und nicht gestattet.
Alle gestreamten Audio- und Videodokumente sind mit ihren permanenten URLs dauerhaft zugänglich, wodurch sich die Notwendigkeit der Anfertigung von Kopien durch die Österreichische Mediathek für nur private Verwendung Dritter erübrigt.
Soferne die Herstellung von Kopien von Archivdokumenten durch die Österreichische Mediathek für Dritte für nur privaten Gebrauch rechtlich möglich ist, fallen dafür technische Kopierkosten an. Für Anfragen nach Kopien von Archivdokumenten und Preisauskünfte schreiben Sie bitte an mediathek@mediathek.at.
Kopien von Dokumenten des ORF (die Österreichische Mediathek ist Teil des Technischen Museums Wien, aber nicht Teil des ORF) müssen von Interessierten selbst direkt beim ORF angefragt werden (ORF-Kundendienst, -Audioservice, -Videoservice).
Kopien von Dokumenten des Filmarchivs Austria oder des Phonogrammarchivs der Österreichischen Akademie der Wissenschaften müssen entsprechend beim Filmarchiv Austria oder entsprechend beim Phonogrammarchiv angefragt werden.
Die Metadaten der Medien, niemals die Medien selbst, deren Herunterladen nicht gestattet ist,unterliegen nach dem Herunterladen der Lizenz CC BY-NC 4.0, Namensnennung-Nicht kommerziell.
Zitieren
Zitieren
So können Sie Audio- und Videodokumente aus unserer digitalen Sammlung zitieren
Wenn Sie die Audio- und Videodateien aus unserer digitalen Sammlung für Ihre Arbeit und Ihre Forschung verwenden, freuen wir uns, wenn Sie mit einem Zitat auf unsere Quellen hinweisen!
So können Sie zitieren:
Alle Dokumente verfügen über eine Perma-URL
Für ein genaueres Zitat können Sie die Perma-URLs zusätzlich mit Markerpositionen (d.s. Zeitpositionen) versehen
Sie können im Dokument mehrere Markerpositionen setzen.
Die Markerpositionen bleiben so lange gespeichert, solange Sie sich im Audio- oder Videodokument befinden. Möchten Sie Links und Markerpositionen längerfristig für Ihre Arbeit speichern, verwenden Sie bitte den Bereich „Meine Mediathek“ (Login und Registrierung über das Burgermenü auf der Startseite).
Für Ihren persönliche Arbeitsbereich können sie Bookmarks setzen - Für diese Funktion müssen Sie sich im Bereich “Meine Mediathek” anmelden. Die Möglichkeit zu Login und Registrierung erscheint bei Klick auf das Bookmark-Symbol , alternativ können Sie sich auch über das Burgermenü auf der Startseite anmelden.
Marker setzen in: Mittagsjournal 1985.02.02
Auf dieser Seite
Katalogzettel
Information
Verortung in der digitalen Sammlung
Transkripte
Wie entstehen die Transkripte in der Österreichischen Mediathek?
Die bereitgestellten Transkripte werden mittels einer KI basierten Software erstellt. Die Transkripte ersetzen nicht die Arbeit mit den Originalquellen. Die Transkripte werden keiner inhaltlichen Bewertung oder Bearbeitung unterzogen und dienen vor allem der wissenschaftlichen Recherche sowie einer besseren Durchsuchbarkeit der Audio- und Videodokumente.
Die Erstellung der Transkripte erfolgt mit der Transkriptionssoftware WhisperX. WhisperX basiert auf dem System Whisper der Firma OpenAI. Whisper ist ein Open Source Produkt und auf Github veröffentlicht. WhisperX ist eine optimierte Version von Whisper und wurde von der Visual Geometry Group an der Oxford University entwickelt und auf Github veröffentlicht.
Die zur Verfügung gestellten Transkripte wurden 2024 erstellt.
KI-generiertes Transkript
Die Zeit?
In fünf Sekunden ist es 12 Uhr.
12 Uhr.
Hier ist der österreichische Rundfunk.
Eine angenehme Mittagsstunde, meine Damen und Herren.
Hier meldet sich Herbert Dobrowolny mit dem Mittagsjournal des aktuellen Dienstes.
Bevor wir zur Inhaltsangabe der kommenden 60 Minuten kommen, möchte ich Ihnen eine dringende Durchsage der Wiener Feuerwehr zu Gehör bringen.
Auf Wien kommt ein Hochwasser zu.
Eisläufer auf der Neuen Donau zwischen der Floridsdorfer Brücke und Langenzersdorf werden aufgefordert, sofort das Eislaufen einzustellen.
Fischer, die im Bereich der Neuen Donau eine Hütte besitzen, sollten sofort für Absicherungsmaßnahmen gegen das Hochwasser zu ihren Hütten kommen.
Das war eine Durchsage der Wiener Feuerwehr und nun gleich zu unserer Inhaltsangabe.
Nach den Nachrichten können Sie in der Inlandspresse schauhören, was die Kommentatoren der österreichischen Tageszeitungen zur gestrigen Ablehnung des Misstrauensantrags der ÖVP durch die Stimmen der Koalitionsabgeordneten denken.
Und wir führen ein Gespräch mit dem Universitätsprofessor für Politikwissenschaft Anton Pelinker.
Er ist im Journal zu Gast und meint, dass der Fall Frischenschlager wieder einmal bestätigt habe, dass Österreich die nationalsozialistische Vergangenheit noch nicht bewältigt habe.
Unsere Wirtschaftsredaktion informiert Sie über das Modell Betriebe in Arbeitnehmerhand und aus dem Ausland berichten wir unter anderem über den neuen Budget-Voranschlag der Vereinigten Staaten und über die Zukunftspläne der Europäischen Raumfahrtgesellschaft ESA.
Die Kulturredaktion beleuchtet schließlich die Situation des österreichischen Nachwuchskabarets.
Zu Beginn stehen wie immer die Nachrichten, für die Georg Schallgruber verantwortlich zeichnet.
Gelesen werden die Meldungen von Peter Fichner.
Österreich.
Der Tiroler ÖVP-Abgeordnete Otto Keimel hat heute seinen Kärntner-Parteifreund Wilhelm Gorton kritisiert, weil er dem ehemaligen SS-Offizier Reda Arbeit angeboten hat.
Nachdem gestern im Nationalrat der ÖVP-Misstrauensantrag gegen Verteidigungsminister Friedhelm Frischenschlager abgelehnt worden war, sagte Keimel heute im Morgenjournal, er hätte vielmehr einen arbeitslosen Vater mehrerer Kinder oder jugendliche Arbeitslose eingestellt.
Der ehemalige SS-Mann Reder ist in den Augen Keimels ein Kriegsverbrecher.
Zur Person des Verteidigungsministers sagte der ÖVP-Abgeordnete, Frischenschlager hätte im Interesse des außenpolitischen Ansehens der Republik manns genug sein müssen, von sich aus zurückzutreten.
Der FPÖ-Abgeordnete Fritz Probst hat in einer Presseaussendung gerichtet, dass im Europarat in Straßburg von den insgesamt 382 Abgeordneten 32 eine Liste mit der Forderung nach einem Rücktritt Frischenschlagers unterschrieben haben.
Ursprünglich war von 35 Unterzeichnern die Rede.
Nach Angaben von Probst haben drei Abgeordnete ihre Unterschrift zurückgezogen.
ÖVP-Bundesparteiobmann Alois Mock hat im Zusammenhang mit dem Fall Frischenschlagerräder eine Sitzung des Außenpolitischen Rates verlangt.
USA Die Regierung in Washington hat der Sowjetunion zahlreiche Verstöße gegen bestehende Rüstungskontrollabkommen vorgeworfen.
In einem Bericht an den Kongress wird unter anderem kritisiert, dass die UdSSR durch den Bau riesiger Radaranlagen in Zentralsibirien den Vertrag über ein Verbot von Raketenabwehrsystemen gebrochen haben.
Präsident Reagan kündigte an, die Vereinigten Staaten würden bei möglichen neuen Abkommen besonderen Wert auf eindeutige Formulierungen und klare Regeln für Kontrollmaßnahmen legen.
Der siebente Probeflug einer amerikanischen Interkontinental-Rakete vom Typ MX ist gestern erfolgreich verlaufen.
Nach Angaben der Luftwaffe erreichten sechs Sprengkopf-Attrappen das vorgesehene Ziel in der Nähe der Marshallinseln im Südpazifik.
Die MX-Rakete kann bis zu zehn atomare Springköpfe tragen.
Die Stationierung ist für kommendes Jahr vorgesehen.
Präsident Reagan will nach Berichten aus Washington den Verteidigungshaushalt neuerlich erhöhen.
Geplant ist angeblich eine Steigerung um 30 Milliarden Dollar auf 277 Milliarden, das sind umgerechnet etwa 6.100 Milliarden Schilling.
