Mittagsjournal 1981.04.01

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    Rechtliches

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    KI-generiertes Transkript

    Die Zeit in fünf Sekunden ist es 12 Uhr.
    12 Uhr.
    Hier ist der österreichische Rundfunk.
    Guten Tag meine Damen und Herren, Sie hören das Mittagsjournal, am Mikrofon ist Joseph Brockerl.
    Der amerikanische Präsident Ronald Reagan erholt sich nach den Angaben der Ärzte gut von den Folgen der schweren Schussverletzung beim Attentat vor zwei Tagen.
    Die öffentliche Aufmerksamkeit wendet sich daher mehr und mehr dem Täter zu.
    Wer eigentlich ist dieser John Hinckley, 25 Jahre alt, aus welchen Gründen wollte er den Präsidenten erschießen?
    Dazu ein Bericht aus Washington.
    Der Anschlag auf den 70-jährigen US-Präsidenten hat allerdings aller Welt wieder deutlich gemacht, wie verwundbar das amerikanische Regierungssystem ist.
    Die amerikanische Eigenart zuerst zu schießen und dann zu reden, die beispiellose Kriminalität im amerikanischen Alltag, das alles wird allseits mit Kopfschütteln registriert, dazu heute in- und ausländische Pressezitate.
    In Thailand hat heute das Militär geputscht.
    Uns vorliegen Berichten zufolge unblutiger Machtwechsel von einem General namens Prem zum nächsten mit Namen Sant.
    Es ist dieser zehnte Umsturz innerhalb von siebeneinhalb Jahren.
    Thailand ist der letzte Verbündete der USA und damit indirekt des gesamten Westens in Indokina.
    Zum ersten Mal seit dem Jahr 1930 werden in der Sowjetunion die Uhren auf Sommerzeit umgestellt.
    Nicht ganz ohne Probleme.
    Einige Verbündete wollen aus der Reihe tanzen und auch in der Sowjetunion selbst probten einige Provinzen den Sommerzeitaufstand.
    Eher ruhig verläuft heute das Geschehen in der österreichischen Innenpolitik.
    Im AKH-Ausschuss im Parlament werden heute die Kontrollore einvernommen, Jörg Kandutsch und Wiens Kontrollamtsdirektor Delabro.
    Beide können vermutlich nach den vielen Interviews und den veröffentlichten Kontrollberichten für die Öffentlichkeit wenig Neues sagen.
    Dafür hat ein anderes Thema wieder Aktualität gewonnen, die kommende Volkszählung.
    Sie bringt wahrscheinlich zweierlei große Veränderungen.
    Zunächst werden einmal Nationalratsmandate vom Osten Österreichs in die westlichen Bundesländer wandern, weil dort die Bevölkerung zunimmt.
    Und zum Zweiten geht es diesmal auch um die Frage, wer wo wohnt.
    Personen mit zwei Wohnsitzen, etwa Wiener mit einem Wochenendhaus in Niederösterreich, müssen eine dieser beiden Adressen als Hauptwohnsitz angeben.
    Nur jene Gemeinde, in der der Hauptwohnsitz liegt, bekommt aber im Wege des Finanzausgleichs Geld vom Bund.
    Die andere geht leer aus.
    Verständlich, dass ein heftiges Werben um die Zweitwohnbesitzer eingesetzt hat.
    Thema der Inlandspresse-Schau sind heute Kommentare zum angekündigten Sparprogramm der Bundesregierung.
    ORF-Generalintendant Gerd Bacher hat heute in einer Pressekonferenz über eine mögliche Teilnahme Österreichs an Hörfunk- und Fernsehsendungen per Satellit berichtet.
    Gestern hatte der Generalintendant der Bundesregierung einen Bericht über dieses Thema vorgelegt.
    Zum Abschluss noch eine Vorschau auf die geplanten Kulturthemen im Journal.
    Es sind dies die Buchpräsentation der Zögling Tjads von Florian Lipusch in der Übersetzung von Peter Handtke und ein Bericht über die Oscar-Preisverleihung.
    Ja, und dann ist schließlich heute Mittwoch, der 1.
    April.
    Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht, ob Sie schon seit dem Morgen auf der Hut davor sind, unfreiwilliges Opfer öffentlicher Komik zu werden.
    Wir hätten eine kleine Bitte an Sie.
    Passen Sie bei dieser Sendung auf und rufen Sie uns an, wenn Sie der Meinung sind, dass einer unserer Beiträge ein April-Scherz sein sollte.
    Falls Sie Papier und Bleistift bei der Hand haben, hier sind die Telefonnummern.
    65 95 6 6 9 und 65 95 6 8 5 für die Hörer in den Bundesländern.
    Die Wiener Vorwahl ist 0 2 2 2.
    Ich sage Ihnen diese Nummern dann noch im Anschluss an die Meldungen.
    Verantwortlicher Redakteur ist heute Raimund Heller, Sprecher Wilfried Schirlbauer, USA.
    Das Motiv für den Anschlag auf Präsident Reagan ist nach wie vor unklar.
    Justizminister Smith erklärte, der wegen Mordversuchs angeklagte John Hinckley sei aller Wahrscheinlichkeit nach ein Einzeltäter.
    Es gebe keinen Hinweis darauf, dass hinter dem Attentat eine politische Verschwörung stehe, sagte der Minister.
    Nach Angaben des FBI des amerikanischen Bundeskriminalamtes weigert sich der 25-jährige Attentäter nach wie vor über sein Tatmotiv zu sprechen.
    FBI-Beamte teilten mit, man habe im Hotelzimmer Hinkels einen Brief gefunden, in dem der Mann an die 18-jährige Schauspielerin Jodie Foster geschrieben habe, er wolle ihr seine Zuneigung durch eine historische Tat beweisen.
    Präsident Reagan erholt sich nach Angaben der behandelnden Ärzte gut von den Folgen seiner Schussverletzung und der dreistündigen Lungenoperation.
    Auch dem Pressesprecher Reagans, Brady, der bei dem Anschlag einen lebensgefährlichen Kopfschuss erlitt, geht es nach Meinung der Mediziner besser.
    Brady dürfte jedoch bleibende Schäden davontragen.
    Polen.
    Der nationale Koordinierungsausschuss der unabhängigen Gewerkschaft Solidarität hat in einer Nachtsitzung in Danzig die Absage des Generalstreiks gebilligt.
    Die Solidarität will zunächst bis zum 15.
    April keine Arbeitsniederlegungen mehr ausrufen.
    Zu Meinungsverschiedenheiten unter den Gewerkschaftern kam es über das von Arbeiterführer Walesa ausgehandelte Kompromissabkommen über die friedliche Beilegung der Spannungen nach dem Vorgehen der Polizei gegen Gewerkschafter in Bromberg.
    Die Beratungen des Vorstandes der Solidarität werden heute fortgesetzt.
    In Polen ist heute die angekündigte Rationierung von Fleisch und die Halbierung der bisherigen Zuckerration in Kraft getreten.
    Mit der Ausgabe von Bezugsscheinern für dreieinhalb Kilogramm Fleisch pro Kopf und Monat will die Regierung in Warschau nicht zuletzt aufdrängen der unabhängigen Gewerkschaft Solidarität für eine gerechte Verteilung der vorhandenen Lebensmittelsorgen.
    Österreich.
    Der parlamentarische AKH-Untersuchungsausschuss befasst sich heute abermals mit dem Thema Parteienfinanzierung.
    Als erster Zeuge erschien Innenminister Lanz.
    Der Zeuge Wolfgang Mayer wird zur Finanzierung der viel zitierten Geschichten von Dr. Kreisky befragt werden.
    Der Schweizer Staatsbürger Hollinger, der dazu die Spenden von Auslandsösterreichern aufgetrieben hat, wird aller Voraussicht nach nicht nach Österreich kommen, um hier vor dem Ausschuss als Zeuge auszusagen.
    Weitere prominente Zeugen sind der Kontrollamtsdirektor der Gemeinde Wien, Delabro, und der künftige Vorsitzende des Aufsichtsrates der AKPE, der Krankenhausplanungs- und Errichtungsgesellschaft Kandutsch.
    Der Landesparteivorstand, der Wiener ÖVP, hat heute früh beschlossen, trotz des von Bundeskanzler Kreisky bekanntgegebenen Aufschubs des Neubaus seines Konferenzzentrums eine Volksbefragung durchzuführen.
    Der Wiener ÖVP-Obmann, Vizekanzler Busseck, erklärte in der Parteivorstandssitzung, in einer Zeit der wirtschaftlichen Stagnation sei das Wichtige zuerst die Erhaltung und Schaffung von Arbeitsplätzen.
    Dies könne nicht durch Monsterprestigeprojekte erreicht werden, wo mehr Maschinen als Menschen eingesetzt werden.
    In einer Pressekonferenz zum Thema Satellitenfernsehen hat Generalintendant Bacher heute Vormittag eine Broschüre über den Entwicklungsstand und die technischen Möglichkeiten des Satellitenfernsehens in Europa präsentiert.
