Mittagsjournal 1986.04.15

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    Rechtliches

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    KI-generiertes Transkript

    Die Zeit in fünf Sekunden ist es zwölf Uhr.
    Zwölf Uhr.
    Hier ist der österreichische Rundfunk.
    Sie an das Mittag-Journal, Udo Bachmeier begrüßt Sie.
    US-Präsident Reagan hat also nun seine Drohungen gegen Libyen wahrgemacht.
    In der vergangenen Nacht holte er zum militärischen Schlag gegen den nordafrikanischen Wüstenstaat aus.
    Dem verbal-radikalen Schlagabtausch zwischen Washington und Tripolis und der leidenschaftlichen Feindbildpflege folgte also nun bitterer Ernst.
    Mehr als 30 amerikanische Kampfflugzeuge bombardierten von Stützpunkten in Großbritannien und zwei Flugzeugträgern im Mittelmeer aus libysche Küstenstädte, vor allem Ziele in Tripolis und in der zweitgrößten Stadt Benghazi.
    Wie der amerikanische Verteidigungsminister Weinberger in einer Pressekonferenz berichtete, wurden die beiden Städte gleichzeitig angegriffen.
    Man habe vor allem militärische Einrichtungen wie Kasernen, Hafenanlagen, vermutete Ausbildungslager für Terroristen,
    und das Hauptquartier des bei den Amerikanern so verhassten Revolutionsführers Gaddafi angegriffen.
    Einige seiner Angehörigen sollen verletzt worden sein.
    Radio Tripolis meldete, es habe zahlreiche Opfer unter der Zivilbevölkerung gegeben.
    Nach BBC-Berichten sind an die 100 Verletzte zu beklagen.
    Libyen will drei Flugzeuge abgeschossen haben nach US-Angaben, ist ein Langstreckenbomber vermisst.
    Präsident Reagan hat den militärischen Schlag gegen Libyen mit den Worten gerechtfertigt, es gebe unwiderlegbare Beweise für die Verwicklung Gaddafis in den Bombenanschlag vom 5.
    April auf eine Westberliner Diskothek.
    Etwa zwei Stunden nach dem nächtlichen Bombardement Libyens warnte sich US-Präsident Reagan in einer Fernsehansprache an die Amerikaner.
    Amerikaner, um 7 Uhr abends Ostküstenzeit, haben Luft- und Seestreitkräfte der Vereinigten Staaten eine Reihe von Angriffen gegen die Hauptquartiere, Terrorbasen und militärische Anlagen durchgeführt, die Mohammed Gaddafis subversive Aktivitäten unterstützen.
    Die Angriffe wurden sorgfältig gezielt, um die Zahl der Opfer unter der libyschen Bevölkerung möglichst klein zu halten, mit der wir ja nicht im Streit leben.
    Unseren bisherigen Berichten zufolge waren unsere Streitkräfte erfolgreich.
    Soweit die Worte Ronald Regans an die Amerikaner nach dem Bombardement gegen Libyen.
    Was weiß man zurzeit über die Lage im betroffenen Land, Peter Brünner informiert.
    Kurz nach 2 Uhr Ortszeit rasten die amerikanischen Düsenbomber über Tripolis.
    Sekunden später explodierten Bomben auf dem Gelände der Azizia-Kaserne, Gaddafis Hauptquartier, und die Luftabwehr trat in Aktion.
    Die Libyer sind vom amerikanischen Luftangriff völlig überrascht worden.
    Die Stadt war in den Minuten des Angriffs hell erleuchtet.
    Radio Tripolis berichtete erstmals um 3 Uhr 20 Uhr Ortszeit über den amerikanischen Angriff und meldete sogleich,
    dass sehr viele Menschen getötet oder verletzt worden seien, darunter auch Familienangehörige Qadhafis.
    Qadhafi selber hat sich nicht im Kasernengebiet aufgehalten und den Angriff überlebt.
    Er habe heute Vormittag bereits mit Hafiz al-Assad in Syrien telefoniert.
    Drei amerikanische Flugzeuge seien abgeschossen, meldet Radio Tripolis, und die Piloten, da falsch herum aus ihren getroffenen Maschinen ausgestiegen, seien von der wütenden Bevölkerung getötet worden.
    Die Amerikaner haben dem Verlust eines Bombers zugegeben.
    Radio Tripolis ruft die arabische Welt zu rarer Aktionen gegen die USA und ihre Interessen überall in der Welt auf.
    In den frühen Morgenstunden hörte man in Tripolis erneut Explosionen und Schusswechsel.
    Der von Gaddafi vertriebene ehemalige Ministerpräsident Abdelhamid Bakrouch meinte in Kairo dazu, dass libysche Soldaten gegen Gaddafi revoltierten.
    In der Zwischenzeit hat Radio Tripolis die Bilanz der Verluste präzis ins
    Ungewöhnlich viele Häuser in der Stadt Tripolis seien zerstört worden und mindestens 70 Zivilpersonen hätten ihr Leben verloren.
    Die Zahl der Verwundeten, die hat Radio Tripolis bisher noch nicht angeben können.
    Libyen hat am Vormittag mehrmals seine Drohungen wiederholt.
    Es werde auf die Bondenangriffe mit schweren Vergeltungsschlägen reagieren.
    Dazu ist es wörtlich, alle arabischen Piloten seien aufgerufen, die militärischen Stützpunkte der Amerikaner im Mittelmeer anzugreifen.
    Unterdessen liegen aus allen Teilen der Welt Reaktionen auf die amerikanische Militäraktion vor.
    Dazu gleich mehr am Beginn des nun folgenden Nachrichtenüberblicks, zusammengestellt von Adolf Poindl, Sprecher ist Wilfried Schierlbauer.
    Libyen, USA.
    Die amtliche sowjetische Nachrichtenagentur TASS verurteilt die Luftangriffe als Staatsterrorismus.
    Der amerikanische Außenminister Schulz hat den sowjetischen Geschäftsträger in Washington noch während der Nacht über die Aktion unterrichtet.
    Dabei habe man hervorgehoben, betonte Schulz, dass der Schlag gegen Libyen keinesfalls aber gegen sowjetische Interessen gerichtet sei.
    Den amerikanischen Kampfflugzeugen ist bei ihrem Angriff auf Libyen das Durchfliegen des Luftraumes Spaniens und Frankreichs verwehrt worden.
    Dies wurde mit dem Hinweis darauf begründet, Paris und Madrid seien mit dem militärischen Schlag der USA nicht einverstanden gewesen.
    Dagegen hat der britische Außenminister Sir Geoffrey Howe die Aktion mit den Worten gebilligt, die Amerikaner hätten von ihrem Recht auf Selbstverteidigung Gebrauch gemacht.
    Negativ äußerte sich der deutsche Außenminister Hans-Dietrich Genscher, der sich zur Zeit in den USA aufhält.
    Er will seine Kritik an der Aktion bei den heute beginnenden Gesprächen mit der amerikanischen Regierung zum Ausdruck bringen.
    In den USA wird die Militäraktion von Seiten der Kongressmitglieder fast ausnahmslos begrüßt.
    So sagte der demokratische Senator Edward Kennedy, er sei überzeugt davon, dass in diesem Augenblick alle Amerikaner hinter Reagan stünden.
    Großbritannien.
    Das Unterhaus hat sich heute Nacht mit 296 gegen 282 Stimmen gegen die Aufhebung der Sonntagssperre für die Geschäfte ausgesprochen.
    Die Abgeordneten wiesen damit eine Vorlage der Regierung von Premierministerin Margaret Thatcher ab.
    Unter den Parlamentariern, die sich gegen den Entwurf warnten, befanden sich auch 68 Mitglieder der konservativen Partei Frau Thatchers.
    Die Gefangenenhilfeorganisation Amnesty International beklagt die Zunahme des Vollzugs der Todesstrafe.
    Nach Statistiken aus 44 Staaten der Erde sind im vergangenen Jahr insgesamt 1.125 Menschen hingerichtet worden.
    Amnesty International ist der Ansicht, dass mehr Hinrichtungen durchgeführt worden sind, als offiziell angegeben wird.
    Frankreich.
    Auf den stellvertretenden Vorsitzenden des französischen Arbeitgeberverbandes Guy Branat ist heute früh ein Attentat mit Maschinenpistolen verübt worden.
    Auf sein Auto wurden zahlreiche Schüsse abgegeben.
    Branat blieb unverletzt, sein Chauffeur erlitt Verwundungen am Kopf und an der Schulter.
    Über die Hintergründe des Anschlages wurden keine Angaben gemacht.
    Die Täter konnten unerkannt entkommen.
    Österreich.
    Die Chefs der heimischen Meinungsforschungsinstitute rechnen nicht mit einer anhaltenden Zunahme des Antisemitismus in Österreich.
    Bei einer Konferenz in Wien wurde darauf hingewiesen, der sogenannte latente Antisemitismus werde zwar durch Entwicklungen wie sie beim Präsidentschaftswahlkampf auftreten manifest, er werde aber nach den Wahlen wieder abklingen.
