Mittagsjournal 1986.04.02

Video-Player wird geladen.
Advertisement
Aktueller Zeitpunkt 00:00
Dauer 00:00
Geladen: 0%
Streamtyp LIVE
Verbleibende Zeit 00:00
1x
  • Marker
  • Beschreibungen aus, ausgewählt
  • Untertitel aus, ausgewählt
    x
    ZOOM HELP
    Drag zoomed area using your mouse or a finger.
    100%

    Rechtliches

    Zitieren

    KI-generiertes Transkript

    Die Zeit, in fünf Sekunden ist es zwölf Uhr.
    Zwölf Uhr.
    Hier ist der österreichische Rundfunk.
    Und hier meldet sich Herbert Dobrowolny mit dem Mittagsjournal des aktuellen Dienstes.
    Grüß Gott, meine Damen und Herren.
    Auch in unserer heutigen Mittagssendung gibt es Berichte zur Diskussion um Kurt Waldheim.
    Der Generalsekretär der österreichischen Volkspartei, Michael Graf, lud heute Vormittag zu einer Pressekonferenz mit dem eher kämpferischen Titel, so wollten sie Kurt Waldheim fertig machen.
    Und auch die junge Generation der SPÖ meldete sich heute zu Wort.
    Weiters zitieren wir aus Zeitungskommentaren zu diesem Thema.
    Die weiteren Schlagzeilen lauten dann Eröffnung der österreichischen Industriemesse in Moskau Auswirkungen des Ölpreisverfalls auf die sowjetische Wirtschaft Neue Unruhen in Nordirland Der Vatikan hebt das Bußschweigen für den Befreiungstheologen Leonardo Boff auf
    Der Hamburger, das amerikanische Ernährungssymbol, ist drauf und dran, auch den Ostblock zu erobern.
    Im Kulturteil hören Sie Berichte zum Aufenthalt des DDR-Kulturministers Klaus Höpke in Wien und zum Stellenwert von Andersen-Märchen anlässlich des heutigen Hans-Christian-Andersen-Tages.
    Vor alldem die Nachrichten, die Christian Auer zusammengestellt hat.
    Gelesen werden sie von Wilfried Schirrlbauer.
    Sowjetunion.
    In Moskau ist am Vormittag die bisher größte österreichische Industrieausstellung im Ausland eröffnet worden.
    An dem Festakt nahmen Bundeskanzler Sinovac, Bundeskammerpräsident Rudolf Salinger sowie sowjetische Regierungsvertreter teil.
    Bei der zehntägigen Veranstaltung zeigen 170 österreichische Firmen ihre Produkte.
    Man erhofft sich eine weitere Belebung des Handels mit der Sowjetunion.
    Sinovac wird am Nachmittag von Parteichef Michael Gorbatschow im Kreml zu einer Unterredung empfangen.
    Österreich.
    Die beiden Manager der Föst-Tochterfirma Intertrading, Roland Lettner und Tankred Hermetin, sind gestern Abend aus der Untersuchungshaft entlassen worden.
    Nach Angaben der Staatsanwaltschaft fällt vor allem der Haftgrund der Verdunkelungsgefahr weg.
    Man betont jedoch, dass weiterhin schwere Verdachtsmomente vorliegen und die gerichtlichen Voruntersuchungen weitergehen.
    Österreich, USA.
    Die neu entflammte Diskussion um die Vergangenheit von Kurt Waldheim dauert an.
    Der israelische Ministerpräsident Shimon Peres hat bei einem Besuch in Washington die Vorwürfe des jüdischen Weltkongresses gegen Waldheim als sehr ernst bezeichnet.
    Peres meinte, Waldheim müsse nun die gestellten Fragen beantworten.
    Dann werde sich zeigen, was von den Anschuldigungen stimme.
    Der jüdische Weltkongress hat gestern wieder Papiere vorgelegt, die mit der Kriegsführung auf dem Balkan und in Griechenland zusammenhängen und die Unterschrift Waldheims tragen.
    Unter anderem wird den Präsidentschaftskandidaten vorgeworfen, an Geheimdienstoperationen der deutschen Wehrmacht gegen den griechischen Widerstandsführer und späteren Ministerpräsidenten Georgi Papandreou beteiligt gewesen zu sein.
    Das Wahlkampfbüro Waldheims betonte, die neuen Anschuldigungen seien genauso wenig wahr wie frühere.
    Finanzminister Franz Franitzke meinte, es könne den Österreichern aus wirtschaftlichen Gründen nicht gleichgültig sein, was das Ausland über einen künftigen Bundespräsidenten denke.
    Es gebe nicht nur die wirtschaftliche Kreditwürdigkeit eines Landes, sondern auch eine politische.
    Die zweite Nationalratspräsidentin, Marga Hubinek von der ÖVP, hat einen neuen Stil in der Politik und ein klares Wort der Regierung in der Wahlkampfdiskussion gefordert.
    Nordirland
    Die Welle der Gewalt in der britischen Bürgerkriegsprovinz dauert an.
    Nach den Ausschreitungen militanter Protestanten im Porterdown vom Ostermontag griffen die Unruhen in der vergangenen Nacht auf Belfast und mehrere andere Städte über.
    In Belfast wurde ein Polizist durch Schüsse in den Rücken schwer verletzt.
    Jugendliche griffen die Privatwohnungen anderer Polizisten mit Brandbomben an und setzten Fahrzeuge sowie eine katholische Kirche in Brand.
    Seit dem Beginn der Unruhen wurden bereits mehr als 50 Personen verletzt.
    Frankreich.
    In Paris tritt heute die neu gewählte Nationalversammlung zu ihrer konstituierenden Sitzung zusammen.
    Auf der Tagesordnung steht unter anderem die Wahl des Parlamentspräsidenten.
    Voraussichtlich wird der frühe regalistische Ministerpräsident Jacques Chabond-Delmas mit der Mehrheit des bürgerlichen Regierungslagers zum Vorsitzenden gewählt.
    Die Gefangenenhilfeorganisation Amnesty International wirft in einem in Paris veröffentlichten Bericht dem bulgarischen Regime Gewalttaten gegen die türkische Volksgruppe in Bulgarien vor.
    In dem Dokument heißt es, etwa 100 namentlich bekannte Bulgaren türkischer Abstammung seien von Dezember 1984 bis März 1985 bei einer Kampagne zur Zwangs-Bulgarisierung getötet worden.
    Mehr als 250 Personen habe man wegen ihres Protestes gegen die Zwangsmaßnahmen inhaftiert.
    Bulgarien.
    In Sofia ist am Vormittag der 13.
    Parteitag der bulgarischen Kommunisten eröffnet worden.
    Staats- und Parteichef Todor Schivkow verlas den Rechenschaftsbericht.
    Schivkow kritisierte dabei die bulgarischen Wissenschaftler wegen ihrer angeblich geringen Verbindung zur Wirtschaftspraxis.
    Allgemein werden von dem Parteikongress Richtlinien für mögliche Wirtschaftsreformen und personelle Veränderungen erwartet.
    Österreich.
    Nach einem Felssturz im Bereich des Bahnhofes Groß Reifling im steirischen Enztal ist in der vergangenen Nacht ein Güterzug gegen die Geröllmassen auf den Geleisen gepreilt.
    Es entstand schwerer Sachschaden, die Lokomotive und vier Waggons entgleisten.
    Menschen wurden jedoch nicht verletzt.
    Die Bundesbahnen hoffen, die Strecke Hieflau am Stetten bis zum Abend wieder freimachen zu können.
    Es wurde ein Schienenersatzverkehr eingerichtet.
    Italien.
    Mit Methilalkohol vergifteter Wein hat in Italien bisher mindestens 14 Menschenleben gefordert.
    Zuletzt starb in einem Krankenhaus in Genua ein 51-jähriger Mann nach einwöchiger Bewusstlosigkeit.
    USA.
    Der Chemiekonzern Union Carbide, bekannt durch die Giftgaskatastrophe im indischen Bhopal, ist wegen Verstößen gegen Sicherheitsvorschriften in einem Zweigwerk in West Virginia zu einer Geldstrafe von umgerechnet etwa 22 Millionen Schilling verurteilt worden.
    Bei einem Zwischenfall in einem Betrieb in der Start Institute wurden 134 Menschen verletzt.
    Union Carbide will Berufung einlegen.
    Kanada.
    Ein verlorenes und wiedergefundenes Lotterielos hat gleich zwei arbeitslose Kanadier zu Millionären gemacht.
    Der auf Sozialhilfe angewiesene William Murphy hatte eine Brieftasche mit dem Lottoschein auf dem Gehsteig gefunden.
    Als er erfuhr, er habe damit umgerechnet 90 Millionen Schilling gewonnen, meldete er sich beim Besitzer der Geldbörse, dem ebenfalls Arbeitslosen Jean-Guy Lavigueur.
    Als Finderlohn gestand ihm der Lottospieler ein Fünftel der Gewinnsumme zu.
    Die Wetterlage.
    Der Alpenraum steht unter Zwischenhocheinfluss.
    Noch vorhandene Bewölkungsreste werden sich im Tagesverlauf auflösen.
    Die Wetteraussichten bis morgen früh.
    Anfangs teilweise noch stärker bewölkt, aber kaum Niederschlag.
    Später Übergang zu teilweise heiterem Wetter.
    Winde vorerst noch aus West, später auf südliche Richtungen drehend.
    Nachmittagstemperaturen 12 bis 18 Grad, Tiefstemperaturen der kommenden Nacht 1 bis 7 Grad.
    Die Prognose für Marken.
    Im Westen und Südwesten beginnen der Bewölkungsaufzug und nachfolgend Aufkommen von Regen, oberhalb von 1800 Metern Schneefall.
    Im übrigen Österreich noch häufig sonnig und kräftige Tageserwärmung, erst gegen Abend auch hier Bewölkungsaufzug.