Zugleich sollen zahlreiche Inlandsprogramme gekürzt werden, unter anderem die Subventionen für die Landwirtschaft, die Pensionen für Regierungsbeamte sowie die Alters-, Gesundheitsfürsorge und die Berufsausbildung.
Bundesrepublik Deutschland.
Wenige Stunden nach dem gestrigen Mordanschlag auf den industriellen Ernst Zimmermann haben inhaftierte Mitglieder der Terrorgruppe Rote Armee Fraktion ihren Hungerstreik abgebrochen.
Christian Klar und Brigitte Monhaupt hatten seit 60 Tagen die Nahrungsaufnahme verweigert.
Ihnen wurde ein Telefongespräch mit dem zu lebenslanger Haft verurteilten Gesinnungsgenossen Knut Volkerts erlaubt.
Ein Zusammenhang mit dem Anschlag auf Zimmermann in Gauting bei München wurde offiziell nicht bestätigt.
Der Industrielle war gestern früh in seinem Haus von einem Mann oder einer Frau überfallen, gefesselt und mit einer Maschinenpistole niedergeschossen worden.
Zimmermann war ein Spitzenmanager der Motoren- und Turbinenunion, die auch für die Rüstungsindustrie arbeitet.
Die Behörden haben für die Ergreifung der Täter eine Belohnung von umgerechnet 350.000 Schillingen ausgesetzt.
Frankreich.
Staatspräsident François Mitterrand hat angesichts neuer Attentate in Frankreich und in der Bundesrepublik Deutschland zu mehr Härte gegenüber dem Terrorismus aufgerufen.
Bei einer Veranstaltung der Sozialistischen Partei wies Mitterrand zugleich italienische Vorwürfe zurück, Frankreich gehe gegen den internationalen Terrorismus zu nachsichtig vor.
Peru.
Vor dem Hintergrund von Streikaufrufen und Sprengstoffanschlägen ist Papst Johannes Paul II.
zu einem fünftägigen Besuch in Peru eingetroffen.
Bei der Ankunft in Lima appellierte der Papst an die Bevölkerung, bei der Durchsetzung ihrer Rechte den Weg des Dialogs und nicht der Gewalt zu beschreiten.
Nur wenige Stunden vorher hatten linksgerichtete Untergrundkämpfer Hochspannungsmasten gesprengt.
In Teilen des Landes war die Stromversorgung unterbrochen.
Eine kommunistisch geführte Gewerkschaft hat aus Protest gegen Preiserhöhungen für Brot und andere Grundnahrungsmittel zu einem 24-stündigen Generalstreik aufgerufen.
Peru ist die dritte Station der Reise des Papstes durch Lateinamerika nach Besuchen in Venezuela und Ecuador.
Während seines Aufenthalts will Johannes Paul auch das von den Rebellen kontrollierte Gebiet Ayacucho aufsuchen.
Südafrika Die weiße Regierung will die Umsiedlungspolitik für die schwarze Bevölkerungsmehrheit überprüfen.
Geplant ist ein Gesetz, das den Schwarzen mit einem Arbeitsplatz und einer ordentlichen Wohnung das Recht zugesteht, auch außerhalb der sogenannten Homelands zu wohnen.
Von dieser Regelung werden nach amtlichen Angaben 10 Millionen Schwarze betroffen.
Die Regierung will vor der Durchführung der Umsiedlung das Einverständnis der Stammesführer einholen.
Österreich.
Der Landeshauptmann von Vorarlberg, Herbert Kessler, begeht heute seinen 60.
Geburtstag.
Kessler wurde 1954 Abgeordneter zum Landtag.
Er war 1957 bis 64 Bürgermeister von Rangweil.
Am 29.
Oktober 1964 wurde er zum ersten Mal zum Landeshauptmann gewählt.
Seither wurde Herbert Kessler viermal in diesem Amt bestätigt.
In Kitzbühel haben vor etwa einer halben Stunde die amerikanische Botschafterin in Wien, Helene von Damm, und der Chef des Hotels Sacha, Peter Gürtler, geheiratet.
Trotz schlechten Wetters zeigte die Bevölkerung reges Interesse.
Die standesamtliche Trauung fand im Rathaus statt.
Die amerikanische Botschaft hat erklären lassen, Frau von Damm werde ihre Aufgabe als Botschafterin weiter erfüllen.
Der Reiseverkehr im Zusammenhang mit den Semesterferien hat voll eingesetzt.
Im österreichischen Straßennetz herrscht verschiedentlich starkes Verkehrsaufkommen.
Auf der Westautobahn gibt es bedingt durch eine Engstelle bei Regau Stauungen bis zu fünf Kilometern.
Auch in Richtung Semmering kommt der Verkehr zeitweise zum Stillstand.
Am Walserberg betragen die Wartezeiten bis zu 30 Minuten.
Meldungen über schwere Unfälle liegen nicht vor.
Das Wetter.
Die herrschende Nordwestströmung steuert heute noch recht milde Luftmassen in den Alpenraum.
Mit Drehung der Strömung auf Nord wird morgen eine winterlich kalte Wetterperiode eingeleitet.
Aussichten bis morgen früh.
Im Süden aufgelockert bewölkt oder heiter.
Im übrigen Bundesgebiet bei meist reichlicher Bewölkung häufig Regen.
Schneefallgrenze um 1000 Meter.
Lebhafte bis stürmische Winde aus West bis Nordwest.
Nachmittagstemperaturen 2 bis 9 Grad.
Aussichten für morgen Sonntag.
Im Süden teilweise sonnig, sonst meist stark bewölkt und vor allem im Nordstau der Gebirge zum Teil ergiebige Niederschläge.
Schneefallgrenze bis in tiefe Lagen sinkend.
Weiterhin lebhafter Nordwestwind, Frühtemperaturen minus 3 bis plus 5 Grad, Tageshöchsttemperaturen 0 bis 6 Grad.
Vorschau auf Übermorgenmontag.
Im Süden sonnig, sonst bei veränderlicher Bewölkung, vor allem an der Alpen-Nordseite Schneefall und kalt.
Wettermeldungen von 12 Uhr.
Wien bedeckt 10 Grad, Westwind mit 35 Kilometern in der Stunde, Spitzen bis 65.
Bregenz bedeckt 8°, Graz stark bewölkt, 8° und Nordwind mit 10 km in der Stunde.
Klagenfurt heiter 1°.
Soweit also die Nachrichten und der Wetterbericht im Mittagsschonal.
Es ist jetzt 12.10 Uhr.
Dicht gefüllt waren bei der gestrigen Sondersitzung des Parlaments im Fall Frischenschlagerräder die Journalistenlogen im Hohen Haus.
Und heute wird seitenweise in allen österreichischen Zeitungen vom Geschehen und von der Stimmung berichtet, die sich rund um Misstrauensantrag gegen den Verteidigungsminister und rund um die inneren Konflikte zahlreicher Abgeordneter bei der Ablehnung des Misstrauensantrags bildete.
Natürlich bestimmt dieses Thema auch die Kommentarspalten der Zeitungen.
Gisela Hopfmüller hat die folgenden Zitate für unsere Inlandspresseschau ausgewählt.
In den Salzburger Nachrichten verknüpft Karl-Heinz Ritschl mit dem Fall Frischenschlager-Reder und der gestrigen Parlamentssitzung eine Reihe von Fragen.
Wann hat Sinovac Zeit, das Land zu regieren?
Wann werden mit dieser Kraft die existenziellen Themen Österreichs in Angriff genommen?
Nämlich mit der Kraft, die vergeudet wird zu Pannenhilfen?
Nein, wir sind auf keinem guten Weg und nichts deutet darauf hin, dass es besser wird.
Die große Regierungspartei überbrückt mühselig ihre Schwächen, gefordert von einer Opposition, an die man nicht glauben kann.
Da nützen auch die beschwörenden Worte des ÖVP-Obmannes nicht, der bei der Betrachtung der Lage der Nation Optimismus propagiert hat.
Außer, man denkt mit Fatalismus, dass es in einem Wellental ja nicht tiefer gehen könne und man wieder steigen müsse.
Der Freitag mit der Sondersitzung des Parlaments hat jedenfalls nicht dazu beigetragen, das Glücksgefühl über die österreichische Politik zu heben.
In den oberösterreichischen Nachrichten beschäftigt sich Hermann Polz unter dem Titel Prolongiertes Elend mit der Situation der sozialistischen Abgeordneten bei der gestrigen Sondersitzung des Parlaments.
Es muss schon ein beklemmendes Gefühl des Eingesperrtseins in die Geschlossenheit einer Partei sein, wenn man sich als sozialistischer Abgeordneter zu einem Minister bekennen muss, den man kurz zuvor noch schwer getadelt oder sogar vehement zum Rücktritt aufgefordert hat.
Selbstverleugnung und Selbstentwürdigung ist eben der Lohn der Angst vor Neuwahlen.
In der Parteisprache, die ja stets das Mittel ist, jeden Zweck zu heiligen, heißt das Disziplin.
Indes versteht man unter diesem Begriff die freiwillige Unterordnung aus besserer Einsicht.