    Der Antisemitismus in Österreich stelle sich nicht anders dar als in anderen Industriestaaten.
    Das britische Thronfolgerpaar Prinz Charles und Diana Prinzessin von Wales absolvierte heute am zweiten Tag des Besuches in Wien unter anderem einen Spaziergang durch die Innenstadt.
    Ferner wurde ein prominentes Kaufhaus besucht, am Abend steht ein Galakonzert im Konzerthaus auf dem Programm, es folgt ein Diner im Rathaus.
    Prinz Charles und seine Gemahlin halten sich anlässlich der britischen Wochen in Wien auf.
    Der Absturz eines Gendarmerie-Hubschraubers bei Trofajach in der Obersteiermark hat heute drei Menschenleben gefordert.
    Die Opfer dürften der Pilot des Hubschraubers und zwei Flugretter sein.
    Der Hubschrauber war heute früh von Kammern im Liesingtal aus gestartet, um nach möglichen Abgängigen nach einer Bergwanderung zu suchen.
    In Kärnten hat sich kurz vor Mitternacht ein Erdbeben ereignet.
    Das Beben wurde in den Metnitzer Alpen registriert.
    Es erreichte die Stärke 4,5 nach der internationalen Mercalliskala.
    Schäden wurden nicht gemeldet.
    Die Wetteraussichten bis morgen früh.
    Heiter bis wolkig, im Südwesten teilweise auch stärker bewölkt.
    Auflebende südliche Winde.
    Nachmittagstemperaturen 9 bis 14 Grad, in Föhn-Tälern der Alpen-Nordseite bis 17.
    Tiefstemperaturen der kommenden Nacht 0 bis 7 Grad.
    Die Prognose für morgen Mittwoch.
    Im Südwesten und Westen zeitweise stärker bewölkt und örtlich Regen oder teils gewittrige Regenschauer.
    Sonst meist aufgelockert bewölkt bis heiter.
    Mäßige bis lebhafte Winde aus Südost bis West.
    Tagestemperaturen 13 bis 18 Grad.
    Die Messwerte von 12 Uhr.
    Wien, Heiter 9°, Ostwind 15 km in der Stunde.
    Eisenstadt, wolkenlos 8°, Ost 15.
    Linz, Heiter 11°, Ost 15.
    Salzburg, Heiter 12°, Südostwind 10 km.
    Innsbruck wolkig 10 Grad, Südostwind 20 Kilometer in der Stunde, Föhn, Bregenz wolkig 12 Grad, Graz heiter 8 Grad, Süd 15 und Kragenfurt heiter 9 Grad, Südwind 10 Kilometer in der Stunde.
    Die Zeit, 12.10 Uhr ist es jetzt.
    Zurück zum dominanten Auslandsereignis dieses Tages, genauer gesagt der vergangenen Nacht, den US-Bombenangriffen auf Ziele in Libyen.
    Wir haben jetzt, wie schon im Morgensjournal, Gelegenheit zu einem Gespräch mit dem österreichischen Botschafter in Tripolis.
    Die Frage an Dr. Erwin Matsch, wie ist zurzeit die Lage, wie haben Sie den heutigen Tag erlebt?
    Ich habe den Tag sehr zeitlich damit begonnen, eine Stadtrundfahrt zu machen, um mir ein persönliches Bild von den Schäden respektive von den Konsequenzen der gestrigen Ereignisse zu machen und möchte sagen, die Stadt macht einen völlig ruhigen, man möchte fast sagen, was die Bevölkerung betrifft, apathischen Eindruck.
    Die einzige Ausnahme ist die in unmittelbarer Nähe der österreichischen Botschaft gelegene französische Botschaft.
    Da ist entweder unmittelbar daneben oder direkt in das Gebäude hinein eine Bombe gefallen.
    Und dort ist es die einzige große Absperrung innerhalb der Stadt.
    Ansonsten gibt es das in ganz Tripolis nicht.
    Abgesperrt ist in einer ziemlichen Distanz davor der Flugplatz.
    Und der Swissair-Flug für heute zum Beispiel ist annulliert.
    Und man rechnet auch mit der Annulation der Zivilflüge für die nächsten zwei oder drei Tage.
    Das ist noch völlig unabsehbar.
    Ansonsten bietet die Stadt eigentlich einen völlig normalen Eindruck.
    Wie haben Sie selbst, Herr Botschafter, die amerikanischen Angriffe heute Nacht erlebt?
    Am Tag der Residenz stehend.
    Was haben Sie da gesehen?
    Ich habe gesehen, die Raketen, die Raketen zum Himmel steigen, das war so wie Leichtspurmunition, färbige Leichtspurmunition, die dann am Himmel schneeweiß krepiert ist.
    Ich habe keine Abschüsse von Flugzeugen gesehen, ich habe keine Detonationen gesehen.
    Ich habe nur später gesehen, in weiter Entfernung der Botschaft, Lichtscheine, möchte ich nicht einmal sagen Feuerschein, an zwei beziehungsweise drei Stellen.
    Ich konnte mich aber heute am Tag, ich konnte weder Ruinen sehen, noch ausgebrannte Häuser in der Stadt sehen, ja kaum zerbrochene Fensterscheiben, wenn man hier die Gegend der Botschaft ausnimmt, wo ihm die französische Botschaft in der Nähe liegt.
    Nach Ihren Informationen, Herr Botschafter, wo war denn das eigentliche Zentrum der Angriffe in Tripolis?
    Außerhalb der Stadt gelegen sei.
    Man behauptet, dass der militärische Teil des tripolitanischen Flugplatzes angegriffen wurde.
    Ob das stimmt oder nicht, weiß ich nicht, weil das ganze Areal abgesperrt ist.
    Ich kenne auch den Ausmaß der Schäden nicht.
    Aber ansonsten durften die Amerikaner also tatsächlich nur militärische Ziele angegriffen und bombardiert haben, z.B.
    die Zivilbevölkerung.
    soweit ich feststellen konnte, hundertprozentig geschont.
    Aber bitte, das ist meine persönliche Beobachtung und ich habe nicht die ganze Stadt gesehen, ich habe vielleicht davon gesehen, heute in der Früh, nur einen Drehpunkt.
    Liegen Ihnen Informationen vor, nach denen auch Gaddafi selbst verschont geblieben ist vom Angriff?
    Von ihm hat man bisher, man weiß nur, das hat das libysche Radio ausgestrahlt, dass ein Teil seiner Familie verletzt ist.
    Von ihm hat man bis heute noch nichts gesehen.
    Und wenn Sie gestorben sind, komme ich jetzt auf eine Frage zurück, die Sie mir heute in der Früh gestellt haben.
    Es gibt also bisher weder Demonstrationen zu Kunsten der Regierung, noch so wilde Volksmaßen oder sonst irgendwas.
    Es ist völlige Stille, es ist völlige Ruhe.
    Herr Botschafter, etwa 300 Österreicher befinden sich zurzeit in Libyen.
    Es sind vornehmlich Föst-Bedienstete und Angestellte einer großen Baufirma.
    Sind die Österreicher in Libyen wohl auf?
    Ich habe heute meine Stadtrundfahrt auch damit verbunden, das VÖS-Büro in Tripolis zu besuchen.
    Die dortigen Österreicher, und ich habe auch ihre Familienangehörigen gesehen, sind alle hohlauf.
    Und ich habe vom dortigen VÖS-Büro mit der VÖS-Baustelle in Misurata telefoniert, wo ca.
    70 Österreicher beschäftigt sind, wo auch ihre Familienangehörigen leben.
    Ich habe mit dem Herrn Höfer, dem Bauleiter, telefoniert.
    Die haben in Misurata von der ganzen Geschichte zum Unterschied von den
    von den Zwischenfällen im Gorf von Sidra überhaupt nichts mitbekommen.
    Sie haben nichts gehört, sie haben nichts gesehen, sie haben eine ruhige Nacht verbracht und sind daher alle wohlauf.
    Empfehlen Sie trotzdem den Österreichern das Land zu verlassen, denn es könnte ja vielleicht noch größer kommen.
    Es ist momentan unmöglich, weil es keine Evakuierungsmöglichkeiten gibt, aber ich habe gestern bereits empfohlen, Frauen und Kinder mögen rausfliegen.
    Wie ich Ihnen ja auch schon in der Früh gesagt habe, ich habe fast durch einen sechsten Sinn erraten, dass die gestrige Lufthansa-Maschine die letzte sein würde.
    Sie war es auch.
    Die Swissair ist heute nicht mehr reingekommen.
    Man hat nur teilweise davon Gebrauch gemacht.
    Aber ich stehe weiterhin zu diesem Rat, dass Frauen und Kinder das Land verlassen sollen, sobald es wieder möglich ist.
    Für die Beschäftigten selbst sehe ich im Moment keine Notwendigkeit.
    Aber die Entscheidung darüber muss die Firma treffen, nämlich die Zentrale in Wien.
    Herr Botschafter, noch eine Frage zur Lage in Tripolis selbst.
    Geht alles seinen gewohnten Gang?
