Für alle via www.mediathek.at gestreamten Medien ist, wie in den Nutzungsbedinungen für mediathek.at festgehalten, ein Herunterladen o. ä. nicht angeboten und nicht gestattet.
Alle gestreamten Audio- und Videodokumente sind mit ihren permanenten URLs dauerhaft zugänglich, wodurch sich die Notwendigkeit der Anfertigung von Kopien durch die Österreichische Mediathek für nur private Verwendung Dritter erübrigt.
Soferne die Herstellung von Kopien von Archivdokumenten durch die Österreichische Mediathek für Dritte für nur privaten Gebrauch rechtlich möglich ist, fallen dafür technische Kopierkosten an. Für Anfragen nach Kopien von Archivdokumenten und Preisauskünfte schreiben Sie bitte an mediathek@mediathek.at.
Kopien von Dokumenten des ORF (die Österreichische Mediathek ist Teil des Technischen Museums Wien, aber nicht Teil des ORF) müssen von Interessierten selbst direkt beim ORF angefragt werden (ORF-Kundendienst, -Audioservice, -Videoservice).
Kopien von Dokumenten des Filmarchivs Austria oder des Phonogrammarchivs der Österreichischen Akademie der Wissenschaften müssen entsprechend beim Filmarchiv Austria oder entsprechend beim Phonogrammarchiv angefragt werden.
Die Metadaten der Medien, niemals die Medien selbst, deren Herunterladen nicht gestattet ist,unterliegen nach dem Herunterladen der Lizenz CC BY-NC 4.0, Namensnennung-Nicht kommerziell.
Zitieren
Zitieren
So können Sie Audio- und Videodokumente aus unserer digitalen Sammlung zitieren
Wenn Sie die Audio- und Videodateien aus unserer digitalen Sammlung für Ihre Arbeit und Ihre Forschung verwenden, freuen wir uns, wenn Sie mit einem Zitat auf unsere Quellen hinweisen!
So können Sie zitieren:
Alle Dokumente verfügen über eine Perma-URL
Für ein genaueres Zitat können Sie die Perma-URLs zusätzlich mit Markerpositionen (d.s. Zeitpositionen) versehen
Sie können im Dokument mehrere Markerpositionen setzen.
Die Markerpositionen bleiben so lange gespeichert, solange Sie sich im Audio- oder Videodokument befinden. Möchten Sie Links und Markerpositionen längerfristig für Ihre Arbeit speichern, verwenden Sie bitte den Bereich „Meine Mediathek“ (Login und Registrierung über das Burgermenü auf der Startseite).
Für Ihren persönliche Arbeitsbereich können sie Bookmarks setzen - Für diese Funktion müssen Sie sich im Bereich “Meine Mediathek” anmelden. Die Möglichkeit zu Login und Registrierung erscheint bei Klick auf das Bookmark-Symbol , alternativ können Sie sich auch über das Burgermenü auf der Startseite anmelden.
Marker setzen in: Mittagsjournal 1988.10.01
Auf dieser Seite
Katalogzettel
Information
Verortung in der digitalen Sammlung
Transkripte
Wie entstehen die Transkripte in der Österreichischen Mediathek?
Die bereitgestellten Transkripte werden mittels einer KI basierten Software erstellt. Die Transkripte ersetzen nicht die Arbeit mit den Originalquellen. Die Transkripte werden keiner inhaltlichen Bewertung oder Bearbeitung unterzogen und dienen vor allem der wissenschaftlichen Recherche sowie einer besseren Durchsuchbarkeit der Audio- und Videodokumente.
Die Erstellung der Transkripte erfolgt mit der Transkriptionssoftware WhisperX. WhisperX basiert auf dem System Whisper der Firma OpenAI. Whisper ist ein Open Source Produkt und auf Github veröffentlicht. WhisperX ist eine optimierte Version von Whisper und wurde von der Visual Geometry Group an der Oxford University entwickelt und auf Github veröffentlicht.
Die zur Verfügung gestellten Transkripte wurden 2024 erstellt.
KI-generiertes Transkript
Die Zeit in fünf Sekunden ist es zwölf Uhr.
Zwölf Uhr.
Hier ist der österreichische Rundfunk.
Zum Samstag-Mittagschanal begrüßt Sie Christel Reis.
Gleich eine Übersicht über unser heutiges dicht gedrängtes Programm.
Michael Gorbatschow ist neuer Staatspräsident der Sowjetunion.
Nach dem gestern angekündigten Rücktritt des bisherigen Staatschefs Andrei Gromyko hat der oberste Sowjet am Vormittag Gorbatschow einstimmig zum neuen Staatschef gewählt.
Wie kommentieren ihn und ausländische Zeitungen die von Gorbatschow initiierten personellen Änderungen an der Parteispitze?
Eine offizielle kirchliche Delegation aus Österreich erhält kein Einreisevisum nach Südafrika.
Dazu ein Gespräch mit Weihbischof Kuntner.
Bundesparteitag der FPÖ in Villach.
Wie verläuft der Flug des amerikanischen Space Shuttle Discovery?
150 Tote bei Unruhen in Pakistan.
Im Journal zu Gast ist heute Baldur Preiml, früher Erfolgstrainer der Skispringer, jetzt Österreichs oberster Sportbeamter.
Kultur-Im-Mittag-Journal, Ausstellung 200 Jahre Theater in der Josefstadt.
Vor all diesen Beiträgen ein Nachrichtenüberblick, zusammengestellt von Christian Teiretzbacher, gelesen von Karl Berger.
Parteichef Michael Gorbatschow ist seit heute auch Staatsoberhaupt.
Der oberste Sowjet wählte Gorbatschow bei seiner Sondersitzung heute einstimmig zum neuen Staatschef.
Gorbatschow folgt dem bisherigen Staatsoberhaupt Andrei Gromyko nach.
Gromyko hatte bereits gestern bei der Sitzung des Zentralkomitees der KPDSU seinen Rücktritt als Politbüro-Mitglied bekannt gegeben.
Gorbatschow ist der zehnte Staatspräsident der Sowjetunion, zugleich der vierte, der die Funktion von Partei und Staatschef verbindet.
Zum Vizepräsidenten wurde heute Anatoly Lugyanov, ein bisheriger ZK-Sekretär gewählt, neuer Chef des sowjetischen Geheimdienstes KGB, wurde General Wladimir Kriutschkow.
Der Generalstreik in der armenischen Hauptstadt Yerevan ist offenbar nach geringfügigen Zugeständnissen der Behörden beendet worden.
Nach Angaben des sogenannten Karabach-Komitees, das die Bürgerproteste vertritt, soll eine Untersuchung des obersten Gerichtshofes über das Massaker von Sumgait im vergangenen März eingeleitet werden.
Damals sind bei anti-armenischen Unruhen mindestens 32 Menschen getötet worden.
Pakistan.
Eine Serie von Anschlägen und Volksgruppenunruhen in den Städten Hyderabad und Karachi hat gestern und heute mindestens 150 Menschenleben gefordert.
Gestern fuhren bewaffnete Gruppen mit Autos durch Hyderabad und feuerten wahllos auf Geschäfte und Wohnhäuser.
Nach dem Massaker kam es heute in Karachi zu gewaltsamen Zusammenstößen.
Beide Städte waren in der Vergangenheit mehrfach Schauplatz von Konflikten zwischen den verfeindeten Volksgruppen der Sindhi und Mohajir.
Vereinte Nationen.
In seiner Rede vor der UNO-Vollversammlung in New York hat Außenminister Mock die Bemühungen der Weltorganisation um Frieden und Zusammenarbeit gewürdigt.
Mock begrüßte die Auszeichnung der UNO-Friedenstruppen mit dem Friedensnobelpreis 1988.
Die Beteiligung österreichischer Soldaten an UNO-Friedensmissionen sei einer der effektivsten Beiträge, die ein neutrales Land zur Bewahrung des Friedens leisten könnte, sagte der Außenminister.
Weiters unterstrich Mock die Absicht Österreichs, sich in vollem Umfang am geplanten europäischen Binnenmarkt zu beteiligen und schloss seine Mitgliedschaft in der europäischen Gemeinschaft unter Wahrung der Neutralität nicht aus.
Österreich.
Der 19.
Ordentliche Bundesparteitag der Freiheitlichen ist am Vormittag in Villach eröffnet worden.
Die 465 Delegierten diskutierten zunächst die Tätigkeitsberichte von Klubobmann Frischenschlager, dem scheidenden Generalsekretär Gugerbauer und Parteichef Haider.
Bei dem zweitägigen Parteikongress stellt sich Haider als einziger Kandidat der Neuwahl des Bundesparteiobmanns.