Davon aber kann gar keine Rede sein.
Noch nie zuvor musste die sozialistische Partei von einem ihrer Vorsitzenden so vergewaltigt werden wie von diesem.
In der steirischen Kleinen Zeitung schreibt Ulrich Stocker, das Pflaster war die Angst.
Weil der Anlass die Frage nahelegt, sei ihr nicht ausgewichen.
Abgeordnete haben in der Demokratie nichts zu fürchten, es sei denn um die eigene Karriere, dass sie von ihrer Partei nicht wieder aufgestellt werden.
Wie würden sie sich wohl unter anderen politischen Voraussetzungen verhalten oder verhalten haben?
Und in der ÖVP-Zeitung Neues Volksblatt diagnostiziert Peter Klar,
Das Konglomerat von Angst, Disziplin und Feindseligkeit gegenüber der ÖVP hat zu 100 Prozent gehalten.
Kein einziger der 87 anwesenden Abgeordneten der SPÖ traute sich, aus der Not und Zwangsgess in BH auszubrechen und mit seiner Stimme zu bekunden, dass Frischenschlagers Fehlleistung und deren Folgen den Rücktritt des Ministers nach sich ziehen müsste, soll Österreichs Ruf nicht darunter leiden.
Im sozialistischen Zentralorgan Arbeiterzeitung gibt Manfred Scheuch seinem Kommentar den Titel »Die vertane Gelegenheit«.
Es hätte ein großer Tag des österreichischen Parlaments werden können, diese Sondersitzung am 1.
Februar 1985.
Die Tatsache, dass diese von der Oppositionspartei beantragt war, hätte da keineswegs ein Hindernis sein müssen.
Aber eben diese österreichische Volkspartei hat durch ihre Haltung unmöglich gemacht, dass die Auseinandersetzung um einen so ernsten Fragenkomplex, wie es die Aufarbeitung und Bewältigung der Vergangenheit ist, in der dem Thema angemessenen Ehrlichkeit, Ernsthaftigkeit und Würde durchgeführt werden konnte.
Sie hat sich von vornherein auf den Versuch, die Regierung zu stürzen, festgelegt, obwohl sie hätte wissen müssen, dass dies eben des Landes nicht der Brauch ist.
Im steirischen SPÖ-Organ Neue Zeit schreibt Josef Riedler von einem Misstrauensvorschuss für Frischenschlager.
Sie haben sich im Parlament, so etwas hat es noch nie gegeben, einen Misstrauensvorschuss geholt.
Den wieder abzubauen wird für Frischenschlager schwieriger sein als für Stix.
Bei Stix genügt es, wenn er in Hinkunft den Mund hält.
Ein Minister, der regieren soll, muss reden und handeln.
Und er wird es, wenn die Koalition Bestand haben soll, so tun müssen, dass der Koalitionspartner SPÖ nicht ein zweites Mal solch schweren Belastungsproben ausgesetzt wird.
Nach Meinung Hans Rauschers in der Wiener Tageszeitung Kurier sei das Motto der gestrigen Sondersitzung im Parlament maßvolle Auseinandersetzung gewesen.
Trotzdem bleibt keinem aufmerksamen Beobachter verborgen, dass sehr viele Politiker auf allen Seiten ausgesprochen angewidert sind.
ÖVP-Abgeordnete verließen während Stegers Rede den Saal, weil sie den körperlich nicht aushalten.
In der SPÖ herrscht dumpfhilflose Wut, weil man an einen im Grunde verachteten Koalitionspartner gefesselt ist und von ihm auch noch erfolgreich erpresst wird.
Etliche Minister haben sich bereits vorgenommen, künftig nicht mehr so mit sich umspringen zu lassen.
In der FPÖ herrscht bei den echten Demokraten Niedergeschlagenheit.
Die Koalition bleibt bestehen, aber das Vertrauen ist weitgehend dahin.
Wie das weitergehen soll, weiß niemand so recht.
Thomas Kurherr kann in der Wiener Tageszeitung die Presse für all das Geschehen der vergangenen Tage rund um den Fall Frischenschlager-Reder kaum Verständnis aufbringen.
Das ist nicht nur eine verkehrte politische Welt.
Das zeigt, dass es in diesem Land beträchtlich an politischem Stil, politischer Moral und ganz einfach auch an dem mangelt, was in Wien als gehört sich bezeichnet wird.
Es gehört sich einfach nicht, was da passiert ist und weiter passiert.
Es ist unanständig.
Traurig, dass ausgerechnet im Jubiläumsjahr 1985 festgestellt werden muss, es fehle unserem politischen Leben bisweilen die Anständigkeit.
Das, genau das haben ja alle Redner der beiden Großparteien und manch einer der FPÖ-Abgeordneten gespürt.
Dieses Unbehagen, dieser Widerwille war fast zu greifen gestern im Parlament.
Alle wissen, dass die rot-blaue Koalition nie mehr so sein wird, wie sie war.
Das waren Auszüge aus Kommentaren der heutigen Tageszeitungen.
Gisela Hopfmüller hat sie für unsere Inlandspresseschau zusammengestellt.
Es ist jetzt 12 Uhr und 17 Minuten, zwei Minuten nach Viertel Eins und wir kommen zu unserer Samstagsserie.
Im Journal zu Gast.
Das ist heute Universitätsprofessor Anton Pehlinke.
Pehlinke ist Professor für Politikwissenschaften an der Universität Innsbruck und gilt als parteiunabhängiger Linke.
Der Fall Frischenschlager hat ja wieder einmal die Frage aufgeworfen, ob uns schon wieder die Vergangenheit eingeholt hat.
Ob die Fehlhandlung Frischenschlagers eben nur eine einmalige Fehlhandlung war oder ob nicht bestimmte Äußerungen rund um die Entlassung Redes und das Verhalten des Verteidigungsministers beweisen, dass in Österreich die nationalsozialistische Ära noch keineswegs verarbeitet und gänzlich überwunden ist.
Mit Professor Pehlinger sprach darüber Ulrich Brunner.
Herr Professor Pellinker, es scheint so, dass alles in Ordnung wäre, wenn Verteidigungsminister Frischenschlager bei der Übergabe Redas nicht dabei gewesen wäre und diesem nicht die Hand gegeben hätte.
Einer der Kommentatoren hat dieses Ereignis so kommentiert, dass er meinte, durch Frischenschlager werde Österreich im Ausland wieder mit der Vergangenheit identifiziert.
die wir mit Recht als bewältigt erklären.
Kann man das wirklich so sagen?
Haben wir die Vergangenheit wirklich bewältigt?
Ich glaube, dass das eindeutig nicht der Fall ist.
Ich meine auch, dass der Fall Frischenschlager so etwas wie ein Barometer ist.
Ein Barometer, der anzeigt,
was wirklich in der Atmosphäre liegt.
Wenn man den Barometer nicht verwendet, ist die Situation trotzdem genauso.
Das heißt, der Fall Frischenschlager ist ein Oberflächenphänomen.
Dahinter liegt viel mehr.
Und liegt auch viel mehr, als die Frage, ob eine bestimmte Person in einer bestimmten politischen Funktion ist.
Alexander Mitscherlich hat den Klassiker geschrieben, die Unfähigkeit zu trauern.
und hat gemeint, die Deutschen hätten nach dem Krieg sich geweigert, zur Kenntnis zu nehmen, dass sie den Krieg verloren haben, alle diese Ereignisse verdrängt, sich nie mit der Schuldfrage beschäftigt.
Gilt diese Unfähigkeit zu trauern, etwas zu verarbeiten, für uns genauso wie für die Deutschen?
Ich würde sagen eigentlich noch mehr als für die Deutschen.
Denn die Deutschen waren doch sehr von einer Umwelt konfrontiert mit ihrer Vergangenheit, während die Österreicher je nach Belieben zwischen zwei verschiedenen Rollen hin und her wechseln konnten, daher gleichsam eingeladen worden waren zu einem historischen Opportunismus.
je nachdem sich einmal als Opfer zu fühlen und dann doch wieder als Angehörige der großdeutschen Wehrmacht und so weiter und dass diese Möglichkeit sich über die Grenze jeweils in die eine oder andere Richtung hinüber zu schwindeln hat die Unfähigkeit zum Trauen in Österreich noch viel deutlicher hervorgerufen als in Deutschland.
Das heißt wir haben uns aus der Geschichte hinweg gestohlen?
Wir haben uns zwei Geschichtsbilder zurechtgelegt und damit die Geschichte eigentlich verdrängt.
Na ja, wie hätte man das anders machen sollen nach 1945?
Man kann ja den Männern der ersten Stunde, den Politikern der ersten Stunde, die direkt aus dem KZ kamen, nicht gut vorwerfen, dass sie sich in erster Linie mit der Vergangenheitsbewältigung befassen hätten sollen.
Sie waren ja Opfer dieser Vergangenheit und hatten ganz andere Sorgen.
