Mittagsjournal 1985.04.11

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    Rechtliches

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    KI-generiertes Transkript

    Die Zeit, in fünf Sekunden ist es zwölf Uhr.
    Zwölf Uhr.
    Hier ist der österreichische Rundfunk.
    Wir stehen wieder am Beginn einer Stunde.
    Ausführlicher Mittagsschonalinformation durch die Sendung führt Sie Udo Bachmeier.
    Die Themen in Schlagzeilen.
    Österreich.
    Die einzige Oppositionspartei, die ÖVP, begeht die Woche der Zukunft.
    Heutiger Schwerpunkt ist ein Referat des westdeutschen CDU-Politikers und Denkers Biedenkopf.
    Er spricht über Zukunftsstrukturen des Wandels.
    Unstimmigkeiten gibt es zwischen der Kärntner SPÖ und der Bundesregierung über die Kärntner Drahtfabrik in Verlach.
    Die Belegschaft wehrt sich gegen eine Standortverlegung und gegen Kündigungen.
    Und SPÖ-Landeshauptmann Wagner bezeichnet den Umstand, dass mit SPÖ-Chef Bundeskanzler Sinowaz in dieser Frage noch keine Einigung zustande gekommen ist, als frustrierend und enttäuschend.
    Angesichts der immer wiederkehrenden Forderungen der Haftpflichtversicherer nach Prämienerhöhung fordert der Autofahrer-Club Arbö eine Neukalkulation der Finanzen der Kfz-Haftpflichtversicherungen.
    Ausland.
    Der Gesundheitszustand des erst jüngst gewählten populären Präsidenten Brasiliens Neves wird zunehmend schlechter.
    Die Chancen der Amtsübernahme Neves schwinden.
    In Finnland warnt Staatschef Koivisto vor dem wachsenden Antikommunismus in seinem Land.
    In Großbritannien erscheint eine neue überregionale Tageszeitung.
    Das Besondere daran, sie wird von einer ungarischen Bank finanziert.
    Und dann starten wir dem sowjetischen Armeemuseum in Ostberlin einen Besuch ab.
    Dort werden steigende Besucherfrequenzen aus Anlass des 40.
    Jahrestags der Beendigung des Zweiten Weltkriegs verzeichnet.
    Die Kulturredaktion informiert unter anderem über das Watzlar-Fawel-Stück Largo Desolato, das am Samstag im Wiener Akademietheater Premiere hat.
    Wir beginnen mit der Nachrichten, zusammengestellt von Elisabeth Mahners.
    Es liest Josef Wenzlchnatek.
    Sowjetunion.
    Parteichef Gorbatschow hat den von ihm verkündeten befristeten Aufstellungstopp von sowjetischen Mittelstreckenraketen in Europa heute als Beweis der Aufrichtigkeit und des guten Willens bezeichnet.
    Gorbatschow gab die Erklärung gegenüber einer Delegation amerikanischer Kongressabgeordneter in Moskau ab.
    Zur Reaktion der USA meinte der Parteichef, die amerikanische Regierung habe ihre negative Haltung mit völlig unverständlicher Eile bekannt gegeben und die sowjetischen Vorschläge als Propaganda eingestuft.
    Die Behauptung an Washingtons, die UdSSR sei den USA bei verschiedenen Atomwaffenarten überlegen, bezeichnete Gorbatschow als direkte Entstellung von Tatsachen.
    Der Parteichef betonte auch, dass für eine wirkliche Verbesserung der Beziehungen zwischen den Supermächten der politische Wille in beiden Ländern nötig sei.
    Ob Gorbatschow auch zum geplanten Gipfeltreffen mit Präsident Reagan Stellung nimmt, ist bisher nicht bekannt.
    Tschechoslowakei.
    Der britische Außenminister Sir Geoffrey Howe hat während seines Aufenthalts in Prag die GSSR dazu aufgefordert, die in Helsinki vereinbarten Menschenrechtsverpflichtungen einzuhalten.
    Nach Berichten aus Prag haben die Behörden für die Zeit des Besuches von Howe die Überwachung einiger prominenter Dissidenten verstärkt.
    Der erste Sprecher der Bürgerrechtsbewegung Carta 77, der frühere Außenminister Jerzy Hajek, soll sogar angewiesen worden sein, die Hauptstadt Prag vorübergehend zu verlassen.
    Hau reist nach dem Aufenthalt in Prag nach Polen weiter, zuvor hatte er die DDR besucht.
    Dänemark.
    Die Streiksituation beginnt sich nach dem gestrigen Aktionstag gegen das Vorgehen der Regierung im Arbeitskampf, um die Einführung der 35-Stunden-Woche wieder zu normalisieren.
    Der bisher von Streiks und Blockaden stark beeinträchtigte öffentliche Nahverkehr in Kopenhagen und anderen Großstädten funktioniert weitgehend reibungslos.
    Zum ersten Mal seit Beginn des Arbeitskampfes am 24.
    März sind heute wieder einige Zeitungen erschienen.
    Gestern hatten hunderttausende Menschen in ganz Dänemark gegen die von der Regierung verfügte sogenannte Zwangsschlichtung demonstriert.
    Zahlreiche Industriebetriebe, Werften und staatliche Einrichtungen, wie etwa Schulen und Verkehrsbetriebe, blieben geschlossen.
    Brasilien.
    Der Zustand des gewählten, aber noch nicht vereidigten Präsidenten Tancredo Neves hat sich offensichtlich wieder verschlechtert.
    Der 75-Jährige leidet nun an den Folgen einer Lungenentzündung und an Sauerstoffmangel im Blut.
    Er hat sich in den vergangenen Wochen mehreren chirurgischen Eingriffen unterziehen müssen.
    In der Klinik in Sao Paulo, in der Neves behandelt wird, sind überraschend hohe geistliche Wirten Träger Brasiliens eingetroffen.
    Deutsche Demokratische Republik.
    Im ehemaligen Konzentrationslager Buchenwald ist eine Gedenkzelle für den katholischen österreichischen Priester Otto Neuruhrer eingerichtet worden.
    Neuruhrer war, wie zahlreiche andere katholische Geistliche, wegen seiner antifaschistischen Haltung in das Konzentrationslager gebracht worden.
    Er versuchte seinen Mitgefangenen seelsorgerischen Beistand zu leisten, wurde deshalb von der SS misshandelt und am 30.
    Mai 1940 ermordet.
    Die Gedenkzelle wurde auf Anregung der österreichischen Lagergemeinschaft ehemaliger Häftlinge in Buchenwald eingerichtet.
    Österreich Heute vor 30 Jahren ist die österreichische Regierungsdelegation zu den abschließenden Staatsvertragsverhandlungen nach Moskau gereist.
    An Bord der beiden Sonderflugzeuge waren Bundeskanzler Raab, Vizekanzler Scherf, Außenminister Fiegl und der damalige Staatssekretär im Bundeskanzleramt für Auswärtige Angelegenheiten, Bruno Kreisky.
    Die Flugzeuge starteten von Vöslau aus.
    Vor dem Abflug drückten die Politiker die Hoffnung aus, dass die zehnjährigen Verhandlungen über den Staatsvertrag zu einem positiven Ende gebracht werden könnten.
    Ein 22-jähriger Salzbürger befindet sich in einer Woche in der Schwarzenberg-Kaserne in Salzburg in Hungerstreik.
    Er will mit seiner Aktion dagegen protestieren, dass seine Ansuchen auf Ableistung des Zivildienstes abgelehnt worden sind.
    Es ist dies der zweite derartige Fall während eines Jahres in Salzburg.
    Ein schwerer Verkehrsunfall auf der Südautobahn im Gemeindegebiet von Sebersdorf in der Steiermark hat heute früh ein Menschenleben und vier Verletzte gefordert.
    Ein mit Zement beladener LKW geriet aus bisher unbekannter Ursache auf die Gegenfahrbahn und prallte dort gegen einen PKW, in den vier Klosterschwestern aus dem Burgenland fuhren.
    Das Schwerfahrzeug stürzte um, der Lenker starb.
    Zwei Klosterfrauen erlitten Schwere, die beiden anderen leichte Verletzungen.
    Etwa 20 Tonnen Zement fielen auf die Fahrbahn.
    Die Autobahn war zwischen Hartberg und Ilz mehrere Stunden lang in beiden Richtungen gesperrt.
    Der Verkehr musste über die Wechselbundesstraße umgeleitet werden.
    In Rauris werden heute die 15.
    Literaturtage eröffnet.
    Die Veranstaltung dauert bis kommenden Sonntag.
    Im Mittelpunkt steht das Werk des österreichischen in Zürich lebenden Dramatikers Fritz Hochwälder.
