Mittagsjournal 1986.03.29

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    Rechtliches

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    KI-generiertes Transkript

    Die Zeit?
    In fünf Sekunden ist es 12 Uhr.
    12 Uhr.
    Hier ist der österreichische Rundfunk.
    Guten Tag meine Damen und Herren, beim Mittagschanal am Karsamstag, dem 29.
    März, begrüßt Sie Werner Löw.
    Unser Programm heute, nach den Weltnachrichten, ein Gespräch mit dem Wahlkampfleiter für Kurt Waldheim, mit dem ÖVP-Abgeordneten Herbert Steinbauer.
    Es geht um die Frage, wie wirkt sich die laufende Waldheim-Diskussion auf den Wahlkampf und seine Strategie aus.
    Das Umfeld zu dieser Diskussion ist dann auch ein Schwerpunkt im Gespräch mit dem heutigen Journalgast.
    Denn im Journal zu Gast ist heute der ehemalige Chefredakteur und jetzige Herausgeber der Tageszeitung die Presse Otto Schulmeister.
    Außerdem auf unserem Programm Freisprüche im Papst-Attentatsprozess gegen den Bulgaren Antonow.
    Der Sturz des Schah aus der Sicht eines Diktatoren-Profis sozusagen, denn der bekannte polnische Autor Ryszard Kapuscinski legt jetzt ein neues Buch vor.
    Und ein neues Musical des weltbekannten Erfolgsautors Tim Rice.
    Nach Evita und Jesus Christ Superstar kommt jetzt Chess, also Schach, auf die Bühne.
    Soweit unser Überblick.
    Am Anfang stehen wie immer die Nachrichten.
    Zusammengestellt hat sie als verantwortlicher Redakteur Christian Auer, Nachrichtensprecherin ist Maria Piffl.
    Österreich, Jugoslawien, USA.
    In der Diskussion um die Vergangenheit von Präsidentschaftskandidat Kurt Waldheim hat Jugoslawien eine erste offizielle Erklärung abgegeben.
    Ein Sprecher des Außenministeriums in Belgrad betonte, es gebe zu den Beschuldigungen gegen Waldheim keine neuen Erkenntnisse.
    Die Präsidentenwahl sei eine Angelegenheit Österreichs und seiner Bevölkerung.
    Der als oberster Nazi-Jäger der Bundesrepublik Deutschland bekannte Oberstaatsanwalt Alfred Streim hat den Präsidentschaftskandidaten entlastet.
    In einem Interview für die Neue Kronenzeitung erklärt Streim, es gebe keine Hinweise für eine Beteiligung Waldheims an sogenannten Säuberungsaktionen gegen Partisanen auf dem Balkan.
    Der Generalsekretär des Jüdischen Weltkongresses, Israel Singer, bekräftigte dagegen in einem Interview für die Tageszeitung Die Presse seine Angriffe gegen Walter.
    Zugleich wies Singer den Vorwurf zurück, er mische sich in den österreichischen Wahlkampf ein.
    Das amerikanische Blatt New York Times wirft dem früheren UNO-Generalsekretär wörtlich vor, seine Kriegszeit in lügnerischer Weise vertuscht zu haben.
    Die New York Times äussert die Vermutung, die Supermächte hätten von diesen Dingen bereits in der UNO-Zeit Waldheims gewusst und sie für sich behalten, um Druck auf den Generalsekretär ausüben zu können.
    Auch die innenpolitische Auseinandersetzung dauert trotz der ermahnenden Worte von Bundespräsident Kirchschläger an.
    Der Obmann des ÖVP-Seniorenbundes, Hermann Wittal, betont in einer Aussendung, das Schweigen von Bundeskanzler Sinovac zu den ausländischen Vorwürfen mache die Mitverantwortung des Regierungschefs für die Verleumdungskampagne allgemein erkennbar.
    Italien.
    Im italienischen Giftweinskandal hat sich die Zahl der Toten auf zehn erhöht.
    Eine 26-jährige Mailänderin und ein Mann aus Alessandria in Piemont starben, nachdem sie mit Methylalkohol versetzten Wein getrunken hatten.
    Der italienische Zoll hat in Neumarkt in Südtirol und in der Region Venezien insgesamt mehr als 8000 Hektoliter Wein beschlagnahmt, der eine möglicherweise tödliche Dosis Methylalkohol enthält.
    Drei bulgarische Staatsbürger unter ihnen der Chef des römischen Büros der bulgarischen Luftlinie Balkan Air, Ivanov Antonov, sind im Prozess um die Hintergründe des Papstattentats vom Mai 1981 mangels an Beweisen freigesprochen worden.
    Gleichfalls aus Mangel an Beweisen wurden zwei türkische Angeklagte freigesprochen.
    Der Türke Omar Baciki, der für den Papstattentäter Ali Aca die Tatwaffe nach Italien eingeschmuggelt hatte, wurde zu drei Jahren und zwei Monaten Haft verurteilt.
    Aca selbst verbüßt wegen des Anschlages eine lebenslange Haftstrafe.
    Libyen, Italien.
    Der libysche Revolutionsführer Muammar Gaddafi hat neuerlich damit gedroht, amerikanische Einrichtungen in aller Welt anzugreifen.
    In seiner ersten Rede nach der militärischen Konfrontation in der grossen Syrte-Bucht warnte Gaddafi auch Italien und Spanien, sie könnten in einen möglich libysch-amerikanischen Krieg verwickelt werden.
    Zugleich verurteilte er die Zusammenarbeit arabischer Länder, vor allem Ägyptens, mit den USA.
    Der italienische Ministerpräsident Bettino Craxi hat sich anlässlich des Ruhmbesuches des amerikanischen Außenministers George Shultz besorgt über mögliche weitere Manöver der Amerikaner in der Großen Sürte geäussert.
    Das Recht sei zwar auf Seiten der USA, betonte Craxi, doch müsse man in Betracht ziehen, dass 10.000 italienische Staatsbürger in Libyen leben.
    Rumänien.
    Staats- und Parteichef Ceaușescu hat einen Abrüstungsappell sowohl an die Sowjetunion als auch an die Vereinigten Staaten gerichtet.
    Er forderte die UdSSR auf, ihren Teststopp für Atomwaffen beizubehalten und appellierte zugleich an die USA, sich dem sowjetischen Moratorium anzuschliessen.
    USA.
    Präsident Reagan hat den Kongress aufgerufen, rasch seinen Widerstand gegen weitere Versuche mit Satellitenabwehrwaffen aufzugeben.
    In einer Erklärung des Weissen Hauses heißt es, im Falle von Pannen in der amerikanischen Abschreckung wäre das sogenannte ESET-Programm von grosser Bedeutung.
    Der Kongress hatte bei der Abstimmung über das amerikanische Verteidigungsbudget weitere Versuche mit Antisatellitenwaffen untersagt.
    Französisch Guayana.
    Nach einem fehlgeschlagenen Startversuch am 19.
    März ist die Europa-Rakete Ariane heute Nacht planmässig vom Raumfahrtzentrum Kourou im Nordosten Südamerikas gestartet.
    Kurze Zeit später setzte die Rakete zwei Nachrichtensatelliten, den amerikanischen G-STAR 2 und den brasilianischen Brasiliat S2 aus.
    Die Raumfahrtexperten in Kourou sprechen von einem vollen Erfolg.
    Frankreich.
    Insgesamt 13 Sprengstoffanschläge sind heute Nacht in den südfranzösischen Städten Marseille, Nice und Aix-en-Provence verübt worden.
    Ziele waren Banken, Sparkassen und ein Postamt.
    Es entstand Sachschaden, verletzt wurde niemand.
    Zur Täterschaft bekannte sich eine korsische Separatistenorganisation.
    Österreich.
    Der Osterverkehr hat gestern auf Österreichs Strassen vier Menschenleben gefordert.
    Insgesamt ereigneten sich im Bundesgebiet 120 Verkehrsunfälle.
    166 Personen wurden dabei verletzt.
    Europa.
    In Österreich und in allen anderen europäischen Ländern beginnt in der kommenden Nacht wieder die Sommerzeit.
