Mittagsjournal 1983.10.29

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    KI-generiertes Transkript

    Die Zeit in 5 Sekunden ist es 12 Uhr.
    12 Uhr.
    Hier ist der österreichische Rundfunk.
    Guten Tag meine Damen und Herren, hier ist das Mittagschanal des aktuellen Dienstes mit Werner Löw am Studiomikrofon.
    Seit rund einer Stunde hält Bundeskanzler Fred Sinowatz sein erstes Referat als Vorsitzender der SPÖ.
    Kurz vor 11 Uhr wurde er mit 482 von 485 möglichen Delegiertenstimmen zum Nachfolger Bruno Kreiskis als Parteichef gewählt.
    Wir berichten im Mittagsjournal natürlich von diesem Abschlusstag des Bundesparteitags der österreichischen Sozialisten, bei dem heute auch Bruno Kreisky ohne Abstimmung nur durch öffentliche Akklamation zum Ehrenvorsitzenden der Partei auf Lebenszeit gewählt wurde.
    Kreisky heute?
    Ich habe mehr Verständnis, als ihr meint, auch für diejenigen, die doch sehr oft nicht meiner Meinung waren.
    Das habe ich mir nämlich bewahrt.
    dieses Maß an Toleranz, dass ich mich frage, warum der eine so oder der andere so denkt.
    Und so möchte ich von euch allen Abschied nehmen mit dem Gefühl echter Freundschaft.
    Der offizielle Abgang Bruno Kreiskis aus der Politik ist dann auch das Schwerpunktthema der Inlandspresseschau heute.
    Und der Parteitag, die Situation der SPÖ, ist auch das Thema der heutigen Folge unserer Samstagsserie im Journal zu Gast.
    Da spricht Rudolf Nagilla mit dem als Vorsitzenden Stellvertreter wiedergewählten Wissenschaftsminister Heinz Fischer.
    Außerdem in diesem Mittagsjournal der Lohnabschluss der Metallarbeiter in der Industrie.
    Er liegt mit plus drei Prozent unter der erwarteten Inflationsrate.
    Libyens Staatschef Gaddafi bricht wieder einmal mit der PLO.
    In Wien gibt es ein Ost-West-Jubiläum.
    Seit genau zehn Jahren wird hier über einen Truppenabbau in Europa verhandelt.
    Und vor 40 Jahren starb der Theatermann Max Reinhardt.
    Im Kulturteil berichten wir über das heute beginnende Max-Reinhardt-Symposium in Baden bei Wien.
    Zu Beginn aber wie immer die Nachrichten, zusammengestellt von Adolf Poindl, gelesen von Peter Fichner.
    Österreich.
    Der SPÖ-Parteitag hat heute mit der Wahl von Bundeskanzler Fred Sinowaz zum neuen Parteivorsitzenden den seit den Nationalratswahlen feststehenden Wechsel an der Spitze vollzogen.
    Sinowaz erhielt 482 von 485 möglichen Stimmen.
    Auch seine Stellvertreter wurden durchwegs mit mehr als 80-prozentiger Mehrheit gewählt.
    Es sind dies die Minister Karl Blecher und Heinz Fischer, der Wiener Bürgermeister Leopold Graz, die Landesparteichefs der Steiermark von Ober- und Niederösterreich Hans Groß, Karl Gröner und Leopold Grünzweig sowie die Stellvertreterin des Klubobmanns Jolanda Offenbeck.
    Ohne Abstimmung wählte der Parteitag in offener Akklamation Bruno Kreisky zum Ehrenvorsitzenden der Partei auf Lebenszeit.
    Kreisky reagierte mit der Bemerkung, die Partei habe ihm nichts zu danken, vielmehr verdanke er alles der Partei.
    Der neu gewählte Parteivorsitzende Sinovac bezeichnete die SPÖ als Partei der Zukunft, als demokratische Reformpartei und nicht als Partei einer ideologischen Denkmalpflege.
    Die Lohnverhandlungen für die etwa 200.000 Metallarbeiter sind in der vergangenen Nacht beendet worden.
    Vereinbart wurden, 3% mehr ist Lohn ab 1.
    November und eine Erhöhung der Kollektivvertragslöhne um 3,5%.
    Der neue Kollektivvertrag gilt wie üblich für 12 Monate.
    Die Sozialpartner bilden eine Arbeitsgruppe, die ab Jänner über Möglichkeiten einer Arbeitszeitverkürzung beraten soll.
    Der Verhandlungsleiter der Metallarbeitergewerkschaft, Arbeiterkammerpräsident Adolf Zettel, bezeichnete die 3-prozentige Istlohnerhöhung als das bestmögliche Ergebnis.
    Der Vertragsabschluss sichere die Einkommen der Arbeitnehmer und nehme zugleich auf die schwierige Lage in weiten Teilen der Metallwirtschaft Rücksicht, meinte Zettel.
    Die Gehaltsverhandlungen für die 560.000 öffentlich Bediensteten und die in die Verhandlungen einbezogenen 244.000 Pensionisten werden am Nachmittag fortgesetzt.
    Die Gewerkschaft fordert eine Gehaltserhöhung von 5,5% zum Jahresende.
    Die Regierung hat 3% geboten.
    Zugleich sollen die Pensionsbeiträge erhöht und Ruhensbestimmungen für die öffentlich Bediensteten eingeführt werden.
    VATIKAN
    Papst Johannes Paul II.
    hat an den amerikanischen Präsidenten Reagan und den sowjetischen Staats- und Parteichef Andropov appelliert, das Wettrüsten zu beenden und die Abrüstungsverhandlungen fortzusetzen.
    Zum Abschluss der einmonatigen Bischofssynode im Vatikan teilte der Papst mit, er habe persönliche Schreiben an die Führer der beiden Supermächte gerichtet.
    Die angespannte internationale Lage bereite ihm große Sorgen, meinte Johannes Paul.
    Der Rüstungswettlauf halte die Menschheit in ständiger Angst.
    Grenada.
    Auf der Karibikinsel Grenada wird weiterhin gekämpft.
    Die amerikanischen Invasionstruppen wurden unterdessen auf fast 6.000 Mann erhöht.
    Etwa 10.000 Soldaten befinden sich an Bord von amerikanischen Kriegsschiffen vor der Küste.
    Der Kommandant der Landungstruppen, Admiral MacDonald, sagte, man habe den Widerstand unterschätzt.
    Vor allem im Bergland werde nach wie vor erbittert gekämpft, wobei mehrere hundert Kubaner zur Guerillataktik übergegangen seien.
    Die Kubaner haben seit Beginn der Kampfhandlungen keine Verstärkung erhalten.
    Aus amerikanischen Quellen verlautete, auf kubanischer Seite habe man 24 Stunden vor Beginn der Invasion von der geplanten Aktion gewusst.
    Die beiden auf Grenada vermissten Reporter des Nachrichtenmagazins Stern sind auf der Nachbarinsel Barbados eingetroffen.
    Die beiden Journalisten sind erschöpft, aber unverletzt.
    Während der Kampfhandlungen wurden sie nach eigenen Angaben wiederholt von Soldaten der beiden gegnerischen Seiten festgenommen.
    Bundesrepublik Deutschland.
    Der CSU-Vorsitzende Franz Josef Strauß hat die Reaktion der Bonner Regierung auf die amerikanische Intervention in Grenada kritisiert.
    Gegenüber der Bonner Tageszeitung Die Welt erklärte Strauß, die Äußerungen der Regierung würden weder dem Sachverhalt gerecht, noch zeugten sie von politischem Verständnis.
    Wer eine volle Sicherheitsgarantie der Amerikaner für die Bundesrepublik Deutschland und Berlin verlange, müsse auch Verständnis dafür haben, dass die USA in einem für sie lebenswichtigen Bereich der sowjetisch-kubanischen Machtexpansion einen Riegel vorschöpern.
    Libyen
    Nach einem Bericht der palästinensischen Nachrichtenagentur WAFA hat die libysche Führung alle PLO-Funktionäre ultimativ aufgefordert, Libyen zu verlassen.
    Den PLO-Vertretern und ihren Familienangehörigen wurde eine Frist von 48 Stunden gesetzt.
    Nach Ablauf dieser Frist wäre ihr Leben gefährdet, hieß es in der Mitteilung.
    In einigen Büroräumen der PLO sind libysche Geheimdienstbeamte mit Gewalt eingedrungen.
    Im Benghazi sollen dabei Schüsse gefallen sein.