    In Zusammenarbeit mit dem ORF Landesstudio Salzburg wird Hochwälders bisher letztes Werk, das Stück Der verschundene Mond, in einer szenischen Leseaufführung zum ersten Mal herausgebracht.
    Bei den Literaturtagen werden auch mehrere Preise vergeben.
    Es sind dies der Raurieser Literaturpreis, der Förderungspreis, ein Arbeitsstipendium und der Länderbank Literaturpreis.
    Das waren die Meldungen.
    Die Wetterlage.
    Eine über Westeuropa liegende Störungszone erreicht mit der herrschenden westlichen Höhenströmung rasch den Alpenraum.
    Die Wetteraussichten bis morgen früh, teils heiter, teils aber auch stärkere Bewölkung, mitunter noch einzelne Regenschauer möglich.
    Mäßige Winde in Nachmittagstemperaturen 8 bis 14, Tiefstemperaturen der kommenden Nacht 0 bis 7 Grad.
    Die Wetteraussichten für morgen meist stark bewölkt, häufig Regen, besonders an der Alpen-Nordseite.
    Schneefallgrenze vorübergehend auf ca.
    800 Meter sinkend.
    Im weiteren Tagesverlauf dann vor allem im Süden und über dem Flachland Bewölkungsauflockerungen.
    Mäßige bis lebhafte Winde aus West bis Nordwest, Tageshöchsttemperaturen morgen 5 bis 12 Grad.
    Das Wetter am Wochenende sehr wechselhaft und einige Regenschauer.
    Am Samstag wieder etwas milder, am Sonntag erneut Temperaturrückgang.
    Hier die Atmosphäre von 12 Uhr Mittag.
    Wien-Heiter 14°C, Westwind 25°C, Eisenstadt-Wolkig 14°C, Westwind 15°C, Linz stark bewölkt 10°C, Westwind 10kmh, Salzburg-Wolkig 12°C, Innsbruck-Heiter 10°C, Bregenz stark bewölkt 9°C, Graz-Heiter 13°C und Klagenfurt stark bewölkt bei 7°C.
    Die Zeit, 12 Uhr und 9 Minuten, weiß soeben.
    Da wir mit den angekündigten Inlandsbeiträgen noch nicht so weit sind, beginnen wir im Ausland, in Südamerika.
    Die Besorgnis der Brasilianer über den Gesundheitszustand des beliebten brasilianischen Präsidenten Tancredo Neves wächst.
    Die Chancen auf die Amtsübernahme durch den 75-jährigen Präsidenten, eigentlich genauer gesagt Amtsanwärter für die Präsidentschaft, schwinden.
    Neves sollte am 15.
    März als erster ziviler Präsident Brasiliens seit 21 Jahren vereidigt werden.
    Wenige Stunden vorher musste er sich einer ersten Operation am Darm unterziehen.
    Bei weiteren Eingriffen wurden Entzündungen und innere Blutungen behandelt.
    Nach der nun durchgeführten sechsten Operation geht es dem gewählten Präsidenten ziemlich schlecht.
    Der Eingriff, ein Luftröhrenschnitt, sollte Neves Erleichterung bei der mechanischen Atmung verschaffen.
    Ein drohender Herzstillstand konnte gerade noch verhindert werden.
    Abgesehen von der Besorgnis über den Gesundheitszustand Neves an sich, bestehen in der Bevölkerung Befürchtungen, die Militärs könnten das Machtvakuum zu einem neuerlichen Putschversuch nützen und das Land wieder in Zeiten der Militärdiktatur zurückwerfen.
    Hören Sie einen Bericht aus Brasilien von Ulrich Enke.
    Ob er mit 75 Jahren nicht zu alt für die Politik, zu alt für ein so gewichtiges Amt wie das des brasilianischen Staatspräsidenten sei, wollten Anfang des Jahres Journalisten von dem designierten Präsidenten Tancredo Neves wissen.
    Was wollen sie eigentlich, fragte er damals mit dem ihm eigenen verschmissten Lächeln zurück.
    Adenauer hat die Bundesrepublik nach dem Krieg als über 70-Jähriger wieder aufgebaut und Nero hat als 27-Jähriger Rom in Brand gesetzt.
    Was also besagt das Alter schon in der Politik?
    Die Erkrankung von Tankredo Neves am Vorabend seiner geplanten Amtsübernahme ist für ihn persönlich, aber politisch auch für Brasilien insgesamt tragisch.
    Schon vor dem Putsch der Militärs im Jahre 1964 war Tankredo Neves einmal Minister und für kurze Zeit auch Ministerpräsident.
    Danach wurde er einer der führenden Vertreter der legalen brasilianischen Opposition.
    Kein Freund der Militärs, in all seinen politischen Handlungen aber auch kein direkter Gegner.
    Tankredo Neves
    ein konservativ geprägter brasilianischer Großgrundbesitzer, ein politischer Pragmatiker mit Charisma.
    Sein eindrucksvoller Sieg bei den Gouverneurswahlen in dem neben Sao Paulo wichtigsten brasilianischen Bundesland Minas Gerais unterstrich seine öffentliche Popularität.
    Seine finanzielle Unabhängigkeit machte ihn in Brasilien keine Selbstverständlichkeit über jeden Korruptionsverdacht erhaben.
    Die Brasilianer glaubten diesem Mann sein politisches Engagement.
    Vor allem trauten sie ihm eine ausreichende politische Erfahrung und das entsprechende Geschick, zu Brasilien in dieser schwierigen Übergangsphase zwischen Militärherrschaft und Demokratie sicher über die Runden zu bringen.
    Tancredo Neves wurde zum Symbol der Demokratie schlechthin in dem Amazonas-Staat, der trotz seiner fast schon kontinentalen Größe ein Entwicklungsland ist.
    indem es im Gegensatz zur Ersten Welt keine, die politische Kontinuität fast schon im Selbstlauf garantierende, funktionierende politische Verwaltung gibt und sich daher alle politischen Hoffnungen und Ängste mehr als anderswo auf einzelne Personen konzentrieren.
    Die Tausende von Brasilianern, die gegenwärtig überall im Lande für die Genesung des beliebten Politikers in den Kirchen beten oder aber aus der afrikanischen Sklaventradition überkommene Medizinmänner und Geister bemühen,
    identifizieren sich nicht nur menschlich mit der politischen Vaterfigur Tancredo Neves, sondern auch mit der von ihm verkörperten Hoffnung auf eine demokratische und wirtschaftlich bessere Zukunft.
    Berichterstatter war Ulrich Encke.
    Weiter nach Finnland.
    Zwei Kriege hat dieses Land in diesem Jahrhundert gegen die Sowjetunion verloren.
    Ein Zehntel des Staatsgebietes musste abgetreten werden.
    400.000 Flüchtlinge aus Karelien mussten nach 1945 integriert werden.
    Der Wiederaufbau des schwer mitgenommenen Landes musste ohne Marshallplan-Hilfe aus den USA bewerkstelligt werden.
    Die Sowjetunion hatte nämlich die Annahme der Hilfe verboten.
    Den Finnern geht es heute trotzdem gut wirtschaftlich und gesellschaftlich und sie haben einen Modus Vivendi mit dem mächtigen Nachbarn im Osten gefunden.
    Dazu gehörte bis jetzt, dass offene Kritik an Moskau und seiner Politik tunlichst vermieden wurde.
    In letzter Zeit hat sich das aber geändert, was jetzt wiederum Präsident Coivisto veranlasst hat, die Finnern an ihre geopolitische Lage zu erinnern.
    Günther Grafenberger informiert.
    Jahrzehntelang wurde das finnisch-sowjetische Verhältnis als Musterbeispiel dafür angepriesen, wie eine kommunistische Weltmacht und ein kleiner, nicht-kommunistischer Nachbar gut miteinander auskommen.
    Das war in erster Linie das Werk der beiden Ex-Präsidenten Persi Ghevi und Kekkonen, die ihren finnischen Landsleuten mühsam und oft lautfluchend den Antisowjetismus und Antirussland-Komplex ausgetrieben hatten.
    Weider hatten schließlich ihre Landsleute davon überzeugt, dass Finnland nach den vielen verlorenen Kriegen gegen den großen östlichen Nachbarn wohl oder übel mit ihm zusammenleben muss, weil Finnland geografisch nun einmal dort liegt, wo es liegt.
    Pasi Kivi hatte seinen damaligen Kritikern einer angeblich zu sowjetfreundlichen Politik immer wieder geantwortet.
    Sie sollten auf die Landkarte schauen.