    Darüber hinaus hat Bacher über die Voraussetzungen einer österreichischen Beteiligung am Satellitenfernsehen berichtet.
    Bereits gestern hatte der ORF-Generalintendant im Ministerrat über dieses Thema berichtet.
    Die Bundesregierung will dazu, wie gemeldet, in etwa einem Monat Stellung nehmen.
    Frankreich.
    Der sozialistische Präsidentschaftskandidat Mitterrand schließt eine Regierungskoalition zwischen Sozialisten und der gulistischen Sammlungsbewegung RPR für den Fall seiner Wahl zum Staatspräsidenten nicht aus.
    Bei einer Fernsehdebatte erklärte Mitterrand gestern Abend, er wolle versuchen, notfalls auch mit einer Mehrheit aus dem konservativen Lager zu regieren.
    Gegenüber der kommunistischen Partei ging Mitterrand auf Distanz, schloss aber eine Regierungsbeteiligung der KPF nicht völlig aus.
    Der internationale Ölmarkt befindet sich zurzeit in einem weit besseren Gleichgewicht von Angebot und Nachfrage als zum Ende des vergangenen Jahres.
    Wie die Internationale Energieagentur in Paris mitteilte, ist weder ein einzelnes Land noch eine einzelne Mineralölgesellschaft der westlichen Welt gegenwärtig von ernsthaften Versorgungsschwierigkeiten betroffen.
    Die Ölreserven bezeichnete die Internationale Energieagentur, der auch Österreich angehört, als zufriedenstellend.
    Europäische Gemeinschaft Die Verhandlungen der Landwirtschaftsminister der Gemeinschaft in Brüssel über die Gestaltung der Agrarpreise wurden in der vergangenen Nacht nach einer 17-stündigen Sitzung unterbrochen und sollen heute fortgesetzt werden.
    Die Minister wollen der Kommission der Europäischen Gemeinschaft einen Kompromissvorschlag unterbreiten, der unter anderem eine durchschnittliche Erhöhung der Agrarpreise um 9% vorsieht.
    Israel.
    Immer mehr Israelis halten einen Nahostfrieden unter Ausschluss der Palästinenser für unmöglich.
    Nach einer Umfrage der Tageszeitung Haaretz sind 70 Prozent der Israelis davon überzeugt, dass es keinen Frieden mit den Arabischen Staaten geben kann, solange das Palästinenser-Problem nicht gelöst ist.
    Nur 15 Prozent glauben, dass der Frieden auch ohne die Palästinenser gesichert werden kann.
    Bei einer Umfrage im Juli des vergangenen Jahres waren noch mehr als 20 Prozent der Israelis dieser Ansicht gewesen.
    Thailand.
    In einem unblutigen Staatsstreich haben heute früh die thailändischen Streitkräfte die Regierung von Ministerpräsident Premthin Solanondra gestürzt und einen Revolutionsausschuss zur Führung der Staatsgeschäfte eingesetzt.
    Nach einer Meldung des Rundfunks in Bangkok wurde der Putsch vom stellvertretenden Oberkommandierenden der thailändischen Armee, Santjipathima, geführt.
    Die Verfassung ist außer Kraft gesetzt und das Parlament abgesetzt worden.
    In ersten Erklärungen verkündeten die neuen Machthaber ihre Loyalität zum thailändischen Königshaus und erklärten alle außenpolitischen Verpflichtungen Thailands einhalten zu wollen.
    Die Putschisten begründeten den Umsturz mit dem Versagen der Regierung und dem Bestreben einiger Parteien in Thailand eine Diktatur aufzurichten.
    China.
    Der britische Außenminister Carrington ist zu Gesprächen über internationale Fragen und über die Zukunft der britischen Kronkolonie Hongkong in Peking eingetroffen.
    Hongkong müsste nach Ablauf eines Pachtvertrages im Jahre 1997 theoretisch an China zurückgegeben werden.
    Großbritannien hofft, sich mit Peking über einen künftigen Status Hongkongs verständigen zu können, der die ausländischen Wirtschaftsinteressen in der Kronkolonie nicht beeinträchtigt.
    USA Der Film Eine ganz normale Familie ist in der vergangenen Nacht mit dem Oscar für den besten Film des Jahres 1980 ausgezeichnet worden.
    Gleichzeitig erhielt der Schauspieler Robert Redford den Oscar für die beste Regie für diesen Film.
    Als bester männlicher Hauptdarsteller wurde Robert De Niro für seine Rolle in dem Film Wie ein wilder Stier ausgezeichnet.
    Zur besten weiblichen Hauptdarstellerin wurde Sissi Spacek für die Titelrolle in Nashville Lady gewählt.
    Drei Oscars gingen außerdem an Roman Polanskis Film Tess, und zwar für Kameraführung, künstlerische Leitung und Kostümentwürfe.
    Zur besten Filmmusik des Jahres 1980 wurde die Musik zum Film Fame erklärt.
    Die Oscar-Verleihung war wegen des Attentats auf Präsident Reagan um 24 Stunden verschoben worden.
    Zu Beginn der Zeremonie wurde eine Videoaufzeichnung mit einer Großbotschaft Reagans vorgespielt, die noch vor dem Attentat aufgenommen worden war.
    Sowjetunion.
    Nach mehr als 30 Jahren ist die UdSSR mit dem heutigen Tag zur Sommerzeit zurückgekehrt.
    Die sowjetische Bevölkerung wurde bereits vor einiger Zeit auf die neue Zeitregelung vorbereitet.
    Die Behörden erhoffen sich von der Einführung der Sommerzeit eine Stromeinsparung von mehr als zwei Milliarden Kilowattstunden.
    Die Einführung der Sommerzeit gestaltete sich in der Sowjetunion besonders schwierig, da das Land in elf verschiedene Zeitzonen aufgeteilt ist.
    Die Sommerzeit wird in der Sowjetunion bis zum 1.
    Oktober gelten.
    Zum Wetter.
    Die Wetterlage.
    Das Tief über dem westlichen Mittelmeer verliert im Ostalpenraum weiter an Einfluss.
    Im Laufe der nächsten Tage wird leichter Temperaturrückgang erfolgen.
    Die Wetteraussichten bis morgen früh.
    Veränderliche, insgesamt abnehmende Bewölkung.
    Regional bereits Aufheiterung.
    Winde aus Ost bis Süd.
    Nachmittagstemperaturen 14 bis 22 Grad.
    Tiefstemperaturen der kommenden Nacht 1 bis 9 Grad.
    Die Prognose für morgen.
    Meist aufgelockert bewölkt gebietsweise auch heiter, schwache bis mäßige Winde aus Nord-Ost bis Süd.
    Frühtemperaturen 1 bis 9 Grad, Tageshöchsttemperaturen 13 bis 20 Grad.
    Die Messwerte von 12 Uhr.
    Wien wolkig 14 Grad, Südostwind 20 Kilometer in der Stunde.
    Eisenstadt wolkig 13 Grad, Ost 15, Linz stark bewölkt 19 Grad, Ost 20, Salzburg stark bewölkt 17 Grad, Südostwind 20 Kilometer,
    Innsbruck stark bewölkt, 13 Grad Windstil.
    Pregens bedeckt, 12 Grad.
    Nordostwind 3 Kilometer.
    Graz heiter, 14 Grad Windstil.
    Und Klagenfurt heiter, 14 Grad.
    Nordwestwind 3 Kilometer in der Stunde.
    12.14 Uhr ist es in wenigen Sekunden an diesem Mittwoch, dem 1.
    April 1981.
    Wir wollen Sie nochmals einladen, uns anzurufen und uns zu sagen, ob Sie einen Beitrag dieser Sendung für einen Aprilscherz halten.
    Hier nochmals die Telefonnummern und der
    denen sie uns ihre Meinung sagen können.
    Wiener Vorwahl 0222 und dann die Amtsanschlüsse 6595669 und 6595685.
    Beide Telefonklappen sind noch bis 13 Uhr besetzt.
    Und damit jetzt um 12.15 Uhr zu unserem ersten Beitrag, dem Attentat auf Präsident Reagan.
    Während sich der amerikanische Präsident Donald Reagan im George Washington Krankenhaus in der Bundeshauptstadt Washington von den Folgen seiner Schussverletzung erholt, wird der Attentäter von FBI und Geheimdienst verhört.
    Gestern waren die Motive seiner Tat noch weitgehend im Dunkeln, man wusste nur, dass John Hinckley das Problemkind wohlhabender Eltern ist.
    Mittlerweile sind aber neue Einzelheiten bekannt geworden, die langsam ein deutlicheres Bild ergeben.
    Dazu gehören eine Art Abschiedsbrief Hinckleys und seine Mitgliedschaft bei der amerikanischen Nazi-Bewegung.