    Um Punkt zwei Uhr mitteleuropäischer Zeit werden die Uhren um eine Stunde auf drei Uhr mitteleuropäische Sommerzeit vorgestellt.
    In Österreich, so wie in den meisten anderen Ländern, gilt die Sommerzeit bis zum 28.
    September.
    In Großbritannien, Irland und der Türkei werden die Uhren erst am 26.
    Oktober wieder um eine Stunde zurückgestellt.
    Die österreichischen Bundesbahnen wollen in der kommenden Nacht die rechnerische Verspätung ihrer Züge um eine Stunde durch kürzere Bahnhofsaufenthalte und womöglich durch höhere Geschwindigkeiten wieder aufholen.
    Nun zur Wetterlage.
    Eine Kaltfront hat in der vergangenen Nacht Österreich überquert.
    Ihre Reste beeinflussen noch das Wetter im Alpenraum.
    In der Folge gelangen weitere atlantische Störungen nach Mitteleuropa.
    Die Aussichten bis morgen früh.
    Starke Bewölkung und regional noch Niederschläge, vor allem an der Alpen-Nordseite sowie im Norden Österreichs.
    Später dann Lokalaufhellungen.
    Westliche Winde.
    Nachmittagstemperaturen 5 bis 11, Frühtemperaturen morgen minus 1 bis plus 5 Grad.
    Die Prognose für morgen, für den Ostersonntag, überwiegend reichlich bewölkt und einige Regenschauer, zwischendurch aber auch sonnige Abschnitte.
    Schneefallgrenze teilweise unter 1000 Meter.
    Lebhafte westliche Winde.
    Tageshöchsttemperaturen 4 bis 9 Grad.
    Noch eine Vorschau auf den Ostermontag.
    Bewölkt und zeitweise Niederschläge.
    Tageshöchsttemperaturen 5 bis 10 Grad.
    Die Messwerte von 12 Uhr.
    Wien bedeckt leichter Regen, 9 Grad.
    Eisenstadt stark bewölkt, 10 Grad.
    Nordwind mit 20 km pro Stunde, Linz stark bewölkt Regen 6°, Westwind mit 15 km pro Stunde, Salzburg bedeckt Regen 6°, Innsbruck bedeckt Regen 5°, Bregenz stark bewölkt 10°, Südwind mit 10 km pro Stunde, Graz heiter 12° und Klagenfurt heiter 12°, Südostwind mit 10 km pro Stunde.
    Es ist zehn Minuten nach zwölf und mit dem ersten Beitrag im Mittagsschanal kommen wir auch gleich zurück zum Thema der Spitzenmeldung der Nachrichten.
    Es war, so formulierte es schon am Donnerstagabend Bundespräsident Kirschleger, es war ja wirklich eine Karwoche für uns Österreicher.
    Und er meinte damit die trotz erhofften Osterfriedens nicht zur Ruhe kommende Diskussion um die angebliche Nazi- oder sogar Kriegsverbrecher-Vergangenheit von Präsidentschaftskandidat Dr. Kurt Waldheim.
    Der Beginn der heißen Phase dieser Diskussion lässt sich ziemlich genau datieren.
    In seiner Ausgabe vom 3.
    März veröffentlichte das Nachrichtenmagazin Profil eine Wiedergabe der sogenannten Wehrstammkarte des Jux-Studenten Kurt Waldheim.
    Die brisante Eintragung auf diesem Dokument aus dem Jahre 1939 stand in der Spalte Zugehörigkeit zu Gliederungen und so weiter.
    Denn hier hatte jemand eine Mitgliedschaft Waldheims seit 1938 bei der SA und beim Nationalsozialistischen Deutschen Studentenbund eingetragen.
    Die Folgegeschichte ist bekannt, es wurden im In- und Ausland nach und nach weitere Dokumente und weitere, immer schärfere Vorwürfe gegen den Präsidentschaftskandidaten veröffentlicht.
    Vorwürfe, die er und die ihn unterstützende ÖVP jeweils entschieden zurückwiesen.
    Den neuesten Stand haben wir ja eben auch gerade in den Nachrichten gebracht.
    Es kann kein Zweifel sein, dass sich die Wahlkämpfer für Waldheim ihren Einsatz nicht als permanente Defensive gegen eine, wie Sie es sehen, üble Verleumdungskampagne vorgestellt haben.
    Welche Konsequenzen sich aus dieser März-Debatte für die ÖVP-Wahlstrategen, aber vielleicht auch für das Wählerverhalten ergeben, darüber sprach Fritz Besata mit dem Waldheim-Wahlkampflenker Heribert Steinbauer.
    Herr Steinbauer, die Strategie für den Präsidentschaftswahlkampf für Dr. Walter war doch wohl die, diesen erfahrenen Karrierdiplomaten, langjährigen Außenminister, UNO-Generalsekretär quasi vom Glaspalast der Vereinten Nationen in die Hofburg zu bringen.
    Einen ruhigen, undramatischen Wahlkampf haben Sie sich gewünscht.
    Na, das ist da jetzt wohl nicht eingetroffen.
    Müssen Sie die Strategie ändern?
    Zweifellos haben die Debatten der letzten Wochen mit den massiven Verleumdungs- und Verdächtigungsversuchen eine Überlagerung der Sachargumente mit sich gebracht.
    Nur, deswegen sind ja die Sachargumente als solche nicht
    überhaupt hinfällig.
    Ganz konkret gefragt, haben Sie Ihre Strategie schon geändert oder müssen Sie sie noch ändern?
    Nein, gewisse Sachen sind ja längst beim Wähler, ob das jetzt Nachrichten über ein Plakat waren, ich erinnere etwa an das jener Plakat, Dr. Waldhelm vor dem Hintergrund von New York, ob es
    Broschüren sind, in denen die Amtsauffassung von Dr. Waldheim dargestellt wird.
    Darf ich bei dem von Ihnen zitierten Jenner-Plakat kurz einhaken?
    Das war wohl Ihre Absicht, die außenpolitische Erfahrung Waldheims den Österreichern zu präsentieren, durch die Angriffe zum Teil auch aus dem Ausland, durch die starke Medienberichterstattung nicht nur in Amerika und Jugoslawien, sondern das geht ja um die ganze Welt.
    Ist es doch etwas zweifelhaft, dass der Slogan noch stimmt, Waldheim, der Mann, dem die Welt vertraut?
    Ja, ich glaube auch, dass sich das aussortieren wird in die Stimmen, die vielleicht gleichgültig, was immer die Wahrheit ist, ihm nicht vertrauen wollen, und jene Stimmen, die ihm nach wie vor vertrauen, bitte der Mann war in der Welt, angesehen, ein Jahrzehnt, zwei Perioden, ungenau als er geht ja, dass dies
    Am Ende dieser Kampagne, am Ende der Verdächtigungen, sicherlich nicht in dem Umfang, wie es noch vor einem Jahr war, vorhanden sein wird, weil diese Stimmen haben zunächst einen Effekt, dass dies aber nach wie vor eine Realität ist, auf die man bauen kann.
    Aber ist es in diesem Zusammenhang nicht auffällig, dass niemand von den großen Staatsmännern der Welt die Waldheim kennt, dass niemand Waldheim zu Hilfe eilt?
    Wir glauben, dass das nicht notwendig ist.
    Wir würden nur meinen, dass die Bundesregierung die unqualifizierten Angriffe des
    World Councils zurückweist, aber wir dürfen jetzt nicht einerseits sagen, man soll das Ausland draußen lassen, wir Österreicher entscheiden schon selbst, wer Bundespräsident wird und dann auf der anderen Seite versuchen, indirekt das Ausland hereinzuholen.
    Herr Steinbauer, ein zweiter Punkt der ursprünglichen Wahlkampfstrategie lag wohl auch darin, dass man versucht hat,
    dass man getan hat, Waldheim als unabhängigen Kandidaten zu präsentieren, der nur von der ÖVP nominiert und unterstützt wird.
    Durch die Angriffe, die jetzt gegen Waldheim geführt werden und wurden, ist es doch so, dass sich die ÖVP voll um Waldheim versammelt hat und ihn jetzt schützen muss aus ihrer Sicht.