    Sein Nachfolger Uro Kekkonen hatte es zwar anders formuliert, aber doch genauso gemeint, als er vor seinem politischen Abtreten schrieb, je mehr es uns gelingt, das Vertrauen der Sowjetunion als friedlicher Nachbar zu erwerben, desto bessere Voraussetzungen haben wir, mit den westlichen Ländern eng zusammenzuarbeiten.
    Die nationalen Interessen Finnlands lassen eine antisowjetische Politik nicht zu, schrieb Kekkonen.
    Kekunens Nachfolger Mauno Koivisto als Anhänger dieser Parsikivi-Kekunen-Linie hat sich nun dieser Tage zu Wort gemeldet und seine Landsleute vor antisowjetischen Äußerungen gewarnt, die sich nach seinen Worten immer offener und häufiger und zumeist bei der jüngeren Generation Gehör verschaffen.
    In Finnland herrsche neuerdings ein Geist, sich in die Kritik an der Sowjetunion zu übertreffen mit dem Ziel, die Sowjetunion zu demütigen.
    Dieses, so sagte Koivisto, sei ein äußerst gefährliches Spiel, denn Finnlands Beziehungen zur Sowjetunion seien die Nabelschnur in der finnischen Außenpolitik.
    Koivisto nannte keine konkreten Beispiele für antisowjetische Äußerungen, doch wer sich in Finnland umschaut, findet genügend davon.
    Da werden Videospiele angeboten, wie man den Kreml kaputt schießt.
    Da werden in lustigen Kartenspielen sowjetische Persönlichkeiten verunglimpft.
    In Studentenzeitschriften werden herabsetzende Witze und ähnliche Anspielungen auf die Sowjetunion veröffentlicht, und zwar in einem Umfang, dass auch der Unterrichtsminister den Finger auf diese Wunde gelegt hat.
    Der Generalsekretär der Gesellschaft Finnland-Sowjetunion zählte unlängst bei einer Rede in Helsinki ein Dutzend solcher Beispiele und verletzender Pressekommentare auf und zitierte wie früher schon Präsident Pasi Kivi eine Äußerung Bismarcks, dass das Volk die eingeschlagenen Fensterscheiben bezahlen muss, die politisch unverantwortliche Journalisten eingeschmissen haben.
    Nun kann man zwar im Westen mit den Schultern zucken und fragen, was ist denn das schon, bei uns im Westen wird viel stärkerer Tobak vor allem gegen die USA benutzt.
    Aber die USA sind nicht die Sowjetunion und die amerikanische Gesellschaft ist nicht die sowjetische.
    Auch der politisch Uninteressierteste bei uns weiß, wie empfindlich die Sowjets auf verletzende Kritik reagieren, zumal dann, wenn sie etwa von Freunden wie den Finnen kommt.
    Dass das finnisch-sowjetische Nachbarschaftsverhältnis über Jahrzehnte so problemfrei war wie bisher, ist ja nicht nur der finnischen Diplomatie zu verdanken, sondern ebenso der sowjetischen.
    Gerade am Beispiel des kleinen Finnland wollen die Sowjets der Welt beweisen, dass es durchaus möglich ist, ein gutes Nachbarschaftsverhältnis zu pflegen.
    Die finnische Wirtschaft, die zu ein Viertel vom Osthandel abhängig ist, würde vermutlich in den Grundfesten zu wanken beginnen, wenn die Sowjets das wiederholten, was Ende der 50er Jahre als sogenannte Nachtfrostperiode weltgeschichtlich bekannt wurde und dazu führte, dass die damalige Regierung Fagerholm in Helsinki zurücktrat, nachdem die Sowjets ihren Botschafter nach Hause gerufen hatten.
    Jetzt hat also Präsident Koivisto warnend seinen Finger erhoben und vor allem die jüngere Generation gefragt, ob sie dies alles durch politische Dummheit und Leichtsinnigkeit gefährden wolle, was ihre Väter mühsam und schwer aufgebaut haben.
    Noch schweigt die Sowjetunion zu alledem in Finnland.
    Wer jedoch das beiderseitige Verhältnis kennt, der weiß, dass es trotz aller Freundschaftsbeteuerungen längst nicht so stabil ist, um solche, zumal verletzende Kritik, unbeschadet überstehen zu können.
    Moskau könnte dies fälschlicherweise als Zeichen dafür bewerten, dass die Finnen die Früchte der guten Nachbarschaft nicht zu würdigen wissen.
    Und das wäre in jeder Beziehung katastrophal für Finnland.
    Günther Grafenberger aus Finnland.
    Am 8.
    Mai in knapp vier Wochen jährt sich zum 40.
    Mal das Ende des Zweiten Weltkriegs.
    Anlass in vielen Ländern für zahlreiche Jubiläumsfeiern und Gedenkveranstaltungen.
    Speziell in Österreich wird zudem noch der Abschluss des Staatsvertrags von vor 30 Jahren festlich begangen.
    Der 40.
    Jahrestag der Befreiung vom Hitlerfaschismus ist auch in der Bundesrepublik Deutschland und in der DDR Gegenstand von Feiern, Symposien und sonstigen Veranstaltungen.
    Die Vorbereitungen für die Feierlichkeiten laufen vor allem in der DDR bereits auf Hochtouren.
    Was den 40.
    Jahrestag der Befreiung von anderen Jahrestagen in der DDR auch unterscheidet, ist vorrangig die Pflege des historischen und gegenwärtigen Bildes der sowjetischen Armee.
    Und so nimmt es auch nicht Wunder, dass Fahrten und Ausflüge in das sowjetische Armeemuseum in Ostberlin Hochkonjunktur haben, besonders im Jubiläumsjahr 1985.
    Mehr Besucher als je zuvor werden dort erwartet, in diesem Jahr weit über 80.000.
    Das Armeemuseum ist in einem Gebäude untergebracht, das früher auch einmal die deutsche Wehrmacht nutzte, und zwar als Ingenieursschule.
    Hier unterzeichneten am 8.
    Mai 1945 deutsche Generäle in Anwesenheit von Vertretern der vier Siegermächte die Kapitulationsurkunde.
    Eckhardt Bethke stattete vor kurzem dem Armeemuseum in Ostberlin einen Besuch ab.
    Hier sein Bericht.
    Der Teppich stammt aus der Reichskanzlei Adolf Hitlers.
    Das Mobiliar ist teils erhalten, teils nachgebaut.
    Die Museumsführerin, eine Russin, erläutert den angereisten Journalisten aus sozialistischen und kapitalistischen Ländern, wie es im Pressetext heißt, die damalige Situation.
    Marschall Zhukov eröffnete die fahrliche Unterzeichnung und begrüßte alle Vertreter der Verbündeten.
    Dann wurden Keitel, Frederburg und Stumpf herangeführt.
    Nach Aufforderung des sowjetischen Vertreters übergab Keitel den Leitern der alliierten Delegationen das Dokument mit der Unterschriftsvollmacht für die deutsche Delegation.
    Zhukov forderte sie auf, der Rheinach die in neun Exemplaren angefertigte Urkunde zu unterzeichnen.
    Gegen Mitternacht des 8.
    Mai 1945 war der Akt der Unterzeichnung vollzogen.
    Knapp viereinhalb Jahre später übergab an gleicher Stelle der sowjetische Generaloberst Chuikow im Auftrag seiner Regierung alle bislang von der sowjetischen Militärverwaltung ausgeübten Verwaltungsfunktionen an den damaligen Ministerpräsidenten der DDR Otto Grotewohl.
    Was die Frage aufwirft, ob die Sowjetunion den Ort des Geschehens seinerzeit auch symbolhaft verstanden haben mag.
    Ob sie gar demonstrieren wollte, dass ein Sieger einen Besiegten empfängt.
    In den 14 Ausstellungsabteilungen werden mit über 15.000 Dokumenten die Kriegstage vom 22.
    Juni 1941 bis zum 8.
    Mai 1945 dargestellt.
    Darunter befindet sich auch die Weisung Nummer 21, datiert vom 18.12.1940, unterschrieben von Adolf Hitler, mit der die Vorbereitungen auf den Krieg gegen die Sowjetunion getroffen wurden.
    Der Fall oder die Akte Barbarossa.
    In zahlreichen Fotos und Generalstabsplänen sind vor allem die Schlachten um Moskau, um Stalingrad und Berlin ausführlich dokumentiert.
    Kolossalgemälde, wie etwa der Sturm auf den Reichstag, nehmen ganze Zimmerseiten ein.
    Deutsche Stahlhelme, meist zerschossen, deutsche Waffen, sowjetische Orden und die Uniform des vierfachen Helden der Sowjetunion Marschall Schukow liegen unter Glasvitrinen.
    Daneben Folterwerkzeuge aus den Konzentrationslagern.
    Fotos aus diesen Städten der Barbarei.