    Etwas makaber mutet die Tatsache an, dass Hinckleys Bruder mit einem der Söhne von Vizepräsident George Bush bekannt ist und gestern sogar dort zum Essen eingeladen worden wäre, wenn nicht das Attentat alles geändert hätte.
    Klaus Emmerich in Washington fasst nun zusammen, was bisher über John Hinckley bekannt geworden ist.
    Für Motive des 23-jährigen John Warner Hinckley Jr., der am Montag das Pistolenattentat auf Präsident Reagan verübte, gibt es in Washington jetzt erste und als verlässlich bezeichnete Hinweise.
    Sie laufen auf Geltungssucht, Wichtigtuerei und Vorliebe für Gewalttätigkeit hinaus.
    Während Hitler auf einer der Basen der Marines, der Marineinfanterie in Conoco im US-Staat Virginia, verhört wird und von seinen als relativ wohlhabend bezeichneten Eltern aus Denver in Colorado rechtlichen und auch anderen Beistand erhält, der Attentäter konnte in den letzten Stunden zweimal mit seinen Eltern telefonieren, verlautete das Polizeikreis in Washington zu den Motiven.
    Erstens hat Hinckley einen Brief hinterlassen, in dem er Selbstmordabsichten geäußert hat.
    Zweitens gibt es begründete Vermutungen, dass Hinckley in den vergangenen Jahren ständig zunehmender Neigung zu Waffen, Waffenkauf und Waffengebrauch, auch auf psychologische Schwierigkeiten mit Frauen im Allgemeinen und auf Geltungssucht gegenüber der jungen amerikanischen Filmschauspielerin Judy Forster zurückgeführt werden kann, die in dem amerikanischen Spielfilm Taxi Driver
    eine Prostituierte dargestellt hat.
    In diesem Film, der Judy Forster bekannt gemacht hat, wird vorgeführt, wie ein bekannter Politiker erschossen wird.
    In diesem Zusammenhang verweisen amerikanische Sicherheitsbehörden noch einmal auf zwei Vorgänge.
    Einmal wurde Hinkley auf einem Flugplatz in Tennessee festgenommen, weil er sich mit drei Pistolen verdächtig gemacht hatte, und zwar als der damalige Präsident Jimmy Carter dort im Herbst letzten Jahres zu einer Wahlreise erwartet wurde.
    Zum anderen soll Attentäter Hinckley vorübergehend Mitglied der amerikanischen Nazi-Partei gewesen sein.
    Die Washingtoner Sicherheitsbehörden nehmen nun eine Erklärung dieser Nazi-Partei aus Chicago von den letzten Stunden relativ ernst, wonach Hinckley ausgeschlossen worden sei, weil er zu gewalttätig aufgetreten sei.
    Er habe ständig dazu geneigt, auf Personen zu schießen und versucht, Sprengstoff-Attentate zu organisieren.
    Alle bisherigen Informationen, die jetzt stündlich über den Attentäter Hinckley eintreffen, dass dieser junge Mann aus sogenannten guten Haus unter einer Erfolgslosigkeit gelitten und sich als Einzelgänger benommen habe, werden weiter geprüft.
    Für eine Verschwörungstheorie mehrerer Personen gegen Präsident Reagan gibt es, wie es heißt, bisher keinerlei Ansatzpunkte.
    Eine besondere Ironie des Schicksals
    Am Tag vor seinem Attentat hat Hinckley, der aus Denver per Autobus angereist ist und sich in einem Washingtoner Mittelklassehotel in unmittelbarer Nähe des Weißen Hauses und auch dem Attentatsort einquartiert hatte, an diesem letzten Sonntag hat John Hinckley wahrscheinlich an einer der üblichen Massenführungen durch das Weiße Haus, also den Amtssitz von Präsident Reagan, teilgenommen.
    Entschuldigen Sie diese kurze, unfreiwillige Pause.
    Ich habe das Ende des Bandes verfasst.
    Es geht weiter mit der Auslandspresseschau, ebenfalls zum Thema Reagan.
    Wir haben im gestrigen Abendjournal Pressestimmen aus den USA, aus Großbritannien, Skandinavien, Italien, Frankreich und der Schweiz zum Attentat auf Präsident Reagan zitiert.
    Heute folgen Auszüge aus Zeitungskommentaren deutscher und österreichischer Zeitungen zu diesem Thema.
    Die Zitate hat Edgar Sterbens ausgewählt.
    Ausgehend von der Tatsache, dass politische Attentate und Mordanschläge auf Präsidenten sich wie eine dunkle Blutspur durch die amerikanische Geschichte ziehen, suchen die meisten Kommentatoren nach den Gründen für das Phänomen der Gewalt und des Verbrechens in den USA.
    Ihre Überlegungen kreisen um den Fragenkomplex, wo liegen die Wurzeln für die Verbrechensflut im Allgemeinen und für die Kette politisch motivierter Attentate im Besonderen?
    Welche Rolle spielen neurotische Einzelgänger, das Gesellschaftssystem, die Waffengesetzgebung und die in den Vereinigten Staaten weit verbreitete Ansicht, deren Verfechter bisher auch Präsident Reagan war, nämlich dass Waffenbesitz ein Bürgerrecht sei, bei der Saat der Gewalt?
    In der deutschen Tageszeitung Die Welt meint dazu Amerikakorrespondent Thomas Kielinger.
    Alles, was Soziologen und Gesellschaftskritiker in Erklärungen über die steigende Flut der Gewaltverbrechen hierzulande heranziehen, kann bestenfalls als Sekundärerscheinung bestehen bleiben, wie etwa die Arbeitslosigkeit, das Drogenproblem, die nicht gelungene Verschmelzung ethnischer und rassischer Minderheiten, die krasse Armut, die Hoffnungslosigkeit vor allem eines Großteils der Farbigen.
    Es zirkulieren inzwischen rund 55 Millionen Schusswaffen in amerikanischem Privatbesitz.
    Das ist eine Springflut, gegen die keine forcierte Anschaffung weiterer Schießeisen und keine schärferen Gesetze über den Waffenbesitz Sicherheit bieten.
    Das Übel der Gewalttätigkeit liegt im Menschen selber, seinem Mangel an Achtung vor den Werten, seinem Mangel an Respekt vor den Mitmenschen.
    Die New Yorker Mitarbeiterin der Frankfurter Allgemeinen Zeitung Sabina Litzmann meint, dass es zu einfach sei, den fatalen Herostratenkomplex eines neurotischen Einzelgängers, der Ruhmsucht in der Zerstörung dessen, was berühmt ist, in den Vordergrund zu stellen.
    Ihrer Meinung nach muss man die amerikanische Zivilisation auch für das Attentat von Washington verantwortlich machen.
    Sie schreibt,
    Allnächtlich knattert und prasselt es von der Film- und Fernsehleinwand in immer neuen Salutsalven für den nationalen Fetisch, das Gewehr.
    Was die Gewalttäter in Amerika von denen in anderen Breiten unterscheidet, ist das Fehlen politischer oder ideologischer Motivation.
    Der Umgang mit der Schusswaffe ist für den Amerikaner eine beinahe intime körperliche Funktion.
    Und mehr als das.
    Für viele Amerikaner kommt die Entwaffnung der Entmannung gleich.
    Doch die gleichen Leute, die über zunehmende Verbrechen klagen und nach der Todesstrafe rufen, reden gleichzeitig dem freien Handel mit Waffen das Wort.
    In der Wiener Tageszeitung Die Presse konstatiert Otto Schulmeister.
    Aufgeregte Debatten über angebliches Versagen der Sicherheitsbegleitung, über Reagans mangelnde Vorsicht bei öffentlichen Auftritten, über die Waffenscheinfreiheit bei den Amerikanern, sie wirken als das übliche hilflose Getue bei solchen Anlässen.
    Mit dem Kern der Sache hat es nichts zu tun.
    Macht, wie sie der Präsident repräsentiert,
    zieht permanente Lebensgefahr auf sich, wenn sich die Befehlshierarchie nicht vom Volk abschließen will.
    Wohl aber besteht aus der Gesellschaftsgeschichte Amerikas und ihrem seelischen Habitus, dem Zwiespalt von Außenlenkung und Einsamkeit seiner Menschen, von Freiheitsanspruch und Systemzwang seit jeher ein fataler Konnex zur Gewalt.
    In der Kronenzeitung meint Ernst Trost, die Verbrechensflut, die die Amerikaner zu einem Volk in Angst werden lässt, ist ein Ausdruck sozialer Ungleichheit, eine Form der Umverteilung mit der Hilfe von Waffen, ein erbarmungsloser Klassenkampf.
    Doch daneben häufen sich die Fälle der absurden Gewalt, des Tötens um des Tötens willen.
    Die Waffe als Mittel der Selbstverwirklichung, würden die Psychologen sagen.
    Heinz Nussbaumer im Kurier versucht schließlich, dem Attentat von Washington auch positive Aspekte abzugewinnen.