    Sind die Geschäfte geöffnet?
    Ist tatsächlich Ruhe oder nur trügerische Ruhe?
    Es gibt ja wenige Geschäfte, weil das meiste verstaatlicht ist.
    Also die wenigen Geschäfte, die offen waren, sind auch weiterhin offen.
    Es gibt nur Auffall in viele Schlangen vor den Tankstellen.
    Das ist vollkommen neu.
    Jeder kauft Benzin.
    Und was mir auch aufgefallen ist,
    Familien, Großfamilien nehmen ihre Autos und versuchen auf ihre Landsitze zu fahren.
    Die Libyer sind meistens bayerlichen Ursprungs, die Tripolitaner, und haben dann, so wie sie es nennen, kleine Farmen am Land.
    Die dürften aus einer gewissen Angst heraus die Stadt verlassen.
    Danke, Botschafter Dr. Matsch, für diese Informationen.
    Zu viele also aus Tripolis.
    In den USA herrscht offensichtlich Euphorie über den militärischen Schlag gegen Libyen.
    Angriffe, die Präsident Reagan als erfolgreich bezeichnet hat.
    Die Militäraktion der westlichen Supermacht gegen den 3-Millionen-Einwohner-Staat im Norden Afrikas wird in Washington als Vergeltungsschlag für jüngste Terroranschläge in Europa bezeichnet, die Muammar Gaddafi zugeschrieben werden.
    Die US-Reaktionen und die Stimmung in den Staaten fasst Klaus Emmerich zusammen.
    Darf sie haben, wir es gezeigt.
    Einmal war unsere Geduld am Ende.
    Die Meinung der anderen schert uns nicht.
    Was das alles auf die Dauer bedeutet, wird man sehen.
    Diese Zitate bestätigen vordergründig die Meinungsumfragen der letzten Tage, wonach 67 Prozent der Amerikaner für Dreien schlagen sind.
    dass dennoch der vielfach erwartete Angriff gegen Libyens Gaddafi unterschiedlich bewertet werden kann, zeigt nicht zuletzt die Körpersprachen der beiden verantwortlichen US-Minister, als sie den Angriff in der Nacht erläuterten, nämlich von Außenminister Schulz, seit langem Verfechter einer harten und offensiven Vorgangsweise im Stil Israels gegenüber dem Terrorismus,
    und von Verteidigungsminister Weinberger seit jeher skeptisch, was die militärische Brauchbarkeit und die Dauerwirkung etwa im arabischen Raum anbelangt.
    Obwohl sich also förmlich der Außenminister mit Härte durchgesetzt und der Verteidigungsminister in Loyalität gegenüber Präsident Reagan geübt haben, wiederholt sich, was in solchen Situationen in Washington fast schon braucht zu sein, Pflicht.
    Man schaut sich hinter den Präsidenten, stellt eigene Bedenken zurück und demonstriert Einheit der Nation.
    Triumphgefühl und Siegesmentalität stellt sich dennoch nicht ein.
    Dies ist nicht nur darauf zurückzuführen, dass der Nachtangriff vielleicht doch nicht ganz so präzis ablief, dass die Beschränkung auf militärische oder auf politische Ziele den amerikanischen Fliegern nicht vollständig gelang und dass die Verluste der Fernbombe aus England oder der Kampfflugzeuge der beiden Flugzeugträger zwar nicht so hoch sind wie von Libyen angegeben, aber immerhin doch militärisch und auch menschlich zu Buchschlagen.
    Was die Hintergründe der amerikanischen Entscheidung anbelangt, so weiß Außenminister Schulz, der seit langem die Theorie vertrat und vertritt, es handelt sich beim internationalen Terrorismus nicht zuletzt um eine Art Schirmherrschaft von Libyen und der Gaddafi, um eine, wie er formuliert, neue Form des Krieges, der deshalb jetzt mit angemessenen Mitteln zu begegnen sei, weil alle anderen Methoden der stillen Diplomatie und auch der Verhandlungen ausgeschöpft seien.
    In der Umgebung von Schulz heißt es, man habe 40 Jahre verhandelt, gewartet, Geduld gezeigt, ja Selbstverleugnung im Angesicht von Toten und von schweren Störungen normaler Beziehungen.
    In die US-Strategie der Härte eingebaut ist, dass ein Teil der Europäer nicht mitzieht.
    Washington sieht hier nur einen neuen Beweis verschiedenartiger Denk- und Handlungsweisen.
    Für verantwortliche Politiker in Washington sind die meisten Europäer zu weich, ja zu feig, indem sie, wie es heißt, von Verhandeln reden und Öl oder das Geschäft meinen.
    Diese Meinung wird übrigens nicht nur von der Regierung Reagan vertreten, sondern auch von der Opposition, der demokratischen Partei, die ihrerseits Reagan zum militärischen Angriff gedenkt hat.
    In allen politischen Lagern Washington heißt es, man sei sich der Risiken bewusst,
    Auch der Problem des Völkerrechts spricht jedoch nicht nur wie der selbstsichere Regen von Selbstverteidigung, sondern meint es auch so.
    Strategisch und praktisch seien die politischen Möglichkeiten ausgeschöpft und wenn man in Washington auf eine gewisse Isolierung Gaddafi setzt, zumindest mit einem Stillhalten der Sowjetunion rechnen, sowie mit etwas gequälter Neutralität der Europäer und mit flüchtiger Schein-Solidarität der Araber.
    Wirtschaftlich und militärisch, aber auch moralisch nimmt man in Kauf, mit einem Land abzurechnen, das weniger als ein Prozent der amerikanischen Bevölkerung ausmacht und meint es, wie Reagan, wohl bitter ernst, wenn formuliert wird, bei diesem einzigen Angriff könne und werde es nicht bleiben, wenn Terrorismus da oder dort weiter auftrete und seine Verursacher oder Beschützer
    Die andere Supermacht, die Sowjetunion, hat sich im libysch-amerikanischen Konflikt bisher weitgehend herausgehalten.
    Doch heute nach dem Bombardement Regens gegen Gaddafi sind doch deutlichere Reaktionen laut geworden.
    Es dürfte ja auch sowjetisches Rüstungsmaterial in Libyen getroffen worden sein, auch sollen sowjetische Militärberater zu Schaden gekommen sein.
    Franz Kössler aus der sowjetischen Hauptstadt.
    Die erste Verurteilung kam rasch und kaum überraschend in einem extrem harten Ton, ohne Hinweis jedoch auf eine konkrete sowjetische Reaktion.
    Fast gleichzeitig mit den westlichen Nachrichtenagenturen hatte TASS die Nachricht von den Bombardements gegeben.
    Zwei Stunden später schrieb der außenpolitische Kommentator der Agentur, Vladimir Goncharov, von verbalen Attacken und militärischen Provokationen sei Washington nun zur nackten Aggression übergegangen, zur Sprache der Bomben, der Zerstörung und des Todes,
    wie sie schon gegen Vietnam gebraucht worden sei, gegen Grenada, Nicaragua und Afghanistan.
    Auffallend ist, dass in diesem Kommentar der Name Gaddafi nie erwähnt wird.
    In dieser ersten Reaktion, auf die bis zur Stunde keine weitere offizielle sowjetische Stellungnahme gefolgt ist, fehlt jeder Hinweis auf eventuelle sowjetische Schritte.
    Es sei zu früh, heißt es in dem zitierten Kommentar, über die Konsequenzen zu sprechen.
    Nach diesem war schon gestern auf einer Pressekonferenz
    der stellvertretende sowjetische Ministerpräsident Kornienko angesprochen worden.
    Und seine Antwort war ebenso vage.
    Die Sowjetunion sei sehr besorgt über die Lage im Mittelmeer und verwende all ihre Kräfte, um eine amerikanische Aggression zu verhindern, sagte Kornienko.
    Es bestünden diplomatische Kontakte.
    Auf die Frage, ob die Sowjetunion ein libysches Ansuchen auf militärischen Beistand annehmen würde, wollte er keine Antwort geben.
    Andererseits erklärte Generalstabschef Achrameyes, dass es in Libyen sowjetisches Militärpersonal gebe, allerdings mit spezifischen strikt technischen Aufgaben.
    Ihr Leben sei durch amerikanische Angriffe natürlich gefährdet.
    Offizielle Angaben über die Anzahl der sowjetischen Militärs in Libyen gibt es in Moskau nicht.
    Schätzungen gehen von 600 bis zu 3.000 Mann.
    Die amerikanischen Angriffe erfolgten knapp nachdem eine hochrangige sowjetische Delegation, die eine Woche lang Gespräche in Libyen geführt hatte, das Land verlassen hatte.
    Der Hinweis auf diplomatische Kontakte lässt vermuten, dass die Sowjetunion von den USA informiert worden war.
    Ihr Handlungsspielraum scheint jedoch beschränkt zu sein, denn obwohl Gaddafi einer der wenigen engen Verbündeten der Sowjetunion im Nahen Osten ist,
    ist er doch gleichzeitig ein unberechenbarer und eigenwilliger Partner, der auch den sowjetischen Wünschen nicht ohne weiteres gefügig ist.