    Fotos vom Kriegsverbrecherprozess in Nürnberg und von den dort Gehängten.
    Dokumente aus dem kommunistischen Widerstand in Deutschland und Bilder vom Nationalkomitee Freies Deutschland, zu dem Walter Ulbricht gehörte, ergänzen diese Ausstellung.
    Auf den Bildunterschriften wird kenntlich, wie sich die sowjetische Armee damals empfunden hat.
    Textbeispiel.
    Mit dem Stolz des Siegers schauen die sowjetischen Soldaten auf die Feinde, die in den Kämpfen vernichtend geschlagen wurden.
    Auch in dem Film, der den Besuchern über die letzten Kriegstage vorgeführt wird, ist, wer wollte es nicht verstehen, mehr vom Sieg als von der Befreiung die Rede.
    Zur Zusammenarbeit mit den westlichen Alliierten heißt es im Filmtext.
    Befehl des obersten Befehlszahlers an die Truppen der Feldarmee.
    Die Truppeneinheiten der 1. ukrainischen Front und die mit uns verbündeten amerikanischen und britischen Truppen spalteten durch einen Schlag vom Ost und Westen die Front der deutschen Einheiten und traften am 25.
    April um 13.30 Minuten mitten in Deutschland bei Torgau zusammen.
    Somit wurden die deutschen Einheiten, die sich in Norddeutschland befanden, von den deutschen Truppen in die südliche Gegend Deutschlands abgeschnitten.
    Der Sieg war nah.
    Aber auch dieser Kampf war bald beendet.
    Die Begegnung in Torgau an der Elbe wird in wenigen Tagen eine Neuauflage erhalten.
    Veteranenverbände aus den USA, aus Großbritannien und aus der Sowjetunion werden sich in dem kleinen Städtchen südlich von Berlin am 25.
    April wiedersehen.
    Zu einer Gedenkfeier.
    Das war schon im November 1983 der Fall, wenn auch im kleineren Kreis, als der verstorbene US-Soldat Joe Polowski dort beigesetzt werden wollte und nach allerlei Verwicklungen auch beigesetzt wurde.
    Dieses symbolbehaftete Wiedersehen ist in der DDR mit großem publizistischem Aufwand bedacht worden.
    Umso größer war die Bestürzung, als es kurzzeitig zu scheitern drohte.
    Dafür hatte ein sowjetischer Wachsoldat gesorgt, der vor wenigen Tagen den US-Major Nicholson erschoss.
    Nachdem sich abzuzeichnen begann, dass weder Moskau noch Washington daraus ein Politikum werden lassen wollten, war der Ostberliner Zeitung die Erleichterung anzumerken.
    Das Treffen, so meldete sie, werde auf jeden Fall stattfinden.
    Aber eine Konsequenz haben die Amerikaner doch gezogen.
    Sie werden keine offizielle Delegation ihrer Streitkräfte schicken.
    So wie noch zur Beisetzung Polowskis.
    Die Veteranen werden also unter sich bleiben.
    Aus Ost-Berlin hörten Sie Ekat Betke.
    12.25 Uhr, 5 Minuten vor halb eins, Österreich-Beiträge im Mittagschanal.
    Wieder einmal steht die Autohaftpflichtversicherung zur Diskussion.
    Spätestens im Sommer, wenn die Versicherungsgesellschaften ihren Antrag auf Prämienerhöhung einbringen werden, stellt sich die Frage nach der Berechtigung ihrer Wünsche.
    Rein formal zumindest sind die Versicherungsgesellschaften dabei meist im Recht, dass sie sich auf ein ihnen gesetzlich vorgeschriebenes Kalkulationsschema für die Haftpflichtprämien berufen können.
    Und genau darum geht es im folgenden Beitrag.
    Der Autofahrerclub Arbe, der auch in jenem Gremium vertreten ist, das letztlich über die Höhe der Prämienanhebung entscheidet, hat sich nun mit Reformvorschlägen zu Wort gemeldet.
    Hören Sie dazu jetzt Näheres von Susanna Gassner.
    Die Versicherungsgesellschaften haben Jahr für Jahr ihre Prämienforderungen aufgrund der aus diesem Geschäft erzielten Verluste gestellt.
    Im vergangenen Jahr dürfte sich das Defizit aus der Kraftfahrzeughaftpflichtsparte auf 500 bis 600 Millionen Schilling belaufen.
    Genaue Daten werden erst im Frühsommer vorliegen.
    Dann aber ist mit einem Antrag auf Prämienerhöhung zu rechnen.
    Nach dem Buchstaben des Gesetzes durchaus zu Recht, da sich das Kalkulationsschema allein auf die jeweilige Kfz-Haftpflichtsparte bezieht.
    Etwaige Verluste können daher nur durch Prämienerhöhungen abgedeckt werden.
    Und genau hier setzen nun die heute präsentierten Reformvorschläge des ARB an.
    Wenn man andere Kfz-Versicherungen in die Kalkulation miteinbeziehen könnte, würde die Notwendigkeit von Prämienerhörungen wegfallen.
    Denn in diesen anderen Sparten, wie beispielsweise in der freiwilligen Hörversicherung des Schadens oder in der Insassenversicherung, machen die Versicherungen durchaus Gewinne.
    Was eine solche Reform des Kalkulationschemas dem Autofahrer konkret bringen könnte, erklärt der Experte des ARB, Rudolf Heller.
    Wir vom ARB stellen nun unsere Positionen dem gegenüber und sagen, dass ja nicht nur das Autohauptpflichtgeschäft abgeschlossen wird, sondern zahlreiche Nebenversicherungen, die den Autofahrer betreffen, insbesondere freiwillige Hörversicherungen.
    Und wenn man die freiwilligen Hörversicherungen mit einbeziehen würde in die Kalkulationsgrundlage, dann würde sich ein Defizit, allfälliges Defizit, schlagartig um 300 Millionen Schilling senken.
    Dazu kommt noch, dass wir vom ARBE glauben, dass die Verwaltungskosten insgesamt als zu hoch angesetzt sind, nämlich derzeit 23 Prozent für die allgemeine Verwaltung inklusive Provision.
    Dazu kommen aber noch 6,5 Prozent der Prämie für die eigentliche Schadenbearbeitung.
    Und wenn man hier zwei oder drei Prozentpunkte vermindert, wären das weitere 200 bis 300 Millionen Schilling pro Jahr.
    Das bedeutet, dass sich eine Forderung, so wie sie jetzt anklingt für das heurige Jahr, praktisch ins Nichts auflöst.
    Die Argumentation des Arbe in diesen Fragen wird von den Versicherungen freilich zurückgewiesen, doch ist es eine Tatsache, dass sich das an sich so verlustrechtige Autohaftpflichtgeschäft auf Umwegen doch rendiert, nämlich über andere Autozusatzversicherungen.
    Eine Auto- oder Mopedhaftpflichtversicherung ist aber auch meist die erste Versicherung, die man im Leben abschließt, sodass sich hier ein Einstieg für weitere Geschäfte ergibt, beispielsweise in die Haushalts- oder Rechtsschutzversicherung.
    Die Änderungswünsche des ARBÖ beschränken sich aber nicht allein auf eine Reform des Kalkulationen-Schemas.
    Der ARBÖ will außerdem, dass auch für Motorräder ein Bonus-Malus-System eingeführt wird, um die Explosion der Haftpflichtprämien für diese Sparte einzudämmen.
    Aber auch für die Autofahrer soll das Bonus-Malus-System noch verbessert werden.
    Die höchste Bonusstufe liegt nun bei 50 Prozent.
    Dazu heller,
    In der Bundesrepublik Deutschland kennt man sogar eine 40% Prämienstufe und in der Schweiz eine 45% Prämienstufe.
    Also es wäre ohne weiteres denkbar für die Zukunft auch hier eine weitere oder zwei weitere Bonustufen einzuführen.
    Um seine Vorschläge auch durchzusetzen, hat sich der ABU bereits mit dem Finanzminister in Verbindung gesetzt.
    Sein Ministerium ist oberste Aufsichtsbehörde der Versicherungswirtschaft und auch für eine etwaige Gesetzesänderung zuständig.
    Eine Reaktion vom Finanzminister Franitzki liegt allerdings noch nicht vor.
    Ein Beitrag von Susanna Gassner, 12.30 Uhr ist es gleich, ein paar Takte Musik.
    Was hören Sie noch in diesem Mittagsjournal?
    Die Themen und Stimmigkeiten zwischen dem Kärntner Landeshauptmann und der Bundesregierung über die Kärntner Drahtfabrik in Verlach.