In Graz ist die internationale Herbstmesse 1988 eröffnet worden.
An der 8-tägigen Schau nehmen mehr als 2000 Aussteller aus dem In- und Ausland teil.
Die Grazer Herbstmesse gilt traditionell als Konjunkturbarometer der heimischen und südosteuropäischen Wirtschaft.
Keine Gefahr besteht mehr durch den außer Kontrolle geratenen sowjetischen Satelliten Kosmos 1900.
Das Innenministerium in Wien teilte heute in einer Aussendung mit, dass weltweit eine Gefährdung nun ausgeschlossen sei.
Der Atomreaktor der Satelliten sei gestern Abend automatisch abgetrennt und in eine neue Umlaufbahn in 800 Kilometern Höhe gebracht worden.
Die nicht radioaktive Nutzlast verglühte unterdessen in der Atmosphäre.
In Österreich waren, wie in anderen Ländern auch,
Umfangreiche Vorbereitungen wegen eines möglichen Absturzes getroffen wurden.
USA Die nach dem Start aufgetretenen Probleme an der Raumfähre Discovery sind von den Astronauten jetzt behoben worden.
Nach Angaben des Kontrollzentrums in Houston ist es gelungen, einen Antennenschaden wieder zu reparieren.
Ebenso konnte die Besatzung das Eis des Kühlsystems allmählich abschmelzen, sodass die Temperatur in der Kabine wieder auf 27 Grad Celsius gesenkt wurde.
Südkorea.
Am vorletzten Wettkampftag der Olympischen Sommerspiele in Sohle oberte die Amerikanerin Florence Griffith-Joyner in der US-Sprintstaffel ihre dritte Goldmedaille, dazu noch Silber über 4 mal 400 Meter.
Damit ist sie die erfolgreichste Leichtathletin dieser Spiele.
Die sowjetische Damenstaffel markierte über 4 mal 400 Meter mit 3 Minuten 15,18 neuen Weltrekord.
Bei den Herren legalisierten die USA über diese Distanz mit 2,5616, die bereits 20 Jahre alte Bestmarke.
Das Finale im Fußballturnier zwischen Brasilien und der Sowjetunion stand nach 90 Minuten 1 zu 1, sodass eine Verlängerung notwendig wurde.
Diese hat vor wenigen Minuten begonnen.
Die Wetteraussichten bis morgen früh.
Bei wechselnder Bewölkung kommt örtlich Regen auf.
Im Allgemeinen setzt sich langsam die Wetterbesserung durch.
Bei mäßigem Wind aus Nord bis Südost liegt die Nachmittagstemperatur zwischen 16 und 22 Grad.
Die Tiefstemperatur der kommenden Nacht liegt zwischen 2 und 10 Grad.
Die Aussichten für morgen Sonntag.
Herbstliches Hochdruckwetter.
Nach Auflösung der Frühnebel überwiegt sonniges Wetter.
Regional sind beständige Hochnebelfelder möglich.
Bei meist schwachem Wind liegt die Tageshöchsttemperatur zwischen 17 und 23 Grad, Frühtemperaturen zwischen 4 und 12 Grad.
Das Wetter übermorgen Montag, Fortbestand des herbstlichen Schönwetters an der Alp in Nordzeit mitunter föhnig.
Und jetzt noch die Messwerte von 12 Uhr.
Wien stark bei Welt 14 Grad, Eisenstadt stark bei Welt 14, Nordwestwind 20 Kilometer in der Stunde, St.
Pölten bedeckt 13, Linz bedeckt 12, Salzburg bedeckt 13 Grad, Innsbruck wolkig 15, Bregenz bedeckt 13, Graz wolkig 18 und Klagenfurt heiter 19 Grad.
Zurück zur Spitzenmeldung unserer Nachrichten.
Michael Gorbatschow ist neuer Staatspräsident der UdSSR.
Einstimmig wurde er von den Delegierten zum Obersten Sowjet, dem Parlament, zum Staatschef gewählt.
Gorbatschow hat damit dieses Amt früher als geplant übernommen.
Ursprünglich war die Wahl für April des kommenden Jahres vorgesehen.
Und Gorbatschow ist damit der vierte Zentralsekretär der KPDSU, der auch zugleich Staatsoberhaupt ist.
Der Staats- und Parteichef hat sich damit gegen die Gegner seines Reformkurses durchgesetzt.
Die ersten personellen Weichen wurden gestern gesetzt.
In einer überraschend einberufenen Plenarsitzung des Zentralkomitees der KPDSU gab es gleich eine Reihe von Revuements.
Die Reformer haben nun die Mehrheit im Politbüro.
Die personelle Umbildung gilt sicherlich auch als Prüfstein für die Perestroika.
Aus Moskau, Franz Kössler.
Der Sinn der Überraschungsaktion, die gestern und heute die obersten Organe der kommunistischen Partei und des sowjetischen Staates zu Sondersitzungen nach Moskau einberufen hatte, ist nun klar geworden.
Mit einem energischen Griff hat Gorbatschow in einer Situation zunehmender Schwierigkeiten für seinen Reformkurs
die politische Initiative wieder an sich gerissen und seine Machtposition enorm ausgebaut.
Heute Vormittag haben ihn die 1.500 Deputierten der sowjetischen parlamentarischen Versammlung einstimmig zum Vorsitzenden des Präsidiums des obersten Sowjets gewählt.
Gorbatschow vereint somit die Funktion des Parteichefs mit der des Staatspräsidenten in seiner Hand.
Als erster Stellvertreter wurde Anatoly Lukyanov ernannt, ein Studienkollege und enger Vertrauter Gorbatschows.
Die Reformer feiern einen gewaltigen Sieg.
Gestern hatte das Plenum des Zentralkomitees der Partei die Mehrheitsverhältnisse in den obersten Führungsorganen zugunsten der Gorbatschow-Fraktion verändert und die Weichen für eine Reform des Parteiapparats gestellt, der sich im Neuerungsprozess eher als Hemmschuh erwiesen hat und jetzt eine drastische Einschränkung seiner Macht zugunsten der gewählten Organe der Sowjets hinnehmen muss.
Nach diesem Plan, der im Sommer von der Parteikonferenz beschlossen worden war, hätte Gorbatschow aber erst im kommenden April die Funktion des Präsidenten übernehmen sollen, dann allerdings mit viel weiterreichenden Kompetenzen als denen, die er heute hat.
Dass die Zeiten jetzt plötzlich so verkürzt worden sind, mag seine Erklärung in einem Machtkampf finden, der hinter den Kulissen stattgefunden hat.
Offensichtlich wollte ein Teil der Führungsgruppe die Verantwortung für die Reformpolitik nicht länger mittragen.
Gorbatschow hatte vor kurzem angedeutet, dass eine Gruppe von Führungspersönlichkeiten aus dem Prozess ausscheiden wollte.
Die Ereignisse erinnern an die stürmischen politischen Auseinandersetzungen in der Zeit Khrushchev mit einem wesentlichen Unterschied.
Während damals die Opposition parteifeindliche Aktivitäten beschuldigt und als Feind aus den Führungskremien ausgeschlossen worden war, hat ihnen Gorbatschow jetzt einen ehrbaren Rücktritt in den Ruhestand ermöglicht.
Der große Gegenspieler Jäger Ligatschow, der zum Bezugspunkt für die Konservativen geworden war, hat seine politische Macht verloren.
Er wird sich anstatt mit Ideologie nunmehr mit Landwirtschaft zu beschäftigen haben.
Aber er hat seine Position im obersten Führungsgremium der Partei vorerst beibehalten.
Eine zweite sensationelle Entwicklung haben diese beiden Tage zudem gebracht.
Der mächtige Chef des Staatssicherheitsdienst KGB ist in hohe politische Funktionen berufen worden.
Ardor Cebrikov gibt die Führung des übermächtigen Sicherheitsapparats an seinen Stellvertreter Kriushkov ab.
Dieser wiederum ist nicht im Politbüro vertreten, was unter dem Strich eine eindeutige Schwächung des KGB bedeutet.
Er wird jetzt einem politischen Organ unterstehen, in dem er selbst nicht mehr direkt vertreten ist.
Das könnte auf den Beginn einer Reform dieses Organismus hinweisen, eine delikate politische Operation.
Das Klima in Moskau ist unglaublich angespannt.
Die Sowjetbürger sind durch die Operation dieser Tage noch mehr überrascht worden als der Westen, der durch die überstürzte Rückkehr einiger Politbüro-Mitglieder nach Moskau aufmerksam gemacht worden war.