    Als er im vergangenen Oktober in Moskau war, waren die unterschiedlichen Positionen in vielen Fragen kaum zu verkennen.
    Dass die Sowjetunion unter diesen Bedingungen eine direkte militärische Konfrontation mit den USA auf sich nehmen würde, erscheint zumindest unwahrscheinlich.
    Als zu Ostern amerikanische Flugzeuge in der Großen Würthe libysche Raketenstellungen angegriffen hatten, in denen man die Anwesenheit sowjetischen Personals vermutet, hatte es die Sowjetunion ebenfalls bei scharfen verbalen Attacken bewenden lassen.
    Franz Kössler aus Moskau.
    Von britischen Militärbasen aus soll eine der Hauptangriffswellen der Amerikaner gegen Libyen gestartet worden sein.
    Gestern hat es zunächst geheißen, die britische Premierministerin Margaret Thatcher würde derartige Aktionen von ihrem Territorium aus nicht genehmigen, was sich heute also als falsch erwiesen hat.
    Aus London, Gundermar Aibäcker.
    Ohne die Unterstützung Großbritanniens hätten die USA ihren Angriff auf Libyen nicht so problemlos durchführen können, betonte heute früh die BBC.
    18 der 150 auf der amerikanischen Basis Leckan Heath in Großbritannien stationierten Kampfbomber vom Typ F-111 haben an diesem Angriff teilgenommen.
    Die F-111 ist in der Lage größere Bombenlasten zu transportieren als die auf Flugzeugträgern stationierten Bomber.
    Nach einem Telefongespräch mit Präsident Reagan hat Mrs. Thatcher die Zustimmung ihrer Regierung zum Einsatz der amerikanischen Flugzeuge vom britischen Boden ausgegeben.
    Da Frankreich
    Eine Überflugsgenehmigung verweigerte, mussten die Flugzeuge entlang der portugiesischen Küste im internationalen Luftraum und dann über das Mittelmeer zu ihren Zielgebieten fliegen.
    Sie wurden mehrmals in der Luft von ebenfalls aus Großbritannien aufgestiegenen Tankflugzeugen aufgetankt.
    In den Morgenstunden kehrten 16 der 18 F111 in Minutenabständen wieder auf ihre Basis in Großbritannien zurück.
    Die USA haben den Verlust einer Maschine bekannt gegeben.
    In Großbritannien sind 30.000 US-Soldaten mit ihren Angehörigen stationiert.
    Bereits seit Sonntag war auf den amerikanischen Flugplätzen erhöhte Aktivität zu beobachten.
    15 Großtankflugzeuge trafen innerhalb weniger Stunden auf den amerikanischen Basen ein.
    Soldaten in atomarer Kampfausrüstung bewachten die Verladearbeiten an den F-11.
    Das Oberkommando der amerikanischen Streitkräfte in Großbritannien
    sprach von viertägigen Manövern, die ihre Luftstreitkräfte begonnen hätten.
    Eine völlige Nachrichtensperre, wie vor dem Pfalzlandkrieg, ließ nach der Unterredung des amerikanischen Sonderbotschafters mit Mrs. Thatcher die Frage offen, ob die britische Premierministerin die Zustimmung zum Einsatz von den britischen NATO-Basen ausgegeben habe.
    Von Downing Street liegt bis zur Stunde noch keine Stellungnahme vor.
    Mrs. Thatcher wird heute Nachmittag das Parlament informieren.
    US-Verteidigungsminister Weinberger erklärte allerdings in einer Pressekonferenz in Washington, Mrs. Thatcher habe zunächst gewisse Bedenken geäußert und Einschränkungen der amerikanischen Pläne verlangt.
    Der Angriff sei aber mit ihrer vollen Zustimmung durchgeführt worden.
    Oppositionsführer Neil Kinnock sprach heute früh im britischen Fernsehen von einem bedauerlichen Missbrauch der NATO-Basen in Großbritannien.
    Angriffe auf Ziele in Libyen, denen Zivilisten, darunter auch britische Staatsbürger, zum Opfer fallen, seien kein intelligenter Weg, den Terrorismus zu bekämpfen.
    Wie hat man in Frankreich die Militäraktion gegen Libyen aufgenommen?
    Stärker als andere westeuropäische Staaten hatte ja Frankreich gestern bei der Sonderkonferenz der EG-Außenminister in Den Haag Vorbehalte gegen einen geplanten US-Schlag gegen Libyen geäußert.
    Thomas Fuhrmann berichtet über Reaktionen nach den US-Bombenangriffen gegen Libyen.
    Frankreichs Haltung zu Libyen ist von einer Mischung aus Zurückhaltung und Entschlossenheit geprägt.
    Repressalien und Gewaltanwendung, wie sie die USA praktizieren, werden in Paris abgelehnt.
    Deshalb hatten die Franzosen den aus England kommenden US-Kampfbombern heute Nacht die Benützung des französischen Luftraumes verweigert, was die Anflugstrecke der US-Flugzeuge deutlich verlängert hat.
    Das französische Nein zu Vergeltungsmaßnahmen schließt allerdings ein schärferes Vorgehen gegen libysche Diplomaten nicht aus.
    Am 5.
    April hatte Frankreich zwei Mitglieder des libyschen Volksbüros in Paris zum Verlassen des Landes aufgefordert.
    Die beiden waren von der französischen Spionageabwehr, der Planung und Vorbereitung eines Terroranschlages verdächtigt worden.
    Sie hätten anti-amerikanische Anschläge in Europa, jedoch nicht in Frankreich geplant, verlautete aus Polizeikreisen.
    In den USA vermutete man, die beiden Libyer wollten einen Anschlag auf das US-Konsulat in Paris vorbereiten.
    Frankreich ist zwar zu einer verstärkten Zusammenarbeit von Polizei und Geheimdiensten im Kampf gegen den Terrorismus bereit, nimmt jedoch nicht alle Beweise und Behauptungen aus Washington über die Hauptrolle Kadhafis als bare Münze.
    Frankreichs Haltung hat sich auch nach dem Regierungswechsel nicht geändert.
    Staatschef Mitterrand und Premier Chirac ziehen hier am gleichen Strang.
    Frankreich hat eine Reihe von Gründen, sich nicht blind und gehorsam Reagans Vergeltungsanschlägen anzuschließen.
    Es gibt zumindest zwei Hauptgründe.
    Das Schicksal von acht französischen Geiseln im Libanon und eine mögliche direkte Konfrontation mit Gaddafi im Tschad.
    Die acht Franzosen im Libanon befinden sich in der Gewalt pro iranischer Schiiten, die sich aus Solidarität mit Gaddafi an den Geiseln jederzeit rächen könnten.
    Und im Tschad kann der libysche Revolutionsführer jederzeit zu Offensive blasen und Frankreich tausend Soldaten in einen schweren, verlustreichen, bewaffneten Konflikt hineinziehen.
    Deshalb also das Schwanken Frankreichs zwischen Vorsicht und Härte.
    Der libysch-amerikanische Konflikt stand gestern, wie gesagt, ganz im Zeichen der Sonderkonferenz der zwölf EG-Außenminister, die sich nicht auf Sanktionen gegen Libyen einigen konnten.
    Im Gegenteil, es erfolgte der Ratschlag an Washington, von einer Militäraktion Abstand zu nehmen.
    Es seien höchstens diplomatische Schritte vorerst zu erwägen.
    Denn für die Westeuropäer gibt es, wie kürzlich auch der Bonner Regierungssprecher Ost mitteilte, zwar Hinweise auf eine libysche Verwicklung in das Berliner Disko-Attentat, nicht jedoch Beweise.
    Zur Reaktion der EG-Staaten auf den US-Schlag gegen Tripolis, Informationen von Helmut Brandstetter.
    Der deutsche Außenminister Hans-Dietrich Genscher befand sich gerade im Landeanflug auf Washington, als er von den amerikanischen Bomben auf Tripolis und Benghazi erfuhr.
    Genscher soll sich sehr kritisch geäußert haben.
    Kein Wunder, hatte er doch den Beschluss der EG-Außenminister von Montagabend in der Tasche, indem die Europäer dringend von militärischen Aktionen der USA abraten.
    Doch als die Zwölf das gestern Abend beschlossen, waren die letzten Vorbereitungen offenbar bereits getroffen.
    Hans-Dietrich Genscher betonte, wie auch der Sprecher des Bundeskanzlers in Bonn, die Bundesregierung habe keine konkreten Informationen über den amerikanischen Luftangriff auf Libyen gehabt.
    Aber da ein Teil der US-Flugzeuge vom Luftwaffenstützpunkten in Großbritannien ausstattete, muss zumindest der britische Außenminister Geoffrey Howe schon bei der EG-Sitzung in Den Haag vom bevorstehenden Vergeltungsschlag unterrichtet gewesen sein.
    Erstaunlich genug, dass er sein Wissen nicht mit den Kollegen der anderen EG-Länder teilen wollte.