    Libanon.
    Die ursprünglich für kommenden Montag geplante Versöhnungskonferenz aller Bürgerkriegsparteien in Genf ist um einen Tag verschoben worden.
    Damit soll Zeit für vorbereitende Gespräche mit den Konferenzteilnehmern gewonnen werden.
    Staatspräsident Amin Jumayel wird voraussichtlich heute nach Genf reisen.
    Die Versöhnungskonferenz soll zu einer für alle libanesischen Parteien annehmbaren politischen Lösung führen und den Libanon zumindest einen vorläufigen Frieden bringen.
    Die türkische Botschaft in der libanesischen Hauptstadt Beirut ist heute früh von zwei bewaffneten Männern angegriffen worden.
    Verletzt wurde niemand.
    Die Polizei konnte einen der Angreifer festnehmen.
    Er ist Mitglied einer armenischen Untergrundorganisation.
    USA.
    Bei einem schweren Erdbeben im Nordwesten der Vereinigten Staaten sind zwei Kinder durch herabstürzendes Mauerwerk erschlagen worden.
    Das Beben, das weite Teile der Bundesstaaten Dakota, Idaho und Oregon erschütterte, erreichte die Stärke 6,9 nach Richter.
    Es war der heftigste Erdstoß innerhalb der Kernstaaten der USA seit 1959.
    Die schwersten Schäden werden aus Gebirgsstädten im Nordwesten des Staates Idaho gemeldet, wo Häuser zerstört, Straßen blockiert und Telefonleitungen unterbrochen wurden.
    Die beiden Menschenleben forderte das Beben in der Stadt Chalice.
    Österreich Die Österreicher lassen sich offenbar nur ungern gegen Infektionskrankheiten impfen.
    Bei der Vans-Witten-Tagung in Wien bezeichnete der Vorstand des Universitätsinstituts für Tropenmedizin, Gerhard Wiedemann, die Rate bei Impfungen gegen Masern, Mumps, Röteln und Kinderlähmung als ungenügend.
    Sie liegt bei Masern nur bei 50 Prozent.
    Um eine Masern-Epidemie mit Sicherheit verhindern zu können, müssten aber mindestens 70 Prozent der Österreicher dagegen geimpft sein.
    Wiedermann warnt, es könne jederzeit zum Ausbruch von Epidemien kommen, wenn die Menschen nicht disziplinierter zur Impfung gingen.
    Vor allem Kinder müssen zu den vorgesehenen Zeitpunkten geimpft werden.
    Der österreichische Filmpionier und einstige Leibfotograf Kaiser Karls, Eduard Hösch, ist im Alter von 93 Jahren in Wien gestorben.
    Hösch zeichnete für mehr als 400 Filme verantwortlich.
    Ein historisches Dokument sind seine Aufnahmen vom Begräbnis Kaiser Franz Josefs im Jahr 1916.
    Das Wetter.
    Mit einer Kaltfront sind in der vergangenen Nacht kühle Nordmeerluftmassen in den Alpenraum eingedrungen.
    Mit der südwestlichen Höhlenströmung wird nun feuchte Mittelmeerluft aufgleiten und Niederschläge auslösen.
    Aussichten bis morgen früh.
    Örtlich noch Auflockerungen, meist aber schon reichlich bewölkt und strichweise Regen.
    Winde aus Nordwest bis Ost.
    Nachmittagstemperaturen 7 bis 13 Grad.
    Tiefstemperaturen der kommenden Nacht 1 bis 7 Grad.
    Aussichten für morgen Sonntag, meist reichlich bewölkt und besonders im Süden häufig Niederschlag, Schneefall bis 1400 Meter, Winde aus Nordwest bis Ost, Tageshöchsttemperaturen 6 bis 12 Grad.
    Eine Vorschau auf Montag, vor allem im Süden lokal noch etwas Niederschlag, sonst unterschiedlich bewölkt.
    Kühl.
    Wettermeldungen von 12 Uhr.
    Wien bedeckt 10 Grad.
    Eisenstadt bedeckt 10 Grad und Nordwestwind mit 20 Kilometern in der Stunde.
    Linz stark bewölkt 9 Grad, Südostwind 10.
    Salzburg wolkig 11 Grad, Innsbruck stark bewölkt 10.
    Bregenz bedeckt Hochnebel 6 Grad, Graz stark bewölkt 10 und Klagenfurt bedeckt leicht Regen 7 Grad.
    Es ist 11 Minuten nach 12 und im Beitragsteil des Mittagsschonals eröffnet natürlich die Berichterstattung über den heute zu Ende gehenden 28. ordentlichen Bundesparteitag der SPÖ.
    Dieser Parteitag stand ganz im Zeichen des Wechsels an der Spitze, des Abgangs von Bruno Kreisky, dem
    großen alten Wien-Parteifreunde und Journalisten im Privatgespräch immer wieder nannten und im Zeichen des Antritts des Kreisgeerbes durch Bundeskanzler Sinowaz.
    Fred Sinowaz wurde vor etwas mehr als einer Stunde mit 482 von 485 möglichen Delegiertenstimmen
    zum neuen SPÖ-Vorsitzenden gewählt.
    Er ist in der fast hundertjährigen Geschichte der österreichischen Sozialisten der sechste Vorsitzende nach Viktor Adler, Karl Seitz, Adolf Scherf, Bruno Pittermann und eben Bruno Kreisky.
    Aus dem Wiener Konzerthaus berichten Roland Adrowitzer und Erich Aichinger.
    Die Sozialistische Partei Österreichs hat also seit fast eineinhalb Stunden mit Fred Sinowatz, wie schon so gesagt, den sechsten Vorsitzenden in ihrer fast hundertjährigen Parteigeschichte, den vierten nach 1945.
    Und seit etwas mehr als einer Stunde hat die Sozialistische Partei mit Bruno Kreisky ihren zweiten Ehrenvorsitzenden.
    Erster so Geehrter war der Parteivorsitzende während der ersten Republik, Karl Seitz, als er sich nach dem Weltkrieg zum Neuaufbau der Partei wieder einfand.
    Bei den Sozialisten, die traditionell an ihren Entscheidungen über die Führung, wenn sie einmal getroffen sind, in Jahrzehntdimensionen festhalten, ist damit auch ein Stilwechsel vollzogen.
    Auf den aus dem Großbürgertum stammenden Kreisky folgt der aus dem ländlichen Proletariat stammende Sinovac.
    Ein wörtliches Zitat aus der Publikation heute, hinter der wohl unausgesprochen die SPÖ-Zentrale steht.
    Immerhin ein Kuriosum, dass dort statt Karl Seitz Otto Bauer als zweiter sozialistischer Vorsitzender angeführt wird, der das aber nie war.
    Eine historische Wende nach Plan vollzog sich also heute Vormittag hier im Wiener Konzerthaus.
    Einem Haus fast so alt wie die Sozialdemokratie selbst.
    Mit einer Prise nostalgischem Nachvollziehen, dass mit Kreisky der Vorsitzende in Pension geht, der die Partei nach den Wirren der Ola-Krise
    in der Opposition während der vier Jahre der ÖVP-Alleinregierung auf Touren gebracht und dann durch 13 Jahre Alleinregierung immer wieder in Schwung gehalten hat.
    Mit einem Schuss Erwartung, welche Impulse der neue Mann Sinovac auspackt.
    Und so lief es ab.
    Der Kärntner SPÖ-Vorsitzende Leopold Wagner gab um 10.40 Uhr das Wahlresultat bekannt.
    485 waren wahlberechtigt.
    Alle Mitglieder des Präsidiums wurden gewählt.
    Ich werde nun die Stimmenanzahl im Einzelnen bekannt geben.
    Parteivorsitzender Dr. Sinovac, 482.
    Der obligate Blumenstrauß wurde Sinovac überreicht.
    Fotos vom neuen Parteichef wurden gemacht, der sich dann bedankte.
    Lieber Genosse Dr. Sinowatz, die Delegierten des Bundesparteitages haben dich zum Parteivorsitzenden der SPÖ gewählt.
    Das ist für alle Mitglieder der SPÖ ein Ereignis von tiefgreifender und tiefgehender Bedeutung.
    Es ist mit der Hoffnung verbunden, in dir nicht nur einen guten Nachfolger für Dr. Kreisky gefunden zu haben, sondern auch einen Mann, der gestützt auf eigene ideale Ideen und auf die aller seiner Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen neue Tore für eine gute Zukunft unserer Menschen in Österreich aufzustoßen vermag.