Sie mussten die Not und den Hunger beseitigen und sie mussten vor allem auch die Brücke schlagen über das, was 1933, 1934 passiert ist.
Ich glaube zunächst einmal, dass hier so etwas wie Schuld gar nicht primär bei den Politikern zu suchen ist.
Die Politiker sind ja gerade auch in einer halbwegs funktionierenden Demokratie die Exponenten von verschiedenen gesellschaftlichen Phänomenen, Strömungen, Bewegungen.
Ich glaube, die Schuldfrage ist wirklich eine, die Österreich betrifft, zwar auch die Politiker, aber eben nicht nur und vielleicht nicht einmal in erster Linie die Politiker.
Sicherlich haben auch die Politiker Fehler gemacht, etwa in der Form,
dass sie nach den fantastischen Anfangserfolgen der Zweiten Republik, vor allem den Erfolgen, dass hier wirklich trotz der Bürgerkriegsgräben ein Konsens auf Regierungsebene errichtet werden konnte, dass sie nicht vorbereitet waren, dass sie sich nicht abgesprochen haben, dass sie keinen Konsens entwickelt haben, wie man denn mit der Versuchung umgeht, fünf bis sechshunderttausend Nationalsozialisten für sich opportunistisch zu gewinnen.
Man hätte ja die Nationalsozialisten nicht auf Dauer vom politischen Leben ausschließen können.
Ganz bestimmt hätte man das nicht können.
Ich glaube auch, es war höchste Zeit, dass sie 1949 wiederum voll integriert worden sind.
Nur dieses Nicht-vorbereitet-Sein der beiden Großparteien, diese überraschend schnelle Neigung, plötzlich auf den Geist von 1945 und so weiter zu verzichten und nun hinten nachzulaufen,
Diese Haltung hat insbesondere auch bei den ehemaligen Nationalsozialisten, die ja auch höchst unterschiedlich waren, die große Zahl derer, die sich, weil wirklich subjektiv, keiner schuldbewusst, sich auch nicht mehr schuldig gefühlt haben als die anderen Österreicher auch, diese
Nationalsozialisten mussten natürlich den Eindruck gewinnen, dass sie zunächst 45 wegen ihrer Meinung nach keinem ernsthaften Grund verfolgt werden und dann von den seltenen Leuten umworben werden.
Das heißt, das Bild, mit dem sich die Zweite Republik und ihre führenden Exponenten den ehemaligen Nationalsozialisten präsentiert haben, war ein denkbar ungünstiges.
Das war das Bild einer opportunistischen Republik.
alles, was da passiert ist, rund um den Fall Frischenschlager bewerten müssten.
Was würden Sie da negativer bewerten?
Etwa das Verhalten Frischenschlagers selber, dann das Verhalten des Außenministers Graz, der offenbar auch nicht genug Sensibilität aufwies, um zu erkennen, was das für Folgen haben könnte, wenn Frischenschlager sich da persönlich engagiert, dann etwa die Unterstützungserklärungen diverser FPÖ-Politiker,
Und schließlich auch noch das Engagement einiger ÖVP-Politiker bei dem Versuch, dem Herrn Raeder einen Arbeitsplatz bereitzustellen.
Es ist sicherlich sehr schwer eine Rangordnung festzustellen, aber für mich persönlich am empörendsten waren sicherlich die Reaktionen einiger FPÖ-Politiker.
weil die hier ganz eindeutig nun nationalsozialistische Bewusstseinselemente für sich nutzen wollten.
Das ist keine Frage, dass das, weil es so bewusst geschehen ist, besonders empörend war.
Die Reaktion mancher ÖVP-Politiker, etwa Arbeitsplatzverräter, passt ein bisschen in diese verschlampte
Räderhaltung, die sich quer durch die Parteien zieht.
Man hat für Räder interveniert, warum nicht auch für andere österreichische rechtskräftig verurteilte Verbrecher im Ausland im gleichen Ausmaß interveniert?
Fragezeichen.
Das ist eigentlich nicht wirklich beantwortet worden.
Sicherlich ist dann auch in regionalen Bereichen eine Pro-Räder-Haltung im Verdacht, Stimmen zu bringen.
Das gilt etwas für den ÖVP-Abgeordneten Gorton zweifellos.
Das ist sicherlich auch sehr zu kritisieren.
Nun bei den beiden Regierungsmitgliedern, mir fehlt natürlich die Detailkenntnis, was hier alles im österreichisch-italienischen Kontakt verabredet wurde, aber es scheint schon so zu sein, dass eben hier der Verteidigungsminister eine vom Außenminister in dieser Form nicht bewusst zur Kenntnis genommene Fleißaufgabe getan hat und daher meine ich doch, dass bei aller Kritik an der mangelnden Sensibilität des Außenministers
zurecht der Affäre Frischenschlager und nicht Kratz heißt.
Sie selbst kennen Frischenschlager persönlich.
Sie waren mehrere Jahre gemeinsam Assistent an der Universität.
Ist Frischenschlager ein Nationaler oder was ist Frischenschlager für Sie?
Sofern man überhaupt so persönliche Einordnungen machen kann, war ich immer und bin es nach wie vor der Meinung, dass Frischenschlager ganz bewusst kein Nationalsozialist ist.
Nationaler und Nationalsozialist ist nicht ganz dasselbe.
Das ist sicherlich nicht dasselbe.
Ich sage aber eben, ich fange eben hier an, nicht?
Ich habe eigentlich ihn aber auch nie wirklich als Liberalen gesehen.
Bei mir, ich habe immer die Neigung gehabt, Friedem Frischenschlag als konservativen Demokraten einzustufen.
Sicherlich kann man jetzt lang streiten, was liberal ist.
Aber er hat schon eine sehr starke Neigung gehabt, bestimmte gesellschaftliche Ordnungsvorstellungen um ihrer Selbstwillen zu begrüßen.
Er war eigentlich ein strukturkonservativer, durchaus demokratischer Mensch, der aus gewissen Zufälligkeiten, die in seiner Biografie liegen, eben zum deutschnationalen Lager gefunden hat.
Der dort eben allein schon, weil er bewusst den Trennungsstrich zum Nationalsozialismus gezogen hat, dann dem sogenannten liberalen Flügel zugerechnet wurde.
Aber im Prinzip halten Sie dann ihn für einen Nationalen?
Ich meine, dass Frischenschlager mehr oder minder pflichtgemäß das Minimum an deutschnationalen Bekenntnissen von sich gibt.
Ich glaube nicht, dass ihm das Bekenntnis zum deutschen Volkstum besonders wichtig ist.
Ich glaube, das ist wirklich trittrangig bei ihm.
Hätte Frischenschlager also zurücktreten sollen?
Ich glaube aus einem bestimmten Grund ja.
Wobei ich mir durchaus bewusst bin, dass es auch Gegenargumente gibt.
Letztlich meine ich ja deshalb, weil wir in Österreich überhaupt keine Tradition an rasch umgesetzter persönlicher politischer Verantwortlichkeit haben.
Es wäre ein sehr schöner Anfang gewesen für die österreichische Demokratie, wenn ohne Parteidruck
und ohne Koalitionskrise irgendjemand ohne Parteikrimien abzuwarten von sich aus Konsequenzen sieht.
Dagegen könnte sprechen, und das sehe ich durchaus auch so, dass damit eine überspitzte Personalisierung des Falles geschehen wäre.
Ich meine eben, noch einmal, Fritzschenschlager und seine Affäre ist die Spitze eines Eisberges und nicht der Eisberg selbst.
Man hätte es vielleicht sich dann allzu bequem gemacht und geglaubt, damit ist das Problem schon gelöst.
Und das ist es ganz bestimmt nicht.
Das Problem ist eben nicht Fritzschenschlager, sondern das, was dahinter steht.
Sie geben mir das Stichwort
Spitze eines Eisberges.
Wenn man ehemalige Soldaten des Zweiten Weltkrieges fragt, wofür habt ihr denn da gekämpft, dann erhält man als Antwort sehr oft nur Schlagworte wie Heimat verteidigen, Vaterland retten etc.
Und wenn man nachbohrt, was habt ihr denn da vor Leningrad und Moskau gemacht und etwas naiv fragt, ihr wolltet fremde Städte in einem fremden Land erobern.
dann erntet man sehr oft starke Aggressionen.
Und zwar auch von Leuten, hauptsächlich von Leuten, denen man auch nicht im Entferntesten nachsagen kann, dass sie Nationalsozialisten waren oder sind.
Wie erklärt der Politologe dieses Phänomen?
Sicherlich kann man von der politischen Wirklichkeit her sagen, hier wird deutlich, dass eigentlich die beiden Antiboden,
der Nationalsozialismus und der bewusste Antinarzismus und Antifaschismus zwei Minderheitenphänomene waren.
Dass beide eigentlich sich als Minderheitenpositionen gegenübergestanden sind und dazwischen die eigentliche Mehrheit in Österreich war und wahrscheinlich auch noch ist.