    Winde aus Südost bis Südwest, zeitweise lebhaft auffrischend.
    Tageshöchsttemperaturen 13 bis 18, örtlich auch bis 20 Grad.
    Die Vorschau auf Freitag, reichlich bewölkt und zeitweise Niederschlag, leichter Temperaturrückgang.
    Die Messwerte von 12 Uhr.
    Wien, Heiter, 13 Grad, Westwind 10 Kilometer in der Stunde.
    Eisenstadt, wolkig, 13 Grad.
    Linz, stark bewölkt, 9.
    Salzburg, stark bewölkt, 10.
    Innsbruck, Heiter, 10.
    Bregenz, wolkig, 11.
    Graz, stark bewölkt, 10.
    Und Klagenfurt, bedeckt, 9 Grad.
    Das waren die Nachrichten und der Wetterbericht im Mittagsjournal und da die innenpolitischen Berichte noch auf sich warten lassen, beginnen wir unsere ausführliche Berichterstattung jetzt um 12 Uhr und 9 Minuten mit Auslandsbeiträgen.
    Mit den Osterfeiertagen beginnt in Nordirland alljährlich eine Periode der politischen Brisanz und Konfrontation.
    Zu Ostern 1916 war es zum Aufstand der irischen Katholiken gegen die britische Herrschaft in Dublin gekommen.
    Die Antwort der Protestanten sind die sogenannten Lehrlingsmärsche.
    Heuer ist die Lage noch durch den Umstand verschärft worden, dass das im November abgeschlossene anglo-irische Abkommen von den nordirischen Protestanten abgelehnt wird.
    Selbst loyale pro-britische konservative Protestanten bezeichnen die britische Premierministerin Margaret Thatcher als Verräterin, weil in dem Abkommen der Regierung in Dublin ein begrenztes Mitspracherecht in Angelegenheiten der Provinz Alster gewährt wurde.
    Seit gestern sind bei den Unruhen durch jugendliche Randalierer Häuser, Geschäfte und Autos demoliert worden und mehrere Polizisten verletzt worden.
    Hans Heinz Schlenker gibt Ihnen mehrere Informationen.
    Märsche sind der Fluch von Ulster.
    So kommentierte heute Morgen treffend die britische Tageszeitung Daily Telegraph die Ereignisse der letzten Tage in Nordirland.
    Sie bewiesen erneut, dass Märsche in Londons Unruh-Provinz nichts, aber auch gar nichts mit Märschen in anderen Teilen Britanniens oder in anderen Ländern zu tun haben, sondern Kriegstänze der nordirischen Protestanten sind.
    Feiern diese doch mit ihnen jahrhunderte zurückliegende Siege über die Katholiken.
    Klar, dass dies auf die heutigen Katholiken in Nordirland provozierend wirken muss.
    Doch abgesehen davon werden durch die Märsche ständig die Unruhen und Spannungen in Nordirland auf Sparflamme gehalten.
    Deshalb tat Londons Nordirland-Minister Tom King gut daran, den Marsch der sogenannten protestantischen Apprentice Boys oder Lehrlinge am Wochenende in Portadown zu verbieten, mit dem die alljährliche Marsch-Saison gestartet wird.
    Die Polizei hatte nämlich Berichte gesammelt, wonach sich Saboteure unter die Marschierenden mischen wollten, um Terror zu verbreiten.
    Dass trotzdem die Protestanten darauf bestanden, ihren traditionellen Marsch durchzuführen und anschließend bis in die vergangene Nacht gewalttätig gegen das Marschverbot protestierten, zeigt nur, wie uneinsichtig, verbohrt und gegen jede Aussöhnung mit den Katholiken sie sind.
    Das haben die Protestanten zwar schon durch ihre Reaktion auf das im November abgeschlossene irisch-britische Nordirland-Abkommen bewiesen,
    Doch jetzt unterstrichen sie es erneut.
    Auf jeden Fall tat dies eine gewalttätige Minderheit unter ihnen.
    Sie sorgte dafür, dass das Nordirland-Abkommen, statt Ruhe und Stabilität zu bringen, zum Aufruhr und zu Gewalttaten führte.
    Dabei wurden in der vergangenen Nacht besonders in Belfast Polizisten angegriffen, die für Ruhe und Ordnung, aber auch für die Aufrechterhaltung des Marschverbots sorgen sollen.
    Die Wohnungen von drei Polizisten wurden mit Benzinbomben beworfen und ein Polizist
    wurde in seinen eigenen vier Wänden in den Rücken geschossen.
    In Lisburn wurde ein entführter Bus in Brand gesteckt und die Feuerwehr, die die Flammen löschen wollte, wurde mit Steinen beworfen.
    In Baligolli, in der Grafschaft Teiren, explodierte eine Autobombe in einer Tankstelle und in Larn wurde der Zug nach Belfast von betrunkenen Jugendlichen nach einem Marsch in Larn total zerstört.
    Doch trotz all dieser Vorfälle, ungeachtet der verletzten Polizisten und des Zorns der Protestanten, will Margaret Thatcher weiter an dem Nordirland abkommen, das sie im November mit ihrem irischen Kollegen Dr. Fitzgerald Abschluss festhalten.
    Und zugleich ist Dr. Fitzgerald entschlossen.
    Denn beide sind mit der Mehrheit ihrer Parlamente davon überzeugt, dass ihre Vereinbarung immer noch der beste Weg ist, den Nordiren endlich Frieden und Stabilität zu bringen und dabei den Terrorismus zu besiegen.
    Durch die Märsche sorgt freilich eine organisierte Minderheit der Protestanten dafür, dass der Weg dorthin nicht nur beschwerlich, sondern auch gefährlich ist.
    Trotz aller Sorgen, dass das Nordirland-Abkommen sie noch in irische Knechtschaft führen kann, sollte die protestantische Mehrheit nicht nur gegen ihre rabiaten Minderheiten aufstehen, sondern auch einmal genau die Nordirland-Vereinbarung lesen.
    Sie würde nämlich dann mitbekommen, dass es gar nicht so schlecht ist.
    Hans Heinz Schlenke über die Unruhen in Nordirland.
    Fünf Wochen vor Ablauf der Frist hat der Vatikan das gegen den brasilianischen Befreiungstheologen Leonardo Boff verhängte einjährige Bußschweigen vorzeitig wieder aufgehoben.
    Mit der Begründung, dass seine Theologie der Befreiung von marxistischer Ideologie beeinflusste Aspekte enthalte und die Lehre des Zweiten Vatikanischen Konzils entstelle, hat der Vatikan am 8.
    Mai 1985 dem Franziskanerpater
    für ein Jahr Vorträge, Interviews und schriftstellerische Arbeiten untersagt.
    Der 46-jährige Boff hatte insbesondere mit seinem Buch »Kirche, Charisma und Macht«, einem Plädoyer für die Befreiungstheologie, den Unmut des Vatikans erregt und sich im September 1984 wegen Verstoßes gegen das kanonische Recht in Rom rechtfertigen müssen.
    Boff hatte seinerseits nach der Verhängung des Bußschweigens erklärt, er sei kein Marxist.
    Sein Kampf richte sich unter anderem gegen die in der katholischen Kirche herrschende Hierarchie, die er durch Basisgemeinden und durch die Wahl von Priestern unterlaufen möchte.
    Die Befreiungstheologie ist eine für Lateinamerika charakteristische Strömung innerhalb der katholischen Kirche, die 1968 aus der seelsorgerischen Praxis in minderbemittelten Bevölkerungsschichten entstanden war.
    Die Verfechter dieser Lehre versuchen, die katholische Glaubenslehre an die Realität in Lateinamerika anzupassen, indem sie sie mit marxistischem Glaubensgut verbinden.
    Oberstes Ziel ist für sie der Kampf gegen Armut, Unterdrückung und Ausbeutung.
    Die überraschende Aufhebung des Bußschweigens erfolgte drei Wochen nach einem dreitägigen Gipfel im Vatikan, zu dem Papst Johannes Paul II.
    21 brasilianische Bischöfe und Kardinäle geladen hatte.
    Eines der Hauptthemen dieser Zusammenkunft war die Befreiungstheologie.
    Der Papst hatte dabei der Ansicht vertreten, dass diese Doktrin nicht nur orthodox, sondern notwendig werden könnte, wenn man sie von Elementen reinige, die sie korrumpieren könnten.
    Aber hören Sie nähere Informationen von Rolf Gallus.
    Ostergeschenk nannte der brasilianische Franziskaner Pater Leonardo Boff, einer der Gründer der südamerikanischen Theologie der Befreiung, die am Samstag von der Vatikanischen Glaubenskongregation verfügte Rückgängigmachung, der von derselben Kirchenbehörde über den Theologen verhängten einjährigen Schweigepflicht.
    Die Kongregation, geleitet vom deutschen Kardinal Josef Ratzinger,
    hatte Pater Boff am 8.
    Mai 1985 ein solches Gebot auferlegt, nämlich weder Schriften zu veröffentlichen, noch Vorträge zu halten oder Interviews zu gewähren.
    Das Verbot, denn um ein solches handelte es sich, hätte also bis zum 8.
    Mai dieses Jahres gelten sollen.
    Dass es vorzeitig aufgehoben wurde, ist wohl auf die grundsätzliche Aussprache über die Befreiungstheologie Papst Johannes Pauls II.
    mit den brasilianischen Bischöfen vor etwa drei Wochen im Vatikan zurückzuführen.
