Mittagsjournal 1985.03.13

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    Rechtliches

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    Die Zeit?
    In fünf Sekunden ist es zwölf Uhr.
    Zwölf Uhr.
    Hier ist der österreichische Rundfunk.
    Guten Tag beim Mittagschanal, sagt Ihnen Fritz Wendl als Redakteur im Studio.
    Für die nächsten 60 Minuten planen wir folgendes Programm.
    Thema Nummer 1 sind die Moskauer Begräbnisfeierlichkeiten für den verstorbenen sowjetischen Staats- und Parteichef Konstantin Tschernenko.
    Wir berichten über den Trauerakt selbst, über das bei dieser Gelegenheit stattgefundene deutsch-deutsche Gipfelgespräch zwischen Erich Honecker und Helmut Kohl und dann fassen wir noch Ost-Reaktionen auf den Machtwechsel im Kreml zusammen.
    Österreich-Themen im heutigen Mittagsjournal sind ein Gespräch zwischen Handelsminister Steger und Vertretern der Mineralölfirmen über angebliche Heizölversorgungsengpässe und das Konrad-Lorenz-Volksbegehren.
    Zuletzterem bringen wir eine Analyse, wer wo unterzeichnet bzw.
    nicht unterzeichnet hat und wir zitieren aus den heutigen Zeitungskommentaren zum nicht gerade berauschenden Ergebnis dieses Volksbegehrens.
    Schließlich gibt es dann noch ein Gespräch über die Lage im Südlibanon und eine Vorschau auf das Wiener Filmfestival Viennale, in deren Vorfeld nun eine Retrospektive mit Filmen des großen französischen Regisseurs François Truffaut beginnt.
    Bevor aber der Beitragsteil des Mittagsschonals beginnt, jetzt ins Nachrichtenstudio zu einer von Ferdinand Olber zusammengestellten Meldungsübersicht, die Wolfgang Riemer-Schmidt liest.
    Sowjetunion.
    Auf dem Roten Platz in Moskau haben am Vormittag die Trauerfeierlichkeiten für Staats- und Parteichef Konstantin Tschernenko stattgefunden.
    In einer Ansprache würdigte der neue Parteichef Mikhail Gorbatschow den Verstorbenen als treuen Sohn des sowjetischen Volkes und als Kämpfer für die Ideale des Kommunismus.
    Gorbatschow betonte, das Werk Tschernenkos werde fortgesetzt.
    Man werde weiterhin alles zur Festigung der wirtschaftlichen Macht und der Verteidigungsfähigkeit der Sowjetunion tun.
    Jede Verletzung der kommunistischen Moral werde man bekämpfen.
    Gorbatschow erwähnte in diesem Zusammenhang ausdrücklich Personen, die sich vor der Arbeit drücken wollen.
    Im außenpolitischen Teil seiner Rede kündigte der neue Parteichef an, dass Moskau die Initiativen zur Eindämmung des Rüstungswettlaufs weiter verfolgen werde.
    Gorbatschow unterstrich das Prinzip der friedlichen Koexistenz und meinte, alle Menschen hätten das Recht, in Frieden zu leben.
    Die Sowjetunion bedrohe niemanden, betonte er.
    Sie werde sich aber auch nicht den Willen anderer aufzwingen lassen.
    Nach Gorbatschow ergriff das Politbüro-Mitglied Viktor Grishin das Wort.
    Auch Grishin würdigte die Politik Tschernjenkos.
    An der Zeremonie auf dem Roten Platz nahmen die führenden Politiker des Ostblocks, aber auch zahlreiche Staatsoberhäupter und Regierungschefs aus dem Westen teil.
    Zu den prominentesten Trauergästen gehören der amerikanische Vizepräsident George Bush, die britische Premierministerin Thatcher, der französische Staatspräsident Mitterrand, der italienische Staatspräsident Pertini und BLO-Chef Arafat.
    Österreich ist durch Bundespräsident Kirchschläger und Außenminister Graz vertreten.
    Bush wird dem neuen sowjetischen Parteichef Gorbatschow eine persönliche Botschaft von Präsident Reagan überreichen.
    Darin lädt Reagan den neuen Kreml-Chef zu einem Gipfeltreffen ein, das in den USA stattfinden könnte.
    Die Note enthält weder einen Termin noch Vorbedingungen für eine solche Begegnung.
    Das Weiße Haus hat bereits gestern den versöhnlichen Ton der ersten Erklärungen Gorbatschows nach dessen Amtsübernahme mit Befriedigung zur Kenntnis genommen.
    Die Trauerfeiern in Moskau geben Gelegenheit zu einer Reihe von Begegnungen von Spitzenpolitikern aus aller Welt.
    Bereits gestern sind in der sowjetischen Hauptstadt der deutsche Bundeskanzler Kohl und DDR-Staats- und Parteichef Honecker zusammengetroffen.
    In einer gemeinsamen Erklärung der beiden Politiker heißt es, von deutschem Boden dürfe nie wieder Krieg, sondern müsse Frieden ausgehen.
    Heute früh ist Kohl mit dem amerikanischen Vizepräsidenten Bush zusammengekommen.
    Unmittelbar nach der Beisetzungsfeier wird in Moskau ein informelles Gipfeltreffen der Staaten des Warschauer Paktes stattfinden.
    Eine ursprünglich für Mitte Jänner in Sofia geplante Konferenz der Staats- und Parteichefs der Länder des Warschauer Paktes hat wegen der schweren Erkrankung Tschernenkos abgesagt werden müssen.
    Nahe Osten, Vereinte Nationen.
    Bei einem gescheiterten Kommandounternehmen gegen israelische Truppen im Süd-Libanon sind sechs Menschen ums Leben gekommen.
    Die Toten sind drei Männer, die in einem mit Sprengstoff beladenen Auto offenbar zu einem Selbstmordanschlag unterwegs waren, sowie drei libanesische Zivilisten.
    Gestern sind bei einem Freischärleranschlag im Süd-Libanon zwei israelische Soldaten getötet worden.
    Im UNO-Weltsicherheitsrat ist eine vom Libanon eingebrachte Resolution gegen Israel erwartungsgemäß am Veto der USA gescheitert.
    Nach dem Antrag sollte das israelische Vorgehen gegen die Zivilbevölkerung verurteilt werden.
    Libanesische Extremistengruppen hatten für den Fall eines amerikanischen Vetos Racheakte angekündigt.
    Die amerikanischen Diplomaten in Beirut wurden sicherheitshalber an geheime Orte außerhalb der Ortschaft gebracht.
    Bundesrepublik Deutschland.
    Zwei Mitglieder der terroristischen Rote Armee Fraktion, die 29-jährige Adelheid Schulz und der 41-jährige Rolf Clemens Wagner, sind von einem Gericht in Düsseldorf wegen Mordes und Entführung zu lebenslangen Haftstrafen verurteilt worden.
    Die beiden Terroristen wurden für schuldig befunden, an der Ermordung des deutschen Arbeitgeberpräsidenten Hans Martin Schleyer und des Bankiers Jürgen Ponto im Jahr 1977 beteiligt gewesen zu sein.
    Schweiz, Österreich.
    In Genf ist die Sonderkonferenz der Vereinten Nationen über Maßnahmen gegen den Hunger in Afrika zu Ende gegangen.
    Nach Darstellung der Tagungsteilnehmer wurden beträchtliche Fortschritte erzielt.
    Allein heuer werden für den Kampf gegen Hunger und Dürre in den afrikanischen Ländern eineinhalb Milliarden Dollar benötigt.
    Österreich kündigte zusätzliche Mittel in der Höhe von 100 Millionen Schilling an.
    Die Trägerin des österreichischen Staatspreises für europäische Literatur 1985, die DDR-Autorin Christa Wolf, hat gestern 140.000 Schilling für die Äthiopien-Hilfe gespendet.
    Der Staatspreis war mit 200.000 Schilling dotiert.
    Österreich
    Im Handelsministerium findet heute ein Gespräch über die Versorgungslage bei Ofenheizöl statt.
    Vizekanzlerhandelsminister Norbert Steger hat die Mineralölfirmen zu der Aussprache eingeladen.
    In jüngster Zeit wurden einerseits immer wieder Klagen über Versorgungsengpässe bei Heizöl laut, andererseits versicherte die Mineralölwirtschaft stets, die Versorgung sei gesichert.
    Der Vorsitzende des gemeinsamen Werbeausschusses der Industriellen Vereinigung und des Markenartikelverbandes, Rudolf Schmid, hat heute in einer Pressekonferenz die Ansicht vertreten, 20 Minuten Werbung pro Tag im Fernsehen seien nicht genug.
    Schmid sagte, die sich bereits abzeichnende Revolution auf dem Gebiet der neuen Medien mache ein Überdenken der augenblicklichen Werbezeitenregelung in den elektronischen Medien notwendig.
    Es wäre paradox, wenn einerseits der Konsument immer mehr Wahlmöglichkeiten unter den verschiedenen elektronischen Medien hätte, andererseits aber die Insertionsmöglichkeiten der werbenden Wirtschaft durch die starre und auf den Voraussetzungen der 60er- und 70er-Jahre aufbauenden ORF-Werbezeitenregelung beeinträchtigt würden.