    Unbestreitbar ist, dass Amerika mit den Präsidentenmorden und zahllosen Politikattentaten auch einen Preis für sein freiheitlich-demokratisches System bezahlt.
    dass sich im US-Präsidenten die kaiserliche Macht mit dem Anspruch demokratischer Volksnähe zu mischen hat, weil er bei aller Machtfülle ohne dem Konsens mit dem Volk und seinen gewählten Vertretern ohnmächtig bleibt.
    Das ist der beruhigende Aspekt dieses tragischen Anschlages.
    Der Präsident mag amtsunfähig werden, der Staat aber funktioniert weiter.
    Autoritäre Regime anderswo können diese Selbstverständlichkeit nur neidisch bestaunen.
    Die Weltraumzukunft für Radio und Fernsehen hat praktisch schon begonnen.
    Ende dieses Jahrzehnts werden zahlreiche Satelliten europäischer Fernseh- und Radioanstalten das Publikum nahezu aller europäischen Länder mit Programmen versorgen können.
    ORF-Generalintendant Gerd Bacher hat gestern die Möglichkeiten und Chancen des künftigen Satelliten, Fernsehens und Radios vor den Mitgliedern der Bundesregierung in der Sitzung des Ministerrats erläutert.
    Heute Vormittag gab der Generalintendant zu diesem Thema eine Pressekonferenz.
    Johannes Fischer berichtet.
    Die Satelliten-Zukunft im audiovisuellen Bereich hat also bereits begonnen.
    Wenige Tage vor dem Start der amerikanischen Space Shuttle, jenem Flugkörper, der einer Weltraum-Eisenbahn vergleichbar, den Transport von Satelliten, deren Reparatur und Wartung sowie andere Aufgaben im All übernehmen und jedenfalls die Wegstrecke von der Erde in den Weltraum mehr und vielfach zurücklegen soll, haben die europäischen Rundfunkanstalten die erste Phase der Überlegungen und Planungen zur Installierung eigener Satelliten längst hinter sich gebracht.
    Schon 1984, ein in jeder Beziehung recht denkwürdiges Jahr, wird der erste deutsch-französische Satellitstarten wenig später von einem luxemburgischen gefolgt.
    Damit hat dann auch nach den Vereinigten Staaten die Satelliten-Zukunft in Europa begonnen.
    Aus 36.000 Kilometer Höhe werden Rundfunk- und Fernsehprogramme auf vorbestimmte Teile der Erdoberfläche Europas abgestrahlt und können von relativ einfachen Antennen empfangen werden.
    Während zum Beispiel der ORF zurzeit 1200 Sender braucht, um die Bevölkerung mit Programmen zu versorgen, würde dann auch nur ein einziger Satellit genügen, da dessen Sendesignal auch die entlegensten Bergtäler erreichen könnte.
    Und noch mehr, der unmittelbare Bestrahlungsbereich eines solchen Satelliten würde weit über das österreichische Bundesgebiet hinausgehen und rund 45 Millionen Menschen erreichen.
    Generalintendant Gerd Bacher halte so die Möglichkeiten eines Satelliten.
    Jeder Stand ist bekanntlich unabhängig von seiner Größe, egal ob es sich um Liechtenstein oder um die Bundesrepublik Deutschland handelt, zum Betrieb eines Direktsatelliten mit fünf Kanälen berechtigt.
    Jeder Kanal reicht entweder für ein Fernsehprogramm oder für 16 Hörfunkprogramme in Stereo-Qualität.
    In der zweiten Hälfte der 80er Jahre werden mehr als zehn Satellitenprogramme in Österreich empfangen werden können.
    Europa-führend ist das deutsch-französische Gemeinschaftsprojekt mit dem Namen TVSAT.
    In seinem Rahmen ist der Start des deutschen Satelliten im Herbst 1984 festgelegt.
    Der französische Satellit wird etwa ein halbes Jahr später folgen.
    Jeder europäische Rundfunksatellit wird mehr Zuschauer im Ausland erreichen als in seinem Inland.
    Das gilt umso mehr natürlich, je kleiner das Land ist.
    Kabel und Satellit seien übrigens, so Bacher, keine Alternative, sondern in diesem Zusammenhang nur in einer gewissen Symbiose zu sehen.
    Die Jahreskosten für die Miete eines Satelliten betragen rund 150 Millionen Schilling.
    Für Österreich stellten sich folgende Alternativen.
    Ein eigener österreichischer Satellit über den Hörfunk und Fernsehprogramme verbreitet werden.
    Uns stehen ja wie gesagt nach internationaler Konvention fünf Kanäle zu.
    Das wäre zweifellos die finanziell aufwendigste Lösung.
    Zweitens, Österreich betreibt zusammen mit einem anderen Land einen gemeinsamen Satelliten.
    Aus neutralitätspolitischen Erwägungen und aus zwingenden technischen Fakten, gleiche Orbitalposition und gleiche Polarisation, böte sich wohl nur ein gemeinsamer Satellit mit der Schweiz an.
    Diese Lösung wäre jedenfalls billiger als ein eigener Satellit.
    Wie viel sie tatsächlich kosten würde, hängt von der Zahl der in Anspruch genommenen Kanäle ab.
    Dritte Möglichkeit.
    Einmieten in einen anderen Satelliten, der in seiner Überreichweite auch Österreich bestrahlt.
    Dafür käme vor allem, schon einmal aus technischen Gründen,
    gleiche, dieselbe Position, dieselbe Polarisation, der Satellit der Bundesrepublik Deutschland in Frage.
    Die vierte Möglichkeit, Totalverzicht auf die österreichische Teilnahme am Satellitenfernsehen mit allen Konsequenzen einer derartigen Abstinenz.
    Dass Österreich nicht in die Satelliten-Zukunft einsteigt, könne er, Bacher, sich aber nicht vorstellen, da es hier de facto um die Entscheidung einer völlig neuen und schon bald völlig dominierenden Infrastruktur der Kommunikation geht.
    Eine Entscheidung darüber liege aber ausschließlich bei der Bundesregierung.
    Wie müsste nun die Programmierung eines solchen österreichischen Satelliten aussehen, Gerd Bacher?
    Die Programmierung eines österreichischen Satellitenkanals durch den ORF hängt davon ab, was man sich finanziell leisten kann und will.
    Von einer gezielten Auswahl der europareifen Programme aus FS1 und FS2
    bis zu einem mehrsprachigen Europa-Programm, das eigens für den Satelliten produziert wird, ist alles denkbar.
    Der gesamte deutschsprachige Raum und ein Großteil Europas würden zu einem für Österreich direkt ansprechbaren Markt werden.
    Egal, ob es sich dabei um den viel zitierten Kulturexport,
    um die Exportwirtschaft im eigentlichen Sinne, den Fremdenverkehr oder um andere intelligente Produkte handelt.
    Erstmals haben mit Satellitenrundfunk auch kleine Staaten die Chance international im wahrsten Sinne das Wort zu ergreifen.
    Nach Satz Bachers sollte die Bundesregierung dem ORF eine Satellitenlizenz erteilen, so sei der ORF unverzüglich bereit und imstande die Vorarbeiten dazu aufzunehmen.
    Das wärs von der Pressekonferenz und damit zurück zum Funkhaus.
    Zwölf Uhr und 30 Minuten war es vor wenigen Sekunden Halbzeit im Mittagsjournal.
    Ein Ausblick auf die Beiträge, die Sie noch hören können.
    Vorbereitungen zur Volkszählung 1981 in Österreich und die politischen Auswirkungen.
    Pressekonferenz von Unterrichtsminister Sinovac, Reifeprüfung und Matura.
    Einführung der Sommerzeit in der Sowjetunion.
    Oscarverleihungen in den USA und Buchpräsentation der Zögling Tjads von Florian Lipusch in der Übersetzung von Peter Handke.
    Zunächst zur Volkszählung 1981.
    In rund sechs Wochen, exakt am Dienstag, dem 12.
    Mai, wird vom Statistischen Zentralamt eine Fülle von Daten über Herrn und Frau Österreicher erhoben werden.
    Die Bevölkerung wird gezählt, die Häuser und auch die Betriebsstätten.
    Das Volkszählungsgesetz sieht eine solche Erhebung jeweils für den Beginn eines Jahrzehnts vor.
    Wozu das alles dient, gab heute im Presseclub Concordia der Präsident des Statistischen Zentralamts, Lothar Bosse, bekannt.
    Gertrude Aubauer und Erich Aichinger berichten.
    Österreich ist eine bürokratische Republik.
    Diese scherzhafte Abwandlung des Artikels 1 unserer Bundesverfassung könnte sich am 12.
    Mai, dem Stichtag der Volkszählung, unter Maria Theresia, damals noch blumig, Seelenbeschreibung genannt, als wahr erweisen.
    Denn mit diesem Stichtag, 12.
    Mai 1981, werden mit beachtlichem Aufwand eine Unsumme von Daten über die österreichische Bevölkerung erhoben.
    Daten, die sich unmittelbar finanziell und politisch niederschlagen.