    Schon im August 1984 hatte die Kongregation für die Glaubenslehre in einem grundlegenden Dokument Kardinal Ratzingers
    die in Lateinamerika verbreitete Theologie der Befreiung als Teilabweichung vom katholischen Glauben scharf kritisiert.
    Ausgangspunkt der Kritik des Vatikans war Boffs Buch Kirche, Charisma und Macht, in dem Angriffe auf die hierarchischen Strukturen der römisch-katholischen Kirche zugunsten eines machtunabhängigen geistlichen Modells enthalten waren.
    Unter Hinweis auf die Grundessenz der Befreiungstheologie kündigte Pater Boff ausdrücklich die zwingende Notwendigkeit der Option für die Armen durch die Kirche an.
    Von der Glaubenskongregation wurden die von Boff vertretenen Auffassungen dagegen als gefährlich für den Glauben der kirchlichen Gemeinschaft eingestuft.
    Im besagten Papier vom August 1984, offizieller Titel Instruktion über einige Aspekte der Theologie der Befreiung, warnte die Vatikanbehörde insbesondere vor einer unakzeptablen Strömung innerhalb der Befreiungstheologie.
    die ihre Denkmuster von der marxistischen Ideologie ausleihe.
    Wir spüren, die den Kampf um die Rechte der Armen in eine Klassenauseinandersetzung im Rahmen der ideologischen Perspektive des Klassenkampfes verwandle."
    Zitat Ende.
    Eineinhalb Monate später, gegen Ende September 1984, wurde Pater Boff wegen seiner als unhaltbar verurteilten Thesen zu einer Anhörung nach Rom vorgeladen, die in einer schwierigen theologischen Auseinandersetzung gipfelte.
    Am 8.
    Mai 1985 folgte dann das Schweigegebot.
    Die brasilianische Bischofskonferenz hatte in ihrer Mehrheit die theologischen Ansichten Leonardo Boffs stets verteidigt.
    Besonders die beiden Kardinäle Lorscheider und Ahrens wiesen entschieden den Vorwurf zurück, die Befreiungstheologie stünde in prinzipieller Nähe zum Marxismus und deute wesentliche Glaubensinhalte in marxistischer Sicht.
    Dafür fehlten konkrete Beispiele, die dies belegen könnten, stellten die Kardinäle Lorscheider und Ahrens fest.
    Nun also scheinen die Differenzen über die Befreiungstheologie ziemlich ausgeräumt.
    Das ist auch daraus abzulesen, dass die Glaubenskongregation in Belde ein weiteres Dokument veröffentlichen wird, das in positiver Ausrichtung das weite Thema der christlichen Freiheit und Befreiung behandeln soll, als Zeichen der Hoffnung für die ausgebeuteten und unterdrückten Völker der Dritten Welt.
    Vor allem soll durch die neue Stellungnahme des Vatikans nicht der Eindruck entstehen, dass die Kirche jene unterstützen will, die angesichts des Elends und der Ungerechtigkeit eine Haltung der Neutralität und der Gleichgültigkeit einnehmen.
    Herr Rolf Gallo, so war das aus Rom.
    Es ist jetzt zwölf Uhr und 19 Minuten, elf Minuten vor halb eins und wir kommen nun zur innenpolitischen Berichterstattung.
    Und wie könnte es auch sein anderes sein?
    Sie ist natürlich von der Diskussion rund um Kurt Waldheim geprägt.
    Die Führung der jungen Generation in der SPÖ war heute in einer Pressekonferenz Waldheim Unglaubwürdigkeit und Opportunismus vor.
    Der steirische JGL-Vorsitzende Arthur Fitzko formulierte, der beste Dienst, den Waldheim seinem Land leisten könnte, wäre eine große Geste.
    Er solle seine Kandidatur zurücklegen.
    In der ÖVP-Zentrale stellte Generalsekretär Michael Graf eine Extraausgabe des Mitgliedermagazins Plus vor.
    Diese Extraausgabe wird in den nächsten Tagen in einer Auflage von dreieinhalb Millionen Stück verteilt werden.
    Titel des achtseitigen Blattes, Verleumdungskampagnen, so wollten sie Kurt Waldheim fertig machen.
    Unter diesem Motto stand auch die Pressekonferenz Grafs, von der sich nun Gisela Hopf-Müller meldet.
    Was ÖVP-Generalsekretär Michael Graf gestern bereits per Fernschreiber kundtat, erläuterte er heute also persönlich.
    Nämlich die These, die Verleumdungskampagne gegen Kurt Waldheim ist endgültig zusammengebrochen.
    Wichtiges Indiz für Graf, die mit großem Werbeaufwand für gestern angekündigte Pressekonferenz des jüdischen Weltkongresses in New York sei abgesagt worden.
    Es gebe keine Beweise gegen Waldheim.
    Ein paar verblendete Funktionäre in New York und ihre gewissenlosen Handlanger hier in Österreich in der Umgebung des Bundeskanzlers Sinovac stehen jetzt vor dem Scherbenhaufen, den sie angerichtet haben und wir alle werden das jetzt in den nächsten Monaten und Jahren ausbaden müssen.
    Die Ankündigung jetzt dem
    dem Bundespräsidenten Kirchschläger Dokumente zu schicken, ist nur ein trauriger Versuch durch eine Public Relations-Maßnahme halbwegs das Gesicht zu bewahren, denn wenn sie Dokumente hätten, bräuchten sie keinen Bundespräsidenten.
    Völlig mit Recht hat der Kolumnist einer österreichischen Tageszeitung schon vor einigen Tagen verlangt von den Herren des Jüdischen Weltkongresses, to put up or shut up.
    Die ÖVP wisse und respektiere, welches Leid die jüdischen Mitbürger durchgemacht hätten.
    Man werde nicht zulassen, dass sie mit einigen, und Kraft zitiert Simon Wiesenthal,
    hemmungslosen Angestellten des jüdischen Weltkongresses in einen Topf geworfen werden.
    Dann folgt ein heftiger Appell Grafs an die Bundesregierung.
    Sie möge ihr Schweigen endlich brechen und die Angriffe, die sich mittlerweile schon gegen ganz Österreich richteten, zurückweisen, verlangt der ÖVP-Generalsekretär und verweist dabei auf jüngste Hakenkreuz-Schmierereien vor dem österreichischen Generalkonsulat in New York.
    Graf weiter.
    Das Schweigen des Bundeskanzlers ist für uns ein Schuldbekenntnis, das seine Mitverantwortung an dieser Verleumdungskampagne klar macht und das auch erkennen lässt, welchen Schaden unser Land hier daraus leidet, dass die Regierung nicht in der Lage und nicht bereit ist, mannhaft dem entgegenzutreten, was hier unvertretbar und undokumentiert vorgeworfen wird.
    Die SPÖ versuche jetzt für den Wahlkampf zu retten, was zu retten sei, meint Graf und spricht in der Folge von einer hinterhältigen Wahlkampflinie der SPÖ.
    Die Brandstifter spielen jetzt die Biedermänner.
    Die SPÖ will den Dr.
    als Mann des Friedens hinstellen.
    Jetzt beginnt die Vernaderung des Dr. Waltheim, nachdem Bundeskanzler Sinowaz noch behauptet hatte, sie führen nur eine Positivkampagne und keine Negativkampagne.
    Erst schütten sie ihn mit Jauche an und dann rümpfen sie die Nase und sagen Pfui, er stinkt.
    Graf unterstreicht, alle Spekulationen über ein Wanken der ÖVP bei der Unterstützung Waldheims seien aus der Luft gegriffen.
    Morgen würden die Abgeordneten des ÖVP-Parlamentsklubs geschlossen die Unterstützungserklärung für Waldheim unterzeichnen.
    Journalistenfrage an Graf.
    Laut einer Agenturmeldung habe Waldheim in einem Interview für eine jugoslawische Zeitung zugegeben, es sei ein Fehler gewesen, seine Wehrmachtszeit in seinen Memoiren übergangen zu haben.
    Ist das auch Ihrer Meinung nach ein Fehler?
    Graf's Antwort.
    Es hat auch in früheren Bundespräsidentschaftswahlgängen etwa der allgemein anerkannte und geschätzte Bundespräsident Dr. Kirchschläger keineswegs jede Einzelheit aus seinen Aktivitäten in der deutschen Wehrmacht offengelegt.
    Es ist dann
    Aufgrund dieser Kampagne, dass der Scheinwerfer auf diese Fragen gelenkt wurde und Waltheim hat dann auch Auskunft gegeben, im Nachhinein lässt sich da sehr leicht ein Urteil abgeben.
    Soviel hier von der Pressekonferenz des ÖVP-Generalsekretärs, einer Pressekonferenz übrigens, die auch von zahlreichen Vertretern ausländischer Medien besucht war.
    Ich gebe zurück ans Studio des Mittagschanals.
    Reporterin war Gisela Hopfmüller.
    Mit der gestern groß angekündigten, dann aber überraschend abgesagten Pressekonferenz des jüdischen Weltkongresses in New York, aber auch mit der Pressekonferenz der beiden sozialistischen, stellvertretenden Parteivorsitzenden Fischer und Blecher befassen sich heute die innenpolitischen Kommentatoren der Tageszeitungen und Wochenmagazinen.
    Auszüge aus den Leitartikeln hat Leopold Esterle für unsere Inlandspresse-Schau zusammengestellt.
    Das ÖVP-Organ Neues Volksblatt erscheint heute unter dem redaktionellen Titel Die Lügenkampagne gegen Waldheim bricht zusammen.