    Der österreichischen Wirtschaft sollte auch der Zugang zu den 3-SAT-Programmen ermöglicht werden.
    Schmidt betonte auch, dass in Österreich die Höhe der Werbeausgaben ohnehin geringer sei als in den meisten anderen Industriestaaten.
    Sie erreiche in Österreich nur 0,9% des Bruttoinlandsproduktes, während die Vergleichswerte in Dänemark 1% und in der Schweiz 1,9% betragen.
    In den USA und Großbritannien liegt der Vergleichswert sogar bei 3,5% bzw. 2,2%.
    Die Wetterlage.
    Im Ostalpenraum herrschen im Augenblick nur geringe Luftdruckgegensätze.
    In der Folge greift von Nordwesten her eine atlantische Störung in abgeschwächter Form auf Mitteleuropa über.
    Die Wetteraussichten bis morgen früh.
    Wechselnd aufgelockert bewölkt, zeitweise auch länger heiter.
    Schwacher bis mäßiger Wind.
    Nachmittagstemperaturen 6 bis 10 Grad.
    Tiefstwerte der kommenden Nacht minus 7 bis minus 1 Grad.
    Die Aussichten für morgen Donnerstag, von regionalen Frühnebelfeldern und anfänglichen Auflockerungen abgesehen, veränderliche, im Tagesverlauf zunehmend starke Bewölkung und stellenweise Aufkommen von Niederschlag.
    Schneefall bis nahe 1000 Meter Höhe.
    Mäßige, allmählich auf Nordwest drehende Winde.
    Tageshöchsttemperaturen 3 bis 8 Grad.
    Die Vorschau Freitag, überwiegend stark bewölkt und zeitweise Niederschläge.
    Die Messwerte abgelesen um 12 Uhr.
    Wien, Heiter 6°, Südostwind 25 km in der Stunde.
    Eisenstadt, wolkig 3°, Südostwind 10 km.
    Linz, bedeckt durch Hochnebel, 2°.
    Salzburg, bedeckt durch Hochnebel, 3°.
    Innsbruck, Heiter 7°.
    Bregenz, bedeckt durch Hochnebel, 2°.
    Graz, bedeckt durch Hochnebel, 3°.
    Und Klagenfurt, bedeckt durch Hochnebel, 4°.
    Das waren die Nachrichten und das Wetter, es ist 12.10 Uhr, wir kommen zum Beitragsteil des Mittagsschanals.
    Zu den Moskauer Begräbnisfeierlichkeiten für den verstorbenen sowjetischen Staats- und Parteichef Konstantin Tschernenko.
    Zu diesen reisten zahlreiche Spitzenpolitiker aus aller Welt an, aber die Trauerfeierlichkeiten standen zum Unterschied zu jenen für Leonid Brezhnev und Yuri Andropov, diesmal im Zeichen des besonders rasch nominierten Nachfolgers Mikhail Gorbatschow.
    und der Tatsache, dass mit dem Machtwechsel an der Spitze der roten Supermacht nun auch ein Generationswechsel vollzogen wurde.
    Mehr über das heutige Tschernenko-Begrebnis jetzt in einer Zusammenfassung von Roland Machatschke.
    Untertitel im Auftrag des ZDF, 2021
    Es war das dritte Begräbnis eines sowjetischen Staats- und Parteichefs innerhalb von wenig mehr als zwei Jahren.
    Und der Ablauf folgte dem Protokoll, das man mittlerweile schon recht gut kennt.
    Gegen halb elf Uhr unserer Zeit wurde der rot-schwarz drapierte Sarg aus der Säulenhalle des Gewerkschaftshauses, wo der Tote seit Montag aufgebad lag, hinausgetragen und auf eine ebenfalls rot-schwarz drapierte Lafette gestellt.
    Dann setzte sich der Trauerzug in Bewegung.
    Voran militär, mit dem Bild des Verstorbenen und den Kränzen.
    Die Lafette wurde von einem Radpanzer gezogen, im Schritttempo.
    Neben dem Sarg gingen vier Gardeoffiziere im charakteristischen Stechschritt der sowjetischen Armee.
    Hinter dem Sarg folgten die Familienangehörigen.
    Tschernienko hatte eine Frau, einen Sohn und eine Tochter, sowie aus seiner früheren Ehe einen weiteren Sohn.
    Hinter der Familie dann die politische Führung der Sowjetunion, die Mitglieder des Politbüros mit dem neuen Parteichef Mikhail Gorbatschow an der Spitze.
    Um 11 Uhr erreichte der Trauerzug das Lenin-Mausoleum auf dem Roten Platz.
    Dort wurde die Trauerfeier abgehalten.
    Erster Redner auf der Tribüne des Mausoleums war der Nachfolger Tschernenkos, Mikhail Gorbatschow.
    Wir verabschieden den letzten Weg von Konstantinus Tschernenkos.
    In diesem schmerzhaften Moment geben die sowjetischen Menschen den Glauben der Partei und der Bevölkerung,
    Die wichtigsten Punkte aus der kurzen Rede Gorbatschow zusammengefasst.
    Wir werden den Kampf um die Verwirklichung der Resolutionen des 26.
    Parteitags fortsetzen.
    Wir werden um sozialen Fortschritt kämpfen.
    Die Verteidigungsbereitschaft der Sowjetunion soll gefestigt werden.
    Die wirtschaftliche Macht der Sowjetunion soll ausgebaut werden.
    Die Lebensbedingungen des Volkes sollen vorrangig verbessert werden.
    Wer arbeitet und nicht nur redet, wird gefördert, sagt Gorbatschow wörtlich.
    Leere Worte werden bekämpft, ebenso werden Leute bekämpft, die sich von der Arbeit drücken.
    Der Stil der Partei wird verbessert werden.
    Zum außenpolitischen Kurs der Sowjetunion sagte Gorbatschow, Tschernjenko habe eine wichtige Initiative zur Einschränkung des Rüstungswettlaufes gesetzt und gegen die Atomrüstung.
    Die Sowjetunion werde alles tun, um den Frieden zu bewahren und um das Recht zu kämpfen, das Recht der Menschen, in Frieden zu leben.
    Gutnachbarliche Beziehungen mit allen Ländern werden angestrebt.
    Wir bedrohen niemanden, sagte Gorbatschow wörtlich, aber wir lassen uns auch von niemanden bedrohen.
    Und dann zum Abschluss, die Einheit der Bruderländer soll gestärkt werden und die sozialistischen Bruderländer sollen fest zusammenhalten.
    Es folgten dann Würdigungsansprachen, die alle sehr kurz waren.
    Der Moskauer Parteichef Greschin, ein Vertreter des Gebietes von Krasnoyarsk, dem Heimatgebiet von Tschernjenko, der Vizepräsident der Akademie der Wissenschaften und der Jugendverbandsvertreter.
    Das war dann sozusagen die offizielle Trauerfeier.
    Wie üblich bei sowjetischen Staatsbegräbnissen war der Sargdeckel abgenommen worden.
    Dschernienko wurde im offenen Sarg zum Grab hinter dem Mausoleum an der Kremlmauer getragen.
    Die Familie nahm Abschied und gegen 11.40 Uhr ertönten dann Salutschüsse und im ganzen riesigen Reich der Sowjetunion läuteten die Kirchenglocken und heulten die Sirenen.
    Ausländische Trauergäste, die wie üblich von den Kameras des sowjetischen Fernsehens übersehen wurden, waren unter anderem für die USA Vizepräsident Bush und Außenminister Schulz.
    Bush überbrachte Gorbatschow die Einladung des amerikanischen Präsidenten Reagan zu einem Gipfeltreffen.
    Für Frankreich war dort Präsident Mitterrand.
    Sehen konnte man auch den indischen Ministerpräsidenten Gandhi, den pakistanischen Staatschef Siaul Haque.
    Aus Österreich bekanntlich Bundespräsident Kirchschläger und Außenminister Graz und ebenfalls anwesend beim Begräbnis war auch der Generalsekretär der Vereinten Nationen Pérez de Coelho.
    Heute Nachmittag wird Gorbatschow mit einer Reihe dieser ausländischen Politiker zusammentreffen und mit Spannung kann man erwarten, wann der neue Parteichef auf die Einladung Ronald Reagans zu einem Gipfeltreffen reagieren wird und vor allem wie er reagieren wird.
    Unter den zahlreichen prominenten Trauergästen beim Brezhnev-Begrebnis sind auch der bundesdeutsche Kanzler Helmut Kohl und DDR-Staats- und Parteichef Erich Honecker.
    Und die beiden nutzten die Gelegenheit zu einer Wiederaufnahme des deutsch-deutschen Dialogs.
    Dieser hatte schon unmittelbar vor der Honecker-Abreise nach Moskau in Ostberlin mit einer Begegnung des DDR-Staats- und Parteichefs mit dem bundesdeutschen Wirtschaftsminister Bangemann erstmals nach der Absage des Honecker-Besuchs in der Bundesrepublik im Vorjahr auf hoher Regierungsebene wiederbegonnen.