    Die österreichische Bevölkerung vertraut dem Bundeskanzler Dr. Sinowatz,
    und die SPÖ ab nun ihren neuen Vorsitzenden, Dr. Sinovac.
    Genossinnen und liebe Genossen, ich danke für die Bestätigung der Wahl zum Bundesparteivorsitzenden.
    Ich danke aus ganzem Herzen für die Zustimmung des Parteitages für mich und für die stellvertretenden Parteivorsitzenden.
    Vor 16 Jahren, vor fast 17 Jahren eigentlich,
    stand ich am Rednerpult beim Parteitag 1967.
    Es war der Parteitag nach der großen Wahlniederlage 1966.
    Es war der Parteitag des Wechsels im Parteivorsitz.
    16 Jahre ist Bruno Kreisky Vorsitzender der Sozialistischen Partei Österreichs gewesen.
    Und er hat diese Partei zu ihren größten Erfolgen geführt.
    Er hat die SPÖ in einer schwierigen Situation zu einer offenen Partei gemacht und ich habe das als Landesparteisegetär unmittelbar miterlebt.
    Er hat sie aus der Verkrampfung gelöst und er hat ihr Selbstbewusstsein gestärkt.
    Und er hat die SPÖ mehrheitsfähig gemacht.
    Ich habe das wieder miterlebt als Mitglied des Bundesparteivorstandes.
    Er hat die Sozialistische Partei Österreichs damals als eine glaubhafte Alternative zur konservativen ÖVP, den Menschen Österreichs, vorgestellt.
    Und er hat den Reformenthusiasmus der späten 60er Jahre und der beginnenden 70er Jahre genützt.
    Er hat die Partei zur Mehrheit gebracht.
    Er hat das Experiment der Minderheitsregierung gewagt und
    Ich habe das nachher in der Bundesregierung miterlebt.
    Ich habe sein Wirken bewundern gelernt und ich habe seine Persönlichkeit zu schätzen gewusst.
    Genossinnen und Genossen, der gestern neu gewählte Bundesparteivorstand hat mich beauftragt.
    den Vorschlag zu unterbreiten, Genossen Bruno Kreisky zum Ehrenvorsitzenden der Sozialistischen Partei Österreichs zu wählen.
    Fred Sinowatz stieg vom Podium, ging zur ersten Reihe, wo Kreisky saß, überreichte dort selbst einen Strauß roter Nelken.
    Kreisky stand auf, ging dann zum Rednerpult, wo er das Originalmanuskript des Buches von Stella Kleinlöw erhielt.
    Kreisky, ein Portrait im Warten.
    Dann bedankte sich der Ex-Vorsitzende und nahm Abschied von der Partei.
    Liebe Genossinnen und Genossen, wenn man älter wird und in der Masse, als man älter wird, verändert sich sehr häufig ein gewisser Gemütszustand.
    Es muss nicht immer wehleidige Klage über das Älterwerden sein,
    Es kann auch etwas anderes sein, nämlich das Gefühl, dass man, wenn einem das Leben während vieler Jahrzehnte den Ausdruck von Gefühlen nicht so leicht gemacht hat, dass man dann, wenn man älter wird, einfach von diesen Gefühlen übermannt wird.
    ein Stück jener Selbstbeherrschung verliert, die wir in unserer Tätigkeit zu oft brauchen.
    Und ich leugne gar nicht, dass ich von großer innerer Bewegung erfasst bin.
    Ich nehme diese Ehrung gerne und dankbar entgegen.
    Und ich möchte, weil gestern bei meinem Schlusswort nicht so viele im Saal waren wie jetzt, ich möchte diese Gelegenheit benutzen, um noch einmal dem Genossen Sinovac, dem ich mit großer Freundschaft zugetan bin, alles Gute wünschen in seiner kommenden Tätigkeit.
    Er wird das sein, was wir eigentlich immer sein müssen, der erste Vertrauensmann der Partei.
    Und ich wünsche ihm alles Gute dabei und nehme für mich nur eines in Anspruch, dass ich froh und glücklich bin, dass ich ihn seinerzeit als Vizekanzler vorgeschlagen habe, weil ich zutiefst davon überzeugt bin, dass er alle die Qualitäten mitbringt, die man braucht.
    um in der Partei die Aufgaben zu erfüllen, die eben der erste Vertrauensmann der Partei zu erfüllen hat.
    Und da möchte ich eines sagen, wenn ich so eine Rede höre, wie sie heute der Fredi Sinowatz gehalten hat, mit solcher Wärme und solcher freundschaftlichen Gesinnung und wie sie mir das eine oder andere Mal in den letzten Monaten widerfahren ist, dann möchte ich sagen,
    dass die Bewegung mir gar nichts zu verdanken hat, sondern wie das einmal die Angelika Balabanow gesagt hat, wir alles der Bewegung zu verdanken haben.
    Und ich stehe nicht an, das hier zu sagen.
    Und wenn es gut für die Bewegung ist, dass ihr mich heute zum Vorsitzenden gewählt oder auch gut für die Bewegung sein könntet, dann freut es mich natürlich noch mehr.
    Keine großen Worte.
    Ich bin ja nicht einer der großen Redner der Partei gewesen.
    Ich danke euch
    für alles und glaubt mir eines, ich habe mehr Verständnis, als ihr meint, auch für diejenigen, die doch sehr oft nicht meiner Meinung waren.
    Das habe ich mir nämlich bewahrt, dieses Maß an Toleranz, dass ich mich frage, warum der eine so oder der andere so denkt.
    Und so möchte ich von euch allen Abschied nehmen mit dem Gefühl echter Freundschaft.
    Exakt um 11.11 Uhr trat Dank Reiskis Nachfolger in Partei und Regierung ans Rednerpult.
    Der neue Parteivorsitzende Fred Sinowatz stellte sein Referat ganz unter das Zeichen der Einigkeit und Zusammenarbeit.
    Es dürfe keine Trennung zwischen Parteiteorie und praktischer Arbeit geben, also keine Spaltung in, wie in den vergangenen Wochen oft gehört, Denker und Macher.
    Sinovac ging dann, ohne die Namen Kreisky und Androsch zu erwähnen, auf die Auseinandersetzung des Ex-Kanzlers und nunmehrigen Ehrenvorsitzenden mit dessen ehemaligen Lieblingssohn ein.
    Dieser Konflikt und der Eindruck der Zerrissenheit habe viele Funktionäre verbittert, meinte der neue Parteiobmann und forderte dann ein Ende der parteiinternen Auseinandersetzungen.
    schon aus Achtung zu dieser Partei und aus Zuneigung zu unseren Funktionären, Mitgliedern und Wählern.
    Und weil es die politische Vernunft erfordert und weil das eine kämpferische Partei ganz einfach braucht, muss ich sagen, es darf keinen Streit mehr geben.
    Wir müssen uns alle bemühen, Schluss zu machen mit Hader und Intrigen,
    Und wir müssen deswegen, weil wir dieses Land regieren müssen und weil wir für diese Partei verantwortlich sind, eines feststellen.
    Es geht doch nicht um Disziplinierung, liebe Freunde, liebe Genossinnen und Genossen.
    Es geht nur um Selbstdisziplin, auch in dieser Partei.
    Sinovac appellierte nicht nur an die Einigkeit der Partei, sondern forderte die Delegierten auch zur Besinnung auf die moralischen Grundsätze der Bewegung auf.
    Der neue Parteivorsitzende gestand dabei Fehler der Vergangenheit ein.
    Ich will hier das wiederholen, was ich in Wiener Neustadt bei der großen Vertrauenspersonenkonferenz gesagt habe.
    Diese Partei wird für die 80er und 90er Jahre eine Partei sein müssen, in der oben und unten die Überheblichkeit des langen Erfolges und Regierens abgelegt werden muss.
    in der man peinlich besorgt sein wird müssen um politische Moral und persönliche Integrität, in der hart gearbeitet werden muss, heute vielleicht noch mehr als früher.
    in der nicht integriert werden sollte, in der es ruhig Auseinandersetzungen geben darf, aber keine Feindschaften.
    Eine Mahnung gab es dann auch für die Jungen in der SPÖ.
    Kritik sei notwendig und sinnvoll, dennoch erwarte die Partei auch ein Stück Solidarität und ab und zu auch ein lobendes Wort der Jungen.
    Bundeskanzler und Parteiobmann Sinowaz kommt nun zum Schluss seiner Rede.
    Wir blenden uns kurz ein.