    Und dass die Kampagne gegen Kurt Waldheim verpufft sei, damit beginnt auch der Leitartikel von Chefredakteur Peter Klar.
    Die beiden stellvertretenden Parteivorsitzenden der SPÖ, Fischer und Blecher, strengen sich mit aller verfügbaren Raffinesse an, das Thema weiterzuziehen.
    Obwohl die Kampagne zusammengebrochen und es eben nicht gelungen ist, Waldheims Ansehen anzukratzen, verlangen sie nun teilherzig einen Bundespräsidenten, der dem internationalen Ansehen und der Erhaltung des inneren Friedens am besten dienen kann und meinen damit nicht Waldheim.
    Dann bezieht sich der Autor auf eine Äußerung Karl Blechers, wonach Waldheim eine Gefahr für den inneren Frieden sei.
    So weit ist es also nach 16 Jahren sozialistischer Regierungstätigkeit schon gekommen, dass man einen als gefährlich abstempelt, der von Sozialisten angegriffen wird und sich dagegen wehrt.
    Und der Leitartikel im ÖVP-Organ Neues Volksblatt schließt mit den Worten jetzt erst recht.
    Jetzt erst recht, allerdings mit einem Fragezeichen versehen, betitelt auch Herbert Lackner in der Sozialistischen Arbeiterzeitung seinen Kommentar über die Haltung der ÖVP im Fall Waldheim.
    Lackner stellt folgende Fragen.
    Wieso eigentlich jetzt erst recht?
    weil man Waldheim nur dummer Vertuschungsaktionen, nicht aber persönlicher Verbrechen überführte?
    Genügt der Qualifikation für die Präsidentschaft also schon allein die Tatsache, nicht eigenhändig Partisanen massakriert oder Juden deportiert zu haben?
    Und ist es für einen Kandidaten um das höchste Amt im Staate tatsächlich nur eine lästliche Sünde, die Weltöffentlichkeit bezüglich seiner Biografie jahrelang getäuscht zu haben?
    Wer alle diese Fragen mit Ja beantworten kann, möge am 4.
    Mai trotzig und jetzt erst recht für Waldheim stimmen.
    Soweit Parteiblätter.
    Jetzt erst recht mit Fragezeichen ist auch der Aufmacher im dieswöchigen Profil, in dem Peter Michael Lingens unter dem Titel »Ein Präsident, dem die Welt misstraut« folgende Schlussfolgerungen zieht.
    Sollte Waldheim gewählt werden, so wird man das im Ausland für eine nationalsozialistische Demonstration halten.
    Es ist einem Franzosen, Kanadier oder Schweden nicht zu erklären, dass Waldheims Vorsprung durch die Ereignisse der letzten Wochen größer und nicht kleiner geworden ist.
    Das Land wird mit einem Bundespräsidenten belastet sein, dem die Welt misstraut.
    Sollte Waldheim die Wahlen gegen alle Erwartungen verlieren, so wird es zu einer Dolchstoßlegende kommen.
    Ein großer Österreicher, meuchlings hingemordet.
    Und wer ist schuld?
    Die Juden.
    Schreibt Peter Michael Lingenz im Profil.
    Im Leitartikel der Neuen Kronenzeitung beschäftigt sich Peter Gnan mit der gestern abgesagten Pressekonferenz des Jüdischen Weltkongresses und meint, die bisher vorgelegten Papiere seien nicht geeignet gewesen, Waldheim auch nur in die Nähe von Kriegsverbrechen zu rücken.
    Dass den Herren des Weltkongresses bei ihrer von Hass getragenen Kampagne gegen Waldheim und gegen Österreich offensichtlich die Luft ausgegangen ist, sollte jetzt ohne jegliches Triumphgeheil registriert werden.
    Noch dazu, wo die unqualifizierten Attacken braunen Schlamm aufgewirbelt und den Juden in Österreich genug Kummer bereitet haben.
    Die Angelegenheit ist insgesamt beschämend und traurig genug.
    Politikern aller Parteien sei deshalb ins Stammbuch geschrieben, die Emotionen aus wahltaktischen Gründen nicht weiter zu schüren.
    Und ins selbe Horn stößt Gerald Freihoffner im Leitartikel der Wochenpresse, wenn er schreibt,
    oder den Versuch, ewig Gestriger und Antisemiten aus dem Streit unlauteres Kapital zu schlagen.
    Diese Inlandspresseshow hat heute Leopold Esterle zusammengestellt.
    Es ist 12 Uhr und 30 Minuten halb eins.
    Sie hören das Mittagsschanal des aktuellen Dienstes.
    Kurz die Schlagzeilen der Beiträge, die Sie noch bis 13 Uhr hören können.
    Eröffnung der österreichischen Industriemesse in Moskau.
    Auswirkungen des Ölpreisverfalls auf die sowjetische Wirtschaft.
    Der Hamburger, das amerikanische Ernährungssymbol, ist drauf und dran, auch den Ostblock zu erobern.
    Und im Kulturteil hören Sie Berichte zum Aufenthalt des DDR-Kulturministers Klaus Höpke in Wien und zum Stellenwert von Andersen-Märchen anlässlich des heutigen Hans-Christian-Andersen-Tages.
    ... Musik ...
    Nach diesen nicht ganz taufrischen Klängen von Wolfgang Amadeus Mozart, ich bitte Sie die schlechte Tonqualität zu entschuldigen, nun ein Hinweis auf eine Sendung des aktuellen Dienstes.
    Journal Panorama.
    Mord am großen Fluss.
    So heißt nicht etwa ein neuer Grimi, sondern ein neues politisches Buch des bekannten deutschen Journalisten und Bestsellerautors Peter Scholl-Latur.
    Zentrales Thema des Buches ist die Kongo-Krise.
    Scholl-Latur konnte die dramatischen Ereignisse Anfang der 60er Jahre als Korrespondent miterleben.
    25 Jahre später war er wieder im Kongo, im heutigen Sahire.
    Die damalige Aufbruchsstimmung, der Kampf um die Unabhängigkeit, liegen weit zurück.
    Peter Scholl-Latur.
    Damals, 1960 herum, dachten wir, na ja, vielleicht entsteht hier eine neue politische Unschuld, gewissermaßen.
    Wir leben ja alle so ein bisschen in der russo-histischen Vorstellung, und das ist durchaus nicht zynisch gemeint, vom guten Wilden, nicht?
    Weil Le Bon Sauvage, wie es damals im 18.
    Jahrhundert hieß,
    Und wir dachten, die Afrikaner könnten etwas Originelles, eine neue Spontaneität in die Weltpolitik einbringen.
    Und leider, leider hat sich das eben nicht so verzogen.
    Peter Scholler-Thur zu seinem neuen Buch, Mord am großen Fluss.
    Heute Abend im Programm Österreich 1 ab 18.30 Uhr im Journal Panorama.
    Präsident Rudolf Salinger hat heute Vormittag die bisher größte österreichische Industrieausstellung im Ausland, nämlich in Moskau, eröffnet.
    Anwesend waren auch Bundeskanzler Sinowaz und der sowjetische Ministerpräsident Nikolai Ryzhkov.
    Etwa 170 österreichische Firmen präsentieren in der Sowjethauptstadt ihre Produkte.
    Schwerpunkte sind Maschinen, Ausrüstungen für die Industrie, Werkzeuge, Industrieautomaten, Roboter und Fahrzeuge.
    Die Österreicher rechnen sich besondere Chancen aus, mit hochwertigen Maschinen den Ansprüchen der sowjetischen Kunden bei der Modernisierung der Wirtschaft gerecht werden zu können.
    Österreichs Exporte in die Sowjetunion sind nach Jahren einer kräftigen Aufwärtsentwicklung 1985 zwar wieder leicht zurückgegangen, was aber nicht tragisch genommen wird.
    Denn erstens sind nach dem Rekordjahr 1984 verschiedene Großaufträge ausgelaufen und außerdem haben sich die Sowjets bei den Importen
    vor Vorliegen des neuen Wirtschaftsplanes überhaupt zurückgehalten.
    Aber hören Sie Franz Köstler von der österreichischen Industrieausstellung in Moskau.
    Wenn man die Maschinen betrachtet, die heute vor ein paar Stunden im Moskauer Messegelände offiziell in Bewegung gesetzt wurden, könnte man meinen, man sei in eine Leistungsschau aus Japan geraten.
    So sehr bestimmt die Hi-Technology das Bild.
    Lautlos bewegen sich riesige Roboterarme
    Von elektronischen Gehirnen gesteuert bearbeiten sie scheinbar mühelos Metallklötze zu Werkzeugen, bohren sie nach Erdöl oder fabrizieren in Minutenschnelle fix und fertige alpenländische Bergschwur.
    Eine Vorwegnahme des Traums von der Befreiung des Menschen von der Last der Arbeit, einer der unerfüllten Träume, die bei der russischen Revolution Pate gestanden hatten.
    Das Angebot an numerisch gesteuerten, flexiblen Werkzeugmaschinen, wie sie im Fachjargon heißen, trifft ziemlich genau das Interesse der sowjetischen Wirtschaft, die nach dem Parteitag mit dem neuen Fünfjahresplan ganz auf Modernisierung der bestehenden, veralteten Industrieanlagen des Landes ausgerichtet ist.
    Einige Ausstellungsstücke sind bereits verkauft und die österreichischen Firmen rechnen sich gute Absatzchancen aus.
    Das Interesse an der Ausstellung ist entsprechend groß.
    Als heute Vormittag Bundeswirtschaftskammerpräsident Salinger das rot-weiß-rote Band durchschnitt, war die Halle schon vollgepropft mit sowjetischen Wirtschaftsfachleuten.