Die sowjetischen Medien hatten darüber nicht berichtet, sodass gestern die hiesige Öffentlichkeit vollkommen überrascht worden ist.
Die Umwälzungen an der Führungsspitze waren heute das Gesprächsthema.
Auf den Straßen, in der U-Bahn, vor den Zeitungskiosken bildeten sich lange Schlangen und die Zeitungen waren am frühen Morgen schon ausverkauft.
Als dann heute Mittag die Nachricht von der Wahl Gorbatschow bekannt wurde,
konnte man das Aufatmen förmlich wahrnehmen.
In letzter Zeit war immer mehr die Rede von den Schwierigkeiten der Perestroika gewesen, die man tagtäglich auch in den immer leereren Geschäften erfahren konnte.
Man hatte also mit dem Schlimmsten gerechnet.
Und umgekehrt erwartet man sich jetzt natürlich, da Gorbatschow über die erforderliche Macht zur Verfügung scheint, dass die Reformpolitik entschieden vorangetrieben wird.
In seiner kurzen Rede heute Vormittag vor dem obersten Sowjet hat Gorbatschow denn auch noch einmal darauf hingewiesen, wie dringend notwendig es sei, jetzt energische Taten auf den Weg der Reform zu setzen.
Gorbatschow seit heute Vormittag auch Staatsoberhaupt der UdSSR aus Moskau, berichtete Franz Kössler.
Wie kommentieren heute in- und ausländische Zeitungen die konsequente Verfolgung des Reformkurses in der Sowjetunion durch Michael Gorbatschow?
Michael Kerbler hat die folgende Presseschau zusammengestellt.
Die Kommentarschlagzeilen der in- und ausländischen Presse reichen von Gorbatschow überwältigte Gegner mit Blitzschlag bis neuer Kurs und alte Methoden.
In der Tageszeitung Kurier kann man zum Beispiel lesen,
Nun wagte der Reformator den Befreiungsschlag.
Der alte Gromyko, der noch Gorbatschows Ernennung zum Generalsekretär im Politbüro mit den Worten, der Genosse Gorbatschow lächelt, aber er hat Zähne aus Stahl, kommentierte, muss gehen.
Der Hauptbremser und zweite Mann Ligatschow sowie KGB-Chef Shebrikov bekommen andere Aufgaben.
Eine machtaktische Meisterleistung Gorbatschows.
Nun muss er nur noch 18 Millionen reformunwillige Bürokraten und weit über 200 Millionen skeptisch-apathische Sowjetbürger auf Perestroika-Kurs bringen.
Auch Georg Hoffmann-Ostenhof in der Neuen Arbeiterzeitung warnt vor übertriebenem Optimismus nach dem Sieg Gorbatschows.
Zu glauben, mit der Demokratisierung und dem Umbau ginge es jetzt glatt und unproblematisch, wäre naiv.
Die Konservativen oben sind ja nur Repräsentanten der Millionen und Abermillionen Mann zählenden Bürokratie, die Perestroika fürchtet wie der Teufel das Weihwasser.
Und die Veränderungsangst in der breiten Sowjetbevölkerung selbst ist auch nicht zu unterschätzen.
Genau an diesem Punkt hakt auch der Kommentator der linksliberalen Frankfurter Rundschau ein.
Die Trennung von Partei und Staat nach Lenins Formel, alle Macht den Räten, war schon auf der Parteikonferenz im Juni der Mehrheit der 5000 Delegierten so fremd, dass Gorbatschow in einem langen Privatissimum außerhalb der Rednerliste mit Nachdruck erläutern musste, was eigentlich bezweckt wird.
Entlastung der Partei vom Alltagskram und Stärkung ihrer Rolle als Avantgarde.
Die Konsequenz der Reformen, die nun möglich werden, kann nur die Zulassung auch anderer Parteien sein, die auf dem Boden der Sowjetverfassung arbeiten.
Davon wollten in der bisher freiesten aller Debatten im Juni die allerwenigsten etwas wissen.
Aber einigen dämmert wenigstens, dass Sozialismus ohne Demokratie ein Unsystem ist.
Wenn die Räte wirklich künftig alle Macht haben sollen, dann bleibt diese Schal ohne Pluralismus.
Die italienische La Stampa kommentiert die Personalrochaden im Kreml folgendermassen.
Die relevanten Entscheidungen fielen innerhalb einer Stunde in den geschlossenen Räumen des Zentralkomitees wie zu alten Zeiten.
Das heißt, wie immer.
Vielleicht hatte Gorbatschow keine Alternativen, aber über den Widerspruch kann man nicht hinwegsehen.
Er ist jetzt stärker und die Feinde der Perestroika sind schwächer.
Da Gorbatschow stärker ist, trägt er aber auch mehr Verantwortung bei der Lösung der vielen Probleme innerhalb und außerhalb sowjetischer Grenzen.
Daran wird er letztendlich gemessen werden, auch von seinen Gegnern, die zwar schwächer, aber nicht verschwunden sind.
Die in Amsterdam erscheinende linksliberale Tageszeitung Volkskrant kommentiert die Machtverschiebung im Kreml und die Chancen Gorbatschows unter dem Titel Tatkraft.
Der Sowjetführer, der mit wachsender Ungeduld registrieren musste, dass der von ihm in Gang gesetzte Reformprozess viel langsamer vor sich geht, als er sich das erhofft hatte, konnte sich nun im Politbüro endlich durchsetzen.
Die Macht der konservativen Garde ist gebrochen.
Gorbatschow hat seine Position im Kreml gestärkt.
Viel wichtiger ist es aber nun, ob es Gorbatschow auch gelingt, seine Reformen zu realisieren.
Und die französische Tageszeitung Libération schließt ihren Kommentar mit den Worten.
Gorbatschow hat seinen Widersachern seinen Widerstand gegen die Wirtschaftsreform heimgezahlt.
Jetzt, wo er Herr im Haus ist, wird es keine Entschuldigung mehr geben.
Die Erfolge werden die seinen sein.
Die Niederlagen auch.
Kein Einreisevisum für eine offizielle kirchliche Delegation aus Österreich nach Südafrika.
Dies hat jetzt die Botschaft Südafrikas mitgeteilt.
Unter Leitung des Vorsitzenden der Kirchlichen Kommission, Justitia et Pax, Weihbischof Florian Kuntner,
hätte Ende Oktober eine offizielle kirchliche Delegation auf Einladung der römisch-katholischen Bischofskonferenz Südliches Afrika an einer Zusammenkunft der Bischofskonferenz teilnehmen sollen.
Die Entscheidung Südafrikas, die Delegation aus Österreich nicht einreisen zu lassen, ist ein weiterer Affront gegen die Kirche Österreichs.
Bereits im Februar wurde dem Generalsekretär der südafrikanischen Bischofskonferenz die Ausreise für einen Besuch in Österreich verweigert.
Weihbischof Florian Kuntner sagte im folgenden Gespräch mit Waltraud Langer, welche Gründe er für diese Entscheidung Südafrikas vermutet.
Ich kann nur vermuten, weil der offizielle Brief, der von der Botschaft in Wien gekommen ist, nur lautet, dass unsere Visa abgelehnt sind und keine Begründung gegeben worden ist.
Ich kann vermuten, dass höchstwahrscheinlich unser Einsatz hier, hier meine ich jetzt der Einsatz von der Kommission Justitia et Pax gegen die Apartheid und Vorschläge zur Überwindung der Apartheid oder, dass wir seinerzeit Unterschriften gesammelt haben zur Freilassung des inhaftierten Sekretärs der Bischofskonferenz und dann ich diese Unterschriften persönlich hingebracht habe zur Botschaft, dass das die Ursache dafür sein könnte, dass man uns nicht einreisen lässt.
Kurz zur Erklärung, diese Kommission Justitia et Pax, das ist eine weltweite kirchliche Organisation, die sich für Gerechtigkeit und Frieden einsetzt und die sich auch schon, wie Sie erwähnt haben, oft gegen das Apartheid-Regime eingesetzt hat.
Was wäre denn jetzt eigentlich ursprünglich das Ziel Ihrer Reise nach Südafrika gewesen?
Der Grund, der eigentliche Grund war eine Einladung der Konferenz des südlichen Afrikas an die österreichische Bischofskonferenz an einer Zusammenkunft der Bischofskonferenz teilzunehmen in Südafrika.
Und das ist jetzt wirklich, glaube ich, das Bittere, das wir erfahren müssen, dass eine offizielle Delegation der Bischofskonferenz hier eine Ablehnung erführt.
Hätte es für diese Bischofskonferenz in Südafrika ein bestimmtes Thema gegeben?