    Ist auch dieser Teil ihrer Strategie, nämlich der unabhängige Kandidat, der nur von der ÖVP unterstützt wird, ist auch dieser Teil der Strategie nicht aufgegangen.
    Sie sagen jetzt so, locker ist auch dieser Teil der Strategie nicht aufgegangen.
    Nein, sondern die Unterstützungserklärung der ÖVP, also das Unterstützen seit vorigen März, wirkt natürlich in einer Zeit der Angriffe deutlicher, wenn prominente Persönlichkeiten
    des Landes, wie es eben Spitzenpolitiker, Landeshauptleute etc.
    sich für Dr. Waldheim erklären, wird es vielleicht deutlicher sichtbar.
    Das heißt aber auf der einen Seite, je mehr die ÖVP sich jetzt um Kurt Waldheim scharrt,
    desto mehr verliert er eigentlich von der ursprünglich propagierten Unabhängigkeit?
    Nein, glaube ich nicht, weil auf der anderen Seite ja gerade die Verdächtige und Angriffe der letzten Wochen die Frage immer mehr beantworten.
    zur Frage, vertraut man der Persönlichkeit Dr. Kurt Waldheim, vertraut man dem Menschen Dr. Kurt Waldheim, sich hinentwickeln und keiner mehr eigentlich fragt, welche politische Einfärbung ist damit verbunden und dass gerade hier
    alle Beziehungen der politischen Struktur zurücktreten, weil die Frage immer grundsätzlicher wird, weil die Frage auch immer patriotischer wird, weil die Frage ganz andere Dimensionen, aber auf die Person bezogen bekommen hat.
    Fritz Besata sprach mit dem Wahlkampfleiter für den Präsidentschaftskandidaten Kurt Waldheim, mit dem ÖVP-Abgeordneten Heribert Steinbauer.
    Und beim Umfeld der Waldheim-Diskussion bleiben wir auch mit der heutigen Folge unserer Serie im Journal zu Gast.
    Das ist heute Dr. Otto Schulmeister.
    Der bekannte österreichische Journalist feiert am kommenden Dienstag seinen 70.
    Geburtstag.
    Vor fünf Jahren bezeichnete ihn der damalige Bundeskanzler Bruno Kreisky als einen der großen Journalisten im Lande.
    Das muss nicht sehr viel bedeuten, sagte Kreisky mit einem Seitenblick und einem Seitenhieb auf Österreichs Journalisten, aber, so Kreisky wörtlich, er ist es auch im objektiven Sinne.
    Otto Schulmeister ist vor allem als langjähriger Chefredakteur der Zeitung Die Presse bekannt, deren Herausgeber er heute ist.
    In seinen Büchern hat er sich immer wieder mit Österreich, mit seiner Geschichte, seiner Politik und seinen Platzen der Welt befasst, wobei Titel wie Die Zukunft Österreichs oder Der zweite Anschluss – Österreichs Verwandlung seit 1945 programmatisch sind.
    Das Gespräch mit Dr. Otto Schulmeister führt die Roland Machatschke.
    Herr Dr. Schulmeister, unter den Publizisten in Österreich gelten Sie schon lange als ein Mann, der berät klargeführt über den Verfall von Werten, Verfall von Sitte und Moral, Sie gelten als Pessimist, als ein Mahner vor dem Untergang, vorzugsweise dem Untergang des Abendlandes.
    Das heißt, dass Sie nichts dagegen haben, gelegentlich als Kassandra vom Dienst bezeichnet zu werden.
    Nun hat das Schicksal der Kassandra darin bestanden, dass sie zwar die Gabe der Seherkraft gehabt hat, der absoluten Seherschaft sogar, dass sie aber dazu verflucht war, dass niemand ihr geglaubt hat.
    Die extremste Prophezeiung Kassandras war der Untergang Trojas.
    Sieht Otto Schulmeister Parallelen zum heutigen Österreich?
    Also zwischen Troja und Österreich würde ich nicht unmittelbar eine Verbindung herstellen.
    Ich sehe auch das hölzerne Pferd noch nicht, durch das die tödliche Gefahr hereinkommt.
    Aber wer alt genug ist und dieses Land in seinen großen Momenten erlebt hat und in einem leisen, für manche gar nicht bemerkbaren,
    der macht sich schon große Sorgen.
    Wir könnten uns wieder anstecken mit überwunden, geglaubten Krankheiten, wieder Affekte beleben, von denen wir gemeint haben, wir hätten sie auf dem Zentralfriedhof der Geschichte beigesetzt.
    Ich zitiere aus der Presse den von Ihnen herausgegebenen Blatt vom Dienstag dieser Woche.
    Ein Leitartikel zum Thema Vergangenheit des ÖVP-Präsidentschaftskandidaten Waldheim.
    Ist es Sache des Jüdischen Weltkongresses darüber zu befinden oder nicht immer noch jene der Österreicher, nämlich Vergangenheit Waldheims?
    Was immer Waldheim als junger Offizier gesehen, getan oder unterlassen hat, ist einzig seine Sache, es zur Beurteilungssache der Wähler.
    Halten Sie es nicht für legitim, Herr Dr. Schulmeister, wenn der jüdische Weltkongress gleichsam als Vertretung der Deportierten und Vertretung der Umgebrachten, der Vergasten, Fragen stellt, und halten Sie es nicht für bedenklich, wenn in der Presse von einer Handvoll ewig Gestrigen gesprochen wird, das ist wieder ein wörtliches Zitat, die Schuld
    an einem neuen Antisemitismus tragen, von dessen Ausuferung wir uns noch keinen Begriff machen können.
    Heißt das nicht unverhüllt ausgedrückt, Juden sollen den Mund halten, sonst wächst der Antisemitismus?
    Das, glaube ich, kann man absolut nicht so verstehen.
    Wir in der gleichen Ausgabe der Altbundeskanzler Kreisky in dieser Hinsicht
    der jüdischen Herkunft nach sicher und verdächtig in ebenso scharfen Worten festgestellt hat.
    Es handelte sich um ganz kleine Kreise, die schon ihm in seiner Regierungszeit das Leben schwer gemacht hätten.
    Und es handelte sich auch um eine Rache an Herrn Waldheim, weil er als Generalsekretär der Vereinten Nationen eine
    wie man eben gesagt hat, eher pro-palästinensische Politik gemacht hätte.
    Was aber diesen erwähnten Leitartikel betrifft, so meine ich tatsächlich, dass es, und ich habe das auch meinen jüdischen Freunden wiederholt in diesen Tagen gesagt, dass wir jetzt langsam in einen Zustand kommen, in dem das alles kontraproduktiv wird.
    Das heißt,
    Das, was uns immer unvergesslich bleiben muss, der Holocaust, die mörderischen Konsequenzen einer solchen totalitären Ideologie,
    Die können nicht mit dem Mittel eines Zensurates, zu dem sich ein jüdischer Weltkongress, der aber auch wieder, eben wie Herr Kreisky sagte, gar nicht bevollmächtigt ist, auch nur für seine Mitglieder zu reden, aufschwingt.
    Die Folge ist nämlich dann die, dass die Österreicher glauben, sie sind überhaupt nicht mehr souverän,
    Sie haben den Staatsvertrag umsonst erworben und noch in der dritten und vierten Generation wird Ihnen dann irgendjemand sagen, dieser oder jener passt einem nicht.
    Das ist keine Qualifikation des Herrn Dr. Waldheim und ich bedauere, dass eigentlich als jemand, der diese Zeit selbst auch erlebt, erlitten und auch an ihr sich mit verschuldet hat,
    In dieser Generation gibt es niemanden, der sich davon freisprechen kann, dass er das nicht von vornherein klargestellt hat.
    Ich habe nie einen Grund gesehen zu sagen, wer ich gewesen bin und was meine Erfahrungen waren und warum ich dann der geworden bin, der ich bin.
    in den letzten Jahrzehnten nach der Rückkehr aus dem Krieg und in dieser zweiten Republik geworden bin.
    Natürlich bin ich Otto Schulmeister am 13.