    Der Planungschef der Sowjetunion Talysin war ebenso anwesend wie der Außenhandelsminister Aristow und die Direktoren der entscheidenden Stellen in den Ministerien, die dann die Vertragsabschlüsse tatsächlich tätigen müssen.
    Hier hat sich in den letzten Monaten einiges geändert.
    Der Entscheidungsprozess, der von den einzelnen Betrieben über die Abteilungen der zuständigen Ministerien bis zum Außenhandelsministerium geht, soll rationalisiert und beschleunigt werden.
    Aber nach wie vor bleibt eine Industriemesse in der planwirtschaftlichen Sowjetunion mehr als in anderen Ländern oft der einzige Platz, an dem ein direkter Kontakt zwischen einem österreichischen Unternehmen und dem Betrieb, der die Maschine dann tatsächlich benötigt, hergestellt werden kann.
    Denn bei aller Erneuerung ist die Möglichkeit, dass Betriebe ohne den Umweg über die Ministerien im Ausland direkt ihre Maschinen bestellen, noch immer nicht in Sicht.
    900 Firmenvertreter aus Österreich wollen die Chance nutzen.
    Gestern war Bundeskanzler Sinovac, verstaatlichten Minister Latziner und Kammerpräsident Salinger bereits im Kreml, um auf höchster Ebene mit den sowjetischen Wirtschaftsministern Gespräche zu führen.
    Eine Tendenzwende scheint ihnen sichtbar geworden zu sein.
    Immer wieder wurde von sowjetischer Seite betont, dass die Zeit der Mammutprojekte, der schlüsselfertigen Industriekomplexe, wie zum Beispiel der Automobilstadt Olyatikrad, vorbei sei.
    Der Schwerpunkt liegt jetzt auf Modernisierung und Computerisierung.
    Das ist für die österreichische Industrie, auch die verstaatlichte, nicht so tragisch.
    Denn das, was in der Sowjetunion als Großprojekt gilt,
    geht meist ohnehin über die Leistungsfähigkeit der österreichischen Wirtschaft hinaus.
    Was für diese als Großprojekt gilt, liegt in der UdSSR noch im Rahmen eines mittleren Auftrags.
    Wie zum Beispiel ein Vertrag, der heute Nachmittag unterzeichnet werden soll.
    Die österreichischen Schiffswerften sollen zehn Kühlschiffe in Auftrag bekommen, die sowohl auf dem Flusswege als auch im Meer einsatzfähig sind.
    Ein Auftrag von eineinhalb Milliarden Schilling
    der die beiden Werften in Kornauburg und Linz mit ihren 1600 Mitarbeitern bis Ende 1988 auslasten wird.
    Trotzdem machen sich aber auch die Sparmaßnahmen bemerkbar, die in der sowjetischen Wirtschaft trotz aller Modernisierungspläne notwendig geworden sind.
    Der Verfall der Erdölpreise und die schwindende Hoffnung auf verminderte Rüstungsausgaben durch ein verbessertes Verhältnis zu den USA machen das Geschäft schwerer.
    Das hat nicht zuletzt die österreichische Fluglinie Aue erfahren, deren Pläne einer Flugverbindung nach Japan über Moskau immer noch an sehr hohen finanziellen Forderungen der Sowjetunion scheitern.
    Und mit unserem nächsten Beitrag schließen wir gleich an die zuletzt geäußerten Gedanken von Franz Kössler thematisch an.
    Denn die Chancen der österreichischen Firmen werden nicht nur von den politischen Plänen, den Importplänen der Sowjets bestimmt.
    Wesentlich wird auch sein, wie viel Devisen die Sowjetunion verdient
    um ihre Pläne zur Modernisierung der Industrie mithilfe von Importen aus dem Westen auch bezahlen zu können.
    Und da dürfte es Schwierigkeiten geben, denn die Hauptdeviseneinnahmequelle für die Sowjets ist der Export von Öl und Erdgas.
    Und da wiederum leidet die UdSSR nicht nur an den verfallenden Ölpreisen,
    an die zum Teil auch die Gaspreise gekoppelt sind, sondern auch mit der Ölproduktion haben die Russen erhebliche Schwierigkeiten, während die Gasförderung einigermaßen planmäßig vor sich geht.
    Näheres dazu von Herbert Hutar.
    Die Sowjetunion erwirtschaftet nicht weniger als 70% ihrer Devisen aus dem Verkauf von Erdöl und Erdgas an den Westen.
    Diese Schlüsselindustrie für die sowjetische Exportwirtschaft hat aber erhebliche Schwierigkeiten.
    Nachdem die Ölproduktion vergangenes Jahr um 6% zurückgegangen war, hat sich Parteichef Michael Gorbatschow auf die Reise nach Westsibirien gemacht, um seinen Ölleuten die Leviten zu lesen.
    Denn die alten bestehenden Ölfelder wurden schlampig ausgebeutet, sodass die Lagerstätten selbst Schaden genommen haben.
    Und wenn es einmal so weit ist, ist es kaum noch möglich, den Ölhahn wieder wirksam aufzudrehen.
    Das zweite Problem sind die technischen Schwierigkeiten mit der Erschließung neuer Ölfelder.
    Haben die von Gorbatschow angekündigten Investitionen in der sowjetischen Ölindustrie sicherlich noch keine Auswirkungen auf die Produktion, so dürften die kritischen Worte des Parteichefs immerhin zu besserer Arbeit geführt haben.
    Nach Schätzungen des Wiener Instituts für internationale Wirtschaftsvergleiche ist die Ölproduktion in den ersten beiden Monaten heuer um ein Prozent höher gewesen als vor einem Jahr.
    Ein, wie die Experten sagen, bescheidener Erfolg angesichts des sechsprozentigen Rückgangs im vergangenen Jahr.
    Besser sieht es beim Erdgas aus.
    Hier stieg die Förderung letztes Jahr um 7 Prozent und die ursprünglichen ehrgeizigen Exportpläne mit Westeuropa, darunter auch Österreich, werden vom weltweit vorhandenen Öl- und damit Energieüberschuss etwas gebremst.
    Interne Schwierigkeiten werden von der Erdgasförderung nicht gemeldet.
    Die Ölproduktion der Sowjets ist also letztes Jahr um 6% zurückgegangen, die devisenträchtigen Exporte in den Westen aber um ein Viertel oder mehr.
    Zusätzliche Ursachen zu den Förderproblemen sind auch die Schwierigkeiten mit dem Transport durch die Pipelines an die Verladehäfen.
    Und außerdem sind Ölaustauschgeschäfte zwischen den Sowjets einerseits sowie den OPEC-Ländern Libyen, Iran und Irak andererseits ins Stocken geraten.
    Zu diesen Mengenproblemen bei der Ölproduktion und beim Öltransport kommen dann noch der Kursrückgang des Dollars und der Ölpreisverfall dazu.
    Hatten die Sowjets 1984 aus dem Öl- und Gasexport noch knapp 17 Milliarden Dollar erwirtschaftet, so waren es 1985 nur mehr schätzungsweise 13 Milliarden.
    Und der andauernde Ölpreisverfall dürfte den Sowjetplanern heuer ebenfalls einen kräftigen Strich durch die Rechnung machen.
    Allgemein wird angenommen, dass die Russen wieder mehr Gold auf den westlichen Märkten absetzen wollen, um zu den heiß ersehnten Devisen zu kommen.
    Herbert Hutter über die Situation der sowjetischen Wirtschaft vor dem Hintergrund des Verfalls der Ölpreise.
    Der Siegeszug des Hamburgers kennt offensichtlich keine Grenzen.
    Alle kulinarischen Schranken sind längst durchbrochen.
    Selbst die angebliche Hauptstadt aller Gourmets, nämlich Paris, ist mit Schnell-Imbissläden amerikanischer Machart übersät.
    Und auch in Wien haben die Würstelbudenbesitzer längst gelernt, der amerikanischen Konkurrenz mit Ketchup und Burenwurstbewaffnet entschlossen entgegenzutreten.
    Der Hamburger hat inzwischen auch ideologische Grenzen überschritten.
    Er ist weiter östlich gewandert, genau gesagt nach Budapest, wo Carl Stiebschitz die Spuren der ehemals amerikanischen Volksspeise geortet hat.
    Ist der Hamburger ein heimliches Transportmittel für Ideologie?
    Ist das zwischen zwei Semmelhälften gepresste Fleischleibchen nicht ein verwerfliches Symbol des American Way of Life?
    Fragen, die in westlichen Ohren eher kurios klingen.
    Doch Symbole und deren Ausstrahlung haben in der osteuropäischen Politik einen hohen Stellenwert.
    Und der Kampf gegen die verderblichen Einflüsse des Westens, besonders auf die Jugend, ist in Moskau, Prag und Bukarest ein durchaus aktuelles Thema.
    Nicht so in Budapest.
    In der ungarischen Hauptstadt, orthodoxen Marxisten ohnehin als heimlicher Brückenkopf des Westens verdächtig, gehören Hot-Dog-Stände und Hamburger Verkäufer zum gewohnten Bild.
    Doch auch in Ungarn wandelt der unfreiwillig mit politischer Symbolkraft versehene Hamburger auf ausgetretenem Faden.
    In den 50er Jahren waren es Coca-Cola und später die Jeans, die die Fantasie der kommunistischen Parteiblätter beschäftigten.
    Die vom übermäßigen Coca-Cola-Genuss wild gewordenen imperialistischen Horden war eine vielstrapazierte Phrase aus den Zeiten des Koreakriegs.
    Inzwischen wird Cola in der Sowjetunion abgefüllt, seit vielen Jahren schon.