Wir hätten mit den Kollegen dort die Situation durchbesprochen, von ihrer Seite aus Informationen bekommen und unsere Aktionen und Aktivitäten mit ihnen abgesprochen, ob das ganz und gar im Sinn der Konferenz des südlichen Afrikas ist.
Wir hatten auch vorgesehen, offizielle Regierungsvertreter dort zu treffen, weil es immer wichtig ist, von verschiedenen Seiten eine Meinung zu hören.
Das heißt, unsere Absicht war völlig klar und friedlich, auch durchschaubar.
Und wir hätten sicherlich dort nicht an irgendeiner Demonstration oder ähnlichen teilgenommen.
Und wir wundern uns also unheimlich, dass die Einreise verweigert wurde.
Herr Weihbischof, bereits im Februar hat die südafrikanische Regierung dem von kirchlichen Stellen nach Österreich eingeladenen Generalsekretär der südafrikanischen Bischofskonferenz die Ausreise verwehrt.
Nun wird Ihnen die Einreise verweigert.
Wie erklären Sie sich diese Spannungen zwischen der südafrikanischen Regierung und der Kirche Österreichs?
Ich kann nur einiges vermuten.
Wenn solche Maßnahmen gesetzt werden,
noch dazu gegenüber einer Kommission, die wirklich auf ganz friedlichem Weg hier Stellung gezogen hat, dann wird man für diese Leute gefährlich.
Und ich glaube, dass in ständigem Kontakt mit der Konferenz des südlichen Afrikas wir, ja, manche Dinge klargestellt haben, die auch in der Öffentlichkeit, auch in Österreich manchmal, verduscht werden.
Und daher handelt man in solchen Augenblicken
Ich möchte fast sagen, brutal.
Und damit, glaube ich, bekommt man auch Farbe.
Und ich glaube, die ganze Sache geht wirklich auf Kosten der Regierung des Südafrikas aus.
Könnten Sie jetzt vielleicht kurz sagen, was Sie jetzt gemeint haben mit, was ist da verduscht worden?
Ich glaube, dass in Österreich manchmal Propaganda gemacht wird, so in der Art, dass man sagt, die Apartheid ist ohnehin schon im Abschaffen oder geht zurück.
Und man verwechselt hier zwei Dinge.
Gleich mit Reduschen, die vorgenommen werden, mit der großen Abate, die bleibt nach wie vor, die Rassentrennung, und als Ursache für viele, viele Dinge, die ungut sind.
Und das scheint manchmal in der Öffentlichkeit so ein wenig überdünscht zu werden, als müsse man die jetzt in Südafrika in Ruhe lassen, damit sie ihre Wege gehen können, und verdeckt die ganz verheerenden Folgen, die dadurch entstehen können.
Ihrer Meinung nach müsste die Rasentrennung abgeschafft werden?
Ja, Barth hat, so sagen uns die Bischöfe des südlichen Afrikas, kann nicht reformiert werden, sie kann nur abgeschafft werden.
Wie wird man denn jetzt von Ihrer Seite her auf diese Entscheidung, Sie nicht nach Südafrika einreisen zu lassen, reagieren?
Wir haben am Montag in einer Woche eine Sitzung der Kommission.
und werden bei dieser Kommissionssitzung alles noch einmal beraten und sind natürlich Grenzen gesetzt.
Für mich besteht noch ein anderes Problem.
Wie wird unsere Regierung jetzt handeln?
Wie wird das Außenministerium jetzt handeln?
Erwarten Sie sich Hilfe vom Außenministerium?
Weihbischof Kuntner zur Entscheidung Südafrikas, einer österreichischen kirchlichen Delegation, die Einreise nach Südafrika zu verweigern.
Das Gespräch führte Waltraud Langer.
Zu einem Blutbad kam es gestern Abend in Pakistan, genauer gesagt in den Städten Hyderabad und Karachi.
Bei Unruhen wurden 150 Menschen getötet.
Großaufgebote der Streitkräfte sollen nun für Ruhe sorgen.
Die gestrigen Zusammenstöße zwischen den miteinander verfeindenden Volksgruppen Sindi und Mohadschirs waren die bisher folgenschwersten.
Aus Neu-Delhi, Hermann Denecke.
Am späten Freitag in Hyderabad, einer Stadt im Süden Pakistans, in der Provinz Sindh.
Mit Gewehren bewaffnete Männer kamen in 15 Autos in die Stadt gefahren und begannen auf Geschäfte, Wohnhäuser und Menschen zu schießen.
Und als sie wieder abzogen, lagen 140 Tote auf den Straßen und viele Verletzte, die in die Krankenhäuser der Stadt gebracht werden mussten.
Die Opfer waren ganz überwiegend Muhajis,
Das sind Moslems, die aus Indien nach Pakistan eingewandert sind.
Kurze Zeit später hatte die brutale Tat in Hyderabad ein Echo in Karachi, 180 Kilometer weiter südlich.
Dort kamen bei einem ganz ähnlichen Überfall 15 Menschen zu Tode.
Hier waren die Opfer überwiegend Sindis, die angestammten Einwohner dieser Provinz also.
Sindis und Mohajis schießen sich seit langem und oft im Süden Pakistan.
Dafür gibt es ein Bündel von Motiven, religiöse zum Beispiel, die einen sind Schiiten, die anderen überwiegend Sunniten.
Es gibt ethnische und es gibt politische Gründe für die Feindschaft zwischen diesen beiden Gruppen.
Manchmal reicht es schon, wenn Pakistan gegen Indien im Cricket oder im Hockey verliert, um Unruhen und Schießereien im Sinn auszulösen.
Aber wenn es sich wie am Freitag um offenbar sorgfältig organisierte Mordunternehmen handelt, dann geht es um etwas ganz anderes, dann geht es ums Geschäft,
um Geschäfte, legale wie illegale, zu dem vor allem der Schmuggel zählt, der lange fest in den Händen von Sindy-Gruppen lag und auf denen nun die Einwanderer aus dem Süden ihre geschäftstüchtige Hand pflegen.
Es ist wohl tatsächlich ein blutiger Krieg zwischen rivalisierenden, Mafia-ähnlichen Gruppen gewesen, der sich gestern Abend in Haiderabad und Karachi abgespielt hat.
Politische Dimensionen erhält der Vorgang durch den Zeitpunkt,
Acht Wochen vor der in Pakistan geplanten Wahl.
Der Sind ist das politische Stammland der Butto-Familie, die früher unter Sulfika Ali Butto, dem hingerichteten Vorgänger Zia-ul-Haq, bevorzugt behandelt und versorgt wurde.
Und diese bevorzugte Position wollen die Sindis auch bei der Wahl verteidigen.
Diesmal ist der Kandidat die Tochter Benazir Butto.
Unruhen in Pakistan, ein Bericht von Hermann Denecke.
Fünf Minuten vor halb eins ist es jetzt.
Die USA sind in den Weltraum zurückgekehrt, und zwar seit vergangenen Donnerstag, kurz nach 16.30 Uhr mitteleuropäischer Zeit.
Der mit Bangern und Spannung erwartete Start der Raumfähre Discovery war geglückt.
Und damit wieder der erste bemannte Raumflug der Vereinigten Staaten seit der Explosion der Raumfähre Challenger vor zweieinhalb Jahren.
Sieben Astronauten wurden dabei getötet.
Der Flug der Discovery läuft bisher plangemäß, Brigitte Fuchs berichtet.
Die fünf amerikanischen Astronauten im Space Shuttle Discovery begann der heutige zweite Morgen im All mit einem Weckruf besonderer Art.
Nämlich mit einer Space Shuttle-Version des Beach-Boy-Hits I Get Around.
Neu getextet und gesungen von einer Pop-Gruppe in Houston in Texas.
Zur Stunde sitzt die Discovery-Mannschaft unter Kommandant Rick Haug noch beim Frühstück.
Dann beginnt der Arbeitstag im All.
Auf ihrem Plan stehen heute Versuche mit einem Infrarot Kommunikationssystem sowie eine Reihe wissenschaftlicher Experimente.
Eines dieser Experimente beschäftigt sich mit der Bildung von Kristallen im schwerelosen Zustand.
Von der auf der Erde herrschenden Schwerkraft befreit, können im Weltall Kristalle größer, klarer und reiner erzeugt werden.
Eine Erkenntnis, die unter anderem bei der Erzeugung neuer Medikamente helfen soll.
Ein anderes Experiment befasst sich mit der Auswirkung der Schwerelosigkeit auf das Verhalten der roten Blutkörperchen im Blut.
Von den Ergebnissen dieses Versuchs erhofft man sich neue Erkenntnisse für die Bekämpfung von hohem Blutdruck, Diabetes und verschiedenen Krebserkrankungen.