    März 1938 unter dem Balkon des Ballhausplatzes gestanden und war begeistert über den Anschluss.
    Ich war kein Parteimitglied.
    Es dürfte nicht einmal jemandem gelingen, sei es echte, sei es etwas zurechtgemachte Papiere zu finden.
    In derselben Nacht bin ich aber am Schillerplatz und habe meinen Vater abgeholt, der zwei Stunden später verhaftet werden sollte, jedenfalls aber arbeitslos war.
    Und ich war dann auch arbeitslos als Werkstudent.
    Aber das hatte mit dem Dritten Reich nichts zu tun.
    Wir waren als junge Menschen gegen das schwarze Ständestaatsregime und wir haben uns mit unserer Fantasie ausgemalt, so wie Sozialisten sich wieder ihre sozialistische Revolution in Europa, das Reich als eine neue Ordnungsmacht, in der wir unseren Vätern zeigen würden, man könne doch eine bessere Welt errichten.
    Die folgenden Jahre waren die eigentliche Erziehung für mich und meine Generation und für die, die es überlebt haben.
    Und aus dem ist dann
    der Journalist oder Schulmeister geworden, dem es manchmal sehr schwer fällt, Jüngeren begreiflich zu machen, zu was Menschen fähig sind, und zwar nicht nur damals, sondern unter bestimmten Umständen immer.
    Und dieses haben wir hier, endet die Vermittlungsfähigkeit, das kann weder durch Tonnen von Büchern, noch durch offizielle Indoktrination, noch durch anderes bewerkstelligt werden.
    Es gibt den berühmten biblischen Geist Asmodeus, der angeblich in der Nacht die Dächer der Häuser abhebt und sieht, was die Menschen darunter machen.
    Ich möchte zwischen Neusiedlersee und Bodensee nicht in den letzten Jahrzehnten abgehoben haben, was bei diesen Österreichern wirklich vorgegangen ist, die ihre Väter verloren haben,
    menschliche Katastrophen erlebt haben, die sehen mussten, wie viele unserer jüdischen Mitbürger, was ihnen angetan wurde, Unfassbares.
    Und doch ist das dann vom Leben überwuchert worden, der Befreiung unseres Landes, der Herr im eigenen Haus, dann Wohlstand und dann was soll es.
    Die Österreicher galten als ganz geschickte Burschen, wie die mit dem Leben fertig werden,
    Eigentlich ist der Hitler in Deutschland erfunden worden, wir haben damit nichts zu tun gehabt oder nicht viel.
    Naja schon, es hat ein bisschen Antisemitismus gegeben, aber das soll man nicht so ernst nehmen.
    Man hat vergessen, dass die perfektesten Leute in diesem System, was die Vernichtung von Menschen in diesen Lagern beim Holocaust und so weiter betraf, merkwürdigerweise aus unserem Land stammten.
    Vermissen Sie in Österreich einen Politiker vom Schlage eines Richard von Weizsäcker, der eine Rede halten kann, wie er sie als deutscher Bundespräsident im vorigen Jahr im Bundestag gehalten hat, zum Jahrestag des Kriegsendes?
    Ja, würde ich entschieden sagen, ja.
    Ich vermisse auch außer einigen immer wiederholten Erklärungen der Kirchen die Stimme der Kirchen.
    Das hat aber eben mit diesem Versteckspiel der Österreicher untereinander zu tun.
    Aber wir sind uns diese Selbstreinigung, die aber nicht von außen verordnet werden kann und die auch nicht nur einer Partei zufällt, die sind wir uns schuldig geblieben.
    Und an dem leiden wir und das passiert jetzt und ich fürchte, das wird uns noch in den nächsten
    Monaten und vielleicht Jahren noch viel mehr beschäftigen, dass wir hier nicht jenen festen Boden unter den Füßen haben, den man der Zweiten Republik moralisch wünschen würde.
    Österreicher Dr. Schulmeister ist viele Jahrzehnte lang nach dem Zweiten Weltkrieg im Ausland als Klischeebild präsent gewesen.
    Die Sängerknaben, die Übertragung des Neujahrskonzertes, die Lipizzan und was da alles mehr ist.
    Seit etwas mehr als einem Jahr ist Österreich politisch immer mehr im Ausland
    in den Medien präsent gewesen, also zum Beispiel in den USA, wo normalerweise über Österreich nie etwas berichtet wird.
    Man kann das Ganze ja nur stichwortartig wiedergeben, also Reeder Frischenschlager, Föst Chemie Linz, Abt von Rhein, Weinskandal, gerade zum Weinskandal jetzt an dem anknüpfen.
    Als in Österreich diese gepanschten Weine entdeckt worden sind, wurde darüber berichtet in der ganzen Welt, bis in die hintersten Ecken, bis in die Südsee hat man Berichte darüber gelesen.
    Jetzt haben wir einen Weinskandal in Italien, dem schon mehrere Menschen zum Opfer gefallen sind, hat es Todesopfer gegeben.
    Eine Medienkampagne derart, wie es über den österreichischen Wein gegeben hat, hat es bis jetzt in diesem italienischen Weinskandal nicht gegeben.
    hat uns also sozusagen unsere nicht bewältigte Vergangenheit eingeholt, ist eine höhere Bereitschaft, ihrer Meinung nach, da im Ausland, gerade den Österreichern, die sich bis jetzt so erfolgreich gedrückt hatten von ihrer Mitverantwortung an allem, was geschehen ist, in dem großen Begriff zweiter Weltkrieg, Hitler und so weiter, den Österreichern das jetzt zu zeigen, dass sie auch dazugehören, dass sie sich nicht aus dieser Verantwortung drücken können.
    Ich vermute, da kommt mehres zusammen.
    Auf der einen Seite hat es immer einen Neid gegeben gegenüber diesen Schlawinern, die es so verstehen, schlau durch das Leben zu schleichen und zu sagen, Beethoven war ein Wiener und Hitler ist ein Deutscher gewesen.
    Das bezog sich aber auch auf außerdeutsche Gebiete.
    Denken Sie nur an die Vorbehalte, die man gerade in Amerika gegenüber der Neutralität Österreichs hatte.
    Das ist also das eine.
    Jetzt sieht man ja, was bei diesen Österreichern dahinter steckt.
    Das ist, wie man auf Wienerisch sagt, Schmäh.
    Der Wein ist gepanscht.
    Ihre Wirtschaft ist Thalmiglanz, der abblättert.
    Und Ihr innerer Friede, auf den Sie so stolz waren und der Ihnen so viel Prestige eingebracht hat, mit dem ist es auch nicht weit her.
    Wir müssen uns fragen, inwieweit haben wir uns wirklich in die Demokratie eingelebt, wenn wir heute sehen eine Parteienlandschaft, von der viele junge Menschen
    im Spektrum von links bis rechts und von rechts bis links, sagen, mit dem haben wir nichts zu tun.
    Das ist eine Funktionärsoligarchie, die sehr gut lebt und von der wir dann immer wieder jeden Monat hören, der hat ein paar Millionen, der hat ein paar Hunderttausend.
    Die jüngsten Dinge haben sich im Zusammenhang mit der Bundesländer ereignet.
    Was soll da legitim sein?
    Was soll da für uns glaubwürdig sein?
    Dass sie selbst dann einmal die Erfahrung machen müssen, dass Politik immer nur Relatives ist und dass die Menschen schwach sind und leicht korruptiert werden können, das ist kein Trost für die, die das schon hinter sich gebracht haben und kaum mehr viel Zeit haben, diese Erfahrung weiterzugeben, wenn sie dann überhaupt abgenommen wird.
    In einem langen Artikel in der Presse vor genau 14 Tagen haben Sie gemeint, Herr Dr. Schulmeister, dass es kein bloßer Zufall sein kann, dass die Kette der Skandale und persönlichen Verfehlungen in Österreich nicht mehr abreißt.
    Sie haben festgestellt, Österreich sei unterwegs von der Insel der Seligen zur Skandalrepublik.
    Das Österreich von 1986 sei gegenwärts fixiert.
    Die erste Aufgabe einer politischen Seelsorge sollte darin bestehen, die Österreicher wieder zukunftsfähig zu machen.