    Echte Jeans gelten im Land Michael Gorbatschows aber noch immer als begehrtes Prestigeobjekt, das nicht selten aus Ungarn stammt.
    Die echt amerikanischen Hosen werden in einer staatlichen Fabrik mit dem heroischen Namen 1.
    Mai genäht.
    Der ungarische Hot-Dog-Markt dagegen ist fest in privater Hand.
    Die zahlreichen Würstelbuden, die Budapest und mehrere Provinzhauptstädte verunstalten, gelten als wahre Goldminen.
    Da gänzlich ohne Belege gearbeitet wird, sind die heimlichen Millionäre von den Steuerbehörden nur schwer zu kontrollieren.
    Im Jahr 1981 begann der ungarische Staat als Teil der Wirtschaftsreform unrentable Betriebe an den meistbietenden zu verpachten.
    Die ideologische Kurve wurde elegant gekratzt, denn das Eigentum an den Produktionsmitteln verbleibt in den Händen des Staates.
    Über 7.500 große und kleine Restaurants sowie Hot-Dog-Stände gelangten so in private Hände.
    Die kleinen Unternehmen investierten umgerechnet über 300 Millionen Schilling.
    Nach offiziellen Angaben machen die Privaten mit 20 Prozent weniger Personal um die Hälfte mehr Gewinn als ihre staatlichen Vorgänger.
    Dieses kapitalistische Märchen hat seine Schattenseiten.
    In diesen Wochen laufen die auf fünf Jahre befristeten Verträge aus und die Pächter müssen sich bei Auktionen neu bewerben und etwaige Konkurrenten durch höhere Pachtangebote vom Markt drängen.
    Hauptgewinner dabei ist der Staat, der ohne einen Finger zu rühren mehr Geld verdient.
    Nicht betroffen von dem Gerangel um die besten Plätze ist das junge Genossenschaftsunternehmen City Grill.
    Innerhalb weniger Monate wurden im Budapester Stadtzentrum fünf Hamburger Lokale eröffnet, die bestens besucht sind.
    Auffällig ist die Auswahl des Personals.
    Durchwegs sehr hübsche Mädchen, die für ihr schönes Gesicht auch mehr verdienen dürfen als ein angehender Arzt oder ein Ingenieur.
    Einrichtung der Lokale, Markenemblem und Verpackung der Hamburger erinnern an westliche Unternehmen.
    Vorbilder, die der Geschäftsführer der City-Grill-Kette auch gar nicht leugnet.
    Die Idee, das ist selbstverständlich, kommt von der internationalen Schnellservicemen-Restaurant McDonalds, Fimpi und Burger King.
    Wir haben das umorganisiert mit der ungarischen Methode, mit den ungarischen Gewürzen und selbstverständlich mit den ungarischen Paprika.
    Hält der Siegeszug des Hamburgers an, so werden die politischen Kommentatoren des Westens von einem altvertrauten Begriff Abschied nehmen müssen.
    Was von Nikita Khrushchev so freundlich Gulasch-Kommunismus genannt wurde, hat sich in den 25 Jahren seither weiterentwickelt.
    Zu einem, so lautet die korrekte Aussprache, Hamburger Sozialismus.
    Es ist jetzt dreiviertel eins, Zeit für unsere Kulturberichte im Mittagschanal.
    Der stellvertretende Kulturminister der DDR, Klaus Höpke, eröffnete heute Vormittag in Wien eine Ausstellung von Büchern aus der DDR.
    Schwerpunkte der Schau, die nun in der Hauptbücherei der wiener Städtischen Büchereien zu sehen ist und in der Folge auch in Graz und Salzburg gezeigt wird, Schwerpunkte sind Geschichte, Literatur und Kinderbücher.
    Gleichzeitig erscheinen in diesen Tagen die ersten Bände einer umfangreichen österreichischen Bibliothek, die gemeinsam vom Berliner Verlag Volk & Welt und dem Wiener Bölau Verlag herausgegeben wird.
    Über Tendenzen der Buchproduktion wie auch der der Kulturpolitik befragte Rüdiger Wischenbart den stellvertretenden Kulturminister Klaus Hepge.
    Herr Minister Höpke, wenn man die Ausstellung von Büchern aus der DDR hier betrachtet, so fällt auf einer der Schwerpunkte ist Geschichte.
    Da hat es ja auch neue Perspektiven in der Forschung der letzten Jahre gegeben.
    Was sind da die Schwerpunkte?
    Wenn Sie als Schwerpunkt nehmen ein Buch, das besonders starke Verbreitung auch außerhalb der DDR gefunden hat, dann ist das sicherlich die Bismarck-Biografie von Ernst Engelberg.
    Nur möchte ich darauf aufmerksam machen, dass diese sehr starke Beachtung, die das Buch gefunden hat, nicht darüber hinwegtäuschen soll, dass es viele andere wichtige neue Forschungen auf historischem Gebiet auch zu anderen Figuren, wichtigen Gestalten der deutschen Geschichte gegeben hat.
    Beispielsweise ein Pendant zu Bismarck, Lasalle, liegt ebenfalls biografisch erarbeitet vor.
    Ich würde weiter verweisen auf die neuen Veröffentlichungen über Ernst Hellmann.
    Es wird so sein, dass wir neben biografischen Arbeiten immer wieder auch Querschnittsarbeiten vorlegen.
    Jetzt hat uns besonders interessiert die Wiederkehr des Tages, an welchem KBD und SPD sich zur Sozialistischen Einheitspartei vereinigt haben.
    Und wir können davon sprechen, dass die Geschichtsliteratur bei den Lesern ein besonders starkes Echo gefunden hat.
    Die bürgerliche Literatur, wenn man so will, steht zum Beispiel auch fast im Mittelpunkt eines großen Projekts der Zusammenarbeit zwischen der DDR und Österreich, der österreichischen Bibliothek.
    Was interessiert Sie eigentlich an dieser österreichischen Literatur, dass Sie ihr so große Aufmerksamkeit schenken?
    Der Reiz dieses Erbes besteht eigentlich darin, genauer zu verfolgen, wie bestimmte humanistische Bestrebungen der Gegenwart ihre Wurzeln schon in vergangenen Zeiten hatten, dabei in sehr verschiedenen Arten der Betrachtung des Lebens.
    Also, wenn Sie gerade auf die österreichische Literatur zu sprechen kommen, bestimmte Erscheinungen der spätbürgerlichen Zeit sind selten so auf den Punkt gebracht worden, wie etwa durch einen Schnitzler.
    Betrachtet man die Kulturpolitik der DDR nach innen wie nach außen, so fällt auf oder meinen manche Beobachter, dass es eine Öffnung gibt seit einiger Zeit.
    Was den kulturellen Austausch anbelangt, wäre zum Beispiel gerade in dieser Woche eine Lesetournee von Erich Fried, der erstmals in der DDR, soweit ich weiß, liest.
    Wie sehen Sie die Kulturpolitik im Moment?
    Wir sehen unsere Kulturpolitik so, dass sie Prinzipien folgt, die sich seit Jahrzehnten und insbesondere in den letzten beiden anderthalb Jahrzehnten bewährt haben, nämlich zu verbinden eine besondere Förderung von Literatur, von der wir meinen, dass sie sozialistisch-realistischen Prinzipien folgt, mit einer großzügigen
    Weltoffenheit.
    Das hat aber doch immer wieder zu ganz konkreten Konfrontationen geführt.
    Es hat zumindest Debatten im Vorjahr gegeben um Bücher von Günther de Bruyne, Neue Herrlichkeit, um auch den Hinze-Kunst-Roman von Volker Braun.
    Verglichen mit den Debatten, die Sie hier über Thomas Bernhard hatten, waren das ganz friedliche, zurückhaltende, nichts weiter als im literarischen Bereich und in der gesellschaftlichen Öffentlichkeit sich abspielende Kontroversen.
    Es wäre gut, wenn Freunde in benachbarten Ländern das mit einer größeren Gelassenheit betrachten würden.
    Diese Bücher, um jetzt auch meine persönliche Meinung zu sagen,
    verdienen nach wie vor auch einen kritischen Kommentar.
    Beispielsweise bei aller wohlwollenden Diktion, die ich gegenüber dem Werk von Volker Braun verwandt habe, auch in meiner persönlichen Stellungnahme, meine ich zugleich, wie ich es auch geschrieben habe, dass in wesentlichen geistigen Positionen zwischen ihm und mir ein bestimmter
    Denkgegensatz besteht.
    Eine sehr grundsätzliche Debatte, die sich auch übers Literarische hinausgegangen ist, hat die jüngste Autorengeneration betroffen während der letzten Jahre.
    Der Vorwurf hat gelautet, ein zu negatives Bild der Gegenwart.
    Vorsichtig, vorsichtig.
    Die Äußerung, deren Zeuge ich bin, ging etwas anders, nämlich.
    dass man gegenüber bestimmten pessimistischen Strängen, sage ich mal, im literarischen Werk sehr wohl Verständnis hat.
    Man braucht nur in die Welt von heute zu gucken und ich muss sagen, in bestimmten Punkten gehört ja geradezu eine übermäßige Abgehärtetheit dazu, nicht pessimistisch zu werden.
    Und das zunächst mal wurde alles konzidiert.
    Und daran geknüpft war jetzt die Frage, ob es für einen Literaturschaffenden, einen Geistesschaffenden reicht, in dieser pessimistischen Situation zu verbleiben.