    Referat des westdeutschen CDU-Politikers und Denkers Biedenkopf auf Einladung der ÖVP in Wien erspricht über Zukunftsstrukturen des Wandels.
    In Großbritannien erscheint eine neue überregionale Tageszeitung, sie wird von einer Ostblockbank finanziert.
    Und in Madrid haben Archäologen eine arabische Mauer, eine alte arabische Mauer, etliche Reste, freigelegt und ausgegraben.
    Und die Kulturredaktion informiert sich dann unter anderem über das Watzlar-Fawel-Stück Largo Desolato, das am Samstag im Wiener Akademietheater Premiere hat.
    Ein Blick auf die Uhr, es ist mittlerweile 12.33 Uhr geworden.
    Der Kampf um die gefährdeten Arbeitsplätze im Werk der Verstaatlichen Austriatrat in Ferlach in Kärnten geht weiter.
    So hat heute der Kärntner Landeshauptmann und SPÖ-Spitzenpolitiker Leopold Wagner recht massiv eingegriffen.
    Um 100 Kündigungen in einer der wirtschaftlich schwächsten Gebiete Österreichs zu verhindern und um 120 weiteren Beschäftigten das Schicksal von Wochenpendlern zu ersparen, sie sollen ab nächstem Jahr in Brugg an der Mur arbeiten, sucht Wagner nun Unterstützung bei den Landesparteiobmännern von ÖVP und FPÖ.
    Der stellvertretende Parteivorsitzende ist von Bundeskanzler Sinovac enttäuscht und bezichtigt ihn gegenüber den drastischen Sanierungsplänen des Managements der Voest.
    In ihrem Besitz befindet sich die Austriatrat, nicht hart genug gewesen zu sein.
    Über die Gründe, die nach Ansicht der Voest ein Gesundschrumpfen
    des Unternehmens notwendig machen, haben wir bereits gestern berichtet.
    Die Werke der Austriatrat befinden sich seit fast einem Jahrzehnt in der Verlustzone und schrieben allein 1983 und 1984 ein Minus von fast 450 Millionen Schilling.
    Alfred Stamm vom Landesstudio Kärnten hat Landeshauptmann Wagner über seine Einstellung und geplante Vorgangsweise in Sachen Austriatrat interviewt.
    Herr Landshauptmann Wagner, Sie haben gestern gemeint, Ihr Verhältnis zur Bundesregierung wäre durch die getroffene Entscheidung getrübt.
    Was haben Sie damit gemeint?
    Sind Sie da jetzt praktisch im Stich gelassen worden?
    Die Kerner Landesregierung hat sich am Dienstag sehr intensiv mit dem Problem Fährlach auseinandergesetzt und wir haben zu wiederholten Malen den Versuch unternommen auf der Bundesebene Verständnis für diese besondere Situation Südkernens zu erwecken.
    Das ist uns bis zum Zeitpunkt nicht geglückt, sodass wir natürlich frustriert sind und darüber nachdenken müssen, welche Wege wir in Zukunft beschreiten wollen.
    Ich habe heute, damit eben die Diskussion verbreitet wird, die Parteio-Männer der beiden anderen Parteien in Kärnten aufgefordert, sich mit ihren Bundesparteio-Männern in Verbindung zu setzen, damit ich auch von den Zentralparteien einen Standpunkt zur Verfügung gestellt bekomme, von dem abzuleiten ist, wie man das in den anderen Parteien sieht.
    Wir sind jedenfalls nicht bereit zu akzeptieren, dass man Fährlach gleich behandelt, wie alle anderen Standorte, die es bei der Vöstaipine gibt.
    Fährlach ist ein besonderes Problem und jeder, der sich mit dieser Sache intensiver auseinandersetzt, wird bestätigen müssen, dass man das nicht nach reinen Manager-Standpunkten und Gesichtspunkten erledigen darf.
    Wir werden also diese Auseinandersetzung weiterführen.
    Sie haben gesagt, getrübt ist Ihr Verhältnis zur Bundesregierung, damit auch zum Bundeskanzler.
    Gibt es da Spannungen oder beziehungsweise unterstellen Sie da indirekt dem Bundeskanzler, dass er gegenüber dem Föst-Management umgefallen ist, dass er Sie im Stich gelassen hat?
    Das ist nicht so, denn denken Sie daran, als der Bundeskanzler seinerzeit in Steyr eine Entscheidung getroffen hat, die zugunsten der Arbeitnehmer gefallen ist,
    hat man ihn ja eigentlich medial dafür sehr schlecht bedient.
    Das haben auch die Oppositionsparteien oder die Oppositionspartei daraus eigentlich eine politische Niederlage für den Kanzler konstruiert, durchaus zu befürchten, dass das auch im Falle Fairlach dann so gehandelt werden könnte.
    Wir sind aber der Meinung, dass Fairlach eben ein staatspolitisches Problem ist, abgesehen davon, dass bei den Unterstützungsgeldern, die für die verstaatlichte Industrie geflossen sind, das sind ja
    immerhin einige Milliarden Schilling, sicher auch 1,1 Milliarden Schilling Steuergelder aus Kärnten dabei sind, sodass wir ja den Abgang, der da draußen entstanden ist, selbst finanziert haben.
    Wenn man in Hinkunft noch einmal solche Maßnahmen setzen würde, müsste man auf Kärntner Steuergelder verzichten, weil wir ja dann keinen Betrieb mehr haben, der so etwas in Anspruch nehmen könnte.
    Kann man das so deuten, dass Sie enttäuscht sind?
    Ja, ich bin enttäuscht, weil der Bundeskanzler eben anscheinend bei der Abwage der Verhältnisse und der Problemstellungen sich anscheinend doch davon leiten ließ, dass die Problemstellungen so beurteilt worden sind, wie das vom Management der Föster-Alpine dargestellt wurde.
    Und wir haben eigentlich schon erwartet, dass es eine politische Entscheidung geben wird.
    Aber wie gesagt, ich muss auch hinzufügen, dass ich schon in der Früh vor diesem Gespräch mit den Betriebsleuten und der Arbeiterkammer und der Metallarbeitergewerkschaft in Wien mit dem Kanzler geredet habe und dass wir dort schon vereinbart haben, dass es noch einmal eine politische Runde geben wird, die auch von Kärnten aus so besetzt sein wird, dass wir damit rechnen können, dass wir vielleicht doch Gehör finden werden.
    Alfred Stamm sprach mit dem Kärntner Landeshauptmann Leopold Wagner über das Problem der Austriatrat in Fährlach.
    Die Zeit 12.38 Uhr ist es gleich.
    Einen Tag vor dem ÖVP-Zukunftskongress in Linz hat die einzige parlamentarische Oppositionspartei heute einen prominenten bundesdeutschen Politiker nach Wien eingeladen.
    Den früheren CDU-Generalsekretär und jetzigen Vorsitzenden seiner Partei im Bezirk Nordrhein-Lippe, Professor Kurt Biedenkopf.
    Biedenkopf war ursprünglich aus der Privatwirtschaft gekommen, genauer vom Waschmittelhersteller Henkel in das CDU-Generalsekretariat nach Bronn unter Helmut Kohl.
    Einige Jahre später wich Biedenkopf allerdings dem jetzigen CDU-Generalsekretär Heiner Geisler und versuchte im bevölkerungsreichsten Land der Bundesrepublik Deutschland, in Nordrhein-Westfalen, ein politisches Comeback.
    Allerdings ist Biedenkopf nicht Spitzenkandidat für die CDU für die kommenden Landtagswahlen.
    Unabhängig davon genießt Biedenkopf aber nach wie vor einen guten Ruf als Nachdenker und Vortragender.
    Als solcher wurde er auch von der ÖVP für deren Zukunftsdiskussion eingeladen.
    Biedenkopfs Vortrag heute Vormittag im Palais Pallavicini in der Wiener Innenstadt trug den Titel Gesellschaft der Zukunft und Strukturen des Wandels.
    Roland Adrowitzer fasst zusammen.
    Die politischen Parteien müssen sich verändern, um in einer sich verändernden Gesellschaft überleben zu können.
    Das haben die großen Parteien zweifellos erkannt.
    Nicht umsonst versuchen sie Zukunftspapiere und Perspektiven zu erarbeiten, die ihnen die Anpassung an diese neue Gesellschaft erleichtern sollen.
    Der prominente Vordenker der bundesdeutschen ÖVP-Schwesterpartei CDU, Kurt Biedenkopf, beschrieb den Umbruch der Gesellschaft heute so.
    Das Bevölkerungswachstum ist gestoppt.
    Ja, in einigen westlichen Industriestaaten geht die Bevölkerungszahl sogar zurück.