    Möglich ist aber auch, dass alle EG-Außenminister nach der Reise des US-Sonderbotschafters Vernon Wolters am Wochenende durch die europäischen Hauptstädte zumindest geahnt haben, dass die Amerikaner bald zuschlagen werden.
    Sie haben es aber, hörte man aus Konferenzkreisen in der niederländischen Hauptstadt vermieden, konkret über die Möglichkeit einer militärischen Aktion zu beraten.
    Vielleicht, weil sie gestern Abend bereits gewusst haben, dass sie das Vorgehen der Amerikaner ohnehin nicht mehr verhindern können.
    In europäischen NATO-Kreisen in Brüssel lässt man an der offenkundigen Enttäuschung über das geringe Gewicht der Europäer jedenfalls keinen Zweifel.
    NATO-Generalsekretär Lord Carrington wollte noch keine Stellungnahme abgeben.
    Wir sind in Kontakt mit den Amerikanern, meinte er nur trocken.
    In Bonn wird darauf verwiesen, dass es bis zur Stunde entgegen den Behauptungen von Präsident Reagan keine eindeutigen Beweise für die Urheberschaft von Libyen am Bombenattentat in der Berliner Diskothek gibt.
    Der Staatsminister im Auswärtigen Amt, Jürgen Möllemann, sagte für die Bundesregierung, militärische Schläge gegen Libyen seien nicht geeignet, den Terrorismus zu bekämpfen.
    FDP-Chef Wirtschaftsminister Bangemann erklärte, er habe für das Vorgehen der Amerikaner kein Verständnis.
    Und der SPD-Fraktionschef im Bundestag Hans-Jochen Vogel gab bekannt, er sei von großer Sorge und Erschrecken erfüllt.
    Der gesamte Vorgang zeige, so Vogel, wie gering die amerikanische Regierung Europa einschätzt.
    Die EG-Außenminister werden demnächst noch sehen müssen, ob sie wenigstens in der arabischen Welt gehört werden.
    Denn gestern beschlossen sie unter anderem auch, sie wollten gemeinsam mit den arabischen Staaten die Möglichkeiten der Bekämpfung des internationalen Terrorismus klären.
    Ob es bald zu der, vor allem von Hans-Dietrich Genscher geforderten, gemeinsamen Sitzung der EG-Außenminister mit den arabischen Kollegen kommen wird, ist jetzt allerdings sehr fraglich.
    Auch von Seiten Österreichs gibt es Erklärungen, Reaktionen zum amerikanischen Schlag gegen Libyen.
    Außenminister Leopold Graz gab dazu im Pressefoyer nach dem Ministerrat in Wien heute eine Erklärung ab.
    Die Bundesregierung hat heute folgenden Beschluss gefasst.
    Die Bundesregierung hat bereits in der Vergangenheit ihre tiefe Besorgnis über das Anwachsen der Spannungen im Raum des westlichen Mittelmeers und der daraus folgenden Gefahr einer Eskalierung zum Ausdruck gebracht.
    Die amerikanischen Militäraktionen gegen Ziele in Tripolis und Benghazi zeigen in erschreckender Weise, wie begründet diese Besorgnisse waren.
    Die Bundesregierung ist überzeugt, dass die Bereinigung von Differenzen mit anderen Methoden als der Anwendung militärischer Gewalt gesucht werden muss.
    Die Erfahrung zeigt, dass solche Methoden nicht zu einer Lösung von Problemen und daher zur Beruhigung führen, sondern nur neue Spannungen und Gefahren erzeugen.
    Unbeschadet ihrer kategorischen Verurteilung jeder Art von Terrorismus erwartet die Bundesregierung die Rückkehr zu friedlichen Mitteln der Streitbewältigung, weil nur dadurch weitere Gewaltanwendung vermieden werden kann.
    Herr Außenminister, die Amerikaner haben ihr Bombardement von Tripolis damit gerechtfertigt, damit begründet, dass sie gesagt haben, Gaddafi steht im Verdacht und die USA hätten dafür Beweise, dass er in Terroraktionen in Europa verwickelt sei, dass diese Terroraktionen von Libyen ausgegangen sind.
    Wenn nun Sie in einer Erklärung der Bundesregierung Kritik an diesem militärischen Vorgehen der USA erüben,
    Entsteht dann nicht der Verdacht, dass Sie Partei nehmen für einen umstrittenen Politiker, nämlich Gaddafi, der immerhin im Verdacht steht, an Terroraktionen beteiligt gewesen zu sein oder sie initiiert zu haben?
    Die Bundesregierung, und zwar alle Bundesregierungen, haben sich, seit wir Mitglied der Vereinten Nationen sind, in jedem einzelnen Fall militärischer Gewaltanwendung gegen diese militärische Gewaltanwendung ausgesprochen.
    Das ist die Fortsetzung wirklich einer Politik, die seit dem Jahr 1955 in den Vereinten Nationen und bei allen öffentlichen Erklärungen von allen Bundesregierungen verfolgt wurde.
    Das ist das Erste.
    Und das Zweite ist, dass wir doch darauf aufmerksam machen müssen, dass wenn auf Verdacht hinauf militärische Aktionen noch dazu unter, wie wir glauben, fälschlicher Berufung auf die Charter der Vereinten Nationen die Übung werden, na ja, dann fallen wir in eine Zeit zurück, in der große Staaten und gerüstete Staaten anders agieren können als kleine Staaten.
    Auch ÖVP-Generalsekretär Michael Graf meldete sich zur US-Aggression gegen Libyen zu Wort und erklärte... Ich habe Verständnis dafür, dass die Aktivitäten des Herrn Gaddafi unter allen zivilisierten Völkern Abscheu auslösen.
    Ich habe aber andererseits auch die Sorge, dass die Vereinigten Staaten in
    ihrem Bemühen offenbar ist, dem Herrn Gaddafi einmal zu zeigen, eine gefährliche Situation herbeiführen.
    Ich glaube daher, dass man alles tun sollte, um die Situation auch dort wieder zu beruhigen.
    Es sind ja mehr als 100 Österreicher in Libyen beschäftigt, vornehmlich als Föstler und als Angestellte einer österreichischen Baufirma.
    Wie es um Libyens Wirtschaft, die fast ausschließlich vom Öl abhängt, aussieht und wie Österreichs Wirtschaftsbeziehungen zum Land Gaddafis aussehen, hören Sie im folgenden Beitrag von Herbert Huter.
    Libyen befindet sich seit Jahren in finanziellen Schwierigkeiten.
    Die Ölförderung hat sich seit 1980 nahezu halbiert.
    Dazu kommt noch der Preisverfall der letzten Monate.
    Die Produktion liegt derzeit bei über einer Million Fass pro Tag.
    Das sind knapp 7% der OPEC-Förderung oder 2% des Weltölbedarfs.
    Libyen verfügt mit 3% Weltanteil über relativ geringe Ölreserven.
    Saudi-Arabien hat im Vergleich dazu 25%, kuweit 13% der Weltölreserven.
    Libyen ist von der Kapazität her ein eher kleines OPEC-Land und zählt zum radikalen Flügel innerhalb des Ölkartells.
    In den letzten Monaten hat es mit Algerien und dem Iran eine Gruppe gebildet, die für einen sofortigen Exportstopp eintritt, um den Preis in die Höhe zu treiben.
    Dies lässt sich mit den relativ geringen Reserven im Wüstenboden erklären.
    Die Hauptkunden Libyens sind Italien und die Bundesrepublik Deutschland.
    Für Österreich zählt Libyen zu den wichtigsten Öllieferanten und nicht nur das.
    Die ÖMV hat im Juni vergangenen Jahres Anteile an Ölquellen, Pipelines und Verladeeinrichtungen an der Küste von der amerikanischen Firma Occidental Petroleum für mehr als eineinhalb Milliarden Schilling erworben.
    Die ÖMV ist damit Teilhaber an der größten libyschen Ölfirma, der OxyLibya.
    Der staatliche österreichische Ölkonzern bezieht seit vergangenem Sommer etwa 600.000 Tonnen Rohöl und 70.000 Tonnen Kondensate pro Jahr aus diesen eigenen Beteiligungen.
    Dazu kommt noch etwa die gleiche Menge an Importen.
    Mit etwa 1,4 Millionen Tonnen bezieht daher die ÖMV mehr als ein Viertel ihres Rohöls aus Libyen.
    Es ist damit der wichtigste Lieferant vor der Sowjetunion geworden.
    Das nicht benötigte Öl aus Libyen wird zum Teil von der ÖMV in London international verkauft.
    Die Ölfelder in Libyen, an denen die ÖMV beteiligt ist, liegen etwa 250 Kilometer im Landesinneren.
    Der Verladehafen befindet sich am Südzipfel des Golfs von Sirte, etwa 300 Kilometer südwestlich von Benghazi und knapp 700 Kilometer südöstlich von Tripolis.
    In Tripoli selbst hat die ÖMV ein Büro.
    Generaldirektor Herbert Käß hat heute in der Früh mit den sechs Österreichern dort telefoniert.