    Nach dem gestern Abend in Moskau stattgefundenen Treffen zwischen Honegger und Kohl wurde eine gemeinsame Erklärung verbreitet.
    Mehr zum Wiederbeginn des deutsch-deutschen Dialogs jetzt von Markus Peter.
    Grebnisse sind ja oft Gelegenheiten, bei denen sich Menschen treffen, die sich sonst selten oder nie sehen.
    Diese Lebenserfahrung gilt wohl auch für Politiker, zumal für Helmut Kohl und Erich Honecker.
    Bisher haben sich beide nur in Moskau und nur am Rande von Beisetzungsfeierlichkeiten die Hand geschüttelt.
    Rund zwei Stunden hat das gestrige Gespräch gedauert und nach dem Treffen haben beide Seiten eine gemeinsame Erklärung veröffentlicht.
    In dieser Erklärung stehen keine Sensationen, doch es ist ein gutes Zeichen, dass man eine gemeinsame Sprache fand.
    Sachlich und aufgeschlossen war das Gespräch, hieß es im Diplomatenjargon.
    Was wohl so viel heißt wie, man ist nicht bei allem derselben Meinung, akzeptiert aber den Standpunkt des anderen.
    Honecker und Kohl haben sich zugesichert, alle Anstrengungen zu unternehmen, um auf der Basis des Grundlagenvertrages normale, gut nachbarliche Beziehungen im Interesse von Frieden und Stabilität zu entwickeln und auszubauen.
    Beide sind der Meinung, dass mit der Wiederaufnahme der Genfer Verhandlungen zwischen den Supermächten eine neue Phase in den Ost-West-Beziehungen beginnen könnte.
    Und dies wäre von Vorteil für die Beziehungen zwischen beiden deutschen Staaten.
    Und noch zwei bemerkenswerte Sätze stehen in dieser gemeinsamen Erklärung von Moskau.
    Einmal ein Hinweis auf die Unverletzlichkeit der Grenzen und die Achtung der territorialen Integrität sowie der Souveränität aller Staaten in Europa.
    Und zum anderen die Feststellung, von deutschem Boden darf nie wieder Krieg ausgehen, sondern von deutschem Boden muss Frieden ausgehen.
    Dies ist wohl mehr Gemeinsames, als Ost-Berlin und Bonn noch im vergangenen Herbst niederschreiben konnten.
    Aber es ist auch weniger als vor der Absage des Honecker-Besuchs in der Bundesrepublik.
    So ist etwa von der Verantwortungsgemeinschaft beider deutscher Staaten gestern in Moskau nicht die Rede gewesen.
    Als Kohl und Honecker sich vor 13 Monaten an der Bare Andropovs in Moskau trafen, hatten sie sich mehr vorgenommen.
    Damals wollten sie näher aufeinander zugehen und den Umfang deutsch-deutscher Zusammenarbeit auf allen Gebieten vergrößern.
    Honecker überschätzte damals wahrscheinlich seine Bewegungsfreiheit, seinen Spielraum.
    Und deswegen musste er letztlich auch seinen Besuch beim deutschen Nachbarn absagen.
    Das gestrige Treffen scheint nun von mehr Realismus geprägt gewesen zu sein.
    Die Tatsache, dass Bonn und Ostberlin nun auch wissen, woran sie in Moskau sind, dass die Machtverhältnisse dort geklärt sind, diese Tatsache dürfte wohl diesen Realismus mitbewirkt haben.
    Die Spielräume müssen nun neu abgesteckt werden.
    Über einen neuen Besuchstermin Honeckers im Westen ist noch nicht gesprochen worden.
    Aber trotzdem hält sich der deutsch-deutsche Horizont wieder auf.
    Und möglicherweise kommt es ja heute noch zu einer zweiten Begegnung der beiden Deutschen in Moskau.
    Dass mit Michael Gorbatschow auf Konstantin Chernenko ein für sowjetische Verhältnisse junger Mann folgte, wurde in westlichen Zeitungskommentaren sogleich nicht selten auch mit Erwartungen von Neuerungen in der sowjetischen Politik verknüpft.
    Nicht zuletzt auch wegen der von Gorbatschow schon bisher bekundeten Wirtschaftskompetenz.
    Solche eventuellen Neuerungen hätten zweifellos auch auf die Verbündeten der Sowjetunion einige Auswirkungen.
    Auf Staaten, in denen etwa mit Honecker, Kada, Hussak oder Schiffkopf Männer an der Spitze stehen, für die Gorbatschow ebenfalls fast ein Jüngling ist.
    Den Versuch unter solchen Vorzeichen östliche Reaktionen auf den Machtwechsel in Kreml zusammenzustellen, unternimmt nun aus Budapest Karl Stipschitz.
    Er war ein großer Kämpfer für den Frieden, ein unermüdlicher Internationalist.
    Seiner ewigen Verdienste werden wir für immer gedenken.
    Das offizielle Osteuropa trauert um Tschernenko.
    Trauertage werden abgehalten, Fahnen wehen auf Halbmast, die Radiostationen spielen ernste Musik.
    Die Bilder gleichen sich, ob hier in Budapest, in Prag oder in Bukarest.
    Sie gleichen sich allerdings nur äußerlich.
    Der publizistische Widerhall, der die Serienbegräbnisse an der Krimmelmauer begleitet, gibt Aufschluss darüber, wie jedes der osteuropäischen Regimes sein Verhältnis zu Moskau definiert.
    Schon die Pressekommentare bei seiner Amtseinführung im Vorjahr ließen erkennen,
    dass Tschernenko auch in Osteuropa nur als Übergangskandidat betrachtet wurde.
    So werden in der bulgarischen Hauptstadt Sofia diesmal nur zwei Trauertage abgehalten.
    Beim Tod Brezhnev waren es noch vier gewesen.
    Heute Vormittag zur Zeit des Begräbnisses donnerten die Kanonen.
    Die Arbeit wurde im ganzen Land für drei Minuten niedergelegt.
    Zeichen einer besonderen Verbundenheit mit der Sowjetunion.
    In Prag gibt es einen Trauertag und immerhin zwei Trauerminuten.
    In den polnischen Fabriken würden Trauerminuten wohl kaum eingehalten werden.
    Der Tod der Zahn und ihrer kommunistischen Nachfolger sorgte in Polen traditionsgemäß eher für versteckte Schadenfreude.
    Die ungarische Parteizeitung Nebstabatschak hat den Nachruf auf Tschernenko in das Blattinnere verbannt.
    Sogar auf den sonst üblichen Trauerrand auf der Titelseite wurde diesmal verzichtet.
    Dort prangt das Bild des Nachfolgers.
    Michael Sergiewicz Gorbatschow
    sei undogmatisch und habe sich immer sehr stark für die ungarische Wirtschaftsreform interessiert, heißt es in einer Würdigung des neuen Kreml-Herrn.
    Untrügliches Zeichen dafür, dass Gorbatschow in Osteuropa die Hoffnungen der Pragmatiker verkörpert.
    Nach langen Jahren der Erstarrung, die überall im sowjetischen Machtbereich spürbar wurde, hoffen viele Osteuropäer nun auf einen starken Mann im Kreml, dessen Atem für die langwierigen, aber überfälligen Reformen reicht.
    Die Prager Führung kann diese Hoffnung nicht teilen.
    Das Hussak-Regime hatte vor 13 Monaten seine Sympathien für Tschernenko, den treuen Gefolgsmann Brezhnev, nicht verheimlicht.
    Wir wissen doch, dass die Politik der sowjetischen Partei nicht konjunkturellen Einflüssen unterliegt, schrieb das tschechische Parteiorgan Rudolf Bravo noch bei Amtsantritt Andropov, dem man als Reformer etwas skeptisch gegenüberstand.
    Das zwiespältige Verhältnis der dogmatischen KP-Führung in Prag zum neuen Kreml-Schiff
    spiegelt eine Situation wider, in der sich fast alle osteuropäischen KP-Führer befinden.
    Mit Konstantin Tschernenko trugen die in Moskau versammelten Parteichefs heute einen der ihren zu Grabe.
    Tschernenko hatte wie Kada, Hussak, Schiffkow und Ceausescu den Weltkrieg, den Terror der Stalinzeit und eine lange Parteikarriere erlebt.
    Nur der polnische General Jaruzelski gehört eher zur Generation Gorbatschow.
    Den jüngeren Pragmatikern in den kommunistischen Parteien Osteuropas
    die ungeduldig darauf warten, die Garde der 70-Jährigen auch in ihren Staaten abzulösen, wird die Wahl Gorbatschow neuen Auftrieb geben.
    Soweit also unsere Berichterstattung über die Tschernenko-Trauerfeierlichkeiten und das politische Drumherum.
    Und jetzt noch ein Auslandsthema, die Lage im Südlibanon.
    Dort hat sich die Situation auch nach dem teilweisen Abzug der israelischen Besatzungsgruppen keineswegs entspannt.
    Eher im Gegenteil.
    Sie hörten es auch in den Nachrichten.