    Oder ob es nicht sozusagen ein Zeichen von Schöpfertum wäre, wenn er Ansatzpunkte findet, da herauszukommen.
    Und das halte ich für eine hilfreiche und gerechtfertigte Diskussion.
    der stellvertretende Kulturminister der DDR, Klaus Höpke, im Gespräch mit Rüdiger Wischenbart.
    Die Erinnerungen an das erste Märchenbuch und das erste Geschichtenbuch hält bei den meisten Menschen ihr Leben lang an.
    Wie wichtig also Kinderbücher in ihrer Auswahl und Wirkung sind, das versucht ein Tag im Jahr besonders zu dokumentieren.
    Der sogenannte Andersen-Tag, der Geburtstag des dänischen Märchenerzählers Hans-Christian Andersen.
    In zahlreichen Veranstaltungen, Lesungen, Rätselspielen und verschiedenen anderen Veranstaltungen werden für Kleinkinder, Schulkinder und Jugendliche Buchpreise in ganz Österreich ausgespielt und sie werden auch auf ältere und neueste Jugendliteratur aufmerksam gemacht.
    Mit einer der produktivsten und beliebtesten Kinderbuchautorinnen, mit Mira Lobe, sprach Brigitte Hofer aus Anlass des Andersen Tages.
    Frau Lobe, Sie sind eine Schriftstellerin, die unglaubliche Erfahrungen hat in Kinderliteratur.
    Was schreibt man heute, damit es die Kinder gerne lesen, damit es die Kinder wirklich interessiert?
    Ja, das ist eine schwierige Frage, zumal an jemand Älteren.
    Also, wo hast du es bei Kindern, glaube ich?
    Ewig jung bleibt nur die Fantasie, nicht?
    Ich glaube also, dass Fantastisches, Fantasievolles
    weiter für die Kinder ganz wichtig ist.
    Auch das, was man damit kreativ bezeichnet, bei den Kindern sehr anspricht und sie aushebelt aus Gewohnheiten und aus zu viel technischem Denken, das natürlich für sehr viele Kinder hochinteressant ist.
    Also das Sachbuch ist für sehr viele Kinder
    wirklich, also je höher hinauf das Alter geht, umso wichtiger und umso interessanter.
    Dann würde ich sagen, dass humorvolles Schreiben weiter sehr wichtig ist für Kinder.
    Kinder, die emotional stark angesprungen werden durch soziale Thematik zum Beispiel, durch Mitteilungen in Erzählform aus
    der dritten Welt, Unterdrückung und was es da so an Furchtbarem gibt, das kommt schon an an die Kinder, würde ich glauben.
    Ja, aber ist es nicht sehr altersspezifisch?
    Da sind doch dann die großen Unterschiede in den verschiedenen Lesealtern, nicht?
    Mit denen man rechnen muss.
    Ja, ja, sicherlich, sicher.
    Aber wissen Sie, das ist ja so, also ich zum Beispiel habe das ja auch im Bilderbuch schon probiert und hin und wieder ist es mir gelungen, nicht immer, aber also große Thematik für sehr kleine, also wir haben, weiß ich, das Problem der Solidarität,
    habe ich in meinem Bücher geschrieben, dass den Hoppipopp, diese Hasengeschichte zum Beispiel, also kleine, schwache, viele kleine, schwache gegen einen großen, gefährlichen, das geht, dass das geht und das ist eigentlich eine Problemgeschichte, wenn Sie wollen.
    Aber ich habe es halt in eine Hasengeschichte getan oder bei den Millimandeln in irgendeiner Art Märchenform oder so etwas.
    Man kann schon altersgemäß das bringen.
    Also mir selbst ist Ihre Oma im Apfelbaum unvergesslich, die ja auch zuerst eine Fantasiefigur ist und dann eine sehr realistische Figur wird, mit sehr viel Sozialbezug auch.
    Ja, ab 8, 9 glaube ich, lesen die Kinder die Oma schon.
    Das lesen sie noch in der Volksschule.
    Welche Erfahrung haben Sie mit Lyrik für Kinder?
    Ja, das ist, ich habe also im zunehmenden Maße gereimt.
    Aber das ist, glaube ich, keine Lyrik.
    Aber ich weiß, dass Kinder rhythmische Sprache, gebundene Sprache und gereimte Sprache sehr mögen, sehr mögen.
    Wir haben so Jahre gehabt, wo das geradezu verboten war, lächerlicherweise.
    Und die sind vorbei.
    Und das finde ich gut.
    Also da ist ein, das, das Ich-Bin-Ich, das ist so ein Evergreen, das haben die Leute gerne.
    Das hat ein Refrain sozusagen, das heißt, denn ich bin ich, weiß nicht wer, drehe mich hin und drehe mich her, drehe mich her und drehe mich hin, möchte wissen, wer ich bin.
    Und das ist also diese Frage nach der Identität, nicht?
    Das ist ja so eine, mit der man so ab zweieinhalb, ab drei zu tun kriegt und die verlässt einen ja auch nicht, bis man
    stirbt, nicht?
    Frau Lobe, früher musste Kinderliteratur lieb und herzig und vor allem belehrend sein.
    Wie würden Sie jetzt in ganz kurzen Worten die jetzige Kinderliteratur charakterisieren?
    Ja, also statt belehrend würde ich informierend sagen, informativ, nicht?
    Lieb ist, Sie sagen das so, in Bindnis zusammen lieb und herzig, also lieb
    Also emotional ansprechend, zärtlich, warm, kann sie ruhig, soll sie ruhig, darf sie ruhig weiter sein, da bin ich sogar sehr dafür.
    Herzig ist furchtbar natürlich.
    Sind Sie optimistisch, was die Kinderbücher für die Zukunft betrifft, trotz Fernsehen, trotz Lärmüberflutung?
    Oh ja, das bin ich ja.
    Das hängt natürlich wahnsinnig davon ab, ob sie herausgelesen wird.
    Und nach diesem Gespräch nun noch einige Kurzmeldungen.
    Sowjetunion.
    Bundeskanzler Sinovac und Bundeskammerpräsident Salinger haben am Vormittag in Moskau die bisher größte österreichische Industrieausstellung im Ausland eröffnet.
    180 österreichische Firmen zeigen ihre Exponate.
    Etwa 700 Firmenvertreter aus Österreich sind in die sowjetische Hauptstadt gekommen.
    Man erhofft sich eine weitere Belebung des Handels mit der Sowjetunion.
    In seiner Ansprache sagte Bundeskanzler Sinowaz, die fortschrittliche österreichische Technologie könne einen nicht unwesentlichen Beitrag zu den Bemühungen der Sowjetunion leisten, bis zur Jahrtausendwende einen großen volkswirtschaftlichen Wachstumsschub zu realisieren.
    Sinowaz wird am Nachmittag von Parteichef Gorbatschow zu einer Unterredung empfangen.
    Österreich.
    ÖVP-Generalsekretär Michael Graf hat heute die Verleumdungskampagne gegen den von der ÖVP unterstützten Kandidaten für das Bundespräsidentenamt Gürt Waldheim als gescheitert bezeichnet.
    Graf sagte, ein paar verblendete Funktionäre in New York und ihre gewissenlosen österreichischen Handlanger in der Umgebung von Bundeskanzler Sinowaz stünden jetzt vor den Scherben ihrer Kampagne.
    Das Schweigen des Bundeskanzlers zu Vorwürfen seitens des jüdischen Weltkongresses gegen Waldheim bezeichnete Graf als Schuldbekenntnis.
    Der SPÖ warf der ÖVP-Generalsekretär vor, sie verfolge eine hinterhältige Wahlkampflinie, die Brandstifter gebärdeten sich jetzt als Biedermänner.
    SPÖ-Zentralsekretär Peter Schieder warf Graf in einer ersten Reaktion stillose Beschimpfungen und ein Wiederholen bereits entkräfteter Verdäumtungen vor.
    Die ÖVP wollte damit in plumper Weise von der Tatsache ablenken, dass Waldheim die Glaubwürdigkeit verloren habe, sagte Schieder.
    Die beiden Manager der Föst-Tochterfirma Intertrading, Roland Lettner und Tancred Hermentin, sind aus der Untersuchungshaft entlassen worden.
    Die Staatsanwaltschaft gibt an, der Haftgrund der Verdunkelungsgefahr falle jetzt weg.
    Es legen jedoch nach wie vor schwere Verdachtsmomente gegen die beiden Manager vor, daher gingen auch die gerichtlichen Voruntersuchungen weiter.
    Der Haftbefehl gegen den international gesuchten ehemaligen Chef der Intertrading, Gernot Preschan, bleibt aufrecht.
    Nicht bestätigt hat sich bisher nach Angaben der Staatsanwaltschaft der Verdacht, dass sich Lettner und Hermentin im Zusammenhang mit der Inter-Trading-Affäre persönlich bereichert haben.
    Zwei deutsche Skifahrer sind gestern auf dem Stubaier Gletscher in eine Gletscherspalte gestürzt.
    Einer wurde dabei so schwer verletzt, dass er auf dem Transport ins Krankenhaus starb.
    Der zweite deutsche Skitourist blieb unverletzt.
    Die beiden hatten trotz zahlreicher Warnschilder und Absperrungen die gesicherte Skipiste verlassen.
    Die Wetteraussichten für Österreich bis heute Abend.
    Anfangs stärker bewölkt, später teilweise heiter.
    Nachmittagstemperaturen 12 bis 18 Grad.
    Damit sind wir am Ende von 60 Minuten Information durch den aktuellen Dienst.
    Am Mikrofon war Herbert Dobrowolny.
    Im Namen des Teams des heutigen Mittagsschanals verabschiede ich mich.
    Auf Wiederhören.
    Das war's für heute.