    Wer soll ihrer Meinung nach die politische Seelsorge in Österreich durchführen?
    Politiker, wenn ja, welche?
    Intellektuelle im weiteren Sinn?
    Leute, die keine Partei oder Standes- oder sonstige Organisationsfunktionen haben?
    Vordenker?
    Basisgruppen?
    Was schwebt Ihnen davor?
    Ich bin nicht Tiresias und bin kein Seher.
    Und wir sehen ja, wie auch in weit größeren Staaten, mit einer geschlossenen, ungebrochenen Tradition und Identität.
    Beides ist bei uns nicht so gegeben.
    man hier im Dunkeln tappt.
    Aber ich meine, dass alle die von Ihnen hier genannten Faktoren hier zusammenwirken müssen.
    Wien ist nicht Österreich.
    Die Bundesländer sind in vielen lebendiger, vitaler, auch
    Nicht so morbid oder zynisch, wie vieles bei uns schon als Politik oder Kulissenpolitik sich hier abspielt.
    Ich bin ein leidenschaftlicher Wiener.
    Das ist keine Ankeri gegen Wien, sondern das ist das unglückliche Schicksal dieser Stadt, dass sie nicht getragen wird von der Vitalität aller Österreicher.
    sondern dass man am Bodensee irgendwie sagt, naja, das muss halt auch noch geben, dieses Babylon an der Donau und man sich schon jenseits des Semmering zu distanzieren beginnt.
    Und doch wird es dieses Österreich nur geben, wenn dieses Wien nicht nur revitalisiert, sondern wieder
    zu einem Geisteszentrum gemacht wird, zu dem wir alle Voraussetzungen hätten.
    Nur plötzlich ist der Bruch sichtbar geworden, den wir eben im Zuge eines beträchtlichen materiellen Voranschreitens überkleistert haben, den wir nicht wahrhaben wollten.
    Und da meine ich, dass das Zusammenwirken der überfälligen Generationsablöse mit einer Erneuerung in den Parteien, denn ohne die gibt es keine freiheitliche rechtsstaatliche Gesellschaft,
    mit neuen Einschüssen an Ideen, mit einem wachen Wahrnehmen dessen, was sich uns heute noch an glücklichen Schicksalslosen anbietet.
    Nur dürfen wir halt nicht dauernd auf der Voest-Krise und der Bundesländersache und der WBO und diesem Ab...
    Von Rhein, der da ja geradezu demnächst kommen, wie ich höre, seine Memoiren, das alles nimmt ja groteske Züge einfach an.
    Und die ist unwürdig, der Österreicher, die sind nicht so, die sind tüchtig, anständig, lügen auch nicht so, wie das heute manchmal Tagesgebrauch ist.
    Warum fehlt also die Stimulation in unserem Land?
    Diese Stimulation wieder herzustellen, das wird sicher ein turbulenter, schmerzlicher Prozess sein, bei dem Präzeptoren, ob in Moskau oder in Washington oder in New York, weniger erwünscht sind.
    Wir selbst müssen sehen, dass wir einen Weg hinter uns haben, den wir zum Teil mit Lebenslügen bestritten haben.
    und dass wir uns in Acht nehmen müssen, dass wir uns wieder anstecken von dem Leichengift einer im Grunde, wie wir alle gehofft haben, beerdigten, falschen, schrecklichen Vergangenheit, bei der man aber auch wieder sagen muss, und das sage ich jetzt für meine Generation, und ich habe ja einen aktuellen Anlass dazu, die Menschen des Jahres 1933, 1934, 1938, die Soldaten im Krieg sind
    sicher nicht schlechtere Menschen, sogar vielleicht in manchen viel naivere Menschen gewesen, als man heute annimmt.
    Sie sind nicht alle verstrickt gewesen in die Gräueltaten jener Zeit.
    Sie hatten Vorstellungen für die, die ihnen, wie man in Wien sagt, abgeräumt wurden.
    Aber wer die Väter und Großväter so schlecht macht,
    Und zwar generell, dass dann nur noch mehr Kameradschaftsvereine für ihre Verteidigung übrig bleiben.
    Einem solchen Land kann es nicht gut gehen.
    Herr Dr. Schulmeister, von der Höhe und der Warte eines Lebens von 70 Jahren, was hat Sie in Ihrer Entwicklung geprägt?
    Haben Sie Vorbilder?
    Ich habe eine sehr herrliche, großartige Jugend gehabt, weil es eine so später dann in solche Erprobungen geführt hat, von denen einem viel erspart geblieben ist.
    Manchmal fragt man sich, wenn man 70 ist, na, was wäre denn gewesen, mein Lieber, wenn man dich abkommandiert hätte, etwa im Rahmen der Wehrmacht.
    Ich war in der Russlandfront, später in
    in Afrika, in Sizilien, im Balkan und in Athen.
    Du sollst dann etwa Judenschießungen teilnehmen.
    Hätte dir Gott geholfen dann zu sagen, nein?
    Vielleicht, aber sicher bin ich es nicht.
    Daher wird man da auch im Urteil über andere eher bescheiden.
    Aber ich komme aus der Jugendbewegung, aus dem katholischen Bund Neuland.
    Otto Maurer ist einer meiner engsten Freunde gewesen.
    Dadurch habe ich nach dem Krieg meine Zeitschrift Wort und Wahrheit gemacht.
    die 28 Jahre lang eine gewisse Rolle im deutschen Sprachraum spielte, in der Vorbereitung des Konzils und in dem, was nachher kam.
    Dadurch habe ich Künstler und Literatur kennengelernt.
    Ich habe hervorragende Lehre gehabt, sie haben es mit mir ausgehalten, ich bin ein ganz miserabler Schüler gewesen und mein Vater hat seine Eselsgeduld gehabt, dass es mit mir aushält.
    Ich bin dreimal durchgefallen, man hat mich zum Nervenarzt geschickt und den Kopf abgeklopft, ob ich nicht, also irgendwie vielleicht.
    da beschädigt bin, dann ist mir plötzlich der Knopf aufgegangen und endgültig ist mir der Knopf aufgegangen, als ich so wie Simplicius Simplicissimus aus dem Krieg zurückkam und wusste, wie das Leben wirklich ist und wie rasch der Mensch eben auch zum Schurken und zum Verrückten werden kann.
    Aber dann konnte ich im Schwarzwald den Martin Heidegger kennenlernen und mich auf dem Weg, in all diesen Jahren hat mich ein Reklamheftchen mit Hölderlin begleitet.
    In den letzten Tagen des Krieges war ich im Agrarm und als Kriegsberichterstatter.
    Ich bin auch auf dem Rückzug gewesen.
    Der General Rostlöhr, der in letzter Zeit hier auch eine Rolle spielte, hat dann die Truppen zurückgeführt.
    Er selber hat sich
    ein für mich unvergessliches Beispiel, in die kommunistische Gefangenschaft begeben ist, dann hingerichtet worden.
    War jedenfalls nicht einer jener Feiglinge, die davon gerannt sind.
    Und in diesen vielen Nächten, in denen wir darüber gestritten haben, wie es, ob denn dieser Fahnenart überhaupt noch zu halten ist, und wir wussten, unsere Kinder und Frauen, ich hatte damals schon
    Eine ganze Reihe Kinder lebten schon.
    Es war der 20.
    Juli hinter uns.
    Und da in diesen Tagen habe ich begonnen und gesagt, irgendetwas möchte ich noch haben, wenn ich nicht mehr zurückkomme.
    Und da habe ich Patmos von Hölderlin versucht, so eine Auslegung, und die kann ich heute noch sogar lesen.
    Wie wird das sein mit einer Zeit, die alles Göttliche verliert und in der alles so nur mehr Macht und schäbig und brutal wird?
    Und so diesen Hölderlin erwähne ich eben, also für mich, der ist ein Begleiter gewesen, das muss ich heute im Rückblick sagen und manchmal pflanzen mich Kollegen in der Redaktion mit dem Stichwort Hölderlin, der Alte kann es nicht lassen.