    Es wird weiter gestorben und die israelischen Besatzungsgruppen reagieren auf gegen sie gerichtete Anschläge mit der gewohnten Politik der eisernen Faust.
    Erst am Montag walzten sie wieder mit Bulldoz an ein Dorf, übrigens außerhalb der deklarierten Besatzungszone nieder und mindestens 34 Menschen wurden bei dieser mit schweren Waffen durchgeführten sogenannten Vergeltungsaktion getötet.
    Insgesamt hat Israel bei der einst vom damaligen Verteidigungsminister Sharon gestarteten Libanon-Militäraktion nun schon rund 620 tote Soldaten zu beklagen und diese Toten und dazu noch viele Verkrüppelten sorgen auch im Lande selbst für zunehmende Verbitterung.
    Dazu kommt die Einsicht, dass alle politischen Taktiken wie ein versuchtes Bündnis mit dem libanesischen Staatschef Jermael schlicht als gescheitert zu betrachten sind.
    Die Jerusalem Post zitierte dieser Tage einen hohen israelischen Militär mit dem Ausspruch, das Argument, dass wir uns durch eine harte Politik im Südlibanon nur noch mehr Feinde machen, ist irrelevant geworden.
    Es gibt hier niemanden mehr, den wir uns zum Feind machen könnten.
    Viel schlimmer kann man eine Situation eigentlich gar nicht mehr zusammenfassen.
    Ob sich die Lage im Libanon selbst ebenfalls so total trist darstellt, diese Frage jetzt an unseren Beirut-Mitarbeiter Hans-Peter Gerner.
    Ja, das ist eine sehr heilsame Selbsterkenntnis dieses hohen israelischen Offiziers, denn sie zeigt ja nur, wie sich die israelische Besatzungsmacht in den über zweieinhalb Jahren ihrer Anwesenheit im Libanon oder spezieller gesagt im Südlibanon aufgeführt hat, wie die Zivilbevölkerung heute ihr gegenübersteht, nachdem ja die Israelis, das sollte hier erwähnt werden, bei ihrem Einmarsch 1982 von den Christen
    aber auch von den Schiiten teilweise als Befreier von der PLO gefeiert worden waren.
    Heute sieht es so aus, dass jeden Tag praktisch einige Anschläge gegen die Israelis stattfinden.
    Davon der letzte beispielsweise erst am Montag, als eine Autobombe in einen israelischen Militärkonvoi gesteuert wurde.
    Dabei kamen zwölf Israelis ums Leben und gestern sind erneut zwei israelische Soldaten getötet worden bei Zusammenstößen mit südlibanesischen Widerständlern.
    Aber die Vergeltungsmaßnahmen der Israelis
    nehmen natürlich ganz andere Dimensionen an, so als am Dienstag in der Früh, beziehungsweise schon am Montag eigentlich, ein großer Schlag gegen das südlibanesische Dorf Frary lief, bei dem mindestens, aber mindestens 34 Menschen ums Leben gekommen sind, einige davon unbeteiligte Zivilisten und über 200 Männer dieses Ortes.
    Zuvernehmungen ins Ansarlager gebracht worden sind.
    Es ist also eine Situation, die sich von Tag zu Tag weiter dramatisch zuspitzt.
    Und es ist davon auszugehen, dass die israelische Armee bis zu ihrem endgültigen Rückzug noch mit hohen Verlusten zu rechnen haben wird.
    Denn die Schiiten, das zeigt sich wohl, sind keine Palästinenser, die den Israelis keinen Widerstand entgegensetzen würden.
    Herr Gerner, diese sogenannten Vergeltungsaktionen der Israelis, wie spielen sich die eigentlich in der Regel ab?
    Ist das ein großer Einsatz von großen, regulären Militärtruppen?
    Fahren die mit Panzer hinein?
    Man kennt bei uns immer nur verhältnismäßig wenige Fernsehbilder von den Ergebnissen, aber wenig vom Vorgehen.
    Ja, beispielsweise bei dieser Vergeltungsaktion gegen Frarie sind die Israelis mit einigen hundert Mann gekommen.
    Sie haben Panzer eingesetzt.
    Sie hatten auch Kettenfahrzeuge eingesetzt.
    Das gleiche spielte sich ab.
    Dann in der vergangenen Wochen gegen eine Ortschaft, die Marrakech heißt, die aber südlich der Litani-Linie liegt.
    Damals wurden 800 Soldaten eingesetzt, um den Ort zu zernieren.
    Dann werden die Männer auf dem Platz versammelt.
    Sie werden ausgesucht nach verdächtigen Listen, die die Israelis bei sich haben und mitgenommen.
    Und wenn Widerstand geleistet wird, finden schwere Kämpfe statt, bei denen natürlich auch Zivilisten oder unbeteiligte Menschen ums Leben kommen.
    Aber beispielsweise in Frarie war es so, dass Privatwagen von israelischen Panzern platt gewalzt worden sind.
    Privatwagen, in denen, das muss unterstrichen werden, noch die hilflosen Insassen saßen, die dabei ums Leben gekommen sind.
    Die Israelis behaupten, ihre Aktionen richten sich gegen sogenannte Terrorschlupfwinkel, gegen Terroristenstützpunkte.
    Ist das überhaupt möglich, solche Aktionen so zu konzentrieren?
    Wissen Sie, die Israelis sind als Besatzungsmacht im Südlibanon.
    Gegen eine Besatzungsmacht werden keine Terrormethoden angewandt, sondern gegen eine Besatzungsmacht wird Widerstand geleistet.
    Wenn das, was sich heute im Südlibanon abspielt, Terror ist, dann war auch Terror der Widerstand der Franzosen gegen die deutsche Wehrmacht, dann war auch Terror der Widerstand beispielsweise der jugoslawischen Partisanen gegen die deutsche Wehrmacht.
    Man muss mit den gleichen Maßstäben rechnen.
    Nicht die Libanesen sind in Israel eingefallen und besetzen dort das Land, sondern die israelische Armee hält seit über zweieinhalb Jahren den Südlibanon in ihrem Griff, in ihrem zum Teil sehr, sehr brutalen Griff.
    Was sich im Südlibanon abspielt, ist authentischer Widerstand und kein Terror.
    Das israelische Argument lautet, man muss seine Nordgrenze schützen.
    Verteidigungsminister Rabin hat unlängst gesagt, wir mögen die organisierte Infrastruktur der PLO im Libanon zerstört haben, aber wir haben nicht den Terror zerstört.
    Welche Gruppen sind es nun im Libanon, die den Widerstand leisten gegen die Israelis?
    Im Moment geht dieser Widerstand vorwiegend natürlich
    vom schiitischen Bevölkerungsteil des Südens aus, der ja auch eine organisatorische Struktur hat in der sogenannten Amal-Bewegung.
    Und es bleibt nun abzuwarten, was passiert, wenn sich die Israelis über ihre
    Grenzen über die alten Grenzen zurückgezogen haben.
    Aber man kann auch davon ausgehen, und davon geht eigentlich hier jeder aus, dass sich die Israelis nicht zum Rückzug bereit erklärt hätten, wenn nicht seit Monaten und Monaten bereits die Widerstandsorganisationen täglich ihre Opfer folgern würden.
    Wie es ausschaut, ist Israel derzeit nicht bereit von ihrer sogenannten Politik der eisernen Faust abzugehen.
    Das heißt, dass das komplette Libanon-Vorhaben der Israelist, das mit der von Sharon geführten Einmarsch begonnen hat, heute eigentlich ein Scherbenhaufen ist und sich in keine Richtung irgendeine Lösung abzeichnet.
    Es zeichnet sich nicht nur keine Lösung ab, sondern Israel hat sich neue Feinde an seiner Nordgrenze geschaffen, ohne dass durch diesen Krieg der 1982 begonnen hat.
    durch diese sogenannte Aktion Frieden für Galiläa etwas erreicht worden wären.
    Denn die PLO ist nicht zerschlagen, sie ist wohl militärisch geschwächt, aber sie ist immer noch eine politische Größe, mit der zu rechnen ist.
    Und Israel hat selbst seinen kleinen Frieden, den kalten Frieden mit Israel riskiert, um diese Aktion zu führen.
    Jerusalem, das müsste man inzwischen dort auch erkannt haben, ist als Verlierer aus der Entwicklung der letzten Jahre hervorgegangen.
    Das war Hans-Peter Gerner aus Beirut.
    Bevor wir jetzt zu Österreich-Themen im Mittagschanal kommen, noch ein Programmhinweis auf unser heutiges Schanalpanorama im Abendschanal.
    Die Kämpfe gehen weiter gegen den Imperialismus.
    So eröffnet Zamora Machel, der Staats- und Parteichef der Ostafrikanischen Volksrepublik Mosambik, höchstpersönlich den Kongress seiner staatstragenden marxistischen Einheitspartei Frelimo.
    Am Samstag, dem 16.
    März, jährt sich zum ersten Mal der Tag der Unterzeichnung des Nichtangriffspaktes zwischen Mosambik und Südafrika.