    Denn sie bilden einerseits den Schlüssel für die finanziellen Zuteilungen an die einzelnen Gemeinden, also die Abrechnung jener Gelder, die der Bund für die Gemeinden einhebt.
    Diese Daten bilden andererseits die Basis für die Berechnung, wie viele Mandate einem Bundesland bei Nationalratswahlen zustehen.
    Und dementsprechend heftig ist auch bereits das Tauziehen, wenig respektvoll von Medien schon Kopfjagd genannt.
    Worum geht es?
    Mit Stichtag 12.
    Mai werden drei Großzählungen durchgeführt.
    Nicht nur die Wohnbevölkerung wird erhoben, auch die Zahlen der Häuser und Wohnungen und der Arbeitsstätten.
    Dazu gibt es zunächst einen Umschlagbogen, in dem alle in einem Haushalt lebenden Personen einzutragen sind, und dann einen Personenbogen, in dem etwa nach Geschlecht, Alter, Familienstand, nach Umgangssprache, nicht Muttersprache, das wäre etwa für Kärnten eine recht heikle Frage, weiters nach dem Religionsbekenntnis der Bildung, dem Lebensunterhalt, dem Beruf, nach den täglich benützten Verkehrsmitteln und so weiter gefragt wird.
    Auszufüllen, so wird nachdrücklich ersucht, ist mit Bleistift, da der Computer Kugelschreiber nicht lesen kann.
    Umstrittenster Bereich, die Zweitwohnungsbesitzer.
    Gab es 1960 etwa 50.000 Personen mit einem Zweitwohnsitz, 1970 bereits 200.000, so schätzt man, dass nun an die 500.000 Österreicher einen zweiten Wohnsitz haben.
    Und da es für eine Gemeinde Unterschiede in Millionenhöhe ausmachen kann, wenn die Ertragsanteile des Bundes kommen, ob diese Gemeinde etwa 19.990 oder 20.002 Einwohner hat, wird auch schon dementsprechend um jeden einzelnen Bürger gerungen.
    Wobei die Standpunkte naturgemäß verschieden sind.
    Städte mit relativ vielen Pendlern, die von außen kommen, argumentieren selbstverständlich, dass der Mittelpunkt der Lebensbeziehungen, das stellt das Volkszählungsgesetz als Hauptanknüpfungspunkt fest, dass das eben der Arbeitsplatz sei.
    Landgemeinden, aus denen in der Früh die Leute weg in die Stadt arbeiten fahren, argumentieren ebenso heftig, dass der Mittelpunkt der Lebensbeziehungen natürlich der Wohnsitz, der ständige Aufenthalt von Frau und Kindern sei.
    Nach einer Entscheidung des Verfassungsgerichtshofes ist es aber jedem Einzelnen überlassen, selbst festzustellen, wo er glaubt, dass sich der Mittelpunkt seiner Lebensbeziehung abspielt.
    Weitere Anhaltspunkte wären etwa der Ort, an dem der Pkw angemeldet ist, wo man in die Wählerevidenz eingetragen ist und so weiter.
    Der Kampf geht dabei im übertragenen Sinn bis zum letzten Mann.
    Bei der Zählung am 12.
    Mai sollen auch Studenten, Gastarbeiter, für sie gibt es übrigens Formulare in englischer, französischer, türkischer und serbokratischer Sprache, sowie auch unterstandslose, erhoben werden.
    Kritik gab es auch schon genug.
    So wollten manche aus dem Umstand, dass oben auf den Formularen der Familienname steht, einen Verstoß gegen das Datenschutzgesetz erblicken, trotz aller Versicherungen der Statistiker, dass dies nur für etwaige Rückfragen gedacht sei, sonst aber anonym gezählt werde.
    Computerfachleute fürchten auch, dass jemand, der an zwei verschiedenen Orten jeweils einen Hauptwohnsitz ausfüllt, die Frage nach dem Nebenwohnsitz aber unbeantwortet lässt, nicht erwischt werden könnte, sodass es unter Umständen zu einigen Doppelerfassungen kommen könnte.
    Dazu haltet der Präsident des Statistischen Zentralamtes, Lothar Bosse.
    Unangenehm kann die Geschichte dann werden, wenn die Zensiten sich nicht gesetzkonform verhalten, sondern wenn sie
    Entweder beeinflusst oder im guten Glauben oder mit Absicht an beiden Wohnsitzen, die sie haben.
    ein Personenblatt ausfüllen und in der Haushaltsliste keine Kreuzverweisung angeben.
    Das ist ein effektiv gesetzwilliges Verhalten, das Strafen nach sich ziehen wird und das von uns verlangt, dass wir solche Kontrollen vornehmen können, auch in diesem Fall, wo wir also die Verbindung zwischen den beiden Adressen nicht haben.
    Wir sind dabei ein Computerprogramm zu entwickeln, mit dem das stichprobenweise festgestellt werden kann.
    Dazu kommt, dass wir bei einigen Gemeinden ja ohne dies, soll ich sagen, wissen, dass sie bereit sind hier
    in einer Weise vorzugehen, die also nicht dem Sinne des Gesetzes entspricht, um es vorsichtig auszudrücken.
    Wir werden also uns diese Gemeinden, von denen wir wissen, dass sie jetzt schon durch Verlautbarungen einen gewissen moralischen oder sogar finanziellen Druck ausüben, diese Gemeinden werden wir uns natürlich genauer anschauen.
    Das betrifft in der Regel natürlich die Ballungsgebiete mit ihren
    Umlandgemeinden, wo dieses Problem in der Hauptsache auftreten wird.
    Frage und wie viele Strafen bis zu 30.000 Schilling sind möglich, wurden nach der letzten Volkszählung verhängt.
    Antwort heute keine.
    Man muss es noch einmal hervorheben, es geht um viel Geld.
    Es geht darum, wie viel die Gemeinde aus dem Finanzausgleich bekommt nach dem abgestuften Bevölkerungsschlüssel.
    Es geht aber auch darum, wie hoch die Zuwendungen aus dem Wasserwirtschaftsfonds sind.
    Es geht um die Höhe der Zuteilung der Wohnbauförderungsmittel und es geht nicht zuletzt um politische Auswirkungen.
    Werden beispielsweise die Abwanderungen der Bevölkerung aus dem Osten des Bundesgebietes in den Westen bereits bei der nächsten Nationalratswahl berücksichtigt, dann würde wahrscheinlich Wien drei Mandate verlieren und Niederösterreich eines, zugunsten Tirols, Salzburgs, Kärntens, Vorarlbergs oder auch Oberösterreichs.
    Die für die Mandatszahlen zu ermittelnden Bürgerzahlen will das Statistische Zentralamt jedenfalls noch Ende dieses Jahres offiziell dem Innenminister mitteilen, sodass sie Grundlage für die Nationalratswahlen 1983 bilden könnten.
    Die Kosten dieser Volkszählung sind nicht unerheblich.
    Man rechnet mit etwa 250 Millionen Schilling, sodass nicht zuletzt aus diesem Grund immer wieder auftauchende Appelle vor allem jener Gebiete, die Bevölkerungszuwachs haben und sozusagen weniger Geld bekommen, als ihnen nach der Einwohnerzahl zustünde, nämlich Appelle bereits alle fünf Jahre eine Volkszählung zu veranstalten, auf wenig Gegenliebe stießen.
    Soweit das Statistische Zentralamt.
    Die praktischen Auswirkungen der Geldaufteilung nach der Bevölkerungszahl.
    In den östlichen Bundesländern Wien, Niederösterreich und Burgenland ist der Kampf um den Bürger und damit um das Geld des Bundes für die Länder voll entbrannt.
    Gemeinden werben in Broschüren um die Besitzer von Zweitwohnungen und am vergangenen Samstag hat der niederösterreichische Landeshauptmann Siegfried Ludwig in seiner Rundfunkrede alle Personen mit Wohnsitz in Niederösterreich aufgerufen, sich doch in Niederösterreich zählen zu lassen.
    Der Kern des Problems ist, dass jeder Bürger, der in zwei Gemeinden wohnt, jeder der beiden Gemeinden Kosten verursacht.
    Allerdings bekommt nur die Gemeinde, die den Hauptwohnsitz verbuchen kann, Geld vom Bund.
    In der heutigen Zeit ist aber oft nicht leicht zu sagen, wo nun tatsächlich der Hauptwohnsitz liegt.
    Im Bundesgesetz wird der Hauptwohnsitz eher unscharf als Mittelpunkt der Lebensinteressen bezeichnet.
    Wo aber liegt dieser Mittelpunkt der Lebensinteressen?
    An der Arbeitsstätte oder im Freizeitbereich?
    Wiens Finanzstadtrat Hans Meier sieht die Ursache des derzeitigen Gerangels um Hauptmeldungen in dieser Gesetzesunschärfe.
    Hier gibt es also wirklich eine solche Unschärfe, weil man eine eindeutige Festlegung, was ist der ordentliche Wohnsitz, sicher nicht machen kann.