Von den wissenschaftlichen Experimenten abgesehen, werden die fünf Discovery Astronauten heute einen großen Teil des Tages mit dem Fotografieren der Erde verbringen.
Das Arbeitsgrenzung für die Mannschaft der Discovery ist bei diesem ersten bemannten Raumflug der Amerikaner seit dem Challenger-Unkrieg vor zweieinhalb Jahren weitaus geringer als bei früheren Shuttle-Flügen.
Diesmal ging es für die NASA weniger darum, möglichst viele Arbeiten zu erledigen, als vielmehr darum, sich selbst und der Welt zu beweisen, dass das neu überholte und verbesserte Shuttle-System funktioniert und für die Astronauten sicher ist.
Bis jetzt ist man bei der NASA in Houston zufrieden.
Alle Sicherheitssysteme und Antriebssysteme haben bis jetzt einwandfrei funktioniert.
Probleme traten nur in Bereichen auf, die von der NASA als zwar ärgerlich, aber nicht gefährlich bezeichnet werden.
Eines der Probleme war gestern eine nicht funktionierende Antenne im Frachtraum der Discovery.
Aufgabe dieser Antenne wäre es gewesen, Daten und Fernsehbilder aus der Discovery zu übertragen.
Durch ihren Ausfall können nun Daten aus der Raumfähre nur in geringerem Ausmaß zur Erde übertragen werden.
Das zweite Problem, das gestern auftauchte, war die Vereisung der Klimaanlage der Discovery.
Durch diese Vereisung stieg die Temperatur auf rund 30 Grad Celsius an.
Dieses Problem tauchte schon bei früheren Shuttleflügen wiederholt auf.
Bisher war es immer gelungen, die vereisten Geräte wieder aufzutauen.
Morgen werden die Discovery-Astronauten eine Pressekonferenz aus dem All abhalten.
Und am Montagmittag soll die Raumfähre zur Erde zurückkehren.
Voraussichtlicher Landungstermin 12.33 Uhr amerikanische Ostküstenzeit auf der Luftwaffenbasis Edwards in Kalifornien.
Space Shuttle-Flug bis jetzt erfolgreich, Brigitte Fuchs informierte.
Eineinhalb Minuten vor halb eins.
Wir kommen im Mittagsschornal nun zu unserer Samstagserie.
Im Journal zu Gast.
ist heute der frühere Erfolgstrainer der österreichischen Skispringer und jetzige höchste Sportbeamte Österreichs, Baldur Preiml.
Er ist seit mehr als einem Jahr Gruppenleiter der Abteilung Sport im Ministerium für Unterricht, Kunst und Sport.
Im Gespräch mit Preiml geht es natürlich, wie könnte es einen Tag vor Ende der Olympischen Spiele in Sohl anders sein, um jenes Thema, das die Sportöffentlichkeit und nicht nur diese seit Tagen beschäftigt.
Das Thema Doping.
Neun Sportler wurden in Seoul bisher des Dopings überführt.
Der prominenteste unter ihnen zweifellos der kanadische Sprinter Ben Johnson.
Um die Zukunft des Hochleistungssports geht es im Gespräch mit Baldur Preiml aber auch um das doch enttäuschende Abschneiden der österreichischen Mannschaft bei den Spielen in Seoul.
Mit Baldur Preiml sprach Ulrich Brunner.
Herr Professor Preiml, Dopingfälle hat es bei großen Sportereignissen immer gegeben.
Nur diesmal hat es einen Superstar erwischt.
Und das Thema Topping wird so diskutiert wie noch nie vorher.
Der Sport scheint diskreditiert auf lange Zeit.
Glauben Sie, dass nach dieser Olympiade der Spitzensport so starr steht wie vorher oder ist jetzt alles anders?
Dieser Schlag ins Gesicht sozusagen war unbedingt notwendig.
Man muss einfach auf den Menschen zurückgehen, der in sich auch das Negative hat, die Verlogenheit, das Verschleiern.
Und wenn so etwas an die Oberfläche kommt, dann beweist das eigentlich, dass der Mensch insgesamt heute, gerade in dieser Zeit, einfach bewusster wird.
Und das, was vor Jahren noch unter der Oberfläche war, aber nicht so direkt sichtbar, greifbar, wohl spürbar, das ist jetzt an die Oberfläche gekommen.
Und ich finde es also einerseits wieder recht positiv,
dass man einfach gezwungen ist, jetzt ehrlicher zu sein.
Und ich glaube nicht, dass auf lange Sicht der Sport insgesamt jetzt viel verloren hat.
Es ist einfach eine gewisse Betroffenheit da, aber wenn jemand, der sich mit dem Spitzensport, ein Sportler, ein Trainer, ein Funktionär, sich jemand intensivst damit befasst, dann muss er eigentlich ehrlicherweise zugeben, dass er eigentlich unerlaubte Mittel auch dazu verwendet, um die Leistung zu steigern.
War die Empörung über Ben Johnson nicht im Grunde genommen von einer großen Heuchelei getragen?
Und müssen nicht Mitchell da vor allem die Trainer auf sich nehmen, die Ärzte, ja auch die Zuschauer, die diese Spitzenleistungen ja von den Athleten permanent verlangen?
So ist es.
Ich empfinde es auch so, dass der Sportler einfach die Spitze vorne ist.
das Medium, das Werkzeug, das benutzt wird als eben als, ja, als das Aushängeschild, als das Mittel zum Zweck.
Es wird etwas transportiert, im Osten zum Beispiel werden eben ganz bestimmte Ziele damit verfolgt und der Sportler, der also ganz an der Front vorne steht, der hat natürlich die entsprechenden Hintermänner und die Hintergruppen
die ihn möglicherweise auch dazu animieren, weil sie es vielleicht aus der Wissenschaft besser kennen und wissen, dass es eben zu Leistungssteigerungen führen kann.
Ein Sportler ist also oft eher so der Arme eigentlich in vielen Fällen.
Aber andererseits muss man auch den Sportler dann auch wieder so sehen, dass er einfach
zu wenig als Mensch fest am Boden steht und die Verantwortung dafür übernimmt.
Dass er einfach noch in einer Welt lebt, wo er glaubt, man wird ihn schon nicht erwischen.
und die Folgen und die Konsequenzen, die sich für die persönliche Entwicklung ergeben, absehen kann.
Ich glaube, dass Leute, die sich so vorbereiten auf Spitzenleistungen, ob Funktionäre oder Sportler,
einfach irgendwo ein schlechtes Gewissen haben müssen und sich gar nicht so sehr an den Erfolgen der Uneidlicher freuen können.
Sie haben vor kurzem gesagt, die meisten müssten ihre Medaille zurückgeben, weil sie irgendwann einmal irgendetwas genommen haben, was eigentlich Doping ist.
Haben Sie da übertrieben oder sprechen Sie da aus einer gewissen Kenntnis heraus?
Ich glaube nicht, dass es übertrieben ist.
Es gibt sicher Sportler, die mit ehrlichen Mitteln diese Leistungen erreicht haben.
Man würde wahrscheinlich einigen Unrecht tun, wenn man das behauptet, aber ich glaube, dass es der Großteil ist, der irgendwelche Mittel verwendet hat, die vielleicht noch nicht auf der Doping-Liste stehen, vielleicht auch Doping ist, vorher einfach abgesetzt worden ist.
Aber wenn die Wahrheit auf den Tisch käme, würde wahrscheinlich die ganze Welt aufheulen und es wäre eine ungeheure Ernüchterung da, wenn man feststellt, wer von den Idolen, von den Ersatzherrgöttern alles verbotene Mittel eingenommen hat, um zu diesem Erfolg zu kommen.
Herr Breimer, Sie waren jahrelang Trainer der österreichischen Springer.
Gab es auch in diesem Bereich Mittel, die eigentlich verboten waren in der Vorbereitung oder irgendwo?
Wir haben damals ganz bewusst Wege eingeschlagen, Mittel herangezogen, die einfach durchaus in den Bereich des ganz Gewöhnlichen einzuordnen ist.
Mir ist es darauf angekommen, nicht mit irgendwelchen Wundermitteln jetzt, die etwas anruhig sind, zum Erfolg zu kommen, sondern einfach die Kräfte im Sportler wachzurufen, die vorhanden sind.
Also im mentalen Bereich?
Zum Beispiel.
Konzentrationsfähigkeit, Entspannungsfähigkeit, dann einfach die Fähigkeit da zu sein, konzentriert in der Gegenwart zu sein, im Wettkampf mit entsprechendem Selbstwertgefühl an die Sache heranzugehen.