    Nach einem Jahr und dem zehnten Jahr der Unabhängigkeit hat Erika Fischer Mosambik besucht und zieht nach Gesprächen mit Politikern und Diplomaten Bilanz.
    Heute Abend im
    Es ist inzwischen 12.32 Uhr geworden.
    Bis 13 Uhr planen wir im Mittagsschornal noch Beiträge zu folgenden Themen.
    Zum Konrad-Lorenz-Volksbegehren bringen wir eine Analyse des in den verschiedenen Regionen unterschiedlichen Abstimmungsverhalten und Auszüge aus den heutigen Zeitungskommentaren.
    Dann können Sie hören, wie sich Josef Tschapp bei der Parlamentsabstimmung über eine neue Zwentendorf-Volksabstimmung verhalten wird.
    Wir berichten über eine Aussprache über angebliche Heizölverknappungen zwischen Handelsminister Steger und Vertretern der Mineralölwirtschaft.
    Und dann gibt es noch eine Vorschau auf die Wiener Filmfestspiele Viennale, in deren Vorfeld nun eine Retrospektive mit Filmen des großen französischen Regisseurs François Truffaut beginnt.
    Jetzt aber zum Thema Konrad-Lorenz-Volksbegehren.
    Dieses wurde von 353.908 Österreichern, das sind 6,55 Prozent der Wahlberechtigten unterzeichnet.
    Das ist das zweitschlechteste Ergebnis aller bisherigen Volksbegehren in Österreich.
    Vertreter des Konrad-Lorenz-Volksbegehrens hatten ursprünglich mit mindestens 500.000 Unterschriften gerechnet und es waren sogar Zahlen bis zu 1,8 Millionen als möglich genannt worden.
    Dass weder das angestrebte noch das erhoffte Ziel erreicht wurde, wollen die Betreiber aber trotzdem nicht als Niederlage gewertet wissen.
    Inzwischen liegen auch erste Detailanalysen vor, wer wo unterschrieben hat.
    Näheres dazu von Fritz Besatter.
    Wie immer man das Gesamtergebnis des Konrad-Lorenz-Volksbegehrens beurteilt, ob es ein klarer Flop gewesen ist oder doch eine beachtliche Standortbestimmung für das Grün-Alternative-Lage in Österreich, man kann doch aus dem bisher vorliegenden Zahlenmaterial einige grundsätzliche Schlüsse ziehen.
    Vordergründig Rückschlüsse auf den Grad der Organisation einer möglichen alternativgrünen Partei.
    Hintergründig Schlüsse wohl auch auf die Möglichkeiten der Mobilisierung, die Medien gegeben sind.
    Oder auch nicht, wenn man die Leserzahlen des auflagenstärksten Kleinformats mit dem Gesamtergebnis des Volksbegehrens vergleicht.
    Darüber hinaus gibt es bei Betrachtung der Erfolgsbegehrensergebnisse auf der Ebene der politischen Bezirke Österreichs einige durchaus aussagekräftige Auffälligkeiten.
    Da ist erstens einmal der überdurchschnittliche Erfolg der Erfolgsbegehrer in der Bundeshauptstadt Wien mit mehr als 13 Prozent.
    Und da sieht man auch anhand der einzelnen Wiener Bezirksergebnisse, je nachdem ob sie sozialistisch dominiert sind oder ÖVP bürgerlich angehaucht, die klar in den Blick fallenden Unterschiede.
    Generell lässt sich sagen, dass sich der Unterschied zwischen Stadt und Land
    zwischen städtischen Ballungsgebieten und dörflicher Kleinstruktur sehr wohl auch in den Einzelergebnissen deutlich macht.
    Und wohl nicht nur deshalb, wie die Volksbegehrensleute argumentieren, weil die Leute am Land aus Angst vor dem gestrengen Blick der Ortsoberigkeit der Abstimmung fern blieben, sondern wohl auch deshalb, weil es ein bildungs- und kulturelles Gefälle gibt.
    Als Beispiel für diese These einige Zahlen aus Landeshauptstädten.
    Etwa Klagenfurt-Stadt 5,6%, hingegen der Landesgesamtsdurchschnitt nur 3,2%.
    Oder die steirische Landeshauptstadt Graz mit 10,3%, der Landesschnitt nur 4,5%.
    Innsbruck mit über 7%, im Landesschnitt nur 3% und so weiter.
    Am ausgeglichensten sind wohl noch die Detailergebnisse von Vorarlberg, wo sich die Unterschiede zwischen den einzelnen politischen Bezirken relativ klein, zwischen 1 und 2 Prozent, bewegten.
    Auffällig am kernten Ergebnis ist noch, dass beispielsweise im Bezirk Wolfsberg, wo es unbestritten zahlreiche Umweltschäden gibt, gar nur 1,5 Prozent der Leute ihre Unterschrift leisteten.
    Auch das Detailergebnis aus dem oberösterreichischen Reich Raming, wo Umweltschützer bisher erfolgreich den Bau eines Kraftwerks verhinderten, passt in dieses Bild.
    Nämlich nur eine Handvoll Reich Raminger bemühten sich auf ihr Gemeindeamt.
    Eine zweite strukturelle Auffälligkeit lässt sich ebenfalls aus den Ergebnissen auf der Ebene der politischen Bezirke erkennen.
    Nämlich eine Art Nord-Süd-Gefälle, dargestellt am Beispiel des Burgenlands.
    So gingen etwa in den nördlichen Bezirken Eisenstadt, Eisenstadt-Umgebung und Rust prozentuell mehr Menschen in die Wahllokale als in den anderen südlicher gelegenen Bezirken des Burgenlandes zusammen.
    Sicherlich kein Zufall ist, dass diese südlicher gelegenen Bezirke allesamt zu den strukturschwachen Gebieten des Burgenlands zählen, womit auch schon eine weitere Auffälligkeit gegeben ist.
    Oder deutlicher gesagt,
    In Gebieten mit regional hoher Arbeitslosigkeit hat offenbar das Argument der Volksbegehrens Gegner.
    Mit Konrad Lorenz wähle man auch den Verlust des Arbeitsplatzes stärker gezogen als anderswo.
    Das Konrad-Lorenz-Volksbegehren und dessen hinter den Erwartungen zurückgebliebenes Ergebnis ist auch das Hauptthema der heutigen Zeitungskommentare.
    Auszüge daraus hat für unsere Presseschau Roland Adrovica zusammengestellt.
    Man kann die Kommentare der heimischen Tageszeitungen zum Ergebnis des Konrad-Lorenz-Volksbegehrens in zwei Gruppen einteilen.
    Und zwar in jene Klossen, die das Ergebnis des Umweltvolksbegehrens als Fehlschlag oder als Niederlage einstufen, sowie in jene Kommentare, die das Ergebnis durchaus anders sehen.
    Zur ersten Gruppe zählen vorwiegend Parteizeitungen, zur zweiten unabhängige Blätter.
    Zunächst aber zur ersten.
    Im sozialistischen Zentralorgan Arbeiterzeitung spricht Chefredakteur Manfred Scheuch von einer Schlappe für die Initiatoren des Volksbegehrens, für die er verschiedene Gründe aufzählt.
    Und weiter liest man dann.
    Um Ausreden für ihr trauriges Abschneiden waren die Volksbegehrensproponenten schon im Verlauf des schleppenden Wahlgangs bemüht.
    So wurde Professor Lorenz' Unterschrift für vehemente Angriffe auf die E-Wirtschaft wegen deren Gegenkampagnen bemüht.
    Doch unterschätzt die Eigenständigkeit des österreichischen Bürgers, der glaubt, dass dieser seine Meinung unter dem Eindruck von ein paar Plakaten und Inseraten massenweise ändert.
    Scheuch bezeichnet überdies das Ergebnis des Volksbegehrens als Blamage für die Kronenzeitung, die es ja kräftig unterstützt hatte.
    Ins selbe Horn stößt der Chefredakteur der ebenfalls sozialistischen Grazer Neuen Zeit, Josef Riedler, wenn er schreibt.
    Vor wenigen Wochen noch hat die Kronenzeitung, deren Eigentümer etliche Millionen für Nenning flüssig gemacht hat, von 1,8 Millionen Unterschriften gefaselt.
    Zuletzt wollte man auf Nummer sicher gehen und nannte jedes Ergebnis über 500.000 einen Erfolg.
    Es hat ihn nicht gegeben.
    Und die Verlierer sind die Boulevardpresse, Nenning, Meisner-Blau und ÖVP-Politiker, die sich als grüne Trittbrettfahrer profilieren wollten, wie Busek oder Schilcher.
    Leid kann einem nur einer tun, der Greisenobelpreisträger Konrad Lorenz, der seinen Namen für so etwas hergegeben hat.
    Soweit sozialistische Parteizeitungen.
    Von einem Fehlschlag spricht auch die ÖVP-nahe Südost-Tagespost.
    Detlef Harbi stellt die Frage, was aus diesem Fehlschlag zu lernen sei.
    Er meint, dass man die Grün-Alternativen trotzdem ernst nehmen solle und dass auch Medienmacht ihre Grenzen habe.