Nämlich diejenigen, die sich niemals wirklich als Nationalsozialisten verstanden haben, die aber dennoch einem gewissen Milieudruck folgend, einer gewissen Prinzipiellneigung folgend, für die Umsetzung der nationalsozialistischen Politik Wesentliches getan haben.
Zum Beispiel allzu bereitwillig als Hunderttausende Österreicher im Rahmen der Deutschwehrmacht ihre sogenannte Pflicht zu erfüllen.
Wir haben jetzt in Österreich so etwas wie ein herrschendes Milieu, das weder nazistisch noch antinazistisch ist.
Ein Milieu, das eben im Nationalsozialismus relativ privilegiert war.
Relativ privilegiert etwa in der Form, dass Zehntausende Wiener Nutznießer der Arrestierung waren.
dass Hunderttausende Österreicher erlebt haben, dass sie gegenüber den sogenannten Fremdarbeitern Herrenmenschen waren.
Alles das.
Dazu kommt auch noch, dass bis gegen Kriegsende Österreich, verglichen mit anderen europäischen Gebieten, vor allem mit den Gebieten in Osteuropa, es ja relativ gut gehabt hat.
Das heißt, Österreich war in Relation zum Übrigen
unter Vernachlässigung der über 100.000 gleichsam vergessenen und abgeschobenen österreichischer jüdischer Herkunft, ein relativ privilegierter Teil Europas.
Und von dort ist auch erklärbar, diese Neigung in dieser Zeit relativer Privilegierung,
sozusagen etwas Gutes zu sehen und auf den Hinweis auf die Zusammenhänge, wie kann man denn sein Vaterland etwa in den Tiefen Russlands verteidigen, welches Vaterland insbesondere, wie kann man denn glauben, dass man für seine Heimat kämpft, wenn Österreich eben nur durch die Niederlage dieser deutschen Wehrmacht überhaupt hat widerstehen können, dann sehr aggressiv reagiert.
weil es keine rationale Erklärung dafür gibt?
Es ist irgendwie eine Lebenslüge.
Es ist eine Art kollektive Lebenslüge einer großen Gruppe des herrschenden Milieus in Österreich.
Und ja, Lebenslügen, da weiß man, wie man da reagiert, wenn man darauf angesprochen wird, nämlich aggressiv.
Manchmal selbstzerstörerisch, gegen sich selbst aggressiv und manchmal gegen andere aggressiv.
Von der Vergangenheit in die Zukunft, was kann man jetzt tun, etwa in den Schulen, um die Vergangenheit doch noch zu bewältigen?
Genügt da ein besserer Geschichtsunterricht oder ist das zu wenig?
Also ich bin natürlich sehr für einen verbesserten Geschichtsunterricht.
Ich bin auch für eine verbesserte politische Bildung.
Aber sicherlich ist das immer nur ein Teil des Ganzen, ein Teil einer bildungspolitischen Strategie.
Ich sehe auch im Zusammenhang mit dieser ganzen Affäre und gleichsam auch als wesentlichen Bestandteil des Eisberges, der dahinter steht oder darunter liegt,
die überwältigende Tradition einer Untertanenkultur in Österreich, einer Kultur, die sich einordnet, unterordnet, zuordnet.
eines Mangels an Zivilcourage, eines Mangels an Oppositionsgesinnung, jetzt nicht im Sinn von parteipolitischer oder parlamentarischer Oppositionsgesinnung.
Was die österreichische Demokratie braucht, das ist eben mehr Neinsagekultur, mehr Oppositionskultur und das müsste umfassend auf allen Ebenen vermittelt werden.
Die schreckliche Sorge, die
in Österreich vor der Unordnung hat, die ständig überdeckt, dass in Österreich das Böse immer von oben, von der Ordnungsmacht gekommen ist, vom Kaiser eben letztlich bis zu Adolf Hitler.
Das zeigt ja, was hier falsch liegt und das kann durch einen besseren Geschichtsunterricht, der notwendigerweise wieder von oben kommt, allein sicherlich nicht gut gemacht werden.
Aber jede Gemeinschaft braucht doch auch eine Ordnung.
Zweifellos.
Die Alternative ist aber nicht Ordnung oder Unordnung.
Die Alternative ist
ein zu viel an Ordnung oder ein gewisses Maß an menschlicher Ordnung.
Ich sehe überhaupt nicht die geringste Gefahr, dass die Ordnung schlechthin zerbricht.
Ich sehe nur die Gefahr, dass wir in der Ordnung ersticken.
Ich danke für das Gespräch.
Ulrich Brunner im Gespräch mit Universitätsprofessor Anton Pelinker.
Er war im Journal zu Gast.
Es ist jetzt 12 Uhr und 33 Minuten und jetzt hat sich auch Ö3 in das Mittagsjournal eingeblendet.
Während in Santa Caterina der Wind die österreichischen Medaillen Hoffnungen verblasen, hat uns das Rennen abgebrochen und vorerst auf 14 Uhr verschoben wurde.
Fassten wir in Österreich 1 die Kommentare der Tageszeitungen zur gestrigen Ablehnung des ÖVP-Misstrauensantrags zusammen und hatten Anton Pelinker im Journal zu Gast.
Der Politologe meinte, der Fall Frischenschlager beweise, dass Österreich die nationalsozialistische Vergangenheit noch nicht bewältigt habe.
Bis 13 Uhr gibt es noch Beiträge zu folgenden Themen zu hören.
Modelle der Selbstverwaltung von Betrieben nehmen nun konkrete Formen in Österreich an.
Neuer Budgetvoranschlag der Vereinigten Staaten sieht fast keine Steigerungen der Staatsausgaben vor.
Wie steht es um die Zukunftspläne der ESA, der Europäischen Raumfahrtgesellschaft und Situation des österreichischen Nachwuchskabarets?
Nun aber zu einem Thema aus dem Bereich Arbeitsmarkt, zum Thema Betriebe in Arbeitnehmerhand.
Vereinfacht ausgedrückt, Arbeitslose werden Unternehmer.
Es geht also um jene Arbeitnehmer, die ihren in Konkurs gegangenen Betrieb weiterführen wollen.
Diesen neuen Weg in der Arbeitsmarktpolitik zu gehen, wird seit der Novelle zum Arbeitsmarktförderungsgesetz vom Jänner 1983 erleichtert.
Sozialminister Alfred Dallinger, der dieser experimentellen Arbeitsmarktpolitik immer aufgeschlossen gegenübergestanden ist,
übergibt heute offiziell ein Textilunternehmen im niederösterreichischen Heidenreich Stein seiner Bestimmung.
Damit können fürs Erste zehn Frauen und zwei Männer in der Arbeitsplatzproblemregion Waldviertel eine Beschäftigung bekommen.
Michael Kerbler hat dieses Ereignis zum Anlass genommen, um nachzuprüfen, welchen Erfolg derartigen Projekten beschieden sein könnte.
Im Waldviertel einer wirtschaftlich benachteiligten Region Österreichs sind schon einmal Belegschaftsmitglieder einer Fabrik nach deren Schließung aktiv geworden, um ihre Arbeitsplätze doch noch zu sichern.
Als im August 1981 die Möbelfabrik Beerein in Zwettl zusperren musste, begannen die Arbeiter, einen eigenen Nachfolgebetrieb aufzubauen.
Im Juli 1982 wurde die Produktion von Möbeln nach Maß und Kücheneinrichtungen aufgenommen.
Ein spezielles Kindermöbelprogramm, die Waldviertle Spiellandschaften, wurde entwickelt.
Kindermöbel, die sich auch bei internationalen Möbelfachmessen, etwa in Köln, großer Nachfrage erfreuten.
Die Arbeiter waren in ihrem eigenen Interesse zu Unternehmern geworden.
Damit das Projekt einer Betriebsführung auf kooperativer Basis auch funktionieren konnte, half der Bund.
Für Produktentwicklung und Anlaufverluste wurden Förderungsmittel zur Verfügung gestellt, aber auch die Arbeiter selbst brachten eine Gesellschaftseinlage von 500.000 Schilling auf.
Die Zahl dieser selbstverwalteten Betriebe ist im vergangenen Jahr weiter gestiegen.
Eine Schuhwerkstätte in Niederösterreich, eine Baugerätefirma in der Steiermark und ein Leuchtenhersteller bei Wien sind nur einige Beispiele dafür, dass selbstverwaltete Betriebe, wenn auch nur im zumeist kleinen Maßstab, Arbeitsplätze schaffen helfen können.
Welche politische und soziale Zielsetzung verfolgt Sozialminister Alfred Dallinger mit der Unterstützung dieser Betriebsgründungen aus Mitteln der Arbeitsmarktförderung?
ein Arbeitsloser in Österreich etwa 180.000 Schilling an direkten und indirekten Kosten verursacht.
Und die Zurverfügungstellung eines Teiles dieses Betrages für eine Tätigkeit auch in einem selbstverwalteten Betrieb bedeutet für mich zweierlei.