    Die rasante technische Entwicklung ermöglicht die Produktion von Gütern unter Einsatz wesentlich geringerer Rauchstoffmengen und Menschenzahlen als bisher.
    Und schließlich habe sich, wie auch schon mehrfach in dieser Woche von ÖVP-Politikern betont, in der Bevölkerung ein Wertewandel vollzogen.
    Biedenkopf zeigte sich heute keineswegs beunruhigt über Bevölkerungsrückgang und technische Entwicklung.
    Warum solle die Einwohnerzahl eines Landes wie der Bundesrepublik nicht auch wieder schrumpfen und warum solle die Technik den Menschen die Mühen der schweren Arbeit nicht abnehmen, sagte Biedenkopf.
    Wenn die neuen Techniken zu Arbeitslosigkeit führen, so sei das nicht die Schuld der Techniken, sondern der wenig flexiblen Institutionen.
    Probleme wird es natürlich für die Finanzierung des Sozialstaates geben, die auf eine neue Grundlage gestellt werden müsse.
    Sie dürfe nicht mehr automatisch an ein Arbeitsverhältnis gekoppelt bleiben.
    Die Kosten für die soziale Geborgenheit steigen.
    Das Fundament, auf dem die Kosten ruhen, die Arbeit, schrumpft.
    Die Folge ist, dass wir heute eine Überfrachtung der Arbeit mit Sozialabgaben haben, die die Verdrängung der Arbeit durch die Technik beschleunigt und auf diese Weise das Phänomen gewissermaßen spiralartig steigert.
    Es geht immer schneller.
    Man kann auch sagen, das Sozialsystem ist ins Trudeln gekommen, und dieser Trudelprozess beschleunigt sich.
    weil die jemalige Wirkung die Ursache verstärkt.
    Wir können dieses System deshalb so nicht beibehalten.
    Wir können die Arbeitslosigkeit unter Beibehaltung der Verkoppelung von Arbeitsverhältnis und Sozialverhältnis nicht überwinden.
    Diese Entwicklung werde erhebliche Konsequenzen sowohl für die Arbeitgeber als auch für die Gewerkschaften haben, meinte Biedenkopf.
    Der deutsche Politiker forderte generell, die Politik von der Last der Verteilung des Volksvermögens zu befreien und diese mehr dem Markt zu überlassen.
    Der Arbeitgeber der Zukunft kann dieser Garant der sozialen Sicherheit nicht sein, weil er seiner Struktur nach überwiegend kleine und mittlere Unternehmen darstellt, die für sich genommen gar nicht in der Lage sind, solche Risiken zu übernehmen.
    Wenn die Risiken gleichwohl beim Arbeitgeber bleiben wie bisher, bedeutet das, dass zu wenig Arbeitgeber entstehen.
    Das heißt, die Eintrittsschwelle in die Tätigkeit Arbeitgeber ist viel zu groß.
    Wir brauchen aber eine Vermehrung von Arbeitgebern, wenn wir die Arbeitslosigkeit überwinden wollen.
    Interessanterweise findet das von mir hier beschriebene Phänomen längst in der Praxis statt, nämlich wiederum in der Schattenwirtschaft.
    Diese Schattenwirtschaft, so hatte Biedenkopf zuvor gesagt, sei ein Zeichen dafür, dass die Bevölkerung nicht unbegrenzt belastbar sei.
    Soweit einige Auszüge aus dem Referat von Kurt Biedenkopf, einen ausführlichen Mitschnitt dieses Referats, werden Sie heute Abend im Journal Panorama um 18.30 Uhr im Programm Österreich einschalten können.
    Aber ich gebe nun zurück an Udo Bachmeier.
    Danke, Roland Adrovica.
    12.43 Uhr, jetzt wieder ins Ausland.
    In Großbritannien soll im kommenden Jahr eine neue überregionale Zeitung auf den Markt kommen.
    Sie wird Messenger heißen, also Bote, und ihr Herausgeber wird Eddie Shaw sein, ein Mann, der vor allem durch seine Auseinandersetzungen mit den Gewerkschaften bekannt geworden ist.
    Shaw hat für seine Zeitung ein großes Vorbild.
    Die einzige überregionale Zeitung der USA, das bunte und seichte Blatt USA Today, das finanziell sehr erfolgreich ist.
    Ein pikantes Detail der britischen Zeitungsneugründung ist die Finanzierung.
    Das Projekt wird umgerechnet mehr als 500 Millionen Schilling kosten, fast 200 Millionen davon wird die im ungarischen Staatsbesitz befindliche Hungarian International Bank aufbringen.
    Jürgen Grönig berichtet aus London.
    Eine landesweite Zeitung herausgeben kostet natürlich eine Menge Geld.
    Und fast ein Drittel holte sich der hemmzärmelige englische Verleger mit dem Namen Eddie Shaw bei der Ungarischen Internationalen Bank in London.
    Sie ist eine Zweigniederlassung der Ungarischen Zentralbank, gehört also dem kommunistischen Staat.
    In Großbritannien erregt diese Investition der Ungarn-Bank einiges aufsehen.
    Zunächst einmal ist die Gründung einer neuen landesweiten Zeitung angesichts der teils berühmten, teils berüchtigten Konkurrenz von Fleet Street eine zumindest mutige Sache.
    Da gibt es schließlich Blätter wie Times, Telegraph, Express, Daily Mirror und die rüde Boulevardzeitung Sun.
    Manche britische Bankiers haben sich schon deshalb eine Kreditvergabe an Eddie Shaw verkniffen, der sein Blatt nächstes Jahr herausbringen will.
    Aber es gibt noch weitaus schwerwiegendere Gründe, die Finger vom Zeitungsprojekt des Mr. Eddie Shaw zu lassen.
    Zumindest, wenn man ein überzeugter Kommunist ist.
    Oder, wie britische Banken, zumindest darauf zu bestehen, dass ihr finanzielles Engagement geheim bleibt.
    Édichon hat nämlich den Ruf, ein rabiater Gewerkschaftsfeind zu sein.
    Die Ungarische Bank finanziert mit ihren Millionen geradezu den Mann, der in den Augen der britischen Gewerkschaftsbewegung und vielen in der Labour-Party den Inbegriff eines Union-Bashers, eines Gewerkschaftszerstörers, darstellt.
    Edichon will nämlich in seiner Zeitung keine Closed-Shops der Gewerkschaften dulden.
    Also nicht die anderswo im Zeitung und Druckbetrieben übliche Praxis, dass nur ein gewerkschaftlich Organisierter einen Job bekommen darf.
    Er will, arg wünen die beiden Druckgewerkschaften sogar, sie überhaupt nicht in seinem neuen Betrieb dulden.
    Und er wird selbstverständlich den Fotosatz einführen, während es ja die Gewerkschaften in der Fleet Street verstanden haben, auf dem traditionellen Bleisatz zu beharren.
    Dieser Édichon hatte vor anderthalb Jahren in einer recht rüden Auseinandersetzung mit den Druckgewerkschaften als erster die Möglichkeiten der neuen Gewerkschaftsgesetze der Fetscher-Regierung angewandt und die Gewerkschaften wegen illegaler Massenstreikposten auf Schadenersatz verklagt.
    Mit Erfolg.
    Und ausgerechnet so einem hilft die Ungarn-Bank im Besitz des kommunistischen Staates und erklärt auch noch ganz kühl, sie sei davon überzeugt, in ein gutes Geschäft und eine exzellente Zeitung investiert zu haben.
    Die Empörung britischer Sozialisten und Gewerkschafter scheinen die Ungarn jedenfalls leicht zu verkraften.
    Eine Meldung jetzt, die uns vor wenigen Minuten erreicht hat.
    Der albanische Parteichef Enver Hoxha ist heute um 2.15 Uhr im Alter von 76 Jahren gestorben.
    Das hat die amtliche albanische Nachrichtenagentur ATA gemeldet.
    Hören Sie im Folgenden nun einen Nachruf von Karl Stipsitz auf den heute verstorbenen albanischen Parteienstaatschef Enver Hoxha.
    Enver Hoxha, wie er seinen Namen am liebsten hörte.
    Der Liebling des Volkes, der Vater Albaniens, das Licht unserer Augen.
    Seit 1945 hielt der französische Professor aus Südalbanien die Zügel seines kleinen Balkanstaates fest in der Hand.
    Vier Jahre vor der Unabhängigkeit Albaniens, im Jahre 1908, wird Enver Hoxha in Girocastra geboren.
    Wie es einem Bürgersohn entspricht, besucht Hoxha ein französisches Gymnasium.
    Es folgt ein mehrjähriger Aufenthalt in Paris und in Brüssel.
    Am 6.
    April 1939 fällt Mussolini mit 50.000 Soldaten in Albanien ein.