    Wir werden es schaffen, wir die Sozialdemokraten.
    Wir haben somit live das Ende der Rede des neuen Parteivorsitzenden Fred Sinowatz miterlebt und ich gebe damit zurück aus dem Konzerthaus an das Studio des Mittagschanals.
    Roland Adrowitzer und vor ihm Erich Aichinger berichteten vom heutigen letzten Tag des SPÖ-Bundesparteitags, der den Amtsantritt von Fritz Hinnerwatz als Vorsitzenden und den endgültigen Abgang des jetzt Ehrenvorsitzenden Bruno Kreisky brachte.
    Und Bruno Kreisky sind auch die meisten Pressekommentare von heute gewidmet.
    Wilfried Seifert hat Auszüge daraus zusammengestellt.
    Zum Abschied von Bruno Kreisky, Kurt Vorhofer in der Grazer Kleinen Zeitung, selbst einer der bekanntesten Journalisten des Landes, der älteren Garde.
    So einen wie Bruno Kreisky oder auch nur einen ähnlichen kleineren Kalibers werden wir nie wieder haben, weil es ja jenen gewissen Kulturhumus, dem er, wie auch Friedländer oder der leider auch schon verstarbene Thorberg entstammt, nicht mehr gibt.
    jenen Nährboden der Metropole des Vielvölkerstaates mit all seinen christlich-jüdischen oder jüdisch-christlichen Grundsubstanzen.
    Manfred Scheich, Chefredakteur der Sozialistischen Arbeiterzeitung, ungefähr Alterskollege Vorhofers.
    Auf einen solchen Mann künftig in der täglichen Politik verzichten zu müssen, auch wenn wir sicher sein dürfen, dass er seiner Partei weiter mit seinem Rat zur Verfügung stehen wird, macht den Abschied schwer.
    Und umso schwerer, als es Kreisky seiner Partei und sich ersparte, von der Weltsicht einer Problematik, die uns berühren sollte, weil sie uns alle trifft, in die Niederungen eines internen Konfliktes herabzusteigen, der angesichts solcher Existenzfragen auf das ihm zustehende Maß zusammenschmelzen musste.
    Auch wenn das manche nicht wahrhaben wollten.
    Und noch einer aus der alten Journalistengeerde im persönlich gefärbten Kommentar.
    Karl-Heinz Ritschl in den Salzburger Nachrichten.
    Das große Dilemma seines politischen Lebens ist das Unvermögen, den Erfolg seiner visionären Kraft, seiner mitreißenden Ideen mit Niederungen täglicher praktischer Arbeit deckungsgleich zu machen.
    Daran sind schon andere große Geister gescheitert.
    Das ist keine Schande, das nimmt Kreisky auch nichts von seiner politischen Größe, die unbestreitbar ist und auch in der Rückschau vorhanden bleiben wird.
    Neben Kreisky beherrschten vor allem zwei Männer den Parteitag.
    Der stille Gast Hannes Androsch und der parteiinterne Kritiker Günther Nenning.
    In der Tageszeitung Die Presse fällt Chefredakteur Thomas Korherr dazu ein Zitat von Bert Precht ein.
    Das vom Fressen vor der Moral.
    Man musste nur statt Fressen Arbeitsplatzsicherung setzen und statt Moral Ideologie.
    Alles andere ergab sich von selbst.
    Und Klubobmann und Metallgewerkschafter Wille hat es im Verlauf einer verbalen Auspeitschung Nennings durchaus glaubhaft gemacht.
    Anders Manfred Steinhuber im sozialistischen Oberösterreichischen Tagblatt.
    Nenning kann vorerst beruhigt sein.
    Kreisky bewies, dass die SPÖ nicht in der Sackgasse ist, dass es ihr nicht an Sensibilität fehlt und dass die politische Analyse weltweiter Probleme nicht zu kurz kommt.
    Doch Kreiskys Rede war seine letzte als Mann, der an den Schalthebeln der stärksten politischen Kraft dieses Landes sitzt.
    Seine verschiedenen Rollen auszufüllen wird einem allein vorerst nicht möglich sein.
    Wie die Aufgabenteilung aussehen wird, bleibt vorerst offen.
    Doch dass man hoffen darf, ist auch gewiss.
    Hermann Polz kombiniert Kreiskis Abschiedsrede, die er für nichts sagen hält, mit dem heftigen Streit um Nenning und fasst in den oberösterreichischen Nachrichten zusammen
    Kaum dass die große Tuchend voll wärmender Wortdaunern, die Kreisky 13 Jahre hindurch täglich über die Partei gebreitet hatte, weggezogen wurde, wird dahinter immer deutlicher der verfettete Leib der Machthaber und Machthaberer Partei sichtbar.
    der Honoratioren- und Hofrätepartei, der Privilegien- und Bonzenpartei, der Sesselkleber- und der Ämter-Sammlerpartei.
    Abschließend noch Pressestimmen zum Konflikt Kreisky-Androsch.
    Johann Draxler im ÖVP-Organ Neues Volksblatt.
    Die guten Ratschläge, die Kreisky den Großen dieser Welt gibt, nämlich die Konfliktparteien dazu zu bringen, miteinander zu reden, könnte er doch selbst für den kleinen innenpolitischen Streit mit Hannes Androsch anwenden.
    Was im Großen zu Erfolg führen soll, müsste es doch auch im Kleinen tun.
    Wie es mit diesem Konflikt weitergeht, glaubt Hans Rauscher im Kurier zu wissen.
    Hannes Androsch hat Grund zu erhöhter Wachsamkeit.
    Eine Entwicklung, die mit seiner völligen Entmachtung auch in der CA ja seinen Parteiausschluss endet, ist immerhin denkbar.
    Die Angelegenheit ist noch nicht erledigt.
    Das glaubt auch Barbara Stiegelmeier in der Südost-Tagespost, aber mit anderer Konsequenz.
    Ein kräftigeres Lebenszeichen hat ein todgetrampelter in der Politik wohl kaum gegeben.
    So wie es aussieht, dürfte die Stunde eines Hannes Androsch in der SPÖ sehr bald wieder schlagen.
    Und wir bleiben beim Thema SPÖ mit der heutigen Folge unserer Samstagsserie.
    Herr Minister, wie geht's der SPÖ?
    Ja, sie hat gerade einen wichtigen Parteitag hinter sich.
    Sie ist nach wie vor Regierungspartei.
    Sie hat schwierige... Entschuldigen Sie bitte, meine Damen und Herren, da ist uns die falsche Maschine gestartet worden.
    Es geht natürlich um die Samstagsserie im Journal Zugast und Zugast ist wie angekündigt Heinz Fischer.
    Er ist 45 Jahre alt, Wissenschaftsminister und führender SPÖ-Politiker.
    Einer der Stellvertreter, auch des neuen Parteivorsitzenden Sinowaz und einer seiner engsten Mitarbeiter.
    Heinz Fischer war viele Jahre lang im Parlamentsklub der SPÖ.
    Zuerst ein jahrzehntelang Klubsekretär, dann weitere zehn Jahre Abgeordneter und zuletzt auch Klubobmann.
    Seit Mai, seit es die neue Regierung gibt, leitet er das Wissenschaftsministerium als Nachfolger von Hertha Firnberg.
    Aber nicht um sein Ressort, sondern um Politik ganz allgemein und um die Partei, die SPÖ im Besonderen, geht es im folgenden Gespräch, das Rudolf Nagilla am Rande des SPÖ-Parteitags mit Heinz Fischer geführt hat.
    Herr Minister, wie geht's der SPÖ?
    Ja, sie hat gerade einen wichtigen Parteitag hinter sich.
    Sie ist nach wie vor Regierungspartei.
    Sie hat schwierige Aufgaben zu lösen.
    Sie hat einen Umstellungsprozess hinter sich.
    Aber ich kann Ihnen versichern, sie ist stabiler und robuster, als das manche Journalisten glauben.
    Willy Brandt, der Parteichef der SPD, war Gast bei ihrem Parteitag.
    Der hat unter anderem den Sozialisten, den Delegierten in Wien zugerufen, bindet den Helm fester.
    Sowas sagt man nicht zu jemand, der so im Vormarsch ist, der offensiv ist.
    Sowas sagt man eher zu jemand, der sich in der Defensive befindet, der sich einem Trommelfeuer ausgesetzt sieht, der vielleicht vor einem Rückzug steht, bindet den Helm fest hat.