Erstens einmal, dass Arbeitslosigkeit verhindert wird, in der Regel in Problemregionen.
Und zweitens, dass auch die Allgemeinheit durch Steuern, Sozialversicherungsbeiträge
und durch andere Leistungen einen Teil dieses aufgewählten Betrages zurückbekommt.
Rund 50 Millionen Schilling standen im vergangenen Jahr zur Unterstützung von Betriebsgründungen auf kooperativer Basis zur Verfügung.
Sind diese Förderungsmittel verlorenes Geld für den Sozialminister?
Wenn ein Arbeitsloser bei voller Inanspruchnahme der Arbeitslosenversicherungsleistungen im Durchschnitt 180.000 Schilling kostet,
und ich zum Beispiel im Extremfall als Förderungsbeitrag pro Kopf in einem neu zu errichteten Selbstverwaltungsbetrieb 100.000 Schilling und in manchen Fällen sogar weniger aufwende, dass das im Hinblick auf den Aufwand noch erstens ein Ersparnis ist und zweitens Arbeitslosigkeit verhindert.
Mir geht es ja im Wesentlichen darum Arbeitslosigkeit zu verhindern,
Das heißt den Menschen nicht an die Randzonen der Gesellschaft zu drängen.
Nun bisher fassen diese sogenannten Selbstverwaltungsbetrieben ja insgesamt nur marginale Größen und es ist auch nicht ein Mittel, um eine Arbeitslosigkeit im Großen abzuwehren, aber es ist regional eine bestimmte Hilfe und aus diesem Grunde bin ich bereit, solche Projekte zu führen, die erfolgversprechend sind,
für die Zukunft.
Ist es für den Gewerkschaft der Dalinger nicht auch zufriedenstellend, dass man ein Unternehmen auch führen kann, ohne einen Chef zu brauchen, einen Unternehmer?
Ja, das ist da sicherlich auch eine Überlegung dabei, aber
Ich möchte gar nicht leugnen, dass es natürlich dann dort Probleme gibt, dass eben ein Unternehmen eine zentrale Führung braucht und dass das sogenannte Direktionsrecht eine gewisse Funktion und Bedeutung hat.
Nach einer Schätzung der österreichischen Kreditschutzverbände müssen in den ersten vier bis fünf Jahren ihres Bestehens mehr als die Hälfte der neu gegründeten Firmen wieder zusperren.
Im Sozialministerium ist man optimistisch, dass die Lebensdauer der selbstverwalteten Betriebe deutlich länger ist.
Ein Beitrag von Michael Kerbl und bevor wir zu unseren Berichten aus dem Ausland kommen, ein Hinweis für die Sportfreunde.
Die Damenabfahrt für die Weltmeisterschaften in Santa Catarina musste nun endgültig abgesagt werden.
Wann das Rennen neu ausgetragen werden wird, steht derzeit noch nicht fest.
An den Straßenecken des Washingtoner Regierungsviertels werden noch immer Aufkleber, Plaketten und Fähnchen zur Inauguration, zur feierlichen Angelobung Ronald Reagans zum Präsidenten der Vereinigten Staaten feilgeboten.
Doch während die Straßenhändler den zahlreichen Besuchern aus den einzelnen Bundesstaaten
den zuversichtlich lächelnden Präsidenten als Andenken an eine prunkvolle Staatszeremonie verkaufen, geht Ronald Reagan selbst schon der ersten bedeutenden Kraftprobe seiner zweiten Amtszeit entgegen.
Nämlich der Reduzierung des Haushaltsdefizits durch eine rigorose Sparpolitik.
Lorenz Gallmetzer hat sich den Budgetentwurf angesehen und fasst ihn im Folgenden zusammen.
Der Budgetentwurf für das Haushaltsjahr 1986, das am 1.
Oktober dieses Jahres beginnt,
sieht Ausgaben von insgesamt 974 Milliarden Dollar vor.
Das ist eine Steigerung von nur 1,5 Prozent im Vergleich zum Haushaltsjahr 1985 und würde im Falle einer Verwirklichung die niedrigste Ausgabensteigerung seit 20 Jahren darstellen.
Damit will Präsident Reagan das Budgetdefizit, das heuer rund 220 Milliarden Dollar betragen wird,
und ohne öffentliche Einsparungen im nächsten Jahr auf 235 Milliarden Dollar ansteigen würde, beachtlich reduzieren.
Die Zahlen sind beeindruckend.
51 Milliarden Dollar, also umgerechnet mehr als 1.000 Milliarden Schilling, sollen eingespart werden.
Obwohl alle Ministerien mit Kürzungen ihrer Ausgaben rechnen müssen, ist im Bereich der Sozialleistungen, der öffentlichen Verwaltung, der Energie- und der Landwirtschaft der Rotstift am schmerzvollsten spürbar.
So sieht der Budgetentwurf Präsident Regens eine 5-prozentige Lohnkürzung für das Personal im öffentlichen Dienst vor.
Die Leistungen im Schul- und Bildungsbereich sollten ebenso wie die Ausgaben für Sanität, Altenbetreuung, Sozialfürsorge und öffentliche Verkehrsmittel entweder auf dem derzeitigen Stand eingefroren oder gesenkt werden.
Besonders drastisch sind die geplanten Einsparungen beim Wohnbau und bei den Unterstützungsprogrammen zur Städtesanierung.
Hier soll laut Reggans Vorschlag die öffentlichen Mittel halbiert werden.
Eine 15-prozentige Ausgabenkürzung ist schließlich bei der Unterstützung für die Landwirtschaft vorgesehen.
Dadurch würden ärmte Zuschüsse, Preisstützen und andere Subventionen gerade für jene kleinen Farmer wegfallen, die in den vergangenen Wochen zu Tausenden gegen die Agrarpolitik der Reagan-Administration demonstriert haben.
Von der Sparpolitik Regern sind diesmal im Unterschied zu den ersten vier Jahren seiner Amtszeit nicht nur die ärmeren Schichten, sondern auch die Kleinunternehmer und der Mittelstand betroffen.
Obwohl der Budgetentwurf erst in der kommenden Woche dem Kongress offiziell vorgelegt wird, hat sich schon im Vorfeld eine heftige Debatte um Regerns Sparpolitik entwickelt.
Im Vordergrund standen dabei die Kritiken aus den Reihen der republikanischen Senatsmehrheit.
Einflussreiche Parteifreunde des Präsidenten
fordern hartnäckig eine stärkere Kürzung der Militäraufgaben.
Die Opfer müssten gerecht verteilt sein, argumentieren sie, sonst könne man unpopuläre Maßnahmen nicht durchsetzen.
Obwohl das Pentagon seine Budgetwünsche selbst um 8,5 Milliarden Dollar eingeschränkt hat, sieht Regens Haushaltsentwurf immer noch eine 17-prozentige Steigerung der Verteidigungsaufgaben vor.
Mit 277 Milliarden Dollar würden die Militärkosten mehr als ein Viertel des gesamten Budgets ausmachen.
Präsident Reagan, sein Außenminister Schulz und Verteidigungsminister Weinberger bemühen sich derzeit in täglichen Beratungen mit Vertretern des Kongresses, die Notwendigkeit dieser bitteren Pille zu beweisen.
Gerade jetzt, vor Beginn der Abrüstungsverhandlungen mit der Sowjetunion in Genf, dürfe man keine Schwäche zeigen.
Denn nur der wiedererlangten militärischen Stärke der USA sei es zu verdanken, dass Moskau an den Verhandlungstisch zurückgekehrt sei, argumentiert Reagan.
Der Präsident steht allerdings einer breit gefächerten Opposition im Kongress gegenüber.
Die einflussreichen Lobbys werden die geplanten Kürzungen in ihrem Bereich anfechten und selbst prominente republikanische Senatoren kritisieren die nach ihrer Meinung unfachgemäße und verschwenderische Ausgabenpolitik des Pentagon.
Viele politische Kommentatoren in Washington sagen deshalb, der Budget in Prussland ist schon jetzt wenig erfolgreich.
Lorenz Galmetzer aus Washington.
In einer Ministerratstagung der ESA, der Europäischen Weltraumbehörde, wurden in dieser Woche weitreichende Beschlüsse für die Entwicklung von Weltraumfahrt und Weltraumforschung in Europa für die kommenden Jahre und Jahrzehnte gefasst.
Sie betreffen auch unser Land, da Österreich, so wie Norwegen, zurzeit assoziiertes Mitglied ist und als solches sich an jedem Projekt beteiligen kann.
Österreich strebt außerdem die Vollmitgliedschaft an.
Kernstücke des neuen ESA-Programms sind die Ausweitung der Beträge für wissenschaftliche Projekte um jährlich 5 Prozent, sowie die Vorbereitung einer eigenständigen, europäisch bemannten Raumfahrt.
Roland Machatschke berichtet.
Der Stolz der Europäer bei ihrer Konferenz in Rom war nicht zu übersehen.
Im Jahr 1984 wurden mehr Satelliten in korrekte Umlaufbahnen befördert, als die Amerikaner geschafft haben.