    Der Bombenangriff der Amerikaner ist, so berichteten die ÖMV-Leute, von ihnen nahezu unbemerkt vorübergegangen.
    Die Bombenziele dürften weit abgelegen sein.
    Nach dem Telefonat mit seinen Leuten erklärt ÖMV-Generaldirektor Herbert Käß, es bestehe kein Grund zur Panik und kein Grund, die Leute zurückzubeordern.
    Die FÖEST baut in Libyen ein Stahlwerk und zwei Misurata 200 Kilometer östlich von Tripolis.
    Mit dem Projekt, das einen Auftragswert von 16 Milliarden Schilling hat und nächstes Jahr fertiggestellt sein soll, sind rund 80 Österreicher in Libyen beschäftigt, davon 10 in Tripolis.
    Den Österreichern ist es freigestellt, in ihre Heimat zurückzufliegen, sobald es möglich ist.
    Allerdings haben die FÖEST-Mitarbeiter so eine Auskunft des Unternehmens von den Bombenangriffen kaum etwas bemerkt.
    In Libyen ist auch eine Baufirma engagiert und zwar die Kärntner Ilbau AG, die in Tripolis ein Kanalisationsnetz errichtet.
    Daran arbeiten zehn Österreicher, die nun einmal abwarten wollen, wie sich die Lage weiterentwickelt.
    Insgesamt leiden Österreichs Exporte stark unter den libyschen Geldschwierigkeiten.
    Sie sind letztes Jahr um mehr als ein Viertel zurückgegangen.
    Das Stahlwerk Misurata ist das letzte Großprojekt, das Österreich in Libyen durchführt.
    Größere Folgeaufträge sind nicht in Sicht.
    Stark zurückgegangen sind auch Österreichs Exporte an Schlachtvieh und Holz.
    Ein Beitrag von Herbert Huter.
    Dieser Beitrag war der Schlusspunkt der ausführlichen Berichterstattung zum Themenkreis Libyen.
    Ein Hinweis in dem Zusammenhang auf eine Sondersendung im Fernsehen zu Libyen, Beginn 13 Uhr, FS1, eine Sondersendung zum US-Militärschlag gegen Libyen und die Folgen.
    13.40 Uhr ist es gleich, 10 Minuten nach halb eins.
    Verstaatlichtenminister Ferdinand Latziner hat heute Vormittag seinen Ministerkollegen den von ihm neu zusammengesetzten Aufsichtsrat der Verstaatlichten Holding ÖIAG präsentiert.
    Grundlage dafür bildet die Anfang März beschlossene Novelle zum Verstaatlichtengesetz.
    Danach wird der neue Aufsichtsrat statt bisher 21 Mitglieder nur noch 14 Mitglieder zählen.
    Latziner konnte sich diese neuen Aufsichtsratsmitglieder mehr oder weniger selbst aussuchen.
    während sie bisher entsprechend dem Proporz im Nationalrat vertretenen Parteien ausgewählt wurden.
    Mit dieser Neuregelung wollte Latziner einen Schritt zur Entpolitisierung der Verstaatlichten setzen.
    Wie der neue Aufsichtsrat der OIAG aussehen wird, darüber informiert sie Susanna Gassner.
    An der Spitze des neun, nur noch 14 Mitglieder zählenden ÖERG-Aufsichtsrates wird sich nichts verändern.
    Der bisherige Aufsichtsratspräsident und Ex-Handelsminister Josef Starrybacher behält seine Funktion.
    Gehen muss hingegen sein schwarzer Stellvertreter, der NEWAG-Generaldirektor Rudolf Gruber.
    An seine Stelle tritt, und das darf wohl als Überraschung gewertet werden, der Einkaufschef der Volkswagenwerke und Präsident der Deutschen Handelskammer in Österreich, Horst Münzner.
    Aber auch aus der heimischen Industrie wurden prominente Vertreter für den Aufsichtsrat nominiert.
    So zum Beispiel der Vorstandsvorsitzende der Nettingsdorfer Papierfabrik, Heinz Kessler, sowie der Generaldirektor der Metallwerke Plansee, Rudolf Machenschalk, oder der Geschäftsführer der SATA-Textilwerke, Werner Tesmer-Pfohl.
    Daneben noch zwei Generaldirektoren aus der Bauindustrie.
    Verstaatlicht Minister Latsiner dazu nach dem Ministerrat?
    Es ist so, dass ein Generaldirektor, Stellvertreter der Volkswagenwerke Münzener vorgesehen ist als eines dieser Mitglieder, fünf Generaldirektoren österreichischer Unternehmungen, sodass, glaube ich, eines doch sehr deutlich zum Ausdruck kommt, dass wir interessiert sind daran, dass es eine österreichische Industrie ist, in der es eine gute Kooperation geben soll.
    Ich glaube,
    Es ist für die Gesellschaft, für die verstaatlichte Industrie gut, diese neue Möglichkeit der Zusammenarbeit zu haben.
    Ich sehe das auch als eine nationale Solidaritätsaktion österreichische Industrieunternehmen mit dieser verstaatlichten Industrie an und glaube, dass wir auf dem Weg der Reform der verstaatlichten Industrie hier einen wesentlichen Schritt weitergekommen sind.
    Nach dem Wunsch von Minister Latziner wird auch der Mikroelektronik-Experte Prof. Arnold Schmidt von der Technischen Universität Wien in den neuen Aufsichtsrat einziehen.
    Außerdem soll der industriepolitische Sprecher der Industriellenvereinigung Peter Kapral bestellt werden.
    Der roten Reichshälfte zuzuzählen ist der Zentralbetriebsratsobmann der Elin Friedrich Gubauer.
    Außerdem werden dem Aufsichtsrat zwei von der Arbeiterkammer nominierte Vertreter angehören.
    Das sind der stellvertretende Zentralbetriebsarztobmann der VÖST Alpine, Erhard Koppler und der leitende Sekretär der Gewerkschaft der Privatangestellten, Heinz Vogler.
    Sowohl Krubauer als auch Koppler und Vogler waren bereits bisher im ÖAG-Aufsichtsrat vertreten.
    Komplettiert wird der Aufsichtsrat durch je einen Vertreter des Finanzministeriums und des Verstaatlichen Ministeriums.
    Aus dem bisherigen Aufsichtsrat scheiden unter anderem der bereits erwähnte NEWAG-Generaldirektor Gruber, der Generalsekretär der Industriellenvereinigung Herbert Grecci, der ehemalige CA-Generaldirektor Heinrich Dreichl und der FPÖ-Vertreter Alfons Wallon aus.
    Über die neue Zusammensetzung des Aufsichtsrats muss Latsiner noch den Hauptausschuss des Parlaments informieren.
    Das soll am Donnerstag geschehen.
    Die endgültige Bestellung wird in der Hauptversammlung der ÖAG Freitag in einer Woche erfolgen.
    Ein Bericht von Susanna Gassner war das.
    Nächstes Thema der Besuch von Prinz Charles und Prinzessin Diana in Wien.
    Das Thronfolgerpaar hatte gestern abends nach einem Besuch im Rathaus in Wien und in der Albertina gemeinsam mit Bundespräsident Rudolf Kirchschläger und Gattin im Wiener Burgtheater eine Aufführung von Love is Love des englischen Schriftstellers William Cungrave in einer Inszenierung des British National Theatre beigewohnt.
    Das britische Thronfolgerpaar absolvierte heute, am zweiten Tag des Besuches in Wien, unter anderem einen Spaziergang durch die Innenstadt.
    Ferner wurde ein Innenstadt-Kaufhaus besucht.
    Am Abend steht dann ein Galakonzert im Konzerthaus auf dem Programm.
    Es folgt ein Diner im Rathaus.
    Prinz Charles und seine Gemahlin halten sich anlässlich der britischen Wochen in Wien auf.
    Hören Sie jetzt einen Beitrag zum bisherigen Verlauf des heutigen Besuchstages, gestaltet von Hans-Christian Unger.
    Genauso martialisch wie die Dudelsackmusik vor dem Kaufhaus Steffl in der Kärntenstraße hat beim heutigen Stadtbummel, wenn man das so nennen darf, die Polizei gewirkt.
    Strengste Absperrungen auf dem Weg von Prinzessin Diana von Wales und Kronprinz Charles.
    Hinter den Absperrungen rund 10.000 Zuschauer zwischen dem Kaufhaus und dem Michaelerplatz.
    Und wieder einmal die Frage ans vorwiegend ältere Publikum.
    Zahlt sich das Warten für diese paar Sekunden Prinzenpaar schauen eigentlich aus?
    Ja.
    Ist mir schwer.
    Sonst wären wir nicht gekommen.
    Wieso denn?
    Warum wollen Sie es nicht sehen?
    Sie ist eine sehr, sehr sympathische Frau.
    Auch der Charles, sie gefallen mir beide.
    Sie lesen das alles?
    Sie lesen viel über gegrünte Häupter.
    Hätten Sie da auch lieber in Österreich eine Monarchie wie deinen Kaiser?