    Abschließend heißt es dann,
    Eine seriöse, pragmatische Politik, die das Gespräch mit den Bürgern sucht, wie sie gerade in Graz und in der Steiermark entwickelt worden ist, bleibt weiter das Gebot.
    Der kurze Schluss mit dem misslungenen Volksbegehren, könne man das Thema Umwelt zu den Akten legen und munter im alten Technokrat und Trott bleiben, wäre eine schlimme Fehleinschätzung.
    Den Übergang von der ersten zur zweiten Gruppe der Zeitungskommentare bildet heute der Kurier.
    Hans Rauscher meint da, dass die Grünbewegung in Österreich mit dem schwachen Ergebnis des Volksbegehrens einen ordentlichen Dämpfer erhalten habe, der allerdings heilsam sein könne.
    Man liest.
    Das Volksbegehren trat mit dem kühnen Anspruch auf, eine globale Änderung der Energiepolitik, ja sogar des gesamten Wirtschaftssystems herbeiführen zu wollen.
    Dafür ist dann aber zu viel Werreszeug im Volksbegehren-Text gestanden.
    Die Volksbegehrensleute hatten ganz einfach ihre Hausaufgaben nicht gemacht.
    Emotionalität allein genügt nicht oder nur dann, wenn es um ein klar definiertes, konkretes Problem wie eben ein umstrittenes Kraftwerksprojekt geht.
    In der Wiener Tageszeitung die Presse meint Thomas Kurherr, es gäbe wie nach der Aubersetzung auch diesmal weder Gewinner noch Verlierer.
    Das Nachdenken, so meint er, solle jetzt erst richtig beginnen.
    Weiter heißt es... Auch wenn es nur 6,5% waren, es sind immerhin 6,5% gewesen, die unterschreiben gegangen sind, in Wien waren es mehr als doppelt so viel.
    Und es waren engagierte, politisch aktive Menschen, sehr viele Junge darunter.
    Man wird nicht nur ihr Anliegen im Nationalrat fair und ernsthaft zu behandeln haben.
    Man wird sie selbst ernst nehmen müssen.
    Und 6 Prozent, so viele haben Kreis geeinst, zur absoluten Mehrheit verholfen.
    Von einem Ergebnis der Mitte spricht Gerold Christian in den Salzburger Nachrichten.
    80.000 Unterschriften mehr bewirken werden als die seinerzeitigen 1,3 Millionen gegen das Konferenzzentrum.
    Grün und Alternativ seien nämlich zur politischen Realität geworden, die den etablierten Parteien Konkurrenz mache.
    Weiter schreibt Christian.
    Diese Konkurrenz wird umso geringer sein, je mehr die Politiker und auch die Wirtschaft erkennen, dass ihre Tätigkeit im politischen und im wirtschaftlichen Bereich in das Leben der Natur eingebettet sein muss.
    Auf diese Rücksicht zu nehmen ist
    will man das revolutionäre Potenzial in Österreich nicht vergrößern.
    Den Umwelt- und Naturschützern wiederum müsste jetzt klar geworden sein, dass sie keine Legitimation haben, alles Industrielle und Technische zu verhindern.
    Und wie kommentiert jene Zeitung, die das Volksbegehren vehement unterstützt hat und von anderen Blättern dafür heute teilweise attackiert wird, nämlich die Kronenzeitung, das Ergebnis?
    Peter Gnahm würdigt, dass die meisten Politiker in ihren Reaktionen maßvoll geblieben seien.
    Mit Ausnahme des freiheitlichen Staatssekretärs Mario Ferrari-Brunnenfeld meint er, der von einer Abfuhr gesprochen habe, die Treumann erteilt worden sei.
    Gnams Kommentar dazu.
    Mit diesen Worten hat sich der Herr Staatssekretär als würdiger Vertreter der Freiheitlichen Partei erwiesen.
    Von kleinen Zuschnitt zu schnell groß geworden, keine Ahnung von Zusammenhängen, aber umso mehr Angst, vom großen Koalitionspartner gegen die ÖVP ausgetauscht zu werden.
    Letzteres scheint ihn so zu verwirren, dass er nicht einmal rechnen kann, wie viele Stimmen die FPÖ und wie viele das Volksbegehren bekommen hat.
    Nach unserer Konrad-Lorenz-Volksbegehren-Nachlese nun zum Thema Kernenergie und Zwentendorf.
    Erst gestern wieder hat SPÖ-Vorsitzender Bundeskanzler Fred Sinowaz einen neuerlichen Versuch gestartet, für die Abstimmung im Parlament über eine neuerliche Zwentendorf-Volksabstimmung doch noch eine Mehrheit zu erlangen.
    Sinowaz legte, wie berichtet, dem Ministerrat und damit auch dem atomablehnenden kleinen Koalitionspartner FPÖ ein Memorandum der Reaktorsicherheitskommission vor, wonach Zwentendorf mit gewissen Auflagen als durchaus sicher anzusehen sei.
    Dieses Memorandum wurde gestern zustimmend zur Kenntnis genommen.
    Doch sowohl FPÖ als auch ÖVP haben gestern erklärt, dass sich damit an ihrer grundsätzlichen Haltung nichts geändert hat.
    Am 20.
    März wird im Parlament aber trotzdem über den SPÖ-Antrag auf Durchführung einer Volksabstimmung besonderer Art abgestimmt werden.
    Die SPÖ hat dazu angekündigt, den Klubzwang aufzuheben.
    Schon bisher ist bekannt geworden, dass bei dieser Abstimmung der Vorarlberger SPÖ-Abgeordnete Günther Dietrich gegen den Antrag der eigenen Partei auftreten wird.
    Heute meldete sich ein zweiter SPÖ-Atomdissident zu Wort.
    Der mit über 60.000 Vorzugsstimmen einzige direkt ins Parlament gewählte Josef Tschapp, der sagte, für mich ist eine technische Lösung der Endlagerung dann gegeben,
    das Endlagerungsprodukt nicht mehr mit der berühmten Halbwertszeit quasi ein radioaktiv strahlender Müll ist, den man also höchst kompliziert
    in einem sehr langen Zeitraum irgendwo lagern muss.
    Die technische Lösung ist für mich daher nicht, wenn ich jetzt in China, Sowjetunion oder sonst wo einen Lagerungsort suche.
    Das ist für mich eine geografische Lösung.
    Das ist für mich das Ausnützen autoritärer Gesellschaftsstrukturen, denen ich also unseren Zivilisationsmüll oder Atommüll überlasse,
    im Vertrauen darauf, dass es dort keinen Widerstand geben kann, weil es ihn aufgrund der gesellschaftlichen Strukturen dort einfach nicht geben kann.
    Aber das hat mit einer technischen Lösung, der Endlagerungsfrage, letztendlich ja nichts zu tun.
    Und das ist nach wie vor für mich das bestimmende Element, weswegen ich also prinzipiell gegen die Atomenergie bin und weswegen ich auch
    stark der Parlamentsdiskussion und der Abstimmung des Initiativantrages natürlich gegen jeden Antrag stimmen werde, der am Status quo, nämlich an der Nicht-Inbetriebenheit mit Zwentendorf etwas ändern wird.
    Soweit also Josef Tschapp über seine Ablehnung einer neuerlichen Zwentendorf-Volksabstimmung.
    Und jetzt noch ein, wenngleich ganz anderes Energiethema.
    Handelsminister Vizekanzler Steger hat heute Vertreter der Mineralölindustrie zu einer Aussprache zu sich gebeten.
    Der Grund?
    Beschwerden darüber, dass in den letzten Wochen Ofenheizöl knapp geworden sei.
    Seit 26.
    Februar, also seit der letzten Benzinpreiserhöhung, liegt bei der Paritätischen Kommission ein Antrag auf Erhöhung des Preises für Ofenöl von 7 Schilling auf 7 Schilling 30 pro Liter.
    Die Paritätische Kommission hat diesen Antrag aufgeschoben.
    Die nächste Sitzung findet erst am 20.
    März statt.
    Der Verdacht wurde nun laut, dass die Ölwirtschaft und der Ölhandel Lieferungen zurückhalten, um erst dann zum höheren Preis zu verkaufen.
    Aufgrund des kalten Winters ist aber auch wesentlich mehr Ofenöl verbraucht worden als in den Jahren zuvor.
    Was bei der heutigen Sitzung im Handelsministerium herausgekommen ist, fasst nun Herbert Hutter zusammen.
    Der kalte Winter und die relativ lange Diskussion um den Preis sind die beiden Gründe, warum es bei Heizöl und da vor allem bei Ofenöl zu Lieferengpässen gekommen ist.
    Wobei sich die Ölindustrie heute Vormittag gegenüber Energieminister Norbert Steger von Vorwürfen freihalten konnte.
    Im Jänner und im Februar hat die ÖMV heuer 170.000 Tonnen Ofenöl ausgeliefert, 1984 waren es 145.000 Tonnen, in den ersten drei Monaten sind es insgesamt um 40% mehr als im Vorjahr.
    wobei die Produktion in der Raffinerie Schwechert hochgefahren wurde, gleichzeitig wurden Lager abgebaut.