Also Dinge, die zum Beispiel einfach ein Seisenbacher wunderbar uns vorexerziert hat drüben jetzt in Sol.
Ernährung, härtestes Training, vielseitiges Training, Trainingsmittel, die ja so noch niemand vorher angewendet hat.
Also es gibt sicherlich für die Sportler, die ja so glauben, sie müssen unbedingt irgendwelche verbotenen Mittel nehmen,
noch Mittel und Maßnahmen, mit denen sie genauso diese Leistung erreichen können.
Nur ist es halt viel einfacher einfach zu einer Spritze zu greifen und die sozusagen als Lift zu verwenden, damit man eine Etage höher kommt.
Verbotene Chemie war bei den Springen nie dabei.
Es ist sogar so weit gegangen, dass wir so beispielsweise von 79 April, wo wir mit den Vorbereitungen begonnen haben, bis nach den Olympischen Spielen nicht ein einziger nur irgendeine Vitamintablette zu sich genommen hat.
Also da war wirklich nur Bio vorhanden.
Herr Breiml, nun gibt es den Vorschlag, man sollte Toping überhaupt freigeben.
Das seien doch alles Profis, die müssten wissen, was sie tun.
Dass man das Ganze gewissermaßen in die Verantwortung der Ärzte und Sportler delegiert.
und damit jede Diskussion beenden würde.
Was sagen Sie dazu?
Das ist ein Gesichtspunkt und ich würde ihn dann befürworten, wenn wir in unserer menschlichen Entwicklung so weit wären, dass wir alle schon Übermenschen wären.
Wir wüssten, dass wir das nicht tun dürfen, eigentlich.
Ja, dass jeder so viel Verantwortung schon übernimmt, sich die Folgen einfach vergegenwärtigen kann, dann ist es durchaus möglich, weil dann keiner solche Mittel einnimmt.
Das ist genauso, wenn wir hergehen würden und in Wien beispielsweise jetzt alle Verkehrstafeln wegnehmen würden.
Das geht irgendwann einmal.
In 100 Jahren, in 200 Jahren vielleicht, abgesehen davon, dass dann wahrscheinlich der Verkehr anders ausschauen wird.
Aber man kann also den Menschen nicht heute in seiner Entwicklung, wo er eben so unvollkommen ist und blind ist und unverantwortlich ist,
und verlogen ist und unehrlich ist, kann man einfach das nicht gutheißen.
Man kann, genauso wie man es nicht gutheißen kann, heute herzugehen und die ganzen Geschwindigkeitsgrenzen und Verkehrsschilder und so weiter abzuschaffen.
Da gibt es eben eine Polizei, da gibt es Vorschriften, da gibt es Radauberprüfungen, damit eben
der noch unentwickelte Mensch heute im Allgemeinen in gewisse Grenzen gepresst wird, damit das Zusammenleben einigermaßen möglich ist.
Und so denken wir das auch im Sport.
Heute nicht möglich.
Wir müssen also im Gegenteil trachten, möglichst streng zu kontrollieren, strengste Mittel und Maßnahmen zu treffen, damit es eingeschränkt werden kann.
Verhindern können wir es niemals.
Ist Massensport ohne Spitzensport überhaupt möglich?
Braucht man Vorbilder?
Ich glaube, dass dieser Gesichtspunkt nur aus einer großen Breite können Spitzenleute herauskommen, dass der so nicht mehr ganz hält.
Es gibt also durchaus auch ganz wenige, die einfach an die Spitze, wenn sie entsprechend betreut werden, durchkommen.
Andererseits hat sicherlich eine Spitzenleistung einen großen Anreiz auf die Breitenbewegung, weil sich einfach, glaube ich, der Mensch heute noch nicht vom Leistungs-
Idol irgendwie befreien kann.
Man identifiziert sich immer noch mit dem Helden, weil man dadurch ja selber auch Held ist und irgendwo einfach in Etage höher steigt als Fan.
Und da ist also immer auch ein gewisser
Antrieb, ein gewisser Ansporn da und weckt also sicherlich Antriebe im Zuschauer und im Breitensportler.
Also ich würde ja so das durchaus befürworten, dass der Spitzensport die Spitzenleistung einen Impuls gibt unten für den Nichtwettkampfsportler, damit er auch Sport betreibt.
Damit bin ich beim Abschneiden unserer Mannschaft in Sohl.
Wie ist denn der oberste Sportbeamte
mit dem Abschneiden unserer Athleten bei der Olympiade zufrieden.
Ich möchte jetzt einmal Seisenbacher weglassen.
Es ist eine Ausnahmeerscheinung und wir sollten uns von diesem Beispiel in Zukunft ungeheuer viel abschauen für die andere Entwicklung.
Ich möchte
den meisten Athletinnen und Athleten den guten Willen und die Absicht, dort Höchstleistungen zu erbringen, nicht abschlagen.
Ich glaube, dass sich die meisten bemüht haben und versucht haben, das Beste zu geben.
Es waren sicherlich auch Touristen dabei, die es sich schön gemacht haben.
Aber insgesamt betrachtet, glaube ich, müssen wir einfach sagen, dass wir nicht besonders gut ausgesehen haben.
Dass wir wenig Sportler dabei gehabt haben, die ihre persönliche Bestleistung gebracht haben.
Es hat sich wiederum gezeigt, dass bei solchen Großveranstaltungen der psychische Druck einfach dann so stark wird, dass viele
dem nicht gewachsen sind.
Und da hat eben das Eisenbacher gezeigt, was ein Sportler wirklich braucht, um solche Erwartungen, die in ihn gesetzt worden sind, einfach zu erfüllen.
Ähnlich wie bei Franz Klammer damals 1976, wo also die ganze Nation gebannt auf Franz Klammer geschaut hat und der also diesen Erwartungsdruck standgehalten hat und dazu der Olympiasieger geworden ist.
Aber das sind Ausnahmeathleten?
Das sind Ausnahmeathleten und unsere Aufgabe wird es heute sein in Zusammenarbeit mit den Fachverbänden.
Das was zum Beispiel ein Seisenbacher halt hat, auch mit Hilfe seines Verbandes, mit Hilfe der Funktionäre dort, dem Trainer dort, dass wir das eben trainieren, dass wir also diese Fähigkeiten in einem langen Trainingsprozess eben erarbeiten, was der Seisenbacher vielleicht zum Großteil mitgebracht hat.
Ist die Enttäuschung in der österreichischen Sportöffentlichkeit über das Abschneiden in Seoul nicht auch deshalb so groß, weil die Erwartungshaltungen so aufgebaut wurden?
Meine Frage an Sie, wie sind Sie mit der Sportjournalistik zufrieden?
mein Hochjubeln und dann das Gegenteil davon.
Wie sind Sie da zufrieden?
Das ist eine typische österreichische Schwäche, dass wir so himmelhoch jauchzen und so todig betrübt sind.
Ich glaube, dass unter den Journalisten sehr viele
Nicht-Experten darunter sind, die sich zwar auch gerne mit dem Erfolg identifizieren, dann das Ganze überbewerten und dann bei der Niederlage dann eigentlich das Ganze wieder
hinunterziehen.
Und damit auch einen Leistungsdruck auf den Athleten ausüben.
Ganz richtig, damit einen Leistungszwang ausüben, der dann noch standgehalten werden kann.
Grundsätzlich, glaube ich, haben wir irgendwo die Tendenz, einfach auf eine recht lässige Art und Weise uns vorzubereiten.
Das mag durchaus vom Aufwand her nicht ganz wörtlich genommen werden, aber
Ich glaube, dass wir uns nicht im Klaren sind, welche Voraussetzungen, wie viele Voraussetzungen, was alles an Opfern und Mittel und Maßnahmen aufgewendet werden muss, um als Wirkung
eine Spitzenleistung, eine Medaillenleistung oben sicherzustellen.
Ist ungefähr so, wie wenn ich heute bergsteigen gehe, nur Kraft habe, um auf 1500 Meter hinaufzukommen und dann auf einmal auf 3000 Meter stehen möchte.
Ja, aber ist nicht auch gerade das das Problem, dass in Österreich nicht so viele Leute bereit sind, dass alles
als Opfer zu bringen für einen Sporterfolg, weil der Sport nicht diese große Anerkennung hat, weil der Sport nicht diesen Aufstieg bringt, diesen gesellschaftlichen und auch den ökonomischen Aufstieg, den es etwa in anderen Ländern gibt.
Wenn man beispielsweise den Skisport hernimmt, dann ist dort irgendwo der Weg durch eine gewisse Tradition vorgezeichnet.