    König Tsogu flieht ins Exil.
    Enver Hoxha kehrt aus dem Ausland zurück und eröffnet in der Hauptstadt Tirana ein kleines Tabakgeschäft, welches bald zum Zentrum des illegalen Widerstands wird.
    Der Gründungskongress der Kommunistischen Partei Albaniens wählt Hoxha 1943 zum Führer.
    Vor dem Genossen Enver paradieren auch die Partisanenverbände bei den Siegesfeiern des Jahres 1945.
    Die Gewinner des Zweiten Weltkriegs, Stalin und Tito, betrachten Albanien nur als Wurmfortsatz Jugoslawiens.
    Erst durch den Streit zwischen Belgrad und Moskau im Jahr 1948 kann sich der Staat der Skipitaren vom jugoslawischen Druck freispielen.
    Stalin bleibt das Vorbild der albanischen Kommunisten.
    Autarkie, Abkapselung von der Außenwelt und Polizeiterror heißen die politischen Maximen des Enver Hoxha.
    Khrushchevs Kritik an Stalin führt 1961 schließlich zum Bruch mit Moskau.
    Die Albaner werden eher vom Gras leben als sich zu verkaufen, proklamiert Radio Tirana.
    Die Volksrepublik China springt in die ideologische Bresche.
    Rund 5 Milliarden Dollar sollen die Chinesen in das strategisch wichtige Land am Mittelmeer investiert haben.
    Die ewige Freundschaft währt nur 20 Jahre.
    Im Jahr 1978 sagt sich Hoxha auch vom Peking los.
    Die wirtschaftlichen Schwierigkeiten übersteht Albanien überraschend gut.
    Der Lebensstandard der 2,8 Millionen Skipitaren ist niedrig.
    Aber Grundnahrungsmittel sind billig und ausreichend vorhanden.
    Unsere einzige Religion heißt Albanien, hemmert Enver Hoxha seinen Landsleuten ein.
    Seit 1967 sind Kirchen, Klöster und Moscheen geschlossen.
    Mit seinen Feinden im Zentrum der Macht verfährt Hoxha nicht minder zimperlich.
    Alte Kollegen aus der Partisanenzeit wie der Innenminister Kotsi Doce und dutzende Minister werden hingerichtet.
    Mit dem langjährigen Premierminister Mehmet Şehu soll es 1981 sogar ein Schussduell gegeben haben.
    Şehu verschwindet von der politischen Bühne.
    In einem seiner rund 40 Werke bezeichnet Hodja seinen ehemaligen Freund als Agenten, der gleichzeitig für CIA, KGB und den jugoslawischen Geheimdienst spioniert habe.
    An die Seite Hodjas tritt ein neuer Mann, Ramiz Aliyah, Jahrgang 1925 und seit 1982 Staatsoberhaupt, Chefideologe und Wirtschaftsfachmann.
    Während sich der kränkelnde Enver Hodja nur noch bei hohen Anlässen in der Öffentlichkeit zeigt, ist Ramiz Aliyah immer öfter zu sehen.
    Die kommunistische Partei Albaniens sitzt fest im Sattel.
    Bei den Wahlen des Jahres 1982 bekam die KP 1.627.968 Pro und nur eine Kontrastimme.
    Über das Schicksal des Protestwählers ist nichts bekannt.
    Der albanische Staats- und Parteichef Enver Hoxha ist heute gestorben.
    Ein Porträt von ihm hat Karl Stipsitz gezeichnet.
    12.50 Uhr ist es mittlerweile geworden, 10 Minuten vor 13 Uhr.
    Seit mehreren Jahren schon bemüht sich das Wiener Akademietheater um die Stücke des JSSR-Dramatikers Vaclav Havel, die in der Heimat des Outdoors nicht gespielt werden.
    Vorbereitet wird zurzeit die Uraufführung der neuesten Arbeit von Vaclav Havel, Largo Desolato, die am Samstag in einer Inszenierung von Jürgen Bosse Premiere haben soll.
    Thema von Largo Desolato ist, wie schon in früheren Stücken Havels, die Bedrohung und Zerstörung von Identität.
    Václav Havel, Gründungsmitglied der CARTA 77, gilt als einer der intellektuellen Wegbereiter des Prager Frühlings 1968.
    Wegen seines gesellschaftspolitischen Engagements musste Havel eine längere Haftstrafe verbüßen.
    Erst nach längeren Protesten angesehener Schriftsteller und Intellektueller wurde Havel 1983 vorzeitig entlassen.
    Largo Desolato ist nun sein erstes Theaterstück seit 1979.
    Hören Sie einen Vorbericht von Rüdiger Wischenbart.
    Dr. Leopold Kopriwa ist ein angesehener und zugleich von den Behörden und von der Zensur bedrohter Philosoph.
    Mehr noch, durch seine Arbeiten wurde er zur moralischen und zur intellektuellen Autorität.
    Mit dem Ansehen, das Kopriwa gewonnen hat, steigen aber auch die Erwartungen, die an ihn herangetragen werden.
    Es steigt der Druck, unter dem er lebt,
    und es steigt auch seine Isolation.
    Kopriva verlässt seine Wohnung nicht mehr und erwartet gebannt auf die anonymen Wüttel der Machthaber, die ihn abholen sollen.
    Während die Freunde ihm zureden, ihn ermahnen, zu seiner Verantwortung als kompromissloser Intellektueller zu stehen, ist er selbst seinen Zweifeln und seiner ausweglos gewordenen Situation ausgeliefert.
    Alles, selbst die Liebe seiner Freundin, fügt sich zu einem zwanghaften Zirkel.
    Hören Sie einen kurzen Ausschnitt mit Joachim Biesmeier als Kopriwer und Marisa Hörbiger als seine Freundin Luzi.
    Du wirst sehen, wenn du die seltsamen Hemmungen in dir durchbrichst, wird auf einmal ein neues Leben in dir erwachen.
    Und auch mit deiner Arbeit wird es unverhältnismäßig besser vorangehen.
    Du tust mir leid, Luzi.
    Du hast einen so nichtswürdigen Menschen wie ich es bin nicht verdient.
    Es gefällt mir nicht, wenn du so über dich sprichst.
    Es stimmt aber, Luzi.
    Ich kann mich einfach des bedrückenden Eindrucks nicht erwehren.
    als ob in der letzten Zeit etwas in mir zusammenzubrechen beginnt.
    Die Frage nach der Verantwortung des Einzelnen und besonders des Intellektuellen, der Gesellschaft gegenüber, hat Vaclav Havel schon wiederholt ins Zentrum seiner Stücke gerückt.
    Bereits in seinen Einacktern, in Protest oder in Audienz, zeichnete er solche Situationsmodelle, in denen deutlich wird, wie Zwangssysteme und wie die Anpassungsversuche der Betroffenen funktionieren.
    Seit 1969 sind seine Stücke in der GSSR verboten.
    1979 wurde Havel wegen subversiver Tätigkeit zu viereinhalb Jahren Gefängnis verurteilt.
    Das Stück »Largo Disolator« ist nun seine erste Theaterarbeit seit seiner Entlassung Ende 1983.
    Havels Beschreibung der Macht der Ohnmächtigen zielt über eine Auseinandersetzung mit seinen persönlichen autobiografischen Erfahrungen weit hinaus.
    Hans-Peter Riese, Kulturjournalist und mit dem Autor Vaclav Havel befreundet.
    Havel versucht darzustellen, dass man sozusagen mit einer Äußerung, wie eben sein Held dieses Stückes, wenn ich das mal so sagen darf, Leopold,
    plötzlich zwischen alle Fronten geraten kann.
    Man wird in Anspruch genommen für eine Äußerung, die man getan hat, von Freund und von Feind.
    Und zwar in einer Situation, wo man selber schon daran zu zweifeln beginnt, ob diese Äußerung, ob dieser Text, ob diese Haltung, wenn Sie es ganz weit interpretieren, überhaupt noch in Übereinstimmung mit der eigenen Ansicht, mit dem eigenen Leben ist.
    Dieser Konflikt, dieser Handlungskonflikt, ist natürlich nicht gebunden an eine Situation,
    wie in der Tschechoslowakei, wo ein Autor mit Zensur zu kämpfen hat.
    Dieses gibt es im Westen auch, dass man sozusagen, populär gesagt, auf ein Image festgelegt wird, von dem man dann nicht mehr runterkommt und dieses Image beginnt dann sozusagen die eigene Authentizität zu zersetzen, die eigene Identität aufzunehmen.
    Am Wiener Akademietheater betreute Regisseur Jürgen Bosse die Uraufführung von Václav Havels neuem Stück Largo Desolato.
    Seine Inszenierung verzichtet konsequent auf spektakuläre Momente.