    Aber es ist gut und ich wünschte es meinen jungen Kollegen, dass sie einige geistige Sicherheiten hätten.
    Die materiellen Unsicherheiten werden von selbst kommen.
    Und die hatte ich.
    Prüfungen und die der Krieg und die Erlebnisse und Erfahrungen dieser Zeit mit sich gebracht haben, erhärtet und von dem habe ich seither gelebt und darum wünschte ich mir, dass es mit Österreich weitergeht und neue Kräfte ihm zuwachsen und es die Alten nach Hause schickt, die Gene von selber und etwas Neues in die Zukunft weisendes anfängt.
    Danke Herr Doktor Schulmeister.
    Im Journal zu Gast war Otto Schulmeister.
    Das Gespräch führte Roland Machatschke.
    In Rom ergingen heute die Urteile im zweiten Verfahren zum Attentat auf Papst Johannes Paul II.
    vom Mai 1981.
    Vor Gericht stand nicht der bereits verurteilte Pistolenschütze der Türke Ali Aca, sondern die von ihm, zumindest zeitweilig, als Hintermänner genannten Bulgaren und Türken.
    Der bekannteste Name unter den Angeklagten war der von Ivanov Antonov, seinerzeit Chef des Rombüros der bulgarischen Fluggesellschaft Balkan Air.
    An die angebliche Verwicklung des Bulgaren in das Papst-Attentat, so glaubte man etwa auch, den schnauzbärtigen Antonow auf unscharfen Fernsehbildern in der Menge auf dem Petersplatz erkennen zu können, an diesen bulgarischen Connex knüpften sich Spekulationen, die wahren Drahtzieher des Attentats auf den Papst aus Polen könnten in Moskau sitzen.
    Die Richter in Rom fehlten heute Freisprüche.
    Dass diese Urteile die Vermutungen über eine Spur in den Osten aber vermutlich nicht völlig zum Verstummen bringen werden, berichtet aus Rom Antonia Rados.
    Freispruch für Serge Antonow sowie die beiden anderen mitangeklagten Bulgaren.
    Drei Jahre Haft für den Türken Omar Bakshi, seine beiden Landsleute, die Angeklagten Celik und Celebi sind frei.
    Das ist das sensationelle Urteil im Prozess des Jahrhunderts, das vor rund einer Stunde in Rom verkündet wurde.
    Noch zuletzt sorgte der mitangeklagte Papstattentäter Ali Akca, der bereits in einem ersten Verfahren zu lebenslanger Haft verurteilt worden war und nun wegen illegalen Waffenbesitzes noch zwei Jahre dazu bekam, für Aufregung.
    Wie schon zu Beginn des Prozesses im vergangenen Mai schrieb auch heute der 28-jährige türkische Terrorist den 300 Journalisten zu, ich bin Jesus Christus.
    Ali Akca wird mit dem Ende des Prozesses nun nicht nur als mediengieriger Attentäter, sondern auch als unberechenbarer Zeuge in die Geschichte eingehen.
    Denn bei diesem zweiten Verfahren zum Papstattentat vom 13.
    Mai 1981 ging es ja eigentlich um die sogenannte Verschwörungstheorie.
    Genauer gesagt darum, ob eine Gruppe oder Organisation hinter dem Anschlag auf den Pontifex stand.
    ob das Komplott von den Bulgaren, ihrem Geheimdienst und sogar unter Mitwissen höchster sowjetischer Kreise geplant worden ist.
    Zu dieser Verschwörungstheorie war es ja gekommen, weil Ali Akca in einem Geständnis vor allem den Balkan-Ehreangestellten Sergej Antonow und zwei weitere Bulgaren schwer belastet hatte.
    Ali wusste schon im Gefängnis von vielen Einzelheiten zu berichten, nannte Namen und Verbindungen.
    Vor dem Richter widerrief er viele seiner Aussagen.
    Nachprüfungen ergaben mehr Unklarheiten als Beweise.
    Und so entschieden sich die Geschworenen, nach einwöchigen Beratungen die drei Bulgaren freizusprechen.
    Allerdings aus Mangel an Beweisen, wie die Urteilsbegründung lautet.
    So bleibt die große Frage, die diesen Monsterprozess von Anfang an begleitet hat, auch nach dem Urteil unbeantwortet.
    Nämlich die Frage, kann denn die Verschwörung gegen den Papst, vor allem wenn es um graue Wölfe und kommunistische Agenten geht, überhaupt jemals geklärt werden?
    Das Gericht muss sich jedenfalls nicht nachsagen lassen, nachlässig gearbeitet zu haben.
    Heute wurde eigentlich nur eines bewiesen, dass der Prozess des Jahrhunderts auch eines der großen Rätsel dieses Jahrhunderts hinterlässt.
    Antonia Rados aus Rom.
    In jüngster Zeit machten zwei Diktatoren der dritten Welt, die von ihrem Volk gestürzt und vertrieben wurden, Schlagzeilen.
    Ferdinand Marcos von den Philippinen und Jean-Claude Duvalier, genannt Baby-Doc von Haiti.
    Mit Diktatoren in der Dritten Welt, ihrem Sturz und den Ritualen, die diesen Sturz begleiten, beschäftigen sich die Bücher des polnischen Autors Ryszard Kapustuszczynski, die zuletzt vor allem im englischsprachigen Raum großes Aufsehen erregt haben.
    Dieser Tage erschien von ihm »Schar in Schar« im Verlag Kiepenheuer und Witsch.
    Die Übersetzung dieses Buches besorgte Martin Pollack und von ihm stammt auch der folgende Beitrag.
    Richard Kapuscinski verbrachte 15 Jahre als Reporter für polnische Zeitungen und die polnische Presseagentur PAP in den Ländern der Dritten Welt.
    In dieser Zeit wurde er Zeuge der Entkolonialisierung weiter Teile Afrikas und Asiens, aber auch der dramatischen und oft blutigen Ereignisse, die diesen Umbrüchen folgten.
    Kapuscinski schrieb elf Bücher, vorwiegend Sammlungen von Reportagen, die sich mit der dritten Welt auseinandersetzen.
    Der große internationale Durchbruch gelang ihm mit dem Buch über den Sturz von Heile Selassie, das bisher in 17 Sprachen übersetzt wurde und auf zahlreichen Bestsellerlisten stand.
    Es ist dies der erste Teil einer Trilogie, die sich mit der autoritären Macht in der dritten Welt und ihren Strukturen beschäftigt.
    Der zweite Band behandelt den Schah von Persien und dessen Sturz und der dritte Band, an dem der Autor im Moment arbeitet, wird sich mit Idi Amin von Uganda auseinandersetzen.
    Wie bereits die Studie über Haile Selassie, ist auch Shah in Shah ein Buch, in dem der Schauplatz und die Hauptperson, der Iran und Shah Reza Pahlavi, mit schneidender Präzision geschildert werden.
    Gleichzeitig aber sind sie auch Vorwand, um über allgemeingültige Dinge zu schreiben, über die autoritäre Macht als solche und ihre selbstzerstörerische Dynamik.
    Kapuscinski steht ganz in der Tradition der polnischen Reportage, zu deren Erneuerern er gerechnet wird.
    Er hat den Schritt von der vorwiegend beschreibenden Reportage hin zum Reportage-Essay gemacht.
    Wir sind zur Überzeugung gekommen, dass diese beschreibende Reportage heute nicht mehr ausreicht, dass sie veraltet ist, sich überlebt hat.
    Man muss darüber hinausgehen, in Richtung eines Versuchs der Analyse, der Verallgemeinerung, des Eindringens in die Tiefe der Reflexion.
    Die Kritiker nennen diese Form des Schreibens, die sie zum Beispiel in meinen Büchern zu finden glauben, eine Essayisierung der Reportage.
    Das heißt, die Reportage entfernt sich von der einfachen, an der Oberfläche bleibenden Beschreibung von Ereignissen und versucht, tiefer zu schauen, versucht, gewisse Regeln, gewisse Gesetzmäßigkeiten, gewisse Mechanismen herauszuarbeiten.