    Beiträge dieses Journals

    Nachrichten
    Datum: 1986.04.02 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Wetterbericht
    Datum: 1986.04.02 [Sendedatum]
    Schlagworte: Natur ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Neue Unruhen in Nordirland
    Mitwirkende: Schlenker, Hans Heinz [Gestaltung]
    Datum: 1986.04.02 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Vatikan hebt Bußschweigen Leonardo Boff's auf
    Mitwirkende: Gallus, Rolf [Gestaltung]
    Datum: 1986.04.02 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Wissenschaft und Forschung ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    ÖVP - Generalsekretär Graff erneut zu Waldheim
    Einblendung: Michael Graff
    Mitwirkende: Hopfmüller, Gisela [Gestaltung] , Graff, Michael [Interviewte/r]
    Datum: 1986.04.02 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik Österreich ; Politik ; Wissenschaft und Forschung ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Inlandspresseschau zu Waldheim
    Mitwirkende: Esterle, Leopold [Gestaltung]
    Datum: 1986.04.02 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Politik ; Medien und Kommunikation ; Wissenschaft und Forschung ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Musik
    Datum: 1986.04.02 [Sendedatum]
    Schlagworte: Musik ; E-Musik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Trailer Journal-Panorama: Neues Buch von Peter Scholl-Latour
    Einblendung: Peter Scholl-Latour
    Mitwirkende: Manas, Elisabeth [Gestaltung] , Scholl-Latour, Peter [Interviewte/r]
    Datum: 1986.04.02 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Literatur ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Eröffnung der österreichischen Industriemesse in Moskau
    Mitwirkende: Kössler, Franz [Gestaltung]
    Datum: 1986.04.02 [Sendedatum]
    Ort: Moskau [Aufnahmeort]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik Österreich ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Auswirkungen des Ölpreisverfalls auf die sowjetische Wirtschaft
    Mitwirkende: Hutar, Herbert [Gestaltung]
    Datum: 1986.04.02 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Fastfood in Ungarn
    Einblendung: Geschäftsführer der City-Grill Fastfood-Kette
    Mitwirkende: Stipsicz, Karl [Gestaltung] , Anonym, Geschäftsführer von City - Grill (Ungarn) [Interviewte/r]
    Datum: 1986.04.02 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Wissenschaft und Forschung ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Stellvertretender DDR - Kulturminister, Klaus Höpke, in Wien
    Interview: Klaus Höpke
    Mitwirkende: Wischenbart, Rüdiger [Gestaltung] , Höpcke, Klaus [Interviewte/r]
    Datum: 1986.04.02 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik Österreich ; Politik ; Kultur ; Medien und Kommunikation ; Wissenschaft und Forschung ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Stellenwert der Andersen - Märchen aus Anlaß des heutigen Andersen - Tages
    Einblendung: Mira Lobe
    Mitwirkende: Hofer, Brigitte [Gestaltung] , Lobe, Mira [Interviewte/r]
    Datum: 1986.04.02 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Bildung ; Kultur ; Literatur ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten

    Katalogzettel

    Titel Mittagsjournal 1986.04.02
    Spieldauer 00:59:46
    Mitwirkende Dobrovolny, Herbert [Moderation]
    Bachmair, Udo [Regie]
    ORF [Produzent]
    Datum 1986.04.02 [Sendedatum]
    Schlagworte Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt
    20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ audio
    Format TKA [Tonband auf Kern (AEG)]
    Sprache Deutsch
    Rechte Mit freundlicher Genehmigung: ORF
    Signatur Österreichische Mediathek, jm-860402_k02
    Medienart Mp3-Audiodatei
    Gesamtwerk/Reihe Mittagsjournal

    Information

    Inhalt

    Nachrichten

    Verortung in der digitalen Sammlung

    Schlagworte

    Gesellschaft , Radiosendung-Mitschnitt
    Mediathek Logo