    Erstens hat er es nicht ganz so gesagt, sondern hat die Jungen angesprochen und hat gesagt, ich weiß schon, ihr
    wollte den Helm fester binden und energischer vorgehen und so weiter.
    Also er hat das Vollverständnis für den Aktivitätsdrang und den Aktionismus der jungen, kritischen Leute gesagt.
    Und zweitens, wenn er es an die Adresse der gesamten Partei gesagt hätte, hätte ich es auch akzeptiert.
    Die internationale Lage, die Rüstungsproblematik, die Weltwirtschaftskrise, die Spannungen zwischen Nord und Süd, all das macht ja vor allem eine Regierungspartei zu schaffen.
    Eine Opposition hat es da relativ leicht, die kann zuschauen und freut sich sogar vielleicht, wenn wirtschaftliche Schwierigkeiten die Regierung ein bisschen durchbeuteln.
    Wir müssen das alles aushalten, wir müssen das alles
    von den Menschen so gut es geht fernhalten oder ihnen erklären, dass es eben nicht hundertprozentig geht und es geht nicht hundertprozentig.
    Und sind Sie also in einer Lage, wo Sie den Helm fester binden müssen?
    Vielleicht haben wir schon fester gebunden.
    Ein anderes Zitat, ich lege mir einen Schäufer nach sozusagen, ein Zitat von Günther Nenning, das viel drastischer ist.
    Die Partei geht vor die Hunde, meinte der.
    Sie sei Bankrott oder so ähnlich, hat er sogar gesagt.
    Was sagen Sie dazu?
    Geht sie vor die Hunde?
    Sie sei im Pragmatismus erstarrt, meinte er.
    Es gebe viel zu wenig Sozialismus, viel zu wenig Ideologie und so weiter.
    Also man müsste sich mit Günther Nenning ausführlicher beschäftigen, um überhaupt nach Motiven für solche Formulierungen zu suchen.
    Aber auch wiederum, das letzte Wort seiner Rede war, die Sozialdemokratie ist so robust, dass sie niemand zugrunde richten kann, außer sie selbst.
    Und ich versichere Ihnen, sie hat nicht die Absicht, sich selbst zugrunde zu richten.
    Im Gegenteil, ich glaube, historisch gesehen,
    stehen der Sozialdemokratie die größten, schwierigsten, vielleicht auch schönsten Aufgaben noch bis vor.
    weil die soziale Frage zu lösen, was wir in den letzten zwei, drei Generationen getan haben, ist etwas sehr Wichtiges, etwas sehr Schönes, etwas wirklich Großes gewesen.
    Aber in Zukunft geht es nicht nur um die soziale Frage, in Zukunft geht es überhaupt um Existenzfragen der Menschheit auf den verschiedensten Gebieten, Ökologie, Frieden,
    Ökonomie, Nord-Süd, das sind die schwierigen Aufgaben der Zukunft und die Sozialdemokratie wird nicht vor die Hunde gehen, außer die ganze Welt geht vor die Hunde.
    Noch einmal zu Günter Nenning, er hat das ein Hauptproblem der SPÖ genannt, es gebe die SPÖ bestehe in Wahrheit aus zwei Parteien, sagte er, die jungen unten und die alten oben, also der Generationenkonflikt, den es ja sicher in der Politik heutzutage irgendwo gibt, habe auf die Partei, auf die SPÖ durchgeschlagen.
    Schauen Sie, Generationenkonflikte hat es immer in der Politik gegeben, seit es Politik, ja mehr noch, seit es Menschen gibt wahrscheinlich.
    Ich selbst als junger Funktionär oder junges Mitglied der sozialistischen Studentenbewegung habe mich auch im Konflikt mit den Älteren betrachtet und war mit viel nicht einverstanden.
    Also diesen Generationen-Konflikt oder einen Generationen-Konflikt will ich ja gar nicht leugnen, aber... Gibt es ihn jetzt viel stärker?
    Nein, das glaube ich nicht.
    Nicht?
    Das glaube ich nicht.
    Warum gibt es dann so viele Entschuldigungen?
    Warum gibt es dann so viele Geschlossenheitsappelle?
    Das war nicht auf den Generationen-Konflikt hin gezielt, sondern auf einen Personen-Konflikt, den ich nicht als Generationen-Konflikt definieren würde.
    Gut.
    Zu dem Personenkonflikt, gemeint ist also Kreisgeier Androsch, komme ich dann auch.
    Der Konflikt zwischen den Ideologen und Technokraten, ist das was Neues oder in der Stärke, wie es sich jetzt zeigt, oder war das auch immer so?
    Denken Sie an Renner-Bauer zum Beispiel.
    Zwischenkriegszeit.
    Zwischenkriegszeit, da hat der Bauer als der Ideologe gegolten, obwohl er ein sehr
    mit der Praxis vertrauter Politiker war und der Renner als Praktizist, obwohl er ein theoretisch unheimlich Beschlagener war.
    Und das waren nur zwei Namen, Sie können viele andere dazunehmen.
    Und wer war dann Viktor Adler?
    War das ein Theoretiker oder war das ein Praktiker?
    Wie ist das mit Max Adler und mit großen Persönlichkeiten der östlichen Sozialdemokratie?
    Und ich glaube, in der Zweiten Republik ist natürlich vieles anders.
    Aber eines stimmt auch nicht, dass man die Partei in zwei voneinander
    durch eine starre Trennwand geteilte Kategorien, nämlich Theoretiker- und Praktikerdenken, teilen kann.
    Herr Minister, und jetzt zu diesem personellen Konflikt, Kreis Geandrosch, der ja auch über diesem Parteitag, hinter diesem Parteitag, unter diesem Parteitag, ich weiß nicht, wie ich sagen soll, geschwebt ist.
    Was sagen Sie zu diesem Konflikt?
    Und was sagen Sie auch dazu, wie er sich in den vergangenen Tagen entwickelt und präsentiert hat?
    Ich glaube, dass der Parteitag einen Schlusspunkt unter diesen Konflikt gesetzt hat oder dass es zumindest der Wille der überwältigenden Mehrheit der Delegierten war, diesen Schlusspunkt zu setzen.
    Es ist alles gesagt worden, was dazu zu sagen ist.
    Wir werden uns jetzt den entscheidenden Aufgaben unseres Landes weiter und neuerlich zuwenden.
    Ich werde keine Kraft und keine Silbe
    verwenden, um etwa wieder dieses Problem in irgendeiner Weise zu aktualisieren.
    Eine Charakterisierung des Konflikts habe ich von Ihnen gefunden, aus einem Interview, allerdings nicht eine Charakterisierung, in der Sie Partei ergreifen, aber in der Sie etwas Näheres über den Konflikt an sich sagen.
    Dieses Zitat lautet, eine Grundsatzfrage sei bei diesem Konflikt zu einer Personalfrage gemacht worden.
    Leider, hört man da heraus.
    Nämlich die Grundsatzfrage, dass sich die SPÖ hüten muss, gewisse Prinzipien, wie etwa eine gewisse puritanische Einstellung, über Bord zu werfen.
    Was heißt das?
    Was ist eine puritanische Einstellung, die die SPÖ haben soll und nicht über Bord werfen soll?
    Und was hat das mit diesem Konflikt zu tun?
    Ich glaube, dass die sozialistische Bewegung deshalb groß geworden ist, nicht nur weil ihre Ziele richtig sind und richtig waren, sondern auch weil die Menschen, die sich für diese Bewegung entschieden haben und die, um es ein bisschen pathetisch zu sagen, ihr Leben in den Dienst dieser Bewegung gestellt haben, und das waren Tausende und Zehntausende,
    dass die wirklich eine altruistische, uneigennützige, solidarische,
    durch Nächstenliebe gekennzeichnete Grundhaltung eingenommen haben.
    Puritanisch ist was anderes.
    Und dass das auch dadurch ergänzt wurde, dass sie in ihrem Lebensstil gezeigt haben, dass ihnen diese vorhin genannten Werte wichtiger sind als das eigene Wohlbefinden, materielle
    Saturiertheit etc.
    und mir hat das an der Sozialdemokratie immer ungemein imponiert.
    Ich glaube, das macht einen Teil ihrer Anziehungskraft aus und natürlich wird heute Politik unter anderen Bedingungen gemacht und natürlich
    ist die Sozialdemokratie als Regierungspartei, als eine Partei, die Bundeskanzler, Minister, Generaldirektoren, Landeshauptleute, Aufsichtsratspräsidenten stellt, in einer ganz anderen Situation.