Dort muss man also fast
eine Ausnahme machen, ist aber auch irgendwo, diese Mentalität ist dort auch irgendwo vorhanden, dass man sich trotz bester Vorbereitung, trotz bester Voraussetzungen
eigentlich dann ganz oben, wenn es um das letzte Eizell geht, um die letzte Leistungssteigerung oben, dass man sich da eigentlich dann auch nicht so anstrengt, dass Opfer bringt, das notwendig ist.
Also wir können sicherlich auch im Skisport noch viel viel besser sein mit dieser Tradition, mit den Voraussetzungen, wenn wir wirklich harte Arbeiter werden.
Aber das ist halt schwierig und es geht kein Zentimeter an Leistung oben,
wenn ich nicht bereit bin, ganz, ganz tief in die Anstrengung, in die Mühe, in das Opfer hineinzusteigen.
Herr Professor Preiml, Sie sind oberster Sportbeamter.
Müssten nicht auch Sie ein bisschen Verantwortung auf sich nehmen, dass unsere Athleten in Sohl eben nicht so erfolgreich waren, wenn man von Eisenbacher absieht?
Sie sind jetzt eineinhalb Jahre im Amt.
In der Zwischenzeit ist ein Projekt im Laufen, das direkt dahin zielt.
Wir haben in Zusammenarbeit mit der Bundessportorganisation vor, eine Spitzensportplattform zu gründen, wo
der Spitzensport entsprechend betreut wird.
Wir haben also bis heute keinen derartigen Lenkungsausschuss, der also die modernsten Erkenntnisse zusammenfasst, unsere Möglichkeiten, sprich Sportmedizin, Sportwissenschaft usw.
ausnützt, um das dann an die Verbände, an den Sportler weiterzugeben.
Und das ist also meines Erachtens eine wesentliche Drehscheibe für die Zukunft, dass wir so etwas ins Leben rufen.
Unser Wunsch wäre,
das mit den besten Fachleuten zu bestücken, unabhängig von allen möglichen Interessen, Dach- und Fachverbandsinteressen, da sollten also unabhängige Experten sein, die eine Richtung angeben, was gemacht werden muss und wie das gemacht werden muss.
Ich danke für das Gespräch.
Im Journal zu Gast war heute Baldur Breimel, mit ihm sprach Ulrich Brunner.
Und weil in diesem Gespräch so viel von den Olympischen Spielen und Doping die Rede war, Ben Johnson, dem wegen Dopings die Goldmedaille abgenommen worden war, hofft auf Rehabilitierung und Begnadigung.
Bei den Olympischen Spielen 1992 will er schon wieder dabei sein.
Und wenn wir schon bei Seoul sind, dort gewann vor wenigen Minuten die UdSSR im Finale des Olympischen Fußballturniers gegen Brasilien nach Verlängerung 2 zu 1.
Jetzt aber zur österreichischen Innenpolitik.
Villach ist heute Schauplatz des Bundesparteitages der Freiheitlichen Partei.
Und dieser Parteitag wird ganz im Zeichen Jörg Haiders stehen.
Er ist einziger Kandidat für die Wahl des Bundesparteiobmannes.
Schon gestern hatte sich Jörg Haider festgelegt, er wird nicht Spitzenkandidat seiner Partei für die Landtagswahlen in Kärnten sein.
Ein Leopold Wagner als Gegner hätte ihn gereizt.
Jetzt sucht Haider weiter sein Heil in der Bundespolitik.
Die Wiederwahl Heiders in Villach steht ebenso fest wie weitere Personalentscheidungen.
Der scheidende Generalsekretär Norbert Gugerbauer wird durch zwei neue Generalsekretäre, Heidi Schmidt und Matthias Reichold, abgelöst.
Harald Göschl wird FPÖ-Bundesgeschäftsführer.
Knapp drei Stunden ist der FPÖ-Bundesparteitag alt, aus Villach berichten Robert Stoppacher und Franz Simbürger.
Mit Platzkonzert und Volksliedchor wurde heute Vormittag der 19. ordentliche Bundesparteitag der FPÖ in Villach eröffnet.
Der Einzug der Parteiführungsspitze gestaltete sich wie der Auftritt der Gladiatoren.
457 Delegierte sind hier beim Parteitag in Villach anwesend und in den Gesprächen vor allem mit sogenannten einfachen Delegierten kommt eines sehr deutlich zum Ausdruck.
Die Parteibasis folgt Jörg Haider, bedingungslos.
Ein Kärntner Delegierter.
Jörg Haider in seiner Art und Weise, mit seiner Politik, ist für mich als jugendlicher und junger FPÖ-Mann einer, derjenige, der das macht, was wir alle
eigentlich meinen, siehe Privilegienabbau und so weiter, das aussagt, was uns am Herzen liegt.
Wie lang soll das gehen, wie lang kann das gehen, wie lang kann man auf Opposition um jeden Preis spielen?
Opposition um jeden Preis, würde ich sagen, in der momentanen Gegebenheit, würde ich sagen, auf ewig.
Die Diskussion vor allem der vergangenen Tage, ob die FPÖ eher als Oppositionspartei agieren oder doch, wie der steirische FPÖ-Club-Chef Ludwig Rader vor kurzem sagte, staatstragend sein solle, wird auch unter den einfachen Parteimitgliedern geführt.
Tenor der Aussagen, staatstragend ja, aber zurzeit ist die Oppositionsrolle die bessere.
An der Begeisterung für Jörg Haider im Parteifußvolk ändert auch Haiders Personalpolitik in der FPÖ nichts.
Im Gegenteil, gerade jüngere Mitglieder begrüßen die Ablöse langjähriger Funktionäre durchaus.
Da ist ja dagegen nichts einzuwenden.
Wenn mehr gearbeitet wird und der Erfolg rausschaut, dann ist ja das optimal.
Der Gegensatz zwischen Oppositionsrolle und staatstragend Agieren, diesen Gegensatz sieht Jörg Haider selbst überhaupt nicht.
Ich glaube, dass das Missverständnis darin besteht, dass automatisch die staatstragende Funktion nur einer Regierung zugeordnet wird.
Eine Demokratie, die keine Opposition hat, die als staatstragende Funktion angesehen wird, ist auf einem schlechten Weg.
Und man sollte endlich einmal beginnen, die Opposition als Staatsfunktion unserer Demokratie zu begreifen.
Das ist auch unsere Aufgabe, das stärker ins Bewusstsein zu rücken.
Wenn wir erfolgreich sind, werden einmal die Karten anders gemischt und es gibt wieder einmal eine Mitsprache der Freiheitlichen auch in einer Regierung.
schließe das überhaupt nicht aus, weil ich glaube, dass die Freiheitliche Partei auch regieren soll, aber nur dann, wenn sie gestärkt durch Wählervertrauen jene politische Basis hat, die sie nicht zum Blinddarm einer der beiden alten Parteien degradiert.
Ist jetzt Ihre jüngste Äußerung, ich werde nicht Vizekanzler so zu interpretieren, dass es ja nicht heißen muss, dass Sie Vizekanzler sind, dass die FPÖ aber dennoch in einer Regierung beteiligt sein kann und eben irgendjemand anderer Vizekanzler ist?
So kann man das sehen.
Ich will damit aber auch deutlich machen, dass der derzeitige Parteiobmann der FPÖ
Einer ist, dem es also ziemlich egal ist, in welcher politischen Funktion er über seine Tätigkeit als Parteiobmann hinaus momentan wirkt.
Die Chance, dass Sie Vizekanzler werden, ist ja auch nicht mehr sehr groß, nachdem sich die Großparteien schon so massiv gegen Ihre Person gewarnt haben.
Heißt das, Sie ziehen die Konsequenzen, sagen, Sie werden Parteiobmann bleiben und wenn es einmal in Frage kommt, die Regierungsbeteiligung, dann wird man jemanden finden, der den Vizekanzler macht.
Also wenn sie uns brauchen, dann werden die beiden alten Parteien auch alle akzeptieren, einschließlich den Jörg Haider.
Das bereitet mir keine schlaflosen Nächte.
Womit Jörg Haider durchaus im Gegensatz zu früheren Äußerungen klar macht, dass die Oppositionsrolle nicht ewiges Muss für die FPÖ sei.
Und auch der scheidende Generalsekretär Norbert Gugerbauer schlägt in seiner Parteitagsrede in diese Kerbe.
Unsere Kritik der Großen Koalition wird nur dann glaubwürdig bleiben, wenn wir nicht bloß sachliche Alternativen zum Regierungsprogramm aufzeigen, sondern auch deutlich machen, dass wir die Große Koalition als solche ablösen wollen.