    Ja, ich glaub schon.
    Ich bitte mich, es ist besser.
    Eine schönere Zeit.
    Meine Eltern haben immer gesagt, es ist eine schöne Zeit gewesen.
    Der Besuch im Kaufhaus Steffel anlässlich einer Leistungsschau britischer Waren beginnt mit Verspätung.
    Prinz Charles und seine Gemahlin haben sich vermutlich im British Council, dem britischen Kulturinstitut in Wien, etwas länger aufgehalten.
    Dann fährt die Wagenkolonne in der Kärntnerstraße vor.
    Diana im schwarzen Rock und mit pinkfarbenem schwarzen Jackett.
    Juddles in Dunkel mit Rose im Knopfloch.
    Nach etwa 15 Minuten ist die Visite beendet gewesen und das Paar ist dann über den Stock im Eisenplatz zur Pestzäule gepilgert.
    Tosender Applaus, der eine Musikkapelle übertönt.
    Fallweises königliches Händeschütteln hinter die Absperrungen.
    Vor der Pestzäule dann eine Ausstellung englischer Autos.
    Vom Mini angefangen bis zum Rolls Royce.
    Scheinbar interessiert, lauscht Charles den Erläuterungen.
    Und dann der Versuch einer Konversation mit ihm von der streng abgeschirmten Pressetribüne.
    Warum sollen wir britische Autos kaufen?
    Gegenfrage von Charles.
    Haben sie einen?
    Antwort nein.
    Gegenantwort, weil sie die besten sind.
    Nach dieser kleinen Unterstützung in Sachen Export besteigt das Paar gemeinsam mit Bürgermeister Zilk und Dagmar Koller einen Fiaker, mit dem es bis zum Michaelator geht.
    Keine Minute später der Umstieg in Jaguars zum nächsten Termin.
    Ein Mittagessen mit dem Bundespräsidenten.
    Und zurück bleibt der glückliche Fiaker Johann Paul.
    War das heute ein besonderer Fuhr für Sie?
    Es war wunderschön, ja.
    Hat sich die Königin Hoheitenbeiner bedankt?
    Haben Sie was gehört, was sie so geplaudert hat?
    Nein, habe ich nicht gehört.
    Der Prinz Charles hat sich bedankt und hat gesehen, dass der Wagen frisch lackiert worden ist dafür und die Pferde haben ihm sehr schön gefallen.
    Und so war es ein wunderbares Erlebnis.
    Hat es auch mehr Geld gebracht, als es normalerweise ein Fuhr in Wien bringt?
    Nein, es ist umsonst gewesen.
    Eigentlich hat das, grammatikalisch streng genommen, gratis gemacht.
    Umsonst haben nur viele im Spalier gewartet, weil sie keinen Blick auf das Paar erhascht haben.
    Soviel vom heutigen Vormittag der königlichen Hoheiten in Wien und damit wieder zurück ins Studio des Mittagschanals.
    Ein Beitrag gestaltet von Hans-Christian Unger zum heutigen Besuchsvormittag, den Charles und Diana absolviert haben.
    In Anwesenheit des britischen Thronfolger Pares findet heute Abend im Großen Saal des Wiener Konzerthauses ein Festkonzert im Rahmen des Festivals Britain in Vienna statt.
    Es gastiert das renommierte Philharmonia Orchestra London unter seinem Chefdirigenten Giuseppe Sinopoli und präsentiert Werke von Edward Elgar und Robert Schumann.
    Das Philharmonia Orchestra zählt neben dem London Symphony Orchestra, dem Royal Philharmonic Orchestra und dem BBC Orchestra zu den international bekanntesten Klangkörpern Englands.
    Gegründet wurde das Orchester vor 40 Jahren von Walter Legge
    unter Dirigenten wie Furtwängler, Toscanini, Karajan und Klemperer und bis 1984 auch unter Riccardo Mutti, entwickelte es sich zu einem der besten Orchester der Welt.
    Walter Gellert hat zum Festkonzert des Philharmonia Orchestra in Wien den folgenden Beitrag gestaltet.
    Wie es sich für ein Festkonzert im Rahmen einer der britischen Kultur gewidmeten Veranstaltung zieht, werden auch Werke eines englischen Komponisten zu hören sein.
    Edward Elgar's auf dem Kontinent wohl bekannteste Komposition, die Enigma-Variationen und Introduktion und Allegro, Opus 47.
    Der Italiener Sinopoli dirigiert also Werke des Briten Elgar.
    Allerdings nicht das erste Mal, denn in London hat der gebürtige Venezianer bereits ein nur Edward Elgar gewidmetes Programm zur Aufführung gebracht und damit auch die reservierten Briten für sich gewonnen.
    Christopher Bishop, der geschäftsführende Direktor des Philharmonia Orchestra,
    Sinopoli hat gerade begonnen Elgar zu dirigieren und mit dem Philharmonieorchester ein Konzert bestritten, auf dessen Programm nur Werke dieses Komponisten stammten.
    Das Konzert war Sinopolis erfolgreichstes Konzert in London und das will was heißen, denn die Engländer werden leicht nervös, wenn ein Ausländer
    in ihrer Heimat Edward Elgar dirigiert.
    Diese Interpretation der Werke des bedeutenden englischen Komponisten war für uns wirklich erstaunlich.
    Giuseppe Sinopoli, der in Wien ja zu den Lieblingen des Staatsopernpublikums zählt, hat sich also auch in London durchgesetzt.
    Anfangs hatte sich die englische Kritik ihm gegenüber eher reserviert verhalten.
    Christopher Bishop
    Sinopoli macht mit dem Orchester zehn Konzerte in der Royal Festival Hall und viele dieser Konzerte werden auch ausserhalb Londons wiederholt, zum Beispiel in Cardiff oder Nottingham.
    Er geht auch auf Tournee mit dem Philharmonia Orchestra.
    Ich würde sagen, es sind etwa sechs Wochen, die wir mit Sinopoli auf Tournee unterwegs sind.
    In diesem Jahr unternehmen wir im Mai eine ausgedehnte Gastspielreise nach Deutschland.
    Das Wien-Konzert ist ein einzelner Abend.
    Dann im September gehen wir nach Amerika und im Jänner nach Japan, wo wir vier Wochen lang unterwegs sein werden.
    Wir sind auch oft mit Sinopoli nach Italien eingeladen, wo der Dirigent ja sehr populär ist und wir deshalb zu sehr günstigen finanziellen Bedingungen engagiert werden.
    Es ist so, dass wir in Italien ununterbrochen gastieren könnten.
    Konzertprogramme mit Werken von Beethoven, Brahms oder Schumann, dessen zweite Sinfonie Giuseppe Sinopoli mit dem Philharmonia Orchestra auch im Wiener Konzert aufführen wird, ziehen auch in London das Publikum an.
    Christopher Bishop schätzt die Chancen für Konzerte mit vorwiegend zeitgenössischen Komponisten in London eher gering ein.
    Ich denke nicht, dass es finanziell besonders sein wird.
    Ich glaube nicht, dass das in London finanziell erfolgreich sein würde, denn diese Stadt ist kein guter Platz für Konzerte dieser Art.
    Das Publikum ist nämlich äußerst konservativ und sie wollen immer nur die gleichen Programme hören.
    Man muss sie wie Kinder erziehen, um sie von Beethoven und Brahms wegzulocken.
    Wir versuchen das immer wieder.
    In dieser unserer Jubiläumssaison haben wir viel Musik des 20.
    Jahrhunderts aufgeführt.
    Mutti, dirigierte Honegger,
    Unser Principal Guest Conductor Esa-Pekka Salonen hat die Turangalila-Symphonie von Messiaen gemacht.
    Das Philharmonia Orchestra wird vom Arts Council subventioniert, das übrigens alle vier großen Londoner Orchester unterstützt, wobei die Höhe der Unterstützung sowohl von der Qualität des Orchesters als auch von den Programmen abhängig gemacht wird.
    Die Hilfe privater Sponsoren ist also für eine Institution wie das Philharmonia Orchestra wichtig fürs Überleben.
    Immerhin absolviert das Orchester rund 600 Sitzungen, Proben, Konzerte und Plattenaufnahmen.
    Die Sponsoren des Philharmonia Orchestra kommen übrigens nicht nur aus Großbritannien.
    So unterstützt ein deutscher Zeitschriftenverlag das Orchester, so wurden die 15 Herbstkonzerte in der Royal Festival Hall von einem großen japanischen Automobilkonzern gesponsert.
    der dem London Philharmonia Orchestra in den kommenden vier Jahren jährlich einen Betrag von umgerechnet rund 2,7 Millionen Schilling zur Verfügung stellt, was für das Orchester auch eine gewisse Sicherheit bei der längerfristigen Planung bedeutet.
    Festkonzert des Philharmonia Orchestra heute Abend im Wiener Konzerthaus in Anwesenheit des britischen Thronfolgerpaares Prinz Charles und Prinzessin Diana.
    Zurück zur ernsten Situation jetzt im Mittelmeerraum kurz vor 12.55 Uhr.