    Aber dennoch muss sie weiterhin eine Beziehung zu diesen ihren Wurzeln und ihren Idealen haben.
    Gut, aber was hat das mit dem Konflikt zu tun jetzt, die puritanische Einstellung, die droht über Bord zu gehen?
    Das hat mit dem Konflikt zu tun, dass ich glaube, dass man diese Sache hochhalten muss und dass man bei diesen Prinzipien bleiben muss und dass das vielleicht diese Meinung nicht von allen geteilt wurde und damit ist aber auch schon erledigt die Beziehung zu diesem Konflikt.
    Ich sage Ihnen schon, dass ich das ganze Problem viel breiter sehe, als dass ich es personalisiere auf einzelnen Namen.
    Ja, ja, aber trotzdem jetzt noch, Bruno Kreisky ist der offensichtlich derjenige, der für das Puritanische ist und eintritt und Hannes Androsch, jetzt sage ich mal der andere.
    Lieber Herr Schäfer, das haben wir am Parteitag diskutiert und ausdiskutiert und das Kapitel ist für mich erledigt.
    Keine Stellungnahme mehr dazu.
    Aber Sie selbst, jetzt gehe ich wieder weg vom Konflikt und bleibe wieder beim Puritanischen, Sie selbst sind auch ein
    puritanischer Typ etwas, stimmt das?
    Das will ich nicht sagen.
    Das müssten wir überhaupt andere beurteilen, aber ich bin eigentlich noch nie auf die Idee gekommen, mich als Puritaner zu bezeichnen.
    Ich sagte auch puritanischer Typ, das ist ein bisschen Abschwächung.
    Das ist nett von Ihnen.
    Ich habe das deshalb auch gesagt, weil Sie sind immer sehr stark für mehr Gleichheit eingetreten, für das Abbremsen der oberen Einkommen und so.
    Haben Sie ein schlechtes Gewissen, wenn Sie Ihr Ministereinkommen oder früher Ihr Einkommen als Klubobmann auf Ihrem Konto halt registriert haben oder so?
    Nein, ich habe kein schlechtes Gewissen.
    Deshalb natürlich fragt man sich manchmal, ob man es nicht überhaupt als sein
    Bürger ein schlechtes Gewissen haben muss, der lebt in einer Zeit, wo er weiß, wie viele Kinder verhungern und wie groß manche Probleme sind und wie wenig man eigentlich dagegen tun kann und so weiter.
    Aber das ist ein ganz anderes Problem.
    Dafür, dass ich ein Regierungsmitglied bin und ein entsprechendes Gehalt habe, habe ich kein schlechtes Gewissen.
    Obwohl 99 Prozent der Leute, die Sie vertreten, ja viel weniger verdienen.
    Ja, das ist eine der Fragen der Einkommensdiskussion, ob man Minister schlechter zahlen sollte als jetzt und ich glaube, wenn ich ein Resümee ziehen kann, dann müsste ich sagen, dass Doppeleinkommen kritisiert werden und dass Arbeitsfreieinkommen kritisiert werden, aber dass eigentlich niemand sagt, dass die Regierungsmitglieder, deren Gehalt vielleicht die Hälfte oder ein Drittel eines gut bezahlten Bankdirektors ist, dass die ein zu hohes Einkommen haben.
    Das Thema Politiker-Einkommen ist seit Jahren ein Thema in der Öffentlichkeit, in den Medien, aber auch in der Politik.
    Bundeskanzler Sinowaz hat in seiner Parteitagsrede die Politiker aufgefordert, sie sollten sich selbst auch nicht zu stark abwerten.
    Sie sollten selbstbewusster sein und sie haben auch etwas geleistet.
    Er hat versucht, etwas so Kommando Retour zu machen in der Politiker-Einkommensfrage.
    Teilen Sie diese Meinung?
    Ich glaube, das ist kein Kommando Retour, sondern das sind zwei Leitlinien, die man beobachten muss und zwischen denen man sich bewegen müsste, wenn man vernünftig sein will.
    Einerseits, Politiker müssen Gefühl dafür haben,
    wie eine gerechte Einkommensverteilung aussehen kann.
    Sie müssen, wenn sie von anderen Opfer verlangen, selber mitgehen oder vielleicht sogar mit gutem Beispiel vorausgehen.
    Das ist die eine Seite.
    Andererseits heißt es aber nicht, dass Politiker eben jetzt sich selber zu den
    Boomen an der Nation machen dürfen oder an einer Abwertung mitwirken dürfen oder ihre Leistungen so niedrig ansetzen, dass sie eben als überbezahlt erscheinen.
    Und die Aufforderung, sei jetzt auch da wieder ein bisschen mehr selbstbewusster, teilen Sie die auch, diese Meinung?
    Die teile ich, weil sie notwendig ist, weil sonst vielleicht das Pendel in die falsche Richtung ausschlägt.
    Zum Schluss, Herr Minister, vor einigen Jahren haben Sie einmal in einem Interview bei der Frage nach Ihren Lieblingsbüchern, Sie lesen ja glaube ich sehr viele Bücher, Sie sind jedenfalls in den Ruftes zu tun, haben Sie unter anderem das Buch Sonnenfinsternis von Arthur Köstler genannt.
    Ich weiß nicht, ob Sie sich daran erinnern können, weil man nennt natürlich auch immer wieder andere Lieblingsbücher im Laufe der Zeit in anderen Interviews.
    Ich habe mir das damals gekauft aufgrund dieses Interviews.
    Ein Dialog zwischen Rubaschow und Kletkin.
    Ja, und habe es als sehr gut empfunden.
    Deshalb stelle ich Ihnen heute die Frage wieder, weil Sie werden inzwischen auch andere Lieblingsbücher haben, das ist schon vor ziemlich einigen Jahren gewesen, also heute auf die Frage nach Ihren Lieblingsbüchern, nach Ihren politischen, was würden Sie da sagen?
    Ja, wenn Sie mich nicht erinnert hätten dran, dann weiß ich nicht, ob mir jetzt Arthur Köstler's Sonnenfinsternis eingefallen ist.
    Aber wenn Sie mich daran erinnern, muss ich Ihnen zugeben, jawohl, das ist schon sehr, sehr lange her.
    Das habe ich als Student gelesen, ich habe es viermal gelesen.
    ganze Seiten auswendig und ich finde es ein wirkliches Schlüsselbuch, ein faszinierendes Buch.
    Natürlich habe ich seither viele, viele, viele andere gelesen und ich kann das gar nicht in eine einheitliche Kategorie geben.
    Was hat Sie in letzter Zeit besonders beeindruckt vielleicht?
    Ja, ein für mich sehr eindrucksvolles Buch waren die Memoiren von Herbert Wehner, weil das ein Politiker ist, der wirklich eine tolle Lebensgeschichte hat und in einer Funktion tätig war, die mir verwandt ist.
    Und dann habe ich unlängst für einen Vortrag noch einmal nachgelesen, etwas was Sie vielleicht nicht kennen, von Leo Trotzki, das Buch Kunst und Revolution und das ist wahnsinnig interessant.
    weil da versucht wird eine Perspektive zu entwickeln, wie es weitergehen wird.
    Und in unserer so pessimistischen Zeit ist dieser ungeheure Kulturoptimismus so interessant, obwohl ja Trotzki sonst jemand ist, der kein Vorbild für die Lösung der Probleme der Gegenwart sein kann.
    Danke für das Gespräch.
    Mit dem stellvertretenden SPÖ-Vorsitzenden, Wissenschaftsminister Fischer, sprach Rudolf Nagilla.
    Und wenn Sie in puncto Lektüre jetzt vielleicht dem Beispiel von Rudolf Nagilla folgen wollen, Arthur Köstlers Sonnenfinsternis ist gebunden, im Europa-Verlag erschienen, aber auch als Ulstein-Taschenbuch erhältlich.
    Heute Mitternacht sind die Lohnverhandlungen der Metallarbeiter der Industrie zu Ende gegangen.
    Das Ergebnis bei den Istlöhnen plus 3 Prozent, bei den Kollektivvertragslöhnen plus 3,5 Prozent.
    Betroffen sind die rund 200.000 Arbeiter der Industrie.
    Über die Löhne der Arbeiter in den Gewerbebetrieben soll in den nächsten Wochen weiter verhandelt werden.