    Aber der Finanzausgleich erteilt den Einkommen Gemeinden sozusagen zu.
    Nun im Gegensatz zum privaten Leben geht man dabei umgekehrt vor.
    Im privaten Leben ist das Einkommen im Wesentlichen zunächst einmal aus der Art und dem Umfang der Erwerbstätigkeit bestimmt und dann bekommt man soziale Beihilfen für die Zahl der Personen, die man zu erhalten hat.
    Also Familienbeihilfen, Kinderbeihilfen, Wohnbeihilfen und dergleichen.
    Bei den Gemeinden, die ebenso sehr wie die Einzelpersonen auf dieses Einkommen angewiesen sind, geht man umgekehrt vor.
    Nicht die Wirtschaftskraft der Gemeinde zählt in erster Linie, sondern die Zahl der Personen.
    Das ist also in dem bisherigen System gegeben und ich fürchte, es zeigt uns nun die neue Entwicklung, dass dieses bisherige System nicht mehr haltbar ist, da es also zu unerträglichen Konsequenzen für die Einkommen der Gemeinden führt.
    Die Auswirkungen des derzeitigen Systems auf die Finanzlage der Gemeinden.
    In Niederösterreich gibt es jetzt schon Gemeinden, die mehr Zweitwohnsitzinhaber als hauptgemeldete Bürger haben.
    Die Infrastruktur muss allerdings für alle gebaut werden.
    In Wien beispielsweise gibt es rund 200.000 Menschen, die außerhalb der Bundeshauptstadt einen ordentlichen Wohnsitz haben.
    Würden sich diese nun nicht in Wien zählen lassen, wäre dies pro Person für Wien ein Verlust von 127.000 Schilling für die nächsten zehn Jahre.
    dass das eine sehr maßgebliche Auswirkung auf die Wiener Finanzen hat, ist klar und könnte von Wien keinesfalls hingenommen werden.
    Das heißt, wir müssten diese Auswirkungen dann einer sehr intensiven rechtlichen Beurteilung unterziehen, ob man ein Ergebnis eines Gesetzes, das mit derartig unbestimmten Normen vorgeht, dann so zur Kenntnis nehmen kann.
    Was hieße das Anfechtung?
    Das hieße unter Umständen Anfechtung.
    12.41 Uhr ist es und wir machen einen weiten Sprung von Österreich in die Sowjetunion.
    Nach einer 50-jährigen Pause gilt in der Sowjetunion wieder die Sommerzeit.
    Die Uhren in Moskau wurden gestern um 23 Uhr um eine Stunde vorgestellt.
    Damit beträgt der Zeitunterschied zwischen der Sowjetunion und Westeuropa wieder zwei Stunden.
    In der Woche, wo wir mit der Sommerzeit voraus waren, in der halben Woche, waren es ja drei Stunden.
    Zurückgestellt werden die Uhren wieder am 1.
    Oktober, da schneit es ja dort schon manchmal und das nicht nur in Sibirien.
    Otto Hörmann berichtet.
    Die berühmte Uhr auf dem Spassky-Turm des Moskauer Kremes geht seit heute Mitternacht nach der Sommerzeit.
    Um Mitternacht wurde die Uhr angehalten, um die Zeiger um eine Stunde vorwärts drehen zu können.
    Dieses Vorwärtsstellen der Uhren um eine Stunde in der Nacht vom 31.
    März zum 1.
    April
    wurde in einem regelrechten Belehrungsfeldzug seit Wochen den Sowjetbürgern von der Beringstraße bis zur westlichen Grenzstadt Brest eingebläut.
    Man wird trotzdem nie erfahren, wie viele Genossen heute früh ihre erste staatsbürgerliche Pflicht nicht erfüllt haben und um eine Stunde zu spät am Arbeitsplatz erschienen sind.
    Eigentlich verständlich, denn zum letzten Mal wurden im Jahre 1930 die Uhrzeiger verstellt.
    1919 hatte die Sowjetmacht das internationale Zeitsystem nach Meridianen eingeführt.
    Das Territorium des Sowjetimperiums erstreckt sich über elf solche Zeitzonen.
    Wenn die Bewohner der Tschukchen-Halbinsel gegenüber von Alaska aufstehen, denken die Moskauer erst langsam daran, ins Bett zu gehen.
    1924, im Todesjahr Lenins, war dieses Zeitsystem in allen Landesteilen eingeführt.
    Es dauerte aber nicht lange und man führte eine Sommerzeit ein.
    Dieses Experiment
    wurde 1930 laut Dekret der Volkskommissare gesetzlich für ständig etabliert.
    Seitdem war in der Sowjetunion die sogenannte Dekretnevremia in Kraft.
    Eine Stunde voraus gegenüber der dem Leningrad entsprechenden Zeit.
    Deshalb unterscheidet sich die Moskauer Zeit normalerweise von der Greenwich Meantime nicht um zwei, sondern um drei Stunden.
    Genau genommen lebt die Sowjetbevölkerung also schon seit über 50 Jahren, nach der Sommerzeit.
    Nur kommt jetzt vom 1.
    April bis 30.
    September noch eine Stunde dazu.
    Das Vorwärtsdrehen der Uhr in der vergangenen Nacht bedeutete eine Stunde weniger Schlaf.
    Und diese Tatsache hatte in den Wochen bisher
    Alle Art von Spezialisten auf den Plan gerufen, in den Zeitungen Rat zu erteilen, wie man dieses Manko überwinden könnte.
    Den Eltern wurde von bekannten Kinderärzten hoch und heilig versichert, dass die Kleinen nicht Schaden nehmen würden.
    Man sollte die Kinder nur vorsorglich im letzten Dritten des Monats März früher zu Bett bringen.
    Und damit diese einschlafen, sollte man mit den Kleinen spazieren gehen und das Zimmer gut lüften.
    Es zeigte sich wieder einmal die typische Fürsorge der Russen für den Nachwuchs.
    Obwohl die Sowjetmacht sonst immer gern alle Erfindungen und Entdeckungen, wenn möglich, für sich in Anspruch nimmt, bei der Einführung der Sommerzeit berief man sich sogar auf das positive Vorbild der kapitalistischen Länder.
    In Übereinstimmung mit den Parolen des vergangenen Parteitags begründete man die Einführung der Sommerzeit auch mit besserer Nutzung der Energie.
    Es heißt, das Land werde auf diese Weise 2,5 Milliarden Kilowattstunden Strom pro Jahr einsparen.
    Wer in der vergangenen Nacht gearbeitet hat, dessen Schicht hat sich um eine Stunde verkürzt.
    Dieser Ausfall an Produktion für die Volkswirtschaft, so beeilten sich die Zeitungen zu versichern, werde aber damit wettgemacht, dass beim Ende der Sommerzeit ja um eine Stunde mehr gearbeitet werden muss.
    Zum Ende der Sommerzeit in der Nacht vom 30.
    September zum 1.
    Oktober wird nicht im gesamten Territorium der Sowjetunion die Uhr wieder um eine Stunde zurückgenommen.
    der 1930 verordneten Zeitregelung widersetzen sich, nämlich einige autonome Republiken und kleinere Verwaltungseinheiten.
    So sollte zum Beispiel die Stadt Gorky, östlich von Moskau, laut Meridian gegenüber der Hauptstadt eine Stunde Zeitunterschied haben.
    Hat sie aber nicht, weil die Bewohner mit der Hauptstadt lieber zeitlich konform gehen wollten.
    Am Ende dieses Sommers wird Gorky die Uhr nicht verstellen.
    Damit wird der einstündige Zeitunterschied zu Moskau hergestellt.
    Mit anderen Worten,
    dass durch die geografische Ausdehnung der EU-SSR sowieso komplizierte Zeitzonensystemen wird vereinfacht durch die Beseitigung von bestehenden Anormalitäten.
    Es steht jetzt schon fest, dass die Sommerzeit in der Sowjetunion eine ständige Einführung sein wird.
    Zu wünschen bleibt dann nur noch, dass auch das Datum des Uhrenverstellens synchronisiert wird.
    Nicht einmal unter den Verbündeten der Sowjetunion herrscht Einigkeit.
    Während
    Die CSSR am 29.
    März die Sommerzeit einführte, Polen am 30.
    März, die Sowjetunion eben mit dem heutigen 1.
    April, wird es im Bruderland Bulgarien erst am 5.
    April soweit sein.
    Otto Hörmann war das, aus Moskau, mit einer Story über die Sommerzeit im kalten Russland.
    12.46 Uhr war es vor wenigen Sekunden, wir kommen zur Kultur im Journal.
    Ein ungewöhnlicher Roman wurde gestern Abend in ungewöhnlicher Form in Wien präsentiert, der vom Kärntner Florian Lipusch in slowenischer Sprache geschriebene Band der Zögling Tjars.
    Er ist von Peter Handtke ins Deutsche übersetzt und vom Residenzverlag herausgebracht worden.