Europa, im Besitz einer leistungsfähigen und technisch ausgereiften Rakete der Ariane, greift jetzt nach den Sternen.
Die komplizierteste und teuerste Weltraumarbeit ist die Entsendung von Menschen.
Sicherheitssysteme bei Träger, Fahrzeug und Raumschiff sowie die notwendigen Lebenserhaltungssysteme kosten Geld und beanspruchen Raum.
Das amerikanische Space Shuttle hat jedoch der bemannten Raumfahrt solche Impulse in Richtung Kommerz gegeben, dass sich Europa von dieser Entwicklung nicht abkoppeln will.
Erste Erfahrungen wurden bereits mit dem Raumlabor Spacelab gesammelt, das von europäischen Firmen, darunter auch österreichischen, für den Frachtraum der amerikanischen Raumfähre gebaut worden ist.
In diesem Sommer sollen zwei Spacelab-Missionen durchgeführt werden.
Die amerikanische Weltraumbehörde NASA arbeitet seit einiger Zeit am Projekt einer Raumstation.
Sie hat die Europäer und die Japaner eingeladen, sich an dem Projekt zu beteiligen.
In Rom beschloss nun die ESA-Ratstagung, das eigene Projekt einer bemannten Raumstation, Columbus, in das amerikanische Programm einzubringen.
Dafür und für die Entwicklung der schubstarken Trägerrakete Ariane 5 sollen in den nächsten zehn Jahren umgerechnet mehr als 100 Milliarden Schilling aufgewendet werden.
Wie sich die Europäer die Zusammenarbeit mit den Amerikanern vorstellen, wurde noch nicht bekannt gegeben.
Aber es sollen schon bald Gespräche zwischen ESA und NASA stattfinden.
Das Projekt Columbus ist in Europa nicht unumstritten.
Kritik wird vor allem an der schnellen Durchführung geübt.
Experten hätten es vorgezogen, zuerst die Trägerrakete zu entwickeln, die Ariane 5, und dann erst die Raumstation zu bauen, zumal sich Anfang der 90er-Jahre Verwendungsmöglichkeiten abzeichnen könnten, die es heute noch nicht gibt.
Es war aber eine politische und keine wissenschaftliche Entscheidung.
Die USA wollen ihre Raumstation bereits 1992 in Betrieb haben.
Und da als einziges Zubringerschiff für Bau und Betrieb der Station für Amerikaner und Europäer nur die amerikanische Raumfähre zur Verfügung steht, sah man offenbar keine andere Wahl, als das eigene europäische Projekt mit den Plänen der Weltraummacht USA zu verknüpfen.
Allerdings wurde in Rom ein weiterer Beschluss gefasst, der einmal Europa in der Raumfahrt völlig unabhängig von den USA machen könnte.
Das vor allem von Frankreich forcierte Projekt einer kleinen, bemannten Raumfähre, das Projekt Hermes, soll zu einem späteren Zeitpunkt in das offizielle Entwicklungsprogramm der ESA aufgenommen werden.
Hermes würde als Trägerfahrzeug die Ariane 5-Rakete benutzen, die 15 bis 18 Tonnen Last in eine Erdumlaufbahn befördern kann.
Um die Jahrhundertwende, also in rund 15 Jahren, könnte Europa neben den USA und der Sowjetunion eine unabhängige Weltraummacht sein.
Ein Beitrag von Roland Machatschke.
Die Sensibilität für Probleme des Umweltschutzes beschränkt sich nicht nur auf die westlichen Industriestaaten, sondern wird auch in Osteuropa immer mehr zu einem Diskussionsthema.
Ein gutes Beispiel dafür ist Jugoslawien.
Dort ist zwar Umweltschutz sogar in der Verfassung verankert, aber in der Praxis fehlt es an der Durchführung der entsprechenden Gesetze.
Zurzeit sind die Parlamente einiger Teilrepubliken dabei, schärfere Gesetze zu verabschieden, die erstmals auch angemessene Strafen für Umweltsünde vorsehen.
In Serbien und im Kosovo zum Beispiel gibt es bis zu fünf Jahre Gefängnis oder eine Geldstrafe, die sich in der Höhe jener Investitionen bewegt, die ein Betrieb für den Einbau von Filtern oder Kläranlagen aufwenden müsste.
Aus Belgrad berichtet dazu Gustav Kalupa.
Obwohl Jugoslawien eines der ersten Länder in Europa war, das Umweltschutzgesetze in seiner Verfassung verankert hatte, wurden sie leichtsinnigerweise nicht beachtet.
So etwa ist bei Betriebsneugründungen und Investitionen der Betrag von einem Prozent der Gesamtinvestitionen für umwelterhaltende Maßnahmen vorgesehen.
Die Gelder wurden ganz offensichtlich zweckentfremdet und verpulvert.
Anders sind die schweren Umweltschutzschäden von Slowenien bis Mazedonien gar nicht erklärlich.
Die Meldungen der jugoslawischen Presse über Wasser- und Luftverschmutzung sind in jüngster Zeit ernst genug, dürften aber nur einen geringen Teil der tatsächlichen Bedrohungen spiegeln.
Während der kurz zurückliegenden Schnee- und Kälteperiode mussten in manchen Städten Wasserleitungen und sogar Brunnen wegen Vergiftungsgefahr gesperrt werden, auch in einigen Stadtbezirken Belgrad.
In der Stadt Kraljevo in Serbien und Umgebung holten die Hausfrauen mit Kübeln und Eimern das Wasser von Kisternenwagen.
Bisher war das nur während der Sommermonate der Fall, jetzt auch im Winter.
Der für Null gehaltenen Flüssen Morava und Iba ist so hoch, dass er jedes Leben bedroht.
Auch die Flüsse Sava und Drina in Bosnien drohen zu kippen.
In der Stahl- und Eisenstadt Zenica in Bosnien ist die Luft durch Abgase dermaßen verpestet, dass die Menschen eigentlich durch Kiemen atmen müssten.
So jedenfalls die Meinung des kroatischen Parteiblattes Věšnek.
Dabei sind die Umweltverschmutzer bekannt.
Es sind große Chemiewerke, Eisenhütten und Bergwerke.
Auf Appelle und Mahnungen der Behörden haben sie kaum reagiert.
Lediglich mit der Feststellung, dass sie für Kläranlagen kein Geld hätten,
und schon gar nicht erwiesen, da solche eingeführt werden müssten.
Von den Behörden ausgesandte Sanitätsinspektoren und Untersuchungskommissionen sind meist zu spät gekommen.
Sie scheinen vorsätzlich an der Nase herumgeführt worden zu sein, da ein Betrieb sich schuld auf den anderen abwälzte.
Anzeigen bei Gerichten verliefen für gewöhnlich im Sand.
Der Filz von Technokraten, Funktionären und Glanz auf Bezirks- und Gemeindeebene erwies sich als ungemein resistent.
Im Kollektiv gibt es eben keine Schuld.
Aber schon die Debatte in den Landesparlamenten und die Drohung, dass Direktoren und leitende Funktionäre der Betriebe in Zukunft persönlich haftbar gemacht werden, zeitigt unerwartete Erfolge.
Eine Reihe von Direktoren von Großbetrieben hat selbst Anzeige erstattet oder zumindest zugegeben, dass in ihren Fabriken die Umweltschutzanlagen defekt wären.
In der Nähe von Sprit wurde endlich ein Exempel statuiert.
Die Fabrik Jugoslawien musste auf Anordnung des Gerichtes die Tore schließen.
Sie hat Jahre hindurch hochgiftige Chlorabwässer ungeniert in die Adria abgelassen und die auferlegte Frist für Installierung entsprechender Kläranlagen missachtet.
Der Preis, den Jugoslawien für die stürmische und hemmungslose Industrialisierung zahlen muss, wird zweifellos hochsteigen.
und die Kulturberichte im Mittagsjournal.
Es ist noch nicht lange her, da setzte sich die Wiener Kabarett-Szene nur aus einigen wenigen Gruppen sowie Solo- auftretenden Kleinkünstlern zusammen.
Dies hat sich in den letzten zwei, drei Jahren aber geändert.
Nicht zuletzt deshalb, weil Etablissements wie das Metropol, die Kulisse, das Spektakel oder das Kabarett Niedermeier den Kabarettisten vermehrt Auftrittsmöglichkeiten bieten.
Im folgenden Beitrag informiert sich Walter Gellert über den Kabarett-Nachwuchs in Wien
aber auch in Salzburg und Graz, wo die Kleinkunst ebenfalls Tradition hat.
Wir legen ihre Stromgelder gut an.
Rasch und bürokratisch, diskret.
Die Energiewirtschaft.
Wir wissen, wo früher einmal ein Hase lief.
Das ist ein Geheimtipp aus der Wiener Kabarettszene.
Der junge Josef Hader, der sich mit seinem Mann Werner Schneider und Dieter Hildebrandt orientierten politischen Kabarett würdig in die Reihe der solo arbeitenden Kleinkunstgrößen unserer Heimat einreiht.