    In Shah in Shah geht es aber nicht nur um die Mechanismen und Rituale, die den Despoten auf dem Weg zur Macht und auch seinen Sturz begleiten.
    Kapuscinski beschäftigt sich auch mit dem, was nach dem Shah kommt.
    Das erfüllt ihn mit tiefem Pessimismus, beinahe mit Hoffnungslosigkeit.
    Im Iran fand der 27. gewaltsame Umsturz statt, schreibt er in Shahin Shah, den er in der dritten Welt erlebt hat.
    In Rauch und Donner wechselte die Macht ihrer Besitzer, stürzten Regierungen, wurden neue Menschen nach oben gespült.
    Aber eines blieb gleich, war unvergänglich, beinahe könnte man sagen ewig, die Ratlosigkeit.
    In diesem Sinne ist Shahin Shah ein tief pessimistisches Buch, in dem ein Land der dritten Welt allegorisch für die Misere der Menschheit steht.
    Ein Beitrag von Martin Pollack von dem Übersetzer des Buchs Scha in Scha, das im Verlag Kiepenheuer & Witsch erschienen ist.
    Auch in der Sendung Diagonal heute ab 17.20 Uhr im Programm Österreich 1 steht übrigens das Thema Diktatoren in der dritten Welt im Mittelpunkt.
    Und bei dieser Gelegenheit gleich ein zweiter Programmhinweis noch.
    Das Thema der heutigen Sendung im Brennpunkt ist Auferstehung heute.
    Dolores Bauer versucht in einem Gespräch mit dem Wiener Pastoraltheologen Professor Paul Zuliner zu ergründen, was die Botschaft der Auferstehung den Menschen des zu Ende gehenden zweiten Jahrtausends zu sagen hat.
    Im Brennpunkt heute Nachmittag um 14.45 Uhr im Programm Österreich 1.
    Und bevor wir zu unserem Kulturbeitrag kommen, in dem es um Musicalmusik geht, ein paar Takte Mozart.
    Gute Nacht.
    London präsentiert sich zur Zeit als eine Hauptstadt des Musicals.
    Nicht nur, dass Andrew Lloyd Webber's Cats und Starlight Express nach wie vor das Publikum anlocken und dass Musicals über John Lennon und Elvis Presley zu Kassenerfolgen geworden sind, es kommen auch in den nächsten Wochen zwei weitere Produktionen heraus, die interessant zu werden versprechen.
    Am 9.
    April hat David Wards Weltraummusical Time mit Cliff Richard in der Hauptrolle Premiere, wobei hier verblüffende technische Spezialeffekte angekündigt werden.
    Mitte Mai kommt schließlich das Schachmusical Chess heraus.
    Autor ist Tim Rice, der gemeinsam mit Andrew Lloyd Webber für die Welterfolge Jesus Christ Superstar und Evita verantwortlich zeichnete.
    Die Musik zu Jazz stammt von den beiden Ex-Mitgliedern der Gruppe ABBA, von Benny Anderson und Björn Ulveos.
    Tim Rice stand vor kurzem einer Gruppe österreichischer Journalisten für ein Interview zur Verfügung.
    Walter Gellert fasste es im folgenden Beitrag zusammen.
    Mit dieser Nummer aus Jazz landeten die Autoren des Musicals bereits lange vor der Bühnenrealisierung einen Hit.
    Einen Hit, der wiederum das Interesse an der Bühnenaufführung, wenn nicht steigern, so doch zumindest wecken helfen soll.
    Eine ähnliche Vorgangsweise hatten Tim Rice und sein ehemaliger Partner Andrew Lloyd Webber schon bei Evita praktiziert, als der Song Don't Cry For Me Argentina in den Hitparaden landete, ehe das Werk auf der Bühne zu sehen war.
    In Chess benutzt Tim Rice den Rummel um eine Schach-Weltmeisterschaft, um einen Verschnitt aus Love-Story und Spionage-Geschichte vor dem Hintergrund der Ost-West-Spannung theatralisch umzusetzen.
    Benny Anderson und Björn Ulvaeus, die beiden Ex-ABBA-Männer, haben die Musik zu Chess geschrieben.
    Tim Rice...
    Ich hatte die Idee zu der Geschichte, bevor ich sie traf.
    Als ich hörte, dass sie eine Theaterarbeit planten, habe ich ihnen dieses Projekt gemeinsam mit einigen anderen vorgeschlagen und Chess hat ihnen am besten gefallen.
    Als wir uns dazu entschlossen hatten, schrieben sie zunächst eine zu dem Stoff passende Musik, worauf ich dann die Liedtexte verfasste, die zur Musik passten.
    Vereinfacht ausgedrückt ist der Arbeitsvorgang so.
    Zuerst war eine Geschichte in groben Umrissen da, dann kam die Musik und zuletzt der Text.
    Wir ändern aber auch das immer noch, wie zum Beispiel heute.
    Wenn es gegen das Ende zugeht, hat man eine Menge kleiner Änderungen anzubringen.
    Für Tim Rice muss immer die Story Ausgangspunkt eines Musicals sein, nie ein musikalischer Einfall.
    I think the story is the most important thing for me.
    Ich glaube, für mich ist die Geschichte das Wichtigste in einem Musical.
    Alle erfolgreichen Werke dieses Genres basieren auf einer zwingenden Idee.
    Wenn ich zu schreiben beginne, dann muss zunächst eine gute Geschichte vorhanden sein.
    Erst dann stellt sich das Problem der Musik.
    Zu mir würde nie ein Komponist kommen und sagen, ich habe hier eine fantastische Musik, aber ich weiß nicht, worum es dabei eigentlich geht.
    Wie gesagt, ich brauche immer zuerst die Geschichte.
    Allerdings ist es auch schon vorgekommen, dass ich daran gedacht habe, eine berühmte Oper herzunehmen, das alte Textbuch zu vergessen und ein neues Libretto mit einer zeitgenössischen Geschichte zu erzählen.
    I need some explanations first.
    I see my friends and partner in the imperfect tense.
    In der von Trevor Nunn inszenierten Aufführung von »Jazz« spielt unter anderem auch die als Evita bekannt gewordene Elaine Page, die Sie eben in einem kurzen Ausschnitt aus dem Musical »Jazz« gehört haben.
    Sollte »Jazz« erfolgreich sein, wird das Musical auch am Broadway gezeigt.
    Und auch mit dem Theater an der Wien, so Tim Rice, hat man schon verhandelt.
    Funny enough, we've been talking with Theater an der Wien already.
    Die nächsten Pläne von Tim Rice gelten einem Musical, das vor kurzem nach einjähriger Laufzeit in London abgesetzt wurde.
    In Blondal erzählt der englische Autor die Geschichte, wie der Minnersänger Blondal König Richard Löwenherz aus dem Gefängnis in Dürnstein befreit.
    Um ehrlich zu sein war die Aufführung kein großartiger Erfolg, immerhin lief das Stück ein Jahr und das ist schon etwas.
    An und für sich war Blondel als kleines Musical gedacht, so wie meine erste gemeinsame Arbeit mit Andrew Lloyd Webber, Joseph and the Amazing Technicolor Dreamcoat.
    Es war ein Fehler, Blondel groß zu produzieren, denn kleinere Produktionen in Schulen und Colleges waren äußerst erfolgreich.
    Wenn die Arbeit an Chess beendet ist, möchte ich Blondel noch einmal überarbeiten und dem Stück die richtige Dimension geben.
    Aber trotz allem, das Musical lief ein Jahr und das war nicht schlecht.
    I know all the trials I bring to your life I watch myself hurt you without even trying I cut you to ribbons, indifference, my life
    Wird Tim Rice wieder, wie eine englische Zeitung vermutete, demnächst mit Andrew Lloyd Webber zusammenarbeiten?
    Der Autor schließt es nicht aus.
    Allerdings, so sagte er im Interview, bestünden keine konkreten Pläne für ein gemeinsames Musical-Projekt.
    Und nach diesem Beitrag von Walter Gellert schalten wir noch einmal ins Nachrichtenstudio.
    Österreich, Jugoslawien, USA.
    In der Diskussion um die Vergangenheit von Präsidentschaftskandidat Kurt Waldheim gibt es neue Vorwürfe und weitere entlastende Stellungnahmen.