    Obwohl die Gruppe der Metallarbeiter wesentlich kleiner ist als beispielsweise jene der Beamten, bei denen weder heute Nachmittag verhandelt wird, so ist das Ergebnis der Metallerlohnrunde doch ein Signal für alle anderen, die in den kommenden Wochen über ihre Lohn- und Gehaltssteigerungen im Jahr 1984 verhandeln müssen.
    Und unter diesem Gesichtspunkt analysiert Hans Adler im Folgenden die Bedeutung der abgeschlossenen Metallerlohnrunde.
    3,2% soll nach der letzten Prognose des Wirtschaftsforschungsinstitutes die Inflationsrate heuer und 5,5% soll sie im kommenden Jahr betragen.
    Geht man davon aus, dass die neuen Löhne für die Metallarbeiter ab 1.
    November gelten und daher auch wirklich zwölf Monate lang in der vereinbarten Höhe ausbezahlt werden, dann muss man die voraussichtliche Inflationsrate des kommenden Jahres als Vergleichsmaßstab nehmen.
    Und aus dieser Sicht sind die Metaller weit unter der Inflationsrate geblieben, die wie erwähnt 5,5% betragen soll, während die Istlöhne um 3% steigen werden.
    Der Abstand zwischen der Lohnerhöhung und der voraussichtlichen Inflationsrate liegt also bei 2,5%, was einen Reallohnverlust in dieser Höhe bedeutet.
    Und die Preissteigerungsrate hat heuer einen so großen Stellenwert, wie noch nie in den Vorgesprächen der Lohnrunde gehabt.
    Der Verhandlungsleiter der Arbeitnehmervertreter, Arbeiterkammerchef Adolf Zettel, hat sich ebenso auf sie berufen, wie sein Kontrahent auf der Arbeitgeberseite, Burkhardt, der damals vorgerechnet hat, dass ein Prozent Lohnerhöhung allein die Voest mit ihren rund 80.000 Arbeitnehmern etwa eine Milliarde Schilling kosten würde.
    Auf die Krisenfolgen in weiten Bereichen der betroffenen Branche hat sich dann auch heute Nacht Zetl bezogen, als er das erreichte Ergebnis als das bestmögliche angesichts der aktuellen wirtschaftlichen Situation bezeichnet hat.
    Den Arbeitern bleibt als Trostpflaster, dass mit den Löhnen auch die Zulagen um den gleichen Satz angehoben werden und schon früher vereinbarte Verbesserungen im Urlaubsrecht und in den Abfertigungsbestimmungen 1984 in Kraft treten.
    Apropos Urlaubsbestimmungen.
    Im Lohnpaket ist auch eine Übereinkunft zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern enthalten, über Möglichkeiten und Formen, eine Arbeitszeitverkürzung im kommenden Jahr weiter zu verhandeln.
    Sind solche Arbeitszeitverkürzungen, falls sie beschlossen werden, nicht mit einem Reallohnverlust verbunden, müssen sie als Lohnerhöhung angesehen werden.
    Hier allerdings ist nicht die Frage, ob man diese Art der Lohnerhöhung, die natürlich kein wirkliches Geld im Lohnsackerl bringt, überhaupt will.
    Das ist ein Solidaritätsopfer.
    Gleichzeitig für Arbeitgeber und Arbeitnehmer an jene, die Arbeit wollen und keine haben.
    Für alle nachfolgenden Lohnrunden wird der Abschluss der Metallarbeiter wie immer Maßstäbe setzen.
    Ausgenommen nur jene, die gerade heute weiter verhandeln, die Beamten.
    Sie sind in einer mit der Privatwirtschaft kaum vergleichbaren Situation, daher wird der Abschluss der Metallarbeiter bei diesen Verhandlungen sicherlich nur als Argument, nicht aber als Vorgabe in Erscheinung treten.
    Morgen Sonntag ist es zehn Jahre her, dass in Wien zum ersten Mal Vertreter der beiden großen Bündnissysteme NATO und Warschauer Pakt zusammentraten, um über Wege zum Abbau der Truppen auf beiden Seiten in Europa zu beraten.
    Nach einem Jahrzehnt Verhandlungen sind die beiden Seiten einer Lösung praktisch nicht näher gekommen.
    wobei natürlich die Schuld dem jeweils anderen zugeschoben wird.
    Damit dürfte die nach den beiden in Genf geführten Verhandlungen über den Abbau von Interkontinentalraketen und über den Abbau von Mittelstreckenraketen dritte Ebene der Abrüstungsbemühungen einem ähnlichen Schicksal zustreben, einem Ende ohne Ergebnis.
    Allerdings existieren für die Wiener Truppenabbaugespräche keine konkreten Drohungen sie abzubrechen und so könnten sich die Verhandlungen noch einmal zehn Jahre hinschleppen.
    Hören Sie dazu einen Bericht von Roland Machatschke.
    Am Ritual hat sich seit zehn Jahren nichts geändert.
    Einmal in der Woche nehmen die Konferenzteilnehmer am runden Tisch im Redoutensaal Platz.
    Jenem Saal, in dem übrigens vor vier Jahren Jimmy Carter und Leonid Brezhnev außer küssen die Unterschriften auf jenem Sold-II-Vertrag über Einschränkungen der Atomrüstung ausgetauscht haben, der nie in Kraft getreten ist.
    Die Konferenzteilnehmer, das sind sieben NATO-Länder.
    USA, Kanada, Großbritannien, die Niederlande, Belgien, Luxemburg und die Bundesrepublik Deutschland und vier Warschauer Paktstaaten, Sowjetunion, Polen, Deutsche Demokratische Republik und Tschechoslowakei.
    Außerdem gibt es noch einige Beobachter.
    Zur Einleitung der Sitzung gibt es im Wechsel einmal vom Osten, das nächste Mal vom Westen eine Einleitungserklärung.
    Zwischen den Plenarsitzungen finden informelle Sitzungen statt, an denen von jeder Seite nur drei Delegierte teilnehmen.
    Und eine weitere, inoffizielle Gesprächsebene bilden dann Cocktail-Partys, Empfänge und Arbeitsessen, die Gelegenheit zu bescheidenen menschlichen Beziehungen bieten.
    Begonnen hatte alles am 30.
    Oktober 1973 im Kongresshaus Margareten unter denkbar ungünstigen Vorbedingungen.
    Denn in diesem Monat hatte der bisher letzte Nahostkrieg stattgefunden, bei dem USA und Sowjetunion sehr am Rande einer direkten militärischen Konfrontation standen.
    Als Gastgeber begrüßte Außenminister Rudolf Kirchschläger die Verhandlungsdelegationen.
    Als Gastland ihre Verhandlungen
    aber auch als ein Land in der Mitte Europas ist die Republik Österreich an dem Erfolg ihrer Bemühungen aufrichtig interessiert.
    Bei der gegenwärtigen Interdependenz des Schicksals der Staaten und der Völker und der Sicherheit auf unserem Kontinent als Ganzes sehen wir in ihrem Bemühen
    auch eine Arbeit für die unverminderte Sicherheit der Republik Österreich."
    Symptomatisch war bereits der Beginn der Gespräche.
    Die Teilnehmer stritten über den Namen der Konferenz.
    Der Westen schlug Konferenz für beiderseitigen ausgewogenen Truppenabbau vor.
    Der Osten lehnte ab, weil das Wort ausgewogen die von ihm zurückgewiesene westliche Anschauung widerspiegelt.
    Der Osten habe ein Übergewicht an Truppen und Ausrüstung und müsse daher mehr abbauen als der Westen.
    Man einigte sich auf das Sprachmonster Konferenz über die gegenseitige Verminderung von Streitkräften und Rüstungen und damit zusammenhängende Maßnahmen in Mitteleuropa.
    Und der Sprachstreit ist nach wie vor das Kernproblem der Konferenz.
    Die Frage, ob es ein Gleichgewicht der Kräfte in Mitteleuropa bereits gibt oder nicht.
    Sehr ähnlich übrigens dem toten Punkt bei den Genfer Mittelstrecken-Raketenverhandlungen, bei denen der Osten betont, durch seine SS-20 sei Gleichgewicht hergestellt worden, und der Westen dieses Gleichgewicht aber erst dann sieht, wenn auch er Mittelstreckenwaffen, die er noch nicht stationiert hat, in Europa aufstellt.
    Seltsamerweise ist man auf westlicher Seite bei den Wiener Truppenabbaugesprächen optimistischer als auf östlicher.
    Der niederländische Delegierte sprach als Vertreter des Westens von einer Annäherung in Einzelfragen, wenn gleich ein Durchbruch zu einem Abkommen noch nicht erzielt worden sei.