    Stegers Energiesprecher Volker Kier erklärt, die Plus-40-Prozent seien auf jeden Fall genug, um die Kältewelle und den damit verbundenen Mehrverbrauch abzufangen.
    Noch dazu, wenn man bedenkt, dass die Nachfrage seit Jahren zurückgegangen ist.
    Wegen der immer wirksamer werdenden Wärmedüngung ebenso, wie wegen der zunehmenden Konkurrenz für das Öl, wie Gas oder Fernwärme oder der Rückgriff auf Kohle und Holz in den privaten Haushalten.
    Wer hatte oder hat nun Versorgungsschwierigkeiten und wo ist das Öl hängen geblieben?
    Die berühmte Rentnerin, die mit dem Kanister zur Tankstelle bilgert, dürfte kaum betroffen gewesen sein.
    Die Tankstellen wurden, so ÖMV und Handelsministerium, ausreichend beliefert.
    Die Beschwerden kamen von Händlern und Großverbrauchern wie Hotels oder Gaststätten.
    Hier hat die bevorstehende Preiserhöhung mitgespielt.
    Denn bei großen Mengen zahlt es sich schon aus, wenn man den Liter noch um 30 Groschen billiger bekommt, meinten viele und haben bestellt.
    Eine Rechnung, die laut Energiesprecher Volker Kier nicht unbedingt aufgehen muss.
    Denn es kostet Geld, wenn das Heizöl jetzt eigentlich schon vom Ende der Heizperiode an bis zum nächsten Winter ungenutzt in den Tanks liegt.
    Es könnte günstiger sein, wenn man im Sommer dann Rabatte bekommt.
    Partner der Großverbraucher sind vor allem die großen Brennstoffhändler.
    Sie nützen natürlich die Gunst der Stunde, wenn sie vor der Preiserhöhung noch schnell ihre Tankzüge zur Raffinerie schicken, denn bei ihnen ist die Gefahr geringer, dass sie, siehe Einlagerung im Sommer, so lange auf dem Öl sitzen bleiben, bis die Lagerkosten den Preisvorteil aufgefressen haben.
    Die Versorgung, so Volker Kier, war trotz alledem nicht wirklich gefährdet.
    Herbert Hutter berichtete über einen Heizöl-Gipfel bei Handelsminister Steger.
    Und jetzt um 12.49 Uhr ein Kulturbeitrag im Mittagschanal.
    Mit einer glanzvollen Galapremier des neuen Istvan Sabo Films Oberst Redl mit Klaus-Maria Brandauer in der Titelrolle beginnt in knapp zwei Wochen die heurige Viennale.
    Österreichs immer noch größtes Filmfestival wartet auch heuer wieder mit einer Reihe interessanter Filme auf, die erst viel später oder überhaupt nicht ins reguläre Kinoprogramm kommen werden.
    Daneben gibt es auch heuer wieder Begleitveranstaltungen wie eine algerische Filmwoche und Retrospektiven.
    So beginnt schon heute eine umfassende Rückschau auf das Gesamtwerk von François Truffaut im Österreichischen Filmmuseum.
    Mehr zur diesjährigen Biennale jetzt von Karin Bauer und Hans Langsteiner.
    Oberst Redel, der ungarisch-österreichische Eröffnungsfilm der Vianale am 25.
    März, entführt im Dreivierteltag zu den neuesten Filmtrends, deren Präsentation ein Hauptanliegen der Vianale ist.
    In Oberst Redel steht wie in vielen anderen Filmen des Programmes die politische Aussage im Vordergrund.
    Denn wie in Befisto will das Erfolgsduo Istvan Sabo und Klaus-Maria Brandauer nicht nur sensationelle Fakten vergangener Zeiten vermitteln, sondern auch Bezüge zur aktuellen Politik.
    Darüber hinaus sieht Vianale-Leiter Edwin Spohnig in diesem Film noch einen Trend, das österreichische Filmschaffen betreffend.
    Es ist eine interessante Erscheinung, dass die österreichischen Filme dieses Jahres mit einer Ausnahme
    entweder von einem Ausländer, wie Istvan Savo gedreht worden sind, also der einer der Spitzenregisseure der Welt ist, oder von Österreichern, die nicht in Österreich mehr leben.
    Zum Beispiel Werner Grosch.
    Es ist ihm gelungen, in England eine neue Produktionsbasis zu schaffen und einen ganz, ganz interessanten Film auf die Beine zu stellen.
    White Elephant heißt dieser neueste Film des Österreichers über den versuchten Einbruch weißer Technologien in den jahrtausendalten afrikanischen Kulturkreis.
    Warum sich Werner Grosch nun schon in einem fünften Film mit afrikanischen Problemen beschäftigt?
    White Elephant ist eigentlich
    die konsequente Weiterführung dieses Erzählens meiner Probleme, die ich am eigenen Leib dort erlebe und die ich sehe.
    Und in dem Fall ist es vielleicht der erste Film, der nicht melancholisch oder traurig ist, sondern optimistisch.
    aber optimistisch für Afrika.
    Im Reigen der politischen Filme wie Secret Honor von Robert Altman über die Nixon-Politik, Archie über den Falkland-Krieg oder The Times of Harvey Milk über die Ermordung eines homosexuellen Stadtrates in San Francisco fallen besonders die beiden Nazi-Filme Wundkanal und Unser Nazi auf.
    Beide entstanden unter der Produktion von Thomas Harlan, dem Sohn des im Dritten Reich sehr gefeierten Filmregisseurs Veith Harlan.
    40 Jahre später setzt sich der Sohn mit dem Werk des Vaters und mit der damaligen Politik auseinander, wie Vianale-Leiter Helmut Dimko erklärt.
    Konkret geht es, speziell im Film Wundkanal, geht es konkret um die Figur eines alten SS-Offiziers, der von jungen Leuten, die also heute leben, noch einmal mit seiner Vergangenheit konfrontiert wird.
    Und dabei stellt sich heraus, dass er an Massenmorden beteiligt war.
    Diese Entwicklung beschreibt Thomas Harlan in seinem eigenen Film Wundkanal Hinrichtung für vier Stimmen.
    Über diese Dreharbeiten machte Robert Kramer wiederum den Film Unser Nazi, worin erschreckend klar wird, dass auch heute noch menschliche Grausamkeit sehr weit gehen kann.
    Als Nation steht heuer Frankreich sehr stark im Vordergrund.
    Nicht nur vier französische Filme im Hauptprogramm bestätigen, dass dieses Land derzeit das europäische Filmschaffen prägt, sondern auch die beiden Viennalie-Retrospektiven.
    So präsentiert das Wiener Stadtkino vom 6. bis zum 11.
    April das Werk von Marguerite Duras, deren neuster Film Les Enfants als einer der innovativsten der Berlinale gefeiert wurde.
    Die Retrospektive des österreichischen Filmmuseums ist heuer dem Gesamtwerk des im letzten Oktober erst 52-jährig verstorbenen Franzosen François Truffaut gewidmet.
    Angesichts der relativ starken Präsenz von Truffaut-Filmen im regulären Reprisenprogramm wohl weniger ein Anlass zu ungeahnten Neuentdeckungen als vielmehr ein Akt der Pietät.
    Die heute beginnende Filmmuseums-Retrospektive umfasst Truffauts praktisch unbekannten frühen Kurzfilme, Les Mystères, die Unverschämten, und Une histoire d'eau, eine Geschichte vom Wasser, ebenso wie seine ersten großen Erfolge, Le Grand Cinq Coup, Jules und Jim, und Schießen Sie auf den Pianisten, bis zu seinen späten Werken, Die letzte Metro und Auf Liebe und Tod.
    alle im teils englisch, teils deutsch untertitelten französischen Original, was Gelegenheit zu aufregenden Kinoerfahrungen gibt.
    So kann man etwa im Filmmuseum Oskar Werners Stimme in Jules und Jim auf französisch hören, während Werner in der deutschen Fassung ja seinerzeit synchronisiert worden war.
    Parfaitement, madame.
    On ne pense qu'à ça et vous nous y aidez.
    Pas de psychologie ce soir, Jules.
    Ce n'est pas de la psychologie, c'est de la métaphysique.
    Dans le couple, l'important, c'est la fidélité de la femme.
    Filmmuseumschef Kornlechner.
    schon in der Geschichte des Films erfunden haben.
    Es gibt natürlich Präsitzungen, die dann sagen, wie bei Mahler, nicht der alte Musikerwitz, man trifft, man zieht dauernd seinen Hut, man trifft dauernd Bekannte.
    Das hat aber im Film einen besonderen Reiz,
    weil man je mehr Filme man kennt, umso mehr sich an solchen Zitaten erfreuen kann.
    Zitate und Querbezüge in Truffauts Werk entschlüsseln oder auch einfach die Filme eines der intelligentesten Regisseure dieser Zeit genießen.
    Beides kann man im österreichischen Filmmuseum von heute an bis Ende März.
    Auch heuer gibt es wieder verbilligte Viennale Abonnements um 450 Schilling für 10 Vorstellungen.