    Die Regierung Jugoslawiens hat bekundet, dass sie eine Stellungnahme zu dem Antrag vom Jahre 1947 an die UNO-Kommission für Kriegsverbrechen um eine Auslieferung Kurt Waldheims ablehnt und die Angelegenheit im Zusammenhang mit dem Wahlkampf in Österreich sieht.
    Bereits gestern hatte der Sprecher des Belgrade-Außenamtes darauf hingewiesen, es gebe zu den Beschuldigungen gegen Waldheim keine neuen Erkenntnisse.
    Der Generalsekretär des Jüdischen Weltkongresses, Israel Singer, hat in einem Interview für die Tageszeitung Die Presse seine Angriffe gegen Waldheim bekräftigt.
    Singer fügte hinzu, er vertraue darauf, dass das österreichische Volk nicht in den Antisemitismus zurückfallen werde.
    Waldheims Nachfolger als Generalsekretär der Vereinten Nationen, Pérez de Cuéllar, hat die vom Jüdischen Weltkongress vorgebrachten Vorwürfe als absurd zurückgewiesen.
    Der Wahlkampfleiter Waldheims, ÖVP-Abgeordneter Herbert Steinbauer, bemerkte zur Strategie des Präsidentschaftswahlkampfes, die Verleumdungs- und Verdächtigungskampagnen gegen Waldheim überlagerten die Sachargumente.
    Die Wahlkampfstrategie werde nicht geändert.
    SPÖ-Zentralsekretär Peter Schieder bezeichnete es heute als selbstverständlich für die SPÖ, den Appell von Bundespräsident Kirchschläger zu respektieren und während der Osterfeiertage keine weiteren Stellungnahmen zu dieser Angelegenheit abzugeben.
    Bundesrepublik Deutschland.
    In der Nähe des Baugeländes der atomaren Wiederaufbereitungsanlage in Wackersdorf hat die Polizei heute ein Zeltlager von Kernkraftgegnern geräumt.
    Dabei wurden 250 Personen festgenommen.
    Die Polizei begründete die Aktion mit dem Hinweis darauf, dass Polizeieinheiten und Fernsehteams
    von denen in dem Zeltlager wohnenden Demonstranten mit Steinwürfen angegriffen worden seien, als sie versucht hätten, eine in der Nähe des Lagers errichtete Straßensperre zu entfernen.
    In dem aus etwa 15 Zelten bestehenden Lager sollen mehrere Molotow-Cocktails und Stahlkugeln sichergestellt worden sein.
    Italien.
    Im Prozess um die Hintergründe des Papst-Attentats vom Mai 1981 sind heute in Rom drei bulgarische Staatsbürger mangels an Beweisen freigesprochen worden.
    Auch zwei türkische Angeklagte wurden freigesprochen.
    Ein Türke, der dem Papst-Attentäter Ali Acer die Tatwaffe nach Italien eingeschmuggelt hatte, wurde zu drei Jahren und zwei Monaten Haft verurteilt.
    Ali Acer verbüßt wegen des Mordanschlages eine lebenslange Haftstrafe.
    Im italienischen Giftweinskandal hat sich die Zahl der Toten auf zehn erhöht.
    In Alessandria im Piemont ist ein Mann gestorben, der mit Methilalkohol versetzten Wein getrunken hatte.
    Die Polizei hat gestern in Neumarkt in Südtirol und in der Region Venezien zusammen rund 8200 Hektoliter Wein beschlagnahmt, die eine möglicherweise tödliche Dosis Methilalkohol enthalten.
    Sowjetunion.
    Parteichef Mikhail Gorbatschow wird heute Abend im sowjetischen Fernsehen eine Erklärung abgeben.
    Die sowjetischen Medien kündigten dies entgegen der üblichen Praxis an, teilen aber nicht mit, zu welchem Thema Gorbatschow sprechen wird.
    Westliche Beobachter schliessen nicht aus, dass er die Beendigung des sowjetischen Moratoriums für Atomversuche bekannt geben wird.
    Frankreich.
    Die Autofirma Renault hatte im vergangenen Jahr einen unerwartet hohen Verlust von umgerechnet etwa 25 Milliarden Schilling zu verzeichnen.
    Der größte Teil dieser Verluste entstand nach Angaben von Renault bei der Herstellung von Personenkraftwagen und kleineren Transportwagen.
    Europa.
    In Österreich und in den meisten anderen europäischen Ländern beginnt in der kommenden Nacht wieder die Sommerzeit.
    Um zwei Uhr mitteleuropäischer Zeit werden die Uhren um eine Stunde vorgestellt.
    In Österreich und in den meisten anderen Ländern gilt die Sommerzeit bis zum 28.
    September.
    Die österreichischen Bundesbahnen wollen in der kommenden Nacht die rechnerische Verspätung der Züge um eine Stunde durch kürzere Aufenthalte in den Bahnhöfen und durch höhere Geschwindigkeiten aufholen.
    Nun noch die Wetteraussichten bis heute Abend.
    Bewölkt und einige Niederschläge.
    Nachmittagstemperaturen 5 bis 11 Grad.
    Zum Stichwort Sommerzeit, auch morgen am Ostersonntag gibt es ein Sonntagsjournal um 17 Uhr Sommerzeit.
    Das Samstagjournal geht aber damit zu Ende.
    Ich verabschiede mich auch im Namen von Attraktion und Technik und wünsche noch ein angenehmes Wochenende.

    Beiträge dieses Journals

    Nachrichten
    Datum: 1986.03.29 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Wetterbericht
    Datum: 1986.03.29 [Sendedatum]
    Schlagworte: Natur ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Heribert Steinbauer zu den Auswirkungen der Waldheim-Affäre auf die ÖVP-Bundespräsidentschafts-Wahlkampf-Strategie
    Interview: Wahlkampfleiter Steinbauer
    Mitwirkende: Pesata, Fritz [Gestaltung] , Steinbauer, Heribert [Interviewte/r]
    Datum: 1986.03.29 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik Österreich ; Politik ; Medien und Kommunikation ; Wissenschaft und Forschung ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Im Journal zu Gast: Otto Schulmeister
    Interview: Journalist Schulmeister
    Mitwirkende: Machatschke, Roland [Gestaltung] , Schulmeister, Otto [Interviewte/r]
    Datum: 1986.03.29 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik ; Politik Österreich ; Gesellschaft ; Medien und Kommunikation ; Wissenschaft und Forschung ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Die Urteile im Antonov-Prozeß: Freispruch
    Mitwirkende: Rados, Antonia [Gestaltung]
    Datum: 1986.03.29 [Sendedatum]
    Ort: Rom [Aufnahmeort]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Ryszard Kapuscinsky "Schah in Schah" nun auch in deutscher Sprache erschienen
    Einblendung: Autor Kapuscinsky
    Mitwirkende: Pollack, Martin [Gestaltung] , Kapuscinski, Ryszard [Interviewte/r]
    Datum: 1986.03.29 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Medien und Kommunikation ; Wissenschaft und Forschung ; Literatur ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Zwei neue Tim Rice - Werke haben demnächst in London Weltpremiere
    Einblendung: Musicaltexter Rice, Musikausschnitte
    Mitwirkende: Gellert, Walter [Gestaltung] , Rice, Tim [Interviewte/r]
    Datum: 1986.03.29 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Kultur ; Unterhaltung ; Musik ; U-Musik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten

    Katalogzettel

    Titel Mittagsjournal 1986.03.29
    Spieldauer 01:00:00
    Mitwirkende Löw, Werner [Moderation]
    Wendl, Fritz [Regie] [GND]
    ORF [Produzent]
    Datum 1986.03.29 [Sendedatum]
    Schlagworte Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt
    20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ audio
    Format TKA [Tonband auf Kern (AEG)]
    Sprache Deutsch
    Rechte Mit freundlicher Genehmigung: ORF
    Signatur Österreichische Mediathek, jm-860329_k02
    Medienart Mp3-Audiodatei
    Gesamtwerk/Reihe Mittagsjournal

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