    Jürgen Bosse konzentriert sich auf die Zerrissenheit des intellektuellen Leopold Kopreva.
    Keinen unangefochtenen Helden will er zeigen, stattdessen eine Parabel über die Bedrohung der Identität von Havels Hauptfigur.
    Deswegen ist das auch so ein
    für meine Begriffe eine sehr große Theaterfigur geworden, weil er darauf verzichtet hat, einen Märtyrer zu schildern, ihn mit einer Gloriole zu umgeben, sondern er hat ihn in all seinen Schwächen und Stärken gezeigt.
    Und dadurch wird, durch diese Widersprüche, wird erst diese Figur verstehbar.
    Hören Sie noch einen Probenausschnitt aus Vaclav Havels Largo Desolato, und zwar aus jenem Bild, in dem Joachim Bismaier als Kopriva erstmals den beiden Vertretern der Staatsmacht gegenüber tritt.
    Zwei unscheinbaren, fast freundlichen Herren, gespielt von Hannes Siegel und Karl Mittner.
    Wie Sie sehr gut wissen,
    Erwartet Sie das, was Sie erwartet, weil Sie unter dem Namen Dr. Leopold Kopriwa ein gewisses Schriftstück zusammengestellt haben?
    Einen Essay, wie Sie es nennen.
    Ja, Sie haben das nicht bestritten und dadurch eigentlich erst möglich gemacht, dass es ausgegangen ist, wie es ausgegangen ist.
    Der Täter war eigentlich durch Ihr Zutun bekannt.
    Und als Mensch mit einem gewissen Überblick wissen Sie sicher, dass man, wenn der Täter unbekannt ist, kein Verfahren im Hinblick auf das sogenannte Prinzip der Bekanntheit des Täters... Kurz und gut.
    Wenn Sie uns hier eine kurze Erklärung unterzeichnen, dass Sie nicht Dr. Leopold Kopriva sind, der Autor des betreffenden Schriftstücks, dann wird die ganze Angelegenheit als nichtig betrachtet und vom vorhergehenden Beschluss abgesehen.
    Wenn ich Sie recht verstehe, wollen Sie, dass ich erkläre, ich sei nicht mehr ich?
    Largo Desolato von Vaclav Havel hat am Samstag im Wiener Akademietheater Premiere.
    Sie hörten dazu einen Beitrag von Rüdiger Wischenbart.
    Und jetzt meldet sich wieder Josef Wenzlchnatek mit einem Nachrichtenüberblick.
    Albanien.
    Parteichef Enver Hoxha ist heute Nacht im Alter von 76 Jahren gestorben.
    Das hat vor wenigen Minuten die amtliche albanische Nachrichtenagentur gemeldet.
    Einzelheiten stehen noch aus.
    Österreich.
    Der Kärntner Landeshauptmann Leopold Wagner erklärte, er habe die Kärntner Landesparteiobmänner von ÖVP und FPÖ aufgefordert, bei ihren Bundesparteiobmännern die Meinung über das Problem der Austria-Drahtfabrik in Ferlach einzuholen.
    Wagner meinte, das jetzt vorgeschlagene Sanierungskonzept sei nach reinen Managergesichtspunkten erstellt worden.
    Er sei enttäuscht darüber, dass der Bundeskanzler diesen Argumenten gefolgt sei.
    Verlag sei aber als ein besonderes und staatspolitisches Problem zu sehen.
    Er hoffe deshalb, dass es noch einmal eine politische Diskussionsrunde darüber geben werde, sagte Wagner.
    Zur Sanierung der Austria Draht AG sind unter anderem die Kündigung von 100 Mitarbeitern und für weitere 120 Beschäftigte das Pendeln nach Bruck an der Mur in der Steiermark vorgesehen.
    Der frühere CDU-Generalsekretär Kurt Biedenkopf hat in Wien zu den Zukunftsvorstellungen der ÖVP einen Vortrag gehalten.
    Biedenkopf sagte unter anderem, die Kosten für die soziale Sicherheit stiegen ständig an, die Arbeit aber schrumpfe.
    Es gebe eine Überfrachtung der Arbeit durch Sozialabgaben, was auf Dauer sicher nicht tragbar sein würde.
    Die Kraftfahrorganisation Arbö hat eine Reform des Kalkulationsschemas bei der Autohaftpflichtversicherung vorgeschlagen.
    Arbö-Sprecher Rudolf Hellar meinte, auch die Neben- und Hörversicherungen sollten in die Kalkulation miteinbezogen werden, dann würde sich das Defizit um etwa 300 Millionen Schilling verringern.
    Auch die Kosten für die Verwaltung und die Schadensabwicklung sollten gesenkt werden.
    Außerdem regte Heller die Einführung weiterer Bonusstufen im Bonus-Malus-System an.
    Sowjetunion Parteichef Michael Gorbatschow hat den von ihm vorgeschlagenen befristeten Aufstellungstopp sowjetischer Mittelstreckenraketen in Europa als Beweis der Aufrichtigkeit und des guten Willens bezeichnet.
    Gorbatschow gab diese Erklärung gegenüber einer Delegation amerikanischer Kongressabgeordneter in Moskau ab.
    Die Behauptung an Washingtons, die UdSSR sei den USA bei verschiedenen Atomwaffenarten überlegen, bezeichnete Gorbatschow als eine Entstellung der Tatsachen.
    Die Wetteraussichten für Österreich bis heute Abend, teils sonnig, teils stärker bewölkt, aber kaum Niederschlag.
    Nachmittagstemperaturen heute zwischen 8 und 14 Grad.
    In wenigen Sekunden ist es 13 Uhr, das Mittagsschonal ist geschlossen.
    Auch im Namen des Teams einen recht angenehmen Tag noch wünscht Udo Bachmeier.
    Auf Wiederhören.

    Beiträge dieses Journals

    Nachrichten
    Datum: 1985.04.11 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Wetterbericht
    Datum: 1985.04.11 [Sendedatum]
    Schlagworte: Natur ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Brasilien fürchtet um Neves
    Mitwirkende: Encke, Ulrich [Gestaltung]
    Datum: 1985.04.11 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Medizin ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
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    Inhalt: Nachrichten
    Finnischer Präsident warnt vor Anti - Sowjetismus
    Mitwirkende: Graffenberger, Günter [Gestaltung]
    Datum: 1985.04.11 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
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    Inhalt: Nachrichten
    DDR - Vorbereitungen für Feiern zum 8. Mai
    Einblendung: Museumsführerin im Armeemuseum in Ostberlin; Filmtonausschnitt
    Mitwirkende: Bethke, Ekhart [Gestaltung] , Anonym, Museumsführerin im Armeemuseum in Ostberlin [Interviewte/r]
    Datum: 1985.04.11 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Kultur ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    ARBÖ zu Kfz-Haftpflicht
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    Mitwirkende: Gassner, Susanna [Gestaltung] , Hellar, Rudolf [Interviewte/r]
    Datum: 1985.04.11 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
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    Inhalt: Nachrichten
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    Mitwirkende: Stamm, Alfred [Gestaltung] , Wagner, Leopold [Interviewte/r]
    Datum: 1985.04.11 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Gesellschaft ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
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    Mitwirkende: Adrowitzer, Roland [Gestaltung] , Biedenkopf, Kurt Hans [Interviewte/r]
    Datum: 1985.04.11 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik Österreich ; Wissenschaft und Forschung ; Wirtschaft ; Technik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
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    Inhalt: Nachrichten
    Ostbank finanziert neue britische Tageszeitung
    Mitwirkende: Krönig, Jürgen [Gestaltung]
    Datum: 1985.04.11 [Sendedatum]
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    Mitwirkende: Stipsicz, Karl [Gestaltung]
    Datum: 1985.04.11 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
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    Inhalt: Nachrichten
    Premiere "Largo Desolato" von Havel im Akademietheater
    EInblendung: Probenausschnitte, Hans Peter Riese, Regisseur Bosse
    Mitwirkende: Wischenbart, Rüdiger [Gestaltung] , Riese, Hans Peter [Interviewte/r] , Bosse, Jürgen [Interviewte/r]
    Datum: 1985.04.11 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Politik Österreich ; Kultur ; Wissenschaft und Forschung ; Theater ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten

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    Titel Mittagsjournal 1985.04.11
    Spieldauer 01:00:03
    Mitwirkende Bachmair, Udo [Moderation]
    Dobrovolny, Herbert [Regie]
    ORF [Produzent]
    Datum 1985.04.11 [Sendedatum]
    Schlagworte Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt
    20. Jahrhundert - 80er Jahre
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    Format TKA [Tonband auf Kern (AEG)]
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