    Im Museum des 20.
    Jahrhunderts wurde der Roman nun gestern mit einer Lesung vorgestellt.
    Hören Sie dazu den folgenden Beitrag von Brigitte Hofer.
    Florian Lippusch, 44 Jahre alt, bedeutender Dichter der Kärntner Slowenen, ist als österreichischer Schriftsteller, der Slowenisch schreibt, in Österreich so gut wie unbekannt.
    Sein Vater, ein Holzfäller, diente im Hitlers Militär.
    Seine Mutter wurde im KZ Ravensbrück ermordet.
    Sie hat die Gestapo-Leute, die sich als Partisanen tarnten, in ihrem Haus aufgenommen.
    Florian Lipusch lernte im Geistlichen Internat in Tanzenberg bei Maria Saal, begann dann Theologie zu studieren und lebt heute als Volksschullehrer in dem kleinen Ort Lepen, Lepena, in den Karawanken.
    Vor zehn Jahren hatte die einklassige Schule noch 32 Schüler, heute sind es nur mehr elf Kinder, die Lipusch zweisprachig lehrt.
    Slowenisch ist Umgangssprache, Deutsch eigentlich die erste Fremdsprache.
    Der nächste größere Ort ist Eisenkappel, wo es rund 20 Gasthäuser gibt.
    Die nächsten Buchhandlungen sind in Völkermarkt und Klagenfurt, in 25 und 35 Kilometer Entfernung.
    Zu den beiden größeren kulturellen Verbänden der Kärntner Minderheit, zum Volksrat der christlichen Slowenen und zu dem der SPÖ nahestehenden Gegenstück, dem Zentralverband der Slowenen, hat Florian Lipusch keinen Kontakt.
    So findet auch die österreichisch-slowenische Literaturzeitung Gnadier, soviel wie Jungholz, die Lipusch seit Jahren redigiert, wenig Beachtung der Öffentlichkeit.
    Das soll nun mit seinem Roman Der Zögel in Tjarsch anders werden.
    Mit einem Roman, der stark autobiografische Züge trägt, dessen Hauptfigur Tjarsch, nachdem aus dem Internat ausgewiesen wird, aus Einsicht seiner Ohnmacht gegen die Umwelt heraus Selbstmord begeht.
    Die Randexistenz des Menschen Tjars steht für die seines Volkes, erklärte gestern Abend Florian Lipusch.
    Und?
    Der Roman ist also aus einer allseitigen Notsituation, einer Notwehrhandlung heraus entstanden, wobei zumindest zwei Seiten zu berücksichtigen sind.
    Zum Ersten rief das Eingezwängtsein des Zöglings in eine depressive am realen Leben vorbeiführende, vom ganzen Menschen besitzergreifende und von der Kälte der Religion dominierte Internatsordnung eine ablehnende Reaktion hervor.
    Zum Zweiten stießen diese literarischen Neuerungen in der eigenen Volksgruppe auf heftigen Widerstand und Ablehnung, da ihre altergebrachten geistigen Einrichtungen infrage gestellt wurden.
    Dieser Internatszögling Tiage, im Gegensatz zu anderen bekannten Fällen der Literatur aber nicht von seinen Mitschülern zu Tode terrorisiert oder vom Lehrer zu Tode geprüft, wie die Schüler Törles oder Gerber, stirbt als Spätfolge einer Schädigung durch die Umwelt.
    Das wurde auch aus der gestrigen Leseprobe von Peter Handt gedeutlich.
    Es kam eine lange böse Zeit, gestopft mit Hunger, Kälte und Toten.
    Tiasch hat irgendwie sich und den Pachtbesitz durch alle Schrecken der damaligen Zeit gebracht.
    Der Vater kehrte zurück, krumm und ausgezehrt.
    Der Krieg hat ihm aus den Augen gestarrt.
    Mit der Mutter hatten sie sich ein kirchliches Begräbnis gesichert gehabt.
    Aber die Mutter hat das nicht mehr benötigt, denn sie verbrannte im KZ Feuer.
    Jetzt gab es wieder etwas mehr Platz in den KZs.
    An Peter Handke erinnert sich Florian Lippusch aus der gemeinsamen Schulzeit in Tanzenberg nur an einen Knaben, immer mit Buch unterm Arm.
    Die Beziehung zwischen den beiden Schriftstellern ist lose, wurde durch die gemeinsame Lehrerin Helga Mratschinka, die an der Übersetzung mitgearbeitet hat, wieder etwas enger.
    Lippusch, der nur in Slowenisch schreiben möchte, obwohl er ebenso in Deutsch könnte, bezeichnet die Übersetzung Handkes auch als eine politische Tat.
    Und dieser Meinung war gestern Abend auch Bundeskanzler Dr. Kreisky.
    Ich danke Peter Handke, dass er denjenigen hilft, die dafür eintreten, dass den Angehörigen dieser kleinen, aber so begabten Minderheit jenes Recht zuteilwird,
    dass er im formalen Bereich zwar nicht vorenthalten wird, aber dort, wo das Recht zum Faktischen wird, nicht immer gewährt wird.
    Politik und Literatur eng verquickt mit intensiver Werbung.
    Heute Abend lesen Florian Lippusch und Peter Handtke aus dem Zögling Thiage in Klagenfurt.
    12 Uhr und 52 Minuten wird es gleich Zeit für uns eine kleine Bilanz zu ziehen in dieser Sendung, eine Bilanz über Ihre Anrufe zu unserer Frage, welchen Beitrag von heute halten Sie für einen April-Scherz?
    Etwa 150 Hörer haben angerufen und hier sind die meistgenannten Beiträge.
    50 Hörer entschieden sich dafür, dass Sommerzeit in der Sowjetunion nur ein Aprilscheiß sein könnte, 40 Hörer dafür, dass Satellitenfernsehen und Radio wohl nicht ernst gemeint sein könnten und 20 Hörer wollten nicht recht glauben, dass Vizebürgermeister Erhard Bussel von Wien ÖVP-Vizekanzler sein könnte.
    Den Vogel hat also Otto Hörmann mit seiner Story aus der Sowjetunion
    abgeschossen.
    Ich bin mit ihm jetzt direkt am Telefon verbunden.
    Herr Hörmann, guten Tag, können Sie mich hören?
    Ja, ich kann Sie hören.
    Herr Hörmann, wir haben hier unsere Hörer gefragt, ob Sie einen der Beiträge des heutigen Mittagsjournals für einen April-Scherz halten.
    Ihr Beitrag hat gewonnen.
    Sommerzeit in Sibirien, das hält niemand für so richtig möglich.
    Was war es?
    Ernst oder April-Scherz?
    Nein, es ist auf keinen Fall ein April-Scherz.
    Es gibt seit heute hier die Sommerzeit.
    Es hat ja nicht so sehr mit der Temperatur was zu tun, obwohl es ja hier so ist im kontinentalen Klima, dass es im Sommer im Winter zwar sehr kalt sein kann, aber im Sommer sehr warm.
    Die Temperaturen im Sommer hier können 30 und über 30 Grad gehen.
    Aber das hat in erster Linie auch mit der Länge des Tages was zu tun.
    Und hier weiter nördlich ist ja auch der Tag sehr lang.
    Man denke nur an die weißen Nächte in Leningrad.
    Da wird es ja kaum mehr dunkel im Sommer.
    Das hat also mit der Länge des Tages was zu tun.
    Und die Tage hier im Sommer sind sehr lang.
    Also dann danke vielmals für diesen Beitrag und wir wünschen Ihnen einen schönen Sommer in Moskau.
    Auf Wiedersehen.
    Otto Hörmann und wir haben jetzt aus diesen 150 Anrufen einige besonders originelle zusammengestellt, vielleicht könntet ihr das schieße spielen.
    Bitte, der Vizekanzler Busek hat nicht gestimmt.
    Hallo?
    Ja, dann die Probenkolonie Hongkong und dann habe ich irgendwas gehört, also dabei gewählt habe von der Sommerzeit in der UdSSR.
    Ich halte es, dass Österreich am Satellitenfernsehen teilnimmt für einen Aprilscherz.
    Ich hab's verstanden, Vizekanzler Bussek, das ist er ja nicht, er ist Vizepräsident.
    Also ich glaube, das ist der Beitrag über die Satelliten.
    Was ist daran falsch?
    Also dass Österreich einen Satelliten in den Weltraum schickt.
    Ja, also nochmals dazu.
    Sie hatten vor allem drei Begründungen, drei Vermutungen, wo wir Ihnen eine Falle legen konnten.
    Sommerzeit war also, wie gesagt, unglaublich, aber wahr.
    Bussegg war nicht wahr, aber offensichtlich glaubhaft.
    Das war unser echter April-Scherz, gleich in den Meldungen am Anfang der Sendung verborgen.
    Und das Dritte, auf das Sie getippt haben mit 40 Meldungen, Satellitenfernsehen und Radio, ja das gibt es wirklich.