    Der sowjetische Delegierte Mikhailow stellte dagegen gestern in einer Pressekonferenz fest, dass reale Verhandlungsergebnisse ausgeblieben seien, dass dem Westen der politische Wille fehle, sich auf gleichberechtigter und gegenseitiger Grundlage mit dem Osten zu einigen und dass es zurzeit, im Gegensatz zur Ansicht seines westlichen Kollegen, keine Fortschritte gebe.
    Auf westlicher Seite wird es allerdings als Fortschritt angesehen, da seit heuer zum ersten Mal ein Vorschlag des Ostens vorliegt, der zahlenmäßige Obergrenzen für Truppenstärken vorsieht.
    900.000 Mann, davon maximal 700.000 Mann Landstreitkräfte auf jeder Seite.
    Woran es nach westlicher Darstellung jedoch mangelt, ist der Wille des Warschauer Pakts, die Truppenreduzierungsmaßnahmen überprüfen zu lassen.
    Alles hängt also von der sogenannten Verifizierung ab.
    Und man muss kein Prophet sein, um sagen zu können, dass die Wiener Truppenabbaugespräche vielleicht auch noch ihr 20-jähriges Jubiläum erleben werden.
    Es ist knapp vier Minuten vor eins und ich muss mich dafür entschuldigen, dass wir den angekündigten Bericht über den Hinauswurf der PLO aus Libyen nicht mehr unterbringen.
    Auch der Kulturbeitrag über das Max-Reinhard-Symposium in Baden bei Wien muss infolge der doch längeren Parteitagsberichterstattung entfallen.
    Ich bitte Sie dafür um Verständnis, kündige aber jetzt doch die Schlussnachrichten an.
    Österreich.
    Der Bundesparteitag der SPÖ ist heute mit dem Referat des neu gewählten Parteivorsitzenden Bundeskanzler Fred Sinowaz beendet worden.
    Sinowaz, er erhielt 482 von 485 möglichen Delegiertenstimmen, appellierte an die Partei, die internen Auseinandersetzungen zu beenden und den Eindruck der Zerrissenheit zu verwischen, der so viele Funktionäre verbittert hatte.
    Dabei gehe es nicht um Disziplinierung, sondern nur um Selbstdisziplin, sagte Sinovac.
    Außerdem forderte der neue Parteichef seine Parteimitglieder auf, die Überheblichkeit des langen Erfolgs abzulegen und sich stets um persönliche Moral und Integrität zu bemühen.
    Der ehemalige Parteivorsitzende Bruno Kreisky ist in offener Akklamation zum Ehrenvorsitzenden der Partei auf Lebenszeit gewählt worden.
    Nach Meinung von Wissenschaftsminister Heinz Fischer hat der Bundesparteitag der SPÖ einen Schlusspunkt unter den Konflikt Kreisky-Androsch gesetzt.
    Fischer betonte ferner, die Sozialdemokraten hätten die größten und schwierigsten Aufgaben vor sich.
    So wichtig es gewesen sei, in den vergangenen zwei oder drei Generationen die soziale Frage zu lösen, nun gehe es um die Existenzfrage der Menschheit, wie Ökologie, Frieden, Ökonomie oder den Nord-Süd-Konflikt.
    Mit einem festlichen Gottesdienst im Wiener Stephansdom feierte der Erzbischof von Wien Kardinal Franz König sein goldenes Priesterjubiläum.
    In einer kurzen Ansprache an die mehr als 5000 im Stephansdom versammelten Gläubigen unterstrich Kardinal König seine enge Verbundenheit mit der Priesterschaft der Erzdiözese.
    Vatikan.
    Papst Johannes Paul II.
    hat an Präsident Reagan und an den sowjetischen Staat zum Parteichef Andropow appelliert, das Wettrüsten zu beenden und die Abrüstungsverhandlungen fortzusetzen.
    Zum Abschluss der einmonatigen Bischofssynode im Vatikan teilte der Papst heute mit, er habe an die Führer der beiden Supermächte persönliche Schreiben gerichtet.
    In seiner halbstündigen Rede sagte der Heilige Vater, die Menschen in aller Welt hätten Angst und schrien nach Versöhnung.
    Grenada.
    Während die Kämpfe im Berggebiet der Karibikinsel Grenada anhalten, wurden die amerikanischen Invasionstruppen weiter verstärkt.
    Auf der Insel stehen jetzt an die 6000 Amerikaner.
    Etwa 10.000 amerikanische Soldaten befinden sich an Bord von Kriegsschiffen vor der Küste.
    Der Kommandant der Landungstruppen sagte, man habe den Widerstand unterschätzt.
    Die beiden auf Grenada vermissten Reporter des Nachrichtenmagazins Stern sind auf der Nachbarinsel Barbados eingetroffen.
    Libanon.
    Die für Montag geplante Versöhnungskonferenz aller Bürgerkriegsparteien in Genf ist um einen Tag verschoben worden.
    Damit soll Zeit für vorbereitende Gespräche gewonnen werden.
    Der libanesische Präsident Damien Jmajel ist heute zur Teilnahme an der Versöhnungskonferenz nach Genf abgereist.
    Die Wetteraussichten für Österreich bis heute Abend meist reichlich bewölkt, strichweise Regen, Nachmittagstemperaturen 7 bis 13 Grad.
    Und damit geht das Samstag-Mittag-Journal zu Ende.
    Im Namen von der Redaktion und Technik verabschiedet sich Werner Löw.
    Einen schönen Samstag Nachmittag noch und ein schönes Wochenende.
    Auf Wiederhören.

    Beiträge dieses Journals

    Trailer O-T Bruno Kreisky - Verabschiedung SPÖ-Parteitag
    Einblendung: Bruno Kreisky
    Mitwirkende: Fischer, Johannes [Gestaltung] , Kreisky, Bruno [Interviewte/r]
    Datum: 1983.10.29 [Sendedatum]
    Ort: Wien, Konzerthaus [Veranstaltungsort]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Politik ; Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Nachrichten
    Datum: 1983.10.29 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Wetterbericht
    Datum: 1983.10.29 [Sendedatum]
    Schlagworte: Natur ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Referat des neuen SPÖ-Vorsitzenden Fred Sinowatz (482 von 485 Stimmen) am 28. ordentlichen Bundesparteitag der SPÖ
    Einblendung: Landeshauptmann Wagner, Bundeskanzler Sinowatz, Alt-Bundeskanzler Kreisky
    Mitwirkende: Eichinger, Erich [Gestaltung] , Adrowitzer, Roland [Gestaltung] , Wagner, Leopold [Interviewte/r] , Sinowatz, Fred [Interviewte/r] , Kreisky, Bruno [Interviewte/r]
    Datum: 1983.10.29 [Sendedatum]
    Ort: Wien, Konzerthaus [Veranstaltungsort]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Politik ; Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Im Journal zu Gast: Wissenschaftsminister Heinz Fischer
    Interview: Wissenschaftsminister Heinz Fischer
    Mitwirkende: Nagiller, Rudolf [Gestaltung] , Fischer, Heinz [Interviewte/r]
    Datum: 1983.10.29 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik ; Politik Österreich ; Gesellschaft ; Medien und Kommunikation ; Wissenschaft und Forschung ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Lohnabschluss der Metaller unter der Inflationsrate
    Mitwirkende: Adler, Hans [Gestaltung]
    Datum: 1983.10.29 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Politik ; Gesellschaft ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    10 Jahre Wiener Truppenabbauverhandlungen
    Einblendung: Außenminister Kirchschläger (1973), Botschafter der UdSSR Michailow
    Mitwirkende: Machatschke, Roland [Gestaltung] , Kirchschläger, Rudolf [Interviewte/r] , Michailow, ... [Interviewte/r]
    Datum: 1983.10.29 [Sendedatum]
    Ort: Wien [Veranstaltungsort]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Politik Österreich ; Medien und Kommunikation ; Technik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten

    Katalogzettel

    Titel Mittagsjournal 1983.10.29
    Spieldauer 00:59:55
    Mitwirkende Löw, Werner [Moderation]
    Wendl, Fritz [Regie] [GND]
    ORF [Produzent]
    Datum 1983.10.29 [Sendedatum]
    Schlagworte Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt
    20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ audio
    Format TKA [Tonband auf Kern (AEG)]
    Sprache Deutsch
    Rechte Mit freundlicher Genehmigung: ORF
    Signatur Österreichische Mediathek, jm-831029_k02
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