Egal ob abgeschlagene Bäume oder eingeschlagene Köpfe, wir haben die Situation fest im Griff.
Die Bundesregierung.
Männer, denen manches ein bisschen leichter fällt.
Während die Solo-Kabarettisten in Wien sich vornehmlich als Vertreter der politischen Kleinkunst verstehen, widmen sich die Nachwuchsgruppen eher dem Unterhaltungskabarett.
Beispiele sind die Hektiker oder die Killer-Tomaten, die zurzeit im Metropole auftreten.
Hier eine Szene, in der ein Vater gerade erläutert, wie er seinen drei Jahre alten Sohn mit Hilfe des Computers für Wimbledon programmiert.
Also mein Lieber, das ist doof gesprochen unser Sohn.
Ein entsprechendes Programm, eine Software, ein Input-Minimierungs-Output-Maximierungsprogramm, habe ich mir von einem amerikanischen Pferdezüchter kommen lassen.
Aber in der Computertechnologie spielt das ja keine Rolle.
Das kann man natürlich auch auf Tennisspiele anwenden.
Also, hier sind wir.
Unser zukünftiger Sieger ist jetzt drei Jahre alt.
Das Training beginnt.
Gleichzeitig wird die Nahrung des Kindes mit Mineralien angereichert.
Und im Tennis-Kindergarten werden die jungen Leute spielen mit dem neuen Sport vertraut gemacht.
Den Trend zum Unterhaltungskabarett bei jungen Gruppen in Wien analysiert Alf Kraulitz vom Metropol so.
Ich glaube, dass die ganz jungen Gruppen jetzt, wie zum Beispiel Kilo-Tomaten und ähnliche, ganz die Richtung Unterhaltung gehen.
Denn da kommt jetzt eine Art Gegenbewegung gegen diese kritische Generation der 68er-Bewegung.
Und die entdecken wieder mehr das normale Lachen, was vom Bauch kommt, also von den Bauchmuskeln, wo man auf eine Pointe automatisch reagiert und jetzt nicht den politischen Inhalt primär sucht.
Die Bandbreite zwischen politischem und Unterhaltungskabaret ist jedenfalls groß.
Ob es sich um die Brennnesseln handelt, die Dummheit und Indolenz unterhaltsam bloßstellen wollen,
Oder um das Kabarett-Kritik von Günther Zeuner, der am 8.
Februar mit seinem neuen Programm »Schädel durch die Wand« erstmals solo an die Öffentlichkeit tritt.
Oder um die Nachwuchs-Kleinkunstpreisträger I. Stangl, den bösewitzigen Kasperl, und Andreas Wittersegg, der Kabarett mit pantomimischen Elementen verbindet.
Fahrschein kauf ich mir noch immer keine.
Ich hab nämlich eine Schwarzkappe.
Und wenn da so ein Kontrolleur einsteigt, dann setz ich sie auf.
Und wenn der sagt, Fahrscheinkontrolle, dann sag ich, Fahrscheinkontrolle.
Zeigen Sie mir Ihren Fahrschein.
Zeigen Sie mir Ihren Fahrschein.
Dann machen Sie keinen Blödsinn.
Dann machen Sie keinen Blödsinn.
Ja bitte, dann muss ich meine Kollegen rufen.
Bitte, dann muss ich meine Kollegen rufen.
Kollegen, Kollegen, Kollegen, Kollegen.
Und der ganze Waggon, Kollegen, Kollegen, Kollegen.
Und im Trubel dieser Verkehrsbetriebsfeier hau ich dann ab.
Salzburg und Graz weisen natürlich keine so vielfältige Kabarettszene auf wie die Bundeshauptstadt, was zum einen an der Größe der Städte liegt, zum anderen aber auch daran, dass in Salzburg und Graz einfach nicht so viele Auftrittsmöglichkeiten geboten werden.
In Salzburg zum Beispiel tendiert der Nachwuchs eher zum literarisch-politischen Kabarett wie etwa Janac, Habringer und Pop, die übrigens am 28.
Februar bei der Veranstaltungsreihe Mozart ihr neuestes Programm präsentieren werden.
Zum Nachwuchs in Salzburg zählen auch Fratt und Schacherreiter, die das politische Lied in den Mittelpunkt ihrer Kabarettprogramme gestellt haben.
Günter Schatzdorfer, selbst erfolgreicher Kabarettautor, sieht die Kabarettszene in Salzburg folgendermaßen.
bei der Moritat angelangt, dann gibt es halt ein literarisches Cabaret, drücken wir es mal so aus, aber aktuell politisches Cabaret, auch über Salzburger Verhältnisse, gibt es nicht, aufgrund dessen, dass keiner der Leute, die Cabaret machen, in Salzburg, von Salzburg leben können, die müssen ja woanders auch hin.
schon arrivierten Tellerwäschern und den Galeristen die Grazbürsten etabliert.
Sieht man vom jungen Leo Lukas und dem im Dezember mit dem Scharfrichterbeil der Passauer Kabarettwochen ausgezeichneten Jörg Wilnauer ab, so wird hier zumeist Kabarettraditionelle Art geboten.
Hier ein Beispiel die Gimpel, die sich am Stil der Comedian Harmonies orientieren und die Unterhaltung mit Tiefgang als Motto gewählt haben.
Sie präsentieren eine Reinhard Fendrich Parodie.
Denn mit Hobenone heißt der neue Trick.
Denn mit Hobenone ist man furchtbar schick.
Was soll man anders im Kopf haben als die Fendrichschen Schlager?
Und sind sie noch so synthetisch?
Und sind sie noch so maga?
Sie sind halt ein Schlager.
Und nach diesem Cabarera-Schnitt nun einige Realitäten in kurznachrichten Form.
Österreich.
Auch einen Tag nach der Sondersitzung des Nationalrats gibt es zahlreiche Stellungnahmen zum Fall Frischenschlager Reda.
Der Tiroler ÖVP-Abgeordnete Otto Keiml kritisierte seinen Kärntner Parteifreund Wilhelm Gorton, weil er dem in Italien verurteilten Kriegsverbrecher Reda Arbeit angeboten hat.
Keimel meinte, er hätte vielmehr einen arbeitslosen Vater mehrerer Kinder oder jugendliche Arbeitslose eingestellt.
Zur Person Frischenschlagers sagte der ÖVP-Abgeordnete, der Minister hätte im Interesse des außenpolitischen Ansehens der Republik von sich aus zurücktreten sollen.
ÖVP-Obmann Mock hat im Zusammenhang mit dem Fall Frischenschlager-Reda eine Sitzung des Außenpolitischen Rates verlangt.
Der FPÖ-Abgeordnete Fritz Probst berichtet, von den 35 Abgeordneten des Europarats in Straßburg, die eine Liste mit der Forderung nach einem Rücktritt Frischenschlagers unterschrieben haben, hätten drei ihre Unterschriften zurückgezogen.
Der Politologer Anton Pellinkar glaubt, dass Verteidigungsminister Friedhelm Frischenschlager im Zusammenhang mit der Affäre Raeder hätte zurücktreten sollen.
In der Radioreihe im Journal zu Gast räumte Pellinkar allerdings auch ein, die Person Frischenschlagers sei in dieser Affäre nur die Spitze eines Eisbergs, denn ganz allgemein sei in Österreich die Vergangenheit nicht bewältigt.
Bundesrepublik Deutschland.
Wenige Stunden nach dem gestrigen Mordanschlag auf den industriellen Ernst Zimmermann haben inhaftierte Mitglieder der Terrorgruppe Rote Armee Fraktion ihren Hungerstreik abgebrochen.
Ein Zusammenhang mit dem Anschlag auf Zimmermann wurde von den Behörden offiziell allerdings nicht bestätigt.
Für die Ergreifung der Täter hat die Polizei eine Belohnung von umgerechnet 350.000 Schilling ausgesetzt.
Österreich.
In weiten Teilen Oberösterreichs herrscht Hochwasser.
An der Donau musste in Mauthausen bereits Alarmstufe 1 gegeben werden.
Da der Strom weiter steigt, rechnet man für heute auch noch in Linz mit Hochwasseralarm.
Über die Ufer getreten sind auch mehrere Flüsse im Mühlviertel, im Hausruckviertel und im Innviertel.
In zahlreichen Gemeinden stehen Felder unter Wasser.
Viele Häuser können mit Autos nicht mehr erreicht werden.
Wetteraussichten für Österreich bis heute Abend.
Im Süden zum Teil sonnig, sonst stark bewölkt und häufig Regen.
Nachmittagstemperaturen 2 bis 7 Grad.
Diese Kurzwetteraussichten standen am Ende von 60 Minuten Information durch den aktuellen Dienst.
Die Redaktion meldet sich wieder morgen um 17 Uhr mit dem Sonntagsjournal.
Für Redaktion und Technik von heute Mittag verabschiedet sich Herbert Dobrowolny.