    Meldungen werden gelesen von Wilfried Schierlbauer.
    USA, Libyen.
    Nach dem amerikanischen Bombenangriff auf Libyen in der vergangenen Nacht hat Präsident Reagan in einer Fernseherklärung von einem vollen Erfolg der Aktion gesprochen.
    Die amerikanische Öffentlichkeit demonstriert eine Haltung der Einheit der Nation, es gibt jedoch keinerlei Kundgebungen des Triumphes.
    Nach Angaben des österreichischen Botschafters in Libyen, Erwin Matsch, war die Lage in Tripolis am Vormittag völlig normal.
    Auch in der libyschen Hauptstadt ist es zu keinerlei Demonstrationen gekommen.
    Der Botschafter sagte, alle österreichischen Staatsbürger in Libyen seien wohl auf.
    Dennoch hat er empfohlen, Frauen und Kinder sollten das Land verlassen, sobald dies wieder möglich sei.
    Zurzeit ist der Flughafen in Tripolis gesperrt.
    Der Generalsekretär der Arabischen Liga, Chedli Khibi, hat unterdessen in Brüssel bekannt gegeben, die amerikanischen Luftangriffe hätten mindestens 70 Menschenleben gefördert.
    Österreich.
    Die Bundesregierung hat heute eine gemeinsame Erklärung zum Konflikt zwischen den USA und Libyen beschlossen.
    Darin heißt es unter anderem, die Bundesregierung sei überzeugt, dass die Bereinigung von Differenzen mit anderen Methoden als der Anwendung militärischer Gewalt gesucht werden muss.
    Unbeschadet ihrer kategorischen Verurteilung jeder Art von Terrorismus erwartet die Bundesregierung die Rückkehr zu friedlichen Mitteln der Streitbewältigung, weil nur dadurch weitere Gewaltanwendung vermieden werden kann.
    ÖVP-Generalsekretär Michael Graf hat heute zum Thema Bundespräsidentschaftswahlkampf erklärt, er halte es für unsinnig, einen zweiten Wahlgang herbeiführen zu wollen.
    Dies würde nur eine Verlängerung des von der SPÖ so schmutzig geführten Wahlkampfes bedeuten, meinte Graf.
    Die Kandidaten Steirer und Meisner-Blau griff der ÖVP-Politiker mit der Frage an, was beide gemeinsam hätten.
    Als Antwort sagte Graf, beide hätten sich mit ihren ASVG-Pensionen an den Ruhensbestimmungen vorbeigedrückt.
    Ein anderes Thema der Pressekonferenz war die Zinsertragsteuer.
    Graf bezeichnete sie wieder als Sparbuchsteuer und verlangte ihre Abschaffung, da sie verfassungswidrig sei.
    Prinz Charles und Diana, Prinzessin von Wales, verbrachten heute am zweiten Tag ihres Besuches in Wien den Vormittag in der Innenstadt.
    Wieder hatten sich tausende Schaulustige eingefunden, um dem Thronfolgerpaar einen begeisterten Empfang zu bereiten.
    Eine Art folkloristischer Höhepunkt war eine Fiakerfahrt vom Graben zum Michaelaplatz.
    Der Absturz eines Gendarmerie-Hubschraubers bei Trofajach in der Obersteiermark hat drei Menschenleben gefordert.
    Die Opfer sind der Pilot und zwei als Flugretter ausgebildete Gendarmeriebeamte.
    Die Besatzung sollte nach möglichen Abgängigen nach einer Bergwanderung suchen.
    Die Ursache des Unglücks ist noch ungeklärt, die Absturzstelle liegt in etwa 2200 Metern Höhe.
    Frankreich.
    In Paris starb 76-jährig der Schriftsteller Jean Genet.
    Mit Jean Genet verliert Frankreich innerhalb von wenigen Stunden nach Simone de Beauvoir eine weitere große literarische Persönlichkeit.
    Berühmt wurde Jean Genet nicht nur durch sein Werk, sondern auch durch sein äusserst abenteuerliches Leben.
    Nun noch die Wetteraussichten bis heute Abend.
    Heiter bis wolkig, im Südwesten teilweise auch stärker bewölkt.
    Nachmittagstemperaturen 9 bis 17 Grad.
    Noch einmal der Hinweis auf die Fernsehsondersendung zum amerikanischen Militärschlag gegen Libyen.
    Die TV-Sendung beginnt um 13 Uhr in FS1, also in gut einer Minute.
    Auch wir werden Sie natürlich weiterhin ausführlich über die Lage im Mittelmeerraum informieren, stündlich in den Nachrichten und besonders umfangreich natürlich dann wieder im Abendsjournal, Beginn 18 Uhr Österreich 1.
    Fürs Team des Mittagsschonals verabschiedet sich Udo Bachmeier und wünscht noch einen recht angenehmen Tag.

    Beiträge dieses Journals

    US Angriff Libyen: Aktuelle Lage
    Mitwirkende: Brünner, Peter [Gestaltung]
    Datum: 1986.04.15 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Nachrichten
    Datum: 1986.04.15 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Wetterbericht
    Datum: 1986.04.15 [Sendedatum]
    Schlagworte: Natur ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    US Angriff Libyen: Moderator-Gespräch mit österreichischem Botschafter in Tripolis, Erwin Matsch
    Interview: Botschafter Erwin Matsch
    Mitwirkende: Bachmair, Udo [Gestaltung] , Matsch, Erwin [Interviewte/r]
    Datum: 1986.04.15 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik Österreich ; Politik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    US Angriff Libyen: US - Reaktionen
    Mitwirkende: Emmerich, Klaus [Gestaltung]
    Datum: 1986.04.15 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    US Angriff Libyen: UdSSR - Reaktionen
    Mitwirkende: Kössler, Franz [Gestaltung]
    Datum: 1986.04.15 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Medien und Kommunikation ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    US Angriff Libyen: GB -Thatcher stimmte Aktion zu
    Mitwirkende: Eibegger, Gundomar [Gestaltung]
    Datum: 1986.04.15 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    US Angriff Libyen: Franzosen verweigerten Überflugrecht für US-Maschinen
    Mitwirkende: Fuhrmann, Thomas [Gestaltung]
    Datum: 1986.04.15 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    US Angriff Libyen: Reaktionen EG-Staaten
    Mitwirkende: Brandstätter, Helmut [Gestaltung]
    Datum: 1986.04.15 [Sendedatum]
    Ort: Bonn [Aufnahmeort]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    US Angriff Libyen: Offizielle Stellungnahme Außenminister Gratz
    Einblendung: Außenminister Gratz
    Mitwirkende: Pesata, Fritz [Gestaltung] , Gratz, Leopold [Interviewte/r]
    Datum: 1986.04.15 [Sendedatum]
    Ort: Wien, Bundeskanzleramt, Ballhausplatz [Aufnahmeort]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Politik Österreich ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    US Angriff Libyen: O-Ton Graff dazu
    Einblendung: Michael Graff
    Mitwirkende: Hauer, Ernest [Gestaltung] , Graff, Michael [Interviewte/r]
    Datum: 1986.04.15 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik Österreich ; Politik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Österreichische Firmen in Libyen
    Mitwirkende: Hutar, Herbert [Gestaltung]
    Datum: 1986.04.15 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik Österreich ; Politik ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    ÖIAG - Aufsichtsrat
    Einblendung: Verstaatlichtenminister Lacina
    Mitwirkende: Gassner, Susanna [Gestaltung] , Lacina, Ferdinand [Interviewte/r]
    Datum: 1986.04.15 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Politik ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Einkaufsbummel des englischen Prinzenpaares
    Einblendung: Musik (Dudelsack), Passantinnen, Fiakerfahrer Johann Paul
    Mitwirkende: Unger, Hans Christian [Gestaltung] , Anonym, Passantin, Passant, Passanten [Interviewte/r] , Paul, Johann [Interviewte/r]
    Datum: 1986.04.15 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik Österreich ; Politik ; Unterhaltung ; Medien und Kommunikation ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Royal Philharmonic Orchestra in Wien
    Einblendung: Musik, Christopher Bishop
    Mitwirkende: Gellert, Walter [Gestaltung] , Bishop, Christopher [Interviewte/r]
    Datum: 1986.04.15 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik Österreich ; Kultur ; Musik ; E-Musik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten

    Katalogzettel

    Titel Mittagsjournal 1986.04.15
    Spieldauer 00:59:15
    Mitwirkende Bachmair, Udo [Moderation]
    Fuchs, Wolfgang [Regie]
    ORF [Produzent]
    Datum 1986.04.15 [Sendedatum]
    Schlagworte Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt
    20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ audio
    Format TKA [Tonband auf Kern (AEG)]
    Sprache Deutsch
    Rechte Mit freundlicher Genehmigung: ORF
    Signatur Österreichische Mediathek, jm-860415_k02
    Medienart Mp3-Audiodatei
    Gesamtwerk/Reihe Mittagsjournal

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    Nachrichten

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    Gesellschaft , Radiosendung-Mitschnitt
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