    Allerdings nur diese Woche von morgen bis Samstag, nachmittags an der Casa da Vina Urania.
    Ab 16.
    März beginnt der normale Vorverkauf der Einzelkarten.
    Sämtliche Filme laufen Originalfassung mit Kopfhörerübersetzung.
    Und im Mittagsschonalprogramm läuft jetzt noch einmal eine Meldungsübersicht.
    Sowjetunion.
    Mit einer Truppenparade auf dem Roten Platz in Moskau sind heute die Beisetzungsfeierlichkeiten für den am Sonntag verstorbenen Staats- und Parteichef Konstantin Tschernienko zu Ende gegangen.
    In einer Ansprache würdigte der neue Parteichef Mikhail Gorbatschow die Verdienste Tschernienkos und nannte ihn einen treuen Sohn der Partei und des Volkes.
    Gorbatschow betonte, das Werk Tschernjenkos wäre fortgesetzt.
    Er nannte hier speziell die Festigung der wirtschaftlichen Macht und der Verteidigungsfähigkeit der Sowjetunion.
    Ferner betonte Gorbatschow den Willen der Sowjetunion, den Frieden zu erhalten und das Prinzip der friedlichen Koexistenz anzuerkennen.
    An der Zeremonie auf dem Roten Platz nahmen führende Politiker aus Ost und West teil.
    Zu ihnen gehörten der amerikanische Vizepräsident George Bush, die britische Premierministerin Marguerite Thatcher, der französische Staatspräsident François Mitterrand und der italienische Staatspräsident Sandro Pertini.
    Österreich war durch Bundespräsident Kirchschläger und Außenminister Graz vertreten.
    Am Nachmittag wird der amerikanische Vizepräsident dem neuen sowjetischen Parteichef Gorbatschow eine persönliche Botschaft Präsident Reagan zu überreichen.
    Darin lädt Reagan Gorbatschow zu einem Gipfeltreffen ein, das in den USA stattfinden könnte.
    Die Trauerfeiern in Moskau geben Gelegenheit zu einer Reihe von Begegnungen der führenden Politiker aus aller Welt.
    Bereits gestern trafen Bundeskanzler Kohl und DDR-Staats- und Parteichef Honecker zusammen.
    In einer gemeinsamen Erklärung der beiden Politiker heißt es, von deutschem Boden dürfe nie wieder Krieg, sondern müsse Frieden ausgehen.
    Bundesrepublik Deutschland.
    Zwei Mitglieder der Terroristenorganisation Rote Armee Fraktion, Adelheid Schulz und Rolf Clemens Wagner, sind heute von einem Gericht in Düsseldorf wegen Mordes und Entführung zu lebenslangen Haftstrafen verurteilt worden.
    Die beiden Terroristen wurden für schuldig befunden an der Ermordung des deutschen Arbeitgeberpräsidenten Hans Martin Schleyer und des Bankiers Jürgen Ponto im Jahr 1977 beteiligt gewesen zu sein.
    Libanon
    Das christliche Lager im Libanon ist von einer neuen Krise betroffen.
    Wegen Meinungsverschiedenheiten haben sich die christlichen Milizen von der christlichen Verlangepartei für unabhängig erklärt.
    Staatspräsident Armin Jomajel hat wegen der aktuellen Situation seine Reise nach Moskau zur Teilnahme an den Beisetzungsfeierlichkeiten für Staats- und Parteichef Tschernjenko abgesagt.
    Schweiz.
    In Genf ist die Sonderkonferenz der Vereinten Nationen über Maßnahmen gegen den Hunger in Afrika zu Ende gegangen.
    Nach Darstellung der Tagungsteilnehmer wurden beträchtliche Fortschritte erzielt.
    Allein heuer werden für den Kampf gegen Hunger und Dürre in den afrikanischen Ländern etwa 38 Milliarden Schilling benötigt.
    Österreich kündigte zusätzliche Hilfsmittel in Höhe von 100 Millionen Schilling an.
    Österreich.
    Der SPÖ-Abgeordnete Josef Zschapp hat sich prinzipiell gegen die Nutzung der Atomenergie ausgesprochen.
    Zschapp erklärte, er werde im Parlament gegen jeden Antrag stimmen, der etwas am Status quo, der Nicht-Inbetriebnahme von Zwentendorf ändere.
    Nachdrücklich sprach sich Zschapp gegen eine mögliche Entlagerung von Atommüll in der Sowjetunion oder in China aus.
    Österreich.
    Die stellvertretende ÖVP-Vorsitzende Marga Hubinek hat heute die Einsetzung eines parlamentarischen Untersuchungsausschusses über mögliche Verfehlungen des zurückgetretenen Bautenministers Karl Saganina gefördert.
    Und zum Abschluss die Wetteraussichten für Österreich bis heute Abend.
    Aufgelockert, bewölkt oder heiter.
    Nachmittagstemperaturen 6 bis 10 Grad.
    Nachrichten und das Wetter standen am Ende des Mittagschanals.
    Unsere nächste ausführliche Informationssendung ist das Abendschanal ab 18 Uhr im Programm Österreich 1.
    Bis dahin informieren wir stündlich in den Nachrichten.
    Auf Wiederhören im Namen des Mittagsteams sagt Ihnen Fritz Wendl.
    Untertitel der Amara.org-Community

    Beiträge dieses Journals

    Nachrichten
    Datum: 1985.03.13 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Wetterbericht
    Datum: 1985.03.13 [Sendedatum]
    Schlagworte: Natur ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Tschernenko - Beisetzung
    Einblendung: Trauermarsch, Nachfolger Gorbatschow, Sirenen
    Mitwirkende: Machatschke, Roland [Gestaltung] , Gorbatschow, Michail [Interviewte/r]
    Datum: 1985.03.13 [Sendedatum]
    Ort: Moskau [Aufnahmeort]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Wissenschaft und Forschung ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Am Rande des Begräbnisses: Gipfel Kohl - Honecker
    Mitwirkende: Peter, Markus [Gestaltung]
    Datum: 1985.03.13 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Was bedeutet der Wechsel an der Kreml-Spitze für die Ostblock-Länder ?
    Mitwirkende: Stipsicz, Karl [Gestaltung]
    Datum: 1985.03.13 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Wissenschaft und Forschung ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Blutiger israelischer Rückzug aus dem Südlibanon
    Telefoninterview: Hans Peter Gerner
    Mitwirkende: Gerner, Hans Peter [Interviewte/r]
    Datum: 1985.03.13 [Sendedatum]
    Ort: Beirut [Aufnahmeort]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Analyse Abstimmungsverhalten Volksbegehren
    Mitwirkende: Pesata, Fritz [Gestaltung]
    Datum: 1985.03.13 [Sendedatum]
    Ort: Wien, Parlament [Aufnahmeort]
    Schlagworte: Politik ; Politik Österreich ; Gesellschaft ; Wissenschaft und Forschung ; Technik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Inlandspresseschau (Volksbegehren)
    Mitwirkende: Adrowitzer, Roland [Gestaltung]
    Datum: 1985.03.13 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Medien und Kommunikation ; Wissenschaft und Forschung ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Cap zu Zwentendorf - Abstimmung
    Einblendung: Josef Cap
    Mitwirkende: Pesata, Fritz [Gestaltung] , Cap, Josef [Interviewte/r]
    Datum: 1985.03.13 [Sendedatum]
    Ort: Wien, Parlament [Aufnahmeort]
    Schlagworte: Politik ; Politik Österreich ; Wissenschaft und Forschung ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Streit um Heizöl-Verknappung
    Mitwirkende: Hutar, Herbert [Gestaltung]
    Datum: 1985.03.13 [Sendedatum]
    Schlagworte: Wirtschaft ; Wissenschaft und Forschung ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Truffaut - Retrospektive und Vorschau auf Viennale
    Einblendung: Edwin Zbonek, Werner Grusch, Helmut Dimko, Filmausschnitt "Jules et Jim", Peter Konlechner
    Mitwirkende: Baur, Karin [Gestaltung] , Langsteiner, Hans [Gestaltung] , Zbonek, Edwin [Interviewte/r] , Grusch, Werner [Interviewte/r] , Dimko, Helmuth [Interviewte/r] , Konlechner, Peter [Interviewte/r]
    Datum: 1985.03.13 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Gesellschaft ; Kultur ; Film ; Theater ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten

    Katalogzettel

    Titel Mittagsjournal 1985.03.13
    Spieldauer 01:00:04
    Mitwirkende Wendl, Fritz [Moderation] [GND]
    Glück, Luis [Regie]
    ORF [Produzent]
    Datum 1985.03.13 [Sendedatum]
    Schlagworte Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt
    20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ audio
    Format TKA [Tonband auf Kern (AEG)]
    Sprache Deutsch
    Rechte Mit freundlicher Genehmigung: ORF
    Signatur Österreichische Mediathek, jm-850313_k02
    Medienart Mp3-Audiodatei
    Gesamtwerk/Reihe Mittagsjournal

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    Inhalt

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    Gesellschaft , Radiosendung-Mitschnitt
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