    Das ist Zukunft in ein paar Jahren und der ORF hofft in Ihrem Interesse bei dieser Zukunft dabei zu sein.
    Jetzt noch einmal ein Sprung zurück ins reguläre Programm.
    Wegen des Attentats auf den amerikanischen Präsidenten Ronald Reagan ist mit 24 Stunden jetzt Verspätung der Oscars vergeben worden.
    Die Oscars, um genauer zu sein, die begehrtesten Trophäen im Filmgeschäft.
    Wen haben die ca.
    4000 stimmberechtigten Mitglieder der amerikanischen Filmakademie für preiswürdig befunden?
    Marianne Heuwagen berichtet telefonisch aus Los Angeles.
    Große Überraschungen hat es diesmal unter den Oscar-Preisträgern nicht gegeben.
    Auch der große Renner ist ausgeblieben.
    Die meisten Preise gewandert, erstens Werk von Robert Redford, Ordinary People.
    Robert Redford erhielt einen Oscar für die beste Regie.
    Sein Drehbuch wurde ausgezeichnet.
    Der jugendliche Timothy Hutton erhielt den Oscar für die beste männliche Nebenrolle.
    Außerdem wurde Ordinary People zum besten Film des Jahres 1980 gekrönt.
    Robert Redford war stolz und glücklich, dass sein erster Versuch, sich als Regisseur zu etablieren, so viel Anklang unter seinen Kollegen gefunden hat.
    Tess, der neueste Film von Roman Polanski mit Nastasja Kinski in der Hauptrolle, erhielt insgesamt drei Oscars.
    Für die beste Kameraführung, das beste Kostüm und Bühnenbild.
    Roman Polanski selber durfte an der Oscarverleihung nicht teilnehmen.
    Der Regisseur wurde sofort verhaftet, wenn er in die Vereinigten Staaten einreisen wollte, da gegen ihn ein Haftbefehl besteht.
    Raging Bull, die Lebensgeschichte des amerikanischen Boxers Jack LaMotta, wurde mit zwei Oscars ausgezeichnet.
    für den besten Schnitt und den besten Schauspieler Robert De Niro.
    Währenddessen erschien die amerikanische Filmindustrie sich so einig wie bei der Wahl De Niros.
    In diese Rolle hatte der New Yorker Star seine gesamte Konzentration gelegt.
    Den Oscar für die beste weibliche Hauptrolle erhielt Cissy Spacek für ihre Porträtierung der Country-Sängerin Loretta Lynn in dem Film Coal Miner's Daughter.
    Cissy Spacek gilt schon lange als eine der großen Nachwuchsschauspielerinnen in Hollywood.
    Für die beste weibliche Nebenrolle wurde eine eher unbekannte junge Dame geehrt, Mary Steenburgen.
    Zu einer ergreifenden Szene kam es bei der Verleihung des Ehren-Oscars für Henry Fonda.
    Der bewährte Oscar in Hollywood und Vater von der Oscar-Preisträgerin Jane Fonda ist mit einem Ehren-Oscar ausgezeichnet worden.
    In den 46 Jahren seiner Filmkarriere hat Henry Fonda noch nie den prestigbeladenen Preis erhalten.
    Das Publikum war deshalb zu tröllen gehört, als Robert Redford den bekannten Star die Brassefigur überreichte.
    Übrigens, die deutschen Verleihtitel für Raging Bull und Ordinary Family lauten Wie ein wilder Stier und Eine ganz normale Familie.
    Mehr über die Oscarpreis gekrönten Filme können Sie im Anschluss an das Mittagschanal im Ö3-Magazin hören.
    Unsere Stunde ist fast um, wir geben noch einmal ins Nachrichtenstudio.
    USA.
    Warum der 25-jährige John Hinckley Schüsse auf Präsident Reagan abgegeben hat, ist nach wie vor unklar.
    Der Attentäter weigert sich nach Angaben des FBI über sein Tatmotiv zu sprechen.
    Justizminister Smith sagte, es gebe keinen Hinweis darauf, dass hinter dem Attentat eine politische Verschwörung stehe.
    Präsident Reagan erholt sich unterdessen nach Angaben der Ärzte von den Folgen seiner Schussverletzungen gut.
    Polen.
    In Polen ist die angekündigte Fleischrationierung in Kraft getreten.
    Die bisherigen Zuckerrationen werden halbiert.
    Mit der Ausgabe von Bezugsscheinern für 3,5 Kilogramm Fleisch pro Kopf und Monat soll für eine gerechte Verteilung der vorhandenen Lebensmittel gesorgt werden.
    Der nationale Koordinierungsausschuss der unabhängigen Gewerkschaft Solidarität hat in einer Nachtsitzung in Danzig die Absage des ursprünglich für gestern geplanten Generalstreiks gebilligt.
    Die Solidarität will zunächst bis zum 15.
    April keine Arbeitsniederlegungen mehr ausrufen.
    Das waren Kurzmeldungen am Ende des Journals.
    Etwas früher als geplant sind sie zu Ende.
    Der aktuelle Dienst des HF meldet sich zu jeder vollen Stunde mit Kurznachrichten und um 18 Uhr in den Programmen Österreich 1 und Österreich Regional wieder mit dem Abendsjournal.
    Ich darf mich im Namen von Regie und Technik und Redaktion verabschieden.
    Passen Sie auf, der 1.
    April dauert noch etwas, vielleicht werden Sie wieder einmal wo mehr oder weniger freiwillig Opfer einer bewussten Irreführung.
    Das war's für heute Mittag, auf Wiederhören.

    Beiträge dieses Journals

    Nachrichten
    Datum: 1981.04.01 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Wetterbericht
    Datum: 1981.04.01 [Sendedatum]
    Schlagworte: Natur ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Hintergründe über Reagan-Attentäter John Hinckley
    Mitwirkende: Emmerich, Klaus [Gestaltung]
    Datum: 1981.04.01 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Medizin ; Film ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Internationale Pressereaktionen auf Reagan-Attentat
    Mitwirkende: Sterbenz, Edgar [Gestaltung]
    Datum: 1981.04.01 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Medizin ; Medien und Kommunikation ; Film ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Pressekonferenz Generalintendant Gerd Bacher: ORF- und Satellitenfernsehen
    Mitwirkende: Fischer, Johannes [Gestaltung]
    Datum: 1981.04.01 [Sendedatum]
    Schlagworte: Medien und Kommunikation ; Technik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Vorbereitungen zur Volkszählung 1981, politische Auswirkungen
    Interview: Präsident des statistischen Zentralamtes Bosse
    Mitwirkende: Eichinger, Erich [Gestaltung] , Bosse, Lothar [Interviewte/r]
    Datum: 1981.04.01 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Technik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Problematik der Volkszählung (Zweitwohnungen)
    Interview: Stadtrat Mayr
    Mitwirkende: Aubauer, Gertrude [Gestaltung] , Mayr, Hans [Interviewte/r]
    Datum: 1981.04.01 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Gesellschaft ; Wirtschaft ; Technik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Einführung der Sommerzeit in der UdSSR
    Mitwirkende: Hörmann, Otto [Gestaltung]
    Datum: 1981.04.01 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Wissenschaft und Forschung ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Buchpräsentation "Der Zögling Tjaz" im Museum des 20. Jahrhunderts von Florjan Lipus in der Übersetzung von Peter Handke
    Interview: Schriftsteller Lipus und Handke, Bundeskanzler Kreisky
    Mitwirkende: Hofer, Brigitte [Gestaltung] , Lipus, Florjan [Interviewte/r] , Handke, Peter [Interviewte/r] , Kreisky, Bruno [Interviewte/r]
    Datum: 1981.04.01 [Sendedatum]
    Ort: Wien, Museum des 20. Jahrhunderts [Veranstaltungsort]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik Österreich ; Politik ; Literatur ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Moderatorgespräch über Sommerzeit in der Sowjetunion (kein Aprilscherz)
    Mitwirkende: Hörmann, Otto [Gestaltung] , Broukal, Josef [Moderation]
    Datum: 1981.04.01 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Wissenschaft und Forschung ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Oscar-Verleihungen 1981
    Mitwirkende: Heuwagen, Marianne [Gestaltung]
    Datum: 1981.04.01 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Film ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten

    Katalogzettel

    Titel Mittagsjournal 1981.04.01
    Spieldauer 00:59:33
    Mitwirkende Broukal, Josef [Moderation] [GND]
    Henke, Reinhold [Regie] [GND]
    ORF [Produzent]
    Datum 1981.04.01 [Sendedatum]
    Schlagworte Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt
    20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ audio
    Format TKA [Tonband auf Kern (AEG)]
    Sprache Deutsch
    Signatur Österreichische Mediathek, jm-810401_k02
    Medienart Mp3-Audiodatei
    Gesamtwerk/Reihe Mittagsjournal

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    Schlagworte

    Gesellschaft , Radiosendung-Mitschnitt