Andernfalls bleibt uns im politischen System dieser Republik bloß eine Barometerfunktion für den Grad der Zufriedenheit oder Unzufriedenheit mit der jeweiligen Regierungspolitik.
Lassen wir uns daher nichts von unseren Gegnern und vor allen Dingen nicht vom Herrn Kuckaczka, eine quasi naturgegebene Oppositionsrolle der Freiheitlichen Partei aufschwarzen.
Der Villacher Parteitag der Freiheitlichen Partei wird heute noch mit einem Tätigkeitsbericht von Jörg Haider selbst und am späteren Nachmittag mit den Neuwahlen der Parteiführung fortgesetzt.
Am Abend und morgen stehen dann noch die Beratungen der mehr als 100 Anträge zum Parteitag auf dem Programm und morgen Nachmittag ist die Schlussrede des Parteiobmannes angesetzt.
Ich aber gebe zurück aus Villach an das Studio nach Wien.
Bundesparteitag der FPÖ aus vielach berichteten Franz Siebenbürger und Robert Stoppacher.
Acht Minuten vor 13 Uhr im Mittagschanal nun ein Kulturbeitrag.
Ganz im Gegensatz zur Burg, wo die Vorbereitungen zur 100-Jahr-Feier des neuen Hauses am Ring den Machtkampf zwischen Direktion und Ensemble provozierten bzw.
fortsetzten, zeigt das Theater in der Josefsstadt anlässlich ihres 200-Jahr-Jubiläums, dass man auch ohne Krach feiern kann.
Am 23.
Oktober gibt es eine Festmatinee und schon heute Mittag wurde in den Streuselseelen die Jubiläumsausstellung 200 Jahre Theater in der Josefstadt eröffnet.
Und davon berichtet Erich Gabriel.
Im Garten des damals sehr beliebten Schankhauses bei den goldenen Straußen in der Kaisergassen, der heutigen Josefstätter Straße, wurde 1788 ein neues Theater erbaut und am 24.
Oktober mit dem Stück Liebe und Koketterie eröffnet.
Der Zuschauerraum war nur zehn Meter lang und das Theater war überhaupt nur halb so groß wie das zehn Jahre später errichtete Theater an der Wien.
Und an Platzmangel leiden auch die Gestalter der Jubiläumsausstellung, Liselotte Swerag und Peter Nitsch.
In nur zehn Vitrinen mussten sie die 200 Jahre dokumentieren.
Davon sind zwei dem Theaterbau gewidmet und acht den Ereignissen auf der Bühne.
Die Aufdehnung ist so, dass im großen Streuselsaal praktisch das 19.
Jahrhundert untergebracht ist.
Es fängt also mit dem letzten Dezennium des 18.
Jahrhunderts an und endet dann im zweiten Dezennium des 20.
Jahrhunderts.
Aber im Großen und Ganzen ist also hier die Geschichte des Theaters im 19.
Jahrhundert dargestellt.
Und im mittleren Stoessl-Saal haben wir dann
die Theatergeschichte seit Reinhard bis 1988 dargestellt.
1814 debütierte Raimund an der Josefstadt.
Das konnte allerdings das Fiasko der Direktion Huber damals auch nicht verhindern, der vier Jahre später sogar vor seinen Gläubigern fliehen musste.
Ohne Subvention war es halt immer schwer, Theaterdirektor zu sein.
1822 war auch ein wichtiges Datum, denn in nur fünf Monaten wurde der Theaterneubau nach den Kornhäuselplänen fertiggestellt und wurde mit Beethovens, die Weihe des Hauses, von ihm selbst dirigiert eröffnet.
Im 19.
Jahrhundert waren musikalische Produktionen im Theater in der Josefstadt durchaus keine Seltenheit und das wird ebenfalls in der Ausstellung belegt.
Das Theater zeichnet sich vor allem durch das Privileg aus, dass es Operetten, Opern, sämtliche musikalische Gattungen durften hier aufgeführt werden, Pantomimen, Ballette.
Diesem Teil haben wir auch besonderes Augenmerk geschenkt in den Vitrinen drei, beginnend mit den Vitrinen drei bis fünf.
Tannhäuser wurde hier 1857 in der Originalfassung zwar im Thalia Theater aufgeführt, das damals zum Josefstätter Theater gehörte und wenige Tage später hier selbst und schon in der Direktion Henslers
konnte man, war das Ensemble derart vorteilhaft, dass es Gastspiele im Kärntnertheater geben durfte, das Opernensemble des Josefstedter Theaters.
Und das ist schon sehr bemerkenswert.
Dokumentiert ist auch der wichtige Abschnitt der Direktion Josef Jarno, in der Strindberg, Wedekind, Tschechow, aber auch die Försterkristl gespielt wurde.
Jarnos Gattin Hansinise war der große Star.
Und dann ist natürlich auch die Ära Reinhards mit Exponaten vertreten und vor allem der Umbau 1923.
Es ist eine Vitrine der Baugeschichte des 20.
Jahrhunderts, also im Wesentlichen der Veränderung unter Reinhard gewidmet, wo anhand von Fotos gezeigt wird,
Wie hat zum Beispiel die Kassenhalle vorher ausgeschaut?
Wie hat es dann nach dem Umbau ausgeschaut?
Oder wie haben die Streuselsäle vorher ausgesehen wie nach dem Umbau?
Die letzten Vitrinen sind an der Zeit der Direktion Heinz Hilpertz gewidmet und den Jahren von 1945 bis heute.
Und da ist der Platzmangel besonders schmerzhaft spürbar.
Denn gerade von einer der bedeutendsten Josefstädter Periode, den Jahren von 1945 bis Ende der 60er Jahre, von dem großartigen Ensemble dieser Zeit, ist viel zu wenig zu sehen.
Vielleicht aber ganz gut so, sonst wären die nostalgischen Gefühle für die älteren Besucher zu schmerzhaft.
Ausstellung 200 Jahre Theater in der Josefstadt, ein Bericht von Erich Gabriel.
Letzter Programmpunkt im Mittagsschanal der Nachrichtenüberblick.
Sowjetunion.
Parteichef Gorbatschow ist künftig auch Staatspräsident.
Der oberste Sowjet, das Parlament der Sowjetunion, hat in der heutigen Sondersitzung Gorbatschow einstimmig zum Vorsitzenden des Präsidiums des obersten Sowjet gewählt.
Er ist damit Nachfolger von Andrei Gromyko, der bei der heutigen Sitzung seinen Rücktritt bekannt gab.
Gestern hatte Gromyko alle seine Parteifunktionen zurückgelegt.
Jugoslawien.
Das Politbüro der kommunistischen Partei Jugoslawiens hat sich im Nationalitätenkonflikt auf die Seite Serbiens gestellt.
Das Politbüro stimmte einer Verfassungsänderung zu, die der serbischen Teilrepublik mehr Kontrollmöglichkeiten über die autonomen Provinzen Kosovo und Vojvodina verschaffen soll.
Das Zentralkomitee der jugoslawischen KP wird voraussichtlich bei einer Sitzung in etwa zwei Wochen gleichfalls einer Verfassungsänderung in diesem Sinne zustimmen.
Die Serben und Montenegriner im Kosovo fühlen sich gegenüber der albanischen Bevölkerungsmehrheit benachteiligt.
Österreich, Südafrika.
Der Wiener Weihbischof Florian Kuntne ist bestürzt über die Entscheidung Südafrikas, den Besuch einer offiziellen kirchlichen Delegation aus Österreich abzulehnen.
In einem Hörfunkinterview vermutete Kuntne als Grund für die Ablehnung eines Einreisevisums den Einsatz der Kommission Justitia et Pax, deren Vorsitzender er ist, gegen das Apartheid-Regime.
Wörtlich meinte Kuntne, er glaube, dass die Sache auf Kosten der Regierung Südafrikas ausgehen werde.
Er hoffe nun auf eine Unterstützung durch das Außenministerium.
Österreich.
In Graz ist heute die internationale Herbstmesse 1988 eröffnet worden.
Acht Tage lang präsentieren mehr als 2000 Aussteller aus dem In- und Ausland ihre Produkte.
Die Grazer Herbstmesse gilt traditionell als Konjunkturbarometer der heimischen und der südosteuropäischen Wirtschaft.
Südkorea.
Im Finale des Olympia-Fußballturniers in Seoul besiegte die Sowjetunion Brasilien nach Verlängerung 2 zu 1.
Und jetzt noch die Wetteraussichten für Österreich bis heute Abend.
Aufgelockert bewölkt oder heiter, Nachmittagstemperaturen zwischen 16 und 22 Grad.
Und damit endet das Mittagjournal für Redaktion und Technik, verabschiedet sich Christel Reist.